Situation am Ausbildungsmarkt - Bundesagentur für Arbeit

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Situation am Ausbildungsmarkt - Bundesagentur für Arbeit
Berichte: Arbeitsmarkt kompakt | Oktober 2021

Situation am Ausbildungsmarkt
Situation am Ausbildungsmarkt - Bundesagentur für Arbeit
Situation am Ausbildungsmarkt

Impressum
Produktlinie/Reihe:      Berichte: Arbeitsmarkt kompakt

Titel:                   Situation am Ausbildungsmarkt

Veröffentlichung:        Oktober 2021

Herausgeberin:           Bundesagentur für Arbeit
                         Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung

Rückfragen an:           Ralf Beckmann
                         Claudia Suttner
                         Regensburger Straße 104
                         90478 Nürnberg

E-Mail:                  arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de

Telefon:                 0911 179-1080

Fax:                     0911 179-1383

Weiterführende Informationen:

Internet:                http://statistik.arbeitsagentur.de

Zitierhinweis:           Statistik der Bundesagentur für Arbeit
                         Berichte: Arbeitsmarkt kompakt – Situation am Ausbildungsmarkt, Nürn-
                         berg, Oktober 2021

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Situation am Ausbildungsmarkt

Situation am Ausbildungsmarkt im Jahr 2020/21

INHALTSVERZEICHNIS

Das Wichtigste in Kürze .......................................................................................................................... 4
1       Gemeldete Bewerberinnen und Bewerber ..................................................................................... 5
1.1     Überblick ......................................................................................................................................... 5
1.2     Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten zehn Jahre ................................................................ 7
2       Gemeldete Ausbildungsstellen ....................................................................................................... 8
2.1     Überblick ......................................................................................................................................... 8
2.2     Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten Jahre ......................................................................... 9
3       Gesamtschau: Angebot und Nachfrage am Ausbildungsmarkt .................................................... 10
3.1     Überblick ....................................................................................................................................... 10
3.2     Regionale Ungleichgewichte ........................................................................................................ 11
3.3     Berufliche Ungleichgewichte ......................................................................................................... 12
3.3.1 Top Ten der Berufswünsche ......................................................................................................... 12
3.3.2 Top Ten der angebotenen Ausbildungsberufe ............................................................................. 13
3.3.3 Auswirkungen der Corona-Pandemie nach Berufen .................................................................... 14
3.3.4 Berufe mit guten und schlechten Chancen ................................................................................... 15
3.4     Qualifikatorische Ungleichgewichte .............................................................................................. 16
4       Bilanzergebnis zum 30. September 2021 ..................................................................................... 17
4.1     Verbleib der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber .............................................................. 17
4.1.1 Unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.................................................................................. 18
4.1.2 Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative .............................................................................. 19
4.2     Unbesetzte Ausbildungsstellen ..................................................................................................... 20
4.3     Gesamtschau zum 30. September ............................................................................................... 22
5       Besondere Bewerbergruppen ....................................................................................................... 23
5.1     Ausländische Bewerberinnen und Bewerber ................................................................................ 23
5.2     Geflüchtete am Ausbildungsmarkt ................................................................................................ 24
5.3     „Altbewerberinnen“ und „Altbewerber“ .......................................................................................... 26
Anhang .................................................................................................................................................. 27
    Anhang 1: Eckdaten zum Ausbildungsmarkt 2020/21 ...................................................................... 27
    Anhang 2: Gemeldete Bewerber und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach Ländern .... 28
    Anhang 3: Gemeldete Bewerber/-innen und gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach
    Berufen .............................................................................................................................................. 29
    Anhang 4: Entwicklung der Schulabgängerzahlen ........................................................................... 30

                                                                           -3-
Situation am Ausbildungsmarkt

Ausbildungsmarkt 2020/21 weiter stark von der
Pandemie geprägt, aber Aufhellung sichtbar

Das Wichtigste in Kürze

   Die Lage am Ausbildungsmarkt war im Beratungsjahr 2020/21 weiterhin stark von den Folgen der
    Pandemie-Maßnahmen geprägt.

   Von Oktober 2020 bis September 2021 ist vor allem die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und
    Bewerber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals deutlich zurückgegangen (-39.000).

   Ebenso ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen weiter gesunken (-19.000), wenngleich
    nicht mehr so stark wie im letzten Jahr.

   Insgesamt standen 434.000 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber 511.000 gemeldeten Ausbil-
    dungsstellen (darunter 497.000 betriebliche) gegenüber.

   Wie in den Vorjahren waren damit mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Auf 100 ge-
    meldete betriebliche Ausbildungsstellen kamen rechnerisch 87 gemeldete Bewerberinnen und Be-
    werber (Vorjahr 100:92).

   Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass viele Bewerbermeldungen unterblieben sind,
    weil die gewohnten Zugangswege zur Berufsberatung aufgrund der Pandemiemaßnahmen einge-
    schränkt waren und durch digitale Angebote nicht vollständig ersetzt werden konnten. Deshalb
    dürfte die gemeldete Bewerberzahl das tatsächliche Ausbildungsinteresse in diesem Beratungs-
    jahr nur unzureichend widerspiegeln.

   Mit den Lockerungen der Pandemiebeschränkungen ist ab dem Frühsommer eine leichte Aufhel-
    lung im Vergleich zum letzten Berichtsjahr sichtbar geworden. Der Anteil unversorgter Bewerbe-
    rinnen und Bewerber ist leicht gesunken. Meldungen der Kammern über eine etwas höhere Zahl
    von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr unterstreichen die
    leichte Besserung.

   Am 30. September 2021 waren 25.000 Bewerberinnen und Bewerber unversorgt (-5.000 gegen-
    über Vorjahr). Zusätzlich suchten 43.000 Bewerberinnen und Bewerber, die auf eine Alternative
    ausgewichen waren, weiterhin eine Ausbildungsstelle (-6.000).

   Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg um 3.000 auf 63.000. Der Anteil unbesetzter
    Ausbildungsstellen nahm zu und zeigt an, dass Besetzungsprobleme zugenommen haben.

   Trotz der wahrnehmbaren leichten Aufhellung gegenüber dem letzten Beratungsjahr bleiben die
    Ergebnisse insgesamt erheblich hinter denen vor der Pandemie zurück.

   Neben den Einschränkungen durch die Pandemiemaßnahmen waren dafür auch die aus den
    früheren Berichtsjahren bekannten regionalen, berufsfachlichen und qualifikatorischen Ungleich-
    gewichten ursächlich.

                                                -4-
Situation am Ausbildungsmarkt

1 Gemeldete Bewerberinnen und Bewerber
1.1         Überblick
     Die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum erneut
      deutlich verringert.
     Einschränkungen bei der Beratung und den Auswahlprozessen aufgrund der Corona-Krise sind
      ursächlich dafür.
     Rückläufig ist vor allem die Zahl der erstmaligen Bewerber/-innen, während die Zahl von Perso-
      nen mit tendenziell erhöhtem Unterstützungsbedarf wie „Altbewerber/-innen“ oder Ausländer/-in-
      nen weniger stark gesunken ist.

    Corona lässt Bewerberzahl erneut deutlich zurückgehen
    Gemeldete Bewerber/-innen
    Berichtsjahre 2018/19 bis 2020/21
                                                                                  Anteile an allen Bewerber/-innen 2021
                                                                    Allgemeinbildende Schulen                                          47,0 %
                                                                        Berufsbildende Schulen                                       41,4 %
           511.800
                               473.000                             Hochschulen und Akademien                    4,9 %
                                                   433.500
                               -38.800
                                -7,6 %             -39.400                                      Frauen                             38,1 %
                                                    -8,3 %
                                                                                     unter 20 Jahre                                              61,6 %
                                                                                    20 bis 24 Jahre                            30,4 %
                                                                                  25 Jahre und älter              8,0 %

                                                                                 Altbewerber/-innen                                   42,3 %

                                                                                   Ausländer/-innen                   18,4 %
                                                                                    dar. Geflüchtete             7,2 %
           2018/19             2019/20             2020/21

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit         Bei Schulart und Alter beruht der zu 100 Prozent fehlende Anteil auf sonstigen fehlenden Angaben.

