Selbstmanagement-Coaching: Besser leben mit COPD - Informationsbroschüre für Fachpersonen - Lungenliga ...

 
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Selbstmanagement-Coaching:
Besser leben mit COPD
Informationsbroschüre für Fachpersonen

                           SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT
                                               FÜR PNEUMOLOGIE
                           SOCIÉTÉ SUISSE DE PNEUMOLOGIE
                               SOCIETÀ SVIZZERA DI PNEUMOLOGIA
Für COPD-Patienten ist die Alltagsbewältigung schwierig: Dank
des Selbstmanagement-Coachings der Lungenliga können sie
mit der Krankheit besser umgehen und werden zu Experten ihrer
Krankheit, was sowohl sie selbst und ihre Angehörigen als auch
die Ärzte und das medizinische Fachpersonal entlastet.

Wissenschaftliche Evidenz
Nationale und internationale Studien haben gezeigt, dass spezifisches Selbstmanage-
ment-Coaching bei COPD («Besser leben mit COPD») die Anzahl sowie Dauer der
Hospitalisationen signifikant reduziert und zudem die Anzahl der Notfallaufnahmen und
Hausarztbesuche senkt 2,3,4. Darüber hinaus verbessert das Programm signifikant die
Lebensqualität von COPD-Patienten 1, 2, 5, 6. Schliesslich belegen zwei Schweizer Studien
eine höhere Grippeimpfrate und Rauchstoppquote 5,6. Damit das Selbstmanagement-
Coaching wirksam und sicher für die Patienten ist, muss es von hochprofessionellen
Coaches strukturiert durchgeführt werden; auch sollten die Patienten dabei engmaschig
betreut werden.

Das Konzept: Besser leben mit COPD
In einer kleinen Gruppe nehmen COPD-Patienten am Selbstmanagement-Coaching
mit sechs Modulen (jeweils 1x pro Woche à 1,5 Std.) teil. Entscheidend für den Erfolg
des Programms sind die sechs Module in Gruppen, das telefonische Follow-up über
12 Monate sowie der persönliche Aktionsplan (AP) des Patienten.

   6 Coachings                       Telefonischer Follow-up                 Verlaufsbericht an
    (1,5 Std.)                 telefonische Kontaktperson (Coach)           Hausarzt/Pneumologe
    1x/Woche

   Individuelle
                      V1                      V2                                                                V3
   Sitzung/AP

                      1               2                         3                                           4

  Monat 1         2        3      4       5        6        7       8   9       10      11        12   13       14

   Eintrittsmessung                                                                          Austrittsmessung
Coaching in sechs Modulen

 Modul 1	COPD: Der Patient kennt Ursachen, Leitsymptome und Unterschiede einer
          akuten und chronischen Erkrankung. Der Patient kann die Krankheit in seinem
          persönlichen Umfeld einfach und verständlich erklären.
 Modul 2	Medikamente und Aktionsplan: Der Patient weiss, welche verordneten
          Medikamente er wie und wann anwendet. In Absprache mit dem behandelnden
          Hausarzt/Pneumologen lernt der Patient, wie er bei einer Verschlechterung
          richtig und rechtzeitig reagiert.
 Modul 3	Atemtechniken: Der Patient lernt Techniken zur Verringerung von Atemnot und
          Überblähung der Lunge, Hustentechniken und Sekretmobilisation.
 Modul 4	Alltagsplanung: Der Patient meistert den Alltag im Haushalt, bei der Arbeit und
          in seiner Freizeit. Dem Patienten werden energiesparende Techniken sowie eine
          ideale Tages- und Wochenplanung gezeigt.
 Modul 5	Körperliche Aktivität: Der Patient erkennt die Vorteile täglicher körperlicher Be-
          wegung. Die Zuversicht und Motivation für mehr Bewegung und regelmässiges
          Training wird gestärkt. Der soziale Aspekt der Gruppe ist ein wichtiger Motivator.
 Modul 6	Weitere Themen: Durch praxisnahe Übungen und gezielte Inputs wird der
          Programminhalt vertieft und weitere Themen wie Rauchen, Ernährung, Schlafen
          und Reisen werden in der Gruppe behandelt.

Telefonisches Follow-up
Nach Abschluss des Selbstmanagement-Coachings in der Gruppe erfolgt nach 1, 3, 6 und
12 Monaten ein telefonisches Follow-up-Gespräch zwischen Coach und Patient. Das
Telefongespräch ist nach einer eigens dafür konzipierten Regieanleitung standardisiert.
Diese führt den Coach durch das Gespräch, um alle relevanten Themen (z. B. Symptome,
Bewegung, Rauchstopp ...) anzusprechen.

Arbeitsmittel: Aktionsplan und Schulungsunterlagen
Der Aktionsplan zum Exazerbationsmanagement zielt auf eine verbesserte Einhaltung der
vom behandelnden Pneumologen empfohlenen Therapie und Verhaltensänderungen.
Der Patient soll befähigt werden, Verschlechterungen seines gewohnten Gesundheitszu-
standes frühzeitig selbst zu erkennen, rechtzeitig mit dem Hausarzt, Pneumologen oder
Notfallzentrum Kontakt aufzunehmen und zeitnahe wirksame Massnahmen zu ergreifen.
In Absprache mit dem Hausarzt und Pneumologen erhält der Patient eine Notfallmedika-
tion in Reserve, welche er bei akuter Verschlechterung (Exazerbation) der Symptome
verwenden soll. In Notfallsituationen muss der Patient sofort seinen zuständigen Arzt
kontaktieren. Somit können Hospitalisationen und Notfallaufnahmen reduziert werden.
Der Aktionsplan und auch die Schulungsunterlagen sind auf Deutsch («Besser leben mit
COPD») und Französisch («Mieux vivre avec une BPCO») erhältlich, für den Schweizer
Kontext adaptiert und von der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie (SGP)
akkreditiert. Für das Pilotprojekt 2018 werden die Unterlagen von LUNGE ZÜRICH und
der Lungenliga Wallis verwendet.

