Mediennutzung von kindern & jugendlichen - Ratgeber für Eltern Information für Fachkräfte

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Mediennutzung von kindern & jugendlichen - Ratgeber für Eltern Information für Fachkräfte
mediennutzung
von kindern
& jugendlichen
Ratgeber für Eltern
Information für Fachkräfte

                             iStock.com/anandaBGD
Mediennutzung von kindern & jugendlichen - Ratgeber für Eltern Information für Fachkräfte
neon – Prävention & Suchthilfe –
wer wir sind

neon – Prävention und Suchthilfe betreibt seit           Wir vermitteln seriöse und fundierte Informationen
2010 eine gemeinnützige Suchtberatungs- und              zu    möglichen    gesundheitlichen   Risiken   durch
Präventionsfachstelle in Rosenheim. . Wir unterstützen   Strahlungsbelastung und geben Einblick in die
Kinder und Jugendliche, ihre Eltern, Fachkräfte und      gesellschaftspolitische   Dimension   der    Internet-
auch die Öffentlichkeit bei der Entwicklung einer        nutzung.
angemessenen Nutzung der digitalen Medien.

STÄNDIGE UNTERBRECHUNG                                   NORMALITÄT SMARTPHONE

                                                                                                     99%
                                                                                      88%

                                                                           47%

                                                              14%
                                                          2010          2012         2014            2019

Alle 10   Minuten schauen Jugendliche auf                Seit 2010 hat der Smartphonebesitz von Jugend-
ihr Handydisplay                                         lichen um 85% zugenommen

SCHÄDLICHE STRAHLUNG                                     GLÄSERNE MENSCHEN

In über 130   Untersuchungen wurden                      340 mal am Tag übermitteln Android-Smart-
negative Auswirkungen auf Fruchtbarkeit sowie Ent-       phones den Standort des Nutzers an Google
wicklung von ungeborenen Kindern nachgewiesen.
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Mediennutzung und Jugendliche –
wo liegt das Problem?

Digitaler Dauerstress durch das Smartphone              Mediensüchtig?!
Durchschnittlich drei Stunden täglich verbringen        Sowohl Eltern als auch immer mehr Jugendliche
junge Menschen vor dem Bildschirm ihres Smart-          selbst stellen sich die Frage: „Ist das noch normal?“
phones. Die meiste Zeit wird dabei für Chats via        Aktuell werden vier bis sechs Prozent der Jugendli-
WhatsApp & Co verwendet. Wegen eingehender              chen als mediensüchtig eingestuft. Durch eine nicht
Nachrichten werden die jungen Smartphone-Nutzer         angemessene, exzessive Nutzung können negative
so mindestens alle 10 Minuten bei ihren Tätigkeiten     Folgen für die Entwicklung bei Kindern und Jugend-
im Alltag unterbrochen. Zusätzlich kommt noch die       lichen entstehen. Dieser Ratgeber soll dabei helfen,
Nutzung anderer elektronischer Geräte wie PCs oder      Kinder und Jugendliche zu mehr Medienmündigkeit
Spielekonsolen dazu.                                    anzuleiten.
Kein Wunder also, dass Experten mittlerweile zu einer
„Digitalen Diät“ raten. Was darunter genau zu verste-   Problem Datenschutz und Strahlung
hen ist und wie man diese im Alltag anwenden kann,      Aktuell rücken auch das Gefährdungspotential
erfahren Sie auf den folgenden Seiten.                  durch die Strahlungsbelastung von Funkwellen und
                                                        Bildschirmlicht sowie die Folgen fehlenden Daten-
Freizeitbeschäftigung Videospiele                       schutzes immer stärker in den Fokus. In ihrer Funk-
Auch die Nutzung digitaler Spiele nimmt in der          tion als Vorbild müssen sich Eltern, Lehrkräfte und
Lebenswelt junger Menschen eine große Rolle ein.        Fachleute bewusst sein, dass die Internetnutzung
Drei von fünf Jugendlichen spielen regelmäßig,          gravierende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft
also mehrmals pro Woche. Längst ist dies kein aus-      hat und dass das gesundheitsgefährdende Poten-
schließlich männliches Thema mehr, lediglich 18         tial vieler digitaler Geräte mittlerweile wissenschaft-
Prozent der Mädchen gaben an, nie zu spielen. Was       lich unumstritten ist.
die Dauer der Nutzung anbelangt, liegen die Jungs
noch vorne, sie verbringen circa dreimal mehr Zeit
vor dem Bildschirm als die Mädchen.

