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Pflanzenschutzamt Berlin

Grünes Blatt Berlin 04-2021
Fachinformation Pflanzenschutz für den Dienstleistungsgartenbau                                              vom 27.04.2021

Ab 20. April hat das Frühjahr etwas an Fahrt aufgenommen. Seitdem lagen die Nachttemperaturen weit-
gehend über 0 °C und es war überwiegend heiter bis sonnig bei mäßigem Wind, was zum Abtrocknen
der Pflanzflächen und zur Erwärmung des Bodens geführt hat. Letzteres fördert das Wurzelwachstum.
Der Austrieb ist in vollem Gang und auch bei spätaustreibenden Gehölzen schon sichtbar. Noch können
die Eisheiligen (Mitte Mai) frostige Nächte bringen, weshalb empfindliche Pflanzen ggf. geschützt wer-
den sollten.

 Abb. 1: Felsenbirnen kurz v. d. Blüte              Abb. 2: Fliederknospen            Abb. 3: Marienkäfer sind auch schon da

Verfärbungen von immergrünen Gehölzen
Einige immergrüne Gehölze, u.a. Thuja occidentalis ´Brabant` verfärben sich im Winter und weisen dann
eine bronzefarbene Winterfärbung auf. Diese Reaktion ist ein „Winterschutz“ auf die sehr kalten und
vor allem trockenen Winter am Heimatstandort in Nordamerika.
Beim Buchsbaum reagieren einige Sorten im Winter ebenfalls mit einer Veränderung der Laubfarbe.
Dazu gehören u.a. `Faulkner´, `Herrenhausen´ und `Handsworthiensis´, vor allem an sehr sonnigen
Standorten ist dies ausgeprägt. Im Frühjahr bei steigenden Temperaturen verfärben sich die Blätter von
allein wieder grün.
Ein weiterhin ausgeprägtes oranges Laubkleid weist aber auch auf nichtparasitäre Beeinträchtigungen
am Standort hin. Staunässe, Verdichtungen, Bodentrockenheit, Nährstoffmangel (besonders Stickstoff-
mangel) und absolut sonniger Stand können die Verfärbungen auslösen (Abb. 4 bis Abb. 7). Um Abhilfe
zu schaffen, gilt es den Standort bezüglich Durchlässigkeit, Feuchtigkeits- und Nährstoffgehalt zu über-
prüfen und ggf. zu verändern. Besonders bei schweren Böden und einer automatischen Bewässerung
kann es u. U. notwendig sein, die Bewässerung ausschließlich nur händisch, nach Überprüfung der Bo-

        Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin               Weitergabe bitte nur im Original.

        E-Mail: pflanzenschutzamt@senuvk.berlin.de                           Bildnachweis:© Pflanzenschutzamt Berlin
        Internet: www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz
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       denfeuchtigkeit, vorzunehmen. Ausreichende Nährstoffgaben sichern die optimale Versorgung. Bei gra-
       vierenden Problemen mit den Bodeneigenschaften wirken Bodenhilfsstoffe, das Einbringen von Boden-
       aktivator und algenhaltige Präparate stabilisierend. Dazu sollten sie jährlich eingesetzt werden.

Abb. 4: Verfärbung nicht nur im Winter                    Abb. 5: nicht alle Pflanzen sind gleich betroffen

Abb. 6: Verfärbung der gesamten Pflanzen                            Abb. 7: vordergründig nur die Triebspitzen betroffen

       Buchsbaumblattfloh
       Besonders nach Neupflanzungen tritt der Buchsbaumblattfloh Psylla buxi oftmals sehr stark auf. Jetzt
       Ende April, Anfang Mai ist in den frischen Austrieben des Buxus die Wachswolle (Abb. 8) der ersten klei-
       nen Larvenstadien (Abb. 9) des Buchsbaumblattflohs sichtbar. Die Larven sind von weißen Wachsaus-
       scheidungen bedeckt und saugen an den jungen Blättern der Triebspitzen. Dadurch rollen sich diese
       Blätter – Symptom der Löffelblättrigkeit – ein und sehen aus wie ein kleiner Kohlkopf (Abb. 10).

