Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt - Agrarforschung Schweiz
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
U m w e l t Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt Annelie Holzkämper und Jürg Fuhrer Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8046 Zürich, Schweiz Auskünfte: Annelie Holzkämper, E-Mail: annelie.holzkaemper@agroscope.admin.ch Mit dem Klimawandel wird das Ertragspotenzial für Mais im Mittelland zunehmend durch Hitzestress und eine Beschleunigung der phänologischen Entwicklung einge- schränkt. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope) Einleitung sowie die Veränderungen in der Bedeutung verschie- dener Klimafaktoren für einzelne Standorte zu bestim- Der Klimawandel erfordert Anpassungen in der Land- men. wirtschaft, um Risiken zu minimieren und neue Chan- cen zu nutzen (BLW 2011). Unsicherheiten in Klima Material und Methoden projektionen erschweren aber die Vorhersage der Auswirkungen und damit die Priorisierung von Mass- Klimadaten nahmen. Deshalb sind robuste Massnahmen zur Erhö- Als Grundlage für die regionale Bewertung der aktuellen hung der Klimaresilienz von Anbausystemen nötig. Klimaeignung dienten die gegitterten Temperatur- und Dazu gehört die Standort- und Sortenwahl, die im Niederschlagsdaten von MeteoSchweiz für den Zeitraum Zuge einer Veränderung der Klimaeignung angepasst 1983–2010 (Frei und Schär 1998; Frei et al. 2006; Meteo werden muss. Trends in der Klimaeignung der letzten Schweiz 2012). Globalstrahlungsdaten waren für 2004–2010 Jahrzehnte sind für Weizen und Mais bereits dokumen- von MeteoSchweiz (Stöckli 2013) und für 1983–2003 von tiert (Holzkämper et al. 2015). Ziel der vorliegenden CM SAF (Satellite Application Facility on Climate Monito- Arbeit war es nun, künftige Verschiebungen in der Kli- ring, Posselt et al. 2012) verfügbar. Für die Bewertung der maeignung aufgrund von Temperaturänderungen am Klimaeignung an ausgewählten Standorten dienten die Beispiel von Mais flächendeckend zu analysieren, Stationsdaten aus dem Messnetz von Meteoschweiz. 440 Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015
Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt | Umwelt Klimaszenarien Die globale Erwärmung verändert die Als Grundlage für die Berechnung von Verschiebungen Bedingungen für den Pflanzenbau, was hier Zusammenfassung in der Klimaeignung dienten die gegitterten Daten für anhand der Klimaeignung für Mais flächen- die Änderung der Mitteltemperatur des C2SM (Center deckend für die Schweiz untersucht wurde. for Climate Systems Modeling, ETH Zürich; Zubler et al. Dazu wurden gegitterte Daten1 der Tempera- 2014). Dieser Datensatz umfasst Werte für jeden Tag des turänderung für drei Zeithorizonte (2020–49, Jahres in einer Auflösung von etwa zwei Kilometern für 2045–74, 2070–99) benutzt, die aus zwanzig die gesamte Schweiz. Änderungen im Niederschlag lie- Klima-Modellketten für das A2-Emissionssze- gen im gleichen Massstab vor, aber nicht in direkter Ver- nario (Business-as-Usual-Szenario) zur bindung mit der Temperaturänderung. Betrachtet wur- Verfügung standen. Mit der Klimaerwärmung den deshalb allein Temperaturänderungen abgeleitet dehnt sich die geeignete Anbaufläche in aus zwanzig Klima-Modellketten (als Median der Ände- höheren Lagen aus und nimmt in tieferen rung relativ zur Referenz 1983–2010) für drei Zeithori- Lagen längerfristig ab. In einem zweiten Teil zonte (2020–2049, 2045–2074 und 2070–2099) ausge- wurde der Einfluss