Gemeldete Bewerber/-innen:                                   Rückgang um 39.400 (-8,3%) auf 433.500
     Die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen ist im Berichtsjahr um 8,3 Prozent
                                                                                                                                      Meldequote Bewerber:
      gesunken, nachdem sie bereits im Vorjahr 7,6 Prozent geringer ausfiel.
                                                                                                                                      Gut zwei Drittel aller instituti-
Gründe für den Rückgang                                                                                                               onell erfassten Ausbildungs-
                                                                                                                                      interessierten melden sich
     Der aktuelle Rückgang an Bewerbermeldungen dürfte nicht auf eine rückläu-                                                       im Allgemeinen als Bewer-
                                                                                                                                      ber/-in.
      fige Zahl Ausbildungsuchender in diesem Umfang zurückzuführen sein. Viel-
                                                                                                                                      (Quelle: BIBB 2016)
      mehr ist davon auszugehen, dass eine erhebliche Anzahl junger Menschen
      eine „Stille Reserve“ der Ausbildungsnachfrage gebildet hat.1 Folgende As-
      pekte untermauern diese Einschätzung: Zum einen verließen 2021 laut KMK-Vorausberechnung 2
      Prozent mehr Schülerinnen und Schüler die allgemeinbildenden Schulen als im letzten Jahr. 2 Zum
      anderen strebten mehr Ausbildungsuchende aus dem letzten Beratungsjahr erneut eine Ausbil-
      dung an, weil sie 2020 aufgrund der Pandemie nicht zum Zuge gekommen waren (2020 wurden

1
  „Stille Reserve“ ist eine Begrifflichkeit, die üblicherweise am Arbeitsmarkt für Personen verwendet wird, die nicht offiziell als
Arbeitsuchende gemeldet sind, aber bei verbesserten Marktchancen oder -bedingungen durchaus an einer Beschäftigung Inte-
resse haben und in den Arbeitsmarkt eintreten würden.
2 Quelle: Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen 2019 bis 2030, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom
05.11.2020. Diese Angaben sind allerdings mit Unsicherheiten behaftet, weil davon auszugehen ist, dass die Corona-Pandemie
Auswirkungen auf die Bildungsverläufe und damit auf die Absolventenzahlen haben dürfte.

                                                                       -5-
Situation am Ausbildungsmarkt

    im Vergleich zum Vorjahr laut Statistischem Bundesamt 9 Prozent weniger Ausbildungsverträge
    neu abgeschlossen).

   Ein Indiz für den letztgenannten Aspekt ist, dass sich die Zahl der gemeldeten „Altbewerberinnen“
    und „Altbewerber“, die bereits vor diesem Berichtsjahr als Ausbildungsuchende gemeldet waren,
    mit 183.200 kaum verändert hat (-700 bzw. -0,4 Prozent), während die Zahl der „Neu-Bewerberin-
    nen“ und „Neu-Bewerber“3 um 13,4 Prozent gesunken ist. Der Anteil von „Altbewerberinnen“ und
    „Altbewerbern“ hat sich deshalb binnen eines Jahres von 38,9 auf 42,3 Prozent erhöht.

   Bestätigt wird die Bildung einer „Stillen Reserve“ außerdem durch Meldungen der Kammern über
    leicht gestiegene Vertragszahlen. Seit dem Frühsommer 2021 traten im Zuge der gelockerten
    Pandemiemaßnahmen offenbar zunehmend junge Menschen aus der „Stillen Reserve“ heraus
    und strebten den Abschluss eines Ausbildungsvertrages an, ohne sich noch als Bewerberin oder
    Bewerber bei der Berufsberatung gemeldet zu haben

   Die Gründe dafür, dass sich Jugendliche trotz vorhandenen Ausbildungsinteresses nicht bei der
    Berufsberatung/Ausbildungsvermittlung meldeten, lagen darin, dass die gewohnten Zugangswege
    z. B. über Kontakte in der Schule wegen der Pandemie eingeschränkt und persönliche Beratungs-
    gespräche kaum möglich waren. Digitale Angebote konnten dies nicht vollständig ersetzen. Dar-
    über hinaus liegt die Vermutung nahe, dass sich ein Teil der jungen Menschen in der unsicheren
    Lage vom dualen Ausbildungsmarkt vorübergehend zurückgezogen hat, weil er die individuellen
    Chancen als gering ansah und von vornherein auf Alternativen wie z. B. einen weiteren Schulbe-
    such oder ggf. ein Studium ausgewichen ist.

   Alles in allem ist festzuhalten, dass der Bewerberrückgang pandemiebedingt war und nicht auf ei-
    nem sinkenden Ausbildungsinteresse oder demografischen Gründen beruhte.

Ausgewählte Personenmerkmale
   Frauen waren mit 38,0 Prozent bei den gemeldeten Bewerbern/-innen, wie in den letzten Jahren,
    in der Minderzahl. Gleichzeitig ist die Zahl der Frauen etwas stärker rückläufig als die der Männer.
    Hier spielt die bei jungen Frauen ausgeprägte Tendenz zu Gesundheits-, Erziehungs- und Sozial-
    berufen eine Rolle, die schulisch ausgebildet werden.

   21.300 gemeldete Bewerber/-innen besuchten zuletzt eine Hochschule oder Akademie. Diese
    Zahl der (potenziellen) Studienabbrecher/-innen ist im Vergleich zum vorherigen Beratungsjahr
    um 2.400 gesunken (-10,1 Prozent).

   18 Prozent der Bewerber/-innen hatten einen ausländischen Pass. Ihre Zahl ist im Vergleich zum
    Vorjahreszeitraum nur unterdurchschnittlich gesunken (-3,4 Prozent). Die zahlenmäßig stärksten
    Staatsangehörigkeiten waren die Türkei, gefolgt von Italien und Polen. Knapp zwei Fünftel der
    ausländischen Bewerber/-innen sind geflüchtete junge Menschen (siehe Kapitel 5.2).

3
 Pendant zu den „Altbewerber/-innen“. Für die Zuordnung bzw. Nicht-Zuordnung zur Gruppe der „Altbewerber/-innen“ ist ent-
scheidend, ob eine Person in den letzten 5 Jahren bereits einmal als Bewerber/-in gemeldet war.

                                                           -6-
Situation am Ausbildungsmarkt

1.2            Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten zehn Jahre
       Mit dem coronabedingten Rückgang der Bewerberzahlen wird der geringste Stand an Bewerber-
        meldungen in den letzten 10 Jahre erreicht.

    Üblicher homogener Verlauf der Bewerbermeldungen coronabedingt eingebrochen
    Gemeldete Bewerber/-innen
    Berichtsjahre von 2009/10 bis 2020/21 - jeweils Oktober bis September

                                                                                                                 Maximaler Endwert:
                                                                                                                563.000 2011/12:
                                                                                                                 Minimalwerte:
                                                                                                                473.000 2019/20
                                                                                                                434.000 2020/21

              177.000
              170.000
              148.000

                       Okt.      Nov.      Dez.      Jan.   Febr.   März   April   Mai   Juni   Juli   Aug.   Sep.
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

       Die Abbildung stellt den Verlauf der Bewerbermeldungen jeweils im Laufe der Monate Oktober bis
        September in den letzten zehn Berichtsjahren dar.

       Zu Beginn eines Berichtsjahres sind im Durchschnitt bereits rund ein Drittel der Bewerberinnen
        und Bewerber registriert. Bis zum September steigt die Bewerberzahl kontinuierlich an (im Maxi-
        mum bis 563.000 im Berichtsjahr 2011/12). Dabei ist ebenso wie der Ausgangsbestand im Okto-
        ber auch der Verlauf der Bewerbermeldungen insgesamt relativ homogen.

       Im ersten von Corona betroffenen Beratungsjahr 2019/20 markiert die abgebildete Linie der ge-
        meldeten Bewerberinnen und Bewerber bereits vor dem Wirksamwerden der Corona-Maßnahmen
        den unteren Rand der Entwicklungslinien der letzten zehn Jahre. Ab dem Berichtsmonat April
        wirkten sich die Kontaktbeschränkungen in einer erheblichen Abflachung der Kurve aus.

