Konzeption Kreisjugendreferat - Hohenlohekreis

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Konzeption Kreisjugendreferat - Hohenlohekreis
Konzeption Kreisjugendreferat

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Konzeption Kreisjugendreferat - Hohenlohekreis
Konzeption Kreisjugendreferat Hohenlohekreis

1. Einleitung                                                          3

2. Rechtliche Grundlagen der Jugendarbeit (SGB VIII)
                                               VIII                    5
2.1. Grundlagen der außerschulischen Jugendbildung (JBG)               5
2.2. Beteiligung von Kindern und Jugendlichen (GemO)                   5

3. Prinzipien der Jugendarbeit                                         6

4. Rahmenbedingungen und Gegebenheiten im Hohenlohekreis               7
4.1. Bevölkerungsstruktur                                              8
4.2. Jugendhilfeleistungen                                             8
4.3. Schullandschaft und Schulsozialarbeit                             9
4.4. Angebote der Jugendarbeit                                         10

5. Aufgabenschwerpunkte des Kreisjugendreferats                        14
5.1. Fachberatung und Serviceleistungen                                14
5.2. Koordination und Vernetzung                                       14
5.3. Konzeptionelle und fachliche Weiterentwicklung der Jugendarbeit   15
5.4. Fortbildung für Haupt- und Ehrenamt                               16
5.5. Öffentlichkeitsarbeit                                             16
5.6. Administrative Tätigkeiten                                        16
5.7. Projekte und Veranstaltungen                                      17

6. Ausblick                                                            19

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Konzeption Kreisjugendreferat - Hohenlohekreis
1. Einleitung

Das Jugendalter ist geprägt durch unterschiedlichste individuelle Prozesse der
Selbstbestimmtheit und der Selbstfindung, Identitätskonstruktionen, Orientierung an und
Abgrenzung von bestehenden Werten und Normen, sowie einem erhöhten Leistungs- und
Bildungsdruck. Die (berufliche) Biografie von jungen Menschen verläuft heutzutage oftmals
nicht starr und linear im Sinne eines eindeutigen, eindimensionalen Verlaufs einzelner
„Stationen“. Traditionelle Lebensabschnitte sind mittlerweile vielfältiger geworden und lassen
sich weder klar voneinander abgrenzen, noch in einer festgelegten Reihenfolge vorhersagen –
die Lebensformen und -phasen werden für Jugendliche immer weniger planbar.

Anstrengungen in der Schule und in der Ausbildung sind keine Garantie für einen festen,
beruflichen Weg. Hinzu kommen Ungleichheitsgefüge im Bildungssystem, Benachteiligung
von Kindern und Jugendlichen aus bestimmten Milieus, den sogenannten „bildungsfernen
Elternhäusern“. Änderungen gibt es auch im Rahmen der zielgruppenorientierten Arbeit mit
Jugendlichen – feste jugendkulturelle Gruppen, Cliquen oder Szenen sind seltener geworden,
dafür jedoch gibt es aufgrund der Digitalisierung des Alltags immer neue, spezifische und
individuell geprägte Formen der Kommunikation und des Sozialverhaltens unter Jugendlichen.
Stichworte hierzu sind z.B. Soziale Netzwerke und das dazugehörende technische Equipment,
welches ein wesentlicher und prägnanter Bestandteil der Lebenswelt junger Menschen ist.

Die Jugendarbeit bietet der heranwachsenden Generation ein außerfamiliäres und
außerschulisches Feld zur persönlichen Bildung und Kommunikation. Sie dient als Anlaufstelle
und als Orientierung zum Aufwachsen und ist somit eine feste Sozialisationsinstanz.
Informelle Bildung, also das Lernen, das z.B. im Alltag, im Familien- und Freundeskreis oder in
der Freizeit stattfindet, wird im Rahmen jugendspezifischer Angebote ebenso stark gefördert,
wie auch non-formelle Bildung, die keiner starrer Strukturen bedarf und somit vermeintlich
nebenher geschieht. In der Jugendarbeit können Jugendliche sich austesten, eigene Grenzen
erfahren, demokratische Aushandlungsprozesse erleben und sich, abseits vom Leistungsdruck
in formalen Bildungskontexten, persönlich weiterentwickeln und auf ihre eigenen Stärken
fokussieren.

Die Herausforderungen im Spannungsfeld Jugendarbeit/Freizeit/Schule, die Zunahme von
jungen Menschen mit Fluchterfahrung, das komplexe Themenfeld der Integration sowie auch
verstärkte Bemühungen im Bereich der Inklusion erfordern ein Umdenken und eine
vielschichtige Auseinandersetzung mit den Lebensrealitäten von Jugendlichen.
Der vielbesagte „Demografische Wandel“ birgt ebenso Herausforderungen und Perspektiven
für die Jugendarbeit, zumal die Lebensalter zunehmend verschoben werden. Die Lebensphase
des Jugendalters beginnt immer früher und reicht immer weiter ins Erwachsenenalter hinein.

Der Jugendarbeit kommt in Anbetracht der o.g. Entwicklungen u.a. die Funktion zu, die
Kommunikation und sozialräumliche Vernetzung zu fördern und zu begleiten.
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Konzeption Kreisjugendreferat - Hohenlohekreis
Die Zielsetzung ist hierbei nicht nur die Verbesserung der Lebensbedingungen der
Jugendlichen im Sozialraum, sondern auch die Förderung des Verständnisses für
jugendrelevante Themen im Hinblick auf lokale jugend- und damit auch familienpolitische
Entscheidungsprozesse. Diese Herausforderungen und Aufgaben können weitestgehend nur
von hauptamtlichen Fachkräften bearbeitet und bewältigt werden.

Hauptamtliche Jugendarbeit wird im Hohenlohekreis v.a. durch sieben kommunale
Jugendreferate in Künzelsau, Öhringen, Bretzfeld, Pfedelbach, Neuenstein, Kupferzell und
Waldenburg geleistet. Die Jugendreferent*innen haben eine Scharnierfunktion zur jeweiligen
Stadt oder Gemeinde, leiten u.a. Jugendhäuser, stehen in Kontakt mit den umliegenden
Schulen und Schulsozialarbeiter*innen, bieten Ferienprogramme, Veranstaltungen und
jugendspezifische Projekte an und entwickeln in Zusammenarbeit mit der kommunalen
Verwaltung die Jugendarbeit vor Ort weiter.

