KALEIDOSKOP - SINFONIEORCHESTER - Sinfoniekonzert - Sinfonieorchester Wuppertal
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KALEIDOSKOP 6. Sinfoniekonzert So. 13. Februar 2022, 11 Uhr Mo. 14. Februar 2022, 20 Uhr Historische Stadthalle Wuppertal, Großer Saal Sinfonieorchester Wuppertal Elias Grandy, Dirigent MAURICE RAVEL (1875 – 1937) ›Le tombeau de Couperin‹ 1. Prélude. Vif 2. Forlane. Allegretto 3. Menuet. Allegro moderato 4. Rigaudon. Assez vif MAURICE RAVEL ›Ma mère l’oye‹ 1. Pavane de la Belle au Bois Dormant 2. Petit poucet 3. Laideronnette, Impératrice des Pagodes 4. Les entretiens de la Belle et de la Bête 5. Le Jardin Féerique PAUSE JEAN SIBELIUS (1865 – 1957) ›Lemminkäinen‹ op. 22 1. Lemminkäinen und die Mädchen auf der Insel 2. Der Schwan von Tuonela 3. Lemminkäinen in Tuonela 4. Lemminkäinen zieht heimwärts Dauer: etwa 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause Bild- und Tonaufnahmen sind – auch für den privaten Gebrauch – untersagt.
MAURICE RAVEL ›Le tombeau de Couperin‹ und ›Ma mère l’oye‹ ›Le tombeau de Couperin‹ Maurice Ravel und sein Zeitgenosse Claude Debussy krem- Uraufgeführt am pelten die französische Kunstmusik auf links. Sie waren 28. Februar 1920 als Hauptvertreter des musikalischen Impressionismus die in Paris Avantgardisten in der Szene. Ravels Oeuvre umfasst nahezu Dauer alle Genres und folgt keinen klassischen Gattungstradi- etwa 17 Minuten tionen, wobei Werke für Klavier, kammermusikalische Zuletzt auf dem Vokalwerke und kurze, thematisch-assoziative Instrumen- Programm des Sinfonieorchester talwerke den Löwenanteil ausmachen. Zu letzterer Gruppe Wuppertal am gehören auch ›Le tombeau de Couperin‹ und ›Ma mère 26. Februar 2012 unter Leitung von l’oye‹. Gemeinsam ist beiden Werken darüber hinaus, dass Toshiyuki Kamioka sie ursprünglich für Klavier komponiert wurden. Besetzung 2 Flöten (2. mit Piccoloflöte), 2 Oboen Im Jahr 1919 orchestrierte Ravel seine Klaviersuite (2. mit Englischhorn), ›Le tombeau de Couperin‹, auf Deutsch ›Das Grabmal des 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete, Couperin‹. Das »Grabmal« verstand Ravel zum einen als Harfe, Streicher eine Hommage an François Couperin, der als Hofkomponist beim Sonnenkönig Ludwig XIV. persönlich angestellt war. Es ist eine Verbeugung vor der französischen Musik des ›Ma mère l’oye‹ 18. Jahrhunderts. Zum anderen ist das »Grabmal« auch Uraufgeführt am 29. Januar 1912 ganz wörtlich zu verstehen. Ravel wollte mit den in der in Paris Klaviersuite ursprünglich sechs Sätzen jeweils einem Dauer seiner im Ersten Weltkrieg gefallenen Kameraden ein etwa 20 Minuten Denkmal errichten. Hinter der hellen, spielerischen Ober- Zuletzt auf dem fläche der vier Tanzsätze (Prélude, Forlane, Menuett und Programm des Ragaudon) liegt etwas Dunkles, das der fantastischen, Sinfonieorchester Wuppertal am zauberhaften Klangwelt der Komposition eine empfind- 3. Juni 2015 same Tiefe verleiht. unter Leitung von Toshiyuki Kamioka Elf Jahre zuvor entstand die Klaviersuite zu vier Händen Besetzung 2 Flöten (2. mit Piccolo- ›Ma mère l’oye‹ (›Mutter Gans‹). Ravel komponierte sie flöte), 2 Oboen für Mimi und Jean, die Kinder seines Freundes Cyprian Go- (2. mit Englischhorn), 2 Klarinetten, 2 Fagotte, debski. Die insgesamt fünf Sätze beruhen auf Erzählungen 2 Hörner, Pauke, aus einer Märchensammlung von Charles Perrault, die den Schlagzeug, Harfe, Celesta, Streicher Untertitel ›Contes de ma mère l’oye‹ (›Geschichten von mei- ner Mutter, der Gans‹) trug. Ravel ergänzte darüber hinaus Motive der französischen Romancières Marie-Catherine d’Aulnoy und Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, sodass eine bunte Fantasiewelt entstand. 1911 fertigte Ravel eine Orchesterfassung aus der Klaviersuite und schließlich eine Ballettmusik, die er um zwei weitere Sätze ergänzte. Mit zauberhafter Leichtigkeit schafft Ravel eine Fantasiewelt, die Kindheitserinnerungen wachruft. Mal bizarr, mal über- irdisch schön werden wir in eine Märchenwelt katapultiert, in der Dornröschen, der kleine Däumling, eine grüne Schlange und ein paradiesischer Garten auf uns warten.
