SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud 11. Dez 2021 - 21. Apr 2022 - CO/Berlin
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PRESSEMITTEILUNG Berlin, 2. Dez 2021 SONGS OF THE SKY Photography & the Cloud C/O Berlin präsentiert vom 11. Dez 2021 bis 21. April 2022 die Themenausstel- lung Songs of the Sky . Photography & the Cloud. Die Eröffnung findet am Freitag, den 10. Dez 2021, um 20:00 bei C/O Berlin im Amerika Haus in der Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin statt. Bitte beachten Sie die für die Veran- staltung geltende 2G-Regel (geimpft/genesen, Maske und 1,5m Abstandsregel). „For centuries, we’ve looked to the sky to divine the future. Today, we look to the Cloud.” – James Bridle Dutzende Wolkengesichter blicken von der Ausstellungswand auf uns herab. Manche scheinen zu lächeln, andere erinnern uns an Menschen aus unserem Umfeld oder sogar an Fabelwesen. Das koreanische Künstlerduo Shinseungback Kimyonghun – bestehend aus Shin Seung Back und Kim Yong Hun – hat diese menschenähnlichen Wolkenformationen 2012 in der Serie Cloud Face zusam- mengestellt. Jedoch waren es nicht die Künstler selbst, die in den Wolken etwas zu sehen glaubten. Vielmehr haben Algorithmen einer Gesichtserkennungssoft- ware jedes Mal, wenn sie Figuren im Himmel lokalisierten, eine Fotokamera aus- gelöst. Ein Wolkenhimmel – einst Ort für menschliche Vorstellungskraft und Er- kenntnisgewinn – offenbart uns das Unvermögen der maschinellen, künstlichen Intelligenz. Bereits 1922 richtete der berühmte US-amerikanische Fotograf Alfred Stieglitz seine Kamera das erste Mal gen Himmel, „to find out what I had learned in 40 years about photography“. Seine Serie von Wolkenaufnahmen, die er zunächst Songs of the Sky nannte, bevor sie als Equivalents berühmt wurde, führte das an der Abbildung der Wirklichkeit klebende Medium Fotografie in die Abstraktion. Ein Jahrhundert später greift die Themenausstellung Songs of the Sky. Photography & the Cloud den ursprünglichen Titel dieser Serie auf, um den aktuellen Umbruch der Fotografie durch die Digitalisierung und ihre Folgen zu diskutieren. Über Foto- grafie nachzudenken heißt heute, über die Infrastruktur nachzudenken, die sie vernetzt und organisiert. Egal ob maschinell erzeugte Bilder von Überwachungs- kameras oder Satelliten, digitalisiertes Archivbildmaterial oder die privaten Urlaub- saufnahmen auf unseren Smartphones und Laptops – sie alle sind heutzutage als digitale Daten in der Cloud gespeichert, jenem Ort, an dem künstliche Intelligen- zen operieren. Und so wie vor 100 Jahren die Wolken als Boten der Zukunft den Beginn der Abs- traktion in der Fotografie einläuteten, spiegelt die künstlerische Auseinanderset- zung mit der Cloud heute die Zukunftsvisionen des 21. Jahrhunderts. Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
Im Dialog von fotohistorischen und zeitgenössischen Arbeiten der Wolkenfotogra- fie reflektiert die Ausstellung Songs of the Sky. Photography & the Cloud die Aus- wirkungen der Cloud-Computing-Technologie auf den Klimawandel und die Geo- politik. Welche Geschichten kann uns die Fotografie über die „Seele des Himmels“ (Etienne Pitois) im digitalen Zeitalter erzählen? Werden kommerziell agierende Un- ternehmen, die durch die Auswertung und Nutzung unserer Cloud-Daten ihre Ge- winne maximieren, dem Himmel alle Wolken abkaufen? Oder wird die technische Cloud mit ihrem enormen CO2-Fußabdruck die Erderwärmung so vorantreiben, dass wir in Zukunft nur noch selten vielgestaltige Wolkenwesen über den Globus wandern sehen? Songs of the Sky. Photography & the Cloud wurde von Dr. Kath- rin Schönegg kuratiert. Die Ausstellung wird begleitet von einer beim Spector Ver- lag, Leipzig, erscheinenden Publikation. Exponate von: Claudia Angelmaier, Sylvia Ballhause, Marie Clerel, Raphaël Dal- laporta, Fragmentin, Noémie Goudal, Louis Henderson, Internationales Meteoro- logisches Komitee, Noa Jansma, Stefan Karrer, Almut Linde, NASA, Observatoire de Juvisy, Lisa Oppenheim, Trevor Paglen, Meghann Riepenhoff, Simon Roberts, Evan Roth, Mario Santamaría, Adrian Sauer, Andy Sewell, Shinseungback Kimy- onghun, Louis Vignes & Charles Nègre Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
