Mit Lore und Otto durch die Wüste

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Mit Lore und Otto durch die Wüste
In Aktion

Mit Lore und Otto durch die Wüste
Es war im Dezember vergangenen Jahres, es
war regnerisch und ungemütlich. Otto und
Lore gingen auf eine sehr lange Reise. Eine
Reise in die Wüste, die Atacama-Wüste in
Chile.

                                                                                                     Der Anfang ein
                                                                                                                     er langen Reise
                                                                                                     Kreiselüberque                  : „Otto“ bei ein
                                                                                                                    rung in Pfedelb                   er
                                                                                                                                    ach.     STM-Bild

                                                                                                  Die beiden Radioantennentransporter
                                                                                              von Scheuerle sind ein schönes Beispiel,
                                                                                              wo Maschinen aus Deutschland überall
                                                                                              zum Einsatz kommen. Sie sind ein schö-
                                                                                              nes Beispiel dafür, dass ohne Schwertrans-
     p q Entladen in Chi                                                                      porte Maschinenexporte nur schwer vor-
                             le und wieder festen Bod
     unter den Rädern: Noch                           en                                      stellbar sind.
                            417 km bis zum Ziel.
                                                                                                  Nachdem unser STM-Redakteur im
                                                                                              Dezember 2007 den Vorlauf begleitet hat-
                                                                                              te, blieb STM danach weiter „am Ball“.
                                                                                              Schließlich versprach der Nachlauf in Chi-
                                                                                              le, das eigentliche Schmankerl zu werden.
                                                                                                  Was den Vorlauf anbelangt, so war das
                                                                                              ohne Zweifel schon eine reife Leistung, die
                                                                                              10 m breite Last von Pfedelbach nach Heil-
                                                                                              bronn zu bringen, wo Lore und Otto dann
                                                                                              zum ersten Mal umgeschlagen wurden.
                                                                                              Eng ging es zu, und natürlich musste der
                                                                                              inzwischen vielleicht bekannteste Schwer-
                                                                                              transportfahrer der Welt, Frieder Saam, in
                                                                                              seiner Titan und den 14, Entschuldigung
                                               Ein erstes Nadelöhr: Bei
                                                                        10 m Breite bleiben   15-achsigen – eine Achse war geliftet –
                                                   päs se auf 417 km nat ürlich nicht aus.    Scheuerle-Intercombi-Schwerlastkombi-
                                               Eng
                                                                                              nation wieder sein ganzes Können aufbie-
                                                                                              ten. Aber der Nachlauf in Chile, er lieferte
                                                                                              enorm beeindruckende Motive – zumin-
                                                                                              dest, was die Landschaftsaufnahmen an-
                                                                                              belangt.
                                                                                                  Über 417 km führte der Weg der beiden
                                                                                              für den Transport in insgesamt 14 Ein-
                                                                                              zelteile zerlegten Antennentransporter
                                                                                              von Port Angamos in Mejillones bis zum
                                                                                              „Atacama Large Millimeter/submillime-
                                                                                              ter Array“ (ALMA) Operations Support
                                                                                              Facility (OSF). 14 Einzelteile, von denen
                                                                                              die spektakulärsten natürlich die beiden
                                                                                              Transportplattformen mit ihrer beeindru-

42                                                                                                Schwertransportmagazin       STM Nr. 21 | 2008
Mit Lore und Otto durch die Wüste
In Aktion

                                                                  reicht.
                                                soweit das Auge
                            Kahle Landschaft          au fwärt s.
                                                - und
                            Aber, es geht voran

                                                                                                            dernisse gibt
                                                                                       Straßenbauliche Hin
                                                                                               in der Wü ste .
                                                                                       es auch

 Das Equipment in Chile:
 2 Mercedes-Benz Actros 6 x 6 Zugmaschinen
 3350, 500 PS

 2 Iveco Astra 6x6 Zugmaschinen HD 6653,
 Spezialanfertigungen für die russische Armee,
 500 PS als Schubmaschinen

 2 14-achsige Capperi-Plattformtrailer
 RMG 171S02150

                                                                            Passanstieg: Mit bis zu 20% Steigung und
                                                                            Gefälle ging es im Zug-Schub-Verbund
                                                                            über die Pässe.

STM Nr. 21 | 2008 Schwertransportmagazin                                                                                43
Mit Lore und Otto durch die Wüste
In Aktion

                                     die
  p q Der Konvoi hat es geschafft,
                                    Lore
  letzten Kilometer werden Otto und
  aus eigener Kraft meistern.

