Methodenbericht Deutscher Freiwilligensurvey 2019
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infas Institut für angewandte Methodenbericht Sozialwissenschaft GmbH Friedrich-Wilhelm-Straße 18 D-53113 Bonn Tel. +49 (0)228/38 22-0 Fax +49 (0)228/31 00 71 info@infas.de Deutscher Freiwilligensurvey 2019 www.infas.de Autoren: Stefan Schiel, Jonathan Ruiz Marcos, Moritz Fahrenholz
Bericht an Projekt Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA) 5808 Manfred-von-Richthofen-Straße 2 Bonn, März 2020 12101 Berlin Sl, Rj Vorgelegt von infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH Friedrich-Wilhelm-Straße 18 53113 Bonn Kontakt Stefan Schiel Senior-Projektleiter Sozialforschung Tel. +49 (0)228/38 22-424 Fax +49 (0)228/310071 E-Mail s.schiel@infas.de Autoren Stefan Schiel, Jonathan Ruiz Marcos, Moritz Fahrenholz infas ist zertifiziert nach ISO 20252 für die Markt-, Meinungs- und Sozialforschung © infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH infas ist Mitglied im Der Inhalt dieses Berichts darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, Arbeitskreis Deutscher Markt- und vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Sozialforschungsinstitute e.V. Dokumentationssystemen (information storage and (ADM) und ESOMAR retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden.
Zusammenfassung Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist eine repräsentative Befragung zum freiwilligen Engagement in Deutschland. Im Jahr 2019 wurden nach 1999, 2004, 2009 und 2014 zum fünften Mal bundesweit Personen ab 14 Jahren zu ihrem freiwilligen Engagement befragt. Die Datenerhebung erfolgte durch computerunterstützte Telefoninterviews (CATI). Die Basisstichprobe setzte sich aus einer über alle Bundesländer verteil- ten kombinierten Festnetz- und Mobilfunkstichprobe zusammen (Dual-Frame- Ansatz). Zusätzlich wurde eine Aufstockungsstichprobe in zehn Bundesländern eingesetzt, um die Anzahl auswertbarer Fälle für diese Länder zu erhöhen. Die Länderaufstockung umfasste ausschließlich Festnetznummern. Sämtliche ein- gesetzten Telefonnummern wurden zufällig generiert. Im Vorfeld der Haupterhebung wurde das Fragenprogramm in allen sechs In- terviewsprachen (Deutsch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch und Englisch) einem Pretest unterzogen und auf seine Feldfähigkeit getestet. Die Haupterhebung startete am 18.03.2019. Das letzte Interview wurde am 16.11.2019 durchgeführt. Insgesamt konnte mit 27.928 Personen ein vollständi- ges Interview geführt werden. Die 27.762 auswertbaren Interviews verteilen sich auf 24.058 Interviews in der Basisstichprobe und 3.704 Fälle in der Länder- aufstockung. Damit ist der FWS die größte Erhebung zum ehrenamtlichen bzw. freiwilligen Engagement in Deutschland. Das Mindestalter für die Teilnahme an einem Interview lag bei 14 Jahren. Die durchschnittliche Interviewdauer betrug rund 29 Minuten. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die wissenschaftliche Leitung liegt beim Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA). Das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas) wurde vom DZA nach der Erhebung im Jahr 2014 zum zweiten Mal mit der Datenerhebung beauftragt. infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH
Resume The German Survey on Volunteering (FWS) is a representative survey of volun- tary activities in Germany. In 2019, after 1999, 2004, 2009 and 2014, people aged 14 and older were surveyed nationwide for the fifth time about their vol- untary work. The data was collected by means of computer-assisted telephone interviews (CATI). The basic sample combined samples of landline and mobile phone num- bers distributed across all federal states (dual-frame approach). In addition, an augmentation sample was used in ten federal states in order to increase the number of evaluable cases for these states. The augmentation samples included landline numbers only. All phone numbers used were generated at random. Prior to the main survey, the questionnaire was pretested in all six languages (German, Turkish, Russian, Polish, Arabic, and English) in order to test its field capability. The main survey started on March 18, 2019 with the last interview being con- ducted on November 16, 2019. In total, 27,928 individuals completed an inter- view. The 27,762 evaluable interviews are divided into 24,058 interviews from the basic sample and 3,704 cases from the augmentation sample. This makes the FWS the largest survey of voluntary activities in Germany. The minimum age to participate in an interview was 14 years, an interview lasted approxi- mately 29 minutes on average. The research project is funded by the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth (BMFSFJ). The scientific direction lies with the Ger- man Centre of Gerontology (DZA), which commissioned the infas Institute for Applied Social Sciences for the second time after the 2014 survey with the data collection. infas Institute for Applied Social Sciences
Inhaltsverzeichnis 1 Erhebungsdesign 10 2 Stichprobenkonzeption 12 2.1 Grundgesamtheit 12 2.2 Stichprobenkonzept und Auswahlrahmen 12 2.2.1 Basisstichprobe 14 2.2.2 Länderaufstockung 15 3 Das Erhebungsinstrument 16 3.1 Inhalte und Struktur des Erhebungsinstruments 16 3.2 Fremdsprachiger Fragebogen 18 3.2.1 Übersetzung 18 3.2.2 Fremdsprachiger Pretest 19 4 Felddurchführung 21 4.1 Feldzeit 21 4.2 Interviewerschulung 21 4.3 Strukturmerkmale der eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer 23 4.4 Qualitätssicherung 25 4.4.1 Abstimmung der Fragebogenvorlage 25 4.4.2 Prüfung des programmierten Fragebogens vor dem Feldeinsatz 25 4.4.3 Prüfung des programmierten Fragebogens während der Feldphase 26 4.4.4 Qualitätssicherung im Telefonstudio durch den Einsatz von Supervisorinnen und Supervisoren 26 4.4.5 Prüfung möglicher Interviewereffekte 27 4.5 Feldsteuerung 28 4.6 Begleitende Kommunikation mit der Zielperson 29 4.7 Zusätzliche Maßnahme zur Erhöhung der Ausschöpfung 30 5 Feldergebnisse 31 5.1 Stichprobenausschöpfung 31 5.1.1 Basisstichprobe 32 5.1.2 Länderaufstockung 36 5.2 Einsatz des Nonresponse-Fragebogens 38 5.3 Interviewsprache 39 5.4 Interviewdauer 41 5.5 Kontakthäufigkeit 42 5.6 Interviewabbrüche und Abbruchgründe 43 5.7 Zustimmung zur Zuspielung von Regionaldaten 45 6 Datenprüfung und –lieferung 46 6.1 Datenprüfung und -aufbereitung nach Feldende 46 6.2 Datenlieferungen 46 7 Gewichtung 48 7.1 Bestimmung der Auswahlwahrscheinlichkeit für die Dual-Frame Basisstichprobe und die Aufstockungsstichproben 48