Weitere, wichtige hauptamtliche Akteure der Jugendarbeit sind auch die kirchlichen Träger
wie die evangelischen Jugendwerke in Künzelsau und Öhringen und das katholische
Jugendreferat. Aber auch zahlreiche Ehrenamtliche in den Vereinen und Verbänden, die z.T.
im Kreisjugendring Hohenlohe e.V. zusammengeschlossen sind, leisten wertvolle Arbeit für
Kinder und Jugendliche. In vielen Gemeinden des Landkreises bilden die Verbände und
Vereine die wichtigste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche im Bereich der Jugendarbeit
und Freizeit. Sie tragen somit maßgeblich zu einem lebendigen Gemeinwesen bei.

Auf Landkreisebene gibt es als hauptamtliche Stelle das Kreisjugendreferat, das im Jugendamt
angesiedelt ist. Die Aufgabenschwerpunkte vom Kreisjugendreferat liegen in der
Fachberatung, Koordination und Vernetzung der Akteure der kreisweiten Jugendarbeit, der
konzeptionellen und fachlichen Weiterentwicklung der Jugendarbeit, der Planung und
Durchführung von Fortbildungen für haupt- und ehrenamtliche Kräfte im Themenfeld, in der
Öffentlichkeitsarbeit, sowie in der Planung und Durchführung eigener Projekte und
Veranstaltungen.

In der nachfolgenden Konzeption werden zunächst die rechtlichen Grundlagen der
Jugendarbeit, außerschulischen Jugendbildung, sowie Jugendbeteiligung beschrieben und die
pädagogischen Grundsätze in der Jugendarbeit umrissen. Anschließend werden die
Rahmenbedingungen im Hohenlohekreis anhand der Bevölkerungsstruktur, der
Jugendhilfeleistungen, der Schullandschaft und Schulsozialarbeit, sowie den Angeboten der
Jugendarbeit in den Gemeinden des Landkreises dargestellt. Im vorletzten Teil findet sich eine
ausführliche Beschreibung der theoretischen und praktischen Arbeitsgrundlagen des
Kreisjugendreferats. Das letzte Kapitel besteht aus einem kurzen Ausblick.

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Konzeption Kreisjugendreferat - Hohenlohekreis
2. Rechtliche Grundlagen der Jugendarbeit (SGB VIII)

Die Aufgaben der Jugendarbeit sind als eigenständiger Teil der gesamten Kinder- und
Jugendhilfe gesetzlich festgelegt. Jugendarbeit ist damit keine Freiwilligkeitsleistung der
Jugendhilfe und grenzt sich klar von anderen Bereichen der Jugendhilfe ab. Die Jugendarbeit
als Aufgabe der Jugendhilfe hat einen speziellen Beitrag zur Förderung der Entwicklung eines
jeden jungen Menschen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen
Persönlichkeit zu leisten (§ 1 SGB VIII). Die hierfür erforderlichen Angebote der Jugendarbeit
sollen die jungen Menschen zur Selbstbestimmung befähigen und zur gesellschaftlichen
Mitverantwortung und sozialem Engagement anregen und hinführen (§ 11,1 SGB VIII). Als
fester Bestandteil des Jugendamtes trägt das Kreisjugendreferat die gesetzlich nach dem
SGB VIII definierte Zuständigkeit und Gesamtverantwortung für die Jugendarbeit im
Landkreis. Gemäß §79 SGB VIII ist der öffentliche Jugendhilfeträger entsprechend für die
Entwicklung und Umsetzung erforderlicher (infrastruktureller) Angebote der Jugendarbeit im
Kreis verantwortlich.

2.1. Grundlagen der außerschulischen Jugendbildung (JBG)
Die außerschulische Jugendbildung ist ein eigenständiger Aufgabenbereich der Jugendarbeit,
der im Jugendbildungsgesetz Baden-Württemberg als ein zur Jugendhilfe und Schule
gleichrangiger Bildung- und Erziehungsauftrag beschrieben ist (§ 1 JBG). Die Jugendarbeit
agiert hierbei nicht isoliert von anderen Bildungsinstanzen. Im Sinne eines ganzheitlichen
Bildungsansatzes, verbunden mit der Lebensweltorientierung, sollten Jugendarbeit,
Jugendhilfe und Schulentwicklung enger miteinander verzahnt werden. Vermittelt werden
durch Jugendarbeit und Jugendbildung personale, soziale, kulturelle, politische und
geschlechtsspezifische (Gender-)Kompetenzen. Im Rahmen der außerschulischen
Jugendbildung stellt das Kreisjugendreferat den hauptamtlichen Akteuren in der Jugendarbeit
Fachinformationen zur Verfügung und organisiert eigene themenspezifische Fortbildungen.

2.2. Beteiligung von Kindern und Jugendlichen (GemO)
Vor dem 01.12.2015 war die Beteiligung von Jugendlichen in Baden-Württemberg eine
freiwillige Angelegenheit der Gemeinden. Die Beteiligung von Kindern war gar nicht gesetzlich
geregelt. Mit den Änderungen in der Gemeindeordnung (§ 41a GemO) können Jugendliche
nun eine eigene Jugendvertretung einfordern. Hierzu reicht das Einreichen einer von der
Gemeindegröße abhängigen Anzahl von Unterschriften. Ausdrücklich regelt die
Gemeindeordnung nun auch, dass der Jugendvertretung ein „angemessenes Budget“ zur
Verfügung zu stellen ist und dass „ein Rederecht, ein Anhörungsrecht und ein Antragsrecht“
im Gemeinderat über die Geschäftsordnung vorzusehen sind. Kinder haben zwar keine
geregelten Rechte, eine angemessene Beteiligung einzufordern. Allerdings sind die
Gemeinden angehalten, auch Kinder an für sie relevanten Entscheidungen zu beteiligen.
Selbstverständlich sind hierfür kindgerechte Verfahren zu entwickeln.
Das Kreisjugendreferat unterstützt die Gemeinden des Hohenlohekreises mit fachlicher
Expertise, Beratung und Begleitung im Rahmen von Beteiligungsprozessen.
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3. Prinzipien der Jugendarbeit

Die nachfolgend aufgeführten Arbeitsprinzipien sind allgemeine Grundsätze und damit
Voraussetzung jedes pädagogischen Angebots und Handelns von Fachkräften in der
Jugendarbeit.