                                                                                                iStock.com/golero
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Das Smartphone –
    Digitaler Alleskönner

    Heute besitzen 99 Prozent der 12 bis 19-Jährigen ein    der/die einzelne dar? Dies fordert die Nutzerinnen
    eigenes Smartphone, die meisten Jugendlichen            und Nutzer gerade dazu auf, die eigene Identität
    können damit unbegrenzt im Internet surfen. Am          ständig neu zu erfinden und attraktiv auszugestal-
    häufigsten genutzt werden dabei Kommunikations-         ten. Diese Dynamik stellt einen weiteren Baustein in
    apps, z.B. WhatsApp oder Telegram, gefolgt von sozi-    unserer modernen, häufig auf Konsum und Leistung
    alen Netzwerken wie Instagram oder Snapchat. Auf        getrimmten Gesellschaft dar. Wer hier nicht mit-
    Platz drei liegen Spieleapps wie Minecraft, Fortnite    halten kann oder will, gerät schnell in die Falle von
    oder Candy Crush Saga.                                  Selbstzweifeln, Stress oder sogar Depressionen.

    Ein Smartphone erfüllt durch seine technischen Mög-     Zugunsten der Interaktion mit dem Smartphone
    lichkeiten viele zentrale Grundbedürfnisse Jugendli-    werden andere Aktivitäten vernachlässigt. Mitt-
    cher. In diversen Gruppen- oder Einzelchats werden      lerweile muss davon ausgegangen werden, dass
    teils bis weit in die Nacht Nachrichten ausgetauscht.   die Smartphonenutzung auch die Lebensqualität
    Durch die Möglichkeit, permanent im Austausch mit       nachhaltig zum Schlechteren beeinflusst. Mehrere
    Gleichaltrigen zu sein, wird das Bedürfnis nach Bin-    Studien zeigen bereits, dass Jugendliche mit inten-
    dung angesprochen. Die Jugendlichen haben so            siver Handynutzung im Vergleich weniger und auch
    das Gefühl dazuzugehören und Teil einer Gruppe zu       schlechter schlafen sowie insgesamt unzufriedener
    sein. Die Social-Media-Anbindung vieler Internetan-     und gestresster sind.
    gebote dient genau diesem Zweck: Wer bewertet
    welche Inhalte positiv oder negativ? Wie stellt sich

Pixabay/HeikoAL
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Die derzeit beliebtesten Apps
unter Jugendlichen:

WhatsApp                                                  Instagram
Für rund 80 Prozent der Jugendlichen die wichtigste       Instagram ist ebenso wie WhatsApp eine Tochter-
App auf ihrem Smartphone. Das kostenlose Verschi-         firma von Facebook. Das Teilen von hochgeladenen
cken von Bildern, Videos und Textnachrichten sowie        Fotos oder kurzen Videomitschnitten und die Inter-
die Möglichkeiten, in Gruppen zu kommunizieren,           aktion mit anderen Mitgliedern durch das Kommen-
macht die hohe Faszination aus.                           tieren von Fotos sind die Markenzeichen des Netz-
Problematisch ist insbesondere der Datenschutz:           werks.
Die App sammelt große Datenmengen, die an Drit-           Kritisch muss der soziale Leistungsdruck gesehen
te weiterverkauft werden. Zudem wird die App auch         werden, der durch die Plattform angeheizt wird. Mit-
häufig zur Plattform für Mobbing oder gefährliche         tels unzähliger Filter (Funktionen zum Aufhübschen
Inhalte mit pornographischem oder gewaltverherr-          der Fotos) kann sich jede und jeder stets von der
lichendem Material. Erlaubt ist die Nutzung laut AGB      besten Seite zeigen. Die Nutzung von Instagram ist
erst ab dem 16. Lebensjahr.                               ab dem 13. Lebensjahr gestattet.

