Alte Meister I - Dorotheum

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Alte Meister I - Dorotheum
Alte Meister I
Auktionstermin: 11.05.2022, 16:00
Auktionstyp:    Saal Auktion mit Live Bidding

                                      Lot Nr. 1 -

                                      Sienesische Schule, 14. Jahrhundert
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 76.656,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Christus als Schmerzensmann,
Tempera auf Holz, 26,5 x 17 cm, ungerahmt

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Lot Nr. 2

                                      Bartolomeo Caporali
                                      Schätzwert:
                                      EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

(Perugia um 1420 – um 1505)
 Der Prophet Jesaja,
 Tempera auf Holz, Goldgrund, 50 x 33 cm (gesamt), Integralrahmen

                                      Lot Nr. 3

                                      Giovanni da Gaeta
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 46.080,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Gaeta, tätig 2. Hälfte 15. Jahrhundert)
 Kreuzigung,
 Tempera und Öl auf Holz, 46 x 29 cm, ungerahmt

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Lot Nr. 4

                                    Wolfgang Krodel
                                    Erzielter Preis:
                                    EUR 153.000,-
                                    Schätzwert:
                                    EUR 120.000,- bis EUR 180.000,-

(um 1500 – tätig in Schneeberg 1528–1561)
 Adam und Eva,
 monogrammiert und datiert auf dem Baumstamm: 1550 / W K, ,
 Öl auf Holz, 87,1 x 67,8 cm, gerahmt

                                    Lot Nr. 5

                                    Westfälische Schule, um 1480
                                    Erzielter Preis:
                                    EUR 89.600,-
                                    Schätzwert:
                                    EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Christus vor Pontius Pilatus,
Öl auf Holz, 107 x 56 cm, gerahmt

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Lot Nr. 6

                                      Jacopo di Cione
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 102.400,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Florenz 1320/30–1398/1400)
 Der Engel Gabriel; und
 Die Verkündigungsmadonna,
 Tempera auf Holz, Goldgrund, 44,5 x 18,8 cm bzw. 45 x 18,8 cm, gerahmt, Pendants (2)

                                      Lot Nr. 7 -

                                      Meister des Johnson-Triptychons
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 146.202,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-
(Florenz, tätig um die Mitte des 15. Jahrhunderts)
 Heimsuchung, Christi Geburt und Madonna mit Kind und den Heiligen Petrus Martyr und Franz von Assisi,
 Tempera auf Holz, 42,5 x 111 cm, gerahmt

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Lot Nr. 8

                                      Giovanni di Ser Giovanni Guidi, gen.
                                      Lo Scheggia
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 66.560,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

(San Giovanni Valdarno 1406–1486 Florenz)
 Madonna mit dem eine Weintraube haltenden Kind und zwei Engeln,
 Tempera und Öl auf Holz, 76,5 x 48,5 cm, gebogter Abschluss, Integralrahmen

                                      Lot Nr. 9

                                      Joos van Cleve, Werkstatt
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 32.000,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

(Cleve 1485–1540 Antwerpen)
 Maria lactans,
 Öl auf Holz, 39 x 27,5 cm, gerahmt

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Lot Nr. 10

                                     Hieronymus Bosch, Nachfolger, um
                                     1530
                                     Schätzwert:
                                     EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

Der heilige Antonius,
Öl auf Holz, 46 x 32 cm, gerahmt

                                     Lot Nr. 11

                                     Pietro di Cristoforo Vannucci, gen.
                                     Perugino, Werkstatt
                                     Erzielter Preis:
                                     EUR 165.500,-
                                     Schätzwert:
                                     EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

(Città della Pieve um 1448–1523 Fontignano)
 Thronende Madonna mit Kind und den Heiligen Sebastian, Johannes dem Täufer, Rochus und Petrus,
 Öl auf Leinwand, von einer Holztafel übertragen, 205,5 x 205 cm, gerahmt

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Lot Nr. 12

                                           Antonio di Donnino del Mazziere
                                           Schätzwert:
                                           EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

(Florenz um 1490–1547)
 Frauenkopf: Testa ideale,
 Öl auf Holz, 64 x 50 cm, gerahmt

                                           Lot Nr. 13

                                           Antwerpener Schule, um 1540
                                           Schätzwert:
                                           EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Bildnis eines Herrn mit rotem Pilgerhut,
Öl auf Holz, 28 x 21,3 cm, gerahmt

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Lot Nr. 14

                                         Pieter Brueghel II., Umkreis
                                         Schätzwert:
                                         EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

(Brüssel 1564–1638 Antwerpen)
 Flämisches Sprichwort, vermutlich: „Hij legt ‘t ei in andermans nest“,
 Öl auf Holz, Tondo, Durchmesser 18 cm, gerahmt

                                         Lot Nr. 15 -

                                         Jobst Harrich
                                         Schätzwert:
                                         EUR 120.000,- bis EUR 150.000,-

(Nürnberg um 1580–1617)
 Darbringung im Tempel,
 signiert und datiert vorne auf dem Podest links unten: Harrich 1615,
 Öl auf Holz, 97 x 97,5 cm, gerahmt

                                         Lot Nr. 16

                                         Pietro di Nicola Baroni
                                         Erzielter Preis:
                                         EUR 33.280,-
                                         Schätzwert:
                                         EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

(dokumentiert Perugia 1436–1484 Orvieto)
 Madonna mit Kind,
 Tempera und Öl auf Holz, Goldgrund, 44 x 54 cm, gerahmt

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Lot Nr. 17

                                        Raffaello Sanzio, gen. Raffael,
                                        Werkstatt
                                        Schätzwert:
                                        EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

(Urbino 1483–1520 Rom)
 Madonna mit Kind und Johannesknaben,
 Öl auf Holz, 29,8 x 24,9 cm, gerahmt

                                        Lot Nr. 18 -

                                        Raffaello Sanzio, gen. Raffael,
                                        Umkreis*
                                        Schätzwert:
                                        EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

(Urbino 1483–1520 Rom)
 Madonna dell’Impannata,
 Öl auf Holz, 162,5 x 124 cm, gerahmt

 * „Umkreis“ bezeichnet den Schöpfer eines Werks, das in der unmittelbaren Einflusssphäre des Künstlers
entstanden ist. Provenienz:
 vermutlich Sammlung Bindo Altoviti, Palazzo Altoviti, Rom;
 vermutlich Weitergabe im Erbgang, Palazzo Altoviti, Rom, verzeichnet 1644;
 vermutlich Sammlung der Baronessa Teresa Del Nero, Florenz (lt. rückseitigem Wachssiegel mit dem Wappen der
Familie Del Nero);
 vermutlich vererbt an Marchese Carlo Torrigiani, Palazzo Torrigiani, Florenz, verzeichnet 1758–1761;
 europäische Privatsammlung

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Lot Nr. 19

                                        Agnolo di Cosimo di Mariano, gen.
                                        Bronzino, Werkstatt
                                        Schätzwert:
                                        EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

(Monticelli 1503–1572 Florenz)
 Porträt von Cosimo I. de’ Medici, Großherzog der Toskana (1519–1574),
 Öl auf Holz, 86,5 x 69,2 cm, gerahmt

                                        Lot Nr. 20

                                        Jacopo di Giovanni di Francesco, gen.
                                        Jacone
                                        Schätzwert:
                                        EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

(Florenz 1495–1554)
 Bildnis des Lodovico Martelli (1503–1531) als Dreiviertelfigur,
 bezeichnet auf dem Blatt links unten: Ludovicus Martellius / Poeta,
 Öl auf Holz, 96,5 x 74,5 cm, gerahmt

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Lot Nr. 21

                                        Giovanni Maria Butteri
                                        Schätzwert:
                                        EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Florenz um 1540–1606/1608)
 Halbfiguriges Porträt eines Kardinals, vermutlich Filippo Boncompagni (1548–1586),
 Öl auf Holz, 121,8 x 92,3 cm, gerahmt

                                        Lot Nr. 22

                                        Marcello Venusti
                                        Schätzwert:
                                        EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Mazzo di Valtellina 1510–1579 Rom)
 Ecce Homo,
 Öl auf Leinwand, 72 x 59 cm, gerahmt

