Preisabsicherungssysteme im Überblick - Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt
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Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt Preisabsicherungssysteme im Überblick Werner Bosse, Landvolk Niedersachsen, Landesbauernverband e.V.
Übersicht • Vielfalt der Markteinflüsse • Volatile Märkte • Gefährdungspotenziale • Drei Markttypen • Absicherungsstrategien nach Markttyp – Kassamärke – Terminmärkte – Terminbörsen und ihre Derivate • Zusammenfassung 2 21.11.2014
Gefährdungspotenziale für den Betrieb • Landwirte leben nicht vom Preis, sondern vom Gesamtergebnis aus Menge x Absatzpreis – Kosten = Gewinn • Alle drei Variablen schwanken – Menge und Preis korrelieren häufig negativ, gute Mengen und schwache Preise – entstandene Kosten stehen häufig in gar keinem Zusammenhang, weder mit der Menge noch mit dem Absatzpreis • Folge: je nach Betriebsform z.T. extrem schwankende Gewinne mit den bekannten negativen Merkmalen einer nicht nachhaltigen Familien- und Betriebsentwicklung 6 21.11.2014
Zielformulierung Marktpreisschwankungen kann der einzelne Betrieb nicht verhindern • Jeder Produktpreis schwankt, weil sich die Wertschätzung ändert, außerdem Mengenanpasser ohne Preissetzungsmacht, Gattungsprodukte, oligopolistische Märkte, geringe Elastizitäten etc. Deshalb sollte der Landwirt möglichst geschickt versuchen, Preistäler seiner Produkte zu umgehen und Preisgipfel seiner Kosten zu vermeiden Aber wie? Durch Handlungsstrategien am Markt! aber an welchem Markt? 7 21.11.2014
Drei unterschiedliche Markttypen zur Auswahl Kassamärkte Terminmärkte Terminbörsen 8 21.11.2014
Preissicherung an Kassamärkten Gehandelt wird körperliche Ware gegen Geld zum Tagespreis – Vorteil ist die Transparenz und Sicherheit des Geschäftes – Nachteile • Herstellung der Ware hat bereits zu Kosten geführt. Was ist, wenn der Tagespreis die Kosten nicht deckt? – Preissicherung • nicht lagerfähige Produkte müssen Verluste hinnehmen, wertvolle Produkte können zum besseren Käufer transportiert werden, Veredelung/Konservierung zur teilweisen Verlustvermeidung • Lagerfähige Produkte haben Alternativen, z.B. – Einlagerung und Verkauf zum beliebigen Zeitpunkt in beliebiger Menge – Abschlagszahlungen mit späterer Nachzahlung anhand verschiedener Kriterien – Poolpreisbildung mit durchschnittlicher Auszahlung in Marktverbünden – Gesplittete Vermarktung je nach Umfang der Mengen ( z.B. 3 x bei Getreide) oder regelmäßig zu vorgegebenen Terminen zum dann gültigen Tagespreis (Rahmenvertrag). 9 21.11.2014
Preissicherung an Terminmärkten Gehandelt wird Ware per Vertrag, Festlegung des Preises jetzt, Lieferung und Erfüllung des Vertrages später zum festgelegten Termin, daher der Begriff „Terminmarkt“ Preissicherung: – Preis steht bereits vor der Lieferung/Leistung fest, er kann höher oder niedriger sein als der spätere Tagespreis, aber der Preis ist kalkulierbar, unternehmerische Anpassungen während der Produktionsperiode sind noch möglich, man muss keinen Tagespreis akzeptieren. – Restrisiko: Das Geschäft bleibt „schwebend“ mit Erfüllungsrisiko, Lieferverpflichtung besteht auch dann, wenn der Tagespreis höher ist oder wenn die Erträge schwach waren, mehr Probleme aus den Bereichen Kaufrecht, Schuldrecht etc. als beim Kassamarktgeschäft 10 21.11.2014
Preissicherung an Terminmärkten Grundvoraussetzung für die Entstehung von Verträgen – Vertragstreue der Partner und rechtssichere Vertragsgestaltung – Partner finden sich nur unter bestimmten Voraussetzungen • Beide Partner müssen sich einen Vorteil durch Risikoteilung versprechen • Rückdeckung des Preises in einer hinteren Vermarktungsstufe fördert die Bereitschaft zum Vertragsabschluss • Rückdeckung des Preises an einer Terminbörse dient dem gleichen Zweck Die Preisrisiken werden innerhalb der Wertschöpfungskette an andere Partner per Vertrag und unter Zugeständnissen weitergereicht ! 11 21.11.2014
