Situation am Ausbildungsmarkt - Bundesagentur für Arbeit
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Situation am Ausbildungsmarkt Impressum Produktlinie/Reihe: Berichte: Arbeitsmarkt kompakt Titel: Situation am Ausbildungsmarkt Veröffentlichung: Oktober 2021 Herausgeberin: Bundesagentur für Arbeit Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung Rückfragen an: Ralf Beckmann Claudia Suttner Regensburger Straße 104 90478 Nürnberg E-Mail: arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de Telefon: 0911 179-1080 Fax: 0911 179-1383 Weiterführende Informationen: Internet: http://statistik.arbeitsagentur.de Zitierhinweis: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Berichte: Arbeitsmarkt kompakt – Situation am Ausbildungsmarkt, Nürn- berg, Oktober 2021 Nutzungsbedingungen: © Statistik der Bundesagentur für Arbeit Sie können Informationen speichern, (auch auszugsweise) mit Quellen- angabe weitergeben, vervielfältigen und verbreiten. Die Inhalte dürfen nicht verändert oder verfälscht werden. Eigene Berechnungen sind er- laubt, jedoch als solche kenntlich zu machen. Im Falle einer Zugänglichmachung im Internet soll dies in Form einer Ver- linkung auf die Homepage der Statistik der Bundesagentur für Arbeit er- folgen. Die Nutzung der Inhalte für gewerbliche Zwecke, ausgenommen Presse, Rundfunk und Fernsehen und wissenschaftliche Publikationen, bedarf der Genehmigung durch die Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
Situation am Ausbildungsmarkt Situation am Ausbildungsmarkt im Jahr 2020/21 INHALTSVERZEICHNIS Das Wichtigste in Kürze .......................................................................................................................... 4 1 Gemeldete Bewerberinnen und Bewerber ..................................................................................... 5 1.1 Überblick ......................................................................................................................................... 5 1.2 Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten zehn Jahre ................................................................ 7 2 Gemeldete Ausbildungsstellen ....................................................................................................... 8 2.1 Überblick ......................................................................................................................................... 8 2.2 Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten Jahre ......................................................................... 9 3 Gesamtschau: Angebot und Nachfrage am Ausbildungsmarkt .................................................... 10 3.1 Überblick ....................................................................................................................................... 10 3.2 Regionale Ungleichgewichte ........................................................................................................ 11 3.3 Berufliche Ungleichgewichte ......................................................................................................... 12 3.3.1 Top Ten der Berufswünsche ......................................................................................................... 12 3.3.2 Top Ten der angebotenen Ausbildungsberufe ............................................................................. 13 3.3.3 Auswirkungen der Corona-Pandemie nach Berufen .................................................................... 14 3.3.4 Berufe mit guten und schlechten Chancen ................................................................................... 15 3.4 Qualifikatorische Ungleichgewichte .............................................................................................. 16 4 Bilanzergebnis zum 30. September 2021 ..................................................................................... 17 4.1 Verbleib der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber .............................................................. 17 4.1.1 Unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.................................................................................. 18 4.1.2 Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative .............................................................................. 19 4.2 Unbesetzte Ausbildungsstellen ..................................................................................................... 20 4.3 Gesamtschau zum 30. September ............................................................................................... 22 5 Besondere Bewerbergruppen ....................................................................................................... 23 5.1 Ausländische Bewerberinnen und Bewerber ................................................................................ 23 5.2 Geflüchtete am Ausbildungsmarkt ................................................................................................ 24 5.3 „Altbewerberinnen“ und „Altbewerber“ .......................................................................................... 26 Anhang .................................................................................................................................................. 27 Anhang 1: Eckdaten zum Ausbildungsmarkt 2020/21 ...................................................................... 27 Anhang 2: Gemeldete Bewerber und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach Ländern .... 28 Anhang 3: Gemeldete Bewerber/-innen und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach Berufen .............................................................................................................................................. 29 Anhang 4: Entwicklung der Schulabgängerzahlen ........................................................................... 30 -3-
