Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern

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Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Netzplanung
                                                               in Städten
                                                          und Gemeinden
Quelle: ABSV, Radverkehrsentwicklungsplan Göttingen

                                                                      Jörg Thiemann-Linden
                                                      Stadt- und Verkehrsplaner (Dipl.-Geogr., SRL)
                                                        büro thiemann-linden stadt & mobilität, Bonn

                                                             7. Bayerische Fachtagung Radverkehr
                                                                 der AGFK am 06. Juli 2021 online
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Inhalt

 1
     Neue Rahmenbedingungen und Erwartungen
     Kurze Wege wiederentdecken

 2
     Anforderungen der Nutzergruppen
     >> Duales Netz
     Radnetzplanung ganz praktisch
 3
     in acht Schritten

 4
     Weitergehende Netzüberlegungen
     aus den Niederlanden

                                              2
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Nahraum durch Corona wieder entdeckt?
                              Homeoffice als Zukunftsoption?
                              Wieder eine Mobilitätskultur
                              der kurzen Wege?
C. Gertz TU Hamburg-Harburg

                                                                      3
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Dream-Team ais Pedelec + Schnellbus:
im Münsterland „STmobil“ >> ÖPNV nach der Pandemie?
   ÖPNV-Netz als das
    verlängerte Radnetz !
   Zwischenstand der Effekte:
    ÖPNV-Abonnements verdreifacht,
    Fahrgastzahlen +11%

            Abb./Modell der Mobilstation: RVM

                                                      4
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Pendlernutzung anders als Freizeitnutzung

5

    Quelle: ITD / IFEU (beim NRV-Kongress 2015)
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Kommunikativ nebeneinander Rad fahren
als die besondere Qualität

                                        6
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
H RSV 2021 der FGSV
„Hinweise für Radschnellverbindun-
gen und Radvorrangrouten“
>> letzte Woche erschienen
>> heute nicht im Fokus

                                     7
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
RIN mit Netzen für Alltagsverkehr und Freizeitverkehr?

eigene Systematisierung nach Entwürfen von RIN und ERA

                                                         8
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Netzqualität
Ziele:
   Erreichbarkeit aus der Netzqualität
    und Siedlungsstruktur / Fahrtzielen
   Netzqualität im Fahrradverkehr
    besteht aus (CROW / FGSV)
         - Zusammenhang
         - Direktheit
         - Attraktivität
         - Sicherheit
         - Komfort
   Netz als Basis aller

                                              Quelle: CROW-NL
    Radverkehrsanlagen
   Modal Shift zur Substituierung
    von Kfz-Fahrten wg. Klimaschutz
                                          9
Netzplanung in Städten und Gemeinden - AGFK Bayern
Kundenzufriedenheit = Fahrradfreundlichkeit?
Fahrradklimatest

Karte: Fahrradförderung in jüngster Zeit

                                           ADFC-Fahrrradklimatest 2019

                                                                         Foto: Stadt Karlsruhe
                                                                                    10
Kundenzufriedenheit lokal
    mit der „öffentlichen Dienstleistung Radverkehr“

Beispiel Bonn, hier:
zugeparkte Radwege:
   Paketdienste mit
    zugeparkten
    Fahrstreifen und
    Radwegen als ihr
    „Geschäftsmodell“?
   Paketdienste als
    Benachteiligte in
    privat zugeparkten
    Geschäftstraßen?
   Zunehmender
    Internethandel

                                                       11
Falls noch ohne Netzplanung:
nur Freizeitrouten, Radwege
             Quelle: Fahrradstadtplan Dortmund

                                      12
Radnetzplanung auf kommunaler Ebene

 1
     Neue Rahmenbedingungen und Erwartungen
     Kurze Wege wiederentdecken

 2   Anforderungen der Nutzergruppen
     >> Duales Netz

 3
     Radnetzplanung ganz praktisch
     in acht Schritten
 4   Weitergehende Netzüberlegungen

                                              13
Alltagstauglichkeit !
Aber Radverkehr ist kein Selbstzweck.
>> Kinder:
   Bewegungsfreiheit und Fahrspaß

>>Ältere:
  Mobilitätssicherung und gemeinsam
  unterwegs gegen Alterseinsamkeit

>> Pendlerinnen und Pendler:
   aktive Bewegung, Stauvermeidung

>> und für alle:
   Alltags-Beitrag für Klimaschutz und
   Übergang zur postfossilen Mobilität
                                         14
Anforderungen

                                                                                       en
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                                                                                 hr
nach Nutzer-

                                                                                er

                                                                            i sm
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                                                                        ig
                                                                        r,

                                                                       e
                                                                      ur
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                                                                     eh

                                                                     nd
                                                                    to
gruppen

                                                                    w
                                                                   rk

                                                                 re
                                                                ad
                                                                .,
                                                               ve

                                                               ah
                                                              dv

                                                             /R
                                                             ad

                                                            df
                                                           ra
                                                         sr

                                                        tra
                                                          it
                                                        gs

                                                       ze
                                                       ag

                                                    lt a

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                                                   ei
                                                  lt
Anforderungen:

