WIRKT - Über medizinonline.ch

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Ausgabe 2 · April 2022 · www.medizinonline.ch

                                                                                                                                                                                     EN-
                                                                                                                                                                                KASS IG2
                                                                                                                                                                                     SS
                                                                                                                                                                                ZULÄ

                                                                             WIRKT
                                                                               spürbar.                                                                                                                       1,3

Bei entzündlichen, juckenden und allergischen
Hauterkrankungen.1
• entzündungshemmend1
• juckreizstillend1
• antiallergisch1
Sensicutan ® Creme
Z: Levomenol, Heparin-Natrium in einer O/W Emulsion. I: Entzündliche, nicht-infektiöse, stark juckende und allergische Hauterkrankungen z. B. akute und chronische Ekzeme, atopische Dermatitis. D: >3 J.: 2× tgl.
auftragen. KI: Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe. VM: Nicht auf offene Verletzungen und Schleimhäute auftragen. IA: keine bekannt. S/S: Nach Rücksprache mit dem Arzt. UW: Sehr selten: Überempfind-
lichkeitsreaktionen der Haut, allergische bzw. pseudoallergische Reaktionen. P: Tube 80 g*. Kat. D. Ausführliche Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch. *kassenzulässig                                     V02.0921

Referenzen: 1. Sensicutan ®. www.swissmedicinfo.ch, abgerufen am 12.04.2022. 2. BAG Spezialitätenliste. www.spezialitaetenliste.ch, abgerufen am 12.04.2022. 3. Arenberger P et al. Effect of topical heparin and levo-
menol on atopic dermatitis: a randomized four-arm, placebo-controlled, double-blind clinical study. JEADV 2011; 25(6): 688–694. Die Referenzen sind auf Anfrage erhältlich.

Biomed AG Überlandstrasse 199 CH-8600 Dübendorf www.biomed.ch
© Biomed AG. 04/2022. All rights reserved.
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ERREICHEN *                                                                                                                     ,1,2

Wenn topische Therapie
alleine nicht mehr ausreicht1
                      Schnelle Verbesserung+ von Juckreiz
                      und Schlafqualität2

                      Starke Wirksamkeit2, die anhält3

                      Günstiges Verträglichkeitsprofil mit bis zu
                      9 Jahren Erfahrung aus der Rheumatologie#,4,5

Olumiant® – Für Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis.1

* Als mit topischer Therapie allein. ** Eine Tablette täglich. Olumiant® kann unabhängig von Mahlzeiten und zu jeder Tageszeit eingenommen werden. + Signifikante Verbesserung des Juckreizes versus Placebo + TCS ab Woche 4 sowie
Verbesserung der Schlafqualitat versus Placebo + TCS ab Woche 16. # Sicherheitaussagen aus der RA können nicht für die AD interpretiert werden. AD = Atopische Dermatitis; RA = Rheumatoide Arthritis.
1. Fachinformation Olumiant®, www.swissmedicinfo.ch. 2. Reich K, et al. Efficacy and Safety of Baricitinib Combined With Topical Corticosteroids for Treatment of Moderate to Severe Atopic Dermatitis: A Randomized Clinical Trial. JAMA
Dermatol. 2020 Dec 1;156(12):1333-1343. 3. Silverberg JI et al. Long-term Efficacy of Baricitinib in Adults With Moderate to Severe Atopic Dermatitis Who Were Treatment Responders or Partial Responders. An Extension Study of 2
Randomized Clinical Trials. JAMA Dermatol. 2021 Jun 1;157(6):691-699. DOI: 10.1001/jamadermatol.2021.1273. EASI75 response was sustained for responders, partial responders, and non-responders continuously treated with Olumiant
4mg. Response rates were maintained for the 68-week duration of treatment. 4. Bieber T, et al. Pooled safety analysis of baricitinib in adult patients with atopic dermatitis from 8 randomized clinical trials. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2021
Feb;35(2):476-485. 5. Taylor PC et al. Safety of baricitinib for the treatment of rheumatoid arthritis over a median of 4.6 and up to 9.3 years of treatment: final results from long-term extension study and integrated database. Ann Rheum
Dis 2021. doi:10.1136/annrheumdis-2021-221276. Epub ahead of print
Fachpersonen können die Referenzen beim Unternehmen jederzeit anfordern.
Olumiant® (Baricitinib) Filmtabletten. I: Rheumatoide Arthritis (RA): Kombinationstherapie mit konventionellen DMARDs einschliesslich Methotrexat (MTX) bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider
Arthritis, die auf eine Behandlung mit einem oder mehreren DMARDs unzureichend angesprochen haben oder diese nicht vertragen haben. Monotherapie bei Unverträglichkeit gegenüber MTX oder wenn eine Behandlung mit MTX nicht
angebracht ist. Die Wirksamkeit alleine oder mit MTX wurde in zuvor unbehandelten Patienten nachgewiesen. Atopische Dermatitis (AD): Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, wenn eine
Therapie mit topischen Medikamenten keine angemessene Krankheitskontrolle ermöglicht oder nicht empfohlen wird. COVID-19: in Kombination mit Remdesivir zur Behandlung der durch direkten SARS-CoV-2 Virusnachweis bestätigten
Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) bei hospitalisierten, sauerstoffpflichtigen Erwachsenen, die einer «Low-Flow»-Sauerstoffsupplementation, einer «High-Flow»-Sauerstofftherapie oder einer nichtinvasiven Beatmung bedürfen.
D: RA: 4 mg einmal täglich. Bei Patienten ≥ 75 Jahren und für Patienten mit chronischen oder wiederkehrenden Infektionen ist möglicherweise eine Anfangsdosis von 2 mg angemessen. Für Patienten, die unter 4 mg einmal täglich eine
anhaltende Kontrolle der Krankheitsaktivität erreicht haben, kann eine Erhaltungsdosis mit 2 mg ausreichend sein. AD: initiale Dosis 4 mg einmal täglich. Bei Patienten mit chronischen oder wiederkehrenden Infektionen ist die Anfangsdosis
2 mg. Falls nach 8-wöchiger Behandlung keine Besserung eintritt, soll das Arzneimittel abgesetzt werden. Bei Patienten, die mit 4 mg täglich eine anhaltende Kontrolle über die Krankheitsaktivität erreicht haben, soll die Dosierung auf 2 mg
täglich reduziert werden. COVID-19: Baricitinib 4 mg einmal täglich über 14 Tage oder bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus, je nachdem, was zuerst eintritt. Remdesivir siehe FI. Spezielle Anweisungen: Die empfohlene Dosis beträgt 2 mg
einmal täglich bei Patienten mit einer geschätzten GFR zwischen 30 und 60 ml/min/1.73 m2. Bei RA und AD beträgt die empfohlene Dosis 2 mg einmal täglich bei Patienten, die Probenecid anwenden. KI: Überempfindlichkeit gegenüber dem
Wirkstoff oder einem der Hilfstoffe. Bei COVID-19 nicht anwenden, wenn eine VTE-Prophylaxe kontraindiziert wird. W/V: Bei RA und AD nicht anwenden und/oder Therapie absetzen im Falle von: aktiver systemischer Infektion, chronischen
oder rekurrierenden Infektionen oder schwerwiegender oder opportunistischer Infektion in der Vorgeschichte, Virusreaktivierung (z.B Herpes zoster, Hepatitis B/C), aktiver Tuberkulose, ANC < 1 × 10 9 Zellen/l, ALC < 0.5 × 109 Zellen/l,
Hämoglobinwert < 8 g/dl), schwerer Einschränkung der Nieren- oder Leberfunktion, TVT/LE, schwerer allergischer oder anaphylaktischer Reaktion. Lipidparameter überwachen. Vor Beginn der Behandlung, Impfstatus aktualisieren. Bei
Patienten mit (oder mit erhöhtem Risiko für) Divertikulitis mit Vorsicht anwenden. Bei COVID-19 wird eine VTE-Prophylaxe empfohlen, sollte die Nierenfunktion überwacht werden, sollten die Risiken und Vorteile einer Behandlung bei
                            Patienten mit einer ALC < 0.2 × 109 Zellen/l, einer ANC < 1 × 109 Zellen/l oder einem Hämoglobinwert < 8 g/dl vor Beginn der Therapie abgewogen werden. IA: OAT3-Inhibitoren (Probenecid). Sch/S: Während der
                            Schwangerschaft nicht anwenden, es sei denn, es ist eindeutig erforderlich. Während der Behandlung nicht stillen. UAW: Sehr häufig: Infektionen der oberen Atemwege, erhöhtes LDL-Cholesterin ≥3.36 mmol/l. Bei
                            COVID-19, Abnahme der GFR. Häufig: Herpes zoster, Herpes simplex, Infektion der Harnwege, Thrombozytose > 600 × 109 Zellen/l, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, erhöhte ALT ≥3 × ULN, Hautausschlag,
                            Akne, erhöhte Kreatinphosphokinase > 5 × ULN. Andere schwere UAW (gelegentlich): Neutropenie
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                CME-FORTBILDUNG

