Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017

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Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017
Bekämpfung von intestinalen
Protozoen bei Hunden und Katzen
Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017

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Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017
PRÄAMBEL

 Präambel

 Die vorliegende ESCCAP-Empfehlung Nr. 6 (Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen) befasst sich mit
 folgenden Erkrankungen: Giardiose, Tritrichomonose, Isosporose, Cryptospordiose, Toxoplasmose, Neosporose, Hammondiose
 sowie Sarcocystiose.

 Die ESCCAP-Empfehlungen

 • Nr. 1 zur Bekämpfung von Würmern (Helminthen),
 • Nr. 2 zur Bekämpfung von Dermatophytosen bei Hunden und Katzen,
 • Nr. 3 zur Bekämpfung von Ektoparasiten (Flöhe, Zecken, Läuse, Haarlinge,
   Sandmücken und Stechmücken),
 • Nr. 4 zur Bekämpfung von Milben bei Hunden und Katzen und
 • Nr. 5 zur Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen

 sind bereits als deutsche Adaptionen veröffentlicht und stehen zum kostenfreien Download auf www.esccap.de (Passwort: Para-
 siten) zur Verfügung.

 Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die deutsche Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 6 zur Bekämpfung
 von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen, erstellt in Kooperation von ESCCAP und den nationalen Partnern:

 • Bundestierärztekammer e.V. (BTK)

 • Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. (bpt)

 • Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG)

 • Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin der DVG (DGK-DVG)

 • Österreichische Tierärztekammer (ÖTK)

 An der deutschen Adaption der vorliegenden ESCCAP-Empfehlung beteiligte Autoren waren:

 • Prof. h. c. (KazATU) Dr. Christian Bauer, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Fachbereich Veterinärmedizin,
   Justus-Liebig-Universität Gießen
 • Dr. Rolf Brahm, Fachtierarzt für Kleintiere, Dortmund, Vertreter der BTK
 • Prof. Dr. Arwid Daugschies, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät,
   Universität Leipzig
 • Prof. Dr. Manfred Kietzmann, Dipl. ECVPT, Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie,
   Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
 • Prof. Dr. Barbara Kohn, Dipl. ECVIM, Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin,
   Freie Universität Berlin
 • Prof. Dr. Andreas Moritz, Dipl. ECVIM, Vertreter der DGK-DVG, Klinik für Kleintiere, Fachbereich Veterinärmedizin,
   Justus-Liebig-Universität Gießen
 • Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin,
   Freie Universität Berlin, Vorsitzender ESCCAP Deutschland
 • Dr. Dirk Neuhaus, Tierärztliche Praxis für Kleintiere, Unna, Präsidiumsmitglied des bpt

2 ESCCAP-Empfehlung
Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 6, Januar 2017
I N H A LT

EINLEITUNG............................................................................................................................................................................4

1.		Individuelle Faktoren: Gesundheitsstatus, Haltung und Lebensumfeld....................................................................5

2.		Bekämpfung intestinaler Protozoen.............................................................................................................................5

2.1. Giardia intestinalis..............................................................................................................................................................5

2.2. Tritrichomonas foetus........................................................................................................................................................8

2.3. Isospora spp. ...................................................................................................................................................................10

2.4. Cryptosporidium spp........................................................................................................................................................13

2.5. Toxoplasma gondii...........................................................................................................................................................14

2.6. Neospora caninum...........................................................................................................................................................19

2.7. Hammondia spp..............................................................................................................................................................21

2.8. Sarcocystis spp.................................................................................................................................................................22

3.    Bekämpfung der Parasitenstadien in der Umwelt.....................................................................................................24

4.		Prävention zoonotischer Parasitosen..........................................................................................................................24

5.		Schulung von Praxisteam, Tierbesitzern und Öffentlichkeit.....................................................................................24

GLOSSAR................................................................................................................................................................................25

ANHANG: Hintergründe von ESCCAP.....................................................................................................................................26

Hinweis: In dieser Empfehlung sind mit Bezeichnungen wie Tierhalter, Tierbesitzer und Tierarzt stets Personen beiderlei Geschlech-
tes gemeint. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die weitere Ausformulierung beider Geschlechter verzichtet.