Akzeptanz
Die pädagogischen Fachkräfte begegnen den Jugendlichen mit Achtung und Wertschätzung
ihrer Person und bemühen sich darum, die Lebenssituation zu verstehen, Bedürfnisse
wahrzunehmen und den Kontakt zu Jugendlichen zu halten, egal ob sie aktiv an ihrer
Lebenssituation etwas ändern möchten oder nicht.

Transparenz
Die pädagogischen Fachkräfte verhalten sich den Jugendlichen gegenüber ehrlich, offen und
authentisch. Sie legen offen, welche Absichten, Möglichkeiten und Grenzen das eigene
Handeln als pädagogische Fachkraft hat.

Parteilichkeit
Die Fachkräfte im Bereich der Jugendarbeit übernehmen eine Interessensvertretung und
Lobbyfunktion. Sie orientieren sich an den Problemlagen der jungen Menschen und
unterstützen die Jugendlichen bei der eigenständigen Problembewältigung, aber auch bei der
Durchsetzung und Inanspruchnahme gesetzlich garantierter Rechte und Leistungen.

Offenheit
Angebote der Jugendarbeit stehen allen daran interessierten jungen Menschen zur
Verfügung. Diese Angebote müssen als Teil der öffentlichen und sozialen Infrastruktur
begriffen und wahrgenommen werden. Jugendarbeit ist nicht defizitorientiert und lässt
grundsätzlich Raum für eigene Themenschwerpunkte und Gestaltungen – ist somit also offen
und ressourcenorientiert.

Freiwilligkeit
Die Teilnahme an Angeboten der Jugendarbeit ist grundsätzlich freiwillig. Die Akteure sollten
somit die Resonanz von bestehenden Angeboten stets im Blick behalten und ggf. die Inhalte
an den Interessen der Jugendlichen anpassen. Betreuungsaufgaben gehören nicht zur
Jugendarbeit, da eine Teilnahmeverpflichtung an Jugendarbeitsangeboten ausgeschlossen ist.

Lebensweltorientierung
Angebote der Jugendarbeit sollen in direkter Nähe zur Lebenswelt von Jugendlichen
stattfinden. Das heißt, die Angebote sollten sich sowohl an Einzelpersonen und Individuen, als
auch an Cliquen und Gruppen richten. Die Angebote sollten zudem einen Bezug zu
alltäglichen und jugendtypischen Themen aufweisen, da dies informelle Lernprozesse
ermöglicht.
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Selbstbestimmung, Partizipation, Mitbestimmung
Jugendliche sollen durch Selbstbestimmung, Partizipation und Mitbestimmung befähigt
werden sollen, die eigene Lebenswelt aktiv zu gestalten – und zwar nicht nur im jeweiligen
Jugendhaus/Jugendraum, sondern auch darüber hinaus. Die Jugendarbeit bietet somit
Möglichkeiten des demokratischen (Aus-)Handelns und bezieht Jugendliche aktiv in die
Planung und Durchführung von Angeboten und Aktivitäten mit ein. Erlernte Beteiligungs- und
Aushandlungsprozesse erweitern das Handlungsrepertoire der Jugendlichen und lassen sich
auf weitere gesellschaftliche Bereiche übertragen.

Die Kinder und Jugendlichen aus dem Jugendraum „FreeTime“ in Pfedelbach freuen sich über den 1. Platz beim Wettbewerb
„Tag des Jugendraums“ 2017. In kompletter Eigenregie haben sie es geschafft, die höchste Punktzahl aller sieben
teilnehmenden Jugendräume zu erreichen. Mit dabei waren die Jugendräume und –häuser in Bretzfeld, Künzelsau,
Kupferzell, Neuenstein, Öhringen, Waldenburg und Pfedelbach. Bei dem Wettstreit geht es darum, dass die Kinder und
Jugendlichen innerhalb von nur zwei Stunden möglichst viele kurz vorher veröffentlichte Aufgaben erledigen. Die Aktion
findet alle zwei Jahre in verschiedenen Hohenloher Jugendhäusern statt und wird vom Arbeitskreis Jugendarbeit („AKJA“)
organisiert. Der „AKJA“ wird vom Kreisjugendreferat des Hohenlohekreises geleitet. Mitglieder sind die kommunalen
Jugendreferenten im Hohenlohekreis, sowie Vertreter des Kreisjugendrings Hohenlohe e.V. und der Beauftragte für
Suchtprävention im Landkreis.

4. Rahmenbedingungen und Gegebenheiten im Hohenlohekreis

Der Hohenlohekreis besteht aus 16 Städten und Gemeinden und ist im Wesentlichen ländlich
geprägt. Die Kreisstadt Künzelsau und die große Kreisstadt Öhringen sind am
bevölkerungsreichsten und haben entsprechend ein umfangreiches Angebot an Jugendarbeit.
Das Kreisjugendreferat ist im Jugendamt des Hohenlohekreises mit Sitz in Künzelsau
angesiedelt und ist mit 0,5 Vollkraftstellen besetzt.
Im folgenden Kapitel wird auf die Bevölkerungsstruktur eingegangen, sowie auf die
Jugendhilfe, Schullandschaft und Angebote der Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden
und Städten des Landkreises.

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4.1. Bevölkerungsstruktur
Die Gesamtbevölkerungszahl lag im Hohenlohekreis zum 30.09.2017 bei 111.330
Einwohner*innen. Der prozentuale Anteil der unter 18-Jährigen in der Bevölkerung liegt in
Baden-Württemberg bei 16,9 %. Der Hohenlohekreis liegt mit 17,5 % leicht über dem
Landesdurchschnitt.
Der Ausländeranteil in der Bevölkerung liegt in Baden-Württemberg bei 14,9 %. Der
Hohenlohekreis liegt hierbei mit 10,2 % unter dem Landesschnitt. Der prozentuale Anteil von
Menschen mit Migrationshintergrund liegt im Hohenlohekreis bei 28,7 %; dies entspricht in
etwa dem Landesschnitt (ca. 28 %). Die Kreisstadt Künzelsau und die Große Kreisstadt
Öhringen weisen hierbei eine höhere Zahl auf (40,5 % und 42,4 %).
Die Altersgruppen verschieben sich im Hohenlohekreis zunehmend, wie aus dem
nachfolgenden Schaubild ersichtlich wird. Die Altersgruppe der unter 18 Jährigen stagniert
bzw. wird zunehmend kleiner, wohingegen die Altersgruppe der 40 – 65 Jährigen, sowie der
über 65 Jährigen steigt.
 120.000
 100.000
                                                                                              65 u.mehr
  80.000
                                                                                              40-65
  60.000
                                                                                              25-40
  40.000
                                                                                              18-25
  20.000
                                                                                              15-18
        0
         1970     1975    1980     1985     1990    1995     2000    2005     2010     2015   unter 15

