Mediennutzung von kindern & jugendlichen - Ratgeber für Eltern Information für Fachkräfte
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mediennutzung von kindern & jugendlichen Ratgeber für Eltern Information für Fachkräfte iStock.com/anandaBGD
neon – Prävention & Suchthilfe – wer wir sind neon – Prävention und Suchthilfe betreibt seit Wir vermitteln seriöse und fundierte Informationen 2010 eine gemeinnützige Suchtberatungs- und zu möglichen gesundheitlichen Risiken durch Präventionsfachstelle in Rosenheim. . Wir unterstützen Strahlungsbelastung und geben Einblick in die Kinder und Jugendliche, ihre Eltern, Fachkräfte und gesellschaftspolitische Dimension der Internet- auch die Öffentlichkeit bei der Entwicklung einer nutzung. angemessenen Nutzung der digitalen Medien. STÄNDIGE UNTERBRECHUNG NORMALITÄT SMARTPHONE 99% 88% 47% 14% 2010 2012 2014 2019 Alle 10 Minuten schauen Jugendliche auf Seit 2010 hat der Smartphonebesitz von Jugend- ihr Handydisplay lichen um 85% zugenommen SCHÄDLICHE STRAHLUNG GLÄSERNE MENSCHEN In über 130 Untersuchungen wurden 340 mal am Tag übermitteln Android-Smart- negative Auswirkungen auf Fruchtbarkeit sowie Ent- phones den Standort des Nutzers an Google wicklung von ungeborenen Kindern nachgewiesen.
Mediennutzung und Jugendliche – wo liegt das Problem? Digitaler Dauerstress durch das Smartphone Mediensüchtig?! Durchschnittlich drei Stunden täglich verbringen Sowohl Eltern als auch immer mehr Jugendliche junge Menschen vor dem Bildschirm ihres Smart- selbst stellen sich die Frage: „Ist das noch normal?“ phones. Die meiste Zeit wird dabei für Chats via Aktuell werden vier bis sechs Prozent der Jugendli- WhatsApp & Co verwendet. Wegen eingehender chen als mediensüchtig eingestuft. Durch eine nicht Nachrichten werden die jungen Smartphone-Nutzer angemessene, exzessive Nutzung können negative so mindestens alle 10 Minuten bei ihren Tätigkeiten Folgen für die Entwicklung bei Kindern und Jugend- im Alltag unterbrochen. Zusätzlich kommt noch die lichen entstehen. Dieser Ratgeber soll dabei helfen, Nutzung anderer elektronischer Geräte wie PCs oder Kinder und Jugendliche zu mehr Medienmündigkeit Spielekonsolen dazu. anzuleiten. Kein Wunder also, dass Experten mittlerweile zu einer „Digitalen Diät“ raten. Was darunter genau zu verste- Problem Datenschutz und Strahlung hen ist und wie man diese im Alltag anwenden kann, Aktuell rücken auch das Gefährdungspotential erfahren Sie auf den folgenden Seiten. durch die Strahlungsbelastung von Funkwellen und Bildschirmlicht sowie die Folgen fehlenden Daten- Freizeitbeschäftigung Videospiele schutzes immer stärker in den Fokus. In ihrer Funk- Auch die Nutzung digitaler Spiele nimmt in der tion als Vorbild müssen sich Eltern, Lehrkräfte und Lebenswelt junger Menschen eine große Rolle ein. Fachleute bewusst sein, dass die Internetnutzung Drei von fünf Jugendlichen spielen regelmäßig, gravierende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft also mehrmals pro Woche. Längst ist dies kein aus- hat und dass das gesundheitsgefährdende Poten- schließlich männliches Thema mehr, lediglich 18 tial vieler digitaler Geräte mittlerweile wissenschaft- Prozent der Mädchen gaben an, nie zu spielen. Was lich unumstritten ist. die Dauer der Nutzung anbelangt, liegen die Jungs noch vorne, sie verbringen circa dreimal mehr Zeit vor dem Bildschirm als die Mädchen. iStock.com/golero