                Wundbiofilm erkennen
                und verstehen
                Therapeutische Möglichkeiten
                und ihre Grenzen

                Telemedizin
                Teledermatologie in der Praxis

                Medizin
                Atopische Dermatitis
                «Beyond skin» –
                Langzeitperspektiven
                Hautkrebs
                Primär- und Sekundärprävention
                Psoriasis
                Langzeitmanagement mit Biologika
                Entzündliche Dermatosen
                JAK-Inhibitoren auf dem Vormarsch
                Rosazea
                Neue S2k-Leitlinie
                Pruritusforschung
                Chronische noduläre Prurigo

                Kongresse
                Update Entzündliche Haut­
                erkrankungen, Dermatologie
                kompakt und praxisnah

                Praxismanagement
                Studienreport: Online-Befragung
                Molekulardiagnostik in der
                Dermatologie
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EDITORIAL                                                                                                                                                                medizinonline.ch

Moderne Dermatologie

Im Spannungsfeld von Innovation
und Versorgung
             ■ Anhand von Genexpressionsanalysen können indi-                                      teledermatologische Behandlung zu einem Mehrwert
             vidualisierte Behandlungsentscheidungen getroffen                                     für alle Beteiligten führen kann. Die Schweizerische
             werden. Bereits heutzutage zählt im Bereich der Ver-                                  Gesellschaft für Dermatologie befürwortet einen ver-
             sorgung von Hautkrebspatienten «Next-Generation-                                      antwortungsvollen Einsatz telemedizinischer Dienst-
             Sequencing» in vielen Kliniken zur Routine. Auch                                      leistungen im Praxisalltag.
             bei entzündlichen Hauterkrankungen geht es darum,                                          Im zweiten Fortbildungsartikel geht es um die Ver-
             personalisierte Therapiestrategien anzuwenden.                                        sorgung chronischer Wunden – ebenfalls ein sehr aktu-
             Aktuell stehen zur Behandlung von Psoriasispatien-                                    elles, spannendes und praxisrelevanten Thema. Aus
             ten mehrere Dutzende systemische Arzneimittel zur                                     einer Metaanalyse geht hervor, dass rund drei Viertel
             Verfügung und im Bereich der atopischen Dermatitis                                    aller chronischen Wunden mit pathogenen Mikroorga-
             zeichnet sich ebenfalls eine weitere Vergrösserung des                                nismen in Form von Biofilmen besiedelt sind. Welche
             Therapiespektrums ab. Gemäss einer 2022 veröffent-                                    Implikationen dies hat für die Wundversorgung, erfah-
             lichten Befragungsstudie von Tizek et al.* beschränkt                                 ren Sie von zwei hochkarätigen Experten auf diesem
             sich die Nutzung molekulardiagnostischer Verfahren                                    Gebiet.
             im Bereich der entzündlichen/autoimmunen Derma-                                            Kongressberichte und Studienupdates zu Prurigo,
             tosen – im Gegensatz zur Dermato-Onkologie und                                        Urtikaria und weiteren dermatologischen Krankheits-
             mykotischen Erkrankungen – bislang jedoch mehr-                                       bildern runden die Berichterstattung dieser Ausgabe
             heitlich auf die experimentelle Anwendung. Die Auto-                                  ab.
             ren der im Journal der Deutschen Dermatologischen
             Gesellschaft erschienenen Online-Studie sind über-                                    Die Redaktion wünscht Ihnen eine interessante und
             zeugt, dass die Nachfrage für Molekulardiagnostik im                                  abwechslungsreiche Lektüre!
             dermatologischen Bereich in Zukunft steigen wird.
                 Im Aufstreben sind auch telemedizinische Anwen-
             dungen in der Dermatologie, wobei entsprechende
             Angebote bereits heute breite Anwendung finden und
             rege genutzt werden. OnlineDoctor, ein führender
             Anbieter für Teledermatologie in der DACH-Region,
             bestätigt diesen Trend. Dr. med. Paul Scheidegger,
             Mitgründer von OnlineDoctor in der Schweiz, ist
             einer der Autoren des Fortbildungsartikels «Teleder-
             matologie in der Praxis» in dieser Ausgabe. Darin wird
             unter anderem aufgezeigt, wie eine qualitätsgesicherte

             *   Tizek L, et al.: JDDG 2022; 20(3): 287–296                                        Mirjam Peter, Redaktion

                                                      Die Fortbildungsthemen in dieser Ausgabe:

                                                         Wundbiofilm erkennen und verstehen................................................................................. Seite 6

                                                         Telemedizin: Teledermatologie in der Praxis................................................................. Seite 14

                                                         CME-Fortbildungsfragen.......................................................................................................... Seite 13

                                                         Credits auf medizinonline.ch
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2
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DERMATOLOGIE PRAXIS 2022; Vol. 32, Nr. 2                                                     INHALTSVERZEICHNIS

                  EDITORIAL                                                 36	Psoriasis und Psoriasis-Arthritis
                                                                                Secukinumab als Behandlungsoption bei
                  2	Moderne Dermatologie                                       pädiatrischen Patienten – ein Update
                     Im Spannungsfeld von Innovation und
                     Versorgung                                             38	Langzeitmanagement der Psoriasis
                           Mirjam Peter, Redaktion                              Biologika haben Versorgungslage verbessert

                                                                            40	Wundversorgung
                  CME-FORTBILDUNG                                               Antimikrobielle Wundverbände im Rahmen
                                                                                von «Antibiotic Stewardship»
                  6	Wundbiofilm erkennen und verstehen
                     Therapeutische Möglichkeiten und ihre                  42	Wundinfektion
                     Grenzen                                                    Silberhaltige Wundauflagen
                           Prof. Dr. med. Ewa Klara Stürmer, Hamburg (D),
                           Dr. med. Julian-Dario Rembe, Düsseldorf (D)      43	Coronaschutz und Hautgesundheit
                                                                                Maskendermatitis – Expertentipps für
                  12       Credits auf medizinonline.ch                         ­Prophylaxe und Behandlung
                           Anleitung zur Online-Fortbildung
                                                                            46	Hautkrebs
                  13       CME-Fortbildungsfragen                               «Awareness» für Primär- und Sekundär­
                                                                                prävention stärken
                  14	Telemedizin
                      Teledermatologie in der Praxis                        48	Neoadjuvante Behandlung mit T-VEC
                           Dr. med. Paul Scheidegger, Brugg;                    Präoperative Immuntherapie verbessert
                           Christiane Harders,                                  Prognose beim metastasierten Melanom
                           Dr. Philipp Freitag, St. Gallen
                                                                            49	Fallbericht
                                                                                Anuläres elastolytisches Riesenzellgranulom

                  MEDIZIN                                                   50	Chronisch spontane Urtikaria (csU)
                                                                                Studie zum Nachweis mastzell-aktivierender
                  19	Chronische Wunden
                                                                                IgE-Autoantigen-Immunkomplexe
                      Kaltplasma-Jet beschleunigt die Wundheilung