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Lot Nr. 23

                                      Girolamo da Santacroce
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 70.400,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-
(Santa Croce um 1485–1556 Venedig)
 Madonna mit Kind, Johannes dem Täufer und den Heiligen Franz von Assisi und Nikolaus,
 Öl auf Leinwand, 85 x 112 cm, gerahmt

                                      Lot Nr. 24

                                      Luca Cambiaso
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 25.600,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Moneglia 1527–1585 Madrid)
 Madonna mit Kind und Johannesknaben,
 Öl auf Leinwand, 80 x 77,5 cm, gerahmt

                                      Lot Nr. 25 -

                                      Frans Pourbus der Jüngere
                                      Schätzwert:
                                      EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

(Antwerpen 1569–1622 Paris)
 Brustbild eines Edelmanns im bestickten Wams mit Spitzenkragen,
 bezeichnet und datiert links oben: ANTVE?’ ANo SAL.. / 1593;
 bezeichnet rechts oben: ÆTA’ SVÆ.18..,
 Öl auf Leinwand, 65,5 x 55 cm, gerahmt

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                    Seite 12 von 74
Lot Nr. 26

                                       Sante Peranda
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 65.000,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

(Venedig 1566–1638)
 Ganzfiguriges Porträt eines Edelmanns in vergoldeter Rüstung mit roter Schärpe und weißem Spitzenkragen,
flankiert von einem mit Federn geschmückten Helm und einem Schild,
 Öl auf Leinwand, 198 x 104 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 27

                                       Louis de Caullery und Werkstatt
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 25.600,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Cambrai um 1580–1621 Antwerpen)
 Königin Semiramis jagt einen Löwen vor den Toren Babylons (Herodot, Historien I, 184),
 datiert links der Mitte (über dem Tor): 1610,
 Öl auf Holz, 50 x 66 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 28 -

                                       Pieter de Witte, gen. Peter Candid,
                                       Werkstatt
                                       Schätzwert:
                                       EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Brügge um 1540–1628 München)
 Allegorie des Monats Februar,

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                     Seite 13 von 74
Öl auf Leinwand, 131 x 180 cm, gerahmt

 Pieter de Witte, gen. Pietro Candido oder Peter Candid, war ein vielseitiger Künstler, der nicht nur als Maler,
sondern auch als Entwerfer von Tapisserien, Druckgrafiker und Bildhauer tätig war. In seinem späteren Schaffen
fand er zu einem Übergangsstil zwischen Spätrenaissance und Frühbarock.

Candid war ein wichtiger Entwerfer der von Herzog Maximilian I. von Bayern in München eingerichteten Weberei,
die vom flämischen Weber Hans van der Biest geleitet wurde. Die dort produzierten Tapisserien waren in erster
Linie für die Münchner Residenz bestimmt. Trotz der bescheidenen Größe des Mitarbeiterstabs von etwa 20
Webern entstanden in der Werkstatt Tapisserien von ausgezeichneter Qualität, die sich durch lebendige Farben,
bewegte Szenerien und unterhaltsame Details auszeichneten. Die Werkstatt blieb bis 1615 in Betrieb.

Candid schuf Kartons für drei Tapisserienserien der Werkstatt. Er entwarf eine Reihe von zwölf Grotesken, eine
Serie mit elf Szenen zur Geschichte des Otto von Wittelsbach, des Begründers des Hauses Wittelsbach, sowie
achtzehn Tapisserien mit Darstellungen der Monate, der Jahreszeiten und von Tag und Nacht. Die in München
nach den Entwürfen Candids gewobenen Tapisserien gehörten zu den feinsten und innovativsten Erzeugnissen
europäischer Tapisserienproduktion des frühen 17. Jahrhunderts. Candid führte eine große Werkstatt und
beschäftigte zahlreiche Schüler, darunter Hans Käppler, Hans Brüderl und Christoph Zimmermann sowie seinen
eigenen Sohn Wilhelm.

Das vorliegende Gemälde beruht auf Candids Karton für die Tapisserie zum Monat Februar. Die Vermutung liegt
nahe, dass Candids Werkstatt auf Grundlage der Kartons eine komplette Gemäldeserie aller zwölf Monate schuf,
worauf mehrere bekannte Beispiele schließen lassen.

 Eines davon, offenbar von derselben Hand ausgeführt und von ungefähr gleicher Größe, gelangte vor Kurzem im
deutschen Kunsthandel zum Verkauf (Auktion, Lempertz, Köln, 19. November 2011, Lot 1223, als Werkstatt Pieter
de Witte). Zu weiteren Gemälden der Serie, die alle von derselben Hand zu stammen scheinen, gehören: Sommer
(Auktion, Weinmüller, München, 23.–25. Juni 1965, Lot 1466, 1467, als Sebastian Vrancx), Apriljäger (Auktion,
Weinmüller, München, 23.–25. Juni 1965, Lot 1466, 1467, als Sebastian Vrancx) und Die Arbeiten des März
(Auktion, Sotheby’s, London, 8. Juli 1992, Lot 28, als Werkstatt Pieter de Witte, gen. Candid). Eine Vorzeichnung
Candids für den Monat September befindet sich heute in München (Staatliche Graphische Sammlung München,
Inv.-Nr. 41467).

Während mehrere Werke der Serie Szenen des Landlebens darstellen, zeichnen sich andere, darunter das
vorliegende, durch eine höfische Atmosphäre aus. Zu sehen ist hier eine wunderbar detailreich dargestellte
Spielszene vor einem lodernden Feuer, das in einem beeindruckenden manieristischen Kamin in einem
Palastgebäude brennt. Im rechten Hintergrund sehen wir eine fröhliche höfische Gesellschaft auf einem
Pferdeschlitten, die über den Hauptplatz einer bayerischen Stadt, möglicherweise München, gezogen wird. In den
Wolken erscheint das Sternzeichen der Fische. Im linken Hintergrund sieht man einen Mann in einem vereisten
Garten beim Holzsammeln. Auf köstliche Weise kontrastiert die Kälte im Freien mit der Wärme eines
spätwinterlichen Interieurs. Die Spielszene selbst scheint voller ikonografischer Hinweise, darunter die von
einigen Spielern abgenommenen Masken.

Pieter de Witte wurde zwischen 1540 und 1548 in Brügge geboren. Sein Vater Elias war Tapisserienweber und für
die neu eröffnete Weberei der Medici, die Arazzeria Medicea, tätig, die von dem flämischen Meister Jan Rost
geleitet wurde. Während der 1560er Jahre hielt er sich in Florenz auf, wo er in der Werkstatt von Giorgio Vasari
tätig war, mit dem er an mehreren Aufträgen für die Medici zusammenarbeitete. Bei dem frühesten durch seine
Bezahlung dokumentierten Werk Candids handelt es sich um ein 1569 in Florenz ausgeführtes Fresko.

Der Künstler scheint im Jahr 1576 als Mitglied der Accademia delle Arti del Disegno auf. Zusammen mit Vasari
reise er nach Rom, wo er mit den neuesten Entwicklungen toskanisch-römischer Manieristen in Berührung kam.
Der flämische Künstlerbiograf des 16. Jahrhunderts Karel van Mander, der Candid bei seinem Italienbesuch

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kennengelernt hatte, berichtete, dass Candid mit Giorgio Vasari in der Sala Regia im Vatikan und in der Kuppel
des Doms von Florenz zusammenarbeitete.

Spätestens 1586 wurde er auf Empfehlung des Bildhauers Giambologna an den Herzogshof nach München
berufen. Er sollte dort die nächsten 42 Jahre, bis zu seinem Tod 1628, bleiben – als Hofmaler von Herzog
Wilhelm V. und danach von Maximilian I. Für den Herzog und Kurfürsten Maximilian schuf Candid mehrere
Freskenzyklen in zahlreichen Bauten, darunter das Antiquarium und die Prunkräume der Münchner
Herzogsresidenz und die Prunkräume von Schloss Schleißheim, sowie die Deckenentwürfe für den Goldenen Saal
im Augsburger Rathaus. Zwischen 1600 und 1628 war Candid der führende Künstler Münchens. Er war auch als
Kunsthändler tätig und machte Geschäfte mit Philipp Hainhofer, einem Augsburger Händler, Bankier, Diplomaten
und Sammler, der u. a. ob seiner Wunderkammern in Erinnerung geblieben ist. De Wittes Werke standen
hinsichtlich Form und Farbigkeit unter dem Einfluss des toskanischen Manierismus. Durch ihn erfasste die
Vorliebe für diesen Stil auch den bayerischen Hof und beeinflusste das künstlerische Schaffen der Region.

