STADTMARKENSTRATEGIE HANSESTADT STRALSUND
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Dies ist eine Zusammenfassung aller Ergebnisse des Stadtmarkenprozesses. Das Strategiepapier umfasst die Grundlagen, das Konzept, die Anwendung und weitere Prozessschritte.
INHALTSVERZEICHNIS 1 2 3 4 GRUNDLAGE KONZEPT ANWENDUNG PROZESS Situationsanalyse 12 Identitätskern 30 Entscheidungslotsin 56 Prozessvorschlag 80 Aktionswoche 18 Positionierung 40 Leitfaden 58 Stadtmarke 46 Ideenwerkstatt 60
AUFGABENSTELLUNG HERAUSFORDERUNG Im Januar 2019 veröffentlichte die Hansestadt Stralsund eine Aus- Ein zentraler Bestandteil des Prozesses war die Klärung der Anforde- schreibung für einen Prozess zur Entwicklung einer Stadtmarke. Der rungen an eine Stadtmarke seitens der Stadtakteur*innen, Bürger*in- Verlauf sollte durch eine externe Agentur gestaltet und moderiert wer- nen und Auftraggeber*innen. Zudem ist aus unserer Sicht klar: Eine den. Die Involvierung der Öffentlichkeit im Prozess war eine wesentli- Stadtmarke ist kein Produkt und auch kein linearer Prozess, der inner- che Anforderungen an das Konzept. Die Aufgabenstellung beinhaltete halb einer bestimmten Zeit abschließbar wäre. Vielmehr ist eine Stadt- eine externe und interne Situations-Analyse der Stadt, Stichproben-Be- marke ein sich stetig wandelnder Prozess, den es gilt, agil auf aktuelle fragungen sowie eine Stärken-Schwächen-Analyse. Darüber hinaus Anforderungen, Gegebenheiten und Geschehnisse anzupassen. Eine sollten Kernkompetenzen in Abgrenzung zu anderen Städten, Marken- Stadtmarke muss authentisch sein und gelebt werden. kern und Markenpositionierung erarbeitet werden. Die Zielgruppe des Konzeptes sind, laut Ausschreibung, Einwohner*innen, Unternehmen, Studenten*innen und Tourist*innen. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 4
HERANGEHENSWEISE Wir setzen ein iteratives, dialogisches Verfahren um, um herauszufinden, was die Stadt Stralsund von einer Stadtmarke erwartet und was sie braucht. Die Basis bildete zunächst eine fundierte Analyse der Ausgangssituation. Zeitgleich erfolgte die Planung einer beteiligungs- orientierten Aktionswoche, bei der alle Bürger*innen eingeladen waren, jederzeit vorbeizukommen und ihren Beitrag zur Stadtmarke zu leisten. Die Beteiligungswoche diente der qualitativen Erweiterung der Situationsanalyse. Ziel des dialogischen Vorgehens war es, die ersten Ankerpunkte der Stadtmarkenstrategie im direkten Austausch mit Akteur*innen aus der Stadt zu entwickeln. Die kumulierten Er- gebnisse wurden innerhalb einer weiteren Rückkopplungsschleife mit den Bürger*innen gefestigt, sodass im Anschluss die Auswertung und Finalisierung des Konzepts erfolgte. In einem partizipativen Prozess konnten wir so innerhalb von 5 Monaten ein Stadtmarkenkonzept entwickeln. Analyse und Umsetzung Auswertung und Planung Aktionswoche Finalisierung ≈ 12 Wochen ≈ 1 Woche ≈ 8 Wochen Umsetzungszeitraum ≈ 5 bis 6 Monate Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 5
Was kann eine Stadtmarke sein? Die Definition einer Stadtmarke variiert je nach Betrachtung, Wahrnehmung und Bedürfnis. Der Begriff bietet Interpretationsspielraum, den es zu defi- nieren gilt, um zielgerichtet arbeitenzu können. Aufgelistet werden vier sehr unterschiedliche Beispiele von Stadtmarken; sie differenzieren sich sowohl im Zielverständnis, in der Umsetzung, als auch in ihrer Wirkungsweise. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 6
WIEN WITTENBERG Eine klassische Interpretation einer Stadtmarke liefert Unter dem Titel „Summer of Pioneers“ hat die Stadt Wit- die Stadt Wien mit ihrem neuen visuellen Erscheinungs- tenberge im Sommer 2019 ein halbjähriges Projekt gestar- bild. Unter dem Motto „der Mensch in der Mitte“ wurde ein tet. Ziel war es, 20 Kreativschaffende nach Wittenberge neuer Markenauftritt entwickelt, der Wiedererkennbarkeit zu locken, die sich mit ihren Ideen und Denkanstößen in schafft und den Bürger*innen eine schnelle Orientierung die Stadtentwicklung einmischen. Im Gegenzug erhalten liefert. Der Designprozess erfolgte mit Einbezug der städ- die „Pioneers“ vergünstigt eine Wohnung und dazu einen tischen Mitarbeiter*innen und brachte unter anderem eine kostenlosen Arbeitsplatz in einem Co-Working-Space. Das neue Hausschrift vor, die „Wiener Melange“. Auch die Farb- Ergebnis ist ein bundesweites Medienecho, Imagewandel gebung des neuen Designs orientiert sich an typischen und über 30 Projektinitiativen, die sich bereits vor Ort ent- Merkmalen der Stadt. Ein gelungenes Beispiel für den vi- wickelt haben. suellen Transport einer Stadtmarke. NANTES HANNOVER Ein Beispiel für eine Stadtmarke in Form von Storytelling Stadtidentität und Bürgerbeteiligung funktionieren in Han- liefert Nantes: Die Stadt in Frankreich war eine stolze nover digital: Auf der Plattform Hannoverliebe.de werden Schiffsbaustadt, doch in den 80er/90er Jahren schlossen Projekte, Orte, Menschen und Veranstaltungen aus der die Werften, worunter die Identität der Stadt litt. Anfang Landeshauptstadt sichtbar. Sie sind die individuellen Be- der 2000er hatten Künstler*innen die Idee, die alten Werft- standteile eines großen Ganzen: Der Stadtidentität Han- anlagen in einen Spielplatz überdimensionaler Maschi- novers. Die Einträge werden von den Bewohner*innen der nen-Spielzeuge zu verwandeln. So entstand der Elefant Stadt selbst erstellt und interessensbasiert ausgespielt. von Nantes, le Grand Eléphant. Ein Metallkoloss, der sich Das schafft Wertschätzung und Authentizität und lässt di- bewegen und bis zu 50 Personen tragen kann. Anfangs gitalen und realen Stadtraum miteinander verschmelzen. konnten sich die Bewohner*innen wenig darunter vorstel- Durch das digitale Storytelling wird Lebensqualität für len – heute sind die Elefanten eines der Wahrzeichen der Außenstehende und auch für die Bewohner*innen Hanno- Stadt, von den Menschen in Nantes geliebt, eine begehrte vers greifbar. touristische Attraktion, ein Sinnbild für die sich zur mo- dernen Kultur- und Nachhaltigkeitsmetropole gewandel- ten Stadt. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 7
Die Grundlage für die Stadtmarkenstrategie erwächst aus einem gleichermaßen analytischen wie dialogischen Pro- zess. Eine nachhaltige Stadtmarke ist mehr als ein Marke- tingkonstrukt, es braucht ein tiefes Verständnis der Prozes- se und Dynamiken einer Stadt. In diesem Kapitel stellen wir zuerst die Ergebnisse der Situ- ationsanalyse vor und die grundlegenden Rückschlüsse, die wir daraus für die Stadtmarke und den Prozess selbst ab- geleitet haben. Dann folgt unsere Vorstellung der Aktions- woche, die das Herzstück des Prozesses bildet. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 9