       Mit dem weiteren Rückgang der Bewerberzahlen im Berichtsjahr 2020/21 wird der geringste Stand
        an Bewerbermeldungen nicht nur seit 2009/10 (wie abgebildet), sondern seit der Wiedervereini-
        gung erreicht.

                                                                           -7-
Situation am Ausbildungsmarkt

2 Gemeldete Ausbildungsstellen
2.1            Überblick
       Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist erneut merklich gesunken. Grund sind die Pande-
        mieeinschränkungen und Transformationsprozesse und damit verbundene Unsicherheiten.
       Nur 3% waren außerbetriebliche Angebote für junge behinderte Menschen, sozial- oder lernbeein-
        trächtigte Bewerber/-innen und junge Menschen, deren Ausbildungsvertrag gelöst wurde.

    Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen erneut gesunken, aber weniger stark als im Vorjahr

    Gemeldete Ausbildungsstellen
    Oktober 2020 bis September 2021

                                                                                               betrieblich                                                        97,0 %
             572.000                                                                 außerbetrieblich                3,0 %
                                 530.300             511.300
                                  -41.700
                                                     -19.000
                                   -7,3 %
                                                      -3,6 %      Industrie- und Handelskammer                                                  60,5 %

                                                                                Handwerkskammer                               22,9 %

                                                                                           Freie Berufe                7,6 %

                                                                                 Öffentlicher Dienst                2,5 %

                                                                         Landwirtschaftskammer                      1,2 %

                                                                                         Übrige Berufe                5,3 %
             2018/19             2019/20             2020/21

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit                Die Angaben zu den Kammern sind vorläufig, weil 2020/21 aufgrund eines technischen Problems für manche
                                                                       Ausbildungsstellen keine Angaben zur Kammerzugehörigkeit ermittelt werden konnten. In dieser Darstellung
                                                                       sind die Fälle ohne Angabe deshalb nach üblicher Kammerzuständigkeit verteilt worden.

Gemeldete Ausbildungsstellen:                                  Rückgang um -19.000 (-3,6%) auf 511.300
          davon betriebliche Stellen:                          Rückgang um -17.700 (-3,4%) auf 496.800
          außerbetriebliche Stellen:                           Rückgang um -1.200 (-7,9%) auf 14.400

       Der 2019/20 begonnene Rückgang der gemeldeten Ausbildungsstellen (im
                                                                                                                                                Meldequote Ausbildungs-
        September 2020 -7,3%) setzte sich in diesem Berichtsjahr fort – wenn auch                                                               stellen:
        merklich vermindert. In dem wiederholten Rückgang spiegeln sich die Ein-
                                                                                                                                                Drei von vier Betrieben mel-
        schränkungen aufgrund der Pandemie und die damit verbundenen Unsi-                                                                      den im Allgemeinen der BA
        cherheiten. Darüber hinaus dürften die laufenden Transformationsprozesse                                                                ihre Ausbildungsstellen.
        wie z. B. in der Automobil- und Zulieferindustrie ihren Niederschlag finden.                                                            (Quelle: BIBB-Report 3/2014)

       Allerdings muss bei einer Einordnung auch berücksichtigt werden, dass in den Vor-Corona-Jahren
        die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ein hohes Niveau erreicht hatte und 2018/19 sogar
        die höchste Stellenzahl seit 2001/02 zu verzeichnen gewesen war.

       Der größte Teil der Meldungen stammte aus dem Zuständigkeitsbereich der Industrie- und Han-
        delskammern (60%), gefolgt von den Handwerkskammern (23%).

       Außerbetriebliche Ausbildungsstellen (§§ 73, 76 SGB III) bieten zusätzliche Ausbildungsange-
        bote insbesondere für junge behinderte Menschen und sozial- oder lernbeeinträchtigte Bewerber/-
        innen. Sie ermöglichen auch bei Ausbildungsabbrüchen jungen Menschen die unmittelbare Fort-
        setzung der Ausbildung. Ihre Bedeutung hat in den letzten Jahren stark abgenommen (-36% im
        Vergleich zu 2015).

                                                                         -8-
Situation am Ausbildungsmarkt

2.2            Aktuelle Entwicklung im Kontext der letzten Jahre
       Der Einfluss der Coronakrise und der Transformationsprozesse auf die Meldungen von Ausbil-
        dungsstellen ist deutlich erkennbar.
       Mit dem erneuten Stellenrückgang wird 2020/21 die geringste Zahl an Stellenmeldungen seit
        2010/11 erreicht.
       Trotzdem unterschreitet das aktuelle Niveau nur leicht den Durchschnitt der letzten 10 Jahre

    Abhängigkeit der Ausbildungsstellenmeldungen von wirtschaftlicher Situation deutlich sichtbar
    Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen
    Berichtsjahre von 2009/10 bis 2020/21 - jeweils Oktober bis September

                                                                                                                Maximaler Verlauf:
                                                                                                                556.000 2018/19
                                                                                                                515.000 2019/20
                                                                                                                497.000 2020/21
                                                                                                                Minimaler Verlauf
                                                                                                                441.000 2009/10

291.000
281.000
255.000

    168.000

             Okt.       Nov.       Dez.       Jan.        Febr.   März   April    Mai   Juni   Juli    Aug.   Sep.

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

       Die Abbildung zeigt den Verlauf von Meldungen von betrieblichen Ausbildungsstellen jeweils von
        Oktober bis September im Verlauf der letzten zwölf Berichtsjahre.

       Erkennbar ist, dass viele Ausbildungsstellen mit einer langen Vorlaufzeit gemeldet werden und
        früher als die Bewerbermeldungen erfolgen. Bereits zu Anfang eines Berichtsjahres ist etwa die
        Hälfte der gesamten Stellenmeldungen eingegangen. Von Monat zu Monat nimmt die Zahl der ge-
        meldeten Ausbildungsstellen relativ gleichmäßig zu, bis im September das Maximum erreicht wird.

       Dabei variiert die Stellenanzahl bereits zu Beginn der jeweiligen Beratungsjahre relativ stark, ab-
        hängig von Einflussfaktoren wie der wirtschaftlichen Situation, der Ausbildungsbereitschaft der
        Unternehmen oder auch dem Einschaltungsgrad der öffentlichen Ausbildungsvermittlung durch
        die Ausbildungsbetriebe.

       Im Beratungsjahr 2019/20 ist ab dem Berichtsmonat April, ähnlich wie bei den gemeldeten Bewer-
        berinnen und Bewerbern, ein deutlicher Knick in Folge der Corona-Bekämpfungsmaßnahmen
        sichtbar. Bis zum Ende des Berichtsjahres konnte dieser Rückgang nicht aufgeholt werden.

       Im aktuellen Berichtsjahr 2020/21 fielen bereits zu Beginn die Stellenmeldungen geringer aus als
        im letzten Berichtsjahr. Der Rückstand im Vergleich zum Vorjahr belief sich im September 2021
        auf 3,4 Prozent. Gleichzeitig wurde die geringste Zahl an Stellenmeldungen seit 2010/11 erreicht.

       Es wird aber auch deutlich, dass das aktuelle Niveau an gemeldeten betriebliche Ausbildungsstel-
        len nicht aus dem Rahmen der letzten Jahre fällt. So unterschreitet es den Durchschnitt der letz-
        ten zwölf Jahre nur um 3,4 Prozent. Gleichzeitig überschreitet es merklich den Stellenbestand im
        Berichtsjahr 2009/10, in dem das Ausbildungsangebot in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise
        erheblich geringer war (+12,6 Prozent).

                                                                            -9-
Situation am Ausbildungsmarkt

3 Gesamtschau: Angebot und Nachfrage am Ausbildungs-
  markt
3.1            Überblick
       Auch im Beratungsjahr 2020/21 überstieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen die der ge-
        meldeten Bewerberinnen und Bewerber.
       Einschränkungen durch die Corona-Krise erschwerten die Ausgleichprozesse und beeinträchtigen
        die Aussagekraft der rechnerischen Bewerber-Stellen-Relationen.
       Die Chancen auf eine Ausbildungsstelle hängen nach wie vor stark von der Region, dem Berufs-
        wunsch und der Qualifikation ab.