                  20	«Beyond skin»
                      Tralokinumab: Langzeitperspektiven für                SONDERREPORT
                      Patienten mit atopischer Dermatitis
                                                                            28	JAK-Inhibitor Olumiant® bei atopischer
                  24	Chronische noduläre Prurigo                               Dermatitis
                      Pruriginöse läsionale Haut weist spezifische              Baricitinib: Stark wirksam auf Juckreiz
                      DNA-Methylierungssignatur auf                             und Haut­symptome bei ausgewogenem
                                                                                ­Verträglichkeitsprofil
                  26	Atopisches Ekzem
                      Konsequente Basispflege nach dem
                      Soak-and-Seal-Prinzip
                                                                            PRAXISMANAGEMENT
                  30	Therapie mit Small Molecules                          44	Studienreport: Online-Befragung
                      JAK-Inhibitoren bei entzündlichen Dermatosen              Molekulardiagnostik in der Dermatologie
                      auf dem Vormarsch

                  32	Psoriasis-Arthritis
                      5-Jahres-Langzeitdaten zu Apremilast                  WEITERE RUBRIKEN
                      sind überzeugend
                                                                            4, 37,   News
                                                                            39, 52
                  34	Rosazea: neue S2k-Leitlinie
                      Phänotypbasierte Einteilung für Diagnostik            25       Publireportage
                      und Therapie
                                                                            27       Impressum

                  Titelbild: Dr_Microbe, istock (Staphylococcus)
                                                                            31       Board

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NEWS                                                                                                                                                   medizinonline.ch

Urämischer Pruritus

Difelikefalin schneidet gut ab in gepoolter Analyse
Post-hoc Analysen der Studien KALM-1 und KALM-2 ergaben, dass Difelikefalin                                  tes Spektrum von Hämodialysepatienten mit
über ein breites Spektrum von Hämodialysepatienten mit moderater bis                                         moderater bis schwerer CKaP hinweg wirksam
schwerer CKaP hinweg eine rasche und anhaltende Juckreizlinderung erzielte,                                  war [6,7]. Unter Difelikefalin konnten klinisch
einhergehend mit einer klinisch relevanten Verbesserung der gesundheitsbezo-                                 relevante Verbesserungen der Juckreizintensi-
genen Lebensqualität.                                                                                        tät erzielt werden. Bereits in Woche 3 war der
                                                                                                             Anteil derjenigen mit vollständigem Ansprechen
■ (mp) Dass urämischer Juckreiz bei Patienten                In der placebokontrollierten Phase-III-         im Placebovergleich signifikant höher und hielt
mit chronischer Niereninsuffizenz (CKD-aP) ein          Studie KALM-1 erreichten 51,9% (82 von 158)          bis Woche 12 an. Auch die Verbesserungen der
häufiges Problem ist, zeigen Daten der grossen          der mit Difelikefalin behandelten Patienten in       juckreizbezogenen QoL unter Difelikefalin lies-
internationalen Beobachtungs­     studie DOPPS          Woche 12 eine Verringerung im WI-NRS Score           sen sich in dieser Analyse replizieren.
(Dialysis Outcomes and Practice Patterns Study)         um ≥3 Punkte gegenüber 30,9% (51 von 165)
[1]. Rund zwei Drittel der über 23 000 inkludier-       in der Placebogruppe [5]. Difelikefalin führte
ten Hämodialysepatienten litten unter einer             überdies auch zu signifikanten Verbesserungen        Literatur:
                                                                                                             1. «Chronic Kidney Disease-associated Pruritus: From
mittelschwer bis schwer ausgeprägten Form von           der HRQoL, erfasst mittels 5-D itch and Skin-
                                                                                                                 Epidemiology To Treatment», 25.11.2021,
CKD-aP [2]. Dies kann die gesundheitsbezogene           dex-10 Skalen. Bei einigen Patienten kam es zu           www.emjreviews.com, (letzter Abruf 10.04.2021)
Lebensqualität (HRQoL) massiv beeinträchtigen,          gastrointestinalen Nebenwirkungen, die aber          2. Sukul N, et al.: Kidney Med 2020; 3(1): 42-53.e1
                                                                                                             3. Yan B, et al.: J Am Heart Assoc 2021; 10(7): e016201.
viele Betroffene leiden unter negativen Emotio-         in den meisten Fällen lediglich vorübergehend        4. «CHMP Meeting Highlights Februar 2022», 17.03.2022,
nen und Schlafstörungen [3].                            auftraten [1]. Auch in der Studie KALM-2 erwies          www.basg.gv.at, (letzter Abruf 10.04.2021)
     Periphere Kappa-Opioid-Rezeptoren schei-           sich Difelikefalin im Placebovergleich als über-     5. Fishbane S; KALM-1 Trial Investigators: N Engl J Med
                                                                                                                 2020; 382(3): 222–232.
nen eine wichtige Rolle bei der Entstehung des          legen. Eine Reduktion im WI-NRS Score um ≥3          6. Topf J, et al.: Efficacy of Difelikefalin in Subjects With
chronischen Juckreizes zu spielen. Difelikefalin,       Punkte wurde in Woche 12 von 54% unter Dife-             Moderate-to-Severe Chronic Kidney Disease–Associa-
                                                                                                                 ted Pruritus: Pooled Subgroup Analysis of KALM-1 and
ein selektiver Agonist von Kappa-Opioidrezepto-         likefalin (n=237) gegenüber 42% unter Placebo
                                                                                                                 KALM-2, Presented at: the Fall Clinical Dermatology
ren wurde in den USA kürzlich zur Behandlung            (n=236) erreicht [8].                                    Conference; October 21–24, 2021; Las Vegas.
von Pruritus bei Hämodialysepatienten zugelas-               Eine kürzlich veröffentlichte gepoolte Ana-     7. Fishbane S, et al.: American Journal of Kidney Diseases
                                                                                                                 2021; 77: 593–594.
sen, in der EU liegt aktuell eine CHMP-Empfeh-          lyse der Studien KALM-1 und KALM-2 bestätigt,        8. American Society of Nephrology: Abstract FR-OR24,
lung für eine Zulassung vor [1,4].                      dass Difelikefalin (i.V.) 0,5 µg/kg über ein brei-       www.asn-online.org (letzter Abruf 10.04.2021)

Generalisierte Psoriasis pustulosa (GPP)

Spesolimab: neue Analysen bestätigen Wirksamkeit
Anlässlich des Jahresmeetings der                           54% der mit Spesolimab behandelten
American Academy of Dermatology                         Patienten erreichten den primären Endpunkt,
                                                                                                             www.scientificanimations.com, wikimedia

wurden Subgruppen­analysen der                          gegenüber 6% in der Placebogruppe (p
WIRKT - Über medizinonline.ch
langanhaltend. wirksam.1,2,*

                                                                                                                                                                   TREMFYA®: ERSTER REINER,
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# Konfektioniert in Schaffhausen. *TREMFYA® zeigt eine hohe Wirksamkeit und ein langanhaltendes PASI 90 Ansprechen über 5 Jahre sowie Wirksamkeit auf alle Manifestationen der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis über mind. 52 Wochen.
1. Reich K, et al. Five-year maintenance of clinical response and health-related quality of life improvements in patients with moderate-to-severe psoriasis treated with guselkumab: results from VOYAGE 1 and VOYAGE 2. Br J Dermatol.
2021 Jun 9. doi: 10.1111/bjd.20568. Epub ahead of print. 2. McInnes IB, et al. Long-term Efficacy and Safety of Guselkumab, a Monoclonal Antibody Specific to the p19 Subunit of Interleukin-23, Through 2œYears: Results from a Phase 3,
Randomized, Double-blind, Placebo-controlled Study Conducted in Biologic-naïve Patients with Active Psoriatic Arthritis. Arthritis Rheumatol. 2021 Nov 1. doi: 10.1002/art.42010. Epub ahead of print. 3. Fachinformation TREMFYA®, 12/2020,
www.swissmedicinfo.ch.
Tremfya® (Guselkumab, humaner IgG1λ-mAb) I: TREMFYA ist indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer, chronischer Plaque-Psoriasis, die für eine systemische Therapie in Frage kommen. TREMFYA
ist allein oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis, die auf eine vorgängige Therapie mit einem krankheitsmodifizierenden Antirheumatikum (DMARD)
unzureichend angesprochen oder dieses nicht vertragen haben D: Anwendung sollte unter Anleitung und Aufsicht eines in der Diagnose und Behandlung der indizierten Therapiegebiete erfahrenen Arztes erfolgen, nach sachgemässer
Schulung auch Selbstadministration. Die empfohlene Dosis beträgt 100œmg als s.c. Injektion in Woche 0 und 4, dann alle 8 Wochen. Kein Ansprechen bei Plaque-Psoriasis nach 16 Wochen, bzw. bei Psoriasis-Arthritis nach 24 Wochen, Abbruch
erwägen. KI: Schwerwiegende Überempfindlichkeit auf Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe. Klinisch relevante aktive Infektionen (z.œB. aktive Tuberkulose). VM: Bei einer klinisch bedeutsamen oder schwerwiegenden Infektion, ist der Patient
                                                                                                                                                                                                                                                 CP-273433