                                                                                                      Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 3
EINLEITUNG

 Einleitung

 Infektionen von Hunden und Katzen mit intestinalen Proto-     In dieser Empfehlung werden folgende häufig verbreitete und
 zoen sind in Europa weitverbreitet. Abgesehen von wenigen     klinisch relevante Protozoen dargestellt:
 Ausnahmen scheint es keinerlei Einschränkung hinsichtlich     1. Giardia intestinalis (syn. G. duodenalis)
 der geografischen Verbreitung zu geben. Die Infektionen       2. Tritrichomonas foetus
 werden von Flagellaten (Giardia sp. und Tritrichomonas sp.)   3. Isospora (syn. Cystoisospora) spp.
 und Kokzidien aus dem Unterstamm der Apicomplexa (Iso-        4. Cryptosporidium spp.
 spora spp., Cryptosporidium spp., Toxoplasma sp., Neospora    5. Toxoplasma gondii
 sp., Hammondia spp. und Sarcocystis spp.) verursacht.         6. Neospora caninum
                                                               7. Hammondia spp.
 Infektionen mit Protozoen haben folgende charakteristische    8. Sarcocystis spp.
 Gemeinsamkeiten:

 • Die klinischen Erscheinungen sind in den meisten
                                                               Die vorliegende Empfehlung gibt einen
   Fällen unspezifisch.                                        Überblick über diese intestinalen Proto-
 • Jungtiere sind häufiger infiziert als ältere Tiere.         zoen und deren Bedeutung. Ein wich-
 • Die Infektionen verlaufen häufig ohne klinische             tiges Anliegen ist, dem Leser praktika-
   Symptome und sind oft selbstlimitierend. Dies erklärt
   die Anzahl an asymptomatischen Ausscheidern. Die            ble Maßnahmen zur Behandlung und
   Virulenz variiert innerhalb der einzelnen Gattungen.
                                                               Bekämpfung zu vermitteln, um einer
 • Schwerwiegende klinische Symptome stehen sehr
   häufig mit Begleitinfektionen durch andere Erreger          Infektion von anderen Tieren und Men-
   (Viren, Bakterien) in direktem Zusammenhang.                schen vorzubeugen.
 • Negative Ergebnisse bei Kotuntersuchungen können
   eine Infektion nicht ausschließen.
 • Aufgrund fehlender wirksamer Präparate oder einer
   notwendigen Umwidmung kann sich die Behandlung
   als schwierig erweisen.
 • Einige Erreger sind Zoonoseerreger: Toxoplasma gon-
   dii, einige Genotypen von Giardia intestinalis oder
   Cryptosporidium spp.

