Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...

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Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken,
Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und
    Stechmücken) bei Hunden und Katzen
  Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 für die Schweiz, Januar 2022

                                                                      1
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
PRÄAMBEL                                                                                                                                                                                                                                         PRÄAMBEL

 Präambel
 Die vorliegende ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 (Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen) befasst sich mit folgenden          An der schweizerischen Adaption der vorliegenden ESCCAP-Empfehlung waren beteiligt:
 für die Schweiz relevanten Ektoparasiten: Flöhe, Zecken, Läuse, Haarlinge, Sandmücken, Stechmücken und Milben.
                                                                                                                                  • Prof. Dr. med. vet. Manuela Schnyder, Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich,
 Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 3 zur Bekämpfung von Ekto-        Präsidentin ESCCAP Schweiz
 parasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) für die Schweiz, erstellt in Kooperation von ESCCAP   • Prof. Dr. med. vet. Caroline F. Frey, Co-Leiterin Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät. Universität Bern
 und nationalen Partnern:                                                                                                         • Prof. Dr. med. vet. Peter Deplazes, Leiter Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich

 • Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA                                                                      • PD Dr. med. vet. Walter U. Basso, Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern
                                                                                                                                  • Dr. med. vet. Claudia Nett-Mettler, Diplomate ACVD & ECVD (Dermatologie), Präsidentin Schweizerische
                                                                                                                                    Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA
                                                                                                                                  • Dr méd. vét. Barbara Knutti, FVH CertESM, Spezialistin für Gestütsmedizin, Corcelles-près-Payerne

2 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                         Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 3
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
I N H A LT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             I N H A LT

 Einleitung ..........................................................................................................................................................................     6    ABBILDUNGEN

 Biologie, Diagnose und Bekämpfung von Ektoparasiten...............................................................................................                                        7    Abbildung 1: Lebenszyklus von Ctenocephalides felis.......................................................................................................... 8
                                                                                                                                                                                                Abbildung 2a: Verbreitungsgebiet von Rhipicephalus sanguineus........................................................................................ 16
 1.    Flöhe .............................................................................................................................................................................. 8
                                                                                                                                                                                                Abbildung 2b: Verbreitungsgebiet von Dermacentor reticulatus.......................................................................................... 17
 2.    Zecken........................................................................................................................................................................... 13     Abbildung 3: Lebenszyklus von Ixodes ricinus ................................................................................................................... 18
 3.    Läuse und Haarlinge...................................................................................................................................................... 22             Abbildung 4: Lebenszyklus von Läusen............................................................................................................................. 22

 4.    Sandmücken.................................................................................................................................................................. 24          Abbildung 5: Lebenszyklus von Sandmücken.................................................................................................................... 24
                                                                                                                                                                                                Abbildung 6: Lebenszyklus von Stechmücken................................................................................................................... 27
 5.    Stechmücken................................................................................................................................................................. 26
                                                                                                                                                                                                Abbildung 7: Lebenszyklus von Demodex spp. ................................................................................................................. 28
 6.    Demodikose.................................................................................................................................................................. 28
                                                                                                                                                                                                Abbildung 8: Demodex-Milben unter dem Mikroskop....................................................................................................... 30
 7.    Sarcoptes-Räude............................................................................................................................................................ 31           Abbildung 9: Lebenszyklus von Sarcoptes scabies var. canis-Milben................................................................................... 32
 8.    Notoedres-Räude........................................................................................................................................................... 34            Abbildung 10: Sarcoptes-Milben unter dem Mikroskop....................................................................................................... 33
                                                                                                                                                                                                Abbildung 11: Lebenszyklus von Notoredes cati-Milben...................................................................................................... 34
 9.    Otodectes-Räude........................................................................................................................................................... 35
                                                                                                                                                                                                Abbildung 12: Lebenszyklus von Otodectes cynotis-Milben................................................................................................. 35
 10. Pelzmilbenbefall (Cheyletiellose)..................................................................................................................................... 37
                                                                                                                                                                                                Abbildung 13: Lebenszyklus von Pelzmilben........................................................................................................................ 37
 11. Befall mit Neotrombicula autumnalis (Grasmilbenbefall/Trombiculose)............................................................................ 39                                         Abbildung 14: Pelzmilbe (Cheyletiella) unter dem Mikroskop.............................................................................................. 38
 12. Nasenmilbenbefall des Hundes...................................................................................................................................... 41                      Abbildung 15: Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis) unter dem Mikroskop............................................................. 39
                                                                                                                                                                                                Abbildung 16: Lebenszyklus von Herbstgrasmilben ............................................................................................................ 39
 Individuelle Faktoren: Haltung, Lebensumfeld, Alter, Erkrankungen............................................................................ 42
                                                                                                                                                                                                TABELLEN
 Resistenz............................................................................................................................................................................. 42

                                                                                                                                                                                                Tabelle 1:           Übersicht zu parasitären Arthropoden und den von ihnen übertragenen Erregern.......................................... 6
 Bekämpfung von Ektoparasiten in der Umgebung......................................................................................................... 43
                                                                                                                                                                                                Tabelle 2:           Abiotische Faktoren mit Einfluss auf das Überleben von Flöhen...................................................................... 9
                                                                                                                                                                                                Tabelle 3:           Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Zeckenarten.................................................................... 13
 Prävention von Zoonosen................................................................................................................................................. 44
                                                                                                                                                                                                Tabelle 4:           Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene
 Anhang                                                                                                                                                                                                              Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen................................................................................... 14–15
 Anhang 1 – Glossar.............................................................................................................................................................. 45            Tabelle 5:           Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Läuse und Haarlinge........................................................ 22

 Anhang 2 – Hintergrund von ESCCAP................................................................................................................................... 46                        Tabelle 6:           Veterinärmedizinisch relevante Milben bei Hunden und Katzen in Europa.................................................... 28

4 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                                                                                                                 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 5
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
G E G E N W Ä R T I G E S I T U AT I O N U N D
 EINLEITUNG                                                                                                                                                                                                       AUFKOMMENDE BEDROHUNGEN

 EINLEITUNG

 Zu den externen Parasiten oder Ektoparasiten gehört eine             parasiten verursachte Immunantwort kann aller-                Die meisten für Hunde und Katzen zugelassenen Ektoparasiti-     Innen als auch HaustierbesitzerInnen bei der erfolgreichen
 Vielzahl parasitischer Arthropoden, die taxonomisch der Un-          gische Reaktionen auslösen (z. B. Flohspeichel-Aller-         ka verfügen über eine schnell einsetzende und über mehrere      Kontrolle von Ektoparasiteninfektionen und der Verhinde-
 terklasse Acari (Zecken und Milben) und der Klasse Insecta           gie-Dermatitis, FAD)                                          Wochen anhaltende Wirkung und lassen sich damit sowohl          rung der Krankheitsübertragung auf ihre Haustiere zu unter-
 (Flöhe, Läuse, Haarlinge, Stechmücken, Fliegen und Sandmü-         • Manche können bestimmte Erreger übertragen, die               therapeutisch bei vorliegendem Befall als auch prophylaktisch   stützen. Diese Leitlinie konzentriert sich auf die wichtigsten
 cken [Phlebotomen]) zugeordnet werden (Tabelle 1). Ektopa-           zu schweren Krankheiten führen (sog. vektorüber-              zur Verhinderung eines (erneuten) Befalls verwenden. Wie        Gruppen von Ektoparasiten, nämlich Zecken, Milben, Flöhe
 rasiten sind aus folgenden Gründen für die veterinärmedizini-        tragene Krankheiten)                                          alle Tierarzneimittel müssen auch Ektoparasitika ein strenges   und Läuse (die taxonomisch aus zwei verschiedenen Gruppen
 sche Praxis relevant:                                              • Manche können Blut saugen und bei starkem Befall              Zulassungsverfahren durchlaufen, für jede in der Fachinfor-     bestehen, den Läusen und den Haarlingen). Andere Ektopa-
                                                                      Anämien verursachen                                           mation genannte Indikation ist ein wissenschaftlicher Nach-     rasiten wie Phlebotome (Sandmücken) und Stechmücken sind
 • Sie können Hautveränderungen (Dermatitiden)                      • Manche sind wenig wirtsspezifisch, können auch                weis erforderlich.                                              hauptsächlich als Krankheitsüberträger von Bedeutung und
   verursachen, die bisweilen durch Sekundärinfektio-                 Menschen befallen und humanpathogene Erreger                                                                                  werden, obwohl hier nur kurz erwähnt, in einer separaten
   nen mit Bakterien oder Pilzen (z. B. Malassezia spp.)              übertragen (Zoonosen)                                         Da viele Ektoparasiten als Überträger verschiedener wichti-     Richtlinie der ESCCAP über vektorübertragene Krankheiten
   verschlimmert werden
                                                                    • Sie können die Mensch-Tier-Beziehung beein-                   ger Haustierkrankheiten fungieren können, ist es das Ziel der   von Haustieren (ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von
 • Sie können immunpathologische Reaktionen hervor-                   trächtigen                                                    ESCCAP, einen Leitfaden zu erstellen, der umfassende In-        durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und
   rufen. Vor allem die durch den Speichel der Ekto-
                                                                                                                                    formationen und Unterstützung bietet, um sowohl Tierärzt-       Katzen) genauer behandelt.