Snapchat                                                  YouTube
Der kostenfreie Messenger wird vor allem zum              YouTube ist eine Plattform, auf der jeder eigene
Verschicken von Bilddateien und kurzen Video-             Videos veröffentlichen und aus weit über fünf Milliar-
mitschnitten genutzt. Die Besonderheit der App            den Filmen anderer Nutzer auswählen kann. Neben
liegt dabei in der Dauer der Darstellung. Verschickte     direkter Werbung gewinnen sogenannte Influencer
Inhalte sind zunächst lediglich wenige Sekunden für       immer mehr Einfluss. Scheinbar „normale“ Jugend-
den Empfänger sichtbar. Dies verführt dazu, pein-         liche    promoten   ihre    Lieblingsprodukte,   geben
liche oder unangebrachte Inhalte zu teilen, u.a. ist      Schmink- oder Trainings-Tipps und nehmen Stel-
Snapchat auch Plattform für das Verschicken von           lung zu aktuellen politischen Themen. Bezahlt wer-
Nacktfotos („Sexting“). Bei der vermeintlich kurzzeiti-   den sie von den Herstellern oder sie verdienen durch
gen Darstellung handelt es sich aber um eine Illusi-      die Anzahl der Abonnenten (Personen, die ihnen auf
on. Tatsächlich können verschickte Fotos und Videos       den digitalen Kanälen folgen) bis zu mehreren Zehn-
problemlos vom Empfänger gespeichert und wei-             tausend Euro pro Beitrag.
terverschickt werden. Die App sieht für die Nutzung       Problematisch ist das Fehlen von Mechanismen
ein Mindestalter von 13 Jahren vor.                       zur Qualitätssicherung der hochgeladenen Inhal-
                                                          te sowie die Verlockung zum endlosen Weitersur-
                                                          fen („Binge-Watching“). Wer YouTube nutzen will,
                                                          der muss das „rechtlich erforderliche Alter für den
                                                          Abschluss eines bindenden Vertrags“ erfüllen. Das
                                                          ist in Deutschland erst mit 18 Jahren gegeben.
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Minecraft, Fortnite und Co. –
   Die Welt der digitalen Spiele

   Rund 83 Prozent der männlichen Jugendlichen spie-       Zum Vergleich: ein Fußballspieler verlässt das Feld
   len mehrmals pro Woche oder sogar täglich ein           und sein Team auch nicht in der 81. Minute.
   digitales Spiel, bei den Mädchen sind es immerhin
   41 Prozent. Am häufigsten wird dabei am Smartpho-       Viele Eltern haben gegenüber den Spielen eine kriti-
   ne gespielt, gefolgt von Onlinespielen am PC/Laptop.    sche Haltung entwickelt, die zum Teil auch begrün-
   Laut eigener Einschätzung verbringen die Jugendli-      det ist. Nutzen Jugendliche Spiele außerhalb ihrer
   chen durchschnittlich 84 Minuten pro Tag mit der        Altersfreigaben oder verbringen sie übermäßig viel
   Nutzung digitaler Spiele.                               Zeit in den virtuellen Welten, kann sich dies nachhal-
                                                           tig auf ihre Gesundheit und ihre seelische Entwick-
   Die Welt der Spiele hat sich gewandelt. Längst spielt   lung auswirken. Auch finden immer mehr Glücks-
   man nicht mehr alleine in einer geschlossenen           spielelemente, z.B. Lootboxen (zum Teil kostenpflich-
   Spielwelt, sondern tauscht sich im „Multiplayer-Mo-     tige virtuelle Kisten, die besondere Spielgegenstände
   dus“ (mehrere Nutzer spielen gemeinsam) via Mik-        enthalten) Eingang in die Spielewelten. Eltern sollten
   rofon oder Chatanwendung aus. Die Spiele haben          ihre Kinder also dabei unterstützen, einen gesunden
   einerseits immer mehr auch sozialen Charakter, d.h.     und altersentsprechenden Umgang zu entwickeln.
   die Nutzer können so ihr Bedürfnis nach Zugehö-         Notwendig ist der permanente Austausch sowie die
   rigkeit und Bindung stillen. Andererseits erschwert     Kommunikation klarer Regeln (s. Abschnitt „Medien-
   eben dieser Punkt das Abschalten und Einhalten          erziehung“).
   von spielfreien Zeiten, schließlich möchte man „sein
   Team“ nicht im Stich lassen.

                                                            Besonders zu beachten:

                                                            ► Bleiben Sie informiert: Welche Spiele nutzt Ihr Kind?

                                                            ► Achten Sie auf die entsprechende Altersfreigabe
                                                               (USK-Kennzeichen).

                                                            ► Schauen Sie sich Videos der Spiele im Internet, z.B.
                                                               auf YouTube, an. So erhalten Sie selbst einen Ein-
                                                               druck und können entscheiden, ob das Spiel für
                                                               Ihr Kind geeignet ist.

                                                            ► Viele Spiele stehen den Nutzern zunächst kos-
                                                               tenfrei zur Verfügung, im Laufe des Spiels können
                                                               aber durchaus Kosten anfallen. Informieren Sie
                                                               Ihre Kinder über diese sogenannte „Free-2-Play-
                                                               Games“.

                                                            ► Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Verhaltensricht-
                                                               linien. Diese gelten nicht nur im realen Leben, son-
                                                               dern auch online.

