Sellrainer Hüttenrunde - Teilstück - Hallescher Alpenverein
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Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V Sellrainer Hüttenrunde - 1. Teilstück Inspiriert vom DAV-Panorama war ich im Juli dieses Jahres mit meinem Sohn Max in den Sellrainer Bergen unterwegs. Am 18.07.2013 erreichten wir nach 6 h Autofahrt das 908m hochgelegene Sellrain, wo wir einen guten Parkplatz unmittelbar neben dem Ortsbrunnen fanden, was ja für die Waschung vor der Rückfahrt nicht so schlecht ist. Bei schwül heißen 28°C ging es durch das Fotscher Tal zunächst auf einer Asphaltstraße und dann auf einem Schotterweg hinauf zum Alpengasthof Bergheim Fotsch (1464m), den wir zur besten Kaffezeit erreichten und uns leckere Sachartorte und Marillenkuchen schmecken ließen. Gut gestärkt erreichten wir ca. 17:20 Uhr die gemütliche, relativ kleine Potsdamer Hütte (2020m), kurz bevor der abendliche Schauer niederging. Die warme Dusche und gute Abendverpflegung, verbunden mit netten Gesprächen und ein paar Bier rundeten den 1. Tag ab. Die nächtliche Ruhe wurde im ¾ gefüllten Lager immer mal wieder von einigen starken Schnarchern gestört, doch das kennt man ja… Am Freitag, den 19.07.2013 begrüßte uns herrlicher Sonnenschein. Auf Grund des vorhergesagten Gewitterrisikos für den Nachmittag starteten wir „schon“ 08:30 Uhr zum Westfalenhaus (2276m). Zunächst ging es gemütlich bergan zur Schafalm, die seinem Namen alle Ehre machte. Allerdings waren auch einige Pferde in diesem Gebiet auf der Weide. Der Schlussanstieg zum Roten Kogel (2832m) trieb unseren Puls auf Grund der Steilheit des Anstieges und des relativ hohen Tempos schön nach oben. Oben ca. 11:00 Uhr angekommen, genossen wir die herrliche Rundumsicht bei der 1. Brotzeit. Nun galt es 1200 m nach Lüsens abzusteigen. In ca. 2000m Höhe verließen wir jedoch den direkten Weg und nahmen den wenig begangenen Zirmsteig in Angriff. Vorbei an einer verfallenen Alm wanderten wir im stetigen bergauf – bergab durch urwüchsigen Zirbenwald, später durch Latschengelände, immer wieder belohnt durch tolle Tiefblicke ins Lüsenstal – einfach herrlich. Aber irgendwie mussten wir ja runter ins Tal – diese weiteren 500 m Abstieg hatten es noch mal in sich. Aber wir belohnten uns erneut mit Kuchen und Buttermilch im Gasthof Lüsens (1634m) und da eine Portion Kuchen dort teilweise 3 Stücke beinhaltete, waren wir knüppeldicke satt. 16:00 Uhr ging es © Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V. Seite 1 von 4
Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V dann weiter. Das prognostizierte Gewitter erwischt uns zum Glück noch auf der Fahrstraße & das Unterstellen an der Talstation der Materialseilbahn zur Hütte verhinderte das vollkommene Durchweichen. Nach ca. 600 m Anstieg erreichten wir das Westfalenhaus ca. 18:15 Uhr. Da ich ja nie vorreserviere, weil sich die Pläne immer mal ändern können, begrüßte uns der Wirt mit dem Hinweis, dass die Hütte rammel voll ist und wir auf der Ofenbank schlafen müssten. Sch…eibenhonig! Na ja – erst mal Duschen, Abendbrot essen und abwarten. Gleichzeitig stellte ich mir natürlich die Frage. „Wie geht es weiter?“ Schönes Wetter + Wochenende = viele Wanderer & Alpinisten !also telefonieren. Auf der Amberger Hütte war schließlich noch Platz – also Planänderung. Nach Rücksprache mit dem Hüttenwirt bzgl. des zu überquerenden Längentalferners meinte er, dass auf Grund der dicken Firnschneeauflage keinerlei Gefahr bestehe und Steigeisen nicht erforderlich seien. Kurz vor 21:00 Uhr klärte sich dann noch das Übernachtungsproblem und wir kamen in einem 4-Mann-Zimmer! unter. Am Samstag, den 20.07.2013 waren wir ab 09:00 Uhr allein auf den Beinen. Alle anderen Wanderer waren zur Winnebachseehütte oder Pforzheimer Hütte unterwegs. Der Dr. Simon-Weg führt stetig bergauf zum Längentaljoch (2988m). Anfangs gemütlich ansteigend wurde es doch bald urwüchsig, besonders unterhalb der Brunnenkopfwände. Die Markierungen und Trittspuren wurden immer spärlicher und irgendwann muss man seinem Orientierungssinn vertrauen. Da uns der Wirt gut instruiert