sorgfältig zu überwachen und TREMFYA ist abzusetzen, bis die Infektion abgeklungen ist. Abklärung auf Tuberkulose-Infektion vor Therapiestart, bei latenter TB zunächst antituberkulöse Therapie einleiten. Überwachung auf TB während
der Therapie. Keine Lebendimpfstoffe geben während der Behandlung. Bei schweren Überempfindlichkeitsreaktionen Therapie abbrechen. UAW: Sehr häufig: Atemwegsinfektionen; Häufig: Kopfschmerzen, Diarrhö, Transaminasen erhöht,
Bilirubin erhöht, Arthralgie, Reaktionen an der Injektionsstelle; Gelegentlich: Anaphylaxie; weitere UAW s. FI. IA: bisher keine relevanten Interaktionen beobachtet. Packungen: Injektionslösung in Fertigspritze oder Fertigpen (100œmg/ml).
Abgabekat.: B. Ausführliche Informationen: www.swissmedic.ch oder www.swissmedicinfo.ch; Zulassungsinhaberin: Janssen-Cilag AG, Gubelstrasse 34, 6300 Zug (CP-196560)
WIRKT - Über medizinonline.ch
CME-FORTBILDUNG                                                                                                      medizinonline.ch

Wundbiofilm erkennen und verstehen

Therapeutische Möglichkeiten und ihre Grenzen
Ewa Klara Stürmer, Hamburg (D), Julian-Dario Rembe, Düsseldorf (D)

Wundbiofilm | chronische Wunden | Debridement

                     ■ Mit Biofilmen besiedelte Wunden sind eine der           zigartiger (chronischer) Infektionen mit signifikanter
                     grössten Herausforderungen in der Wundversorgung          Toleranz gegenüber Antibiotika und antimikrobiellen
                     chronischer Wunden [1,2]. Schätzungsweise 2% der          Substanzen führt, während sie gleichzeitig vor der
                     Bevölkerung in Mitteleuropa leiden unter chronischen      Immunität des Wirtes geschützt sind.» [Consensus
                     Wunden, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter            Delphi Prozess, IWII 05/2016].
                     steigt [3]. Das Diagnostizieren und Therapieren der           Jede, auch eine akute Wunde, ist innerhalb von
                     zugrunde liegenden Erkrankung, meist eine peri-           wenigen Stunden mit Mikroorganismen des Haut­
                     phere arterielle Verschlusserkrankung (pAVK), eine        mikro­bioms, welches auch pathogene Spezies ent-
                     venöse Insuffizienz (CVI), ein Diabetes mellitus Typ I    halten kann, besiedelt. Der Wundgrund ist für sie ein
                     oder II oder auch eine immunologische Erkrankung,         guter Nährboden. In diesem Stadium spricht man von
                     ist immer der erste Schritt zum Behandlungserfolg         einer «Wundkontamination». Im weiteren zeitlichen
                     [4]. Immer wiederkehrende (lokale) Infektionen und        Verlauf vermehren sich die Bakterien in und auf der
                     persistenter Wundbiofilm prolongieren den Hei-            Wunde; es bilden sich Bakterienkolonien. Eine äussere
                     lungsprozess. Dieser beansprucht meist Monate und         (antiseptische) Wundreinigung kann die bakteriel­le
                     erfordert zudem eine sektorenübergreifende Behand-        Besiedelung vermindern und auch das Immun­system
                     lung (Krankenhaus, Ambulanz, Haus- oder Facharzt,         arbeitet gegen eine Ausbreitung der Bakterien in der
                     Pflege) [5]. Hinzu kommt, dass ein einmal erreichter      Wunde. Finden diese Prozesse nicht statt oder sind die
                     Wundverschluss nicht garantiert, dass die Wunde           lokalen Immunzellen nicht effizient genug, so besie-
                     wirklich verschlossen bleibt. Dementsprechend ist der     deln immer mehr Bakterien die Wunde. Sie wird als
                     Begriff der «Wundremission» für PatientInnen mit          «kolonisiert», bei Zunahme der Bakterienlast mit
                     chronischen Wundheilungsstörungen passender als           begleitender Lokalreaktion auch als «kritisch koloni-
                     der der «Wundheilung».                                    siert» bezeichnet.
                                                                                   Aus diesen Bakterienkolonien können sich inner-
                     Wundbiofilm – Definition und Pathogenese                  halb von nur 24 Stunden sog. unreife Biofilme bilden
                     Laut einer Metaanalyse sind rund 78% aller chro-          (Abb. 1). Meist bestehen diese Biofilme nicht aus
                     nischen Wunden mit pathogenen Mikroorganismen in          nur einer Bakterienspezies (wie z.B. bei Implantat-
                     Form von Biofilmen besiedelt [6]. Diese sind, bei best-   Biofilmen in der orthopädischen Chirurgie), sondern
                     möglicher Therapie der zugrunde liegenden Erkran-         enthalten viele verschiedene bakterielle Spezies, i.S.
                     kung, für die Chronizität einer Wunde verantwortlich      eines Multispezies-Biofilm. Die führenden Bakteri-
                     [2]. Wundbiofilm wird wie folgt definiert:                enspezies bei Wundbiofilmen, hier am Beispiel des
                          «Biofilm ist eine strukturierte Gemeinschaft von     Ulcus cruris, sind Staphylococcus aureus (47,6%),
                     Mikroben mit genetischer Vielfalt und variabler Gen-      seine methicillin-resistente Variante (MRSA) (8,6%),
                     expression (Phänotyp), die Verhaltensweisen und           Pseudomonas aeruginosa (31,1%) und Enterobakte-
                     Abwehrmechanismen schafft, die zur Erzeugung ein-         rien (28,6%) [7]. Diese Mikroorganismen – seltener
                                                                               sind auch Pilze involviert – beginnen sich mit der sog.
                                                                               extrapolymeren Substanz (EPS) zu umgeben, sich
                           Prof. Dr. med. Ewa K. Stürmer                       nahezu darin «einzumauern». Die EPS besteht im
                           Klinik und Poliklinik für Gefässmedizin             Wesentlichen aus Polysacchariden (z.B. Alginat, Cel-
                           Leitung Gefässmedizinische Wundambulanz
                                                                               lulose, Dextran) sowie einer Vielzahl von Proteinen,
                           Leitung Translationale Wundforschung
                                                                               Lipiden, Glykoproteinen, Glykolipiden [8], also aus
                           Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
                           Martinistrasse 52, D-20246 Hamburg                  Zucker und Proteinen, was sie fest am Wundgrund
                           e.stuermer@uke.de                                   haften lässt. Nach 2– 4 Tagen spricht man vom «rei-
                                                                               fen Biofilm». Er kann bis zu 2 mm dick, also plastisch

                           Dr. med. Julian-Dario Rembe
                           Klinik für Gefäss- und Endovaskularchirurgie
                           Universitätsklinikum Düsseldorf
                           Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (D)           > Fortbildungsfragen auf Seite 13
                           julian-dario.rembe@med.uni-duesseldorf.de

