PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2019 / 2020 - Deutsches Krankenhausinstitut

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PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2019 / 2020 - Deutsches Krankenhausinstitut
PSYCHIATRIE BAROMETER
Umfrage 2019 /2020
PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2019 / 2020 - Deutsches Krankenhausinstitut
INHALT

    SEITE		      KAPITEL

    5		 1               EINLEITUNG

    6		 2               WIRTSCHAFTLICHE LAGE
    6				               2.1 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation
    7				               2.2 Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen

    8		 3 STELLENBESETZUNGSPROBLEME UND FACHKRÄFTEMANGEL
    9				3.1 Ärztlicher Dienst
    10				3.2 Pflegedienst
    11				3.3 Sonstige Berufsgruppen

    12		 4 PERSONALAUSSTATTUNG PSYCHIATRIE UND
    			PSYCHOSOMATIK-RICHTLINIE (PPP-RL)
    13				 4.1 Zulassungen nach § 108 SGB V
    14				 4.2 Änderungen / Maßnahmen zur Umsetzung der PPP-RL
    20				4.3 Mehrkosten
    21				4.4 Einschätzung
    24				 4.5 Erwartete Umsetzbarkeit der Personalmindestvorgaben

    27		 5 QUALITÄTSMANAGEMENT
    27				5.1 Qualitätsstrategie
    29				5.2 Qualitätsziele
    30				 5.3 Instrumente des Qualitätsmanagements
    34				5.4 Qualitätsbewertungen

2        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
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SEITE		   KAPITEL

36		 6 FIXIERUNGEN
37				 6.1 Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit des Urteils
					des Bundesverfassungsgerichts
39				6.2 Eins-zu-Eins-Betreuung
40				 6.3 Umsetzbarkeit des Richtervorbehalts

45		 7 STATIONSÄQUIVALENTE BEHANDLUNG
46				 7.1   Teilnahme an der stationsäquivalenten Behandlung
47				 7.2 Vergütung der stationsäquivalenten Behandlung
48				 7.3 Behandelte Patienten
50				 7.4 Zusammensetzung des Behandlungsteams
51				 7.5 Festlegung von Ausschlusskriterien
52				 7.6 Probleme im Zusammenhang mit der Erbringung
					der stationsäquivalenten Behandlung
53				 7.7 Gründe für die Nicht-Teilnahme an der
					stationsäquivalenten Behandlung
54				 7.8 Beauftragung von anderen Leistungsanbietern

56		 8 TAGESKLINIKEN
57				 8.1 Tagesklinische Plätze und Auslastung
58				 8.2 Patienten in den Tageskliniken
61				 8.3 Öffnungszeiten der Tageskliniken
62				8.4 Umsetzung von innovativen Konzepten in den Tageskliniken

65			LITERATURVERZEICHNIS

                          DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020   3
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Dr. Karl Blum		          Dr. Sabine Löffert          Dr. Matthias Offermanns   Dr. Petra Steffen

      Düsseldorf, im Oktober 2020

      Deutsches Krankenhausinstitut e. V.
      Hansaallee 201
      40549 Düsseldorf
      Telefon 02 11. 4 70 51 - 17
      Fax     02 11. 4 70 51 - 67
      E-Mail karl.blum@dki.de
      www.dki.de

4     DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2019 / 2020 - Deutsches Krankenhausinstitut
1 EINLEITUNG
Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) stellt mit dem vorliegenden Bericht für das Jahr
2019 / 2020 die Ergebnisse des PSYCHIATRIE Barometers vor, einem Informations- und
Analysetool für die psychiatrische Versorgung in Deutschland. Beim PSYCHIATRIE-Barometer
handelt es sich um eine jährliche Repräsentativbefragung psychiatrischer und psychosomati-
scher Einrichtungen zu aktuellen Fragestellungen in diesem Versorgungsbereich.

Das PSYCHIATRIE Barometer wird im Auftrag der        Krankenhäuser mit ausschließlich psychiatrischen
Träger des DKI erstellt. Das sind die Deutsche       und psychotherapeutischen Betten oder mit
Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der       ausschließlich psychosomatischen Betten sowie
Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und         Krankenhäuser mit ausschließlich psychiatrischen,
der Verband der leitenden Krankenhausärzte           psychotherapeutischen und neurologischen Bet-
Deutschlands (VLK). Die jährlichen Ausgaben des      ten oder psychosomatischen Betten werden nach-
PSYCHIATRIE Barometers sind als Download auf         folgend als psychiatrische Fachkrankenhäuser
der DKI-Homepage abrufbar (www.dki.de).              oder Einrichtungspsychiatrien bezeichnet.

Die Ergebnisse des PSYCHIATRIE Barometers            Ihnen werden die Allgemeinkrankenhäuser
2019 / 2020 beruhen auf einer Befragung in           gegenübergestellt, die neben den somatischen
den psychiatrischen und psychosomatischen            Bereichen auch psychiatrische, psychotherapeu-
Fachkrankenhäusern sowie den Allgemeinkran-          tische oder psychosomatische Fachabteilungen
kenhäusern mit psychiatrischen oder psychoso-        vorhalten (nachfolgend auch: Abteilungspsychi-
matischen Fachabteilungen, welche von Januar         atrien). Die psychiatrischen Betten bzw. Fachab-
bis März 2020 durchgeführt worden ist. Beteiligt     teilungen umfassen ggf. auch Betten bzw. Fach-
haben sich insgesamt 95 Einrichtungen.               abteilungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Das Deutsche Krankenhausinstitut möchte sich
an dieser Stelle herzlich bei den Krankenhäusern
bedanken, die mit ihrer Teilnahme an der Erhe-
bung den vorliegenden Bericht ermöglicht haben.

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2 WIRTSCHAFTLICHE LAGE
                                                                   2.1 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation

                                                                   Die Befragungsteilnehmer sollten ihre wirtschaftliche
                                                                   Situation zum Erhebungszeitpunkt zu Jahresbeginn 2020
                                                                   beurteilen.1 Bei den Allgemeinkrankenhäusern sollten
                                                                   sich die Angaben ausdrücklich nur auf die psychiatrischen
                                                                   oder psychosomatischen Fachabteilungen beziehen,
                                                                   bei den psychiatrischen oder psychosomatischen Fach-
                                                                   krankenhäusern auf das Haus als Ganzes. Abb. 1 zeigt die
                                                                   Ergebnisse differenziert nach Krankenhaustypen.

                Abb. 1 Beurteilung der derzeitigen wirtschaftlichen Situation
                (Krankenhäuser in %)

                     Abteilungspsychiatrien                                                                         45,5
                     Einrichtungspsychiatrien
                                                                                                      38,5
                                                                                                                                          33,3
                                                                    28,2         29,1
                                                                                                                                                       25,4

                                                                       Eher gut                          Teils, teils                Eher unbefriedigend
                                                                   © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

    1
        Die durch die COVID-19-Pandemie bedingten Folgen für die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser spielten zu diesem Zeitpunkt somit noch keine Rolle.

6                 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2019 / 2020 - Deutsches Krankenhausinstitut
Jeweils rund 30 % der Abteilungs- und Einrich-                                                 2.2 Beurteilung der wirtschaftlichen
tungspsychiatrien schätzten ihre wirtschaftliche                                                   Erwartungen
Situation als eher gut bzw. als eher unbefriedig-
end ein. Die übrigen Einrichtungen sind in dieser                                              Schließlich sollten sich die Befragten auch zu ihren
Hinsicht unentschieden. Im Vergleich zum Vorjahr                                               Erwartungen für das Jahr 2020 äußern (Abb. 2).
hat sich das Geschäftsklima in der Psychiatrie                                                 Demnach erwarten für 2020 deutlich mehr psychi-
damit verschlechtert, insbesondere in den Einrich-                                             atrischen Fachkrankenhäuser (66 %) als Fachab-
tungspsychiatrien. Seinerzeit beurteilten noch 11 %                                            teilungen in Allgemeinkrankenhäusern (46 %) eine
der psychiatrischen Fachkrankenhäuser und 23 %                                                 Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Nur
der psychiatrischen Fachabteilungen in Allgemein-                                              jeweils wenige Einrichtungen bei beiden Kranken-
krankenhäusern ihre wirtschaftliche Lage als un-                                               haustypen erwarten eine Verbesserung ihrer wirt-
befriedigend.                                                                                  schaftlichen Situation.2

Abb. 2 Erwartungen für das nächste Kalenderjahr
(Krankenhäuser in %)

       Abteilungspsychiatrien
       Einrichtungspsychiatrien                                                                                65,5

                                                              51,3
                                                                                                 46,2

                                                                            30,9

                           2,6           3,6

                           Eher besser                         Eher gleich                     Eher schlechter
                           © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

2
    Auch bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen für dieses Jahr spielte die COVID-19-Pandemie noch keine Rolle, so dass die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig sind.