                                                            ► Kinder unter acht Jahren sollten digitale Spiele
                                                               nur sehr eingeschränkt nutzen. Ihnen fällt es noch
                                                               besonders schwer, zwischen der realen und der
                                                               virtuellen Welt zu unterscheiden. Die Eltern müs-
                                                               sen darum sehr auf die Nutzungsdauer und die
                                                               Inhalte des Spiels achten.
iStock.com/FOTOKITA
Mediensucht –
Ab wann wird es bedenklich?

Sowohl Eltern als auch die Jugendlichen selbst stel-     Daher sollten Betroffene überlegen, wie sie ihre
len sich häufig die Frage, ob ihre Mediennutzung         Mediennutzung reduzieren oder verändern können.
noch „normal“ ist oder ob man schon von Sucht            Kinder brauchen dabei dringend die Unterstützung
sprechen kann. Interessant ist, dass das Krank-          der Eltern. Häufig wird durch das Einführen bestimm-
heitsbild der Mediensucht noch relativ neu ist. Erst     ter Regeln und Nutzungsvereinbarungen bereits
seit 2018 gibt es von der Weltgesundheitsorganisa-       eine Verbesserung herbeigeführt.
tion dazu eine vorläufige Diagnose und Betroffene
haben somit einen Anspruch auf Behandlung und
Unterstützung.

Weitaus häufiger als das Vorliegen einer Suchter-
krankung ist eine sogenannte „problematische Nut-
zung“ die weitaus mehr Menschen betrifft. Dabei
handelt es sich nicht um eine psychische Erkran-
kung, sondern um eine Beschreibung des Nutzungs-
verhaltens, das nicht mehr mit einem gesunden,
risikoarmen und sinnvollen Umgang übereinstimmt.

Folgende Merkmale sprechen für das Vorliegen             Folgende Merkmale können Anzeichen für die
einer Suchterkrankung:                                   Notwendigkeit einer Veränderung sein:

► Anhaltende Nutzung trotz negativer Konsequen-         ► Andere Interessen und Hobbies werden durch die
  zen                                                      Mediennutzung vernachlässigt.

► Kontrollverlust hinsichtlich Art und Umfang der       ► Ihr Kind verändert sich in seiner Persönlichkeit,
  Nutzung                                                  zieht sich zurück und verbringt immer mehr Zeit
                                                           vor dem Bildschirm
► Vernachlässigung wichtiger Pflichten und ande-
  rer Interessen                                         ► Mediennutzung ist ein häufiges Streitthema in der
                                                           Familie
► Auftreten negativer Zustände wie z.B. Aggressio-
  nen, Unruhe und Schlafstörungen bei Einschrän-         ► Schulische Leistungen lassen nach, da durch ver-
  kung des Medienkonsums                                   mehrte Zeit vor dem Bildschirm schulische Pflich-
                                                           ten vernachlässigt werden.
► Auftreten eines zwanghaften Verlangens zur Nut-
  zung bestimmter Medien

Dies sind jedoch nur grobe Richtlinien. Eine ernsthaf-   Dies können aber genauso auch Anzeichen für eine
te Einschätzung kann ausschließlich von Experten         andere seelische Belastung Ihrer Kinder sein. Suchen
getroffen werden.                                        Sie in jedem Fall das Gespräch und äußern Sie Ihre
                                                         Sorgen. Gerne stehen wir Ihnen auch als Ansprech-
                                                         partner zur Verfügung.
Strahlung –
Das unterschätzte Risiko

Lange war wenig darüber bekannt, wie schädlich die        Symptomen wie Kopfschmerzen und Nervosität gilt
Strahlung von Mobilfunk- und WLAN-Netzen sowie            mittlerweile als sehr wahrscheinlich. Die Maximal-
Bluethooth-Geräten wirklich ist. Mittlerweile bele-       forderung nach einem direkten Beweis, dass die
gen viele Studien den gesundheitsschädigenden             Strahlung auf zellulärer Ebene die Ursache für diese
Effekt der Strahlung vieler digitaler Technologien. In    Symptome darstellt, ist aktuell aufgrund fehlenden
mehr als 130 Untersuchungen wurden negative Aus-          Wissens über die biologischen Vorgänge häufig gar
wirkungen auf Fruchtbarkeit sowie Entwicklung von         nicht möglich. Im Sinne der Vorsorge ist dies aber
ungeborenen Kindern nachgewiesen. Von der Welt-           gar nicht relevant: Andere Gesundheitsgefahren
gesundheitsorganisation wurde Mobilfunkstrahlung          wie Asbest oder Holzschutzmittel werden auch stark
bereits 2011 als „möglicherweise krebserregend“ ein-      reguliert, ohne dass man lange Zeit kausale Zusam-
gestuft. Vor allem Kinder und Jugendliche sind auf-       menhänge gekannt hat.
grund ihrer körperlichen Entwicklung anfälliger für
den Einfluss der Strahlung. Beim Telefonieren ist die     Sogar Hersteller von Mobilfunkgeräten empfehlen
Strahlenbelastung auf das Gehirn bei Kindern drei-        mittlerweile den direkten Körperkontakt mit dem
mal höher als bei Erwachsenen.                            Gerät zu vermeiden und raten zu einem Mindest-
                                                          abstand von zwei Zentimetern. Folgende Tipps kön-
Ein Zusammenhang zwischen verschiedenen neu-              nen Ihnen dabei helfen, sich selbst und Ihre Kinder
rologischen Störungen z.B. Entwicklungsverzöge-           vor den negativen Auswirkungen der Strahlung zu
rungen, Störungen des Immunsystems bis hin zu             schützen.