   Abb. 8: Wachswolle der Buchsbaumblattflohlarven               Abb. 9: Larvenstadium des Blattflohs Abb. 10: Löffelblättrigkeit u. Larven

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     Die normale Larvenentwicklung dauert ca. 6 Wochen und aus-
     gewachsene Blattflöhe (Abb. 11) sind gegen Ende Mai / Anfang
     Juni sichtbar. Im Spätsommer werden die Eier ins Gewebe hin-
     ter die äußeren Knospenschuppen gelegt. Dort überwintern
     auch die nur 0,5 mm großen Larven. Durch die Saugtätigkeit
     kann das Triebwachstum beeinträchtigt werden. Starker Befall
     kann zu Honigtauausscheidungen und in der Folge zu Rußtau-
     pilzen führen, die die Assimilation der Blätter behindern. Meist                  Abb. 11: erwachsener Buchsbaumblattfloh
     ist ein starker Schnitt zur Eindämmung ausreichend.

     Buchsbaumgallmücken
     Bedingt durch die ausgeprägte Wärme und Trockenheit hat in den letzten Jahren die Buchsbaumgallmü-
     cke Monarthropalpus buxi am Buchsbaum stark zugenommen. Besonders auffällig sind die typischen
     Blattflecken (Abb. 12 und Abb. 13) auf der sonnenexponierten Seite von Buchsbaumbeständen. Zum jet-
     zigen Zeitpunkt sind die rötlich gefärbten Larven noch in den beulenförmigen Blattgallen (Abb. 15 und
     Abb. 16) zu finden. Solange die Larven (Abb. 14) noch in den Blättern sind und die Minen noch geschlos-
     sen sind, kann durch einen frühen Schnitt die Biologie der Gallmücken unterbrochen werden.

 Abb. 12: Symptom eines Gallmückenbefalls                           Abb. 13: helle Flecken auf der Blattoberseite durch Larvenfraß

     Die Eiablage erfolgt im Mai an die Blattunterseite der jüngsten
     Blätter. Nach zwei bis drei Wochen erfolgt der Larvenschlupf der
     beinlosen und ca. 0,5 mm großen, auffällig orange gefärbten Lar-
     ven. Zunächst sind nur helle, unscheinbare Punkte auf den Blatt-
     oberseiten als Symptom eines Befalls (Abb. 12) sichtbar. Später
     werden daraus deutlich gelbliche Beulen (Abb. 13). Die Larven
     überwintern in den Gallen und die Verpuppung erfolgt je nach
     Witterung Ende April / Anfang Mai. Je nach Witterung schlüpfen
     die adulten Gallmücken (Abb.18) Mitte / Ende Mai durch ein          Abb. 14: orange Larve der Buchsbaumgallmücke

     Loch in der Galle (Abb. 16). Der Schlupf dauert ca. zwei bis drei Wochen. Eine Generation pro Jahr.
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  Blattgallen der Buchsbaumgallmücken:

 Abb. 15: Blattgallen, Blattoberseite Abb. 16: Blattgallen, Blattunterseite    Abb. 17: starke Beeinträchtigung, verminderte Assimilationsfläche

     Unter Umständen fließen einzelne Gallen zu großen Blasen zusammen, welche fast
     die gesamte Blattspreite einnehmen kann. Durch die Bildung der Gallen geht Assi-
     milationsfläche (Abb. 17) der Blätter verloren. Stark beschädigte Blätter fallen ab,
     Triebe können vertrocknen und der Bestand kann unansehnlich werden, vor allen
     wenn Meisen, die sich als Nützlinge von den Larven ernähren, die Blätter zerfetzen.
     Je stärker sich die Gallmücke ausbreiten kann, desto stärker die Beeinträchtigun-
     gen für den Buchsbaum. Deshalb ist ein frühzeitiger Schnitt zur Reduktion empfeh-
     lenswert.

