Vlb-akzente Berufliche Bildung in Bayern - Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e.V.

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Vlb-akzente Berufliche Bildung in Bayern - Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e.V.
08-09 / 2014 / 23. Jahrgang / ISSN Nr. 1867-9161

vlb-akzente
Berufliche Bildung in Bayern

Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e.V.
2     INHALTSVERZEICHNIS

     UNSERE THEMEN                                                 THEMA DES TAGES
                                                              03   Jürgen Wunderlich: Erlangen wirft seine Schatten voraus
    > Der Geschäftsführende Vorstand
      des VLB bei Kultrusminister                                  BILDUNGSPOLITIK
      Dr. Ludwig Spaenle. Alexander                           04   Alexander Liebel: Der geschäftsführende Vorstand im Gespräch
      Liebel berichtet.                                            mit Kultusminister Spaenle
                                                              06   abl-Präsidium im Gespräch mit der CSU-Fraktionsspitze
    > Die abl im Gespräch mit                                 06   Wolfgang Lambl im Gespräch mit MdL Kathi Petersen (SPD)
                                                              07   VLB-Spitze im Gespräch mit Thomas Hochleitner (ISB)
      Fraktionschef Thomas Kreuzer                            08   Wilhelm Ott: Berufliche Bildung in Schweden
      und weiteren Mitgliedern der
      CSU-Landtagsfraktion.                                        DIENSTRECHT
                                                              10   Personalratswahlen: Eindrucksvoller Vertrauensbeweis für VLB-Hauptpersonalräte
    > Studienreise des VLB-Bildungs- und
                                                              12   Christian Wagner: Gedanken zur Rentenreform
      Förderwerkes nach Schweden. Wil-                        13   Wolfgang Lambl: Dienstrecht aktuell
      helm Ott schildert seine Eindrücke.
                                                                   WIRTSCHAFTSSCHULEN
    > Eindrucksvoller Vertrauensbeweis
                                                              15   Bernhard Kleierl: Die Neukonzeption kann kommen
      für den VLB bei der HPR-Wahl.
                                                                   12. VLB-BERUFSBILDUNGSKONGRESS
    > Bernhard Kleierl stellt den aktuellen
                                                              16   Erlangen – ein Bild von einer Stadt
      Stand bei der Umsetzung der neuen
                                                              17   Kongressprogramm
      Wirtschaftsschul-Konzeption in der                      18   Vorschau auf Arbeitskreise / Fachgruppen
      Oberpfalz dar.
                                                                   PÄDAGOGIK UND UNTERRICHT
    > Im Zusammenhang mit dem
                                                              20   Diskussionsforum zum neuen Büroberuf Kaufleute für Büromanagement
      12. VLB-Berufsbildungskongress                          21   Sigrid Strobel: Bewusster Sprachgebrauch in der Schule
      präsentiert sich die Stadt Erlangen.                    23   Wolfram Hohl: Durchgehender Lernfeldunterricht in allen Jahrgangsstufen

    > Sigrid Stobel setzt sich mit dem                             AUS DEM VERBANDSLEBEN
      Thema „Bewusster Sprachgebrauch
                                                              26   Landesverband
      in der Schule“ auseinander.
                                                              29   Peter Thiel: VLB gratuliert Jürgen Wunderlich zum Geburtstag
    > Medientechnologe/Buchbinder:                            32   Bezirks- und Kreisverbände
      Wolfram Hohl stellt das Bildungs-                       32   Fachgruppen
      konzept des Münchener BBZ                               33   Referendare
      Alois Senefelder vor.                                   33   Personalien
                                                              35   Termine
    > Der VLB feierte den 60. Geburtstag
                                                              36   Aus aktuellem Anlass: Kabinett beschließt Doppelhaushalt 2015/16
      seines Landesvorsitzenden,
      und Peter Thiel war für uns dabei.

                                                                     Neue E-Mailadresse der Redaktion:
                                                                     redaktion @ vlb-bayern.de

                                                                   Bilder auf der Titelseite:
                                                                   Oben links: Wolfram Hohl. Oben rechts: Christine Bodony.
                                                                   Unten links: Matthias Kohn. Unten rechts: Wilhelm Ott.

    Redaktionsschluss für
    Heft 11/2014: 06. 10. 2014 | Heft 12/2014: 24. 11. 2014
vlb-akzente 08-09/2014                                                                                          THEMA DES TAGES         3

                                         Erlangen wirft seine Schatten voraus

                                         JÜRGEN WUNDERLICH         hens. Dazu gibt es wieder zwei einschlägige Diskussionforen mit
                                                                   Experten auf den Podien. Der Vertreterversammlung liegen zahl-
                                         Gestärkt und mit viel     reiche Anträge und Entschließungen vor, über die es abzustim-
                                         Energie kommen wir        men gilt. Die draus resultierenden Ergebniss bilden die Grund-
                                         zurück aus der „unter-    lagen für Arbeit der Vorstandsgremien in der nachfolgenden Ge-
                                         richtsfreien Zeit“ und    schäftsperiode. Somit ist unsere Basis in den Kreis- und Bezirks-
                                         krempeln die Ärmel        organisationen stark in die politischen Entscheidungen des Ver-
                                         hoch. Das Schuljahr       bandes und dessenh Marschrichtung eingebunden.
                                         2014/15 hat begon-
nen, neue Herausforderungen liegen vor uns. Neue Herausfor-           Stets ist ein Berufsbildungskongress auch ein werbewirksa-
derungen? Das klingt so, als wären die alten Baustellen für den    mes Aushängeschild für die Berufliche Bildung und ihre Schu-
VLB alle abgearbeitet. Schön wär’s. Es gibt eine Reihe von Pro-    len. Wenn heute mehr als 42 Prozent aller Studienberechtigten
blemfeldern an den beruflichen Schulen, deren Lösungen wir         aus dem beruflichen Bereich kommen, beweist das, welch star-
seit Jahren schon vor uns herschieben. Die übervollen Klassen      ker Nachfrage sich die beruflichen Schulen erfreuen. 42 Pro-
an FOS und BOS gehören beispielsweise dazu, und damit ver-         zent, das ist ein Wort! Dennoch behaupte ich: Die Akzeptanz
bunden auch das unsterbliche Thema Planstellen oder die ge-        des beruflichen Bildungsweges in der Öffentlichkeit lässt nach
rechte Verteilung der sog. demoskopischen Rendite. Weiteres        wie vor zu wünschen übrig. Deshalb sind wir auch in Erlangen
von dem, was uns an der Verbandsspitze so alles auf Trab hält,     wieder in hohem Maße auf die Medien angewiesen. Sie können
können Sie dem Beitrag von Alexander Liebel und dem GV-ak-         den beruflichen Bildungsweg mit all seinen Möglichkeiten und
tuell (S. 4 und 26) entnehmen.                                     Chancen einem breiteren Leser- und Hörerkreis am besten be-
                                                                   kannt machen. Der Erfolg unseres Kongesses hängt somit auch
   Bleiben wir aber gelassen, immerhin haben wir auch Grund        von der Medienpräsens an den drei Tagen ab. Vertrauen wir al-
zu Genugtuung und Freude: Die im Juli durchgeführte HPR-           so auf die mittelfränkischen Zeitungs-, Rundfunk- und Ferseh-
Wahl bescherte dem VLB ein hervorragendes Ergebnis (siehe S.       redaktionen.
11). Dies betrachten wir als Zeichen großer Zustimmung und
Bestätigung unserer Arbeit, gleichermaßen aber auch als Ver-          Längst hat sich der VLB zu einem Fachverband entwickelt,
pflichtung. Wir bedanken uns jedenfalls bei allen Wählerinnen      mit dem sich die Lehrkräfte beruflicher Schulen in hohem Ma-
und Wählern für das Vertrauen, das sie unseren Kandidaten mit      ße identifizieren können. Die Möglichkeit zur Identifizierung
ihrem Votum entgegen gebracht haben. Und wir bedanken uns          mit einer größeren Sozietät ist für den Einzelnen bekanntlich
ganz besonders nachdrücklich bei unseren beiden Spitzenvertre-     von erheblicher Bedeutung. Dies gilt nicht nur für den Sport,
tern Wolfgang Lambl und Rudi Keil für ihren unermüdlichen          sondern für alle Bereiche des menschlichen Miteinanders. Die-
Einsatz. Ihnen beiden herzlichen Glückwunsch zum Ergebnis.         se Erkenntnis greift in unseren Kreisen weit zurück: „Die seit
                                                                   1887 durchgeführten Versammlungen deutscher Gewerbe-
   Mit freudiger Erwartung schauen wir auch auf ein Ereig-         schulmänner“ schrieb Gustav Grüner, der Nestor der deutschen
nis, das wir mit Fug und Recht als einen der Höhepunkte der        Berufsschule, „diente von Anfang an der Glaubensstärkung der
Verbandsarbeit bezeichnen können: Unter dem Motto „Beste           Lehrer. Sie gaben der um ihre Reputation ringenden Berufs-
Bildung für Bayern“ findet in November unser 12. Berufsbil-        schullehrerschaft immer wieder die nötige Schubkraft“.
dungskongress in Erlangen statt. Die Universitätsstadt Erlan-
gen – sie gilt als Synonym für Forschung, Bildung, Liberalität        Schubkraft und Durchsetzungsvermögen – daran ist aus un-
und wirtschaftlichen Erfolg.                                       serer Sicht auch heute hinlänglich Bedarf. Deshalb ist es für alle
                                                                   Kolleginnen und Kolleginnen im Lande gut, einen in Geschlos-
   Mit einem solch positiven Image des Austragungsortes im         senheit auftretenden und vor allem handlungsfähigen Berufs-
Rücken sollte bei unserem Berufsbildungskongress auch dies-        verband zur Seite zu haben, den VLB eben. Stärken Sie unserer
mal wieder etwas Vorzeigbares herauskommen. Dieser reiht           Solidargemeinschaft den Rücken, beschränken Sie Ihre VLB-
sich auch dieses Mal wieder in eine lange Tradition vergleichba-   Mitgliedschaft nicht auf die Beitragszahlung oder auf Ihre Teil-
rer Veranstaltungen. In der Geschichte unserer Solidargemein-      nahme an den Personalratswahlen. Zeigen Sie Flagge, kommen
schaft bilden die Berufsbildungsbildungkongresse – früher Be-      Sie nach Erlangen. Auch diesmal wieder macht der VLB den
rufsschultage genannt – jeweils Zäsuren der Verbandsarbeit.        Kolleginnen und Kollegen in zahlreichen Arbeitskreisen ein fa-
                                                                   cettenreiches Fortbildungsangebot. Ein attraktives Kongress-
  Wie immer, so stehen auch in Erlangen vielfältige bildungs-      programm erwartet Sie somit in Erlangen, über das wir in vlb-
und personalpolitische Themen im Mittelpunkte des Gesche-          akzente vorab informieren werden (S. 17 f ).                    ❚
4    BILDUNGSPOLITIK                                                                                                        vlb-akzente 08-09/2014