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PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2019 / 2020 - Deutsches Krankenhausinstitut
3 STELLENBESETZUNGS-
      PROBLEME UND
      FACHKRÄFTEMANGEL
                                    Der Fachkräftemangel bzw. Stellenbesetzungsprobleme
                                    bilden auch in der Psychiatrie eine zentrale Herausforderung
                                    für die stationäre Versorgung in Deutschland. Vor diesem
                                    Hintergrund sollten die Befragungsteilnehmer angeben, in-
                                    wieweit sie Stellenbesetzungsprobleme bei ausgewählten
                                    Berufsgruppen und Diensten in der Psychiatrie haben.

                                    Der Fachkräftemangel wird im PSYCHIATRIE Barometer also darüber
                                    gemessen, dass offene Stellen (wieder) besetzt werden sollen, aber
                                    mangels (geeigneter) Bewerber kurzfristig nicht besetzt werden
                                    können bzw. längere Zeit vakant bleiben. Aussagen dazu, inwieweit
                                    die aktuellen Stellenpläne bedarfsgerecht sind, werden – auch
                                    mangels objektiver und weitestgehend konsensfähiger Maßstäbe –
                                    somit ausdrücklich nicht getroffen.

8    DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
PSYCHIATRIE BAROMETER - Umfrage 2019 / 2020 - Deutsches Krankenhausinstitut
3.1 Ärztlicher Dienst

Zunächst werden die Ergebnisse für den Ärztlichen           Der größte Teil der Kliniken (80 %) hat zum Befra-
Dienst der befragten Einrichtungen dargestellt. Die         gungszeitpunkt Probleme bei der Besetzung von
Häuser wurden gefragt, ob sie zum Befragungszeit-           Arztstellen in der Psychiatrie und Psychotherapie,
punkt Probleme hatten, offene Stellen in verschie-          in der Psychosomatischen Medizin und Psycho-
denen Berufsgruppen zu besetzen. Hierbei sollten            therapie und / oder in der Kinder- und Jugendpsy-
nur Vollkräfte in der voll- und teilstationären Ver-        chiatrie bzw. -psychotherapie (Abb. 3).
sorgung berücksichtigt werden.
                                                            Die Krankenhäuser oder Abteilungen mit Personal-
Auf eine weitere Unterteilung nach Krankenhaustyp           mangel im Ärztlichen Dienst konnten im Mittel
(Einrichtungs- versus Abteilungspsychiatrien) wird          jeweils ungefähr vier Vollkraftstellen nicht beset-
wegen der teilweise kleinen Fallzahlen verzichtet.          zen. Die Stellen waren im Schnitt rund 22 Wochen
                                                            und damit fünfeinhalb Monate unbesetzt. Arzt-
                                                            stellen in der Psychosomatik waren etwas länger
                                                            vakant als Arztstellen in der Psychiatrie.
Abb. 3 Haben Sie in Ihrem Krankenhaus derzeit
Probleme, offene Stellen im Ärztlichen Dienst zu
besetzen (ausschließlich in der voll- und teilstatio-
nären Versorgung)? (Krankenhäuser in %)

                                                 Ja          Nein
                                                 80           20

                                        © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

                                        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020           9
3. Stellenbesetzungsprobleme und Fachkräftemangel

                                                           3.2 Pflegedienst

                                                           Analog zum Ärztlichen Dienst wurde auch für den
                                                           Pflegedienst nach Stellenbesetzungsproblemen
                                                           und der Anzahl der offenen Stellen gefragt. 73 %
                                                           der Krankenhäuser und Abteilungen haben dem-
                                                           nach Probleme, offene Stellen im Pflegedienst in
                                                           der Psychiatrie, in der Psychosomatischen Medizin
                                                           und Psychotherapie und  /  oder in der Kinder- und
                                                           Jugendpsychiatrie bzw. -psychotherapie zu be-
                                                           setzen (Abb. 4).

                                                           Im Mittel sind in den entsprechenden Bereichen
                                                           im Pflegedienst insgesamt rund zehn Stellen
                                                           unbesetzt. Über alle erfassten Fachbereiche sind
                                                           offene Stellen im Pflegedienst im Mittel 15 Wo-
                                                           chen und damit knapp vier Monate unbesetzt.

 Abb. 4 Haben Sie in Ihrem Krankenhaus derzeit
 Probleme, offene Stellen im Pflegedienst zu beset-
 zen (ausschließlich in der voll- und teilstationären
 Versorgung)? (Krankenhäuser in %)

                                                                           Ja         Nein
                                                                           73          27

                                                                  © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

10       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
3.3 Sonstige Berufsgruppen

Im Vergleich zum Ärztlichen Dienst und zum Pfle-            und Psychologen bei 19 %. Offene Stellen bei
gedienst fallen die Stellenbesetzungsprobleme in            Bewegungstherapeuten, Krankengymnasten und
den anderen patientennahen Berufen im Bereich               Physiotherapeuten können 17 % und bei Sprach-
von Psychiatrie und Psychosomatik merklich nied-            heiltherapeuten und Logopäden 8 % der Häuser
riger aus.                                                  nicht direkt neu besetzen (Abb. 5).

So haben 26 % der Befragten Probleme, offene                In den, wenngleich wenigen betroffenen Be-
Stellen für Spezialtherapeuten, wie Ergothera-              reichen, sind überwiegend jeweils ein bis zwei
peuten, künstlerische Therapeuten, zu besetzen.             Vollkraftstellen unbesetzt. Bei den approbierten
Bei den Sozialarbeitern liegt der Anteil der Ein-           Psychologischen Psychotherapeuten und Psycho-
richtungen mit Stellenvakanzen bei 22 %, bei den            logen liegt dies mit im Schnitt knapp vier Stellen
approbierten Psychologischen Psychotherapeuten              etwas höher.

            Abb. 5 Haben Sie in Ihrem Krankenhaus derzeit Probleme, offene Stellen in
            sonstigen Berufsgruppen zu besetzen (ausschließlich in der voll- und teilsta-
            tionären Versorgung)? (Krankenhäuser in %)

                Ja           Nein

                        26                                       74
                   Spezialtherapeuten

                     22                                       78
                   Sozialarbeiter

                     19                                      81
                   Psychologische Psychotherapeuten/Psychologen

                   17                                       84
                   Bewegungstherapeuten, Krankengymnasten, Physiotherapeuten

               8                                       92
                   Sprachheiltherapeuten/Logopäden

            © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

                                            DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020      11
4 PERSONALAU SS TAT T U N G
   PSYC H IAT R IE U N D PSYC H O -
   SO M AT IK-R IC H T LIN IE (PPP -R L)
 Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am 19. September 2019 die Personalausstat-
 tung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL) beschlossen. Dazu wurden verbind-
 liche Mindestvorgaben für die Ausstattung der stationären Einrichtungen mit dem für die
 Behandlung erforderlichen therapeutischen Personal festgelegt. Die Mindestvorgaben zur
 Personalausstattung sollen zu einer leitliniengerechten Behandlung beitragen und möglichst
 evidenzbasiert sein. Die PPP-RL ist zum 1. Januar 2020 in Kraft getreten, wobei im ersten Jahr
 keine finanziellen Durchsetzungsmaßnahmen bei Nichteinhaltung der Mindestvorgaben
 zum Tragen kommen.
                                      Aufgrund der hohen Belastungen und Anforderungen an die Ge-
                                      sundheitsversorgung durch die COVID-19-Pandemie wurden die
                                      Nachweispflichten der PPP-RL mit Beschluss vom 27. März 2020 bis
                                      zum 31. Dezember 2020 ausgesetzt.