1234 SITUATIONSANALYSE SITUATIONSANALYSE Zu Beginn des Prozesses steht die Situationsanalyse. Dafür haben wir eine wissenschaftlich fundierte SWOT-Analyse der Hansestadt Stralsund angefertigt und parallel durch vertie- fende Interviews mit Expert*innen und Vertreter*innen von unterschiedlichen Interessens- gruppen in der Stadt ergänzt. Die SWOT-Analyse ist mittlerweile ein beliebtes und gängiges Mittel für Kommunen, um Stadtmarketingprozesse zu beginnen. Wir haben sie in Bezug auf die Potenziale Stralsunds durchgeführt, mit einem Fokus auf Stralsund als Wirtschaftsstandort, Lebensort und Tou- rismusort. Dafür wurden interne Stärken und Schwächen ermittelt sowie vornehmlich ex- terne Chancen und Gefahren. Ideal ist es, wenn sich eine Stärke und ein externer Trend zu einer Chance entwickeln las- sen. Außerdem werden mögliche Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, um aus Schwächen potenzielle Chancen zu generieren. Gefahren sollen frühzeitig erkannt und so umschifft werden. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 10
1234 SITUATIONSANALYSE SWOT ANALYSE STÄRKEN CHANCEN • Reizvolle Landschaft und Architektur • Trend, Großstädte zu verlassen • Hohe Lebensqualität • Stärkung der Städte politisch gewollt/Kooperation mit • Vielfältiges Angebot an Freizeit, Erholung, Sport und Bildung Nachbarstädten und Regionen nutzen für Synergieeffekte • Positives Image • Geplanter Hafenausbau • G roßes Engagement der Bürger*innen in unterschiedlichsten • Landestourismuskonzept Bereichen • Masterplan Gesundheitswirtschaft der Landesregierung MV • Investitionen in Infrastruktur • Umsetzung IT-Center Vorpommern • Förderung der Digitalisierung • Starke Tourismuswirtschaft • Digital Innovation Lab der Hochschule Stralsund • Starke Werften und Hafenwirtschaft • Verbundprojekte mit anderen Hochschulen in den Bereichen • Gesundheitswirtschaft als wichtige Arbeitgeberin Gesundheit und Digitalisierung • Traditionell starker Mittelstand • Basis, um Bewohner*innen zu Markenbotschafter*innen zu machen • H ochschule vor Ort, Studiengänge mit Regionalbezug zur maritimen • Steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen Wirtschaft • G ünstige geografische Lage zu europäischen angrenzenden Län- dern an der Ostsee • Einzigartige Kombination von Nationalpark und Meeresmuseum Die Analyse stützt sich auf Studien mit Regionalbezug zu Stralsund, Vorpommern • Intensive Auseinandersetzung mit Stadtmarketing- und und Mecklenburg-Vorpommern sowie deutschlandweit; wissenschaftliche Ver- Leitbildprozessen in der Vergangenheit öffentlichungen mit Bezug zur Hansestadt; Informationen der Landesregierung, Stadtverwaltung, von Vereinen, Verbänden und Unternehmen sowie themen- spezifischen Lobbyverbänden und Nachrichtenportalen; Social Media Auftritte und Webseiten; Presseinformationen von Parteien und Fraktionen auf Landes-, Bundes- und kommunaler Ebene; Berichterstattung der lokalen und überregio- nalen Zeitungen. In dem separaten Dokument zur SWOT-Analyse befinden sich die genauen Quellenangaben. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 11
1234 SITUATIONSANALYSE SWOT ANALYSE SCHWÄCHEN RISIKEN • Bevölkerungsentwicklung langfristig im Negativtrend • Fach- und Arbeitskräftegewinnung zunehmend schwierig • Abgehängt werden von anderen Städten, die für Berufstätige, Fami- • Zahl der KiTa und Schulplätze aktuell zu niedrig lien oder Studierende attraktiver erscheinen • Teils saisonabhängige Wirtschaftszweige • Abgehängt werden im Bereich Tourismus durch zu geringe Investi- • Hohe Arbeitslosenquote tionen in Infrastruktur und Angebote • Mehr Abmeldungen als Anmeldungen von Gewerben in Stralsund • Verpassen von wirtschaftsbezogenen Digitalisierungstrends (2012-2016) • Stagnierende Arbeitskräfte- und Fachkräftegewinnung • Stadtintern kein übergreifender Konsens über die Außendarstellung • Politisch-gesellschaftliche Entwicklung wie soziale Spannungen und der Stadt Einkommensschere • Service und Anreisemöglichkeiten für Touristen aus dem Ausland • Potenziell negative Umweltentwicklungen, die die Region unattrak- ausbaufähig tiv machen • U ngenutzte Tourismuspotenziale bei Rad- und Wandertourismus • Mittelfristig Verdrängung von Bevölkerung mit mittlerem und gerin- und dem Gastronomieangebot gem Einkommen • Mögliche Zielkonflikte in der Stadtentwicklung, z.B. zwischen ge- werblicher Nutzung und Naturerlebnis • Entwicklungsfokus auf die Innenstadt Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 12
1234 SITUATIONSANALYSE QUALITATIVE INTERVIEWS STÄRKEN Ergänzend wurden etwa zehn Vertreter*innen aus den Be- reichen Verwaltung, Wirtschaft, Kunst- und Kultur, Sport „Einzigartiges Zusammenspiel von Wasser und Altstadt.“ und Soziales befragt. Die Fragen zielten darauf ab, erste Anforderungen an die Stadtmarke zu erheben sowie Ein- „Stralsund hat alles, was man braucht.“ drücke und Positionen zu Wirtschaft und Politik der Han- sestadt,zur Kultur und Stadtbild sowie zu Freizeit und Le- CHANCEN bensqualität zu sammeln. „Sehr hohe Lebensqualität durch kurze Wege und vielfältiges Angebot.“ Die Eindrücke aus den geführten Interviews sind zum großen Teil deckungsgleich mit den Ergebnissen der „Kommunikation zwischen Wirtschaft und Politik kann verbessert werden.“ SWOT-Analyse. „Stralsund hat eine gute Gemeinschaft, es müssen nur alle an einem Strang ziehen, damit wir mehr erreichen können.“ Exemparisch stehen dafür folgende, verdichtete Aussagen: SCHWÄCHEN „Stadtbild und Angebot müssen verjüngt werden.“ RISIKEN „Ich wünsche mir, dass Stralsund nicht von Bund und Land hängengelassen wird, ein Großteil der Investitionen geht in die Landeshauptstadt Schwerin.“ „Einzelne Stadtteile dürfen nicht abgehängt werden.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 13