Berechnung der Kreisplanung HOK nach Daten des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg
                                          2017

4.2. Jugendhilfeleistungen
Die Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen in Form von Hilfen zur Erziehung (§ 27 – 35
SGB VIII), Eingliederungshilfe (§ 35 a SGB VIII) und Hilfen für junge Volljährige (§ 41 SGB VIII)
ist in den Gemeinden des Hohenlohekreises unterschiedlich ausgeprägt. Dies können
unterschiedlichste Hilfen sein, die Familien und junge Menschen individuell unterstützen
sollen, besondere Lebenslagen zu bewältigen. Die unterschiedliche Ausprägung liegt zum
einen natürlich an den individuellen Bedarfen der jeweiligen Familien, zum anderen aber auch
an den jeweils in den Orten vorhandenen Angebotsstrukturen. Im Hohenlohekreis gibt es drei
große Jugendhilfeträger, die Jugendhilfeleistungen ausführen: die ev. Jugendhilfe
Friedenshort GmbH in Öhringen, das Albert-Schweitzer-Kinderdorf e.V. in Waldenburg, sowie
die St. Josefspflege gGmbH in Mulfingen. Mögliche weitere Faktoren, die einen Einfluss auf
den Hilfeverlauf und/oder –häufigkeit haben können, sind z.B. ländlich oder eher städtisch
geprägte Lebensräume, Kooperationen mit Schulen, Kindergärten, Ärzten etc. sowie
demografische Entwicklungen. Im Bereich der Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen
(§ 42 SGB VIII) liegt der Hohenlohekreis mit 1,87 Inobhutnahmen je 1.000 Minderjährige
leicht unter dem Landesschnitt (2,02 je 1.000 Minderjährige).

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4.3.
  .3. Schullandschaft und Schulsozialarbeit
Trotz einer relativ stabilen Gesamtbevölkerung gehen die Schülerzahlen im Hohenlohekreis
zurück. Immer häufiger droht den kleinen Gemeinden aufgrund sinkender Schülerzahlen eine
Schulschließung. Diese Entwicklung zeichnet sich in vielen ländlichen Gebieten in Baden-
Württemberg ab.
Im Bereich der Schulübergänge von der Grundschule auf weiterführende Schulen zeigt sich
für den Hohenlohekreis, dass die Gemeinschaftsschulen im Vergleich zum Landesschnitt
deutlich stärker nachgefragt werden. Auch die Schulübergänge auf Haupt- und Realschulen
liegen über dem Landesschnitt. Übergänge auf Gymnasien, die direkt nach der Grundschule
erfolgen, sind im Hohenlohekreis niedriger ausgeprägt. Dies lässt jedoch keine Schlüsse auf
die erreichten Bildungsabschlüsse zu. Eine Vielzahl an beruflichen Gymnasien ermöglicht
einen späteren Schulwechsel mit unterschiedlichen Schwerpunkten, sodass auf diesem Weg
das (Fach-)Abitur erreicht werden kann. Hinzu kommen eine überdurchschnittlich hohe
Dichte an industriellen Betrieben und damit einhergehend ein hoher Stellenwert von
industriellen, kaufmännischen und handwerklichen Ausbildungsberufen, sowie eine hohe
Anzahl an Student*innen, die ein duales Studium in einem der zahlreichen Industrie- und
Handelsbetriebe anstreben.

                                                                   Schulstandorte mit Schulsozialarbeit
                                                                   im Hohenlohekreis

                                                                   Grundschule

                                                                   Werkrealschule/Realschule

                                                                   Hauswirtschaftliche Schule

                                                                   Berufliche Schule

An 24 Schulstandorten gibt es 16,5 (Vollkraft-)Stellen der Schulsozialarbeit. Seit einigen
Jahren wird die Schulsozialarbeit kontinuierlich ausgebaut; der Hohenlohekreis liegt hierbei
genau im Landesschnitt. Die Schulsozialarbeiter*innen leistet wertvolle Arbeit. Sie bieten
Beratung und eigene Projekte an, sind Ansprechpartner für die Schüler*innen und fungieren
als Schnittstelle zwischen unterschiedlichsten Beteiligten, wie z.B. Schüler*innen, Eltern,
Lehrern, der Gemeinde, dem Jugendamt und weiteren Kooperationspartnern im jeweiligen
Gemeinwesen.

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Konzeption Kreisjugendreferat - Hohenlohekreis
4.4. Angebote der Jugendarbeit
Die im Hohenlohekreis vorhandenen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit sind dank
unterschiedlichster Akteure sehr vielfältig. Diese Akteure und ihre jeweiligen Angebote
werden im Folgenden näher benannt.

Verbände, Vereine, Ehrenamt
Das größte flächendeckende Angebot an Kinder- und Jugendarbeit wird im Hohenlohekreis
durch zahlreiche Ehrenamtliche in den Verbänden und Vereinen geleistet. In jeder einzelnen
Gemeinde des Landkreises gibt es mehrere, zum Teil dutzende Vereine und Verbände, die
eigene Jugendgruppen haben. Somit können Kinder und Jugendliche im Landkreis
unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten nachgehen; sei es in einem sogenannten rettenden
Verband (wie z.B. Feuerwehr, THW, DRK, oder DLRG), in einem der zahlreichen Musikvereine,
oder in einem der unzähligen Sportvereine. Hinzu kommen z.B. noch
Migrantenselbstorganisationen, Kulturvereine, Jugendorganisationen der Parteien und eine
Vielzahl an anderen Zusammenschlüssen von Ehrenamtlichen. Neben den regulären
Vereinstätigkeiten und Teilnahme an zahlreichen Festen und Veranstaltungen in den
Gemeinden werden von den Vereinen zudem auch Freizeiten durchgeführt.
Ferienfreizeiten bzw. Kinderferienprogramme werden auch von den einzelnen
Gemeindeverwaltungen organisiert, die ebenfalls mithilfe Ehrenamtlicher Personen
durchgeführt werden. All dies gewährleistet selbst im ländlichen Raum eine hohe Diversität
an unterschiedlichen Freizeitmöglichkeiten und Möglichkeiten des Engagements schon vom
Kindesalter an.

