Pflanzenschutzamt Berlin - Grünes Blatt Berlin 02-2023

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Pflanzenschutzamt Berlin - Grünes Blatt Berlin 02-2023
Pflanzenschutzamt Berlin

Grünes Blatt Berlin 02-2023
Fachinformation Pflanzenschutz für den Dienstleistungsgartenbau                                                       vom 28.03.2023

Der März war überwiegend kühl, feucht und eher winterlich, mit einigen wenigen sonnigen und milden
Tagen. Die wechselhafte Witterung zum Monatsende erinnerte eher an den April.
Die teils ergiebigen Niederschläge haben zu einer guten Durchfeuchtung des Bodens geführt und die
Tage mit Sonnenschein haben den Austrieb in Gang gesetzt. Neben den Frühjahrsblühern beginnen be-
reits Prunus-Arten mit der Blüte, auch Magnolien stehen kurz vor dem Blühbeginn.

Abb. 1: erste Veilchen                     Abb. 2: Mirabellenknospen kurz vorm Aufgehen            Abb. 3. Rote Taubnessel in Blüte

Düngung von Bäumen und Gehölzen
In den kommenden Wochen sollte der Zeitpunkt des Austriebs von Bäumen und Gehölzen dazu genutzt
werden, um gezielte Nährstoffgaben zu verabreichen. Der Einsatz von langsam freisetzenden Düngern
ist zu empfehlen, da Spätfröste nicht ausgeschlossen werden können und eine schnelle Stickstoff-Ver-
fügbarkeit das Risiko von Schäden durch Spätfröste erhöhen kann.
An Straßenbäumen streusalzbelasteter Standorte können die negativen Auswirkungen von NaCl (Win-
terdienst) durch eine verbesserte Nährstoff- und Wasserversorgung reduziert und dadurch die Vitalität
der Bäume deutlich erhöht werden. Das konnte auch in Versuchen des Pflanzenschutzamtes Berlin an
einzelnen Baumarten bestätigt werden.
Heckengehölze sollten ebenfalls mit einer Düngergabe versehen werden. Dies gilt besonders für solche
Hecken, die häufig ein „stiefmütterliches Dasein“ führen. Bei der Pflanzung und in den ersten Jahren da-
nach werden diese meist noch ausreichend gepflegt. Mit zunehmender Lebensdauer verkahlen diese
jedoch häufig aufgrund von Konkurrenz um Wasser- und Nährstoffe, aber auch durch Lichtmangel zuse-
hends und erfüllen dadurch ihren Zweck (Sichtschutz) meist nur noch unzureichend.
Bei akutem Nährstoffmangel, wie häufig bei Buchsbaum (Abb. 4) und Rhododendron (Abb. 5) sichtbar,
ist es mit einer Nährstoffgabe allein nicht getan. Langsam, aber kontinuierlich fließende Dünger ggf. in
Kombination mit Hornspänen haben sich bewährt. Ebenso hat das Einarbeiten von Bodenaktivatoren,
wie sie von unterschiedlichen Herstellern angeboten werden, positive Effekte auf das Bodenleben und
die Erschließung der Nährstoffe. Darüber hinaus tragen Präparate auf Algenbasis zur Stabilität des pH-
Wertes bei.

        Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin                        Weitergabe bitte nur im Original.

        E-Mail: pflanzenschutzamt@senuvk.berlin.de                                   Bildnachweis:© Pflanzenschutzamt Berlin
        Internet: https://www.berlin.de/pflanzenschutzamt/
Pflanzenschutzamt Berlin - Grünes Blatt Berlin 02-2023
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 02-2023 vom 28.03.2023                                       Seite 2 von 6

   Abb. 4: Nährstoffmangel an Buchsbaum                         Abb. 5: Mangelchlorose an Rhododendron