PRESSEBILDER Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 12 13 14 11 15 16 Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
PRESSEBILDER Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 01 Almut Linde, Dirty Minimal #70.1 — Wolkenmeer/29,3 Tonnen CO2, 2012 © the artist, Courtesy PSM, Berlin 02 Marie Clerel, December 2019, aus Midi Series, 2017–2019 © the artist, Courtesy Galerie Binome, Paris 03 Shinseungback Kimy- onghung, Cloud Face, 2012 © the artists 04 Noa Jansma, Buycloud, 2020-2021 © the artist 05 Claudia Angelmaier, Cloud (Stieglitz) I, 2019, aus Untitled (Clouds) © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 06 Simon Roberts, The Celestials, #02A/028_01_2020, 2020 © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Courtesy Robert Morat Galerie, Berlin 07 Mario Santamaría, Cloudplexity, 2019 © the artist 08–09 Andy Sewell, Known and Stran- ge Things Pass, 2020 © the artist, Courtesy Robert Morat Galerie, Berlin 10 Frag- mentin, Displuvium, 2019 © the artists 11 Evan Roth, n22.210512e114.256075.hk, 2017, a. d. S. Landscapes, 2016–heute © the artist 12 Stefan Karrer, Cool clouds that look like they should be spelling something, but they don‘t, 2016 © the artist 13 Trevor Paglen, CLOUD #865 Hough Circle Transform, 2019 © the artist, Courtesy Pace Gallery and Private Collection, Geneva 14 Internationales Meteorologisches Komitee, Internationaler Atlas der Wolken und Himmelsansichten, Paris 1930, Courtesy Private Collection, Berlin 15 Adrian Sauer, 30.06.2015 (b), 2015 © the ar- tist, Courtesy KLEMM’S, Berlin 16 Louis Henderson, All That is Solid, 2014 © the artist, Courtesy LUX, London Eine Auswahl von max. vier Bildern darf einmalig und lediglich im Zeitraum von drei Monaten vor und bis Ende der Ausstellung kostenfrei verwendet werden. Die zur Verfügung gestellten Abbildungen sind ausschließlich für die Verwendung durch die Presse zur aktuellen Berichterstattung und nicht für kommerzielle Zwecke be- stimmt. Sie dürfen nicht an Dritte weitergeleitet werden. Die Fotografien dürfen nicht modifiziert, beschnitten und überdruckt werden. Die korrekten Bildunter- schriften müssen stets angegeben werden. C/O Berlin, die Künstler*innen, sowie die Ausstellung müssen bei einer Veröffentlichung erwähnt werden. Redaktioneller Hinweis für die namentliche Nennung von C/O Berlin: C/O Berlin ist ein Ausstellungshaus für Fotografie und visuelle Medien. Als gemein- nützige Stiftung arbeitet C/O Berlin unabhängig von kommerziellen Interessen. Wir würden uns daher freuen, wenn der Begriff „Galerie“ bei der Medienberichterstat- tung über C/O Berlin nicht verwendet wird. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Kontakt Magnus Pölcher . press@co-berlin.org . +49.30.284 44 16 41 Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SAALTEXTE Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 EINFÜHURNG Dutzende von Wolkenformationen, die wie menschliche Gesichter aussehen, bli- cken auf uns herab. Das südkoreanische Künstlerduo Shinseungback Kimyonghun hat sie für die Arbeit Cloud Face (2012) zusammengestellt. Jedoch waren es nicht die Künstler selbst, die in den Wolken Dinge zu sehen glaubten. Vielmehr haben Al- gorithmen einer Gesichtserkennungssoftware jedes Mal, wenn sie Figuren im Him- mel lokalisierten, eine Fotokamera ausgelöst. Der bewölkte Himmel – einst Ort für menschliche Vorstellungskraft und Erkenntnisgewinn – offenbart uns heute das Un- vermögen der maschinellen, künstlichen Intelligenz. Bereits 1922 richtete der US-amerikanische Fotograf Alfred Stieglitz seine Kamera gen Himmel, um herauszufinden „what [he] had learned in 40 years about photo- graphy“. Seine Serie von Wolkenaufnahmen, die er zunächst Songs of the Sky nannte, bevor sie als Equivalents berühmt wurde, führte das an der Abbildung der Wirklichkeit klebende Medium Fotografie in die Abstraktion. Ein Jahrhundert