7.2 Integration von Basisstichprobe und Aufstockungsstichproben 50 7.3 Ausfall-Adjustierung bei fehlenden geographischen Merkmalen 51 7.4 Trimmen der Designgewichte 53 7.5 Kalibrierung und Hochrechnung 53 7.6 Bewertung der Gewichtungsergebnisse 59 Anhang 61
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Fragebogenstruktur 17 Abbildung 2 Inhalte des Interviewerhandbuchs 23 Abbildung 3 Verteilung der Interviews auf die fremdsprachigen Teilstichproben 40 Abbildung 4 Anzahl der Kontakte bis zur Realisierung eines Interviews 43
Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Das Studiendesign im Überblick 11 Tabelle 2 Geschlecht der eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer 24 Tabelle 3 Alter der eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer (gruppiert) 24 Tabelle 4 Anzahl Interviews pro Interviewerin bzw. Interviewer (gruppiert) 24 Tabelle 5 Feldergebnis der Basisstichprobe nach AAPOR-Klassifikation 34 Tabelle 6 Final Outcome nach AAPOR, differenziert nach Teilstichproben Festnetz und Mobilfunk 35 Tabelle 7 Festnetz- und Mobilfunkstichprobe in der Basisstichprobe 36 Tabelle 8 Feldergebnis der Aufstockungsstichprobe nach AAPOR-Klassifikation 37 Tabelle 9 Interviewdauer getrennt nach Teilstichproben 41 Tabelle 10 Kontakthäufigkeit der auswertbaren Interviews 42 Tabelle 11 Abbruchstellen im Fragebogen 44 Tabelle 12 Ausfallmodellierung: Zuspielbereitschaft Regionaldaten 52 Tabelle 13 Geschlecht: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe 55 Tabelle 14 Höchster Bildungsabschluss: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe 55 Tabelle 15 Alter gruppiert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe 56 Tabelle 16 Bundesland: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe 57 Tabelle 17 Gemeindegröße BIK: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe 58 Tabelle 18 Kennwerte der Gewichte 60 Tabelle 19 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Schleswig-Holstein) 62 Tabelle 20 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Hamburg) 63 Tabelle 21 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Niedersachsen) 64 Tabelle 22 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Bremen) 65 Tabelle 23 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Nordrhein-Westfalen) 66 Tabelle 24 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Hessen) 67 Tabelle 25 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Rheinland-Pfalz) 68 Tabelle 26 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Baden-Württemberg) 69 Tabelle 27 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Bayern) 70 Tabelle 28 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Saarland) 71 Tabelle 29 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Berlin) 72 Tabelle 30 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Brandenburg) 73
Tabelle 31 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Mecklenburg-Vorpommern) 74 Tabelle 32 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Sachsen) 75 Tabelle 33 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Sachsen-Anhalt) 76 Tabelle 34 Bundesland x Geschlecht x Alter kombiniert: Vergleich ungewichtete und gewichtete Stichprobe (Thüringen) 77
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 1 Erhebungsdesign Im Jahr 2019 ist der Deutsche Freiwilligensurvey nach den Jahren 1999, 2004, 2009 und 2014 zum fünften Mal erhoben worden. Im Zentrum der repräsentati- ven Erhebung stehen Fragen zum freiwilligen Engagement in Deutschland. Die Studie wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Eine Aufstockung der Fallzahl wurde von den Bundesländern finanziert. Die wissenschaftliche Leitung obliegt dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA). Die infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH wurde vom DZA nach der Erhebung 2014 zum zweiten Mal mit der Datenerhe- bung beauftragt. Die Befragung fand mittels computergestützten Telefoninter- views (CATI-Methode) statt. Es wurden insgesamt 27.762 Personen ab 14 Jahren in Deutschland befragt. Die Interviews wurden in den Sprachen Deutsch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Ara- bisch und Englisch geführt. Im Vorfeld der Haupterhebung wurde das Fragen- programm in einem deutschsprachigen Pretest auf seine Feldfähigkeit getestet. Anschließend wurden für die fünf Fremdsprachen in einem Feldpretest einer- seits die korrekte technische Umsetzung und Darstellung der fremdsprachigen Fragebögen im CATI-System getestet. Andererseits erlaubte der Pretest eine Prü- fung der Verständlichkeit der Übersetzungen im Interviewgespräch. Die Ergeb- 1 nisse der beiden Pretests sind in den jeweiligen Berichten dokumentiert . Der Deutsche Freiwilligensurvey ist aufgrund seiner Themenbreite und der Viel- zahl an befragten Personen die größte bundesweite Studie zum freiwilligen En- gagement in Deutschland. Er liefert aktuelle Informationen zum Thema Enga- gement, aber auch zu den Beweggründen, weshalb sich Menschen in Deutsch- land außerhalb von Familie und Beruf nicht freiwillig engagieren. Die Messung von Prävalenzen des bundesweiten Engagements erfordert ein hohes Qualitäts- maß bei der Erhebung. Die Rahmendaten des Erhebungsdesign sind in Tabelle 1 aufgeführt. 1 Schiel, S., Ruiz Marcos, J. (2018): Pretestbericht. Deutscher Freiwilligensurvey 2019 (FWS). Pretest 2018. Bonn. und Schiel, S., Ruiz Marcos, J. (2019): Pretestbericht. Deutscher Freiwilligensurvey 2019 (FWS). Pretest in fünf Fremdsprachen. Bonn Seite 10
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Tabelle 1 Das Studiendesign im Überblick Studientitel Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Grundgesamtheit Bevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren in Deutschland Erhebungsmethode Computergestützte Telefoninterviews (CATI) Erhebungssprachen Deutsch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch und Englisch Pretest – CATI-Pretest in Deutsch (n=303) – CATI-Pretest in Fremdsprachen (n=26) Stichprobenansatz Basisstichprobe: – Dual-Frame-Design – Angezieltes Verhältnis zwischen Festnetzstichprobe und Mobilfunkstich- probe 16.800 (70%) zu 7.200 (30%) Interviews – Jeweils zufällig generierte Rufnummern – Ziel n=24.000 Interviews Aufstockungsstichprobe: – Nur Festnetz – Zufällig generierte Rufnummern – Ziel n=3.600 Interviews Feldzeit Hauptfeld 18.03.2019 bis 16.11.2019 Auswahl der – Festnetz: Last-Birthday-Schlüssel Zielperson – Mobilfunk: Hauptnutzer des Telefons Interviewerschulung – Mündliche Schulung – Einsatz eines schriftlichen Interviewerhandbuchs Auswertbare – Basisstichprobe: n=24.058 Interviews – Aufstockungsstichprobe: n=3.704 Gesamtdauer Durchschnittlich 28,6 Minuten CATI-Interviews Rückversicherungs- – Telefonische Rückmeldemöglichkeit bei infas, DZA und BMFSFJ möglichkeit – Studieninformationen auf infas Homepage – Zusendung von Studieninformationen per E-Mail bei Bedarf Datenlieferungen – Zwischendaten (2 Lieferungen) – Enddaten – Nonresponse-Befragung – Gewichte, Hochrechnungsfaktoren und Strukturindikatoren Seite 11