                                       Lot Nr. 29 -

                                       Georg Gärtner II.
                                       Schätzwert:
                                       EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Nürnberg 1575/80–1654)
 Anbetung der Hirten,
 Öl auf Holz, 89 x 63 cm, gerahmt

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Lot Nr. 30

                                     Georg Gärtner
                                     Erzielter Preis:
                                     EUR 30.720,-
                                     Schätzwert:
                                     EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Nürnberg 1575/80–1654)
 Der heilige Hieronymus im Gehäus,
 Öl auf Holz, 68 x 50 cm, gerahmt

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                Seite 16 von 74
Lot Nr. 31

                                         Giovanni Pietro Silvio
                                         Schätzwert:
                                         EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

(Venedig um 1490/1500–1551)
 Halbfiguriges Porträt eines Mannes mit Brief,
 Öl auf Leinwand, 86,5 x 79 cm, gerahmt
 Provenienz:
 Kunsthandel, Italien;
 europäische Privatsammlung

Literatur:
F. Caroli, Un nuovo ritratto di Girolamo Savoldo, in: Notizie da Palazzo Albani, Bd. 19, 1990, Nr. 1, S. 41–44 (als
Girolamo Savoldo);
F. Frangi, Savoldo. Catalogo completo dei dipinti, Florenz 1992, S. 148, Nr. 4A (unter „Opere discusse“)

 Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original
vorgeschlagen hat.

Dieses Porträt eines vornehmen Herrn wurde kürzlich in das Œuvre des seltenen venezianischen Malers Giovanni
Pietro Silvio zurückverwiesen und kann mit dem signierten und datierten Porträt eines Mannes mit Brief im
Kunsthistorischen Museum in Wien verglichen werden (datiert 1542, Inv.-Nr. 1537).

 Im Jahr 1990 veröffentlichte Caroli das vorliegende Gemälde als Werk Girolamo Savoldos und schlug unter
Verweis auf die Wiedergabe der Hand „mit versiertem protocaravaggeskem Realismus“ eine Datierung um 1520
vor (siehe Literatur).

 Giovanni Pietro Silvio war ab den 1530er Jahren in Venedig und im Veneto tätig. Stilistisch ist sein Schaffen mit
Palma il Vecchio, Paris Bordon, Lorenzo Lotto, Girolamo Savoldo, Alessandro Bonvicino und insbesondere Tizian
zu vergleichen, dessen Schüler er womöglich war (siehe G. Scirè, Appunti sul Silvio, in: Arte veneta, XXIII, Venedig
1969, S. 211). Sein frühestes mit 1532 dokumentiertes Werk ist das Altarbild Der heilige Martin auf einem Thron
mit den Heiligen Petrus und Paulus für den Dom von Piove di Sacco bei Padua. Weitere bekannte Werke
entstanden für San Zeno in Aviano und San Vendemiano bei Treviso, darunter auch das Bild Christus und die
Ehebrecherin in der Gemäldegalerie in Berlin (Inv.-Nr. 196).

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                        Seite 17 von 74
Lot Nr. 32

                                       Tiziano Vecellio, gen. Tizian
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 4.818.000,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 1.000.000,- bis EUR 1.500.000,-

(Pieve di Cadore um 1485/90–1576 Venedig)
 Die büßende Magdalena,
 Öl auf Leinwand, 115 x 96,7 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 33

                                       Jacopo Robusti, gen. Jacopo
                                       Tintoretto und Werkstatt
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 108.800,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-
(Venedig 1518–1594)
 Venus und Adonis,
 Öl auf Leinwand, 158 x 255 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 34

                                       Giovanni Galizzi
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 40.960,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Venedig tätig 1543 – gest. 1565)
 Heilige Familie mit der heiligen Maria Magdalena ,
 Öl auf Leinwand, 136 x 179 cm, ungerahmt

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Lot Nr. 35

                                      Jacopo Negretti, gen. Palma il
                                      Giovane
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 46.080,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Venedig 1544–1628)
 Beweinung Christi,
 signiert links unten: IACOBVS PALMA / F.,
 Öl auf Leinwand, 170 x 115,5 cm, ungerahmt

                                      Lot Nr. 36 -

                                      Flämische Schule, 17. Jahrhundert
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 36.237,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-
Adam und Eva im Paradies,
Öl auf Holz, 74,5 x 125 cm, gerahmt

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                  Seite 19 von 74
Lot Nr. 37 -

                                       Prager Schule, frühes 17. Jahrhundert
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 20.906,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Halbfiguriges Porträt eines jungen Osmanen, möglicherweise Sultan Osman II. (1604–1622), in Rüstung mit
Zepter und einem Turban neben ihm,
Öl auf Holz, 111,3 x 88,2 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 38 -

                                       Habsburger Hofmaler, um 1590
                                       Schätzwert:
                                       EUR 12.000,- bis EUR 15.000,-

Brustbild des Don Juan de Austria (1547–1578) mit dem Orden vom Goldenen Vlies,
bezeichnet rechts unten: Don Ian d’austria,
Öl auf Holz, 68 x 51,5 cm, gerahmt

Wir danken Gloria Martínez Leiva für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Martínez Leiva datiert das vorliegende Gemälde ins späte 16. Jahrhundert. Es wurde vermutlich in Auftrag
gegeben, als Juan zum Generalstatthalter der Niederlande bestellt wurde.

Juan de Austria wurde 1547 in Regensburg geboren. Er war der uneheliche Sohn des römischen Kaisers Karl V.
und Barbara Blombergs aus Regensburg. Seiner Mutter, der Tochter eines Bürgerlichen, schon früh entzogen,
wuchs er fern von den Augen der Öffentlichkeit in Spanien auf. Nach dem Tod Karls V. erkannte ihn Philipp II. von
Spanien als einen Halbbruder an, stattete ihn mit einem ansehnlichen Haushalt aus und verlieh ihm den Titel Don
Juan de Austria (1559).

Obwohl man gehofft hatte, er würde eine kirchliche Laufbahn einschlagen, äußerte der gutaussehende und

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                    Seite 20 von 74
temperamentvolle Don Juan den Wunsch nach einer militärischen Karriere, dem Philipp nachgab. Im Sommer
1568 machte Don Juan seine erste kurze Erfahrung in der Kriegsführung, als er im Mittelmeer gegen maurische
Seeräuber kämpfte. 1586 wurde er zum obersten Befehlshaber der spanischen Truppen ernannt, als diese
versuchten, die aufständischen Morisken, Christen maurischer Abstammung, in Granada niederzuschlagen. 1571
ernannte ihn Philipp zum Anführer der Seestreitkräfte der Heiligen Liga, der Spanien, Venedig und der Papst
angehörten, um gegen die osmanischen Türken im Ostmittelmeer zu kämpfen. Durch das Ansehen seines
königlichen Namens und seine Begeisterung gelang es Don Juan, eine vorübergehende Zweckgemeinschaft der
zerstrittenen Admiräle der Liga zu erzielen und aus mehreren Flotten eine wirkmächtige Kampfeinheit zu machen.
In der Schlacht von Lepanto (am 7. Oktober 1571) löschten die Verbündeten die türkischen Streitkräfte praktisch
aus und zerstörten damit den Mythos der türkischen Unverwundbarkeit. Der Sieg in der Schlacht von Lepanto
weckte in Don Juan auch den Wunsch zu weiteren Feldzügen gegen die Türken, doch Philipp gestattete ihm nur
noch die Eroberung von Tunis (1573).