Situation am Ausbildungsmarkt Ausbildungsmarkt 2020/21 weiter stark von der Pandemie geprägt, aber Aufhellung sichtbar Das Wichtigste in Kürze Die Lage am Ausbildungsmarkt war im Beratungsjahr 2020/21 weiterhin stark von den Folgen der Pandemie-Maßnahmen geprägt. Von Oktober 2020 bis September 2021 ist vor allem die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals deutlich zurückgegangen (-39.000). Ebenso ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen weiter gesunken (-19.000), wenngleich nicht mehr so stark wie im letzten Jahr. Insgesamt standen 434.000 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber 511.000 gemeldeten Ausbil- dungsstellen (darunter 497.000 betriebliche) gegenüber. Wie in den Vorjahren waren damit mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Auf 100 ge- meldete betriebliche Ausbildungsstellen kamen rechnerisch 87 gemeldete Bewerberinnen und Be- werber (Vorjahr 100:92). Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass viele Bewerbermeldungen unterblieben sind, weil die gewohnten Zugangswege zur Berufsberatung aufgrund der Pandemiemaßnahmen einge- schränkt waren und durch digitale Angebote nicht vollständig ersetzt werden konnten. Deshalb dürfte die gemeldete Bewerberzahl das tatsächliche Ausbildungsinteresse in diesem Beratungs- jahr nur unzureichend widerspiegeln. Mit den Lockerungen der Pandemiebeschränkungen ist ab dem Frühsommer eine leichte Aufhel- lung im Vergleich zum letzten Berichtsjahr sichtbar geworden. Der Anteil unversorgter Bewerbe- rinnen und Bewerber ist leicht gesunken. Meldungen der Kammern über eine etwas höhere Zahl von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr unterstreichen die leichte Besserung. Am 30. September 2021 waren 25.000 Bewerberinnen und Bewerber unversorgt (-5.000 gegen- über Vorjahr). Zusätzlich suchten 43.000 Bewerberinnen und Bewerber, die auf eine Alternative ausgewichen waren, weiterhin eine Ausbildungsstelle (-6.000). Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg um 3.000 auf 63.000. Der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen nahm zu und zeigt an, dass Besetzungsprobleme zugenommen haben. Trotz der wahrnehmbaren leichten Aufhellung gegenüber dem letzten Beratungsjahr bleiben die Ergebnisse insgesamt erheblich hinter denen vor der Pandemie zurück. Neben den Einschränkungen durch die Pandemiemaßnahmen waren dafür auch die aus den früheren Berichtsjahren bekannten regionalen, berufsfachlichen und qualifikatorischen Ungleich- gewichten ursächlich. -4-
Situation am Ausbildungsmarkt 1 Gemeldete Bewerberinnen und Bewerber 1.1 Überblick Die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum erneut deutlich verringert. Einschränkungen bei der Beratung und den Auswahlprozessen aufgrund der Corona-Krise sind ursächlich dafür. Rückläufig ist vor allem die Zahl der erstmaligen Bewerber/-innen, während die Zahl von Perso- nen mit tendenziell erhöhtem Unterstützungsbedarf wie „Altbewerber/-innen“ oder Ausländer/-in- nen weniger stark gesunken ist. Corona lässt Bewerberzahl erneut deutlich zurückgehen Gemeldete Bewerber/-innen Berichtsjahre 2018/19 bis 2020/21 Anteile an allen Bewerber/-innen 2021 Allgemeinbildende Schulen 47,0 % Berufsbildende Schulen 41,4 % 511.800 473.000 Hochschulen und Akademien 4,9 % 433.500 -38.800 -7,6 % -39.400 Frauen 38,1 % -8,3 % unter 20 Jahre 61,6 % 20 bis 24 Jahre 30,4 % 25 Jahre und älter 8,0 % Altbewerber/-innen 42,3 % Ausländer/-innen 18,4 % dar. Geflüchtete 7,2 % 2018/19 2019/20 2020/21 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Bei Schulart und Alter beruht der zu 100 Prozent fehlende Anteil auf sonstigen fehlenden Angaben. Gemeldete Bewerber/-innen: Rückgang um 39.400 (-8,3%) auf 433.500 Die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen ist im Berichtsjahr um 8,3 Prozent Meldequote Bewerber: gesunken, nachdem sie bereits im Vorjahr 7,6 Prozent geringer ausfiel. Gut zwei Drittel aller instituti- Gründe für den Rückgang onell erfassten Ausbildungs- interessierten melden sich Der aktuelle Rückgang an Bewerbermeldungen dürfte nicht auf eine rückläu- im Allgemeinen als Bewer- ber/-in. fige Zahl Ausbildungsuchender in diesem Umfang zurückzuführen sein. Viel- (Quelle: BIBB 2016) mehr ist davon auszugehen, dass eine erhebliche Anzahl junger Menschen eine „Stille Reserve“ der Ausbildungsnachfrage gebildet hat.1 Folgende As- pekte untermauern diese Einschätzung: Zum einen verließen 2021 laut KMK-Vorausberechnung 2 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler die allgemeinbildenden Schulen als im letzten Jahr. 2 Zum anderen strebten mehr Ausbildungsuchende aus dem letzten Beratungsjahr erneut eine Ausbil- dung an, weil sie 2020 aufgrund der Pandemie nicht zum Zuge gekommen waren (2020 wurden 1 „Stille Reserve“ ist eine Begrifflichkeit, die üblicherweise am Arbeitsmarkt für Personen verwendet wird, die nicht offiziell als Arbeitsuchende gemeldet sind, aber bei verbesserten Marktchancen oder -bedingungen durchaus an einer Beschäftigung Inte- resse haben und in den Arbeitsmarkt eintreten würden. 2 Quelle: Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen 2019 bis 2030, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 05.11.2020. Diese Angaben sind allerdings mit Unsicherheiten behaftet, weil davon auszugehen ist, dass die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die Bildungsverläufe und damit auf die Absolventenzahlen haben dürfte. -5-
Situation am Ausbildungsmarkt im Vergleich zum Vorjahr laut Statistischem Bundesamt 9 Prozent weniger Ausbildungsverträge neu abgeschlossen). Ein Indiz für den letztgenannten Aspekt ist, dass sich die Zahl der gemeldeten „Altbewerberinnen“ und „Altbewerber“, die bereits vor diesem Berichtsjahr als Ausbildungsuchende gemeldet waren, mit 183.200 kaum verändert hat (-700 bzw. -0,4 Prozent), während die Zahl der „Neu-Bewerberin- nen“ und „Neu-Bewerber“3 um 13,4 Prozent gesunken ist. Der Anteil von „Altbewerberinnen“ und „Altbewerbern“ hat sich deshalb binnen eines Jahres von 38,9 auf 42,3 Prozent erhöht. Bestätigt wird die Bildung einer „Stillen Reserve“ außerdem durch Meldungen der Kammern über leicht gestiegene Vertragszahlen. Seit dem Frühsommer 2021 traten im Zuge der gelockerten Pandemiemaßnahmen offenbar zunehmend junge Menschen aus der „Stillen Reserve“ heraus und strebten den Abschluss eines Ausbildungsvertrages an, ohne sich noch als Bewerberin oder Bewerber bei der Berufsberatung gemeldet zu haben Die Gründe dafür, dass sich Jugendliche trotz vorhandenen Ausbildungsinteresses nicht bei der Berufsberatung/Ausbildungsvermittlung meldeten, lagen darin, dass die gewohnten Zugangswege z. B. über Kontakte in der Schule wegen der Pandemie eingeschränkt und persönliche Beratungs- gespräche kaum möglich waren. Digitale Angebote konnten dies nicht vollständig ersetzen. Dar- über hinaus liegt die Vermutung nahe, dass sich ein Teil der jungen Menschen in der unsicheren Lage vom dualen Ausbildungsmarkt vorübergehend zurückgezogen hat, weil er die individuellen Chancen als gering ansah und von vornherein auf Alternativen wie z. B. einen weiteren Schulbe- such oder ggf. ein Studium ausgewichen ist. Alles in allem ist festzuhalten, dass der Bewerberrückgang pandemiebedingt war und nicht auf ei- nem sinkenden Ausbildungsinteresse oder demografischen Gründen beruhte. Ausgewählte Personenmerkmale Frauen waren mit 38,0 Prozent bei den gemeldeten Bewerbern/-innen, wie in den letzten Jahren, in der Minderzahl. Gleichzeitig ist die Zahl der Frauen etwas stärker rückläufig als die der Männer. Hier spielt die bei jungen Frauen ausgeprägte Tendenz zu Gesundheits-, Erziehungs- und Sozial- berufen eine Rolle, die schulisch ausgebildet werden. 21.300 gemeldete Bewerber/-innen besuchten zuletzt eine Hochschule oder Akademie. Diese Zahl der (potenziellen) Studienabbrecher/-innen ist im Vergleich zum vorherigen Beratungsjahr um 2.400 gesunken (-10,1 Prozent). 18 Prozent der Bewerber/-innen hatten einen ausländischen Pass. Ihre Zahl ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur unterdurchschnittlich gesunken (-3,4 Prozent). Die zahlenmäßig stärksten Staatsangehörigkeiten waren die Türkei, gefolgt von Italien und Polen. Knapp zwei Fünftel der ausländischen Bewerber/-innen sind geflüchtete junge Menschen (siehe Kapitel 5.2). 3 Pendant zu den „Altbewerber/-innen“. Für die Zuordnung bzw. Nicht-Zuordnung zur Gruppe der „Altbewerber/-innen“ ist ent- scheidend, ob eine Person in den letzten 5 Jahren bereits einmal als Bewerber/-in gemeldet war. -6-
