Ringeltaube (Columba palumbus)
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Ringeltaube (Columba palumbus) Eine Waldbewohnerin passt sich an D ie Ringeltaube gehört zu den Wildarten, welche bis heute als typische Kultur- FOTO: REINHARD SIEGEL / PICLEASE folger gelten können. Als ursprünglich im Walde beheimatete Art hat sie sich schon seit Jahrhunderten an menschliche Siedlungen mit landwirtschaftlichen Flächen, aber auch an urbane Regionen angepasst. Selbst heute, vor dem Hintergrund einer zunehmend industrialisierten Landwirtschaft, kann die Ringeltaube dort erfolg- reich überleben. Ringeltauben legen, wie alle Tauben, genau zwei Eier (selten eines) pro Gelege, die- se niedrige Zahl gleichen sie durch mehrere Bruten im Jahr aus. Die Balz beginnt bereits Auf einen Blick im Vorfrühling, wo wir den typischen rucksenden Ruf des Taubers hören. Ringeltauben bauen als Baumbrüter ein einfaches Nest oft in der Krone hoher Waldbäume. Die erste Bis 42 cm Länge Brut finden wir meist im März, das Gelege wird von beiden Geschlechtern ca. 17 Tage lang bebrütet. Bei der Ringeltaube finden wir nicht selten eine sog. „Schachtelbrut“, d. h. während der Tauber noch die Jungen der vorangegangenen Brut betreut, brütet die Bis 600 g Taube bereits wieder. Je nach Region und Witterung kann es also durchaus im Septem- ber bzw. bis in den Oktober noch von den Eltern abhängige Jungtauben geben. März bis September Diese Tatsache hat in den letzten Jahren auch in Bayern zu einer stetigen Verkürzung der Jagdzeiten auf die Ringeltaube geführt. Ringeltauben sind ursprünglich Zugvögel, Zwei Eier bis zu dreimal jährlich seit einigen Jahrzehnten ist allerdings zu beobachten, dass sie nur noch über kurze Di- stanzen verstreichen oder sogar als Standvögel überwintern, wenn die Nahrungsbasis Unterliegt dem Jagdrecht, hinreichend ist. Jagdzeit in Bayern 1.11. – 20.2.; VSRL Anh. IIA und IIIA Die Jagdzeit wurde in den vergangenen Jahren aus Gründen des Tierschutzes von ehemals 304 Tagen auf heute 112 Tage des Jahres verkürzt. Damit sind die beobach- RL *; sh teten Streckenrückgänge unter anderem mitbegründet, da die Ringeltaube in Bayern auch heute noch überwiegend Sommervogel ist und im November vielerorts bereits nicht mehr anzutreffen ist. Neben der Verkürzung der Jagdzeit aus Tierschutzgründen finden wir in verschiedenen Bundesländern paradoxerweise regelmäßig Schonzeitauf- hebungen auf Druck der Landwirtschaft, wenn Ringeltauben in großen Flügen auf der Saat auftreten. Wichtig für die Bejagung der Ringeltaube, gerade wenn noch mit abhängigen Jungtauben zu rechnen ist, ist daher die Fähigkeit, Jung- von Alttauben sicher unterschieden zu können. Wie Gehle (2005) zusammengestellt hat, gibt es Wildtiermonitoring 2021 Seite 65
Ringeltaube brauchbare Methoden der Altersschätzung sowohl an der erlegten als auch an der lebenden Taube. In letzterem Fall sollte der Jäger Übung darin entwickeln, Vorhandensein oder Fehlen der typischen weißen Halsflecke („Halsring“) der Ringeltaube zu erkennen. Wir wissen mittlerweile, dass dieser bereits in einem Alter von zwei Monaten vorhanden sein kann (Gehle 2005), dass es sich aber bei fehlendem oder noch nicht sichtbarem Halsfleck in aller Regel um eine Jungtaube handelt. Diese Erkenntnis ist wie erwähnt heute insofern außerordentlich wichtig, als es Bundesländer gibt, in denen ein Großteil der Ringeltaubenstrecke während der ge- setzlichen Schonzeit zustande kommt, sodass noch mit Nestlingen gerechnet werden muss. Somit kann der erfahrene und geschulte (!) Jäger auch in solchen Fällen tier- schutzgerecht jagen, wenngleich dies grundsätzlich Ausnahmen bleiben sollten. Wildtaubenstrecken in Bayern 30000 25000 20000 INDIVIDUEN 15000 QUELLE: BAYSTMELF; GRAFIK: TAUSENDBLAUWERK 10000 5000 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Wildtaubenstrecken in Bayern 2005 – 2020; /2006 /2007 /2008 /2009 /2010 /2011 /2012 /2013 /2014 /2015 /2016 /2017 /2018 /2019 /2020 die Artendifferenzierung geht aus der offiziellen Streckenliste nicht hervor. Seite 66 Landesjagdverband Bayern
Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverba Erfurt Ringeltaube DATENQUELLE: BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN; KARTENGRUNDLAGEN: ESRI; BEARBEITUNG: REGINA GERECHT (BJV) Wildtaubenstrecken auf Landkreisebene im Jagdjahr 2019/2020 Würzb Prag Bayreuth Würzburg Pilsen Stuttgart Ansbach Kartengrundlagen: Esri Regensburg Stuttgart Landshut Augsburg aatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten München Vaduz Salzburg Wildtaubenstrecken JJ 2019/20 1 - 50 51 - 100 101 - 520 251 - 500 Vaduz 501 - 1112 0 25 50 75 100 km N 0 / keine Strecke Wildtiermonitoring 2021 Seite 67 Wildtaubenstrecken
Erfurt Ringeltaube ! Würzburg ! Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband BAYERISCHER JAGDVERBAND; KARTENGRUNDLAGEN: ESRI; TSCHECHIEN: OPENSTREETMAP, ODBL 1.0; BEARBEITUNG: REGINA GERECHT (BJV) Gemeldete Ringeltauben-Vorkommen 2019 Ansbach ! Prag Stuttgart ! Bayreuth ! ! Würzburg ! Pilsen ! Au ! Ansbach ! Regensburg ODbL 1.0 ! Stuttgart ! OpenStreetMap, Landshut ! Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: DATENQUELLE: Augsburg Vaduz ! ! München ! Salzburg ! Ringeltaube 2016 und 2019 2019 2016 Vaduz kein Nachweis ! 0 25 50 75 100 km N keine Angabe 0 dverband Seite 68 Landesjagdverband Bayern
Ringeltaube Zum Nach- und Weiterlesen Gehle, T. Wie man Jung- von Alttauben sicher unterscheidet. Nordrhein-Westfälischer Jäger, 4-5, November 2005. Glutz v. Blotzheim, U. N.; Bauer, K. M. Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 9, Aula-Verlag, Wiesbaden 1994. Müller, F. Wildbiologische Informationen für den Jäger – Jagd & Hege Ausbildungsbuch V, St. Gallen 1982. Murton, R. K. The Wood-Pigeon. Collins, London 1965. Wildtiermonitoring 2021 Seite 69
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