JEAN SIBELIUS ›Lemminkäinen‹ op. 22 Uraufgeführt am Jean Sibelius ist einer der wichtigsten Komponisten an 13. April 1896 in Helsinki der Wende von der Spätromantik zur Moderne. Mit seinen Werken, allen voran mit ›Finlandia‹, der ›Karelia-Suite‹ Dauer etwa 50 Minuten oder dem berühmten ›Valse triste‹ setzte er seiner Heimat Finnland ein Denkmal und wurde zum Aushängeschild Besetzung 2 Flöten (beide mit seines Landes. Geboren wurde Jean Sibelius 1865, dem Piccoloflöte), 2 Oboen Uraufführungsjahr von Richard Wagners ›Tristan und (2. mit Englischhorn), 2 Klarinetten (2. mit Isolde‹. Das Musikleben war zu dem Zeitpunkt noch dem Bassklarinette), 2 Fagotte, spätromantischen Ideal verpflichtet. Auch Franz Schuberts 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, 7. Sinfonie, die sogenannte ›Unvollendete‹, wurde 1865 Pauke, Schlagzeug, Harfe, Streicher erstmals dem Publikum vorgestellt. Als Jean Sibelius 1957 nahe der finnischen Hauptstadt Helsinki starb, hatte sich die Welt mehrfach diametral gewandelt: Zwei Weltkriege, den Zerfall des alten und den Aufbau des modernen Europas hatte Sibelius selbst noch erlebt, wenige Tage nach seinem Tod startete die Raumsonde Sputnik 1 und musikalisch war vor allem einer angesagt: Elvis, »the King of Rock ’n’ Roll« Presley. Mit diesem Wissen erscheint das Dilemma, vor dem Jean Sibelius zu Beginn seiner Karriere stand, vollkommen aus der Zeit gefallen. Vor dem Hintergrund der sich gerade konstituierenden Moderne um die Jahrhundertwende positionierte sich der Komponist wie folgt: »Meine Musik hat nichts, absolut nichts von Zirkus; was ich zu bieten habe, ist klares kaltes Wasser.« Das Zitat stammt aus einem Brief, den Sibelius an die englische Musikkriti- kerin Rosa Newmarch richtete, um seinen Standpunkt hinsichtlich der »Neuen Musik« zu verdeutlichen. Mit seiner provokanten Formulierung spielte er wohl vor allem auf die Wiener Schule und dessen bekanntesten Vertreter Arnold Schönberg und dessen Zwölftontechnik an. Anders als viele seiner Komponistenkollegen vollzog Sibelius den Schritt in die Atonalität nicht. Er suchte nach anderen Wegen, um einen modernen Ausdruck zu finden. Eine wichtige Rolle spielte für ihn dabei die finnische Volksmu- sik. So griff Sibelius als Inspiration für seine sinfonischen Dichtungen nicht auf Stoffe der Weltliteratur zurück, wie etwa Liszt und Berlioz, sondern auf die finnische National- dichtung ›Kalevala‹. Auf der Grundlage von mündlich überlieferten Gesängen, Heldensagen und Mythen stellte der Arzt Elias Lönnroth das Epos im 19. Jahrhundert zusammen und leistete damit einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Identität des modernen Finnlands. Seit dem 13. Jahrhundert war das Land ein ständiger Spielball zwi-
