TANZ AM ABGRUND - SINFONIEORCHESTER - Wuppertaler Bühnen
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TANZ AM ABGRUND 2. Sinfoniekonzert So. 24. Oktober 2021, 11 Uhr Mo. 25. Oktober 2021, 20 Uhr Historische Stadthalle Wuppertal, Großer Saal Noa Wildschut, Violine Sinfonieorchester Wuppertal Patrick Hahn, Dirigent FRANZ LISZT (1811 – 1886) ›Der Tanz in der Dorfschenke‹. Episode aus Lenaus ›Faust‹ SERGEJ PROKOFJEW (1891 – 1953) Violinkonzert Nr. 2 g-Moll op. 63 1. Allegro moderato 2. Andante assai 3. Allegro, ben marcato PAUSE LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770 – 1827) Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 1. Poco sostenuto – Vivace 2. Allegretto 3. Presto 4. Allegro con brio Dauer: etwa 2 Stunden, eine Pause Bild- und Tonaufnahmen sind – auch für den privaten Gebrauch – untersagt.
FRANZ LISZT ›Der Tanz in der Dorfschenke‹. Episode aus Lenaus ›Faust‹ Uraufgeführt am Nach Beethovens Tod und dessen sinfonischem Mammut- 8. März 1861 in Weimar erbe schied sich die Klassikwelt in zwei Lager: Die einen, darunter ihr bekanntester Vertreter Johannes Brahms, Dauer etwa 12 Minuten suchten nach Wegen, um die Gattung der Sinfonie mit eigenen Konzepten zu entwickeln und im Sinne Beethovens Seit 1996 nicht im Programm des fortzuführen. Die zweite Fraktion, um Richard Wagner Sinfonieorchester und Franz Liszt, proklamierten die poetische Idee als Wuppertal Ausgangspunkt sinfonischer Musik. Während sich Wagner Besetzung ausgehend von dieser Vorstellung dem Musiktheater Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, zuwandte, widmete sich Franz Liszt der Sinfonischen 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Dichtung. Diese entstanden fast ausnahmslos während Bassposaune, Pauke, seiner Zeit als Hofkapellmeister in Weimar. Die Werke Schlagzeug, Harfe, Streicher ›Nächtlicher Zug‹ und ›Der Tanz in der Dorfschenke‹ bilden zusammen die Episode aus Lenaus ›Faust‹ und wurden 1858/59 komponiert. Faust und Mephisto besuchen gemeinsam eine Dorfschenke, in der Hochzeit gefeiert wird. Mephisto greift zur Geige und versetzt die Gesell- schaft in Ekstase. Währenddessen verlassen Faust und die Wirtstochter die Kneipe und verschwinden zum Klang der Nachtigall. ›Der Tanz in der Dorfschenke‹ gilt als eines der brillantesten und populärsten Orchesterstücke, die Franz Liszt je geschrieben hat. SERGEJ PROKOFJEW Violinkonzert Nr. 2 g-Moll op. 63 Uraufgeführt am Als Abbild einer temperamentvollen russischen Bohème 1. Dezember 1935 in Madrid begann Sergej Prokofjew seine Karriere als Enfant terrible mit ausgesprochener Lust an der Provokation. Auf der Dauer etwa 26 Minuten Suche nach künstlerischer Wahrhaftigkeit schockierte er Zuletzt auf dem das Publikum ganz bewusst mit Skandalkompositionen, Programm des wie zum Beispiel der ›Skythischen Suite‹. Wegen der Sinfonieorchester Wuppertal am unsicheren Auftragslage nach der Oktoberrevolution 25. Januar 2015 wanderte Prokofjew 1918 von Russland in die USA aus und mit Liza Ferschtman (Violine) unter Leitung zog später weiter nach Frankreich. Von dort aus startete von Toshiyuki Kamioka er eine internationale Karriere als Komponist, Dirigent Besetzung und Pianist. Die Beziehung zu seiner Heimat erkaltete Violine solo, derweil nie, sodass Prokofjew ab 1927 immer wieder für 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Konzerte in die Sowjetunion reiste und 1935 schließlich 2 Hörner, 2 Trompeten, sogar ganz dorthin zurückkehrte. Kurz davor komponierte Pauke, Schlagzeug, Streicher er sein 2. Violinkonzert in g-Moll. Musikalisch steht es synonym für die stilistische Kehrtwende, die Prokofjew zu