einzelner Klimafaktoren hend vom A2-Emissionsszenario. Dieses Szenario beruht auf die Klimaeignung anhand von kombinier- auf der Annahme einer Zunahme der globalen Bevölke- ten Temperatur- und Niederschlagsszenarien rung und der Verwendung fossiler Energieträger und aus zehn Modellketten für die Standorte damit auf einer starken Zunahme der Treibhausgase Zürich-Reckenholz und Changins untersucht. (Business-as-Usual-Szenario, IPCC 2007). Hitzestress und eine beschleunigte Pflanzen- Die Verwendung von kombinierten Temperatur- entwicklung begrenzen die Klimaeignung an und Niederschlagsänderungen war für ausgewählte beiden Standorten zunehmend, während die Standorte möglich. Dazu wurden die Projektionen aus Beeinträchtigung durch Trockenheit während zehn Klima-Modellketten verwendet (Fischer et al. der Reifung nur am Westschweizer Standort 2011; Bossard et al. 2011). Die jahreszeitlichen Bereiche deutlich steigt. Allerdings spielt dabei auch der Änderung sind in Abbildung 1 für Zürich-Recken- die zeitliche Verschiebung der Pflanzenent- holz und Changins dargestellt. Hier wurde zusätzlich wicklung eine Rolle, da durch Verkürzung der das RCP3PD-Szenario betrachtet, dem die Annahme Wachstumsphasen das Risiko von Trocken- einer Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2050 stress gemindert werden kann. Die Ergeb- um 50 % zugrunde liegt (van Vuuren et al. 2012). nisse dieser Untersuchung liefern – trotz Unsicherheiten in Bezug auf die längerfris- Bewertung der Klimaeignung tige Klimaentwicklung – Hinweise für die Die Bewertung der Klimaeignung für Mais wurde mit Planung von Standort- und Sortenwahl als Hilfe einer kürzlich entwickelten Methode durchgeführt Massnahme zur Klimaanpassung. (Holzkämper et al. 2013; Abb. 2). Sie basiert auf der Ein- teilung des Wachstumszyklus in vier Phasen: (i) Aussaat 1 Räumlich interpolierte Daten mit Rasterauflösung von ca. 2km. bis Keimung, (ii) Keimung bis Beginn der Blüte, (iii) Blüh- periode und (iv) Reifungsphase. Das Eintreten dieser Phasen wird anhand von Temperatursummen dynamisch bestimmt (Tab. 1). Der Saattermin wird für einen festge- legten Zeitraum (15. April–31. Mai) ebenfalls dynamisch bestimmt; er tritt ein, wenn die mittlere Temperatur über die letzten zehn Tage 12 °C übersteigt. Tab. 1 | Für die Modellierung der Phänologie von Körnermais verwendete Temperatursummen (Basistemperatur = 6 °C), sowie mittlere Ein- trittstermine basierend auf den Klimadaten von 15 Stationen im Mittelland für den Zeitraum 1981–2010 (Holzkämper et al. 2013). Temperatursumme Phänologische Stadien Mittlere Eintrittstermine in Grad-Tagen Auflaufen 100 ~ 18. Mai Beginn der Blüte 800 ~ 24. Juli Ende der Blüte 1100 ~ 15. August Reife 1600 ~ 11. Oktober Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015 441
Umwelt | Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt Tab. 2 | Klimafaktoren zur Bestimmung der phasenspezifischen Limitierung für Körnermais Faktor Beschreibung Einheit Frost Mittlere tägliche Minimaltemperatur Tmin < 0 C o [oC] Wachstumstemperatur Mittlere Tagestemperatur Tmean [oC] Hitzestress Mittlere tägliche Maximaltemperatur Tmax >35 C o [oC] Mittlere tägliche Wasserverfügbarkeit Wasserstress [mm] (= Niederschlagsmenge – ET0) Strahlung Mittlere tägliche Globalstrahlung [MJ m-2] Phasenlänge Länge der phänologischen Phase [Anzahl Tage] ET0 = Referenzverdunstung nach Priestley-Taylor In jeder Phase werden sechs Klimafaktoren berücksich- dung einer gewichteten Summe bestimmt, wobei für