Multiprofessionelles Palliativkolloquium - Düsseldorfer Verstehe ich nicht: Demenz

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Multiprofessionelles Palliativkolloquium - Düsseldorfer Verstehe ich nicht: Demenz
14. Düsseldorfer
                            Multiprofessionelles
                            Palliativkolloquium

                              Verstehe ich nicht:
                                   Demenz

                                  10. März 2021
Dr. med. Adina Börgens
Fachärztin für Neurologie
Palliativärztin
Multiprofessionelles Palliativkolloquium - Düsseldorfer Verstehe ich nicht: Demenz
Erklärung finanzieller u. nicht-finanzieller Interessen
Dr. med. Adina Börgens

A. Erklärung zu finanziellen Interessen:
Geschäftsanteile, Aktien, Fonds: Nein
Forschungsfinanzierung: Nein
Bezahlter Berater / interner Schulungsreferent : Nein
Gehaltsempfänger von einem Sponsor dieser Veranstaltung oder einer anderen
Institution: Ja (Stiftung EVK Düsseldorf, PCT)
Honorar für den Vortrag von dem Veranstalter „PCT Düsseldorf“: Ja

B. Erklärung nicht-finanzieller Interessen:
Seit 2018 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Demenz
   Bedeutsame Verschlechterung der Kognition im Vergleich zum
    prämorbiden Leitungsniveau mit:

   Zunehmendem Verlust der Alltagskompetenz

   Neuropsychologisch stehen Schwierigkeiten im Neugedächtnis sowie
    Defizite in der Bewältigung komplexer Aufgaben mit Planungsbedarf
    im Vordergrund (handlungsplanerische Defizite)
   Zusätzlich bestehen Orientierungsstörungen
Demenz
                   Gedächtnisstörungen (unmittelbarer u. verzögerter Abruf)
Alzheimer-Demenz   Visuokonstruktive Störungen
                   Defizite d. kognitiven Flexibilität u. geteilten Aufmerksamkeit

                   Persönlichkeitsveränderungen u. Verhaltensauffälligkeiten
Frontotemporale    Bessere Gedächtnisleistungen als bei Alzheimer-Demenz
Demenz             Beeinträchtigung der Wortflüssigkeit, (Sprach-)
                   Antriebsstörung

                   Heterogene Störungsgruppe je nach Lokalisation u. Ausmaß der
Vaskuläre
                   vaskulären Schädigung (TIA, SAE, Minor Strokes, Gangstörung)
Demenzen
                   Kognitive Verlangsamung u. Störung d. Exekutivfunktionen

                   Visuoperzeptive u. –konstruktive Fähigkeiten eingeschränkt
Lewy-Body-Demenz   Schwankungen der Aufmerksamkeit u. Wachheit
                   Gedächtnisleitung meist weniger betroffen
                   Visuelle Halluzinationen, Parkinson-Symptome
Neuropsychologische Profile bei verschiedenen
                             Demenzformen und Depression

Z Gerontol Geriat 2020 • 53;797-806
https://doi.org/10.1007/s00391-020-01800-8
Beispiele für pathologische Befunde im Uhrentest

Z Gerontol Geriat 2020 • 53;797-806
https://doi.org/10.1007/s00391-020-01800-8
Beispiele für visuokonstruktive Defizite

Z Gerontol Geriat 2020 • 53;797-806
https://doi.org/10.1007/s00391-020-01800-8
Delir
   Bewusstseinsstörung mit verminderter Aufmerksamkeit
   Globale Störung der Kognition (Verwirrtheit, Merkschwäche)
   Veränderung der Wahrnehmung mit Verkennungen
   Unorganisiertes Denken
   Veränderung der Psychomotorik (hypo- u. hyperaktive Delir)

   Schlafstörungen u. Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus mit
    nächtlicher Verschlechterung der Symptomatik
   Akuter Beginn und fluktuierender Verlauf

       Delir und Demenz unterscheiden sich durch das beim Delir
       gestörte und bei der Demenz intakte Bewusstsein und
       durch den Verlauf, der bei der Demenz selten so deutlich
       unduliert wie beim Delir
Motorische Subtypen des Delirs

                      Hyperaktiv                      Hypoaktiv

Typus         Gesteigerte Aufmerksamkeit,   Verminderte Aufmerksamkeit,
              agitiert                      lethargisch

