Auslandssemester an der Robert Gordon University Aberdeen, Schottland

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Auslandssemester an der Robert Gordon University
Aberdeen, Schottland
Erfahrungsbericht von Benjamin Schütte

  Planung

Mein Auslandssemester begann mit meiner Landung in Aberdeen am 25.01.2008.
Die Planung begann natürlich schon eher. Gegen Ende des vierten Semesters
entschloss ich mich dazu, auch mal was anderes sehen zu wollen als die FH
Hannover und den Schritt in Ausland zu wagen. In meine Französischkenntnisse
setzte ich keine großen Hoffnungen, deshalb war ich auf der Suche nach einem
englischsprachigen Studienort. Nach kurzer Absprache mit meinem zuständigen
International Coordinator, damals Prof. Rolf Schwermer, wandte ich mich an das
Internationale Büro. Dort beriet mich Frau Helga Rollwage sehr freundlich und
ausführlich bei allen meinen Fragen. Als Hochschulen kamen für mich die University
of Limerick in Irland und die Robert Gordon University in Aberdeen in Frage, zwei
Partnerhochschulen der FH Hannover. Ich entschied mich auf Grund der positiven
Erfahrungsberichte und der Tatsache, dass Aberdeen eine größere Stadt als
Limerick ist, für die RGU. Leider waren für dieses Semester schon alle Plätze für ein
Erasmus Stipendium voll. Damit konnte ich mir die Übernahme der Studiengebühren
abschminken. Plan B war das Free Mover Stipendiumsprogramm, welches mir für die
Dauer des Studiums ca. 750€ überwiesen hat. Ein Tropfen auf den heißen Stein,
angesichts von ca. 1200€ Studiengebühren, 1500€ Studentenwohnheim und hohen
Lebensunterhaltskosten, aber ich war natürlich dankbar für jede Unterstützung. Das
Geld wurde kurz nach Beginn des Semesters überwiesen und die höhe der
Auszahlung richtet sich nach der Anzahl der Bewerber für das jeweilige Semester.
Kurz nachdem die RGU meine Unterlagen vom Internationalen Büro zugeschickt
bekommen hat, erhielt ich einen Haufen Infomaterialien, Formulare und die
Zugangsdaten für den „Virtual Campus“ der RGU. Also war ich bestens informiert
und bereit, mich in den Flieger zu setzen. An dieser Stelle schon mal danke an das
Internationale Büro und besonders an Frau Rollwage, für die Unterstützung.
Studieren

