AMPEL foodwatch protestiert für Nutri-Score - ABSCHIED - foodwatch International
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Dezember 2021 DIE NACHRICHTEN FÜR MITGLIEDER Seite 2 Seite 4 Seite 7 AMPEL ABSCHIED ALARM foodwatch protestiert Gründer Thilo Bode Ethylenoxid in für Nutri-Score verlässt die Organisation Lebensmitteln
2 DEZEMBER 2021 Industrielobby muss Farbe bekennen! foodwatch International setzt ein Zeichen für den Nutri-Score Den Film zur Aktion in Denn viel zu lange hat die Industrie wirksame Brüssel gibt’s hier, einfach politische Maßnahmen für eine gesunde Er Liebe Unterstützer:innen, mit dem Handy einscannen und los geht’s! nährung verhindert. Wenn FoodDrinkEurope wirklich zu einem gesünderen Leben beitra- neu bei foodwatch zu starten, ist nicht nur gen will, wie im Leitbild behauptet, dann muss eine spannende Aufgabe – sondern führt Die Lobby der Lebensmittelindustrie will den der Verband Farbe bekennen und den Nutri- auch zu vielen Fragen von Freund:innen und Familie: „Wirst du jetzt Vegetarierin?“, „Darfst Nutri-Score als verpflichtende Nährwertkenn Score unterstützen! Schließlich fordern Wissen- du noch Limo trinken?“ oder „Kaufst du nur zeichnung verhindern. foodwatch hat dage- schaftler:innen, medizinische Fachgesellschaf- noch bio?“ waren Fragen, die ich gestellt be- gen in Brüssel mit einer farbenfrohen Aktion ten, Ärzt:innen und Verbrauchergruppen schon kam. protestiert. seit langem eine verpflichtende, farbliche Nähr wertkennzeichnung auf europäischer Ebene. Lustig. Dachte ich zunächst. Und dann brach- In deutschen Supermärkten prangt er schon hier te es mich zum Nachdenken. Bei foodwatch und da auf Tiefkühlpizzen, Erdbeerjoghurts oder Wissenschaftliche Studien belegen, dass der zu arbeiten bedeutet doch eher, sich politisch Frühstücksflocken: Der Nutri-Score. Lebensmit- Nutri-Score die verständlichste Form der Kenn für mehr Verbraucher:innenrechte einzuset- telhersteller dürfen die verbraucherfreundliche zeichnung ist und Verbraucher:innen zu gesün- zen, Missstände aufzudecken und sich gegen Lebensmittelampel hierzulande seit vergange deren Produkten greifen lässt. Erst kürzlich hat den Einfluss der Agrar- und Lebensmittel- Lobby zu wehren. Und eben nicht, zu ver- nem Herbst auf Produkte drucken. Doch auf sich deshalb auch die Internationale Krebsfor- suchen, mit dem Einkaufskorb die Welt zu einen Blick mehrere Produkte im Regal verglei schungsagentur der Weltgesundheitsorganisation retten. Denn ich allein im Supermarkt kann chen – das ist noch lange nicht möglich, denn für die schnellstmögliche Einführung des Nutri- eben viel zu wenig verändern. Deshalb braucht nach wie vor ist der Nutri-Score rein freiwillig. Score ausgesprochen. Denn die Ampel kann Ver- es dringend politische, große Lösungen – Und gewichtige Akteure der Lebensmittelindu braucher:innen dabei helfen, das Risiko für er- und deshalb bin ich bei foodwatch. Vielen strie wollen, dass das so bleibt. Zum Beispiel nährungsbedingte Krankheiten, wie etwa Krebs, Dank, dass Sie unsere Arbeit unterstützen! FoodDrinkEurope: Die größte Lobbygruppe der zu senken. Lebensmittelkonzerne in der Europäischen Uni- Herzliche Grüße on engagiert sich massiv gegen die verbindliche Einführung der Ampel. SARAH HÄUSER NUTRI-SCORE JETZT! Sarah Häuser ist seit 2017 Presse sprecherin bei foodwatch. Seit die- Susanne Gonswa Dagegen haben wir in Brüssel gemeinsam mit un- sem Jahr setzt sie sich zudem als Pressesprecherin seren Kolleg:innen von foodwatch Frankreich, Campaignerin für den Nutri-Score Niederlande, Brüssel und Österreich protestiert. ein.