Das Smartphone – Digitaler Alleskönner Heute besitzen 99 Prozent der 12 bis 19-Jährigen ein der/die einzelne dar? Dies fordert die Nutzerinnen eigenes Smartphone, die meisten Jugendlichen und Nutzer gerade dazu auf, die eigene Identität können damit unbegrenzt im Internet surfen. Am ständig neu zu erfinden und attraktiv auszugestal- häufigsten genutzt werden dabei Kommunikations- ten. Diese Dynamik stellt einen weiteren Baustein in apps, z.B. WhatsApp oder Telegram, gefolgt von sozi- unserer modernen, häufig auf Konsum und Leistung alen Netzwerken wie Instagram oder Snapchat. Auf getrimmten Gesellschaft dar. Wer hier nicht mit- Platz drei liegen Spieleapps wie Minecraft, Fortnite halten kann oder will, gerät schnell in die Falle von oder Candy Crush Saga. Selbstzweifeln, Stress oder sogar Depressionen. Ein Smartphone erfüllt durch seine technischen Mög- Zugunsten der Interaktion mit dem Smartphone lichkeiten viele zentrale Grundbedürfnisse Jugendli- werden andere Aktivitäten vernachlässigt. Mitt- cher. In diversen Gruppen- oder Einzelchats werden lerweile muss davon ausgegangen werden, dass teils bis weit in die Nacht Nachrichten ausgetauscht. die Smartphonenutzung auch die Lebensqualität Durch die Möglichkeit, permanent im Austausch mit nachhaltig zum Schlechteren beeinflusst. Mehrere Gleichaltrigen zu sein, wird das Bedürfnis nach Bin- Studien zeigen bereits, dass Jugendliche mit inten- dung angesprochen. Die Jugendlichen haben so siver Handynutzung im Vergleich weniger und auch das Gefühl dazuzugehören und Teil einer Gruppe zu schlechter schlafen sowie insgesamt unzufriedener sein. Die Social-Media-Anbindung vieler Internetan- und gestresster sind. gebote dient genau diesem Zweck: Wer bewertet welche Inhalte positiv oder negativ? Wie stellt sich Pixabay/HeikoAL
Die derzeit beliebtesten Apps unter Jugendlichen: WhatsApp Instagram Für rund 80 Prozent der Jugendlichen die wichtigste Instagram ist ebenso wie WhatsApp eine Tochter- App auf ihrem Smartphone. Das kostenlose Verschi- firma von Facebook. Das Teilen von hochgeladenen cken von Bildern, Videos und Textnachrichten sowie Fotos oder kurzen Videomitschnitten und die Inter- die Möglichkeiten, in Gruppen zu kommunizieren, aktion mit anderen Mitgliedern durch das Kommen- macht die hohe Faszination aus. tieren von Fotos sind die Markenzeichen des Netz- Problematisch ist insbesondere der Datenschutz: werks. Die App sammelt große Datenmengen, die an Drit- Kritisch muss der soziale Leistungsdruck gesehen te weiterverkauft werden. Zudem wird die App auch werden, der durch die Plattform angeheizt wird. Mit- häufig zur Plattform für Mobbing oder gefährliche tels unzähliger Filter (Funktionen zum Aufhübschen Inhalte mit pornographischem oder gewaltverherr- der Fotos) kann sich jede und jeder stets von der lichendem Material. Erlaubt ist die Nutzung laut AGB besten Seite zeigen. Die Nutzung von Instagram ist erst ab dem 16. Lebensjahr. ab dem 13. Lebensjahr gestattet. Snapchat YouTube Der kostenfreie Messenger wird vor allem zum YouTube ist eine Plattform, auf der jeder eigene Verschicken von Bilddateien und kurzen Video- Videos veröffentlichen und aus weit über fünf Milliar- mitschnitten genutzt. Die Besonderheit der App den Filmen anderer Nutzer auswählen kann. Neben liegt dabei in der Dauer der Darstellung. Verschickte direkter Werbung gewinnen sogenannte Influencer Inhalte sind zunächst lediglich wenige Sekunden für immer mehr Einfluss. Scheinbar „normale“ Jugend- den Empfänger sichtbar. Dies verführt dazu, pein- liche promoten ihre Lieblingsprodukte, geben liche oder unangebrachte Inhalte zu teilen, u.a. ist Schmink- oder Trainings-Tipps und nehmen Stel- Snapchat auch Plattform für das Verschicken von lung zu aktuellen politischen Themen. Bezahlt wer- Nacktfotos („Sexting“). Bei der vermeintlich kurzzeiti- den sie von den Herstellern oder sie verdienen durch gen Darstellung handelt es sich aber um eine Illusi- die Anzahl der Abonnenten (Personen, die ihnen auf on. Tatsächlich können verschickte Fotos und Videos den digitalen Kanälen folgen) bis zu mehreren Zehn- problemlos vom Empfänger gespeichert und wei- tausend Euro pro Beitrag. terverschickt werden. Die App sieht für die Nutzung Problematisch ist das Fehlen von Mechanismen ein Mindestalter von 13 Jahren vor. zur Qualitätssicherung der hochgeladenen Inhal- te sowie die Verlockung zum endlosen Weitersur- fen („Binge-Watching“). Wer YouTube nutzen will, der muss das „rechtlich erforderliche Alter für den Abschluss eines bindenden Vertrags“ erfüllen. Das ist in Deutschland erst mit 18 Jahren gegeben.