     Rasenflächen
     Je nach Witterungsverlauf sollten auf Rasenflächen die nächsten Wochen genutzt werden, um diese
     durch entsprechende Maßnahmen für die Saison vorzubereiten. Der alte Rasenfilz sollte durch Vertiku-
     tieren entfernt werden. Dies verringert einerseits Neuinfektionen mit Pilzkrankheiten, zum anderen be-
     kommt die Graspflanze wieder mehr Sauerstoff an die Wurzel, wodurch die Widerstandskraft der
     Pflanze gegenüber Schadorganismen und Wildkräuter erhöht wird. Ebenfalls werden dabei uner-
     wünschte Konkurrenten des Rasens um Wasser und Nährstoffe wie Moose, Algen und Wildkräuter redu-
     ziert.
     Eine verdichtete Grasnarbe kann zusätzlich durch Aerifizieren belüftete werden. Dazu eignen sich je
     nach Größe der Rasenfläche spezielle Aerifiziergeräte die mittels sog. Hohlspoons ca. 10 cm tiefe Löcher
     in den Boden stechen. Kleinere Flächen können mittels einer Grabe- oder Heugabel belüftet werden. Bei
     dieser Maßnahme wird auch der Bildung von Hexenringen vorgebeugt, bzw. das Myzel bestehender He-
     xenringe, welche die Wasseraufnahme des Rasens deutlich beeinträchtigen, durchstochen.
     Anschließend sollte der Rasen besandet werden. Hierzu eignet sich gewaschener Quarzsand mit einem
     hohen Fein- und Mittelsandanteil. Dies führt allgemein zu einer verbesserten Bodenstruktur, welche die
     Rasenwurzeln anregt in tiefere Bodenschichten vorzudringen.

       Abb. 6: vermooste Rasenfläche nach dem Winter                         Abb. 7: lückige Rasenfläche
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Pflanzenschutzamt Berlin - Grünes Blatt Berlin 02-2023
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 02-2023 vom 28.03.2023                                                   Seite 3 von 6

     Bei kleineren Ausfallstellen im Rasen lohnt es sich die obere Schicht zu entfernen und mit sandigem Sub-
     strat und Rasensaat (ca. 25 - 30 g/m2 Regenerationsmischung) wieder nachzusäen. Um bestmögliche
     Anwuchsergebnisse zu erzielen, sollte die Nachsaat die ersten 3 - 4 Wochen stets feucht gehalten wer-
     den. Bei größeren Ausfallstellen bietet sich auch die Verlegung von Fertigrasen / Rollrasen an.
     Abhängig vom weiteren Witterungsverlauf sollte nach dem Rasenschnitt der Rasen eine Düngergabe er-
     halten. Durch eine optimierte Nährstoffversorgung wird das Risiko von Pilzkrankheiten im Rasen deut-
     lich reduziert und eine gesunde, dichte Grasnarbe kann entstehen.

   Abb. 8: Austrieb unter dem Winterschutz     Abb. 9: Hochstamm vor dem Austrieb      Abb. 10: Austrieb nach dem Winter

     Rosenpflege in den Anlagen und Gärten
     Ein milder Winter ist immer eine Herausforderung für die Pflege von Rosenbeständen. Wird der Winter-
     schutz zu früh entfernt, damit es darunter nicht zu einem zu frühen Austrieb kommt, kann es bei nach-
     folgenden Frost noch zu Schäden kommen. Bleibt er zulange (Abb. 8), kann es zum Austrieb unter dem
     Winterschutz kommen und dessen Entfernung führt zu Beschädigungen an den Trieben.
     Zum jetzigen Zeitpunkt wurde der Winterschutz bereits überwiegend entfernt (Abb. 9), ebenso wurde
     auch der Frühjahrsschnitt schon durchgeführt (Abb. 10).
     Der Schnitt ist vom Rosen-Typ abhängig. So werden bei Beet-, Edel- und vielen Bodendeckerrosen die
     Triebe um ca. 2/3 eingekürzt, so dass noch etwa 20 cm lange Zweige stehen bleiben. Somit wird hier die
     Blüte, die am einjährigen Holz entsteht, gefördert. An einmalblühenden Strauchrosen werden nur über-
     alterte Zweige entnommen, keinesfalls werden Triebe eingekürzt. Anders bei mehrmals blühenden
     Strauchrosen, die um ca. 1/3 eingekürzt werden. Mehrfach blühende Kletterrosen werden ebenfalls
     nicht eingekürzt, sondern es werden nur alte Triebe und in eine ungewünschte Richtung wachsende
     Triebe entfernt.
     In Rosenbeeten ist es wichtig das alte Laub zu entfernen, damit keine Infektionsherde im Bestand ver-
     bleiben. Besonders bei Sorten, die anfällig auf Sternrußtau sind, kann so eine frühe Infektion verhindert
     werden.
     Zeigen Rosen nur noch einen geringen Wuchs und weisen eine helle Laubfarbe auf, so fehlen Nährstoffe.
     Neben einer ausreichenden Düngung haben sich Bodenverbesserungsmaßnahmen, wie das vorsichtige
     Einarbeiten von Bodenaktivator und / oder Bodenhilfsstoffen, bewährt. Ein ständiges Hacken zwischen
     den Rosen sollte vermieden werden.
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Pflanzenschutzamt Berlin - Grünes Blatt Berlin 02-2023
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 02-2023 vom 28.03.2023                                                             Seite 4 von 6