    Der GV im Gespräch mit Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle:

    Die Chancen für unseren Nachwuchs stehen gut
    ALEXANDER LIEBEL                                Staatsminister Spaenle setzte sich mit        Minister Spaenle betonte seine Wert-
                                                 den Argumenten des VLB auseinanderge-         schätzung dieses „innovativen Konzep-
    Es war eine Mischung aktuell brisanter       setzt und versprach: „Ich kümmere mich        tes“. „Sie können mich beim Wort neh-
    und langfristig angelegter Themen, die       selbst darum“. Der VLB wird auch in die-      men: Das Universitätsschul-Konzept ist
    das Gespräch zwischen Doppel-Minister        ser Angelegenheit die berechtigten Inter-     vorbildlich, es besitzt Leitfunktion für al-
    Dr. Ludwig Spaenle und dem Geschäfts-        essen unserer Kolleginnen und Kollegen        le Schulen“. Er kündigte für Anfang No-
    führenden VLB-Landesvorstand unter           mit Nachdruck verfolgen. Wir halten die       vember in Wildbad Kreuth eine zweitä-
    der Führung von Landesvorsitzenden Jür-      Schulen auf dem Laufenden.                    gige Klausurtagung zu diesem Thema an.
    gen Wunderlich prägte.                                                                     Im Kern werde es dabei um folgende zwei
                                                 Die Universitätsschule –                      Schwerpunkte gehen:
    Eigene Anrechnungsstunden für                Leitfunktion für alle                         > Überblick über die verschiedenen An-
    Datenschutzbeauftragte                       Pankraz Männlein, stellv. Landesvorsit-          sätze des Konzeptes Universitätsschule
    Erheblichen Wirbel löste das KMS „Da-        zender und aus eigener Anschauung bes-           an den verschiedenen Standorten so-
    tenschutzbeauftragte an beruflichen          tens vertraut mit dem Konzept ‚Universi-         wie Herausarbeitung von Indikatoren
    Schulen“ bei den Kolleginnen und Kolle-      tätsschule‘, betonte: „ ... der VLB unter-       zur Messung der Qualität / der Effizi-
    gen sowie den Schulleitungen aus. Wolf-      stützt dieses Konzept, wir bekommen im-          enz des Konzeptes unter Berücksichti-
    gang Lambl, stellv. Landesvorsitzen-         mer wieder positive Rückmeldungen, ge-           gung der bisherigen Erfahrungen. Zu
    der und Hauptpersonalrat, beschrieb die      rade auch von den Studierenden“.                 dieser Veranstaltung werden Vertrete-
    Stimmungslage gegenüber dem Minister            Gleichzeitig skizzierte er Handlungs-         rinnen und Vertreter aller beteiligten
    ungeschminkt: „Wir werden täglich auf        felder, bei denen der VLB Entwicklungs-          Gruppierungen eingeladen.
    allen Kommunikationskanälen aus den          bedarf feststellt:
    Schulen mit erbosten Reaktionen kon-         > Die Umsetzung des Konzeptes Uni-               Freiwilliges Arbeitszeitkonto verlangt
    frontiert. Die Kolleginnen und Kollegen         versitätsschule ist für die Schulen be-    Flexibilität vom Dienstherrn. „Die Kol-
    sind stinksauer“.                               deutsam, aber eben auch sehr zeitin-       leginnen und Kollegen haben 2007 bei
        In einem KMS werden die Schulen             tensiv. „Wir unterstützen sie unein-       der Einführung des freiwilligen Arbeits-
    angewiesen, mit Wirkung vom 1. Au-              geschränkt, sehen aber die Forderung       zeitkontos – und nicht nur dort … ein
    gust 2014 gemäß Art. 25 des Bay. Da-            nach zusätzlichen Ressourcen und           Höchstmaß an Flexibilität und Verant-
    tenschutzgesetzes einen Datenschutzbe-          zeitlicher Entlastung als absolut ge-      wortungsbewusstsein bewiesen, jetzt
    auftragten zu bestellen. Dieser erhält je-      rechtfertigt an“, erklärte Männlein.       ist der Dienstherr am Zug“. So leite-
    weils eine oder zwei Anrechnungsstun-        > Die intensive Zusammenarbeit zwi-           te Hauptpersonalrat Wolfgang Lam-
    den (abhängig von der Organisations-            schen Universitäten und Schulen ver-       bl zu einem weiteren Thema über, das
    form der jeweiligen Schule). Diese Stun-        langt an den Universitätsstandorten        den bayerischen Schulen immer stärker
    den müssen aus dem „normalen“ Schul-            jeweils nach einer Koordinatorenstelle     auf den Nägeln brennt.Vereinbarungsge-
    Topf für Anrechnungsstunden finanziert          (je zur Hälfte Schule und Universität).    mäß soll nach 10 Jahren, also für die im
    werden.                                      > Der institutionalisierte Austausch der      Jahr 2007 eingestiegenen Kolleginnen
        Gegen diese Vorgabe wehrt sich der          Kooperationspartner,        insbesondere   und Kollegen im Jahr 2017, die „ange-
    VLB vehement. Landesvorsitzender Jür-           hinsichtlich der methodisch-didak-         sparte Arbeitszeit“ vom Dienstherrn an
    gen Wunderlich dazu: „Selbstverständ-           tischen Umsetzung, braucht in grö-         die Kolleginnen und Kollegen zurückge-
    lich sind die Aufgabenstellungen eines          ßerem Maße als bisher die inhaltli-        zahlt werden. Nach dem jetzigen Verein-
    Datenschutzbeauftragten für die Schulen         che Abstimmung, sozusagen „ein ge-         barungsstand ist das nur in dem „Zeit-
    wichtig, das anerkennen wir. Wir weh-           meinsames Denken“. Deshalb: Stärke-        fenster von 10 Jahren“, also bis 2017
    ren uns aber dagegen, diese Aufgabe aus         re Einbindung in die Arbeit des staat-     möglich. „Genau diese exakte Festle-
    unserem ohnehin schon viel zu klein be-         lichen Studienseminars.                    gung schafft uns enorme Probleme“, so
    messenen Anrechnungsstunden-Topf zu          > Sicher zu stellen ist die Bereitstellung    Lambl. „Wir haben in manchen Berufs-
    finanzieren. Unsere Forderung: Die ge-          finanzieller Mittel, damit die sinn-       feldern gravierende Schwierigkeiten, den
    setzlich vorgeschriebene Bestellung eines       volle Verzahnung von 1. und 2. Pha-        Pflicht-Unterricht abzudecken, oftmals
    Datenschutzbeauftragten muss mit eige-          se der Lehrerausbildung sowohl in den      gelingt nicht einmal das. Wenn jetzt zu-
    nen finanziellen Mitteln hinterlegt wer-        Ballungszentren (z.B. München und          sätzlich die Arbeitszeitkonten bis 2017
    den“. Im Klartext bedeutet dies: Eigene         Nürnberg) als auch in der Fläche (z.B.     abgebaut sein müssen, führt das in zahl-
    Anrechnungsstunden für Datenschutzbe-           Bamberg) gelingen kann. Geregelt wer-      reichen Schulen zu unlösbaren personel-
    auftragte.                                      den muss die Frage der Fahrtkosten.        len Problemen.
vlb-akzente 08-09                                                                                                              BILDUNGSPOLITIK             5