Minecraft, Fortnite und Co. – Die Welt der digitalen Spiele Rund 83 Prozent der männlichen Jugendlichen spie- Zum Vergleich: ein Fußballspieler verlässt das Feld len mehrmals pro Woche oder sogar täglich ein und sein Team auch nicht in der 81. Minute. digitales Spiel, bei den Mädchen sind es immerhin 41 Prozent. Am häufigsten wird dabei am Smartpho- Viele Eltern haben gegenüber den Spielen eine kriti- ne gespielt, gefolgt von Onlinespielen am PC/Laptop. sche Haltung entwickelt, die zum Teil auch begrün- Laut eigener Einschätzung verbringen die Jugendli- det ist. Nutzen Jugendliche Spiele außerhalb ihrer chen durchschnittlich 84 Minuten pro Tag mit der Altersfreigaben oder verbringen sie übermäßig viel Nutzung digitaler Spiele. Zeit in den virtuellen Welten, kann sich dies nachhal- tig auf ihre Gesundheit und ihre seelische Entwick- Die Welt der Spiele hat sich gewandelt. Längst spielt lung auswirken. Auch finden immer mehr Glücks- man nicht mehr alleine in einer geschlossenen spielelemente, z.B. Lootboxen (zum Teil kostenpflich- Spielwelt, sondern tauscht sich im „Multiplayer-Mo- tige virtuelle Kisten, die besondere Spielgegenstände dus“ (mehrere Nutzer spielen gemeinsam) via Mik- enthalten) Eingang in die Spielewelten. Eltern sollten rofon oder Chatanwendung aus. Die Spiele haben ihre Kinder also dabei unterstützen, einen gesunden einerseits immer mehr auch sozialen Charakter, d.h. und altersentsprechenden Umgang zu entwickeln. die Nutzer können so ihr Bedürfnis nach Zugehö- Notwendig ist der permanente Austausch sowie die rigkeit und Bindung stillen. Andererseits erschwert Kommunikation klarer Regeln (s. Abschnitt „Medien- eben dieser Punkt das Abschalten und Einhalten erziehung“). von spielfreien Zeiten, schließlich möchte man „sein Team“ nicht im Stich lassen. Besonders zu beachten: ► Bleiben Sie informiert: Welche Spiele nutzt Ihr Kind? ► Achten Sie auf die entsprechende Altersfreigabe (USK-Kennzeichen). ► Schauen Sie sich Videos der Spiele im Internet, z.B. auf YouTube, an. So erhalten Sie selbst einen Ein- druck und können entscheiden, ob das Spiel für Ihr Kind geeignet ist. ► Viele Spiele stehen den Nutzern zunächst kos- tenfrei zur Verfügung, im Laufe des Spiels können aber durchaus Kosten anfallen. Informieren Sie Ihre Kinder über diese sogenannte „Free-2-Play- Games“. ► Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Verhaltensricht- linien. Diese gelten nicht nur im realen Leben, son- dern auch online. ► Kinder unter acht Jahren sollten digitale Spiele nur sehr eingeschränkt nutzen. Ihnen fällt es noch besonders schwer, zwischen der realen und der virtuellen Welt zu unterscheiden. Die Eltern müs- sen darum sehr auf die Nutzungsdauer und die Inhalte des Spiels achten. iStock.com/FOTOKITA
Mediensucht – Ab wann wird es bedenklich? Sowohl Eltern als auch die Jugendlichen selbst stel- Daher sollten Betroffene überlegen, wie sie ihre len sich häufig die Frage, ob ihre Mediennutzung Mediennutzung reduzieren oder verändern können. noch „normal“ ist oder ob man schon von Sucht Kinder brauchen dabei dringend die Unterstützung sprechen kann. Interessant ist, dass das Krank- der Eltern. Häufig wird durch das Einführen bestimm- heitsbild der Mediensucht noch relativ neu ist. Erst ter Regeln und Nutzungsvereinbarungen bereits seit 2018 gibt es von der Weltgesundheitsorganisa- eine Verbesserung herbeigeführt. tion dazu eine