Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
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Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 für die Schweiz, Januar 2022 1
PRÄAMBEL PRÄAMBEL Präambel Die vorliegende ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 (Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen) befasst sich mit folgenden An der schweizerischen Adaption der vorliegenden ESCCAP-Empfehlung waren beteiligt: für die Schweiz relevanten Ektoparasiten: Flöhe, Zecken, Läuse, Haarlinge, Sandmücken, Stechmücken und Milben. • Prof. Dr. med. vet. Manuela Schnyder, Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich, Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 zur Bekämpfung von Ekto- Präsidentin ESCCAP Schweiz parasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) für die Schweiz, erstellt in Kooperation von ESCCAP • Prof. Dr. med. vet. Caroline F. Frey, Co-Leiterin Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät. Universität Bern und nationalen Partnern: • Prof. Dr. med. vet. Peter Deplazes, Leiter Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich • Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA • PD Dr. med. vet. Walter U. Basso, Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern • Dr. med. vet. Claudia Nett-Mettler, Diplomate ACVD & ECVD (Dermatologie), Präsidentin Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA • Dr méd. vét. Barbara Knutti, FVH CertESM, Spezialistin für Gestütsmedizin, Corcelles-près-Payerne 2 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 3
I N H A LT I N H A LT Einleitung .......................................................................................................................................................................... 6 ABBILDUNGEN Biologie, Diagnose und Bekämpfung von Ektoparasiten............................................................................................... 7 Abbildung 1: Lebenszyklus von Ctenocephalides felis.......................................................................................................... 8 Abbildung 2a: Verbreitungsgebiet von Rhipicephalus sanguineus........................................................................................ 16 1. Flöhe .............................................................................................................................................................................. 8 Abbildung 2b: Verbreitungsgebiet von Dermacentor reticulatus.......................................................................................... 17 2. Zecken........................................................................................................................................................................... 13 Abbildung 3: Lebenszyklus von Ixodes ricinus ................................................................................................................... 18 3. Läuse und Haarlinge...................................................................................................................................................... 22 Abbildung 4: Lebenszyklus von Läusen............................................................................................................................. 22 4. Sandmücken.................................................................................................................................................................. 24 Abbildung 5: Lebenszyklus von Sandmücken.................................................................................................................... 24 Abbildung 6: Lebenszyklus von Stechmücken................................................................................................................... 27 5. Stechmücken................................................................................................................................................................. 26 Abbildung 7: Lebenszyklus von Demodex spp. ................................................................................................................. 28 6. Demodikose.................................................................................................................................................................. 28 Abbildung 8: Demodex-Milben unter dem Mikroskop....................................................................................................... 30 7. Sarcoptes-Räude............................................................................................................................................................ 31 Abbildung 9: Lebenszyklus von Sarcoptes scabies var. canis-Milben................................................................................... 32 8. Notoedres-Räude........................................................................................................................................................... 34 Abbildung 10: Sarcoptes-Milben unter dem Mikroskop....................................................................................................... 33 Abbildung 11: Lebenszyklus von Notoredes cati-Milben...................................................................................................... 34 9. Otodectes-Räude........................................................................................................................................................... 35 Abbildung 12: Lebenszyklus von Otodectes cynotis-Milben................................................................................................. 35 10. Pelzmilbenbefall (Cheyletiellose)..................................................................................................................................... 37 Abbildung 13: Lebenszyklus von Pelzmilben........................................................................................................................ 37 11. Befall mit Neotrombicula autumnalis (Grasmilbenbefall/Trombiculose)............................................................................ 39 Abbildung 14: Pelzmilbe (Cheyletiella) unter dem Mikroskop.............................................................................................. 38 12. Nasenmilbenbefall des Hundes...................................................................................................................................... 41 Abbildung 15: Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis) unter dem Mikroskop............................................................. 39 Abbildung 16: Lebenszyklus von Herbstgrasmilben ............................................................................................................ 