Alte Meister I - Dorotheum
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Alte Meister I Auktionstermin: 11.05.2022, 16:00 Auktionstyp: Saal Auktion mit Live Bidding Lot Nr. 1 - Sienesische Schule, 14. Jahrhundert Erzielter Preis: EUR 76.656,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- Christus als Schmerzensmann, Tempera auf Holz, 26,5 x 17 cm, ungerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 1 von 74
Lot Nr. 2 Bartolomeo Caporali Schätzwert: EUR 150.000,- bis EUR 200.000,- (Perugia um 1420 – um 1505) Der Prophet Jesaja, Tempera auf Holz, Goldgrund, 50 x 33 cm (gesamt), Integralrahmen Lot Nr. 3 Giovanni da Gaeta Erzielter Preis: EUR 46.080,- Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Gaeta, tätig 2. Hälfte 15. Jahrhundert) Kreuzigung, Tempera und Öl auf Holz, 46 x 29 cm, ungerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 2 von 74
Lot Nr. 4 Wolfgang Krodel Erzielter Preis: EUR 153.000,- Schätzwert: EUR 120.000,- bis EUR 180.000,- (um 1500 – tätig in Schneeberg 1528–1561) Adam und Eva, monogrammiert und datiert auf dem Baumstamm: 1550 / W K, , Öl auf Holz, 87,1 x 67,8 cm, gerahmt Lot Nr. 5 Westfälische Schule, um 1480 Erzielter Preis: EUR 89.600,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- Christus vor Pontius Pilatus, Öl auf Holz, 107 x 56 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 3 von 74
Lot Nr. 6 Jacopo di Cione Erzielter Preis: EUR 102.400,- Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Florenz 1320/30–1398/1400) Der Engel Gabriel; und Die Verkündigungsmadonna, Tempera auf Holz, Goldgrund, 44,5 x 18,8 cm bzw. 45 x 18,8 cm, gerahmt, Pendants (2) Lot Nr. 7 - Meister des Johnson-Triptychons Erzielter Preis: EUR 146.202,- Schätzwert: EUR 100.000,- bis EUR 150.000,- (Florenz, tätig um die Mitte des 15. Jahrhunderts) Heimsuchung, Christi Geburt und Madonna mit Kind und den Heiligen Petrus Martyr und Franz von Assisi, Tempera auf Holz, 42,5 x 111 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 4 von 74
Lot Nr. 8 Giovanni di Ser Giovanni Guidi, gen. Lo Scheggia Erzielter Preis: EUR 66.560,- Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (San Giovanni Valdarno 1406–1486 Florenz) Madonna mit dem eine Weintraube haltenden Kind und zwei Engeln, Tempera und Öl auf Holz, 76,5 x 48,5 cm, gebogter Abschluss, Integralrahmen Lot Nr. 9 Joos van Cleve, Werkstatt Erzielter Preis: EUR 32.000,- Schätzwert: EUR 25.000,- bis EUR 35.000,- (Cleve 1485–1540 Antwerpen) Maria lactans, Öl auf Holz, 39 x 27,5 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 5 von 74
Lot Nr. 10 Hieronymus Bosch, Nachfolger, um 1530 Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 50.000,- Der heilige Antonius, Öl auf Holz, 46 x 32 cm, gerahmt Lot Nr. 11 Pietro di Cristoforo Vannucci, gen. Perugino, Werkstatt Erzielter Preis: EUR 165.500,- Schätzwert: EUR 150.000,- bis EUR 200.000,- (Città della Pieve um 1448–1523 Fontignano) Thronende Madonna mit Kind und den Heiligen Sebastian, Johannes dem Täufer, Rochus und Petrus, Öl auf Leinwand, von einer Holztafel übertragen, 205,5 x 205 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 6 von 74
Lot Nr. 12 Antonio di Donnino del Mazziere Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 40.000,- (Florenz um 1490–1547) Frauenkopf: Testa ideale, Öl auf Holz, 64 x 50 cm, gerahmt Lot Nr. 13 Antwerpener Schule, um 1540 Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- Bildnis eines Herrn mit rotem Pilgerhut, Öl auf Holz, 28 x 21,3 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 7 von 74
Lot Nr. 14 Pieter Brueghel II., Umkreis Schätzwert: EUR 25.000,- bis EUR 35.000,- (Brüssel 1564–1638 Antwerpen) Flämisches Sprichwort, vermutlich: „Hij legt ‘t ei in andermans nest“, Öl auf Holz, Tondo, Durchmesser 18 cm, gerahmt Lot Nr. 15 - Jobst Harrich Schätzwert: EUR 120.000,- bis EUR 150.000,- (Nürnberg um 1580–1617) Darbringung im Tempel, signiert und datiert vorne auf dem Podest links unten: Harrich 1615, Öl auf Holz, 97 x 97,5 cm, gerahmt Lot Nr. 16 Pietro di Nicola Baroni Erzielter Preis: EUR 33.280,- Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 40.000,- (dokumentiert Perugia 1436–1484 Orvieto) Madonna mit Kind, Tempera und Öl auf Holz, Goldgrund, 44 x 54 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 8 von 74
Lot Nr. 17 Raffaello Sanzio, gen. Raffael, Werkstatt Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (Urbino 1483–1520 Rom) Madonna mit Kind und Johannesknaben, Öl auf Holz, 29,8 x 24,9 cm, gerahmt Lot Nr. 18 - Raffaello Sanzio, gen. Raffael, Umkreis* Schätzwert: EUR 150.000,- bis EUR 200.000,- (Urbino 1483–1520 Rom) Madonna dell’Impannata, Öl auf Holz, 162,5 x 124 cm, gerahmt * „Umkreis“ bezeichnet den Schöpfer eines Werks, das in der unmittelbaren Einflusssphäre des Künstlers entstanden ist. Provenienz: vermutlich Sammlung Bindo Altoviti, Palazzo Altoviti, Rom; vermutlich Weitergabe im Erbgang, Palazzo Altoviti, Rom, verzeichnet 1644; vermutlich Sammlung der Baronessa Teresa Del Nero, Florenz (lt. rückseitigem Wachssiegel mit dem Wappen der Familie Del Nero); vermutlich vererbt an Marchese Carlo Torrigiani, Palazzo Torrigiani, Florenz, verzeichnet 1758–1761; europäische Privatsammlung https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 9 von 74
Lot Nr. 19 Agnolo di Cosimo di Mariano, gen. Bronzino, Werkstatt Schätzwert: EUR 80.000,- bis EUR 120.000,- (Monticelli 1503–1572 Florenz) Porträt von Cosimo I. de’ Medici, Großherzog der Toskana (1519–1574), Öl auf Holz, 86,5 x 69,2 cm, gerahmt Lot Nr. 20 Jacopo di Giovanni di Francesco, gen. Jacone Schätzwert: EUR 80.000,- bis EUR 120.000,- (Florenz 1495–1554) Bildnis des Lodovico Martelli (1503–1531) als Dreiviertelfigur, bezeichnet auf dem Blatt links unten: Ludovicus Martellius / Poeta, Öl auf Holz, 96,5 x 74,5 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 10 von 74
Lot Nr. 21 Giovanni Maria Butteri Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Florenz um 1540–1606/1608) Halbfiguriges Porträt eines Kardinals, vermutlich Filippo Boncompagni (1548–1586), Öl auf Holz, 121,8 x 92,3 cm, gerahmt Lot Nr. 22 Marcello Venusti Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Mazzo di Valtellina 1510–1579 Rom) Ecce Homo, Öl auf Leinwand, 72 x 59 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 11 von 74
Lot Nr. 23 Girolamo da Santacroce Erzielter Preis: EUR 70.400,- Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (Santa Croce um 1485–1556 Venedig) Madonna mit Kind, Johannes dem Täufer und den Heiligen Franz von Assisi und Nikolaus, Öl auf Leinwand, 85 x 112 cm, gerahmt Lot Nr. 24 Luca Cambiaso Erzielter Preis: EUR 25.600,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Moneglia 1527–1585 Madrid) Madonna mit Kind und Johannesknaben, Öl auf Leinwand, 80 x 77,5 cm, gerahmt Lot Nr. 25 - Frans Pourbus der Jüngere Schätzwert: EUR 100.000,- bis EUR 150.000,- (Antwerpen 1569–1622 Paris) Brustbild eines Edelmanns im bestickten Wams mit Spitzenkragen, bezeichnet und datiert links oben: ANTVE?’ ANo SAL.. / 1593; bezeichnet rechts oben: ÆTA’ SVÆ.18.., Öl auf Leinwand, 65,5 x 55 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 12 von 74
