OCLC WORLDCAT IDENTITIES: EIN IDEALES INSTRUMENT FÜR DIE EINSCHÄTZUNG DER BEDEUTUNG EINES WISSENSCHAFTLICHEN GESAMTWERKES? IS OCLC WORLDCAT ...

 
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                                             Bibliotheksdienst 2023; 57(2): 111–127

Arno Tausch
OCLC WorldCat Identities: Ein ideales
Instrument für die Einschätzung der
Bedeutung eines wissenschaftlichen
Gesamtwerkes?
Is OCLC WorldCat Identities the Ideal Tool
to Assess the Significance of a Complete
Scientific Work?
https://doi.org/10.1515/bd-2023-0017

Zusammenfassung: In diesem Artikel soll gezeigt werden, dass Bibliothekar*innen
heutzutage ein verlässliches Instrument in der Hand haben, um auf einen Blick
den „Marktwert“ eines in Buchform publizierten wissenschaftlichen Gesamtwer-
kes einzuschätzen. Dieses hier diskutierte und getestete Instrument ist „WorldCat
Identities“, ein frei zugängliches bibliometrisches Instrument von OCLC WorldCat,
das heute in der szientometrischen und bibliometrischen Literatur schon als geeig-
nete Messskala für den Einfluss eines Gesamtwerkes benutzt wird. Gerade für die
Geisteswissenschaften und die kontinentaleuropäischen Sozialwissenschaften, wo
Zeitschriftenaufsätze noch nicht jene überragende Rolle in der Einschätzung einer
wissenschaftlichen Leistung spielen, bietet dieses System ungeahnte und für die
Bibliothekswissenschaft strategische Möglichkeiten, sich bei der Objektivierung der
Beurteilung der Bedeutung eines Gesamtwerkes einzubringen. Der Beitrag stellt all-
gemeine Aspekte des Systems „WorldCat Identities“ vor und diskutiert anschließend
die Anwendung in der Politikwissenschaft. Grundlage ist ein Sample von über 100
habilitierten österreichischen Politikwissenschaftler*innen und Preisträger*innen
des Skytte-Preises.

Schlüsselwörter: OCLC WorldCat Identities, Open Syllabus, Scopus Author Profiles,
H-Index, akademische Personalpolitik, Bibliometrie, Szientometrie

Article Note: Universitätsdozent Dr. Arno Tausch (Universität Innsbruck und Corvinus University,
Budapest) ist Politikwissenschaftler und Ökonom. Seit dem 01.05.2022 ist er Visiting Professor am
Department of Political Studies and Governance an der University of the Freestate, Bloemfontein,
Südafrika.

Dr. Arno Tausch: arno.tausch@yahoo.de

   Open Access. © 2023 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.             Dieses Werk ist
lizensiert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
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Abstract: The article argues that librarians today have a reliable tool at hand to
assess the “market value” of a body of scholarly work published in book form
at one glance. “WorldCat Identities” is a freely available bibliometric tool under
OCLC WorldCat already used for scientometric and bibliometric literature as an
apt instrument to measure the global influence of complete works. Humanities
and continental European social sciences, where journal papers do not (yet) play a
major role in assessing the academic performance and achievement of researchers,
could particularly benefit from this system, which, from the perspective of library
science also offers an amazing strategic opportunity to get involved in assessing
the importance of a body of work more objectively. The paper introduces general
aspects of the “WorldCat Identities” system and discusses its application in political
science contexts, based on a sample of more than 100 habilitated Austrian political
scientists and laureates of the Skytte Prize.

Keywords: OCLC WorldCat Identities, Open Syllabus, Scopus Author Profiles,
H-Index, academic staff policy, bibliometrics, scientometrics

1 Einleitung und Hintergrund
Haben Bibliothekarinnen und Bibliothekare heutzutage ein Instrument in der
Hand, um auf einen Blick den „Marktwert“ eines in Buchform publizierten wissen-
schaftlichen Gesamtwerkes einzuschätzen? Wenn ja, dann ist solch ein Instrument
gerade in den Geisteswissenschaften und kontinentaleuropäischen Sozialwissen-
schaften von unschätzbarer strategischer Wichtigkeit in einer halbwegs objekti-
vierten akademischen Personalpolitik.
    Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, meinte
unlängst zu diesem Thema:

      „In der Wissenschaft lasse sich ‚nicht alles in Zahlen und Rubriken einordnen‘“1

und

      „Die gleiche Zahl an Publikationen bedeute beispielsweise nicht, dass zwei Personen gleich pro-
      duktiv seien oder gleich viel zum Fortschritt in ihrem Gebiet beitrügen. Ebenso sage die Zahl an
      Lehrveranstaltungen nichts über deren Größe, Vielfalt und den mit ihnen verbundenen Aufwand
      aus. Die Lehrerfahrung könne daher nicht allein anhand der Zahl der Veranstaltungen beurteilt