                                      Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass
                                      die Datenerhebung vor der COVID-19-Pandemie gestartet wurde
                                      und ein Großteil der Fragebögen auch vor dieser Zeit einging. Ein
                                      kleiner Teil der Häuser hat die Fragebögen jedoch erst im Zuge der
                                      Pandemie ausgefüllt.

12     DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Abb. 6 Sind Sie ein Krankenhaus im Sinne von § 108 SGB V mit...
(Krankenhäuser in %)

                                                                   ... (nur) psychiatrischen Einrichtungen
                                                                   für Erwachsene
       23
                                                                   ... (nur) psychosomatischen Einrichtungen
                                                       33          für Erwachsene

                                                                   ... (nur) psychiatrischen Einrichtungen
   7                                                               für Kinder und Jugendliche

                                                                   ... psychiatrischen und psychosomatischen
                                                                   Einrichtungen für Erwachsene
                                                   7
            21                                                     ... psychiatrischen Einrichtungen für
                                      9                            Erwachsene, Kinder und Jugendliche

                                                                   ... psychiatrischen und psychosomatischen
                                                                   Einrichtungen für Erwachsene sowie psy-
            © Deutsches Krankenhausinstitut 2020                   chiatrischen Einrichtungen für Kinder und
                                                                   Jugendliche

4.1 Zulassungen nach § 108 SGB V

Die Krankenhäuser wurden zunächst gebeten,                   Viertel hat Zulassungen für alle drei erfragten
anzugeben, ob sie im Sinne von § 108 SGB V ein               Bereiche und ist entsprechend ein Krankenhaus
Krankenhaus mit psychiatrischen bzw. psycho-                 mit sowohl psychiatrischen als auch psychoso-
somatischen Einrichtungen für Erwachsene bzw.                matischen Einrichtungen für Erwachsene sowie
mit psychiatrischen Einrichtungen für Kinder und             mit psychiatrischen Einrichtungen für Kinder und
Jugendliche sind. Es war möglich, mehrere bzw.               Jugendliche.
alle Antwortkategorien zu wählen. Dargestellt ist,
welche Zulassungen die befragten Häuser jeweils              21 % der befragten Häuser sind ein Krankenhaus
haben.                                                       mit sowohl psychiatrischen als auch psychosoma-
                                                             tischen Einrichtungen für Erwachsene. 9 % der
Ein Drittel der Krankenhäuser ist in diesem Sinne            Kliniken sind im Sinne von § 108 SGB V ein Kran-
ein Krankenhaus mit ausschließlich psychiatri-               kenhaus mit psychiatrischen Einrichtungen für
schen Einrichtungen für Erwachsene. Knapp ein                Kinder und Jugendliche (Abb. 6).

                                              DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020   13
4. Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL)

 4.2 Änderungen / Maßnahmen zur Umsetzung der PPP-RL

 Um den Mindestvorgaben zur Personalausstattung der PPP-RL gerecht
 werden zu können, ergreifen die Häuser verschiedene Maßnahmen. Es
 wurde erfragt, ob die Kliniken zum Befragungszeitpunkt in einem oder
 mehreren Bereichen schon Änderungen umgesetzt oder (konkret) ge-
 plant haben, um die Personalmindestvorgaben zu erfüllen.

                                               Die Ergebnisse werden differenziert nach Maßnahmen zur
                                               Personalaufstockung bzw. -reduktion, zu Personalorganisation,
                                               zu organisatorischen Anpassungen und zur Anrechnung von
                                               Fachkräften dargestellt.

                                               Die Krankenhäuser sehen vielfach Personalaufstockungen vor,
                                               während Personalreduktionen im ärztlichen, pflegerischen oder
                                               therapeutischen Bereich in etwa 83 % der Häuser jeweils nicht
                                               geplant sind.

                                               Personalaufstockungen sind vor allem im pflegerischen und
                                               ärztlichen Bereich vorgesehen, um den Vorgaben der PPP-RL
                                               Rechnung tragen zu können. Etwa jeweils ein Drittel der Kran-
                                               kenhäuser hat eine Aufstockung von Pflegekräften bereits
                                               konkret geplant oder umgesetzt bzw. zumindest angedacht.
                                               Ein Viertel der Häuser plant, keine weiteren Pflegekräfte einzu-
                                               stellen und die Umsetzung der Personalmindestvorgaben mit
                                               dem bereits angestellten pflegerischen Personal zu realisieren.
                                               Im ärztlichen Bereich denkt je ein Viertel der Häuser über den
                                               Ausbau des Personals nach bzw. hat diesen schon umgesetzt.
                                               42 % der Kliniken sehen keine Aufstockung beim ärztlichen
                                               Personal vor.

                                               Knapp die Hälfte der Häuser plant bereits mehr oder weniger
                                               konkret, Personal im therapeutischen Bereich aufzustocken bzw.
                                               hat dies ggf. schon realisiert. Etwas weniger als ein Viertel der
                                               Kliniken hat mindestens bereits konkrete Pläne, zur Umsetzung
                                               der PPP-RL Stellen für die Dokumentation und Administration
                                               zu schaffen. Weitere 17 % halten dies zukünftig für notwendig,
                                               ohne bereits Planungen aufgenommen zu haben (Abb. 7).

14       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Inwieweit eine Umsetzung der Personalaufstockungspläne im pfle-
         gerischen und ärztlichen Bereich schnell und gut möglich ist, scheint
         vor dem Hintergrund des beschriebenen Fachkräftemangels fraglich
         oder schwierig.

         Abb. 7 - Personalaufstockung/-reduktion - Haben Sie in einem oder
         mehreren Bereichen die folgenden Änderungen bereits umgesetzt
         oder (konkret) geplant, um die Personalmindestvorgaben der PPP-
         RL einzuhalten? (Krankenhäuser in %)

               Ja, konkret geplant oder umgesetzt                        Nein, keine Änderungen geplant
               Ja, angedacht, aber noch keine konkreten Planungen        Noch nicht darüber nachgedacht

               24                           26                             42                          8
         Personalaufstockung im ärztlichen Bereich

                     34                                  33                        25                9
         Personalaufstockung im pflegerischen Bereich

             19                        26                                45                        10
         Personalaufstockung im therapeutischen Bereich

               23                     17                            48                            13
         Personalaufstockung für die Dokumentation/Administration

0    5                                              84                                             12
         Personalreduktion im ärztlichen Bereich

0    5                                              83                                             12
         Personalreduktion im pflegerischen Bereich

0    5                                              82                                            13
         Personalreduktion im therapeutischen Bereich

    © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

                                             DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020   15
4. Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL)

 Um den Anforderungen der PPP-RL gerecht zu                          Je etwa ein Fünftel der Kliniken denkt über die
 werden, können weitere personelle Maßnahmen,                        Einführung bzw. den Ausbau von Rufdiensten
 die vor allem organisatorische Aspekte im Fokus                     oder mehr Abrufen aus dem Frei, d. h. ein Ein-
 haben, erforderlich sein. Die Kliniken planen, den                  springen der Kräfte in der eigentlich freien Zeit,
 Personalmindestvorgaben vor allem über die Ein-                     nach. In mehr als der Hälfte der Häuser sind hier
 führung bzw. den Ausbau von Personalpools, die                      keine Änderungen geplant.
 tagesaktuelle Steuerung der Personalbesetzung
 bzw. durch kurzfristige Änderungen von Dienst-                      Der Einsatz von Honorar-Kräften oder Personal-
 plänen gerecht zu werden.                                           Leasing ist in 18 % der Kliniken konkret geplant
                                                                     oder bereits umgesetzt, um den Personalmindest-
 Ungefähr die Hälfte der Häuser hat die genannten                    vorgaben der PPP-RL gerecht zu werden. Weitere
 Maßnahmen kurz nach Inkrafttreten der PPP-RL                        13 % haben hier noch keine konkreten Pläne, für
 entweder schon umgesetzt oder mit Planungen                         etwas mehr als die Hälfte stellt dies keine Maßnah-
 begonnen. Unter dieser Gruppe ist der Anteil der                    me dar, um die Personalmindestvorgaben erfüllen
 Häuser, die schon mit der Umsetzung der einzel-                     zu können.
 nen Maßnahmen begonnen hat, etwas geringer
 als derjenigen, die sich in der Planungsphase be-                   Ein Aufbau von Mehrarbeitsstunden ist in knapp
 finden. So hat etwas weniger als je ein Fünftel der                 zwei Dritteln der Häuser nicht geplant (Abb. 8).
 Häuser bereits konkrete Pläne, je gut ein weiteres
 Drittel sieht hier Änderungsbedarf, ohne diesen                     Um die Personalmindestvorgaben der PPP-RL
 bisher näher konkretisiert zu haben.                                umsetzen zu können, können die Häuser auch
                                                                     organisatorische Veränderungen vornehmen. Eine
 Änderungen der Schichteinteilung oder Dienst-                       Aufgabe oder Schließung von Tageskliniken sowie
 bzw. Schichtzeiten sowie eine Verlagerung des                       Bettensperrungen wird von dem größten Teil der
 Personals aus anderen Abteilungen sind in rund                      Kliniken zum Befragungszeitpunkt nicht vorge-
 40 % der Häuser angedacht, ohne meist schon                         sehen. Ungefähr drei Viertel der Kliniken planen
 konkret geplant zu sein.                                            keine entsprechenden Maßnahmen.