DEZEMBER 2021 3 Dringender Appell an Bundesregierung: Sofort handeln! foodwatch-Studie zu Kinderwerbung belegt: Selbstverpflichtungen bleiben wirkungslos Bunte Comicfiguren, Online-Gewinnspiele und bei Kinderlebensmitteln auf Rezepturänderun- Kinder gerichteter Werbung für Süßigkeiten, Spielzeugbeigaben – Produkte, die so an Kin gen gedrängt hat – allerdings nur auf freiwilli- Softdrinks und Junkfood! Wir werden der der beworben werden, sind vor allem Zucker- ger Basis. neuen Regierungskoalition genau auf die Fin bomben und fettige Snacks. Das zeigt eine ger schauen! neue foodwatch-Marktstudie und beweist da- Unsere Studienergebnisse machen deutlich: mit: Freiwillige Selbstverpflichtungen der In- Weder Selbstverpflichtungen der Industrie noch SASKIA REINBECK dustrie verhindern nicht, dass ungesunde Le- die freiwillige Reduktionsstrategie der Bundes- bensmittel an Kinder beworben werden. regierung haben das Problem der Junkfood- Saskia Reinbeck ist seit 2021 im Team Recherche und Kampagnen bei Werbung lösen können. Deshalb fordert food- foodwatch. Sie war dieses Jahr maß- foodwatch hat 283 Lebensmittel untersucht, watch von der künftigen Bundesregierung eine geblich verantwortlich für die food die an Kinder beworben werden. Das Ergeb gesetzliche Beschränkung von an watch-Studie zu Kindermarketing. nis: 242 von 283 Produkten (85,5 Prozent) enthalten zu viel Zucker, Fett und/oder Salz. Sie erfüllen in ihrer Nährstoffzusammenset- zung nicht die Anforderungen der Weltgesund- heitsorganisation (WHO) für ausgewogene Kinderlebensmittel. Vor allem Schokolade und Süßwaren sowie Frühstückscerealien, Eis und salzige Snacks werden aggressiv an Kinder ver- marktet. Also genau solche Produkte, die den Konzernen besonders hohe Umsatzrenditen ver- sprechen. Für Obst und Gemüse (in verarbeite- ter und unverarbeiteter Form) gibt es dagegen kaum Kindermarketing. Bereits 2015 kamen wir in einer ersten Markt studie auf ein ähnliches Ergebnis. Damals ver- fehlten 89,7 Prozent der Produkte die WHO- Empfehlungen. Das zeigt: In den letzten Jahren hat sich fast nichts getan. Und das, obwohl die untersuchten Lebensmittelunternehmen wie Nestlé, Kellogg‘s und Unilever schon vor Jahren eine Selbstverpflichtung zu verantwortungs- vollem Kindermarketing („EU Pledge“) unter- schrieben haben. Und obwohl die Bundesregie- rung in den vergangenen Jahren insbesondere
4 DEZEMBER 2021 „Wir sind keine Einkaufsberatung!“ ÜBER ERFOLGE , FEHLER UND OP TIMISMUS: E I N A B S C H I E D S G E S P R Ä C H M I T F O O D W AT C H - G R Ü N D E R T H I L O B O D E Warum hast du vor 20 Jahren An welche Punkte denkst du dabei? Foto: foodwatch foodwatch gegründet? Das Ernährungssystem als Ganzes zu verbes- Thilo Bode: Auslöser war der BSE-Skandal. sern, ist uns nicht gelungen. Nach 15 Jahren Die Politik hat damals Verbraucher:innen (!) Kampagnen für eine Lebensmittel-Ampel komplett im Stich gelassen. Sie waren im (heute „Nutri-Score“) gibt es diese als ver- Supermarkt ungeschützt gefährlichen Lebens- pflichtende Nährwertkennzeichnung immer mitteln ausgesetzt und hatten keine Mög noch nicht. Das ist wirklich ein Skandal! lichkeit, sich dagegen zu wehren. Mir wurde Ernährungsbedingte Krankheiten wie Adipo klar: Es gibt noch keine Organisation, die sitas und Diabetes sind auf dem Vormarsch die Interessen der Verbraucher:innen im Le- – mit großen Folgeschäden für die Gesell- bensmittelmarkt effektiv vertritt. schaft. Die Rückverfolgbarkeit der Produkti- onsketten bleibt intransparent, effektive Kla- gerechte, mit denen Verbraucher:innen ihre Welche Veränderungen gehen auf Interessen gegen die übermächtige Lebens- die Arbeit von foodwatch zurück? mittelindustrie durchsetzen können, fehlen. Und es gibt neue Gefahren, zum Beispiel Es gelang uns, den Schutz vor unsicheren die internationalen Handelsverträge der EU, Lebensmitteln und Täuschung zu verbessern: wie das Abkommen CETA mit Kanada. Sie eine geringere Dioxinbelastung von Lebens- Thilo Bode gründete 2002 die