Situation am Ausbildungsmarkt 1.2 Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten zehn Jahre Mit dem coronabedingten Rückgang der Bewerberzahlen wird der geringste Stand an Bewerber- meldungen in den letzten 10 Jahre erreicht. Üblicher homogener Verlauf der Bewerbermeldungen coronabedingt eingebrochen Gemeldete Bewerber/-innen Berichtsjahre von 2009/10 bis 2020/21 - jeweils Oktober bis September Maximaler Endwert: 563.000 2011/12: Minimalwerte: 473.000 2019/20 434.000 2020/21 177.000 170.000 148.000 Okt. Nov. Dez. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die Abbildung stellt den Verlauf der Bewerbermeldungen jeweils im Laufe der Monate Oktober bis September in den letzten zehn Berichtsjahren dar. Zu Beginn eines Berichtsjahres sind im Durchschnitt bereits rund ein Drittel der Bewerberinnen und Bewerber registriert. Bis zum September steigt die Bewerberzahl kontinuierlich an (im Maxi- mum bis 563.000 im Berichtsjahr 2011/12). Dabei ist ebenso wie der Ausgangsbestand im Okto- ber auch der Verlauf der Bewerbermeldungen insgesamt relativ homogen. Im ersten von Corona betroffenen Beratungsjahr 2019/20 markiert die abgebildete Linie der ge- meldeten Bewerberinnen und Bewerber bereits vor dem Wirksamwerden der Corona-Maßnahmen den unteren Rand der Entwicklungslinien der letzten zehn Jahre. Ab dem Berichtsmonat April wirkten sich die Kontaktbeschränkungen in einer erheblichen Abflachung der Kurve aus. Mit dem weiteren Rückgang der Bewerberzahlen im Berichtsjahr 2020/21 wird der geringste Stand an Bewerbermeldungen nicht nur seit 2009/10 (wie abgebildet), sondern seit der Wiedervereini- gung erreicht. -7-
Situation am Ausbildungsmarkt 2 Gemeldete Ausbildungsstellen 2.1 Überblick Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist erneut merklich gesunken. Grund sind die Pande- mieeinschränkungen und Transformationsprozesse und damit verbundene Unsicherheiten. Nur 3% waren außerbetriebliche Angebote für junge behinderte Menschen, sozial- oder lernbeein- trächtigte Bewerber/-innen und junge Menschen, deren Ausbildungsvertrag gelöst wurde. Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen erneut gesunken, aber weniger stark als im Vorjahr Gemeldete Ausbildungsstellen Oktober 2020 bis September 2021 betrieblich 97,0 % 572.000 außerbetrieblich 3,0 % 530.300 511.300 -41.700 -19.000 -7,3 % -3,6 % Industrie- und Handelskammer 60,5 % Handwerkskammer 22,9 % Freie Berufe 7,6 % Öffentlicher Dienst 2,5 % Landwirtschaftskammer 1,2 % Übrige Berufe 5,3 % 2018/19 2019/20 2020/21 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die Angaben zu den Kammern sind vorläufig, weil 2020/21 aufgrund eines technischen Problems für manche Ausbildungsstellen keine Angaben zur Kammerzugehörigkeit ermittelt werden konnten. In dieser Darstellung sind die Fälle ohne Angabe deshalb nach üblicher Kammerzuständigkeit verteilt worden. Gemeldete Ausbildungsstellen: Rückgang um -19.000 (-3,6%) auf 511.300 davon betriebliche Stellen: Rückgang um -17.700 (-3,4%) auf 496.800 außerbetriebliche Stellen: Rückgang um -1.200 (-7,9%) auf 14.400 Der 2019/20 begonnene Rückgang der gemeldeten Ausbildungsstellen (im Meldequote Ausbildungs- September 2020 -7,3%) setzte sich in diesem Berichtsjahr fort – wenn auch stellen: merklich vermindert. In dem wiederholten Rückgang spiegeln sich die Ein- Drei von vier Betrieben mel- schränkungen aufgrund der Pandemie und die damit verbundenen Unsi- den im Allgemeinen der BA cherheiten. Darüber hinaus dürften die laufenden Transformationsprozesse ihre Ausbildungsstellen. wie z. B. in der Automobil- und Zulieferindustrie ihren Niederschlag finden. (Quelle: BIBB-Report 3/2014) Allerdings muss bei einer Einordnung auch berücksichtigt werden, dass in den Vor-Corona-Jahren die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ein hohes Niveau erreicht hatte und 2018/19 sogar die höchste Stellenzahl seit 2001/02 zu verzeichnen gewesen war. Der größte Teil der Meldungen stammte aus dem Zuständigkeitsbereich der Industrie- und Han- delskammern (60%), gefolgt von den Handwerkskammern (23%). Außerbetriebliche Ausbildungsstellen (§§ 73, 76 SGB III) bieten zusätzliche Ausbildungsange- bote insbesondere für junge behinderte Menschen und sozial- oder lernbeeinträchtigte Bewerber/- innen. Sie ermöglichen auch bei Ausbildungsabbrüchen jungen Menschen die unmittelbare Fort- setzung der Ausbildung. Ihre Bedeutung hat in den letzten Jahren stark abgenommen (-36% im Vergleich zu 2015). -8-
Situation am Ausbildungsmarkt 2.2 Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten Jahre Der Einfluss der Coronakrise und der Transformationsprozesse auf die Meldungen von Ausbil- dungsstellen ist deutlich erkennbar. Mit dem erneuten Stellenrückgang wird 2020/21 die geringste Zahl an Stellenmeldungen seit 2010/11 erreicht. Trotzdem unterschreitet das aktuelle Niveau nur leicht den Durchschnitt der letzten 10 Jahre Abhängigkeit der Ausbildungsstellenmeldungen von wirtschaftlicher Situation deutlich sichtbar Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen Berichtsjahre von 2009/10 bis 2020/21 - jeweils Oktober bis September Maximaler Verlauf: 556.000 2018/19 515.000 2019/20 497.000 2020/21 Minimaler Verlauf 441.000 2009/10 291.000 281.000 255.000 168.000 Okt. Nov. Dez. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die Abbildung zeigt den Verlauf von Meldungen von betrieblichen Ausbildungsstellen jeweils von Oktober bis September im Verlauf der letzten zwölf Berichtsjahre. Erkennbar ist, dass viele Ausbildungsstellen mit einer langen Vorlaufzeit gemeldet werden und früher als die Bewerbermeldungen erfolgen. Bereits zu Anfang eines Berichtsjahres ist etwa die Hälfte der gesamten Stellenmeldungen eingegangen. Von Monat zu Monat nimmt die Zahl der ge- meldeten Ausbildungsstellen relativ gleichmäßig zu, bis im September das Maximum erreicht wird. Dabei variiert die Stellenanzahl bereits zu Beginn der jeweiligen Beratungsjahre relativ stark, ab- hängig von Einflussfaktoren wie der wirtschaftlichen Situation, der Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen oder auch dem Einschaltungsgrad der öffentlichen Ausbildungsvermittlung durch die Ausbildungsbetriebe. Im Beratungsjahr 2019/20 ist ab dem Berichtsmonat April, ähnlich wie bei den gemeldeten Bewer- berinnen und Bewerbern, ein deutlicher Knick in Folge der Corona-Bekämpfungsmaßnahmen sichtbar. Bis zum Ende des Berichtsjahres konnte dieser Rückgang nicht aufgeholt werden. Im aktuellen Berichtsjahr 2020/21 fielen bereits zu Beginn die Stellenmeldungen geringer aus als im letzten Berichtsjahr. Der Rückstand im Vergleich zum Vorjahr belief sich im September 2021 auf 3,4 Prozent. Gleichzeitig wurde die geringste Zahl an Stellenmeldungen seit 2010/11 erreicht. Es wird aber auch deutlich, dass das aktuelle Niveau an gemeldeten betriebliche Ausbildungsstel- len nicht aus dem Rahmen der letzten Jahre fällt. So unterschreitet es den Durchschnitt der letz- ten zwölf Jahre nur um 3,4 Prozent. Gleichzeitig überschreitet es merklich den Stellenbestand im Berichtsjahr 2009/10, in dem das Ausbildungsangebot in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise erheblich geringer war (+12,6 Prozent). -9-
Situation am Ausbildungsmarkt 3 Gesamtschau: Angebot und Nachfrage am Ausbildungs- markt 3.1 Überblick Auch im Beratungsjahr 2020/21 überstieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen die der ge- meldeten Bewerberinnen und Bewerber. Einschränkungen durch die Corona-Krise erschwerten die Ausgleichprozesse und beeinträchtigen die Aussagekraft der rechnerischen Bewerber-Stellen-Relationen. Die Chancen auf eine Ausbildungsstelle hängen nach wie vor stark von der Region, dem Berufs- wunsch und der Qualifikation ab. Entwicklung zum Bewerbermarkt hat Bestand Gemeldete Bewerber/-innen und gemeldete (betriebliche) Ausbildungsstellen Jeweils Oktober bis September 737.300 Ausbildungsstellen Bewerber/-innen 572.000 Betriebliche Ausbildungs- 511.800 15.900 530.300 511.300 stellen 473.000 außer- 15.700 14.400 433.500 betrieb- 496.800 lich 433.500 424.400 Bewerber/ -innen betrieb- lich 556.000 514.600 496.800 2006/07 2013/14 2020/21 18/19 19/20 20/21 18/19 19/20 20/21 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Ab 2008/09 einschließlich Abiturientenstellen. Die vormals große Lücke zwischen gemeldeten Bewerber/-innen und gemeldeten Ausbildungs- stellen hatte sich in den letzten Jahren, vor allem aufgrund der rückläufigen Bewerberzahl, zuneh- mend geschlossen. Seit dem Berichtsjahr 2017/2018 gab es erstmals nach 1994 mehr gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerber/-innen. Rechnerisch gab es 2020/21 63.300 mehr gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen als gemel- dete Bewerber/-innen. Dies entspricht einer Relation von 87 gemeldeten Bewerber/-innen auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen. Die Relation fällt aus Bewerbersicht rechnerisch güns- tiger als im Vorjahreszeitraum (2019/20: 92:100) Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen ohne die pande- miebedingten Einschränkungen um einiges größer ausgefallen wäre. Insoweit zeichnet die aktu- elle Relation von gemeldeten Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber/-innen aus Bewerber- sicht die Marktsituation positiver als sie tatsächlich war. Der Marktausgleich wurde neben den pandemiebedingten Beschränkungen weiterhin durch regio- nale, berufsfachliche und qualifikatorische Diskrepanzen beeinträchtigt (siehe folgende Kapitel). Auch andere, statistisch nicht abbildbare Aspekte wie das Image von Ausbildungsberufen und -betrieben, die Arbeitszeiten, die Vergütung oder die Perspektiven nach dem Abschluss der Aus- bildung (Angebotsseite) oder die Schulnoten und Sozialkompetenzen (Nachfrageseite) haben ei- nen erheblichen Einfluss. Häufig spielt auch die Erreichbarkeit einer Ausbildungsstätte mit öffentli- chen Verkehrsmittel oder die Entfernung zur Berufsschule eine Rolle. - 10 -
Situation am Ausbildungsmarkt 3.2 Regionale Ungleichgewichte In zehn Ländern waren deutlich mehr betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Be- werber gemeldet. In weiteren vier Ländern hielten sich gemeldete Bewerberinnen und Bewerber sowie gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen rechnerisch annähernd die Waage. Im Gegensatz dazu fehlten betriebliche Ausbildungsstellen in Berlin und in Hessen. Deutliche regionale Unterschiede Bewerber-Stellen-Relation in den Ländern und Bezirken der Agenturen für Arbeit Oktober 2020 bis September 2021 Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen Schleswig- bundesweit 87 gemeldete Bewerber/-innen Holstein Mecklenburg- Vorpommern Hamburg Berlin 156 Bremen Hessen 110 Niedersachsen Nordrhein-Westfalen 104 Berlin Sachsen 102 Brandenburg Sachsen- Brandenburg 94 Anhalt Bremen Nordrhein- 91 Westfalen Sachsen Rheinland-Pfalz 90 Thüringen Niedersachsen 88 Hessen Auf 100 betriebliche Hamburg 87 Rheinland- Ausbildungsstellen Pfalz Schleswig-Holstein 82 kommen ... gemeldete agenturbezirke Sachsen-Anhalt 79 Bewerber/-innen rel_aa Saarland Baden-Württemberg 73 bis 50 Saarland 72 Bayern über 50 bis 90 Baden- Württemberg Thüringen 69 über 90 bis 110 Bayern 65 über 110 bis 140 Mecklenburg-Vorpommern 64 über 140 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Rechnerisch die besten Chancen auf einen Ausbildungsplatz hatten Bewerber/-innen in Meck- lenburg-Vorpommern und Bayern, gefolgt von Thüringen, dem Saarland, Baden-Württemberg, und Sachsen-Anhalt. Die Arbeitsagenturbezirke mit den geringsten Bewerber-Stellen-Relationen waren Rostock4, Passau, Schwandorf, Deggendorf, Konstanz-Ravensburg und Weiden mit jeweils weniger als 50 Bewerber/-innen auf 100 gemeldete betriebliche Stellen. Das Land mit den schlechtesten Chancen auf einen Ausbildungsplatz war Die Bewerber-Stellen-Relation gibt die Anzahl der Bewerberin- Berlin. Mit deutlichem Abstand folgte Hessen. nen und Bewerber an, die auf 100 betrieblichen Ausbildungs- Jeweils mehr als 140 gemeldeten Bewerber/-innen auf 100 gemeldete be- stellen kommen. Sie ist ein An- haltspunkt für die Chancen der triebliche Stellen waren in den Agenturbezirken Offenbach (Hessen), in den Jugendlichen auf eine Ausbil- nordrhein-westfälischen Arbeitsagenturen Gelsenkirchen, Detmold und dungsstelle. Recklinghausen sowie in Berlin (insgesamt) und Eberswalde zu verzeich- Das optimale Verhältnis liegt laut Bundesverfassungsge- nen. richtsurteil vom 10.12.1980 bei 88 Bewerberinnen bzw. Bewer- In drei Viertel der Agenturbezirke hat sich die Bewerber-Stellen-Relation bern zu 100 Ausbildungsstellen. Erst dann gibt es ein auswahl- rechnerisch verringert, bei einem Fünftel der Agenturbezirke erhöht. fähiges Angebot. In 41 Agentur-Bezirken ist die Bewerber-Stellen-Relation mit einem Wert zwischen 90 und 110 rechnerisch relativ ausgeglichen. 4 In Rostock haben prozessbedingte Besonderheiten einen starken Einfluss. - 11 -
