Religion im Dialog Lehrerband - Klasse 5/6

Die Seite wird erstellt Stefan-Nikolai Decker
 
WEITER LESEN
Religion im Dialog Lehrerband - Klasse 5/6
Religion
                                                                                            im Dialog
                                                                                            Klasse 5/6

                                                                                            Lehrerband

                                               Religion im Dialog Klasse 5/6 – Lehrerband

          ISBN 978-3-525-90061-1

          9 783525 900611

UMS_Bürig-Heinze_978-3-525-90061-1.indd 1,3                                                             02.04.20 15:50
Religion im Dialog Lehrerband - Klasse 5/6
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

 © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog Lehrerband - Klasse 5/6
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

 © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

Religion im Dialog
Klasse 5/6

Lehrerband
von
Susanne Bürig-Heinze
Rainer Goltz
Christiane Rösener
Beate Wenzel

unter Mitarbeit von Jan Bartels, Sebastian Hennig und Ina Teigler

mit einem Vorwort von Christina Kalloch

Vandenhoeck & Ruprecht

                                   © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
                                  ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

Mit 86 Abbildungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über https://dnb.de abrufbar.

© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen
bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Satz: SchwabScantechnik, Göttingen

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com

ISBN 978-3-525-90061-1

                                              © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
                                             ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

                                                                                                                  Religion im Dialog

Inhalt

Vorwort (Christina Kalloch) … 6
Einführung: Religion im Dialog … 7
Die Autorinnen und der Autor … 10

Der Mensch und seine Religion (Rainer Goltz) … 11                      M5 Bilaal Rajan: »Together we can make a difference in
M1 Grafische Übersicht über das Kapitel … 16                              the world.« … 59
M2 Für die Aufgabe auf S. 10 … 17                                      M6 Die Vorgeschichte Enaiats … 60
M3 Expertentext für S. 10/11 … 18                                      M7 Aufbruch in die Türkei … 61
M4 Schaubild für S. 11, Aufgabe 1 … 19                                 M8 Krokodile im Meer? … 62
M5 Hilfekarte für S. 12/13, Aufgabe 1 … 20
M6 Für S. 16/17, Aufgabe 1 … 21                                        Wer war eigentlich Jesus (Christiane Rösener)? … 63
M7 Zielscheibe für S. 16/17, Aufgabe 2 … 22                            M1 Landkarte: Die Zeit Jesu … 67
M8 Differenzierungsmaterial für S. 20/21 … 23                          M2 War Jesus Jude? … 68
M9 Placemat für S. 22/23 … 24                                          M3 Landkarte: Das Römische Reich … 69
M10 Venn-Diagramm für S. 24/25, Aufgabe 1 … 25                         M4 Pharisäer, Zelot und Sadduzäer … 70
M11 Religiöse Symbole, S. 26/27 … 26                                   M5 Bildmeditation zu Sieger Köders »Das Mahl« … 71
                                                                       M6a Der göttliche und menschliche Jesus … 72
Menschen erzählen von ihren Erfahrungen mit Gott                       M6b Die menschliche und göttliche Maria … 73
(Susanne Bürig-Heinze) … 27
M1 Das griechische Alphabet … 30                                       Gott und der Mensch (Rainer Goltz) … 74
M2 Pflanzen der Bibel … 31                                             M1 Mindmap … 78
M3 Biblische Personen stellen sich vor … 34                            M2 Kinder zeichnen ihre Gottesvorstellung … 79
M4a Rut kommt nach Israel (Rut 1 und 2) … 35                           M3 Hilfekarten für S. 103, Aufgabe 2 … 80
M4b David und Goliat (1. Samuel 17,1–18,5) … 36                        M4 Kurzreferat: »Steckbrief einer Gottheit« … 81
M4c Die vier Freunde (Markus 2,1–12) … 38                              M5 Gruppenarbeit: S. 105, Aufgabe 3 … 82
M4d Die Geschichte vom barmherzigen Vater                              M6 Wie kann Gott den Menschen Kraft geben? … 84
(Lukas 15,11–32) … 39                                                  M7 Alternative zu S. 109, Aufgabe 1 … 85
                                                                       M8 Wovon befreit uns Gott? … 86
Der Mensch und die Schöpfung                                           M9 Darf man auch im Judentum Gott anklagen? … 87
(Susanne Bürig-Heinze, Ina Teigler) … 41
»Der Mensch und die Schöpfung« – Eine Unterrichts-                     Was ist mir heilig? (Beate Wenzel) … 88
sequenz aus dem Lehrwerk »Religion im Dialog« für die                  M1 Was mir an meiner Religion heilig ist … 94
Jahrgänge 5/6 mit Hinweisen für einen inklusiven Unter-                M2 Ehrfurcht vor dem Leben … 95
richt … 43                                                             M3 Heil-Sätze … 96
M1 Öfen für Afrika – in vereinfachter Sprache … 46                     M4 Mose am Dornbusch … 97
Ich habe Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf                     M5 Evangelische Kirchen – katholische Kirchen … 98
geistige Entwicklung in der Klasse! – Was bedeutet                     M6 Was also ist die Zeit? … 99
das? … 47                                                              M7 Michal Karcz, Ultima Thule … 100

Sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit                           Wie sähe eine perfekte Welt aus? (Rainer Goltz) … 101
(Rainer Goltz, Susanne Bürig-Heinze, Beate Wenzel) … 48                M1 Für den Galeriegang … 104
M1 Diagnoseaufgabe … 55                                                M2 Hilfekarten für S. 139, Aufgabe 1 … 105
M2 Differenzierung für S. 60 … 56                                      M3 Für S. 143, Aufgabe 1 … 106
M3 Zur Sicherung der behandelten Positionen, S. 63 … 57                M4 Plant-for-the-Planet … 107
M4 Martin Luther King: »Ich habe einen Traum« … 58                     M5 Planungsbogen: »Plant-for-the-Planet« … 108

                                      © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen                                     5
                                     ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