39 Individuelle Faktoren: Haltung, Lebensumfeld, Alter, Erkrankungen............................................................................ 42 TABELLEN Resistenz............................................................................................................................................................................. 42 Tabelle 1: Übersicht zu parasitären Arthropoden und den von ihnen übertragenen Erregern.......................................... 6 Bekämpfung von Ektoparasiten in der Umgebung......................................................................................................... 43 Tabelle 2: Abiotische Faktoren mit Einfluss auf das Überleben von Flöhen...................................................................... 9 Tabelle 3: Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Zeckenarten.................................................................... 13 Prävention von Zoonosen................................................................................................................................................. 44 Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene Anhang Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen................................................................................... 14–15 Anhang 1 – Glossar.............................................................................................................................................................. 45 Tabelle 5: Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Läuse und Haarlinge........................................................ 22 Anhang 2 – Hintergrund von ESCCAP................................................................................................................................... 46 Tabelle 6: Veterinärmedizinisch relevante Milben bei Hunden und Katzen in Europa.................................................... 28 4 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 5
G E G E N W Ä R T I G E S I T U AT I O N U N D EINLEITUNG AUFKOMMENDE BEDROHUNGEN EINLEITUNG Zu den externen Parasiten oder Ektoparasiten gehört eine parasiten verursachte Immunantwort kann aller- Die meisten für Hunde und Katzen zugelassenen Ektoparasiti- Innen als auch HaustierbesitzerInnen bei der erfolgreichen Vielzahl parasitischer Arthropoden, die taxonomisch der Un- gische Reaktionen auslösen (z. B. Flohspeichel-Aller- ka verfügen über eine schnell einsetzende und über mehrere Kontrolle von Ektoparasiteninfektionen und der Verhinde- terklasse Acari (Zecken und Milben) und der Klasse Insecta gie-Dermatitis, FAD) Wochen anhaltende Wirkung und lassen sich damit sowohl rung der Krankheitsübertragung auf ihre Haustiere zu unter- (Flöhe, Läuse, Haarlinge, Stechmücken, Fliegen und Sandmü- • Manche können bestimmte Erreger übertragen, die therapeutisch bei vorliegendem Befall als auch prophylaktisch stützen. Diese Leitlinie konzentriert sich auf die wichtigsten cken [Phlebotomen]) zugeordnet werden (Tabelle 1). Ektopa- zu schweren Krankheiten führen (sog. vektorüber- zur Verhinderung eines (erneuten) Befalls verwenden. Wie Gruppen von Ektoparasiten, nämlich Zecken, Milben, Flöhe rasiten sind aus folgenden Gründen für die veterinärmedizini- tragene Krankheiten) alle Tierarzneimittel müssen auch Ektoparasitika ein strenges und Läuse (die taxonomisch aus zwei verschiedenen Gruppen sche Praxis relevant: • Manche können Blut saugen und bei starkem Befall Zulassungsverfahren durchlaufen, für jede in der Fachinfor- bestehen, den Läusen und den Haarlingen). Andere Ektopa- Anämien verursachen mation genannte Indikation ist ein wissenschaftlicher Nach- rasiten wie Phlebotome (Sandmücken) und Stechmücken sind • Sie können Hautveränderungen (Dermatitiden) • Manche sind wenig wirtsspezifisch, können auch weis erforderlich. hauptsächlich als Krankheitsüberträger von Bedeutung und verursachen, die bisweilen durch Sekundärinfektio- Menschen befallen und humanpathogene Erreger werden, obwohl hier nur kurz erwähnt, in einer separaten nen mit Bakterien oder Pilzen (z. B. Malassezia spp.) übertragen (Zoonosen) Da viele Ektoparasiten als Überträger verschiedener wichti- Richtlinie der ESCCAP über vektorübertragene Krankheiten verschlimmert werden • Sie können die Mensch-Tier-Beziehung beein- ger Haustierkrankheiten fungieren können, ist es das Ziel der von Haustieren (ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von • Sie können immunpathologische Reaktionen hervor- trächtigen ESCCAP, einen Leitfaden zu erstellen, der umfassende In- durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und rufen. Vor allem die durch den Speichel der Ekto- formationen und Unterstützung bietet, um sowohl Tierärzt- Katzen) genauer behandelt. Tabelle 1: Übersicht zu parasitären Arthropoden und von diesen übertragenen Erregern ARTHROPODEN INFESTATION/ER- ÜBERTRAGENE HAUPTERREGER KRANKUNG DURCH (KORRESPONDIERENDE ERKRANKUNG) DIE ARTHROPODEN GEGENWÄRTIGE SITUATION UND AUFKOMMENDE Flöhe Flohbefall, teilweise Dipylidium caninum (Dipylidiose), Bartonella henselae (Katzen- Flohspeichel-Allergie- kratzkrankheit = Bartonellose), Bartonella vinsonii, Rickettsia felis, BEDROHUNGEN Dermatitis (FAD) Acanthocheilonema reconditum Läuse und Haarlinge Läuse-Haarlingsbefall D. caninum, A. reconditum Fliegenlarven (Maden) der Myiasis Der zunehmende Reiseverkehr mit Tieren und die klimati- geringerem Masse auch von Katzen von Tierschutzorganisa- Diptera (Zweiflügler) schen Veränderungen werden vermutlich das Vorkommen tionen z. B. aus den Mittelmeerländern in Privathaushalte in Sandmücken (Phlebotomen) Sandmückenbefall Leishmania infantum (Leishmaniose) (wichtigste Art in Europa) bestimmter Ektoparasiten ausweiten. Ebenso werden sich ganz Europa umgesiedelt. Dies ist besonders bedeutsam, da die Erreger, die einige Ektoparasitenarten beherbergen, mög- der Mittelmeerraum ein Gebiet ist, in dem der Befall mit zahl- Stechmücken Stechmückenbefall Dirofilaria immitis, Dirofilaria repens (Dirofilariose), (Culex spp., Aedes spp. und Acanthocheilonema [Dipetalonema] spp. (Filariose) licherweise in andere Regionen verbreiten. So breitete sich reichen Ektoparasiten oder von diesen übertragenen Krank- Anopheles spp.) beispielsweise die canine Babesiose von den ursprünglichen heitserregern stark verbreitet ist. Fliegen (sekretophage und Fliegenbefall, Myiasis Thelazia spp. (okuläre Filariose = Thelaziose) endemischen Gebieten im Mittelmeerraum und osteuropäi- stechende Fliegen) schen Ländern in den vergangenen Jahren bis nach Zentral- Tierarzneimittel müssen vor ihrer Zulassung durch europä- Zecken (Rhipicephalus Zeckenbefall Babesia canis, Babesia gibsoni, Babesia [Theileria] annae und Nordeuropa aus. ische oder nationale Behörden ein strenges Testverfahren sanguineus, Ixodes spp., (Piroplasmose, Babesiose), Hepatozoon spp. (Hepatozoonose), durchlaufen, und jede Anwendungsindikation muss wissen- Dermacentor spp., Ehrlichia canis, E. spp., Anaplasma phagocytophilum, Anaplasma Darüber hinaus hat innerhalb der Europäischen Union die Ab- schaftlich begründet werden. TierärztInnen werden in der Hyalomma spp., platys (Ehrlichiose, Anaplasmose), Rickettsia spp. (Rickettsiose), schaffung der Grenzkontrollen im Rahmen des Schengener sachgemässen Verwendung dieser Verbindungen gemäss der Haemaphysalis spp. und Borrelia burgdorferi s.l. (Lyme Disease = Borreliose), Flaviviren andere) (z. B. Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, Louping-ill-Krankheit), Abkommens zu einem einfachen Reisen zwischen den ver- geltenden nationalen Gesetzgebung ausgebildet. Acanthocheilonema [Dipetalonema] dracunculoides schiedenen Ländern Kontinentaleuropas geführt. Leider trägt Cheyletiella yasguri (beim Cheyletiellosis Keine beschrieben dies auch zu nicht genehmigten und sogar illegalen Trans- Ektoparasitizide Präparate für Haustiere können prophylak- Hund) und Cheyletiella blakei porte von Haustieren innerhalb Europas bei. Mit Ausnahme tisch oder therapeutisch zur Bekämpfung von Ektoparasiten (bei der Katze) des Vereinigten Königsreichs gibt es keine oder nur begrenzte eingesetzt werden. Befall mit Flöhen, Läusen, Haarlingen, Mil- Otodectes cynotis Ohrmilbenbefall Keine beschrieben Zollkontrollen für Haustiere, die von einem Land in ein an- ben oder Zecken erfordert eine Behandlung zur Beseitigung Trombicula autumnalis Ohrmilbenbefall Keine beschrieben deres reisen. Während Haustiere, die mit ihren BesitzerInnen der Infektion. Die meisten Ektoparasitizide haben jedoch eine (Neotrombicula autumnalis), reisen, einen grossen Teil der Gesamttransporte von Haustie- Restwirkung und können daher prophylaktisch eingesetzt Straelensia cynotis ren ausmacht, wird eine grosse Anzahl von Hunden und in werden, um einen erneuten Befall zu verhindern. Sarcoptes scabiei Sarcoptes-Räude Keine beschrieben Notoedres cati Notoedres-Räude Keine beschrieben Demodex canis, D. cati, Demodikose Keine beschrieben D. injia, D. gatoi, D. spp. 6 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 7
1. FLÖHE 1. FLÖHE Biologie, Symptomatik, Diagnose und Bekämpfung von Ektoparasiten 1. 1. Flöhe sind 1–6 mm lange, seitlich abgeplattete, 4. Sind die Larven ausgewachsen, spinnen sie einen flügellose Insekten. Sie besitzen kräftige Hinter- Kokon und verpuppen sich. Nach abgeschlossener gliedmassen, die ihnen Sprünge ermöglichen, und Entwicklung können die adulten Flöhe die Puppen- FLÖHE Mundwerkzeuge, mit denen sie die Haut durchdrin- gen und Blut saugen. Sobald die adulten männlichen hülle entweder sofort verlassen oder 6 Monate oder länger darin verbleiben. Bei geeigneten Stimuli wie und weiblichen Flöhe aus der Puppenhülle geschlüpft Veränderung der CO2-Konzentration, Erschütterun- sind, beginnen sie mit der Wirtssuche. Ohne einen gen, Druckreize oder Temperaturanstieg kommt Wirt können sie nur wenige Tage überleben. Nach es zu einem Schlupf. Dieser kann entsprechend bei der ersten Blutmahlzeit müssen sie zum Überleben Erscheinen eines geeigneten Wirtes sehr zeitnah Flöhe (Siphonaptera) sind flügellose, seitlich abgeplatte- ist unter anderem Vektor für Rickettsia felis und Bartonella täglich weiter Blut saugen. In der Regel bleiben sie erfolgen. te, blutsaugende Insekten, die bei Säugetieren und Vögeln henselae, die Erreger der Katzenkratzkrankheit. ihr Leben lang auf dem gleichen Wirt (bis zu ca. vorkommen. Die im Folgenden genannten Floharten sind in 5 Monaten). Als maximale Lebenszeit wurden Das Überleben und die Entwicklung der Flohstadien in der ganz Europa verbreitet. Auf dem Wirtstier finden sich nur die C. felis und der Hundefloh C. canis dienen ferner als Zwi- 160 Tage ermittelt, doch die meisten Flöhe leben Umgebung hängen in hohem Masse von den Umgebungsbe- adulten Stadien. Eier, vor allem aber die Larven und Puppen schenwirt für den Bandwurm Dipylidium caninum. (Mehr nicht mehr als 1–3 Wochen, da sie vom Wirtstier bei dingungen ab. Unter idealen Bedingungen läuft die Entwick- der Fellpflege eliminiert werden. lung vom Ei zum adulten Floh in 14 Tagen ab, bei ungünsti- befinden sich dagegen in der Umwelt. Ein Flohbefall tritt bei Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Katzen, Hunden und anderen Kleinsäugern relativ häufig auf. Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten 2. Eibildung und -ablage finden bei C. felis immer gen Bedingungen kann sie bis zu 140 Tage dauern. bei Hunden und Katzen.) auf dem Wirtstier statt. Ein weiblicher Floh legt durchschnittlich 20 (maximal 40–50) Eier pro Tag. Die Entwicklung und das Überleben der nicht auf dem Wirt, Flohstiche können Juckreiz verursachen. Bei sensibilisier- Sind männliche und weibliche Flöhe auf dem Wirt ten Tieren ist dieser besonders stark ausgeprägt. Bei massiv Die im Folgenden genannten Floharten sind wenig wirtsspezi- sondern in der Umgebung befindlichen Stadien hängen von vorhanden, kommt es sehr schnell zur Reproduktion befallenen Tieren kann es darüber hinaus zu einer Anämie fisch und können auch Menschen befallen, diese stechen und und Eiablage (48 Stunden nach der Infestation). Die den Umgebungsbedingungen ab (Tabelle 2). Bei höheren kommen. Flöhe können ausserdem als Vektoren für Krank- juckende Hautveränderungen hervorrufen. perlenartigen, weissen Eier (0,5 mm Länge) fallen Temperaturen läuft die Entwicklung schneller ab, so dass die- heitserreger fungieren. Der Katzenfloh Ctenocephalides felis vom Wirtstier ab in die Umgebung. Bei idealen Be- se durch Jahreszeiten massgeblich bestimmt wird. Förderlich dingungen schlüpfen die Larven bereits nach weni- wirkt sich ferner eine feuchte, aber nicht nasse Umgebung gen Tagen. aus, die zudem keiner starken direkten Sonneneinstrahlung 3. Die Larven ernähren sich von Resten wie Hautschup- unterliegt. Für die Entwicklung in Innenräumen spielen die pen und von eingetrocknetes Blut enthaltendem 1.1 Biologische Grundlagen Flohkot und entwickeln sich über drei Larvenstadien. Jahreszeiten keine Rolle, da Zentralheizung und relative Luft- feuchtigkeit von mehr als 50 % das ganze Jahr über geeig- Die Larven (vor allem Larve 3, L3) meiden das Licht nete Bedingungen für die Entwicklung von Flöhen darstellen. und befinden sich daher häufig verborgen im Dunk- len wie beispielsweise auf dem Teppichgrund. Arten 1 Die Drittlarve Adulte Flöhe schlüpfen Tabelle 2: Abiotische Faktoren mit Einfluss auf das Überleben von Flöhen Die häufigste Flohart bei Hunden, Katzen und als Heimtieren spinnt einen Kokon aus der Puppenhülle gehaltenen Kleinsäugern ist C. felis (Katzenfloh). Dies macht und verpuppt sich. und suchen zur Blut- TEMPERA- AUSWIRKUNG AUF DIE FLÖHE RELATIVE LUFT- AUSWIRKUNG AUF DIE FLÖHE mahlzeit einen Wirt auf. deutlich, dass die namentliche Bezeichnung des Flohs nicht TUR (OC) FEUCHTIGKEIT gleichzusetzen ist mit der von ihm befallenen Tierart. Der (RL) (%) Häufigkeit eines Befalls mit C. felis folgt die mit C. canis (Hun- 4 -1 Alle Entwicklungsstadien sterben binnen 12 Mortalität der Larven beträgt bei 27 °C defloh) und Archaeopsylla erinacei (Igelfloh). Gelegentlich 5 Tagen. und 24-stündiger Exposition 100 %. kommen Ceratophyllus gallinae, Echidnophaga gallinacea Die Entwicklung erfolgt 3 Alle Eier, Larven und Puppen werden bei 33 Mortalität der Larven beträgt bei 32 °C über drei Larvenstadien. (Geflügelflöhe), Spilopsyllus cuniculi (Kaninchenfloh), Pulex 5-tägiger Exposition abgetötet; bei den und 24-stündiger Exposition 100 %. irritans (Menschenfloh) und weitere Floharten vor. Adulten können bei dieser Temperatur und 75 % RL bis zu 65 % überleben. 