   Der VLB fordert deshalb flexible Lö-
sungen (Öffnung der KMBek.) ein, die
einerseits den Lehrkräften, andererseits
den Schulen gerecht werden. Denkbar
aus Sicht des VLB ist z.B. eine „Zeitöff-
nung für die Abbauphase“ des freiwilligen
Arbeitszeitkontos oder auch eine „Blo-
ckung der angesparten Zeit am Ende der
Dienstzeit“.
   Minister Spaenle, sagte zu, alle denk-
baren Varianten zu prüfen, um die brisan-
te Situation im Sinne aller Beteiligten zu
entschärfen und zu einvernehmlichen Re-
gelungen zu kommen. „Keine Frage, wir         Zum Teil langfristige Themen bestimmen das Gespräch mit Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle. Die Teilneh-
brauchen zeitnah eine Lösung“, sagte er.      mer, von links: Ltd. MR Werner Lucha, Jürgen Wunderlich, Minister Ludwig Spaenle und die vier stellvertre-
                                              tenden Landesvorsitzenden Wolfgang Lambl, Martin Kraus, Pankraz Männlein, Christian Wagner.

Inklusionsschulen personell besser            in Teilbereichen erkennbar ist, künftig zu             demografischen Rendite“, so der Landes-
ausstatten                                    verhindern. Ein weiterer Aspekt ist die                vorsitzende, der konkret „zusätzlich 100
„Erfolgreiche Inklusion erfordert u.a. zu-    Tatsache, dass zahlreiche Studierende aus              Stellen aus diesem Bereich“ für angemes-
sätzliche personelle Ressourcen an den        anderen Bundesländern in Bayern ins Re-                sen hält.
beruflichen Schulen“, brachte Landes-         ferendariat gehen, sich hier ausbilden las-                Ein positives Signal gab der Minister
vorsitzender Jürgen Wunderlich die Er-        sen und dann wieder in ihre Heimat zu-                 für die Referendare, die im Juli ihre Aus-
fahrungen seiner Schule auf den Punkt,        rückkehren.                                            bildung abschließen. „Es werden vermut-
die sich an dem Modellversuch „Inklusive         Die Rechtsgrundlage für die Ände-                   lich 256 junge Kolleginnen und Kollegen
Berufliche Bildung in Bayern“ beteiligt.      rung dazu muss im Bayerischen Erzie-                   ihr Referendariat beenden, und an den
   Spaenle wies darauf hin, dass im Zu-       hungs- und Unterrichtsgesetz (BayEuG)                  staatlichen Berufsschulen können ca. 240
sammenhang mit der Inklusion bisher           geschaffen werden. Es wird in der Umset-               Stellen besetzt werden. Damit existieren
bereits 400 Stellen geschaffen wurden         zung keine einheitliche Regelung für alle              für die Absolventinnen und Absolventen
und zwar jährlich 100. Deren Verteilung       Lehrämter erfolgen, weil jeweils spezielle             ausgezeichnete Einstellungschancen für
auf die Schularten indes liegt nicht im Er-   Verordnungen für die Lehrämter erlassen                das kommende Schuljahr“, so der Minis-
messen des Ministeriums, sondern bei ei-      werden. Deshalb wird unter den gegen-                  ter. Berücksichtigt man zusätzlich, dass
ner interfraktionellen Arbeitsgruppe des      wärtigen Gegebenheiten das Referendari-                die Kommunen weitere Stellen anbieten
Landtags.                                     at für das Lehramt an beruflichen Schu-                werden, dann sind die Aussichten auf je-
   „Nach Auswertung unserer Erfahrun-         len von der Neuregelung nicht betroffen                den Fall positiv. „Das Lehramt an beruf-
gen wird sich der VLB mit ganz konkre-        sein. Für bereits Studierende sicherte der             lichen Schulen ist und bleibt im grünen
ten Wünschen und Lösungsvorschlägen           Minister Übergangsregelungen und Ver-                  Bereich“, kommentierte Jürgen Wunder-
an diese Arbeitsgruppe wenden“, kündig-       trauensschutz zu.                                      lich die aktuelle Situation für unseren Be-
te Jürgen Wunderlich das weitere Vorge-                                                              rufsnachwuchs.
hen des Verbandes an.                         Gute Einstellungschancen für das
                                              kommende Schuljahr                                     Resümee für den VLB?
Paradigmenwechsel im                          Zentrale Themen bei den Minister-Ge-                   „Der Minister hat Verständnis für die Sor-
Referendariat ist für berufliche              sprächen sind naturgemäß immer die                     gen und Nöte der beruflichen Schulen,
Schulen nicht aktuell                         Unterrichtsversorgung sowie die Pers-                  aber geschenkt bekommen wir nichts,
„Wir stehen beim Referendariat vor ei-        pektiven für die jungen Kolleginnen und                dessen müssen wir uns bewusst sein“. So
nem Paradigmenwechsel“, so führte der         Kollegen, die im September in den Schul-               fasste Jürgen Wunderlich den Verlauf des
Minister in das Thema ein, um fortzufah-      dienst übernommen werden wollen.                       Gespräches mit Kultusminister Spaenle
ren, „der aber für die beruflichen Schulen       Jürgen Wunderlich schilderte ein-                   zusammen.
für absehbare Zeit nicht aktuell ist“.        drucksvoll die gegenwärtig schwierige                     Besonders deutlich wird diese Ein-
   Um was geht es? Bisher garantieren         personelle Situation an den beruflichen                schätzung, wenn es um die Verteilung der
noch drei von 16 Bundesländern den frei-      Schulen. „Wir haben nach wie vor struk-                demografischen Rendite geht. Kämpfen,
en Zugang zum Referendariat, zu denen         turellen Ausfall von Pflichtunterricht, bei            kämpfen, kämpfen – muss unsere Devise
gehört auch (noch) Bayern. „Es ist unse-      uns geht es nicht um irgendwelche ‚Sah-                sein! „Alle VLB‘ler sind aufgerufen dazu
re Absicht, das zu ändern“, formulierte       nehäubchen‘, sondern um die elementare                 beizutragen, dass die Interessen unserer
Dr. Spaenle das Ziel seines Hauses. Da-       Abdeckung des stundenplanmäßigen Un-                   Schülerinnen und Schüler – ebenso wie
bei geht es darum, krasse Gegensätze von      terrichts. Deshalb fordern wir nachdrück-              unsere ureigenen – vertreten bleiben“, so
Angebot und Anfrage, wie es jetzt bereits     lich einen entsprechenden Anteil an der                Jürgen Wunderlich.                      ❚
6    BILDUNGSPOLITIK                                                                                                                   vlb-akzente 08-09/2014

    abl-Präsidium im Gespräch mit der CSU:

    Die Beibehaltung des Einstellungskorridors angemahnt
    Zu einem Gespräch mit dem CSU-
    Fraktionsvorsitzenden Thomas Kreu-
    zer sowie MdL Kerstin Schreyer-Stäb-
    lein und MdL Professor Dr. Wasch-
    ler trafen sich Ende Juni die Vertreter
    der abl-Verbände im bayerischen Land-
    tag. Ein wichtiges Thema war das Eck-
    punktepapier der Fraktion zum Ausbau
    des Ganztagsangebots an bayerischen
    Schulen. Man war sich einig, dass für
    einen bedarfsgerechten und qualitativ
    hochwertigen Ausbau die notwendigen
    Ressourcen zur Verfügung gestellt wer-
    den müssen. Die abl-Vertreter mahnten
    für gebundene Angebote eine adäquate
    Stundenausstattung für alle Schularten
    an, und man war sich darin einig, dass     Von links: Anton Huber (brls), Jürgen Wunderlich (VLB), MdL Kerstin Schreyer-Stäblein, Franktionschef Tho-
    flexibel kombinierbare Formen von of-      mas Kreuzer und Max Schmidt (bpv). Nicht auf dem Foto MdL Prof. Dr. Walter Waschler