Abb. 8: Infektionszeitpunkt:    Abb. 9: nach erfolgter Infektion   Abb. 10: einzelne Triebe sind betroffen (Pfeile) Abb. 11: trockene Triebe
        aufgehende Blüte                Beginn der Welke

     Monilia-Spitzendürre
     Frühe Zierkirschen blühen bereits, auch das Mandelbäumchen – Prunus triloba – steht schon in Blüte.
     Niederschläge und kühle Witterung begünstigen eine Infektion durch Monilia-Spitzendürre, hervorgeru-
     fen durch den pilzlichen Erreger Monilinia laxa. Diese Pilzerkrankung dringt über die Blüte in den Trieb
     ein und die Blüten verbräunen rasch und werden trocken. Im weiteren Verlauf kann es zu Rücktrocknun-
     gen der Triebe kommen. Hier hilft dann ein Schnitt bis ins gesunde Holz. Pflanzenschutzmaßnahmen
     kommen nach erfolgter Infektion zu spät und werden an Zierformen i.d.R. nicht durchgeführt.
     Mehr zur Monilia Spitzendürre.

  Abb. 12: Wacholderrost vor dem Quellen, “keulenförmig“

  Abb. 13: Aufquellen der Sporenlager nach Regen                           Abb. 14: Absterbeerscheinungen nach langjährigem Befall

     Wacholderrost
     Ergiebige Niederschläge können in den nächsten Wochen zum Aufquellen des Wacholderrostes an infi-
     zierten Wacholdern (Abb. 12) führen. Auffällig wird der Pilz nur bei ausreichender Nässe durch seine
     gelblich-orangene Färbung (Abb. 13) an den spindelförmigen Verdickungen der Triebe. An Wacholdern,
     an denen der Pilz bereits mehrere Jahre zu Gange ist, sind Absterbeerscheinungen der Triebe erkennbar
     (Abb.14). Einzige Bekämpfungsmöglichkeit besteht in der Entfernung befallener Triebe und Äste durch
     Schnitt bis ins gesunde Holz. Die Rodung von stark befallenen Wacholdern ist die bessere Maßnahme,
     da sich viele Wacholderarten nach starken Schnittmaßnahmen nur sehr langsam wieder begrünen. Der
     Wacholderrost infiziert mit seinem Sporenflug Birnen und führt dort im Frühsommer zu orangefarbenen
     Blattflecken (Birnengitterrost). Deshalb ist die Entfernung befallener Wacholderäste vor dem Sporenflug
     dort sinnvoll, wo Birnbäume in unmittelbarer Umgebung stehen.
     Mehr zum Wacholderrost und Sortenanfälligkeit.
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Pflanzenschutzamt Berlin - Grünes Blatt Berlin 02-2023
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 02-2023 vom 28.03.2023                                                     Seite 5 von 6

     Buchsbaum auf Befall durch den Buchsbaumzünsler kontrollieren
     Die jungen Raupen des Buchsbaumzünslers sind aktuell dabei die Überwinterungskokons (Abb. 15) zu
     verlassen und beginnen mit dem Fraß an den Blättern des Buchsbaums. Zur Kontrolle ist es empfehlens-
     wert die Triebe auseinanderzudrücken und das Innere zu überprüfen (Abb. 16).

     Abb. 15: erster Fraß der Raupen                           Abb. 16: zur Kontrolle Buchsbaum auseinanderdrücken

     Werden die ersten Symptome (Abb. 17) übersehen, so können die Raupen ungehindert fressen (Abb.
     18) und es kann zum Kahlfraß (Abb. 19) kommen.
     Unserem Merkblatt zum Buchsbaumzünsler können Sie weitere Informationen zur Lebensweise des
     Buchsbaumzünslers entnehmen.