tigt, welche die Anbaueignung limitieren können Mais jede Phase gleich hoch gewichtet wurde. Daraus (Tab. 2). Bei Wachstumstemperatur, Wasserstress und ergab sich ein relativer Index für die Klimaeignung zwi- Phasenlänge kann der optimale Wertebereich sowohl schen 0 und 1. Diese Methode erlaubt es, neben der unter- als auch überschritten werden. Die Abhängigkeit Gesamtklimaeignung auch die phasenspezifischen Fak- der Klimaeignung von diesen Klimafaktoren wurde toreignungen beziehungsweise Klimalimitierungen durch Funktionen mit Werten zwischen 0 und 1 darge- explizit zu betrachten. stellt (Abb. 2). Eine Beschreibung dieser Faktoreignungs- funktionen findet sich bei Holzkämper et al. (2013). Die Resultate Grenzen der Funktionsverläufe wurden aufgrund von Literaturdaten und Expertenwissen festgelegt. Für die Räumliche Verschiebung der Klimaeignung Ableitung der Gesamt-Klimaeignung wurden die pha- Die Verteilung der Klimaeignung für Körnermais unter senspezifischen Faktoreignungen nach dem Minimum- aktuellen Bedingungen und die Änderung für drei Prinzip zu vier Phaseneignungswerten aggregiert. Die zukünftige Zeitfenster (2020–2049, 2045–2074 und Gesamt-Klimaeignung wurde schliesslich durch die Bil- 2070–2099) wurden aus den Temperaturänderungen Reckenholz Changins 2035 2060 2085 2035 2060 2085 6 6 Temperaturänderung [°C] Temperaturänderung [°C] 4 4 2 2 0 0 −2 −2 MAM MAM MAM SON SON DJF DJF MAM MAM JJA JJA SON MAM SON SON DJF DJF JJA SON DJF JJA JJA JJA DJF 2035 2060 2085 2035 2060 2085 Niederschlagsänderung [%] Niederschlagsänderung [%] −40 −20 0 20 40 −40 −20 0 20 40 MAM MAM MAM MAM MAM SON SON DJF DJF MAM SON SON DJF DJF SON SON JJA JJA JJA JJA DJF JJA JJA DJF Abb. 1 | Saisonale Änderungen in Temperatur und Niederschlag an den Standorten Zürich-Reckenholz und Changins. Boxen symbolisieren die Spanne der Änderungen aus allen Modellketten und Emissionsszenarien (MAM = März, April, Mai; JJA = Juni, Juli, August; SON = Septem- ber, Oktober, November; DJF = Dezember, Januar, Februar). 442 Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015
Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt | Umwelt Agroklimatische Indizes Faktoreignung Phaseneignung Mittlere Strahlung Strahlungseignung S6 Index Aussaat bis Mittlere Temperatur Temperatureignung Auflaufen S5 Index Minimum Temperatursumme Gewichtete Summe Frostwirkung Vegetatives S4 < 0 °C Wachstum Index Temperatursumme Hitzestress S3 > 35 °C Blühphase Index Mittlere Wasserverfüg- Wasserstress S2 barkeit (N – ET0 ) Reifungsphase Index Mittlere Phasenlänge Eignung der Phasenlänge S1 Index Index für die Experten- und Klimaeignung datenbasiert Abb. 2 | Ableitung der Klimaeignung von sechs agroklimatischen Indizes, die für vier phänologische Phasen berechnet werden (N = Nieder- schlag; ET0 = Referenzverdunstung nach Priestley-Taylor; S1–6 = Faktoreignungsindizes). abgeleitet (Abb. 3). Die Karten zeigen, wie sich das kli- während der Reifungsphase, aber zu einer Abnahme matisch geeignete Anbaugebiet mit zunehmender Tem- während dem vegetativen Wachstum und der Blühphase. peratur unter dem A2-Emissionsszenario künftig verän- Für Zürich-Reckenholz sind Änderungen in der Häufigkeit dert, wobei Lagen mit einer Hangneigung >15 % der Limitierung durch Trockenstress weniger ausgeprägt. ausgenommen wurden. Es ergibt sich eine Verschiebung Die Abnahme von Trockenstress an beiden Standorten der Gebiete guter Eignung. In den tieferen Lagen des steht im Zusammenhang mit der Verschiebung der