Mehrere Jahre lang ärgerte sich Don Juan über die Einschränkungen, die ihm sein vorsichtiger Bruder auferlegte,
doch 1576 ernannte dieser ihn zum Generalstatthalter der Niederlande, die damals offen gegen die spanische
Herrschaft revoltierten. Don Juan zögerte zunächst, diese schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen, stimmte aber
schließlich nur unter der Bedingung zu, in England einfallen und Königin Maria von Schottland heiraten zu dürfen,
die sich damals in englischer Gefangenschaft befand. In den Niederlanden unterzeichneten er und die Rebellen
das Ewige Edikt (Februar 1577): Würden die Aufständischen Don Juan als Statthalter anerkennen und der Rückkehr
zum Katholizismus zustimmen, würden die spanischen Truppen im Gegenzug abziehen. Die Provinzen Holland
und Zeeland stimmten der Wiederherstellung des Katholizismus nicht zu und weigerten sich, Don Juans Autorität
zu akzeptieren. Don Juan kehrte zurück zu seiner Rolle als Soldat und nahm den Krieg wieder auf, indem er Namur
einnahm.

                                        Lot Nr. 39

                                        Luis de Morales
                                        Schätzwert:
                                        EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

(Badajoz 1509–1586)
 Madonna mit Kind,
 Öl auf Holz, 48,5 x 34,5 cm, gerahmt

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                    Seite 21 von 74
Lot Nr. 40

                                    Alessandro Allori, Werkstatt
                                    Erzielter Preis:
                                    EUR 33.280,-
                                    Schätzwert:
                                    EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

(Florenz 1535–1607)
 Madonna mit Kind und Johannesknaben,
 Öl auf Holz, 94 x 74 cm, gerahmt

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Lot Nr. 41

                                       Frans Francken II.
                                       Schätzwert:
                                       EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

(Antwerpen 1581–1642)
 Die Gefangennahme Christi,
 signiert rechts unten: Do Ffranck,
 Öl auf Kupfer, 58 x 77 cm, gerahmt

Eine weitere Fassung dieser Komposition befindet sich in der Gemäldegalerie Alte Meister, Kassel (siehe U.
Härting, Frans Francken II, Freren 1989, S. 280, Kat.-Nr. 184).

 Die vorliegende Kupfertafel, eine mit Fackeln beleuchtete Szene der Gefangennahme Christi, in deren
Vordergrund Petrus dem Diener des Hohepriesters das Ohr abschlägt, ist ein charakteristisch farbenfrohes und
detailreich erzähltes Gemälde von der Hand Frans Francken des Jüngeren. Die Vielfalt bewegter menschlicher
Formen in der Bildmitte, das im flämischen Stil wirbelnde Laub darüber und die im Hintergrund erscheinende
Szene mit Christus am Ölberg bereichern diese überaus innovative Komposition. Im Zentrum begegnet das
gequälte Antlitz Christi dem Blick seines Verräters Judas mit dem wallenden roten Haar als typischem
Erkennungsmerkmal. Der Mond im Nachthimmel rechts und die auf die Präsenz Gottes verweisenden
Lichtstrahlen in den Wolken links sowie die umgestoßene Laterne auf dem Boden sorgen für die dynamischen und
dramatischen Lichteffekte dieser Gefangennahme.

 Das außergewöhnliche künstlerische Talent Franckens des Jüngeren, des Sohnes Frans Franckens I., zeigte sich
schon in jungen Jahren und wurde von seinem Vater und seinem Onkel Hieronymus I. gefördert. 1605 wurde er
Meister der Antwerpener Lukasgilde. Sein Repertoire umfasste Kabinettbilder, Genreszenen, Allegorien,
Galeriebilder, Stillleben und Altargemälde. Wie das vorliegende Werk zeigt, war Francken auf
Figurendarstellungen spezialisiert. Häufig malte er die Staffage für die Werke von Tobias Verhaecht, Abraham
Govaerts, Alexander Keirincx, Joos de Momper des Jüngeren und Peeter Neeffs. Manche der von ihm eingeführten
Sujets waren bahnbrechend für die flämische Malerei, etwa das Galeriebild oder die Darstellung von Affen in
Genreszenen (sogenannte „Singeries“). Ihm folgte sein Sohn Frans III. nach, der die Familienwerkstatt übernahm.

                                       Lot Nr. 42 -

                                       Denis van Alsloot
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 108.712,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-
(Mechelen um 1570 – um 1628 Brüssel)
 Der Fôret de Soignes bei Brüssel mit der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten,
 Öl auf Holz, rückseitig der Stempel der Antwerpener Tafelmachergilde und das Zeichen des Tafelmachers GG
(Guilliam Gabron, tätig 1614–1626), 48,5 x 67,5 cm, gerahmt

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Lot Nr. 43

                                       Englisch-holländische Schule, 17.
                                       Jahrhundert
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 33.280,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 25.000,- bis EUR 30.000,-

Bildnis eines eleganten Herrn mit Ringkragen und besticktem Wams,
Öl auf Leinwand, 67 x 55 cm, oval, gerahmt

 Das vorliegende Porträt eines schneidigen Offiziers mit dem modischen Ringkragen einer geschwärzten Rüstung
und dem aufwendig bestickten Wams zeigt wahrscheinlich einen Engländer, der von einem englisch-
holländischen Künstler gemalt wurde. Es wurde eine Entstehungszeit in der zweiten Hälfte der 1620er Jahre
vorgeschlagen. Die Identität sowohl des überaus versierten Künstlers als auch des Dargestellten ist
KunsthistorikerInnen jedoch bisher verschlossen geblieben. Der Rahmen ist englisch, aber später als das Porträt
und datiert aus dem frühen 18. Jahrhundert.

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Lot Nr. 44

                                       Antwerpener Schule, um 1620
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 51.200,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Porträt einer Dame mit Mühlsteinkragen,
Öl auf Holz, 67 x 56 cm, oval, gerahmt

Laut rückseitigem Aufkleber wurde der Künstler der vorliegenden Tafel am 23. Dezember 1959 in der National
Gallery in London als Cornelis de Vos (um 1584–1651) bestimmt.

Das vorliegende verfeinerte Bildnis einer wohlhabenden Dame mit mächtigem Mühlsteinkragen – einer breiten
Halskrause – und Spitzenhaube ist ein herausragendes Beispiel für die Antwerpener Porträtmalerei des ersten
Viertels des 17. Jahrhunderts. Der reiche golden-schwarze Brokatstoff des Mieders und die Halskrause waren
auffällige Modeerscheinungen in Flandern, was Hans Vlieghe dazu veranlasste, für das vorliegende Porträt ein
Entstehungsdatum in den 1620er Jahren vorzuschlagen. Eigentlich würde sich eine Datierung des vorliegenden
Gemäldes um oder vor 1623 anbieten, als Diego Mexía Felípez de Guzmán y Dávila, der 1. Marqués de Leganés
(1580–1655), im Namen von König Philipp IV. von Spanien das Verbot des Mühlsteinkragens in allen
habsburgischen Ländern erließ, obzwar sich die Mode in den Nördlichen Niederlanden, der unabhängigen
holländischen Republik, noch hielt.

 Der auffällige Sinn für Realismus, der die dem Betrachter entgegenblickenden, akkurat dargestellten Augen, die
lebendige Farbigkeit und die Modellierung des Inkarnats erfüllt, lassen an die Hand eines der führenden
Bildnismaler Antwerpens denken. Zwar konnte die Dargestellte bis dato nicht identifiziert werden, doch zeichnet
sie sich aufgrund der einladend leicht nach oben gezogenen Mundwinkel durch ihren besonderen Charakter und
bleibende Präsenz aus. Auf der Rückseite der Tafel findet sich eine alte Zuschreibung an de Vos, doch wird diese
von Katlijne Van der Stighelen, der Verfasserin der Monografie des Künstlers, nicht bestätigt, sodass die
Autorenschaft des vorliegenden Bildes eine offene Frage an die Kunstgeschichte bleibt. Nichtsdestotrotz betont
Van der Stighelen die erstaunliche künstlerische Vollendung und Lebendigkeit des vorliegenden Werkes.