Situation am Ausbildungsmarkt 3.3 Berufliche Ungleichgewichte 3.3.1 Top Ten der Berufswünsche Die Top Ten der Berufswünsche der Mädchen und Jungen sind ein gutes Abbild, wie beliebt Be- rufe sind und wie gut ihr Image bei den Berufswählern/-innen ist. Von Jahr zu Jahr zeigen sich die Top Ten relativ konstant. Berufe in der medizinischen Assistenz und der Kfz-Technik sind am meisten nachgefragt Top Ten der von gemeldeten Bewerbern/-innen am meisten nachgefragten Ausbildungsberufe nach Geschlecht Oktober 2020 bis September 2021 Berufswünsche von Frauen Berufswünsche von Männern Medizinische Fachangestellte 19.300 Kfz-Mechatroniker - PKW-Technik 20.900 Kauffrau Büromanagement 18.200 Kaufmann im Einzelhandel 12.000 Verkäuferin 14.100 Verkäufer 11.900 Kauffrau im Einzelhandel 10.300 Kaufmann - Büromanagement 10.200 Zahnmedizinische Fachangestellte 7.100 Fachinform. - Anwendungsentw. 8.400 Friseurin 6.100 Industriemechaniker 8.200 Industriekauffrau 5.300 Tischler 8.000 Verwalt.fachang.- Kommunalverw. 5.000 Fachlagerist 8.000 Tiermedizinische Fachangestellte 3.900 Fachinform. - Systemintegration 7.700 Immobilienkauffrau 2.200 Fachkraft - Lagerlogistik 7.400 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Viele Berufswünsche sind offensichtlich von der täglichen Erfahrungswelt der Jugendlichen ge- prägt – wie z. B. Kfz-Mechatroniker/-in, Kauffrau oder Kaufmann im Einzelhandel, Verkäufer/-in, Medizinische/-r Fachangestellte/-r oder Friseur/-in. Die Berufswünsche sind nach wie vor geschlechtstypisch geprägt. Während sich viele Männer für technische Berufe interessieren, streben Frauen häufig kaufmännische Berufe oder Berufe im Ge- sundheits- und Sozialwesen an (z. B. Physiotherapeutin, MTA oder Erzieherin). Weil letztere in schulischer Form ausgebildet werden, sind sie in den abgebildeten Top Ten nicht enthalten. Verkaufsberufe und Büroberufe stehen bei beiden Geschlechtern hoch im Kurs. Die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit oder Aktionen wie der „Girls Day“ bzw. „Neue Wege für Jungs“ setzen bei diesem geschlechtsspezifischen Berufswahlverhalten an. Ziel ist, bei den Jugendlichen eine Perspektivenerweiterung zu erreichen. Fast zwei Fünftel der gemeldeten Bewerber und über die Hälfte der Bewerberinnen haben bei der Berufsberatung einen Top-Ten-Beruf als ersten Zielberuf angegeben. Ein Grund für den ge- schlechtsspezifischen Unterschied liegt darin, dass die Ausbildungsberufe im gewerblich-techni- schen Bereich stärker ausdifferenziert sind als im Büro-, Verkaufs- und Gesundheitsberufen, die von Frauen präferiert werden. Unabhängig davon lässt sich aber auch ableiten, dass eine Erweite- rung des Berufswahlspektrums vergrößerte Chancen eröffnen kann. Die Corona-Pandemie hatte kaum einen Einfluss auf die am meisten gesuchten Ausbildungsbe- rufe. Abgesehen von einzelnen geringfügigen Verschiebungen in der Rangfolge zeigt sich nur bei den jungen Frauen eine Veränderung zum Vorjahr: die Hotelfachfrau wurde von der Immobilien- kauffrau abgelöst. - 12 -
Situation am Ausbildungsmarkt 3.3.2 Top Ten der angebotenen Ausbildungsberufe Ähnlich wie bei den Bewerberwünschen werden die gemeldeten Ausbildungsstellen von Ausbil- dungsberufen in Verkauf und Büro angeführt. Die Top Ten der gemeldeten Ausbildungsstellen und die der Bewerber weisen sehr viele Über- einstimmungen auf. Ausbildungen im Verkauf und im Büromanagement werden am häufigsten angeboten Top Ten der am häufigsten angebotenen Ausbildungsberufe, gemeldete Ausbildungsstellen Oktober 2020 bis September 2021 Kaufmann/-frau im Einzelhandel 36.200 Verkäufer/in 25.600 Kaufmann/-frau - Büromanagement 23.200 Medizinische/r Fachangestellte/r 14.500 Fachkraft - Lagerlogistik 14.400 Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r 14.300 Industriekaufmann/-frau 13.100 Kfz.mechatroniker - PKW-Technik 10.900 Industriemechaniker/in 10.300 Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik 10.100 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Jede dritte Ausbildungsstelle war einem der Top-Ausbildungsberufe zuzuordnen. Damit weisen die Stellen eine ähnliche berufsfachliche Konzentration auf wie die Bewerberwünsche. Die Positionierung unter den Top Ten lässt grundsätzlich keinen Schluss auf die Besetzungsaus- sichten zu: Für Berufe in Büro, Medizin und Kfz-Technik gibt es deutlich mehr gemeldete Bewer- ber/-innen als gemeldete Ausbildungsstellen. In Verkauf und Lagerlogistik sowie bei Industrieme- chaniker/-innen und Elektroniker/-innen – Energie- und Gebäudetechnik übersteigt dagegen die Zahl der gemeldeten Stellen die der Bewerber/-innen. - 13 -
Situation am Ausbildungsmarkt 3.3.3 Auswirkungen der Corona-Pandemie nach Berufen Vor allem bei Unternehmen, die besonders von den Lockdowns betroffen waren, sind Rückgänge bei den Ausbildungsstellenmeldungen zu verzeichnen. Bei technischen Berufen ist der Rückgang wohl auch auf die aktuellen Transformationsprozesse zurückzuführen. Starker Rückgang bei Friseurausbildungen sowie Hotel- und Gaststättenberufen Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach Berufen *), größte Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr Oktober 2020 bis September 2021 Insgesamt -3,4 % Nichtmed. Gesundheitsberufe, Körperpflege -21,2 % Tourismus-, Hotel-, Gaststättenberufe -13,8 % Technische Entwicklung und Konstruktion -8,5 % Lebensmittelherstellung u. -verarbeitung -8,4 % Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe -7,4 % Finanzdienstleistungen, Steuerberatung -6,7 % Metallerzeugung und -bearbeitung -4,7 % Verkaufsberufe +0,3 % Hoch- und Tiefbauberufe +1,4 % (Innen-)Ausbauberufe +1,8 % Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführ.) +5,6 % Medizinische Gesundheitsberufe +6,2 % Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit * Berufshauptgruppen mit mind. 5.000 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen Ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist sehr deutlich sichtbar in Ausbildungsberu- fen bei Unternehmen, die von den Lockdowns besonders betroffen waren wie Nichtmedizinische Gesundheitsberufe, Körperpflege (z. B. Friseure/-innen), Tourismus-, Hotel- und Gaststättenbe- rufe oder Berufe in der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung wie z. B. Köche/Köchinnen. Darüber hinaus verzeichneten aber auch z. B. technische Berufe (wie Technische Produktdesig- ner/-innen, Kfz-Mechatroniker/-innen oder Industriemechaniker/-innen und andere Metallberufe) deutlich weniger Stellenmeldungen. Hier dürften sich neben Corona auch die aktuellen Transfor- mationsprozesse niederschlagen.5 Merklich weniger gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen wurden auch registriert in Berufen der Finanzdienstleistungen und Steuerberatung (Bankkaufleute, Steuerfachangestellte). Im Unterschied dazu ist in Medizinischen Gesundheitsberufen, in Verkehr und Logistik sowie im Bau im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen zu verzeichnen. Einen leichten Anstieg gab es auch im Verkauf. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr sind nur in Bauberufen und in Medizinischen Gesundheitsbe- rufen leicht mehr betriebliche Stellenmeldungen zu konstatieren. 5 Im Zusammenhang mit einem Versionswechsel im operativen Fachverfahren der BA, der die Erfassung von Ausbildungsberu- fen eines dualen Studiums ermöglicht, können ab dem Berichtsmonat April 2021 die Vorjahresvergleiche für einzelne Berufe oder Wirtschaftszweige verzerrt sein (betroffen z. B. Berufe in Recht und Verwaltung oder auch Informatik). Dies wurde bei der Auswahl der hier dargestellten Berufe berücksichtigt. Näheres siehe Methodische Hinweise https://statistik.arbeitsagentur.de/Si- teGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=1459826&topic_f=ausb-ausbildungsstellenmarkt-mit-zkt - 14 -
Situation am Ausbildungsmarkt 3.3.4 Berufe mit guten und schlechten Chancen Je nach Ausbildungsberuf können die Chancen auf das Finden oder Besetzen einer Ausbildungs- stelle sehr unterschiedlich sein. Bei Ausbildungsberufen, die bei vielen jungen Menschen beliebt sind, gibt es häufig Bewerber- überhänge. Bei Berufen, die z. B. auf Grund ihres Images, den Arbeitsbedingungen oder den Entwicklungs- möglichkeiten bei Jugendlichen weniger begehrt sind, treten häufig Besetzungsprobleme auf. Ausbildungsberufe mit guten und schlechten Chancen für gemeldete Bewerberinnen und Bewerber Bewerber-Stellen-Relationen ausgewählter Berufsgruppen Oktober 2020 bis September 2021 Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen ... gemeldete Bewerber/-innen Gute Chancen für Bewerber/-innen Schlechte Chancen für Bewerber/-innen Lebensherstellung, -verkauf 21 Tischlerei 210 Hoch - und Tiefbau 46 Softwareentwicklung 187 Hotel-, Gaststättenberufe 46 Kfz-Technik 158 Klempnerei, Sanitär, 62 Büromanagement 132 Heizung, Klima Mechatronik, 63 Verwaltung 129 Automatisierungstechnik Energietechnik 67 Medizinische 107 Fachassistenz Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Berufe mit guten Chancen für Bewerber/-innen und Besetzungsproblemen für Betriebe: In vielen Handwerksberufen wie in der Herstellung und im Verkauf von Fleisch- Hinweis: und Backwaren oder in Bau- und baunahen Berufen (z. B. Klempnerei, Sani- Statistisch sind nur die Erst- tär-, Heizungs- und Klimatechnik oder der Energietechnik), in Hotel- und Gast- berufswünsche der Bewerber/- stättenberufen (trotz des coronabedingten Angebotsrückgangs), aber auch in innen auswertbar. Da Jugendli- che in der Regel jedoch mehrere der Mechatronik und Automatisierungstechnik (z. B. Mechatroniker/-in) fällt die (zum Teil viele) Alternativberufs- Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen deutlich höher aus als wünsche verfolgen, kann bei un- terdurchschnittlicher Bewerber- die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen. Stellen-Relation nicht immer au- tomatisch auf einen Bewerber- Berufe mit schlechten Chancen für Bewerber/-innen und Bewerberauswahl mangel (und schon gar nicht auf für Betriebe: eine bestimmte Größenordnung) geschlossen werden. Im Zuge Im Gegensatz dazu gibt es viel weniger Stellenmeldungen als Bewerbermel- der Corona-Pandemie ist außer- dem zu berücksichtigen, dass dungen zum Beispiel in der Tischlerei, in der Informatik (Softwareentwicklung), viele Bewerbermeldungen unter- in der Kfz-Technik, in Büro- und Verwaltungsberufen oder in der Medizinischen blieben sind, obwohl grundsätz- lich ein Ausbildungsinteresse vor- Fachassistenz. handen ist. Auch in der Tierpflege, in künstlerisch-kreativen Berufen wie z. B. der Medien- Die Richtung der Bewerber-Prä- gestaltung, Raumausstattung, Veranstaltungstechnik oder -management oder ferenzen wird bei dieser Auswer- im Gartenbau waren die Aussichten auf eine Ausbildungsstelle wie in den Jah- tung aber sehr wohl deutlich. ren zuvor rechnerisch gering. Eine grundlegende Veränderung der berufsfachlichen Chancen im Kontext der Corona-Krise ist in den Ausbildungsmarktdaten nicht zu erkennen. - 15 -
Situation am Ausbildungsmarkt 3.4 Qualifikatorische Ungleichgewichte Qualifikatorische Diskrepanzen entstehen, wenn Ausbildungsbetriebe andere Erwartungen an die Schulabschlüsse, die Schulnoten oder die sozialen Kompetenzen der Bewerberinnen und Bewer- ber haben, als diese mitbringen. Hauptschülerinnen und -schüler haben rechnerisch deutlich schlechtere Chancen auf einen Aus- bildungsplatz als Bewerberinnen und Bewerber mit höheren Schulabschlüssen. Nur jede zweite gemeldete betriebliche Ausbildungsstelle steht Hauptschulabsolventen/-innen offen Gemeldete Bewerber/-innen und betriebliche Ausbildungsstellen Oktober 2020 bis September 2021 Gemeldete Bewerber/-innen nach dem Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach erreichten Schulabschluss dem mindestens gewünschten Schulabschluss 1,6 % Ohne Schulabschluss 0,1 % 28,1 % Hauptschulabschluss 51,2 % 40,1 % Realschulabschluss 34,9 % 24,5 % (Fach-)Hochschulreife 7,4 % 5,7 % keine Angabe, nicht relevant 6,4 % Jeweils 100 gemeldeten Bewerber/-innen stehen potenziell so viele gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen gegenüber: Lesehilfe: Rechnerisch 468 stehen 100 gemeldeten Bewerber/-innen mit 164 71 Realschulabschluss Chancen nach 164 Ausbildungsstellen Schulabschluss: Hauptschul- Realschul- (Fach-) Hoch- gegenüber, Hauptschüler/ abschluss abschluss schulreife -innen nur 71. Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Rundungsbedingt kann die Gesamtsumme der Anteile von 100 Prozent abweichen. Hauptklientel der Ausbildungsvermittlung sind Haupt- und Realschulschüler/-innen (2/3 der Be- werber/-innen). Bezogen auf die Zahl der Schulentlassenen von allgemeinbildenden Schulen nutzen vor allem Hauptschüler/-innen überproportional die Ausbildungsvermittlung: Sie machen 28,1% der gemel- deten Bewerber/-innen aus, während ihr Anteil an den Schulabgänger/-innen nur 16,5% beträgt. Nur 1,6% der gemeldeten Bewerber/-innen haben keinen Schulabschluss (Anteil bei den Schul- abgängern 6,0%). Der Anteil ist deswegen so gering, weil Jugendliche ohne Schulabschluss häu- fig zunächst durch Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen gefördert werden, um die Ausbil- dungsreife zu erlangen. Knapp jede/-r vierte Bewerber/-in verfügt über die (Fach-)Hochschulreife. Darunter waren fast 21.300 (potenzielle) Studienabbrecher/-innen. Im längeren Zeitvergleich ist der Anteil der Be- werber/-innen mit Studienberechtigung, ausgehend von 19,4% im Jahr 2010, deutlich gestiegen. Dabei gewinnt auch die Vermittlung in ausbildungsintegrierte Duale Studiengänge an Bedeutung. 