  Tabelle 1: Übersicht zu parasitären Arthropoden und von diesen übertragenen Erregern
  ARTHROPODEN                     INFESTATION/ER-          ÜBERTRAGENE HAUPTERREGER
                                  KRANKUNG DURCH           (KORRESPONDIERENDE ERKRANKUNG)
                                  DIE ARTHROPODEN                                                                                   GEGENWÄRTIGE SITUATION UND AUFKOMMENDE
  Flöhe                           Flohbefall, teilweise    Dipylidium caninum (Dipylidiose), Bartonella henselae (Katzen-
                                  Flohspeichel-Allergie-   kratzkrankheit = Bartonellose), Bartonella vinsonii, Rickettsia felis,   BEDROHUNGEN
                                  Dermatitis (FAD)         Acanthocheilonema reconditum
  Läuse und Haarlinge             Läuse-Haarlingsbefall    D. caninum, A. reconditum
  Fliegenlarven (Maden) der       Myiasis                                                                                           Der zunehmende Reiseverkehr mit Tieren und die klimati-         geringerem Masse auch von Katzen von Tierschutzorganisa-
  Diptera (Zweiflügler)                                                                                                             schen Veränderungen werden vermutlich das Vorkommen             tionen z. B. aus den Mittelmeerländern in Privathaushalte in
  Sandmücken (Phlebotomen)        Sandmückenbefall         Leishmania infantum (Leishmaniose) (wichtigste Art in Europa)            bestimmter Ektoparasiten ausweiten. Ebenso werden sich          ganz Europa umgesiedelt. Dies ist besonders bedeutsam, da
                                                                                                                                    die Erreger, die einige Ektoparasitenarten beherbergen, mög-    der Mittelmeerraum ein Gebiet ist, in dem der Befall mit zahl-
  Stechmücken                     Stechmückenbefall        Dirofilaria immitis, Dirofilaria repens (Dirofilariose),
  (Culex spp., Aedes spp. und                              Acanthocheilonema [Dipetalonema] spp. (Filariose)                        licherweise in andere Regionen verbreiten. So breitete sich     reichen Ektoparasiten oder von diesen übertragenen Krank-
  Anopheles spp.)                                                                                                                   beispielsweise die canine Babesiose von den ursprünglichen      heitserregern stark verbreitet ist.
  Fliegen (sekretophage und       Fliegenbefall, Myiasis   Thelazia spp. (okuläre Filariose = Thelaziose)                           endemischen Gebieten im Mittelmeerraum und osteuropäi-
  stechende Fliegen)                                                                                                                schen Ländern in den vergangenen Jahren bis nach Zentral-       Tierarzneimittel müssen vor ihrer Zulassung durch europä-
  Zecken (Rhipicephalus           Zeckenbefall             Babesia canis, Babesia gibsoni, Babesia [Theileria] annae                und Nordeuropa aus.                                             ische oder nationale Behörden ein strenges Testverfahren
  sanguineus, Ixodes spp.,                                 (Piroplasmose, Babesiose), Hepatozoon spp. (Hepatozoonose),                                                                              durchlaufen, und jede Anwendungsindikation muss wissen-
  Dermacentor spp.,                                        Ehrlichia canis, E. spp., Anaplasma phagocytophilum, Anaplasma           Darüber hinaus hat innerhalb der Europäischen Union die Ab-     schaftlich begründet werden. TierärztInnen werden in der
  Hyalomma spp.,                                           platys (Ehrlichiose, Anaplasmose), Rickettsia spp. (Rickettsiose),
                                                                                                                                    schaffung der Grenzkontrollen im Rahmen des Schengener          sachgemässen Verwendung dieser Verbindungen gemäss der
  Haemaphysalis spp. und                                   Borrelia burgdorferi s.l. (Lyme Disease = Borreliose), Flaviviren
  andere)                                                  (z. B. Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, Louping-ill-Krankheit),          Abkommens zu einem einfachen Reisen zwischen den ver-           geltenden nationalen Gesetzgebung ausgebildet.
                                                           Acanthocheilonema [Dipetalonema] dracunculoides                          schiedenen Ländern Kontinentaleuropas geführt. Leider trägt
  Cheyletiella yasguri (beim      Cheyletiellosis          Keine beschrieben                                                        dies auch zu nicht genehmigten und sogar illegalen Trans-       Ektoparasitizide Präparate für Haustiere können prophylak-
  Hund) und Cheyletiella blakei                                                                                                     porte von Haustieren innerhalb Europas bei. Mit Ausnahme        tisch oder therapeutisch zur Bekämpfung von Ektoparasiten
  (bei der Katze)                                                                                                                   des Vereinigten Königsreichs gibt es keine oder nur begrenzte   eingesetzt werden. Befall mit Flöhen, Läusen, Haarlingen, Mil-
  Otodectes cynotis               Ohrmilbenbefall          Keine beschrieben                                                        Zollkontrollen für Haustiere, die von einem Land in ein an-     ben oder Zecken erfordert eine Behandlung zur Beseitigung
  Trombicula autumnalis           Ohrmilbenbefall          Keine beschrieben                                                        deres reisen. Während Haustiere, die mit ihren BesitzerInnen    der Infektion. Die meisten Ektoparasitizide haben jedoch eine
  (Neotrombicula autumnalis),                                                                                                       reisen, einen grossen Teil der Gesamttransporte von Haustie-    Restwirkung und können daher prophylaktisch eingesetzt
  Straelensia cynotis                                                                                                               ren ausmacht, wird eine grosse Anzahl von Hunden und in         werden, um einen erneuten Befall zu verhindern.
  Sarcoptes scabiei               Sarcoptes-Räude          Keine beschrieben
  Notoedres cati                  Notoedres-Räude          Keine beschrieben
  Demodex canis, D. cati,         Demodikose               Keine beschrieben
  D. injia, D. gatoi, D. spp.

6 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                          Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 7
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
1. FLÖHE                                                                                                                                                                                                                                                   1. FLÖHE