Lot Nr. 26 Sante Peranda Erzielter Preis: EUR 65.000,- Schätzwert: EUR 50.000,- bis EUR 70.000,- (Venedig 1566–1638) Ganzfiguriges Porträt eines Edelmanns in vergoldeter Rüstung mit roter Schärpe und weißem Spitzenkragen, flankiert von einem mit Federn geschmückten Helm und einem Schild, Öl auf Leinwand, 198 x 104 cm, gerahmt Lot Nr. 27 Louis de Caullery und Werkstatt Erzielter Preis: EUR 25.600,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Cambrai um 1580–1621 Antwerpen) Königin Semiramis jagt einen Löwen vor den Toren Babylons (Herodot, Historien I, 184), datiert links der Mitte (über dem Tor): 1610, Öl auf Holz, 50 x 66 cm, gerahmt Lot Nr. 28 - Pieter de Witte, gen. Peter Candid, Werkstatt Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Brügge um 1540–1628 München) Allegorie des Monats Februar, https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 13 von 74
Öl auf Leinwand, 131 x 180 cm, gerahmt Pieter de Witte, gen. Pietro Candido oder Peter Candid, war ein vielseitiger Künstler, der nicht nur als Maler, sondern auch als Entwerfer von Tapisserien, Druckgrafiker und Bildhauer tätig war. In seinem späteren Schaffen fand er zu einem Übergangsstil zwischen Spätrenaissance und Frühbarock. Candid war ein wichtiger Entwerfer der von Herzog Maximilian I. von Bayern in München eingerichteten Weberei, die vom flämischen Weber Hans van der Biest geleitet wurde. Die dort produzierten Tapisserien waren in erster Linie für die Münchner Residenz bestimmt. Trotz der bescheidenen Größe des Mitarbeiterstabs von etwa 20 Webern entstanden in der Werkstatt Tapisserien von ausgezeichneter Qualität, die sich durch lebendige Farben, bewegte Szenerien und unterhaltsame Details auszeichneten. Die Werkstatt blieb bis 1615 in Betrieb. Candid schuf Kartons für drei Tapisserienserien der Werkstatt. Er entwarf eine Reihe von zwölf Grotesken, eine Serie mit elf Szenen zur Geschichte des Otto von Wittelsbach, des Begründers des Hauses Wittelsbach, sowie achtzehn Tapisserien mit Darstellungen der Monate, der Jahreszeiten und von Tag und Nacht. Die in München nach den Entwürfen Candids gewobenen Tapisserien gehörten zu den feinsten und innovativsten Erzeugnissen europäischer Tapisserienproduktion des frühen 17. Jahrhunderts. Candid führte eine große Werkstatt und beschäftigte zahlreiche Schüler, darunter Hans Käppler, Hans Brüderl und Christoph Zimmermann sowie seinen eigenen Sohn Wilhelm. Das vorliegende Gemälde beruht auf Candids Karton für die Tapisserie zum Monat Februar. Die Vermutung liegt nahe, dass Candids Werkstatt auf Grundlage der Kartons eine komplette Gemäldeserie aller zwölf Monate schuf, worauf mehrere bekannte Beispiele schließen lassen. Eines davon, offenbar von derselben Hand ausgeführt und von ungefähr gleicher Größe, gelangte vor Kurzem im deutschen Kunsthandel zum Verkauf (Auktion, Lempertz, Köln, 19. November 2011, Lot 1223, als Werkstatt Pieter de Witte). Zu weiteren Gemälden der Serie, die alle von derselben Hand zu stammen scheinen, gehören: Sommer (Auktion, Weinmüller, München, 23.–25. Juni 1965, Lot 1466, 1467, als Sebastian Vrancx), Apriljäger (Auktion, Weinmüller, München, 23.–25. Juni 1965, Lot 1466, 1467, als Sebastian Vrancx) und Die Arbeiten des März (Auktion, Sotheby’s, London, 8. Juli 1992, Lot 28, als Werkstatt Pieter de Witte, gen. Candid). Eine Vorzeichnung Candids für den Monat September befindet sich heute in München (Staatliche Graphische Sammlung München, Inv.-Nr. 41467). Während mehrere Werke der Serie Szenen des Landlebens darstellen, zeichnen sich andere, darunter das vorliegende, durch eine höfische Atmosphäre aus. Zu sehen ist hier eine wunderbar detailreich dargestellte Spielszene vor einem lodernden Feuer, das in einem beeindruckenden manieristischen Kamin in einem Palastgebäude brennt. Im rechten Hintergrund sehen wir eine fröhliche höfische Gesellschaft auf einem Pferdeschlitten, die über den Hauptplatz einer bayerischen Stadt, möglicherweise München, gezogen wird. In den Wolken erscheint das Sternzeichen der Fische. Im linken Hintergrund sieht man einen Mann in einem vereisten Garten beim Holzsammeln. Auf köstliche Weise kontrastiert die Kälte im Freien mit der Wärme eines spätwinterlichen Interieurs. Die Spielszene selbst scheint voller ikonografischer Hinweise, darunter die von einigen Spielern abgenommenen Masken. Pieter de Witte wurde zwischen 1540 und 1548 in Brügge geboren. Sein Vater Elias war Tapisserienweber und für die neu eröffnete Weberei der Medici, die Arazzeria Medicea, tätig, die von dem flämischen Meister Jan Rost geleitet wurde. Während der 1560er Jahre hielt er sich in Florenz auf, wo er in der Werkstatt von Giorgio Vasari tätig war, mit dem er an mehreren Aufträgen für die Medici zusammenarbeitete. Bei dem frühesten durch seine Bezahlung dokumentierten Werk Candids handelt es sich um ein 1569 in Florenz ausgeführtes Fresko. Der Künstler scheint im Jahr 1576 als Mitglied der Accademia delle Arti del Disegno auf. Zusammen mit Vasari reise er nach Rom, wo er mit den neuesten Entwicklungen toskanisch-römischer Manieristen in Berührung kam. Der flämische Künstlerbiograf des 16. Jahrhunderts Karel van Mander, der Candid bei seinem Italienbesuch https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 14 von 74
kennengelernt hatte, berichtete, dass Candid mit Giorgio Vasari in der Sala Regia im Vatikan und in der Kuppel des Doms von Florenz zusammenarbeitete. Spätestens 1586 wurde er auf Empfehlung des Bildhauers Giambologna an den Herzogshof nach München berufen. Er sollte dort die nächsten 42 Jahre, bis zu seinem Tod 1628, bleiben – als Hofmaler von Herzog Wilhelm V. und danach von Maximilian I. Für den Herzog und Kurfürsten Maximilian schuf Candid mehrere Freskenzyklen in zahlreichen Bauten, darunter das Antiquarium und die Prunkräume der Münchner Herzogsresidenz und die Prunkräume von Schloss Schleißheim, sowie die Deckenentwürfe für den Goldenen Saal im Augsburger Rathaus. Zwischen 1600 und 1628 war Candid der führende Künstler Münchens. Er war auch als Kunsthändler tätig und machte Geschäfte mit Philipp Hainhofer, einem Augsburger Händler, Bankier, Diplomaten und Sammler, der u. a. ob seiner Wunderkammern in Erinnerung geblieben ist. De Wittes Werke standen hinsichtlich Form und Farbigkeit unter dem Einfluss des toskanischen Manierismus. Durch ihn erfasste die Vorliebe für diesen Stil auch den bayerischen Hof und beeinflusste das künstlerische Schaffen der Region. Lot Nr. 29 - Georg Gärtner II. Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Nürnberg 1575/80–1654) Anbetung der Hirten, Öl auf Holz, 89 x 63 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 15 von 74