3 2 13 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert 50 Niedrigste RL für das Überleben von Eiern bei 50 % der Eier 130–140 Tage (75 % RL). und Larven bei 35 °C. 21 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert 75 RL mit der höchsten Überlebensrate und Adulte Flohweibchen legen bei 50 % der Eier etwa 40 Tage (75 % RL). optimalen Entwicklung aller Stadien. täglich ca. 20 Eier ab, die in die Umgebung abfallen. 27 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert bei 50 % der Eier etwa 24 Tage (75 % RL). Abbildung 1: Lebenszyklus von Ctenocephalides felis 32 Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert bei 50 % der Eier etwa 16 Tage (75 % RL). 8 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 9
1. FLÖHE 1. FLÖHE Epidemiologie Bei Tieren mit klinischen Anzeichen für eine Dermatitis durch standard gilt. Diese Tests können im positiven Fall zur Diag- bei wildlebenden Säugetieren gefunden werden, die dann allergische Reaktion auf den Flohspeichel (Flohspeichel-All- nosefindung beitragen, schliessen aber im negativen Fall die Nach Erreichen des Puppenstadiums bietet der Kokon einen wieder als Infektionsquelle dienen können. Grundsätzlich ist ergie-Dermatitis), ist der Nachweis adulter Flöhe manchmal FAD nicht aus. guten Schutz gegenüber ungünstigen Umgebungsbedingun- eine direkte Übertragung adulter Flöhe möglich, vor allem bei schwierig, da die Flöhe durch das intensive Putzverhalten Die Diagnose FAD ist dagegen gesichert, wenn Flöhe (oder gen. Dieser Schutz erstreckt sich sogar auf Insektizide, mit de- engem Kontakt der Tiere. Meist jedoch kommt es zur Konta- eliminiert werden. Für die Praxis steht auch eine Reihe von Flohkot) auf dem Tier zu finden sind, die klinischen Symp- nen Räume oder Schlafstätten der Tiere behandelt werden. So mination der Umgebung mit Eiern, so dass eine Infestation Allergietests zur Verfügung, wobei keiner bisher als Gold- tome auf eine entsprechende Behandlung ansprechen und kann der noch nicht ausgereifte Floh im Kokon trotz Umge- durch neu entwickelte adulte Flöhe erfolgt. Auch C. canis ist andere Ursachen ausgeschlossen werden können. bungsbehandlung mit einem Insektizid über mehrere Monate wenig wirtsspezifisch. Ein Befall mit anderen Floharten weist (≥ 6 Monate) überleben. in der Regel auf einen engen Kontakt von Hunden und Kat- zen zu anderen Tierarten oder deren Lebensraum hin. So las- 1.4 Behandlung bei bestehender Infestation C. felis weist eine ausserordentlich geringe Wirtsspezifität auf sen sich beispielsweise Igelflöhe (A. erinacei) gelegentlich auf und kann nicht nur bei Katzen und Hunden, sondern auch Hunden oder Katzen nachweisen, nachdem diese Kontakt zu bei vielen Heimtieren wie Kaninchen und Frettchen sowie einem Igel oder dessen Bau hatten. • Therapeutisches Ziel ist die Elimination vorhandener dem Tier abtöten. Zusätzlich können Massnahmen adulter Flöhe mit einem geeigneten Ektoparasiti- wie das tägliche Absaugen von Liegeplätzen und zid. Je nach Schwere des Befalls und angewendeten Teppichböden oder das Waschen von Liegedecken Präparaten muss die Behandlung unter Umständen zu einer Reduktion der Flohstadien in der Wohnung 1.2 Symptomatik wiederholt werden. In Tierbeständen und Haushalten mit mehreren Tieren sollten alle Tiere in die Behand- beitragen. Mit diesen Massnahmen werden aber meist nicht alle Flohstadien vollständig erreicht. Bei lung mit einbezogen werden. starkem Flohbefall empfiehlt es sich daher, ergän- zend zur Behandlung gegen adulte Flöhe geeignete • Die adulten Flöhe auf den Tieren machen in der Ein Flohbefall bei Hunden und Katzen und anderen kleinen ckelt haben, zeigen Juckreiz, Alopezie, Haarbruch, Papeln Präparate mit direkter Wirkung gegen Entwicklungs- Regel nur einen kleinen Anteil der gesamten Floh- stadien anzuwenden. Dazu stehen spezielle Produkte Säugetieren kann in der Stärke des Befalls stark variieren und erythematöse Veränderungen mit Krusten. Eine nässen- population aus, das Gros befindet sich als Entwick- zur Verfügung, die entweder nur in der Umgebung (wenige bis sehr viele Flöhe) und sich klinisch unterschiedlich de Dermatitis kann oft im Bereich des Rutenansatzes entste- lungsstadien (Eier, Larven, Puppen) im Umfeld der einzusetzen sind (Pestizide) oder als Arzneimittel äussern. Die Ausbildung von Krankheitserscheinungen bei ei- hen, und die Veränderungen können sich auf die Hinterglied- Wirtstiere. Daher müssen auch die in der Umgebung eine Zulassung für die Anwendung am Tier besitzen. befindlichen Stadien bekämpft werden, vor allem bei nem Flohbefall hängt von folgenden Faktoren ab: massen und den Bauch ausbreiten. Nicht selten resultiert da- einer starken und/oder wiederholten Infestation. Zu • Zusätzlich können lokale oder systemische Behand- raus eine sekundäre pyotraumatische Dermatitis, Pyodermie einer Reduktion der unreifen Stadien in der Umge- lungen des Tieres notwendig sein, um die klinischen • Häufigkeit einer Exposition gegenüber Flöhen und Seborrhoe. In chronischen Fällen findet sich eine verdick- bung kommt es mit der Zeit auch bei regelmässiger Symptome eines Flohbefalls oder einer FAD zu redu- • Dauer und Grad der Flohinfestation te Dermis mit Akanthose, Hyperkeratose und Lichenifikation. Anwendung von Präparaten, die adulte Flöhe auf zieren. • Vorliegen von Sekundärinfektionen oder begleiten- den Hauterkrankungen Ein ausgeprägter, über längere Zeit bestehender Flohbefall • Grad der Hypersensitivität (FAD) bei jungen, alten oder geschwächten Tieren kann aufgrund 1.5 Prophylaxe und kontinuierliche Bekämpfungs- Nicht sensibilisierte Tiere können keine oder geringe Symp- des Blutverlustes eine Anämie verursachen. Eine Infektion mit dem Bandwurm Dipylidium caninum, für den Flöhe als Zwi- massnahmen tome aufweisen und kratzen sich nur gelegentlich. Tiere, die schenwirte dienen, ist ein deutlicher Hinweis auf eine beste- eine immunologische Reaktion auf den Flohspeichel entwi- hende oder kurz zurückliegende Flohinfestation. Eine sachgerechte Flohbekämpfung hat zum Ziel, einen Floh- • Leidet das Tier an FAD? befall bei Haustieren zu verhindern. Das individuelle Risiko ei- • Ist die Besitzerin oder der Besitzer bereit, sich an ein ner Infestation oder Reinfestation hängt von der individuellen langfristiges Behandlungsprotokoll zu halten? 