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 2 Stichprobenkonzeption 2.1 Grundgesamtheit Die Grundgesamtheit der Erhebung umfasst die in Privathaushalten lebende Wohnbevölkerung in Deutschland, die zum Zeitpunkt des Interviews mindes- tens 14 Jahre alt ist und über ausreichende Deutsch-, Türkisch-, Russisch-, Pol- nisch-, Arabisch- oder Englischkenntnisse verfügt. 2.2 Stichprobenkonzept und Auswahlrahmen Für die Datenerhebung des Deutschen Freiwilligensurveys 2019 kamen zwei Teilstichproben zum Einsatz. Die erste Teilstichprobe umfasst bundesweit ge- streute Festnetz- und Mobilfunknummern (im weiteren Verlauf als Basisstich- probe bezeichnet). Die zweite Teilstichprobe beinhaltete für 10 Bundesländer eine Zusatzstichprobe (Länderaufstockung). Die Aufstockung der Fallzahlen in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Saarland, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thürin- gen zielt darauf ab, für spätere Auswertungen auf Bundeslandebene eine ausrei- chend große Fallzahl (ausreichende statistische Power) zu erhalten. 2 Die Telefonstichproben sind nach dem Standardverfahren der ADM-Institute , 3 dem sogenannten Häder/Gabler-Verfahren , gezogen worden. Bei diesem Ver- fahren werden alle im Feld eingesetzten Telefonnummern synthetisch generiert. 4 Dieses seit vielen Jahren für CATI-Erhebungen übliche Vorgehen ist notwendig, da es schon lange kein allgemein zugängliches vollständiges Verzeichnis von Telefonnummern mehr gibt. Alle vorhandenen Verzeichnisse bieten nur einen eingeschränkten Auswahlrahmen und sind deshalb für wissenschaftliche Un- tersuchungen nicht geeignet. Die Grundidee des Häder/Gabler-Verfahrens wird im Folgenden kurz skizziert. Als Ausgangspunkt für die Erzeugung von möglichen Festnetznummern dienen die allgemein zugänglichen Verzeichnisse. Von den in Telefonnummernver- zeichnissen gelisteten Telefonnummern werden die beiden letzten Ziffern ent- fernt und der so entstandene Nummernstamm wird mit allen zweistelligen Endziffern von 00 bis 99 ergänzt, so dass sich aus jeder eingetragenen Nummer ein sogenannter „Nummernblock“ von 100 aufeinanderfolgenden potenziellen Telefonanschlüssen ergibt. Rufnummern mit demselben Nummernstamm er- zeugen denselben Block, der aber nur einmal gespeichert wird. Zusätzlich 2 infas ist Mitglied im Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM). 3 Häder, S. (2015.): Stichproben in der Praxis. Mannheim: GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS Survey Guidelines). Häder, S. und Gabler, S. (1998): Ein neues Stichprobendesign für telefonische Umfragen in Deutschland. In: Gabler S., Häder, S. und Hoffmeyer-Zlotnik, J.H.P. (Hrsg.) (1998): Telefonstichproben in Deutschland. Opladen: Westdeut- scher Verlag. 4 Der von Häder und Gabler entwickelte Ansatz ist in großem Maßstab erprobt und zählt seit Jahren zur gängigen Praxis in Deutschland. Seite 12
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 werden diese Rufnummernblöcke um die Liste der Rufnummernblöcke der Bun- desnetzagentur erweitert. Ist dort ein Nummernblock als vergeben gelistet, dann werden für diesen Block Rufnummern generiert, auch wenn es keinen Telefon- bucheintrag gibt. Die Menge aller so erzeugten Blöcke bildet die Auswahlgrundlage, aus der an- schließend zufällig einzelne Nummern gezogen werden. Aufgrund dieser Anordnung der Auswahlgesamtheit hat jede darin enthaltene Rufnummer, un- abhängig von ihrer Länge, dieselbe Auswahlchance. Da über die Vorwahl und die ersten Stellen des Rufnummernblocks eine kleinräumige regionale Zuord- nung der generierten Nummern möglich ist, kann eine nach regionalen und regionalstrukturellen Merkmalen geschichtete Zufallsauswahl für die Festnetz- stichprobe vorgenommen werden, sodass eine gute Streuung über verschieden große Gemeinden und Gemeindetypen sichergestellt werden kann. Haushalte, die nur noch einen Mobilfunkanschluss haben (sogenannte „Mobile- Onlys“), haben allerdings nach der oben beschriebenen Logik der Stichproben- ziehung eine Inklusionswahrscheinlichkeit von Null. Bereits 2012 waren etwa 5 13 Prozent der Bevölkerung nur noch über Mobilfunknummern erreichbar. Die- se Haushalte unterscheiden sich zudem in ihrer Zusammensetzung (d.h. der Merkmale, der dort wohnenden Personen) stark von denjenigen Haushalten, die über einen Festnetzanschluss erreichbar sind. Es handelt sich demnach um ein systematisches Coverage-Problem. Bei einer reinen Festnetzstichprobe wären diese Haushalte bzw. Personen von der Erhebung ausgeschlossen. Um auch diese Haushalte zu erreichen, wurde daher zusätzlich eine Stichprobe aus synthetisch generierten Mobilfunknummern gezogen. Die Ziehung einer Stichprobe aus zwei unterschiedlichen Auswahlrahmen ist als „Dual-Frame- Ansatz“ bekannt. Auch die Mobilfunknummern werden vollständig generiert, da nur ein sehr kleiner Teil der Mobilfunknummern in Verzeichnissen gelistet ist. Ausgangs- punkt für die Erzeugung der Auswahlgesamtheit der Mobilfunknummern ist die Liste der von der Bundesnetzagentur vergebenen Nummernblöcke. Anders als im Auswahlrahmen für Festnetznummern sind die Rufnummernblöcke im Mo- bilfunkbereich größer gefasst. Hier werden 100.000er-Blöcke (also die letzten sechs Stellen der Rufnummer) generiert. Dies ist im Mobilfunkbereich insofern unproblematisch, da hier alle Rufnummern eine einheitliche Länge haben. Aus der Menge aller so erzeugten Mobilfunknummern werden anschließend zufällig einzelne Nummern gezogen. Eine regionale Verortung über Vorwahl und Rufnummer ist im Mobilfunkbereich bis heute - selbst nach Bundesländern - nicht möglich. Es wird allerdings bei der Zufallsauswahl der Mobilfunknum- mern unterstellt, dass sich die Mobilfunkstichprobe proportional zur Bevölke- 5 Vgl. ADM (2012), ADM-Forschungsprojekt „Dual-Frame-Ansätze“ 2011/2012, Forschungsbericht, in dem dieser Anteil expliziter Forschungsgegenstand war. Aufgrund eigener Berechnungen von infas entspricht dies in etwa 18 Prozent der Haushalte, die nur noch über einen Mobilfunkanschluss verfügen. Seite 13