    Entwicklung zum Bewerbermarkt hat Bestand
    Gemeldete Bewerber/-innen und gemeldete (betriebliche) Ausbildungsstellen
    Jeweils Oktober bis September

    737.300                                                                                                       Ausbildungsstellen
                                                                             Bewerber/-innen                  572.000
                                                          Betriebliche
                                                          Ausbildungs-   511.800                              15.900 530.300 511.300
                                                            stellen                473.000                     außer- 15.700 14.400
                                                                                             433.500          betrieb-
                                                            496.800
                                                                                                                lich
                                                            433.500
      424.400                                              Bewerber/
                                                            -innen

                                                                                                              betrieb-
                                                                                                                lich
                                                                                                              556.000 514.600 496.800
    2006/07                 2013/14                 2020/21
                                                                          18/19     19/20     20/21            18/19       19/20       20/21
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit                                                 Ab 2008/09 einschließlich Abiturientenstellen.

       Die vormals große Lücke zwischen gemeldeten Bewerber/-innen und gemeldeten Ausbildungs-
        stellen hatte sich in den letzten Jahren, vor allem aufgrund der rückläufigen Bewerberzahl, zuneh-
        mend geschlossen. Seit dem Berichtsjahr 2017/2018 gab es erstmals nach 1994 mehr gemeldete
        betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerber/-innen.
       Rechnerisch gab es 2020/21 63.300 mehr gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen als gemel-
        dete Bewerber/-innen. Dies entspricht einer Relation von 87 gemeldeten Bewerber/-innen auf 100
        gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen. Die Relation fällt aus Bewerbersicht rechnerisch güns-
        tiger als im Vorjahreszeitraum (2019/20: 92:100)
       Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen ohne die pande-
        miebedingten Einschränkungen um einiges größer ausgefallen wäre. Insoweit zeichnet die aktu-
        elle Relation von gemeldeten Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber/-innen aus Bewerber-
        sicht die Marktsituation positiver als sie tatsächlich war.
       Der Marktausgleich wurde neben den pandemiebedingten Beschränkungen weiterhin durch regio-
        nale, berufsfachliche und qualifikatorische Diskrepanzen beeinträchtigt (siehe folgende Kapitel).
        Auch andere, statistisch nicht abbildbare Aspekte wie das Image von Ausbildungsberufen und
        -betrieben, die Arbeitszeiten, die Vergütung oder die Perspektiven nach dem Abschluss der Aus-
        bildung (Angebotsseite) oder die Schulnoten und Sozialkompetenzen (Nachfrageseite) haben ei-
        nen erheblichen Einfluss. Häufig spielt auch die Erreichbarkeit einer Ausbildungsstätte mit öffentli-
        chen Verkehrsmittel oder die Entfernung zur Berufsschule eine Rolle.

                                                                          - 10 -
Situation am Ausbildungsmarkt

3.2            Regionale Ungleichgewichte

       In zehn Ländern waren deutlich mehr betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Be-
        werber gemeldet.
       In weiteren vier Ländern hielten sich gemeldete Bewerberinnen und Bewerber sowie gemeldete
        betriebliche Ausbildungsstellen rechnerisch annähernd die Waage.
       Im Gegensatz dazu fehlten betriebliche Ausbildungsstellen in Berlin und in Hessen.

    Deutliche regionale Unterschiede
    Bewerber-Stellen-Relation in den Ländern und Bezirken der Agenturen für Arbeit
    Oktober 2020 bis September 2021
                                                                             Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kommen
                                         Schleswig-                             bundesweit 87 gemeldete Bewerber/-innen
                                                          Holstein         Mecklenburg-
                                                                           Vorpommern
                                                           Hamburg                                                   Berlin                      156
                                                    Bremen
                                                                                                                   Hessen                  110
                                                    Niedersachsen                                      Nordrhein-Westfalen               104
                                                                                    Berlin
                                                                                                                  Sachsen                102
                                                                                  Brandenburg
                                                                       Sachsen-                               Brandenburg               94
                                                                        Anhalt                                     Bremen
                                          Nordrhein-                                                                                   91
                                          Westfalen
                                                                                    Sachsen
                                                                                                           Rheinland-Pfalz             90
                                                                    Thüringen                               Niedersachsen             88
                                                       Hessen
       Auf 100 betriebliche                                                                                       Hamburg             87
                                       Rheinland-
        Ausbildungsstellen               Pfalz                                                          Schleswig-Holstein           82
      kommen   ... gemeldete
      agenturbezirke                                                                                       Sachsen-Anhalt            79
         Bewerber/-innen
      rel_aa                           Saarland
                                                                                                       Baden-Württemberg            73
            bis 50                                                                                                Saarland         72
                                                                           Bayern
            über 50 bis 90                            Baden-
                                                    Württemberg                                                  Thüringen         69
            über 90 bis 110
                                                                                                                   Bayern         65
            über 110 bis 140
                                                                                                  Mecklenburg-Vorpommern          64
            über 140

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

       Rechnerisch die besten Chancen auf einen Ausbildungsplatz hatten Bewerber/-innen in Meck-
        lenburg-Vorpommern und Bayern, gefolgt von Thüringen, dem Saarland, Baden-Württemberg,
        und Sachsen-Anhalt.

       Die Arbeitsagenturbezirke mit den geringsten Bewerber-Stellen-Relationen waren Rostock4,
        Passau, Schwandorf, Deggendorf, Konstanz-Ravensburg und Weiden mit jeweils weniger als 50
        Bewerber/-innen auf 100 gemeldete betriebliche Stellen.

       Das Land mit den schlechtesten Chancen auf einen Ausbildungsplatz war                                                     Die Bewerber-Stellen-Relation
                                                                                                                                  gibt die Anzahl der Bewerberin-
        Berlin. Mit deutlichem Abstand folgte Hessen.                                                                             nen und Bewerber an, die auf
                                                                                                                                  100 betrieblichen Ausbildungs-
       Jeweils mehr als 140 gemeldeten Bewerber/-innen auf 100 gemeldete be-                                                     stellen kommen. Sie ist ein An-
                                                                                                                                  haltspunkt für die Chancen der
        triebliche Stellen waren in den Agenturbezirken Offenbach (Hessen), in den                                                Jugendlichen auf eine Ausbil-
        nordrhein-westfälischen Arbeitsagenturen Gelsenkirchen, Detmold und                                                       dungsstelle.

        Recklinghausen sowie in Berlin (insgesamt) und Eberswalde zu verzeich-                                                    Das optimale Verhältnis liegt
                                                                                                                                  laut      Bundesverfassungsge-
        nen.                                                                                                                      richtsurteil vom 10.12.1980 bei
                                                                                                                                  88 Bewerberinnen bzw. Bewer-
       In drei Viertel der Agenturbezirke hat sich die Bewerber-Stellen-Relation                                                 bern zu 100 Ausbildungsstellen.
                                                                                                                                  Erst dann gibt es ein auswahl-
        rechnerisch verringert, bei einem Fünftel der Agenturbezirke erhöht.                                                      fähiges Angebot.

       In 41 Agentur-Bezirken ist die Bewerber-Stellen-Relation mit einem Wert
        zwischen 90 und 110 rechnerisch relativ ausgeglichen.

4
    In Rostock haben prozessbedingte Besonderheiten einen starken Einfluss.

                                                                                             - 11 -
Situation am Ausbildungsmarkt

3.3            Berufliche Ungleichgewichte

3.3.1 Top Ten der Berufswünsche
       Die Top Ten der Berufswünsche der Mädchen und Jungen sind ein gutes Abbild, wie beliebt Be-
        rufe sind und wie gut ihr Image bei den Berufswählern/-innen ist.
       Von Jahr zu Jahr zeigen sich die Top Ten relativ konstant.