Verbraucherorganisa- haben das Potential, Gesundheits- und Ver- mitteln, die Aufdeckung von Werbelügen, tion foodwatch. Zuvor war er lange Jahre Geschäfts- braucherschutzstandards zu verwässern und verbesserte Transparenzrechte (Verbraucher- führer von Greenpeace Deutschland und Greenpeace die Demokratie als Ganzes zu beschädigen. informationsgesetz). Auch die Aufdeckung International. Fast 20 Jahre lang setzte sich Thilo Bode an der Spitze von foodwatch für die Rechte der Ver- von Lebensmittelskandalen gehört dazu. Vor braucher:innen ein. Zum Ende des Jahres verabschie- allem aber, vermute ich, haben wir dazu bei- det er sich, weil er einer neuen, jüngeren Führungs Gibt es Dinge, auf die Du stolz bist? getragen, dass Ernährung ein politisches riege Platz machen möchte. Thema geworden ist. Wir müssen uns jedoch Wir haben foodwatch zu einer internationa- fragen: Was ist uns nicht geglückt, was ist len Verbraucherorganisation in Europa ausge noch zu tun? baut. Wir sehen heute, um wieviel effektiver unsere Kampagnen sind, wenn wir gemein- sam mit den foodwatch-Büros in Deutsch-
DEZEMBER 2021 5 land, den Niederlanden, Frankreich, Öster Was wünschst du foodwatch reich und Brüssel vorgehen. Ernährungs- und für die Zukunft? Landwirtschaftspolitik werden in Brüssel ge- macht, selbst die Größe der Buchstaben auf foodwatch sollte sich zu einer echten euro- den Lebensmittel-Etiketten wird dort ent päischen Organisation weiterentwickeln. Ver- schieden! Im Rückblick frage ich mich, ob wir braucherschutz muss als europäisches Bür- vielleicht zu spät die europäische foodwatch- gerrecht betrachtet werden. Europa ist nicht Arbeit vorangetrieben haben. gut beraten, wenn es ausschließlich auf den vier Grundfreiheiten des Binnenmarkts be- ruht: Kapital, Dienstleistungen, Personen und Warum ist es wichtig, Güter. Dieses Konstrukt zementiert die offen- foodwatch-Mitglied zu sein? sichtliche Distanz zwischen den EU-Institu- tionen und den europäischen Bürger:innen. Viele denken leider immer noch, es komme foodwatch braucht intelligente Kampagnen, auf den Einzelnen an. Dieser könne im Super die gleichzeitig konfrontativ, aber keine Hau- markt mit dem Einkaufskorb die Qualität der Drauf-Kampagnen sind, sondern wissenschaft- Lebensmittel durch Nachfrage verbessern. lich und im Dienste eines weiterreichenden Das ist eine Illusion! Wir können zum Bei Ziels. spiel keine Nährwertampel oder Höchstwer- te für Pestizide kaufen. foodwatch ist deshalb Mit sechs Mitarbeiter:innen ging es 2002 los. auch keine Einkaufsberatung! Das System, wie Heute arbeiten in Berlin, Brüssel, Amsterdam, Wien Ein Fazit nach 20 Jahren? Lebensmittel hergestellt und vermarktet wer und Paris rund 50 Menschen für foodwatch. den, muss sich grundsätzlich ändern. Daher Kein Tag war langweilig, jeden Tag habe ich ist es wichtig, dass es eine starke Verbraucher- etwas dazu gelernt. Ich durfte mit einem wun- organisation gibt, die sich unabhängig und derbaren Team zusammenarbeiten. Kampag- kompromisslos für Veränderungen auf poli nen zu entwickeln und umzusetzen ist eine tischer Ebene einsetzt. höchst anspruchsvolle Tätigkeit. Unser Erfolg ist ein Team-Erfolg! 2005 – 2008) kannte sich – unabhängig von Gab es eine Verbraucherministerin seiner weiteren Politik – im Verbraucher- oder -minister, mit der/dem du schutz detailliert und sehr gut aus. Beim so Wie sehen deine Zukunftspläne aus? besonders gern zu tun hattest? genannten „Gammelfleisch-Skandal“ konn- ten wir sehr gut miteinander diskutieren. Mit Ich muss wohl erst einmal verarbeiten, dass Im Grunde spielte der Verbraucherschutz leider ihm könnte ich mir vorstellen, heute noch ich weg bin. Erst dann kann ich überlegen, was bei keiner Bundesregierung eine besonders einen Wein zu trinken. Mit allen anderen noch kommen kann. große Rolle. Aber Horst Seehofer (Landwirt- bleibe ich eher in freundschaftlicher Feind- schafts- und Verbraucherschutzminister von schaft verbunden (lacht). Das Interview führte Susanne Gonswa.