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 rung über die Bundesländer verteilt, da die Mobilfunkdichte in den Bundeslän- dern annähernd gleich ist. Die Bruttostichprobe der Telefonnummern wurde aus dem Auswahlrahmen für Festnetz- und Mobilfunkstichproben der Arbeitsgemeinschaft ADM- Telefonstichproben gezogen. Für die realisierte Stichprobe wurde ein Mi- schungsverhältnis von Festnetz- und Mobilfunknummern im Verhältnis von 70 Prozent Festnetznummern und 30 Prozent Mobilfunknummern für die Basis- stichprobe angestrebt. Die Steuerung des Mischverhältnisses wurde über die Bruttostichprobe vorgenommen. 2.2.1 Basisstichprobe Der Festnetzanteil der Basisstichprobe sollte sich disproportional über die 16 Bundesländer verteilen, damit für die bevölkerungsschwächeren Bundeslän- der eine entsprechend hohe Anzahl Interviews erhoben werden kann. Als weite- res Kriterium wurde ein 70:30 Verhältnis zwischen Festnetz- und Mobilfunk- nummern angestrebt. Für die Mobilfunkstichprobe wurde angenommen, dass sich die Mobilfunknummern proportional zur Bevölkerungsgröße über die Bun- desländer verteilen, da die Mobilfunkdichte in den Bundesländern in etwa gleich ist. Für die Festnetznummern erfolgte eine getrennte Ziehung mit unterschiedli- 6 chem Ansatz pro Bundesland. Die spätere Zusammenführung dieser Stichpro- ben über eine geeignete Gewichtung ergab dann eine nach der Bundeslandver- teilung disproportionale Stichprobe. Die Disproportionalität der Stichprobe nach Bundesländern hat noch eine weite- re Implikation für die zusammengeführte disproportionale Basisstichprobe. Da die Festnetzstichprobe disproportional, die Mobilfunkstichprobe aber – unter der Annahme, dass die Mobilfunkdichte in allen Bundesländern in etwa gleich ist – proportional zur Bevölkerungsgröße der Bundesländer ist, ergibt sich ein unter- schiedliches Mischungsverhältnis zwischen Festnetzstichprobe und Mobilfunk- stichprobe in den einzelnen Bundesländern. Im Mittel über alle Bundesländer wurde ein Verhältnis von 70 Prozent Festnetznummern zu 30 Prozent Mobil- funknummern angestrebt. Um dies zu erreichen, wurde das angestrebte Mi- schungsverhältnis zwischen Festnetz- und Mobilfunknummern in der Basis- stichprobe in allen Bundesländern auf rund 63 Prozent Festnetznummern und rund 37 Prozent Mobilfunknummern gesetzt. Aus den beiden beschriebenen Auswahlrahmen wurde also zunächst die Brutto- stichprobe der Telefonnummern gezogen. Sowohl in der Festnetz- als auch in der Mobilfunkstichprobe war aufgrund der synthetisch generierten Nummern da- von auszugehen, dass ein erheblicher Teil der Telefonnummern der Bruttostich- probe nicht aktiv sein würde, d.h. es handelt sich um keinen gültigen Anschluss. Für die Berechnung der Bruttostichprobengröße wurde anhand der vorliegenden vielfältigen Erfahrung mit beiden ADM-Auswahlgrundlagen ein Anteil von 6 Diese bundeslandspezifische Zusatzstichprobe innerhalb der Basisstichprobe wurde nur aus dem Festnetzrahmen gezogen, da Mobilfunknummern nicht regional verortet werden können. Seite 14
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 68 Prozent nicht geschalteter Nummern im Festnetzauswahlrahmen und 77 Prozent nicht geschalteter Nummern im Mobilfunkauswahlrahmen ange- nommen. Zusätzlich wurde die Bruttostichprobe in einzelne kleinere Einsatztranchen auf- geteilt, um eine vollständige Bearbeitung der Bruttostichprobe in der Feldzeit zu gewährleisten. Die Bestimmung der einzusetzenden Stichprobentranchen orien- tierte sich dabei an unterschiedlichen Ausschöpfungszielen. Insgesamt wurden sechs Tranchen im Verlauf der Feldzeit eingesetzt. Die Bruttostichprobe für die gesamte Basisstichprobe bestand aus 1.340.862 Te- lefonnummern. In der Basisstichprobe wurden dabei 839.996 Festnetznummern und 500.866 Mobilfunknummern eingesetzt. Für die Festnetznummern war das Bundesland, bestimmt über die Vorwahl, bekannt, für die Mobilfunkstichprobe war eine Vorabbestimmung des Bundeslandes nicht möglich. 2.2.2 Länderaufstockung Für differenzierte Analysen auf Bundeslandebene sollten auch für die Bundes- länder mit niedrigerer Bevölkerungszahl ausreichend viele Interviews vorliegen. Zusätzlich zur Basisstichprobe wurde daher für die zehn bevölkerungsärmeren Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Saarland, Berlin, Branden- burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine Aufstockungsstichprobe (im Folgenden als Länderaufstockung bezeichnet) gezo- gen und eingesetzt. Auch die Ziehung dieser Aufstockungsstichprobe erfolgte bundeslandweise aus dem beschriebenen Auswahlrahmen für ADM- 7 Festnetzstichproben. Für jedes der zehn Bundesländer wurde eine eigene Aufstockungsstichprobe gezogen, die wiederum in Abhängigkeit vom Feldverlauf in einzelnen Tranchen ins Feld gegeben wurde. Insgesamt wurden 216.922 Telefonnummern in mehre- ren Tranchen ins Feld gegeben. 7 Diese Erhöhung der Fallzahl in einzelnen Bundesländern verändert das Mischungsverhältnis von Festnetzstichprobe und Mobilfunkstichprobe. Seite 15
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 3 Das Erhebungsinstrument Der vom DZA nach der Erhebung 2014 überarbeitete Fragebogen wurde vor dem Einsatz in einem Pretest unter realen Feldbedingungen getestet. Vom 25.10.2018 bis 08.11.2018 wurde dabei zunächst die deutschsprachige Fassung des Fragebo- gens mit insgesamt 303 Interviews aus einer Stichprobe von zufällig generierten Festnetz- und Mobilfunknummern getestet. Im Anschluss daran wurde der Fra- gebogen für das Hauptfeld noch einmal überarbeitet und alle Änderungen im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung für die in der Erhebung 2019 einge- setzten Fremdsprachen übersetzt. Diese Übersetzungen wurden abschließend noch mit einem fremdsprachigen Pretest überprüft (vgl. Abschnitt 3.2). Die im deutschsprachigen Pretest gemessene durchschnittliche Interviewdauer von rund 38 Minuten lag deutlich über der vorgesehenen Durchschnittsdauer 8 von 30 Minuten . Nach dem Pretest wurden vom DZA zur Kürzung des Instru- mentes einzelne Items sowie ganze Fragen gestrichen. Die Übersetzungen des nach dem Pretest überarbeiteten Fragebogens in die fünf Fremdsprachen (Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch und Englisch) wurde an- schließend in einem zweiten Pretest geprüft. 