16        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Abb. 8 - Personalorganisation - Haben Sie in einem oder mehreren
Bereichen die folgenden Änderungen bereits umgesetzt oder (kon-
kret) geplant, um die Personalmindestvorgaben der PPP-RL einzu-
halten? (Krankenhäuser in %)

      Ja, konkret geplant oder umgesetzt                          Nein, keine Änderungen geplant
      Ja, angedacht, aber noch keine konkreten Planungen          Noch nicht darüber nachgedacht

    9                20                                   52                                 19
        Einführung/Ausbau von Rufdiensten

        16                             34                             33                      17
        Einführung/Ausbau von Personalpools

  6             19                                       57                                   18
      Mehr Abrufe aus dem Frei

      13                         33                                   39                       15
        Kurzfristige Änderungen von Dienstplänen

           19                           34                             27                    19
        Tagesaktuelle Steuerung der Personalbesetzung

      12                    28                                   44                           16
        Änderungen der Schichteinteilung oder Dienst-/Schichtzeiten

  6                    33                                        47                            15
        Verlagerung von Personal aus anderen Abteilungen

    9           11                                      65                                     15
        Aufbau von Mehrarbeitsstunden

         18               13                                   57                                  12
        Einsatz Honorar-Kräfte/Personal-Leasing

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                                       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020   17
4. Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL)

 Die Einführung oder der Ausbau von Wartelisten                     Die Anpassung von Behandlungskonzepten im
 für Patienten ist in mehr als der Hälfte der Häuser                Hinblick auf die Einhaltung der Mindestvorgaben
 nicht angedacht. Gleichwohl hat ein Fünftel der                    zur Personalausstattung der PPP-RL ist bei 11 %
 Klinken bereits konkrete erste Schritte in diese                   der Häuser in Umsetzung, für ca. je ein Drittel ist
 Richtung unternommen, 14 % sehen dies als Op-                      dies grundsätzlich vorstellbar bzw. stellt keine
 tion an, den Vorgaben gerecht werden zu können.                    Option dar. (Abb. 9).

        Abb. 9 - Organisationsveränderungen - Haben Sie in einem oder
        mehreren Bereichen die folgenden Änderungen bereits umgesetzt
        oder (konkret) geplant, um die Personalmindestvorgaben der PPP-
        RL einzuhalten? (Krankenhäuser in %)

             Ja, konkret geplant oder umgesetzt                                Nein, keine Änderungen geplant
             Ja, angedacht, aber noch keine konkreten Planungen                Noch nicht darüber nachgedacht

 Aufgabe  /  Schließung                    1      8                                   77                          14
 von Tageskliniken

 Anpassung von Behandlungs-
 konzepten an die zeitlichen                      11                  8                         34              22
 Vorgaben der PPP-RL

 Bettensperrungen                          2          13                                   75                        10

 Einführung oder Ausbau von
 Wartelisten für Patienten                             20           14                          58                   8

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18        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Gefragt nach der Anrechnung von Fachkräften,               verhältnis gemäß § 8 Abs. 4 PPP-RL angerechnet
ist eine Anrechnung von Fachkräften der Berufs-            oder wird dies konkret geplant. Etwa ein weiteres
gruppen, am häufigsten umgesetzt oder geplant.             Viertel der Krankenhäuser hat dies zukünftig an-
Nahezu die Hälfte der Häuser hat eine Anrech-              gedacht.
nung von Fachkräften der Berufsgruppen gemäß
§ 5 PPP-RL auf andere Berufsgruppen gemäß § 8              Ein vergleichbares Bild zeichnet sich bei der in be-
Abs. 3 PPP-RL bereits umgesetzt oder in konkreter          grenztem Umfang möglichen Anrechnung von
Planung, in weiteren 38 % ist dies angedacht.              Fachkräften aus nicht in § 5 PPP-RL genannten
                                                           Berufsgruppen, welche Regelaufgaben der in
In 36 % der Kliniken werden aufgrund der Erbrin-           § 5 genannten Berufsgruppen erbringen
gung von Regelaufgaben der jeweiligen Berufs-              (§ 8 Abs. 5 PPP-RL) (Abb. 10).
gruppe Fachkräfte ohne direktes Beschäftigungs-

     Abb. 10 - Anrechnung von Fachkräften - Haben Sie in einem oder
     mehreren Bereichen die folgenden Änderungen bereits umgesetzt
     oder (konkret) geplant, um die Personalmindestvorgaben der PPP-
     RL einzuhalten? (Krankenhäuser in %)

         Ja, konkret geplant oder umgesetzt                          Nein, keine Änderungen geplant
         Ja, angedacht, aber noch keine konkreten Planungen          Noch nicht darüber nachgedacht

... der BG gemäß § 5 PPP-RL auf                           44                           38              8     10
andere BG (§ 8, Abs. 3 PPP-RL)

... der BG gemäß § 5 PPP-RL ohne
direktes Beschäftigungsverhältnis                     36                        26             25          13
aufgrund der Erbringung von Regel-
aufgaben der BG (§ 8, Abs. 4 PPP-RL)

... aus nicht in § 5 PPP-RL genannten
im BG begrenzten Maße aufgrund                       34                         28             23          15
der Erbringung von Regelaufgaben
der BG (§ 8, Abs. 5 PPP-RL)

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4. Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL)

 4.3 Mehrkosten

 Die Personalmindestvorgaben der PPP-RL zu                           Neueinstellungen im Bereich des Personalcontrol-
 erfüllen, könnte für die Krankenhäuser mit Mehr-                    lings, von Dokumentationspersonal, von thera-
 kosten verbunden sein. Die Kliniken wurden                          peutischem Personal oder Ärzten im Zuge der
 gefragt, in welchem Maße sie erhöhte Kosten in
                                                                     PPP-RL-Umsetzung sind nach Meinung von 27
 Bezug auf verschiedene Maßnahmen erwarten.
                                                                     bis 31 % der Häuser mit (sehr) starken Mehrkosten
 Die Häuser erwarten vor allem durch die Neu-                        verbunden. Mit einer Kostenerhöhung im mitt-
 einstellung von Pflegekräften Mehrkosten bei                        leren Bereich durch die entsprechenden Neuein-
 der Umsetzung der PPP-RL. Gut die Hälfte der                        stellungen rechnen dahingegen zwischen 27 und
 Häuser geht von (sehr) starken, knapp ein Viertel                   40 % der Kliniken. Gut zwei Drittel der Kliniken
 von mittleren Kostensteigerungen aus. Die Neu-                      erwarten keine oder geringe Mehrkosten durch
 anschaffung bzw. das Update von Software ist aus                    die vermehrte Beschäftigung von Leasing- oder
 Sicht von gut einem Drittel der Klinken mit (sehr)                  Honorarkräften. 20 % der Häuser gehen davon
 starken und für weitere 38 % mit mittleren Mehr-                    aus, dass die Umsetzung der PPP-RL zu Mehrkosten
 kosten verbunden.                                                   im mittleren Bereich durch den verstärkten Bedarf
                                                                     an Leihkräften führen wird (Abb. 11).