     Spindelstrauchdeckelschildlaus
     Bereits in den vergangenen Jahren konnten häufiger an Gehölzen der Gattung Euo- Abb. 18: Buchsbaumgallmücke
     nymus sp. im Stadtgebiet Triebe und Äste mit einem weißen Überzug festgestellt werden. Besonders an
     sonnigen Standorten (Südwestexposition). Es handelt es sich um die Spindelbaumschildlaus bzw. Spin-
     delstrauchdeckelschildlaus Unaspis euonymi. Diese ursprünglich aus Südeuropa stammende Schildlaus-
     art wurde Mitte 1990er Jahre erstmalig in Deutschland nachgewiesen, ist sehr wärmeliebend und hat
     von den trocken-warmen Sommern der letzten Jahre profitiert.

     Abb. 19: Euonymus im Austrieb mit Befall, weißlicher Belag                Abb. 20: Männchen weißliche, Weibchen braune Schilde

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       Die Saugtätigkeit der Tiere beschränkt sich auf parenchymatisches Gewebe, somit wird kein Honigtau
       gebildet. Auf Blättern entstehen hierdurch kleine hellgrüne Flecken (Abb. 21), bei starker Saugtätigkeit
       kann es zum vorzeitigen Blattabwurf und Absterben ganzer Triebe (Abb. 22) kommen. Die weiblichen
       Läuse weisen braune 2-3 mm lange muschelförmige Schilde aus. Die meist deutlich stärker am Wirt ver-
       tretenen Männchen haben hingegen 2,0-2,5 mm lange hellgelbe bis weiße Schilde.

       Abb. 21: hellgrüne Flecke durch die Saugtätigkeit                Abb. 22: abgestorbene Triebe nach starkem Befall

       In der Regel werden jährlich zwei Generationen gebildet, bei günstigen Bedingungen (warmer sonniger
       Spätsommer) auch drei. Nur die jungen Crawler sind für Bekämpfungsmaßnahmen mit Pflanzenschutz-
       anwendungen einigermaßen gut zu erreichen sind, deshalb sind zur Eindämmung der Tiere mechanische
       Bekämpfungsmaßnahmen durch Schnitt stark befallener Triebe erfolgsversprechender. Gerade im Früh-
       jahr lohnt ein entsprechender Schnitt, da somit den Gehölzen noch ausreichend Zeit bleibt frisch auszu-
       treiben. Darüber hinaus sind diverse Marienkäferarten als Nützlinge aktiv, die diese Schildlausart nach-
       gewiesener Maßen auf natürliche Weise reduzieren.

       Die Eberesche (Sorbus aucuparia) in Berlin
       Die Eberesche ist nahezu in ganz Europa beheimatet und kommt in der freien Landschaft als frosthartes,
       anspruchsloses Gehölz in vielen Höhenstufen vor. Die flach- bis herzwurzelnde Baumart hat als Pionier-
       gehölz eine relativ kurze Lebenserwartung von 80-150 Jahre.
       Aufgrund ihrer Eigenschaft relativ unempfindlich gegenüber Luftschadstoffen zu sein, galt die Eberesche
       lange als gut einsetzbarer, kleinkroniger Straßenbaum und wurde deshalb auch verstärkt an Straßen-
       standorten sowie in Grünanlagen und Gärten in Berlin gepflanzt.