6 DEZEMBER 2021 * * * KU R Z G E M E L D E T * * * Blick in die Küchen erlaubt – Vorbild Großbritannien: Junkfood- werbung wird verboten. Großbritannien foodwatch gewinnt Musterklage schränkt die Werbung für unausgewogene Lebensmittel deutlich ein. Ab 2022 dürfen schen mit wenigen Klicks, Transparenz über Hy- Foto: privat TV-Werbespots für Produkte wie Softdrinks, gienekontrollen einzufordern. Die große Reso überzuckerte Frühstücksflocken oder Bur- nanz auf die Kampagne zeigt, dass Behörden gut ger nur noch nach 21 Uhr gesendet wer- beraten wären, Kontrollergebnisse von sich aus den. Zudem dürfen Hersteller für ihre unge- zu veröffentlichen. Das hilft allen Seiten – Ver- sunden Produkte keine bezahlte Online- braucher:innen, Behörden und auch den Unter- Werbung mehr schalten. Nur die eigenen nehmen selbst. Kanäle wie Webseiten und Social Media sind von diesem Verbot ausgenommen. Wie geht es jetzt mit Topf Secret weiter? ARNE SEMSROTT EU-Kommission beendet Käfighaltung. Semsrott: Inzwischen gibt es über unser Portal Bis 2030 will die EU-Kommission einen ent- Gute Nachrichten: Die Veröffentlichung von Le- mehr als 53.000 Anfragen nach Hygienekontroll- sprechenden Gesetzesvorschlag vorlegen. bensmittelkontrollergebnissen über die Platt- berichten. Trotzdem weigern sich einzelne Sie reagierte damit auf die Europäische form Topf Secret ist weiterhin erlaubt. Das hat Behörden – und in Schleswig-Holstein das gesamte Bürgerinitiative „End The Cage Age“, der das Landgericht Köln entschieden. Sehr zum Bundesland – die Transparenzvorgaben aus dem sich 1,4 Millionen Bürger:innen angeschlos- Ärger der Gastrolobby. Mitbetreiber der Platt- Verbraucherinformationsgesetz (VIG) umzuset sen hatten. Auch foodwatch unterstützte die form und Projektleiter bei FragDenStaat, Arne zen. In diesen Fällen werden wir weiter klagen, Initiative. Die Kommission will prüfen, ob die Semsrott, feiert den Sieg und erklärt die Hin- um die Behörden zu rechtskonformem Verhal- Vorschriften bis 2027 in Kraft treten können. Aktuell werden in Europa noch etwa 300 tergründe. ten zu bewegen. Das Wichtigste aber: Die neue Millionen Muttersauen, Kaninchen und Hüh- Bundesregierung muss tätig werden! Wenn sie ner in Käfigen eingesperrt. Warum ist das Urteil aus Köln endlich ein effektives Transparenz-System für richtungsweisend? Lebensmittelbetriebe umsetzt, wie es in anderen Semsrott: Nach Hunderten Verwaltungsge Ländern wie zum Beispiel Dänemark längst üb- richtsurteilen hat jetzt auch ein Zivilgericht klar- lich ist, können wir Topf Secret abschalten. gestellt, dass unser Portal Topf Secret nicht nur rechtens ist, sondern ein wichtiges Instru ment, um das Informationsrecht von Einzelnen durchzusetzen und die Öffentlichkeit zu infor- mieren. Die Gastrolobby, vor allem der DEHO- GA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), foodwatch und die Transparenz-Initiative WHO-Krebsforschungsagentur für Nutri- FragDenStaat haben 2019 gemeinsam die Score. Die Internationale Agentur für Krebs- der die Verfahren gegen Topf Secret vorange- Online-Plattform Topf Secret ins Leben ge- forschung befürwortet, den Nutri-Score ver- trieben hat, muss sich endlich damit abfinden, rufen. Hier können Kontrollberichte mit bindlich in Europa einzuführen. Die Lebens- dass Hygiene-Transparenz normal wird und wenigen Klicks abgefragt und veröffentlicht mittelampel helfe den Verbraucher:innen, Ekelzustände ans Licht müssen. werden. das Risiko für nichtübertragbare Krankhei- Das Portal: https://fragdenstaat.de/ ten wie Krebs zu senken. Was ist das Besondere an dieser Plattform? kampagnen/lebensmittelkontrolle/app/ Semsrott: Topf Secret ermöglicht es allen Men-