Ich belegte an der RGU den Studiengang „Corporate Communication“ und wählte die
Kurse Public Relations, Global Mass Communication, Electronic Media (hier ging es
hauptsächlich um das Programm Adobe Flash) und Broadcast Journalism (TV- und
Radio-Journalismus). Eingestiegen bin ich dort in die „Stage 2“, was mit dem vierten
Semester vergleichbar ist. Eine Vorlesung dauert an der RGU 50 Minuten. Die in den
Vorlesungen gehörten und gelernten Dinge, werden in den Tutorials praktisch
angewandt. Die Note setzte sich am Ende je nach Kurs aus 0-3 Hausarbeiten bzw.
Essays und einer abschließenden Klausur zusammen. Das Niveau des Unterrichts
ist größtenteils niedrig und erfordert keine großen Vorkenntnisse des Stoffes. Es ist
also kein Problem mitten im laufenden Semester einzusteigen und trotzdem sehr
gute Resultate in den Prüfungen zu erzielen.
Bei meinem ersten schottischen Kontakt mit dem Taxifahrer, der mich vom Flughafen
zum Wohnheim gefahren hat, habe ich noch blöd geguckt. Den habe ich nämlich so
gut wie gar nicht verstanden. Aber keine Panik, die Professoren sprechen
ausnahmslos sehr deutlich und ohne unverständlichen Akzent. Akzente ja, aber
keine bei denen man an seinen Englischkenntnissen zweifelt. Den Professoren ist
natürlich auch bewusst, dass vor Ihnen einige ausländische Studenten sitzen.
Bei 3 von 4 Kursen waren davon eine ganze Menge anwesend. Zwei Schwedinnen,
eine Türkin, zwei Polinnen, mit mir vier Deutsche und der Rest Britten. Nur in einem
war ich der einzige Ausländer, dachte ich zumindest. Gegen Ende stellte sich heraus,
dass noch eine Deutsche in meinem Kurs war. Die hatte aber wohl keine Lust auf
Kontakt zu anderen Deutschen und sich lange nicht zu erkennen gegeben. Das ist
teilweise auch gar nicht so verkehrt. Man ist in Aberdeen schon dazu verleitet, viel
mit der gleichen Nationalität zu tun zu haben. Da muss man sich zusammenreißen
und sich allen Nationen gegenüber aufgeschlossen zeigen. Das Semester ist sonst
schnell vorbei, ohne das man große sprachliche Fortschritte gemacht hat. Also ruhig
versuchen englisch zu reden, auch wenn vielleicht von fünf Anwesenden nur einer
nicht deutsch spricht. Das ist am Anfang ungewohnt, aber geht ziemlich schnell
einigermaßen locker von der Hand. Alkohol hilft dabei ungemein.
Sehr neu, hübsch und modern ist der Campus. Hier gibt es neben den Hörsäalen
und Unterrichtsräumen drei Mensen (eine davon auf gesundes Essen ausgelegt, der
Rest mehr auf übliches Mensaessen), ein großes und toll ausgestattetes
Fitnessstudio mit großem Schwimmbecken (kostet zusammen 75 Pfund pro
Semester und ist sehr zu empfehlen), eine große Sporthalle (kostet extra), eine
Kletterwand (richtig, kostet auch extra), eine große Bibliothek mit vielen Computern
und kostenlosem W-LAN für die Laptopbesitzer und den Fluss Dee, der vorbeifließt.
Da ich auf dem Campus Garthdee studiert habe, welcher etwas außerhalb des
Stadtzentrums liegt (im Gegensatz zu meinem Wohnheim Woolmanhill), musste ich
jeden morgen oder zumindest immer, wenn ich zur Vorlesung wollte, mit dem Bus
fahren. Der kostet für Studenten fünf Pfund die Woche und fährt mehr oder weniger
regelmäßig (theoretisch alle 15 Minuten) vom Stadtzentrum direkt vor die Uni.

  Unterkunft

Gewohnt habe ich im Woolmanhill Studentenwohnheim der Uni. Die Unterkunft kann
man sich vorher leicht über die Internetseite der RGU organisieren, für ausländische
Studenten sind Plätze reserviert. In Woolmanhill ist immer was los, da es das größte
aller Wohnheime ist. Die Zimmer sind klein, aber zweckmäßig. Der Weg zu den
Geschäften und Clubs ist sehr kurz, man lernt innerhalb von 10 Sekunden einen
Haufen neuer Leute aus aller Herren Länder kennen und hat einfach eine gute Zeit.
Für immer würde ich da eher nicht wohnen wollen, aber für 1-2 Semester ist es ideal.
Falls die eigene WG auch weiterfeiert, wenn man ausnahmsweise mal was lernen
oder ein Essay schreiben muss, kann man sich in die Unibibliothek verdrücken. Dort
gibt es extra eingerichtete ruhige Zonen, in denen man klarer denken kann als
während einer Party. Da man die Themen und Termine der Hausarbeiten sehr früh
gesagt bekommt, kann man sich die Zeit aber gut einteilen und verpasst so keine
Gelegenheit zu feiern.
Meine Mitbewohner waren zwei Franzosen, zwei Schotten und ein Deutscher. Wir
kamen alle wunderbar miteinander zurecht und hatten eine tolle Zeit. Hübsch ist
Woolmanhill nicht, aber Studenten sind ja nicht so anspruchsvoll. Wenn man
einzieht, bekommt man eine neue Matratze, Bettzeug und eigene Küchenutensilien.
Es gibt zwei Klos und zwei Duschen, jedes Zimmer verfügt außerdem über ein
Waschbecken. Da morgens eh jeder unterschiedlich oder auch mal gar nicht zur Uni
geht, kommt es nie zum Stau vor der Dusche.
Anreise