vorläufige Diagnose und Betroffene haben somit einen Anspruch auf Behandlung und Unterstützung. Weitaus häufiger als das Vorliegen einer Suchter- krankung ist eine sogenannte „problematische Nut- zung“ die weitaus mehr Menschen betrifft. Dabei handelt es sich nicht um eine psychische Erkran- kung, sondern um eine Beschreibung des Nutzungs- verhaltens, das nicht mehr mit einem gesunden, risikoarmen und sinnvollen Umgang übereinstimmt. Folgende Merkmale sprechen für das Vorliegen Folgende Merkmale können Anzeichen für die einer Suchterkrankung: Notwendigkeit einer Veränderung sein: ► Anhaltende Nutzung trotz negativer Konsequen- ► Andere Interessen und Hobbies werden durch die zen Mediennutzung vernachlässigt. ► Kontrollverlust hinsichtlich Art und Umfang der ► Ihr Kind verändert sich in seiner Persönlichkeit, Nutzung zieht sich zurück und verbringt immer mehr Zeit vor dem Bildschirm ► Vernachlässigung wichtiger Pflichten und ande- rer Interessen ► Mediennutzung ist ein häufiges Streitthema in der Familie ► Auftreten negativer Zustände wie z.B. Aggressio- nen, Unruhe und Schlafstörungen bei Einschrän- ► Schulische Leistungen lassen nach, da durch ver- kung des Medienkonsums mehrte Zeit vor dem Bildschirm schulische Pflich- ten vernachlässigt werden. ► Auftreten eines zwanghaften Verlangens zur Nut- zung bestimmter Medien Dies sind jedoch nur grobe Richtlinien. Eine ernsthaf- Dies können aber genauso auch Anzeichen für eine te Einschätzung kann ausschließlich von Experten andere seelische Belastung Ihrer Kinder sein. Suchen getroffen werden. Sie in jedem Fall das Gespräch und äußern Sie Ihre Sorgen. Gerne stehen wir Ihnen auch als Ansprech- partner zur Verfügung.
Strahlung – Das unterschätzte Risiko Lange war wenig darüber bekannt, wie schädlich die Symptomen wie Kopfschmerzen und Nervosität gilt Strahlung von Mobilfunk- und WLAN-Netzen sowie mittlerweile als sehr wahrscheinlich. Die Maximal- Bluethooth-Geräten wirklich ist. Mittlerweile bele- forderung nach einem direkten Beweis, dass die gen viele Studien den gesundheitsschädigenden Strahlung auf zellulärer Ebene die Ursache für diese Effekt der Strahlung vieler digitaler Technologien. In Symptome darstellt, ist aktuell aufgrund fehlenden mehr als 130 Untersuchungen wurden negative Aus- Wissens über die biologischen Vorgänge häufig gar wirkungen auf Fruchtbarkeit sowie Entwicklung von nicht möglich. Im Sinne der Vorsorge ist dies aber ungeborenen Kindern nachgewiesen. Von der Welt- gar nicht relevant: Andere Gesundheitsgefahren gesundheitsorganisation wurde Mobilfunkstrahlung wie Asbest oder Holzschutzmittel werden auch stark bereits 2011 als „möglicherweise krebserregend“ ein- reguliert, ohne dass man lange Zeit kausale Zusam- gestuft. Vor allem Kinder und Jugendliche sind auf- menhänge gekannt hat. grund ihrer körperlichen Entwicklung anfälliger für den Einfluss der Strahlung. Beim Telefonieren ist die Sogar Hersteller von Mobilfunkgeräten empfehlen Strahlenbelastung auf das Gehirn bei Kindern drei- mittlerweile den direkten Körperkontakt mit dem mal höher als bei Erwachsenen. Gerät zu vermeiden und raten zu einem Mindest- abstand von zwei Zentimetern. Folgende Tipps kön- Ein Zusammenhang zwischen verschiedenen neu- nen Ihnen dabei helfen, sich selbst und Ihre Kinder rologischen Störungen z.B. Entwicklungsverzöge- vor den negativen Auswirkungen der Strahlung zu rungen, Störungen des