4 ESCCAP-Empfehlung
11. . I INNDDI IVVI IDDUUEELLLLEE FFAAKKTTOORREENN

1. Individuelle Faktoren: Gesundheitsstatus,
   Haltung und Lebensumfeld

Maßnahmen zur Bekämpfung von Protozoen müssen indi-               von Protozoen-Infektionen, die direkt übertragen werden,
viduell an die Patienten angepasst werden. Bestimmte Fak-         wie z. B. Giardia intestinalis, Tritrichomonas foetus, Crypto-
toren erfordern intensivere Maßnahmen, während sich bei           sporidium spp. oder Isospora spp. Der Freigang von Katzen
anderen ein weniger intensives Vorgehen rechtfertigen lässt.      ist ein weiterer Risikofaktor.
Folgende Aspekte sind zu berücksichtigen:
                                                                  Ernährung
Tier                                                              Hunde und Katzen, die mit rohem Fleisch und Innereien er-
Das Risiko einer Erkrankung infolge von Protozoen-Infektio-       nährt werden (z. B. beim BARFen) und/oder Wildnager fres-
nen ist für Hunde- und Katzenwelpen höher als für ältere Tie-     sen, mit Fötus- oder Plazentamaterial in Kontakt kommen
re. Adulte Tiere (insb. Zuchttiere) können eine permanente/       können, unterliegen einem erhöhten Infektionsrisiko für zys-
wiederkehrende Infektionsquelle für andere Tiere (insb. Wel-      tenbildende Kokzidien, wie Neospora caninum, Hammondia
pen) darstellen, obwohl sie nach einer Infektion häufig eine      spp., Toxoplasma gondi, Isospora spp. oder Sarcocystis spp.
Immunität entwickeln und selten klinische Symptome zeigen.
                                                                  Lebensraum und Reisen
Haltung                                                           Die aufgeführten Protozoen sind europaweit verbreitet. Rei-
Die Haltung von mehreren Hunden und Katzen in enger Ge-           sen ins europäische Ausland bergen daher grundsätzlich kein
meinschaft (Zwinger, Tierheim, Tierpension) erhöht das Risiko     erhöhtes Infektionsrisiko.

2. Bekämpfung intestinaler Protozoen

2.1
2.1.1. Biologische Grundlagen
                                        Giardia intestinalis

                                                                  ten, die mit dem Kot in die Umwelt gelangen. Die Anzahl der
                                                                  ausgeschiedenen Zysten ist häufig sehr groß. Die Infektion er-
Arten                                                             folgt oral durch die Aufnahme von Zysten. Nach einer Infekti-
Giardia intestinalis (syn. G. duodenalis, G. lamblia) kommt bei   on heften sich die Trophozoiten an die Schleimhautepithelzel-
einer Vielzahl von Wirbeltieren vor. Es treten mehrere Geno-      len. Die Präpatenz beträgt 4-16 Tage. Zysten sind unmittelbar
typen (A-G) mit unterschiedlichen Wirtsspektren auf.              infektiös und können intermittierend über mehrere Wochen
                                                                  oder Monate ausgeschieden werden (Patenz).
Lebenszyklus
Der Entwicklungszyklus von G. intestinalis ist homoxen. Tro-      Epidemiologie/Vorkommen
phozoiten besiedeln den Dünndarm, vermehren sich durch            Giardia-Infektionen zählen bei Jungtieren < 1 Jahr zu den
wiederholte Zweiteilung und bilden widerstandsfähige Zys-         häufigsten Endoparasitosen. Die Prävalenz liegt deutlich