Religion im Dialog

Vorwort

Ein neues Religionsbuch ist immer auch ein Seismograf, der              das Christentum trotz seiner Vielfalt der Konfessionen eine
Veränderungen, Erfordernisse und Herausforderungen gegen-               breite Basis besitzt, auf der gemeinsamer Unterricht stattfin-
wärtigen Religionsunterrichts aufzeichnet. Dieser hat sich ge-          den kann, verwirklicht sich im kokoRU das Gegenwartsmo-
wandelt; er ist thematisch vielfältiger geworden, bunter auch           dell schulischer religiöser Bildung, dessen Potenziale erkannt
in seinen Medien, Materialien und Methoden. Als Schulfach               und weiterentwickelt werden sollten. Durch die Öffnung der
bewegt er sich oft in Grauzonen, obwohl sein rechtlicher Sta-           Kirchen haben sich Rahmenbedingungen – wie angeglichene
tus geklärt ist: Religionsunterricht wird erteilt in Übereinstim-       Curricula und erleichterte Antragsstellung für kokoRU – ver-
mung mit den Grundsätzen der jeweiligen Religionsgemein-                bessert. Konzeptionell muss diese Form jedoch erst noch ent-
schaften und gestaltet sich auf Grundlage des Zusammen-                 wickelt und ausgestaltet werden. Dem bisher durchgeführten
wirkens von Staat und Kirche als ordentliches Lehrfach. Sein            Religionsunterricht in konfessioneller Kooperation mangelt es
rechtlicher Rahmen sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler,            an einer didaktischen Grundlegung, sodass er oft hinter sei-
die in der Regel derselben Konfession angehören, von einer              nen Zielen zurückbleiben muss. Entsprechend fehlen Bücher,
Lehrkraft unterrichtet werden, die ebenfalls dieser Konfession          die das notwendige Lernen im Dialog realisieren. Das vorlie-
angehört. Inhalte und Perspektive dieses Unterrichts werden             gende Religionsbuch Religion im Dialog kann daher durchaus
bestimmt von den Grundsätzen dieser Konfession, der die                 als Meilenstein gesehen werden. Es ist für einen Religions-
Lehrkraft und viele der Schülerinnen und Schüler angehören.             unterricht konzipiert, an dem evangelische und katholische
Eine konfessionelle Einheit von Unterrichtenden, Lernenden              Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Den evangelischen
und Lerngegenstand, wie sie vor allem die katholische Kirche            Autorinnen und Autoren ist ein Religionsbuch gelungen, mit
fordert, lässt sich heute in vielen Schulen nicht mehr aufrecht-        dem auch katholische Lehrkräfte und Kinder arbeiten können.
erhalten. Schon aus solchen ganz praktischen Erwägungen                 Auch ihre konfessionelle Perspektive kommt zum Tragen und
heraus findet vielerorts ein konfessionell-kooperativer Reli-           sie finden diese in Texten und Bildern ihres Religionsbuches
gionsunterricht (kokoRU) statt, der »evangelisch« heißt, wenn           wieder. Es ist gut, dass es diesen Band Religion im Dialog 5/6
der Unterrichtende der evangelischen Konfession angehört,               nun gibt, der nicht nur eine gegenwartsbezogene didaktische
und »katholisch«, wenn die Lehrkraft katholisch ist. Ange-              Struktur bietet und sehr ansprechend gestaltet ist, sondern
sichts einer sich verändernden Gesellschaft, die immer weni-            auch in der Arbeit mit dem Buch methodisch neue Wege
ger konfessionell geprägt ist und in der religiösen Sozialisation       aufzeigt. Religion im Dialog ermöglicht einen kokoRU, der
sich zunehmend individualisiert und durch andere Religionen             Chancen für ein christlich-ökumenisches Lernen eröffnet und
beeinflusst wird, braucht es einen Religionsunterricht, der auf         auch andere religiöse und nichtreligiöse Dialogpartner nicht
diese Situation reagiert und Orientierung gibt. KokoRU ist da-          ausblendet. Mit dem Band 5/6 wird eine Lücke gefüllt und ein
her viel mehr als ein Notfallmodell angesichts zurückgehen-             notwendiger erster Schritt vollzogen. Wünschenswert für die
der konfessioneller Beheimatung. Ein pädagogisch wie theo-              Zukunft wäre ein konfessionell gemischtes Autorenteam, das
logisch begründeter, gemeinsam von den christlichen Kirchen             das Profil dieses zeitgemäßen und angemessen mit religiöser
verantworteter und durchgeführter Unterricht eröffnet die               Pluralität umgehenden Unterrichtswerks weiter schärft. Reli-
Möglichkeit, in der Begegnung mit anderen die eigene konfes-            gion im Dialog zeigt in Mut machender Weise, wie der Dialog
sionelle Identität bewusstzumachen und zu stärken. Auch aus             im Religionsunterricht glücken kann.
diesem Grund ist ein Lernen über die anderen zunehmend
dem Modus des Lernens mit- und voneinander gewichen. Da                 Christina Kalloch

6                                         © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
                                         ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

                                                                                                                    Religion im Dialog

Einführung: Religion im Dialog

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ein neues Schulbuch – das bedeutet viele neue Materialien,             rinnen und Schüler sowie Vorschläge für eine Klassenarbeit
unverbrauchte Ideen und neue Chancen für den Unterricht                bereit. Kap. 6 (Gott und der Mensch) folgt, vergleichbar mit
mit Ihren Schülerinnen und Schülern. Ein neues Buch erfor-             Kap. 2, einem erfahrungsbezogenen Ansatz und nähert sich
dert aber auch immer Arbeit und Mühe, um die unbekannten               menschlichem Reden von Gott anhand menschlicher Grund-
Materialien und Aufgaben im eigenen Unterricht einzusetzen.            erfahrungen an. Kap. 7 (Was ist mir heilig?) als Versuch einer
Diese Mühe der Einarbeitung möchten wir Ihnen mit diesem               altersgemäßen Sensibilisierung für verschiedene Dimensio-
Lehrerband etwas erleichtern. Wir haben dazu Erläuterungen             nen des Heiligen enthält sehr konkrete Vorschläge und detail-
zu den Erkenntnisgängen jedes Kapitels, Hintergrundinfor-              lierte Impulse für die eigene Unterrichtsarbeit.
mationen, Hinweise zu den (Doppel-)Seiten, zusätzliche Ma-                 Losgelöst vom jeweiligen theologisch-didaktischen Cha-
terialien und Literaturtipps sowie wichtige Abbildungen des            rakter der einzelnen Kapitel verstehen sich die aufgezeigten
Buches zur besseren Verwendung im Klassenraum zusam-                   didaktisch-methodischen Impulse durchaus als Anregung zur
mengetragen, die Sie auf den folgenden Seiten finden werden.           Erprobung in anderen inhaltlichen Kontexten.
    Über diese vergleichbare Struktur hinaus sind die einzel-
nen Kapitel im Lehrerband, z. B. im Hinblick auf die Konkre-           Im Anschluss an diese ersten Hinweise zur unterschiedlichen
tion von Hinweisen zum unterrichtlichen Umgang mit einzel-             Schwerpunktsetzung der einzelnen Kapitel wollen wir Ihnen
nen Materialien, durchaus unterschiedlich gestaltet. Dies ist          in dieser Einleitung einige grundsätzliche Ideen nahebringen,
zum einen der jeweiligen »Handschrift« und der Arbeitsweise            die uns bei der Konzeption des Buches geleitet haben und die
der Autorinnen und Autoren geschuldet, zum anderen aber                zu verstehen uns wichtig erscheint, wenn man das Potenzial
auch dem theologisch-didaktischen Charakter der einzelnen              des Buches gut nutzen möchte. Dies tun wir anhand einiger
Kapitel, aus denen sich spezifische Konsequenzen für die Ent-          Fragen, die sich einige von Ihnen vermutlich stellen.
wicklung unterrichtlicher Perspektiven ergeben haben. So
folgt Kap. 1 (Der Mensch und seine Religion) einem kultur-             Warum heißt das Buch eigentlich »Religion im Dialog«?
hermeneutischen Ansatz und orientiert sich in der Auswahl              Religiöse Bildung muss sich in einer pluralen Gesellschaft
von Materialien und Methoden stark an Alltagsbezügen Her-              dem Dialog stellen, nur so kann sie für den Einzelnen und
anwachsender unter konsequenter Einbeziehung lebensnaher,              im Zusammenleben vieler unterschiedlicher Lebensentwürfe
moderner Medien. Dieser Ansatz prägt ebenso das abschlie-              gelingen. Deshalb hat sich diese Schulbuchreihe auch einen
ßende Kap. 8 (Wie sähe eine perfekte Welt aus?) als Möglich-           Titel gegeben, der zugleich Konzept ist: »Religion im Dialog«.
keit, unter Einbeziehung erarbeiteten Wissens konkret über             Dieser Dialog hat mehrere Dimensionen:
die eigene Zukunft nachzudenken. Kap. 2 (Menschen erzäh-                  Zunächst wird Religion im Gespräch zwischen den Gene-
len von ihren Erfahrungen mit Gott) legt entsprechend dem              rationen weitergegeben. »Wenn dein Kind dich morgen fragt«,
Grundgedanken, dass biblische Texte Niederschlag menschli-             das zentrale jüdische Motiv aus dem Deuteronomium, greift
cher Erfahrungen mit Gott sind, mit denen heutige Menschen             diese Weitergabe der Erfahrungen mit Gott, mit den Grund-
in ein Gespräch treten können, einen Schwerpunkt auf die Ge-           fragen des Lebens, mit dem, was im Leben tragen kann, auf.
staltung selbstständiger Arbeit und die Projektarbeit. Kap. 3          Weitererzählen, zuhören, nachfragen, weiterdenken, das sind
(Der Mensch und die Schöpfung) wird prominent auf die                  also grundlegende Kategorien der Vermittlung innerhalb
Arbeit in Inklusionsklassen ausgerichtet und bietet eine Viel-         einer Religion. Sie gelten für die Erschließung der biblischen
falt exemplarischer Hinweise auch für andere inhaltliche Kon-          Texte, aber auch historischer Entwicklungen sowie aktueller
texte. Kap. 4 (Sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit)           Erfahrungen und Lebensentwürfe. Für das gegenwärtige Zu-
setzt, dem Konzept einer inhaltlichen Annäherung in drei               sammenleben reicht aber das Gespräch innerhalb der eigenen
Schritten folgend, die Fokusse jeweils auf die Erarbeitung bib-        Religion nicht mehr aus. Es ist multiperspektivisch zu führen
lischer Traditionen und die Auseinandersetzung mit aktuellen           mit den anderen Konfessionen und Religionen, aber auch mit
Beispielen sowie einem biografischen Bericht. Kap. 5 (Wer war          der Wissenschaft, Kunst, Musik und Literatur, mit Nicht-Reli-
eigentlich Jesus?) stellt ein besonders vielfältiges Angebot an        giösen und mit Skeptikern. Das Eigene muss sich altersgemäß
Differenzierungsmöglichkeiten für leistungsstärkere Schüle-            profilieren, Inhalte müssen diskutiert, verändert, ggf. vertei-