 Abb. 11 Geben Sie bitte an, ob Sie in Ihrem Kran-
 kenhaus primär aufgrund der Personalmindest-
 vorgabn der PPP-RL Mehrkosten durch folgende
 Maßnahmen erwarten? (Krankenhäuser in %)                                   (Sehr) stark         Mittel        Wenig / gar nicht

 Neueinstellung von Pflegekräften                                            54                           24              22

 Neuanschaffung/Update von Software                                    38                         36                     27

 Neueinstellung im Bereich des
 Personalcontrollings                                              31                      27                      42

 Neueinstellung von Dokumentations-
 personal
                                                                   30                       34                       36

 Neueinstellung von therapeutischem                               28                        40                         32
 Personal

 Neueinstellung von Ärzten                                        27                   28                         45

 (Vermehrte) Beschäftigung von
 Leasingkräften/Honorarkräften                              11          20                                69

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20       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
4.4 Einschätzung

Neue Richtlinien oder Gesetzesvorgaben gehen          79  % der Befragten befürworten, dass es sinn-
vor allem vor und zu Beginn der Umsetzung mit         voll ist, dass Häuser mit ungewöhnlich hohen
verschiedenen Erwartungen einher. Die Kliniken        Patientenzahlen oder Personalausfällen von den
wurden gefragt, inwieweit sie verschiedenen Aus-      Vorgaben abweichen können. Knapp drei Viertel
sagen zur PPP-RL zustimmen.                           der Kliniken erwarten, dass Personal aufgrund der
                                                      PPP-RL-Umsetzung zukünftig nicht mehr dort ein-
Ein sehr großer Teil der Kliniken bemängelt, dass     gesetzt wird, wo es fachlich gebraucht wird, son-
die Zeit nicht ausreichend war, um die PPP-RL um-     dern, wo es nachgewiesen werden muss (73 %).
zusetzen bzw. dass mehr Personal für Dokumenta-
tion und Bürokratie eingesetzt werden müsse als       82 % der Kliniken stimmen zu, dass die PPP-RL
Personal für psychisch kranke Menschen (88 - 90 %).   ein Rück- und kein Fortschritt in der Versorgung
                                                      psychisch kranker Menschen ist. Mehr als die Hälf-
Aus Sicht eines Großteils der Kliniken wird die       te der Kliniken erwartet als Folge der PPP-RL, dass
PPP-RL nur zu einer Fortschreibung und nicht zu       Krankenhäuser noch weniger Personal als bisher
einer qualitativen und quantitativen Erhöhung         von den Krankenkassen finanziert bekommen.
der Personalzahlen führen. Die meisten (je 82 %)
wünschen sich eine weiter gefasste Anrechnung
von Berufsgruppen gemäß PPP-RL.

                                       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020      21
4. Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL)

 Eine deutliche Verbesserung in der psychiatrischen und psychoso-
 matischen Versorgung mit der PPP-RL sieht ein Fünftel der Häuser.
 80 % der Kliniken stimmen hier nicht zu (Abb. 12).

        Abb. 12 Inwieweit stimmen Sie folgenden Aussagen zur PPP-RL zu?
        (Krankenhäuser in %)

              Stimme gar nicht zu                   Stimme eher zu
              Stimme eher nicht zu                  Stimme voll und ganz zu

                                               68                                              22                5 4
                 Die Zeit war für uns ausreichend, um die PPP-RL umzusetzen.

         3       9                      32                                            57
                 Mit Umsetzung der PPP-RL werden wir mehr Personal für Dokumentation und Bürokratie
                 einsetzen müssen und weniger Personal für die psychisch kranken Menschen.

             7        11                       33                                        49
                 Die PPP-RL ist ein Rück- und kein Fortschritt in der Versorgung psychisch kranker Menschen.

          6           12                         37                                              45
                 Die Anrechnung von Berufsgruppen gemäß PPP-RL sollte weiter gefasst werden.

                              39                                            42                             14        4
                 Mit der PPP-RL werden deutliche Verbesserungen in der psychiatrischen und
                 psychosomatischen Versorgung erzielt.

          6            16                      28                                        51
                 Es ist sinnvoll, dass Häuser mit ungewöhnlich hohen Patientenzahlen oder
                 Personalausfällen von den Vorgaben abweichen können.

                 16             11                            42                                      31
                 Personal wird zukünftig nicht mehr dort eingesetzt, wo es fachlich gebraucht wird,
                 sondern, wo es nachgewiesen werden muss.

         4                   29                                     39                                 27
                 Die PPP-RL wird nur zu einer Fortschreibung und nicht zu einer qualitativen
                 und quantitativen Erhöhung der Personalzahlen führen.

         4                         39                                         41                                16
                 Die Folge der PPP-RL ist, dass Krankenhäuser noch weniger Personal als bisher
                 von den Krankenkassen finanziert bekommen.

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22        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Gut zwei Drittel der Kliniken fühlten sich nicht gut auf die Umsetzung
der PPP-RL ab dem 01.01.2020 vorbereitet. Der Teil der Häuser, der die
Vorbereitung bemängelt, ist in den Abteilungspsychiatrien deutlich
größer als in den Einrichtungspsychiatrien. Während sich 45 % der
Einrichtungspsychiatrien zumindest gut auf die Umsetzung vorberei-
tet gefühlt haben, lag der entsprechende Anteil in den Abteilungs-
psychiatrien bei 18 % (Abb. 13).

     Abb. 13 Wie gut fühlen Sie sich auf die Umsetzung der PPP-RL
     ab dem 01.01.2020 vorbereitet? (Krankenhäuser in %)

         Sehr gut          Gut                 Weniger gut        Gar nicht gut

Gesamt                               8            25                       44                      23

Einrichtungspsychiatrien             12                 33                        37                 18

Abteilungspsychiatrien           3        15                        53                          30

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4. Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL)

 4.5 Erwartete Umsetzbarkeit der Personalmindestvorgaben

 Die Personalmindestvorgaben der PPP-RL gelten seit dem 01.01.2020,
 wobei die Unterschreitung der Mindestvorgaben im ersten Jahr nicht
 mit finanziellen Konsequenzen einhergeht.

 Die Krankenhäuser wurden gebeten, zum Befragungszeitpunkt einzuschät-
 zen, ob sie im ersten Quartal 2020 in der Erwachsenenpsychiatrie, der Psy-
 chosomatik, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie in Tageskliniken, die
 eigene Standorte sind, die Personalmindestvorgaben erreichen werden.
 Bei der Beantwortung der Frage sollten die Häuser auch die Anrechnung
 von Berufsgruppen und Ausnahmetatbeständen berücksichtigen.

 Abb. 14 Erreichbarkeit der Personalmindestvorgaben nach Bereichen
 im ersten Quartal 2020. (Krankenhäuser in %)

     Werden wir überwiegend oder ganz erreichen              Werden wir teilweise erreichen   Werden wir nicht erreichen

 Psychosomatik                                                   50                                 46                  4

 Erwachsenenpsychiatrie                                         47                             40                  13

 Kinder- und Jugendpsychiatrie                                44                                50                      6

 In Tageskliniken, die eigene                                 43                              43                  14
 Standorte sind

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24       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Zwischen 9 (Erwachsenenpsychiatrie) und 36 %                                               Der überwiegende Teil der Kliniken erwartete zum
(Kinder- und Jugendpsychiatrie) der Kliniken                                               Befragungszeitpunkt, die Personalmindestvor-
konnten bei der Beantwortung der Frage keine                                               gaben bei den Berufsgruppen der Erwachsenen-
Einschätzung abgeben. In der weiteren Darstel-                                             psychiatrie im ersten Quartal 2020 erreichen zu
lung werden nur die Häuser berücksichtigt, die                                             können. Dies gilt vor allem für therapeutisches
den Erreichungsgrad taxiert haben.                                                         Personal.