schen Schweden und Russland und gelangte erst 1917 zu politischer Unabhängigkeit. Mit 5,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche, die in etwa der Größe Deutschlands entspricht, gehört Finnland noch heute zu einem der am dünnsten besiedelten Länder Europas. Typisch für die Zeit entwickelte sich im 19. Jahrhundert auch in Finnland das Streben nach einer eigenen nationalen Identität. Im Nationalepos ›Kalevala‹ manifestierte sich dieser Aus- druck und verschaffte der finnischen Identität enormen Auftrieb: Die Gesänge, die Elias Lönnroth auf langen Reisen durch das Land sammelte und zusammenstellte, wurden als Ausdruck eines eigenständigen Kulturerbes gesehen und prägen die finnische Kultur bis heute. Von den vier ›Legenden‹, wie Sibelius die Sätze der zu- sammenhängenden Suite bezeichnete, gehen drei auf die ›Kalevala‹ zurück. Darin werden die Abenteuer des Hel- den Lemminkäinen nachgezeichnet, dessen Geschichte vergleichbar mit der Siegfried-Erzählung ist. Es handelt sich dabei um den ersten Satz ›Lemminkäinen und die Mädchen auf Saari‹, den dritten Satz ›Lemminkäinen in Tuonela‹ und den vierten Satz ›Lemminkäinen zieht heimwärts‹. Außerhalb des skandinavischen Raumes werden selten alle vier Legenden am Stück aufgeführt. Meist erklingt im Konzertsaal der populäre zweite Satz ›Der Schwan von Tuonela‹. Er war ursprünglich als Vorspiel zum nicht realisierten Opernprojekt ›Das Boot‹ vorgesehen und illustriert eine klangliche Vision vom Totenreich der finnischen Mythologie. Der expressive Schwanengesang, verkörpert vom Englischhorn, soll die Seelen der Toten anziehen. 1896 wurde die Suite in Helsinki uraufgeführt, erschien aber erst 50 Jahre später als Druckauflage. In Deutsch- land wurde das Werk erst Mitte der 1950er-Jahre in kompletter Länge gespielt – irgendwann als Elvis Pause hatte. Judith Schor
BIOGRAFIE ELIAS GRANDY, DIRIGENT Der Heidelberger Generalmusikdirektor Elias Grandy genießt weltweit einen exzellenten Ruf als Dirigent. Zeugnis davon sind mehrere erfolgreiche Debüts in den vergangenen Spielzeiten bei Orchestern wie dem hr-Sinfonieorchester, dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra Tokio, der Minnesota Opera oder der Oper Frankfurt, die alle zu umgehenden Wiedereinladungen in dieser und den kommenden Spielzeiten führten. Neben seiner hervorragenden Arbeit mit den Musiker_innen wird immer wieder die außergewöhnliche energetische Präsenz seiner Aufführungen hervorgehoben. In Heidelberg dirigiert Elias Grandy in dieser Saison in der Oper die Premieren von Brittens ›The Turn of the Screw‹ und Bellinis ›I Capuleti e i Montecchi‹, die Premiere von Stravinskys ›Le Sacre du printemps‹ in Zusammenarbeit mit Ivan Perez und dem Dance Theatre Heidelberg sowie in den Philharmonischen Konzerten ein Spektrum von Beethoven über Dvořák und Ravel bis hin zur diesjährigen Preisträgerin des Heidelberger Künstlerinnenpreises Lisa Streich. Debüts führen ihn 2021/22 zur Staatskapelle Halle, zum Sinfonieorchester Wuppertal und zum Orchestre Philharmonique du Luxembourg, außerdem kehrt er unter anderem zurück ans Pult der Minnesota Opera, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und des Qatar Philharmonic Orchestra. Eine besondere Verbindung besteht für Elias Grandy mit dem deutschen Bundesjugendorchester, das ihn im Sommer 2021 bereits zum zweiten Mal zu einer Arbeitsphase eingeladen hat. In München geboren, studierte Elias Grandy Dirigieren, Musiktheorie und Violoncello an den Musikhoch- schulen von München, Berlin und Basel. Er sammelte erste Berufserfahrungen als Cellist in Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Orchester der Komischen Oper Berlin. 2012 wurde er 1. Kapellmeister am Staatstheater Darmstadt, 2015 folgte der Durchbruch mit der Ernennung zum Generalmusikdirektor der Stadt Heidelberg und einem 2. Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb ›Sir Georg Solti‹ in Frankfurt.