1.3 Diagnose Lebensweise des Tieres ab. Ist die Wahrscheinlichkeit für eine Reinfestation hoch, emp- Folgende Fragen können bei der Entwicklung geeigneter fiehlt sich eine regelmässige, eventuell ganzjährige Prophy- Massnahmen hilfreich sein: Eine gründliche Anamnese kann bei der Diagnose eines Floh- kamm stellt die sensitivste Methode für den Nachweis eines laxe durch Anwendung geeigneter Tierarzneimittel. Auch befalls hilfreich sein. Bei stärkerem Befall lassen sich die Flöhe Flohbefalls dar. Auch wenn keine adulten Flöhe auf dem Tier wenn der Flohbefall im Sommer und Herbst am häufigsten • Welche Hunde, Katzen und/oder anderen Tiere leben mit dem blossen Auge feststellen, vor allem bei Tieren mit zu finden sind, lässt sich unter Umständen Flohkot auf dem im Haushalt? auftritt, haben Studien gezeigt, dass eine Infestation mit Flö- hellem Fell und blasser Haut. Die Flöhe sind als braune, seitlich Tier oder in dem ausgekämmten Material nachweisen. Das hen in jeder Jahreszeit möglich ist. • Hat das Tier (regelmässig) Kontakt zu anderen Tieren abgeplattete, flügellose Insekten zu erkennen. Bei Tieren mit Material wird auf ein angefeuchtetes weisses Papier, Gaze o. ä. oder Zugang zu einem Umfeld, in dem Flöhe, Eier langem und dichtem Fell gestaltet sich die Adspektion schwie- verbracht. Handelt es sich um Flohkot, entwickelt sich um das und/oder Larven vorhanden sein können? riger. Das Kämmen des Tieres mit einem engzackigen Floh- schwarze Material ein roter Ring aus unverdautem Blut. 10 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 11
1. FLÖHE 2. ZECKEN Die erfolgreiche Bekämpfung von Flöhen ist auf eine gute Compliance der TierhalterInnen angewiesen. Ursachen für das Versagen eines sachgerecht entwickelten Behandlungs- • Es kommt regelmässig zu Kontakt mit anderen Tieren mit Flohbefall oder einer kontaminierten Umgebung ausserhalb des Haushaltes. 2. ZECKEN Bei Zecken werden zwei Familien unterschieden: Ixodidae (Schildzecken) und Argasidae (Lederzecken). Die in Europa auf Katzen und Hunden festgestellten Zecken sind ausschliesslich ne weibliche Ixodes-Zecke kann eine Grösse von etwa 1 cm erreichen, vollgesogene Dermacentor-Zecken sind meist so- gar grösser. protokolls können unter anderem sein: • Die Behandlung erfolgte nicht entsprechend der Vertreter der Familie Ixodidae (Schildzecken). Zu ihnen gehö- jeweiligen Vorgaben z. B. hinsichtlich lokaler Appli- ren Arten der wichtigen Gattungen Ixodes, Dermacentor und Ixodes-Zecken sind in ganz Europa verbreitet. Die Abbildun- • Es wurden nicht alle Tiere im Haushalt parallel kation oder zeitlichem Abstand der erforderlichen Rhipicephalus, die sich hinsichtlich biologischer Eigenschaften gen 2a und b zeigen darüber hinaus die hauptsächlichen Ver- behandelt. Wiederholungsbehandlungen. und geografhischer Verbreitung unterscheiden (Tabelle 3). breitungsgebiete von Rhipicephalus und Dermacentor. • Waschen der Tiere oder Schwimmen haben die Wirk- samkeit angewendeter Medikamente verringert. Weibliche Schildzecken saugen vor der Eiablage Blut, ihr Ge- • Mit Entwicklungsstadien infestierte Bereiche im Um- wicht steigt dabei bis auf das 120-Fache an. Eine vollgesoge- feld, wie z. B. Fahrzeuge und Liegeplätze im Aussen- bereich, werden nicht erkannt und/oder sachgerecht Tabelle 3: Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Zeckenarten behandelt. GATTUNG ART UMGANGSSPRACHLICHE BEZEICHNUNG Ixodes spp. I. ricinus Holzbock 1.6 Bekämpfung von Flöhen – verschiedene Szenarien I. canisuga Fuchszecke I. hexagonus Igelzecke I. persulcatus Taigazecke 1) Minimales Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit begrenz- eine ganzjährige integrierte Flohbekämpfung empfohlen. Rhipicephalus spp. R. sanguineus Braune Hundezecke tem oder keinem Zugang ins Freie und ohne Kontakt Kombiniert werden die Anwendung geeigneter Insektizi- R. bursa zu anderen Tieren): de am Tier in dafür vorgesehenen Intervallen mit täglichem Saugen oder mechanischer Reinigung von Boxen und Ruhe- R. turanicus Tiere mit minimalem Infestationsrisiko sollten im Rahmen der plätzen. Zur Bekämpfung der Eier, Larven und Puppen sollten R. pusillus Fellpflege regelmässig auf einen Flohbefall inspiziert werden, zusätzlich geeignete Produkte in der Umgebung oder am Tier vorzugsweise unter Verwendung eines Flohkamms. Wird da- Dermacentor spp. D. reticulatus Wiesen- oder Buntzecke (auch Auwaldzecke) angewendet werden. bei ein Flohbefall frühzeitig festgestellt, kann eine einmalige D. marginatus therapeutische Behandlung ausreichen, um diesen zu elimi- 4) Tiere mit nachgewiesener allergischer Reaktion auf Haemaphysalis spp. H. punctata nieren. Flohspeichel (FAD): H. concinna 2) Moderates Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit regel- Bei Tieren mit FAD muss die Exposition gegenüber Antigenen Hyalomma spp. H. marginatum Mediterrane/afrikanische Hyalomma mässigem Zugang ins Freie und Kontakt zu anderen des Flohspeichels minimiert und idealerweise ausgeschlossen Tieren): werden, um klinische Erscheinungen zukünftig zu verhindern. H. rufipes Mediterrane/afrikanische Hyalomma Demzufolge empfiehlt sich eine kontinuierliche Flohbekämp- Zur Verhinderung eines Flohbefalls wird bei diesen Tieren die fung. Hierzu gehören die ganzjährige Anwendung von Insek- regelmässige Anwendung eines geeigneten Ektoparasitizides Zecken sind Parasiten, die für einige Tage Blut saugen und die von der Zeckenart und dem geografischen Standort ab- tiziden am Tier sowie geeignete Massnahmen in der Umge- empfohlen. Da sich die meisten Entwicklungsstadien der Flö- sich unterschiedlich lange auf ihren Wirten aufhalten. Bei hängt (Tabelle 4). Infektionen können während des Saugakts bung. Lebt ein Tier mit FAD in einem Haushalt mit mehreren he dort befinden, wo Hunde und Katzen bevorzugt liegen, Schildzecken dauert der Saugakt je nach Entwicklungsstadi- über den Speichel übertragen werden oder im Fall von Hepa- Tieren, sollten auch diese in die Massnahmen einbezogen sollten diese „neuralgischen Stellen“ in der Umgebung zu- um 2–14 Tage. Klinisch betrachtet sind Zecken vor allem als tozoon spp. nach oraler Aufnahme der Zecke durch den Wirt. werden. sätzlich regelmässig gereinigt bzw. gewaschen oder mit ei- Vektoren für Protozoen, Bakterien und Viren von Bedeutung, nem Umgebungsmittel (Pestizid) behandelt werden. 5) Flohbefall bei TierhalterInnen: 3) Hohes, anhaltendes Risiko einer Reinfestation Menschen werden von Flöhen befallen, wenn aufgrund einer (z. B. Tierheime, Zuchten, Haushalte mit mehreren starken Infestation eine Vielzahl adulter Flöhe schlüpft und Tieren, Jagdhunde): kein geeigneterer Wirt zur Verfügung steht. In diesem Fall wird eine Flohbekämpfung bei allen Tieren des Haushaltes In grösseren Tierbeständen, Tierheimen, bei Zwingerhaltung sowie in der Umgebung empfohlen. oder anderen Haltungs- und Nutzungsformen, die ein hohes, anhaltendes Risiko einer Reinfestation mit sich bringen, wird 12 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 13