Nur knapp die Hälfte der Kliniken geht davon aus,                                          Skepsis äußern die Kliniken jedoch hinsichtlich
dass sie die Personalmindestvorgaben in den er-                                            der Erreichbarkeit der Mindestvorgaben zu Jah-
fragten Bereichen überwiegend oder ganz um-                                                resbeginn 2020 bei den Pflegefachpersonen. Nur
setzen können wird. Zwischen 40 und 50 % der                                               43 % der Kliniken vermuten kaum Probleme und
Häuser erwarten, die Personalmindestvorgaben in                                            nur ein Drittel denkt, diese zumindest teilweise
den jeweiligen Bereichen nur teilweise erreichen                                           erfüllen zu können. Knapp ein Viertel der Häuser
zu können. Der Anteil der Krankenhäuser, die                                               rechnet jedoch damit, die Personalmindestvor-
davon ausgehen, die Personalmindestvorgaben                                                gaben bei den Pflegefachpersonen auch unter
nicht erreichen zu können, liegt zwischen 4 und                                            Anrechnung von Berufsgruppen und Ausnahme-
14 %. Die Anteilswerte sind in der Erwachsenen-                                            tatbeständen nicht erzielen zu können.
psychiatrie sowie in Tageskliniken, die eigene
Standorte sind, am höchsten (Abb. 14).                                                     Auch bei den Ärzten sind sich die Kliniken ver-
                                                                                           gleichsweise unsicher, was die Umsetzung der
Ergänzend zu den Einschätzungen zu den Per-                                                Personalmindestvorgaben im ersten Quartal 2020
sonalmindestvorgaben nach Bereichen wurden                                                 angeht. Nur etwas mehr als die Hälfte der Kliniken
die Krankenhäuser gefragt, ob sie im ersten                                                erwartet keine Probleme bei der Erreichung der
Quartal 2020 bei verschiedenen Berufsgruppen                                               entsprechenden Personalvorgaben, ein Drittel
der Erwachsenenpsychiatrie die Personalmindest-                                            mutmaßt, diese jedoch nur teilweise zu erreichen.
vorgaben erreichen werden. Erneut wurden sie                                               14 % der Häuser gibt an, diese nicht erreichen zu
gebeten, die Anrechnung von Berufsgruppen und                                              können.
Ausnahmetatbeständen bei der Antwort zu be-
rücksichtigen.                                                                             Beim therapeutischen Personal sehen die Kliniken
                                                                                           die geringsten Probleme der Vorgabenerfüllung
Der Anteil der Kliniken, denen keine Einschätzung                                          bei den Psychologen. So rechnet knapp drei
möglich war, lag bei den einzelnen Berufsgruppen                                           Viertel der Häuser damit, die Personalmindestvor-
bei 7-8 %. Einzige Ausnahme stellten die Sprach-                                           gaben überwiegend oder ganz zu erreichen. Je
heiltherapeuten bzw. Logopäden dar, bei denen                                              gut 60 % der Kliniken schätzt dies entsprechend
knapp ein Viertel der Häuser keine Beurteilung                                             bei den Sprachheiltherapeuten bzw. Logopäden 3
abgeben konnte oder wollte.                                                                und den Bewegungstherapeuten bzw. Physiothe-
                                                                                           rapeuten ein.

3
    Bei den Sprachheiltherapeuten bzw. Logopäden machte nur ein Drittel der Krankenhäuser Angaben zur Erreichbarkeit der Personalmindestvorgaben.

                                                                 DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020                    25
4. Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL)

 Gleichwohl mutmaßt auch gut ein Viertel der Häuser, die Personal-
 mindestvorgaben bei den Sprachheiltherapeuten bzw. Logopäden
 nicht erzielen zu können.

 Über die Hälfte der Kliniken erwartet im 1. Quartal 2020 eine über-
 wiegende oder komplette Erreichung der Personalmindestvorgaben
 bei den Sozialarbeitern bzw. Sozialpädagogen sowie den Spezial-
 therapeuten. Jedoch gut ein Zehntel rechnet nicht damit, die Perso-
 nalmindestvorgaben auch bei Anrechnung der Berufsgruppen und
 Ausnahmetatbestände erreichen zu können. (Abb. 15).

 Abb. 15 Erreichbarkeit der Personalmindestvorgaben nach Be-
 reichen im ersten Quartal 2020 bei den folgenden Berufsgruppen
 der Erwachsenenpsychiatrie. (Krankenhäuser in %)

     Werden wir überwiegend oder ganz erreichen              Werden wir teilweise erreichen    Werden wir nicht erreichen

 Psychologen                                                            72                                24             4

 Sprachheiltherapeuten /                                             63                        9           28
 Logopäden

 Bewegungstherapeuten /
 Physiotherapeuten                                                 61                               26              13

 Sozialarbeiter /
 Sozialpädagogen
                                                                 58                                26           16

 Spezialtherapeuten                                             55                                 32               13

 Ärzte                                                          54                             33                14

 Pflegefachpersonen                                        43                             35                   22

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26        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
5 QUALITÄTSMANAGEMENT
5.1 Qualitätsstrategie

Das Qualitätsmanagement bzw. die Umsetzung zielgerichteter Maßnahmen des Qualitäts-
managements erfordern eine entsprechende strategische Ausrichtung. Deswegen sollten
die Krankenhäuser angeben, inwieweit das Qualitätsmanagement Teil der Unternehmens-
strategie, des Leitbildes oder der jährlichen Planung ist. Die diesbezüglichen Häufigkeitsver-
teilungen können der Abb. 16 entnommen werden.

Demnach ist das Qualitätsmanagement in den Psychiatrien eindeutig von strategischer Rele-
vanz. In den meisten Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien ist das Qualitätsmanagement
ausdrücklich als Wert oder Ziel im Leitbild verankert und eine Qualitätsstrategie schriftlich
festgelegt.

                                   DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020   27
5. Qualitätsmanagement

 Abb. 16 Qualitätsstrategie (Krankenhäuser in %)
     Einrichtungspsychiatrien
     Abteilungspsychiatrien

 Verankerung des QM als                                                                              85,5
 Wert/Ziel im Leitbild des KH
                                                                                                   82,5

 Schriftlich festgelegte                                                                               88,9
 Qualitätsstrategie
                                                                                                   82,5

 Jahresplanung für QM des KH
                                                                                                  80
 insgesamt
                                                                                                              97,5

 Jahresplanung für QM speziell                                                          66,7
 für Versorgung psychiatrischer
 Patienten                                                                 43,6

 Geschäftsführung als Mitglied
                                                                                                            92
 der Steuerungsgruppe für
 das QM                                                                                             84,2

                                    © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

 Auch eine Jahresplanung für das Qualitätsmana-               Die strategische Relevanz des Qualitätsmanage-
 gement des Krankenhauses insgesamt ist in den                ments lässt sich auch an der Einbindung der Ge-
 meisten Häusern Standard. Weniger verbreitet ist             schäftsführung ablesen, etwa im Rahmen einer
 eine spezifische Jahresplanung für das Qualitäts-            (projektübergreifenden) Steuerungsgruppe für
 management zur Versorgung psychiatrischer oder               das Qualitätsmanagement. In jeweils rund 90 %
 psychosomatischer Patienten. 67 % (Einrichtungs-             der Einrichtungs- und Abteilungspsychiatrien ist
 psychiatrien) bzw. 44 % (Abteilungspsychiatrien)             die Geschäftsführung Mitglied einer solchen
 führten hier entsprechende Planungen an.                     Steuerungsgruppe.

28       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
5.2 Qualitätsziele

Die Frage, ob und wieweit das Qualitätsmanagement in der Kran-
kenhausorganisation systematisch umgesetzt ist, lässt sich auch
daran ablesen, dass es Gegenstand eines kontinuierlichen Verbes-
serungsprozesses ist. Eine hohe Systematik bei diesem Thema wird
demnach durch eine strukturierte Planung, Umsetzung, Evaluation
und Weiterentwicklung von Maßnahmen und Projekten des Quali-
tätsmanagements erzielt. Somit kann überprüft werden, inwieweit
die strategischen und operativen Ziele einschlägiger Maßnahmen
auch tatsächlich erreicht wurden.