DEZEMBER 2021 7 Gefährlicher Sommerschlaf Foto: foodwatch/Sabrina Weniger foodwatch warnt vor Ethylenoxid in Speiseeis der Entscheidung der EU erfolgten bald Rück und zwingt Mars Deutschland zum Rückruf. rufe in ganz großem Stil. Tausende Produkte wie Eiscremes von Snickers und Milka wur- Wenn erst die Recherchen einer vergleichs den zurückgerufen – unter anderem in Frank- weise kleinen Organisation wie foodwatch reich, Rumänien, Slowenien und Luxemburg. und der öffentliche Druck von vielen tausen- Und in Deutschland? Nichts! Wochenlang kein den Verbraucher:innen einen Lebensmittel- einziger Rückruf. giganten wie Mars zu einem Rückruf wider Willen drängen, zeigt das einmal mehr: Politik EIN KLEINES TEAM GEGEN DIE Tschüss, Olli! und Behörden versagen viel zu oft beim Ver- LEBENSMITTELINDUSTRIE braucherschutz. Was war passiert? foodwatch mahnte öffentlich, startete eine On- Genau elf Jahre lang war Oliver Huizinga line-Petition an die zuständigen Verbraucher- Teil des foodwatch-Teams, jetzt war es für ministerien der Bundesländer, hakte bei Her den langjährigen Kampagnenleiter Zeit stellern nach – und fand in akribischen Recher- für etwas Neues: Seit 1. November ist chen heraus: In Deutschland wurden genau die er politischer Geschäftsführer der Deut- gleichen Produkte weiter im Supermarkt ver- schen Adipositas Gesellschaft und ar- kauft, die in anderen Ländern längst öffentlich beitet zudem für die Deutsche Allianz zurückgerufen worden waren. Snickers Ice Nichtübertragbare Krankheiten. Auch in Cream von Mars sogar mit exakt derselben seiner neuen Position wird Oliver also mit Chargen-Nummer! Unfassbar… foodwatch in Kontakt bleiben. Oliver begann im Jahr 2010 als Trainee Mitten im „Sommerloch“, am 13. Juli, fassten Wir konfrontierten mit unseren Funden den Her- und leitete seit 2017 die Kampagnenab- die Mitgliedstaaten der EU bei einer Sitzung in steller Mars, trommelten auf den Social-Media- teilung. Er hat sich vor allem durch seinen Brüssel einen weitreichenden Beschluss: Alle Kanälen, informierten die Presse. Endlich, im unermüdlichen Einsatz im Kampf gegen Produkte, die mit Ethylenoxid belastetes Jo- August, beugte sich Mars dem Druck und rief Übergewicht bei Kindern einen Namen hannisbrotkernmehl (E410) enthalten, müssen die belastete Eiscreme auch in Deutschland gemacht. zurückgerufen werden! Und zwar europaweit. zurück. Ein Erfolg – auch für alle 55.000 Ver- Wir sagen: Tschüss, Olli, und vielen Dank braucher:innen, die die foodwatch-Protestakti- für deine tolle Arbeit! Ethylenoxid ist ein Gas, das als krebserregend on unterzeichnet haben. und erbgutverändernd gilt. Während der „Ich bin wahnsinnig dankbar für diese Stoff in der Lebensmittelproduktion der EU ver- Aber: Andere Hersteller wie die Nestlé-Tochter aufregenden und lehrreichen elf Jahre. boten ist, wird er jedoch in etlichen Dritt Froneri verkauften belastete Produkte einfach Zum Glück fühlt es sich nicht wie ein staaten zur Bekämpfung von Pilzen und weiter. Und vor allem zeigt der Fall: Ohne öf- richtiger Abschied an. Denn im Kampf Bakterien eingesetzt – und landet auf diesem fentlichen Druck durch Organisationen wie gegen die Adipositas-Epidemie arbeiten Weg offenbar auch in unserem Essen: An- foodwatch und den Protest vieler Verbraucher: foodwatch und die medizinischen Fach fang Juni war bekannt geworden, dass große innen wäre höchst wahrscheinlich rein gar nichts gesellschaften eng zusammen. In diesem Mengen des weit verbreiteten Zusatzstoffs passiert – ein Skandal und ein klares Versagen Sinne: Bis bald!“ E410 mit Ethylenoxid verunreinigt sind. Nach der Ministerien und Kontrollbehörden.