1 https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/professur/dhv-mahnt-zur-sorgfalt-bei-berufungen-
4564 [Zugriff: 27.07.2022].
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     werden. Auch Drittmittel seien nicht per se vergleichbar, sondern in Quelle und Höhe sowie
     je nach Fachkultur unterschiedlich zu gewichten. Berufungskommissionen blieben daher ver-
     pflichtet, selbst abzuwägen und dabei auch Kriterien zu berücksichtigen, die nicht miteinander
     vergleichbar sind oder sich einer Messung entziehen.“

Berufungen dürften nicht „per Knopfdruck“ erfolgen, mahnte Kempen. „Die Grenze
zwischen der Aufbereitung von Daten und ihrer Interpretation ist sehr deutlich zu
ziehen.“2
     Seit vielen Jahren versucht die Bibliometrie und Szientometrie, Kennziffern für
den Impact eines wissenschaftlichen Gesamtwerkes zu finden.3 Es mehren sich die
Stimmen, die bibliometrische und szientometrische Instrumente einsetzen wollen,
um den akademischen Stellenmarkt zu regulieren.4 Der Autor dieser Beitrags ist
sich der Schwierigkeiten und Gefahren, die mit solchen Tendenzen verbunden sind,
bewusst5 und plädiert insbesondere für den Bereich der Geisteswissenschaften
dafür, Indikatoren zu verwenden, die dem wissenschaftlichen Buch seinen gebüh-
renden Platz einräumen und weniger den Zitationsstatistiken in der Zeitschriften-
literatur. „WorldCat Identities“, ein frei zugängliches bibliometrisches Instrument
von OCLC WorldCat6 wird nunmehr schon in der szientometrischen und biblio-
metrischen Literatur als für diese Disziplinen geeignete Messskala für den Einfluss
eines Gesamtwerkes benutzt.7 Gerade für die Geisteswissenschaften und die kon-
tinentaleuropäischen Sozialwissenschaften, in denen Zeitschriftenaufsätze noch

2 https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/professur/dhv-mahnt-zur-sorgfalt-bei-berufun
gen-4564 [Zugriff: 15.09.2022].
3 King, Jean: A review of bibliometric and other science indicators and their role in research eva-
luation. In: Journal of information science 13.5 (1987), S. 261–276; Johnes, Jill; Taylor, Jim: Perfor-
mance indicators in higher education: UK universities. Open University Press and the Society for
Research into Higher Education, 1990.
4 Holden, Gary; Rosenberg, Gary; Barker, Kathleen: Bibliometrics: A potential decision making aid
in hiring, reappointment, tenure and promotion decisions. In: Social work in health care 41.3–4
(2005), S. 67–92.
5 Aksnes, Dag W.; Langfeldt, Liv; Wouters, Paul: Citations, citation indicators, and research quality:
An overview of basic concepts and theories. In: Sage Open 9.1 (2019), 2158244019829575.
6 http://www.worldcat.org/identities [Zugriff: 27.07.2022]; zur Verwendung von OCLC WorldCat
Identities als Instrument der Bibliometrie: Torres-Salinas, Daniel; Arroyo-Machado, Wenceslao;
Thelwall, Mike: Exploring WorldCat Identities as an altmetric information source: A library catalog
analysis experiment in the field of Scientometrics. In: Scientometrics 126.2 (2021), S. 1725–1743;
Maleki, Ashraf: Why does library holding format really matter for book impact assessment?
Modelling the relationship between citations and altmetrics with print and electronic holdings. In:
Scientometrics 127.2 (2022), S. 1129–1160; Hickey, Thomas B.: WorldCat identities: another view of
the catalog. In: NEXT Space 6 (2007), S. 18–19.
7 Maleki, Ashraf: OCLC library holdings: Assessing availability of academic books in libraries in print
and electronic compared to citations and altmetrics. In: Scientometrics 127.2 (2022), S. 991–1020.
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nicht jene überragende Rolle in der Einschätzung einer wissenschaftlichen Leis-
tung spielen,8 bietet dieses System ungeahnte und für die Bibliothekswissenschaft
strategische Möglichkeiten, sich bei der Objektivierung der Beurteilung der Bedeu-
tung eines Gesamtwerkes einzubringen.9 Es gibt immer mehr gewichtige Stimmen,
die die entscheidende Rolle der Bibliothekar*innen im Qualitätsmanagement der
Universitäten hervorheben.10
     Die frei zugänglichen fundamentalen Messzahlen der akademischen Leistung
basieren – dies hat der Autor des Beitrags in dieser Zeitschrift bereits erläutert11 –
auf drei Säulen: die Daten des WorldCat Identities-Projekts, die Daten über die
Präsenz eines Autors / einer Autorin in den internationalen Lehrveranstaltungen
(„Open Syllabus“)12 und der äußerst verlässliche Indikator der Präsenz im interna-
tionalen Zeitschriften-Publikationswesen, dem H-Index13 nach Scopus.14