Ausgangspunkt des Prozesses bildet die Festlegung verbindlicher
Ziele, sei es für das Krankenhaus insgesamt, sei es speziell für die
Versorgung psychiatrischer oder psychosomatischer Patienten.
Jeweils rund drei Viertel der Einrichtungs- und Abteilungspsychia-
trien formulieren demnach jährlich messbare Qualitätsziele für das
Krankenhaus insgesamt. Jährlich messbare Qualitätsziele zur Versor-
gung psychiatrischer oder psychosomatischer Patienten legen 63 %
der Einrichtungspsychiatrien und 36 % der Abteilungspsychiatrien
fest (Abb. 17).

Abb. 17 Qualitätsziele (Krankenhäuser in %)

   Einrichtungspsychiatrien
   Abteilungspsychiatrien

Jährlich messbare Qualitätsziele für                                                       63
das Krankenhaus insgesamt
                                                                          35,9

Jährlich messbare Qualitätsziele                                                                      79,6
speziell für Versorgung psychiatri-
scher /psychosomatischer Patienten                                                                74,4

                                       © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

                                        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020      29
5. Qualitätsmanagement

 Befragungsteilnehmer mit einer spezifischen Zielplanung sollten
 angeben, inwieweit sie Gegenstand eines kontinuierlichen Verbes-
 serungsprozesses ist. In fast allen entsprechenden Häusern findet
 eine systematische Überprüfung der Erreichung von Qualitätszie-
 len speziell für die Versorgung psychiatrischer oder psychosomati-
 scher Patienten standardmäßig (75 %) oder häufig (19 %) statt.

 Mit Blick auf die Ableitung gezielter Verbesserungsmaßnahmen aus
 der Überprüfung resultierten vergleichbare Ergebnisse (Abb. 18).

        Abb. 18 Überprüfung der Qualitätsziele (Krankenhäuser in %)

            Standardmäßig           Häufig        Manchmal       Nie

                                             75                                      19         6    0
       Systematische Überprüfung der Qualitätsziele speziell für die
       Versorgung psychiatrischer/psychosomatischer Patienten

                                        63                                  21            15         2
       Gezielte Ableitung von (weiteren) Verbesserungsmaßnahmen
       aus der Überprüfung von Qualitätszielen

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                                             5.3 Instrumente des Qualitätsmanagements

                                             Der Umsetzungsstand des Qualitätsmanagements lässt sich auch
                                             daran messen, inwieweit einschlägige Maßnahmen und Instrumente
                                             des Qualitätsmanagements im Krankenhaus Anwendung finden.
                                             Dabei handelt es sich weniger um spezifische Verbesserungsmaß-
                                             nahmen für bestimmte Qualitätsprobleme, als um Werkzeuge, die
                                             problemunabhängig oder -übergreifend zur Verbesserung von
                                             Strukturen, Prozessen und Ergebnisse der stationären Versorgung
                                             genutzt werden können.

30        DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Über Art und Häufigkeit von exemplarisch ausge-                 größte Verbreitung, bei den mitarbeiterorientier-
wählten Instrumenten des Qualitätsmanagements                   ten Maßnahmen sind es die Teamsupervision bzw.
informieren Abb. 19 und 20. Die Erhebungsergeb-                 das Teamcoaching, standardisierte Mitarbeiterbe-
nisse belegen insgesamt einen sehr hohen Ver-                   fragungen, das Training von Führungskräften zur
breitungsgrad dieser Instrumente.                               Führungskräfteentwicklung und das betriebliche
                                                                Vorschlagswesen, also ein strukturiertes Vorgehen
Bei den patientenorientierten Maßnahmen haben                   zur Erfassung und Umsetzung von Vorschlägen
demnach das Patientenbeschwerdemanagement                       und Ideen der Mitarbeiter zu Qualitätsverbesse-
und standardisierte Patientenbefragungen die                    rungen (Abb. 19).

     Abb. 19 Patienten- und mitarbeiterorientierte Instrumente
     des Qualitätsmanagements (Krankenhäuser in %)

          Standardmäßig           Häufig           Manchmal         Nie

                                            70                                             12             15            3
     Standardisierte Patientenbefragungen

                                  54                                      11                    30                      5
     Standardisierte Mitarbeiterbefragungen

                                  54                                      11                    30                      5
     Standardisierte Einweiserbefragungen

                                                     84                                                   11            5
     Patientenbeschwerdemanagement

                                       59                                   5              24                      12
     Betriebliches Vorschlagswesen

                            46                                       21                           31                        2
     Training von Führungskräften

                                            71                                                   20                 9
     Teamsupervision/Teamcoaching

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5. Qualitätsmanagement

 Unter den organisatorischen Instrumenten des                Auch weitere Standardinstrumente des Qualitäts-
 Qualitätsmanagements kommen insbesondere                    managements, wie Behandlungspfade (Clinical
 evidenzbasierte Leitlinien flächendeckend und               Pathways), systematische Problem- und Prozess-
 regelmäßig zum Einsatz. Das klinische Risikoma-             analysen, Qualitätszirkel bzw. Qualitätsverbesse-
 nagement ist über ein internes Critical Incident            rungsprojekte nach dem PDCA-Zyklus für spezifi-
 Reporting System (CIRS) bzw. ein krankenhaus-               sche Fragestellungen und Probleme, finden mehr
 übergreifendes CIRS sowie über Fehlerursachen-              oder weniger breite Anwendung (Abb. 20).
 analysen etabliert.

 Abb. 20 Organisatorische Instrumente des Qualitätsmanagements (Krankenhäuser in %)

     Standardmäßig           Häufig          Manchmal        Nie

                  30                                28                              34                       8
       Systematische Problem- und Prozessanalysen

                          41                                 22                        26                11
       Qualitätsverbesserungsprojekte mit PDCA-Zyklus

                           43                                18                        30                    9
       Qualitätszirkel

                       38                               17                   25                         21
       Schriftlich fixierte Behandlungspfade

                                        64                                             26                 10
       (Evidenzbasierte) Leitlinien

                                        65                                        12               17            5
       Krankenhausinternes CIRS

                           43                            8          16                        34
       Krankenhausübergreifendes CIRS

                        39                                   25                             33                   3
       Fehlerursachenanalysen

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32       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Das Qualitätsmanagement ist grundsätzlich auf          ist, den Selbsteinschätzungen der Befragungsteil-
einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung        nehmer zufolge, überwiegend der Fall. 84 % der
ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund wurden die        psychiatrischen Einrichtungen gaben an, dass sie
teilnehmenden Krankenhäuser befragt, inwieweit         ihre Maßnahmen und Instrumente des Qualitäts-
sie ihre Maßnahmen und Instrumente des Quali-          managements standardmäßig (59 %) oder häufig
tätsmanagements systematisch überprüfen. Dies          überprüfen (Abb. 21).

Abb. 21 Systematische Überprüfung von Maßnahmen/Instrumenten des QM? (Krankenhäuser in %)

                                   2,3 Nie

                                                                       13,6 Manchmal

 59,1   Standardmäßig                                                         25 Häufig

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                                     DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020       33
5. Qualitätsmanagement

 5.4 Qualitätsbewertungen

 Qualitätsbewertungen bezeichnen interne oder             Exzellenz-Modelle sind ganzheitliche Ansätze zur
 externe Bewertungen der Qualität bzw. des Quali-         Beschreibung und Erreichung einer hervorragen-
 tätsmanagements einer Einrichtung gemäß einem            den Unternehmensorganisation. Hier ist das Modell
 standardisierten Vorgehen.                               der European Foundation of Quality Management
                                                          (EFQM) der vorherrschende Ansatz.
 Bei den freiwilligen Verfahren der Qualitätsbewer-
 tung sind insbesondere vier zentrale Ansätze zu          Bei den peer reviews handelt es sich um externe
 unterscheiden: allgemeine und krankenhausspezi-          Audits durch Fachkollegen aus anderen Einrich-
 fische Zertifizierungsverfahren, Exzellenz-Modelle       tungen. Im Unterschied zu den Zertifizierungsver-
 und peer reviews.                                        fahren steht hier weniger die Qualitätsprüfung als
                                                          die fachliche Beratung im Mittelpunkt.
 Mit dem Verfahren zur Kooperation für Qualität
 und Transparenz (KTQ) hat sich mittlerweile ein          Abb. 22 zeigt, welche Qualitätsbewertungen in
 krankenhausspezifisches Zertifizierungsverfahren         den psychiatrischen Einrichtungen insgesamt seit
 etabliert. Das in Deutschland vorherrschende             dem Jahr 2017 durchgeführt worden sind. Auf-
 allgemeine Zertifizierungsverfahren bildet die           fallend ist bei allen erfassten Verfahren der hohe
 Zertifizierung nach der DIN ISO.                         Anteil an fehlenden Werten.