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DERMATOLOGIE PRAXIS 2022; Vol. 32, Nr. 2                                                                  CME-FORTBILDUNG
Quelle: © bei [9]

                    Abb. 1: Schematische Darstellung des Infektkontinuums und der Biofilm-Bildung im zeitlichen Verlauf

                    und sichtbar werden (Abb. 2A/B). In diesem Stadium          und Umgebungsdermatitis führen, was folglich eine
                    ist der Biofilm in der Lage, mit dem Wundexsudat,           Wundvergrösserung bedingt. Ein begleitender, starker
                    was inflammationsbedingt reichlich produziert wird,         Wundgeruch ist häufig.
                    planktonische (in Flüssigkeit schwebende) Bakterien               Ein Wundbiofilm bzw. eine starke bakterielle
                    freizusetzen (Abb. 1), die sich in der Wundumgebung         Kolonisation der Wunde (>104 KFE/mm2) kann mit
                    oder auch anderen Wunden ansiedeln können [9].              UV-nahem Licht (z.B. MolecuLight®, MolecuLight
                    Hier beginnt der Zyklus der Biofilm-Bildung erneut.         Corp., Toronto, Canada) für das menschliche Auge
                                                                                sichtbar gemacht werden (Abb. 3): Mittels Licht der
                    Wundbiofilm erkennen                                        Wellenlänge 450 nm können Bereiche hoher bakte­
                    Der erste und wichtigste Schritt ist die klinische Dia-     riel­ler Stoffwechselaktivität durch die rote Fluores-
                    gnose, d.h. die Möglichkeit einer Biofilm-Besiedelung       zenz der abgelagerten, bakteriellen Stoffwechsel-
                    der (chronischen) Wunde als Störfaktor der Heilung          produkte, wie Porphyrine (von z.B. Staphylokokken
                    überhaupt in Erwägung zu ziehen. Der reife Biofilm
                    kann klinisch leicht durch eine Wund(rand)explora-
                    tion mittels Pinzette oder Kürette identifiziert und
                    verifiziert werden (Abb. 2A/B). Der Wundbiofilm             TAKE-HOME-MESSAGES
                    selbst sorgt lokal für eine dauerhafte, mehr oder weni-     ― Das Diagnostizieren und Therapieren der zugrunde liegenden Erkrankung
                    ger ausgeprägte Immunreaktion bzw. Inflammation.              ist immer bei PatientInnen mit chronischen Wunden essenziell.
                    Er kann Basis einer Wundinfektion sein, kann aber           ― Rund 78% aller chronischen Wunden sind mit pathogenen Mikroorganis-
                    auch über Wochen und Monate ohne diese zu indu-               men in Form von Biofilmen besiedelt.
                    zieren persistieren.
                                                                                ― Die führenden Bakterienspezies in Wundbiofilmen sind S. aureus und
                        Bei den Wunden mit blander Biofilm-Persistenz
                                                                                  P. aeruginosa.
                    resultiert i.d.R. kein ausgeprägter (Gewebe)Schaden,
                    abgesehen von der ausbleibenden Heilung, da die             ― Antimikrobielle Wundspüllösungen und Wundauflagen adressieren und
                    verschiedenen mikrobiellen Spezies im Biofilm mit             töten Bakterien. Sie durchdringen jedoch häufig die EPS des Biofilms nicht,
                    reduzierten Stoffwechsel unter Herabsetzung ihrer             welche vorwiegend aus Polysacchariden und Proteinen besteht, und kön-
                    Proliferation symbiotisch existieren und sich von             nen so nicht effektiv wirken.
                    (humanen) Wundexsudat ernähren. Andererseits gibt           ― Das konsequente scharfe oder chirurgische Debridement ist derzeit die
                    es auch hoch aggressive Wund-Biofilme, z.B. die von           einzige im Expertenkonsens empfohlene effektive und nachhaltige Therapie
                    P. aeruginosa dominierten, die zu starker Exsudation          des Wundbiofilms.

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                                 medizinonline.ch

A                                                 B                                                          C

                                                                                                                                                   Abbildungen: Stürmer, UKE
Abb. 2: Ulcus cruris arteriosum nach Kompartmentspaltung. A) Identifikation des dichten, rötlichen Wundbiofilms und Abtragung dieses mittels
Kürette. B) Darstellung der Gesamtmenge des Wundbiofilms. C) Ergebnis des scharfen Debridements ohne Blutungsinduktion.

                          Spp. und Enterobakterien) oder durch die cyan-blaue           die Mikroorganismen zudem untereinander kommu-
                          Fluoreszenz des von Pseudomonas Spp. sezernierten             nizieren, um z.B. ihre Stoffwechselaktivität zu ver-
                          Pyoverdins, nachgewiesen werden [10]. So konnte               ändern [13,15]. Eine geringere Stoffwechselaktivität
                          auch anhand vieler Wunden detektiert werden, dass             von spezifischen Bakterien, den sog. Persister-Zellen
                          P. aeruginosa vorwiegend den Wundrand besiedelt               in der Tiefe des Biofilms, sowie das Zusammenspiel
                          und infiltriert, während S. aureus eher am Wundgrund          verschiedener Mikroorgansimen, z.B. durch laterale
                          zu finden ist.                                                Resistenzgentransfer, sind weitere Aspekte, die zur
                                                                                        hohen Resilienz von Biofilmen beitragen [17]. Seine
                          Die Therapie des Wundbiofilms                                 «Toleranz» gegenüber antimikrobiellen Substanzen,
                          Die symbiotische, speziesübergreifende Gesellschaft           Lösungen und Wundauflagen ist gross, da diese zwar
                          von Mikroorganismen aus denen Biofilme gebildet               zur Induktion des Zelltods von Bakterien und Pilze
                          werden, produziert eine schützende, sog. extrapoly-           führen, nicht aber zur Zerstörung der EPS. So können
                          mere Substanz (EPS), die als biochemische Barriere            die antimikrobiellen Wirkstoffe ihre Effizienz gegen
                          gegen das Wirts-Immunsystem und insbesondere                  Mikroorganismen nicht entfalten, da sie – bedingt
                          gegen antimikrobielle Wirkstoffe funktioniert [11,12].        durch die «Schutzschild» der EPS – gar nicht erst zu
                          Daher versagen Letztere häufig bei der Biofilm-Eradi-         diesen ein- bzw. vordringen [15]. Ähnliches gilt auch
                          kation [13–15] (Abb. 4). Durch Signalmoleküle können          für systemisch applizierte Antibiotika, welche von

A                                                        B                                                                                         Abbildungen: Stürmer, UKE

 Abb. 3: Ulcus cruris mixtum mit P. aeruginosa Biofilm-Besiedlung. A) Biofilm-Belag und nekrotischer Areale im nahezu zirkulären Ulcus klinisch
 identifizierbar. Umgebungsdermatitis aufgrund starker Wundexsudation. B) Visualisierung der bakteriellen Besiedelung (>104 KBE/mm2) durch
 UV-nahes Licht, welches die Eigenfluoreszenz der bakteriellen Stoffwechsel-Abbauprodukte für das menschliche Auge sichtbar macht. Typisches
­Cyan-blau für P. aeruginosa.