                                         © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen                                    7
                                        ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

Religion im Dialog

digt werden. Manchmal muss auch Fremdes ausgehalten oder               und seiner Beziehung zu Gott. Ausgehend von der Erfahrung,
sogar zurückgewiesen werden.                                           die einzelne Menschen mit Gott machen, werden dann im
   Das alles müssen Schülerinnen und Schüler zunehmend                 zweiten Kapitel diese individuellen Erfahrungen in den Zu-
lernen, üben und immer wieder reflektieren. Und deshalb will           sammenhang der biblischen Überlieferung menschlicher Er-
dieses Schulbuch dieser dialogischen Dimension sowohl in-              fahrungen mit Gott gestellt. Als Beispiel dient hier Abraham,
haltlich als auch methodisch gerecht werden. So werden vie-            dessen Erfahrungen auf seinem Weg mit Gott sowohl nach-
le Dialogpartnerinnen und -partner aus den verschiedensten             empfunden und thematisiert werden, als auch in die Entste-
Kontexten vorgestellt und wird die Ebene der gelebten Religion         hung und Besonderheit der biblischen Überlieferung einfüh-
immer wieder zur Sprache gebracht. Ausgehend von der Le-               ren. In Kapitel drei wird schließlich der Mensch in Beziehung
benswelt der Schülerinnen und Schüler spielt in dieser Jahr-           zu Gottes Schöpfung dargestellt. Damit wird einerseits an die
gangsstufe dabei der interkonfessionelle Dialog und der mit den        Frage nach dem Menschen und nach Gott, andererseits an
Konfessionsfreien eine besondere Rolle. Dabei ist allerdings zu        die Frage nach der Besonderheit der biblischen Aussagen im
beachten, dass Heterogenität oft weniger durch die verschie-           Gegenüber zu naturwissenschaftlichen Aussagen angeknüpft.
denen Konfessionen als durch die unterschiedlichen religiösen          Dass die Beziehung zu Gott und zu seiner Schöpfung nicht
Sozialisationen begründet ist. Es werden aber auch Methoden            folgenlos bleibt, sondern in Taten zum Ausdruck kommen
vorgeschlagen, die neben der Wahrnehmung, Deutung, dem                 will, wird bereits am Ende des dritten Kapitels am Beispiel
Urteil und der Gestaltung das Dialogische in besonderer Wei-           der Brennöfen, eines Projektes in Afrika, aufgezeigt. Die-
se fördern: Das Verfassen von Antworten, die Übernahme von             se ethische Dimension rückt dann in dem vierten Kapitel in
Perspektiven, der szenische Ausdruck, Vorträge, Diskussionen,          den Vordergrund, das über die Frage nach einem gerechten
Stellungnahmen – immer steht in mündlicher oder in schrift-            Zusammenleben in das Denken und Handeln biblischer und
licher oder sogar gestalterischer Form die wechselseitige Aus-         moderner Prophetinnen und Propheten einführt, diese am
einandersetzung mit den Themen und das darüber mögliche                Beispiel eines Flüchtlingskindes konkretisiert und am Ende
Ausdifferenzieren der eigenen Haltung im Vordergrund.                  zusammenführt, wiederum auf die Frage nach dem prophe-
   Aber auch wir Herausgeberinnen und Herausgeber haben                tischen Handeln fokussiert. Da auch für Jesus Glauben und
den Dialog gesucht: Die vorgeschlagenen Erkenntniswege                 Handeln im Horizont des Gottesreiches untrennbar zusam-
und Materialien sind nicht nur untereinander vielfältig dis-           mengehören, folgt dem Prophetiekapitel das Kapitel, das in
kutiert, wir haben auch die Perspektive unserer katholischen,          das Handeln und die Vision Jesu einführt. Es schließt ab mit
jüdischen und muslimischen Beraterin und Berater eingeholt             dem Nachdenken über die göttliche und die menschliche Sei-
und eingearbeitet.                                                     te Jesu und leitet damit zum Gotteskapitel über. Dort werden
                                                                       die Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler aufgegriffen,
Inwiefern ist dieses Buch für den kompetenzorientierten                historisch eingebettet und mit unterschiedlichen biblischen
Unterricht geeignet?                                                   Erfahrungsweisen Gottes verbunden.
Kompetenzorientierung ist der Rahmen, in dem sich jedes ak-                Das Kapitel »Heilig« greift die Gottesthematik insofern auf,
tuelle Schulbuch zu bewegen hat. Und selbstverständlich tun            als Gott und Gotteserfahrungen nicht nur in biblischem Kon-
wir dies auch. Mit unseren Materialien und Aufgaben wollen             text, sondern auch in der Vorstellung heutiger Menschen in
wir auf verschiedene Weise die religiöse Wahrnehmung und               besonderer Weise mit dem Attribut »heilig« verbunden wer-
Deutung der Schülerinnen und Schüler stärken, ihre Dialog-             den. Darüber hinaus bekommen die Schülerinnen und Schü-
und Urteilsfähigkeit schulen und ihre Gestaltungskompetenz             ler Anregungen, genauer über dieses Wort in religiösem wie
anregen. Drei Aspekte der Kompetenzorientierung waren uns              nicht-religiösem Bereich nachzudenken und zu reflektieren,
bei unserer Arbeit dabei besonders wichtig: 1. Eine schlüssige         wo diese spezifische Wirklichkeitsdimension in ihrem eigenen
inhaltliche Stringenz im Aufbau des Buches, 2. die Vernetzung          Leben vorkommt. Als eine Dimension, die das eigene (religiö-
der Inhalte zwischen den Kapiteln und 3. die Verwendung                se) Selbstverständnis und Handeln mitbestimmt, hat es inso-
kompetenzorientierter Aufgabenformate. Diese drei Aspekte              fern Berührungspunkte mit allen anderen Kapiteln.
sollen im Folgenden erläutert werden.                                      Die Frage nach der Zukunft und der Hoffnung rundet das
                                                                       Buch schließlich ab und eröffnet den Schülerinnen und Schü-
Die inhaltliche Stringenz des Buches                                   lern einen ersten eschatologischen Ausblick in ihrem theolo-
Die Kapitel dieses Buches sind in sich abgeschlossen und               gischen Nachdenken.
grundsätzlich voneinander unabhängig. Gleichwohl folgt ihre
Reihenfolge einer (theo-)logischen Struktur: Das gemeinsa-             Die Vernetzung der Inhalte zwischen den Kapiteln
me Nachdenken beginnt bei den Schülerinnen und Schülern                Über den roten Faden hinaus, der die Kapitel verbindet, gibt
selbst. Das Buch stellt zunächst die Frage nach dem Menschen           es in jedem Kapitel auch Zusammenhänge mit den Inhalten