Immunsystems bis hin zu schützen. Schützen Sie Ihre Gesundheit: ► Vermeiden Sie lange Gespräche mit dem Smart- phone und nutzen Sie ein Headset. ► Schalten Sie ihre technischen Geräte bei Nicht- nutzung in den Flugmodus. ► Schalten Sie so oft wie möglich die „mobilen “altes“ Handy Daten“, Bluetooth und das WLAN aus. im Standby-Betrieb: Verbindung zur Basisstation: ► Kein direkter Körperkontakt, z.B. Handy in der alle 4 Stunden Hosentasche. ► Kinder sollen möglichst keinen Kontakt zu strah- lenden Geräten haben. ► Schlaf- und Kinderzimmer sollten gerätefreie und WLAN-freie Orte sein. ► Vermeiden Sie Smartphonenutzung im Auto, neben der erhöhten Unfallgefahr ist dort auch die Strahlung stärker. iStock.com/RapidEye ► Machen Sie Ihren Kindern altersentsprechend die Smartphone Gefahren der Strahlung bewusst. im Standby-Betrieb: ► Nutzen Sie die „Nightshift“-Funktion, um das für die Verbindung zur Basisstation: Augen schädliche blaue LED-Licht herauszufiltern. alle 6 - 7 Minuten
Datenschutz = Demokratieschutz - oder die Frage „wie funktioniert das Internet?“ Was passiert mit unseren persönlichen Daten in der Artikel in Zeitungen, Nachrichtenportalen oder Inter- virtuellen Welt? Wer sammelt sie und was wird damit netblogs können vor der Veröffentlichung anhand gemacht? Wieso gehören Google oder Facebook zu des Nutzungsverhaltens im gesamten Internet den wertvollsten Unternehmen dieses Planeten und danach bewertet werden, welche Relevanz sie bei warum sind ihre Dienste für uns kostenlos? Die letz- den Lesern erreichen können. Denn nur eine große te Antwort ist einfach: Es gibt Dritte, die für unsere Reichweite bringt im digitalen Medienzeitalter Geld: Daten sehr viel Geld bezahlen. Eine häufige Aussage Mehr Klicks = mehr Werbeeinnahmen. Ein wichtiges lautet, man selbst habe nichts zu verbergen. Dieses Prinzip des seriösen Journalismus steht damit auf Argument zeigt allerdings nur, wie wenig die meisten dem Prüfstand: Veröffentlicht wird nicht, was aus von uns über die wirtschaftliche Funktionsweise des Sicht des Journalisten wichtig ist, sondern was beim Internets wissen. Unsere persönlichen Daten werden Leser auf Interesse stößt und gut ankommt. Beson- genauso wie unser gesamtes Surfverhalten gesam- ders problematisch wird diese Tendenz zur „Filter- melt („Tracking“) und unter anderem für Marketing- blase“ in sozialen Netzwerken: Der User bekommt zwecke analysiert. Dies geschieht z.B. durch „Cook- vor allem Informationen, die seinen Interessen und ies“, Dateien, die auf unserem Rechner gespeichert Überzeugungen nahestehen, abweichende Mei- werden, und u.a. das gesamte weitere Nutzungsver- nungen kommen immer weniger vor. Gegen Bezah- halten aufzeichnen. Durch unsere digitalen Fußspu- lung können Interessengruppen diesen Effekt noch ren entstehen so Profile, die das Verhalten Einzelner zusätzlich ausnutzen: Bestimmten Zielgruppen wer- wie auch der gesamten Gesellschaft vorhersagbar den z.B. auf Facebook politisch relevante Nachrich- machen. Nicht nur, dass wir auf diese Weise noch ten ganz gezielt angezeigt. Wenn man dann noch wirksamere personalisierte Werbung erhalten, auch die Möglichkeiten mitbedenkt, wie durch manipu- für andere Bereiche sind diese Informationen hoch- lierte Accounts bei Diensten wie Twitter bestimmte interessant. Krankenkassen oder andere Versiche- Themen in ihrer Relevanz gesteigert werden können, rungen können