    fener und gebundener Struktur auf ho-
    he Akzeptanz treffen würden. Frakti-       gerweise immer in demselben Jahr ver-                  für junge Lehrkräfte an, verwiesen auf
    onsvorsitzender Kreuzer kündigte an,       wendet werden müsse, in dem sie sich                   die notwendige inhaltliche Abstützung
    dass man auf enge und strikte Vor-         rechnerisch ergibt. Die gleiche Zurück-                bei den zu erwartenden stärker kompe-
    gaben verzichten wolle und stattdes-       haltung gelte für eine generelle Redu-                 tenzorientierten Lehrplänen und wiesen
    sen auf möglichst hohe Flexibilität vor    zierung der Klassenstärken, da man sich                zudem darauf hin, dass die jetzige Kon-
    Ort setzen würde. Dies setze allerdings    mehr Effekte durch stärkere individuel-                struktion bei der dienstlichen Beurtei-
    auch voraus, dass man zumindest Min-       le Förderung verspricht. Abschließend                  lung auf Dauer keine tragfähige Lösung
    deststandards für die Qualität festlegen   mahnten die Verbandsvertreter die Bei-                 bietet.                           -abl-
    müsse.                                     behaltung eines Einstellungskorridors
        Die Forderung der Verbandsvertre-
    ter nach einer auch künftig hochwerti-
    gen Weiterentwicklung des bayerischen
    Bildungssystems stieß auf Verständnis,     Wolfgang Lambl im Gespräch mit MdL Kathi Petersen:
    ebenso wie der Hinweis, dass man die
    demografische Rendite vorrangig für        Der VLB – erste Adresse für Fragen
    Vorhaben einsetzen müsste, die schon
    längerfristig angekündigt worden sei-      der beruflichen Bildung
    en (Ausbau der integrierten Lehrereser-
    ve für alle Schularten, Personalversor-
    gung bei den beruflichen Schulen ver-      „Die beruflichen Schulen und deren                     ne erste Kontaktnahme mit dem VLB.
    bessern, vollständiger Ausbau der Stun-    Lehrkräfte sind mir ein besonderes An-                 „Unser Verband gilt im Lande als erste
    dentafeln). Neu hinzu kommende Auf-        liegen“, so die einleitende Aussage der                Adresse für die Fragen der beruflichen
    gaben, wie die Inklusion oder der Aus-     Schweinfurter SPD-Landtagsabgeord-                     Bildung“, erklärte Lambl, als er MdL Pe-
    bau des Ganztagsangebotes müssten          neten Kathi Petersen bei einem Gedan-                  tersen das Aufgabenspektrum des VLB
    auch mit neuen Ressourcen hinterlegt       kenaustausch mit dem Stellvertreten-                   erläuterte. Ebenso wie Lambl sieht MdL
    werden. Dabei wurde klar, dass man         den VLB-Landesvorsitzenden Wolfgang                    Petersen dringenden Handlungsbe-
    von Seiten der Fraktion dafür allen-       Lambl.                                                 darf bei der Versorgung der beruflichen
    falls Spielraum bei Mitteln sehe, neu-         Die im letzten Herbst in den Baye-                 Schulen mit Lehrpersonal. „Von der de-
    en Planstellen gegenüber aber sehr zu-     rischen Landtag gewählte Abgeordne-                    mografischen Rendite muss auch bei uns
    rückhaltend sei. Allenfalls gebe es Fle-   te ist in ihrer Fraktion u.a zuständig für             etwas ankommen, denn letztlich geht es
    xibilität bei der Verwendung der demo-     den Bereich der beruflichen Schulen. Bei               um die Optimierung des Unterrichts an
    grafischen Rendite, die nicht notwendi-    dem Gespräch handelte es sich um ei-                   unseren Schulen“, so Lambl. Eine Ein-
vlb-akzente 08-09                                                                                                                       BILDUNGSPOLITIK             7

                                                   VLB-Spitze im Gespräch mit Thomas Hochleitner (ISB):

                                                   Ständige Kontaktpflege unverzichtbar
                                                   Ende Juni trafen sich VLB-Landesvorsit-                  > Erstellen von Handreichungen mit
                                                   zender Jürgen Wunderlich und einer sei-                    Fallbeispielen zur Unterstützung der
                                                   ner Stellvertreter, Wolfgang Lambl, mit                    Lehrkräfte
                                                   Thomas Hochleitner, dem neuen Leiter                     > und ein mehrstufiges Fortbildungs-
                                                   der Abteilung Berufliche Schulen am In-                    konzept für Multiplikatoren an der
                                                   stitut für Schulpädagogik und Bildungs-                    Akademie für Lehererbilung und Per-
                                                   forschung (ISB).                                           sonalwesen in Dillingen (ALP).
                                                       Die VLB-Vertreter gratulierten Hoch-
                                                   leitner zu der Übertragung der Abtei-                        Im Hinblick auf die Inklusion und
                                                   lungsleitung und wünschten ihm viel                      den entsprechenden Modellversuch „In-
                                                   Geschick und Schaffenskraft in seinem                    klusive berufliche Bildung“ erklärte Jür-
                                                   neuen Wirkungsbereich und bei der Be-                    gen Wunderlich: „Die beruflichen Schu-
                                                   wältigung seiner vielfältigen Aufgaben.                  len sind mit dieser Thematik schon im-
                                                       Zunächst stelle Hochleitner die Struk-               mer konfrontiert geswesen“. Hoch-
                                                   tur und die Zuständigkeiten seiner Abtei-                leitner bedauerte, dass es zur schuli-
                                                   lung vor. Die Grundfragen der beruflichen                schen Umsetzung der UN-Konventi-
Mit Hilfe der „akzente“ den VLB vorgestellt. MdL   Bildung nehmen im Jahresprogramm der                     on keinen länderübergreifenden Mo-
Kathi Petersen und Wolfgang Lambl.                 Abteilung neben den aktuellen Projek-                    dellversuch – z.B. auf „BLK-Ebene“ –
                                                   ten und Vorhaben eine zentrale Rolle ein.                gebe.
stellung über das Zweitfach, sowie die             „Der Qualitätsentwicklung ist an allen be-                   Die Gesprächsteilnehmer stimm-
„integrierte Lehrerreserve“, ein Inklu-            ruflichen Schulen ein besonderes Augen-                  ten darin überein, dass die duale Berufs-
sionsfaktor für alle beruflichen Schulen           merk zu widmen“, betonte VLB-Landes-                     ausbildung künftig mehr in den Mittel-
und die Weiterqualifizierung der Ver-              vorsitzender Jürgen Wunderlich.                          punkt des bildungspolitischen Gesche-
waltungsangestellten seien notwendige                  Eine Mehrung bei den Querschnitts-                   hens gestellt werden müsse. Der Traum
Beiträge zur Verbesserung der Arbeits-             aufgaben erfordere eine entsprechende                    von einer ständig wachsenden Akademi-
bedingungen an den beruflichen Schu-               Personalaufstockung, meinte Wolfgang                     kerquote provoziere einen bedenklichen
len, sagte Lambl. Im Hinblick auf eine             Lambl. Es müsse sich für die Beschäftig-                 Fachkräftemangel, so Wolfgang Lam-
bessere Zusammenarbeit schlug er regel-            ten schließlich lohnen, beim ISB mitzu-                  bl. Sowohl Abteilungsleiter Hochleitner
mäßige Treffen von VLB und Vertretern              arbeiten.                                                als auch die beiden VLB-Repräsentanten
der SPD-Landtagsfraktion vor. „Den da-                 Zum Thema „Lehrplan plus“ erläu-                     halten einen regelmäßigen Meinungs-
bei gepflegten Gedankenaustausch hal-              terte Hochleitner den VLB-Vertretern                     austausch zwischen Verband und ISB im
te ich im Interesse der beruflichen Schu-          folgende erforderliche Arbeitsschritte:                  Interesse unserer Lehrkräfte und Schüler
len und der Jugend im Beruf für äußerst            > Zusammensetzungen der Kommissi-                        für unverzichtbar.                 -red-
nützlich“, meinte der stellvertretende                 onen,
Landesvorsitzende. MdL Kathi Petersen
werde das Angebot des VLB an die Frak-
tionsspitze ihrer Partei weitergeben. „Als
Schweinfurter bleiben wir jedenfalls in
regelmäßigem Kontakt“, vereinbaren die
beiden Gesprächspartner und bezeich-
neten einen regelmäßigen Gedankenaus-
tausch als unverzichtbar.           -red-

                                                   Erfreulich viel Konsens. Von links VLB-Vize Wolfgang Lambl, Thomas Hochleitner und VLB-Chef Jürgen Wunderlich.
8    BILDUNGSPOLITIK                                                                                                    vlb-akzente 08-09/2014

    Studienreise des VLB-Bildungs- und Förderwerks:

    Berufliche Bildung in Schweden
    WILHELM OTT                                Dänen beendet werden konnte. In der           eine dreijährige Schule der Sekundar-
                                               Folge entwickelte sich Schweden zu ei-        stufe II zu besuchen, nahezu alle Schü-
    Seit vielen Jahren unternehmen VLB-        ner Großmacht, im 17. Jahrhundert ver-        ler tun dies. Es gibt zurzeit 18 nationa-
    Mitglieder Reisen ins europäische Aus-     sechsfachte sich die Einwohnerzahl und        le Programme, unter denen die Jugendli-
    land, um sich über die unterschiedlichen   die Stadt wurde offiziell zur Hauptstadt.     chen wählen können.12 der Programme
    Strukturen und Formen beruflicher Bil-     Nach wechselvoller Geschichte erober-         dienen der Vorbereitung auf eine Berufs-
    dung vor Ort ein Bild zu machen. Erst      te sich Stockholm bis Mitte des 19. Jahr-     ausbildung, 6 zum Besuch einer Hoch-
    im Vergleich schärft sich der Blick für    hunderts einen wirtschaftlichen Spit-         schule. Der Besuch dieser Schulen wird
    die Qualität beruflicher Bildung in Eu-    zenplatz, gefolgt von starker Zuwande-        in Schweden als hervorragende Voraus-
    ropa. Durchgeführt werden diese Studi-     rung. Neue Stadtviertel entstanden und        setzung für den weiteren Lebensweg an-
    enfahrten im Rahmen von Bildungsrei-       eine Kanalisation wurde gebaut. Es folg-      gesehen, egal ob ein Studium folgt oder
    sen des Bildungs- und Förderwerkes des     ten weitere Zuwanderungswellen, die die       der Einstieg in eine Berufsausbildung in
    VLB e.V. (BFW-VLB).                        Stadt stetig wachsen ließen.                  der höheren beruflichen Bildung.
       Unter der bewährten und wie immer           Stockholm ist heute das Zentrum für           Am Nachmittag fuhr die Gruppe mit
    souveränen Leitung von Hermann Sau-        Forschung und Entwicklung in Schwe-           dem Zug nach Västeras, wo ein Besuch
    erwein machte sich im Mai 2014 eine        den, so liegt es nahe, dass auch die No-      der Nationalen Agentur für höhere Be-
    22-köpfige Gruppe auf den Weg nach         belpreise für Medizin, Physik, Chemie,        rufsausbildung (Myndigheten för yrkes-
    Stockholm, um sich über die berufli-       Literatur und Wirtschaft hier verliehen       högskolan) auf dem Programm stand.
    che Bildung in Schweden zu informie-       werden.                                       Diese Behörde wurde geschaffen, um
    ren. Unterstützt und begleitet wurde die       Neben der herrlichen geographischen       die berufliche Bildung den tatsächli-
    Gruppe von Christina Kern, einer Mit-      Lage mit tausenden von Schäreninseln          chen Bedürfnissen des schwedischen Ar-
    arbeiterin der Europäischen Akademie,      sind vor allem Gamla Stan (Altstadt),         beitsmarktes anzupassen. Ihre Aktivitä-
    die mit den Besonderheiten Schwedens       die Königlichen Schlösser oder auch das       ten richten sich nach Anforderungen der
    und der schwedischen Sprache bestens       Rathaus der Stadt sehenswert.                 Arbeitgeber und der Industrie. Die Be-
    vertraut ist und stets eine aufmerksame                                                  rufsausbildung knüpft in der Regel an
    und sachkundige Führerin war.              Nationale Agenturen für Bildung               die Sekundarstufe II an. Ein duales Sys-
                                               Der Montag begann mit dem Besuch der          tem der beruflichen Bildung, so wie es in
    Anreise und erste Eindrücke                Nationalen Agentur für Bildung (Skol-         Deutschland existiert, ist in Schweden –
    Die Anreise erfolgte am Sonntagmorgen      verket). Skolverket ist die zentrale Ver-     wie in fast wallen anderen europäischen
    von Frankfurt und München, die Teil-       waltungsbehörde für das öffentliche           Ländern – nicht vorhanden. Die Berufs-
    nehmer aus Nord- und Südbayern flo-        Schulsystem Schwedens. Ihre Aufgabe ist       ausbildung erfolgt in schulischer Form,
    gen getrennt und trafen sich am Flugha-    es, die Bildungsziele umzusetzen, die von     wobei die Schüler innerhalb von drei
    fen in Stockholm.                          Regierung und Parlament festgelegt wer-       Jahren immerhin 15 Wochen Praktikum
        Der erste Nachmittag stand ganz im     den. Organisiert und finanziert werden        in einem Betrieb ableisten müssen.
    Zeichen der Sehenswürdigkeiten und         die öffentlichen Schulen von den Städ-
    der Geschichte der schwedischen Haupt-     ten und Gemeinden. Seit 1992 sind da-         Schulbesuche
    stadt, die wegen ihrer Lage auf 14 In-     neben so genannte Freie Schulen (Inde-        Am Dienstag machte sich die Gruppe
    seln auch „Venedig des Nordens“ ge-        pendent Schools) zugelassen. Die Natio-       beim Besuch von Berufsschulen ein ge-
    nannt wird. Stockholm hat ca. 870.000      nale Agentur überwacht, unterstützt und       naueres Bild von der schulischen Praxis.
    Einwohner, im Großraum leben ca. 2,1       evaluiert die Schulen um deren Qualität       Der Vormittag begann mit einer Führung
    Millionen Menschen, soviel wie in kei-     und Ergebnisse zu verbessern. Ziel ist es,    durch die Stockholms Hotell- & Restau-
    ner anderen städtischen Region Skandi-     dass alle schwedischen Schüler gleiche        rangskola, einer Berufsschule für Gastro-
    naviens. Die Ursprünge der Stadt gehen     Bedingungen vorfinden. In einer interes-      nomie und Restaurantfachleute der Stadt
    bis in das 11. Jahrhundert zurück, die     santen Präsentation wurde ein erster Ein-     Sockholm. Nach der eindrucksvollen
    frühesten Dokumente stammen aus dem        blick in die Grundzüge des schwedischen       Führung durch die zahlreichen Großkü-
    13. Jahrhundert. Die Stadt entwickel-      Bildungssystems gegeben: Grundsätzlich        chen und Backstuben der Schule, konn-
    te sich zu einem wichtigen Handelssitz     gilt in Schweden eine allgemeine Schul-       ten sich die Teilnehmer beim Mittages-
    der Hanse, Deutsche waren sogar im Rat     pflicht für Kinder ab dem 7. Lebensjahr,      sen auch von der Qualität der Ausbilung
    der Stadt vertreten. Im 16. Jahrhundert    die dann 9 Schuljahre umfasst. Jeder Ju-      überzeugen. Am Nachmittag folgte die
    wurde Stockholm zum festen Königs-         gendliche, der die 9jährige Pflichtschu-      Führung durch das Transport och For-
    sitz, nachdem die Belagerung durch die     le erfolgreich beendet hat, ist berechtigt,   donstekniska Gymnsaium, das ebenfalls
vlb-akzente 08-09                                                                                                                      BILDUNGSPOLITIK            9

Die Reisegruppe vor der deutschen Botschaft in Stockholm. Vierter von links Hermann Sauerwein, Reiseleiter und Vorsitzender des VLB-Bildungs- und Förderwerkes,
dritter von rechts Dr. Clemens Brosig, stellvertretender Vorsitzender des BFW-VLB.

eine Berufsschule der Stadt Stockholm                 Es zeigt sich im Vergleich mit Deutsch-                pflogenheiten des diplomatischen Diens-
ist. Hier wird in unterschiedlichen KFZ-              land auch bei dieser Studienfahrt, dass                tes der Bundesrepublik Deutschland.
Berufen ausgebildet. Bemerkenswert war,               das deutsche System der dualen Berufs-                     Am Nachmittag standen nach dem
dass die Einrichtung sehr eng mit Part-               ausbildung bisher unschlagbar ist. Die                 Besuch des Midsommarkransens Gym-
nern aus der Industrie zusammenarbei-                 hohe Zahl derjenigen, die einen Hoch-                  nasium noch einmal Museen in Stock-
tet: Volvo, Scania oder MAN haben ih-                 schulabschluss anstreben, steht im Ge-                 holm auf dem Programm.
re Werke in Schulnähe und fördern mit                 gensatz zum Bedarf an gut ausgebildeten
Motoren, Getrieben und ganzen LKWs                    Fachkräften in den Betrieben.                          Evaluation und Rückreise
oder Omnibussen die praktische Ausbil-                                                                       Vor der Abreise nach Deutschland fand
dung. Die Lehrkräfte kommen zum gro-                  Besuch in der Deutschen Botschaft                      am Donnerstagmorgen schließlich eine
ßen Teil aus der Praxis und können des-               Zweifellos war der Besuch in der Deut-                 Evaluationsrunde statt, in der die Rei-
halb ihre Schüler sehr gut auf das Berufs-            schen Botschaft (Stockholm) ein weiterer               se und ihre Inhalte noch einmal bespro-
leben vorbereiten. Beide Schulen arbei-               Höhepunkt der Reise. Mitte der 70er Jah-               chen und bewertet wurden. In starker
ten eng mit den Betrieben zusammen, so                re des vergangenen Jahrhunderts erlang-                Erinnerung bleibt die ausgesprochene
dass die spätere Einstellung kaum Prob-               te die Botschaft eine traurige Berühmt-                Freundlichkeit der Schweden, aber auch
leme macht.                                           heit durch den Überfall von Terroristen                ihre Offenheit im Umgang und ihre Lo-
    Während Schweden im europäischen                  der Rote Armee Fraktion, zwei Mitarbei-                ckerheit. Die Ausstattung der Schulen,
Vergleich bei der Arbeitslosenquote mit               ter der Botschaft wurden dabei ermordet.               die wir besichtigen konnten, war beein-
8,2 % unter dem EU-Durchschnitt von                   Nach der Begrüßung durch den Presse-                   druckend. Hier unternimmt man gro-
10,4 % liegt, gibt es eine relativ hohe               referenten der Botschaft, ließ es sich der             ße Anstrengungen, die Schüler auf die
Jugendarbeitslosigkeit von 24,3%, im                  deutsche Botschafter, Dr. Harald Kinder-               berufliche Wirklichkeit vorzubereiten.
Gegensatz zu 22,5% innerhalb der EU                   mann, nicht nehmen, die Gruppe zu be-                  Dies gelingt allem Anschein nach auch
(http://de.statista.com/statistik/daten/              grüßen. Er konnte mit seinen Einschät-                 ohne duale Berufsausbildung. Als Fazit
studie/74795/umfrage/jugendarbeits-                   zungen und Erfahrungen eine Reihe in-                  kann man auch nach dieser Reise fest-
losigkeit-in-europa/). Beim internati-                teressanter Erkenntnisse über Schweden                 halten: Berufliche Bildung verläuft umso
onalen Vergleich der Pisa-Studie liegt                vermitteln. Es gab aber auch einen klei-               erfolgreicher, je enger Schulen und Be-
Schweden ebenfalls nur im Mittelfeld.                 nen aber spannenden Einblick in die Ge-                triebe zusammenwirken.                ❚
10       DIENSTRECHT                                                                                                       vlb-akzente 08-09/2014

