Preisabsicherungssysteme im Überblick - Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt

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Preisabsicherungssysteme im Überblick - Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt
Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt

 Preisabsicherungssysteme im Überblick
   Werner Bosse, Landvolk Niedersachsen, Landesbauernverband e.V.
Preisabsicherungssysteme im Überblick - Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt
Übersicht

•   Vielfalt der Markteinflüsse
•   Volatile Märkte
•   Gefährdungspotenziale
•   Drei Markttypen
•   Absicherungsstrategien nach Markttyp
     – Kassamärke
     – Terminmärkte
     – Terminbörsen und ihre Derivate

•   Zusammenfassung

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Preisabsicherungssysteme im Überblick - Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt
Vielfalt der Markteinflüsse

    Bild:Agravis

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Preisabsicherungssysteme im Überblick - Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt
Volatile Märkte

                     Weizen, Terminbörse Paris

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Preisabsicherungssysteme im Überblick - Absicherungsstrategien im volatilen Milchmarkt
Volatile Märkte
    Veredelungskartoffeln, Eurex                Sojaschrot, CME

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Gefährdungspotenziale für den Betrieb

•   Landwirte leben nicht vom Preis, sondern vom Gesamtergebnis aus
                  Menge x Absatzpreis – Kosten = Gewinn
•    Alle drei Variablen schwanken
     –   Menge und Preis korrelieren häufig negativ, gute Mengen und schwache
         Preise
     –   entstandene Kosten stehen häufig in gar keinem Zusammenhang, weder
         mit der Menge noch mit dem Absatzpreis

• Folge: je nach Betriebsform z.T. extrem schwankende Gewinne mit
    den bekannten negativen Merkmalen einer nicht nachhaltigen
    Familien- und Betriebsentwicklung

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Zielformulierung

Marktpreisschwankungen kann der einzelne Betrieb nicht verhindern
• Jeder Produktpreis schwankt, weil sich die Wertschätzung ändert,
    außerdem Mengenanpasser ohne Preissetzungsmacht, Gattungsprodukte,
    oligopolistische Märkte, geringe Elastizitäten etc.

Deshalb sollte der Landwirt möglichst geschickt versuchen, Preistäler seiner
Produkte zu umgehen und Preisgipfel seiner Kosten zu vermeiden
Aber wie?
Durch Handlungsstrategien am Markt!
aber an welchem Markt?

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Drei unterschiedliche Markttypen
               zur Auswahl

              Kassamärkte
             Terminmärkte
             Terminbörsen

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Preissicherung an Kassamärkten
Gehandelt wird körperliche Ware gegen Geld zum Tagespreis
    – Vorteil ist die Transparenz und Sicherheit des Geschäftes
    – Nachteile
         • Herstellung der Ware hat bereits zu Kosten geführt. Was ist, wenn der Tagespreis
            die Kosten nicht deckt?

    – Preissicherung
         • nicht lagerfähige Produkte müssen Verluste hinnehmen, wertvolle Produkte können
            zum besseren Käufer transportiert werden, Veredelung/Konservierung zur
            teilweisen Verlustvermeidung
         • Lagerfähige Produkte haben Alternativen, z.B.
              – Einlagerung und Verkauf zum beliebigen Zeitpunkt in beliebiger Menge
              – Abschlagszahlungen mit späterer Nachzahlung anhand verschiedener Kriterien
              – Poolpreisbildung mit durchschnittlicher Auszahlung in Marktverbünden
              – Gesplittete Vermarktung je nach Umfang der Mengen ( z.B. 3 x bei Getreide) oder
                  regelmäßig zu vorgegebenen Terminen zum dann gültigen Tagespreis (Rahmenvertrag).

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Preissicherung an Terminmärkten

Gehandelt wird Ware per Vertrag, Festlegung des Preises jetzt, Lieferung
und Erfüllung des Vertrages später zum festgelegten Termin, daher der Begriff
„Terminmarkt“

Preissicherung:
     – Preis steht bereits vor der Lieferung/Leistung fest, er kann höher oder
       niedriger sein als der spätere Tagespreis, aber der Preis ist kalkulierbar,
       unternehmerische Anpassungen während der Produktionsperiode sind
       noch möglich, man muss keinen Tagespreis akzeptieren.
     – Restrisiko: Das Geschäft bleibt „schwebend“ mit Erfüllungsrisiko,
       Lieferverpflichtung besteht auch dann, wenn der Tagespreis höher ist oder
       wenn die Erträge schwach waren, mehr Probleme aus den Bereichen
       Kaufrecht, Schuldrecht etc. als beim Kassamarktgeschäft
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Preissicherung an Terminmärkten

Grundvoraussetzung für die Entstehung von Verträgen
     – Vertragstreue der Partner und rechtssichere Vertragsgestaltung

     – Partner finden sich nur unter bestimmten Voraussetzungen

         • Beide Partner müssen sich einen Vorteil durch Risikoteilung versprechen

         • Rückdeckung des Preises in einer hinteren Vermarktungsstufe fördert die
            Bereitschaft zum Vertragsabschluss

         • Rückdeckung des Preises an einer Terminbörse dient dem gleichen Zweck

 Die Preisrisiken werden innerhalb der Wertschöpfungskette an andere
 Partner per Vertrag und unter Zugeständnissen weitergereicht !