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DERMATOLOGIE PRAXIS 2022; Vol. 32, Nr. 2                                                                          CME-FORTBILDUNG

                     innen, d.h. vom Wundbett aus, EPS-bedingt nicht tief                wiegend aus Polysacchariden und Proteinen besteht,
                     genug in den Wundbiofilm eindringen können, um die                  zu durchbrechen, können sie nicht effektiv wirken.
                     pathogenen Keime vollständig zu beseitigen. Nicht nur                   Vergleichende Klinische Studien mit (antimikro-
                     aus diesem Grund, sondern generell sollte die Verord-               biellen) Wundspüllösungen, die Basis differenzierter
                     nung von Antibiotika in der Therapie chronischer                    Therapieempfehlungen sein könnten, existieren nicht.
                     Wunden kritisch ergewogen werden, um Resistenzbil-                  Systematische translationale Testungen anhand des
                     dungen im langen Heilungsprozess chronischer Wun-                   humanen Biofilm-Modells hpBIOM zeigen jedoch,
                     den zu vermeiden.                                                   dass Octenisept® in der Lage ist innerhalb von 72h (!)
                                                                                         Biofilme zu spalten und die darin befindlichen Bak-
                     Wundbiofilm und (antimikrobielle)                                   terien zu töten [15,18] (Abb. 5). PHMB gelingt dies in
                     Wundspüllösungen                                                    eingeschränktem Masse im gleichen Zeitraum, eine
                     Es gibt verschiedene Ansätze zur Beseitigung der Bio-               vollständige Eradikation wird jedoch auch nach 72h
                     filmbesiedlung von Wunden [17]. So werden z.B. kom-                 nicht erreicht. Den hypochlorigen Wundspüllösungen
                     merziell erhältliche antimikrobielle Lösungen empfoh-               und Chlorhexidin gelingt es nicht Bakterien im Biofilm
                     len, die sich in In-vitro-Analysen als effektiv erwiesen            effektiv zu beseitigen [18].
                     haben. Die klinische Beobachtung widerspricht jedoch
                     manchmal der angegebenen antimikrobiellen Perfor-                   Wundbiofilm und antimikrobielle Wundauflagen
                     mance [18] (Abb. 4).                                                Bei Biofilm besiedelten Wunden kann man grund-
                          Es gibt unterschiedliche Arten von Wundspüllö-                 sätzlich zwei Typen unterscheiden: Die Wunden mit
                     sung: Bei den einen, wie zum Beispiel physiologische                residierendem, wenig aggressiven Biofilm. Diese sind
                     Kochsalzlösung oder NaCl, steht der reinigende, ver-                gekennzeichnet durch eine ruhige Wundumgebung bei
                     dünnende Effekt im Vordergrund, bei der anderen                     leichter bis mittlerer Exsudation (Abb. 2). Der andere
                     Gruppen, die mehr oder weniger stark ausgeprägte                    Wund-Biofilm-Typ zeigt eine starke Exsudation, wel-
                     antimikrobielle Wirksamkeit. Es ist bekannt, dass                   che einen täglichen Verbandswechsel erfordert. Obli-
                     einige Wundspüllösungen ihr antimikrobielles Poten-                 gat sind begleitende Schwellung, Rötung, eine hohe
                     zial einbüssen, wenn sie mit proteinreicher Umgebung,               Sensitivität der gesamten Wundregion und häufig
                     wie z.B. die des Wundexsudates, in Kontakt kommen                   sogar eine Umgebungsdermatitis (Abb. 3). Somit ist bei
                     [19]. Dementsprechend variiert auch die Effektivität                diesen PatientInnen auch ein besonderes Augenmerk
                     von verschiedenen Wundspüllösung gegen bakterielle                  auf die Umgebungshaut der Wunde zu richten und sie
                     Biofilme, bei denen zudem die EPS als «Schutzschild»                ebenfalls zu behandeln (z.B. Urea-, Zink- oder auch
                     fungiert. Antimikrobielle Wundspüllösungen adres-                   niedrig-dosierte cortisonhaltige Salben).
                     sieren und zerstören Bakterienwände, -membranen                         Vergleichende Klinische Studien mit (antimikro-
                     und bakterielle Transport-Proteine oder hemmen ihre                 biellen) Wundauflagen sind rar [20]. Daraus differen-
                     Funktion. Gelingt es ihnen nicht, die EPS, welche vor-              zierte Therapieempfehlungen abzuleiten ist schwierig,

                      Abb. 4 Wirksamkeit verschiedener Wundspüllösung gegen platonische Bakterien (QSM) und Bakterien im humanen Biofilm-
                             Modell hpBIOM mit P. aeruginosa in-vitro
Quelle: © bei [18]

                     CTRL: Kontrolle; OCT: Octenisept®, PHMB: Lavasorb®; LVX: Lavanox®; AMF: ActimarisForte®; KSL: Kerrasol®

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                                                medizinonline.ch

    Abb. 5 Wirksamkeit verschiedener antimikrobieller Wundauflagen gegen P. aeruginosa im humanen Biofilm-Modell hpBIOM
           in vitro*

                                                                                                                                                                  Quelle: © bei [21]
*   Zusätzliche Darstellung der Menge an überlebenden Bakterien im Wundauflagen-Eluat (dem Wundexsudat entsprechend).
CTRL: Kontrolle; OCT: Octenidindihydrochlorid-haltiges WD; PHMB: PHMB-freisetzendes WD; C-IOD: Cardexomer-Iodin-haltiges WD; AG: Silberionen-freisetzendes WD

                               da nicht nur die Wirksubstanzen (Silberionen, nano-                Kürette und/oder Skalpell abzutragen. Erst nach sei-
                               kristallines Silber, PHMB, Iod-Derivate etc.) und ihre             ner Entfernung können antimikrobielle Substanzen in
                               Konzentrationen variieren, sondern auch die jeweilige              Lösungen und Wundauflagen effektiv gegen die ver-
                               Basis der Wundauflagen (PU-Foam, Alginate, Fasern                  bliebenen pathogenen Mikroorganismen wirken.
                               etc.). In mehrfachen, eigenen In-vitro-Testung mittels                  Die Indikation zum chirurgische Debridement
                               humanem Biofilm-Modell zeigte sich, dass ein Kom-                  wird häufig dann gestellt, wenn es neben dem Wund­
                               binationsprodukt aus Jod und Stärke (Cardexomer-                   bio­film auch nekrotisches Gewebe zu entfernen gilt
                               Iodine) in der Lage war innerhalb von 6 (!) Tagen                  [22]. Es wird in Leitungs- oder Intubationsnarkose
                               die Bakterien im Biofilm vollständig zu eradizieren                durchgeführt. Im Vergleich zum scharfen Debride-
                               (Abb. 5). Andere wirkstoffhaltige Wundauflagen mit                 ment ist es invasiver und entfernt ausserdem noch Teile
                               PHMB oder Silber (MP-Klasse 2B) reduzierten die                    des Wundrandes und Wundbettes mittels Skalpell und
                               bakterielle Belastung nur [21]. Die antimikrobiellen               Shaver. Die Wundgrösse nimmt dementsprechend erst
                               Wundablagen wurden allerdings über 6 Tagen ohne                    einmal zu. Eine weitere Option zur Entfernung des
                               Wechsel analysiert; eine höhere Effektivität sollte                Wundbiofilms ist das chemische Debridement (z.B.
                               von allen geprüften Wundauflagen bei täglichem oder                Debrichem®), welches die Bakterien effektiv besei-
                               2-tägigem Verbandswechsel erreicht werden.                         tig, aber auch Wundbett und Wundrand infiltriert.
                                                                                                  Hier werden tiefsitzende Bakterien getötet, aber auch
                               Wundbiofilm und (scharfes) Debridement                             humane Zellen involviert, so dass es auch hier primär
                               Das konsequente scharfe oder chirurgische Debride-                 zur Wundvergrösserung kommt [23,24].
                               ment ist derzeit die einzige, im Expertenkonsens emp-
                               fohlene effektive und nachhaltige Therapie des Wund-               Fazit
                               biofilms [6]; sie ist aber im häuslich-pflegerischen               Der (bakterielle) Wundbiofilm erfordert lokal eine
                               Bereich nicht immer eine praktikable Option (z.B. ein-             Komplextherapie, weil er aus mehreren «Kompo-
                               geschränkte Hygiene, medikamentös therapeutisch-                   nenten» besteht. Wichtig ist zu realisieren, dass er auf
                               antikoagulierte PatientInnen). Diese, vergleichsweise              mehr als 75% aller chronischen Wunden zu finden
                               aggressive Lokaltherapie auch bei «ruhigen» Wunden                 und damit zu entfernen ist. Eine Wundreinigung mit-
                               mit Biofilmbesiedelung anzuwenden (Abb. 2), bedarf                 tels Spüllösung und Kompresse allein ist nicht ausrei-
                               manchmal einer Überwindung der/des Behandelnden:                   chend. Die Persistenz einer Biofilm-Besiedelung lässt
                               Nach Verbandentnahme sollte die Wunde auf poten-                   die Wundheilung stagnieren. Unabhängig von der
                               zielle Biofilmbesiedelung visuell oder mithilfe des o.g.           Lokaltherapie ist jedoch stets die Grunderkrankung,
                               UV-Lichts inspiziert werden, um diese ggf. mittels                 die zur Chronifizierung der Wunde führte, kausal zu