     Personalratswahl 2014:

     Arbeit und Einsatz der VLB-Hauptpersonalvertretung
     eindrucksvoll gewürdigt
     Einen eindrucksvollen Vertrauensbeweis       und Rudi Keil können ihre erfolgreiche      38   Pfannkuch, Wilhelm                        45
     erhielt der VLB bei der zurückliegen-        Arbeit somit kontinuierlich fortsetzen      39   Wagner, Markus                            48
     den Hauptpersonalratswahl. Nach Fest-        und sich weiterhin mit ganzer Kraft und     40   Schredl, Claudia                          35
     stellung des Wahlergebnisses zeigte sich:    hoher fachlicher Kompetenz für die An-      41   Kraus, Silvia                             24
     Die Wählerinnen und Wähler sprachen          liegen der Kolleginnen und Kollegen im      42   Weinzierl, Stefan                         54
     den VLB-Kandidatinnen und Kandida-           Lande einsetzen. Die Arbeit des Staatsmi-   43   Sommerschuh, Anita                        92
     ten mit einem herausragenden Ergeb-          nisteriums für Bildung und Kultus, Wis-     44   Wollenhaupt, Matthias                     49
     nis von 89,4 % eindeutig ihr Vertrauen       senschaft und Kunst werden sie nachhal-     45   Forst, Michael                            54
     aus. Im Vergleich zur letzten Wahl wies      tig unterstützen und konstruktiv-kritisch   46   Nägele, Carmen                            27
     das Ergebnis sogar noch einen Zugewinn       begleiten.                                  47   Rußmann, Sandra                           27
     an Stimmen von 3,6 % aus. Die beiden                                                     48   Bogner, Helga                             59
     bisherigen Amtsinhaber Wolfgang Lambl        Hier das Stimmergebniss im Detail:          49   Schmid, Jürgen                            55
                                                                                              50   Menges, Winfried                          30
                                                                                              51   Wild, Georg                               72
     Zahl der Wahlberechtigten                                                    12.887     52   Middendorf, Maria                         22
     Zahl der abgegebenen Stimmzettel                                              7.200     53   Prockl, Petra                             34
     Zahl der abgegebenen Stimmen                                                 13.571     54   Leopold, Franz                            27
                                                                                              55   Endres, Matthias                          89
     Zahl der gültigen Stimmzettel                                                 6.943     56   Funk, Stefan                              87
     Zahl der ungültigen Stimmzettel                                                  257    57   Seemann, Armin                            42
     Zahl der Stimmzettel, deren Gültigkeit zweifelhaft war                             5    58   Schenk, Markus                            54
                                                                                              59   Kamm, Heinz                               30
     Zahl der gültigen Stimmen insgesamt                                          13.463     60   Reinisch, Katrin                          14
                                                                                              61   Rupp, Thomas                              52
     Ergebnis der Vorschlagsliste 1 (VLB)                                         12.034     62   Waibel, Alexandra                         20
                                                                                              63   Sappl, Thomas                             49
                                                                                  89,4 %     64   Bosch, Axel                               21
                                                                                              65   Kovarik, Hans                             40
                                                                                              66   Kobieter, Ingrid                          21
     Davon sind entfallen auf die einzel-         18   Mettler, Christoph               33    67   Schmitt, Jürgen                           56
     nen Bewerber:                                19   Fussi, Joachim                  115    68   Kutscherauer, Anton                       59
                                                  20   Valta, Barbara                   34    69   Thum, Markus                              54
     1    Lambl, Wolfgang, Vorsitzender   4.111   21   Seidel, Christine                51    70   Kaufmann, Ingo                            51
     2    Keil, Rudolf, Stellvertreter    2.836   22   Carow, Heike                     70    71   Deutinger, Rainer                         36
     3    Geiger, Astrid                    245   23   Sterz, Elke                      77    72   Meyer, Georg                              20
     4    Krauß, Martin                     323   24   Kraus, Hermann                   40    73   Dr. Brönner, Andrea                       23
     5    Lochner, Horst                    125   25   Sauer, Wolfgang                  37    74   Kampf, Joachim                            14
     6    Kölbl, Robert                     151   26   Ramsch, Susanne                  42    75   Schütz, Bettina                           30
     7    Stelzl, Wilhelm                   211   27   Kunzfeld, Irmgard                71    76   Awik, Lydia                               17
     8    Ochs, Monika                      114   28   Kraft, Josef                     94    77   Baumann, Michael                          37
     9    Freundl, Viola                    164   29   Dümig, Carl-Otto                 19    78   Präpasser, Michael                        46
     10   Rothermel, Alois                  124   30   Baumann, Christian               50    79   Niemeier, Dorothea                        85
     11   Rupprecht, Hermann                116   31   Kranich, Robert                  53    80   Hümmer, Andreas                           21
     12   Grünewald, Horst                   29   32   Sappl, Claudia                   18    81   Holzinger, Andrea                         19
     13   Blank, Karl                        71   33   Preißl, Johann                  115    82   Pohl, Karin                               28
     14   Rutte, Doris                       60   34   Winklmann, Rosemarie             48    83   Murböck, Karl                             20
     15   Schubert, Günter                  114   35   Eilers, Kristina                 66    84   Koch, Jens-Peter                          48
     16   Hirmer, Georg                      87   36   Bauder, Uwe                      45    85   Wrede, Alfred                             35
     17   Weiß, Markus                       60   37   Brock, Therese                   43    65   Baumann Michael                           35
vlb-akzente 08-09                                                                                                 DIENSTRECHT       11

66    Stadler Andreas                  58    73   Dr. Brönner, Andrea             23    80   Hümmer, Andreas                  21
67    Widmann Kurt                     48    74   Kampf, Joachim                  14    81   Holzinger, Andrea                19
68    Kamm Heinz                       71    75   Schütz, Bettina                 30    82   Pohl, Karin                      28
69    Hümmer Andreas                   24    76   Awik, Lydia                     17    83   Murböck, Karl                    20
70    Holzberger Bettina               45    77   Baumann, Michael                37    84   Koch, Jens-Peter                 48
71    Binder Hans                      43    78   Präpasser, Michael              46    85   Wrede, Alfred                    35
72    Meyer, Georg                     20    79   Niemeier, Dorothea              85