Schützen Sie Ihre Gesundheit:

► Vermeiden Sie lange Gespräche mit dem Smart-
  phone und nutzen Sie ein Headset.

► Schalten Sie ihre technischen Geräte bei Nicht-
  nutzung in den Flugmodus.

► Schalten Sie so oft wie möglich die „mobilen                 “altes“ Handy
  Daten“, Bluetooth und das WLAN aus.                           im Standby-Betrieb:
                                                                Verbindung zur Basisstation:
► Kein direkter Körperkontakt, z.B. Handy in der
                                                                alle 4 Stunden
  Hosentasche.

► Kinder sollen möglichst keinen Kontakt zu strah-
  lenden Geräten haben.

► Schlaf- und Kinderzimmer sollten gerätefreie und
  WLAN-freie Orte sein.

► Vermeiden    Sie Smartphonenutzung im Auto,
  neben der erhöhten Unfallgefahr ist dort auch die
  Strahlung stärker.
                                                                                                                 iStock.com/RapidEye

► Machen Sie Ihren Kindern altersentsprechend die
                                                                Smartphone
  Gefahren der Strahlung bewusst.
                                                                im Standby-Betrieb:
► Nutzen Sie die „Nightshift“-Funktion, um das für die         Verbindung zur Basisstation:
  Augen schädliche blaue LED-Licht herauszufiltern.             alle 6 - 7 Minuten
Datenschutz = Demokratieschutz
- oder die Frage „wie funktioniert
das Internet?“

Was passiert mit unseren persönlichen Daten in der       Artikel in Zeitungen, Nachrichtenportalen oder Inter-
virtuellen Welt? Wer sammelt sie und was wird damit      netblogs können vor der Veröffentlichung anhand
gemacht? Wieso gehören Google oder Facebook zu           des Nutzungsverhaltens im gesamten Internet
den wertvollsten Unternehmen dieses Planeten und         danach bewertet werden, welche Relevanz sie bei
warum sind ihre Dienste für uns kostenlos? Die letz-     den Lesern erreichen können. Denn nur eine große
te Antwort ist einfach: Es gibt Dritte, die für unsere   Reichweite bringt im digitalen Medienzeitalter Geld:
Daten sehr viel Geld bezahlen. Eine häufige Aussage      Mehr Klicks = mehr Werbeeinnahmen. Ein wichtiges
lautet, man selbst habe nichts zu verbergen. Dieses      Prinzip des seriösen Journalismus steht damit auf
Argument zeigt allerdings nur, wie wenig die meisten     dem Prüfstand: Veröffentlicht wird nicht, was aus
von uns über die wirtschaftliche Funktionsweise des      Sicht des Journalisten wichtig ist, sondern was beim
Internets wissen. Unsere persönlichen Daten werden       Leser auf Interesse stößt und gut ankommt. Beson-
genauso wie unser gesamtes Surfverhalten gesam-          ders problematisch wird diese Tendenz zur „Filter-
melt („Tracking“) und unter anderem für Marketing-       blase“ in sozialen Netzwerken: Der User bekommt
zwecke analysiert. Dies geschieht z.B. durch „Cook-      vor allem Informationen, die seinen Interessen und
ies“, Dateien, die auf unserem Rechner gespeichert       Überzeugungen nahestehen, abweichende Mei-
werden, und u.a. das gesamte weitere Nutzungsver-        nungen kommen immer weniger vor. Gegen Bezah-
halten aufzeichnen. Durch unsere digitalen Fußspu-       lung können Interessengruppen diesen Effekt noch
ren entstehen so Profile, die das Verhalten Einzelner    zusätzlich ausnutzen: Bestimmten Zielgruppen wer-
wie auch der gesamten Gesellschaft vorhersagbar          den z.B. auf Facebook politisch relevante Nachrich-
machen. Nicht nur, dass wir auf diese Weise noch         ten ganz gezielt angezeigt. Wenn man dann noch
wirksamere personalisierte Werbung erhalten, auch        die Möglichkeiten mitbedenkt, wie durch manipu-
für andere Bereiche sind diese Informationen hoch-       lierte Accounts bei Diensten wie Twitter bestimmte
interessant. Krankenkassen oder andere Versiche-         Themen in ihrer Relevanz gesteigert werden können,
rungen können dadurch weitaus mehr Informatio-           ist zu erahnen welches Potential zur Meinungsbil-
nen über ihre Mitglieder erhalten und beispielsweise     dung durch die legale Weiterverwendung und Ana-
Beiträge entsprechend anpassen. Auch die Medien-         lyse unserer Daten entfaltet wird.
landschaft wird von diesem Datensog längst erfasst.