  Biologie, Symptomatik, Diagnose und
  Bekämpfung von Ektoparasiten

1.
                                                                                                                                          1. Flöhe sind 1–6 mm lange, seitlich abgeplattete,               4. Sind die Larven ausgewachsen, spinnen sie einen
                                                                                                                                            flügellose Insekten. Sie besitzen kräftige Hinter-                Kokon und verpuppen sich. Nach abgeschlossener
                                                                                                                                            gliedmassen, die ihnen Sprünge ermöglichen, und                  Entwicklung können die adulten Flöhe die Puppen-
                      FLÖHE                                                                                                                 Mundwerkzeuge, mit denen sie die Haut durchdrin-
                                                                                                                                            gen und Blut saugen. Sobald die adulten männlichen
                                                                                                                                                                                                             hülle entweder sofort verlassen oder 6 Monate oder
                                                                                                                                                                                                             länger darin verbleiben. Bei geeigneten Stimuli wie
                                                                                                                                            und weiblichen Flöhe aus der Puppenhülle geschlüpft              Veränderung der CO2-Konzentration, Erschütterun-
                                                                                                                                            sind, beginnen sie mit der Wirtssuche. Ohne einen                gen, Druckreize oder Temperaturanstieg kommt
                                                                                                                                            Wirt können sie nur wenige Tage überleben. Nach                  es zu einem Schlupf. Dieser kann entsprechend bei
                                                                                                                                            der ersten Blutmahlzeit müssen sie zum Überleben                 Erscheinen eines geeigneten Wirtes sehr zeitnah
 Flöhe (Siphonaptera) sind flügellose, seitlich abgeplatte-            ist unter anderem Vektor für Rickettsia felis und Bartonella         täglich weiter Blut saugen. In der Regel bleiben sie             erfolgen.
 te, blutsaugende Insekten, die bei Säugetieren und Vögeln             henselae, die Erreger der Katzenkratzkrankheit.                      ihr Leben lang auf dem gleichen Wirt (bis zu ca.
 vorkommen. Die im Folgenden genannten Floharten sind in                                                                                    5 Monaten). Als maximale Lebenszeit wurden                     Das Überleben und die Entwicklung der Flohstadien in der
 ganz Europa verbreitet. Auf dem Wirtstier finden sich nur die         C. felis und der Hundefloh C. canis dienen ferner als Zwi-           160 Tage ermittelt, doch die meisten Flöhe leben               Umgebung hängen in hohem Masse von den Umgebungsbe-
 adulten Stadien. Eier, vor allem aber die Larven und Puppen           schenwirt für den Bandwurm Dipylidium caninum. (Mehr                 nicht mehr als 1–3 Wochen, da sie vom Wirtstier bei            dingungen ab. Unter idealen Bedingungen läuft die Entwick-
                                                                                                                                            der Fellpflege eliminiert werden.                               lung vom Ei zum adulten Floh in 14 Tagen ab, bei ungünsti-
 befinden sich dagegen in der Umwelt. Ein Flohbefall tritt bei         Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5:
 Katzen, Hunden und anderen Kleinsäugern relativ häufig auf.           Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten             2. Eibildung und -ablage finden bei C. felis immer               gen Bedingungen kann sie bis zu 140 Tage dauern.
                                                                       bei Hunden und Katzen.)                                              auf dem Wirtstier statt. Ein weiblicher Floh legt
                                                                                                                                            durchschnittlich 20 (maximal 40–50) Eier pro Tag.              Die Entwicklung und das Überleben der nicht auf dem Wirt,
 Flohstiche können Juckreiz verursachen. Bei sensibilisier-
                                                                                                                                            Sind männliche und weibliche Flöhe auf dem Wirt
 ten Tieren ist dieser besonders stark ausgeprägt. Bei massiv          Die im Folgenden genannten Floharten sind wenig wirtsspezi-                                                                         sondern in der Umgebung befindlichen Stadien hängen von
                                                                                                                                            vorhanden, kommt es sehr schnell zur Reproduktion
 befallenen Tieren kann es darüber hinaus zu einer Anämie              fisch und können auch Menschen befallen, diese stechen und           und Eiablage (48 Stunden nach der Infestation). Die            den Umgebungsbedingungen ab (Tabelle 2). Bei höheren
 kommen. Flöhe können ausserdem als Vektoren für Krank-                juckende Hautveränderungen hervorrufen.                              perlenartigen, weissen Eier (0,5 mm Länge) fallen              Temperaturen läuft die Entwicklung schneller ab, so dass die-
 heitserreger fungieren. Der Katzenfloh Ctenocephalides felis                                                                               vom Wirtstier ab in die Umgebung. Bei idealen Be-              se durch Jahreszeiten massgeblich bestimmt wird. Förderlich
                                                                                                                                            dingungen schlüpfen die Larven bereits nach weni-              wirkt sich ferner eine feuchte, aber nicht nasse Umgebung
                                                                                                                                            gen Tagen.                                                     aus, die zudem keiner starken direkten Sonneneinstrahlung
                                                                                                                                          3. Die Larven ernähren sich von Resten wie Hautschup-            unterliegt. Für die Entwicklung in Innenräumen spielen die
                                                                                                                                            pen und von eingetrocknetes Blut enthaltendem
 1.1 Biologische Grundlagen                                                                                                                 Flohkot und entwickeln sich über drei Larvenstadien.
                                                                                                                                                                                                           Jahreszeiten keine Rolle, da Zentralheizung und relative Luft-
                                                                                                                                                                                                           feuchtigkeit von mehr als 50 % das ganze Jahr über geeig-
                                                                                                                                            Die Larven (vor allem Larve 3, L3) meiden das Licht
                                                                                                                                                                                                           nete Bedingungen für die Entwicklung von Flöhen darstellen.
                                                                                                                                            und befinden sich daher häufig verborgen im Dunk-
                                                                                                                                            len wie beispielsweise auf dem Teppichgrund.
  Arten                                                                                             1

                                                                             Die Drittlarve                    Adulte Flöhe schlüpfen     Tabelle 2: Abiotische Faktoren mit Einfluss auf das Überleben von Flöhen
  Die häufigste Flohart bei Hunden, Katzen und als Heimtieren
                                                                          spinnt einen Kokon                    aus der Puppenhülle
  gehaltenen Kleinsäugern ist C. felis (Katzenfloh). Dies macht           und verpuppt sich.                    und suchen zur Blut-
                                                                                                                                           TEMPERA-     AUSWIRKUNG AUF DIE FLÖHE                        RELATIVE LUFT-     AUSWIRKUNG AUF DIE FLÖHE
                                                                                                               mahlzeit einen Wirt auf.
  deutlich, dass die namentliche Bezeichnung des Flohs nicht                                                                               TUR (OC)                                                     FEUCHTIGKEIT
  gleichzusetzen ist mit der von ihm befallenen Tierart. Der                                                                                                                                            (RL) (%)
  Häufigkeit eines Befalls mit C. felis folgt die mit C. canis (Hun-     4                                                                     -1       Alle Entwicklungsstadien sterben binnen                12          Mortalität der Larven beträgt bei 27 °C
  defloh) und Archaeopsylla erinacei (Igelfloh). Gelegentlich                                                                                           5 Tagen.                                                           und 24-stündiger Exposition 100 %.
  kommen Ceratophyllus gallinae, Echidnophaga gallinacea                Die Entwicklung erfolgt                                                 3       Alle Eier, Larven und Puppen werden bei                33          Mortalität der Larven beträgt bei 32 °C
                                                                        über drei Larvenstadien.
  (Geflügelflöhe), Spilopsyllus cuniculi (Kaninchenfloh), Pulex                                                                                         5-tägiger Exposition abgetötet; bei den                            und 24-stündiger Exposition 100 %.
  irritans (Menschenfloh) und weitere Floharten vor.                                                                                                    Adulten können bei dieser Temperatur und
                                                                                                                                                        75 % RL bis zu 65 % überleben.
                                                                          3
                                                                                               2                                               13       Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert            50          Niedrigste RL für das Überleben von Eiern
                                                                                                                                                        bei 50 % der Eier 130–140 Tage (75 % RL).                          und Larven bei 35 °C.
                                                                                                                                               21       Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert            75          RL mit der höchsten Überlebensrate und
                                                                                                    Adulte Flohweibchen legen                           bei 50 % der Eier etwa 40 Tage (75 % RL).                          optimalen Entwicklung aller Stadien.
                                                                                                       täglich ca. 20 Eier ab,
                                                                                                   die in die Umgebung abfallen.               27       Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert
                                                                                                                                                        bei 50 % der Eier etwa 24 Tage (75 % RL).

                                                                       Abbildung 1: Lebenszyklus von Ctenocephalides felis                     32       Die Entwicklung bis zum adulten Floh dauert
                                                                                                                                                        bei 50 % der Eier etwa 16 Tage (75 % RL).

8 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                                 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 9
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
1. FLÖHE                                                                                                                                                                                                                                                    1. FLÖHE