8 Plümper, Thomas; Schimmelfennig, Frank: Wer wird Prof – und wann? Berufungsdeterminan-
ten in der deutschen Politikwissenschaft. In: Politische Vierteljahresschrift 48.1 (2007), S. 97–117;
Lutter, Mark; Schröder, Martin: Who becomes a tenured professor, and why? Panel data evidence
from German sociology, 1980 – 2013. In: Research Policy 45.5 (2016), S. 999–1013; Hüther, Otto;
Krücken, Georg: Hochschulen: Fragestellungen, Ergebnisse und Perspektiven der sozialwissen-
schaftlichen Hochschulforschung. Berlin 2015.
9 Torres-Salinas, Daniel; Arroyo-Machado, Wenceslao; Thelwall, Mike: Exploring WorldCat Iden-
tities as an altmetric information source: A library catalog analysis experiment in the field of
Scientometrics. In: Scientometrics 126.2 (2021), S. 1725–1743; Van Petten, Deborah: Using WorldCat
Identities. In: Georgia Library Quarterly 50.2 (2013), S. 11; Maleki, Ashraf: Why does library holding
format really matter for book impact assessment? Modelling the relationship between citations
and altmetrics with print and electronic holdings. In: Scientometrics 127.2 (2022), S. 1129–1160;
Maleki, Ashraf: OCLC library holdings: Assessing availability of academic books in libraries in print
and electronic compared to citations and altmetrics. In: Scientometrics 127.2 (2022), S. 991–1020;
Makarov, Sergey et al.: Smart Innovations, Systems, and Technologies in University Libraries. In:
International Perm Forum Science and Global Challenges of the 21st Century. Cham 2021.
10 Åström, Fredrik; Hansson, Joacim: How implementation of bibliometric practice affects the role
of academic libraries. In: Journal of Librarianship and information Science 45.4 (2013), S. 316–322;
Gumpenberger, Christian; Wieland, Martin; Gorraiz, Juan: Bibliometric practices and activities at
the University of Vienna. In: Library management (2012).
11 Tausch, Arno: Classroom Citation: Das weltweite Open Syllabus-Projekt als dritte Säule biblio-
metrischer Leistungsvergleiche wissenschaftlicher Communities und Verlagsunternehmen. In:
Bibliotheksdienst 55.7 (2021), S. 363–393; Tausch, Arno: Zitierungen sind nicht alles: Classroom Cita-
tion, Libcitation und die Zukunft bibliometrischer und szientometrischer Leistungsvergleiche. In:
Bibliotheksdienst 56.2 (2022), S. 131–161, sowie der Gastkommentar des Autors in der Wiener Zei-
tung, vom 24.09.2021, https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2121976-Fachleute-
und-andere-Experten.html [Zugriff: 27.07.2022].
12 https://opensyllabus.org/results-list/authors?size=50 [Zugriff: 27.07.2022].
13 Bar-Ilan, Judit: Which h-index? – A comparison of WoS, Scopus and Google Scholar. In: Sciento-
metrics 74.2 (2008), S. 257–271.
14 https://www.scopus.com/freelookup/form/author.uri [Zugriff: 27.07.2022].
                                      OCLC WorldCat Identities         115

    Der OCLC Worldcat ist der größte Verbundkatalog der Welt und umfasst heute
103 Länder; darunter mehr als 5.000 akademische Bibliotheken, 111 Staats- und
Nationalbibliotheken, mehr als 5.000 Öffentliche Bibliotheken, mehr als 1.600
Bibliotheken auf Bundesländer- und Gemeindeebene und mehr als 1.000 Firmen-
und Geschäftsbibliotheken. Im OCLC Worldcat, der die Bibliotheken von Alaska bis
Südchile, von Nordnorwegen bis Südafrika und hinüber nach Ostasien, Australien,
und Neuseeland umfasst, sind nicht weniger als 2,9 Milliarden Bücher gespeichert.
Indikator ist die Gesamtzahl an Büchern eines Autors oder einer Autorin im globa-
len Bibliothekssystem („Libcitation“).
    Aber auch auf der „Produktionsseite“ des wissenschaftlichen Publikations-
betriebes – für die Buchverlage – bietet das System OCLC WorldCat Identities
ungeahnte und bislang noch viel zu wenig genutzte Möglichkeiten, um die bereits
bestehende Präsenz eines Autors oder einer Autorin in den Bibliotheken der Welt
zu messen.
    Der Beitrag stellt einige allgemeine Aspekte des Systems WorldCat Identities
vor und diskutiert die Anwendung auf die Politikwissenschaft unter Zuhilfenahme
eines Samples von über 100 habilitierten Politikwissenschaftler*innen in Öster-
reich sowie den Preisträger*innen des renommiertesten Wissenschaftspreises des
Faches, dem Skytte-Preis.15 In den letzten Jahren hat sich eine Gruppe chinesischer
Wissenschaftler*innen in einer bahnbrechenden quantitativen Arbeit mit den
Mustern von wissenschaftlichen Preisverleihungen – wie dem Skytte-Preis – aus
bibliometrischer und szientometrischer Sicht befasst.16 Der Forschung sind also
keine Grenzen gesetzt.