                                                                                 Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 5
2.1 GIARDIA INTESTINALIS

 über der älterer Hunde und Katzen. Zysten werden von Tie-            Verwechslungsgefahr besteht v.a. mit Hefen, die ähn-
 ren mit klinischen Symptomen, aber auch bei inapparentem             liche Form und Größe aufweisen können, bei denen
 Verlauf ausgeschieden. Eine Infektion induziert eine Teilim-         jedoch, im Vergleich zu den Giardien, die Kerne nicht
                                                                      sichtbar sind und die Mediankörper fehlen. Es gibt
 munität, die zu einem milderen Krankheitsverlauf oder in
                                                                      keine Anhaltspunkte für eine Assoziation zwischen
 einigen Fällen zu einer vollständigen Eliminierung des Erre-         Zystenzahl im Kot und dem Auftreten oder der Stär-
 gers führen kann. Diese partielle Immunität kann Reinfek-            ke klinischer Symptome.
 tionen aber nicht sicher verhindern. Die Übertragung von           • Mikroskopischer Nachweis im Direktkotausstrich
 Giardien erfolgt oral als Schmutz- oder Schmierinfektion             in (warmer/37°C) physiologischer Kochsalzlösung
 sowie durch fäkal kontaminiertes Wasser und Futtermit-               ermöglicht eine rasche Diagnose bei massivem Befall
 tel. Die minimale infektiöse Dosis beträgt nur wenige Zys-           (Ausscheidung von Trophozoiten in Durchfallproben).
                                                                      Anhand unterschiedlicher Bewegungsmuster der
 ten. Die Zysten bleiben in feuchter Umgebung mindestens
                                                                      Trophozoiten kann eine Differenzierung von
 3 Monate und in Kot rund 1 Woche infektiös, sind aber ge-            Giardien („fallendes Blatt“) zu Trichomonaden
 genüber Austrocknung und kalten Temperaturen (- 4°C über             (z.B. Tritrichomonas foetus; zuckend-drehend, eher
 eine Woche) empfindlich. Wildtiere und andere Tiere können           ortsständig) vorgenommen werden. Diese Nativun-
 ebenfalls befallen sein, zoonotische Übertragungen auf den           tersuchung eignet sich nur für frische (unter 30 min),
                                                                      nicht gekühlte und flüssige Proben und weist eine
 Menschen sind möglich (siehe 2.1.5.).
                                                                      geringe Sensitivität auf.
                                                                    • Nachweis von Giardia-spezifischem Kopro-Antigen
 2.1.2. Klinische Symptomatik                                         mittels kommerziell erhältlicher Immunoassays
                                                                      (z.B. ELISA). Grundsätzlich weisen Enzym-Immunoas-
 Die Infektion verläuft häufig inapparent. Klinisch auffällig ist     says (EIAs) durch die Enzymaktivität mit Farbreaktion
 sie vor allem bei Hunde- oder Katzenwelpen sowie bei im-             eine höhere Sensitivität und durch den eingeschalte-
 munsupprimierten Tieren, besonders bei gleichzeitiger In-            ten Waschschritt eine höhere Spezifität gegenüber
                                                                      Nicht-Enzym-Immunoassays (NEIAs) auf. Die verfüg-
 fektion mit anderen Erregern. Die Beschwerden äußern sich
                                                                      baren Kopro-Antigentests unterscheiden sich daher
 in chronisch intermittierenden Durchfällen mit dünnbreiiger          in ihren Resultaten, sind aber insgesamt deutlich
 bis wässriger Kotkonsistenz und Schleimhautbeimengungen.             sensitiver als Methoden zum mikroskopischen
 Weitere Symptome sind Inappetenz, Vomitus, Gewichtsver-              Nachweis von Giardia-Zysten, sodass auch bei
 lust und Apathie.                                                    vorübergehend geringer Zystenausscheidung eine
                                                                      Diagnose mithilfe einer Kotprobe möglich ist.
 2.1.3. Diagnose                                                    • Molekularbiologische Untersuchung zum Nachweis
                                                                      von Giardia-spezifischer DNA aus angereicherten
                                                                      Zysten mittels PCR oder direkte Kopro-PCR (mittels
 Giardia-Infektion verlaufen häufig über lange Zeit asympto-          multicopy-Gene wie z.B. SSU). Gegebenenfalls kann
 matisch, insbesondere bei erwachsenen Tieren.                        weiterführend auch eine Genotypisierung des vorlie-
                                                                      genden Giardia-Isolats erfolgen (vorzugsweise an
 Zur Diagnose eines Giardia-Befalls ausgehend von Kotproben           3-4 verschiedenen Genloci).
 stehen mehrere Methoden zur Verfügung:

 • Mikroskopischer Nachweis von Giardia-Zysten
   (ca. 10-20 x 5-10 µm groß, meist längsoval, dünn-
   wandig) nach Anreicherung mit Flotationsmethoden
   (Flotationsmedium: Zinkchlorid-, Zinksulfat- oder
   Zuckerlösung). Die Zysten werden durch diese
   Lösungen verformt, sind jedoch mit Erfahrung
   identifizierbar. Eine Alternative ist das Sodiumazetat
   Azetatessig-Formalin(SAF)-Konzentrationsverfahren
   in dem die Zystenmorphologie konstant bleibt. Es
   empfiehlt es sich, Einzelkotproben von zwei oder
   drei aufeinanderfolgenden Tagen zu untersuchen,
   da die Zystenausscheidung stark variieren kann.