8                                        © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
                                        ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

                                                                                                                   Religion im Dialog

anderer Kapitel, die nicht unmittelbar vorausgehen und/oder           Produkt anzuwenden ist. Immer wieder regen die Aufgaben-
folgen: Jesu Verkündigung vom Reich Gottes spielt auch für            stellungen dabei auch dazu an, den eigenen Lernweg und den
das Nachdenken über Zukunftshoffnungen eine Rolle, die                Lernzugewinn zu reflektieren.
Entstehung der biblischen Schriften kann bei der Suche nach              In dieser Weise vermittelt das Buch den Schülerinnen und
den Quellen für die Rekonstruktion des Lebens Jesu wieder             Schülern die nötigen Kompetenzen, um die religiöse Dimen-
aufgegriffen werden. Der Islam spielt sowohl als Religion, der        sion der Wirklichkeit wahrzunehmen, darzustellen und zu
Malala angehört, eine Rolle als auch im Zusammenhang mit              deuten, um auf dieser Grundlage begründete Urteile zu fällen
heiligen Orten und Zeiten etc. als eine Religion, die heilige         und an ethischen und religiösen Dialogen argumentativ fun-
Zeiten und Orte hat etc. All diese inhaltlichen Berührungs-           diert teilzunehmen.
punkte sind mit einem Spinnennetz so markiert, dass sie von
den Unterrichtenden wie auch von den Schülerinnen und                 Warum gibt es kein eigenes Kapitel über das Judentum?
Schülern für ein vernetzendes Lernen genutzt werden können.           Sie finden in diesem Buch kein Kapitel, das grundständig in
                                                                      das Judentum einführt. Stattdessen spielt das Judentum in vie-
Die Gestaltung kompetenzorientierter Aufgabenformate                  len Kapiteln als Dialogpartner eine Rolle: Das jüdische Mäd-
Aufgabenstellungen und ihre »Komposition« sind im Zuge der            chen Sophie erzählt im ersten Kapitel von ihren Erfahrungen
Ausdifferenzierung des Paradigmas von Kompetenzorientier-             mit dem Gebet und dem Einfluss ihrer Religion auf ihr Han-
tem Unterricht noch mal genauer in den Fokus der Forschung            deln, im zweiten Kapitel erläutert eine jüdische Erzählung die
gerückt. Als »Katalysator von Lernprozessen« sind klare Auf-          Schöpfungsgeschichte, im Kapitel über das Heilige wird die
gabenstellungen nach Hilbert Meyer ein »didaktisches Kunst-           Synagoge als heiliger Ort beschrieben etc. Mit diesem Ansatz
werk«, insbesondere dann, wenn sie nicht nur den Prozess der          soll zum einen den neuen unterrichtlichen Vorgaben entspro-
Erarbeitung von Kenntnissen und Fähigkeiten transparent               chen werden, die es vorsehen, dass ein kompetenter Umgang
strukturieren und anleiten, sondern darüber hinaus den Ler-           mit anderen Religionen – entsprechend dem Ansatz der Kom-
nenden Möglichkeiten der individuellen und selbstgesteuer-            petenzorientierung – nicht isoliert in einer Unterrichtsreihe
ten Erarbeitung bieten wollen. Mit der Herausforderung die-           erprobt, sondern in allen Kernthemen eingeübt werden sollte.
ses »Spagats«, bei den Aufgabenstellungen zwischen formaler           Vor allem aber soll so deutlich werden, dass wir Jüdinnen und
und inhaltlicher Transparenz hinsichtlich des Geforderten             Juden, ihre Tradition und ihren gelebten Glauben in allem
ohne die Schülerinnen und Schüler zu »gängeln« und durch              religiösen Nachdenken als Dialogpartnerinnen und -partner
zu enge Führung eigenaktives Lernen zu verhindern, sieht              miteinbeziehen und so interreligiöse Kompetenz fördern wol-
sich jedes Lehrwerk heute in besonderer Weise konfrontiert.           len. Gleiches gilt auch für den Islam und die Musliminnen
Insbesondere bei Lernaufgaben – die neben Diagnoseaufga-              und Muslime, die in diesem Buch immer wieder als Dialog-
ben und Leistungsaufgaben in einem Schulbuch eine speziel-            partnerinnen und -partner auftauchen. Einer speziellen Ein-
le Rolle spielen – ist dies besonders drängend, da sie einer-         führung in das Judentum, die viele schuleigene Curricula vor-
seits das materialgesteuerte Erarbeiten des Lerninhalts durch         sehen, steht darüber hinaus selbstverständlich nichts im Wege.
eine Folge gestufter Aufgabenstellungen transparent steuern           Unterrichtsmaterial dafür ist reichlich vorhanden.
müssen, andererseits im Sinne der Subjektorientierung eine
selbsttätige und selbstständige Kompetenzentwicklung der              Wieso gibt es ein Kapitel über das, was Menschen
Lernenden in ihrem individuellen Lernprozess ermöglichen              heilig ist?
sollen. Die Aufgabenstellungen in diesem Lehrwerk nehmen              Möglicherweise haben Sie beim Blick ins Inhaltsverzeichnis
diese Herausforderung an durch ein hohes Maß an Varianz               gestutzt, dass es ein eigenes Kapitel über die Frage nach dem
unter Beachtung einheitlicher Prinzipien. So ermöglichen sie          Heiligen gibt, noch dazu in einem evangelischen Lehrwerk.
es Schülerinnen und Schülern stets anhand lebensweltlicher            Der Entscheidung für ein solches Kapitel gingen im Wesentli-
Bezüge, die Themen selbstgesteuert und eigenaktiv zu erarbei-         chen zwei Überlegungen voraus: Zum einen bestimmt die Fra-
ten, miteinander zu vernetzen und Wissen auf neue Sachver-            ge nach dem Heiligen die Menschen in ihrem Leben, Glauben
halte anzuwenden. Dazu bieten die Aufgabenstellungen offe-            und Handeln, wenn auch implizit, oft sicher unbewusst und
ne, methodisch abwechslungsreiche Lernarrangements, die es            abhängig von dem individuellen Verständnis des Wortes. So
den Lernenden erlauben, sich ausgehend von eigenen Ideen              finden sich nicht nur im Gotteskapitel, sondern z. B. auch im
und Überlegungen einem Thema auf dem individuell passen-              Ethikkapitel deutliche »Spuren des Heiligen«, wenn es etwa da-
den Erkenntnisweg zu nähern. Darauf aufbauend findet ein              rum geht, wie Propheten sich von Gott in unbedingter Weise
durch das Material gegebener kontrollierter Lernimpuls statt,         angesprochen und verpflichtet fühlen, für Gerechtigkeit und
der durch weitere Aufgabenstellungen mit bisher erworbe-              Frieden einzutreten. Zum anderen wird die Frage nach dem
nem Wissen vernetzt wird und in einem lebensweltbezogenen             Heiligen häufig im Kontext von Kirchen bzw. sakralen Gebäu-