  Epidemiologie                                                                                                                           Bei Tieren mit klinischen Anzeichen für eine Dermatitis durch      standard gilt. Diese Tests können im positiven Fall zur Diag-
                                                                       bei wildlebenden Säugetieren gefunden werden, die dann             allergische Reaktion auf den Flohspeichel (Flohspeichel-All-       nosefindung beitragen, schliessen aber im negativen Fall die
  Nach Erreichen des Puppenstadiums bietet der Kokon einen             wieder als Infektionsquelle dienen können. Grundsätzlich ist       ergie-Dermatitis), ist der Nachweis adulter Flöhe manchmal         FAD nicht aus.
  guten Schutz gegenüber ungünstigen Umgebungsbedingun-                eine direkte Übertragung adulter Flöhe möglich, vor allem bei      schwierig, da die Flöhe durch das intensive Putzverhalten          Die Diagnose FAD ist dagegen gesichert, wenn Flöhe (oder
  gen. Dieser Schutz erstreckt sich sogar auf Insektizide, mit de-     engem Kontakt der Tiere. Meist jedoch kommt es zur Konta-          eliminiert werden. Für die Praxis steht auch eine Reihe von        Flohkot) auf dem Tier zu finden sind, die klinischen Symp-
  nen Räume oder Schlafstätten der Tiere behandelt werden. So          mination der Umgebung mit Eiern, so dass eine Infestation          Allergietests zur Verfügung, wobei keiner bisher als Gold-         tome auf eine entsprechende Behandlung ansprechen und
  kann der noch nicht ausgereifte Floh im Kokon trotz Umge-            durch neu entwickelte adulte Flöhe erfolgt. Auch C. canis ist                                                                         andere Ursachen ausgeschlossen werden können.
  bungsbehandlung mit einem Insektizid über mehrere Monate             wenig wirtsspezifisch. Ein Befall mit anderen Floharten weist
  (≥ 6 Monate) überleben.                                              in der Regel auf einen engen Kontakt von Hunden und Kat-
                                                                       zen zu anderen Tierarten oder deren Lebensraum hin. So las-        1.4 Behandlung bei bestehender Infestation
  C. felis weist eine ausserordentlich geringe Wirtsspezifität auf     sen sich beispielsweise Igelflöhe (A. erinacei) gelegentlich auf
  und kann nicht nur bei Katzen und Hunden, sondern auch               Hunden oder Katzen nachweisen, nachdem diese Kontakt zu
  bei vielen Heimtieren wie Kaninchen und Frettchen sowie              einem Igel oder dessen Bau hatten.                                 • Therapeutisches Ziel ist die Elimination vorhandener               dem Tier abtöten. Zusätzlich können Massnahmen
                                                                                                                                            adulter Flöhe mit einem geeigneten Ektoparasiti-                   wie das tägliche Absaugen von Liegeplätzen und
                                                                                                                                            zid. Je nach Schwere des Befalls und angewendeten                  Teppichböden oder das Waschen von Liegedecken
                                                                                                                                            Präparaten muss die Behandlung unter Umständen                     zu einer Reduktion der Flohstadien in der Wohnung
   1.2 Symptomatik                                                                                                                          wiederholt werden. In Tierbeständen und Haushalten
                                                                                                                                            mit mehreren Tieren sollten alle Tiere in die Behand-
                                                                                                                                                                                                               beitragen. Mit diesen Massnahmen werden aber
                                                                                                                                                                                                               meist nicht alle Flohstadien vollständig erreicht. Bei
                                                                                                                                            lung mit einbezogen werden.                                        starkem Flohbefall empfiehlt es sich daher, ergän-
                                                                                                                                                                                                               zend zur Behandlung gegen adulte Flöhe geeignete
                                                                                                                                          • Die adulten Flöhe auf den Tieren machen in der
  Ein Flohbefall bei Hunden und Katzen und anderen kleinen             ckelt haben, zeigen Juckreiz, Alopezie, Haarbruch, Papeln                                                                               Präparate mit direkter Wirkung gegen Entwicklungs-
                                                                                                                                            Regel nur einen kleinen Anteil der gesamten Floh-
                                                                                                                                                                                                               stadien anzuwenden. Dazu stehen spezielle Produkte
  Säugetieren kann in der Stärke des Befalls stark variieren           und erythematöse Veränderungen mit Krusten. Eine nässen-             population aus, das Gros befindet sich als Entwick-
                                                                                                                                                                                                               zur Verfügung, die entweder nur in der Umgebung
  (wenige bis sehr viele Flöhe) und sich klinisch unterschiedlich      de Dermatitis kann oft im Bereich des Rutenansatzes entste-          lungsstadien (Eier, Larven, Puppen) im Umfeld der
                                                                                                                                                                                                               einzusetzen sind (Pestizide) oder als Arzneimittel
  äussern. Die Ausbildung von Krankheitserscheinungen bei ei-          hen, und die Veränderungen können sich auf die Hinterglied-          Wirtstiere. Daher müssen auch die in der Umgebung
                                                                                                                                                                                                               eine Zulassung für die Anwendung am Tier besitzen.
                                                                                                                                            befindlichen Stadien bekämpft werden, vor allem bei
  nem Flohbefall hängt von folgenden Faktoren ab:                      massen und den Bauch ausbreiten. Nicht selten resultiert da-
                                                                                                                                            einer starken und/oder wiederholten Infestation. Zu              • Zusätzlich können lokale oder systemische Behand-
                                                                       raus eine sekundäre pyotraumatische Dermatitis, Pyodermie            einer Reduktion der unreifen Stadien in der Umge-                  lungen des Tieres notwendig sein, um die klinischen
  • Häufigkeit einer Exposition gegenüber Flöhen                       und Seborrhoe. In chronischen Fällen findet sich eine verdick-       bung kommt es mit der Zeit auch bei regelmässiger                  Symptome eines Flohbefalls oder einer FAD zu redu-
  • Dauer und Grad der Flohinfestation                                 te Dermis mit Akanthose, Hyperkeratose und Lichenifikation.          Anwendung von Präparaten, die adulte Flöhe auf                     zieren.

  • Vorliegen von Sekundärinfektionen oder begleiten-
    den Hauterkrankungen                                               Ein ausgeprägter, über längere Zeit bestehender Flohbefall

  • Grad der Hypersensitivität (FAD)
                                                                       bei jungen, alten oder geschwächten Tieren kann aufgrund           1.5 Prophylaxe und kontinuierliche Bekämpfungs-
  Nicht sensibilisierte Tiere können keine oder geringe Symp-
                                                                       des Blutverlustes eine Anämie verursachen. Eine Infektion mit
                                                                       dem Bandwurm Dipylidium caninum, für den Flöhe als Zwi-
                                                                                                                                          		massnahmen
  tome aufweisen und kratzen sich nur gelegentlich. Tiere, die         schenwirte dienen, ist ein deutlicher Hinweis auf eine beste-
  eine immunologische Reaktion auf den Flohspeichel entwi-             hende oder kurz zurückliegende Flohinfestation.
                                                                                                                                          Eine sachgerechte Flohbekämpfung hat zum Ziel, einen Floh-         • Leidet das Tier an FAD?
                                                                                                                                          befall bei Haustieren zu verhindern. Das individuelle Risiko ei-   • Ist die Besitzerin oder der Besitzer bereit, sich an ein
                                                                                                                                          ner Infestation oder Reinfestation hängt von der individuellen       langfristiges Behandlungsprotokoll zu halten?
  1.3 Diagnose                                                                                                                            Lebensweise des Tieres ab.

                                                                                                                                                                                                             Ist die Wahrscheinlichkeit für eine Reinfestation hoch, emp-
                                                                                                                                          Folgende Fragen können bei der Entwicklung geeigneter
                                                                                                                                                                                                             fiehlt sich eine regelmässige, eventuell ganzjährige Prophy-
                                                                                                                                          Massnahmen hilfreich sein:
  Eine gründliche Anamnese kann bei der Diagnose eines Floh-           kamm stellt die sensitivste Methode für den Nachweis eines                                                                            laxe durch Anwendung geeigneter Tierarzneimittel. Auch
  befalls hilfreich sein. Bei stärkerem Befall lassen sich die Flöhe   Flohbefalls dar. Auch wenn keine adulten Flöhe auf dem Tier                                                                           wenn der Flohbefall im Sommer und Herbst am häufigsten
                                                                                                                                          • Welche Hunde, Katzen und/oder anderen Tiere leben
  mit dem blossen Auge feststellen, vor allem bei Tieren mit           zu finden sind, lässt sich unter Umständen Flohkot auf dem           im Haushalt?                                                     auftritt, haben Studien gezeigt, dass eine Infestation mit Flö-
  hellem Fell und blasser Haut. Die Flöhe sind als braune, seitlich    Tier oder in dem ausgekämmten Material nachweisen. Das                                                                                hen in jeder Jahreszeit möglich ist.
                                                                                                                                          • Hat das Tier (regelmässig) Kontakt zu anderen Tieren
  abgeplattete, flügellose Insekten zu erkennen. Bei Tieren mit        Material wird auf ein angefeuchtetes weisses Papier, Gaze o. ä.
                                                                                                                                            oder Zugang zu einem Umfeld, in dem Flöhe, Eier
  langem und dichtem Fell gestaltet sich die Adspektion schwie-        verbracht. Handelt es sich um Flohkot, entwickelt sich um das        und/oder Larven vorhanden sein können?
  riger. Das Kämmen des Tieres mit einem engzackigen Floh-             schwarze Material ein roter Ring aus unverdautem Blut.