1234 SITUATIONSANALYSE ZUSAMMENFASSUNG AUS SWOT UND INTERVIEWS Die quantitative Analyse und qualitativen Befragungen langfristig etablieren, steht auf einem anderen Blatt. grafischen Entwicklung, sowohl vom Land MV als auch dienen als Fundament für den Stadtmarkenprozess. Die Positiv ist in jedem Fall die Mentalität, Dinge anzu- insbesondere von Schwerin beworben wird – ist es emp- Erkenntnisse beider Analysen bestärken sich gegenseitig. packen. Viele beschlossene Investitionen in die Infra- fehlenswert, Stralsund hierbei in der öffentlichen Wahr- Stralsund hat ohne Zweifel viel zu bieten. Die Stadt ist vom struktur, wie z.B. den Hafen, sind ebenfalls zu begrüßen. nehmung nicht „hinten runterfallen“ zu lassen. Die von ei- Sund bis zum Weltkulturerbe lebenswert. In den traditio- Die Projektion von tausenden neuen Arbeitsplätzen für nigen Stralsunder Akteur*innen geäußerte Forderung nach nellen Sektoren hat sich die wirtschaftliche Lage in Stral- 2030 ist aufgrund unbekannter externer Faktoren nicht mit einer Stadtmarke ist daher verständlich. sund über die letzten Jahre stabilisiert, es wird weiter in- absoluter Sicherheit vorhersagbar, die Rahmenbedingun- vestiert und viele Ideen warten auf Umsetzung. Tourismus gen seitens der Stadt sind aber gegeben. Wenn Fachkräfte richtigerweise als Rückgrat einer vita- ist eine Wachstumsbranche. Insbesondere an der Küste; len, regionalen Wirtschaft gesehen werden, muss sich die Mecklenburg-Vorpommern ist das in Deutschland belieb- Die Gefahren, denen sich die Hansestadt Stralsund gegen- Stadtmarke entsprechend ausrichten. Andere Ausrichtun- teste Tourismusland – auch im 10-Jahres Vergleich. übersehen könnte, liegen teilweise nicht in ihrer Hand, wie gen sind denkbar, jedoch sollte eine Überflutung an Bot- die globale Seewirtschaft, geografische Gegebenheiten schaften vermieden werden. Rückblickend auf verschie- Zugleich kann sich die Stadt aber bestimmten Entwick- oder Entscheidungen auf Bundesebene, die sich auf Kom- dene Anläufe zur Stadtmarke kann die Erwartungshaltung lungen in Mecklenburg-Vorpommern oder politisch-wirt- munen direkt oder indirekt auswirken. Andere Gefahren festgestellt werden, gibt, dass die Stadtverwaltung den schaftlichen Entwicklungen auf übergeordneter Ebene wie die Auswirkungen des Klimawandels sind in ihrer Prozess der Stadtmarkenbildung vollumfänglich unter- nicht entziehen. So ist der branchenspezifische Fachkräf- zeitlichen und konkreten Dimension nicht exakt vorherzu- stützt. Die Stralsunder Bürgerschaft hat hierbei ein Signal temangel im Gastgewerbe keineswegs alleiniges Problem sagen. Bei gesellschaftspolitischen Gefahren, wie Rechts- der Geschlossenheit gesendet. der Stadt oder Region, und die Bevölkerungsentwicklung radikalismus oder der Marginalisierung von Menschen in des Landes lässt langfristig, nach heutigem Stand, keine struktur- und bildungsschwachen Stadtteilen, sollte die Abschließend ist das schon jetzt hohe Level Stralsunds in Entwarnung zu. Auch ist die relativ hohe Arbeitslosigkeit in Stadt alles, was in ihren Handlungsmöglichkeiten liegt, tun, den Bereichen Lebensort, Wirtschaft und Tourismus zu be- Stralsund im Vergleich zum Bedarf an Arbeitskräften auf- um diese abzuwenden bzw. ihre Haltung durch Personen, tonen. Dem fortlaufenden, teils disruptiven Wandel in die- fällig. die in der Öffentlichkeit stehen, deutlich machen. sen drei Bereichen kann Stralsund begegnen. Eine Stadt- marke kann ein wichtiger Baustein eines Leuchtturms sein, Im Bereich Wissenschaft und Wirtschaft – hier scheint Zentral erscheint, die Hansestadt Stralsund als wertvollen der die Stadt weit über ihre Grenzen hinaus strahlen lässt. es eine enge Verzahnung zu geben – gibt es viele gute „Lebensort“ zu entwickeln (auch hier sind die Rahmen- Ideen. Welche davon umgesetzt werden oder sich bedingungen vorhanden). Da dies – aufgrund der demo- Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 14
1234 SITUATIONSANALYSE ERKENNTNISSE AUS DER SITUATIONSANALYSE — Zukunftsrelevante Themen aus der SWOT-Analyse sind vor allem der Fachkräftemangel und die sinkenden Einwohnendezahlen, denen entgegengewirkt werden sollte. — B ei den Stärken ist primär hervorzuheben, dass eine gute Ausgangslage vorliegt. Ein neues Stadtmarkenkonzept sollte darauf aufsatteln und nicht bei „null“ anfangen. — G leichzeitig wird deutlich, dass eine Stadtmarke in Form eines Produktes oder eines neu- en Designs weder dabei helfen würde, die Schwächen zu mindern, noch würde es die Stärken weiter ausbauen. — E s bestätigt sich die Annahme, dass ein agiler und langfristiger Stadtmarkenprozess not- wendig ist, um Stralsund in Sachen Innen- und Außenwirkung voranzutreiben. — B ereits zehn Jahre lang beschäftigt sich Stralsund mit dem Thema Stadtmarke. Es ist somit eine gewisse Vorgeschichte mit dem Sachverhalt verknüpft. Obwohl der Wunsch nach einer Stadtmarke schon lange persistiert, ließ sich innerhalb eines Jahrzehnts kein Ansatz finden, der dem Thema langfristig gerecht wurde. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 15
1234 AKTIONSWOCHE AKTIONSWOCHE Die städtische Beteiligung in Stralsund wurde in Form einer Aktionswoche umgesetzt. Der Auf- ruf: Macht die Stadtidentität der Hansestadt Stralsund sichtbar! Hierfür wurde der MakerPort Stralsund für fünf Tage zu einer interaktiven Galerie mit Raum für Workshops geöffnet. Bür- ger*innen konnten an verschiedenen Stationen mit ihren Gedanken, Anforderungen und An- regungen zur Stadtidentität die Ausstellung stetig erweitern. Akteur*innen aus der Stadt trafen sich zum Austausch bei Workshops im MakerPort und in weiteren Locations des Stadtraums. Ziel des dialogischen Vorgehens war es, erste Ankerpunkte der Stadtmarkenstrategie im direk- ten Austausch mit Akteur*innen aus der Stadt zu entwickeln. Die Formate präsentierten sich ebenso vielfältig wie die Beteiligten und deren Perspekti- ven: Vom offenen Dialogdinner, bei dem ohne Rezept gemeinsam gekocht wurde; über einen Druck-Workshop in der historischen Spielkartenfabrik; Befragungen von Passant*innen in der Stadt; bis hin zu digitalen Beteiligungsmöglichkeiten auf der Projektwebseite. In der interakti- ven Galerie wurden Plakate mit Aussagen zu Stralsund angefertigt, eine Zeitung der Zu- kunft skizziert und Lieblingsorte auf einer Karte markiert. Schließlich verdichteten sich An- regungen, Ideen, Materialien, Geschichten, Zitate und Fotos zu einem Gespür für die Stadt und deren Identität. IN EINEM BETEILIGUNGSPROZESS IST DER WEG DAS ZIEL UND DIE ZUKUNFT DER MASSSTAB. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 16
Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 19
Hafeninsel MakerPort Spielkartenfabrik Sitzbank am Frankenteich Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 20