später greift die Themenausstellung Songs of the Sky. Photography & the Cloud den ur- sprünglichen Titel dieser Serie auf, um den jüngsten Umbruch der Fotografie – die Digitalisierung und ihre Folgen – anhand des Motivs der Wolke und der Metapher der Cloud zu diskutieren. Über Fotografie nachzudenken heißt heute über die Infrastruktur nachzudenken, die sie vernetzt und organisiert. Ob maschinell erzeugte Bilder von Überwachungs- kameras oder Satelliten, digitalisiertes Archivbildmaterial oder private Urlaubsauf- nahmen, die wir auf unseren Smartphones speichern und im World Wide Web ver- teilen – fast alle Bilder befinden sich heute als digitale Daten in der Cloud. Sie sind als Nullen und Einsen vermeintlich immateriell in den Himmel gezogen. Doch die Cloud ist kein romantischer Ort dort oben. Sie ist ein Netzwerk, das unsere Daten stetig neu lokalisiert. Sie ist eine Maschinerie, durch die künstliche Intelligenzen ler- nen. Und sie ist ein technokapitalistisches System mit einem materiellen Körper – Hard Drives, Server, Router, Glasfaserkabel, Bildschirme, Computer. Die Cloud ist eine Erfindung privatwirtschaftlicher, westlicher Großkonzerne. Vor 100 Jahren läuteten Wolken als Boten der Zukunft den Beginn der Abstraktion in der Fotografie ein. Heute spiegelt die künstlerische Auseinandersetzung mit der Cloud die Zukunftsvisionen des 21. Jahrhunderts. Im Dialog von fotohistorischen und aktuellen Arbeiten spannt die Ausstellung einen weiten Bogen von den Anfän- gen der Wolkendarstellung in der Fotografie bis hin zu den Auswirkungen der Cloud-Computing-Technologie auf den Klimawandel und die Geopolitik. Welche Geschichten kann uns die Fotografie über die „Seele des Himmels“ im digitalen Zeitalter erzählen? Werden kommerziell agierende Unternehmen, die durch die Auswertung und Nutzung unserer Cloud-Daten ihre Gewinne maximieren, dem Himmel alle Wolken abkaufen? Oder wird die technische Cloud mit ihrem enormen CO2-Fußabdruck die Erderwärmung so vorantreiben, dass wir in Zukunft nur noch selten vielgestaltige Wolkenwesen über den Globus wandern sehen? Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SAALTEXTE Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 Songs of the Sky. Photography & the Cloud wurde von Dr. Kathrin Schönegg kura- tiert. Die Ausstellung wird begleitet von einer bei Spector Books, Leipzig, erschie- nenen Publikation. Mit Beiträgen von Claudia Angelmaier, Sylvia Ballhause, Marie Clerel, Raphaël Dal- laporta, Fragmentin, Noémie Goudal, Louis Henderson, Internationales Meteorolo- gisches Komitee, Noa Jansma, Stefan Karrer, Almut Linde, NASA, Observertoire de Juisvy, Lisa Oppenheim, Meghann Rieppenhoff, Evan Roth, Mario Santamaría, Ad- rian Sauer, Andy Sewell, Shinseungback Kimyonghun, Trevor Paglen, Simon Ro- berts, Louis Vignes & Charles Nègre Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SAALTEXTE Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 BELICHTEN / BERECHNEN Seit den 1990er-Jahren verändert der technologische Wandel die Fotografie und ihre Distributionswege nachhaltig. Das Jahrzehnt markiert einerseits die private Nutzung, Kommerzialisierung und Ökonomisierung des Informationsaustauschs über das Internet. Andererseits stand die Digitalisierung am Horizont, die seinerzeit zu Debatten um ein drohendes „Ende der Fotografie“ führte. Beide Entwicklungen entfalteten sich nach der Jahrtausendwende, als die sogenannten „Cloud- Computing“-Dienste marktfähig wurden und die Fotoindustrie von analogen auf di- gitale Produkte umstellte. Im künstlerischen Kontext brachte dieses reale, industri- elle Ende der analogen Fotografie eine Wiederkehr und verstärkte Reflexion ihrer Anfänge mit sich, die sich beispielhaft am Motiv der Wolke beobachten lassen. Lisa Oppenheim und Claudia Angelmaier interpretieren berühmte Wolkendarstel- lungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert neu, um Fotogeschichte und analoge Fo- totechnik auf ihre heutige Relevanz hin zu befragen. Sylvia Ballhause und Simon Roberts thematisieren die Bildherstellung mit im