                                        © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen                                    9
                                       ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

Religion im Dialog

den anderer Religionen sowie im Kontext religiöser Feierkul-            Warum finden sich viele Bilder des Buches auch in
tur gestellt. Diese unterschiedlichen Aspekte fließen im vorlie-        diesem Lehrerband wieder?
genden Kapitel zusammen. Insofern sollen die Schülerinnen               Viele der Bilder aus dem Schulbuch sind in diesem Lehrerband
und Schüler ein erstes Verständnis dieses komplexen Begriffs            erneut aufgenommen, um eine leichtere Nutzung möglich zu
entwickeln, Einblicke erhalten, welche Ausdrucksformen die              machen. Sie können so digital abgespeichert, am Whiteboard
Vorstellung des Heiligen in der Gestaltung sakraler Gebäude             gezeigt, auf Folie gezogen, kopiert oder anderweitig weiterver-
und religiöser Feste hat, aber auch Ausdrucksformen in der              arbeitet werden.
ganz alltäglichen Lebensführung religiöser wie nicht-religiö-
ser Menschen finden und die Bedeutung des Heiligen für ihr              Zum guten Schluss wünschen wir Ihnen viel Freude an und
eigenes Leben und Handeln reflektieren.                                 mit dem neuen Buch und vor allem im Gespräch mit ihren
                                                                        Schülerinnen und Schülern.
Wieso gibt es in diesem Band schon ein Kapitel über die
Prophetinnen und Propheten?                                             Susanne Bürig-Heinze
Die Prophetie ist im niedersächsischen Kerncurriculum noch              Rainer Goltz
nicht im Doppeljahrgang 5/6 vorgesehen, sondern erst in der             Christiane Rösener
7/8. In Nordrheinwestfalen gehört sie aber in den Jahrgang 5/6,         Beate Wenzel
sodass wir uns entschieden haben, sowohl in diesen als auch
in den folgenden Band ein Prophetiekapitel zu integrieren
und dabei jeweils unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen.
Sicherlich sind Teile dieses Kapitels aber auch im Jahrgang 7
oder 8 einsetzbar.

Die Autorinnen und der Autor

Susanne Bürig-Heinze hat lange als Fachberaterin für Ev. Religion/Gymnasium bei der Landesschulbehörde Hannover gearbei-
tet und ist derzeit ständige Vertreterin der Schulleitung an einem Gymnasium in Hannover. Sie unterrichtet neben Ev. Religion
das Fach Biologie.

Dr. Rainer Goltz ist Gymnasiallehrer in Pulheim. Er ist Fach­leiter für Ev. Religionslehre am ZfsL Leverkusen, Lehrbeauftragter
am Institut für Ev. Theologie der Universität zu Köln und Fachberater für Ev. Religionslehre bei der Bezirksregierung Köln.

Dr. Christiane Rösener ist Fachleiterin für Ev. Religion im Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien in Hannover.

Beate Wenzel ist Ständige Vertreterin der Seminarleitung im Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien in Hannover.
Sie hat langjährige Erfahrung als Gymnasiallehrerin und Fachleiterin für Ev. Religion.

10                                        © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
                                         ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

                                                                                  Der Mensch und seine Religion
                                                                                  Rainer Goltz

                                                                                  Der rote Faden
                                                                                  Das Kapitel »Der Mensch und seine Religion« eröffnet das             Sozialität des Menschen und dem Wunsch, seinen Glauben
                                                                                  Buch, indem es altersangemessen in theologisch-anthropo-             in Gemeinschaft mit anderen Gläubigen auszuleben. Seinen
                                                                                  logische Grundfragen einführt.                                       Abschluss findet das Kapitel in dem Ausblick, inwiefern der
                                                                                     Gemäß der Kapitelüberschrift setzt das Kapitel zwei               Glaube eine spezifische Wahrnehmung von Wirklichkeit be-
                                                                                  Schwerpunkte, die jeweils auf vier Doppelseiten exemplarisch         inhaltet und so ein »Leben aus und im Glauben« als eine dem
                                                                                  vertieft werden. Die Problemstellung der fünften Doppel-             Menschen entsprechende Form angesehen werden kann. An
                                                                                  seite hat dabei eine Brückenfunktion, um von allgemeinen             diesen Gedanken anknüpfend wendet sich das nachfolgende
                                                                                  anthropologischen Fragestellungen (z. B. Unterschiede zwi-           Kapitel »Menschen erzählen von ihren Erfahrungen mit
                                                                                  schen Mensch und Tier) zur theologischen Anthropologie               Gott« den biblisch bezeugten Formen des Lebens aus Glau-
                                                                                  überzuleiten. Eine grafische Übersicht über die Reihe finden         ben zu.
                                                                                  Sie im Anhang unter M1.                                                  Einen Schwerpunkt bildet im gesamten Kapitel der Einsatz
                                                                                     Auf der ersten Doppelseite werden die Schülerinnen                von lebensnahen, modernen Medien. Das Programm eines
                                                                                  und Schüler zunächst angeregt, ein erstes Bild vom »Wesen            »kulturhermeneutischen Religionsunterrichts« aufnehmend
                                                                                  Mensch« zu entwickeln, indem sie es aus gattungsbegriff-             soll den Kindern so ermöglicht werden, Gegenstände der Re-
                                                                                  licher Perspektive in seiner Gemeinsamkeit und Besonder-             flexion im Religionsunterricht in Produkten ihres Alltags zu
                                                                                  heit – und damit in Kontinuität und Abgrenzung – zu tieri-           entdecken, die darin enthaltenen Sinncodierungen hinsicht-
                                                                                  schem Leben erkunden. Die Erkenntnisse der Existenz des              lich existenzieller Fragen aufzuspüren und zu verstehen und
                                                                                  Menschen in (mindestens) zwei Geschlechtern führt die                mit dem reichen Gedankenschatz der christlichen Tradition
                                                                                  ersten Versuche, das »Wesen Mensch« begrifflich zu erfassen          korrelieren zu lassen. Neben den enthaltenen motivationalen
                                                                                  weiter und leitet die Betrachtung des Menschen als je eige-          Aspekten bietet dieses Vorgehen den Schülerinnen und Schü-
                                                                                  nes Individuum ein. Diese identitätsbegriffliche Perspektive         lern einerseits einen »Schonraum«, um sich bei sensiblen Fra-
                                                                                  prägt dann auch die sich anschließenden Fragen nach der              gen im Deutungsrahmen des Kulturguts äußern zu können,
                                                                                  Selbst- und Fremdwahrnehmung der eigenen Person. Vor                 und wirkt zum anderen einer in den unteren Jahrgangstufen
                                                                                  dem Hintergrund eines relationalen Verständnisses mensch-            vielleicht noch auftretenden Erfahrungs- oder Spracharmut
                                                                                  lichen Seins schließt sich folgerichtig an die Reflexion des         entgegen, indem es eine altersangemessene Fremdartikulation
                                                                                  Selbst- und Weltverhältnisses die theologische Reflexion             von existenziellen Fragen durch das Medium anbietet.
© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