„Wir kämpfen für Ihr Recht“
Gerade in dieser „schwierigen Zeit“ ist        Fachlehreranwärter zu sichern;                Problem- und Fragestellungen zu hel-
es notwendig, engagiert und mit Nach-        > die Altersteilzeitregelungen weiterhin        fen.
druck für die Anliegen aller Kolleginnen       zu erhalten;
und Kollegen an den beruflichen Schu-        > für Systembetreuer eine höhere Ent-      Liebe Kolleginnen und Kollegen an allen
len einzutreten.                               lastung zur Bewältigung ihrer Aufga-     beruflichen Schulen:
   Dies gilt für alle Ebenen der Personal-     ben zu erreichen;                        Sie haben gewählt – wir kämpfen für Ihr
ratsarbeit – von den örtlichen Personal-     > das Stundenmaß für Fachlehrerinnen       Recht. Wir sind für Sie da – unterstüt-
vertretungen, über die Bezirkspersonal-        und Fachlehrer weiter zu reduzieren;     zen Sie die Arbeit Ihrer Personalvertre-
vertretungen bis hin zum Hauptperso-         > ein positives Schulklima durch leis-     ter auch weiterhin. Ich kann Ihnen zu-
nalrat.                                        tungsgerechte dienstliche Beurteilun-    sagen, dass das Motto der Personalrats-
   Insbesondere gilt es weiterhin              gen und damit verbundenem Fort-          wahlen 2014 „Mitbestimmen – Mitwir-
> für die Entlastung der Kolleginnen           kommen zu sichern;                       ken – Mitgestalten“ weiterhin die Leitli-
   und Kollegen einzutreten;                 > die Kriterien bei Einstellungen und      nie bei der Tätigkeit als Hauptpersonal-
> die Einstellungssituation durch die          Versetzungen zu verbessern;              rat sein wird. Ganz herzlichen Dank für
   Schaffung weiterer Planstellen zu ver-    > die Arbeit der Personalvertreter durch   Ihr Vertrauen, auch im Namen meines
   bessern;                                    kontinuierliche Schulungen und zu-       Stellvertreters Rudi Keil
> den Lehrernachwuchs durch finan-             verlässige Beratung zu stärken;
   zielle Anreize für Referendare und        > den Kolleginnen und Kollegen bei         Ihr Wolfgang Lambl
12    DIENSTRECHT                                                                                                             vlb-akzente 08-09/2014

     Gedanken zur Rentenreform:

     Sind die Beamten benachteiligt?

                                                   Für Versicherte, die ab 1953 geboren sind, wird die Altersgrenze von 63 Jahren wie folgt
                                                   angehoben:

                                                   Geburtsjahrgang         Anhebung der Altersgrenze        Altersgrenze für diese Rentenart
                                                   1953                    2                                63 und 2 Monate
                                                   1954                    4                                63 und 4 Monate
                                                   1955                    6                                63 und 6 Monate
                                                   1956                    8                                63 und 8 Monate
                                                   1957                    10                               63 und 10 Monate
                                                   1958                    12                               64 und 0 Monate

     CHRISTIAN WAGNER                              1959                    14                               64 und 2 Monate
                                                   1960                    16                               64 und 4 Monate
     In letzter Zeit werde ich immer wieder        1961                    18                               64 und 6 Monate
     gefragt, warum sich „mein Verband“
     nicht dafür einsetzt, dass auch wir die       1962                    20                               64 und 8 Monate
     Pension mit 63 bekommen, so wie die           1963                    22                               64 und 10 Monate
     „normalen“ Arbeitnehmer ihre Rente.
     Nun, weil nur wenige dieser Rentner die       Für die Jahrgänge ab 1964 beträgt die Altersgrenze für diese Rentenart dann 65 Jahre.
     Rente mit 63 wahrscheinlich bekom-
     men.
                                                   Warum ist das so? Ein Blick in das Bayerische Beamtengesetz (Art. 64 Nr. 1 Bayeri-
        Es ist offensichtlich in der Öffentlich-   sches Beamtengesetz) bestätigt:
     keit so angekommen, dass künftig jeder
     mit 63 in Rente gehen kann, der 45 Jah-       Ruhestandsversetzung auf Antrag:
     re gearbeitet hat. Das ist nicht so. Wenn     Ein Beamter oder eine Beamtin auf Lebenszeit kann auf Antrag in den Ruhestand versetzt
     man auf die Internetseite der „Deut-          werden, wenn er oder sie
     schen Rentenversicherung“ geht, findet        1. das 64. Lebensjahr vollendet hat und nicht Altersteilzeit im Blockmodell (Art. 91 Abs.
     man sehr viele nützliche Informationen        2 Satz 1 Nr. 2) in Anspruch nimmt, soweit nicht besonders schwerwiegende Gründe eine
     zu dieser Frage:                              Versetzung in den Ruhestand vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze rechtfertigen oder
     > Welche Zeiten zählen zu den 45 Jah-         2. schwerbehindert im Sinn des § 2 Abs. 2 des Neunten Buches Sozialgesetzbuch (SGB IX)
        ren?                                       ist und mindestens das 60. Lebensjahr vollendet hat.
     > Zählen Zeiten der Arbeitslosigkeit
        unbegrenzt mit?                            (3) Ein Versorgungsabschlag entfällt
     > Unter welchen Voraussetzungen kann          1. in den Fällen des Abs. 2 Satz 1 Nr. 1, wenn der Beamte oder die Beamtin zum Zeit-
        man die Rente ab 63 abschlagsfrei be-      punkt der Ruhestandsversetzung das 64. Lebensjahr vollendet hat und eine Dienstzeit von
        ziehen?                                    45 Jahren erreicht wird,
     > Wie verläuft die jetzt eingeführ-           2. in den Fällen des Abs. 2 Satz 1 Nrn. 2 und 3, wenn der Beamte oder die Beamtin zum
        te schrittweise Anhebung der Alters-       Zeitpunkt der Ruhestandsversetzung das 64. Lebensjahr vollendet hat und eine Dienstzeit
        grenze auf 65 Jahre? Dieser Punkt, lie-    von 40 Jahren erreicht wird.
        be Kolleginnen und Kollegen, scheint
        für mich, Jahrgang 1969, der wich-         Das bedeutet also, dass ein Beamter nach derzeit gültigem Recht, ohne Abzüge mit 64
        tigste zu sein!                            Jahren in Pension gehen kann, wenn er 45 Dienstjahre erreicht hat. Zwar bedeutet das
                                                   für Beamte der Jahrgänge vor 1958, dass sie schlechter als Rentner gestellt sind, jedoch
        Sie finden auf der oben angeführten        ab Jahrgang 1958 folgt der Ausgleich und danach folgt eine Besserstellung.
     Internetseite eine Tabelle mit folgendem      So haben in der Vergangenheit schon Kolleginnen und Kollegen von dieser Regelung
     Inhalt (Auszug):                              profitiert (vor allem der Gehobene Dienst). Es wäre also meiner Meinung nach reich-
                                                   lich kurzsichtig, eine Änderung dieser Ruhestandsregelung für Beamte zu fordern. ❚
vlb-akzente 08-09                                                                                              DIENSTRECHT     13

Gesetzgeber zunächst nicht gefordert:

EuGH-Urteil zur altersdiskriminie-                                                       Fortbildung
renden Besoldung                                                                         zu dienstrechtlichen
                                                                                         Fragen
dbb-Bundesvorsitzender Klaus Dauder-        tung der Bundesrepublik Deutschland
städt hat das am 19. Juni 2014 in Lu-       von deutschen Verwaltungsgerichten ge-
xemburg ergangene Urteil des Europäi-       prüft werden müsse.“                         Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
schen Gerichtshofs (EuGH) zur alters-                                                    die positiven Rückmeldungen und wei-
diskriminierenden Bezahlung von Be-         BBB in engem Kontakt mit dem                 tere Nachfragen haben dazu geführt,
amten in Berlin als wichtige Etappe auf     Bayerisches Staatsministerium der            dass das Bildungs- und Förderwerk des
dem Weg zur endgültigen Klärung des         Finanzen                                     Verbandes der Lehrer an beruflichen
Systemwechsels im Besoldungsrecht be-       Für das Land Bayern bezeichnete der          Schulen in Bayern (BFW-VLB) e.V. wei-
grüßt: „Der EuGH hat die geltenden          Vorsitzende des Bayerischen Beamten-         tere zweitägige Fortbildungsveranstal-
Übergangsregelungen, die als altersdis-     bundes (BBB), Rolf Habermann, die            tungen zu dienstrechtlichen Themen
kriminierend kritisiert worden sind,        Auswirkungen für den Freistaat Bayern        durchführt.
grundsätzlich gebilligt. Aus dem Urteil     – insbesondere in finanzieller Hinsicht –       Die Seminarkostenpauschale von
leitet sich daher kein zwingender gesetz-   als überschaubar. Bereits zum 1. Januar      250,00 EUR beinhaltet Unterkunft,
licher Änderungsbedarf ab.“                 2011 sei die Besoldungsregelung, die an      Vollverpflegung und die Schulungsun-
    Der dbb begrüßt, dass die jahrelange    das Lebensalter des Beamten statt an des-    terlagen bitten wir nach Anmeldebestä-
Ungewissheit damit beendet ist, ob die      sen Dienstzeit anknüpft, durch ein neues     tigung vorab zu überweisen.
Überleitungsregelungen mit ihrem Be-        Dienstrecht beseitigt worden.                   Für VLB-Mitglieder beträgt die ermä-
zug auf Dienstaltersstufen einen Verstoß       Der BBB stehe nun im engen Kon-           ßigte Seminarpauschale lediglich 170,00
gegen Unionsrecht darstellen. Dauder-       takt mit dem Bayerischen Staatsministeri-    EUR. Bei einer Teilnahme ohne Über-
städt: „Gleichwohl hat der EuGH festge-     um der Finanzen, für Landesentwicklung       nachtung beträgt die Seminarkostenpau-
stellt, dass das frühere System auf einer   und Heimat, um die genauen Auswirkun-        schale 200,00 EUR bzw. für VLB-Mit-
Altersdiskriminierung der Beamtinnen        gen und Konsequenzen aus dem Urteil          glieder 120,00 EUR.
und Beamten beruhte. Wir brauchen al-       abzuklären. „Wir sind zuversichtlich, dass      Wenn Sie an einer dieser Fortbildun-
so weiter eine letztinstanzliche Klärung    wir für alle Betroffenen zu guten Lösun-     gen teilnehmen möchten, füllen Sie bit-
in Deutschland. Es bleibt nämlich offen,    gen kommen“, bekräftigt Habermann.           te das Anmeldeformular aus, welches Sie
wie die Aussage der Luxemburger Rich-                                                   sich unter www.vlb-bayern.de downloa-
ter zu interpretieren ist, dass eine Haf-      (Quelle: dbb-aktuell vom 20.06.2014)      den können. Senden Sie diesen bald-
                                                                                         möglichst an unsere Geschäftsstelle zu-
                                                                                         rück.