10 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                                  Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 11
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
1. FLÖHE                                                                                                                                                                                                                                           2. ZECKEN

  Die erfolgreiche Bekämpfung von Flöhen ist auf eine gute
  Compliance der TierhalterInnen angewiesen. Ursachen für
  das Versagen eines sachgerecht entwickelten Behandlungs-
                                                                    • Es kommt regelmässig zu Kontakt mit anderen Tieren
                                                                      mit Flohbefall oder einer kontaminierten Umgebung
                                                                      ausserhalb des Haushaltes.
                                                                                                                                   2.                    ZECKEN

                                                                                                                                   Bei Zecken werden zwei Familien unterschieden: Ixodidae
                                                                                                                                   (Schildzecken) und Argasidae (Lederzecken). Die in Europa auf
                                                                                                                                   Katzen und Hunden festgestellten Zecken sind ausschliesslich
                                                                                                                                                                                                       ne weibliche Ixodes-Zecke kann eine Grösse von etwa 1 cm
                                                                                                                                                                                                       erreichen, vollgesogene Dermacentor-Zecken sind meist so-
                                                                                                                                                                                                       gar grösser.
  protokolls können unter anderem sein:                             • Die Behandlung erfolgte nicht entsprechend der               Vertreter der Familie Ixodidae (Schildzecken). Zu ihnen gehö-
                                                                      jeweiligen Vorgaben z. B. hinsichtlich lokaler Appli-        ren Arten der wichtigen Gattungen Ixodes, Dermacentor und           Ixodes-Zecken sind in ganz Europa verbreitet. Die Abbildun-
  • Es wurden nicht alle Tiere im Haushalt parallel                   kation oder zeitlichem Abstand der erforderlichen            Rhipicephalus, die sich hinsichtlich biologischer Eigenschaften     gen 2a und b zeigen darüber hinaus die hauptsächlichen Ver-
    behandelt.                                                        Wiederholungsbehandlungen.
                                                                                                                                   und geografhischer Verbreitung unterscheiden (Tabelle 3).           breitungsgebiete von Rhipicephalus und Dermacentor.
  • Waschen der Tiere oder Schwimmen haben die Wirk-
    samkeit angewendeter Medikamente verringert.                                                                                   Weibliche Schildzecken saugen vor der Eiablage Blut, ihr Ge-
  • Mit Entwicklungsstadien infestierte Bereiche im Um-                                                                            wicht steigt dabei bis auf das 120-Fache an. Eine vollgesoge-
    feld, wie z. B. Fahrzeuge und Liegeplätze im Aussen-
    bereich, werden nicht erkannt und/oder sachgerecht
                                                                                                                                   Tabelle 3: Bei Hunden und Katzen in Europa vorkommende Zeckenarten
    behandelt.
                                                                                                                                    GATTUNG                          ART                       UMGANGSSPRACHLICHE BEZEICHNUNG
                                                                                                                                    Ixodes spp.                      I. ricinus                Holzbock
  1.6 Bekämpfung von Flöhen – verschiedene Szenarien                                                                                                                 I. canisuga               Fuchszecke
                                                                                                                                                                     I. hexagonus              Igelzecke
                                                                                                                                                                     I. persulcatus            Taigazecke
  1) Minimales Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit begrenz-         eine ganzjährige integrierte Flohbekämpfung empfohlen.          Rhipicephalus spp.               R. sanguineus             Braune Hundezecke
  tem oder keinem Zugang ins Freie und ohne Kontakt                 Kombiniert werden die Anwendung geeigneter Insektizi-
                                                                                                                                                                     R. bursa
  zu anderen Tieren):                                               de am Tier in dafür vorgesehenen Intervallen mit täglichem
                                                                    Saugen oder mechanischer Reinigung von Boxen und Ruhe-                                           R. turanicus
  Tiere mit minimalem Infestationsrisiko sollten im Rahmen der
                                                                    plätzen. Zur Bekämpfung der Eier, Larven und Puppen sollten                                      R. pusillus
  Fellpflege regelmässig auf einen Flohbefall inspiziert werden,
                                                                    zusätzlich geeignete Produkte in der Umgebung oder am Tier
  vorzugsweise unter Verwendung eines Flohkamms. Wird da-                                                                           Dermacentor spp.                 D. reticulatus            Wiesen- oder Buntzecke (auch Auwaldzecke)
                                                                    angewendet werden.
  bei ein Flohbefall frühzeitig festgestellt, kann eine einmalige
                                                                                                                                                                     D. marginatus
  therapeutische Behandlung ausreichen, um diesen zu elimi-
                                                                    4) Tiere mit nachgewiesener allergischer Reaktion auf           Haemaphysalis spp.               H. punctata
  nieren.
                                                                    Flohspeichel (FAD):
                                                                                                                                                                     H. concinna
  2) Moderates Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit regel-           Bei Tieren mit FAD muss die Exposition gegenüber Antigenen
                                                                                                                                    Hyalomma spp.                    H. marginatum             Mediterrane/afrikanische Hyalomma
  mässigem Zugang ins Freie und Kontakt zu anderen                  des Flohspeichels minimiert und idealerweise ausgeschlossen
  Tieren):                                                          werden, um klinische Erscheinungen zukünftig zu verhindern.                                      H. rufipes                Mediterrane/afrikanische Hyalomma
                                                                    Demzufolge empfiehlt sich eine kontinuierliche Flohbekämp-
  Zur Verhinderung eines Flohbefalls wird bei diesen Tieren die
                                                                    fung. Hierzu gehören die ganzjährige Anwendung von Insek-
  regelmässige Anwendung eines geeigneten Ektoparasitizides                                                                        Zecken sind Parasiten, die für einige Tage Blut saugen und         die von der Zeckenart und dem geografischen Standort ab-
                                                                    tiziden am Tier sowie geeignete Massnahmen in der Umge-
  empfohlen. Da sich die meisten Entwicklungsstadien der Flö-                                                                      sich unterschiedlich lange auf ihren Wirten aufhalten. Bei         hängt (Tabelle 4). Infektionen können während des Saugakts
                                                                    bung. Lebt ein Tier mit FAD in einem Haushalt mit mehreren
  he dort befinden, wo Hunde und Katzen bevorzugt liegen,                                                                          Schildzecken dauert der Saugakt je nach Entwicklungsstadi-         über den Speichel übertragen werden oder im Fall von Hepa-
                                                                    Tieren, sollten auch diese in die Massnahmen einbezogen
  sollten diese „neuralgischen Stellen“ in der Umgebung zu-                                                                        um 2–14 Tage. Klinisch betrachtet sind Zecken vor allem als        tozoon spp. nach oraler Aufnahme der Zecke durch den Wirt.
                                                                    werden.
  sätzlich regelmässig gereinigt bzw. gewaschen oder mit ei-                                                                       Vektoren für Protozoen, Bakterien und Viren von Bedeutung,
  nem Umgebungsmittel (Pestizid) behandelt werden.
                                                                    5) Flohbefall bei TierhalterInnen:

  3) Hohes, anhaltendes Risiko einer Reinfestation                  Menschen werden von Flöhen befallen, wenn aufgrund einer
  (z. B. Tierheime, Zuchten, Haushalte mit mehreren                 starken Infestation eine Vielzahl adulter Flöhe schlüpft und
  Tieren, Jagdhunde):                                               kein geeigneterer Wirt zur Verfügung steht. In diesem Fall
                                                                    wird eine Flohbekämpfung bei allen Tieren des Haushaltes
  In grösseren Tierbeständen, Tierheimen, bei Zwingerhaltung
                                                                    sowie in der Umgebung empfohlen.
  oder anderen Haltungs- und Nutzungsformen, die ein hohes,
  anhaltendes Risiko einer Reinfestation mit sich bringen, wird

12 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                           Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 13
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
2. ZECKEN                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 2. ZECKEN

  Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene                                                                Tabelle 4: Übersicht zu Erregern, die in Europa durch Zecken übertragen werden und zeckenübertragene
  Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen                                                                                                                    Krankheiten (tick-borne diseases, TBDs) auslösen