BESETZUNG VIOLINE 1 KONTRABASS PAUKE Nicolas Koeckert Robert Kissel Martin Schacht Benjamin Roskams Angelika Grünkorn Karin Kutzke Solvejg Friedrich SCHLAGZEUG Jürgen Stinzendörfer Łukasz Krywult Daniel Häker Axel Heß Irem Ozyigit* Benedikt Clemens Björn Schwarz Werner Hemm Dagmar Engel FLÖTE Alexander Kortschmar Ulrike Siebler HARFE Carola Seibt Leonie Wolters Manuela Randlinger- Iva Miletic Bilz Mariana Hernández OBOE González Andreas Heimann CELESTA Inmaculada Asensi Koji Ishizaka VIOLINE 2 Ulrike Nahmmacher KLARINETTE Martin Simon Selina Lohmüller * Stipendiat_in der Ursula Neufeld Gerald Hacke Orchesterakademie Jan Eckel Sinfonieorchester Kirsten Toussaint FAGOTT Wuppertal e. V. Ralf Wirkner Andreas Baßler Patricia Boshuizen Gregor Plettner Martin Roth Alla Gurman HORN Karsten Hoffmann VIOLA Fiona Williams Hikaru Moriyama Thorsten Hahn Momchil Terziyski Maria Vornhusen Georg Baumann Christian Melchior TROMPETE Viktor Gauerhof Cyrill Sandoz Jens Brockmann Markus Czieharz Octavia Buzgariu- Georg Stucke Fabienke POSAUNE VIOLONCELLO Roberto de la Guía Nikolaus Trieb Martínez Michael Hablitzel Rossen Rusinov Christine Altmann Kaspar-Oskar Kramp* Karin Nijssen- Neumeister TUBA Vera Milicevic Hartmut Müller Hyeonwoo Park
Ticket-Hotline: +49 202 563 7666 und alle bekannten KulturKarte-Vorverkaufsstellen kulturkarte-wuppertal.de Impressum Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH, Spielzeit 2021/22 Kurt-Drees-Str. 4, 42283 Wuppertal, wuppertaler-buehnen.de Opernintendant BERTHOLD SCHNEIDER. Schauspielintendant THOMAS BRAUS. Generalmusikdirektor PATRICK HAHN. Geschäftsführer DR. DANIEL SIEKHAUS. Aufsichtsratsvorsitzende KARIN VAN DER MOST Orchesterdirektor RAIMUND KUNZE. Redaktion und Layout YANNICK DIETRICH. Textbeitrag JUDITH SCHOR. Schlußredaktion und Lektorat MARC VON RETH Fotos: Illustration Titel © CREATIVUM | creativum.org. Elias Grandy © FELIX BROEDE Grafisches Konzept BOROS. Druck SCHMIDT, LEY + WIEGANDT GMBH + CO. KG Redaktionsschluss: Mo. 7. Februar 2022 Kulturpartner
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