2 E inige Beispiele für die Ergebnisse nach OCLC
  WorldCat Identities
Während die Verwendung von Daten aus der kommerziell vertriebenen Vollver-
sion des OCLC WorldCat in der Bibliometrie und Szientometrie heute bereits unum-
stritten ist,17 steht die Verwendung der offen erhältlichen Version OCLC WorldCat

15 Tausch, Arno: Classroom Citation: Das weltweite Open Syllabus-Projekt als dritte Säule biblio-
metrischer Leistungsvergleiche wissenschaftlicher Communities und Verlagsunternehmen. In:
Bibliotheksdienst 55.7 (2021), S. 363–393.
16 Zheng, Juntao, Liu, Niancai: Mapping of important international academic awards. In: Sciento-
metrics 104.3 (2015), S. 763–791.
17 White, Howard D. et al.: Libcitations: A measure for comparative assessment of book publica-
tions in the humanities and social sciences. In: Journal of the American Society for Information
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Abb. 1: Die Spuren im globalen Bibliothekssystem, die die katholische Kirche hinterlassen hat.

Identities in der Disziplin der Bibliometrie und Szientometrie erst am Anfang.18 Das
System registriert bspw. über 300.000 Werke, deren Autorschaft der katholischen
Kirche zugeordnet werden und zählt über 8 Millionen Bücher, die von Alaska bis
Südchile, von Nordnorwegen bis zur Kapregion Südafrikas, und von Sankt Peters-
burg bis Tasmanien in Australien im System OCLC erfasst sind und Institutionen der
katholischen Weltkirche zum Autor haben.19
     Über den auf der Webseite von WorldCat Identities abrufbaren „Virtual Autho-
rity File“20 ist auch eine Landkarte der Verbreitung der Werke eines Autors / einer
Autorin nach Erscheinungsländern abrufbar. So zeigt eine solche Landkarte z. B.
die beeindruckende Präsenz der katholischen Kirche in den sprachlich durch das
Lateinische geprägten Zonen der Erde. Es werden aber auch „weiße Flecken“ in der
Autorschaft weltweit sichtbar.

Science and Technology 60.6 (2009), S. 1083–1096 und Zuccala, Alesia et al.: Can we rank scholarly
book publishers? A bibliometric experiment with the field of history. In: Journal of the Association
for Information Science and Technology 66.7 (2015), S. 1333–1347.
18 Torres-Salinas, Daniel; Arroyo-Machado, Wenceslao; Thelwall, Mike: Exploring WorldCat Iden-
tities as an altmetric information source: A library catalog analysis experiment in the field of Scien-
tometrics. In: Scientometrics 126.2 (2021), S. 1725–1743.
19 https://www.oclc.org/de/contacts/libraries.html [Zugriff: 27.07.2022].
20 https://viaf.org/viaf/130782063 [Zugriff: 27.07.2022].
                                       OCLC WorldCat Identities            117

Abb. 2: Die Spuren, die die katholische Kirche im Bibliothekssystem der Welt nach Erscheinungs-
ländern hinterlassen hat.

     In vielen dieser weißen Flecken triumphieren bis heute Marx und Lenin, wie
man unschwer feststellen kann. Abbildung 3 verdeutlicht die bibliothekarische
Wirkung des „Propheten“ der offenen Gesellschaft, Sir Karl R. Popper (1902–1994).21
OCLC WorldCat Identities registriert hier über 2.000 Werke Poppers in über 8.000
Publikationen in 20 Sprachen, was eine enorme Gesamtzahl von fast 120.000 Biblio-
theksbeständen Poppers ergibt.
     Abbildung 4 zeigt die politische Geographie der partiellen Rezeption Poppers
weltweit. Wiewohl auf dem Terrain der ehemaligen UdSSR und des ehemaligen
Warschauer Paktes schon eine gewisse „verdünnte“ Rezeption Poppers nach 1989
stattfand, sind die „weißen Flecken“ doch erheblich. Im andinen Lateinamerika, in
ganz Afrika außer Ägypten, und in weiten Teilen der muslimischen Welt, in Indien
und in China ist kein einziges Werk von Popper erschienen, der vor den Gefahren
des Faschismus und des Kommunismus gleichermaßen gewarnt hat. Selbst Kanada
ist auf dieser Karte ein weißer Fleck.

21 Jarvie, I. C; Pralong, Sandra: Popper’s Open Society After Fifty Years: The Continuing Relevance
of Karl Popper. Milton Park 2002.
118          Arno Tausch

Abb. 3: Das Werk Sir Karl Raimund Poppers in den globalen Bibliotheken.