dadurch weitaus mehr Informatio- ist zu erahnen welches Potential zur Meinungsbil- nen über ihre Mitglieder erhalten und beispielsweise dung durch die legale Weiterverwendung und Ana- Beiträge entsprechend anpassen. Auch die Medien- lyse unserer Daten entfaltet wird. landschaft wird von diesem Datensog längst erfasst. Schützen Sie Ihre Daten: ► Schauen Sie sich vor dem Download einer App ► Deaktivieren Sie die Standorterkennung und auto- gemeinsam mit Ihren Kindern die AGBs an und matische Datenbackups. überprüfen Sie, welche Zugriffe und Berechtigun- ► Erst denken, dann „liken“: Besonders die Menge gen diese einfordern. der Likes sagt etwas über Ihre Persönlichkeit aus: ► Überlegen Sie sehr genau, welche Inhalte Sie online veröffentlichen oder verschicken. Das Internet vergisst nie. ► Legen Sie für sich und Ihre Kinder eine zwei- te E-Mail-Adresse an, aus der nicht Ihr Vor- und Nachname ableitbar ist. Verwenden Sie Ihre „ers- te“ Mailadresse nur für offizielle Angelegenheiten. 10 100 230 Bei 10 Likes kennt der Facebook-Algorithmus uns ► Treffen Sie Absprachen mit Ihren Kindern, welche besser als unsere Arbeitskollegen. Ab 100 Likes Daten und Inhalte weitergegeben und welche kennt er uns besser als unsere Familie. Bei 230 Likes Apps verwendet werden dürfen. weiß er mehr über uns als unser Lebenspartner.
MEDIENERZIEHUNG - Tipps für Eltern Der Begriff „Medienerziehung“ unterliegt im aktu- netzt sein, wie solche mit dem neuesten Smart- ellen Fachdiskurs einem grundlegenden Wandel. phone. Die Vermeidung von Auseinandersetzun- War damit lange Zeit lediglich die Kompetenz von gen sollte nicht der Maßstab für die Entscheidung jungen Menschen gemeint, die technischen Anfor- bei der Anschaffung technischer Geräte sein. Kön- derungen der digitalen Medien gut zu bewältigen, nen Sie es aushalten, wenn Ihr Kind wütend auf Sie rückt mittlerweile immer mehr die Aufforderung an ist? Wie gehen Sie mit der Ablehnung Ihres Kindes die Eltern heran, das Nutzungsverhalten ihrer Kinder Ihnen gegenüber um? Ein Smartphone sichert zwar zu beschränken und die reflektierte, risikobewusste momentan den Familienfrieden, kann aber langfris- Nutzung durch die jungen Menschen zu fördern. tig zu vielen weiteren Konflikten führen und so die Ein zugegebenermaßen hinkender Vergleich ersehnte Harmonie wieder ins Wanken bringen. macht dies deutlich: Kinder unter 18 Jahren dürfen in Deutschland, obwohl sie von ihren technischen Technische Geräte als Leihgabe Fähigkeiten her viel früher dazu in der Lage wären, Wir empfehlen digitale Geräte nicht als Geschenk an nicht Auto fahren. Die Gesellschaft ist der Meinung, Jugendliche weiterzugeben, sondern diese lediglich dass pubertierende Jugendliche mit einem Auto zu „verleihen“. Die Leihgabe wird vorab an bestimmte nicht verantwortungsvoll umgehen können. Wie Nutzungsbedingungen geknüpft, beispielsweise die sieht das aber mit den fast grenzenlosen Möglich- Einhaltung von Zeitkontingenten oder an das aus- keiten eines Smartphones mit Internetzugang in den schließliche Verwenden ausgewählter Apps. Dies Händen zwölfjähriger Kinder aus? führt dazu, dass Ihre Kinder von Anfang an ein ande- res Bewusstsein im Umgang mit den Geräten entwi- Konfliktobjekt Handy ckeln. Die Nutzung ist nämlich nicht selbstverständ- Häufig erleben wir, dass Eltern ihren Kindern ein lich, sondern kann jederzeit durch die Eltern beendet Smartphone kaufen, obwohl