6 ESCCAP-Empfehlung
2.1 GIARDIA INTESTINALIS

  2.1.4. Bekämpfung                          THERAPIE UND BEKÄMPFUNG
  Ob eine Therapie eines Giardia-befallenen Tieres sinnvoll ist oder nicht hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine
  Behandlung ist bei Vorliegen gastrointestinaler Symptome angezeigt, dabei soll eine kohlenhydratarme Ernährung
  die Therapie begünstigen. Die Behandlung einer Giardiose ist in manchen Fällen von variablem oder unsicherem
  Erfolg, so dass die Infektion trotz Therapie bestehen bleiben kann. Häufig kommt es aber auch unmittelbar nach
  einer Behandlung zur Reinfektion. Daher ist ein Hinweis an den Tierhalter, dass Rezidive möglich oder sogar wahr-
  scheinlich sind, angebracht.

  Schlussfolgernd bedeutet dies, dass die Chemotherapie nicht die Elimination der Erreger sichert. Außerdem wird
  nicht generell empfohlen, klinisch unauffällige Giardia-Träger zu behandeln. Grundsätzlich kann jedoch das Risiko
  einer zoonotischen Übertragung, besonders bei Anwesenheit von Risikopatienten (Kleinkinder, immunkompro-
  mittierte Menschen), oder das Risiko einer Ansteckung anderer Tiere (in Hundezuchten oder in Tierheimen) als
  Therapiegrund gelten.

  In Deutschland sind für die Behandlung der Giardiose bei Hunden und Katzen Tierarzneimittel zugelassen die ent-
  weder den Wirkstoff Fenbendazol oder Metronidazol enthalten.

Dosierung von Fenbendazol für die Behandlung der               Eine Therapiekontrolle sollte mit einer der unter 2.1.3 ange-
Giardiose bei Hunden und Katzen:                               führten Methoden etwa 5-7 Tage nach Behandlungsende er-
                                                               folgen. Bei positivem Befund UND fortbestehender Klinik ist
1 x täglich 50 mg/kg KG p. o. über 3 Tage.
                                                               die Behandlung entsprechend zu wiederholen.
Diese Behandlung stellt sich in der Praxis
jedoch häufig als nicht ausreichend dar,                       Begleitend zur Behandlung sind Maßnahmen zur Verminde-
so dass von vorne herein eine 5-tägige                         rung der Kontamination der Umwelt mit Giardia-Zysten (s.u.)
                                                               durchzuführen bzw. bei ausbleibendem Behandlungserfolg
Behandlung empfohlen wird.
                                                               zu intensivieren. Denn: Maßnahmen, die den Infektionsdruck
                                                               reduzieren, sind für den Erfolg der Therapie oftmals entschei-
Dosierung von Metronidazol für die Behandlung der              dend. Unterstützend wirkt das Shampoonieren der Hunde zu
Giardiose bei Hunden und Katzen:                               Beginn und Ende der Behandlung (z. B. mit einem chlorhexid-
                                                               indigluconathaltigen Shampoo).
2 x täglich 25 mg/kg KG p. o. über 5-7 Tage.

Auch Kombinationspräparate mit Febantel/Pyrantel/Prazi-        Sinnvolle Maßnahmen zur Verhinderung der Über-
quantel (Umwidmung der Indikation, Dosierung: bei Hun-         tragung auf andere Tiere und zur Prophylaxe einer
den 1 x täglich Febantel 15 mg/kg KG, Pyrantel 14,4 mg/kg      Reinfektion sind:
KG und Praziquantel 5 mg /kg KG über 3 Tage; für Katzen        • Aufsammeln von Kot und Entfernung des Kotes im
doppelte Dosis über 5 Tage) sind wirksam. Außerdem liegen        geschlossenen Plastikbeutel über den Hausmüll.
Berichte über die erfolgreiche Anwendung von Ronidazol         • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten
(2 x täglich 30-50 mg/kg KG über 7 Tage) bei Hunden vor          Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender
(für Katzen kann die Dosierung für Tritrichomonas foetus von     vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz
30 mg/kg KM täglich für 14 Tage angewendet werden). Eine         von Dampfstrahlern (> 60 °C).
diesbezügliche Umwidmung ist allerdings lediglich bei zuvor    • Futter- und Trinkgefäße täglich mit kochendem
nachgewiesenem Therapieversagen der zugelassenen Präpa-          Wasser säubern oder bei > 65 °C in der Spülmaschine
rate bzw. Wirkstoffe zulässig.                                   reinigen.
                                                               • Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser
                                                                 säubern und anschließend gründlich abtrocknen.