   Erkrankung                 Auslösender                      Wirt                   Vektor                          Geographische        Ausprägung klini-          Erkrankung                 Auslösender                       Wirt                  Vektor                           Geographische          Ausprägung klini-
                              Erreger                                                                                 Verbreitung in       scher Anzeichen bei                                   Erreger                                                                                  Verbreitung in         scher Anzeichen bei
                                                                                                                      Europa               Hund und Katze                                                                                                                                 Europa                 Hund und Katze
   ERKRANKUNGEN DURCH PROTOZOEN                                                                                                                                       ERKRANKUNGEN DURCH BAKTERIEN
   Piroplasmose Babesia canis   Hund, Wolf                                            Dermacentor                     West-, Süd- und      Hund: moderat bis          Infektionen       Rickettsia  Hund                                                 Rhipicephalus                    Südeuropa ent-         subklinische Infektion
   (Babesiose)                                                                        reticulatus                     Zentraleuropa bis    schwer                     durch Rickettsien conorii                                                          sanguineus                       sprechend dem          oder moderate Sympto-
                                                                                                                      zum Baltikum                                    (Mediterranean                                                                                                      Verbreitungsgebiet     matik mit Apathie
                                                                                                                                                                      spotted fever,                                                                                                      des Vektors
                              Babesia vogeli                   Hund                   Rhipicephalus                   Südeuropa ent-       mild bis moderat           MSF)
                                                                                      sanguineus                      sprechend dem
                                                                                                                      Verbreitungsgebiet                              Tularämie         Francisella Hasenartige,                                         Ixodes spp.                      v. a. Südeuropa        subklinische Infektion,
                                                                                                                      des Vektors                                                       tularensis  Kaninchen,                                           Dermacentor spp.                 aber auch in der       gelegentlich moderate
                                                                                                                                                                                                    Maus, Katze                                          Haemaphysalis spp.               Schweiz                bis schwere Symptoma-
                              B. gibsoni und                   Hund,                  Haemaphysalis spp.,             In Europa spora-     moderat bis schwer                                                                                            Rhipicephalus                                           tik bei jungen Katzen
                              B.-gibsoni-ähnliche              Wolf                   Dermacentor spp.                disch und selten                                                                                                                   sanguineus
                              Babesien
                                                                                                                                                                      ERKRANKUNGEN DURCH VIREN
                              Babesia annae                    Hund, Fuchs            Ixodes hexagonus** Nordwesten                        moderat bis schwer
                                                                                                         Spaniens, Portugal,                                          Frühsommer-                FSME-Virus (Flavi-                viele Tiere,          Ixodes ricinus                   Zentral-, Ost- und     neurologische klinische
                                                                                                         Kroatien                                                     Meningo-                   virus)                            Nager, Hund           I. persulcatus                   Nordeuropa             Symptomatik, kann mo-
                              Cytauxzoon felis und Luchs u. a.                        Dermacentor spp.** Süd-West-Europa,                  moderat bis schwer         Enzephalitis                                                                                                                               derat aber auch schwer-
                              Cytauxzoon manul     Wildfeliden,                       Rhipicephalus      Deutschland                                                                                                                                                                                             wiegend verlaufen
                                                   Katze                              sanguineus**                                                                    Louping-ill-               Louping-ill-Virus                 viele Tiere,          Ixodes ricinus                   Grossbritannien,       neurologische klinische
                                                                                      Ixodes ricinus**                                                                Krankheit                  (Flavivirus)                      vor allem                                              Irland                 Symptomatik, kann mo-
   Hepatozoonose              Hepatozoon canis*                Hund                   Rhipicephalus      Südeuropa                         meist milde Infektion;                                                                  Schaf, Hund                                                                   derat bis schwer sein,
                                                                                      sanguineus                                           subklinisch                                                                                                                                                           wird aber nicht häufig
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 beschrieben
                  Hepatozoon spp.        Katze                                        unbekannt          Spanien                           subklinisch
   ERKRANKUNGEN DURCH NEMATODEN                                                                                                                                       *   Die Übertragung von Hepatozoon spp. Erfolgt durch orale Aufnahme einer infizierten Zecke, nicht durch einen Zeckenstich.
                                                                                                                                                                      ** Experimentell bisher nicht nachgewiesen.
   Filariose      Acanthocheilone-       Hund, Katze                                  Rhipicephalus                   Südeuropa            gering                     *** Zecken sind nicht die einzigen Arthropodenvektoren dieser Erkrankungen.
                  ma (Dipetalonema)                                                   sanguineus***
                  dracunculoides,
                  Acanthocheilonema
                  (Dip.) grassi, Acan-
                  thocheilonema (Dip.)
                  reconditum,
                  Cercopithifilaria spp.
   ERKRANKUNGEN DURCH BAKTERIEN
   Bartonellose   Bartonella henselae, viele Tiere,                                   Vermutlich auch                 ganz Europa          in der Regel subklini-
                  Bartonella vinsoni,    Hund, Katze,                                 Zecken***                                            sche Infektion,
                  Bartonella spp.        Mensch                                                                                            chronische Endokarditis
   Borreliose     Borrelia-burgdorferi- viele Tiere,                                  Ixodes ricinus                  ganz Europa          meist subklinisch, beim
   (Lyme Disease) Komplex                vor allem                                    I. hexagonus                                         Hund falls klinisch
                  (in der Schweiz vor    Nager, Hund,                                 I. persulcatus                                       typischerweise gestörtes
                  allem B. afzelii und   Katze,                                                                                            Allgemeinbefinden und
                  B. garinii)            Mensch                                                                                            Lahmheit
   Ehrlichiose                Ehrlichia canis                  Hund (Katze) Rhipicephalus                             Südeuropa ent-       moderat bis schwer
   (monozytäre)                                                             sanguineus                                sprechend dem
                                                                                                                      Verbreitungsgebiet
                                                                                                                      des Vektors
   Neoehrlichiose             Neoehrlichia                     Nagetier,    Ixodes ricinus                            Europa               unbekannt
                              mikurensis                       Mensch,
                                                               Hund
   Anaplasmose                Anaplasma                        viele Tiere, Ixodes ricinus,                           ganz Europa          milde und subklinische
   (granulozytäre             phagocytophilum                  Hund, Katze, (I. trianguliceps)                                             Infektionen, meist mo-
   Anaplasmose)                                                Mensch                                                                      derate Symptomatik mit
                                                                                                                                           Apathie
   Anaplasmose        Anaplasma                                Hund                   Rhipicephalus                   Südeuropa ent-       in der Regel asympto-
   (infektiöse zykli- platys                                                          sanguineus                      sprechend dem        matisch
   sche Thrombozy-                                                                                                    Verbreitungsgebiet
   topenie)                                                                                                           des Vektors
  *   Die Übertragung von Hepatozoon spp. Erfolgt durch orale Aufnahme einer infizierten Zecke, nicht durch einen Zeckenstich.
  ** Experimentell bisher nicht nachgewiesen.
  *** Zecken sind nicht die einzigen Arthropodenvektoren dieser Erkrankungen.

14 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                                                                                                  Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 15
Bekämpfung von Ektoparasiten (Zecken, Milben, Flöhe, Läuse, Haarlinge, Sand- und Stechmücken) bei Hunden und Katzen - Adaption der ...
2. ZECKEN                                                                                                                                                                                                          2. ZECKEN

  Abbildung 2a: Verbreitungsgebiet von Rhipicephalus sanguineus, die ursprünglich eine südeuropäische   Abbildung 2b: Verbreitungsgebiet von Dermacentor reticulatus in Europa (Vorkommen in allen gepunkteten
  bzw. (sub)tropische Zecke ist (unterhalb der roten Linie häufigeres Vorkommen)                        Regionen, jedoch bevorzugt oberhalb der roten Linie)

16 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                           Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 17
2. ZECKEN                                                                                                                                                                                                                                                                2. ZECKEN

  2.1 Biologische Grundlagen                                                                                                                             2.2 Symptomatik

  Arten                                                            beginnt bei D. reticulatus früher und endet später. In Süd-                           Zecken können überall am Körper des Wirtstieres gefunden          kann, ehe es nach dem Stich der Zecke zu einer Übertragung
                                                                   europa kann R. sanguineus über das ganze Jahr aktiv sein.                             werden. Prädilektionsstellen sind dünn behaarte Körperpar-        von Erregern kommt. Der Speichel stellt das Hauptmedium
                                                                   In Nord- und Mitteleuropa überlebt R. sanguineus aufgrund                             tien mit dünner Haut an Kopf, Ohren, Achseln, Interdigital-       für die Erregerübertragung dar. Zu den von Zecken übertra-
  Zu den in Europa auf Katzen und Hunden festgestellten
                                                                   der kühleren Witterung üblicherweise nicht im Freien, kann                            spalt, Inguinal- und Perianalbereich. Bei schwerem Befall und     genen Erregern gehören u. a. Babesia spp., Borrelia burg-
  Schildzecken gehören Arten der Gattungen Ixodes, Derma-
                                                                   seinen Lebenszyklus jedoch innerhalb von Wohnhäusern,                                 unter bestimmten Umständen kann das Blutsaugen eine Anä-          dorferi sensu latu, Acanthocheilonema (Dipetalonema) spp.,
  centor und Rhipicephalus sowie der weniger bedeutsamen
                                                                   Tierheimen oder Hundezwingern vollenden. In der Schweiz                               mie verursachen. Anhaftende, vollgesogene weibliche Zecken        Bartonella spp., Ehrlichia spp., Anaplasma phagocytophilum,
  Gattungen Haemaphysalis und Hyalomma (Tabelle 3). In
                                                                   wie überhaupt in Zentraleuropa ist das saisonale Zeckenvor-                           fallen besonders leicht auf. Eine durch einen Zeckenstich ver-    A. platys, Rickettsia spp., Flaviviren und andere. Eine Zecke
  Nordeuropa und Grossbritannien handelt es sich bei Zecken,
                                                                   kommen von klimatischen Veränderungen abhängig. So wird                               ursachte Wunde kann sich infizieren. Wird eine Zecke nicht        kann mehr als einen Erreger beherbergen, so dass sich un-
  die Katzen und Hunde befallen, meist um Ixodes oder Der-
                                                                   im Zuge der Klimaerwärmung zunehmend auch eine Aktivi-                                sachgerecht entfernt, entwickeln sich mitunter durch in der       ter Umständen klinische Veränderungen ergeben, die für das
  macentor spp. Vertreter der Gattung Hyalomma sind derzeit
                                                                   tät von Zecken in der Schweiz während der Wintermonate                                Haut verbliebene Mundwerkzeuge kleine entzündliche Reak-          Vorliegen einer einzelnen Erkrankung untypisch sind. Klini-
  nur in Südosteuropa heimisch, werden jedoch auch in die
                                                                   festgestellt, so dass insbesondere in warmen Jahren mit einer                         tionen bzw. Granulome.                                            sche Erscheinungen können auftreten, solange ein Zeckenbe-
  Schweiz durch z. B. Zugvögel eingetragen und können nach
                                                                   ganzjährigen Zeckenaktivität gerechnet werden muss.                                                                                                     fall noch offensichtlich ist oder aber deutlich später. Tabelle 4
  Entwicklung zum Adultstadium Haustiere befallen. Die meis-
                                                                                                                                                         Klinische Bedeutung haben Zecken vor allem als Vektor patho-      bietet eine Übersicht zeckenübertragener Infektionen. Mehr
  ten Zeckenarten können bei Hunden oder Katzen sowie einer
                                                                                                                                                         gener Erreger zeckenübertragener Krankheiten (tick-borne          Informationen finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5:
  Reihe anderer Tierarten Blut saugen. Die beiden Arten Ixodes                                               6
                                                                                                                             Das Zeckenweibchen          diseases, TBDs). Die Übertragung findet mit dem Stich und         Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten
  canisuga und Rhipicephalus sanguineus kommen meist bei                          5                                           saugt Blut an einem
                                                                                                                             Säugerwirt und paart        dem Saugakt statt, wobei es viele Stunden bis Tage dauern         bei Hunden und Katzen.
  Caniden vor.                                                          Zecken verbringen                                   sich dort mit Männchen.
                                                                    einen Grossteil ihres Lebens
                                                                         in der Umgebung.                                      Das Zeckenweibchen
                                                                                                                              legt Eier in die Umwelt