phä- Mittellands, den aktuellen Hauptanbaugebieten für nologischen Phasen: Durch die Beschleunigung der phä- Körnermais, ist bei fortschreitender Klimaerwärmung nologischen Entwicklung setzen sensitive Phasen wie die mit einer teilweise deutlichen Abnahme der Klimaeig- Blüteperiode früher ein, d. h. zu einem Zeitpunkt, an dem nung zu rechnen. die Trockenheit noch weniger ausgeprägt ist. Durch diese zeitliche Verschiebung wird der Einfluss einer abnehmen- Änderung der Bedeutung von Klimafaktoren den Wasserverfügbarkeit und damit der Trockenstress Änderungen in der Bedeutung einzelner Klimafaktoren vermindert. Die Gegenläufigkeit dieser beiden Effekte für die Klimaeignung wurden exemplarisch für die Stand- zeigt sich auch daran, dass die Änderungen in den Tro- orte Zürich-Reckenholz und Changins betrachtet. Im ckenheitslimitierungen über alle drei Zeithorizonte in Gegensatz zur flächendeckenden Analyse standen für die etwa gleich bleiben, obwohl Temperatur- und Nieder- entsprechenden Klimastationen kombinierte Temperatur- schlagsänderungen zunehmend stärker werden. Eine und Niederschlagsszenarien zur Verfügung. Vor allem zeitliche Veränderung zeigt sich dagegen deutlicher in Änderungen der Limitierungen durch Hitze und eine ver- den zunehmenden Limitierungen durch Hitzestress und kürzte Phasenlänge sind an beiden Standorten für die Beschleunigung der phänologischen Entwicklung (Pha- Abnahme der Klimaeignung verantwortlich, wie dies in senverkürzung). Diese Änderungen sind für beide Emissi- Abbildung 4 für das A2-Szenario dargestellt ist. Änderun- onsszenarien tendenziell gleich, aber im Falle des weniger gen in den Niederschlagsmengen führen beim West- günstigen A2-Szenarios deutlich stärker als beim gemäs- schweizer Standort zu einer Zunahme von Wasserstress sigten RCP3PD-Szenario (hier nicht dargestellt). Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015 443
Umwelt | Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt Mittlere Klimaeignung Änderung der mittl. Klimaeignung für Mais (1983–2010) für Mais 2020–2049 0,75 (hohe Eignung) 0,50 (Zunahme) 0,21 (niedrige Eignung) 0 (keine Zunahme) -0,31 (Abnahme) A B Änderung der mittl. Klimaeignung Änderung der mittl. Klimaeignung für Mais 2045–2074 für Mais 2070–2099 0,50 (Zunahme) 0,50 (Zunahme) 0 (keine Zunahme) 0 (keine Zunahme) -0,31 (Abnahme) -0,31 (Abnahme) C D Abb. 3 | Karten der aktuellen Klimaeignung für Körnermais (A) (1983–2010, aus Holzkämper et al. 2015) sowie für die drei Zeithorizonte 2020–49 (B), 2045–74 (C) und 2070–99 (D), berechnet auf Basis der Mediane der Temperaturänderungen aus 20 Klima-Modellketten für das A2-Emissionsszenario. (Flächen mit Hangneigungen > 15 % sind ausgeschlossen.) Diskussion Aufgrund der mittelfristigen Verbesserung der Klimaeig- nung durch die Erwärmung scheint ein Ausbau des Mais- Die positiven Auswirkung der jüngsten Temperaturzu- anbaus in verschiedenen Gebieten möglich. Allerdings nahme auf die Klimaeignung für Mais (Holzkämper et al. ist eine Verlagerung in höhere Lagen aufgrund der 2015) dürfte aufgrund der künftigen Erwärmung im zunehmend ungünstigeren Hangneigung nur bedingt Schweizer Mittelland zwar vorerst weiter zunehmen, realistisch. Zudem kann die Bodenqualität in solchen längerfristig aber abnehmen. Dies ist vor allem so, weil Lagen ungenügend sein. Dass Bodeneigenschaften in Limitierungen durch Hitzestress zunehmen und es auf- der verwendeten Methode nicht berücksichtigt werden, grund beschleunigter Entwicklung zu