Augenarzt-Einsatz in Laos 2011

Die Seite wird erstellt Nicklas Berndt
 
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Augenarzt-Einsatz in Laos 2011
Augenarzt-Einsatz in Laos 2011

Nachdem ich bereits einige Kurzeinsätze in den vergangenen Jahren in der Augenklinik in
Lung Prabang absolviert hatte, war es dort zu einer gewissen „ Müdigkeit“ im Umgang
mit dem ausländischen Kollegen gekommen, d.h. in den beiden letzten Jahren, wenn ich in
Luang Prabang ankam, nahm dies der dortige Kollege zum Anlaß, ein paar Tage Urlaub zu
nehmen und die Klinik ganz mir und der wenig arbeitswilligen Crew (etwa 6 Schwestern und
ein Assistenzarzt) zu überlassen. Im Gegensatz zu den Jahren vorher, wo im Radio
Durchsagen kamen, daß ein deutscher Augenarzt arme Patienten kostenlos behandelt und
dadurch auch zahlreich die Patienten kamen, für die ich eigentlich hierhergekommen war,
nämlich die ,die sich sonst die( wenn auch bescheidenen) Gebühren nicht leisten konnten,
wurde jetzt keine Werbung mehr gemacht. Es kamen also kaum Patienten, was ganz im
Sinne der Belegschaft war, bei mir aber zu einer gewissen Langeweile führte.
Bei einem Ausflug auf dem Nahm Ou kam ich 2010 in Kontakt mit der Bambusschule und
war auch kurz in Muang Ngoi. Die dortige Sanitätsstation war von zwei Krankenschwestern
besetzt, die die gesamte Bevölkerung der Umgebung mehr schlecht als recht behandelten.

Ein Augenarzt war hier noch nie gewesen, aber man versicherte mir, dass erheblicher Bedarf
bestehe.
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Zurück in Deutschland kontaktierte ich Bodo Peters, der über meine Einsatzbereitschaft ganz
begeistert war, wollte man doch jetzt gerade die medizinische Versorgung in diesem Bereich
verbessern und da kam ich ja wohl wie gerufen.
Im Laufe des Jahres kaufte die Bambusschule in Hamburg diverse gebrauchte augenärztliche
Gerätschaften und schickte sie gut verpackt auf die Reise nach Luang Prabang .

Im Dezember reiste ich dann auch zuerst nach Luang Prabang, wo ich von Ursula, der
dortigen Mitarbeiterin der Bambusschule, empfangen wurde.

Erst mal wurden die Pakete ausgepackt und an die lokalen elektrischen Verhältnisse
angepasst (Stecker etc.)
Ein Besuch in der Augenklinik war noch fällig, wollten wir doch eventuell zu operierende
Patienten aus Muang Ngoi dort versorgen. Ich hatte meinen dortigen Kollegen bereits vorher
via Email informiert und der Empfang war herzlich.
Auch musste ich zur Begrüßung sofort in den OP und dort tätig werden.

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Alles ging gut...

… wie die entspannten Mienen zeigen. Die Aussicht auf Mehrarbeit durch eventuelle
Patienten aus Muang Ngoi stieß auf verhaltene Begeisterung und wir mussten erst mal zum
Klinikchef, der in der modernen, von Japan erbauten Klinik vor der Stadt weilte. Dort löste
unser Wunsch offenbar gewisse Profitideen aus und er ließ uns wissen, daß die Klinik für
jede OP 100 Dollar kassieren wolle. Nach meiner Intervention, daß ich ja wohl sämtliches
Material für die Operationen aus Deutschland mitgebracht hatte (Intraocularlinsen ,
Instrumente etc) ließ man sich auf 50 Dollar(also ohne Material) herunterhandeln,
wohlgemerkt für Patienten, die man sowieso behandelt hätte, hätten sie den Weg von
Muang Ngoi nach LP auf sich genommen. In diesem Fall hätten die Patienten angeblich 70
Dollar bezahlen müssen (hier allerdings inklusive der Kosten für Material, was den
Hauptanteil der Kosten ausmacht).Mir zeigte später ein Patient eine Rechnung für ein vor
zwei Jahren (übrigens von mir) operiertes Auge über knapp 40 Dollar. Die Kosten seien halt
gestiegen, war die Antwort auf eine spätere Nachfrage.
Na, Ursula hat das alles souverän gemanagt, und so ging es dann am nächsten Tag per Bus in
drei Stunden nach Nong Khiaw, wo uns Henning, ein weiterer Mitarbeiter der Bambusschule,
bereits erwartete. Auch der Gouverneur der Region sowie einige weitere Würdenträger wie
Polizeichef und Krankenhausmanager (von Nong Khiaw) wollten den „Falang-Doc“
kennenlernen.
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Weiter ging es dann nach Verladen des Equipments mit dem Boot.
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Das Wichtigste zuerst:

In Muang Ngoi konnten wir in einem Raum unsere Instrumente aufbauen und sogleich mit
den Untersuchungen beginnen.
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Ein Problem war die Stromversorgung, da es im Dorf nur Generatorstrom gibt. Henning gab
sein Bestes.

Trotzdem war es zu teuer, den Generator ständig laufen zu lassen, also wurde bei jedem
Patienten der Motor ein und ausgeschaltet, bei Handstart eine sportliche
Angelegenheit.Später haben wir dann eine Mopedbatterie benutzt. Die musste aber erst mal
besorgt werden.

Bereits am ersten Tag warteten Patienten vor der offiziellen Eröffnung auf eine Behandlung,
die sie auch bekamen.

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Die Krankenschwestern, eine von ihnen hochschwanger, wussten gar nicht, wer und was auf
sie zukam.

Am nächsten Tag ging es dann offiziell los.
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Das grobe Feststellen der Sehschärfe gehörte dazu und trug nicht unwesentlich zu
Unterhaltung und Erheiterung der Dorfbewohner bei.
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Von Privatsphäre keine Spur, das halbe Dorf schaute zu.
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Weitere Untersuchungen an der Spaltlampe folgten.

Eine große Hilfe war Tic, meine aus Deutschland mitgekommene Freundin, die perfekt Lao
spricht und die Beschwerden der Patienten verständlich machte.
Die Krankenschwestern waren sehr interessiert und hilfsbereit und konnten mir schon nach
kurzer Einweisung einiges an Arbeit abnehmen. So werden sie in Zukunft z.B den
Augendruck bei einigen Patienten messen.
Nach einigen Tagen ließ der anfängliche Andrang etwas nach und wir hatten zwischendurch
immer mal Zeit für eine Pause am Lagerfeuer, denn es war recht kalt und garnicht so
„tropisch“ wie angenommen (man beachte den dicken Pullover).
Am letzten Tag sollten sich alle Patienten melden, die für eine Operation vorgesehen waren
und nach Luang Prabang in die Klinik mitfahren wollten. Insgesamt hatte ich etwa 25
ausgewählt, von denen aber nur die acht mutigsten (mit Anhang) kamen. In Laos ist es
üblich, dass Patienten von der Familie ins Krankenhaus begleitet und dort versorgt werden.
Die Bambusschule hatte bereits Boots- und Bustransfer organisiert und alle Kosten
übernommen.
In Luang Prabang angekommen ging es dann zur Klinik, wo Patienten mit Begleitung ihr
Quartier bezogen.Am nächsten Tag wurde operiert.

Erleichtert, dass es überstanden ist:
Nach einer weiteren Nacht im Krankenhaus wartete wieder der Bus nach Muang Ngoi und
nahm Patienten, Begleitung und alle Einkäufe vom Markt in LP mit .

Leider hatte die Klinik eine weitere Überraschung für die Bambusschule bereit: Man wollte
noch weiteres Geld für Medikamente und Überstunden vom Personal (innerhalb der
normalen Dienstzeiten, versteht sich). Aber Ursula verhandelte hart und wir wurden uns
einig.
Fazit: Ein meines Erachtens gelungener Einsatz in Laos, dem weitere, natürlich auch von
Kollegen anderer Fachrichtungen (bitte melden!!) folgen sollten. Ein weiterer Ausbau der
Sanitätsstation ist von der Bambusschule geplant und man lernt natürlich viel dazu, so daß
ich bei meinem nächsten Aufenthalt (wahrscheinlich wieder Ende des Jahres) einiges anders
machen werde und einige wichtige, diesmal stark vermisste Kleinigkeiten, wie zum Beispiel
Augensalbe, aus Deutschland mitbringen werde.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an die Mitarbeiter der Bambusschule, ohne die das
alles nicht möglich gewesen wäre.
Ein weiterer Dank an Tic, die einen Superjob gemacht hat! Vielleicht wäre sie auch als
Dolmetscherin für künftige Kollegen eine Option?

Dr. Karl Heinz Lung, Augenarzt, Hamburg
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