THESEN - BETEILIGUNG: LEBENSWIRKLICH, EHRLICH, ZUGEHEND, LOHNEND

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THESEN - BETEILIGUNG: LEBENSWIRKLICH, EHRLICH, ZUGEHEND, LOHNEND
BETEILIGUNG: LEBENSWIRKLICH, EHRLICH, ZUGEHEND, LOHNEND
                                                                         TITEL

THESEN

BETEILIGUNG:
LEBENSWIRKLICH, EHRLICH,
ZUGEHEND, LOHNEND
Die Legitimität von kommunalpolitischen Entscheidungen, ja sogar kommunalpolitische Ent-
scheider selbst werden zunehmend mehr als infrage gestellt. Dabei soll doch unter anderem
partizipative Stadtentwicklung diese Legitimität von Kommunalpolitik erhöhen. Grund genug,
Formen der Akteursbeteiligung bei unterschiedlichen Facetten einer ganzheitlich verstandenen
Stadtentwicklung zu betrachten. Nicht umfassend, nicht theoretisch, sondern anhand von Pra-
xisbeispielen bei Stadt- und Innenstadtentwicklungsprojekten, Einzelhandelssteuerung und ent-
wicklung, Marketing für Standorte und Wirtschaftsfördermaßnahmen.

                                                                www.imakomm-akademie.de         imakomm KONKRET | 2020 | 1
THESEN - BETEILIGUNG: LEBENSWIRKLICH, EHRLICH, ZUGEHEND, LOHNEND
TITEL

Die neue KONKRET-Ausgabe will punktuell he-              Stadt und imakomm eine „klassische“ Bür-        3.   Die zentrale Werkstatt-Veranstaltung zum
rausarbeiten, was wir (subjektiv!) unter „guter“         gerinformationsveranstaltung mit einer Fa-           Stadtentwicklungskonzept um 19 Uhr in
Beteiligung verstehen. Bewusst wollen wir                cebook-Watch-Party gepaart. Vergleichbar             der Stadthalle ist für alle offen – doch
aus unseren Projekterfahrungen auch zeigen:              mit einer rollierenden Berichtsschalte in            kaum besucht. Besser: Eine Kombination
Vorsicht vor „Beteiligungsinflation“. Bürger-            verschiedene Fußballstadien wurden in der            aus Projektgruppe (Forum, Initiativkreis
und Akteursbeteiligung muss vielmehr (1)                 Veranstaltungshalle und parallel in einem            usw. = ein repräsentativer Querschnitt
lebenswirklich, (2) ehrlich, (3) zugehend und (4)        Facebook-Forum Markenelemente erarbei-               unterschiedlicher Milieus und Interes-
lohnend sein. Was wir damit meinen:                      tet und für alle sichtbar on- und offline zu-        sensgruppen in der Kommune) mit aufsu-
                                                         sammengeführt. Weitere Facetten zeigt der            chenden Verfahren (Zielgruppenworkshops
1.   Auch Kommunalpolitik wird zunehmend zu              Artikel von Carina Killer zum Thema ISEKs.           usw.) bei sich üblicherweise weniger be-
     einem Kommunikationsprozess, bei dem                                                                     teiligenden Akteursgruppen (Menschen
     Bürger/ innen nicht nur an Planungen/Kon-      2.   Beteiligung muss ehrlich sein. Den zu                mit Migrationshintergrund, Schüler/
     zepten beteiligt werden, sondern dessen             Beteiligenden müssen die Möglichkeiten,              Jugendliche usw.). Gute Beteiligung ist
     Inhalte und Instrumente („Nicht schon               aber auch die Grenzen der Beteiligung                nur gegeben, wenn die Beteiligungsfor-
     wieder eine Stärken-Schwächen-Ana-                  aufgezeigt werden. Und in der Kommu-                 mate sich den Zielgruppenbedürfnissen
     lyse!“) auch motivierend sein müssen.               nalpolitik sind Erwartungen zu relativie-            anpassen. Tatsächlich an Zielgruppen
     Ohne (mehr) Motivation der Bürger/ innen            ren: Aus vielfältigen Gründen (kulturelle            angepasste Beteiligungsformate zeigt
     keine (steigende) Beteiligungsbereitschaft;         Barrieren, kein Beteiligungswille usw.)              Heike Büttner in ihrem Artikel zu unter-
     stattdessen sinkende Legitimität politischer        wird ein auch noch so gut vorbereitetes              schiedlichen Ansätzen bei der Weiterent-
     Entscheidungen. Das bedeutet aber nicht,            Beteiligungsverfahren nur einen kleinen              wicklung von Stadtmarketingmodellen auf.
     dass „die Halle bei der Bürgerinformations-         Bevölkerungsanteil erreichen können.
     veranstaltung voll wird, nur weil ein Clown         Die Reichweite eines Verfahrens muss            4.   Mittlerweile gilt ebenso: Gute Beteiligung
     in den Pausen ein motivierendes Rahmen-             realistisch eingeschätzt und kommuni-                ist nur dann gegeben, wenn die Akteure
     programm gibt“. Gemeint ist vielmehr:               ziert werden – bis hin zum Verzicht auf              überhaupt die Möglichkeit haben, sich tat-
     Kommunale Beteiligungsverfahren müssen              Bürger- und ggf. auch Akteursbeteiligung,            sächlich und gestaltend einzubringen. Nur
     auch Formate und Medien einsetzen,                  wenn es sich beispielsweise um reine                 dann entsteht Zufriedenheit. Notwendig
     welche die Lebenswirklichkeit der Men-              Expertise – ggf. im Vorfeld eines Beteili-           sind also beispielsweise eine Verständlich-
     schen im Privaten und Beruflichen schon             gungsprozesses – handelt. Julia Bubbel               keit des Themas und der Zusammenhänge
     längst bestimmen. Beispiel: Im Markenbil-           zeigt in ihrem Artikel zum Thema Wohnrau-            sowie der Austausch der Akteure „auf Au-
     dungsprozess der Stadt Roth (ca. 25.600             mentwicklung Beteiligungsformate auf, die            genhöhe“. Und notwendig ist auch seitens
     Einwohner, Mittelfranken, Bayern) haben             gänzlich auf Bürgerbeteiligung verzichten.           der Kommunalpolitik bzw. -verwaltung,