Alltag obsolet gewordenen Appa- raten, Platten- und Fachkameras bzw. in Vergessenheit geratenen Verfahren des 19. Jahrhunderts wie der Cyanotypie, deren intensive blaue Farbe sich für die Dar- stellung von Himmelslandschaften besonders gut eignet. Das Verfahren wird heute auch medienanalytisch verwendet, wenn Marie Clerel und Meghann Riepenhoff ohne Kamera und Linse arbeiten und stattdessen Licht und Elemente direkt mit dem sensiblen Papier interagieren lassen. Sie verhandeln erneut die Idee von Foto- grafie als irreversibler Spur, die dem analogen Medium als wesenhaft galt. Doch in Wolkenbildern wird auch das neue Material der digitalen Fotografie thema- tisch. Adrian Sauer und Raphaël Dallaporta untersuchen die rechnerische Basis des romantischen Wolkenmotivs über Wiederholung und Varianz und lenken so den Blick auf die Variabilität als Grundvoraussetzung des digitalen Bildes. Hier lässt sich jedes Pixel individuell ansteuern, beliebig verändern und überschreiben, was konträr zur tradierten Vorstellung von Fotografie als physischer Verbindung und Ma- terialisierung der Wirklichkeit steht, die mit dem Wechsel vom Analogen zum Digita- len zu Ende gegangen ist. Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SAALTEXTE Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 SPEICHERN / VERTEILEN Neben der veränderten Materialität des Mediums wird jüngst vor allem seine Einbin- dung in digitale Infrastrukturen diskutiert: Der Vernetzung und Verteilung von Bil- dern kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Private Schappschüsse mäandern als stil- le und bewegte Bilder von großen zu kleinen Bildschirmen, werden auf Desktop, Tablet und Smartphones angesehen, gespeichert, verändert, kommentiert, geliket und erneut auf die Reise geschickt. Einige dieser online verfügbaren Bilder, die Alltagschronist*innen ins Internet gestellt haben, hat Stefan Karrer heruntergeladen und in einem Ordner auf dem Desktop gespeichert. Dieses Archiv aus gefundenen Himmelsbildern führt die Banalität der heutigen Fotografie in den Sozialen Medien gleichermaßen vor wie die Bedeutung der Verschlagwortung, die die Basis für jedes Ordnungs- und Speichersystem ist, auf dem unser Bildhandeln beruht. Ob es sich um angeblich private, kommerzielle oder staatliche Daten handelt: Die in den Apparaten präfigurierten und den Bildern zusätzlich hinzugefügten Metadaten informieren nicht nur über Aufenthaltsorte, Freundeskreise, Verhalten und Vorlieben, sondern bilden die Grundvoraussetzung aller Sortier- und Anordnungsprozesse digitaler Dateien. Dabei ist der prominente Aufbewahrungsort unserer Bilder nur vordergründig das persönliche Endgerät, denn die überwiegende Datenmenge bewegt sich im verteilten Netz der Cloud. Sie wird auf externen Servern in privatisierten Datencentern gelagert, die um den Glo- bus verstreut und durch unterseeische Glasfaserkabel miteinander verbunden sind. Andy Sewell und Evan Roth haben die Strände, Klippen sowie Küstenabschnitte dokumentiert, an denen die sonst verborgene Infrastruktur dem Meer entsteigt. Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SAALTEXTE Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 BEOBACHTEN / (V)ERKENNEN Nicht nur die Orte, an denen sich unsere Bilder befinden, bleiben im Computerzeit- alter verborgen. Die Mehrzahl heutiger Aufnahmen sind für Menschen unsichtbar: Sie werden von automatisierten Web-, Überwachungs- und Satellitenkameras her- gestellt und von Algorithmen und Maschinen prozessiert und klassifiziert, bearbeitet und ausgewertet. Die Bilder haben keine Repräsentationsfunktion mehr, die sich an der menschlichen Wahrnehmung orientiert, sondern sind autonom und selbsttätig geworden. Um die Logik und Funktion dieser „operativen Bilder“ zu erforschen, greifen Künstler*innen vermehrt auf Wolkenmotive zurück. Trevor Paglen und Shinseungback Kimyonghun setzen sich mit künstlicher Intelli- genz auseinander und testen maschinelles Sehen an Wolken, da die flüchtigen Phänomene komplexe Formen zwischen Repräsentation und Abstraktion, Figur und