dieser Zeit vollzog und die als Bekenntnis zur Sowjetunion interpretiert wurde. Prokofjew suchte nach einem Weg zu breiter Verständigung durch neue Einfachheit. Dabei orientierte sich der Komponist bei seinem 2. Violinkonzert an der klassischen dreisätzigen Form. Den ersten Satz beginnt die Solovioline allein mit dem Vortrag einer liedhaften Melodie. Rasch steigen Bratschen und Kontrabässe ein und es entwickelt sich ein rhyth- mischer Schlagabtausch. Das zweite Thema setzt einen ausdrucksvollen Kontrapunkt, wird jedoch immer wieder von virtuosen Passagen unterbrochen. Schließlich setzt sich die Melodie vom anfänglichen Solovortrag der Violine durch. Besonders deutlich wird die Klassik-Reminiszenz zu Beginn des zweiten Satzes: Die Geige entfaltet einen lyrischen Gesang und wird dabei von Pizzicato-Streichern begleitet. Die Bläser unterbrechen diese scheinbare Idylle. Fast klingt es, als würden sie sich lustig machen. Und was Prokofjew im 2. Satz lediglich andeutet, darüber besteht im 3. Satz kein Zweifel mehr: Prokofjew zwinkert nicht nur mit einem Auge, er lacht uns ins Gesicht. Instrumentiert ist der Satz mit Triangel, Becken, Marschtrommel und Kasta- gnetten. Parodistisch und grotesk nimmt er die Klassik auf die Schippe. Da ist er wieder – Sergej Prokofjew, ein Enfant terrible, das aus der Reihe tanzt. LUDWIG VAN BEETHOVEN Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Uraufgeführt am Diese Energie, das Strahlen – für viele gehört Beethovens 8. Dezember 1813 in Wien 7. Sinfonie eindeutig zu den Lieblingsstücken im Konzert- Dauer saal. Entstanden ist das Werk in den Jahren 1811 und etwa 42 Minuten 1812. Beethoven war zu dem Zeitpunkt 42 Jahre alt Zuletzt auf dem und auf der Höhe seines Könnens. Schon der erste Satz Programm des bezeugt diese Meisterschaft: Nach einer geheimnisvollen Sinfonieorchester Wuppertal am langsamen Einleitung beginnt der sich endlos steigernde 29. August 2020 Freudentaumel. Das ist nicht nur das Prinzip des ersten unter Leitung von Julia Jones Satzes, sondern die Maxime der ganzen Sinfonie. Immer wieder berührt sie die Grenzen des Möglichen und bedient Besetzung 2 Flöten, 2 Oboen, sich aller nur erdenklichen Effekte. Dabei werden enorme 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Energien freigesetzt und wieder ausgeglichen. Denn auf 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Streicher einen wilden ersten Satz folgt ein beruhigender zweiter.
So überschlagen sich die Ereignisse nicht etwa aberwitzig, sondern harmonisieren sich gegenseitig. Im Vergleich zu Beethovens Spätwerk, das in seiner Polyphonie oft etwas eigenwillig und sperrig ist, besitzt die 7. Sinfonie das temperamentvolle Strahlen der großen Wiener Klassik. Gleichzeitig entfaltet der Trauermarsch des zweiten Satzes eine erschütternde Tragik, die einnehmend und unmittelbar berührend wirkt. Die Tempobezeichnung Allegretto erscheint an dieser Stelle irritierend. Man würde daraufhin eher einen heiter- lustigen Satz erwarten. Vermutlich war es Beethoven wichtig, dass der schreitende Rhythmus nicht zu langsam gerät, sondern in stetem Fluss bleibt. Unterbrochen wird der Marsch von einem sanglichen A-Dur-Mittelteil mit einer wunderschönen Kantilene. Dieser führt jedoch zum Marschrhythmus zurück, den Beethoven im weiteren Verlauf zu einem Fugato variiert. Zum Schluss bricht das Marschthema noch einmal mit voller Kraft heraus. Ein großes Aufbäumen besiegelt den zweiten Satz. Eine ganz andere Welt zeigt der dritte Satz. Glasklar pro- nonciert und im Staccatissimo erschrickt man beinahe, sobald das Presto beginnt. Der Satz besteht aus fünf Teilen: Das schnelle Scherzo-Thema (A) wechselt repeti- tiv mit dem Trio (B). Es entsteht die Form A-B-A-B-A. Am Schluss des Satzes, nachdem Scherzo und Trio bereits zweimal erklungen sind, deutet Beethoven noch eine dritte Wiederholung des Scherzos an. Abrupt bricht nach nur drei Takten die Melodie mit fünf Orchester- schlägen ab. Nichts als stürmischer Jubel erklingt im Finale. Carl Maria von Weber wollte Beethoven dafür ins »Irrenhaus« schicken. Und Clara Schumanns Vater Friedrich Wieck vermutete, »daß diese Sinfonie nur im unglücklichen – im trunkenen Zustand komponiert sein könne.« Betrachtet man jedoch die Skizzen, wird man schnell eines Besseren belehrt: Auf über 100 Seiten hat Beethoven seine Einfälle weiterentwickelt und stets an allen vier Sätzen gleichzeitig gearbeitet, um, wie er selbst sagte, »immer das Ganze vor Augen« zu haben. Judith Schor