3.1 Inhalte und Struktur des Erhebungsinstruments Die Grundstruktur des Fragenprogramms gleicht dem Fragebogen, der 2014 ein- gesetzt wurde. Der Fragebogen ist in mehrere Phasen unterteilt. In einem ersten Schritt wird im Kontaktgespräch die Zielperson ermittelt. Zielpersonen der Stu- die waren die in Privathaushalten lebenden Personen ab 14 Jahren. Das Aus- wahlverfahren unterschied sich jeweils für Rufnummern aus der Festnetzstich- probe oder aus der Mobilfunkstichprobe. In der Festnetzstichprobe wurde bei Mehrpersonenhaushalten zunächst ermittelt, wie viele Personen im Haushalt mindestens 14 Jahre alt sind (reduzierte Haushaltsgröße). Für die Befragung wurde diejenige Person ausgewählt, die zum Befragungszeitpunkt mindestens 14 Jahre alt ist und zuletzt Geburtstag hatte (sogenannter „Last-Birthday- Schlüssel“). Bei Einpersonenhaushalten war der Bewohner bzw. die Bewohnerin des Haushalts gleichzeitig auch die Zielperson für das Interview. Bei Anwahl einer Mobilfunknummer wurde der Hauptnutzer bzw. die Hauptnutzerin des Mobiltelefons befragt, wenn diese Person mindestens 14 Jahre alt war. Firmen- anschlüsse in der Festnetzstichprobe sowie ausschließlich dienstlich genutzte Mobilfunkrufnummern zählten nicht zur gültigen Auswahlgesamtheit und wurden als stichprobenneutraler Ausfall von der Befragung ausgeschlossen. 8 Schiel, S., Ruiz Marcos, J. (2018): Pretestbericht. Deutscher Freiwilligensurvey 2019 (FWS). Pretest 2018. Bonn. Seite 16
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Abbildung 1 Fragebogenstruktur Kontaktgespräch/Auswahl der Zielperson Fragen zur persönlichen Lebenssituation (Familienstand, Haushaltsgröße, Bildung, aktuelle Haupttätigkeit, Religion) Fragen zu Freizeitaktivitäten (Vereinsmitgliedschaft, ehrenamtliche bzw. freiwillige Tätigkeiten) Fragen an Engagierte, Fragen zur ehrenamtlichen Fragen an hicht-Engagierte bzw. freiwilligen Tätigkeit (früheres Engagement, Beendigungsgründe, (inhaltliche Merkmale, zeitlicher Rahmen, Kosten Hinderungsgründe, potenzielles Engagement und Kostenerstattung, Rahmenbedingungen) in der Zukunft) Fragen zur zerson (sonstige unentgeltliche Unterstützungsleitungen, Gesundheit, Zugehörigkeitsgefühl, Vertrauen) Verabschiedung Nach Auswahl und Einwilligung der Zielperson wurde das Interview begonnen. Nach dem Einstieg wurden Fragen zur persönlichen Lebenssituation, wie z.B. dem Familienstand, der Haushaltsgröße oder der aktuellen Haupttätigkeit gestellt. Zum Teil werden die Fragen im weiteren Verlauf zur Steuerung des Instruments genutzt. Im Anschluss folgten detaillierte Fragen zu den Freizeitak- tivitäten und zur Ermittlung, ob eine Person ehrenamtlich bzw. freiwillig enga- giert ist. Dabei wurde – analog zum Vorgehen der bisherigen Befragungen des Freiwilligensurveys – zunächst für 14 Gesellschaftsbereiche (z.B. „Sport und Bewegung“ oder „Schule und Kindergarten“) jeweils einzeln abgefragt, ob die Zielperson in den letzten 12 Monaten dort aktiv war. Zu jeder genannten Aktivi- tät wurde anschließend gefragt, ob dort auch eine ehrenamtliche oder freiwilli- ge Tätigkeit ausgeübt wurde. Dabei war pro Bereich die Aufnahme von bis zu drei Tätigkeiten möglich. Für die spätere Auswertung sollten die freiwilligen oder ehrenamtlichen Tätig- keiten so genau wie möglich erfasst werden. Dazu wurden zu jeder genannten Tätigkeit drei offene Nachfragen gestellt und die Angaben der Befragten sollten von den Interviewerinnen und Interviewern möglichst im Wortlaut aufgenom- men werden. Die offenen Angaben zur freiwilligen Tätigkeit wurden im weite- ren Verlauf des Fragebogens in die Fragetexte integriert. Damit wurde sicherge- stellt, dass die Angaben zu den Nachfragen auf die richtige Tätigkeit bezogen werden. Seite 17
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Nach der vollständigen Erfassung aller freiwilligen bzw. ehrenamtlichen Tätig- keiten, wurde mittels Kontrollfragen geprüft, ob es sich bei den Angaben tat- sächlich um eine ehrenamtliche bzw. freiwillige Tätigkeit handelt, und ob es sich bei Angabe mehrerer Tätigkeiten tatsächlich um unterschiedliche Engagements handelt. Nach der Erfassung und Prüfung der ehrenamtlichen bzw. freiwilligen Tätigkei- ten wurde nach der zeitintensivsten Tätigkeit gefragt. Zu dieser Tätigkeit folgten detaillierte Nachfragen, z.B. zum zeitlichen Rahmen, zu Kosten und Möglichkei- ten einer Kostenerstattung und weiteren Rahmenbedingungen. Nicht engagierte Befragte wurden stattdessen u.a. zu einem möglichen früheren Engagement und einem potenziellen Engagement in der Zukunft befragt. Allen Zielpersonen wurden im letzten Block noch einige Fragen zu Ihrer Person gestellt. Dabei handelte es sich um sonstige unentgeltliche Unterstützungsleis- tungen, eine Einschätzung zur Gesundheit, zum Zugehörigkeitsgefühl und zum Vertrauen. Im Rahmen der Datenauswertung plant das DZA eine Zuspielung von Struktur- indikatoren an die Befragungsdaten. Am Ende des Interviews wurde die Zielper- son über die Absicht und den Zweck der Zuspielung informiert und um Ihre Zu- stimmung gebeten. Im Falle einer Zustimmung wurde die Postleitzahl der Be- fragten erhoben. Alle Zielpersonen, die im Kontaktgespräch eine Interviewteilnahme verweiger- ten, wurden – soweit möglich – darum gebeten drei kurze Fragen zu Ihrer Person und ihren ehrenamtlichen bzw. freiwillig übernommenen Tätigkeiten zu be- antworten (sog. Nonresponse-Fragen, vgl. Abschnitt 5.2). 3.2 Fremdsprachiger Fragebogen In der Haupterhebung konnten die Interviews neben Deutsch auch in Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch und Englisch durchgeführt werden. Die fremdspra- chigen Fassungen des Fragebogens wurden in einem quantitativen Pretest unter 9 Feldbedingungen geprüft . 3.2.1 Übersetzung Alle im Vergleich zur Erhebung 2014 neuen bzw. geänderten Fragen wurden erst einmal ins deutschsprachige Instrument aufgenommen. Ein Teil der Fragen aus 2014 wurden gestrichen. Nach der Überarbeitung des deutschsprachigen Frage- bogens im Anschluss an den deutschsprachigen Pretest wurden die Änderungen im Vergleich zur Erhebung 2014 auf Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch und 9 Schiel, S., Ruiz Marcos, J. (2019): Pretestbericht - Deutscher Freiwilligensurvey 2019 (FWS) Pretest in fünf Fremdspra- chen. Bonn Seite 18