Zahlreiche Verbände und Vereine engagieren sich im Hohenlohekreis und wirken bei Veranstaltungen und Festen mit – so
auch z.B. das Jugendrotkreuz Hohenlohe, die THW-Jugend vom Ortsverband Künzelsau und Pfedelbach, sowie die Feuerwehr
beim Weltkinderfest 2017 in Bretzfeld.

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Kommunale Jugendhäuser
Es gibt insgesamt sieben Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit im
Hohenlohekreis, die allesamt in der Verantwortung der jeweiligen kommunalen
Jugendreferate liegen. Diese befinden sich in Künzelsau (Jugendzentrum und
Jugendblockhaus), Öhringen (Jugendpavillon), Bretzfeld (Jugendhaus), Pfedelbach (FreeTime),
Neuenstein (Jugendraum) und Kupferzell (A-Moll). Die Jugendräume und –häuser sind eine
offene Anlaufstelle für alle Jugendlichen und bieten Raum zur individuellen Freizeitgestaltung.
Es werden zahlreiche Aktionen veranstaltet, die z.B. auch in den Ferien oder an
Wochenenden stattfinden, es werden gemeinsame Ausflüge gemacht, sowie einzelne
Projekte und Beteiligungen an Festen oder Veranstaltungen in der jeweiligen Gemeinde.

Kirchliche Jugendwerke
Auch die evangelischen Jugendwerke in Künzelsau und Öhringen, sowie das katholische
Jugendreferat in Künzelsau bieten allerhand unterschiedliche Freizeitaktivitäten sowie
Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements für Kinder und Jugendliche. Auch sie führen
zahlreiche Freizeiten, Projekte, Veranstaltungen usw. durch. Sehr große, jährlich stattfindende
Veranstaltungen sind z.B. der Jugendtag Heartbeat (ev. Jugendwerk Künzelsau), oder
Internationale Jugendcamps (ev. Jugendwerk Öhringen).

                                                              Kommunale Jugendreferate
                                                              Die kommunalen Jugendreferent*innen
                                                              tragen die Hauptverantwortung für die bereits
                                                              benannten Jugendhäuser und -räume. Deren
                                                              Aufgaben- und Angebotsfeld ist jedoch um ein
                                                              vielfaches größer; so fungieren sie als
                                                              Schnittstelle zur Gemeinde und stehen in
                                                              Kontakt mit den umliegenden Schulen und
                                                              Schulsozialarbeiter*innen. In Zusammenarbeit
                                                              mit der kommunalen Verwaltung soll somit
                                                              die Jugendarbeit und Lebenssituation der
                                                              Jugendlichen vor Ort stetig weiterentwickelt
                                                              und verbessert werden. Zudem organisieren
                                                              sie z.B. Ferienprogramme und führen eigene
                                                              Veranstaltungen sowie jugendspezifische
                                                              Projekte durch. Hierbei finden
                                                              unterschiedlichste Schwerpunkte
                                                              Berücksichtigung, wie z.B. Medienpädagogik,
                                                              Übergang Schule-Beruf, Gender-Themen,
                                                              Prävention u.v.m.
Zu sehen ist hier ein Teil des „AKJA“ (Arbeitskreis Jugendarbeit):
die kommunalen Jugendreferent*innen des Landkreises, sowie die
Geschäftsstelle des Kreisjugendrings und die Kreisjugendreferentin

                                                            11
Kreisjugendring Hohenlohe e.V.
Hauptamtliches Personal gibt es zudem auch beim Kreisjugendring Hohenlohe e.V. Der
Kreisjugendring vereint 27 Verbände und Vereine unter seinem Dach und dient als
Anlaufstelle für allerlei Fragen rund um die Verbandsarbeit, Qualifikation von Ehrenamtlichen
und Projektfinanzierungen. Die Geschäftsstelle des Kreisjugendrings verwaltet
Projektgeldanträge und Bezuschussungen von Freizeiten der Verbände und Vereine. Der
Kreisjugendring veranstaltet jährlich mit dutzenden beteiligten Ehrenamtlichen das
Weltkindefest Hohenlohe. Nachfolgend einige Impressionen vom Weltkinderfest 2017:

                                             12
Weitere Akteure
Des weiteren gibt es im Hohenlohekreis insgesamt sechs vom Jugendamt anerkannte Träger
der Kinder- und Jugendhilfe; diese sind der Verein C.R.A.S.H. e.V. in Öhringen, der AK
ausländische Mitbürger e.V. in Öhringen, die Arbeitsinitative Hohenlohekreis gGmbH (AIH) in
Neuenstein, der Kreisjugendring Hohenlohe e.V., der Jugendkulturverein Kokolores e.V. in
Künzelsau und die Royal Rangers (christliche Pfadfinderschaft) im Großraum Öhringen.
Offene Jugendtreffs/Jugendräume, die selbstverwaltet und z.T. als Verein eingetragen sind,
sind das Jugendkulturhaus Kokolores e.V. in Künzelsau, das Jugend- und Kulturhaus Fiasko in
Öhringen, sowie das Himmelreich e.V. in Mulfingen.

Bei der Aktion „Mitmachen Ehrensache“ werden im Hohenlohekreis jährlich über 10.000 € erarbeitet. Die Schüler*innen
engagieren sich, wie links zu sehen, in einer der zahlreichen Betriebe im Landkreis. Die erwirtschaftete Summe wird an
ausgewählte soziale Projekte gespendet, wie rechts zu sehen ist. Organisiert wird die Aktion vom Kreisjugendreferat.

Rund 80 Jugendliche aus 10 unterschiedlichen Ländern nahmen 2013 am internationalen Jugendcamp „Jung und wach“ teil.
Hier sind sie im Foyer des Landratsamts Hohenlohekreis gemeinsam mit Landrat Dr. Neth zu sehen.