  Lebenszyklus                                                                                                                     ab und stirbt.

                                                                                                                                                         2.3 Diagnose
                                                                              4
                                                                          Nymphen häuten sich in
                                                                                                                                           1
  Abbildung 3 veranschaulicht den Lebenszyklus von Schild-            der Umgebung zu achtbeinigen                   2
                                                                             adulten Zecken.
  zecken am Beispiel von Ixodes ricinus. Die in Zentraleuropa                                             Aus den Eiern schlüpfen
                                                                                                           sechsbeinige Larven.
  heimischen Zeckenarten sind vorwiegend dreiwirtige Zecken,                                                                                             Eine Infestation wird üblicherweise durch Nachweis von Ze-        es zu einer klinischen Erkrankung, gestaltet sich die Diagnose
                                                                                                                                      Larven saugen

  d. h. jedes Entwicklungsstadium sucht aktiv einen neuen Wirt                                              3                       Blut an geeigneten   cken auf dem Tier diagnostiziert. Dabei ist es deutlich schwie-   der Krankheitsursache mitunter schwieriger, da die klinischen
                                                                                                                                          Wirten.

  zum Blutsaugen auf. Bei der Wirtssuche erklimmen Larven,                                                                                               riger, kleine Larven- und Nymphenstadien zu sichten als adul-     Symptome stark variieren und recht unspezifisch sein können.
  Nymphen oder Adulte von I. ricinus die Blätter kleiner Pflan-            Nymphen saugen Blut
                                                                                                                                                         te, vollgesogene Zecken. Dort, wo es zweckmässig erscheint,       Hier ist es wichtig, durch eine ausführliche Anamnese die
                                                                           an geeigneten Wirten.    Larven häuten sich in
  zen oder Grashalme, von denen aus sie auf ihre Wirte über-                                         der Umgebung zu
                                                                                                                                                         kann im Labor eine Identifizierung der jeweiligen Zeckenart       Wahrscheinlichkeit einer früheren Zeckeninfestation zu be-
                                                                                                   achtbeinigen Nymphen.                                 erfolgen.                                                         urteilen. Mehr diagnostische Informationen finden Sie in der
  krabbeln.
                                                                                                                                                                                                                           ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von durch Vektoren
                                                                   Abbildung 3: Lebenszyklus von Ixodes ricinus
                                                                                                                                                         Sind die Zecken auf dem Tierkörper unbemerkt geblieben,           übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen.
                                                                                                                                                         hat dabei eine Erregerübertragung stattgefunden und kommt
  Epidemiologie                                                    1 Zeckenweibchen legt Eier in der Umwelt ab und
                                                                     stirbt.

  Das Vorkommen von Zecken sowie deren Dichte in einem Ge-
                                                                   2 In der Umwelt schlüpfen aus den Eiern sechsbeinige
                                                                     Larven. Die Larven ernähren sich schnell (2–3 Tage)
                                                                                                                                                         2.4 Behandlung bei bestehender Infestation
  biet werden unter anderem vom Klima, Biotop und der Zahl           durch eine Blutmahlzeit von einem geeigneten Wirt.
  vorhandener Wirte bestimmt. Veränderungen des (Mikro-)
                                                                   3 Die Larven kehren in die Umwelt zurück, um sich zu
  Klimas oder der Populationsdichte der Wirte sowie der Im-          einer achtbeinigen Nymphe zu häuten.                                                Werden Zecken auf einem Tier entdeckt, sollten diese umge-        Zur Entfernung von Zecken sollten geeignete Instrumente wie
  port von Zecken oder befallener Wirte aus anderen Regionen
                                                                   4 Achtbeinige Nymphen benötigen eine erneute Blut-                                    hend entfernt werden, um eine potenzielle Übertragung von         z. B. Zeckenzangen, -pinzetten verwendet werden, da beim
  können das Vorkommen und die geographische Verbreitung
                                                                     mahlzeit (4–6 Tage) von einem geeigneten Wirt. Die                                  Krankheitserregern zu verhindern. Zwar dauert es in der Re-       Entfernen allein mit den Fingern die Gefahr besteht, dass
  verschiedener Zeckenarten beeinflussen. Auch Änderungen            Nymphen kehren in die Umwelt zurück und häuten                                      gel viele Stunden bis Tage, bis eine Erregerübertragung statt-    die Zecke gequetscht wird und dadurch Krankheitserreger in
  in Wildtierpopulationen können sich auf Vorkommen von Ze-          sich zu adulten Zecken. Die Nymphen verbringen die
                                                                                                                                                         findet, meist ist aber unbekannt, zu welchem Zeitpunkt eine       den Stichkanal gedrückt werden. Öl, Alkohol, Klebstoff oder
  cken auswirken.                                                    meiste Zeit in der Umwelt.
                                                                                                                                                         Zecke ein Tier tatsächlich befallen hat. (Mehr Informationen      Äther sollten nicht zum Einsatz kommen.
                                                                   5 Adulte, achtbeinige Zecke; verbringt die Zeit bis zur                               finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5: Bekämpfung von
  Die Infestation mit autochtonen Zeckenarten hängt in ho-           Wirtsfindung in der Umwelt.
                                                                                                                                                         durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und            Zecken sind in die Haut eingekittet. Man sollte sie daher
  hem Masse von der Jahreszeit ab. So lassen sich für I. ricinus   6 Die Weibchen ernähren sich während einer einzigen                                   Katzen.)                                                          gleichmässig und nicht zu stark aus dem Stichkanal nach
  in Zentraleuropa typischerweise zwei Gipfel feststellen: von       Blutmahlzeit von ca. 5–14 Tagen, meist von einem
  März bis Juni und von September bis November. Die Aktivität        grossen Säugetierwirt, z. B. Hund, Hausvieh oder Reh.