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Englisch übersetzt. Die Übersetzungen der im Vergleich zur Erhebung 2014 un- veränderten Fragen wurden übernommen. Die neuen oder geänderten Fragen wurden auf Basis der deutschsprachigen Fas- sung von muttersprachlichen Übersetzerinnen und Übersetzen in die genannten fünf Fremdsprachen übersetzt. Die Übersetzungen in die fünf Sprachen wurden durch ein Übersetzungsbüro vorgenommen, mit dem infas schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicherzustel- len, wurden die neuen und geänderten Fragen – wie in der Erhebung 2014 – als inhaltliche 1:1-Übersetzungen der deutschsprachigen Version angelegt. Eine an den Inhalten orientierte 1:1-Übersetzung meint damit nicht eine rein wörtliche Übersetzung, sondern sie muss den Kriterien der funktionalen Äquivalenz genü- gen. Bei den Übersetzungen sollte, soweit vorhanden, auf bereits vorliegende Übersetzungen von Frage(teilen) und Antwortkategorien innerhalb des Fragen- programms zurückgegriffen werden. Nach der Erstübersetzung wurde die Richtigkeit der Übersetzungen von einer zweiten muttersprachlichen Übersetzerin oder einem zweiten muttersprachli- chen Übersetzer geprüft. Diese Zweitübersetzerin bzw. dieser Zweitübersetzer protokollierten dann bei Bedarf Änderungs- und Verbesserungsvorschläge zur Erstübersetzung. Sämtliche Anmerkungen der Zweitübersetzerin bzw. des Zweitübersetzers wurden an die Erstübersetzer zurückgespielt. Diese nahmen zu den Anmerkungen schriftlich Stellung. Die auf diese Weise geprüften und disku- tierten Übersetzungen der neuen fremdsprachigen Texte wurden vollständig an das DZA übergeben und dort ein weiteres Mal von Muttersprachlerinnen bzw. Muttersprachlern geprüft. Bei unterschiedlichen Angaben der drei Übersetzerin- nen bzw. Übersetzer entschied das DZA, welche Fassung der Übersetzung für den fremdsprachigen Pretest verwendet werden sollte. Die endgültigen Fassungen der fremdsprachigen Fragebögen wurden anschlie- ßend von infas in die CATI-Befragungssoftware überführt und die korrekte Übernahme der Übersetzungen geprüft. 3.2.2 Fremdsprachiger Pretest Die im mehrstufigen Verfahren geprüften Übersetzungen wurden in einem quantitativen Feldpretest geprüft. Um Personen zu befragen, die das Interview nur auf Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch oder Englisch durchführen kön- nen, wurde eine Listenauswahl aus dem Telefonbuch 2018 mittels Onomastik- verfahren eingesetzt 10. Der Auswahlrahmen wurde dabei so gebildet, dass mit- hilfe der Onomastik (= Namenforschung, Namenkunde) den im aktuellen Tele- fonverzeichnis eingetragenen Privathaushalten eine regionale Herkunft bzw. ein spezifischer Migrationshintergrund zugeordnet wurde. 10 Humpert, Andreas / Schneiderheinze, Klaus: Stichprobenziehung für telefonische Zuwandererumfragen – Praktische Erfahrungen und Erweiterung der Auswahlgrundlage, in: Gabler, Siegfried / Häder, Sabine (Hrsg.): Telefonstichproben – Methodische Innovationen und Anwendungen in Deutschland, Münster: Waxmann, 2002, S. 187-208. Seite 19
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Insgesamt waren in jeder Fremdsprache fünf Interviews angezielt. Die Auswahl der zu befragenden Personen in der onomastischen Stichprobe fand anhand von zwei Kriterien statt. Die Interviewerinnen und Interviewer erkundigten sich nach Personen im Haushalt, die mindestens 14 Jahre alt sind und die entspre- chende Fremdsprache gut sprechen und verstehen. Ein Interview je Sprache wurde in Abstimmung mit dem DZA zwischen zwei muttersprachlichen Interviewerinnen bzw. Interviewern durchgeführt. Die be- fragte Interviewerin bzw. der befragte Interviewer sollte dabei mindestens eine freiwillige Tätigkeit angeben. So wurde gewährleistet, dass in jeder Sprache mindestens einmal auch die Fragen zum freiwilligen Engagement auf Verständ- lichkeit geprüft werden. Der fremdsprachige CATI-Pretest fand zwischen dem 26.02.2019 und dem 09.03.2019 statt. Insgesamt wurden dabei 26 Interviews (jeweils 5 in den Spra- chen Türkisch, Russisch, Polnisch und Englisch sowie 6 auf Arabisch) von 13 zweisprachigen Interviewerinnen und Interviewern durchgeführt. Im Anschluss an jedes Pretestinterview waren die Interviewerinnen und Inter- viewer angehalten, bei Darstellungsproblemen der Fragen auf dem Bildschirm und Verständnisschwierigkeiten Anmerkungen und Korrekturvorschläge zu notieren. Nach Auswertung der Rückmeldungen wurden diese anschließend von der infas-Projektleitung gemeinsam mit den jeweiligen Interviewerinnen und Interviewern geprüft und bei Bedarf konkrete Korrekturvorschläge festgehalten. Die wenigen Korrekturen wurden in Abstimmung mit dem DZA in die fremd- sprachigen Instrumente übertragen. Seite 20
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 4 Felddurchführung 4.1 Feldzeit Die Hauptstudie startete mit der gemeinsamen Bearbeitung der Basisstichprobe und der Länderaufstockung am 18.3.2019. Das letzte Interview wurde am 16.11.2019 geführt. Aufgrund der nachgelagerten Übersetzung und Prüfung der fremdsprachigen Fragebögen waren fremdsprachige Interviews ab dem 22.05.2019 möglich. Ab diesem Zeitpunkt wurden sämtliche Rufnummern, unter denen zuvor eine Per- son ohne ausreichende Deutschkenntnisse erreicht wurde und die nach Ein- schätzung der Interviewerinnen und Interviewer eine der fünf Fremdsprachen sprach, erneut kontaktiert. Die Gesamtfeldzeit umfasste 35 Wochen bzw. acht Monate. 4.2 Interviewerschulung Vor ihrem ersten Interview nahmen alle eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer an einer Grundschulung teil. In dieser Grundschulung wurden die Interviewerinnen und Interviewer mit den Grundlagen der Interviewführung und dem Umgang mit der Technik vertraut gemacht. Ein weiterer Schwerpunkt waren die Faktoren einer erfolgreichen Kontaktierung und der Umgang mit nicht teilnahmebereiten Zielpersonen, sowie in diesem Rahmen ein spezielles 11 Training zur Einwandbehandlung (RAT – Refusal Avoidance Training ). Vor Ihrem Einsatz für die Befragung im Rahmen des Deutschen Freiwilligensur- veys haben alle für die Erhebung vorgesehenen Interviewerinnen und Intervie- wer zusätzlich an einer studienspezifischen Schulung teilgenommen. In 53 Schulungen wurden 931 Interviewerinnen und Interviewer mündlich ge- schult. Die Schulungsinhalte betrafen folgende Bereiche: – Studientitel – Auftraggeber – Feldzeit – Befragungshintergrund und Ziel der Studie – Zielgruppe, Auswahl der Zielperson – Stichprobenherkunft – Angezielte Interviewdauer und Fallzahlen – Option der fremdsprachigen Interviews 11 Verweigerungsvermeidungstraining: Besondere Aufmerksamkeit wird bei diesem Training den Maßnahmen und Interviewerstrategien zur Vermeidung von Teilnahmeverweigerung zuteil. Die Bemühungen zielen darauf ab, schwer motivierbare Personen zur Teilnahme an der Befragung zu bewegen, um die Stichprobe maximal auszuschöpfen. Es gibt kein allgemeingültiges Argument, mit dem garantiert jede Zielperson überzeugt werden kann, an der Befragung teilzu- nehmen. Jedes Interview ist individuell und einzeln auszuhandeln. Seite 21