Ertragsminderun- stellt auch deshalb eine Einschränkung dar, weil die gen kommen kann. Die Änderungen im Niederschlag Interaktion von Boden und Klima für das Auftreten von beeinflussen den Trocken- oder Feuchtestress in dieser Trockenstress wichtig ist. Analyse wegen einer temperaturbedingten Phasenver- Die projizierten Änderungen in den Faktorlimitie- schiebung nur begrenzt. Man kann jedoch annehmen, rungen liefern Hinweise darauf, welche Anpassungs- dass bei höheren Temperaturen ein Wechsel zu Sorten massnahmen wo zur Minderung von Ertragsrisiken bei- mit höheren Temperaturbedürfnissen stattfindet und tragen können. Um der Zunahme von Trocken- und sich die phänologischen Phasen somit insgesamt weni- Hitzestress entgegenzutreten, wäre vermehrte Bewässe- ger stark verschieben. Das heisst, dass das Risiko von rung besonders im westlichen Mittelland eine vordring- sommerlichem Trockenstress über die hier gezeigten liche Massnahme, was den Ergebnissen anderer Studien Änderungen hinaus zunehmen kann. entspricht (Fuhrer et al. 2014). Auch durch die Wahl von 444 Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015
Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt | Umwelt Reckenholz Changins 20 20 10 10 Phasenverkürzung Phasenverkürzung 0 0 −10 −10 −20 −20 2035 2060 2085 2035 2060 2085 20 20 10 10 Hitzestress Hitzestress 0 0 −10 −10 −20 −20 2035 2060 2085 2035 2060 2085 20 20 10 10 Wasserstress Wasserstress 0 0 −10 −10 −20 −20 2035 2060 2085 2035 2060 2085 Aussaat bis Auflaufen Vegetatives Wachstum Blühphase Reifungsphase Abb. 4 | Änderungen in der Häufigkeit der stärksten Limitierungen in jeder phänologischen Phase für drei Projektionshorizonte für das A2-Emissionsszenario. Boxplots zeigen die Unsicherheitsspannen (Boxplot mit Median, 25/75-%- und 5/95-%-Perzentilen) aus zehn Klima- modellketten. Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015 445
Umwelt | Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt hitze- und trockenheitsresistenteren Sorten kann Klima- Schlussfolgerungen risiken entgegengewirkt werden. Wärmebedürftigere Sorten können die Limitierung durch eine beschleunigte Die Ergebnisse liefern Hinweise für die Planung von Entwicklung verringern, und die Verschiebung des Saat- Standort- und Sortenwahl als Anpassungsmassnahmen termins hilft, die verlängerte Wachstumsperiode besser an den Klimawandel. Allerdings sind Auswirkungen des zu nutzen (Torriani et al. 2007), bis hin zur Möglichkeit Klimawandels auch hier von den Modellketten und mit einer zusätzlichen Sommerkultur. Es gilt aber zu beden- fortschreitendem Projektionshorizont auch zunehmend ken, dass die verfügbaren Klimaszenarien keine Ände- vom Emissionsszenario abhängig. Bei der Planung von rung in der Globalstrahlung und für Temperatur und Anpassung sind diese Unsicherheiten so weit als möglich Niederschlag nur mittlere Änderungen und keine Ver- zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass Massnahmen schiebung in deren Variabilität annehmen. Nimmt die gegenüber den bekannten Unsicherheiten robust sein Häufigkeit von Klimaextremen wie Trockenheit und und die Klimaresilienz allgemein erhöhen sollten. Kon- Hitze zu, wie neue Studien nahelegen (u. a. Fischer und kret kann das u. a. heissen: möglichst hohe genetische Knutti 2015), so könnte die Zunahme der Klimavariabili- Diversität erhalten, Wasserspeicher für die Bewässerung tät die Ertragsstabilität senken. einrichten oder Bodeneigenschaften für einen günsti- gen Wasser- und Nährstoffhaushalt