18 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                                                 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 19
2. ZECKEN                                                                                                                                                                                                                                         2. ZECKEN

                                                                                                                                    2.6 Bekämpfung von Zecken – verschiedene Szenarien

  oben herausziehen, damit die Kittschicht langsam aufbre-          halt gehörenden Hunde und Katzen bis zum Ende der Ze-           1) Minimales Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit einge-          kung verhindern zwar nicht, dass Zecken auf das Tier gehen,
  chen kann. Ein Drehen der Zecke wird nicht empfohlen, da          ckensaison prophylaktisch gegen Zecken behandelt werden.        schränktem oder gar keinem Auslauf im Freien):                   sie verhindern aber, dass die Zecken nach dem Kontakt auf
  dabei nicht selten die Mundwerkzeuge der Zecke in der Haut                                                                                                                                         dem Tier verbleiben und stechen, wodurch sich das Risiko
                                                                                                                                    Regelmässige adspektorische Untersuchung der Tiere auf Ze-
  stecken bleiben. Besser ist es, die Zecke nahe an der Haut        Die Möglichkeit, dass Krankheitserreger bereits übertragen                                                                       einer Infektion mit zeckenübertragenen Krankheiten verrin-
                                                                                                                                    cken. Bei Befall Vorgehen wie unter Punkt 2.4.
  des Wirtes zu fassen und gleichmässig von der Einstichstelle      worden sind, sollte in Erwägung gezogen werden. Mehr Infor-                                                                      gert. Es ist jedoch erwiesen, dass auch andere Akarizide bei
  gerade heraus wegzuziehen. Es kann eine halbe Minute dau-         mationen dazu finden Sie in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5:                                                                         der Prävention bestimmter zeckenübertragener Krankheiten
                                                                                                                                    2) Moderates Infestationsrisiko (z. B. Tiere mit
  ern, bis sich die Zecke löst, dann aber gleitet sie ganz leicht   Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten                                                                           erfolgreich sind, da auch diese einen Grossteil der Zecken ab-
                                                                                                                                    regelmässigem Auslauf und unbestimmtem Rein-
  aus der Haut.                                                     bei Hunden und Katzen.                                                                                                           töten, bevor es zu einer Übertragung von Erregern kommt.
                                                                                                                                    festationsrisiko):
                                                                                                                                                                                                     Allerdings sind lediglich repellierende Akarizide geeignet,
  Entfernte Zecken müssen sorgfältig beseitigt werden, damit        Für die Behandlung sollten ausschliesslich Ektoparasitika an-   Bei Hunden und Katzen mit moderatem Infestationsrisiko           auch einen gewissen Schutz vor der Infektion mit unmittel-
  sie sich keinen neuen Wirt suchen können. In der Praxis ist       gewendet werden, die für die zu behandelnde Tierart zugelas-    wird die prophylaktische Anwendung eines Akarizids über          bar nach dem Stechakt übertragenen Erregern wie z. B. dem
  es eine praktikable Lösung, entfernte Zecken in einen kleinen     sen sind. Ist eine Umwidmung von Präparaten unumgänglich,       die gesamte Zeckensaison empfohlen. Dabei ist zu beachten,       Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-Virus zu bieten.
  Behälter mit Alkohol oder Formalin zu verbringen und gesam-       ist die Eignung und Unbedenklichkeit des Tierarzneimittels      dass Zecken in milden Wintern auch ganzjährig aktiv sind,
  melt zu entsorgen.                                                vorab gewissenhaft zu prüfen.                                   was insbesondere für Regionen mit Dermacentor reticulatus-       5) Infestation eines Zwingers oder Haushalts:
                                                                                                                                    Vorkommen gilt.
                                                                                                                                                                                                     Besteht in einem Zwinger oder Haushalt eine Infestation z. B.
  Nach Entfernung der Zecken wird die Anwendung eines Aka-          Achtung: Hochkonzentriertes synthetisches Pyrethroid
                                                                                                                                                                                                     mit R. sanguineus oder I. canisuga, sind regelmässige aka-
  rizids empfohlen, da sich nicht unbedingt alle auf dem Tier       ist (wenn es nur für Hunde zugelassen ist) giftig für Kat-      3) Anhaltendes Risiko einer Reinfestation:
                                                                                                                                                                                                     rizide Behandlungen der Tiere in Verbindung mit einer Um-
  befindlichen Zecken, vor allem Larven-, Nymphenstadien und        zen. Daher sollten derartige Präparate in Haushalten, in        Bei anhaltendem Risiko für eine Reinfestation wie z. B. in Re-   gebungsbehandlung durchzuführen. Für die Umgebungsbe-
  ungesogene Adulte, sicher finden und entfernen lassen. Auch       denen auch Katzen leben, vermieden werden.                      gionen mit Dermacentor reticulatus-Vorkommen oder in mil-        handlung sollte ein staatlich geprüfter Schädlingsbekämpfer
  anschliessend sollten das betroffene Tier und alle zum Haus-                                                                      den Wintern sollte eine ganzjährige Behandlung erfolgen. Bei     hinzugezogen werden. Tier und Umgebung sind mit Wirk-
                                                                                                                                    Haltungsformen, bei denen Zecken wie R. sanguineus den           stoffen unterschiedlicher Wirkstoffklassen zu behandeln.
                                                                                                                                    Winter in Wohnräumen oder Zwingern überleben können,
  2.5 Prophylaxe und kontinuierliche                                                                                                sollte ebenfalls eine ganzjährige Behandlung und/oder Umge-      6) Haustier-Reiseverkehrsregelung (Pet Travel Scheme,
                                                                                                                                    bungsbehandlung erfolgen.                                        PETS):
  		Bekämpfungsmassnahmen
                                                                                                                                                                                                     Hunde und Katzen, die nach Grossbritannien, Malta oder
                                                                                                                                    4) Risiko für zeckenübertragene Erkrankungen:
                                                                                                                                                                                                     Nordirland einreisen oder dorthin zurückkehren sollen, müs-
  Innerhalb Europas differieren geografische und klimatische        Um den Erfolg der Behandlung sicher zu stellen, sollten Tier-   Grundsätzlich ist überall in der Schweiz davon auszugehen,       sen 24 bis 48 Stunden vor ihrer Einreise durch eine Tierärztin/
  Bedingungen erheblich, wodurch es Unterschiede hinsicht-          halterInnen über Wirkungsdauer und möglichen Wirkverlust        dass in den hierzulande vorkommenden Zecken pathoge-             einen Tierarzt mit einem zugelassenen Akarizid behandelt
  lich Prävalenz und saisonalem Auftreten der Zecken geben          (z. B. durch Schwimmen) des verschriebenen Akarizids in-        ne Infektionserreger vorhanden sein können. Daher werden         worden sein; die Anwendung akarizid-imprägnierter Hals-
  kann. Die Zeckenprophylaxe sollte den gesamten Zeitraum           formiert werden. So können TierhalterInnen die praktische       kontinuierliche Behandlungen mit dem Ziel einer konstanten       bänder ist dafür nicht ausreichend. Die Behandlung muss im
  abdecken, in dem Zecken aktiv sind. Je nach individuellem         Bedeutung von Anwendungshinweisen und Wiederholungs-            Schutzwirkung empfohlen. Akarizide mit repellierender Wir-       EU-Heimtierausweis dokumentiert sein.
  Infestationsrisiko des Tieres und regionalen Vorraussetzungen     behandlungen nachvollziehen, wodurch ihre Compliance
  für vektorübertragene Erkrankungen kann die Prophylaxe            gefördert wird. Eine adspektorische Untersuchung der Tiere
  eine regelmässige adspektorische Untersuchung der Tiere auf       gegen Ende der Wirkdauer wird empfohlen, um sicherzustel-
  Zeckenbefall und/oder eine akarizide Behandlung umfassen.         len, dass eventuell vorhandene Zecken umgehend entfernt
                                                                                                                                      MASSNAHMEN GEGEN ZECKENBEFALL UND ZUR MINIMIERUNG ZECKEN-
  Hunde und Katzen, die aus endemischen Regionen stammen            werden können und gegebenenfalls eine frühzeitige Wieder-
                                                                                                                                      ÜBERTRAGENER KRANKHEITEN
  oder in solche verbracht werden, sollten vorher bzw. wäh-         holungsbehandlung erfolgt. Zu bedenken ist ferner, dass die       • Beschränkung des Auslaufs in Gebieten mit hoher Zeckendichte, besonders in Jahreszeiten, in denen
  rend dem Aufenthalt mit akariziden Präparaten behandelt           Wirkdauer von Akariziden gegen verschiedene Zeckenarten             Zecken aktiv sind
  werden. Dies dient nicht nur dem Schutz des Tieres, sondern       unterschiedlich sein kann.                                        • Tägliche adspektorische Untersuchung und Entfernung vorhandener Zecken
  verhindert eine vermeidbare Verbreitung von Zecken in nicht                                                                         • Anwendung zugelassener Arzneimittel mit anhaltender akarizider Wirkung
  endemische Gebiete.
                                                                                                                                      Hinweis: Katzen sind von zeckenübertragenen Krankheiten offenbar weniger betroffen als Hunde. In Fällen, in denen
                                                                                                                                      Zecken bei Katzen zum Problem werden, sollte aber auch hier eine Bekämpfung durch ein geeignetes Akarizid erfolgen.
                                                                                                                                      Achtung: Hochkonzentriertes synthetisches Pyrethroid ist, wenn es nur für Hunde zugelassen ist, giftig für Katzen.

20 ESCCAP-Empfehlung Nr. 3                                                                                                                                                                                          Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen 21
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