Sie selbst eigent- werden. Ab welchem Alter bestimmte Geräte für lich dagegen sind. Woher kommt dieses Handeln Kinder geeignet sind, kann pauschal nicht beant- gegen eigene Prinzipien? In Gesprächen mit Eltern wortet werden. Wenn Sie selbst einen Blick auf Ihre werden der Druck der anderen Eltern sowie die und andere Kinder werfen, wird schnell klar, jedes Angst, dass das eigene Kind sonst zum Außensei- Kind ist anders entwickelt und bringt andere persön- ter wird, genannt. Dagegen zeigt sich bei genauerer liche Fähigkeiten mit. Daher empfehlen wir, sich als Betrachtung, dass viele Eltern ähnlich denken: Nicht Eltern auf das eigene Gespür zu verlassen und kri- alle Jugendlichen müssen bereits mit 13 Jahren ein tisch zu hinterfragen, ob Ihr Kind die notwendige Rei- Smartphone besitzen und diejenigen Jugendlichen, fe und Einsicht besitzt, die einen sinnvollen Umgang die selbst mit 15 Jahren noch kein eigenes Gerät mit Medien überhaupt erst möglich machen. haben, können genauso gut im Freundeskreis ver- iStock.com/PeopleImages
Diese Reife wird vor allem von der Fähigkeit bestimmt, Bleiben Sie im Austausch sich selbst in der Nutzung zu beschränken. Das Thema Mediennutzung ist in vielen Familien bereits sehr konfliktbehaftet. Häufig erleichtert ein Ohne Regeln geht es nicht offener Zugang wieder den Austausch. Zeigen Sie Gerade weil digitale Medien ihre Nutzer perma- sich interessiert an dem, was Ihre Kinder an den Gerä- nent zur Beschäftigung mit ihnen animieren, wird ten oder Anwendungen fasziniert. Lassen Sie sich klar, dass es ohne Regeln nicht funktioniert. Es fällt erklären, was Ihre Kinder spielen und wie deren Nut- auch vielen Erwachsenen sehr schwer, die eige- zungsverhalten in sozialen Netzwerken aussieht. Dies ne Smartphonenutzung zu begrenzen. Von Kindern ist dann auch eine gute Gelegenheit, die häufig auf und Jugendlichen wird dies jedoch häufig selbst- unrealistisch positive Selbstdarstellung getrimm- verständlich erwartet. Das kann nicht funktionieren! ten Posts (Stichwort „Selfie-Mania“ & Instagram-Fil- Ihre Kinder brauchen Sie daher als Vorbild und Ihre ter) kritisch zu hinterfragen. Dadurch gewinnen Sie Unterstützung, um einen sinnvollen Umgang mit Erkenntnisse über die manchmal komplizierte virtu- digitalen Medien zu entwickeln. elle Welt und schaffen zugleich eine gute Grundlage Diese Unterstützung liegt wie bei vielen anderen um mit Ihren Kindern über Regeln und Umgang zu Bereichen in der Erziehung auch darin, in Bezug auf sprechen. Nehmen Sie auch Kontakt mit den Eltern scheinbar positive Dinge begrenzt und reguliert der Freunde Ihrer Kinder auf. Viele Eltern sind dank- zu werden. Denken Sie dabei an den Umgang mit bar, wenn Sie merken, dass andere sich ebenfalls suspekten Freunden, dem Konsum von Süßigkeiten, über diese Themen Gedanken machen und Interes- das Ausprobieren von Alkohol und Zigaretten und se an gemeinsamen Absprachen haben. Denn die vielem anderen mehr. Legen Sie je nach Alter Ihrer Angst, dass Ihr Kind zum Außenseiter wird, wenn Sie Kinder auch gemeinsam Regeln zum Umgang mit der exzessiven Handy- und Mediennutzung einen digitalen Medien in der Familie fest. Riegel vorschieben, ist häufig unbegründet. Ganz Binden Sie Ihre Kinder aktiv in diesen Prozess mit ein im Gegenteil: in vielen Familien gibt es den Wunsch und machen Sie deutlich, warum Ihnen diese Regeln nach weniger digitalem