erhalten. Schliesslich kann ein adaptiver Ansatz mithelfen, neu auftretende Unsicherheiten in der Planung zu berücksichtigen, indem die Wirksamkeit eingeleiteter Massnahmen regelmässig überprüft wird und, wo dies möglich ist, Änderungen bei deren Umsetzung vorgenommen werden. n Literatur ▪▪ Holzkämper A., Fossati D., Hiltbrunner J. & Fuhrer J., 2015. Spatial and ▪▪ BLW, 2011. Klimastrategie Landwirtschaft. Bundesamt für Landwirt- temporal trends in agro-climatic limitations to production potentials for schaft, Bern. 46 S. grain maize and winter wheat in Switzerland. Regional Environmental ▪▪ Bosshard T., Kotlarski S., Ewen T. & Schär C., 2011. Spectral representati- Change 15 (1), 109–122. on of the annual cycle in the climate change signal. Hydrology and Earth ▪▪ IPCC, 2007. Climate Change 2007 – The Physical Science. Intergovern- System Sciences 15, 2777–2788. mental Panel on Climate Change, Genf. 996 S. ▪▪ Fischer A.M., Weigel A.P., Buser C.M., Knutti R., Künsch H.R., Liniger ▪▪ MeteoSchweiz, 2012. Documentation of MeteoSwiss grid-data products: M.A., Schär C. & Appenzeller C., 2011. Climate change projections for Daily mean, minimum and maximum temperature: TabsD, TminD, TmaxD. Switzerland based on a Bayesian multi-model approach. International Available from www.meteoschweiz.ch. Journal of Climatology, Advance online publication. ▪▪ Posselt R., Müller R., Trentmann J. & Stöckli R., 2012. Remote sensing of ▪▪ Fischer E.M. & Knutti R., 2015. Anthropogenic contribution to global solar surface radiation for climate monitoring – the CM-SAF retrieval in o ccurrence of heavy-precipitation and high-temperature extremes. Na- international comparison. Remote Sensing of Environment 118, 186–198. ture Climate Change 5, 560–564. ▪▪ Stöckli R., 2013. The HelioMont Surface Solar Radiation Processing. ▪▪ Frei C. & Schär C., 1998. A precipitation climatology of the Alps from S cientific Report MeteoSwiss 93, 122 S. high-resolution rain-gauge observations. International Journal of Clima- ▪▪ Torriani D.S., Calanca P., Schmid S., Beniston M. & Fuhrer J., 2007. Poten- tology 18 (8), 873–900. tial effects of changes in mean climate and climate variability on the ▪▪ Frei C., Schöll R., Fukutome S., Schmidli J. & Vidale P.L., 2006. Future yield of winter and spring crops grown in Switzerland. Climate Research change of precipitation extremes in Europe: Intercomparison of scenarios 34, 59–69. from regional climate models. Journal of Geophysical Research: Atmos- ▪▪ Van Vuuren D.P., Edmonds J., Kainuma M. et al., 2011. The representative pheres 111 (D6), 1–22. concentration pathways: an overview. Climatic Change 109, 5–31 ▪▪ Fuhrer J., Tendall D., Klein T., Lehmann N. & Holzkämper A., 2013. Water ▪▪ Zubler E., Fischer A.M., Liniger M.A., Croci-Maspoli M., Scherrer S.C. & demand in Swiss Agriculture – Sustainable Adaptive Options for Land Appenzeller C., 2014. Localized climate change scenarios of mean tempe- and Water Management to Mitigate Impacts of Climate Change. ART- rature and precipitation over Switzerland. Climatic Change 125 (2), 237– Schriftenreihe 19, 56 S. 252. ▪▪ Holzkämper A., Calanca P. & Fuhrer J., 2013. Identifying climatic limita- tions to grain maize yield potentials using a suitability evaluation a pproach. Agricultural and Forest Meteorology 168, 149–159. 446 Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015