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 – Befragung Minderjähriger ab 14 Jahren – Fragebogenaufbau und -inhalte – Besonderheiten des Fragebogens – Studienspezifische Gesprächsvorbereitung – Ansprache der Kontakt- bzw. Zielpersonen – Studienspezifische Einwandbehandlung bei schwer Motivierbaren Ein Schwerpunkt der Schulung lag auf der Erfassung der drei konkreten Nach- fragen zu den ehrenamtlichen bzw. freiwilligen Tätigkeiten. Wie bereits in der Erhebung 2014 sollten nicht nur Stichworte, sondern die Angaben der Befragten sorgfältig, vollständig und so ausführlich wie möglich aufgenommen werden. Die Interviewerinnen und Interviewer wurden darin geschult, nach Möglichkeit nochmals aktiv und gezielt bei den Zielpersonen nachzufragen, wenn die Anga- ben zu allgemein oder zu unspezifisch waren. Zur Übung wurde das Interview modulweise vorgestellt und anhand eines kon- kreten Fallbeispiels die Interviewdurchführung aktiv erprobt. Anhand des Fall- beispiels wurden die Interviewerinnen und Interviewer mit der Handhabung des CATI-Fragebogens und den inhaltlichen Aspekten vertraut gemacht. Im Fall- beispiel wurde explizit auf die Besonderheiten des Fragebogens eingegangen und der Hintergrund der Studie vermittelt. Zusätzlich zu der Schulung erhielten alle Interviewerinnen und Interviewer ein 32-seitiges Interviewerhandbuch. Das Handbuch enthält nochmals vertiefend alle wichtigen Hinweise und Erläuterungen aus der studienspezifischen Schu- lung. Es dient gleichermaßen zur Vorbereitung auf die Durchführung, wie auch als Nachschlagewerk während der gesamten Feldzeit. Der Inhalt des Handbuchs (vgl. Abbildung 2) wurde mit dem DZA abgestimmt. Alle Interviewerinnen und Interviewer machten sich im Anschluss an die Schu- lung vor Durchführung des ersten Interviews mit der Testversion des Fragebo- gens vertraut. Seite 22
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Abbildung 2 Inhalte des Interviewerhandbuchs 4.3 Strukturmerkmale der eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer Um die hohe Fallzahl der angestrebten 27.600 Interviews in der anvisierten Feld- zeit realisieren zu können, wurden 931 Interviewerinnen und Interviewer für die Erhebung geschult und eingesetzt. Zudem wurde mit der gewählten Anzahl eingesetzter Interviewerinnen und Interviewer die Anzahl der Interviews pro Interviewerin bzw. Interviewer möglichst breit gestreut und so der Durchschnitt von 30 Interviews pro Interviewerin bzw. Interviewer möglichst niedrig gehal- ten. Insgesamt wurden etwas mehr Frauen, als Männer eingesetzt (Frauen 59%, Männer 41%, Tabelle 2). Es kamen Interviewerinnen und Interviewer aller Al- tersklassen zwischen 16 und 75 Jahre zum Einsatz (vgl. Tabelle 3). Seite 23
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 Tabelle 2 Geschlecht der eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer Geschlecht Anzahl Prozent Männlich 379 40,7 Weiblich 550 59,1 Keine Angabe 2 0,2 Gesamt 931 100,0 Quelle: infas-Einsatzdatenbank Tabelle 3 Alter der eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer (gruppiert) Altersgruppen der Interviewerinnen und Interviewer Anzahl Prozent Zwischen 16 und 24 Jahre 704 75,6 Zwischen 25 und 34 Jahre 87 9,3 Zwischen 35 und 44 Jahre 29 3,1 Zwischen 45 und 54 Jahre 32 3,4 Zwischen 55 und 64 Jahre 48 5,2 Zwischen 65 und 75 Jahre 29 3,1 Keine Angabe 2 0,2 Gesamt 931 100,0 Quelle: infas-Einsatzdatenbank Im Durchschnitt führten die Interviewerinnen und Interviewer 30 Interviews. Die Mehrzahl der Interviewerinnen und Interviewer (81 Prozent) haben bis zu 50 Interviews realisiert und weitere rund 15 Prozent haben 51 bis 100 Interviews durchgeführt (vgl. Tabelle 4). Drei Prozent der Interviewerinnen und Interviewer haben zwischen 100 und bis zu 200 Interviews geführt. Lediglich 10 Interviewer haben jeweils mehr als 200 Interviews durchgeführt. Tabelle 4 Anzahl Interviews pro Interviewerin bzw. Interviewer (gruppiert) Anzahl realisierte Interviews pro Interviewer/in Anzahl Interviewerinnen Prozent und Interviewer 1 bis 50 754 81,0 51 bis 100 136 14,6 101 bis 150 25 2,7 151 bis 200 6 0,6 mehr als 200 10 1,1 Gesamt 931 100,0 Durchschnittliche Interviewanzahl pro Interviewer/Interviewerin 30,0 Standardabweichung 37,7 Quelle: infas-Einsatzdatenbank Seite 24
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 4.4 Qualitätssicherung Mit dem Ziel einer hohen Datenqualität wurden verschiedene Maßnahmen zur Qualitätssicherung durchgeführt. Der Prozess der Qualitätssicherung umfasste – die Prüfung der Fragebogenvorlage – die Prüfung des programmierten Fragebogens – Supervision der Interviewdurchführung – die Datenprüfung im laufenden Feld – und die formale Prüfung der Befragungsdaten nach Feldende. In den nachfolgenden Kapiteln werden die einzelnen Prozesse der Qualitätssi- cherung näher beschrieben. Die abschließende Prüfung der Daten ist in Kapitel 6.1. dokumentiert. 4.4.1 Abstimmung der Fragebogenvorlage Nach dem Pretest wurde der Fragebogen in geringem Umfang überarbeitet. Alle vorgesehenen Änderungen für das Hauptfeld wurden in die Fragebogenvorlage eingepflegt und sowohl durch das DZA als auch durch infas nach dem Mehrau- genprinzip geprüft. Die Prüfung betraf insbesondere die Änderungen bei der Fragesukzession, Frage- bzw. Itemtexte und Antwortkategorien, Codierung und Filterführung. Anschließend wurde der programmierte Fragebogen gemäß der aktualisierten Fragebogenvorlage von infas überarbeitet. 4.4.2 Prüfung des programmierten Fragebogens vor dem Feldeinsatz Vor Feldeinsatz wurde der programmierte Fragebogen in einem mehrstufigen Prüfverfahren durch mehrere Abteilungen geprüft. Zunächst wurde der programmierte Fragebogen unter Leitung des Fragebogen- programmierers von mehreren Fragebogentestern intensiv getestet. Schwer- punkt waren auch hier die Änderungen im Vergleich zum Fragebogen aus dem Jahr 2014. Um eine fehlerfreie technische Erhebung der Daten zu gewährleisten, wurde im Anschluss in der Abteilung Datenaufbereitung die Fragebogensteue- rung, also der Filterverlauf im Fragebogen, sowie die Datenablage geprüft. Die Datenablageprüfung umfasste die Einhaltung der vorgesehenen Wertebereiche, also die laut Fragebogenvorlage vorgesehenen Codes bei jeder Frage, bzw. gülti- ge Werte bei offenen Zahlenangaben. Nach Abschluss der Prüfungen und Korrekturen durch die IT-Abteilung und die Abteilung Datenaufbereitung wurde der programmierte Fragebogen abschlie- ßend durch die infas-Projektleitung und das DZA getestet und für den Feldein- satz freigegeben. Vor Feldstart wurde im Rahmen des Zertifizierungsprozesses bei infas der Fragebogen auch im Telefonstudio einer technischen Prüfung un- terzogen. Erst nachdem alle involvierten Abteilungen dem Start der Studie zuge- stimmt hatten, wurde die Befragung im Telefonstudio gestartet. Seite 25