                                                                              Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 7
2.2 TRITRICHOMONAS FOETUS

 • Decken/Kissen heiß waschen (> 65 °C ).                             • Untersuchung bei Tieren, die zur Zucht eingesetzt
                                                                        werden.
 • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der Spül-
   maschine > 65 °C reinigen.                                         • Untersuchung von Tieren, die unter Durchfällen lei-
                                                                        den, ggf. Einleitung von Quarantänemaßnahmen.
 • Kratzbäume gründlich absaugen und reinigen.
                                                                      • Feuchte Areale trockenlegen und nach Möglichkeit
 • Hunde ggf. auch Katzen gründlich baden und sham-
                                                                        befestigen.
   poonieren (z. B. mit chlorhexidindigluconathaltigen
   Produkten), um sie von anhaftenden Kotresten zu
   säubern, ggf. lange Haare im Analbereich scheren.                  2.1.5. Zoonotische Bedeutung
 • Ggf. Desinfektion von Flächen/Gegenständen mit
   geeigneten Desinfektionsmitteln. Die aktuelle
   Desinfektionsmittelliste der Deutschen Veterinär-                  Die meisten Genotypen, die bei Hunden und Katzen vorkom-
   medizinischen Gesellschaft (DVG) kann angefordert                  men, sind keine Zoonoseerreger. Nur zu einem geringen Pro-
   werden unter www.dvg.net. Zu den dort gelisteten                   zentsatz werden bei Tieren zoonotisch relevante Genotypen
   Desinfektionsmitteln mit Kokzidien-Wirkung (nicht                  nachgewiesen. Mit den in der Praxis üblichen Nachweisver-
   speziell für Giardien-Zysten getestet) gehören derzeit
                                                                      fahren werden die verschiedenen Genotypen jedoch nicht
   Endosan Forte S Neu (H. Willhelm Schaumann) und
   Neopredisan 135-1 (Menno Chemie-Vertrieb GmbH).                    differenziert und identifiziert. Zoonotisch relevante Genoty-
                                                                      pen können bei Bedarf jedoch mit molekularbiologischen Me-
 In Tierheimen/Zuchten/Zwingern sind folgende Maß-
                                                                      thoden ermittelt werden. Immunsupprimierte Personen sind
 nahmen zusätzlich sinnvoll:
                                                                      besonders gefährdet und sollten bei Auftreten von Magen-
 • Schulung und konkrete Anweisung des Pflegeperso-                   Darm-Symptomen einen Humanmediziner aufsuchen.
   nals.
 • Eingangsuntersuchung auf Giardien bei Tieren, die
   aufgenommen werden.

2.2
 2.2.1. Biologische Grundlagen
                                             Tritrichomonas foetus