                                                                                  des spezifischen Gottesverhältnisses des Menschen an. Aus-              Auf den folgenden Seiten finden Sie jeweils einige Er-
                                                                                  gehend von Luthers anthropologischer Grundbestimmung                 läuterungen zu den Doppelseiten und weiterführende Hilfen
                                                                                  des Menschen als simul iustus et peccator werden hierzu              zum erfolgreichen Einsatz des Buches im Unterricht. Dazu ge-
                                                                                  zunächst erste Überlegungen zur Fehlerhaftigkeit des Men-            hören neben ein paar didaktischen Bemerkungen vor allem
                                                                                  schen auf der einen Seite und rechtfertigungstheologische            die Materialien im Anhang, die entweder Anregungen zum
                                                                                  Überlegungen auf der anderen Seite angestellt. In einem              konkreten Einsatz des Buches im Unterricht bieten, weiter-
                                                                                  spiralcurricularen Sinne werden diese Aspekte natürlich              führende Materialien und Aufgabenstellungen zur Binnen-
                                                                                  im Buch mehrfach neu aufgegriffen und vertieft. Mit der              differenzierung beinhalten oder Kopiervorlagen für spezi-
                                                                                  anschließenden Reflexion des Gebets als herausgehobenen              fische Methoden anbieten.
                                                                                  Form des Menschen, seine Gottesrelation auszuleben und
                                                                                  dem Rechtfertigungsgeschehen sola gratia zu entsprechen,             Hinweise zu S. 10/11
                                                                                  und einem ersten Blick auf die ethische Dimension des                Die Doppelseite vermittelt den Schülerinnen und Schülern
                                                                                  Glaubens vor dem Hintergrund des bereits in dem Kapitel              grundlegende Kompetenzen, um die anthropologische Frage
                                                                                  Gelernten werden herausgehobene Aspekte des »Menschen                der besonderen Stellung des Menschen in der Welt – gerade
                                                                                  mit seiner Religion« ein erstes Mal aus anthropologischer            in der Benennung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden
                                                                                  Perspektive angesprochen. Die Überlegungen zum Gebet                 zum Tier – diskursiv zu erörtern. Hierzu werden sie zunächst
                                                                                  und zur Frage nach einer der Religion entsprechenden                 befähigt, Eigenschaften wahrzunehmen, die Tiere und Men-
                                                                                  Lebensgestaltung münden schließlich in die Frage nach der            schen teilen, aber unterscheiden (z. B. Fantasie, Frage nach

                                                                                                                         © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen                                11
                                                                                                                        ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

Der Mensch und seine Religion

dem Sinn des Lebens, Selbstbewusstsein, besondere Be-                  oder man sammelt im Plenum erste Ideen, wie Wikinger bzw.
ziehung zu Gott), um anschließend die Rolle der Religion zur           Prinzessinnen in der Regel dargestellt werden bzw. wie sie sein
Bestimmung des Menschen erklären zu können.                            sollten. Auch wenn die Erprobung zeigt, dass männliche Schü-
    Die vorgeschlagene Phasierung der Unterrichtsstunde zu             ler sich häufig mit dem Beispiel Hicks, Schülerinnen sich eher
dieser Seite orientiert sich an dem Bonbonmodell nach Rolf             mit Merida befassen wollen, sollte hier natürlich die Wahl ge-
Sistermann. Dabei soll an der ersten Doppelseite exempla-              lassen werden und es darf vor allem nach Interesse gewählt
risch das Modell erklärt werden, das im gesamten Kapitel und           werden. Sollte es sich zeigen, dass es im Kurs zu einer klaren
im Verlauf des Buches immer wieder zur Anwendung kom-                  Verteilung nach Genderaspekten kommt, kann dies im Unter-
men wird. Das Modell verfolgt dabei den Ansatz, dass es in             richtsgespräch im Anschluss an die Präsentation thematisiert
der ersten Unterrichtsphase zu einer Problemkonstruktion               werden. Sinnvoll und sehr motivierend ist neben den Bildern
kommt, die die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken                 mit kurzen Filmausschnitten zu arbeiten. Hier genügen pro
bringt und als Problemstellung in der Unterrichtsstunde dient.         Film wenige Minuten, um die Konflikte darzustellen. Im Fal-
Dies könnte im Falle der vorliegenden Stunde die Abbildung             le von »Merida« eignen sich vor allem die Minuten 5.16–8.53.
S. 10 sein. Nachdem die Schülerinnen und Schüler die Ab-               im Falle von »Drachen zähmen leicht gemacht« die Minuten
bildung beschrieben haben, können sie die Problemfrage der             6.12–9.30. Sollten die Filme nicht verfügbar sein, liefern auch
Stunde benennen und erste eigene Ideen zu dem Unterschied              die leicht zu findenden Kinotrailer eine gute Darstellung der
zwischen Mensch und Hund einbringen (intuitive Arbeits-                Grenzkonflikte (z. B. Merida bzw. Drachen zähmen leicht
phase). Diese Aktivierung von Vorwissen und eigenen Vor-               gemacht).
stellungen kann ihnen die vertiefte Erschließung des Themas                Der sich der Arbeitsphase anschließende Partneraustausch
erleichtern und führt bereits am Anfang der Unterrichts-               kann als kooperative Partnerphase gestaltet werden. Die Schü-
stunde zu einer hohen Aktivität der Schülerinnen und Schüler.          lerinnen und Schüler tauschen sich zunächst über ihre Ergeb-
Die angeleitete Arbeitsphase ist als Wahlaufgabe konzipiert.           nisse aus, lesen den Text S. 13 und diskutieren gemeinsam,
Verschiedene Impulse in Sprechblasenform, die teilweise nicht          inwiefern man mit den Informationen aus dem Text das
miteinander zu vereinbaren sind, dienen dazu, dass die Schü-           jeweilige Problem von Hicks und Merida lösen könnte. Ge-
lerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, ihre eigene          gebenenfalls kann der geschriebene Dialog auch entsprechend
Lösung zu finden. Dabei wird von ihnen in Ansätzen bereits             erweitert und einer Lösung zugeführt werden. Unter M5 fin-
eine Urteilskompetenz erfordert, da sie in ihrem Arbeitsergeb-         det sich als Binnendifferenzierung für »uninspirierte« Schüle-
nis selbst entscheiden müssen, welche Aspekte sie auswählen            rinnen und Schüler eine Hilfskarte mit möglichen Adjektiven
und darstellen wollen. Eine Kopiervorlage für das eingesetzte          zur Auswahl.
Venn-Diagramm findet sich unter M2. Der Text M3 bietet
als »Expertentext« eine Differenzierung »nach oben« und                Hinweise zu S. 14/15
kann stärkeren Schülerinnen und Schülern einen für sie an-             Die Doppelseite vermittelt den Schülerinnen und Schülern
gemessen Input zur Aktivierung am individuellen Leistungs-             grundlegende Kompetenzen, um qualifiziert am Diskurs
limit bieten. M4 ist die Kopiervorlage für das in Aufgabe 1b zu

                                                                                                                                         © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen
                                                                       über die Frage nach der Identität und deren Genese teil-
erstellende Schaubild mit einer kleinen illustrierenden Hilfe.         nehmen zu können. Hierzu werden sie zunächst befähigt,
                                                                       den Unterschied zwischen Fremd- und Selbstbild wahrzu-
Hinweise zu S. 12/13                                                   nehmen und zu erläutern, ein erstes grobes Selbstkonzept
Die Doppelseite vermittelt den Schülerinnen und Schülern               mithilfe der »Kommunikativen Hand« zu entwerfen, um an-
grundlegende Kompetenzen, um abgewogen und differenziert               schließend in Ansätzen erörtern zu können, wieso Menschen
am Diskurs über Geschlechterstereotypen teilzunehmen und               in verschiedenen lebensweltlichen Kontexten unterschiedlich
zu deren Überwindung beizutragen. Hierzu werden sie zu-                agieren und unterschiedlich wahrgenommen werden, und
nächst befähigt, klischeehafte Rollenerwartungen an Jungen             abschließend zu beurteilen, inwiefern solche Persönlichkeits-
bzw. Mädchen wahrzunehmen, zu beschreiben und zu hinter-               zuschreibungen Hilfe und Begrenzung zugleich darstellen.
fragen, um anschließend den Beitrag des christlichen Glau-                Die Doppelseite ist als kulturhermeneutische Stunde kon-
bens zur Frage nach Geschlechterrollen und deren Durch-                zipiert und stellt das Lied »Soundso« der deutschen Pop-Band
brechung kennenzulernen.                                               »Wir sind Helden« in den Mittelpunkt der Frage nach der
   Die Doppelseite ist vom Gesamtkonzept als Wahlaufgabe               eigenen Identität.
konzipiert. Die Schülerinnen und Schüler können sich sowohl               Den Schülerinnen und Schülern wird über das Lied und das
mit den Rollenerwartungen an die schottische Prinzessin                Video vermittelt, dass jeder Mensch aus verschiedenen Pers-
Merida oder mit denen an den Wikingerjungen Hicks be-                  pektiven wahrgenommen und eingeschätzt wird. Dies führt
schäftigen. Als Einstieg können wahlweise die Bilder dienen            zu der Problemstellung, die zunächst anhand der »Mix-Max«-