Grund, Positiv und Negativ ausbilden, die für Mensch und Technik gleicherma- ßen herausfordernd sind. Während Wolkendarstellungen des 19. Jahrhunderts zu- allererst über das technische Können von Fotopionieren Auskunft gaben, führen sie heute die Unzulänglichkeit der Maschinen vor, die aus der zweideutigen Motivik kei- nen Sinn generieren können. Dabei ist die Methode, mithilfe von künstlicher Intelli- genz die Bildoberfläche zu vermessen, mit dem Ansatz der meteorologischen Wol- kenatlanten verwandt, die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit dem Ziel eingesetzt wurden, typische Muster und Formen zu erkennen, um Wolken zu klas- sifizieren. Bisweilen wurde dabei auf Hilfsmittel wie die dreidimensionale Darstellung in stereoskopischen Apparaten zurückgegriffen – ein Medium der Wolkenbeobach- tung, das Noémie Goudal aktualisiert. Noa Jansma nutzt hingegen aktuelle Bilder- kennungssoftware, um vorüberziehende Himmelsgebilde zu vermessen und zu ta- xieren. Die vom Klimawandel bedrohten Gebilde werden als natürliche Ressourcen erschlossen und in Waren verwandelt, die den Ausstellungsbesucher*innen zum Kauf angeboten werden. Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
SAALTEXTE Songs of the Sky . Photography & the Cloud 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 KLIMA, GEOPOLITIK UND DIE CLOUD Wenn Erkennungssoftware auf Wolken angewandt wird, überkreuzen sich motivi- sche und metaphorische Bedeutungen des Phänomens. Die Amateurbilder und Satellitenaufnahmen, mit denen die Algorithmen trainiert werden, stammen selbst aus der Cloud – dem Ort, an dem künstliche Intelligenzen lernen. Die dafür benötig- te Rechenleistung hat einen immensen Energieverbrauch und negativen Einfluss auf das Klima. Doch anders als in Almut Lindes Arbeit, die den CO2-Ausstoß eines Kohlekraftwerks visualisiert, dessen Energie faktisch auch die Cloud antreibt, sind die rußenden Schornsteine des Datenkapitalismus weitgehend unsichtbar. Dassel- be gilt auch für die Fülle von Ereignissen von künstlicher Wetterveränderung, die Fragmentin zusammengetragen hat, um die menschliche Intervention in das Welt- wetter zu diskutieren sowie für die Geopolitik der Cloud, die bei Louis Henderson thematisiert wird. Die Cloud ist ein technokapitalistisches System mit einem materi- ellen Körper – Hard Drives, Server, Router, Glasfaserkabel, Bildschirme, Computer – aus seltenen Rohstoffen, die in sogenannten Entwicklungs- und Schwellenlän- dern unter oftmals ausbeuterischen Verhältnissen abgebaut werden. Der kapitalisti- sche Mythos von der Immaterialität unserer Technologie ist eine Erfindung privat- wirtschaftlicher westlicher Großkonzerne. Er wurzelt in Diagrammen zur Netzwerktechnik der frühen 1970er-Jahre. Wie Mario Santamaría in US-amerikani- schen Netzwerkpatenten recherchiert hat, findet die vereinfachende Symbolik der Wolke bis heute Verwendung, um technische Systeme zu erklären und um deren Komplexität zugleich gezielt zu verschleiern. In Computertechnik und Fotokunst waren Wolken seit jeher undurchsichtige Erscheinungen. Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
PRESSEMITTEILUNG Berlin, 2. Dez 2021 Songs of the Sky Photography & the Cloud Ausstellung 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 Presseführung 10. Dez 2021 . 11:00 Eröffnung 10. Dez 2021 . 20:00 Öffnungszeiten Täglich . 11:00–20:00 Eintritt 10 Euro . ermäßigt 6 Euro Veranstalter C/O Berlin Foundation Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . www.co-berlin.org www.facebook.com/coberlinphoto www.instagram.com/coberlin www.twitter.com/coberlin #coberlin #songsofthesky Pressekontakt Magnus Pölcher T +49.30.284 44 16 41 . press@co-berlin.org Gefördert durch die Zusätzliche Unterstützung durch Medienpartner Songs of the Sky . Photography & the Cloud . 11. Dez 2021 – 21. Apr 2022 C/O Berlin Foundation . Amerika Haus . Hardenbergstraße 22–24 . 10623 Berlin Tel +49.30.284 44 16-0 . Fax +49.30.284 44 16-19 . info@co-berlin.org . www.co-berlin.org
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