2021 war allerdings die Bewerberzahl mit Studienberechtigung das vierte Jahr in Folge rückläufig. Für Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss fehlten rechnerisch Ausbildungsstellen: Obwohl gesetzlich bei der dualen Berufsausbildung kein Mindestschulabschluss vorgeschrieben ist, erwarten die Ausbildungsbetriebe bei zwei Fünftel der gemeldeten betrieblichen Ausbildungs- stellen mindestens einen Realschulabschluss. Da es sich bei dem erwarteten Schulabschluss in der Regel um eine Mindestforderung handelt, treten Hauptschüler/-innen oft in Konkurrenz zu Bewerber/-innen mit höheren Schulabschlüssen. Rechnerisch standen daher für jeweils 100 gemeldete Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss nur 71 betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung. Bei Bewerber/-innen, die einen Realschul- abschluss vorweisen konnten, waren es dagegen 164, bei Abiturienten/-innen sogar über 400. - 16 -
Situation am Ausbildungsmarkt 4 Bilanzergebnis zum 30. September 2021 4.1 Verbleib der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber Die Corona-Krise zeigt sich in einem kleineren Anteil einmündender Bewerber/-innen. 46,0% der gemeldeten Bewerber/-innen haben eine Ausbildungsstelle gefunden. Das entspricht nur einer sehr leichten Verbesserung gegenüber dem letzten Jahr (+0,3 Prozentpunkte). Im Vor-Corona-Jahr 2019 fiel dieser Anteil mit 48,8% spürbar höher aus. Eine leichte Aufhellung lässt sich auch im Anteil der unversorgten Bewerber/-innen ausmachen: er sank um 0,5 Prozentpunkte auf 5,7%. 46% der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber haben eine Berufsausbildung begonnen Verbleib der gemeldeten Bewerber/-innen 30. September 2021 ohne Angabe 13,0 % unversorgte Bewerber 5,7 % arbeitslos 4,7 % 41,4 % ungeförderte Berufsausbildung Fördermaßnahmen 2,1 % Gemeinnützige und soziale Dienste 1,6 % Erwerbstätigkeit 8,3 % 15,7 % 4,6 % 2,8 % Schule, Studium, geförderte Berufsausbildung Praktikum Fortsetzung einer Ausbildung Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Rundungsbedingt kann die Gesamtsumme der Anteile von 100 Prozent abweichen. Einmündungen in Ausbildung: Rückgang um 16.600 (-7,7%) auf 199.500 Der Verbleib ist im Großen und Ganzen ähnlich wie im Vorjahr (in Klammern sind Veränderungen der Anteile in Prozentpunkten angegeben). Etwas mehr Bewerber/-innen als letztes Jahr haben eine Erwerbstätigkeit aufgenommen (dies könnte am gestiegenen Anteil von „Altbewerbern“ lie- gen). 46,0% (+0,3) Ausbildung begonnen 41,4% (-0,1) darunter ungefördert 4,6% (+0,4) darunter gefördert 2,8% (+/-0) setzen eine bereits vor dem Berichtsjahr begonnene Ausbildung fort 15,7% (-1,0) besuchen eine (Berufs-)Schule, studieren oder absolvieren ein Praktikum 8,3% (+1,6) haben eine Erwerbstätigkeit aufgenommen 1,6% (-0,1) leisten Freiwillige Dienste (z. B. Bundesfreiwilligendienst oder FSJ) 2,1% (-0,2) sind in Fördermaßnahmen (Berufsvorbereitung oder Einstiegsqualifizierung) 4,7% (-0,6) haben sich arbeitslos gemeldet 5,7% (-0,5) unversorgt 13,0% (+0,4) unbekannt verblieben (keine Vermittlung mehr gewünscht) Die BA/BIBB-Bewerber-Befragung berichtet über die unbekannt Verbliebenen: 13% berufliche Ausbildung 15% Erwerbstätigkeit / Jobben 17% Schule, Studium, Praktikum 3% Freiwillige Dienste 6% Fördermaßnahmen 9% sonstige (z. B. Sprachlehrgang, zu Hause) 37% arbeitslos Quelle: BIBB-Datenreport 2021 - 17 -
Situation am Ausbildungsmarkt 4.1.1 Unversorgte Bewerberinnen und Bewerber Die Zahl und der Anteil der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber sind zwar gesunken. Sie sind aber noch – der Anteil sogar merklich – über dem Stand vor den Corona-Jahren. Besonders häufig blieben Bewerberinnen und Bewerber unversorgt, die o keinen Abschluss, einen Hauptschulabschluss oder Abitur haben, o älter als 20 Jahre sind, o wiederholt als „Altbewerber/-in“ eine Ausbildungsstelle suchten oder o schwerbehindert sind. Auch bei geflüchteten jungen Menschen blieben überdurchschnittlich viele unversorgt. Anteil unversorgter Bewerber/-innen leicht rückläufig, aber noch merklich über dem Stand vor Corona Anzahl und Anteil unversorgter Bewerber/-innen an allen gemeldeten Bewerber/-innen Jeweils 30. September 29.300 24.500 24.500 24.600 23.700 21.100 20.900 20.800 20.600 15.700 6,2% 5,7% 11.400 4,8% 4,3% 4,6% 3,7% 3,7% 3,8% 3,8% 2,8% 2,1% 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Unversorgte Bewerber/-innen: Rückgang um 4.700 (-16,1%) auf 24.600 Wo bleiben Bewerber besonders häufig unversorgt? In den Ländern Berlin, Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Bremen und Nordrhein-West- falen übersteigen die Anteile Unversorgter deutlich den bundesweiten Durchschnitt. Häufig ist auch in Großstädten wie z. B. Düsseldorf, Köln oder Frankfurt der Anteil Unversorgter hoch. Hier wohnen überdurchschnittlich viele ausländische Bewerber/-innen, deren Chancen auf eine Ausbildungsstelle schlechter sind (vergleiche Kapitel 5.1). Institutionelle Rahmenbedingungen spielen eine Rolle: In Hamburg ist z. B. zu beachten, dass die Jugendberufsagentur eine flächendeckende Unterstützung aller Hauptschüler/-innen anstrebt. In welchen Berufen? in beliebten Berufen (z. B. Tierpflege, Mediengestaltung, Veranstaltungstechnik oder -manage- ment, Tourismus und Sport, Büromanagement) in Berufen mit hohen fachlichen Anforderungen (z. B. Informatik, Elektrotechnik) oder Anforderun- gen wie z. B. bundesweite Mobilität oder Mindestalter (Berufskraftverkehr, Eisenbahnverkehr, Wach- und Objektschutz) In manchen Berufen (z. B. Berufskraftverkehr, Friseur-, Floristik- oder Fototechnik/Fotografie) blei- ben sowohl überdurchschnittlich viele Bewerber/-innen unversorgt als auch Ausbildungsstellen unbesetzt. Offensichtlich gibt es hier große Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage. - 18 -
