Rabenkrähe (Corvus corone corone)
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Rabenkrähe (Corvus corone corone) Intelligenter Profiteur der Zivilisationslandschaft R abenkrähen (Corvus corone corone) und ihre Artgenossen östlich der Elbe, die FOTO: HANS-JOACHIM FÜNFSTÜCK / PICLEASE Nebelkrähen (Corvus corone cornix), zusammen als Aaskrähen bekannt, sind intelligente Nahrungsgeneralisten, die durch die Flächennutzungen in unseren Kulturlandschaften erheblich begünstigt werden und naturgemäß auf viele Verlierer des Kulturlandschaftswandels zusätzlichen Druck ausüben. Sie bilden in ihren Kontakt- Auf einen Blick bereichen fertile Hybriden. (vgl. Barthel & Helbig 2005, Risch & Andersen 1998). Es geht nicht darum, die alleinige Schuld am Rückgang bestimmter Arten den 45 bis 50 cm Länge Rabenkrähen zuzuschreiben. Vielmehr gilt es, zu erkennen, dass wir in naturnahen Landschaften keine Rabenkrähen-Diskussionen hätten, weil sie dort in geringeren 400 bis 700 g Populationsdichten vorhanden wären. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es wichtig, die ökologische Rolle dieser Gewinner des Kulturlandschaftswandels vorurteilsfrei unter wechselnden Randbedingungen in ihrer Wirkung auf unterschiedliche Populationen März bis Mai, rund drei Wochen und Nahrungsnetze zu bestimmen. Dazu sind nachprüfbare Populationsdaten zwin- gend erforderlich. Vier bis sechs Eier Der „German Common Bird Census“ (Schwarz & Flade 2000; vgl. auch Mitschke Unterliegt dem Jagdrecht, et al. 2000, Witt 1997, Würfels 1994) analysierte die Bestandsveränderungen häu- Jagdzeit in Bayern 16.10. – 15.1.; figer Vogelarten seit 1989 und stellte fest, dass die Population der Rabenkrähe einen VSRL Anh. IIB fast kontinuierlichen Anstieg zeigt. Natürlich sagen solche Zahlen nur wenig über die von Rabenkrähen ausgehenden „Wirkungen“. Die einfachen Korrelationsrechnungen RL *; sh „Mehr Rabenkrähen = weniger Rotkehlchen, Bodenbrüter oder Junghasen“ sind genauso falsch, wie die häufig zu hörenden Behauptungen, dass die Zunahme von Elstern und Rabenkrähen keinen Einfluss auf Singvogelpopulationen besäße. Prädation ist ein wichtiger Antrieb der Selektion. Zuviel Prädation ist jedoch für die Verlierer des Kulturlandschaftswandels tödlich. Prädatoren-Reduktions- (vgl. u. a. Tapper et al. 1996) und Nestprädations- Experimente (vgl. u. a. Mordass 1994, Schaum 1997) zeigten, dass intelligente Corviden ein erhebliches Problem für eine Vielzahl von Bodenbrütern und Jungtieren von Niederwildarten darstellen können. Unbestritten ist aber auch, dass insbesondere die nächtliche Prädation durch Haarraubwild (u. a. Fuchs, Steinmarder, Hermelin, Iltis) und räuberische Kleinsäuger (u. a. Wanderratten, Igel, Mäusearten) von noch größerer Bedeutung sein kann. Seite 146 Landesjagdverband Bayern
Rabenkrähe Es ist unbestritten, dass in „massiv umgestalteten Landschaften Rabenvögel ge- schwächte Populationen anderer Arten weiter dezimieren“ (vgl. Mäck et al. 1999). Nahrungsgeneralisten werden in ihrer Abundanz nicht von seltenen Beutetieren be- stimmt; deshalb können sie in ausgeräumten Landschaften, wo sie sich von anderen Biota hauptsächlich ernähren, für seltene oder selten gewordene Beutetiere lokale Elimination und Extinktion bewirken. So betrachtet stellt die Bejagung von Rabenkrähen und Elstern auch für Bodenbrü- ter und das Niederwild ein geringeres ökosystemares Risiko dar als ihre Nichtbejagung (Müller 2009). Die Rabenkrähe ist flächendeckend in Bayern Brutvogel. Die territorialen Rabenkrähen, deren Dichte auch von innerartlicher Konkurrenz, insbesondere durch Nestprädation, mitgeregelt wird, bauen ihr Nest vorwiegend an Waldrändern und in Feldgehölzen. Neben den Brutpaaren besiedeln auch Nichtbrüter- und Junggesellenschwärme die freie Landschaft und erhöhen den Prädationsdruck. Die Brutzeit der vier bis sechs Eier dauert ca. drei Wochen. Anschließend werden die Jungvögel noch weitere drei Wo- chen gefüttert, bevor sie flügge werden. FOTO: SVEN HERZOG Nebelkrähe Wildtiermonitoring 2021 Seite 147