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Preissicherung an Terminbörsen
       Terminbörsen sind mehr als der Kampf von Bulle und Bär
     Sie sind auch der Ort der Preisfindung und der Preissicherung

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Preissicherung an Terminbörsen
•    Gehandelt werden einheitliche Terminkontrakte einer Terminbörse
•    Also weder die Ware wie im Kassamarkt noch der Privatvertrag des Terminmarktes
      –   schneller Handel an elektronischen Börsen, mehrere Monate in die Zukunft gerichtet
      –   Kontrakte werden zu 99 % per Glattstellung geschlossen, selten durch Warenfluss erfüllt
      –   ein komplexes Sicherungssystem (Marginsystem) garantiert die Erfüllung der Kontrakte

•    Vorteil: höchste Transparenz des Marktes, neue Marktteilnehmer von außerhalb
     der Wertschöpfungskette bringen „Schwung in den Handel“, geringes Ausfallrisiko
     der Marktpartner

•    Nachteil: Handel stark erklärungsbedürftig, Liquidität für Sicherheitsleistungen
     erforderlich, kurzfristig anfällig gegen Marktbeeinflussung durch große
     Handelsvolumen
                                Durch die Einbindung der Terminbörsen
                        können innovative Preissicherungssysteme entstehen

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Preissicherung (Hedgegeschäft) an Terminbörsen
        durch Nutzung zweier verbundener Märkte

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Kassapreis und Terminbörsennotierung nebeneinander
                Konvergenz zum Verfallstermin

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Nutzen der Terminbörsen für Landwirte
• Verbesserung der Markt- und Preistransparenz durch permanente
     Preisfeststellungen anhand tatsächlicher Geschäfte (gängige Praxis)

• Direkte Preisabsicherung durch Betätigung an der Börse (klassisches
     Hedgegeschäft)
      – Sicherung gegen Preissenkungen im Verkauf (Warenbesitzer)
      – Sicherung gegen Preissteigerungen im Einkauf (zukünftige Käufer)
      – Verbesserung der Bonität bei Kreditaufnahme als Nebeneffekt

• Indirekte Preisabsicherung, Verbindung zum Terminmarkt
      – Käufer garantiert Festpreis und sichert ihn an der Börse ab (gängige Praxis)
      – Käufer und Verkäufer vereinbaren Festpreis (Vorvertrag) und nehmen durch
         Kontrakthandel dennoch an der Marktentwicklung teil.

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Komplexere Absicherungsformen an Terminbörsen

•    Handel mit Optionen an Terminbörsen
      – Optionen sind Derivate der Terminkontrakte (PUT und CALL), bieten Absicherungen ab einer
         Preisgrenze (Basispreis), die frei wählbar ist, beinhalten keine Nachschusspflicht
      – Optionen kosten Geld (Optionsprämie) und können wertlos verfallen, wenn der Markt gegen
         die Absicherungsrichtung verläuft
      – Handel mit Optionen ist relativ unproblematisch, Berechnung der Absicherung aufgrund der
         Hebelwirkung und des Zeitwertverfalles aber schwieriger und nicht punktgenau

•    Abbildung von Optionen durch Banken und große Handelshäuser auf eigene
     Rechnung (gängige Praxis)
•    efp - Kontrakt (exchange for pysicals) (gängige Praxis der Unternehmen)
      – Eine Kombination aus Kassageschäft und Terminkontrakt zur Preis- und Mengensicherung

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Zusammenfassung (1)

• Landwirtschaft wird ein zunehmend riskantes Gewerbe, der
     Ruf nach einem guten Risikomanagement wird lauter
     – Seit dem Wegfall der großen Marktordnungen treten vor allem
       krasse Preisschwankungen ins Bewusstsein
     – Preisschwankungen können nicht unterbunden werden, sie sollten
       aber in ihrer schädlichen Variante nicht existenzgefährdend sein
     – Deshalb müssen Methoden entwickelt und eingeführt werden, um
       die Betriebe gegen negative Folgen der Preisschwankungen
       planvoll abzusichern

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Zusammenfassung (2)

•    Eine Vielzahl unterschiedlicher Sicherungsmodelle wird bereits heute genutzt
      – an Kassamärkten, Terminmärkten und Terminbörsen
•    Grundsätzlich können ähnliche Sicherungsinstrumente auch in der
     Wertschöpfungskette Milch etabliert werden, Ansätze bestehen bereits
•    Sollen in die Risikoverteilung jedoch außenstehende Partner wie Banken,
     Versicherer, Kapitalanleger einbezogen werden, geht es vermutlich nicht ohne die
     Nutzung von Terminbörsen
•    Grundsätzlich sollten Preissicherungssysteme flexibel, sicher und transparent sein.

Preissicherung ist eine „kühle“ betriebswirtschaftliche Optimierungsaufgabe

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