Situation am Ausbildungsmarkt 4.1.2 Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber, die zwar als versorgt gelten, aber weiter- hin ihre Ausbildungssuche fortsetzen, ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Diese 43.000 Jugendlichen stehen den Betrieben zusätzlich zu den unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern als Bewerberpotenzial zur Verfügung. Gut die Hälfte qualifiziert sich weiter Verbleib der gemeldeten Bewerber/-innen mit Alternative zum 30.9. 30. September 2021 Insgesamt 43.200 Bewerber/-innen mit Alternative Fortsetzung einer ungeförderten Berufsausbildung Fortsetzung einer geförderten 3,1 % Berufsausbildung 12,4 % Schule, Studium, Praktikum 41,3 % 23,4 % Erwerbstätigkeit 5,5 % 14,1 % Gemeinnützige und Fördermaßnahmen soziale Dienste Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative und fortgesetzter Suche: Rückgang um -5.700 (-11,6%) auf 43.200 43.200 Bewerber/-innen sind auf eine Alternative ausgewichen oder darin verblieben, als abzuse- hen war, dass voraussichtlich kein oder nicht der gewünschte Ausbildungsplatz gefunden wird. Gut die Hälfte dieser Bewerber/-innen befand sich in einer Qualifizierung (41,3% Schule, Studium, Praktikum, 14,1% Fördermaßnahmen) und knapp ein Viertel übte eine Erwerbstätigkeit aus. 15,6% setzten ihre vor dem aktuellen Beratungsjahr begonnene Berufsausbildung fort (davon 12,4% gefördert). 5,5% absolvierten einen gemeinnützigen oder sozialen Dienst. - 19 -
Situation am Ausbildungsmarkt 4.2 Unbesetzte Ausbildungsstellen Der durch die Corona-Pandemie erschwerte Ausgleich schlägt sich in einer erneuten Zunahme unbesetzter Ausbildungsstellen nieder, die am 30.9.2021 noch zu vermitteln waren. Insgesamt waren am 30.9.2021 noch 12,7% der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen zu besetzen (+1,0 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr). Zunehmende Besetzungsschwierigkeiten, besonders in Hotel- und Gaststättenberufen oder im Handwerk Unbesetzte Ausbildungsstellen Jeweils 30. September Anteile unbesetzter Ausbildungsstellen an allen gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen 2021 Nach Kammern Ausgewählte Berufe 63.200 57.700 59.900 Handwerks- Hotel-, 25,3 % +3.200 16,4 % 53.100 kammer 18.800 Gaststättenberufe +5,4 % 49.000 Lebensmittelher- stellung u. -verkauf 24,0 % Landwirtschafts- 700 12,9 % kammer Orthopädie- und 20,6 % Rehatechnik Anteil unbesetzter Stellen an Freie Berufe 4.700 12,2 % allen betrieblichen Stellen Bauberufe 18,0 % Industrie- und 10,5 % 11,7 % 12,7 % Handelskammer 36.000 12,0 % 17,3 % 9,3 % 9,6 % Berufskraftverkehr Öffentlicher 400 2,9 % Metallbau und 16,8 % 2017 2018 2019 2020 2021 Dienst Schweißtechnik Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die Angaben zu den Kammern sind vorläufig, weil 2020/21 aufgrund eines technischen Problems für manche Ausbildungsstellen keine Angaben zur Kammerzugehörigkeit ermittelt werden konnten. In dieser Darstellung sind die Fälle ohne Angabe deshalb nach üblicher Kammerzuständigkeit verteilt worden. Unbesetzte Ausbildungsstellen: Anstieg um 3.200 (+5,4 %) auf 63.200 Neben coronabedingten Einschränkungen und zunehmendem Mismatch könnte sich in dem An- stieg der unbesetzten Ausbildungsstellen auch niederschlagen, dass seit den letzten Öffnungs- schritten im Mai 2021 noch vermehrt neue Ausbildungsstellen gemeldet wurden, deren Besetzung sich teilweise bis in den Herbst/Winter hineinverlagert. Wie in den Vorjahren fiel der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen im Handwerk am größten aus. Ausbildungsberufe mit großen Besetzungsschwierigkeiten sind unter anderem Berufe im Lebens- mittelhandwerk wie Fleischer/-in, Bäcker/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk oder auch in der Orthopädie- und Rehatechnik, in der Gebäudereinigung, im Friseurgewerbe oder im Metallbau. Auch in Bau- und baunahen Berufen, die ebenfalls überwiegend im Handwerk ausgebildet wer- den, blieben überdurchschnittlich viele Stellen unbesetzt, zum Beispiel Ausbildungsstellen für Maurer/-innen, Maler und Lackierer/-innen oder in der Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klima- technik. Absolut betrachtet waren die meisten der unbesetzten Ausbildungsstellen dem Zuständigkeitsbe- reich der IHK zuzurechnen (36.000). Überdurchschnittliche Besetzungsschwierigkeiten gab es hier – durch Corona noch verstärkt – in Hotel- und Gaststättenberufen und im Berufskraftverkehr. Auch im Verkauf lag der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen etwas über dem Durchschnitt. Der Öffentliche Dienst ist in den Augen der Bewerber/-innen attraktiv. Nicht zuletzt die Beschäftigungssicherheit dürfte ein Grund für den Besetzungserfolg sein. Regional betrachtet fiel der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen besonders hoch aus in Thüringen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. - 20 -
Situation am Ausbildungsmarkt In welchen Berufen sind absolut noch die meisten Ausbildungsstellen zu besetzen? Unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen nach Berufsgruppen und Veränderung zum Vorjahr 30. September 2021 Verkaufsberufe 12.900 Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe 5.100 Lebensmittelherstellung u. -verarbeitung 4.500 Medizinische Gesundheitsberufe 3.800 Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe 3.300 Metallerzeugung,-bearbeitung, Metallbau 2.900 Mechatronik-, Energie- u. Elektroberufe 2.900 Berufe Unternehmensführung,-organisation 2.800 Hoch- und Tiefbauberufe 2.800 Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführ.) 2.800 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die meisten noch zu besetzenden Ausbildungsstellen gab es Ende September 2021 in Verkaufs- berufen, in Hotel- und Gaststättenberufen sowie in Lebensmittelherstellung und -verkauf. Diese drei Berufsfelder machten mehr als ein Drittel aller unbesetzten Ausbildungsstellen aus. Darüber hinaus gab es noch zahlreiche Angebote in medizinischen Gesundheitsberufen (Zahn- /Medizinische Fachassistent/-innen), in Handelsberufen (Abiturientenausbildung als Handelsassis- tent/-innen oder Kaufleute im Groß- und Außenhandelsmanagement), in Metall- und Elektroberu- fen, Berufen der Unternehmensorganisation (Kaufleute für Büromanagement) sowie Ausbildungen in Verkehr und Logistik (Fachkräfte für Lagerlogistik). Dass Berufe unter den Top Ten der unbesetzten Ausbildungsstellen zu finden sind, muss nicht immer ein Anzeichen für Besetzungsprobleme sein. Zum einen spiegeln sich hier die mengenmä- ßig am häufigsten angebotenen Berufe. Zum anderen können Betriebe z. B. im Kontext der durch Corona beeinträchtigten Einstellungsverfahren aktuell signalisieren, dass sie nach Beginn des Ausbildungsjahres weiterhin bereit sind, Ausbildungsverträge abzuschließen. Die Besetzungsaussichten sind unterschiedlich: Während im Verkauf und insbesondere in Hotel- und Gaststättenberufen, in Lebensmittelberufen, in Metall- und Elektroberufen und in Bauberufen häufig Besetzungsprobleme auftreten, gibt es in kaufmännischen Berufen oder in der Medizini- schen Fachassistenz regelmäßig einen starken Bewerberüberhang. In Logistikberufen sind Be- werber- und Stellenmeldungen nahezu ausgeglichen (vergleiche Kapitel 3.3.4). - 21 -
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