34       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
Ggf. signalisiert dies eine schwindende Bedeutung                                            Etwa jede dritte psychiatrische Einrichtung (28 %)
dieser Bewertungsverfahren, wenn ihre Verbrei-                                               hatte seit dem Jahr 2017 eine Zertifizierung nach
tung intern nicht durchgängig bekannt ist.                                                   KTQ / pcc. Verglichen damit spielt eine Selbst- oder
                                                                                             Fremdbewertung nach dem EFQM-Modell keine
In den psychiatrischen Einrichtungen sind Quali-                                             Rolle in der Psychiatrie. Nur 4 % der Befragungsteil-
tätsbewertungen bzw. Zertifizierungen nach der                                               nehmer nutzen diesen Ansatz.
DIN ISO, relativ gesehen, am weitesten verbreitet.
In etwa jeder zweiten psychiatrischen Einrichtung                                            Weiter verbreitet sind externe Audits oder Zerti-
(55 %) kommen sie zum Einsatz. 4                                                             fizierungen durch Fachgesellschaften. In jeder
                                                                                             fünften psychiatrischen Einrichtung werden ent-
                                                                                             sprechende peer reviews durch Fachkollegen
                                                                                             durchgeführt.
Abb. 22 Qualitätsbewertungen seit 2017
(Psychiatrische Einrichtungen in %)

        Ja               Nein                 Keine Angaben

		KTQ / pcc                                                                 28                                  33                                        39

		DIN ISO                                                                                   55                                            23                   22

		EFQM                                                         4                           44                                                      52

Externe Audits / Zertifizierungen
durch psychiatrische / psychoso-                                       20                             32                                              48
matische Fachgesellschaften

                                                              © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

4
    Im Unterschied etwa zur KTQ-Zertifizierung ist bei der DIN ISO-Zertifizierung allerdings eine Beschränkung auf ausgewählte Betriebsbereiche möglich
    (z. B. Labor, Radiologie). Deswegen können sich die Antworten hier auch auf Teilzertifizierungen einzelner Krankenhausbereiche beziehen.

                                                                    DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020                                 35
6 FIXIERUNGEN
 Fixierungen stellen die ultima ratio in der psychiatrischen Be-
 handlung dar. Aufgrund der damit verbundenen freiheitsent-
 ziehenden Maßnahmen werden hohe Anforderungen an die
 Anordnung und Durchführung solcher Maßnahmen gestellt.

                                     Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat sich im Rahmen seines
                                     Urteils vom 24. Juli 2018 (Az.: 2 BvR 309/15, 2 BvR 502/16) mit den
                                     Anforderungen an die 5-Punkt- / 7-Punkt-Fixierung von Patienten
                                     in der öffentlich-rechtlichen Unterbringung auseinandergesetzt.
                                     Wesentliche Aussagen sind: „Die Fixierung eines Patienten stellt einen
                                     Eingriff in dessen Grundrecht auf Freiheit der Person (Art. 2 Abs. 2 Satz
                                     2 i.V.m. Art. 104 GG) dar … Sowohl bei einer 5-Punkt- als auch bei einer
                                     7-Punkt-Fixierung von nicht nur kurzfristiger Dauer handelt es sich um
                                     eine Freiheitsentziehung im Sinne des Art. 104 Abs. 2 GG …“

                                     Daraus folgt dann: „Aufgrund ihrer besonderen Eingriffsintensität ist die
                                     nicht nur kurzfristige Fixierung sämtlicher Gliedmaßen auch im Rahmen
                                     eines bereits bestehenden Freiheitsentziehungsverhältnisses als eigen-
                                     ständige Freiheitsentziehung zu qualifizieren, die den Richtervorbehalt
                                     des Art. 104 Abs. 2 Satz 1 GG abermals auslöst.“ Im Urteil wurden da-
                                     mit die nicht nur kurzzeitigen Fixierungen sowie – daraus folgend –
                                     andere freiheitsentziehenden Maßnahmen an einen Richtervor-
                                     behalt gebunden: „Gemäß Art. 104 Abs. 2 Satz 1 GG hat über die
                                     Zulässigkeit und Fortdauer einer Freiheitsentziehung nur der Richter zu
                                     entscheiden. Zu dem Begriff ‚Entscheidung‘ gehört, dass der Richter in
                                     vollem Umfang die Verantwortung für die Maßnahme übernimmt.“

                                     Im Rahmen des PSYCHiatrie Barometers sollten die Krankenhäuser
                                     Auskunft darüber geben, wie sie mit den durch das Bundesverfas-
                                     sungsgericht gestellten Anforderungen zurecht kommen.

36     DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
6.1 Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit des Urteils
    des Bundesverfassungsgerichts

Die Vorgaben, die das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil
vom 24. Juli 2018 gemacht hat, müssen von den Krankenhäusern
umgesetzt werden. Die Häuser wurden deshalb gefragt, ob sie die
seitens des BVerfG getroffenen Feststellungen und Anforderungen
für in der Praxis im Allgemeinen als praxistauglich und umsetzbar
halten. Mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser halten die Vorgaben
für praxistauglich und umsetzbar (Abb. 23).

Abb. 23 Können die vom BVerfG getroffenen                      Ja             Nein
Feststellungen /Anforderungen in der Praxis im
Allgemeinen als praxistauglich und umsetzbar
                                                              69,8            30,2
bezeichnet werden? (Krankenhäuser in %)

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6. Fixierungen

 Fast drei Viertel (73 %) der Einrichtungspsychiatrien      Der Großteil der Krankenhäuser sah und sieht für
 waren dieser Auffassung. Bei den Abteilungspsychia-        sich daher keine starken Einschränkungen in ihrem
 trien sahen dies zwei Drittel (66 %) genauso.              therapeutischen Handlungsspielraum bei ver-
                                                            schiedenen freiheitsbeschränkenden Maßnahmen
 Für rund 62 % der Häuser ergaben sich durch                (Abb. 25).
 das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes keine
 wesentlichen Änderungen, weil sie schon vor                Das betrifft insbesondere das Festhalten (93 %)
 Ergehen der Entscheidung die Anforderungen                 und die Isolierung (88 %) von Patienten. Jeweils
 eingehalten haben (Abb. 24).                               mehr als drei Viertel der Krankenhäuser sehen
                                                            weder bei der Anordnung von Fixierungen, noch
 Unter den 38 % der Krankenhäuser, die nach der             bei der Verabreichung von Medikation als Notfall-
 Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes                maßnahme stärkere Einschränkungen (Abb. 25).
 ihre Vorgehensweise ändern mussten, waren
 häufiger Abteilungspsychiatrien als Einrichtungs-          Die Abteilungspsychiatrien sehen bei allen vier
 psychiatrien zu finden. Während rund 46 % der              genannten Maßnahmen zum Teil deutlich weniger
 Abteilungspsychiatrien die neuen Vorgaben um-              Einschränkungen als die Einrichtungspsychiatrien.
 setzen mussten, waren es ein Drittel der Einrich-
 tungspsychiatrien.

 Abb. 24 Wurden die Anforderungen von Ihrem
 Haus /Ihrer Einrichtung ohnehin – auch schon
 vor Ergehen der Entscheidung – eingehalten?
 (Krankenhäuser in %)

                                                     Ja             Nein
                                                    61,6            38,4

                                              © Deutsches Krankenhausinstitut 2020

38       DEUTSCHES KRANKENHAUSINSTITUT I PSYCHIATRIE BAROMETER 2019/2020
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