                                                 Sp
                                               Al

                                                 Al

                                                 Fr
geringe Umwege                                    X           x       x
Trennung vom Kfz-Verkehr                                      X       X
ebene, bei Nässe befestigte Oberfläche            X           X                 X
nebeneinander / mit Anhänger befahrbar                        X       x
einfache Orientierung oder Wegweisung                         x       X
hohe Fahrgeschwindigkeit                          X                             X
Sicherheitsgefühl                                 x           X       X
geringe Steigungen                                x           X       X
landschaftliches Erlebnis                                             X         x

                                             X sehr wichtig
                                             x anzustreben
Quelle: AB Stadtverkehr 2021 nach ERA 2010                                                  15
„Duale Netzplanung“
 nach Nutzergruppen
 Alltagsnetz für                     Alltagsnetz für weniger      Freizeit- / tourist.
 Erfahrene                           Erfahrene („8 bis 80“)       Routen
 • Alltagstauglich                   • Alltagstauglich            • Streckenerlebnis
     Belag, Beleuchtung                 Belag, Beleuchtung        • Autofrei, nicht verlärmt
 • Zeitkürzest fürs                  • Geringer Kfz-Verkehr       • Anbindung Erholungsziele
   Arbeitspendeln                       T30-Zone; Fahrradstraße
                                                                  • Nicht unbedingt ins Zentrum
 • Auch in Mischung                  • Separate Anlage bei
                                       viel Kfz-Verkehr           • Auch nicht-alltagstaugliche
   mit viel mehr Kfz-
                                                                    abschnitte
   Verkehr wo kein                   • Möglichst direkte
   Platz für Separation                Route, zielorientiert

Quelle: Diskussionsstand der ERA-Fortschreibung
                                                      Überlagerung!
                                                                                         16
Mischen oder trennen
im Längsverkehr?
Empfehlung für Hessen (AGNH 2020)

   Quelle: Hessen Mobil beim AGNH-Kongress Juni 2021   Geübter Radverkehr   18
Sicherheitsgefühl und effektive Sicherheit
                   „kontra-intuitive“ Unfälle

                 Carmen Hagemeister (TU Dresden, Verhaltenspsychologie)
                 beim Nat. Radverkehrskongress 2013:                      19
Radnetzplanung auf kommunaler Ebene

 1
     Neue Rahmenbedingungen und Erwartungen
     Kurze Wege wiederentdecken

 2
     Anforderungen der Nutzergruppen
     >> Duales Netz
     Radnetzplanung ganz praktisch
 3
     in acht Schritten
 4   Weitergehende Netzüberlegungen

                                              20
Abfolge praktischer Arbeitsschritte
nach Arne Blase, AB Stadtverkehr, Bonn

                                         21
Prozesssteuerung !

   Klärung der internen Ressourcen, Verantwortlichkeiten
    (Förderkulisse) und Zeithorizonte
   Kontinuierliche interne Arbeitsgruppe
    aus Verwaltungsexpertise + Planungsbüro
   Konsultation der Öffentlichkeit, ihrer Nutzerexpertise
    >> Ideen? Akzeptanz?
   Steuerungskreis mit Politik und Stakeholdern
    für das weitere „Go!“ an den Meilensteinen
   Versprechen eines Monitorings und Reportings
    gegenüber Politik und Öffentlichkeit im Lauf der Umsetzung

                                                                 22
Analysen - Auswahl

Quelle: ABSV, Radverkehrsentwicklungsplan Göttingen   23
Frequenzen: GPS-Nutzerdatenspuren auswerten
                             MOVEBIS der TU Dresden,

                                  oder Kommerzielle wie
                                    Bike Citizens, Berlin

                            Strava-Daten von Sportlern …

                                                     24
Quellen und Ziele

 >> Prüfung, ob alle relevanten Hauptziele über das Netz angebunden werden

 Quelle: ABSV, Radverkehrskonzept Bremerhaven
                                                                             25
Luftlinienrelationen

 Verkehrsverflechtungen und / oder Befragung
 („Welche Relationen sollten ausgebaut werden?“)

 Quelle: ABSV, Radverkehrsentwicklungsplan Göttingen
                                                       26
Definition eines „Prüfnetzes“ zur Befahrung
auf Basis von
- vorhandenen Daten / Analysen,
- Bestandsnetzen, Kreisnetzen, dem geplanten Radverkehrsnetz Bayern
- Beschwerden, Nutzerhinweisen
- Recherchen von potenziellen Konflikten (Barrieren, Schutzgebiete, etc.)
- Luftbildauswertung und ersten eigenen Befahrungen

Zuordnung zu Netzkategorien mit entsprechenden Standards
• Radschnellverbindung / Radvorrangroute bzw. Radfernweg
• Hauptverbindung
• Verbindungsnetz (ggf. differenziert in Schulnetz und Pendlernetz)

 Befahrung „neuer“ Netzabschnitte, zzgl. alternativer Routenführungen

                                                                            27
Zielnetz mit Charakteristika

                                                             Fahrradstraßen,
                                                             Radschnellwege

                                                        selbständige Wege
                                                               Trennung Fuß /
                                                               geringe Frequenz

                                                               gemeinsame
                                                               Führung

                                                          Verträglichkeit
                                                              Tempo 30-Zonen etc.