Schützen Sie Ihre Daten:

► Schauen Sie sich vor dem Download einer App           ► Deaktivieren Sie die Standorterkennung und auto-
  gemeinsam mit Ihren Kindern die AGBs an und              matische Datenbackups.
  überprüfen Sie, welche Zugriffe und Berechtigun-
                                                         ► Erst denken, dann „liken“: Besonders die Menge
  gen diese einfordern.
                                                           der Likes sagt etwas über Ihre Persönlichkeit aus:
► Überlegen Sie sehr genau, welche Inhalte Sie
  online veröffentlichen oder verschicken. Das
  Internet vergisst nie.

► Legen Sie für sich und Ihre Kinder eine zwei-
  te E-Mail-Adresse an, aus der nicht Ihr Vor- und
  Nachname ableitbar ist. Verwenden Sie Ihre „ers-
  te“ Mailadresse nur für offizielle Angelegenheiten.        10               100                230
                                                           Bei 10 Likes kennt der Facebook-Algorithmus uns
► Treffen Sie Absprachen mit Ihren Kindern, welche
                                                           besser als unsere Arbeitskollegen. Ab 100 Likes
  Daten und Inhalte weitergegeben und welche
                                                           kennt er uns besser als unsere Familie. Bei 230 Likes
  Apps verwendet werden dürfen.
                                                           weiß er mehr über uns als unser Lebenspartner.
MEDIENERZIEHUNG - Tipps für Eltern

Der Begriff „Medienerziehung“ unterliegt im aktu-      netzt sein, wie solche mit dem neuesten Smart-
ellen Fachdiskurs einem grundlegenden Wandel.          phone. Die Vermeidung von Auseinandersetzun-
War damit lange Zeit lediglich die Kompetenz von       gen sollte nicht der Maßstab für die Entscheidung
jungen Menschen gemeint, die technischen Anfor-        bei der Anschaffung technischer Geräte sein. Kön-
derungen der digitalen Medien gut zu bewältigen,       nen Sie es aushalten, wenn Ihr Kind wütend auf Sie
rückt mittlerweile immer mehr die Aufforderung an      ist? Wie gehen Sie mit der Ablehnung Ihres Kindes
die Eltern heran, das Nutzungsverhalten ihrer Kinder   Ihnen gegenüber um? Ein Smartphone sichert zwar
zu beschränken und die reflektierte, risikobewusste    momentan den Familienfrieden, kann aber langfris-
Nutzung durch die jungen Menschen zu fördern.          tig zu vielen weiteren Konflikten führen und so die
Ein   zugegebenermaßen       hinkender    Vergleich    ersehnte Harmonie wieder ins Wanken bringen.
macht dies deutlich: Kinder unter 18 Jahren dürfen
in Deutschland, obwohl sie von ihren technischen       Technische Geräte als Leihgabe
Fähigkeiten her viel früher dazu in der Lage wären,    Wir empfehlen digitale Geräte nicht als Geschenk an
nicht Auto fahren. Die Gesellschaft ist der Meinung,   Jugendliche weiterzugeben, sondern diese lediglich
dass pubertierende Jugendliche mit einem Auto          zu „verleihen“. Die Leihgabe wird vorab an bestimmte
nicht verantwortungsvoll umgehen können. Wie           Nutzungsbedingungen geknüpft, beispielsweise die
sieht das aber mit den fast grenzenlosen Möglich-      Einhaltung von Zeitkontingenten oder an das aus-
keiten eines Smartphones mit Internetzugang in den     schließliche Verwenden ausgewählter Apps. Dies
Händen zwölfjähriger Kinder aus?                       führt dazu, dass Ihre Kinder von Anfang an ein ande-
                                                       res Bewusstsein im Umgang mit den Geräten entwi-
Konfliktobjekt Handy                                   ckeln. Die Nutzung ist nämlich nicht selbstverständ-
Häufig erleben wir, dass Eltern ihren Kindern ein      lich, sondern kann jederzeit durch die Eltern beendet
Smartphone kaufen, obwohl Sie selbst eigent-           werden. Ab welchem Alter bestimmte Geräte für
lich dagegen sind. Woher kommt dieses Handeln          Kinder geeignet sind, kann pauschal nicht beant-
gegen eigene Prinzipien? In Gesprächen mit Eltern      wortet werden. Wenn Sie selbst einen Blick auf Ihre
werden der Druck der anderen Eltern sowie die          und andere Kinder werfen, wird schnell klar, jedes
Angst, dass das eigene Kind sonst zum Außensei-        Kind ist anders entwickelt und bringt andere persön-
ter wird, genannt. Dagegen zeigt sich bei genauerer    liche Fähigkeiten mit. Daher empfehlen wir, sich als
Betrachtung, dass viele Eltern ähnlich denken: Nicht   Eltern auf das eigene Gespür zu verlassen und kri-
alle Jugendlichen müssen bereits mit 13 Jahren ein     tisch zu hinterfragen, ob Ihr Kind die notwendige Rei-
Smartphone besitzen und diejenigen Jugendlichen,       fe und Einsicht besitzt, die einen sinnvollen Umgang
die selbst mit 15 Jahren noch kein eigenes Gerät       mit Medien überhaupt erst möglich machen.
haben, können genauso gut im Freundeskreis ver-