BIOGRAFIEN NOA WILDSCHUT, VIOLINE Die niederländische Geigerin Noa Wildschut ist erst 20 Jahre alt, hat aber bereits ihren Platz in der interna- tionalen klassischen Musikszene eingenommen. Im Alter von sechs Jahren spielte sie live im niederländischen Fernsehen im Rahmen des ›Kinderprinsengrachtconcert 2007‹ in Amsterdam, ein Jahr später gab sie ihr Debüt im großen Saal des Concertgebouws in Amsterdam. Im Laufe der Jahre hat sich Noa Wildschut einen beacht- lichen Ruf aufgebaut und wird regelmäßig zu Festivals, Rezitalen und Solokonzerten mit Orchestern im In- und Ausland eingeladen. Sie arbeitete mit Orchestern wie dem Pittsburgh Symphony Orchestra, dem Radio Filharmonisch Orkest, der Camerata Salzburg und dem Konzerthausorchester Berlin unter Dirigenten wie Man- fred Honeck, Michael Sanderling und Vasily Petrenko. Sie begann ihren Violinunterricht im Alter von vier Jah- ren bei Coosje Wijzenbeek und studierte ab 2013 bei Prof. Vera Beths am Conservatorium van Amsterdam. Derzeit studiert Noa bei Prof. Antje Weithaas an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. PATRICK HAHN, DIRIGENT Der Dirigent, Komponist und Pianist Patrick Hahn wurde 1995 in Graz geboren und hat sich bereits als einer der vielseitigsten Künstler seiner Generation etabliert. Die internationale Presse feiert ihn als »den Shootingstar unter den Dirigenten«. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er Generalmusikdirektor der Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH und damit jüngster GMD im deutschsprachigen Raum. Als Dirigent verbindet ihn die regelmäßige Zusammenarbeit mit Orchestern wie den Münchner Philharmonikern, den Klangkörpern des Bayerischen Rundfunks oder den Wiener Symphonikern sowie mit Festivals und Opernhäusern in ganz Europa und Asien. Darüber hinaus ist er 1. Gastdirigent des Münchner Rundfunkorchesters sowie Principal Guest Conductor und Artistic Advisor des Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra. In der Oper Wuppertal ist Patrick Hahn in der Spielzeit 2021/22 mit Richard Wagners ›Tannhäuser‹ und dem Doppelabend ›Ariadne auf Naxos (Vorspiel) / Herzog Blaubarts Burg‹ von Richard Strauss / Béla Bartók zu erleben. patrick-hahn.com
BESETZUNG VIOLINE 1 VIOLONCELLO TROMPETE Nicolas Koeckert Simon Deffner Georg Stucke Benjamin Roskams Michael Hablitzel Markus Czieharz Anite Stroh Christine Altmann Liviu Neagu-Gruber Karin Nijssen- POSAUNE Karin Kutzke Neumeister Rossen Rusinov Axel Heß Vera Milićević Kaspar-Oskar Kramp* Björn Schwarz Hyeonwoo Park Turgutcan Çarikci Dagmar Engel Magdalena Wolf Katrin Wand Arnau Rovira i TUBA Asako Nakajima Bascompte Hartmut Müller Alexander Kortschmar Carola Seibt KONTRABASS PAUKE Mariana Hernández Robert Kissel Daniel Häker González Andrew Lee Brigitte Weber Angelika Grünkorn SCHLAGZEUG Solvejg Friedrich Benedikt Clemens VIOLINE 2 Łukasz Krywult Werner Hemm Martin Simon Hyeseon Lee Luis Martinez- HARFE Eisenberg FLÖTE Manuela Randlinger- Adelheid Riehle Catarina Laske-Trier Bilz Ursula Neufeld Ulrike Siebler Jan Eckel Leonie Wolters Kirsten Toussaint * Stipendiat der Jakob Schatz OBOE Orchesterakademie Ralf Wirkner Andreas Heimann Sinfonieorchester Martin Roth Susanne von Foerster Wuppertal e. V. Alla Gurman Andria Chang KLARINETTE Claudia Friedrich Selina Lohmüller Gerald Hacke VIOLA Florian Glocker FAGOTT Hikaru Moriyama Andreas Baßler Momchil Terziyski Gregor Plettner Georg Baumann Matthias Neumann HORN Viktor Gauerhof Karsten Hoffmann Dr. Michael Gehlmann Fiona Williams Jens Brockmann Thorsten Hahn Octavia Buzgariu- Maria Vornhusen Fabienke Aldebaran Garrido Linares
Ticket-Hotline: +49 202 563 7666 und alle bekannten KulturKarte-Vorverkaufsstellen kulturkarte-wuppertal.de Impressum Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH, Spielzeit 2021/22 Kurt-Drees-Str. 4, 42283 Wuppertal, wuppertaler-buehnen.de Opernintendant BERTHOLD SCHNEIDER. Schauspielintendant THOMAS BRAUS. Generalmusikdirektor PATRICK HAHN. Geschäftsführer DR. DANIEL SIEKHAUS. Aufsichtsratsvorsitzende KARIN VAN DER MOST Orchesterdirektor RAIMUND KUNZE. Redaktion und Layout YANNICK DIETRICH. Textbeitrag JUDITH SCHOR Fotos: Illustration Titel © GK+; Noa Wildschut © SIMON VAN BOXTEL; Patrick Hahn © GERHARD DONAUER | C&G PICTURES Grafisches Konzept BOROS. Druck SCHMIDT, LEY + WIEGANDT GMBH + CO. KG Redaktionsschluss: Di. 19. Oktober 2021 Kulturpartner
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