                                       Lot Nr. 45

                                       Denis van Alsloot und Hendrick de
                                       Clerck
                                       Schätzwert:
                                       EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Mechelen um 1570 – um 1628 Brüssel) und (Brüssel um 1570–1629/30)
 Tod des Adonis,
 Öl auf Leinwand, 56 x 85 cm, gerahmt

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Lot Nr. 46 -

                                       Ambrosius Bosschaert II.
                                       Schätzwert:
                                       EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

(Arnemuiden 1609–1645 Utrecht)
 Früchtekorb, Muscheln, eine Eidechse und Insekten auf einer steinernen Tischplatte,
 monogrammiert und datiert links unten: AB fecit 1630,
 Öl auf Holz, 37,5 x 49,5 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 47

                                       Carlo Saraceni
                                       Schätzwert:
                                       EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Venedig 1579–1620)
 Der heilige Sebastian,
 Öl auf Leinwand, 147 x 75 cm, gerahmt

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Lot Nr. 48

                                       Spanische Schule, 17. Jahrhundert
                                       Schätzwert:
                                       EUR 10.000,- bis EUR 15.000,-

Madonna mit Kind,
Öl auf Kupfer, auf Holz montiert, 39,5 x 31 cm, gerahmt

 Im vorliegenden Gemälde zeigt sich deutlich der Einfluss der ekstatischen Religiosität Francisco de Zurbarans
(1598–1664). Haltung und Gesichtsausdruck der Figuren bezieht sich auf Vorbilder wie Zurbarans Madonna mit
Kind im Puschkin-Museum der schönen Künste in Moskau (Inv.-Nr. 200) und seine Madonna mit Kind und
Johannesknaben im Museum der schönen Künste von Bilbao (Inv.-Nr. 69/249).

Der Klassizismus Bolognas durchdrang die spanische Kunst des 17. Jahrhunderts durch den Einfluss Guido Renis
(1575–1642). Dieser offenbart sich im Fall des vorliegenden Gemäldes in der Farbigkeit und feinen Ausführung
sowie in der Einbeziehung architektonischer Elemente wie der Säule. Neben Reni übte auch Jusepe de Ribera
(1591–1652) starken Einfluss auf seine spanischen Künstlerkollegen aus und machte sie mit den neuesten
Entwicklungen in der italienischen Malerei vertraut.

Das vorliegende Gemälde zeigt die sitzende Madonna, die das Jesuskind umfasst hält. Sie trägt ein rot-blaues
Gewand, an dessen Ausschnitt eine goldene Brosche befestigt ist. Der Raum ist undefiniert und nur durch die
Säule zu ihrer Linken gekennzeichnet. Ein starkes Helldunkel formt die Gesichter in Verbindung mit einer
kühleren, zarten Palette aus hellvioletten, rosa, grauen, blauen und braunen Tönen.

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Lot Nr. 49 -

                                     Johannes Antonius van der Baren
                                     Schätzwert:
                                     EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Brüssel um 1615/17–1686 Wien)
 Maria Magdalena mit einem Engel in einem Blumenkranz,
 undeutlich signiert und datiert,
 Öl auf Leinwand, 124 x 103 cm, gerahmt

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                Seite 28 von 74
Lot Nr. 50 -

                                        Jan Brueghel II. und Pieter van Avont
                                        Erzielter Preis:
                                        EUR 41.812,-
                                        Schätzwert:
                                        EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-
(Antwerpen 1601–1678) und (Mechelen 1600–1652 Antwerpen)
 Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben in einer Landschaft mit Blumen und Putten,
 Öl auf Holz, 51 x 78 cm, gerahmt

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat. Sein schriftliches
Gutachten vom Januar 2022 liegt dem Werk bei.

 Die abwechslungsreich gestaltete Landschaftskulisse des vorliegenden Gemäldes mit einem mit Muscheln
geschmückten grottenartigen Brunnen, mehreren Blumentöpfen und Blumenkränzen sowie einem Feigenbaum,
von dem ein Affe Früchte stiehlt, wurde von Jan Brueghel dem Jüngeren mit großer Sorgfalt wiedergegeben,
während die Figuren von Pieter van Avont ausgeführt wurden. Jan Brueghel II. und Pieter van Avont arbeiteten
häufig zusammen – van Avont malte häufig die Figurenstaffage für Jan Brueghels Landschaften, während dieser
umgekehrt die Landschaftshintergründe für Pieter van Avonts figurale Szenen schuf. Beispiele dieser
Zusammenarbeit befinden sich in mehreren bedeutenden Sammlungen, darunter Flora im Garten im
Kunsthistorisches Museum in Wien (Inv.-Nr. GG 1692), wo sich auch mehrere Einzelmotive des vorliegenden
Gemäldes finden.

Nach dem Tod seines Vaters 1625 übernahm Jan Brueghel der Jüngere die väterliche Werkstatt und setzte die
Arbeit in der unverkennbaren Manier seines Vaters bis in die 1630er Jahre hinein fort. In ihrer großartigen Qualität
und handwerklichen Ausführung unterscheiden sich diese Gemälde kaum von denen des Vaters. Erst in den
1640er Jahren – und anfänglich nur ansatzweise – begann er seinen persönlichen Malstil auszubilden. Viele
seiner Kompositionen können als eigene Bilderfindungen des Künstlers gelten. Sein Stil unterscheidet sich von
dem seines Vaters hauptsächlich durch die leicht gedämpfte Farbigkeit. Seine Pinselführung mutet insgesamt
malerischer und lebendiger an.

 Ein vergleichbares Gemeinschaftswerk Brueghels und van Avonts wurde 2010 im Wiener Dorotheum versteigert
(21. April 2010, Lot 59).

                                        Lot Nr. 51

                                        Frans Francken II. und Gysbrecht
                                        Leytens
                                        Schätzwert:
                                        EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Antwerpen 1581–1642) und (Antwerpen 1586 – vor 1656)
 Das Urteil des Midas,
 Öl auf Holz, 57 x 84 cm, gerahmt

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Lot Nr. 52 -

                                       Pietro Paolini
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 207.649,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

(Lucca 1603–1681/82)
 Musizierendes Hirtenpaar in einer Landschaft,
 Öl auf Leinwand, 180 x 119 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 53 -

                                       Hofmaler von Mirandola, um 1620
                                       Schätzwert:
                                       EUR 18.000,- bis EUR 20.000,-

Brustbild von Galeotto IV. Pico della Mirandola (1603–1637),

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                    Seite 30 von 74
Lot Nr. 54 -

                                      Felice Ficherelli, gen. Riposo
                                      Schätzwert:
                                      EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(San Gimignano 1605–1660 Florenz)
 Anbetung der Könige,
 Öl auf Leinwand, 130 x 110 cm, gerahmt

                                      Lot Nr. 55

                                      Alessandro Turchi, gen. l’Orbetto
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 28.160,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Verona 1578–1649 Rom)
 Die Taufe Christi,
 Öl auf Leinwand, 65,5 x 50 cm, gerahmt

                                      Lot Nr. 56 -

                                      Cesare Dandini
                                      Schätzwert:
                                      EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

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(Florenz 1596–1657)
 Die heilige Maria Magdalena,
 Öl auf Leinwand, 116 x 99 cm, gerahmt

Wir danken Sandro Bellesi und Daniele Benati, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes unabhängig
voneinander bestätigt haben. Bellesi datiert das Werk in Dandinis Spätzeit.

Dandini war ein Vertreter der florentinischen Vorliebe für elegant gestaltete Kompositionen in kräftigen Farben.
Seine geschliffene Maltechnik wurde von seinem jüngeren Bruder Vincenzo Dandini weitergeführt. Neffe Pietro
Dandini war Vincenzos Schüler, und Pietros Söhne – Ottaviano und der Jesuit Vincenzo – arbeiteten beide als
Maler in Florenz. Cesare Dandini wurde zuerst bei Francesco Curradi und danach kurze Zeit von Cristofano Allori
ausgebildet, später lernte er bei Domenico Passignano. Das Wenige, das man über sein Leben weiß, bezieht man
aus der Biografie von Filippo Baldinucci (1624–1697). Dort ist zu lesen, dass Dandini aufgrund seines Äußeren
Curradi für seine zahlreiche Madonnen Modell saß und dass er sich an den schlechten Manieren in der Werkstatt
Alloris stieß – eine Reaktion, die dem Sinn für Verfeinerung seiner Kunst entspricht. Curradi hatte den jungen
Mann bei Hofe eingeführt. Dandini schien sich jedoch auch einer eher ruhelosen Lebensweise zugewendet zu
haben. Baldinucci schreibt: „[…] incominciò a dar bando agli studi, e poco meno al dipingere, ed in quella vece a’
spendere il suo tempo ne’ passatempi e nella caccia“ (siehe F. Baldinucci, Notizie de’ professori del disegno da
Cimabue in qua, Florenz 1681–1728, 6 Bde.). 1621 schrieb er sich an der Accademia del Disegno ein. Sein
frühestes bekanntes Gemälde ist eine mit 1625 datierte Pietà, die sich in der Sakristei der Kirche Santissima
Annunziata in Florenz befindet. Spätestens 1631, als er Zerbino und Isabella (Florenz, Uffizien) für den Musiker
Giovanni Battista Severi und die Madonna mit Heiligen für die Santissima Annunziata schuf, hatte er bereits viele
Auftraggeber von sich überzeugt, darunter insbesondere Lorenzo de’ Medici, der sein bedeutendster Förderer
bleiben sollte.