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DERMATOLOGIE PRAXIS 2022; Vol. 32, Nr. 2                                                                                                    CME-FORTBILDUNG

therapieren. Dementsprechend ist eine biofilm-besie-                       12. Cowan T: Biofilms and their management: from concept to clinical
delte, stark exsudierende Wunde auch keine Kontra-                             reality. J Wound Care 2011; 20(5): 220, 222–226.
                                                                           13. Larsen T, Fiehn NE.: Resistance of Streptococcus sanguis biofilms to
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                                                                           15. Besser M, Dietrich M, Weber L, et al.: Efficacy of antiseptics in a
                                                                               novel 3-dimensional human plasma biofilm model (hpBIOM). Sci
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                                                                                                    Programme scientifique
                                                                                                    Exposés principaux
                                                                                                    • Du byte au réseau – les enjeux de
                                                                                                      la circulation d’information médicale
                                                                                                    • Covid-22 ?
                                                                                                    • Interaction corps-esprit

                                                                                                    12 séminaires interactifs
       SAVE THE DATE
                                                                                                    Atelier de pédagogie médicale
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     micro macro
      24ème Colloque de formation continue du Collège                                               Crédits
      de Médecine de Premier Recours (CMPR)                                                                   SSMIG         SSP        ASMPP
                                                                                                    Le nombre              3 crédits   2 crédits
     16 juin 2022
                                                                                                    effectif d’heures
                                                                                                    de formation
                                                                                                    suivies est reconnu
      Beaulieu Lausanne                                                                             comme formation
                                                                                                    continue essentielle

                      cmpr-congres.ch

  220125_CMPR_2022_Gratisinserat_A5_quer.indd 1                                                                                           25.01.22 13:53

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                                                     medizinonline.ch

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  > Test starten                                                                                    Mit Klick auf die Gesamtzahl Ihrer Punkte im Cockpit können Sie
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DERMATOLOGIE PRAXIS 2022; Vol. 32, Nr. 2                                                                    CME-FORTBILDUNG

CME-Fortbildung für Ärzte: Online ausfüllen auf medizinonline.ch

> Fortbildungsfragen
Wundbiofilm erkennen und verstehen |
Teledermatologie in der Praxis
Zur Beantwortung der Fragen sind folgende Artikel erforderlich:
– Wundbiofilm erkennen und verstehen: Therapeutische Möglichkeiten und ihre Grenzen
– Telemedizin: Teledermatologie in der Praxis

1. Welche generelle Eigenschaft trifft         3. Warum versagen antimikrobielle                 5. Welche Vorteile bietet die asynchrone
   für den Wundbiofilm nicht zu?                  Wirkstoffe bei Wundbiofilm vergleichs-             Telemedizin in der ärztlichen Praxis?
   (gesuchte Antwort ankreuzen)                   weise häufig die Bakterien effektiv                (alle gesuchten Antworten ankreuzen)
A Er besiedelt die meisten chronischen            zu beseitigen?                                 A Zeitversetzte Angebote schaffen Effizienz-
   Wunden.                                        (gesuchte Antwort ankreuzen)                       gewinn in der Praxis.
B Wundbiofilm enthält immer verschiedene       A Viele Bakterien sind resistent gegen anti-      B Die ärztliche Fachperson und der/die
   Bakterien oder Pilze.                          mikrobielle Wirkstoffe.                            Patient/in sind zeitgleich anwesend.
C Bakterien im Biofilm bilden eine sog.        B Es gelingt den antimikrobiellen Wirk-           C Die Diagnose samt Handlungsempfeh-
   extra­polymere Substanz (EPS), in die sie      stoffen nicht, die bakterielle EPS zu durch-       lungen liegen der/dem Patient/in schrift-
   sich «einmauern».                              dringen.                                           lich vor.
D Wundbiofilm ist vollständig durch anti­      C Antimikrobiellen Wirkstoffe werden häufig       D Das ärztliche Personal kann eigenständig
   mikrobielle Wundreinigung zu beseitigen.       falsch verwendet.                                  strukturieren, wann Fälle bearbeitet
                                               D Antimikrobielle Wirkstoffe wirken nicht            ­werden.
                                                  gegen Pilze.
2. Welche Mikroorganismen sind häufig
   im Wundbiofilm zu finden?                                                                     6. Für welche Bereiche liegt wissenschaft-
   (gesuchte Antwort ankreuzen)                4. Welche Therapie ist derzeit die                   liche Evaluationen zum Einsatz der
A P. aeruginosa und S. aureus                     effektivste in der Beseitigung des                Teledermatologie vor?
B MRSA                                            Wund­biofilms?                                    (alle gesuchten Antworten ankreuzen)
C Enterobakterien                                 (gesuchte Antwort ankreuzen)                   A Einsatz des Auflichtmikroskops
D Alle genannten Bakterienspezies              A Die V.A.C.-Therapie (NPWT)                      B Diagnose
                                               B Das konsequente Ausduschen der Wunde            C Verlaufskontrolle
                                               C Das chirurgische Debridement                    D Hautkrebsscreening
                                               D Der tägliche Verbandswechsel mit
                                                  anti­mikrobiellen Wundauflagen
                                                                                                 7. Was bedeutet der Digital-First-Ansatz?
                                                                                                     (alle gesuchten Antworten ankreuzen)
                                                                                                 A Die Praxis bearbeitet neue Fälle nur
                                                                                                     digital.
                                                                                                 B Patientinnen und Patienten müssen, wenn
                                                                                                     es medizinisch sinnvoll ist, einer digitalen
                                                                                                     Konsultation zustimmen.
                                                                                                 C Das Praxisteam entscheidet bedarfs­
                                                                                                     orientiert, welche Fälle sich für eine
                                                                                                    ­digitale ­Befundung eignen.
                                                                                                 D Die persönliche Betreuung wird mit der
                                                                                                     ­digitalen Konsultation kombiniert.

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CME-FORTBILDUNG                                                                                                       medizinonline.ch

Telemedizin

Teledermatologie in der Praxis
Paul Scheidegger, Brugg; Christiane Harders, Philipp Freitag, St. Gallen