Lot Nr. 30 Georg Gärtner Erzielter Preis: EUR 30.720,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Nürnberg 1575/80–1654) Der heilige Hieronymus im Gehäus, Öl auf Holz, 68 x 50 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 16 von 74
Lot Nr. 31 Giovanni Pietro Silvio Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (Venedig um 1490/1500–1551) Halbfiguriges Porträt eines Mannes mit Brief, Öl auf Leinwand, 86,5 x 79 cm, gerahmt Provenienz: Kunsthandel, Italien; europäische Privatsammlung Literatur: F. Caroli, Un nuovo ritratto di Girolamo Savoldo, in: Notizie da Palazzo Albani, Bd. 19, 1990, Nr. 1, S. 41–44 (als Girolamo Savoldo); F. Frangi, Savoldo. Catalogo completo dei dipinti, Florenz 1992, S. 148, Nr. 4A (unter „Opere discusse“) Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat. Dieses Porträt eines vornehmen Herrn wurde kürzlich in das Œuvre des seltenen venezianischen Malers Giovanni Pietro Silvio zurückverwiesen und kann mit dem signierten und datierten Porträt eines Mannes mit Brief im Kunsthistorischen Museum in Wien verglichen werden (datiert 1542, Inv.-Nr. 1537). Im Jahr 1990 veröffentlichte Caroli das vorliegende Gemälde als Werk Girolamo Savoldos und schlug unter Verweis auf die Wiedergabe der Hand „mit versiertem protocaravaggeskem Realismus“ eine Datierung um 1520 vor (siehe Literatur). Giovanni Pietro Silvio war ab den 1530er Jahren in Venedig und im Veneto tätig. Stilistisch ist sein Schaffen mit Palma il Vecchio, Paris Bordon, Lorenzo Lotto, Girolamo Savoldo, Alessandro Bonvicino und insbesondere Tizian zu vergleichen, dessen Schüler er womöglich war (siehe G. Scirè, Appunti sul Silvio, in: Arte veneta, XXIII, Venedig 1969, S. 211). Sein frühestes mit 1532 dokumentiertes Werk ist das Altarbild Der heilige Martin auf einem Thron mit den Heiligen Petrus und Paulus für den Dom von Piove di Sacco bei Padua. Weitere bekannte Werke entstanden für San Zeno in Aviano und San Vendemiano bei Treviso, darunter auch das Bild Christus und die Ehebrecherin in der Gemäldegalerie in Berlin (Inv.-Nr. 196). https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 17 von 74
Lot Nr. 32 Tiziano Vecellio, gen. Tizian Erzielter Preis: EUR 4.818.000,- Schätzwert: EUR 1.000.000,- bis EUR 1.500.000,- (Pieve di Cadore um 1485/90–1576 Venedig) Die büßende Magdalena, Öl auf Leinwand, 115 x 96,7 cm, gerahmt Lot Nr. 33 Jacopo Robusti, gen. Jacopo Tintoretto und Werkstatt Erzielter Preis: EUR 108.800,- Schätzwert: EUR 50.000,- bis EUR 70.000,- (Venedig 1518–1594) Venus und Adonis, Öl auf Leinwand, 158 x 255 cm, gerahmt Lot Nr. 34 Giovanni Galizzi Erzielter Preis: EUR 40.960,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Venedig tätig 1543 – gest. 1565) Heilige Familie mit der heiligen Maria Magdalena , Öl auf Leinwand, 136 x 179 cm, ungerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 18 von 74
Lot Nr. 35 Jacopo Negretti, gen. Palma il Giovane Erzielter Preis: EUR 46.080,- Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Venedig 1544–1628) Beweinung Christi, signiert links unten: IACOBVS PALMA / F., Öl auf Leinwand, 170 x 115,5 cm, ungerahmt Lot Nr. 36 - Flämische Schule, 17. Jahrhundert Erzielter Preis: EUR 36.237,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- Adam und Eva im Paradies, Öl auf Holz, 74,5 x 125 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 19 von 74
Lot Nr. 37 - Prager Schule, frühes 17. Jahrhundert Erzielter Preis: EUR 20.906,- Schätzwert: EUR 15.000,- bis EUR 20.000,- Halbfiguriges Porträt eines jungen Osmanen, möglicherweise Sultan Osman II. (1604–1622), in Rüstung mit Zepter und einem Turban neben ihm, Öl auf Holz, 111,3 x 88,2 cm, gerahmt Lot Nr. 38 - Habsburger Hofmaler, um 1590 Schätzwert: EUR 12.000,- bis EUR 15.000,- Brustbild des Don Juan de Austria (1547–1578) mit dem Orden vom Goldenen Vlies, bezeichnet rechts unten: Don Ian d’austria, Öl auf Holz, 68 x 51,5 cm, gerahmt Wir danken Gloria Martínez Leiva für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes. Martínez Leiva datiert das vorliegende Gemälde ins späte 16. Jahrhundert. Es wurde vermutlich in Auftrag gegeben, als Juan zum Generalstatthalter der Niederlande bestellt wurde. Juan de Austria wurde 1547 in Regensburg geboren. Er war der uneheliche Sohn des römischen Kaisers Karl V. und Barbara Blombergs aus Regensburg. Seiner Mutter, der Tochter eines Bürgerlichen, schon früh entzogen, wuchs er fern von den Augen der Öffentlichkeit in Spanien auf. Nach dem Tod Karls V. erkannte ihn Philipp II. von Spanien als einen Halbbruder an, stattete ihn mit einem ansehnlichen Haushalt aus und verlieh ihm den Titel Don Juan de Austria (1559). Obwohl man gehofft hatte, er würde eine kirchliche Laufbahn einschlagen, äußerte der gutaussehende und https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 20 von 74
temperamentvolle Don Juan den Wunsch nach einer militärischen Karriere, dem Philipp nachgab. Im Sommer 1568 machte Don Juan seine erste kurze Erfahrung in der Kriegsführung, als er im Mittelmeer gegen maurische Seeräuber kämpfte. 1586 wurde er zum obersten Befehlshaber der spanischen Truppen ernannt, als diese versuchten, die aufständischen Morisken, Christen maurischer Abstammung, in Granada niederzuschlagen. 1571 ernannte ihn Philipp zum Anführer der Seestreitkräfte der Heiligen Liga, der Spanien, Venedig und der Papst angehörten, um gegen die osmanischen Türken im Ostmittelmeer zu kämpfen. Durch das Ansehen seines königlichen Namens und seine Begeisterung gelang es Don Juan, eine vorübergehende Zweckgemeinschaft der zerstrittenen Admiräle der Liga zu erzielen und aus mehreren Flotten eine wirkmächtige Kampfeinheit zu machen. In der Schlacht von Lepanto (am 7. Oktober 1571) löschten die Verbündeten die türkischen Streitkräfte praktisch aus und zerstörten damit den Mythos der türkischen Unverwundbarkeit. Der Sieg in der Schlacht von Lepanto weckte in Don Juan auch den Wunsch zu weiteren Feldzügen gegen die Türken, doch Philipp gestattete ihm nur noch die Eroberung von Tunis (1573). Mehrere Jahre lang ärgerte sich Don Juan über die Einschränkungen, die ihm sein vorsichtiger Bruder auferlegte, doch 1576 ernannte dieser ihn zum Generalstatthalter der Niederlande, die damals offen gegen die spanische Herrschaft revoltierten. Don Juan zögerte zunächst, diese schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen, stimmte aber schließlich nur unter der Bedingung zu, in England einfallen und Königin Maria von Schottland heiraten zu dürfen, die sich damals in englischer Gefangenschaft befand. In den Niederlanden unterzeichneten er und die Rebellen das Ewige Edikt (Februar 1577): Würden die Aufständischen Don Juan als Statthalter anerkennen und der Rückkehr zum Katholizismus zustimmen, würden die spanischen Truppen im Gegenzug abziehen. Die Provinzen Holland und Zeeland stimmten der Wiederherstellung des Katholizismus nicht zu und weigerten sich, Don Juans Autorität zu akzeptieren. Don Juan kehrte zurück zu seiner Rolle als Soldat und nahm den Krieg wieder auf, indem er Namur einnahm. Lot Nr. 39 Luis de Morales Schätzwert: EUR 150.000,- bis EUR 200.000,- (Badajoz 1509–1586) Madonna mit Kind, Öl auf Holz, 48,5 x 34,5 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 21 von 74