2. ZECKEN 2. ZECKEN Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen Erkrankung Auslösender Wirt Vektor Geographische Ausprägung klini- Erkrankung Auslösender Wirt Vektor Geographische Ausprägung klini- Erreger Verbreitung in scher Anzeichen bei Erreger Verbreitung in scher Anzeichen bei Europa Hund und Katze Europa Hund und Katze ERKRANKUNGEN DURCH PROTOZOEN ERKRANKUNGEN DURCH BAKTERIEN Piroplasmose Babesia canis Hund, Wolf Dermacentor West-, Süd- und Hund: moderat bis Infektionen Rickettsia Hund Rhipicephalus Südeuropa ent- subklinische Infektion (Babesiose) reticulatus Zentraleuropa bis schwer durch Rickettsien conorii sanguineus sprechend dem oder moderate Sympto- zum Baltikum (Mediterranean Verbreitungsgebiet matik mit Apathie spotted fever, des Vektors Babesia vogeli Hund Rhipicephalus Südeuropa ent- mild bis moderat MSF) sanguineus sprechend dem Verbreitungsgebiet Tularämie Francisella Hasenartige, Ixodes spp. v. a. Südeuropa subklinische Infektion, des Vektors tularensis Kaninchen, Dermacentor spp. aber auch in der gelegentlich moderate Maus, Katze Haemaphysalis spp. Schweiz bis schwere Symptoma- B. gibsoni und Hund, Haemaphysalis spp., In Europa spora- moderat bis schwer Rhipicephalus tik bei jungen Katzen B.-gibsoni-ähnliche Wolf Dermacentor spp. disch und selten sanguineus Babesien ERKRANKUNGEN DURCH VIREN Babesia annae Hund, Fuchs Ixodes hexagonus** Nordwesten moderat bis schwer Spaniens, Portugal, Frühsommer- FSME-Virus (Flavi- viele Tiere, Ixodes ricinus Zentral-, Ost- und neurologische klinische Kroatien Meningo- virus) Nager, Hund I. persulcatus Nordeuropa Symptomatik, kann mo- Cytauxzoon felis und Luchs u. a. Dermacentor spp.** Süd-West-Europa, moderat bis schwer Enzephalitis derat aber auch schwer- Cytauxzoon manul Wildfeliden, Rhipicephalus Deutschland wiegend verlaufen Katze sanguineus** Louping-ill- Louping-ill-Virus viele Tiere, Ixodes ricinus Grossbritannien, neurologische klinische Ixodes ricinus** Krankheit (Flavivirus) vor allem Irland Symptomatik, kann mo- Hepatozoonose Hepatozoon canis* Hund Rhipicephalus Südeuropa meist milde Infektion; Schaf, Hund derat bis schwer sein, sanguineus subklinisch wird aber nicht häufig beschrieben Hepatozoon spp. Katze unbekannt Spanien subklinisch ERKRANKUNGEN DURCH NEMATODEN * Die Übertragung von Hepatozoon spp. Erfolgt durch orale Aufnahme einer infizierten Zecke, nicht durch einen Zeckenstich. ** Experimentell bisher nicht nachgewiesen. Filariose Acanthocheilone- Hund, Katze Rhipicephalus Südeuropa gering *** Zecken sind nicht die einzigen Arthropodenvektoren dieser Erkrankungen. ma (Dipetalonema) sanguineus*** dracunculoides, Acanthocheilonema (Dip.) grassi, Acan- thocheilonema (Dip.) reconditum, Cercopithifilaria spp. ERKRANKUNGEN DURCH BAKTERIEN Bartonellose Bartonella henselae, viele Tiere, Vermutlich auch ganz Europa in der Regel subklini- Bartonella vinsoni, Hund, Katze, Zecken*** sche Infektion, Bartonella spp. Mensch chronische Endokarditis Borreliose Borrelia-burgdorferi- viele Tiere, Ixodes ricinus ganz Europa meist subklinisch, beim (Lyme Disease) Komplex vor allem I. hexagonus Hund falls klinisch (in der Schweiz vor Nager, Hund, I. persulcatus typischerweise gestörtes allem B. afzelii und Katze, Allgemeinbefinden und B. garinii) Mensch Lahmheit Ehrlichiose Ehrlichia canis Hund (Katze) Rhipicephalus Südeuropa ent- moderat bis schwer (monozytäre) sanguineus sprechend dem Verbreitungsgebiet des Vektors Neoehrlichiose Neoehrlichia Nagetier, Ixodes ricinus Europa unbekannt mikurensis Mensch, Hund Anaplasmose Anaplasma viele Tiere, Ixodes ricinus, ganz Europa milde und subklinische (granulozytäre phagocytophilum Hund, Katze, (I. trianguliceps) Infektionen, meist mo- Anaplasmose) Mensch derate Symptomatik mit Apathie Anaplasmose Anaplasma Hund Rhipicephalus Südeuropa ent- in der Regel asympto- (infektiöse zykli- platys sanguineus sprechend dem matisch sche Thrombozy- Verbreitungsgebiet topenie) des Vektors * Die Übertragung von Hepatozoon spp. Erfolgt durch orale Aufnahme einer infizierten Zecke, nicht durch einen Zeckenstich. ** Experimentell bisher nicht nachgewiesen. *** Zecken sind nicht die einzigen Arthropodenvektoren dieser Erkrankungen. 14 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 15
2. ZECKEN 2. ZECKEN Abbildung 2a: Verbreitungsgebiet von Rhipicephalus sanguineus, die ursprünglich eine südeuropäische Abbildung 2b: Verbreitungsgebiet von Dermacentor reticulatus in Europa (Vorkommen in allen gepunkteten bzw. (sub)tropische Zecke ist (unterhalb der roten Linie häufigeres Vorkommen) Regionen, jedoch bevorzugt oberhalb der roten Linie) 16 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 17
2. ZECKEN 2. ZECKEN 2.1 Biologische Grundlagen 2.2 Symptomatik Arten beginnt bei D. reticulatus früher und endet später. In Süd- Zecken können überall am Körper des Wirtstieres gefunden kann, ehe es nach dem Stich der Zecke zu einer Übertragung europa kann R. sanguineus über das ganze Jahr aktiv sein. werden. Prädilektionsstellen sind dünn behaarte Körperpar- von Erregern kommt. Der Speichel stellt das Hauptmedium In Nord- und Mitteleuropa überlebt R. sanguineus aufgrund tien mit dünner Haut an Kopf, Ohren, Achseln, Interdigital- für die Erregerübertragung dar. Zu den von Zecken übertra- Zu den in Europa auf Katzen und Hunden festgestellten der kühleren Witterung üblicherweise nicht im Freien, kann spalt, Inguinal- und Perianalbereich. Bei schwerem Befall und genen Erregern gehören u. a. Babesia spp., Borrelia burg- Schildzecken gehören Arten der Gattungen Ixodes, Derma- seinen Lebenszyklus jedoch innerhalb von Wohnhäusern, unter bestimmten Umständen kann das Blutsaugen eine Anä- dorferi sensu latu, Acanthocheilonema (Dipetalonema) spp., centor und Rhipicephalus sowie der weniger bedeutsamen Tierheimen oder Hundezwingern vollenden. In der Schweiz mie verursachen. Anhaftende, vollgesogene weibliche Zecken Bartonella spp., Ehrlichia spp., Anaplasma phagocytophilum, Gattungen Haemaphysalis und Hyalomma (Tabelle 3). In wie überhaupt in Zentraleuropa ist das saisonale Zeckenvor- fallen besonders leicht auf. Eine durch einen Zeckenstich ver- A. platys, Rickettsia spp., Flaviviren