Dandini entwickelte einen theatralischen Idealstil, der zugleich naturalistisch, klassizistisch, und harmonisch in
Form und Farbe sowie zurückhaltend in der Bewegung und im Ausdruck war. In seinen späteren Werken – neben
dem vorliegenden Gemälde etwa die Bekehrung des Saulus (1646/47, Vallombrosa, Klosterkirche) oder der Tod
der Kleopatra (Privatsammlung) – fand er verstärkt zu rhetorischen Gesten und einer lebhaften Bewegtheit, die an
Pietro da Cortona und seinen Florentiner Zeitgenossen Baldassare Franceschini erinnern.

Diese kürzlich entdeckte Maria Magdalena ist ein außergewöhnlich schönes Beispiel für Dandinis eleganten
Spätstil, der ihm den Ruf eintrug, einer der führenden Barockmaler im Florenz des 17. Jahrhunderts zu sein. Das
Bild, das sich durch eine dramatische Lichtführung und eine kräftige, leuchtende Farbigkeit auszeichnet, ist
zurecht als ein Hauptwerk des Künstlers einzuschätzen. Das gekonnt wiedergegebene Gesicht mit den weichen,
vollen Lippen, Maria Magdalenas entrückter, rätselhafter Ausdruck, die kühle Tonalität ihres Inkarnats und die
starken Farben, insbesondere das auffällige Blau, das für den Umhang zum Einsatz kam, sprechen allesamt für
Dandinis Reifestil, der zu einem guten Teil seiner Ausbildung und seinen prägenden Jahren geschuldet war. Das

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                      Seite 32 von 74
Bild ist gut mit anderen Werken seiner späten Reifezeit vergleichbar, etwa mit dem Gemäldepaar der heiligen
Dorothea von Kappadokien und der heiligen Katharina von Alexandrien, das 2015 bei Christie’s versteigert wurde
(Christie’s, London, 18. November 2015, Lot 120). Eine in Sandro Bellesis Monografie des Künstlers abgebildete
Zeichnung (siehe S. Bellesi, Cesare Dandini, Turin 1996, S. 48, Nr. 48s) zeigt eine nach oben blickende junge Frau
in einer sehr ähnlichen Pose und in vergleichbarer Handhaltung. Die Pose erinnert außerdem an die Heilige
Katharina von Alexandrien in einer Privatsammlung (siehe S. Bellesi 1996, S. 162, Kat.-Nr. 105).

                                        Lot Nr. 57

                                        Sebastiaen D. Castro
                                        Erzielter Preis:
                                        EUR 35.840,-
                                        Schätzwert:
                                        EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

(tätig in Antwerpen 1633–1656)
 Gemäldepaar der Seeschlacht von Lepanto zwischen der christlichen Flotte unter Don Juan d’Austria und den
Osmanen (1571),
 das zweite Bild signiert unten Mitte: S. D CASTRO,
 Öl auf Leinwand, je 120 x 166 cm, gerahmt, Pendants (2)

                                        Lot Nr. 58

                                        Sebastiaen Vrancx
                                        Erzielter Preis:
                                        EUR 83.200,-
                                        Schätzwert:
                                        EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Antwerpen 1573–1647)
 Waldlandschaft mit spanischen Reitern auf einem Weg,
 monogrammiert auf der Kruppe des braunen Pferdes in der Mitte: SV,
 Öl auf Holz, 70 x 89 cm, gerahmt

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                      Seite 33 von 74
Lot Nr. 59

                                          Jan Brueghel II.
                                          Erzielter Preis:
                                          EUR 70.400,-
                                          Schätzwert:
                                          EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

(Antwerpen 1601–1678)
Bauern auf einem Weg und Reisende zu Pferde in einer weiten Landschaft,
 Öl auf Holz, 33 x 41,9 cm, gerahmt

Saleroom Notice:
Neuer Schätzwert
50-70.000 euro

                                          Lot Nr. 60

                                          Jacob Jordaens
                                          Erzielter Preis:
                                          EUR 80.080,-
                                          Schätzwert:
                                          EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-
(Antwerpen 1593–1678)
 Kampf zwischen Lapithen und Kentauren,
 Öl auf Holz, rückseitig mit dem Kleeblatt des Tafelmachers Michiel Claessens (tätig ab 1590, gest. 1637), 76,9 x
105,6 cm, gerahmt

                                          Lot Nr. 61

                                          Adriaen Pietersz. van de Venne
                                          Schätzwert:
                                          EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Delft 1589–1662 Den Haag)
„Geweldige Botticheyt“,
 signiert rechts unten: AP (ligiert) van de Venne,
 Öl auf Holz, 40 x 56 cm, gerahmt

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Lot Nr. 62

                                        Marten de Vos und Werkstatt
                                        Erzielter Preis:
                                        EUR 178.000,-
                                        Schätzwert:
                                        EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-
(Antwerpen 1532–1603)
 Allegorie der sieben freien Künste,
 Öl auf Leinwand, 156 x 234 cm, gerahmt

                                        Lot Nr. 63

                                        Adriaen van Ostade
                                        Schätzwert:
                                        EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Haarlem 1610–1685)
 Gasthausinterieur mit Bauern beim Würfelspiel,
 Öl auf Holz, Tondo, Durchmesser 40 cm, gerahmt

                                        Lot Nr. 64

                                        Anthonis van Dyck, Schüler
                                        Schätzwert:
                                        EUR 15.000,- bis EUR 25.000,-

(Antwerpen 1599–1641 London)
 Bildnis des James Stanley, 7. Earl von Derby, „The Great Earl of Derby“ (1607–1651),
 Öl auf Leinwand, 77 x 64 cm, gerahmt

*Schüler bezeichnet einen unbekannten Künstler, der unter dem Meister ausgebildet wurde.

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Lot Nr. 65

                                        Jan van Kessel I.
                                        Schätzwert:
                                        EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Antwerpen 1626–1679)
 Rosen, eine Tulpe, eine Lilie und Vergissmeinnicht in einer gläsernen Vase,
 signiert Mitte unten: J. van Kessel,
 Öl auf Kupfer, 29 x 24,5 cm, gerahmt

Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung an Jan van Kessel I. auf der Grundlage von Fotografien bestätigt
hat.

 Das vorliegende Stillleben mit einer Tulpe, einer Lilie, Rosen und Vergissmeinnicht, die farbenfroh in einer
gläsernen Vase auf einem Steinsims angeordnet sind, ist ein typisch fein ausgeführtes Werk aus dem Œuvre des
Jan van Kessel des Älteren. Die Akkuratesse, mit der der Schmetterling und die Libelle auf dem Strauß sowie die
darunter sitzende Schnecke wiedergegeben sind, ist in Verbindung mit den genau beobachteten Formen der
Blumen Zeugnis für das erlesene Naturstudium, für das van Kessel schon von seinen Zeitgenossen gefeiert wurde.
Im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert gingen das Studium von Kunst und Natur Hand in Hand. Beispiele
exotischer Tiere und Pflanzen fanden sich Seite an Seite auf Gemälden der Wunderkammern.

 Van Kessel ist für seine bewegten Arrangements bekannt. Die Larven auf den Blumenstängeln links und rechts
zeigen jeweils frühere Stadien der weiter oben erscheinenden Libelle und Motte. Diese Andeutung von Geburt
und Wiedergeburt hatte religiöse Bedeutung, ebenso die rote Rose als Symbol für das Blut Christi und die Wunder
der Passion, während die Lilie als Zeichen der Reinheit galt. Van Kessel war ein unter vielen führenden flämischen
Figurenmalern gefragter Mitarbeiter und malte akribisch gestaltete Kränze um deren Mittelkompositionen. In
dieser Rolle arbeitete er mit seinem Onkel David Teniers dem Jüngeren, Thomas Willeboirts Bosschaert, Hendrick
van Balen dem Älteren und Erasmus Quellinus dem Älteren zusammen.