3 E mpirische Untersuchung mit zwei Stichproben
  politikwissenschaftlicher Communities
Im Folgenden sollen einige vergleichende Ergebnisse, basierend auf dem System
WorldCat Identities, präsentiert werden. Ähnliche Vergleiche können – mit einem
Klick – künftig die Bibliothekarinnen und Bibliothekare weltweit erstellen – und
damit zur Objektivierung akademischer Personalpolitik beitragen.
     Basierend auf rezenten bibliometrischen und szientometrischen Untersuchun-
gen22 fokussiert der Autor im Folgenden seine Betrachtungen auf zwei bewähr-
ten Samples internationaler Politikwissenschaftler*innen: die Träger*innen des
renommierten Skytte-Preises der Politikwissenschaft und die österreichische poli-
tikwissenschaftliche Community von Politikwissenschaftler*innen mit Habilitation.
     Der mehr als 7.300 Universitäten und andere höhere Bildungseinrichtungen
in 96 Staaten weltweit umfassende Open Syllabus23, der auf mehr als 7,2 Millionen
Syllabi basiert und die Werke von mehr als 3,6 Millionen Autorinnen und Autoren
umfasst, ist eine der beiden zusätzlichen Qualitäts-Messlatten. Er speichert 4,8 Mil-
lionen Titel von Unterrichtsmaterialien und zeigt, wie oft die Werke von mehr als
89.000 Verlagen in den Hörsälen der Welt genutzt werden. Geografischer Schwer-

22 Tausch, Arno: Classroom Citation, wie Anm. 15.
23 https://opensyllabus.org [Zugriff: 16.09.2022].
                                     OCLC WorldCat Identities   119

Abb. 4: Wo sind Arbeiten Poppers herausgebracht worden?

punkt dieses Informationssystems sind die angloamerikanischen Staaten mit den
global führenden Universitäten. Indikator ist hier, wie viele Kurse weltweit Mate-
rialien einzelner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jeweils in einer Lehr-
veranstaltung verwendeten haben („Classroom Citation“).
     Die Zitierung akademischer Werke in akademischen Fachzeitschriften ist eine
weitere Säule des Vergleichs: „Scopus Author Profiles“24 – das größte und geografisch
weitreichendste wissenschaftliche Archiv der Welt für ausgewählte Quellen umfasst
34.000 Titel von 5.000 internationalen Verlagshäusern in 239 Ländern und Territo-
rien. Der hier bestimmende Indikator ist der sogenannte H-Index der Zitierungen.
     Scopus Author Profiles informiert zum Beispiel darüber, dass der große, kürz-
lich verstorbene US-Soziologe Ronald F. Inglehart (1934–2021), der Schöpfer des
„World Values Survey“, in Scopus nicht weniger als 145 Artikel indiziert hat, 51
davon wurden laut der Metrik des H-Index 51-mal oder öfter im Schrifttum zitiert.
Es mag noch bessere Indices geben als diesen H-Index; aber eines ist sicher: Keine
Maßzahl fasst die Rezeption eines wissenschaftlichen Gesamtwerkes in den Natur-
wissenschaften und den Sozialwissenschaften besser zusammen als dieser Index.
     An der Frage, wie hoch die Latte zu legen ist, um von internationaler akademi-
scher Exzellenz in den Sozialwissenschaften zu sprechen, scheiden sich sicherlich
die Geister. Eine lapidare Antwort könnte zunächst sein, welche Performance bspw.
der vergangene und der derzeitige Wissenschaftsminister, die beide vor ihrem Ein-
stieg in die Politik angesehene Forscher waren, aufzuweisen haben. Heinz Faßmann,

24 https://www.scopus.com/freelookup/form/author.uri [Zugriff: 16.09.2022].
120          Arno Tausch

Wissenschaftsminister von 2017 bis 2021, hat in Scopus einen H-Index von 5. In
Open Syllabus gibt es 34 Syllabi, die auf die Arbeiten von ihm Bezug nehmen. Und
in OCLC WorldCat Identities hat er 7.287 Werke in den Bibliotheken der Welt plat-
zieren können. Sein Amtsnachfolger Martin Polaschek, Wissenschaftsminister ab
2021, hat in Scopus einen einzigen Artikel mit einem H-Index von Null platziert, und
auch in Open Syllabus gibt es ihn gar nicht. In OCLC WorldCat Identities werden 640
Bücher registriert.
     Es gilt der akademische Ratschlag, dass neben der Drittmittelstärke, Förderun-
gen, Stipendien und Forschungspreise, Ortswechsel, Internationale Forschungs-
kontakte beziehungsweise Kooperationen, Konferenzen, Tagungen und Vorträge,
und der Interdisziplinarität für eine erfolgreiche Bewerbung als Universitätspro-
fessor*in25 vor allem die Internationalität beziehungsweise internationale Sicht-
barkeit eine Rolle spielen sollten. Gemeinhin spielt dieses Kriterium26 an den Uni-
versitäten eine immer bedeutendere Rolle. Am besten, so die geltende Doktrin,27
sollte nicht nur im deutschen Raum, sondern auch international publiziert werden.
Tabelle 1 fasst die hier erarbeiteten Kriterien für die Skytte-Preisträger*innen in
der internationalen Politikwissenschaft zusammen, und zeigt, wie nachhaltig inter-
national hier publiziert wurde.

Tab. 1: Die OCLC WorldCat globale Bibliothekspräsenz im Vergleich mit der Präsenz in den globalen
Lehrveranstaltungen nach „Open Syllabus“ und dem H-Index der Zitationen nach Scopus für die Emp-
fänger*Innen des Johan Skytte Preises in der Politikwissenschaft.