                                                              Fuß/Bus/Rad

                                                           Trennung
                                                              Landstraßen
                                                              außerorts
                                                              Bundesstraßen,
                                                              Belastungsklasse IV

                                                                weitere Straßen mit
                                                                Trennung; ggf.
                                                                Benutzungspflicht
  Quelle: ABSV, Radverkehrsentwicklungsplan Göttingen
                                                                            28
Maßnahmenkonzept

Quelle: ABSV, Radverkehrsentwicklungsplan Göttingen   29
Priorisierung von Netzteilen
Ein Schritt vor dem Beschluss in der Kommune: Priorisierung von
Netzteilen und Lückenschlüssen, d.h. nicht von baulichen Maßnahmen.

Nutzenkriterien:
Netzbedeutsam (Netzlücke) + wirksam (Modal Shift) + Unfallsanierung

Einfache Matrix-               Umsetzungs-                                        Priorität
darstellung:                   hemmnisse
Bewertung dieser
verschiedenen
                                           hoch                                                (vertagt)
Nutzen gegenüber
der Schwierigkeit
bei der Umsetzung                         mittel                        4.             3.
(bzw. gegenüber
Synergien mit ande-                       gering                        2.             1.
ren Maßnahmen)                                        gering         mittel           hoch     Nutzen-
Förderrelevanz??                                      1-5 P           6-9 P          10-12 P   Punkte

Quelle: AB Stadtverkehr 2021 nach ERA 2010 (Leitfaden Radnetzplanung Hessen in Vorbereitung)               30
Umsetzungsprogramm – 1. Stufe

Quelle: ABSV, Radverkehrsentwicklungsplan Göttingen   31
Radnetzplanung auf kommunaler Ebene

 1
     Neue Rahmenbedingungen und Erwartungen
     Kurze Wege wiederentdecken

 2
     Anforderungen der Nutzergruppen
     >> Duales Netz
     Radnetzplanung ganz praktisch
 3
     in acht Schritten

 4
     Weitergehende Netzüberlegungen
     aus den Niederlanden

                                              32
Wachsende Pendler-Stadt
             Houten bei Utrecht
                   seit den 1980ern
   „
                 Radnetz und Stadt
        „ums Fahrrad herum“ gebaut

                                 33
Weitere Netzüberlegungen                             Zwolle „Fietsstad“

1. Kfz-Verkehr bündeln
2. Hochwertige Radrouten
3. Sicherung der Knoten

Darstellung Ligtermoet & Partners,
Büro für Verkehrsplanung, NL-Gouda
(nach Verkehrskonferenz Schweiz; VKS-Bulletin 2-2012)

                                                                         34
Integrierte Low-Car-Strategie und
ÖPNV-Kapazitätsorientierung in Utrecht
(Altstadtring wird Radring)

    beim AGFS-NRW-Kongress 27.2.2020     35
Weitere Netzüberlegungen
 Amsterdam: Plusnetz und Hauptnetze für Radverkehr

 Quelle: Gemeente Amsterdam (2018): Beleidskader Verkeersnetten   36
Weitere Netzüberlegungen
Amsterdam: Plusnetz und Hauptnetze für Autoverkehr
(aktueller Prüfauftrag aus dem Stadtrat Köln letzte Woche)

Quelle: Gemeente Amsterdam (2018): Beleidskader Verkeersnetten   37
Weitere Netzüberlegungen
Amsterdam: Plusnetze und Hauptnetze für alle Verkehrsmittel
>> Als Hilfe für politische Priorisierung in den Straßenräumen

Quelle: Gemeente Amsterdam (2018): Beleidskader Verkeersnetten   38
Eindhoven – erst Autostadt, dann Fietsstad

                                             39
Qualitätsbewertung nach „5 Kriterien“ >> plus 3

Im FGSV-Regelwerk,
im CROW-Handbuch:
- kohärentes Netz
- direkte Führung
- attraktiv
- verkehrssicher
- komfortabel
Dazu als zukunfts-
weisende Planung:
- städtebauliche
  Integration

                                                  Bendix/Degros (2013)
- Erlebniswert
- sozioökonomi-
  scher Mehrwert

                                                  40
Werden wir alle Couch Potatoes
mit automatisiertem Fahren?

Jetzt das Convenience-Radnetz aufbauen!

                                          Titelblatt des VCD-Magazins „fairkehr“ / © www.weareplayground.com
                                                                                                               41
Danke fürs Zuhören.

                                                       Fotos vom Autor, wenn nicht anders gekennzeichnet
                       Jörg Thiemann-Linden
           Verkehrsplaner (Dipl.-Geogr., SRL)
         büro thiemann-linden stadt & mobilität

               Carl-Justi-Str. 21, 55121 Bonn
             0177-590 2053, 0228 260 46 303
                    thiemann-linden@gmx.de

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