QUELLE: BAYSTMELF; GRAFIK: TAUSENDBLAUWERK 020 2019/2 019 2018/2 018 2017/2 017 2016/2 016 2015/2 015 2014/2 014 2013/2 013 2012/2 012 2011/2 011 2010/2 010 2009/2 009 2008/2 008 2007/2 007 2006/2 006 2005/2 005 2004/2 004 2003/2 003 2002/2 002 2001/2 001 2000/2 000 Rabenkrähenstrecken in Bayern 1999/2 999 1998/1 998 1997/1 997 Landesjagdverband Bayern 1996/1 996 1995/1 995 1994/1 994 1993/1 993 1992/1 992 1991/1 991 1990/1 80000 70000 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 INDIVIDUEN Rabenkrähe Rabenkrähenstrecken in Bayern 2009 – 2020 Seite 148
Erfurt ! Rabenkrähe Würzburg Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband DATENQUELLE: BAYERISCHER JAGDVERBAND; KARTENGRUNDLAGEN: ESRI; TSCHECHIEN: OPENSTREETMAP, ODBL 1.0; BEARBEITUNG: REGINA GERECHT (BJV) ! Gemeldete Rabenkrähen-Vorkommen 2019 A ! Prag ! Stuttgart Bayreuth ! ! Würzburg ! Pilsen ! Ansbach ! Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! Stuttgart ! Landshut ! Augsburg ! Vaduz ! München ! Salzburg ! Rabenkrähe 2019 Vaduz kein Nachweis ! 0 25 50 75 100 km N keine Angabe dverband Wildtiermonitoring 2021 Seite 149
Rabenkrähe Zum Nach- und Weiterlesen Barthel, P.; Helbig, A. Artenliste der Vögel Mitschke A.; Garth, S.; Mulsow, R. Langfristige Tapper, S.; Potts, G.; Brockless, M. The effect on an Deutschlands. Limicola 19, 2005 Bestandstrends von häufigen Vögeln in Hamburg. experimental reduction in predation pressure on the Vogelwelt 121, 155–164, 2000 Mordass, C. breeding success and population density of the grey Bayne, E.; Hobson, K. Comparing the effects Experimentelle Untersuchung zum Bruterfolg von partridges Perdix perdix. Journal of Applied Ecolog of landscape fragmentation by forestry and Bodenbrütern unter Einfluss von territorialen Corvus 33, 965–978, 1996 agriculture on predation of artifical nests. corone. Diplomarbeit, Institut für Biogeographie, Conservation Biology 11, 1418–1429, 1997 Universität des Saarlandes, Saarbrücken, 1994 Witt, K. On the abundance of magpie Pica pica during breeding and winter season in Berlin. Acta Goodwin, D. Crows of the world. St. Edmunds- Müller, P. Die Zukunft der Jagd & die Jäger der Ornithologica 32, 1121–1126, 1997 bury Press, Suffolk, 1986 Zukunft. Neumann-Neudamm, Melsungen, 2009 Würfels, M. Siedlungsdichte und Beziehungsgefüge Göransson, G.; Lomann, J. Does removal of Risch, M.; Andersen, L. Selektive Partnerwahl der von Elster, Rabenkrähe und Habicht 1992 im preeding crows increase pheasant production – Aaskrähe (Corvus corone) in der Hybridisierungszone Stadtgebiet von Köln. Charadrius 30, 94–103, 1994 an experiment. 14.Congress of Game Biologists, von Rabenkrähe (C.c.corone) und Nebelkrähe Dublin, 1979 (C.c.cornix). Journal für Ornithologie 139, 173–177, 1998 Hoi, H.; Winkler, H. Feinddruck auf Bodennes- ter. Effekte der Habitatkomplexität. Journal für Savidge, J.; Seiber, F. An infrared trigger and camera Ornithologie 132, 215–217, 1991 to identify predators at artificial nests. Journal of Wildlife Management 52, 291–294, 1988 Mäck, U.; Jürgens, U.; Jürgens, M.-E. Aaskrähe, Elster und Eichelhäher in Deutschland. BfN- Schaum, S. Freilandbeobachtungen an Corviden Schriften, Landwirtschaftsverlag Münster, 1999 im nördlichen Saarland. Diplomarbeit, Institut für Biogeographie, Universität des Saarlandes, Mäck, U.; Jürgens, M.-E.; Boye, P.; Haupt, H. Saarbrücken, 1997 Aaskrähe (Corvus corone), Elster (Pica pica) und Eichelhäher (Garrulus glandarius) in Schwarz, J.; Flade, M. Ergebnisse des DDA- Deutschland. Betrachtungen zu ihrer Rolle im Monitoringprogramms. Teil I: Bestandsänderungen Naturhaushalt sowie zur Notwendigkeit eines von Vogelarten der Siedlungen seit 1989. Vogelwelt Bestandsmanagements. Natur und Landschaft 121, 87–106, 2000 74, 485–493, 1999 Tapper, S., Potts, G.; Brockless, M. The Salisbury Plain predation experiment: the conclusion. The Game Conservancy Review 22, 87–91, 1991 Seite 150 Landesjagdverband Bayern
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