    Berufe in der medizinischen Assistenz und der Kfz-Technik sind am meisten nachgefragt
    Top Ten der von gemeldeten Bewerbern/-innen am meisten nachgefragten Ausbildungsberufe nach Geschlecht
    Oktober 2020 bis September 2021

                           Berufswünsche von Frauen                                             Berufswünsche von Männern

    Medizinische Fachangestellte                                   19.300      Kfz-Mechatroniker - PKW-Technik                 20.900
    Kauffrau Büromanagement                                       18.200       Kaufmann im Einzelhandel               12.000
    Verkäuferin                                              14.100            Verkäufer                              11.900
    Kauffrau im Einzelhandel                              10.300               Kaufmann - Büromanagement             10.200
    Zahnmedizinische Fachangestellte                      7.100                Fachinform. - Anwendungsentw.         8.400
    Friseurin                                             6.100                Industriemechaniker                   8.200
    Industriekauffrau                                     5.300                Tischler                              8.000
    Verwalt.fachang.- Kommunalverw.                       5.000                Fachlagerist                          8.000
    Tiermedizinische Fachangestellte                      3.900                Fachinform. - Systemintegration       7.700
    Immobilienkauffrau                                    2.200                Fachkraft - Lagerlogistik             7.400

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

       Viele Berufswünsche sind offensichtlich von der täglichen Erfahrungswelt der Jugendlichen ge-
        prägt – wie z. B. Kfz-Mechatroniker/-in, Kauffrau oder Kaufmann im Einzelhandel, Verkäufer/-in,
        Medizinische/-r Fachangestellte/-r oder Friseur/-in.

       Die Berufswünsche sind nach wie vor geschlechtstypisch geprägt. Während sich viele Männer für
        technische Berufe interessieren, streben Frauen häufig kaufmännische Berufe oder Berufe im Ge-
        sundheits- und Sozialwesen an (z. B. Physiotherapeutin, MTA oder Erzieherin). Weil letztere in
        schulischer Form ausgebildet werden, sind sie in den abgebildeten Top Ten nicht enthalten.

       Verkaufsberufe und Büroberufe stehen bei beiden Geschlechtern hoch im Kurs.

       Die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit oder Aktionen wie der „Girls Day“ bzw. „Neue
        Wege für Jungs“ setzen bei diesem geschlechtsspezifischen Berufswahlverhalten an. Ziel ist, bei
        den Jugendlichen eine Perspektivenerweiterung zu erreichen.

       Fast zwei Fünftel der gemeldeten Bewerber und über die Hälfte der Bewerberinnen haben bei der
        Berufsberatung einen Top-Ten-Beruf als ersten Zielberuf angegeben. Ein Grund für den ge-
        schlechtsspezifischen Unterschied liegt darin, dass die Ausbildungsberufe im gewerblich-techni-
        schen Bereich stärker ausdifferenziert sind als im Büro-, Verkaufs- und Gesundheitsberufen, die
        von Frauen präferiert werden. Unabhängig davon lässt sich aber auch ableiten, dass eine Erweite-
        rung des Berufswahlspektrums vergrößerte Chancen eröffnen kann.

       Die Corona-Pandemie hatte kaum einen Einfluss auf die am meisten gesuchten Ausbildungsbe-
        rufe. Abgesehen von einzelnen geringfügigen Verschiebungen in der Rangfolge zeigt sich nur bei
        den jungen Frauen eine Veränderung zum Vorjahr: die Hotelfachfrau wurde von der Immobilien-
        kauffrau abgelöst.

                                                                            - 12 -
Situation am Ausbildungsmarkt

3.3.2 Top Ten der angebotenen Ausbildungsberufe
       Ähnlich wie bei den Bewerberwünschen werden die gemeldeten Ausbildungsstellen von Ausbil-
        dungsberufen in Verkauf und Büro angeführt.
       Die Top Ten der gemeldeten Ausbildungsstellen und die der Bewerber weisen sehr viele Über-
        einstimmungen auf.

    Ausbildungen im Verkauf und im Büromanagement werden am häufigsten angeboten
    Top Ten der am häufigsten angebotenen Ausbildungsberufe, gemeldete Ausbildungsstellen
    Oktober 2020 bis September 2021

          Kaufmann/-frau im Einzelhandel                                                      36.200
          Verkäufer/in                                                          25.600

          Kaufmann/-frau - Büromanagement                                    23.200
          Medizinische/r Fachangestellte/r                       14.500
          Fachkraft - Lagerlogistik                              14.400
          Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r                  14.300
          Industriekaufmann/-frau                              13.100

          Kfz.mechatroniker - PKW-Technik                   10.900

          Industriemechaniker/in                           10.300

          Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik         10.100

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

       Jede dritte Ausbildungsstelle war einem der Top-Ausbildungsberufe zuzuordnen. Damit weisen
        die Stellen eine ähnliche berufsfachliche Konzentration auf wie die Bewerberwünsche.

       Die Positionierung unter den Top Ten lässt grundsätzlich keinen Schluss auf die Besetzungsaus-
        sichten zu: Für Berufe in Büro, Medizin und Kfz-Technik gibt es deutlich mehr gemeldete Bewer-
        ber/-innen als gemeldete Ausbildungsstellen. In Verkauf und Lagerlogistik sowie bei Industrieme-
        chaniker/-innen und Elektroniker/-innen – Energie- und Gebäudetechnik übersteigt dagegen die
        Zahl der gemeldeten Stellen die der Bewerber/-innen.

                                                           - 13 -
Situation am Ausbildungsmarkt

3.3.3 Auswirkungen der Corona-Pandemie nach Berufen
       Vor allem bei Unternehmen, die besonders von den Lockdowns betroffen waren, sind Rückgänge
        bei den Ausbildungsstellenmeldungen zu verzeichnen.
       Bei technischen Berufen ist der Rückgang wohl auch auf die aktuellen Transformationsprozesse
        zurückzuführen.

    Starker Rückgang bei Friseurausbildungen sowie Hotel- und Gaststättenberufen
    Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach Berufen *), größte Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr
    Oktober 2020 bis September 2021

                                                              Insgesamt                                       -3,4 %
                     Nichtmed. Gesundheitsberufe, Körperpflege               -21,2 %
                             Tourismus-, Hotel-, Gaststättenberufe                        -13,8 %
                        Technische Entwicklung und Konstruktion                                      -8,5 %
                          Lebensmittelherstellung u. -verarbeitung                                   -8,4 %
                           Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe                                        -7,4 %
                          Finanzdienstleistungen, Steuerberatung                                        -6,7 %
                                  Metallerzeugung und -bearbeitung                                          -4,7 %

                                                          Verkaufsberufe                                                      +0,3 %
                                              Hoch- und Tiefbauberufe                                                           +1,4 %
                                                  (Innen-)Ausbauberufe                                                           +1,8 %
                           Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführ.)                                                                      +5,6 %
                                    Medizinische Gesundheitsberufe                                                                       +6,2 %
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit                       * Berufshauptgruppen mit mind. 5.000 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen

       Ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist sehr deutlich sichtbar in Ausbildungsberu-
        fen bei Unternehmen, die von den Lockdowns besonders betroffen waren wie Nichtmedizinische
        Gesundheitsberufe, Körperpflege (z. B. Friseure/-innen), Tourismus-, Hotel- und Gaststättenbe-
        rufe oder Berufe in der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung wie z. B. Köche/Köchinnen.

       Darüber hinaus verzeichneten aber auch z. B. technische Berufe (wie Technische Produktdesig-
        ner/-innen, Kfz-Mechatroniker/-innen oder Industriemechaniker/-innen und andere Metallberufe)
        deutlich weniger Stellenmeldungen. Hier dürften sich neben Corona auch die aktuellen Transfor-
        mationsprozesse niederschlagen.5

       Merklich weniger gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen wurden auch registriert in Berufen der
        Finanzdienstleistungen und Steuerberatung (Bankkaufleute, Steuerfachangestellte).

       Im Unterschied dazu ist in Medizinischen Gesundheitsberufen, in Verkehr und Logistik sowie im
        Bau im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen zu
        verzeichnen. Einen leichten Anstieg gab es auch im Verkauf.

       Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr sind nur in Bauberufen und in Medizinischen Gesundheitsbe-
        rufen leicht mehr betriebliche Stellenmeldungen zu konstatieren.