Telemedizin | Videosprechstunde | Versorgungskonzepte

                      ■ Im Schweizer Gesundheitssystem ist die Telemedi-        gen an das digitale Arbeiten beleuchtet, wissenschaft-
                      zin schon seit 20 Jahren ein wichtiges Instrument in      lich evaluierte Einsatzgebiete dargestellt und die
                      der akut-medizinischen Betreuung. Bei akuten und          praktische Integration anhand eines Praxisbeispiels
                      allgemeinen gesundheitlichen Anliegen sind digitale       beschrieben werden.
                      Angebote für viele Menschen die erste Anlaufstelle
                      und gehören mittlerweile auch fest zum Portfolio der      Formen der Teledermatologie
                      Krankenversicherer [1].                                   Die Schweizerische Gesellschaft für Dermatologie
                          Die Dermatologie ist durch die morphologisch-         und Venerologie spricht sich für telemedizinische
                      bildbasierte Diagnostik wie kaum eine Disziplin für       Konsultationen im dermatologischen Bereich aus
                      die Anwendung derartiger Technologien prädesti-           und bewertet diese als gute Alternative zum direkten
                      niert. Der Einsatz von Telekommunikationstechno-          Pa­tien­tenkontakt. An erster Stelle stehen dabei laut
                      logien hält entsprechend immer stärker Einzug in die      der Gesellschaft die Qualität und Sicherheit der Ange-
                      dermatologische Arbeit [2]. Sowohl in der Diagnos-        bote. Darüber hinaus muss die Wirtschaftlichkeit des
                      tik als auch in der Konsultation und Triage kann auf      Einsatzes sichergestellt werden [3].
                      einen umfassenden wissenschaftlichen Kenntnisstand             Der Ausdruck Telemedizin steht als Sammelbe-
                      zurückgegriffen werden.                                   griff für verschiedene ärztliche Versorgungskonzepte,
                          Dieser Beitrag dient dazu, Dermatologinnen und        bei denen medizinische Leistungen in den Bereichen
                      Dermatologen Kenntnisse zu den wissenschaftlich           Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sowie der
                      evaluierten Einsatzbereichen der Teledermatologie         ärztlichen Entscheidungsberatung über räumliche Ent-
                      zu vermitteln und über die Integration in das ärztliche   fernung anhand von Informations- und Kommunika­
                      Handeln im Praxisalltag zu informieren. Die Fortbil-      tions­technologien durchgeführt werden [4]. Die tele-
                      dung ist für dermatologische Fachärztinnen und -ärzte     medizinischen Angebote in der Dermatologie lassen
                      in Klinik und Praxis wie auch für Assistentinnen und      sich in synchrone und asynchrone Konsultationen dif-
                      Assistenten in Weiterbildung geeignet.                    ferenzieren. Bei der synchronen Telemedizin, allge-
                          Inhaltlich soll auf die Formen teledermatolo-         mein als Videosprechstunde bekannt, ist das ärztliche
                      gischer Anwendungen eingegangen, die Anforderun-          Personal direkt mit einer Patientin oder einem Pa­tien­
                                                                                ten verbunden. Es liegt also eine zeitliche Synchronität
                                                                                bei örtlicher Trennung vor.
                                                                                     Die Vorteile der synchronen Telemedizin liegen
                                                                                vor allem auf Seite der behandelten Personen: Ärzt-
                                        Dr. med. Paul Scheidegger               liche Konsultationen oder fachspezifische Patienten-
                                                                                Schulungen sind ohne Zeitaufwand für Anreise oder
                                        Haut-, Allergie- und Venenpraxis        Wartezeiten möglich. Für das Praxispersonal ergeben
                                        Bahnhofstrasse 25, 5200 Brugg
                                                                                sich Vorteile durch eine Reduktion des persönlichen
                                        paul.scheidegger@allergieundhaut.ch
                                                                                Patientenkontaktes z.B. an der Anmeldung sowie
                                                                                eine ruhigere Arbeitsatmosphäre durch Reduktion
                                        Christiane Harders                      der Patientenströme. Aus ärztlicher Sicht bleibt bei
                                                                                der synchronen Telemedizin ein wesentlicher Punkt
                                        Senior Communications Manager           unverändert: Für das Arzt-Patienten-Gespräch müs-
                                        OnlineDoctor AG                         sen immer noch beide Parteien zeitgleich anwesend
                                        Lerchenfeldstrasse 3                    sein – es braucht nach wie vor einen fest vereinbarten
                                        9014 St. Gallen
                                                                                Termin und der Zeitaufwand für das Arzt-Patienten-
                                        christiane.harders@onlinedoctor.de
                                                                                Gespräch ist unverändert. Daraus ergibt sich, dass die

                                         Dr. Philipp Freitag

                                         Chief Commercial Officer
                                         OnlineDoctor AG
                                         Lerchenfeldstrasse 3
                                         9014 St. Gallen                        > Fortbildungsfragen auf Seite 13
                                         philipp.freitag@onlinedoctor.de

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DERMATOLOGIE PRAXIS 2022; Vol. 32, Nr. 2                                                                 CME-FORTBILDUNG

Videosprechstunde bestehende Prozesse in einer digi-       dermatologische Beratung in Anspruch genommen
talen Umgebung abbildet, ohne diese auf ärztlicher         haben [6]. Für Betroffene mit einem Hautproblem
Seite zu verändern bzw. effizienter zu gestalten [5].      resultiert zusammenfassend daraus eine schnelle Ver-
                                                           fügbarkeit verständlich aufbereiteter Informationen
Zeitversetzte Angebote schaffen Effizienzgewinn            und Empfehlungen sowie ein erleichterter Zugang zu
in der Praxis                                              dermatologischer Versorgung und ein hohes Mass an
Bei der asynchronen Sprechstunde schildern Patien-         Partizipation [7]. In einer Untersuchung von Otten et
tinnen und Patienten ihre Anliegen schriftlich. Diese      al. gaben 86,6 Prozent der Befragten an, dass sich ihr
zeitversetzte Telemedizin ermöglicht den ärztlichen        Anliegen durch die Anfrage geklärt habe [8].
Austausch mit Betroffenen ohne die Notwendigkeit,               Anders als bei der klassischen Videosprechstunde
zeitgleich verfügbar zu sein. Die Anamnese erfolgt         können bei zeitversetzten Konsultationen die Prozesse
anhand einer digitalen Lösung – zum Beispiel ent-          in der dermatologischen Praxis verändert werden: Das
lang eines intuitiv bedienbaren Chatbots oder einem        ärztliche Personal kann eigenständig strukturieren,
Anamneseformular. Die digitale Anwendung erfragt           wann die digitalen Fälle bearbeitet werden sollen.
in diesem Kontext die wichtigsten Faktoren wie Sym-        Dank den zur Verfügung stehenden digitalen Tools
ptome, Allergien und Vorerkrankungen. Auch Vor-            lassen sich so Prozesse und Abläufe effizienter gestal-
therapien werden berücksichtigt. Zusätzlich zu der         ten – was mehr Kapazitäten für anspruchsvolle Fälle
Anamnese laden Patientinnen und Patienten Fotos            in der Praxis ermöglicht und die Versorgung so direkt
ihrer Hautläsionen hoch. Die digitale Lösung bereitet      verbessert [6]. Zudem ist die Bildqualität im Vergleich
die gewonnenen Informationen und Unterlagen auf            zu einem Video-Telefonat deutlich höher, was in der
und übermittelt sie an die entsprechenden Ärztinnen        dermatologischen Praxis stark zur Qualität der Dia-
und Ärzte. Die Parteien müssen also nicht gleichzeitig     gnostik beiträgt. Smartphones sind bei der Aufnahme
das Anliegen bearbeiten. Patientinnen und Patienten        von Fotos heute in der Lage, auch bei mangelnder
erhalten bei einem asynchronen telemedizinischen           Ausleuchtung des Bildes eine akzeptable Bildqualität
Angebot die Rückmeldung auf ihre Anfrage in schrift-       zu liefern, ohne gleichzeitig die Farbechtheit zu ver-
licher Form. Dies erfolgt geschützt nach aktuellen         zerren.
Standards des neuen Schweizer Datenschutzgesetztes
und des DSGVO, gesichert durch entsprechende               Unterschiedliche Versorgungskonzepte
Authentifizierungs- und Authorisierungsfaktoren.           bei asynchroner Telemedizin
Die beurteilende Fachperson schickt dazu innerhalb         Im Bereich der asynchronen, also zeitversetzten Tele-
einer vorab definierten Zeitspanne ein individuali-        dermatologie kann zwischen geschlossenen und offe-
siertes Dokument mit Diagnose und entsprechender           nen Plattformmodellen unterschieden werden. Bei
Therapieempfehlung. Dank der schriftlichen Doku-           geschlossenen Modellen bearbeiten angestellte Ärz-
mentation ist es möglich, eine Empfehlung auch zu          tinnen und Ärzte Patientenanfragen asynchron digi-
einem späteren Zeitpunkt wieder anzuschauen und            tal. Dies ermöglicht eine Bündelung von Anfragen auf
Patientinnen und Patienten sequenzielle Therapie-          wenig Fachpersonal.
algorithmen leichter zu vermitteln. Aktuelle Befra-             Dem gegenüber steht das offene Plattformmodell,
gungen zeigen ein hohes Mass an Zufriedenheit unter        bei dem jeder Dermatologe und jede Dermatologin
Patientinnen und Patienten auf, die eine derartige tele-   die Möglichkeit hat, digital bestehende und/oder neue

Abb. 1: Startseite von onlinedoctor.ch

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