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    „nach“ dem Prozess aufzuzeigen, inwiefern     Ob sich diese vier Erfahrungen der imakomm
    sich Ergebnisse daraus nun in Entscheidun-    auch in der Stadt Filderstadt (ca. 46.000 Ein-
    gen und Umsetzungsprojekten sichtbar wie-     wohner, Metropolregion Stuttgart) widerspie-
    derfinden. Matthias Prüller und Melanie       geln, zeigt der folgende Artikel von Thomas
    Wiesmann zeigen in ihrem Artikel Grenzen      Haigis, langjähriger Bürgerreferent der Stadt
    von Beteiligung speziell bei der Erstellung   Filderstadt, auf.
    von Einzelhandelskonzepten auf.

          Eine Facette lebenswirklicher Beteiligung: Das Internet                                              Dr. Peter Markert
          muss von den Kommunen als öffentlicher Raum des                                                      imakomm AKADEMIE GmbH
                                                                                                               Geschäftsführender Gesellschafter
          Dialoges anerkannt und genutzt werden, denn: Die                                                     markert@imakomm-akademie.de
          Bürger/ innen werden nur erreicht mit Formaten und
          Medien, welche die Lebenswirklichkeit der Menschen
          im Privaten und Beruflichen schon längst bestimmen.

Praxisbeispiel:
Bürgerbeteiligung als Bestandteil der Stadtentwicklung in der Stadt Filderstadt –
Möglichkeiten und Grenzen
In Filderstadt (ca. 46.000 Einwohner, Metro-
                                                    Filderstadt-Bernhausen: Stadtentwicklung mit Bürgerbeteiligung in allen kommunalen Handlungsfeldern
polregion Stuttgart) gehört eine fest veran-
kerte, systematische Bürgerbeteiligung in
nahezu allen Handlungsfeldern seit 20 Jahren
zur Stadtentwicklung. Neben der organisa-
torischen Einrichtung eines Referates für
Bürgerbeteiligung als Stabstelle direkt beim
Oberbürgermeister und einer entsprechen-
den Projektgruppe innerhalb der Verwaltung
wurden die ersten Spielregeln für kommunale
Bürgerbeteiligung in Deutschland in einem
Abstimmungsprozess mit dem Gemeinderat,
der Bürgerschaft und der Verwaltung auf-
gestellt und vom Gemeinderat beschlossen.
Bürgerbeteiligung in Filderstadt erfolgt stets
im Kräftedreieck Bürgerschaft, Politik und
Verwaltung. Die informellen Beteiligungspro-
zesse werden immer vom Gemeinderat mit
der Definition der Rahmenbedingungen be-
schlossen und verstehen sich als Einbindung
der Bürgerschaft in politische Entscheidungs-
prozesse und ausdrücklich als Vorbereitung
der Entscheidung durch den Gemeinderat.

                                                                    www.imakomm-akademie.de                                 imakomm KONKRET | 2020 | 3
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