12                                       © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
                                        ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

                                                                                                                                                                                            Der Mensch und seine Religion

                                                                                  Bilder oder des Musikvideos aufgeworfen werden und in                  biblischen Perspektive die Rolle des Gottesverhältnisses bei
                                                                                  einem späteren Schritt auf die Schülerinnen und Schüler selbst         der Identitätsbildung wahrzunehmen und zu beurteilen.
                                                                                  bezogen werden kann: »Bin ich eigentlich immer gleich?« bzw.              Diese Doppelseite nimmt eine Scharnierstelle ein, insofern
                                                                                  »Wie bin ich eigentlich wirklich?«. Es erfolgt demnach eine            zu dem auf den bisherigen Seiten behandelten Selbstverhält-
                                                                                  Selbstreflexion, die das Potenzial hat, tiefgründig zu sein, da        nis einer Person nun die schwerpunktmäßige Auseinander-
                                                                                  durch die Problemstellung die Selbsteinschätzung und die               setzung mit dem Welt- und anschließend erstmals mit dem
                                                                                  vermutete Fremdeinschätzung schon miteinander kombi-                   Gottesverhältnis erfolgt. Die Auseinandersetzung der Schüle-
                                                                                  niert werden können. Im Vordergrund steht an dieser Stelle             rinnen und Schüler mit ihrem Wirken und Agieren in unter-
                                                                                  die Selbstreflexion, die jedoch von den verschiedenen Fremd-           schiedlichen Kontexten ihrer Lebenswelt ist Hauptanliegen
                                                                                  bildern bzw. Erwartungen des Umfeldes aus dem Lied an-                 der ersten Seite. Ziel ist die bewusste Reflexion über das eigene
                                                                                  gestoßen wird.                                                         Handeln und über die Rollen, die in verschiedenen Kontexten
                                                                                      Als Einstieg kann zu dem abgedruckten Text das Video               eingenommen werden. Anschließend erfolgt die Einschätzung,
                                                                                  zu dem Lied »Soundso« als sinnvolle Ergänzung genutzt wer-             wer aus seinem Umfeld einen selbst wie gut kennt (Kopier-
                                                                                  den (z. B. auf YouTube), da in dem Video sehr anschaulich              vorlage mit den Sprechblasen, M6). Diese Einschätzung kann
                                                                                  durch unterschiedliche Kleidung verschiedene Rollen von                in diesem Alter wichtig sein, da gezielt darüber nachgedacht
                                                                                  den Bandmitglieder eingenommen werden. Denkbar wäre zur                wird, wer man eigentlich ist und was man wem von seiner
                                                                                  Differenzierung das Anfertigen von Screenshots, um die Er-             Persönlichkeit preisgibt. Gibt es vielleicht Aspekte, die ich nur
                                                                                  arbeitung des Textes zu erleichtern (aus rechtlichen Gründen           bestimmten Menschen gegenüber zeige?
                                                                                  können hier keine Arbeitshilfen abgedruckt werden).                       Differenzierend können hier schnelle Schülerinnen und
                                                                                      Die Unterscheidung von Fremd- und Selbstbild und die               Schüler dazu aufgefordert werden, eine oder mehrere weitere
                                                                                  Anwendung des Gelernten auf das Foto mit den zwei Äpfeln               Sprechblasen für weitere Personen aus ihrem Umfeld zu er-
                                                                                  sind Lernvoraussetzungen für die nächste Doppelseite, auf der          stellen. Alternativ ist auch ein Rückbezug zu dem Lied »So-
                                                                                  die eigene Wirkung auf verschiedene andere Personen ver-               undso« und eine intensivere Auseinandersetzung mit der
                                                                                  mutet werden soll.                                                     Textebene möglich.
                                                                                      Das Erstellen der Kommunikativen Hand ist ein wichtiger               Die Einschätzung darüber, wer einen selbst wie gut kennt
                                                                                  Schritt im Erlernen der Selbstreflexion. Dieser Vorgang könn-          (Kopiervorlage mit der Zielscheibe, M7), leitet zur folgenden
                                                                                  te für einige Schülerinnen und Schüler in dem Alter aus unter-         Bibelstelle (Ps 139) über, in der Gottes Allmacht bzw. All-
                                                                                  schiedlichen Gründen schwierig sein. Diese Gründe könnten              wissenheit zum Ausdruck gebracht wird. Diese Allwissenheit
                                                                                  einerseits eine noch nicht ausreichend ausgebildete Fähig-             kann als Erleichterung empfunden werden, da Gott immer
                                                                                  keit zur Selbstreflexion sein, es könnte andererseits jedoch           über jede/n Einzelne/n wacht, sie kann jedoch auch als Be-
                                                                                  auch die Scham vor der Vorstellung durch die Partnerin/den             drohung wahrgenommen werden (»Weiß Gott wirklich von
                                                                                  Partner vor der Klasse sein. Hier können zuvor mit der Klas-           allen Dingen, die ich tue – auch von Dingen, die vielleicht
                                                                                  se »Respektsregeln« erarbeitet werden, um dem zweiten ge-              nicht so toll sind …?«). Hier können besonders durch den
© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen

                                                                                  nannten Grund vorzubeugen. Niemand sollte daher dazu ver-              Impuls zum Weiterdenken Aspekte des vorreformatorischen
                                                                                  pflichtet werden, von einer Partnerin/einem Partner vor der            Gottesbildes zum Ausdruck gebracht werden, die gleichzeitig
                                                                                  Klasse vorgestellt zu werden. Der Erfahrung nach überwiegt             einen ersten Ausblick auf die nächste Doppelseite zulassen.
                                                                                  jedoch der motivierende Aspekt der Erstellung der Kommu-               Dort erfolgt die schwerpunktmäßige Auseinandersetzung mit
                                                                                  nikativen Hand.                                                        der Angst vor den Konsequenzen des eigenen Handelns im
                                                                                                                                                         Gottesverhältnis und anschließend mit dem reformatorischen
                                                                                  Hinweise zu S. 16/17                                                   Gottesbild.
                                                                                  Die Doppelseite vermittelt den Schülerinnen und Schülern
                                                                                  grundlegende Kompetenzen, um qualifiziert über den Zu-                 Hinweise zu S. 18/19
                                                                                  sammenhang von Selbst-, Welt- und Gottesverhältnis aus                 Die Doppelseite vermittelt den Schülerinnen und Schülern
                                                                                  theologischer Perspektive Auskunft geben zu können und da-             grundlegende Kompetenzen, um die »reformatorische Ent-
                                                                                  rüber einen eigenen Standpunkt zu vertreten.                           deckung« Luthers von der geschenkten Gnade allein aus
                                                                                     Hierzu werden sie zunächst angehalten, eigene Vermutun-             Glauben in ihren lebensweltlichen Konsequenzen für den/die
                                                                                  gen darüber anzustellen, welches Fremdbild andere Personen             Einzelne/n erörtern zu können. Hierzu werden sie zunächst
                                                                                  aus ihrem Umfeld von ihnen haben, um anschließend mit-                 befähigt, ein Rollenspiel und die dabei geforderte Perspektiv-
                                                                                  hilfe der Methode »Zielscheibe« einzuschätzen, welche dieser           übernahme durchführen zu können, um anschließend alter-
                                                                                  Personen aus ihrem Umfeld sie wie gut kennt. Abschließend              native Verhaltensmöglichkeiten benennen und erörtern zu
                                                                                  werden die Schülerinnen und Schüler befähigt, anhand einer             können, die eine Eskalation der Situation verhindert hätten.