5
  Im Zusammenhang mit einem Versionswechsel im operativen Fachverfahren der BA, der die Erfassung von Ausbildungsberu-
fen eines dualen Studiums ermöglicht, können ab dem Berichtsmonat April 2021 die Vorjahresvergleiche für einzelne Berufe
oder Wirtschaftszweige verzerrt sein (betroffen z. B. Berufe in Recht und Verwaltung oder auch Informatik). Dies wurde bei der
Auswahl der hier dargestellten Berufe berücksichtigt. Näheres siehe Methodische Hinweise https://statistik.arbeitsagentur.de/Si-
teGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=1459826&topic_f=ausb-ausbildungsstellenmarkt-mit-zkt

                                                                           - 14 -
Situation am Ausbildungsmarkt

3.3.4 Berufe mit guten und schlechten Chancen
       Je nach Ausbildungsberuf können die Chancen auf das Finden oder Besetzen einer Ausbildungs-
        stelle sehr unterschiedlich sein.
       Bei Ausbildungsberufen, die bei vielen jungen Menschen beliebt sind, gibt es häufig Bewerber-
        überhänge.
       Bei Berufen, die z. B. auf Grund ihres Images, den Arbeitsbedingungen oder den Entwicklungs-
        möglichkeiten bei Jugendlichen weniger begehrt sind, treten häufig Besetzungsprobleme auf.

    Ausbildungsberufe mit guten und schlechten Chancen für gemeldete Bewerberinnen und Bewerber
    Bewerber-Stellen-Relationen ausgewählter Berufsgruppen
    Oktober 2020 bis September 2021
                                                          Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen
                                                          kommen ... gemeldete Bewerber/-innen
                      Gute Chancen für Bewerber/-innen                               Schlechte Chancen für Bewerber/-innen

     Lebensherstellung, -verkauf              21                                Tischlerei                                   210

     Hoch - und Tiefbau                         46                              Softwareentwicklung                      187

     Hotel-, Gaststättenberufe                  46                              Kfz-Technik                          158

     Klempnerei, Sanitär,
                                                   62                           Büromanagement                    132
     Heizung, Klima
     Mechatronik,
                                                   63                           Verwaltung                        129
     Automatisierungstechnik

     Energietechnik                                67                           Medizinische
                                                                                                               107
                                                                                Fachassistenz
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Berufe mit guten Chancen für Bewerber/-innen und Besetzungsproblemen für Betriebe:

       In vielen Handwerksberufen wie in der Herstellung und im Verkauf von Fleisch-                                      Hinweis:
        und Backwaren oder in Bau- und baunahen Berufen (z. B. Klempnerei, Sani-
                                                                                                                           Statistisch sind nur die Erst-
        tär-, Heizungs- und Klimatechnik oder der Energietechnik), in Hotel- und Gast-                                     berufswünsche der Bewerber/-
        stättenberufen (trotz des coronabedingten Angebotsrückgangs), aber auch in                                         innen auswertbar. Da Jugendli-
                                                                                                                           che in der Regel jedoch mehrere
        der Mechatronik und Automatisierungstechnik (z. B. Mechatroniker/-in) fällt die                                    (zum Teil viele) Alternativberufs-
        Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen deutlich höher aus als                                        wünsche verfolgen, kann bei un-
                                                                                                                           terdurchschnittlicher Bewerber-
        die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen.                                                                           Stellen-Relation nicht immer au-
                                                                                                                           tomatisch auf einen Bewerber-
Berufe mit schlechten Chancen für Bewerber/-innen und Bewerberauswahl                                                      mangel (und schon gar nicht auf
für Betriebe:                                                                                                              eine bestimmte Größenordnung)
                                                                                                                           geschlossen werden. Im Zuge
       Im Gegensatz dazu gibt es viel weniger Stellenmeldungen als Bewerbermel-                                           der Corona-Pandemie ist außer-
                                                                                                                           dem zu berücksichtigen, dass
        dungen zum Beispiel in der Tischlerei, in der Informatik (Softwareentwicklung),                                    viele Bewerbermeldungen unter-
        in der Kfz-Technik, in Büro- und Verwaltungsberufen oder in der Medizinischen                                      blieben sind, obwohl grundsätz-
                                                                                                                           lich ein Ausbildungsinteresse vor-
        Fachassistenz.                                                                                                     handen ist.
       Auch in der Tierpflege, in künstlerisch-kreativen Berufen wie z. B. der Medien-                                    Die Richtung der Bewerber-Prä-
        gestaltung, Raumausstattung, Veranstaltungstechnik oder -management oder                                           ferenzen wird bei dieser Auswer-
        im Gartenbau waren die Aussichten auf eine Ausbildungsstelle wie in den Jah-                                       tung aber sehr wohl deutlich.

        ren zuvor rechnerisch gering.

       Eine grundlegende Veränderung der berufsfachlichen Chancen im Kontext der Corona-Krise ist in
        den Ausbildungsmarktdaten nicht zu erkennen.

                                                                            - 15 -
Situation am Ausbildungsmarkt

3.4            Qualifikatorische Ungleichgewichte
        Qualifikatorische Diskrepanzen entstehen, wenn Ausbildungsbetriebe andere Erwartungen an die
         Schulabschlüsse, die Schulnoten oder die sozialen Kompetenzen der Bewerberinnen und Bewer-
         ber haben, als diese mitbringen.
        Hauptschülerinnen und -schüler haben rechnerisch deutlich schlechtere Chancen auf einen Aus-
         bildungsplatz als Bewerberinnen und Bewerber mit höheren Schulabschlüssen.

    Nur jede zweite gemeldete betriebliche Ausbildungsstelle steht Hauptschulabsolventen/-innen offen
    Gemeldete Bewerber/-innen und betriebliche Ausbildungsstellen
    Oktober 2020 bis September 2021

     Gemeldete Bewerber/-innen nach dem                                                  Gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen nach
                erreichten Schulabschluss                                                dem mindestens gewünschten Schulabschluss
                                                1,6 %        Ohne Schulabschluss             0,1 %
                            28,1 %                           Hauptschulabschluss                                            51,2 %
                    40,1 %                                    Realschulabschluss                                  34,9 %
                               24,5 %                        (Fach-)Hochschulreife               7,4 %
                                             5,7 %        keine Angabe, nicht relevant           6,4 %

                                            Jeweils 100 gemeldeten Bewerber/-innen stehen potenziell
                                           so viele gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen gegenüber:               Lesehilfe: Rechnerisch
                                                                                               468                     stehen 100 gemeldeten
                                                                                                                       Bewerber/-innen mit
                                                                      164
                                               71                                                                      Realschulabschluss
       Chancen nach
                                                                                                                       164 Ausbildungsstellen
      Schulabschluss:
                                         Hauptschul-               Realschul-               (Fach-) Hoch-              gegenüber, Hauptschüler/
                                          abschluss                abschluss                  schulreife               -innen nur 71.
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit                     Rundungsbedingt kann die Gesamtsumme der Anteile von 100 Prozent abweichen.

        Hauptklientel der Ausbildungsvermittlung sind Haupt- und Realschulschüler/-innen (2/3 der Be-
         werber/-innen).
        Bezogen auf die Zahl der Schulentlassenen von allgemeinbildenden Schulen nutzen vor allem
         Hauptschüler/-innen überproportional die Ausbildungsvermittlung: Sie machen 28,1% der gemel-
         deten Bewerber/-innen aus, während ihr Anteil an den Schulabgänger/-innen nur 16,5% beträgt.
        Nur 1,6% der gemeldeten Bewerber/-innen haben keinen Schulabschluss (Anteil bei den Schul-
         abgängern 6,0%). Der Anteil ist deswegen so gering, weil Jugendliche ohne Schulabschluss häu-
         fig zunächst durch Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen gefördert werden, um die Ausbil-
         dungsreife zu erlangen.
        Knapp jede/-r vierte Bewerber/-in verfügt über die (Fach-)Hochschulreife. Darunter waren
         fast 21.300 (potenzielle) Studienabbrecher/-innen. Im längeren Zeitvergleich ist der Anteil der Be-
         werber/-innen mit Studienberechtigung, ausgehend von 19,4% im Jahr 2010, deutlich gestiegen.
         Dabei gewinnt auch die Vermittlung in ausbildungsintegrierte Duale Studiengänge an Bedeutung.
         2021 war allerdings die Bewerberzahl mit Studienberechtigung das vierte Jahr in Folge rückläufig.
Für Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss fehlten rechnerisch Ausbildungsstellen:
        Obwohl gesetzlich bei der dualen Berufsausbildung kein Mindestschulabschluss vorgeschrieben
         ist, erwarten die Ausbildungsbetriebe bei zwei Fünftel der gemeldeten betrieblichen Ausbildungs-
         stellen mindestens einen Realschulabschluss.
        Da es sich bei dem erwarteten Schulabschluss in der Regel um eine Mindestforderung handelt,
         treten Hauptschüler/-innen oft in Konkurrenz zu Bewerber/-innen mit höheren Schulabschlüssen.
         Rechnerisch standen daher für jeweils 100 gemeldete Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss
         nur 71 betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung. Bei Bewerber/-innen, die einen Realschul-
         abschluss vorweisen konnten, waren es dagegen 164, bei Abiturienten/-innen sogar über 400.