Preissicherung an Terminbörsen Terminbörsen sind mehr als der Kampf von Bulle und Bär Sie sind auch der Ort der Preisfindung und der Preissicherung 12 21.11.2014
Preissicherung an Terminbörsen • Gehandelt werden einheitliche Terminkontrakte einer Terminbörse • Also weder die Ware wie im Kassamarkt noch der Privatvertrag des Terminmarktes – schneller Handel an elektronischen Börsen, mehrere Monate in die Zukunft gerichtet – Kontrakte werden zu 99 % per Glattstellung geschlossen, selten durch Warenfluss erfüllt – ein komplexes Sicherungssystem (Marginsystem) garantiert die Erfüllung der Kontrakte • Vorteil: höchste Transparenz des Marktes, neue Marktteilnehmer von außerhalb der Wertschöpfungskette bringen „Schwung in den Handel“, geringes Ausfallrisiko der Marktpartner • Nachteil: Handel stark erklärungsbedürftig, Liquidität für Sicherheitsleistungen erforderlich, kurzfristig anfällig gegen Marktbeeinflussung durch große Handelsvolumen Durch die Einbindung der Terminbörsen können innovative Preissicherungssysteme entstehen 13 21.11.2014
Preissicherung (Hedgegeschäft) an Terminbörsen durch Nutzung zweier verbundener Märkte 14 21.11.2014
Kassapreis und Terminbörsennotierung nebeneinander Konvergenz zum Verfallstermin 15 21.11.2014
Nutzen der Terminbörsen für Landwirte • Verbesserung der Markt- und Preistransparenz durch permanente Preisfeststellungen anhand tatsächlicher Geschäfte (gängige Praxis) • Direkte Preisabsicherung durch Betätigung an der Börse (klassisches Hedgegeschäft) – Sicherung gegen Preissenkungen im Verkauf (Warenbesitzer) – Sicherung gegen Preissteigerungen im Einkauf (zukünftige Käufer) – Verbesserung der Bonität bei Kreditaufnahme als Nebeneffekt • Indirekte Preisabsicherung, Verbindung zum Terminmarkt – Käufer garantiert Festpreis und sichert ihn an der Börse ab (gängige Praxis) – Käufer und Verkäufer vereinbaren Festpreis (Vorvertrag) und nehmen durch Kontrakthandel dennoch an der Marktentwicklung teil. 16 21.11.2014
Komplexere Absicherungsformen an Terminbörsen • Handel mit Optionen an Terminbörsen – Optionen sind Derivate der Terminkontrakte (PUT und CALL), bieten Absicherungen ab einer Preisgrenze (Basispreis), die frei wählbar ist, beinhalten keine Nachschusspflicht – Optionen kosten Geld (Optionsprämie) und können wertlos verfallen, wenn der Markt gegen die Absicherungsrichtung verläuft – Handel mit Optionen ist relativ unproblematisch, Berechnung der Absicherung aufgrund der Hebelwirkung und des Zeitwertverfalles aber schwieriger und nicht punktgenau • Abbildung von Optionen durch Banken und große Handelshäuser auf eigene Rechnung (gängige Praxis) • efp - Kontrakt (exchange for pysicals) (gängige Praxis der Unternehmen) – Eine Kombination aus Kassageschäft und Terminkontrakt zur Preis- und Mengensicherung 17 21.11.2014
Zusammenfassung (1) • Landwirtschaft wird ein zunehmend riskantes Gewerbe, der Ruf nach einem guten Risikomanagement wird lauter – Seit dem Wegfall der großen Marktordnungen treten vor allem krasse Preisschwankungen ins Bewusstsein – Preisschwankungen können nicht unterbunden werden, sie sollten aber in ihrer schädlichen Variante nicht existenzgefährdend sein – Deshalb müssen Methoden entwickelt und eingeführt werden, um die Betriebe gegen negative Folgen der Preisschwankungen planvoll abzusichern 18 21.11.2014
Zusammenfassung (2) • Eine Vielzahl unterschiedlicher Sicherungsmodelle wird bereits heute genutzt – an Kassamärkten, Terminmärkten und Terminbörsen • Grundsätzlich können ähnliche Sicherungsinstrumente auch in der Wertschöpfungskette Milch etabliert werden, Ansätze bestehen bereits • Sollen in die Risikoverteilung jedoch außenstehende Partner wie Banken, Versicherer, Kapitalanleger einbezogen werden, geht es vermutlich nicht ohne die Nutzung von Terminbörsen • Grundsätzlich sollten Preissicherungssysteme flexibel, sicher und transparent sein. Preissicherung ist eine „kühle“ betriebswirtschaftliche Optimierungsaufgabe 19 21.11.2014
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