Lot Nr. 40 Alessandro Allori, Werkstatt Erzielter Preis: EUR 33.280,- Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 40.000,- (Florenz 1535–1607) Madonna mit Kind und Johannesknaben, Öl auf Holz, 94 x 74 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 22 von 74
Lot Nr. 41 Frans Francken II. Schätzwert: EUR 25.000,- bis EUR 35.000,- (Antwerpen 1581–1642) Die Gefangennahme Christi, signiert rechts unten: Do Ffranck, Öl auf Kupfer, 58 x 77 cm, gerahmt Eine weitere Fassung dieser Komposition befindet sich in der Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel (siehe U. Härting, Frans Francken II, Freren 1989, S. 280, Kat.-Nr. 184). Die vorliegende Kupfertafel, eine mit Fackeln beleuchtete Szene der Gefangennahme Christi, in deren Vordergrund Petrus dem Diener des Hohepriesters das Ohr abschlägt, ist ein charakteristisch farbenfrohes und detailreich erzähltes Gemälde von der Hand Frans Francken des Jüngeren. Die Vielfalt bewegter menschlicher Formen in der Bildmitte, das im flämischen Stil wirbelnde Laub darüber und die im Hintergrund erscheinende Szene mit Christus am Ölberg bereichern diese überaus innovative Komposition. Im Zentrum begegnet das gequälte Antlitz Christi dem Blick seines Verräters Judas mit dem wallenden roten Haar als typischem Erkennungsmerkmal. Der Mond im Nachthimmel rechts und die auf die Präsenz Gottes verweisenden Lichtstrahlen in den Wolken links sowie die umgestoßene Laterne auf dem Boden sorgen für die dynamischen und dramatischen Lichteffekte dieser Gefangennahme. Das außergewöhnliche künstlerische Talent Franckens des Jüngeren, des Sohnes Frans Franckens I., zeigte sich schon in jungen Jahren und wurde von seinem Vater und seinem Onkel Hieronymus I. gefördert. 1605 wurde er Meister der Antwerpener Lukasgilde. Sein Repertoire umfasste Kabinettbilder, Genreszenen, Allegorien, Galeriebilder, Stillleben und Altargemälde. Wie das vorliegende Werk zeigt, war Francken auf Figurendarstellungen spezialisiert. Häufig malte er die Staffage für die Werke von Tobias Verhaecht, Abraham Govaerts, Alexander Keirincx, Joos de Momper des Jüngeren und Peeter Neeffs. Manche der von ihm eingeführten Sujets waren bahnbrechend für die flämische Malerei, etwa das Galeriebild oder die Darstellung von Affen in Genreszenen (sogenannte „Singeries“). Ihm folgte sein Sohn Frans III. nach, der die Familienwerkstatt übernahm. Lot Nr. 42 - Denis van Alsloot Erzielter Preis: EUR 108.712,- Schätzwert: EUR 100.000,- bis EUR 150.000,- (Mechelen um 1570 – um 1628 Brüssel) Der Fôret de Soignes bei Brüssel mit der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, Öl auf Holz, rückseitig der Stempel der Antwerpener Tafelmachergilde und das Zeichen des Tafelmachers GG (Guilliam Gabron, tätig 1614–1626), 48,5 x 67,5 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 23 von 74
Lot Nr. 43 Englisch-holländische Schule, 17. Jahrhundert Erzielter Preis: EUR 33.280,- Schätzwert: EUR 25.000,- bis EUR 30.000,- Bildnis eines eleganten Herrn mit Ringkragen und besticktem Wams, Öl auf Leinwand, 67 x 55 cm, oval, gerahmt Das vorliegende Porträt eines schneidigen Offiziers mit dem modischen Ringkragen einer geschwärzten Rüstung und dem aufwendig bestickten Wams zeigt wahrscheinlich einen Engländer, der von einem englisch- holländischen Künstler gemalt wurde. Es wurde eine Entstehungszeit in der zweiten Hälfte der 1620er Jahre vorgeschlagen. Die Identität sowohl des überaus versierten Künstlers als auch des Dargestellten ist KunsthistorikerInnen jedoch bisher verschlossen geblieben. Der Rahmen ist englisch, aber später als das Porträt und datiert aus dem frühen 18. Jahrhundert. https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 24 von 74
Lot Nr. 44 Antwerpener Schule, um 1620 Erzielter Preis: EUR 51.200,- Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- Porträt einer Dame mit Mühlsteinkragen, Öl auf Holz, 67 x 56 cm, oval, gerahmt Laut rückseitigem Aufkleber wurde der Künstler der vorliegenden Tafel am 23. Dezember 1959 in der National Gallery in London als Cornelis de Vos (um 1584–1651) bestimmt. Das vorliegende verfeinerte Bildnis einer wohlhabenden Dame mit mächtigem Mühlsteinkragen – einer breiten Halskrause – und Spitzenhaube ist ein herausragendes Beispiel für die Antwerpener Porträtmalerei des ersten Viertels des 17. Jahrhunderts. Der reiche golden-schwarze Brokatstoff des Mieders und die Halskrause waren auffällige Modeerscheinungen in Flandern, was Hans Vlieghe dazu veranlasste, für das vorliegende Porträt ein Entstehungsdatum in den 1620er Jahren vorzuschlagen. Eigentlich würde sich eine Datierung des vorliegenden Gemäldes um oder vor 1623 anbieten, als Diego Mexía Felípez de Guzmán y Dávila, der 1. Marqués de Leganés (1580–1655), im Namen von König Philipp IV. von Spanien das Verbot des Mühlsteinkragens in allen habsburgischen Ländern erließ, obzwar sich die Mode in den Nördlichen Niederlanden, der unabhängigen holländischen Republik, noch hielt. Der auffällige Sinn für Realismus, der die dem Betrachter entgegenblickenden, akkurat dargestellten Augen, die lebendige Farbigkeit und die Modellierung des Inkarnats erfüllt, lassen an die Hand eines der führenden Bildnismaler Antwerpens denken. Zwar konnte die Dargestellte bis dato nicht identifiziert werden, doch zeichnet sie sich aufgrund der einladend leicht nach oben gezogenen Mundwinkel durch ihren besonderen Charakter und bleibende Präsenz aus. Auf der Rückseite der Tafel findet sich eine alte Zuschreibung an de Vos, doch wird diese von Katlijne Van der Stighelen, der Verfasserin der Monografie des Künstlers, nicht bestätigt, sodass die Autorenschaft des vorliegenden Bildes eine offene Frage an die Kunstgeschichte bleibt. Nichtsdestotrotz betont Van der Stighelen die erstaunliche künstlerische Vollendung und Lebendigkeit des vorliegenden Werkes. Lot Nr. 45 Denis van Alsloot und Hendrick de Clerck Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Mechelen um 1570 – um 1628 Brüssel) und (Brüssel um 1570–1629/30) Tod des Adonis, Öl auf Leinwand, 56 x 85 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 25 von 74