                                               ckenden Breite von 10.500 mm bei einem
                                               Netto-Gewicht von 79.550 kg waren.

                                                 Ob die lange Fahrt durch die
                                                 kahle Landschaft immer ein
                                                       Vergnügen war?

                                                  Am 7. Februar war mit der Entladung
                                               des Motorschiffs „CCNI Angol“, das Lore
                                               und Otto über den Atlantik in den Pazifik
                                               bis nach Mejillones gebracht hatte, begon-
                                               nen worden. Am 8. Februar starteten dann
                                               die beiden Schwertransporteinheiten mit
                                               den Transportplattformen und erreichten
                                               am 13. Februar nach 396 km ALMA OSF in
                                               2.910 m Höhe.

                         Wüstensand - eine
p q Höhenluft und
       ford eru ng für Men sch und Material.
Heraus

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Mit Lore und Otto durch die Wüste
In Aktion

                                             p      u      q         Faszinierende Land-
                                             schaften ,  eng  e   Pas  sstraßen und ein
                                             nicht allt ägli che s  Tran  sportgut: Natür-
                                                      reiz voll es   Mo  tiv für Fotgrafen
                                             lich ein
                                                              wer  tran  spo rtau ge“.
                                             mit dem „Sch

Tagebuch eines ungewöhnlichen Nachlaufs:
7. Februar, Donnerstag                                                                   12. Februar, Dienstag
Das Mortorschiff CCNI Angol läuft im Hafen von Mejillones ein, der Entla-                10:00 Uhr:              Die Polizeibegleitung trifft ein.
devorgang kann beginnen. Die Antennentransporter werden direkt auf die                   18:35 Uhr:              Der Konvoi erreicht seinen vorgesehenen Parkplatz
bereitstehenden Transporteinheiten verladen und transportfertig gemacht.                                         unterhalb des „Barros Arana“-Passes auf einer
Gegen 19:00 Uhr sind beide Transporte „ready to move“.                                                           Höhe von 3.400 m.

8. Februar, Freitag                                                                      13. Februar, Mittwoch
10:10 Uhr:               Die Polizeibegleitung trifft ein.                               7:30 Uhr:               Die Schub- und Halte-Zugmaschinen für die fol-
12:30 Uhr:               Der Transport erreicht die Kreuzung                                                     genden An- und Abstiege werden angekuppelt.
                         B400/R4, das erste Etappenziel ist erreicht.                    9:05 Uhr:               Die Polizeibegleitung trifft ein. Der Transport setzt
9. Februar, Samstag                                                                                              sich fünf Minuten später in Bewegung, um die nun
14:35 Uhr:               Die Polizeibegleitung trifft ein.                                                       folgenden An- und Abstiege sowie den „Flaschen-
17:30 Uhr:               Der Konvoi erreicht den zweiten Etap-                                                   hals“ des Transports – durch Felsformationen
                         penort, Baquebano. Die Ortsdurchfahrt ist                                               verengte Durchfahrten – in Angriff zu nehmen.
                         blockiert, die Weiterfahrt erst am Montag                                               Besonderen Belastungen wird das Material beim
                         möglich.                                                                                Abstieg von 3.450 m auf 2.460 m in nur 5 km
                                                                                                                 ausgesetzt sein.
10. Februar, Sonntag Keine Fahrerlaubnis!                                                20:25 Uhr:              Das Ziel des Konvois auf dem OSF-Areal ist erreicht.
                                                                                                                 Die letzten 21 km und rund 2.190 Höhenmeter
11. Februar, Montag                                                                                              werden Lore und Otto aus eigener Kraft bewältigen.
10:45 Uhr:               Die Ortsdurchfahrt in Baquebano ist frei.
11:00 Uhr:               Die Polizeibegleitung trifft ein.                               14. Februar, Donnerstag,
18:40 Uhr:               Der Konvoi erreicht das dritte Etappen-                         bis 20. Februar, Mittwoch
                         ziel El Estanque, 40 km vor Calama.                                                     Lore und Otto werden entladen, die demontierten
                                                                                                                 Einzelteile werden nach und nach angeliefert.