Wie sich der Klimawandel auf den Maisanbau in der Schweiz auswirkt | Umwelt Impatto dei cambiamenti climatici sulla The impact of climate change on maize coltivazione di mais in Svizzera cultivation in Switzerland Riassunto Summary Il riscaldamento globale modifica i The premise that global warming presupposti per la produzione agricola, changes the conditions for crop aspetto che è stato qui studiato a production was investigated through- livello nazionale per la Svizzera sulla out Switzerland on the basis of a base dell'idoneità climatica per il mais. climate suitability for grain maize A questo riguardo sono stati usati dati cultivation. Gridded projections1 of su griglia1 relativi al cambiamento di temperature changes for three time temperatura per tre orizzonti tempo- periods (2020–49, 2045–74, 2070–99) rali (2020–49, 2045–74, 2070–99), available from twenty climate-model ricavati da venti catene di modelli chains for the A2 emissions scenario climatici per lo scenario di emissione (i.e. the «business as usual» scenario) A2 (scenario «Business as Usual»). Con were used. It was found that with il riscaldamento climatico, la superficie climate warming, the suitable produc- adatta alla coltivazione si spinge ad tion area increases at higher altitudes altitudini più elevate, diminuendo, a but decreases at lower altitudes in the lungo termine, a quelle più basse. In longer term. In a second part of the una seconda parte è stata studiata study, we investigated the influence of l'influenza di singoli fattori sull'ido- individual climatic factors on climate neità climatica, partendo da scenari suitability using combined temperature combinati di temperatura e precipita- and precipitation scenarios from ten zione derivati, per le località di model chains for the Zurich-Reckenholz Zurigo-Reckenholz e Changins, da dieci and Changins sites. Results suggest catene di modelli del clima. Su that heat stress and accelerated plant entrambi i siti, lo stress da calore e uno development are increasingly limiting sviluppo accelerato delle piante climate suitability at both sites, whilst limitano progressivamente l'idoneità water shortage during maturation is climatica, mentre i danni da siccità only increasing significantly at the durante la maturazione aumentano Changins site in western Switzerland. notevolmente solo per la località della The shortening of growth phases also Svizzera occidentale. A questo propo- plays a role here, since the temporal sito occorre tuttavia tener conto dello shift in crop development can reduce slittamento temporale dello sviluppo the risk of drought stress if drought- delle piante, in quanto il raccorcia- sensitive phenological periods are mento delle fasi di crescita tende a shifted away from periods of most diminuire il rischio di stress da siccità. intense stress. Despite uncertainties Nonostante le incertezze sull'anda- with regard to long-term climate mento del clima a lungo termine, i change, the results of this study can risultati di questo studio forniscono provide advice for the planning of indicazioni per la pianificazione della possible climate change adaptation scelta delle aree di produzione e delle measures (i.e. future cultivar choice, varietà, quale misura di adattamento shifts in production areas). ai cambiamenti climatici. Key words: climate change, climate suitability, maize, adaptation. 1 Dati interpolati spazialmente con una griglia di 1 Spatially interpolated data with a grid resolution of risoluzione di ca. 2 km. approx. 2 km. Agrarforschung Schweiz 6 (10): 440–447, 2015 447
Sie können auch lesen