1234 AKTIONSWOCHE Tradition & Fortschritt gemütlich altbacken gehen, wo über 750 Jahre schon Menschen gingen Weltkulturerbe Werft klein & überschaubar Zusammenwirken derbe Welche Merkmale kennzeichnen für dich Stralsund? vielseitig & visionär Backsteingotik Herzenssache Zusammenhalt begrenzt, aber schön ausbaufähig unglaubliche Vielfalt Potenzial ideal für Familien alles bequem zu erreichen Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 21
1234 AKTIONSWOCHE INTERAKTIVE GALERIE Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 22
1234 AKTIONSWOCHE ERKENNTNISSE AUS DER AKTIONSWOCHE — Innerhalb der Aktionswoche wurden viele Bedürfnisse an uns herangetragen, — E ine Stadtmarke kann sich nur etablieren und weiterentwickeln, wenn klar ist, die sich im Rahmen der Stadtentwicklung ansiedeln lassen: Vom Wunsch zur dass es sich um einen Prozess handelt, der gleichermaßen agil und strukturiert Mobilitätswende, über eine Ausweitung der Grünflächen, bis hin zum Ausbau der sein muss; in dem die Rollen und Zuständigkeiten geklärt sind. Jugendzentren. All diese Themen kann eine Stadtmarke nicht lösen. Mit einem entsprechenden Konzept seitens der Stadtentwicklung und -planung, kann die — A ufgrund der diversen Anforderungen an eine Stadtmarke in Stralsund, braucht Stadtmarke allerdings helfen, entsprechende Prozesse kommunikativ zu be- es einen Stadtmarkenprozess, der diese Diversität zulässt. Die Stadtmarke in gleiten und voranzutreiben. Stralsund kann kein Produkt, kein Design sein. Sie muss als Entscheidungslot- sin funktionieren. — D ie teils fehlende Beteiligung der Akteur*innen, die einen Stadtmarkenprozess seit Jahren fordern, zeugt von fehlender Verbindlichkeit und einer unklaren Ver- — Bei einer Umsetzung der Stadtmarke gilt es, smarte Kommunikationslösungen, teilung der Zuständigkeit für dieses Thema. Kampagnen und Maßnahmen zu finden, die den Kern der Stadtmarke transpor- tieren. — D ie Erwartungen und Anforderungen an die Stadtmarke waren sehr divers und partiell widersprüchlich. Von dem Wunsch, dass die Stadtmarke die Gemein- schaft in der Stadt fördert und über die Innenstadt hinaus auch die anderen Stadt- teile einbezieht, bis hin zu der Vorstellung, die Stadtmarke müsste vor allem Stralsund als Lebens- und Wirtschaftsstandort in der Welt bekannter machen. — D ie Beteiligung der Bürger*innen war hoch und begleitet von einer ergebnis- offenen Herangehensweise. Somit brachte die Aktionswoche viele kreative Er- gebnisse hervor. Diese bildeten eine optimale Basis zur Weiterentwicklung der analytischen Grundlage. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 23
1234 AKTIONSWOCHE ERKENNTNISSE AUS DER AKTIONSWOCHE Aus den Workshopergebnissen und darauffolgenden Feedbackschleifen, lässt sich eine Beschreibung der Anforderungen an eine Stadtmarke für Stralsund verdichten. Sie gliedert sich in sechs zentrale Merkmale: Identität Die Stadtmarke wirkt nach innen und stiftet Gemeinschaft. Sie stärkt die gemeinsame Stadtidentität. Die Beteiligung der Bürger*innen an der Aktivierung der Stadtmarke geht daher kontinuierlich weiter. Mut Die Stadtmarke ist mutig. Stralsund soll sich als Stadt entwickeln und Neues wagen – und die Stadt- marke unterstreicht diesen Anspruch. Bewegung Die Stadtmarke ist ein Prozess. Sie ist nicht statisch, sondern lebendig. Sie fordert und fördert die Ent- wicklungen in der Stadt und wächst stetig weiter. Sichtbarkeit Die Stadtmarke ist mehrdimensional. Stralsund steckt voller Vielfalt. Die Stadtmarke hebt nicht einen Aspekt hervor, sondern macht diese Vielfalt auf kreative Art in der Welt sichtbar. Offenheit Die Stadtmarke ist für alle. Sei es auf dem T-Shirt oder im Schaufenster: Die Stadtmarke gibt allen Stral- sundern die Möglichkeit, mit ihr zu werben. Verbindlichkeit Die Stadtmarke braucht Verbindlichkeit. Kein Konzept für die Schublade. Die Stadtmarke wird durch ein klares Commitment aus Politik und Verwaltung getragen. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 24
Konzept 12 3 4
Die Situationsanalyse und die Aktionswoche zusammen ergeben die Grundlage, auf der wir das Stadtmarkenkon- zept für Stralsund entwickeln. Dabei berücksichtigen wir gleichermaßen die konkreten Fakten, gesammelten Ideen, Anforderungen und Vorstellungen sowie Erkenntnisse zur Arbeitsweise und Prozessfähigkeit der Stadt. In diesem Kapitel beschreiben wir zuerst den Identitätskern der Stadt Stralsund, in dem die Kernkompetenzen für die Stadtmarke zu suchen sind. Darauf folgt die Ausarbeitung zur vorgeschlagenen Positionierung der Stadtmarke. Bei- des mündet in der konkreten Ausformulierung des Stadt- markenkonzepts. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 26
1234 IDENTITÄTSKERN IDENTITÄTSKERN Im Zentrum einer Stadtmarke steht die Identität der Stadt selbst. Diese setzt sich immer aus verschiedenen Facetten zusammen. Die Summe dieser Facetten nennen wir Identitäts- kern. Er ist die Zusammenfassung von Werten, Eigenschaften und Erfahrungen, welche die Menschen einer Stadt prägen und teilen. Nicht jede*r Bürger*in wird dabei allen Elementen des Identitätskerns in Gänze zustimmen. Aber in der Gesamtheit ist der Identitätskern die Quintessenz der Persönlichkeit und des Charakters einer Stadt. Der Identitätskern ist dabei keine Marketingentscheidung. Er ist auch nicht das Image, also die Außenwahrnehmung auf die Stadt. Der Identitätskern ist vielmehr die nicht verhandel- bare, historisch gewachsene DNA einer Stadt. Gerade deshalb machen wir ihn zum Aus- gangspunkt der Stadtmarke. Die gesammelten Informationen verdichten wir zu acht Identitätsmerkmalen. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 27
1234 IDENTITÄTSKERN GEBORGENHEIT UND NATUR Stralsund ist ein Ort zum Wohlfühlen. Hier hat man den schönsten Weg zu Arbeit. Hier wohnt man, wo andere Urlaub machen. Ein Platz für Familien. Viel Natur, dazu die historische Innenstadt. Hier ist es schön. „Wenn ich unterwegs bin und sage, dass ich aus Stralsund komme, antworten die meisten: Tolles Meeresmuseum und eine Altstadt, die Geschichte lebt. Da fahren wir immer hin, wenn wir Urlaub machen! Dann antworte ich: Und ich wohne dort!“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 28
1234 IDENTITÄTSKERN WASSER UND HAFEN Stralsund liegt am Meer. Man isst Fisch, trifft sich in einer der ältesten Hafenkneipe Europas und freut sich aufs Sundschwimmen. Das Wasser und der Hafen prägen das Stadtbild und die Mentalität. Die Weite und der frische Wind schaffen Klarheit. „Stralund ist für mich: der Duft des Strela- sunds und die Möwen in der Luft; Begeg- nung von bekannten Menschen am frühen Morgen oder beim Schnack in der Mittags- pause; ein kühles Bier an der Kaikante zur Mittwochsregatta.“ „Stralsund hat das schönste Segelrevier vor der Haustür und ich liebe es, mich vom Wasser aus von der Silhouette unserer Stadt berauschen zu lassen.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 29