Lot Nr. 46 - Ambrosius Bosschaert II. Schätzwert: EUR 200.000,- bis EUR 300.000,- (Arnemuiden 1609–1645 Utrecht) Früchtekorb, Muscheln, eine Eidechse und Insekten auf einer steinernen Tischplatte, monogrammiert und datiert links unten: AB fecit 1630, Öl auf Holz, 37,5 x 49,5 cm, gerahmt Lot Nr. 47 Carlo Saraceni Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Venedig 1579–1620) Der heilige Sebastian, Öl auf Leinwand, 147 x 75 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 26 von 74
Lot Nr. 48 Spanische Schule, 17. Jahrhundert Schätzwert: EUR 10.000,- bis EUR 15.000,- Madonna mit Kind, Öl auf Kupfer, auf Holz montiert, 39,5 x 31 cm, gerahmt Im vorliegenden Gemälde zeigt sich deutlich der Einfluss der ekstatischen Religiosität Francisco de Zurbarans (1598–1664). Haltung und Gesichtsausdruck der Figuren bezieht sich auf Vorbilder wie Zurbarans Madonna mit Kind im Puschkin-Museum der schönen Künste in Moskau (Inv.-Nr. 200) und seine Madonna mit Kind und Johannesknaben im Museum der schönen Künste von Bilbao (Inv.-Nr. 69/249). Der Klassizismus Bolognas durchdrang die spanische Kunst des 17. Jahrhunderts durch den Einfluss Guido Renis (1575–1642). Dieser offenbart sich im Fall des vorliegenden Gemäldes in der Farbigkeit und feinen Ausführung sowie in der Einbeziehung architektonischer Elemente wie der Säule. Neben Reni übte auch Jusepe de Ribera (1591–1652) starken Einfluss auf seine spanischen Künstlerkollegen aus und machte sie mit den neuesten Entwicklungen in der italienischen Malerei vertraut. Das vorliegende Gemälde zeigt die sitzende Madonna, die das Jesuskind umfasst hält. Sie trägt ein rot-blaues Gewand, an dessen Ausschnitt eine goldene Brosche befestigt ist. Der Raum ist undefiniert und nur durch die Säule zu ihrer Linken gekennzeichnet. Ein starkes Helldunkel formt die Gesichter in Verbindung mit einer kühleren, zarten Palette aus hellvioletten, rosa, grauen, blauen und braunen Tönen. https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 27 von 74
Lot Nr. 49 - Johannes Antonius van der Baren Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Brüssel um 1615/17–1686 Wien) Maria Magdalena mit einem Engel in einem Blumenkranz, undeutlich signiert und datiert, Öl auf Leinwand, 124 x 103 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 28 von 74
Lot Nr. 50 - Jan Brueghel II. und Pieter van Avont Erzielter Preis: EUR 41.812,- Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Antwerpen 1601–1678) und (Mechelen 1600–1652 Antwerpen) Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben in einer Landschaft mit Blumen und Putten, Öl auf Holz, 51 x 78 cm, gerahmt Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat. Sein schriftliches Gutachten vom Januar 2022 liegt dem Werk bei. Die abwechslungsreich gestaltete Landschaftskulisse des vorliegenden Gemäldes mit einem mit Muscheln geschmückten grottenartigen Brunnen, mehreren Blumentöpfen und Blumenkränzen sowie einem Feigenbaum, von dem ein Affe Früchte stiehlt, wurde von Jan Brueghel dem Jüngeren mit großer Sorgfalt wiedergegeben, während die Figuren von Pieter van Avont ausgeführt wurden. Jan Brueghel II. und Pieter van Avont arbeiteten häufig zusammen – van Avont malte häufig die Figurenstaffage für Jan Brueghels Landschaften, während dieser umgekehrt die Landschaftshintergründe für Pieter van Avonts figurale Szenen schuf. Beispiele dieser Zusammenarbeit befinden sich in mehreren bedeutenden Sammlungen, darunter Flora im Garten im Kunsthistorisches Museum in Wien (Inv.-Nr. GG 1692), wo sich auch mehrere Einzelmotive des vorliegenden Gemäldes finden. Nach dem Tod seines Vaters 1625 übernahm Jan Brueghel der Jüngere die väterliche Werkstatt und setzte die Arbeit in der unverkennbaren Manier seines Vaters bis in die 1630er Jahre hinein fort. In ihrer großartigen Qualität und handwerklichen Ausführung unterscheiden sich diese Gemälde kaum von denen des Vaters. Erst in den 1640er Jahren – und anfänglich nur ansatzweise – begann er seinen persönlichen Malstil auszubilden. Viele seiner Kompositionen können als eigene Bilderfindungen des Künstlers gelten. Sein Stil unterscheidet sich von dem seines Vaters hauptsächlich durch die leicht gedämpfte Farbigkeit. Seine Pinselführung mutet insgesamt malerischer und lebendiger an. Ein vergleichbares Gemeinschaftswerk Brueghels und van Avonts wurde 2010 im Wiener Dorotheum versteigert (21. April 2010, Lot 59). Lot Nr. 51 Frans Francken II. und Gysbrecht Leytens Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Antwerpen 1581–1642) und (Antwerpen 1586 – vor 1656) Das Urteil des Midas, Öl auf Holz, 57 x 84 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 29 von 74
Lot Nr. 52 - Pietro Paolini Erzielter Preis: EUR 207.649,- Schätzwert: EUR 150.000,- bis EUR 200.000,- (Lucca 1603–1681/82) Musizierendes Hirtenpaar in einer Landschaft, Öl auf Leinwand, 180 x 119 cm, gerahmt Lot Nr. 53 - Hofmaler von Mirandola, um 1620 Schätzwert: EUR 18.000,- bis EUR 20.000,- Brustbild von Galeotto IV. Pico della Mirandola (1603–1637), https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 30 von 74
Lot Nr. 54 - Felice Ficherelli, gen. Riposo Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (San Gimignano 1605–1660 Florenz) Anbetung der Könige, Öl auf Leinwand, 130 x 110 cm, gerahmt Lot Nr. 55 Alessandro Turchi, gen. l’Orbetto Erzielter Preis: EUR 28.160,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Verona 1578–1649 Rom) Die Taufe Christi, Öl auf Leinwand, 65,5 x 50 cm, gerahmt Lot Nr. 56 - Cesare Dandini Schätzwert: EUR 80.000,- bis EUR 120.000,- https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 31 von 74
(Florenz 1596–1657) Die heilige Maria Magdalena, Öl auf Leinwand, 116 x 99 cm, gerahmt Wir danken Sandro Bellesi und Daniele Benati, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig voneinander bestätigt haben. Bellesi datiert das Werk in Dandinis Spätzeit. Dandini war ein Vertreter der florentinischen Vorliebe für elegant gestaltete Kompositionen in kräftigen Farben. Seine geschliffene Maltechnik wurde von seinem jüngeren Bruder Vincenzo Dandini weitergeführt. Neffe Pietro Dandini war Vincenzos Schüler, und Pietros Söhne – Ottaviano und der Jesuit Vincenzo – arbeiteten beide als Maler in Florenz. Cesare Dandini wurde zuerst bei Francesco Curradi und danach kurze Zeit von Cristofano Allori ausgebildet, später lernte er bei Domenico Passignano. Das Wenige, das man über sein Leben weiß, bezieht man aus der Biografie von Filippo Baldinucci (1624–1697). Dort ist zu lesen, dass Dandini aufgrund seines Äußeren Curradi für seine zahlreiche Madonnen Modell saß und dass er sich an den schlechten Manieren in der Werkstatt Alloris stieß – eine Reaktion, die dem Sinn für Verfeinerung seiner Kunst entspricht. Curradi hatte den jungen Mann bei Hofe eingeführt. Dandini schien sich jedoch auch einer eher ruhelosen Lebensweise zugewendet zu haben. Baldinucci schreibt: „[…] incominciò a dar bando agli studi, e poco meno al dipingere, ed in quella vece a’ spendere il suo tempo ne’ passatempi e nella caccia“ (siehe F. Baldinucci, Notizie de’ professori del disegno da Cimabue in qua, Florenz 1681–1728, 6 Bde.). 