und andere. Eine Zecke Nordeuropa und Grossbritannien handelt es sich bei Zecken, kommen von klimatischen Veränderungen abhängig. So wird ursachte Wunde kann sich infizieren. Wird eine Zecke nicht kann mehr als einen Erreger beherbergen, so dass sich un- die Katzen und Hunde befallen, meist um Ixodes oder Der- im Zuge der Klimaerwärmung zunehmend auch eine Aktivi- sachgerecht entfernt, entwickeln sich mitunter durch in der ter Umständen klinische Veränderungen ergeben, die für das macentor spp. Vertreter der Gattung Hyalomma sind derzeit tät von Zecken in der Schweiz während der Wintermonate Haut verbliebene Mundwerkzeuge kleine entzündliche Reak- Vorliegen einer einzelnen Erkrankung untypisch sind. Klini- nur in Südosteuropa heimisch, werden jedoch auch in die festgestellt, so dass insbesondere in warmen Jahren mit einer tionen bzw. Granulome. sche Erscheinungen können auftreten, solange ein Zeckenbe- Schweiz durch z. B. Zugvögel eingetragen und können nach ganzjährigen Zeckenaktivität gerechnet werden muss. fall noch offensichtlich ist oder aber deutlich später. Tabelle 4 Entwicklung zum Adultstadium Haustiere befallen. Die meis- Klinische Bedeutung haben Zecken vor allem als Vektor patho- bietet eine Übersicht zeckenübertragener Infektionen. Mehr ten Zeckenarten können bei Hunden oder Katzen sowie einer gener Erreger zeckenübertragener Krankheiten (tick-borne Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Reihe anderer Tierarten Blut saugen. Die beiden Arten Ixodes 6 Das Zeckenweibchen diseases, TBDs). Die Übertragung findet mit dem Stich und Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten canisuga und Rhipicephalus sanguineus kommen meist bei 5 saugt Blut an einem Säugerwirt und paart dem Saugakt statt, wobei es viele Stunden bis Tage dauern bei Hunden und Katzen. Caniden vor. Zecken verbringen sich dort mit Männchen. einen Grossteil ihres Lebens in der Umgebung. Das Zeckenweibchen legt Eier in die Umwelt Lebenszyklus ab und stirbt. 2.3 Diagnose 4 Nymphen häuten sich in 1 Abbildung 3 veranschaulicht den Lebenszyklus von Schild- der Umgebung zu achtbeinigen 2 adulten Zecken. zecken am Beispiel von Ixodes ricinus. Die in Zentraleuropa Aus den Eiern schlüpfen sechsbeinige Larven. heimischen Zeckenarten sind vorwiegend dreiwirtige Zecken, Eine Infestation wird üblicherweise durch Nachweis von Ze- es zu einer klinischen Erkrankung, gestaltet sich die Diagnose Larven saugen d. h. jedes Entwicklungsstadium sucht aktiv einen neuen Wirt 3 Blut an geeigneten cken auf dem Tier diagnostiziert. Dabei ist es deutlich schwie- der Krankheitsursache mitunter schwieriger, da die klinischen Wirten. zum Blutsaugen auf. Bei der Wirtssuche erklimmen Larven, riger, kleine Larven- und Nymphenstadien zu sichten als adul- Symptome stark variieren und recht unspezifisch sein können. Nymphen oder Adulte von I. ricinus die Blätter kleiner Pflan- Nymphen saugen Blut te, vollgesogene Zecken. Dort, wo es zweckmässig erscheint, Hier ist es wichtig, durch eine ausführliche Anamnese die an geeigneten Wirten. Larven häuten sich in zen oder Grashalme, von denen aus sie auf ihre Wirte über- der Umgebung zu kann im Labor eine Identifizierung der jeweiligen Zeckenart Wahrscheinlichkeit einer früheren Zeckeninfestation zu be- achtbeinigen Nymphen. erfolgen. urteilen. Mehr diagnostische Informationen finden Sie in der krabbeln. ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von durch Vektoren Abbildung 3: Lebenszyklus von Ixodes ricinus Sind die Zecken auf dem Tierkörper unbemerkt geblieben, übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen. hat dabei eine Erregerübertragung stattgefunden und kommt Epidemiologie 1 Zeckenweibchen legt Eier in der Umwelt ab und stirbt. Das Vorkommen von Zecken sowie deren Dichte in einem Ge- 2 In der Umwelt schlüpfen aus den Eiern sechsbeinige Larven. Die Larven ernähren sich schnell (2–3 Tage) 2.4 Behandlung bei bestehender Infestation biet werden unter anderem vom Klima, Biotop und der Zahl durch eine Blutmahlzeit von einem geeigneten Wirt. vorhandener Wirte bestimmt. Veränderungen des (Mikro-) 3 Die Larven kehren in die Umwelt zurück, um sich zu Klimas oder der Populationsdichte der Wirte sowie der Im- einer achtbeinigen Nymphe zu häuten. Werden Zecken auf einem Tier entdeckt, sollten diese umge- Zur Entfernung von Zecken sollten geeignete Instrumente wie port von Zecken oder befallener Wirte aus anderen Regionen 4 Achtbeinige Nymphen benötigen eine erneute Blut- hend entfernt werden, um eine potenzielle Übertragung von z. B. Zeckenzangen, -pinzetten verwendet werden, da beim können das Vorkommen und die geographische Verbreitung mahlzeit (4–6 Tage) von einem geeigneten Wirt. Die Krankheitserregern zu verhindern. Zwar dauert es in der Re- Entfernen allein mit den Fingern die Gefahr besteht, dass verschiedener Zeckenarten beeinflussen. Auch Änderungen Nymphen kehren in die Umwelt zurück und häuten gel viele Stunden bis Tage, bis eine Erregerübertragung statt- die Zecke gequetscht wird und dadurch Krankheitserreger in in Wildtierpopulationen können sich auf Vorkommen von Ze- sich zu adulten Zecken. Die Nymphen verbringen die findet, meist ist aber unbekannt, zu welchem Zeitpunkt eine den Stichkanal gedrückt werden. Öl, Alkohol, Klebstoff oder cken auswirken. meiste Zeit in der Umwelt. Zecke ein Tier tatsächlich befallen hat. (Mehr Informationen Äther sollten nicht zum Einsatz kommen. 5 Adulte, achtbeinige Zecke; verbringt die Zeit bis zur finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von Die Infestation mit autochtonen Zeckenarten hängt in ho- Wirtsfindung in der Umwelt. durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Zecken sind in die Haut eingekittet. Man sollte sie daher hem Masse von der Jahreszeit ab. So lassen sich für I. ricinus 6 Die Weibchen ernähren sich während einer einzigen Katzen.) gleichmässig und nicht zu stark aus dem Stichkanal nach in Zentraleuropa typischerweise zwei Gipfel feststellen: von Blutmahlzeit von ca. 5–14 Tagen, meist von einem März bis Juni und von September bis November. Die Aktivität grossen Säugetierwirt, z. B. Hund, Hausvieh oder Reh. 18 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 19