Abb. 23: absterbende Äste                        Abb. 24: Krötenhaut                           Abb. 25: Bohrlöcher   Abb. 26: Blausieb u. Spechthiebe

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     Im innerstädtischen Bereich ist es seit den 2010er Jahren zunehmend zu Absterbeerscheinungen an
     Ebereschen gekommen, wodurch ihre Eignung insbesondere als Straßenbaum in Frage gestellt werden
     darf. Das Schadbild äußerte sich zunächst nur astweise, dann folgte ein langsames, aber stetiges Abster-
     ben der Bäume. Die Rinde an den Ästen war häufig aufgetrieben, „Krötenhaut ähnlich“ und nicht glatt.
     Daneben konnten Fraßgänge, Ausbohrlöcher und Rindennekrosen festgestellt werden. An den Blättern
     und Früchten konnten je nach Infektion auch Schorfpilze diagnostiziert werden.
     Die Bäume standen in dichtbebauten Stadtvierteln (Prenzlauer Berg), aber auch in Randlagen von Sied-
     lungsgebieten. Die Beschaffenheit der Standorte erstreckte sich von kleinen und stark verdichteten
     Baumscheiben bis zum durchgängigen Grünstreifen.

     Abb. 27: absterbende Ebereschen im Siedlungsgebiet         Abb. 28 (Mitte) u. Abb. 29 (re.): kleine Baumscheibe

     Ursächlich für das Absterben zahlreicher Ebereschen im Stadtgebiet war in den seltensten Fällen ein
     Grund allein, sondern meist ein Komplex unterschiedlicher abiotischer und biotischer Faktoren.
     So spielten neben klimatischen Bedingungen, wie die wiederholt langanhaltende Sommertrockenheit
     und Hitze der letzten Jahre, auch standortbedingte Beeinträchtigungen wie Bodenverdichtung und der
     Eintrag von Auftausalz in die Baumscheiben eine wichtige Rolle.
     Darüber hinaus schwächten zunehmend auch pilzliche Schaderreger wie der Schorf Venturia inaequalis,
     der zu frühzeitigem Blattfall führt, die Eberesche. In vielen Fällen konnte auch der Erreger des Obst-
     baumkrebs Nectria galligena an abgängigen Bäumen diagnostiziert werden.
     Auch waren besonders für holzbohrende Insekten wie z.B. Splint- und Prachtkäfer vorgeschädigte Eber-
     eschen als Brutbäume besonders attraktiv, wodurch die Vitalität zusätzlich beeinträchtigt wurde.

     Aufgrund der genannten und vorgefundenen Situation der Eberesche in Berlin ist daher die Eignung der
     Baumart für Straßenstandorte grundsätzlich kritisch zu überdenken.
     Auch in der Straßenbaumliste der Gartenamtsleiter (GALK-Liste) wird die Eberesche als nicht stadtklima-
     fest bewertet.
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     Förderung von Nützlingen und Nützlingsstrukturen
     Unsere Zeit ist von vielen Begriffen geprägt, u.a. Biodiversität, Artenvielfalt und-schutz, Insektensterben,
     Erhalt der Vielfalt, die zum Ausdruck bringen, wie es um unsere unmittelbare Umwelt steht. Auch kleine
     Schritte können dazu beitragen, dass Lebensräume erhalten bleiben oder entstehen.
     Für eine Neuanlage sollten möglichst vielfältige Pflanzenbestände geplant werden, vor allem auch mit
     Pflanzen, die sich an die zunehmende Trockenheit anpassen können. Weisen diese Pflanzungen eine
     lange Blütenzeit auf, am besten von März bis Oktober, finden pollen- und nektarsuchende Insekten stets
     einen „gedeckten Tisch“. Einfachblühende Sorten sollten bevorzugt werden. Dort, wo es möglich ist,
     können Begrünungen in Form von Wildsaaten oder auch entsprechenden Staudenmischungen angelegt
     werden. Ein Beispiel für eine gelungene Mittelstreifenbegrünung ist die Julie-Wolfthorn-Str. in Mitte.

      Abb. 30: Mittelstreifenbegrünung Julie-Wolfthorn-Str. in MItte

     Ganz ohne Pflege geht es natürlich nicht. Es sollte jedoch nicht nur der Pflegeaufwand berücksichtigt
     werden, sondern auch der ökologische Aspekt, die Vielfalt und der Nutzen für die Insekten und der visu-
     elle Eindruck. Was als „schön“ empfunden wird, wird auch mehr wertgeschätzt.

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