1621 schrieb er sich an der Accademia del Disegno ein. Sein frühestes bekanntes Gemälde ist eine mit 1625 datierte Pietà, die sich in der Sakristei der Kirche Santissima Annunziata in Florenz befindet. Spätestens 1631, als er Zerbino und Isabella (Florenz, Uffizien) für den Musiker Giovanni Battista Severi und die Madonna mit Heiligen für die Santissima Annunziata schuf, hatte er bereits viele Auftraggeber von sich überzeugt, darunter insbesondere Lorenzo de’ Medici, der sein bedeutendster Förderer bleiben sollte. Dandini entwickelte einen theatralischen Idealstil, der zugleich naturalistisch, klassizistisch, und harmonisch in Form und Farbe sowie zurückhaltend in der Bewegung und im Ausdruck war. In seinen späteren Werken – neben dem vorliegenden Gemälde etwa die Bekehrung des Saulus (1646/47, Vallombrosa, Klosterkirche) oder der Tod der Kleopatra (Privatsammlung) – fand er verstärkt zu rhetorischen Gesten und einer lebhaften Bewegtheit, die an Pietro da Cortona und seinen Florentiner Zeitgenossen Baldassare Franceschini erinnern. Diese kürzlich entdeckte Maria Magdalena ist ein außergewöhnlich schönes Beispiel für Dandinis eleganten Spätstil, der ihm den Ruf eintrug, einer der führenden Barockmaler im Florenz des 17. Jahrhunderts zu sein. Das Bild, das sich durch eine dramatische Lichtführung und eine kräftige, leuchtende Farbigkeit auszeichnet, ist zurecht als ein Hauptwerk des Künstlers einzuschätzen. Das gekonnt wiedergegebene Gesicht mit den weichen, vollen Lippen, Maria Magdalenas entrückter, rätselhafter Ausdruck, die kühle Tonalität ihres Inkarnats und die starken Farben, insbesondere das auffällige Blau, das für den Umhang zum Einsatz kam, sprechen allesamt für Dandinis Reifestil, der zu einem guten Teil seiner Ausbildung und seinen prägenden Jahren geschuldet war. Das https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 32 von 74
Bild ist gut mit anderen Werken seiner späten Reifezeit vergleichbar, etwa mit dem Gemäldepaar der heiligen Dorothea von Kappadokien und der heiligen Katharina von Alexandrien, das 2015 bei Christie’s versteigert wurde (Christie’s, London, 18. November 2015, Lot 120). Eine in Sandro Bellesis Monografie des Künstlers abgebildete Zeichnung (siehe S. Bellesi, Cesare Dandini, Turin 1996, S. 48, Nr. 48s) zeigt eine nach oben blickende junge Frau in einer sehr ähnlichen Pose und in vergleichbarer Handhaltung. Die Pose erinnert außerdem an die Heilige Katharina von Alexandrien in einer Privatsammlung (siehe S. Bellesi 1996, S. 162, Kat.-Nr. 105). Lot Nr. 57 Sebastiaen D. Castro Erzielter Preis: EUR 35.840,- Schätzwert: EUR 25.000,- bis EUR 35.000,- (tätig in Antwerpen 1633–1656) Gemäldepaar der Seeschlacht von Lepanto zwischen der christlichen Flotte unter Don Juan d’Austria und den Osmanen (1571), das zweite Bild signiert unten Mitte: S. D CASTRO, Öl auf Leinwand, je 120 x 166 cm, gerahmt, Pendants (2) Lot Nr. 58 Sebastiaen Vrancx Erzielter Preis: EUR 83.200,- Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Antwerpen 1573–1647) Waldlandschaft mit spanischen Reitern auf einem Weg, monogrammiert auf der Kruppe des braunen Pferdes in der Mitte: SV, Öl auf Holz, 70 x 89 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 33 von 74
Lot Nr. 59 Jan Brueghel II. Erzielter Preis: EUR 70.400,- Schätzwert: EUR 50.000,- bis EUR 70.000,- (Antwerpen 1601–1678) Bauern auf einem Weg und Reisende zu Pferde in einer weiten Landschaft, Öl auf Holz, 33 x 41,9 cm, gerahmt Saleroom Notice: Neuer Schätzwert 50-70.000 euro Lot Nr. 60 Jacob Jordaens Erzielter Preis: EUR 80.080,- Schätzwert: EUR 100.000,- bis EUR 150.000,- (Antwerpen 1593–1678) Kampf zwischen Lapithen und Kentauren, Öl auf Holz, rückseitig mit dem Kleeblatt des Tafelmachers Michiel Claessens (tätig ab 1590, gest. 1637), 76,9 x 105,6 cm, gerahmt Lot Nr. 61 Adriaen Pietersz. van de Venne Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Delft 1589–1662 Den Haag) „Geweldige Botticheyt“, signiert rechts unten: AP (ligiert) van de Venne, Öl auf Holz, 40 x 56 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 34 von 74
Lot Nr. 62 Marten de Vos und Werkstatt Erzielter Preis: EUR 178.000,- Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (Antwerpen 1532–1603) Allegorie der sieben freien Künste, Öl auf Leinwand, 156 x 234 cm, gerahmt Lot Nr. 63 Adriaen van Ostade Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Haarlem 1610–1685) Gasthausinterieur mit Bauern beim Würfelspiel, Öl auf Holz, Tondo, Durchmesser 40 cm, gerahmt Lot Nr. 64 Anthonis van Dyck, Schüler Schätzwert: EUR 15.000,- bis EUR 25.000,- (Antwerpen 1599–1641 London) Bildnis des James Stanley, 7. Earl von Derby, „The Great Earl of Derby“ (1607–1651), Öl auf Leinwand, 77 x 64 cm, gerahmt *Schüler bezeichnet einen unbekannten Künstler, der unter dem Meister ausgebildet wurde. https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 35 von 74
Lot Nr. 65 Jan van Kessel I. Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Antwerpen 1626–1679) Rosen, eine Tulpe, eine Lilie und Vergissmeinnicht in einer gläsernen Vase, signiert Mitte unten: J. van Kessel, Öl auf Kupfer, 29 x 24,5 cm, gerahmt Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung an Jan van Kessel I. auf der Grundlage von Fotografien bestätigt hat. Das vorliegende Stillleben mit einer Tulpe, einer Lilie, Rosen und Vergissmeinnicht, die farbenfroh in einer gläsernen Vase auf einem Steinsims angeordnet sind, ist ein typisch fein ausgeführtes Werk aus dem Œuvre des Jan van Kessel des Älteren. Die Akkuratesse, mit der der Schmetterling und die Libelle auf dem Strauß sowie die darunter sitzende Schnecke wiedergegeben sind, ist in Verbindung mit den genau beobachteten Formen der Blumen Zeugnis für das erlesene Naturstudium, für das van Kessel schon von seinen Zeitgenossen gefeiert wurde. Im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert gingen das Studium von Kunst und Natur Hand in Hand. Beispiele exotischer Tiere und Pflanzen fanden sich Seite an Seite auf Gemälden der Wunderkammern. Van Kessel ist für seine bewegten Arrangements bekannt. Die Larven auf den Blumenstängeln links und rechts zeigen jeweils frühere Stadien der weiter oben erscheinenden Libelle und Motte. Diese Andeutung von Geburt und Wiedergeburt hatte religiöse Bedeutung, ebenso die rote Rose als Symbol für das Blut Christi und die Wunder der Passion, während die Lilie als Zeichen der Reinheit galt. Van Kessel war ein unter vielen führenden flämischen Figurenmalern gefragter Mitarbeiter und malte akribisch gestaltete Kränze um deren Mittelkompositionen. In dieser Rolle arbeitete er mit seinem Onkel David Teniers dem Jüngeren, Thomas Willeboirts Bosschaert, Hendrick van Balen dem Älteren und Erasmus Quellinus dem Älteren zusammen. https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 36 von 74