Dauerstress. wichtig sind. Vereinbaren Sie auch, was im Fall einer Nichteinhaltung passieren soll. Bleiben Sie dabei realistisch und achten Sie auf die konsequente Ein- haltung. Digitale Diät – Weniger ist mehr ► Machen Sie sich das Ausmaß Ihrer Smartphonenutzung bewusst: Apps wie z.B. Moment, Quality Time oder Bildschirmzeit (Standard-Funktion beim iPhone/iPad), helfen dabei einen realistischen Überblick zu gewinnen. Geräte von Kindern sollten immer mit einer technischen Sicherung versehen werden. ► Legen Sie sich wieder eine Armbanduhr und einen Wecker zu. Damit reduziert sich die Zahl der unbe- wussten Griffe zum Smartphone bereits fast von selbst. ► Verbannen Sie das Smartphone und andere elektronische Geräte aus Ihrem Schlafzimmer. Auf diese Weise verbessern Sie Ihre Schlafqualität und tragen zu einer besseren Erholung bei. ► Räumen Sie sich handyfreie Zeiten ein, beispielsweise die gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie oder erklären Sie Wohn- und Schlafzimmer als handyfreie Zone. ► Vereinbaren Sie mit Freunden und Familie eine „Digital-Etikette“: Keine Anrufe und SMS nach einer bestimmten Uhrzeit, bei persönlichen Treffen wird das Handy nicht auf den Tisch gelegt, usw.
Machen Sie es sich leicht - Nehmen weitere informationen Sie Unterstützung in Anspruch und hilfeangebote: Die Tipps dieses Ratgebers umzusetzen ist nicht www.neon-rosenheim.de leicht. Es erfordert viel Energie und Aufmerksamkeit, Angebote unserer Beratungsstelle um sich immer wieder mit der Thematik auseinan- derzusetzen und auf dem neuesten Stand der Tech- www.klicksafe.de nik zu bleiben. Allerdings gibt es diverse Möglichkei- www.handysektor.de ten, sich bei der Medienerziehung durch technische Infos zu Sicherheit im Netz, Apps, Smartphones, etc. Anwendungen unterstützen zu lassen. Sie können Zeitkontingente festlegen, Ihre Kinder vor ungeeig- www.ins-netz-gehen.de neten Inhalten schützen und den Schutz von per- Tipps und Selbsttest zur Mediennutzung sönlichen Daten sichern. Experten empfehlen zum Beispiel die Salfeld-Kindersicherung. Auch Inter- www.schau-hin.info netseiten wie klicksafe.de geben Empfehlungen zur Infos zu kindgerechtem Surfen, Chatten, Spielen etc. technischen Regulierung. Nutzen Sie diese Angebote und machen Sie es sich so ein Stück leichter. www.diagnose-funk.de www.mobilfunkstudien.org Manchmal ist die Situation in Familien bereits sehr Infos zu Mobilfunk, Elektrosmog und Gesundheit eingefahren und das Konfliktpotential durch das Thema Mediennutzung sehr hoch. Wenn Sie das www.mediennutzungsvertrag.de Gefühl haben selbst keine Lösung mehr zu finden Vorlage für einen Eltern-Kind-Medien-Vertrag oder die Kontrolle verloren zu haben, lassen Sie sich nicht davon abhalten professionelle Unterstützung www.digitale-gesellschaft.ch/ratgeber in Anspruch zu nehmen. Häufig lassen sich bereits Eine kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung in wenigen Terminen erste Verbesserungen erzielen. in Zeiten von Big Data DieseR Ratgeber wird gefördert von: Ruedorfferstr. 9 neon – Prävention und Suchthilfe Rosenheim 83022 Rosenheim gemeinnützige Stiftungsgesellschaft mbH T: +49 (0)8031 30 42 300 Mitglied im: F: +49 (0)8031 30 42 30 1 ►Paritätischen Wohlfahrtsverband info@neon-rosenheim.de ►fdr Fachverband Drogen- und Suchthilfe www.neon-rosenheim.de ►Fachverband Medienabhängigkeit
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