1234 IDENTITÄTSKERN HISTORIE UND TRADITION Stralsund ist Historie und Tradition. Geschichte ist hier lebendig. Stolz schaut man zurück auf die Han- se und die Jahrhunderte seit 1234. Die Altstadt ist schön und zurecht Weltkulturerbe. Nichts fängt hier bei null an, denn jede Veränderung schreibt eine lange Geschichte fort. „Das Besondere an Stralsund ist die Roman- tik der Promenade und der Altstadt, man lebt die hanseatische Tradition. Sie vereint die Ideale der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 30
1234 IDENTITÄTSKERN KURZE WEGE UND VIELE MÖGLICHKEITEN 60.000 Einwohner*innen und ein familiäres Gefühl. Alles ist so nah. Stralsund ist klein genug, um ge- braucht zu werden. Man verliert nicht den Überblick und dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeitsräume. „Stralsund hat die optimale Größe und ver- bindet Tradition, Wasser, gesunde Luft und Aufbruchstimmung miteinander.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 31
1234 IDENTITÄTSKERN BACKSTEIN UND HANDWERK Architektur und Handwerk fallen in Stralsund über- all in den Blick. Die weltberühmte Backsteingotik wird hier zum Symbol früherer Größe und geleb- ter Ambition. Der Backstein steht dabei im starken Kontrast zum Wasser. Er hat Bestand, Deutlichkeit, Kraft. Hier wird gemacht. „Die Backsteinarchitektur in Stralsund ist von internationalem Rang und Bedeutung, sie ist schon von Weitem sichtbare als Zeug- nis der Hansezeit.“ „Es gibt viel zu tun, aber es lohnt sich.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 32
1234 IDENTITÄTSKERN DERB UND BÜNDIG Der Charakter der Stadt und der Menschen ist nor- disch rau, derb und bündig. In Stralsund anzukom- men ist einfach, bei den Menschen aus Stralsund anzukommen schwierig. „Ruhig dahingleiten und genießen, aber gleichzeitig auch manchmal rau und windig; das Steuer in die Hand nehmen und den Kurs bestimmen; Heimathafen.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 33
1234 IDENTITÄTSKERN ZUSAMMENHALT UND ENGAGEMENT Durch dick und dünn, durch Hanse und Chance – hier bringt man sich ein. Ausschüsse, Vereine, Mann- schaften, Sportgruppen, Treffen, Märkte und Feste sind von allen für alle. Man hilft, schnackt, kennt sich, hält zusammen. Ein Handschlach zählt. „In Stralsund lebt man miteinander, nicht nebeneinander.“ „Weil wir hier zusammenhalten.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 34
1234 IDENTITÄTSKERN DYNAMIK UND INNOVATION Die letzten Jahrzehnte waren echte Kraftakte in Stralsund. Viel ist getan, aber man lehnt sich nicht zurück. Stralsund will nicht stillstehen, der Blick geht nach vorn. Die Stadt ist offen für Technologie und Digitalisierung. „Stralsund ist für mich Heimat, Inspiration und Innovation. Der MakerPort steht dabei für Community und die Verwirklichung von Ideen.“ Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 35
1234 IDENTITÄTSKERN ZUSAMMENFASSUNG DES IDENTITÄTSKERNS Fügt man die acht Merkmale zusammen, ergibt sich der Identitätskern der Stadt Stralsund. Jede Marketingent- scheidung für die Stadt wird auf Dauer nur dann glaub- würdig und zielführend sein, wenn sie passend zu die- ZUSAMMENHALT sem Identitätskern ist. Der entscheidende Schritt daher & ENGAGEMENT ist es, aus dem Identitätskern die Stadtmarke mit ihren Kernbotschaften, Attributen und Wirkungsmechanismen HISTORIE & DYNAMIK & herauszuarbeiten. TRADITION INNOVATION Doch vorher beleuchten wir die Außenwahrnehmung auf Stralsund und den Auftritt einiger Vergleichs- und Konkurrenzstädte und geben eine Positionierung für die Stadtmarke vor. BACKSTEIN & GEBORGENHEIT HANDWERK & NATUR KURZE WEGE DERB & & VIELE BÜNDIG MÖGLICHKEITEN WASSER & HAFEN Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 36
1234 POSITIONIERUNG POSITIONIERUNG Aus einem Vergleich zu Konkurrenz-Städten und der Analyse einer Außenwahrnehmung lässt sich eine Stadt in einem Merkmalsumfeld verorten und es lassen sich Unique-Sel- ling-Points herausarbeiten. Es folgt eine Positionierung, die auf dem Identitätskern basiert und sich an externen Faktoren orientiert. Die Positionierung spitzt den Identitätskern auf einen unverwechselbaren Wiedererkennungswert zu. Hieraus lassen sich Handlungsemp- fehlungen ableiten, die übergeordnet die Richtung des Stadtmarkenkonzeptes vorgeben. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 37
1234 POSITIONIERUNG AUSSENWAHRNEHMUNG nordisches Flair Hanse Ruhe Urlaub Altstadt Strand Wasser Was assoziierst du mit Stralsund? Ozeaneum Erholung Gemütlichkeit Entspannung Meer Architektur Ostsee Kleinstadt Hafen Backstein Rügen Historie Deutschlandweite Stichprobe mit etwa 100 Teilnehmenden Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 38
1234 POSITIONIERUNG KONKURRENZ Greifswald Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald wirbt vor- Eine Auswahl von regionalen und überregionalen Ver- rangig damit, der Geburtsort von Caspar David Friedrich gleichsstädten mit Ähnlichkeiten in Struktur und Ange- zu sein. Dies soll Tourist*innen anlocken, die sich für die boten. Geschichte des „Nordlicht der Romantik“ interessieren. Die Universität in Greifswald ist Bildungsstätte und be- liebte Sehenswürdigkeit zugleich. Rostock & Warnemünde Neubrandenburg Die Stadt Rostock beschreibt sich selbst als Hanse- und Neubrandenburg betitelt sich als „Stadt der vier Tore am Universitätsstadt Rostock mit dem Seebad Warnemün- Tollensee und Erlebnisstadt an der Mecklenburgischen de. Hier lebt es sich im „Hanseatischen Flair“, „am Was- Seenplatte.” Sie wirbt mit der umliegenden Natur und ser“, und man kann „Wohnen, wo andere Urlaub machen“. ihrer Geschichtsträchtigkeit. Slogans wie „Kultur findet Es wird aktiv geworben mit der Selbstbeschreibung als Stadt“, „Sport findet Stadt“ oder „Natur findet Stadt“ soll „eine der attraktivsten Tagungs- und Kongressdestina- Tourist*innen auf die Stadt aufmerksam machen. tionen im Norden Deutschlands.“ Schwerin Bremerhaven Die Landeshauptstadt Schwerin setzt derzeit die Marke- Bremerhaven wirbt mit dem kurzen Slogan „Bremerha- tingkampagne „Lebenshauptstadt Schwerin - Wohnen ven – Meer Erleben!