Lot Nr. 66 Antonio Tibaldi Erzielter Preis: EUR 45.500,- Schätzwert: EUR 50.000,- bis EUR 70.000,- (Rom um 1631/32 – um 1675) Ein mit Federn geschmückter Helm, eine Rüstung, eine Lanze, eine bronzene Statuette und eine Automatenuhr auf einem zum Teil drapierten Sims neben einem Morgenstern und einem Schild, von einem Vorhang hinterfangen; und Ein Metallkrug, Vasen, ein Teller und eine bronzene Statuette auf einem zum Teil drapierten Marmorsims, von einem Vorhang hinterfangen, Öl auf Leinwand, je 97 x 133,5 cm, gerahmt, Pendants (2) Lot Nr. 67 Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo Erzielter Preis: EUR 128.000,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Neapel 1602–1643) Tod der Dido, Öl auf Leinwand, 128 x 103 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 37 von 74
Lot Nr. 68 Diana De Rosa, gen. Annella di Massimo Erzielter Preis: EUR 89.600,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Neapel 1602–1643) Sophonisbe mit dem Giftbecher, Öl auf Leinwand, 129 x 103 cm, gerahmt Lot Nr. 69 Artemisia Gentileschi und Onofrio Palumbo Schätzwert: EUR 250.000,- bis EUR 300.000,- (Rom 1593 – nach 1654 Neapel) und (Neapel um 1606 – um 1656) Abraham und die drei Engel, Öl auf Leinwand, 144,5 x 200,8 cm, gerahmt Lot Nr. 70 Antonio de Bellis Schätzwert: EUR 45.000,- bis EUR 55.000,- (geb. um 1616, tätig in Neapel um 1636–1656/58) Putten mit einem Hund, Öl auf Leinwand, 130 x 128 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 38 von 74
Lot Nr. 71 Anthonis van Dyck, Werkstatt Erzielter Preis: EUR 25.600,- Schätzwert: EUR 20.000,- bis EUR 30.000,- (Antwerpen 1599–1641 London) Amaryllis und Mirtillo, Öl auf Leinwand, 118 x 155 cm, gerahmt Lot Nr. 72 Isaack Luttichuys Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (London 1616–1673 Amsterdam) Bildnis einer Dame im blauen Seidenkleid mit einem weißen Tuch, Öl auf Leinwand, 107 x 92 cm, gerahmt Lot Nr. 73 Cornelis de Vos Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 50.000,- (Hulst 1584/85–1651 Antwerpen) Bildnis eines eleganten Herrn mit weiter Halskrause, Öl auf Holz, 53 x 39,5 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 39 von 74
Lot Nr. 74 - Flämische Schule, 17. Jahrhundert Erzielter Preis: EUR 30.662,- Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 40.000,- Anbetung der Hirten in einer Winterlandschaft, Öl auf Holz, rückseitig das Zeichen des Tafelmachers Michiel Vriendt (in Verwendung 1615–1638), 41,5 x 54,5 cm, gerahmt Von der vorliegenden Komposition, die sich bei Auftraggebern im 17. Jahrhundert offensichtlich großer Beliebtheit erfreute, sind mehrere Fassungen bekannt. Manche sind auf Kupfer gemalt, zwei andere, darunter die vorliegende, auf Holz. KunsthistorikerInnen sind sich über den Ursprung der Komposition und eine überzeugende Zuschreibung noch nicht schlüssig geworden. Einige Exemplare hat man in der Vergangenheit Cornelis de Baellieur (1607–1671), andere Ambrosius Francken dem Jüngeren (1581–1642) zugeschrieben. Das Zeichen des Tafelmachers Michiel Vriendt auf der Rückseite der Tafel erlaubt eine relativ präzise Datierung zwischen 1615 und 1638. Eine vergleichbare Fassung wurde 2006 in Frankreich verkauft (Auktion, Versailles Enchères, Versailles, 22. Januar 2006, Lot 45, um Angesichts der regen Werkstattzusammenarbeit im Antwerpen des 17. Jahrhunderts und der Neuauflage beliebter Bildideen verwundert es kaum, dass eine durch und durch flämische Szene wie die vorliegende von mehreren führenden Werkstätten der Stadt mehrmals aufgegriffen wurde. Tatsächlich weisen einige der Figuren sogar auf eine Beteiligung Jan Brueghels des Jüngeren. Die von europäischen Malern der Spätrenaissance und des Frühbarocks am häufigsten behandelten Themen waren der Religion und der klassischen Antike entnommen. Die Gebäude dieser Gemälde entsprachen meist prächtigen Bauwerken, etwa bestimmen Palästen oder Rathäusern. Kleine Bauernhöfe und strohgedeckte Häuser wurden eher nicht dargestellt, zumal diese Behausungen auf das beschwerliche Leben auf dem Land verwiesen. In den Niederlanden und vor allem in Flandern unterschieden sich die Bildkulissen jedoch in dieser Hinsicht. Flämische Künstler bezogen ihr tägliches Umfeld in ihre Bilder mit ein. Sie malten nicht nur für reiche und wichtige Herrschaften, sondern auch für die Namenlosen – Bauern, Landarbeiter und deren Wohnstätten und Dörfer. Wie das vorliegende Gemälde waren diese Werke oft mit großer Detailfreude umgesetzt und verlangten vom Betrachter, dass er sich die Zeit nahm, sich mit allen Teilen und Bedeutungen der Komposition zu beschäftigen. Die vorliegende Anbetung zeigt, wie die Hirten dem neugeborenen Jesuskind in einem flämischen Dorf huldigen. Eine Schlüsselepisode der Bibel wird hier brillant mit der zeitgenössischen Realität eines flämischen Winters verwoben. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert hinein erlebten nördliche Regionen die sogenannte Kleine Eiszeit. Es herrschten zu dieser Zeit längere Perioden von Eis und Schnee, die folgenschwere Verknappungen bei der Nahrungsmittelproduktion nach sich zogen und Hungersnot und Tod mit sich brachten. Der Winter spielte im flämischen Lebensalltag eine wichtige Rolle, wie die Beliebtheit von Winterszenen in der niederländischen und vor allem flämischen Malerei bezeugt. Bezieht man diesen Kontext mit ein, ist das vorliegende Gemälde mehr als bloß die Darstellung eines biblischen Themas. So kann die ältere Gestalt auf einem Maultier, die sich der Szene in Begleitung einiger Dorfbewohner von links nähert und große Ähnlichkeit mit dem bekannten Stich des „Hyems“ (Winters) von Hendrick Goltzius aufweist, als Personifikation des Winters gelesen werden. Es handelt sich bei dem vorliegenden Gemälde daher nicht ausschließlich um ein religiöses Werk, sondern in einem erweiterten Sinn vielmehr um eine Allegorie des Winters. Die Bühne der Anbetung ist an sich im Grunde ein klassisch flämisches Motiv. Das strohgedeckte Dach und das https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 40 von 74