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Lot Nr. 66

                                      Antonio Tibaldi
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 45.500,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

(Rom um 1631/32 – um 1675)
 Ein mit Federn geschmückter Helm, eine Rüstung, eine Lanze, eine bronzene Statuette und eine Automatenuhr
auf einem zum Teil drapierten Sims neben einem Morgenstern und einem Schild, von einem Vorhang
hinterfangen; und
 Ein Metallkrug, Vasen, ein Teller und eine bronzene Statuette auf einem zum Teil drapierten Marmorsims, von
einem Vorhang hinterfangen,
 Öl auf Leinwand, je 97 x 133,5 cm, gerahmt, Pendants (2)

                                      Lot Nr. 67

                                      Diana De Rosa, gen. Annella di
                                      Massimo
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 128.000,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Neapel 1602–1643)
 Tod der Dido,
 Öl auf Leinwand, 128 x 103 cm, gerahmt

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Lot Nr. 68

                                     Diana De Rosa, gen. Annella di
                                     Massimo
                                     Erzielter Preis:
                                     EUR 89.600,-
                                     Schätzwert:
                                     EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Neapel 1602–1643)
 Sophonisbe mit dem Giftbecher,
 Öl auf Leinwand, 129 x 103 cm, gerahmt

                                     Lot Nr. 69

                                     Artemisia Gentileschi und Onofrio
                                     Palumbo
                                     Schätzwert:
                                     EUR 250.000,- bis EUR 300.000,-

(Rom 1593 – nach 1654 Neapel) und (Neapel um 1606 – um 1656)
 Abraham und die drei Engel,
 Öl auf Leinwand, 144,5 x 200,8 cm, gerahmt

                                     Lot Nr. 70

                                     Antonio de Bellis
                                     Schätzwert:
                                     EUR 45.000,- bis EUR 55.000,-

(geb. um 1616, tätig in Neapel um 1636–1656/58)
 Putten mit einem Hund,
 Öl auf Leinwand, 130 x 128 cm, gerahmt

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Lot Nr. 71

                                       Anthonis van Dyck, Werkstatt
                                       Erzielter Preis:
                                       EUR 25.600,-
                                       Schätzwert:
                                       EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

(Antwerpen 1599–1641 London)
 Amaryllis und Mirtillo,
 Öl auf Leinwand, 118 x 155 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 72

                                       Isaack Luttichuys
                                       Schätzwert:
                                       EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

(London 1616–1673 Amsterdam)
 Bildnis einer Dame im blauen Seidenkleid mit einem weißen Tuch,
 Öl auf Leinwand, 107 x 92 cm, gerahmt

                                       Lot Nr. 73

                                       Cornelis de Vos
                                       Schätzwert:
                                       EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

(Hulst 1584/85–1651 Antwerpen)
 Bildnis eines eleganten Herrn mit weiter Halskrause,
 Öl auf Holz, 53 x 39,5 cm, gerahmt

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Lot Nr. 74 -

                                        Flämische Schule, 17. Jahrhundert
                                        Erzielter Preis:
                                        EUR 30.662,-
                                        Schätzwert:
                                        EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Anbetung der Hirten in einer Winterlandschaft,
 Öl auf Holz, rückseitig das Zeichen des Tafelmachers Michiel Vriendt (in Verwendung 1615–1638), 41,5 x 54,5
cm, gerahmt

 Von der vorliegenden Komposition, die sich bei Auftraggebern im 17. Jahrhundert offensichtlich großer
Beliebtheit erfreute, sind mehrere Fassungen bekannt. Manche sind auf Kupfer gemalt, zwei andere, darunter die
vorliegende, auf Holz. KunsthistorikerInnen sind sich über den Ursprung der Komposition und eine überzeugende
Zuschreibung noch nicht schlüssig geworden.

Einige Exemplare hat man in der Vergangenheit Cornelis de Baellieur (1607–1671), andere Ambrosius Francken
dem Jüngeren (1581–1642) zugeschrieben. Das Zeichen des Tafelmachers Michiel Vriendt auf der Rückseite der
Tafel erlaubt eine relativ präzise Datierung zwischen 1615 und 1638. Eine vergleichbare Fassung wurde 2006 in
Frankreich verkauft (Auktion, Versailles Enchères, Versailles, 22. Januar 2006, Lot 45, um
 Angesichts der regen Werkstattzusammenarbeit im Antwerpen des 17. Jahrhunderts und der Neuauflage beliebter
Bildideen verwundert es kaum, dass eine durch und durch flämische Szene wie die vorliegende von mehreren
führenden Werkstätten der Stadt mehrmals aufgegriffen wurde. Tatsächlich weisen einige der Figuren sogar auf
eine Beteiligung Jan Brueghels des Jüngeren.

Die von europäischen Malern der Spätrenaissance und des Frühbarocks am häufigsten behandelten Themen
waren der Religion und der klassischen Antike entnommen. Die Gebäude dieser Gemälde entsprachen meist
prächtigen Bauwerken, etwa bestimmen Palästen oder Rathäusern. Kleine Bauernhöfe und strohgedeckte Häuser
wurden eher nicht dargestellt, zumal diese Behausungen auf das beschwerliche Leben auf dem Land verwiesen. In
den Niederlanden und vor allem in Flandern unterschieden sich die Bildkulissen jedoch in dieser Hinsicht.
Flämische Künstler bezogen ihr tägliches Umfeld in ihre Bilder mit ein. Sie malten nicht nur für reiche und
wichtige Herrschaften, sondern auch für die Namenlosen – Bauern, Landarbeiter und deren Wohnstätten und
Dörfer. Wie das vorliegende Gemälde waren diese Werke oft mit großer Detailfreude umgesetzt und verlangten
vom Betrachter, dass er sich die Zeit nahm, sich mit allen Teilen und Bedeutungen der Komposition zu
beschäftigen. Die vorliegende Anbetung zeigt, wie die Hirten dem neugeborenen Jesuskind in einem flämischen
Dorf huldigen. Eine Schlüsselepisode der Bibel wird hier brillant mit der zeitgenössischen Realität eines
flämischen Winters verwoben.

 Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert hinein erlebten nördliche Regionen die sogenannte Kleine Eiszeit. Es herrschten
zu dieser Zeit längere Perioden von Eis und Schnee, die folgenschwere Verknappungen bei der
Nahrungsmittelproduktion nach sich zogen und Hungersnot und Tod mit sich brachten. Der Winter spielte im
flämischen Lebensalltag eine wichtige Rolle, wie die Beliebtheit von Winterszenen in der niederländischen und
vor allem flämischen Malerei bezeugt. Bezieht man diesen Kontext mit ein, ist das vorliegende Gemälde mehr als
bloß die Darstellung eines biblischen Themas. So kann die ältere Gestalt auf einem Maultier, die sich der Szene in
Begleitung einiger Dorfbewohner von links nähert und große Ähnlichkeit mit dem bekannten Stich des „Hyems“
(Winters) von Hendrick Goltzius aufweist, als Personifikation des Winters gelesen werden. Es handelt sich bei dem
vorliegenden Gemälde daher nicht ausschließlich um ein religiöses Werk, sondern in einem erweiterten Sinn
vielmehr um eine Allegorie des Winters.

Die Bühne der Anbetung ist an sich im Grunde ein klassisch flämisches Motiv. Das strohgedeckte Dach und das

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ärmliche Gebäude des Stalls treten in vielen Umsetzungen des Bildthemas der Künstlerfamilie Brueghel
prominent in Erscheinung. Zudem gehen einige Merkmale letztlich auf die Darstellung des Sujets der Mitteltafel
von Boschs Bronkhorst-Bosschuyse-Triptychon von 1495–1499 im Prado in Madrid zurück, das in Flandern
womöglich durch spätere Kopie bekannt war.