2. ZECKEN 2. ZECKEN 2.6 Bekämpfung von Zecken – verschiedene Szenarien oben herausziehen, damit die Kittschicht langsam aufbre- halt gehörenden Hunde und Katzen bis zum Ende der Ze- 1) Minimales Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit einge- kung verhindern zwar nicht, dass Zecken auf das Tier gehen, chen kann. Ein Drehen der Zecke wird nicht empfohlen, da ckensaison prophylaktisch gegen Zecken behandelt werden. schränktem oder gar keinem Auslauf im Freien): sie verhindern aber, dass die Zecken nach dem Kontakt auf dabei nicht selten die Mundwerkzeuge der Zecke in der Haut dem Tier verbleiben und stechen, wodurch sich das Risiko Regelmässige adspektorische Untersuchung der Tiere auf Ze- stecken bleiben. Besser ist es, die Zecke nahe an der Haut Die Möglichkeit, dass Krankheitserreger bereits übertragen einer Infektion mit zeckenübertragenen Krankheiten verrin- cken. Bei Befall Vorgehen wie unter Punkt 2.4. des Wirtes zu fassen und gleichmässig von der Einstichstelle worden sind, sollte in Erwägung gezogen werden. Mehr Infor- gert. Es ist jedoch erwiesen, dass auch andere Akarizide bei gerade heraus wegzuziehen. Es kann eine halbe Minute dau- mationen dazu finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: der Prävention bestimmter zeckenübertragener Krankheiten 2) Moderates Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit ern, bis sich die Zecke löst, dann aber gleitet sie ganz leicht Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten erfolgreich sind, da auch diese einen Grossteil der Zecken ab- regelmässigem Auslauf und unbestimmtem Rein- aus der Haut. bei Hunden und Katzen. töten, bevor es zu einer Übertragung von Erregern kommt. festationsrisiko): Allerdings sind lediglich repellierende Akarizide geeignet, Entfernte Zecken müssen sorgfältig beseitigt werden, damit Für die Behandlung sollten ausschliesslich Ektoparasitika an- Bei Hunden und Katzen mit moderatem Infestationsrisiko auch einen gewissen Schutz vor der Infektion mit unmittel- sie sich keinen neuen Wirt suchen können. In der Praxis ist gewendet werden, die für die zu behandelnde Tierart zugelas- wird die prophylaktische Anwendung eines Akarizids über bar nach dem Stechakt übertragenen Erregern wie z. B. dem es eine praktikable Lösung, entfernte Zecken in einen kleinen sen sind. Ist eine Umwidmung von Präparaten unumgänglich, die gesamte Zeckensaison empfohlen. Dabei ist zu beachten, Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-Virus zu bieten. Behälter mit Alkohol oder Formalin zu verbringen und gesam- ist die Eignung und Unbedenklichkeit des Tierarzneimittels dass Zecken in milden Wintern auch ganzjährig aktiv sind, melt zu entsorgen. vorab gewissenhaft zu prüfen. was insbesondere für Regionen mit Dermacentor reticulatus- 5) Infestation eines Zwingers oder Haushalts: Vorkommen gilt. Besteht in einem Zwinger oder Haushalt eine Infestation z. B. Nach Entfernung der Zecken wird die Anwendung eines Aka- Achtung: Hochkonzentriertes synthetisches Pyrethroid mit R. sanguineus oder I. canisuga, sind regelmässige aka- rizids empfohlen, da sich nicht unbedingt alle auf dem Tier ist (wenn es nur für Hunde zugelassen ist) giftig für Kat- 3) Anhaltendes Risiko einer Reinfestation: rizide Behandlungen der Tiere in Verbindung mit einer Um- befindlichen Zecken, vor allem Larven-, Nymphenstadien und zen. Daher sollten derartige Präparate in Haushalten, in Bei anhaltendem Risiko für eine Reinfestation wie z. B. in Re- gebungsbehandlung durchzuführen. Für die Umgebungsbe- ungesogene Adulte, sicher finden und entfernen lassen. Auch denen auch Katzen leben, vermieden werden. gionen mit Dermacentor reticulatus-Vorkommen oder in mil- handlung sollte ein staatlich geprüfter Schädlingsbekämpfer anschliessend sollten das betroffene Tier und alle zum Haus- den Wintern sollte eine ganzjährige Behandlung erfolgen. Bei hinzugezogen werden. Tier und Umgebung sind mit Wirk- Haltungsformen, bei denen Zecken wie R. sanguineus den stoffen unterschiedlicher Wirkstoffklassen zu behandeln. Winter in Wohnräumen oder Zwingern überleben können, 2.5 Prophylaxe und kontinuierliche sollte ebenfalls eine ganzjährige Behandlung und/oder Umge- 6) Haustier-Reiseverkehrsregelung (Pet Travel Scheme, bungsbehandlung erfolgen. PETS): Bekämpfungsmassnahmen Hunde und Katzen, die nach Grossbritannien, Malta oder 4) Risiko für zeckenübertragene Erkrankungen: Nordirland einreisen oder dorthin zurückkehren sollen, müs- Innerhalb Europas differieren geografische und klimatische Um den Erfolg der Behandlung sicher zu stellen, sollten Tier- Grundsätzlich ist überall in der Schweiz davon auszugehen, sen 24 bis 48 Stunden vor ihrer Einreise durch eine Tierärztin/ Bedingungen erheblich, wodurch es Unterschiede hinsicht- halterInnen über Wirkungsdauer und möglichen Wirkverlust dass in den hierzulande vorkommenden Zecken pathoge- einen Tierarzt mit einem zugelassenen Akarizid behandelt lich Prävalenz und saisonalem Auftreten der Zecken geben (z. B. durch Schwimmen) des verschriebenen Akarizids in- ne Infektionserreger vorhanden sein können. Daher werden worden sein; die Anwendung akarizid-imprägnierter Hals- kann. Die Zeckenprophylaxe sollte den gesamten Zeitraum formiert werden. So können TierhalterInnen die praktische kontinuierliche Behandlungen mit dem Ziel einer konstanten bänder ist dafür nicht ausreichend. Die Behandlung muss im abdecken, in dem Zecken aktiv sind. Je nach individuellem Bedeutung von Anwendungshinweisen und Wiederholungs- Schutzwirkung empfohlen. Akarizide mit repellierender Wir- EU-Heimtierausweis dokumentiert sein. Infestationsrisiko des Tieres und regionalen Vorraussetzungen behandlungen nachvollziehen, wodurch ihre Compliance für vektorübertragene Erkrankungen kann die Prophylaxe gefördert wird. Eine adspektorische Untersuchung der Tiere eine regelmässige adspektorische Untersuchung der Tiere auf gegen Ende der Wirkdauer wird empfohlen, um sicherzustel- Zeckenbefall und/oder eine akarizide Behandlung umfassen. len, dass eventuell vorhandene Zecken umgehend entfernt MASSNAHMEN GEGEN ZECKENBEFALL UND ZUR MINIMIERUNG ZECKEN- Hunde und Katzen, die aus endemischen Regionen stammen werden können und gegebenenfalls eine frühzeitige Wieder- ÜBERTRAGENER KRANKHEITEN oder in solche verbracht werden, sollten vorher bzw. wäh- holungsbehandlung erfolgt. Zu bedenken ist ferner, dass die • Beschränkung des Auslaufs in Gebieten mit hoher Zeckendichte, besonders in Jahreszeiten, in denen rend dem Aufenthalt mit akariziden Präparaten behandelt Wirkdauer von Akariziden gegen verschiedene Zeckenarten Zecken aktiv sind werden. Dies dient nicht nur dem Schutz des Tieres, sondern unterschiedlich sein kann. • Tägliche adspektorische Untersuchung und Entfernung vorhandener Zecken verhindert eine vermeidbare Verbreitung von Zecken in nicht • Anwendung zugelassener Arzneimittel mit anhaltender akarizider Wirkung endemische Gebiete. Hinweis: Katzen sind von zeckenübertragenen Krankheiten offenbar weniger betroffen als Hunde. In Fällen, in denen Zecken bei Katzen zum Problem werden, sollte aber auch hier eine Bekämpfung durch ein geeignetes Akarizid erfolgen. Achtung: Hochkonzentriertes synthetisches Pyrethroid ist, wenn es nur für Hunde zugelassen ist, giftig für Katzen. 20 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 21
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