Urteil des EuGH:                                                                         Sichern Sie sich Ihren Teilnehmerplatz:
                                                                                         Da sich erfahrungsgemäß mehr Kolle-
Anknüpfung an das Lebensalter im                                                         ginnen und Kollegen anmelden als Teil-
                                                                                         nehmerplätze zur Verfügung stehen, er-
Besoldungsrecht                                                                          folgt die Berücksichtigung der Anmel-
                                                                                         dungen nach Eingang der Anmeldung.
Das Bayerische Finanzministerium hat        Besoldungsrecht übergeleiteten Beamten          Bei der Fortbildung handelt es sich
über den Sachstand und die Auswirkun-       und Beamtinnen grundsätzlich rechtmä-        um eine über FIBS genehmigte, die
gen des Urteils des Europäischen Ge-        ßig festgesetzt.                             staatliche Lehrerfortbildung ergänzende
richtshofes (EuGH) vom 19. Juni 2014           Für das Bayerische Besoldungsgesetz       Veranstaltung.
(Az.: C-501/12 bis C-506/12, u.a.) in       (BayBesG) besteht kein Änderungsbe-             Dienstbefreiung ist nach Anmeld-
Sachen Altersdiskriminierung in der Be-     darf.                                        ebestätigung über die Schulleitung zu
soldung wie folgt informiert:                  Die früher geltende Anknüpfung der        beantragen.                      –red–
   Aus der Entscheidung des EuGH            Besoldung an das Besoldungsdienstalter
ergibt sich, dass die seit 1. Januar 2011   nach den §§ 27 und 28 BBesG a.F. hin-        Termine               Tagungsorte
in Bayern geltenden Überleitungsrege-       gegen verstieß nach der Entscheidung         07.10. – 08.10.2014   Bamberg
lungen sowie das neue bayerische Besol-     des EuGH gegen das unionsrechtliche          21.10. – 22.10.2014   Regensburg
dungsrecht unionsrechtskonform sind.        Verbot der Altersdiskriminierung.            01.12. – 02.12.2014   München
Damit ist die seit 1. Januar 2011 gel-         Diese Regelungen galten bis 31. De-       16.12. – 17.12.2014   Bad Wörishofen
tende Grundgehaltsstufe der in das neue     zember 2010 auch in Bayern.
14    DIENSTRECHT                                                                                                         vlb-akzente 08-09/2014

        Die Klärung der Rechtsfolgen einer        rechtskräftigen Entscheidungen kommt,        spruch bei einer Beendigung des Beam-
     möglichen nicht unionsrechtskonfor-          ist noch nicht absehbar. Für die Beam-       tenverhältnisses durch Tod nur dann,
     men Besoldung vor dem 1. Januar 2011         tinnen und Beamten besteht kein Hand-        wenn die vorherige Einbringung des Ur-
     – insbesondere die Prüfung der Voraus-       lungsbedarf.                                 laubs auf Grund einer Dienstunfähigkeit
     setzungen eines unionsrechtlichen Ent-           Für weitere allgemeine Informatio-       nicht möglich war.
     schädigungsanspruchs sowie des Er-           nen steht den Beamtinnen und Beamten
     fordernisses der zeitnahen Geltendma-        die Hotline des Landesamts für Finan-        Umfang des Abgeltungsanspruchs
     chung – hat der EuGH den nationalen          zen (Telefonnummer: 089/7624-1234)           Der Urlaubsabgeltungsanspruch umfasst
     Gerichten überlassen. Wann es hier zu        zur Verfügung.                   -red-      nur den gesetzlich gewährleisteten Min-
                                                                                               desturlaub in Höhe von vier Wochen pro
                                                                                               Jahr. Bei einer Fünf-Tage-Woche ent-
                                                                                               spricht das einem Urlaubsanspruch von
     Der Europäische Gerichtshof urteilt:                                                      20 Tagen.

     Was geschieht mit Urlaub                                                                  Verjährung
                                                                                               Es gilt die gesetzliche Verjährungsfrist
     bei Beendigung des Beamtenverhält-                                                        des Art. 12 BayBG von drei Jahren. Ab-

     nisses durch Tod?                                                                         geltungsansprüche, die sich auf Beendi-
                                                                                               gung von Beamtenverhältnissen vor dem
                                                                                               Jahr 2011 beziehen, sind deshalb ver-
     WOLFGANG LAMBL                               herigen Rechtsauffassung, wonach der         jährt (soweit keine verjährungshemmen-
                                                  höchstpersönliche Urlaubsanspruch im         den Maßnahmen ergriffen wurden).
     Urteil des EuGHs zur Urlaubs-                Falle des Todes eines Beschäftigten wäh-
     abgeltung                                    rend des bestehenden Beschäftigungsver-      Verfall
     Der Europäische Gerichtshof (EuGH)           hältnisses untergeht und sich nicht in ei-   Nach der ab 1. August 2014 gelten-
     hat in seiner jüngsten Entscheidung          nen Abgeltungsanspruch umwandelt,            den Urlaubsverordnung sowie den der-
     zur Frage der Urlaubsabgeltung festge-       nicht festgehalten wird.                     zeit anzuwendenden Vorgriffsregelungen
     stellt, dass Unionsrecht einzelstaatlichen                                                verfällt ein nicht eingebrachter Urlaub
     Rechtsvorschriften oder Gepflogenhei-        Abgeltungsanspruchs bei                      15 Monate nach dem Ablauf des Ur-
     ten entgegen steht, die für den Fall des     Beendigung des Beamtenver-                   laubsjahres. Die ggfs. bestehenden An-
     Todes des Arbeitnehmers die Abgeltung        hältnisses durch Tod                         sprüche können sich daher nur auf Ur-
     für nicht genommenen bezahlten Jahres-       Das aktuelle Urteil des EuGH ist im          laubsansprüche bis frühestens des Jahres
     urlaub ausschließen (EuGH-Urteil vom         Lichte der bisherigen Entscheidungen         2009 beziehen.
     12. Juni 2014, Az. C-118/13). Das Bay-       zum Thema Urlaubsabgeltung zu be-
     erische Staatsministerium der Finan-         trachten, insbesondere dem EuGH-Ur-          Antragsstellung im Todesfall ab
     zen, für Landesentwicklung und Heimat        teil vom 3. Mai 2012 (Az. C-337/10;          dem 1. August 2014
     hat nun in einem Schreiben vom 3. Juli       Ruhestandseintritt nach Krankheit).          Prüfung von Ansprüchen erfolgt von
     2014 klargestellt, welche Auswirkungen       Aufgrund dessen wurde die Bayerische         Amts wegen. Eine Antragsstellung durch
     sich daraus für die bayerischen Beamtin-     Urlaubsverordnung um einen Urlaubs-          die Hinterbliebenen ist nicht erforder-
     nen und Beamten ergeben.                     abgeltungsanspruch ergänzt (vgl. BBB-        lich.
                                                  Info 03/2013 vom 9. April 2013; BBB
     Bisherige Rechtsauffassung wird              Nach-richten 1/2-2014, Seite 6). Die-        Todesfall vor dem 1. August 2014:
     fallengelassen                               se tritt nun mit den neuen Regelungen        Eine Urlaubsabgeltung erfolgt nur auf
     Das Finanzministerium hat in seinem          zum 1. August 2014 in Kraft.                 Antrag der Hinterbliebenen. Haben die-
     Schreiben klargestellt, dass an der bis-         Damit entsteht ein Abgeltungsan-         se bereits einen ablehnenden Bescheid
                                                                                               aufgrund eines früheren Antrags auf Ab-
                                                                                               geltung erhalten, so ist eine erneute An-
                                                                                               tragsstellung notwendig.               ❚

                                                                                               Quelle: Schreiben des Bayerischen Staats-

        12. VLB-Berufsbildungskongress                                                         ministeriums der Finanzen, für Landes-
                                                                                               entwicklung und Heimat vom 3. Juli 2014
        21. / 22. November 2014 in Erlangen
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