                                           Lot Nr. 75

                                           Jan Erasmus Quellinus
                                           Erzielter Preis:
                                           EUR 51.200,-
                                           Schätzwert:
                                           EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

(Antwerpen 1634–1715 Mechelen)
 Ecce Homo,
 undeutlich signiert und datiert links unten: I. E. Quellinus pict. […] / Ao . 1681.,
 Öl auf Leinwand, 151 x 116 cm, gerahmt

                                           Lot Nr. 77

                                           Joseph van Bredael
                                           Schätzwert:
                                           EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

(Antwerpen 1688–1739 Paris)
 Hügellandschaft mit zwei Windmühlen und Fuhrwerken,
 Reste einer Signatur links unten,
 Öl auf Kupfer, 14,5 x 19,5 cm, gerahmt

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Lot Nr. 78

                                      Hendrick van Somer
                                      Schätzwert:
                                      EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

(Lokeren 1607/08 – um 1656 Neapel?)
 Christus und die Ehebrecherin,
 Öl auf Leinwand, 125,5 x 174,5 cm, gerahmt

                                      Lot Nr. 79 -

                                      Bartolomeo Manfredi
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 37.631,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

(Ostiano 1582–1622 Rom)
 Ecce Homo,
 Öl auf Leinwand, 98,5 x 73,5 cm, gerahmt

                                      Lot Nr. 80

                                      Andrea Vaccaro
                                      Erzielter Preis:
                                      EUR 24.960,-
                                      Schätzwert:
                                      EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

(Neapel 1604–1670)
 Abraham verstößt Hagar und Ismael,
 monogrammiert rechts unten,
 Öl auf Leinwand, 168,5 x 220 cm, gerahmt

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Lot Nr. 81 -

                                        Jusepe de Ribera
                                        Erzielter Preis:
                                        EUR 69.687,-
                                        Schätzwert:
                                        EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

(Játiva 1591–1652 Neapel)
 Der heilige Antonius von Padua mit dem Jesuskind,
 Öl auf Leinwand, 112 x 91,5 cm, gerahmt

                                        Lot Nr. 82

                                        Caravaggesker Meister, um 1611–1612
                                        Erzielter Preis:
                                        EUR 33.800,-
                                        Schätzwert:
                                        EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-
Salome empfängt das Haupt Johannes’ des Täufers,
 Öl auf Leinwand, 128 x 175 cm, gerahmt

 Wir danken Gianni Papi, der diese bis dato unbekannte und unpublizierte Salome Hendrick ter Brugghen
zugeschrieben hat (schriftliche Mitteilung). Er datiert das Gemälde um 1611/1612, in die Zeit von ter Brugghens
faszinierendem Italienaufenthalt, der von 1608 bis 1614 dokumentiert ist.

 Ter Brugghens Aufenthalt in Italien ist zwar dokumentiert, doch ist kein Werk für diese Phase allgemein
anerkannt. Papi hat versucht, ter Brugghens italienische Periode klarer zu fassen, was es erlaubt, den Maler als
einen der innovativsten Künstler zu sehen, der in Rom tätig war, als sich Caravaggios Naturalismus zu verbreiten
begann.

1614 ist ter Brugghen in Mailand fassbar, als er sich für seine Rückreise in die Niederlande vorbereitete. Sein
Aufenthalt in Italien ist über mehrere Jahre dokumentiert, und es wird angenommen, dass er 1604 oder 1605 im
Alter von 16 oder 17 Jahren dort angekommen war. Außerdem ist nachgewiesen, dass ter Brugghen in Rom auf
Rubens traf, sodass er sich um 1606 in der Stadt befunden haben muss. Der Künstler wäre also das einzige
Mitglied der Utrechter Caravaggisten, das in Rom ankam, als Caravaggio dort noch tätig gewesen war (siehe C. de
Brie, Den Spiegel van der verdrayde werelt, Antwerpen 1708).

 Papi vergleicht das vorliegende Gemälde mit anderen Werken, die stilistische Ähnlichkeiten aufweisen und die er
ebenfalls ter Brugghens italienischen Jahren zugeschrieben hat. Im Zentrum dieser Gruppe stehen die
Verleugnung des Petrus und die Anbetung der Hirten in der Spier Sammlung in London, die Papi um 1611/12
datiert (siehe G. Papi, in: Gherardo delle Notti. Quadri bizzarrissimi e cene allegre, Ausstellungskatalog, Florenz

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                      Seite 43 von 74
2015, S. 134f., Kat.-Nr. 5).

 Die Hände des knienden Hirten in der Anbetung und jene des Soldaten nahe dem Feuer der Verleugnung sind
groß und geschwollen und können mit jenen des Henkers in unserem Bild, der das Haupt des Täufers hält,
verglichen werden. Papi merkt zudem stilistische Ähnlichkeiten mit dem Bild Der Evangelist Johannes in der
Galleria Sabauda in Turin (Inv.-Nr. 100) an, das er ebenfalls in ter Brugghens italienische Jahren verweist. Die Art
der Wiedergabe der Weißtöne im Hemd des Evangelisten findet sich auch im Hemd des Henkers, wo sie
gegenüber den sich durch die Falten ergebenden tiefen Schatten noch heller wirken. Auch das Gesicht des
Evangelisten Johannes ist vergleichbar. Die grünen Ärmel des Gewandes von Salome mit den verschlungenen
Falten sind jenen des Pilatus in dem Gemälde Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld in Lublin in Polen
verwandt.

 Laut Papi sind das Haupt des Täufers und die leicht konkave Nase charakteristisch für ter Brugghens
Gesichtstypen. Ebenso typisch ist die dramatische Szene im Zentrum der Komposition mit den Blutstropfen auf
dem Metalltablett, dem mit schnellen, entschlossenen Pinselstrichen ein heller Glanz verliehen wurde. Der
intensive Gesichtsausdruck des jungen Henkers, der nahezu völlig im Schatten liegt, wurde mit selbstsicherem
Pinsel gemalt, wobei die konvexe Linie des Kiefers durch das Licht hervorgehoben wird.

 In Italien und wahrscheinlich vor allem in Rom entfaltete ter Brugghen eine erstaunliche Ausdruckskraft. Der
Duktus des vorliegenden Bildes ist schnell und selbstsicher; die Pinselstriche vermitteln Volumen und lassen
erahnen, wie sich der Künstler später in Utrecht weiterentwickeln würde. Gleichzeitig unterscheidet sich das Werk
jedoch von dem, was in Holland kommen sollte. Der positive Einfluss des von Caravaggio herrührenden
Naturalismus verlieh dem holländischen Maler eine gewisse Schwere und Kraft und damit einen dramatischen
Stil, der weit entfernt war von den Schnörkeln und übertriebenen Physiognomien der Malerei seiner Heimat im
Norden, die der Künstler in seinen Utrechter Jahren pflegte.

                                         Lot Nr. 83 -

                                         Paul Bril und Werkstatt
                                         Schätzwert:
                                         EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

(Antwerpen oder Breda 1553/54 –1626 Rom)
 Bewaldete Flusslandschaft mit Räubern,
 Öl auf Leinwand, 91 x 130 cm, gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Paul Bril und Werkstatt bestätigt hat.
Sein Gutachten liegt in Fotokopie vor. Er datiert das Gemälde um 1626.

Paul Bril hat dieses feine Landschaftsbild in Italien in den 1620er Jahren ausgeführt. Die Komposition, die
Wiedergabe des Blattwerks und des Himmels sind für Brils spätere Werke, ab 1620, charakteristisch.

Komposition und Bildgegenstand sind durch eine weitere Version von identischem Format bereits bekannt. Luuk
Pijl erhielt 1995 davon durch den italienischen Kunsthistoriker Giorgio Faggin Kenntnis, der das Werk 1965 in
seinem wichtigen und grundlegenden Aufsatz über die Kabinettbilder Paul Brils veröffentlicht hatte (siehe „Per
Paolo Bril“, in: Paragone, XVI, 1965, 185/5, S. 21–35, Abb. 13–40). Dieses und das vorliegende Bild sind in ihrer
Qualität gleichrangig.

Den außergewöhnlichen Bildgegenstand, wonach ein Reisender von Banditen ausgeraubt und seiner Kleider

https://www.dorotheum.com/de/a/85916/                                                        Seite 44 von 74
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