Jahr        Empfänger*Innen des Johan Skytte        Classroom      Scopus         Number
            Preises in der Politikwissenschaft      citation       H-Index        of Library
                                                                                  Holdings

2017        Amartya Kumar Sen                       12718          56             73818
1995        Robert Alan Dahl                         6391          14             45995
2016        Jon Elster                               3569          26             41433
2007        Theda Skocpol                            7254          28             35582
2015        Yoshihiro Francis Fukuyama               6288          23             32817
2022        Robert E. Goodin                         3146          34             32151
1999        Elinor Claire Ostrom                     6664          78             29566
2002        Sidney Verba                             2972          26             27377

25 https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/postdoc/wie-koennen-wissenschaftler-ihre-
chance-auf-eine-berufung-verbessern-1827 [Zugriff: 27.07.2022].
26 https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/postdoc/wie-koennen-wissenschaftler-ihre-
chance-auf-eine-berufung-verbessern-1827 [Zugriff: 27.07.2022].
27 https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/postdoc/wie-koennen-wissenschaftler-ihre-
chance-auf-eine-berufung-verbessern-1827 [Zugriff: 27.07.2022].
                                     OCLC WorldCat Identities           121

Tab. 1: (fortgesetzt)

Jahr          Empfänger*Innen des Johan Skytte       Classroom      Scopus          Number
              Preises in der Politikwissenschaft     citation       H-Index         of Library
                                                                                    Holdings

2011          Ronald F. Inglehart                     3921           50             25830
2006          Robert David Putnam                     9803           15             25602
2020          Peter J. Katzenstein                    3412           25             21893
2005          Robert Owen Keohane                    12643           44             21296
1997          Arend Lijphart                          5043           30             19442
2004          Jean Blondel                              608           9             17730
1998          Alexander L. George                     2456            9             15431
2001          Brian Barry                             1873           13             13642
2010          Adam Przeworski                         5801           25             11908
1996          Juan José Linz                          4087           13              11744
2019          Margaret Levi                            1107          21              11678
2000          Fritz W. Scharpf                        1401           21              11162
2012          Carole Pateman                          1972           12             11098
2009          Philippe C. Schmitter                   1856           19               9198
2013          Robert Marshall Axelrod                 3476           34               7389
2018          Jane Mansbridge                         1403           21               7129
2014          David Collier                           4016           19               6866
2021          David D. Laitin                         3973           35               6136
2008          Rein Taagepera                            508          26               5330
2003          Hanna Fenichel Pitkin                     718          10               4923

Tabelle 2 zeigt die Relevanz des Kriteriums „Internationale Bibliothekspräsenz“ für
die österreichische Politikwissenschaft. Zwei Spitzenreiter, Rainer Bauböck und
Anton Pelinka, haben jeweils mehr als 10.000 Bücher im internationalen Biblio-
thekssystem des OCLC platzieren können und fünf Politikwissenschaftler*innen,
nämlich Fritz Plasser, Oliver Marchart, Wolfgang C. Müller, Birgit Sauer und Barbara
Prainsack haben 5.000 bis 10.000 Bücher im System platziert.28 Über 40 weitere
Wissenschaftler*innen haben bislang 5.000 bis 1.000 Bücher im internationalen
Bibliothekssystem platzieren können.

28 Um einen potentiellen Interessenskonflikt zu vermeiden, sind diesmal die Ergebnisse für den
Autor dieser Studie, der ja selbst auch ein österreichischer Politikwissenschaftler ist, nicht ange-
führt; sie wären aber mit den angegebenen Quellen leicht zu rekonstruieren. Kursiv gedruckte
Forscher*innen mussten wegen Namensvettern an Hand des akademischen Lebenslaufs reanaly-
siert werden.
122          Arno Tausch

Tab. 2: Die OCLC WorldCat globale Bibliothekspräsenz im Vergleich mit der Präsenz in den globalen
Lehrveranstaltungen nach „Open Syllabus“ und dem H-Index der Zitationen nach Scopus für österrei-
chische Politikwissenschaftler*innen.

                                     Classroom           Scopus H-Index      Number of Library
                                     citation                                Holdings