                                                                                      iStock.com/PeopleImages
Diese Reife wird vor allem von der Fähigkeit bestimmt,     Bleiben Sie im Austausch
sich selbst in der Nutzung zu beschränken.                 Das Thema Mediennutzung ist in vielen Familien
                                                           bereits sehr konfliktbehaftet. Häufig erleichtert ein
Ohne Regeln geht es nicht                                  offener Zugang wieder den Austausch. Zeigen Sie
Gerade weil digitale Medien ihre Nutzer perma-             sich interessiert an dem, was Ihre Kinder an den Gerä-
nent zur Beschäftigung mit ihnen animieren, wird           ten oder Anwendungen fasziniert. Lassen Sie sich
klar, dass es ohne Regeln nicht funktioniert. Es fällt     erklären, was Ihre Kinder spielen und wie deren Nut-
auch vielen Erwachsenen sehr schwer, die eige-             zungsverhalten in sozialen Netzwerken aussieht. Dies
ne Smartphonenutzung zu begrenzen. Von Kindern             ist dann auch eine gute Gelegenheit, die häufig auf
und Jugendlichen wird dies jedoch häufig selbst-           unrealistisch positive Selbstdarstellung getrimm-
verständlich erwartet. Das kann nicht funktionieren!       ten Posts (Stichwort „Selfie-Mania“ & Instagram-Fil-
Ihre Kinder brauchen Sie daher als Vorbild und Ihre        ter) kritisch zu hinterfragen. Dadurch gewinnen Sie
Unterstützung, um einen sinnvollen Umgang mit              Erkenntnisse über die manchmal komplizierte virtu-
digitalen Medien zu entwickeln.                            elle Welt und schaffen zugleich eine gute Grundlage
Diese Unterstützung liegt wie bei vielen anderen           um mit Ihren Kindern über Regeln und Umgang zu
Bereichen in der Erziehung auch darin, in Bezug auf        sprechen. Nehmen Sie auch Kontakt mit den Eltern
scheinbar positive Dinge begrenzt und reguliert            der Freunde Ihrer Kinder auf. Viele Eltern sind dank-
zu werden. Denken Sie dabei an den Umgang mit              bar, wenn Sie merken, dass andere sich ebenfalls
suspekten Freunden, dem Konsum von Süßigkeiten,            über diese Themen Gedanken machen und Interes-
das Ausprobieren von Alkohol und Zigaretten und            se an gemeinsamen Absprachen haben. Denn die
vielem anderen mehr. Legen Sie je nach Alter Ihrer         Angst, dass Ihr Kind zum Außenseiter wird, wenn Sie
Kinder auch gemeinsam Regeln zum Umgang mit                der exzessiven Handy- und Mediennutzung einen
digitalen Medien in der Familie fest.                      Riegel vorschieben, ist häufig unbegründet. Ganz
Binden Sie Ihre Kinder aktiv in diesen Prozess mit ein     im Gegenteil: in vielen Familien gibt es den Wunsch
und machen Sie deutlich, warum Ihnen diese Regeln          nach weniger digitalem Dauerstress.
wichtig sind. Vereinbaren Sie auch, was im Fall einer
Nichteinhaltung passieren soll. Bleiben Sie dabei
realistisch und achten Sie auf die konsequente Ein-
haltung.