                                                                         - 16 -
Situation am Ausbildungsmarkt

4 Bilanzergebnis zum 30. September 2021
4.1            Verbleib der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber
       Die Corona-Krise zeigt sich in einem kleineren Anteil einmündender Bewerber/-innen.
       46,0% der gemeldeten Bewerber/-innen haben eine Ausbildungsstelle gefunden. Das entspricht
        nur einer sehr leichten Verbesserung gegenüber dem letzten Jahr (+0,3 Prozentpunkte).
       Im Vor-Corona-Jahr 2019 fiel dieser Anteil mit 48,8% spürbar höher aus.
       Eine leichte Aufhellung lässt sich auch im Anteil der unversorgten Bewerber/-innen ausmachen: er
        sank um 0,5 Prozentpunkte auf 5,7%.

    46% der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber haben eine Berufsausbildung begonnen
    Verbleib der gemeldeten Bewerber/-innen
    30. September 2021

                                                      ohne Angabe
                                                                    13,0 %
                             unversorgte Bewerber
                                                            5,7 %
                            arbeitslos  4,7 %                                               41,4 %       ungeförderte Berufsausbildung
                    Fördermaßnahmen 2,1 %
    Gemeinnützige und soziale Dienste  1,6 %

                                      Erwerbstätigkeit 8,3 %

                                                                    15,7 %        4,6 %
                                                                             2,8 %
                                                 Schule, Studium,                     geförderte Berufsausbildung
                                                    Praktikum                    Fortsetzung einer Ausbildung
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit                      Rundungsbedingt kann die Gesamtsumme der Anteile von 100 Prozent abweichen.

Einmündungen in Ausbildung:                                             Rückgang um 16.600 (-7,7%) auf 199.500
       Der Verbleib ist im Großen und Ganzen ähnlich wie im Vorjahr (in Klammern sind Veränderungen
        der Anteile in Prozentpunkten angegeben). Etwas mehr Bewerber/-innen als letztes Jahr haben
        eine Erwerbstätigkeit aufgenommen (dies könnte am gestiegenen Anteil von „Altbewerbern“ lie-
        gen).

                  46,0%               (+0,3)          Ausbildung begonnen
                  41,4%               (-0,1)            darunter ungefördert
                   4,6%               (+0,4)            darunter gefördert
                   2,8%               (+/-0)          setzen eine bereits vor dem Berichtsjahr begonnene Ausbildung fort
                  15,7%               (-1,0)          besuchen eine (Berufs-)Schule, studieren oder absolvieren ein Praktikum
                   8,3%               (+1,6)          haben eine Erwerbstätigkeit aufgenommen
                   1,6%               (-0,1)          leisten Freiwillige Dienste (z. B. Bundesfreiwilligendienst oder FSJ)
                   2,1%               (-0,2)          sind in Fördermaßnahmen (Berufsvorbereitung oder Einstiegsqualifizierung)
                   4,7%               (-0,6)          haben sich arbeitslos gemeldet
                   5,7%               (-0,5)          unversorgt
                  13,0%               (+0,4)          unbekannt verblieben (keine Vermittlung mehr gewünscht)

       Die BA/BIBB-Bewerber-Befragung berichtet über die unbekannt Verbliebenen:
                  13%              berufliche Ausbildung                                   15%           Erwerbstätigkeit / Jobben
                  17%              Schule, Studium, Praktikum                              3%            Freiwillige Dienste
                  6%               Fördermaßnahmen                                         9%            sonstige (z. B. Sprachlehrgang, zu Hause)
                  37%              arbeitslos                                              Quelle:       BIBB-Datenreport 2021

                                                                        - 17 -
Situation am Ausbildungsmarkt

4.1.1 Unversorgte Bewerberinnen und Bewerber
       Die Zahl und der Anteil der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber sind zwar gesunken.
       Sie sind aber noch – der Anteil sogar merklich – über dem Stand vor den Corona-Jahren.
       Besonders häufig blieben Bewerberinnen und Bewerber unversorgt, die
         o    keinen Abschluss, einen Hauptschulabschluss oder Abitur haben,
         o    älter als 20 Jahre sind,
         o    wiederholt als „Altbewerber/-in“ eine Ausbildungsstelle suchten oder
         o    schwerbehindert sind.
       Auch bei geflüchteten jungen Menschen blieben überdurchschnittlich viele unversorgt.

    Anteil unversorgter Bewerber/-innen leicht rückläufig, aber noch merklich über dem Stand vor Corona
    Anzahl und Anteil unversorgter Bewerber/-innen an allen gemeldeten Bewerber/-innen
    Jeweils 30. September

                                                                                                                 29.300

                                                                                              24.500    24.500            24.600
                                                                                     23.700
                                         21.100           20.900   20.800   20.600

                           15.700                                                                                6,2%
                                                                                                                          5,7%
             11.400                                                                                     4,8%
                                                                                     4,3%     4,6%
                                          3,7%            3,7%     3,8%     3,8%
                            2,8%
              2,1%

              2011          2012          2013            2014     2015     2016     2017     2018      2019     2020     2021

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Unversorgte Bewerber/-innen: Rückgang um 4.700 (-16,1%) auf 24.600
Wo bleiben Bewerber besonders häufig unversorgt?

       In den Ländern Berlin, Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Bremen und Nordrhein-West-
        falen übersteigen die Anteile Unversorgter deutlich den bundesweiten Durchschnitt.

       Häufig ist auch in Großstädten wie z. B. Düsseldorf, Köln oder Frankfurt der Anteil Unversorgter
        hoch. Hier wohnen überdurchschnittlich viele ausländische Bewerber/-innen, deren Chancen auf
        eine Ausbildungsstelle schlechter sind (vergleiche Kapitel 5.1).

       Institutionelle Rahmenbedingungen spielen eine Rolle: In Hamburg ist z. B. zu beachten, dass die
        Jugendberufsagentur eine flächendeckende Unterstützung aller Hauptschüler/-innen anstrebt.

In welchen Berufen?

       in beliebten Berufen (z. B. Tierpflege, Mediengestaltung, Veranstaltungstechnik oder -manage-
        ment, Tourismus und Sport, Büromanagement)

       in Berufen mit hohen fachlichen Anforderungen (z. B. Informatik, Elektrotechnik) oder Anforderun-
        gen wie z. B. bundesweite Mobilität oder Mindestalter (Berufskraftverkehr, Eisenbahnverkehr,
        Wach- und Objektschutz)

       In manchen Berufen (z. B. Berufskraftverkehr, Friseur-, Floristik- oder Fototechnik/Fotografie) blei-
        ben sowohl überdurchschnittlich viele Bewerber/-innen unversorgt als auch Ausbildungsstellen
        unbesetzt. Offensichtlich gibt es hier große Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage.

                                                                            - 18 -
Situation am Ausbildungsmarkt

4.1.2 Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative
       Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber, die zwar als versorgt gelten, aber weiter-
        hin ihre Ausbildungssuche fortsetzen, ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
       Diese 43.000 Jugendlichen stehen den Betrieben zusätzlich zu den unversorgten Bewerberinnen
        und Bewerbern als Bewerberpotenzial zur Verfügung.