                                                                                              Links: Teilnehmer*innen des
                                                                                              Internationalen Camps 2016
                                                                                              „Garden of friendship“
                                                                                              während der LaGa in
                                                                                              Öhringen

                                                           13
5. Aufgabenschwerpunkte des Kreisjugendreferats

Das Kreisjugendreferat fungiert als Schnittstelle von Fachkräften in der Kinder- und
Jugendarbeit, Ehrenamtlichen, Jugendlichen selbst, sowie der Verwaltung und Politik. Um
dem breiten Aufgabenspektrum gerecht zu werden, bedarf es Fachkompetenzen,
Verwaltungskenntnisse, Institutionenwissen und ein vielfältiges Methodenrepertoire. Die
verschiedenen Aufgabenbereiche des Kreisjugendreferats werden in den folgenden
Unterabschnitten näher beschrieben.

5.1.
 .1. Fachberatung und Serviceleistungen
Durch Fachberatung für Kommunen, bzw. der dort angestellten Mitarbeiter*innen der
Jugendarbeit, leistet das Kreisjugendreferat einen Beitrag zur Qualifikation und
Weiterentwicklung der Jugendarbeit in den jeweiligen Städten und Gemeinden.
Generell gibt es unterschiedliche Adressatenkreise für die Fachberatung. Diese sind:
    • Fachkräfte in den Gemeinden
    • Diverse Gremien, Beiräte, Ausschüsse im Landkreis und den Gemeinden
    • Ehrenamtlich tätige Mitarbeiter*innen
    • Jugendverbände und Initiativen
Die Serviceleistungen beziehen sich auf folgende Aspekte:
    • Schnittstelle für Informationen, Kontakt- und Leistungsvermittlung zu
        jugendspezifischen Themen
    • Service und Beratungsangebote z.B. zu Projektanträgen, Finanzen, Fortbildungen,
        freiwillige Dienste, Equipment usw.
Das heißt konkret:
    • Beratung der örtlichen Jugendreferent*innen (z.B. im Rahmen vom „AKJA“, ein vom
        Kreisjugendreferat geleiteter „Arbeitskreis Jugendarbeit“)
    • Organisation und Durchführung von Fachveranstaltungen/Fachtagen
    • Angebot eigener Vorträge und Workshops
    • (Fachliche) Beratung und Begleitung des Kreisjugendrings Hohenlohe e.V.
    • Kommunale Beratungsstelle des Netzwerks „kompetent vor Ort“ des
        Demokratiezentrums Baden-Württemberg
    • Bereitstellung von Informationsmaterialien, Flyern, Handreichungen usw.
    • Unterstützung im Bereich von Finanzierungsfragen (z.B. Projektanträge)
    • Verwaltung, Pflege und Verleihung des Spielmobils (für eigene Veranstaltungen/Feste
        etc. von Akteuren in der Jugendarbeit)

5.2.
 .2. Koordination und Vernetzung
Im Rahmen der Jugendarbeit gibt es verschiedenste Akteure, deren Arbeit effektiv und
zielgerichtet auszurichten ist. Eine der elementaren Aufgaben des Kreisjugendreferats ist
damit die Koordination und Vernetzung unterschiedlicher Träger, Initiativen, Angebote und
Beteiligter, um positive Rahmenbedingungen für die Jugendarbeit zu schaffen.

                                            14
Dies erfolgt durch:
• Koordination der Jugendarbeit im Landkreis
• Mitwirkung an der Jugendhilfeplanung nach § 80 SGB VIII und § 10 Abs. 3 LKJHG
• Einbringen der Interessen von Jugendlichen in lokale und regionale Politikfelder
• Vernetzung mit den örtlichen Jugendreferaten sowie mit anderen Arbeitsfeldern, wie z.B.
Schulen und Allgemeine Soziale Dienste
• Zusammenarbeit mit Vereinen, Verbänden und weiteren Trägern der außerschulischen
Jugendbildung
Konkret heißt dies im Hohenlohekreis:
    • Leitung des Arbeitskreis Jugendarbeit (AKJA)
    • Kontakt zu und Vernetzung von Vereinen und Verbänden über aktive Beratungs- und
        Begleitungsfunktion für den Kreisjugendring Hohenlohe e.V.
    • Kreisweite Vernetzung unterschiedlichster Akteure durch den Zusammenschluss
        Forum Jugend (Mitglieder: Kreisjugendreferat, kommunale Jugendreferate, ev.
        Jugendwerke, kath. Jugendreferat, offene Hilfen, VHS Kün. und Öhr., Infokoop,
        Suchtpräventionsbeauftragter, St. Josefspflege)
    • Regelmäßige Austauschtreffen mit regionalen Kreisjugenreferenten (Hohenlohekreis,
        Landkreis Schwäbisch Hall, Main-Tauber-Kreis und Neckar-Odenwald-Kreis)
    • Kontakte zu Schulen und Schulsozialarbeit (v.a. über Aktion Mitmachen Ehrensache)
    • Vernetzung im Arbeitskreis für Demokratie – gegen Faschismus mit unterschiedlichen
        kommunalen Akteuren zur Förderung der politischen Bildung und des
        Demokratieverständnisses im Großraum Öhringen
    • Punktuelle Teilnahme an Sitzungen der Fachgruppe Prävention

5.3. Konzeptionelle und fachliche Weiterentwicklung der Jugendarbeit
Die Lebenslagen von Jugendlichen sind im stetigen Wandel. Die Jugendarbeit muss sich
entsprechend daran ausrichten und sich zudem an fachlichen, konzeptionellen und (jugend-)
politischen Entwicklungen orientieren. Die konzeptionelle und fachliche Weiterentwicklung
der Jugendarbeit ist somit eine qualitative Querschnittsaufgabe.
Die Weiterentwicklung verläuft in drei Dimensionen:
    • Fachlichkeit des Kreisjugendreferats und die Arbeit auf Kreisebene
    • Transfer dieser Fachlichkeit auf die örtliche Ebene der Hauptamtlichen und der
        Ehrenamtlichen in der Jugendarbeit
    • Rückbindung der Fragen, Perspektiven und Praxiserfahrungen der örtlichen Ebene in
        verschiedene Netzwerke
Dies erfolgt in Form von:
    • Mitwirkung in verschiedenen Arbeitskreisen (kommunale und z.T. landesweite Ebene)
    • Kooperationen mit (über-)örtlichen Institutionen
    • Rückkopplung der Diskurse auf die örtliche Ebene hin zu den hauptamtlichen und
        ehrenamtlichen Akteuren
    • Dokumentationen und Handreichungen für Theorie und Praxis