Bauböck, Rainer                      151                 16                   18116
Pelinka, Anton                       116                  4                   14591
Plasser, Fritz                       119                  9                    8855
Marchart, Oliver                     112                  5                    7607
Müller, Wolfgang C.                   28                 21                    6936
Sauer, Birgit                         38                  9                    6619
Prainsack, Barbara                    53                 24                    5025
Falkner, Gerda                       267                 16                    4494
Gottweis, Herbert                     83                 21                    3600
Dhawan, Nikita                        27                  4                    3578
Campbell, David F. J.                 14                 10                    3572
Karlhofer, Ferdinand                   5                  2                    3563
Bunzl, John                            4                  0                    3513
Haerpfer, Christian                  240                 16                    3246
Kernic, Franz                         47                  2                    3212
Piattoni, Simona                     179                  9                    3161
Thurner, Erika                         5                  0                    3104
Dür, Andreas                           0                 20                    3100
Mokre, Monika                         15                  2                    2928
Maurer, Andreas                       58                  7                    2804
Reiterer, Albert                       0                  1                    2762
Rosenberger, Sieglinde                19                  8                    2556
Helms, Ludger                        197                  8                    2553
Brand, Ulrich                        110                 15                    2453
Gaertner, Heinz                        0                  2                    2388
Schneider, Heinrich                   13                  0                    2358
Heinrich, Hans-Georg                   0                  1                    2271
Gebrewold, Belachew                   23                  4                    2251
Segert, Dieter                         8                  3                     2171
Talos, Emmerich                        0                  3                    2168
Kritzinger, Sylvia                    45                 10                    2168
Werlhof, Claudia                      34                  3                    2092
Gerlich, Peter                        12                  3                    2084
Lauber, Volkmar                       26                 10                    1830
Pallaver, Günther                      0                  4                    1764
Ley, Michael                           2                  0                     1710
Dietrich, Wolfgang                    23                  0                    1679
Appelt, Erna                           2                  1                    1605
Neisser, Heinrich                      3                  1                    1374
Dachs, Herbert                         9                  0                     1321
                          OCLC WorldCat Identities      123

Tab. 2: (fortgesetzt)

                                  Classroom   Scopus H-Index       Number of Library
                                  citation                         Holdings

Puntscher Riekmann, Sonja           2          1                     1254
Zhurzhenko, Tatiana                 5          5                     1228
Hafez, Farid                       16          2                     1206
Lorey, Isabell                     62          2                     1160
Tenscher, Jens                     29          8                     1142
Heinisch, Reinhard                 41          6                     1058
Kreisky, Eva                        3          1                     1048
Mangott, Gerhard                   20          1                     1042
Luif, Paul                         14          3                     1030
Manoschek, Walter                   0          0                     1020
Spilker, Gabriele                 128         10                      991
Höll, Otmar                         0          0                      939
Roithner, Thomas                    0          0                      905
Seeber, Gilg                        4          8                      852
Filzmaier, Peter                    1          3                      848
Slominski, Peter                   26          8                      826
Liebhart, Karin                     0          2                      763
Stachowitsch, Saskia               35          5                      746
Pohoryles, Ronald                   2          4                      730
Biegelbauer, Peter                  5          5                      730
Wissen, Markus                     45          9                      690
Dvorak, Johann                      0          0                      658
Horak, Roman                       10          4                      657
Etzersdorfer, Irene                 0          0                      623
Steger, Gerhard                     4          0                      609
Wimmer, Hannes                      1          1                      595
Pribersky, Andreas                 11          1                      563
Ernst, Werner W.                    0          0                      561
Blauberger, Michael                52         10                      554
Gaertner, Reinhold                  0          0                      540
Ucakar, Karl                        0          0                      504
Stimmer, Gernot                     0          0                      429
Eppler, Annegret                    1          1                      420
Melchior, Josef                     0          0                      420
Kneucker, Raoul                     0          0                      408
Skuhra, Anselm                      0          0                      371
Eder, Franz                        21          2                      348
Reiterer, Michael                  21          6                      344
Bielfeldt-Schredelseker, Carola     0          0                      324
Genth, Renate                       0          0                      312
Horner, Franz                       0          3                      279
Kramer, Helmut                      0          1                      254
124           Arno Tausch

Tab. 2: (fortgesetzt)

                               Classroom        Scopus H-Index   Number of Library
                               citation                          Holdings

Senn, Martin                     23              4                 249
Thöndl, Michael                   0              0                 223
Vetschera, Heinz                  4              1                 208
Mühlböck, Monika                  0              6                 206
Pesendorfer, Wolfgang             0              0                  181
Vadrot, Alice                    14              7                 175
Köpl, Regina                      0              0                 172
Bichlbauer, Dieter                0              1                 140
Jenny, Marcello                   0              0                   79
Fortin-Rittberger, Jessica       35              7                   62
Lefkofridi, Zoe                  45              8                   55
Traweger, Christian               2             20                   49
Faupel, Klaus                     0              0                   48
Windhager, Fritz                  0              0                   43
Schuetz-Mueller, Ingfrid          0              0                   16
Wolf-Wicha, Barbara               2              0                   13
Teuber, Charlotte                 0              0                   12
Miklin, Eric                      0              4                    7

4 W
   ie verlässlich ist die neue OCLC-Kennziffer des
  Marktwertes von Wissenschaftler*innen?
Abschließend stellt der Beitrag die Frage, wie der statistische Zusammenhang des
erarbeiteten Qualitätskriteriums der internationalen Bibliothekspräsenz mit dem
Zitationsindex (H-Index) nach Scopus und der internationalen Präsenz in Lehrver-
anstaltungen (Classroom Citation) zusammenhängt. Die Abbildungen 5 und 6 zeigen
den Zusammenhang für die durch den Skytte-Preis international preisgekrönten
Politikwissenschaftler*innen.
     Hier zeigt sich, dass der Zusammenhang mit dem zitationsbasierten H-Index
nach Scopus nur rund 18 Prozent beträgt, während der statistische, auf der bivaria-
ten, standardmäßigen Pearson-Bravais-Korrelation beruhende Zusammenhang von
Classroom Citation und der internationalen Bibliothekspräsenz mit über 42 Prozent
gemeinsamer Varianz recht aussagekräftig ist.
                                      OCLC WorldCat Identities            125

Abb. 5: Der Zusammenhang von Zitationserfolg und Bibliotheksverbreitungsgrad bei international
preisgekrönten Politikwissenschaftler*innen.