“. Besonders bekannt ist die Stadt für am Wasser, gute Anbindung, Hochschulstandort, starke das Klimahaus, das ein Teil des maritimen Tourismus- Wirtschaft“, um. Lokale Unternehmen können die kom- zentrum „Havenwelte“ ist. Daneben wirbt die Stadt mit munikative Klammer „Lebenshauptstadt Schwerin“ nut- einem attraktiven Sport- und Freizeit- und Kulturange- zen, um mit den Standortvorzügen Schwerins ihre Re- bot sowie Parks und Museen. cruiting-Maßnahmen zu unterstützen. Wismar Lübeck inkl. Travemünde Wismar beschreibt sich als „Hansestadt Wismar, Wirt- Lübeck, Travemünde inbegriffen, hat keine eigene Stadt- schaft, Wissenschaft, Welterbe und Meer“. Die Stadt wirbt marke, bezeichnet sich allerdings als „Hansekönigin“. auch mit ihrem Titel als UNSESCO-Weltkulturerbe und Unter dem Hashtag #visitluebeck ruft die Stadt Tou- hat zusätzlich, durch die Geschichte mit Schweden und rist*innen und Einwohner*innen dazu auf, ihre schönsten die Hansezeit, einige Überschneidungen zu Stralsund. Momente in der Hansestadt zu teilen und für alle zugäng- lich zu machen. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 39
1234 POSITIONIERUNG ZUSAMMENFASSUNG DER POSITIONIERUNG Vergleicht man die acht Merkmale des Identitätskern der Stadt Stralsund mit den nach außen kommunizier- ten Merkmalen vergleichbarer Konkurrenzstädte, dann zeigen sich viele Schnittmengen. Das ist wenig überra- schend. Es sind die naheliegenden Attribute einer jeden Hansestadt am Meer. Entsprechend sind auch die typi- schen Farben, Formulierungen und Funktionsweisen in der Kommunikation der verschiedenen Vergleichsstädte UNIVERSITÄT/ im Grunde austauschbar. Andererseits stellt sich direkt WISSENSCHAFT die Frage, warum alle in die gleiche Kerbe hauen? HANSE/ WIRTSCHAFT GREIFSWALD Genau hier eröffnet sich der Spielraum für eine prägnan- ROSTOCK & NEUBRANDENBURG WARNEMÜNDE te Positionierung der Stadt Stralsund, die ihre Origina- ERLEBNIS/ TOURISMUS BREMERHAVEN lität abseits der ausgetretenen Pfade sucht und dabei zugleich im Einklang mit der Stadtidentität und den An- LÜBECK INKL. SCHWERIN forderungen der Bürger*innen steht. TRAVEMÜNDE WISMAR MEER/ ALTSTADT DIGITALISIERUNG STRALSUND LEBENSQUALITÄT/ GESUNDHEIT KURZE WEGE INNOVATION MACHERTUM Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 40
1234 POSITIONIERUNG ZUSAMMENFASSUNG DER POSITIONIERUNG Die Dynamik der Stadt Stralsund und der Veränderungs- HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN wille. Die Offenheit für Innovationen und die Schaffens- kraft. Das Engagement und der Zusammenhalt. Zudem 1. Raus aus der Hanse-Blase: Über die Historie und die Lebensqualität der der besondere Schwerpunkt der Gesundheitswirtschaft. Stadt hinaus gibt es zentrale Merkmale und Dynamiken, die für die Posi- Dies sind keine reinen Alleinstellungsmerkmale. Auch tionierung zu nutzen sind. Abgrenzung zum Wettbewerb heißt, diese As- andere Städte könnten mit Innovationen oder Macher- pekte stärker zu betonen. tum punkten – aber dies findet im Außenauftritt bisher im Grunde nicht statt. 2. Show don`t tell: Die Handlungslogik muss sein, die Markenwerte nicht einfach bloß zu kommunizieren – sondern sie in Aktion zu setzen. Es ist Dazu zeigt sich weitestgehend bei den Vergleichsstädten das eine, Innovation als Buzzword in einen Text zu schreiben. Besser ist, ein klassisches Kommunikationsverhalten. Bekanntes Kommunikationsmaßnahmen selbst innovativ zu gestalten. und Vertrautes wird bestätigt, anstatt zu überraschen und neue Anreize zu setzen. 3. Mut zur Entwicklung: Mut ist eine der zentralen Anforderungen an die Stadtmarke. Es gilt neue Kommunikationstaktiken zu nutzen, die Viel- Stralsund positioniert sich als traditionsreiche Han- falt der Stadt als Verstärker einzusetzen sowie durch überraschende sestadt mit hoher Lebensqualität, starker Wirtschaft Aktionen und das Spiel mit Erwartungen die Wahrnehmung auf die Stadt und aktiver Stadtgesellschaft – die zugleich mit dem Stralsund weiterzuentwickeln. Veränderungswillen der letzten Jahre mutig und dy- namisch die Herausforderungen der Zukunft anpackt, neue Wege beschreitet und so die gängigen Erwar- tungen bricht. Daher leiten wir eine Stadtmarke für Stralsund ab, die auf vier zentrale Markenwerte verdichtet, in ihrem Zu- sammenspiel die Stadt prägnant abheben. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 41
1234 STADTMARKE STADTMARKE Der Identitätskern der Stadt Stralsund ist das Zentrum der Stadtmarke, denn alle Kommu- nikationsmaßnahmen müssen passend zur Stadtidentität sein. Der Identitätskern selbst ist aber noch keine Stadtmarke. Um die Komplexität des Identitätskerns handhabbar zu ma- chen, verdichten wir die Inhalte und entwickeln daraus das Markenkonzept. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 42
1234 STADTMARKE SPANNUNGSFELD Den Identitätskern richten wir dafür an zwei Achsen aus: Die eine Achse führt von der Tradition zur Zukunft. Die zwei- MENSCH te Achse spannt den Bogen vom Raum zum Menschen. DERB & BÜNDIG ZUSAMMENHALT & ENGAGEMENT Die Achse „Tradition – Zukunft“ beschreibt die hanseatische Tradition, die stolze Historie, und das kulturelle Erbe – die das Fundament bilden dafür die Dynamik der letzten Jah- re, die Lust auf Innovationen und die Gestaltung der vielen Möglichkeitsräume in Stralsund. Die Achse „Raum – Mensch“ beschreibt die Lage am Meer, TRADITION & HISTORIE DYNAMIK & INNOVATION die Architektur, die Natur, die Lebensqualität und die Wohl- fühlatmosphäre – also das Umfeld, in dem sich die Men- TRADITION ZUKUNFT schen in ihrer unaufgeregten, nordischen Derbheit für die KURZE WEGE & Stadt engagieren und zusammenwirken. BACKSTEIN & HANDWERK VIELE MÖGLICHKEITEN Gemeinsam bilden die beiden Achsen das Spannungsfeld, das die Stadtmarke von Stralsund kennzeichnet. GEBORGENHEIT WASSER & HAFEN & ENGAGEMENT RAUM Die vier Schwerpunkte bilden das Markenprofil. Auf den folgenden Seiten beleuch- ten wir die vier Schwerpunkte näher und stellen die jeweiligen Markenattribute, die Kommunikationswirkung sowie potenzielle Elemente für die Umsetzung vor. Ergänzend liefern wir eine Inspiration aus einem Best-Practise-Beispiel als Denkanstoß. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 43