    Gut die Hälfte qualifiziert sich weiter
    Verbleib der gemeldeten Bewerber/-innen mit Alternative zum 30.9.
    30. September 2021

        Insgesamt
        43.200 Bewerber/-innen mit Alternative                              Fortsetzung einer ungeförderten
                                                                            Berufsausbildung

                                                                                           Fortsetzung einer geförderten
                                                                        3,1 %              Berufsausbildung
                                                                                12,4 %

                       Schule, Studium, Praktikum          41,3 %

                                                                                        23,4 %   Erwerbstätigkeit

                                                                                5,5 %
                                                                     14,1 %
                                                                                     Gemeinnützige und
                                                          Fördermaßnahmen            soziale Dienste
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Bewerberinnen und Bewerber mit Alternative und fortgesetzter Suche:
Rückgang um -5.700 (-11,6%) auf 43.200

       43.200 Bewerber/-innen sind auf eine Alternative ausgewichen oder darin verblieben, als abzuse-
        hen war, dass voraussichtlich kein oder nicht der gewünschte Ausbildungsplatz gefunden wird.

       Gut die Hälfte dieser Bewerber/-innen befand sich in einer Qualifizierung (41,3% Schule, Studium,
        Praktikum, 14,1% Fördermaßnahmen) und knapp ein Viertel übte eine Erwerbstätigkeit aus.

       15,6% setzten ihre vor dem aktuellen Beratungsjahr begonnene Berufsausbildung fort (davon
        12,4% gefördert). 5,5% absolvierten einen gemeinnützigen oder sozialen Dienst.

                                                                      - 19 -
Situation am Ausbildungsmarkt

4.2            Unbesetzte Ausbildungsstellen
       Der durch die Corona-Pandemie erschwerte Ausgleich schlägt sich in einer erneuten Zunahme
        unbesetzter Ausbildungsstellen nieder, die am 30.9.2021 noch zu vermitteln waren.
       Insgesamt waren am 30.9.2021 noch 12,7% der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen zu
        besetzen (+1,0 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr).

    Zunehmende Besetzungsschwierigkeiten, besonders in Hotel- und Gaststättenberufen oder im Handwerk
    Unbesetzte Ausbildungsstellen
    Jeweils 30. September                                                  Anteile unbesetzter Ausbildungsstellen an allen gemeldeten
                                                                                      betrieblichen Ausbildungsstellen 2021
                                                                         Nach Kammern                                                    Ausgewählte Berufe
                                                      63.200
                   57.700                  59.900                    Handwerks-                                                     Hotel-,                               25,3 %
                                                      +3.200                          16,4 %
                               53.100                                   kammer 18.800                                    Gaststättenberufe
                                                      +5,4 %
        49.000                                                                                                             Lebensmittelher-
                                                                                                                         stellung u. -verkauf                            24,0 %
                                                                 Landwirtschafts-
                                                                                  700               12,9 %
                                                                         kammer
                                                                                                                            Orthopädie- und                            20,6 %
                                                                                                                               Rehatechnik
                Anteil unbesetzter Stellen an                       Freie Berufe 4.700 12,2 %
                 allen betrieblichen Stellen                                                                                         Bauberufe                       18,0 %
                                                                   Industrie- und
                   10,5 %                  11,7 % 12,7 %         Handelskammer
                                                                                  36.000 12,0 %
                                                                                                                                                                     17,3 %
        9,3 %                   9,6 %                                                                                   Berufskraftverkehr

                                                                     Öffentlicher
                                                                                  400             2,9 %                      Metallbau und                           16,8 %
         2017        2018       2019        2020          2021            Dienst
                                                                                                                            Schweißtechnik
    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit                  Die Angaben zu den Kammern sind vorläufig, weil 2020/21 aufgrund eines technischen Problems für manche
                                                                         Ausbildungsstellen keine Angaben zur Kammerzugehörigkeit ermittelt werden konnten. In dieser Darstellung
                                                                         sind die Fälle ohne Angabe deshalb nach üblicher Kammerzuständigkeit verteilt worden.

Unbesetzte Ausbildungsstellen:                                           Anstieg um 3.200 (+5,4 %) auf 63.200

       Neben coronabedingten Einschränkungen und zunehmendem Mismatch könnte sich in dem An-
        stieg der unbesetzten Ausbildungsstellen auch niederschlagen, dass seit den letzten Öffnungs-
        schritten im Mai 2021 noch vermehrt neue Ausbildungsstellen gemeldet wurden, deren Besetzung
        sich teilweise bis in den Herbst/Winter hineinverlagert.

       Wie in den Vorjahren fiel der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen im Handwerk am größten aus.
        Ausbildungsberufe mit großen Besetzungsschwierigkeiten sind unter anderem Berufe im Lebens-
        mittelhandwerk wie Fleischer/-in, Bäcker/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk oder
        auch in der Orthopädie- und Rehatechnik, in der Gebäudereinigung, im Friseurgewerbe oder im
        Metallbau.

       Auch in Bau- und baunahen Berufen, die ebenfalls überwiegend im Handwerk ausgebildet wer-
        den, blieben überdurchschnittlich viele Stellen unbesetzt, zum Beispiel Ausbildungsstellen für
        Maurer/-innen, Maler und Lackierer/-innen oder in der Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klima-
        technik.

       Absolut betrachtet waren die meisten der unbesetzten Ausbildungsstellen dem Zuständigkeitsbe-
        reich der IHK zuzurechnen (36.000). Überdurchschnittliche Besetzungsschwierigkeiten gab es
        hier – durch Corona noch verstärkt – in Hotel- und Gaststättenberufen und im Berufskraftverkehr.
        Auch im Verkauf lag der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen etwas über dem Durchschnitt.

       Der Öffentliche Dienst ist in den Augen der Bewerber/-innen attraktiv. Nicht zuletzt die
        Beschäftigungssicherheit dürfte ein Grund für den Besetzungserfolg sein.

       Regional betrachtet fiel der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen besonders hoch aus in
        Thüringen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern.

                                                                          - 20 -
Situation am Ausbildungsmarkt

    In welchen Berufen sind absolut noch die meisten Ausbildungsstellen zu besetzen?
    Unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen nach Berufsgruppen und Veränderung zum Vorjahr
    30. September 2021

                                           Verkaufsberufe                                             12.900

            Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe                        5.100

             Lebensmittelherstellung u. -verarbeitung                  4.500

                      Medizinische Gesundheitsberufe                3.800

             Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe          3.300

            Metallerzeugung,-bearbeitung, Metallbau         2.900

              Mechatronik-, Energie- u. Elektroberufe       2.900

         Berufe Unternehmensführung,-organisation           2.800

                                Hoch- und Tiefbauberufe     2.800

              Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführ.)       2.800

    Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

       Die meisten noch zu besetzenden Ausbildungsstellen gab es Ende September 2021 in Verkaufs-
        berufen, in Hotel- und Gaststättenberufen sowie in Lebensmittelherstellung und -verkauf. Diese
        drei Berufsfelder machten mehr als ein Drittel aller unbesetzten Ausbildungsstellen aus.

       Darüber hinaus gab es noch zahlreiche Angebote in medizinischen Gesundheitsberufen (Zahn-
        /Medizinische Fachassistent/-innen), in Handelsberufen (Abiturientenausbildung als Handelsassis-
        tent/-innen oder Kaufleute im Groß- und Außenhandelsmanagement), in Metall- und Elektroberu-
        fen, Berufen der Unternehmensorganisation (Kaufleute für Büromanagement) sowie Ausbildungen
        in Verkehr und Logistik (Fachkräfte für Lagerlogistik).

       Dass Berufe unter den Top Ten der unbesetzten Ausbildungsstellen zu finden sind, muss nicht
        immer ein Anzeichen für Besetzungsprobleme sein. Zum einen spiegeln sich hier die mengenmä-
        ßig am häufigsten angebotenen Berufe. Zum anderen können Betriebe z. B. im Kontext der durch
        Corona beeinträchtigten Einstellungsverfahren aktuell signalisieren, dass sie nach Beginn des
        Ausbildungsjahres weiterhin bereit sind, Ausbildungsverträge abzuschließen.

       Die Besetzungsaussichten sind unterschiedlich: Während im Verkauf und insbesondere in Hotel-
        und Gaststättenberufen, in Lebensmittelberufen, in Metall- und Elektroberufen und in Bauberufen
        häufig Besetzungsprobleme auftreten, gibt es in kaufmännischen Berufen oder in der Medizini-
        schen Fachassistenz regelmäßig einen starken Bewerberüberhang. In Logistikberufen sind Be-
        werber- und Stellenmeldungen nahezu ausgeglichen (vergleiche Kapitel 3.3.4).

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