hatte und ich schon einmal auf diesem Weg unterwegs war, wenn auch im Herbst, verlief alles zunächst problemlos. Auf dem Gletscher lag mindestens 1m dicker Firn, so dass wir unsere Wanderstöcke ohne die Schneeteller ca. ½ m tief versenkten und sie fast wie Pickel benutzten. Das war bei der Steilheit des Trampelpfades auch nötig. Auf Grund der starken Sonneneinstrahlung war es unbarmherzig heiß & gleißend hell, doch nach ½ h war der Gletscher geschafft. Zur Mittagszeit rasteten wir also am Längentaljoch. Ich hatte eigentlich gedacht, dass auf der Südseite, im Schrankar, weniger Schnee läge, doch weit gefehlt – riesige Schneefelder soweit das Auge reicht und die Wegmarkierungen irgendwo unter dem Schnee. Also Gamaschen übergezogen und flott abgefahren. Eine kleinere Kletterstelle überwunden und weiter schnell hinunter. Leider verloren wir dabei die Markierungen und kamen viel zu weit in Richtung Schrankarferner vom Weg ab. In dieser wegelosen Einsamkeit irrten wir ½ h umher, aber schließlich fanden wir die erste Markierung und bald sahen wir weit unter uns die Amberger Hütte © Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V. Seite 2 von 4
Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V (2135m) von einem markanten, riesigen Steinmann aus. 15:45 Uhr erreichten wir unser Tagesziel. Bis auf einen leichten Sonnenbrand am Hals hatten wir alles gut überstanden. Palatschinken, Apfelstrudel und abends herrlicher Gulasch rundeten den Tag ab. Da wir uns mittlerweile entschieden hatten, am Montag nach Hause zu fahren, starteten wir am 21.07.2013 09:00 Uhr zuerst Winnebachseehütte (2362m). Zunächst ging es also auf der Schotterstraße flott hinunter nach Winnebach (1691m), dann stetig bergauf, zunächst durch lichten Wald, später durch Latschen und einfaches Blockgelände. Ab der 2000m-Marke stehen interessanter Weise im Abstand von 100 Höhenmetern Ruhebänke, von denen man herrliche Ausblicke genießen kann, z.B. zum imposanten Wasserfall nordöstlich der Hütte. Zur Mittagszeit ankommend gönnten wir uns natürlich ein leckeres Mahl. Bald ging es aber weiter, am Winnebachsee vorbei, hinauf zum Zwieselbachjoch (2868m). Zum Tagesziel, der Schweinfurther Hütte (2034m) waren ja noch mal 4,5 h zu absolvieren. Vom Zwieselbachferner ist mittlerweile nicht mehr viel übrig, aber auch dort gab es lange Schneefelder zum Abfahren. Doch diesmal verloren wir den Weg nicht. Im Zwieselbachtal begegneten uns nur noch 2 Wanderer, ansonsten absolute Einsamkeit auf dem Gubener Weg. 17:15 Uhr erreichten wir das Tagesziel. Nach dem Abendbrot las ich übrigens in einer Bergsportzeitung, dass im vergangenen Jahr ein 70-jähriger Bergwanderer in einer Gletscherspalte des von uns überquerten Längentalferners 6 Tage überlebt hatte. Da wird einem schon etwas anders… Am Montag, den 22.07.2013 ging es auf dem Gubener Weg hinüber nach Kühtai. Kurz nach dem Start stapften wir im Sonnenschein 1 bis 2 km äußerst steil bergauf. Jegliche Müdigkeit oder Ähnliches verfliegt da sofort. Dann wurde es gemütlicher. Im Weiten Kar unterhalb der Finstertaler Scharte (2777m) rasteten wir erstmals. Ein paar kleinere Seen lockern die Landschaft auf. Von der Scharte aus bestiegen wir dann in 10 min ohne Gepäck den Schartenkogel (2855m), was sich wegen der tollen Rundumsicht wirklich lohnte. Dann führte der Weg steil bergab zum Finstertaler Speicher und spätestens ab dort ist man wieder in der touristisch voll erschlossenen Alpenwelt. Die Bushaltestelle in Kühtai erreichten wir zu © Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V. Seite 3 von 4
Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V einem ungünstigen Zeitpunkt, doch ein freundlicher Holländer nahm uns verschwitzte Bergwanderer mit nach Sellrain. Im anfangs erwähnten Brunnentrog wuschen wir uns ordentlich, fuhren 15:00 Uhr los und waren 21:00 Uhr zurück in Weißenfels. Das Sellrain war auf jeden Fall eine Reise wert. Vielleicht geht`s im nächsten Jahr noch mal dahin. Gisbert Bandrock © Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V. Seite 4 von 4
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