1234 STADTMARKE MARKENSCHWERPUNKT: MENSCH Die Stadtmarke kommt so unaufgeregt und authentisch daher, wie es die die Stralsunder*innen selbst sind. Das Engagement und der Zu- sammenhalt der Menschen in der Stadt schlägt sich in der persönlichen Ansprache nieder. Die Kommunikation ist insgesamt auf Nutzer*innen zentriert und dialogisch aufgebaut. KERNBOTSCHAFT: In Stralsund wird man gebraucht. Hier kann jede*r mit anpacken. „Tach“ ATTRIBUTE • Persönlich • Unaufgeregt • Engagiert • Authentisch WIRKUNG Die Kommunikation zielt darauf ab, direkte Nähe zwischen INSPIRATION der Stadt Stralsund, den Bürger*innen und den Zielgruppen 2016 startet die Tourismusbehörde von Schweden eine herzustellen. Kampagne, bei der sich Menschen aus aller Welt über eine zentrale Rufnummer mit einem/einer Bürger*in verbinden können. Rund 20.000 melden sich freiwillig als Gesprächs- METHODEN partner*in. Mehr als 140.000 Anrufe aus 180 Ländern finden • Nutzer*innen-Zentrierung in der Folge statt. • Storytelling • Einbindung von Markenbotschaftern (Bürger*innen) • Dialogische Kommunikation Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 44
1234 STADTMARKE MARKENSCHWERPUNKT: RAUM Die Stadtmarke setzt darauf, Botschaften greifbar und erlebbar zu ma- chen. Die wohltuende und erfrischende Atmosphäre der Stadt wird be- wusst in der Kommunikation inszeniert. KERNBOTSCHAFT: tralsund bietet alles, was es zum Leben, Wohnen und Arbeiten braucht. S „Leben, wo andere ATTRIBUTE Urlaub machen“ • Greifbar • Wohltuend • Erfrischend WIRKUNG Die Kommunikation zielt darauf ab, eine ganzheitliche INSPIRATION Sinnesansprache zu erreichen, in der die Atmosphäre der Unter dem Titel BIGNIK entsteht seit sieben Jahren in der Stadt für die Zielgruppen spürbar wird. Ostschweiz ein kontinuierlich wachsendes Gemeinschafts- werk: Ein riesiges Picknick-Tuch für die ganze Bevölke- rung, das als Begegnungsfläche im Sommer durch die METHODEN Region tourt. Das Picknick-Tuch wird gemeinsam mit den • Szenografie / Inszenierungen im Raum Bürger*innen zusammengenäht. Das Tuch ist mittlerweile • Augmented Reality (Verknüpfung von Raum und Bot- rund 4.500 Quadratmeter groß. Über 1.000 Personen waren schaft) bereits am Entstehungsprozess beteiligt. • Multisensorisch (z.B. Haptik durch Backsteine) Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 45
1234 STADTMARKE MARKENSCHWERPUNKT: TRADITION Die Stadtmarke stützt sich auf die Tradition und das kulturelle Erbe der Stadt. Sie ist entsprechend selbstbewusst. Die Ansprache ist verbind- lich, heißt: Was erzählt wird, wird auch eingehalten. Sie basiert auf kon- kreten Fakten und macht klare Beziehungsangebote. KERNBOTSCHAFT: Auf Stralsund kann man sich verlassen. „Handschlach zählt“ ATTRIBUTE • Verbindlich • Selbstbewusst • Gründlich WIRKUNG Die Kommunikation zielt darauf ab, den Zielgruppen kon- INSPIRATION krete Beziehungsangebote zu machen. Volkswagen hat mit einer spektakulären Drohnen-Show den neuen Markenauftritt im südchinesischem Guangzhou vorgestellt. Synchronisierte Drohnen haben sich, über mehrere Minuten zu Botschaften und Fahrzeug-Umrissen METHODEN formiert. Es entstand der Eindruck eines riesigen Holo- • Einsatz von Zahlen, Daten und Fakten gramms und eine innovative Art der Inszenierung. • Konkrete Handlungsaufforderungen und Angebote („Call to Action“) Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 46
1234 STADTMARKE MARKENSCHWERPUNKT: ZUKUNFT Die Stadtmarke ist alles andere als statisch. Sie ist Ausdruck der Dyna- mik in der Stadt und beweist immer wieder aufs Neue den Mut, auf den Zeitgeist zu reagieren und überraschende Anreize zu setzen. KERNBOTSCHAFT: Stralsund traut sich was. Hier ist Platz für neue Ideen. „Hier geht was“ ATTRIBUTE • Dynamisch • Ideenreich • Überraschend • Mutig WIRKUNG Die Kommunikation zielt darauf ab, mit unkonventionellen INSPIRATION und agilen Methoden den Zielgruppen einen neuen Blick auf Durch das projizieren von Videos und Bildern auf ge- die Stadt zu ermöglichen. schichtsträchtige Gebäude können auf beeindruckende Weise Geschichten erzählt und Emotionen geweckt wer- den. Der Petersdom wurde 2015 zu Gunsten des Klimaak- METHODEN tivismus mit diversen Naturfotografien und Filmsequenzen • Gamification illuminiert. Diese Art der Kunstinstallation ermöglicht es • Agiles Design historische Orte mit (neuen) Botschaften aufzuladen. • Guerilla Aktionen Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 47
1234 STADTMARKE ZUSAMMENFASSUNG DER STADTMARKE Die vier Markenschwerpunkte gruppieren sich um den 1. Stadtmarke ist Storytelling: Die vier Markenschwer- Identitätskern. Gemeinsam bilden sie das Konstrukt der punkte dürfen in der Kommunikation gezielt kom- Stadtmarke mit den konkreten Kernbotschaften, Attri- biniert werden, um eine Spannung zu erzeugen, die im buten, favorisierten Methoden und Wirkungen. positiven Sinne anregt und neugierig macht. Die Stadt- marke ist damit Grundlage für abwechslungsreiches und Das Stadtmarkenkonzept ist ein agiles Tool. Eine statische zugleich stimmiges Storytelling. Stadtmarke wird an der Komplexität und Schnelllebigkeit der Kommunikation im 21. Jahrhundert scheitern. Dafür 2.Stadtmarke als Entscheidungslotse: Jeder Anlass ver- hilft es, sich eine Stadtmarke im Sinne einer Markenpersön- langt immer aufs Neue eine strategische Entscheidung, lichkeit als Person vorzustellen: Es geht eben nicht darum, wie Kommunikation zu gestalten ist. Das Konzept der dass die Person den immer gleichen Pullover in der glei- Stadtmarke bestimmt die Entscheidungsrichtung. Um chen Farbe trägt und die immer gleichen Sätze sagt. Eine die Tragweite des Konzepts zu verdeutlichen, zeigen wir glaubwürdige und beindruckende Persönlichkeit hat unter- im folgenden Kapitel das Konzept in der Anwendung. schiedliche Facetten und Ausdrucksweisen – sie bleibt sich aber immer treu und erzeugt so ein stimmiges Gesamtbild. Für das Handling der Stadtmarke in der Praxis sind daher zwei Funktionsweisen hervorzuheben. „DAS LOGO MUSS GRÖSSER“ WAR FRÜHER. MODERNE MARKENFÜHRUNG IST DAS KONTINUIERLICHE FORTSCHREIBEN DER EIGENEN GESCHICHTE. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 48
KERNBOTSCHAFT: In Stralsund wird man gebraucht. Hier kann jede*r mit anpacken. ATTRIBUTE • Persönlich • Unaufgeregt • Engagiert • Authentisch Me n s c h KERNBOTSCHAFT: KERNBOTSCHAFT: Auf Stralsund kann man sich verlassen. Stralsund traut sich was. Hier ist Platz für neue Ideen. Tradition Zukunft ATTRIBUTE ATTRIBUTE IDENTITÄTSKERN • V erbindlich • Dynamisch • S elbstbewusst • Ideenreich • G ründlich • Überraschend • Mutig Raum KERNBOTSCHAFT: Stralsund bietet alles, was es zum Leben, Wohnen und Arbeiten braucht. ATTRIBUTE • Greifbar • Wohltuend • Erfrischend Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 49
Anwendung 12 3 4