ärmliche Gebäude des Stalls treten in vielen Umsetzungen des Bildthemas der Künstlerfamilie Brueghel prominent in Erscheinung. Zudem gehen einige Merkmale letztlich auf die Darstellung des Sujets der Mitteltafel von Boschs Bronkhorst-Bosschuyse-Triptychon von 1495–1499 im Prado in Madrid zurück, das in Flandern womöglich durch spätere Kopie bekannt war. Lot Nr. 75 Jan Erasmus Quellinus Erzielter Preis: EUR 51.200,- Schätzwert: EUR 15.000,- bis EUR 20.000,- (Antwerpen 1634–1715 Mechelen) Ecce Homo, undeutlich signiert und datiert links unten: I. E. Quellinus pict. […] / Ao . 1681., Öl auf Leinwand, 151 x 116 cm, gerahmt Lot Nr. 77 Joseph van Bredael Schätzwert: EUR 40.000,- bis EUR 60.000,- (Antwerpen 1688–1739 Paris) Hügellandschaft mit zwei Windmühlen und Fuhrwerken, Reste einer Signatur links unten, Öl auf Kupfer, 14,5 x 19,5 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 41 von 74
Lot Nr. 78 Hendrick van Somer Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (Lokeren 1607/08 – um 1656 Neapel?) Christus und die Ehebrecherin, Öl auf Leinwand, 125,5 x 174,5 cm, gerahmt Lot Nr. 79 - Bartolomeo Manfredi Erzielter Preis: EUR 37.631,- Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 40.000,- (Ostiano 1582–1622 Rom) Ecce Homo, Öl auf Leinwand, 98,5 x 73,5 cm, gerahmt Lot Nr. 80 Andrea Vaccaro Erzielter Preis: EUR 24.960,- Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 40.000,- (Neapel 1604–1670) Abraham verstößt Hagar und Ismael, monogrammiert rechts unten, Öl auf Leinwand, 168,5 x 220 cm, gerahmt https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 42 von 74
Lot Nr. 81 - Jusepe de Ribera Erzielter Preis: EUR 69.687,- Schätzwert: EUR 60.000,- bis EUR 80.000,- (Játiva 1591–1652 Neapel) Der heilige Antonius von Padua mit dem Jesuskind, Öl auf Leinwand, 112 x 91,5 cm, gerahmt Lot Nr. 82 Caravaggesker Meister, um 1611–1612 Erzielter Preis: EUR 33.800,- Schätzwert: EUR 50.000,- bis EUR 70.000,- Salome empfängt das Haupt Johannes’ des Täufers, Öl auf Leinwand, 128 x 175 cm, gerahmt Wir danken Gianni Papi, der diese bis dato unbekannte und unpublizierte Salome Hendrick ter Brugghen zugeschrieben hat (schriftliche Mitteilung). Er datiert das Gemälde um 1611/1612, in die Zeit von ter Brugghens faszinierendem Italienaufenthalt, der von 1608 bis 1614 dokumentiert ist. Ter Brugghens Aufenthalt in Italien ist zwar dokumentiert, doch ist kein Werk für diese Phase allgemein anerkannt. Papi hat versucht, ter Brugghens italienische Periode klarer zu fassen, was es erlaubt, den Maler als einen der innovativsten Künstler zu sehen, der in Rom tätig war, als sich Caravaggios Naturalismus zu verbreiten begann. 1614 ist ter Brugghen in Mailand fassbar, als er sich für seine Rückreise in die Niederlande vorbereitete. Sein Aufenthalt in Italien ist über mehrere Jahre dokumentiert, und es wird angenommen, dass er 1604 oder 1605 im Alter von 16 oder 17 Jahren dort angekommen war. Außerdem ist nachgewiesen, dass ter Brugghen in Rom auf Rubens traf, sodass er sich um 1606 in der Stadt befunden haben muss. Der Künstler wäre also das einzige Mitglied der Utrechter Caravaggisten, das in Rom ankam, als Caravaggio dort noch tätig gewesen war (siehe C. de Brie, Den Spiegel van der verdrayde werelt, Antwerpen 1708). Papi vergleicht das vorliegende Gemälde mit anderen Werken, die stilistische Ähnlichkeiten aufweisen und die er ebenfalls ter Brugghens italienischen Jahren zugeschrieben hat. Im Zentrum dieser Gruppe stehen die Verleugnung des Petrus und die Anbetung der Hirten in der Spier Sammlung in London, die Papi um 1611/12 datiert (siehe G. Papi, in: Gherardo delle Notti. Quadri bizzarrissimi e cene allegre, Ausstellungskatalog, Florenz https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 43 von 74
2015, S. 134f., Kat.-Nr. 5). Die Hände des knienden Hirten in der Anbetung und jene des Soldaten nahe dem Feuer der Verleugnung sind groß und geschwollen und können mit jenen des Henkers in unserem Bild, der das Haupt des Täufers hält, verglichen werden. Papi merkt zudem stilistische Ähnlichkeiten mit dem Bild Der Evangelist Johannes in der Galleria Sabauda in Turin (Inv.-Nr. 100) an, das er ebenfalls in ter Brugghens italienische Jahren verweist. Die Art der Wiedergabe der Weißtöne im Hemd des Evangelisten findet sich auch im Hemd des Henkers, wo sie gegenüber den sich durch die Falten ergebenden tiefen Schatten noch heller wirken. Auch das Gesicht des Evangelisten Johannes ist vergleichbar. Die grünen Ärmel des Gewandes von Salome mit den verschlungenen Falten sind jenen des Pilatus in dem Gemälde Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld in Lublin in Polen verwandt. Laut Papi sind das Haupt des Täufers und die leicht konkave Nase charakteristisch für ter Brugghens Gesichtstypen. Ebenso typisch ist die dramatische Szene im Zentrum der Komposition mit den Blutstropfen auf dem Metalltablett, dem mit schnellen, entschlossenen Pinselstrichen ein heller Glanz verliehen wurde. Der intensive Gesichtsausdruck des jungen Henkers, der nahezu völlig im Schatten liegt, wurde mit selbstsicherem Pinsel gemalt, wobei die konvexe Linie des Kiefers durch das Licht hervorgehoben wird. In Italien und wahrscheinlich vor allem in Rom entfaltete ter Brugghen eine erstaunliche Ausdruckskraft. Der Duktus des vorliegenden Bildes ist schnell und selbstsicher; die Pinselstriche vermitteln Volumen und lassen erahnen, wie sich der Künstler später in Utrecht weiterentwickeln würde. Gleichzeitig unterscheidet sich das Werk jedoch von dem, was in Holland kommen sollte. Der positive Einfluss des von Caravaggio herrührenden Naturalismus verlieh dem holländischen Maler eine gewisse Schwere und Kraft und damit einen dramatischen Stil, der weit entfernt war von den Schnörkeln und übertriebenen Physiognomien der Malerei seiner Heimat im Norden, die der Künstler in seinen Utrechter Jahren pflegte. Lot Nr. 83 - Paul Bril und Werkstatt Schätzwert: EUR 30.000,- bis EUR 40.000,- (Antwerpen oder Breda 1553/54 –1626 Rom) Bewaldete Flusslandschaft mit Räubern, Öl auf Leinwand, 91 x 130 cm, gerahmt Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Paul Bril und Werkstatt bestätigt hat. Sein Gutachten liegt in Fotokopie vor. Er datiert das Gemälde um 1626. Paul Bril hat dieses feine Landschaftsbild in Italien in den 1620er Jahren ausgeführt. Die Komposition, die Wiedergabe des Blattwerks und des Himmels sind für Brils spätere Werke, ab 1620, charakteristisch. Komposition und Bildgegenstand sind durch eine weitere Version von identischem Format bereits bekannt. Luuk Pijl erhielt 1995 davon durch den italienischen Kunsthistoriker Giorgio Faggin Kenntnis, der das Werk 1965 in seinem wichtigen und grundlegenden Aufsatz über die Kabinettbilder Paul Brils veröffentlicht hatte (siehe „Per Paolo Bril“, in: Paragone, XVI, 1965, 185/5, S. 21–35, Abb. 13–40). Dieses und das vorliegende Bild sind in ihrer Qualität gleichrangig. Den außergewöhnlichen Bildgegenstand, wonach ein Reisender von Banditen ausgeraubt und seiner Kleider https://www.dorotheum.com/de/a/85916/ Seite 44 von 74
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