8 DEZEMBER 2021 Mit dem Testament die Zukunft gestalten Immer mehr Menschen treibt die Sorge um Wenn Sie möchten, dass sich foodwatch das Morgen um. Wie wird die Welt, die Ge auch in Zukunft mit aller Kraft dafür einsetzt, sundheit, die Ernährung, die Klimasituation, dass die Umwelt- und Handelspolitik für unsere • der Einfluss der Lebensmittel-Lobby nachfolgende Generation aussehen? Wird die begrenzt wird, Gerechtigkeitslücke in unserem ökonomischen • Kinder nicht weiter von der Lebensmittel- System größer werden? Werden wir künftige Industrie dazu verführt werden, unge- Pandemien in den Griff bekommen? Bewegen sunde und dickmachende Nahrungsmittel wir uns auf eine Klimakatastrophe zu oder zu sich zu nehmen, können wir das Steuer noch rumreißen? Das • keine schädlichen Zusatzstoffe in unseren sind Fragen, die viele beschäftigen. Aber auch Lebensmitteln enthalten sind, Themen wie Bürgerbeteiligung und welchen • unsere Nutztiere nicht länger qualvollen Stellenwert die Rechte der Verbraucher:innen Haltungsbedingungen ausgesetzt auf dem Lebensmittelmarkt in Zukunft haben sind, dass sie davon krank werden, werden. dann ziehen Sie es in Erwägung, foodwatch Wenn Sie sich diese Fragen auch stellen und in Ihrem Testament zu bedenken. Ihre Lieben bereits versorgt sind, dann könnte eine Nachlassverfügung helfen, diese Heraus- Allerdings gibt es gerade bei der Erstellung eines forderungen schon heute anzugehen. Testaments unzählige Stolpersteine. Deshalb erstellen Sie Ihr Testament unbedingt mit der Foto: Adobe Stock/jd-photodesign Wenn Ihnen zudem die Ziele von foodwatch am Hilfe eines Rechtsanwalts oder Notars. So kön Herzen liegen und Sie sich wünschen, dass diese nen Sie sicher sein, dass Ihr letzter Wille in vollem auch in Zukunft verfolgt werden, dann könnten Umfang wirksam wird und alle Betroffenen be- Sie schon heute foodwatch im Testament be nachrichtigt werden. Da wir mit professionellen denken. Erbrechtsanwälten zusammen arbeiten, können wir Sie gern dabei unterstützen. Wenn Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich gern an uns. » Gabriele Richter: gabriele.richter@foodwatch.de IMPRESSUM ––––––––– Herausgeber Dr. Thilo Bode ∙ foodwatch e. V. · Anschrift Brunnenstr. 181 ∙ 10119 Berlin · Telefon 030 / 28 44 52 96 · Fax 030 / 24 04 76 26 E-Mail service@foodwatch.de · Internet www.foodwatch.de · Redaktion Susanne Gonswa, Sarah Häuser, Andreas Winkler (V.i.S.d.P.) · Gestaltung Annette Klusmann, puredesign. Spendenkonto foodwatch e. V. ∙ IBAN DE 5043 0609 6701 0424 6400 · BIC GENO DEM 1 GLS Gedruckt mit mineralölfreier Farbe auf 100 Prozent chlorfrei gebleichtem Recyclingpapier. Die foodwatch-Nachrichten erscheinen zweimal jährlich und werden per Post an alle Förderinnen und Förderer geschickt.
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