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 4.4.3 Prüfung des programmierten Fragebogens während der Feldphase Während der Feldphase wurden die erhobenen Daten regelmäßig geprüft. Die erste Prüfung fand bereits nach Realisierung der ersten rund 100 Interviews statt und umfasste eine erneute Prüfung der Filterführung und Datenablage durch die Abteilung Datenaufbereitung. Die Felddaten wurden des Weiteren durch die infas-Projektleitung anhand einer Häufigkeitsauszählung geprüft. Diese syste- matischen Prüfungen nach Studienstart ergaben keinen weiteren Korrekturbe- darf. Für die spätere Auswertung der Daten sollten die ehrenamtlichen bzw. freiwilli- gen Tätigkeiten möglichst ausführlich erfasst werden. Deshalb wurden im Laufe des Feldes die offenen Angaben zu den ehrenamtlichen bzw. freiwilligen Tätig- keiten kontinuierlich und systematisch geprüft. Die regelmäßige Prüfung um- fasste die vollständige Durchsicht der offenen Angaben für alle eingesetzten Interviewerinnen und Interviewer. Insgesamt wurden im Laufe der Erhebung rund 64.000 offene Nennungen geprüft. Die Prüfung ergab, dass einzelne Inter- viewerinnen und Interviewer nochmals auf die korrekte und – soweit möglich – vollständige und ausführliche Erfassung der offenen Angaben hinzuweisen wa- ren. Die Interviewerinnen und Interviewer erhielten jeweils eine individuelle Rückmeldung zur Erfassung der offenen Angaben. Diese umfasste sowohl eine schriftliche Rückmeldung zu den geprüften offenen Angaben, als auch eine mündliche Nachschulung durch die Supervisorinnen und Supervisoren im Tele- fonstudio. 4.4.4 Qualitätssicherung im Telefonstudio durch den Einsatz von Supervisorinnen und Supervisoren Um eine hohe Datenqualität zu gewährleisten und die Ausschöpfung der Studie durch eine adäquate Kontaktaufnahme zu maximieren, wurden die Interviewe- rinnen und Interviewer im Telefonstudio kontinuierlich durch Supervisorinnen und Supervisoren betreut. Alle eingesetzten Supervisorinnen und Supervisoren sind mit den methodischen Anforderungen der Erhebung sowie der eingesetzten Technik bestens vertraut. Durch Ihre Teilnahme an den Interviewerschulungen sowie den Zugang zu allen Studieninformationen wurden ihnen die spezifischen Anforderungen der Studie vermittelt. Bei studienspezifischen Rückfragen von Intervierinnen und Inter- viewern wurden diese in enger Zusammenarbeit mit der infas-Projektleitung beantwortet. Zu den Aufgaben der Supervision gehörten im Einzelnen: – Die Kontrolle der Interviews durch Mithören im Telefonstudio und Überprü- fung der Eingaben durch Beobachtung (Übernahme der Interviewermonitor- anzeigen auf den Supervisionsarbeitsplatz). – Die Durchführung von Einzelgesprächen oder Nachschulungen mit allen In- terviewerinnen und Interviewern hinsichtlich studienspezifischer Probleme. – Die Durchführung von Einzel- und Gruppengesprächen oder auch Nachschu- lungen direkt im Anschluss an das Interview bei Rückmeldungen von Proble- men. Dabei wurden auch schriftliche Rückmeldungen an die Interviewerinnen und Interviewer ausgeteilt. Seite 26
Methodenbericht: Deutscher Freiwilligensurvey 2019 – Direktes Eingreifen in das Interview bei beobachteten Fehlern bzw. Zuord- nungsschwierigkeiten, die zu Fehlsteuerungen und Lücken hätten führen können. Während der gesamten Feldphase wurden die Supervisorinnen und Superviso- ren regelmäßig zufällig für festgelegte Zeiträume einzelnen Interviewerinnen und Interviewern zugewiesen. Dabei prüften Sie durch Mithören der Interviews und Beobachten der Eingaben im Fragebogen die Kontaktierung und die Durch- führung der Interviews gemäß der geschulten Regeln. Die überprüften Intervie- werinnen und Interviewer erhielten jeweils ein individuelles Feedback zur In- terviewdurchführung bzw. Kontaktierung. Zum Zweck der Qualitätssicherung wurden zusätzlich in den ersten Wochen nach Feldstart Interviews aufgezeichnet, sofern die Zielpersonen dem Mitschnitt zustimmten. Eine zufällige Auswahl der Mitschnitte wurde anschließend von Supervisorinnen und Supervisoren angehört und bewertet. Die Bewertung der Aufzeichnungen wurde ebenfalls an die Interviewerinnen und Interviewer zu- rückgemeldet. Ein weiteres Kriterium für eine intensivere Beobachtung des regelkonformen Verhaltens einzelner Interviewerinnen und Interviewer war das Ergebnis der feldbegleitenden Prüfung der Güte der bearbeiteten Stichprobe durch die Statis- tikabteilung (s. Abschnitt 4.4.5). Während der gesamten Feldphase bestand ein enger Kontakt zwischen Projekt- leitung und Supervision, so dass Probleme und Schwierigkeiten schnell und mit allen Beteiligten gelöst werden konnten. Gemeinsam erarbeitete Lösungen konnten über die Supervision sofort an die Interviewerinnen und Interviewer weitergeleitet werden. 4.4.5 Prüfung möglicher Interviewereffekte Im Laufe der CATI-Erhebung wurde die Güte der realisierten Stichprobe anhand verschiedener Indikatoren kontinuierlich geprüft. Diese Aufgabe wurde von den Kollegen aus der Statistikabteilung übernommen. Hauptaugenmerk der Prüfung galt der Entwicklung der Prävalenzraten für die sechs am häufigsten genannten Engagementbereiche. Es wurden neben der allgemeinen Engagementrate zu- sätzlich auch die Engagementquote der Bereiche "Sport und Bewegung", "Kultur und Musik", "Freizeit und Geselligkeit", "Sozialer Bereich", "Schule oder Kinder- garten", "Kirchlicher oder religiöser Bereich" wöchentlich überprüft. Zur Orientie- rung wurden für die genannten Bereiche bei der Prüfung die Prävalenzraten aus der 2014er-Erhebung betrachtet. Darüber hinaus wurden die designgewichtete Prävalenzrate insgesamt und die designgewichteten Prävalenzraten der sechs genannten Engagementbereiche wöchentlich auf mögliche Interviewereffekte geprüft. Dazu wurde in linearen Modellen ein Interviewerklumpungseffekt berechnet. Als Maß wurde der In- traclusterkorrelationskoeffizient (ICC) verwendet und die Interviewerinnen und Interviewer als Cluster definiert. Anhand dieser Analysen wurde geprüft, ob die aufgenommenen Angaben zu den Engagementbereichen zwischen den einzel- nen Interviewerinnen und Interviewern signifikante Unterschiede zeigen. Seite 27
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