                                                                                                                           © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen                                    13
                                                                                                                          ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Religion im Dialog, Klasse 5/6, Lehrerband

Der Mensch und seine Religion

Abschließend werden die Schülerinnen und Schüler in die                seiten der interreligiöse Ansatz zum ersten Mal eine zentrale
Lage versetzt, die reformatorische Entdeckung und das refor-           Position ein. Den Schülerinnen und Schülern begegnet hier
matorische Gottesbild zu erläutern und die Konsequenzen da-            und auch in späteren Kapiteln das jüdische Mädchen Sophie,
raus lebensweltlich zu verorten.                                       die ihre persönliche Sicht auf ihren Glauben darstellt.
   Methodisch bietet es sich an, zunächst nur mit dem Bild                Die Annäherung an das Phänomen des Betens erfolgt über
zu beginnen und den Tagebucheintrag erst später lesen zu las-          unterschiedliche Körperhaltungen von Menschen, die mit
sen und so intuitiv durch die Schülerinnen und Schüler das             dem Gebet in Verbindung gebracht werden können. Dabei
Problem entwickeln zu lassen und selbständig im Rollenspiel            können über eine kontroverse Situation (siehe Aufgabe 1) be-
Szenarien zu entwerfen, wie es zu dieser Situation gekommen            reits unterschiedliche Problemfelder des Phänomens Beten
sein könnte. Dies ist für sie besonders motivierend und auch           durch die Schülerinnen und Schüler angesprochen werden,
für die Lehrkraft diagnostisch interessant, die hier einen Ein-        die auf der Doppelseite aufgegriffen und vertieft werden, z. B.:
blick in die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler erhält.           »Innerlichkeit und Äußerlichkeit des Betens«, »Bringt Beten
Sie werden Situationen aus ihrem Erfahrungsschatz aufführen.           etwas?« oder »Darf man für alles Mögliche beten?«.
Die Klasse kann jeweils nach der Vorführung eines Rollen-                 In der angeleiteten Arbeitsphase lernen die Schülerinnen
spiels aufgefordert werden, den Konflikt mit eigenen Worten            und Schüler die Unterscheidung zwischen Dankgebet und
zu beschreiben.                                                        Bittgebet kennen und wenden das Erlernte im Verfassen eines
   Entweder an dieser Stelle oder zu einem späteren Zeitpunkt          eigenen Gebets an. Je nach Leistungsstand können auch Situ-
können auch Handlungsalternativen, die in den Rollenspielen            ationen vorgegeben werden, zu denen sie ein passendes Gebet
den Streit vermieden hätten von den Schülerinnen und Schü-             verfassen sollen (M8).
lern vorgebracht werden. Dies muss nicht ausschließlich für
das Problem, welches der Text skizziert, erfolgen (Aufgabe 2).         Hinweise zu S. 22/23
   Nach der Vorführung der Rollenspiele erfolgt der Rückgriff          Die Doppelseite vermittelt den Schülerinnen und Schülern
auf den Text, der das Entstehen der Situation erklärt und den          grundlegende Kompetenzen, um auskunftsfähig über funda-
Aspekt des »schlechten Gewissens« von Paul aufgreift. Dieser           mentale ethische Grundsätze unterschiedlicher Religionen
Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da er von den Schüle-             zu werden und – auch interreligiös – am Diskurs über die
rinnen und Schülern in Verbindung mit Psalm 139 (vorherige             Relevanz der Religion für die Lebensführung teilzunehmen.
Doppelseite) in einer Gedankenblase zum Ausdruck kommt.                Hierzu lernen sie zunächst grundlegende etische Maximen
Bei den Schülerinnen und Schülern sollen sich ähnliche Fra-            verschiedener Religionen kennen und erörtern ihre Ge-
gen wie die folgende aufdrängen: Paul weiß, dass er etwas              meinsamkeiten. Abschließend nehmen sie vor dem Hinter-
falsch gemacht hat – was macht Gott nun daraus? Bestraft er            grund des bisher Erarbeiteten Stellung zu der Frage, welche
Paul? Muss Paul sein Verhalten »wieder gut machen«?                    Auswirkungen die »Goldene Regel« auf das Zusammenleben
   Diese Fragen greift der Text »Was Luther über Fehler                hat.
herausgefunden hat« auf. Hier wir Luthers anthropologische                 Auf dieser Doppelseite kommt die interreligiöse Aus-

                                                                                                                                          © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen
Grundbestimmung des Menschen als simul iustus et pecca-                richtung des Buches zum Tragen. Die ethische Dimension
tor und die reformatorische Entdeckung des gnädigen Gottes             der Religionen wird in den Blick genommen und anhand der
deutlich. Nicht nur für Martin Luther, sondern auch für Paul           ausgewählten Sätze miteinander verglichen. Die Schülerinnen
dürfte dies eine wichtige Entdeckung sein.                             und Schüler lernen so auch Weisheiten und Vorschriften aus
                                                                       anderen Religionen kennen und entdecken, dass die Unter-
Hinweise zu S. 20/21                                                   schiede bei den ausgewählten Stellen gering sind.
Die Doppelseite vermittelt den Schülerinnen und Schülern                   Beispielhaft wird die Wirkung der eigenen Religion auf das
grundlegende Kompetenzen, um an der Frage nach Gründen                 Verhalten durch den Interviewausschnitt mit der den Schü-
und Bedeutung des religiösen Gebets diskursiv teilnehmen zu            lerinnen und Schülern schon bekannten Sophie verdeutlicht.
können. Hierzu werden sie zunächst befähigt, phänomeno-                Der Text kann zur Auseinandersetzung anregen: Ist das bei
logisch beschreiben zu können, was ein Gebet ist und den               euch auch so? Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede
Unterschied zwischen »Dankgebet« und »Bittgebet« erklären              im Vergleich von eurem und Sophies Verhalten?
zu können. Anschließend erörtern sie in Ansätzen die Frage,                Die Umsetzung der »Goldenen Regel« in einem gemein-
welche Effekte und welchen »Nutzen« ein Gebet haben kann.              nützigen Projekt stellt die Schülerinnen und Schüler vor eine
   Das Gebet ist das erste von insgesamt vier zentralen Aus-           echte Herausforderung. Die Lernenden sollen eigene Ideen
drucksphänomenen des Glaubens (neben Ethik, Gemeinschaft               einbringen und auf deren Umsetzbarkeit hin prüfen. Eventuell
und Weltdeutung), die im ersten Kapitel erschlossen werden             ist es möglich, die Schülerinnen und Schüler in der Anleitung
sollen. Dabei nimmt auf dieser wie auf den folgenden Doppel-           dieser Aufgabe dazu zu bewegen, Ideen für ein Projekt an der

14                                       © 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
                                        ISBN Print: 9783525900611 — ISBN E-Book: 9783647900612
Sie können auch lesen