Das Stadtmarkenkonzept liefert die Entscheidungsgrund- lage, um konkrete Marketingmaßnahmen zu planen und zu bewerten. Zugleich sind im gesamten Prozess zahlreiche konkrete Ideen entstanden, wie das Stadtmarkenkonzept mit Leben gefüllt werden kann. In diesem Kapitel erklären wir die Stadtmarke als Entschei- dungslotse, übertragen das Konzept in der Ideenwerkstatt auf drei konkrete Handlungsfelder und beschreiben in ei- nem Leitfaden, welche Fragen im Zuge der Ausarbeitung von Strategien beantwortet werden müssen. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 51
1234 ENTSCHEIDUNGSLOTSIN ENTSCHEIDUNGSLOTSIN Wir möchten an einem simplen Beispiel verdeutlichen, wie die Stadtmarke in der Praxis als Entscheidungslotse dienen kann. Beispiel: Messeauftritt Stralsund plant einen Auftritt auf einer Berufsmesse, bei der sich Unternehmen, Regionen und Städte als Arbeitgeber*innen bzw. Standorte präsentieren. Der Auftritt soll stimmig zur Stadtmarke realisiert werden. Bei der Planung des Messeauftritts dient die Stadtmarke da- her als Entscheidungslotse. Wie muss der Stand, die Werbematerialien, die Ansprache vor Ort aussehen? Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 52
er betreut den Messestand? W Welche Ansprache wird gewählt? Stralsund braucht keine Messehostessen von der Agentur-Stange. Stattdessen sind drei authenti- sche Charaktere aus der Stadt mit angereist, die ihre Geschichte vorstellen und einen ehrlichen Dialog mit den Besucher*innen führen. Wie wird die Stadt als innovativer Standort vermittelt? Welche überraschende Geste oder Wie sind die Materialien gestaltet? Me n s c h Aktion sorgt dafür, dass Stralsund sich aus Welches Beziehungsangebot wird gemacht? der Masse heraushebt und im Gedächtnis Wie wird der Kontakt aufrechterhalten? hängen bleibt? Tradition Zukunft Es wird auf übliche Werbebroschüren mit Mar- IDENTITÄTSKERN Als gamifiziertes Element steht vor Ort eine ketinggeschwätz verzichtet. Interessierte Be- Fotobox, bei der sich die Besucher*innen vor sucher*innen erhalten den direkten Kontakt einem Greenscreen ablichten und damit direkt zu potenziellen Arbeitgeber*innen und die an reale Orte in Stralsund projizieren können. Zusicherung, dass diese sich bei ihnen Unter dem Titel „Mein erster Arbeitstag Stral- melden. Verabschiedet wird mit einem sund“ erhalten die Besucher*innen ihre Fotos Handschlag, der zählt. Raum als Postkarte, die sie an Freund*innen schi- cken können. Wie ist der Messestand gebaut? Welche Materialien kommen zum Einsatz? Wie wird die Atmosphäre und Lebensqualität Stralsunds auf der Messe erlebbar gemacht? Es kommt kein standardisiertes Messestand- system zum Einsatz, sondern es wird mit den Materialien Backstein, Wasser und Natur ge- arbeitet.Stadtmarkenstrategie Hansestadt Die Messebesucher*innen Stralsund betreten Seite 53 einen Wohlfühlort.
1234 LEITFADEN LEITFADEN Um konkrete Umsetzungskonzepte für die Stadtmarke zielführend zu entwickeln, braucht es konkrete Vorgaben. Wir haben zu sieben Bereichen Fragen formuliert, die als Orientie- rung für die Umsetzungskonzeption relevant sind: Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 54
1234 LEITFADEN Handlungsfeld Ziel Zielgruppe Botschaft Touchpoints Rahmen Stakeholder Was ist das Handlungs- Was ist das genaue Ziel Welche Zielgruppe wird Welche Kernbotschaften Welche Berührungs- Welche Ressourcen an Wer ist von dem Vorha- feld? Dies gilt es mög- der Kommunikation, das angesprochen und was sind für die Zielgruppe punkte zur Zielgruppe Geld und Personal ste- ben betroffen? Welche lichst konkret zu fassen. erreicht werden soll? kennzeichnet sie? Sollen entscheidend? Wie kön- gibt es? Über welche Ka- hen zur Verfügung? Wie Abteilungen in der Stadt- „Tourismus“ oder „Wirt- Geht es um mediale z.B. ausländische Inves- nen diese passend zur näle, an welchen Orten ist der Zeitrahmen? verwaltung müssen ein- schaft“ ist als Antwort zu Reichweite oder um die tor*innen oder heimische Stadtmarke für die Ziel- findet die Kommunika- gebunden werden? Wel- allgemein. Wie hängt das Aktivierung ausgewähl- Studierende angespro- gruppe spezifiziert wer- tion statt? che weiteren Gruppen Handlungsfeld mit den ter Akteur*innen? Woran chen werden? Kann die den? sollten frühzeitig invol- größeren Stadtentwick- lässt sich ein Erfolg der Zielgruppe im Sinne der viert werden? lungszielen zusammen? Aktion feststellen? Nutzer*innen-Zentrie- rung in die Planung ein- bezogen werden? Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 55
1234 IDEENWERKSTATT IDEENWERKSTATT Eine Stadtmarke ist nur so gut, wie die Aufgabenstellung, die sie erfüllen soll. Die konkrete Entscheidung, welche Ziele in welchem Zeitraum mit welchem Budget erreicht werden sol- len, kann die Stadtmarke selbst nicht beantworten. Wir haben daher drei reale Handlungs- felder ausgewählt und jeweils eine potenzielle Aufgabenstellung formuliert, um möglichst realistische Anregungen für die Umsetzung zu geben. Die drei Handlungsfelder sind Wirtschaft, Tourismus und Lebensort. Sie ergeben sich aus dem vorangegangenen Prozess und den Rückmeldungen der Aktionswoche. Im Sinne einer ganzheitlichen Stadtmarkenstrategie hängen einzelne Handlungsfelder immer miteinander zusammen. Stralsund als lebenswerten Wohnort darzustellen, stärkt ebenfalls den Be- reich Wirtschaft – und umgekehrt. Die folgenden Ideen und Maßnahmen dienen entsprechend als Anregung und sind nicht als finale Konzepte zu verstehen. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 56
1234 IDEENWERKSTATT HANDLUNGSFELD: TOURISMUS Die Entwicklungen im Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern im Allgemeinen und in der Stadt Stralsund sind positiv. Die Stadt ist als attraktiver Tourismusort bekannt und verfügt über ein umfangreiches und modernes Angebot. Aufgabe: Die Aufgabe ist es, die Marktstellung von Stralsund zu erhalten und auszu- bauen. Dabei liegt der Fokus zum einen darauf, Stralsund verstärkt auch international als weltoffene und moderne Tourismusdestination zu kommunizieren. Zum anderen gilt es, die Stadt aus der Zone „Tor zu Rügen“ und „Kurzurlaub, wenn in es regnet“ heraus- zulösen und insgesamt als Reiseziele auch außerhalb der Hauptsaison zu platzieren. Kernbotschaft: Stralsund ist mehr als Weltkulturerbe, Nähe zum Wasser und attrakti- ve Museen. Die Stadt ist weltoffen, bietet nachhaltige und innovative Tourismusangebo- te und steckt voller Überraschungen. Stadtmarkenstrategie Hansestadt Stralsund Seite 57
Sie können auch lesen