Digitale Diät – Weniger ist mehr

► Machen Sie sich das Ausmaß Ihrer Smartphonenutzung bewusst: Apps wie z.B. Moment, Quality Time
  oder Bildschirmzeit (Standard-Funktion beim iPhone/iPad), helfen dabei einen realistischen Überblick zu
  gewinnen. Geräte von Kindern sollten immer mit einer technischen Sicherung versehen werden.

► Legen Sie sich wieder eine Armbanduhr und einen Wecker zu. Damit reduziert sich die Zahl der unbe-
  wussten Griffe zum Smartphone bereits fast von selbst.

► Verbannen Sie das Smartphone und andere elektronische Geräte aus Ihrem Schlafzimmer. Auf diese
  Weise verbessern Sie Ihre Schlafqualität und tragen zu einer besseren Erholung bei.

► Räumen Sie sich handyfreie Zeiten ein, beispielsweise die gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie oder
  erklären Sie Wohn- und Schlafzimmer als handyfreie Zone.

► Vereinbaren Sie mit Freunden und Familie eine „Digital-Etikette“: Keine Anrufe und SMS nach einer
  bestimmten Uhrzeit, bei persönlichen Treffen wird das Handy nicht auf den Tisch gelegt, usw.
Machen Sie es sich leicht - Nehmen                       weitere informationen
Sie Unterstützung in Anspruch                            und hilfeangebote:

Die Tipps dieses Ratgebers umzusetzen ist nicht          www.neon-rosenheim.de
leicht. Es erfordert viel Energie und Aufmerksamkeit,    Angebote unserer Beratungsstelle
um sich immer wieder mit der Thematik auseinan-
derzusetzen und auf dem neuesten Stand der Tech-         www.klicksafe.de
nik zu bleiben. Allerdings gibt es diverse Möglichkei-   www.handysektor.de
ten, sich bei der Medienerziehung durch technische       Infos zu Sicherheit im Netz, Apps, Smartphones, etc.
Anwendungen unterstützen zu lassen. Sie können
Zeitkontingente festlegen, Ihre Kinder vor ungeeig-      www.ins-netz-gehen.de
neten Inhalten schützen und den Schutz von per-          Tipps und Selbsttest zur Mediennutzung
sönlichen Daten sichern. Experten empfehlen zum
Beispiel die Salfeld-Kindersicherung. Auch Inter-        www.schau-hin.info
netseiten wie klicksafe.de geben Empfehlungen zur        Infos zu kindgerechtem Surfen, Chatten, Spielen etc.
technischen Regulierung. Nutzen Sie diese Angebote
und machen Sie es sich so ein Stück leichter.            www.diagnose-funk.de
                                                         www.mobilfunkstudien.org
Manchmal ist die Situation in Familien bereits sehr      Infos zu Mobilfunk, Elektrosmog und Gesundheit
eingefahren und das Konfliktpotential durch das
Thema Mediennutzung sehr hoch. Wenn Sie das              www.mediennutzungsvertrag.de
Gefühl haben selbst keine Lösung mehr zu finden          Vorlage für einen Eltern-Kind-Medien-Vertrag
oder die Kontrolle verloren zu haben, lassen Sie sich
nicht davon abhalten professionelle Unterstützung        www.digitale-gesellschaft.ch/ratgeber
in Anspruch zu nehmen. Häufig lassen sich bereits        Eine kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung
in wenigen Terminen erste Verbesserungen erzielen.       in Zeiten von Big Data

DieseR Ratgeber wird gefördert von:

Ruedorfferstr. 9                                         neon – Prävention und Suchthilfe Rosenheim
83022 Rosenheim                                          gemeinnützige Stiftungsgesellschaft mbH

T: +49 (0)8031 30 42 300                                 Mitglied im:
F: +49 (0)8031 30 42 30 1
                                                         ►Paritätischen Wohlfahrtsverband
info@neon-rosenheim.de                                   ►fdr Fachverband Drogen- und Suchthilfe
www.neon-rosenheim.de                                    ►Fachverband Medienabhängigkeit
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