Das Team
Das Selbstmanagement-Coaching wird von qualifizierten medizinischen Fachkräften
(Coaches) der Lungenliga durchgeführt. In einigen Kantonen werden die Coaches durch
externe Fachkräfte unterstützt. Die Lungenliga Schweiz organisiert dafür Schulungen
durch Experten, die den Coaches die erforderlichen Fachkompetenzen vermitteln.
Die ärztliche Leitung des Programmes übernimmt ein Pneumologe. Dieser überprüft die
Erfüllung des Einschlusskriteriums, leitet einzelne Module und stellt die Umsetzung der
Aktionspläne sicher.

Teilnahmebedingung: Ein- und Ausschlusskriterien
Grundsätzlich sind alle COPD-Patienten und deren Angehörigen im Programm
willkommen. Für die Teilnahme gelten folgende Ein- und Ausschlusskriterien:
Einschlusskriterium:
• Ärztlich, post-broncho-dilatator-verifizierte COPD, unabhängig vom Schweregrad
Ausschlusskriterien:
• Eingeschränkte kognitive Fähigkeiten
• Schwere psychische Erkrankung
• Ungenügende Deutsch-/Französischkenntnisse
• Limitierende Komorbiditäten in einem palliativen Kontext
• Andere signifikante Lungenerkrankungen (Zystische Fibrose, Lungenfibrose, Asthma ...)

Durchführung des Pilotprojektes
Die Lungenliga plant in einem ersten Schritt ab Januar 2018 die Durchführung in sieben
Kantonen (Basel, Bern, Solothurn, Thurgau, Waadt, Wallis, Zürich). Nach der Evaluation
werden weitere Kantone in das Projekt eingeschlossen.

Begleitstudie
Das Pilotprojekt wird im Rahmen einer Begleitstudie durch Prof. Dr. med. Milo Puhan
(Universität Zürich) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Isabelle Peytremann-Bridevaux
(Universität Lausanne) evaluiert. Der Fokus liegt auf der Implementation, Ausführungs-
treue und der Akzeptanz der Patienten sowie des Schweizer Gesundheitssystems. In
einem zweiten Teil werden die physische und psychische Veränderung der Patienten und
die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen seitens der Patienten analysiert.
Die Patienten können jedoch auch am Programm teilnehmen, ohne sich an der Studie
zu beteiligen.
Weitere Auskünfte und Anmeldung Ihrer Patienten
Melden Sie Ihre Patienten mit dem Anmeldeformular an (online erhältlich unter
www.lungenliga.ch/copdcoaching) oder empfehlen Sie Ihren Patienten sich
anzumelden.

Meldet sich der Patient direkt an, nehmen wir mit dem behandelnden Hausarzt
oder Pneumologen Kontakt auf. Für weitere Auskünfte oder telefonische An-
meldungen, wenden Sie sich bitte an die entsprechende kantonale Lungenliga:

      Basel                                  Waadt
      Laura Gattlen                          Gilles Atallah
      Tel. 061 927 91 14                     Tel. 021 623 38 00
      laura.gattlen@llbb.ch                  gilles.atallah@lpvd.ch
      Bern                                   Wallis
      Anita Huwiler                          Karin Lörvall
      Tel. 031 308 28 44                     Tel. 027 329 04 29
      a.huwiler@lungenliga-be.ch             karin.loervall@psvalais.ch
      Solothurn                              Zürich
      Petra Vonmoos                          Sandra Catuogno
      Tel. 062 206 77 61                     Tel. 044 268 20 22
      petra.vonmoos@lungenliga-so.ch         sandra.catuogno@lunge-zuerich.ch
      Thurgau
      Marcus Hien
      Tel. 071 626 98 98
      info@lungenliga-tg.ch

      Allgemeine Informationen:
      www.lungenliga.ch/copdcoaching

Auskünfte zur nationalen Implementierung sowie zur Begleitstudie erhalten Sie bei:
Mathias Guler (Projektleiter Lungenliga Schweiz)
Tel. 031 378 20 56, m.guler@lung.ch
Bibliografie
1. Zwerink M et al. Cochrane Database Syst Rev. 2014 Mar 19;(3):CD002990.
2. Jean Bourbeau et al. Arch Intern Med. 2003 Mar 10;163(5):585–91.
3. M-A. Gadoury et al. Eur Respir J 2005; 26:853–857.
4. Jean Bourbeau et al. Chest 2006; 130:1704–1711.
5. Carron T, Peytremann-Bridevaux I. Evaluation du programme pilote «Mieux vivre avec une BPCO»:
    acceptabilité, faisabilité et efficacité. IUMSP, 2016.
6. C laudia Steurer-Stey et al. Effects of the «Living well with COPD» intervention in primary care:
    a comparative study (Accepted, Sept. 2017 European Respiratory Journal).

                                             Lungenliga Schweiz
                                             Chutzenstrasse 10, 3007 Bern
                                             Tel. 031 378 20 50, Fax 031 378 20 51
                                             info@lung.ch, www.lungenliga.ch
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