                                           15
5.4. Fortbildung für Haupt-
                     Haupt- und Ehrenamt
Die Fortbildung für haupt- und ehrenamtliche Akteure der Jugendarbeit kann auf
unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Dazu zählen Arbeitskreise genauso wie kreisweite
Seminare und auch Schulungen für einzelne Träger.
Dies wird folgendermaßen umgesetzt:
    • Entwicklung von Qualifizierungsangeboten über „Forum Jugend“ zur Erlangung der
        Juleica, bzw. spezifische Angebote zu speziell angefragten Themenfeldern für
        angehende Jugendleiter und sonstige Akteure in den Verbänden und Vereinen
    • Planung, Organisation, Durchführung & inhaltliche Gestaltung von Fortbildungen und
        Schulungen für kreisweit tätige haupt- und ehrenamtliche Fachkräfte
    • Bereitstellung von Informations- und Weiterbildungsmaterialien, sowie Bündelung
        und Weiterleitung entsprechender Schulungsangebote externer Träger

5.5.
 .5. Öffentlichkeitsarbeit
Ein dauerhaftes, wesentliches Thema in der Jugendarbeit ist die öffentliche Wahrnehmung
und gesellschaftliche Anerkennung der geleisteten Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche.
Das Wissen über Jugendarbeit sowie Verständnis für Jugendliche soll gefördert werden.
Dies kann geschehen durch:
    • Erstellung von Fachartikeln und Pressemitteilungen
    • Dokumentation und Berichtswesen
    • Präsentation der Jugendarbeit auf Medienplattformen
Konkret heißt dies:
    • Pflege des Social Media Auftritts des Kreisjugendreferats (Facebook), sowie Verlinkung
        und Teilen anderer Angebote der Jugendarbeit
    • Aktualisierung der Informationen zum Kreisjugendreferat auf der Homepage des
        Landratsamtes
    • Pflege und Aktualisierung der kreisspezifischen Homepage zur Aktion Mitmachen
        Ehrensache
    • Pressearbeit zu Veranstaltungen etc., sowie fachspezifische Artikel in der Zeitung
    • Berichterstattung im Jugendhilfeausschuss
    • Berichterstattung für das Berichtswesen der Jugendhilfeplanung (Familienbericht)

5.6. Administrative Tätigkeiten
Das Kreisjugendreferat hat, neben konzeptionellen und praktischen Tätigkeiten, auch
Verwaltungsaufgaben zu bearbeiten.
Dazu gehören:
    • Allgemeine Verwaltung und Haushaltsbewirtschaftung
    • Erstellung von (Sitzungs-)Vorlagen, Stellungnahmen, Protokollen etc.
    • Antragsabwicklung
    • Gremienarbeit

                                            16
5.7. Projekte und Veranstaltungen
Eine bewährte Methode zur Bearbeitung lokaler und überregionaler Themen ist das
projektorientierte Arbeiten und Projektmanagement.
Dies lässt sich auf unterschiedlichen Wegen umsetzen:
    • Initiierung und Realisierung von öffentlichkeitswirksamen Projekten und Kampagnen
    • Organisation und/oder Teilnahme an (über-)regionalen Projekten und
        Veranstaltungen
    • Fachliche und finanzielle Beratung und Unterstützung von Projekten und
        Veranstaltungen
Dies bedeutet konkret:
    • Leitung des Aktionsbüros von „Mitmachen Ehrensache“ (landesweite Aktion), Planung
        und Organisation des Aktionstags, Leitung der Botschafter*innen-Gruppe, Planung
        und Organisation der Spendenübergabefeier, Öffentlichkeitsarbeit, Akquirierung von
        Spenden zur Finanzierung der laufenden Kosten (z.B. vom Rotary-Club, Sparkasse)
    • Federführende Organisation und Durchführung des jährlichen Weltkinderfests
        Hohenlohe in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring Hohenlohe e.V., weiteren
        Akteuren der Jugendarbeit, sowie wechselnden Kooperationspartnern vor Ort (z.B.
        Verwaltung der Stadt oder Gemeinde, in der das Fest stattfindet, sowie anderen
        Institutionen/Einrichtungen, die Gastgeber sind), sowie gesamte Öffentlichkeitsarbeit
    • Organisation und Durchführung themenbezogener Fachtage für Fachkräfte in der
        Jugendarbeit (z.B. 2017 Fachtag gegen Rassismus: Fremd Feind Freund –
        WissensWerte in unserer Demokratie; 2018 Fachtag: Jugendliche im Spannungsfeld
        Extrem vs. Egal – Rassismus, Radikalisierung, Ratlosigkeit), in Kooperation mit
        regionalen Kreisjugendreferenten und dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg
    • Organisation und Durchführung von Inhouse-Seminaren für kommunale
        Jugendreferent*innen und weitere Mitglieder von AKJA und Forum Jugend (z.B.
        Seminar zur Öffentlichkeitsarbeit)
    • Zweijährlich Organisation und Durchführung vom „Tag des Jugendraums“ in
        Hohenloher Jugendhäusern, gemeinsam mit kommunalen Jugendreferent*innen
    • Im Rahmen von Forum Jugend: jährliche Planung und Durchführung des
        Neujahrsempfangs der Jugendarbeit, der Bildungsfahrt für Ehrenamtliche, sowie
        Workshops vor Ort für Gemeinden, Verbände und Vereine im Rahmen der Ausbildung
        zum Jugendleiter (ehemals Juleica-Kurse, nun umgewandelt in Forum Jugend To Go)
    • Im Rahmen vom AK für Demokratie – gegen Faschismus: Organisation und
        Durchführung regelmäßiger Veranstaltungen und Aktionen zur politischen Bildung und
        Demokratieförderung (z.B. Infostände in der Innenstadt von Öhringen, Kundgebungen
        für Menschenrechte und gegen Hass/Hetze, gemeinsame Aktionen mit Schüler*innen
        der Richard-von-Weizsäcker-Schule Öhringen im Rahmen von Schule ohne Rassismus
        – Schule mit Courage u.v.m.)
    • Im Rahmen der kommunalen Beratungsstelle „kompetent vor Ort – gegen
        Rechtsextremismus“: Organisation und Durchführung von themenspezifischen

                                             17
Seminaren und Workshops, angepasst an Anfrage und Gegebenheiten der
         anfragenden Institution/Einrichtung (z.B. 2018 Leitung der pädagogischen Konferenz
         im Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Waldenburg zum Thema Rassismus,
         Rechtsextremismus und pädagogischen Handlungsmöglichkeiten)
    •    Mitwirkung bei unterschiedlichen Veranstaltungen und Projekten von Aktiven in der
         Jugendarbeit im Hohenlohekreis (z.B. 2016 Internationales Camp, 2016 & 2017 Projekt
         „Gemeinsam sind wir bunt“ vom Kreisjugendring Hohenlohe e.V., 2017 Ehrenamts-Tag
         in Neuenstein u.v.m.)