     Abb. 17: erste Fraßsymptome           Abb. 18: starker Raupenfraß                      Abb. 19: sehr starker Fraß durch die Raupen

     Zur Bekämpfung des Buchsbaumzünslers besteht neben mechanischen Maßnahmen, wie Absammeln
     und Schnitt, auch die Möglichkeit einer Pflanzenschutzmittelanwendung.
     Folgendes ist dabei zu beachten:
      nur Pflanzenschutzmittel gegen beißende Insekten, Schmetterlingsraupen, freifressende Schmetter-
        lingsraupen können eingesetzt werden

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Pflanzenschutzamt Berlin - Grünes Blatt Berlin 02-2023
Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin 02-2023 vom 28.03.2023                                               Seite 6 von 6

      je nach Art der Fläche dürfen nur die Mittel eingesetzt werden, die für die jeweilige Fläche zugelassen
       bzw. genehmigt sind (Haus- u. Kleingarten, öffentliche Flächen (§17), Betriebsgelände und Produkti-
       onsflächen). Die entsprechenden Auflagen und Anwendungsbestimmungen sind einzuhalten
      die Mittel wirken nur gegen die Larven, deshalb sind Terminspritzungen notwendig

     Die Präparate wirken nur auf die Larvenstadien. Eine Bekämpfung ist dann am erfolgreichsten, wenn
     sich zum Zeitpunkt der Behandlung die Raupen noch in den ersten Larvenstadien befinden. Dieses Sta-
     dium erreichen die Raupen in der Regel in der zweiten Aprilhälfte / Anfang Mai und nach dem Flug der
     Sommergeneration ab Mitte / Ende Juli.

     Aktuelles zu Borkenkäfern
     Ein Befall mit Borkenkäfern führt im Stadtgebiet Berlin immer wieder zu Ausfällen in Gehölzbeständen
     und an Jungbäumen, besonders nach den letzten trockenen Jahren. Borkenkäfer finden in warmen und
     trockenen Jahren sehr gute Entwicklungsbedingungen vor, sodass sie sich entsprechend gut vermehren
     können und je nach Art mehrere Generationen oder sog. Geschwisterbruten anlegen können.
     Stark anfällige Baumarten für einen Borkenkäferbefall sind Quercus, Sorbus, Prunus, Malus, Pyrus,
     Crataegus. Zudem werden Betula, Fraxinus, Populus und Salix häufig beflogen. Vereinzelt treten Borken-
     käfer auch an Tilia, Acer, Fagus, Carpinus, Alnus und Ulmus auf. Neben Laubgehölzen sind auch Nadelge-
     hölze (u.a. Pinus, Picea, Thuja, Juniperus, Chamaecyparis) betroffen.
     Pflanzenschutzmaßnahmen sind nur eingeschränkt und nur bei Neupflanzungen möglich, deshalb sind
     bei einer Neupflanzung folgende Maßnahmen zu beachten: Standortgerechte Arten und Sorten wählen;
     Herkunft/Produktion berücksichtigen; Vermeidung von Wurzelschäden; ausgereifte Ware pflanzen;
     rechtzeitige Herbst- oder Frühjahrspflanzung; ausreichende Bewässerung und Pflege in der Anwachs-
     phase; Länge der Anwachsphase entsprechend der Größe der Bäume ausrichten. Weiteres zu Borkenkä-
     fern unter: Stammschädlinge; Großer Waldgärtner, Kupferstecher, Ungleicher Holzbohrer

     Bei Pflanzenschutzmaßnahmen unbedingt Bienenschutzauflagen beachten!
     Viele Pflanzen blühen und werden von Bienen, Hummeln und anderen Insekten zur Bestäubung beflo-
     gen.
     Bei der Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen ist die mögliche Bienengefährlichkeit der Präpa-
     rate zu beachten. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass sich durch Mischung zweier Wirkstoffe die Bie-
     nengefährlichkeit verändern kann. Dies ist der Gebrauchsanleitung zu entnehmen bzw. kann beim zu-
     ständigen Pflanzenschutzamt erfragt werden.

          Abb. 20: Biene auf Kirschblüte                                      Abb. 21: Hummel auf Löwenzahnblüte

                                                   Weitergabe bitte nur im Original!
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