STM Nr. 21 | 2008 Schwertransportmagazin                                                                                                                          45
Mit Lore und Otto durch die Wüste
In Aktion

     So stellt man sich doch                                                                               Ab da legen Lore und Otto zur Ver-
                               wohl Wüste vor...
                                                                                                       richtung ihrer eigentlichen Aufgaben die
                                                                                                       letzten Höhenmeter auf eigenen Rädern
                                                                                                       zurück. Immerhin geht es dabei auf den
                                                                                                       letzten 21 km noch einmal mächtig berg-
                                                                                                       auf: von 2.910 m auf rund 5.100 m. Das
                                                                                                       sind schlappe 2.190 Höhenmeter auf die-
                                                                                                       sen 21 km, was einer durchschnittlichen
                                                                                                       Steigung von über 10% entspricht.
                                                                                                           Ob die lange Fahrt durch die kahle
                                                                                                       Landschaft immer ein Vergnügen war? Was
                                                                                                       dem Bildbetrachter den Atem verschlägt,
                                                                                                       mag für das Ferrovial-Team um Miegel
                                                                                                       Hernander Brantes, das von der Rolf Riedl
                                                                                                       GmbH den Auftrag für den Nachlauf in
                                                                                                       Chile erhalten hatte, bisweilen für ermü-
                                                                                                       dende Langeweile gesorgt haben. Kilo-
                                                                                                       meter für Kilometer Wüste – bis zu 8 und
                                                                                                       mehr Stunden am Tag.
                                                                                                           Aber keine Landschaft ist so aufge-
                                                                                                       räumt, dass es nicht doch einige Engstel-
                                                                                                       len und Schwierigkeiten zu passieren galt,
                                                                                                       schon gar nicht auf einer Strecke von an-
                                                                                                       nähernd 400 km. Schon gar nicht, wenn es
                                                                                                       von 0 m über dem Meeresspiegel auf 2.910
                                                                                                       und später noch auf 5.100 m hoch geht.
                                                                                                       Da ist dann auch schon einmal ein Pass zu
                                                                                                       überwinden, da geht es auch schon einmal
                                                                                                       knapp am Fels entlang.
                                                                                                           Dass der hinsichtlich des Gesamtge-
                                                                                                       wichts eher „leichte“ Schwertransport
                                                                                                       trotzdem mit je zwei Zug- und Schubma-
                                                                                                       schinen durchgeführt wurde, war einer-
                                                                                                       seits genau diesen Höhenpässen geschul-
     p q Bei 10
                     m Breite wird es nic                                                              det – darum wurden ja auch Lore und
     Maßarbeit unter                      ht nur in Ortsdurc
                     der Sonne Chiles.                       hfahrten eng.
                                                                                                       Otto stärker motorisiert, denn mit weniger
                                                                                                       Sauerstoff bringt der Motor auch weniger
                                                                                                       Leistung – und andererseits dem Anstieg
                                                                                                       sowie dem anschließenden Abstieg zum
                                                                                                       Pass „Cordillera de Sal“: erst ging es über 7
                                                                                                       km 1.200 Höhenmeter nach oben, was ei-
                                                                                                       ner durchschnittlichen Steigung von über
                                                                                                       17% entspricht, dann ging es über 5 km
                                                                                                       und knapp 1.000 Höhenmeter bergab, das
                                                                                                       entspricht einem durchschnittlichem Ge-
                                                                                                       fälle von annähernd 20%!!!!!
                                                                                                           Da dürfte wirklich jedes Pferdchen im
                                                                                                       Motor gut zu tun gehabt haben. Denn
                                                                                                       nicht nur Mountainbiker werden wissen,
                                                                                                       was bei solchen Steigungen gefordert ist:
                                                                                                       Kondition, Kraft – und gute Bremsen.

 Von 0 auf 2.910 m – die Etappen:
 Ort		                                    Höhe über NN                   bei km    Ort		                           Höhe über NN            bei km
 Mejillones, Hafen                                     5m                      0   Llano de la Pacien cia Valley        2.250 m               343
 Kreuzung B400/R4                                    220 m                    66   Paso Cordillera de Sal               3.450 m               350
 Baquebano                                         H530 m                    113   San Pedro de Atacama Bypass          2.460 m               355
 Sierra Gorda                                      1.020 m                   182   Tor OSF R 23                         2.360 m               382
 Calama                                            2.150 m                   259   OSF, Entladestelle                   2.910 m               396
 Paso Barros Arana                                 3.400 m                   313   ALMA Antennen-Park                   5.100 m               417

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Mit Lore und Otto durch die Wüste Mit Lore und Otto durch die Wüste Mit Lore und Otto durch die Wüste Mit Lore und Otto durch die Wüste Mit Lore und Otto durch die Wüste
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