Symptome      Floride Halluzinationen,      Schläfrig, verlangsamt,
              Wahn, übererregt              zurückgezogen
              Deutl. vegetative Symptome    Geringe vegetative Symptome

Beispiele     Entzugssyndrome (Alkohol o.   Enzephalopathien (hepatisch,
              Benzodiazepine)               metabolisch)
Ursachen und Risikofaktoren eines Delirs

                                 Krankheit,
                                  Trauma,
      Delirogene                   Äußere
                                  Faktoren             Stress (z.B.
   Substanzen (z.B.
                                                           Angst,
  Anticholinergika, L-
                                                      Milieuwechsel,
    Dopa/Dopamin,
                                                       Schmerzen)
       Diuretika,
    Kortikosteroide
                                   DELIR                  Metabolische Störung:
                                                           Elektrolytstörungen
                                                          (v.a. Hyponatriämie)
   Infektion:                                             Hypo-/Hyperglykämie
  Pneumonie                                                  Hyperkalzämie
Harnwegsinfekt
     Sepsis
                         Komorbiditäten/Multimorbidität
                                    Demenz
                             Neurodeg. Erkrankung
                                   Depression
                                  Alter > 65 J.
Zusammenhang Delir und Demenz

Wien. Klin. Wochenschr. Educ 2019 • 14:1-17
https://dol.org/10.1007/s11812-019-00093-1
Säulen der Delirtherapie

Wien. Klin. Wochenschr. Educ 2019 • 14:1-17
https://doi.org/10.1007/s11812-019-00093-1
Säulen der Delirtherapie
Präventive Maßnahmen zur Vermeidung eines Delirs

   Genügend Flüssigkeitszufuhr
   Vermeidung von Mangelernährung
   Förderung der Mobilität, Krankengymnastik
   Medikamentenkombinationen und Dosierungen überprüfen

   Sensorische Überstimulation vermeiden
   Uhren und Kalender im Sichtfeld aufstellen, Orientierung schaffen

   Nutzung von Seh- und Hörhilfen
   Kontinuität in der pflegerischen Betreuung gewährleisten
Säulen der Delirtherapie
Pharmakologische Behandlung des Delirs mit empfohlenen
Niedrigdosistherapien

Neuroleptika:
•   Haloperidol (0,5 – 5 mg p.o./i.m.)
•   Quetiapin (25 – 50 mg p.o.)
•   Olanzapin (2,5 – 10 mg p.o./s.l.)
•   Risperidon (1 – 2 mg p.o./s.l./ Rispolept Consta i.m. Erhaltungstherapie
    bei Schizophrenie)

Benzodiazepine:
• Diazepam (5 – 10 mg p.o./rectal/i.m./i.v.)
• Lorazepam (0,5 - 1 mg p.o./s.l./i.v.)
• Midazolam (1 - 5 mg p.o./rectal/i.m./i.v.)
Zusammenfassung
   Als Ursache für kognitive Einschränkungen sind u.a. altersgemäße
    Leistungseinbußen, depressive Erkrankungen sowie delirante oder dementielle
    Syndrome in Betracht zu ziehen.
   Hinsichtlich möglicher Medikamenteneffekte sind zentralnervös wirksame
    Präparate wie Benzodiazepine oder Z-Substanzen, zentral wirksame
    Schmerzmittel und Pharmaka mit anticholinergem Wirkprofil zu berücksichtigen.
   Rechtzeitig präventive Maßnahmen ergreifen! Es gilt, die Risikopatienten zu
    identifizieren u. beispielsweise auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten
    oder die medikamentöse Therapie zu optimieren.
   Die größte Evidenz in der Delirbehandlung weist Haloperidol auf, first-line-Therapie.

   Atypische Antipsychotika wie Quetiapin, Olanzapin und Risperidon sind in der
    Behandlung des Delirs effektiv, off-label-Bereich.
 Der Einsatz von Benzodiazepinen beim Delir wird kontrovers diskutiert, als
  Zusatz zur antipsychotischen Medikation u. bei Patienten in der palliativen
  Versorgung möglich und sinnvoll.
 Für die Gabe von Cholinesterasehemmern (z.B. Galantamin, Donepezil,
  Rivastigmin), die zur Behandlung der Alzheimer Demenz eingesetzt werden,
  liegen in der Delirtherapie keine ausreichenden evidenzbasierten Daten vor.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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