Ich bin mit Skandinavian Airlines von Hannover über Kopenhagen nach Aberdeen
geflogen. Das hat ca.160€ gekostet, war also kein billiger Spaß. Es gibt sehr viele
Wege nach Aberdeen, wirklich perfekt ist davon keiner. Einer der günstigsten dürfte
die seit April bestehende Strecke Bremen – Edinburgh mit Ryanair sein. Danach
noch kurz mit Megabus (www.megabus.co.uk) nach Aberdeen gefahren und schon
ist man da. Ok, so schnell geht das vielleicht nicht, aber man spart gegenüber den
meisten anderen Flügen eine Menge Geld, wenn man rechtzeitig bucht. Die
Gepäckobergrenze von 15kg bei Ryanair dürfte einen aber vor ziemliche Probleme
beim Packen stellen. Gerade auf dem Rückflug hat man doch einiges mehr dabei.
Man glaubt es kaum, was sich in den paar Monaten so zusätzlich ansammelt.
Bewährt hat sich oft, sich von einem Freund oder Familienmitglied mit einem fast
leeren Koffer in den letzten Tagen besuchen zu lassen und zusammen mit ihm
wieder zurück zu fliegen. Das bringt einen Koffer zusätzlich zum voll packen. Große
Airlines sind da oft auch großzügiger, was Gewichtsüberschreitungen beim Gepäck
angeht. Ich bin mit knapp 24 kg statt der erlaubten 20 kg hingeflogen und das hat am
Schalter der SAS niemanden gestört. Beim Rückflug waren es noch 16,5 statt der
erlaubten 15 kg bei Ryanair und ich sollte 30€ Aufpreis zahlen. Durch umpacken in
mein Handgepäck, kam ich dann noch auf die 15 kg. Als Handgepäck eignet sich ein
Trolley sehr gut. Ich habe günstig einen bei Primark (so eine Art C&A würde ich
sagen) in Aberdeen gekauft. Die beste Reiseroute muss man aber je nach eigenem
Standort selber suchen, da gibt es ziemliche Preisunterschiede.

  Aberdeen

Was es in Aberdeen und Schottland zu sehen gibt, werdet ihr schon rausfinden. Das
Infopaket der RGU enthält zum Beispiel schon mal hilfreiche Broschüren und Karten,
die einem die interessantesten Sehenswürdigkeiten und Reiserouten aufzeigen.
In Aberdeen gibt es Geschäftetechnisch alles, was man so kennt. Am günstigsten
einkaufen kann man bei LIDL und Aldi, was beides ohne Auto relativ schwer zu
erreichen ist von Woolmanhill aus. Zum Glück hatte mein deutscher Mitbewohner
sein Auto mitgebracht, was bei Ausflügen und Einkäufen hilfreich war. Drauf
angewiesen ist man aber natürlich nicht. Für längere Tagestouren kann man sich
auch mit mehreren einen Mietwagen leihen.
Für fast jeden Musikgeschmack gibt es einen oder mehrere Clubs in Aberdeen. Dank
den Flyerverteilern und der zentralen Lage dieser Clubs kann man die auch nicht
verfehlen. Zum Vorglühen eignet sich die Bar der Studentenverwaltung (RGUnion)
sehr gut. Diese liegt gleich um die Ecke und bietet die günstigsten Preise aller
Läden. Ein Pitcher Bier oder Cider, aus dem man 4 Pints rausbekommt, kostet dort 5
Pfund. Da kann man nicht meckern.
Gerade die Partys ziehen einem das Geld ziemlich aus der Tasche, aber man ist ja
nicht zum sparen da. Das Klischee des geizigen Schotten könnte übrigens kaum
weniger zutreffen. Die Schotten die ich kennen gelernt habe, haben jedenfalls das
Geld mit beiden Händen zum Fenster rausgeworfen und waren immer extrem
großzügig. Pro Monat habe ich um die 500€ ausgegeben. Gegen Ende wohl noch
etwas mehr, da hatte man sich an die Preise schon gut gewöhnt.

  Fazit

Schottland ist spitze und studieren im Ausland erst recht. Also ab zum
Internationalen Büro und die Sache eintüten.

Bei Fragen schreibt mir ruhig. Eine Antwort kostet eine Dose Cider:
bschuette@gmx.de
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