Abb. 6: Der Zusammenhang von der Verbreitung in der internationalen Lehre und Bibliotheksver-
breitungsgrad bei international preisgekrönten Politikwissenschaftler*innen.
126        Arno Tausch

5 Ausblick
In diesem Beitrag konnte dargelegt werden, dass heutzutage Bibliothekarinnen
und Bibliothekare ein verlässliches Instrument in der Hand haben, um auf einem
Blick den „Marktwert“ eines in Buchform publizierten wissenschaftlichen Gesamt-
werkes einzuschätzen. Das hier diskutierte und getestete Instrument ist WorldCat
Identities, ein frei zugängliches bibliometrisches Instrument von OCLC WorldCat,
das heute in der szientometrischen und bibliometrischen Literatur schon als für
diese Disziplinen geeignete Messskala für den Einfluss eines Gesamtwerkes benutzt
wird. Gerade für die Geisteswissenschaften und auch die kontinentaleuropäischen
Sozialwissenschaften, in denen Zeitschriftenaufsätze noch nicht jene überragende
Rolle in der Einschätzung einer wissenschaftlichen Leistung spielen, bietet dieses
System ungeahnte und für die Bibliothekswissenschaft strategische Möglichkeiten,
sich bei der Objektivierung der Beurteilung der Bedeutung eines Gesamtwerkes
einzubringen. Dieses Instrument ist deshalb von strategischer Wichtigkeit in einer
halbwegs objektivierten akademischen Personalpolitik. WorldCat Identities sollte
aber im Kontext von weiteren Daten über die Präsenz eines Autors / einer Autorin
in den internationalen Lehrveranstaltungen (Open Syllabus) und dem äußerst ver-
lässlichen Indikator der Präsenz im internationalen Zeitschriften-Publikations-
wesen, dem H-Index nach Scopus, verwendet werden.
     Der Beitrag versuchte, einige allgemeine Aspekte von WorldCat Identities vor-
zustellen, und diskutierte die Anwendung auf die Politikwissenschaft unter Zuhilfe-
nahme eines Samples aus über 100 habilitierten Politikwissenschaftler*innen in
Österreich und den Preisträger*innen des renommiertesten Wissenschaftspreises
dieses Faches, des Skytte-Preises.
     Die Empfänger*Innen des Johan Skytte Preises in der Politikwissenschaft haben
eine internationale Bibliothekspräsenz von über 70.000 bis knapp unter 5.000. Zwei
Spitzenreiter der österreichischen Politikwissenschaft, Rainer Bauböck und Anton
Pelinka, haben jeweils mehr als 10.000 Bücher im internationalen Bibliothekssys-
tem des OCLC platzieren können und fünf Politikwissenschaftler*innen haben 5.000
bis 10.000 Bücher im System platziert. So betrachtet, rangieren sie mit einigen unter
den Skytte-Preisträger*innen gleich auf. Über weitere 40 der insgesamt 104 unter-
suchten Wissenschaftler*innen haben bislang schon von 5.000 bis 1.000 Bücher im
internationalen Bibliothekssystem platzieren können.
     Abschließend ging es um die Frage, wie der statistische Zusammenhang des
hier erarbeiteten Qualitätskriteriums der internationalen Bibliothekspräsenz
mit dem Zitationsindex (H-Index) nach Scopus und der internationalen Präsenz
in Lehrveranstaltungen (Classroom Citation) zusammenhängt. Es zeigt sich, dass
der Zusammenhang mit dem zitationsbasierten H-Index nach Scopus nur rund
18 Prozent beträgt, während der statistische, auf der bivariaten, standardmäßigen
                                OCLC WorldCat Identities     127

Pearson-Bravais-Korrelation beruhende Zusammenhang von Classroom Citation
und der internationalen Bibliothekspräsenz mit über 42 Prozent gemeinsamer
Varianz wirklich recht aussagekräftig ist.
     Es gilt in der akademischen Branche der Ratschlag, dass neben anderen Krite-
rien die Internationalität beziehungsweise internationale Sichtbarkeit eine Rolle bei
akademischen Personalentscheidungen spielen sollten. Am besten, so die geltende
Doktrin, sollte nicht nur im deutschen Raum, sondern auch international publiziert
werden. Der vorliegende Beitrag stellt eine sehr einfache und völlig frei verfügbare
Kennziffer für diese Internationalität in den Raum, die insbesondere in Europa für
die künftige akademische Personalpolitik von großer Wichtigkeit werden kann.

Dr. Arno Tausch
Ringofenstraße 5/28
A-2333 Leopoldsdorf bei Wien
Österreich
E-Mail: arno.tausch@yahoo.de
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