Fachtag gegen Rassismus „Fremd – Feind – Freund“ 2017 in Künzelsau. Geladen waren u.a. Fachkräfte aus der Jugendarbeit.
Prof. Dr. Hajo Funke referierte zu demokratischen Werten und Rechtsruck in der Gesellschaft.

                                                          Das Spielmobil des Kreisjugendreferats kann gegen geringe
                                                          Gebühren von allen Hohenloher Bürger*innen ausgeliehen
                                                          werden. Insbesondere Verbände und Vereine machen bei Festen
                                                          und Veranstaltungen vom Verleihservice Gebrauch. Das
                                                          Spielmobil beinhaltet über 30 verschiedene Spielgeräte für den
                                                          Innen- und Außenbereich.

                                                                   Die landesweite Aktion „Mitmachen Ehrensache“
                                                                   findet auch jedes Jahr im Hohenlohekreis statt und
                                                                   wird hier vom Kreisjugendreferat organisiert. Auf dem
                                                                   Bild zu sehen sind drei Schülerinnen, die einen Tag im
                                                                   Landratsamt gearbeitet und ihren Lohn gespendet
                                                                   haben. Bei der Arbeit wurden sie vom Landrat Dr.
                                                                   Matthias Neth besucht. Angeleitet wurden sie von
                                                                   einer Mitarbeiterin der Kulturstiftung Hohenlohe. Zwei
                                                                   der drei Schülerinnen engagieren sich mittlerweile als
                                                                   Botschafterinnen der Aktion Mitmachen Ehrensache.

                                                          18
6. Ausblick/Fazit

Jugendarbeit betrifft alle Kinder und Jugendliche, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft,
Bildung und sozialem Status. Betrachtet man im Gesamten die gesellschaftlichen und
demografischen Entwicklungen, wäre es ein Trugschluss zu glauben, dass weniger Jugend-
und Sozialarbeit benötigt wird, da es tendenziell immer weniger Kinder und Jugendliche gibt.
Treffend wurde dies bereits im Demografie- und Jugendhilfebericht 2015 formuliert: um die
Arbeitsfähigkeit in der Kinder- und Jugendarbeit überhaupt absichern und die verbleibenden,
vor allem im ländlichen Raum begrenzten Potenziale adäquat einbinden und halten zu
können, bedarf es gerade wegen des Rückgangs der jungen Menschen mehr hauptamtlich
erbrachte Leistungen (KVJS Berichterstattung, Kinder- und Jugendhilfe im demografischen
Wandel – Fortschreibung 2015, S. 61).

Die Hilfebedarfe, Risikofaktoren und Belastungen im Lebensumfeld von Kindern und
Jugendlichen nehmen stetig zu. Durch sich stetig ändernde Strukturen und Lebenswelten
sowie gesellschaftliche Umbrüche droht Orientierungslosigkeit. Der Bedarf an kind- und
jugendgerechten Angeboten sowie Unterstützungsleistungen ist vorhanden und wird nicht
geringer, da auch die Komplexität der individuellen Lebenslagen von Kindern und
Jugendlichen zunimmt. All diese Entwicklungen erfordern eine Absicherung und ggf. Stärkung
der bisher aufgebrachten Ressourcen im Themenfeld. Eine hinreichend tragfähige
professionelle Basisstruktur in der Kinder- und Jugendarbeit sollte gesichert sein, um im Zuge
der absehbaren demografischen Entwicklungen überhaupt handlungsfähig bleiben zu können
(KVJS Berichterstattung, Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel – Fortschreibung
2015, S. 60).

Hinzu kommt der stetig höher werdende Anteil von jungen Menschen mit
Migrationshintergrund (inkl. Familien mit Fluchterfahrung), weshalb es auch in der
Jugendarbeit verstärkter Bemühungen im Bereich interkulturelle Kompetenzen und
interkulturelle Öffnung von Verwaltungs- und Institutionsstrukturen bedarf. Eine ebenso
große Herausforderung ist der in vielen Fällen konkurrierende Themenbereich Jugendarbeit
und Schule, sowie auch die verstärkte Notwendigkeit von Bemühungen und Anpassungen im
Rahmen der Inklusion. Diese unterschiedlichen Herausforderungen machen es in Kombination
mit dem zukünftig immer geringer werdenden Anteil der Altersklasse von 0-21 Jährigen
notwendig, dass die Interessen von jungen Menschen stärker vertreten werden. Gerade im
ländlichen Raum dürfte sich der organisatorische und logistische Aufwand zur
Aufrechterhaltung und Ausgestaltung der Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit erhöhen.
Einer Beibehaltung/ggf. Erhöhung bisher eingesetzter Ressourcen sollte somit weiter
Beachtung geschenkt werden.

                                             19
Im Hinblick auf die o.g. Herausforderungen ist eine koordinierende, landkreisweit agierende
Stelle wie die des Kreisjugendreferats unabdingbar, um eine ausreichend professionelle
Basisstruktur im Landkreis gewährleisten zu können. Nichtsdestotrotz sollten alle Akteure im
Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendarbeit entsprechende Strukturen einfordern und sichern.
Eine gelingende, bedarfsgerechte Jugendarbeit und entsprechende Weiterentwicklung kann
in den einzelnen Städten und Gemeinden nur dort gewährleistet werden, wo es feste
Ansprechpartner und, neben vielen ehrenamtlich Tätigen, auch hauptamtliche Fachkräfte
gibt.

                     „Nicht alle Jugendlichen brauchen die Jugendarbeit,
                        aber alle Gemeinden und Städte brauchen die
                         Jugendarbeit für eine lebendige Kommune.“

                                       Prof. Dr. Burkhard Müller
                                (Erziehungs- und Sozialwissenschaftler)

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