 Arten                                                                Epidemiologie/Vorkommen
 Bei den Trichomonaden ist Tritrichomonas foetus für die              Bei T. foetus gibt es keine infektiösen Dauerstadien in der
 Kleintierpraxis relevant. T. foetus tritt als Durchfallerreger bei   Umwelt. Übertragung und Infektion erfolgen vielmehr als
 Katzen und anderen Feliden auf. Bei Hunden wurde der Er-             Schmierinfektion von Katze zu Katze bzw. bei Kontakt zum
 reger nur vereinzelt nachgewiesen. Für eine Verbindung der           Kot infizierter Tiere. Trotz weniger Daten zur Prävalenz
 Erregerreservoire von latent infizierten Katzen und Rindern          der Infektion bei Katzen kann von einer ziemlich geringen
 liegen keinerlei Hinweise vor.                                       Prävalenz ausgegangen werden. In größeren Gruppen wie
                                                                      z. B. Zuchten, Katzenpensionen oder Tierheimen kann die
 Lebenszyklus                                                         Anzahl infizierter Tiere höher sein.
 Der Entwicklungszyklus ist homoxen. T. foetus vermehrt sich
 durch Zweiteilung der Trophozoiten im Dünn- und Dickdarm
 ohne Zystenbildung. Die Präpatenz beträgt ca. 2 Wochen. Die
 Infektion besteht oft über mehrere Wochen oder Monate.

8 ESCCAP-Empfehlung
2.2 TRITRICHOMONAS FOETUS

2.2.2. Klinische Symptomatik

Infektionen mit T. foetus verlaufen häufig inapparent und       Letztlich können die birnenförmigen Trophozoiten (10-
asymptomatisch. Dies erklärt auch die Anzahl nicht erkann-      25 x 3-15 µm) auch direkt im feuchten Kot nachgewiesen
ter, asymptomatischer Ausscheider. Klinische Symptome tre-      werden. Die Sensitivität des Nachweises ist aber gering.
ten vorwiegend bei Katzenwelpen oder Jungkatzen auf. Sie        Während Giardien eine träge Bewegung aufweisen, zeich-
äußern sich durch breiige, kuhfladenähnliche Durchfälle mit     nen sich die Trophozoiten von T. foetus durch schnelle,
Blut- und/oder Schleimhautbeimengungen, Kotinkontinenz,         ruckartige Bewegungen und eine undulierende Memb-
Hautreizungen und Schmerzen um den Anus.                        ran aus. Der Erreger muss ferner von dem Kommensalen
                                                                P. hominis, der gelegentlich bei Katzen und Hunden nach-
2.2.3. Diagnose                                                 gewiesen werden kann, sowie von anderen Trichomonaden
                                                                unterschieden werden.
Der direkte Erregernachweis mittels PCR-Untersuchung von
Kot ist Methode der Wahl und kann gleichzeitig zur Spezies-     Um die Sensitivität jeglicher Diagnostik zu erhöhen, sollten
bestimmung eingesetzt werden. Möglich ist auch ein Nach-        aufgrund der intermittierenden Ausscheidung drei Kotproben
weis nach kultureller Anreicherung. Hierfür eignen sich kom-    über einen Zeitraum von 3-5 Tagen untersucht werden.
merziell erhältliche Testsysteme, wie z. B. InPouch®TF-Kultur
56 % (BioMed Diagnostics), in denen sich Pentatrichomonas
hominis und Giardien nicht vermehren.

  2.2.4. Bekämpfung                           THERAPIE UND BEKÄMPFUNG
  Es gibt keine für die Katze zugelassenen Wirkstoffe zur Behandlung von T. foetus. Über den Einsatz von Ronidazol
  mit unterschiedlichem Erfolg wurde berichtet (Umwidmung). Basierend auf aktuellen Daten ist die momentane
  Empfehlung für die Therapie von T. foetus eine Dosierung von 30 mg/kg Körpergewicht einmal täglich über 14
  Tage. Aufgrund der neurotoxischen Komponente des Wirkstoffes, die zu Apathie, Ataxie und Krämpfen führen
  kann, ist während des Behandlungszeitraumes eine strenge Überwachung der Katze indiziert. Die neurotoxische
  Symptomatik scheint bei Therapieabbruch reversibel zu sein. Der Einsatz von Metronidazol und Fenbendazol führt
  nur zu kurzzeitiger Besserung und ist nicht empfehlenswert.

  2 Wochen sowie 20 Wochen nach Ende der Therapie wird jeweils eine Kontrolle mittels PCR-Untersuchung emp-
  fohlen. Sinn dieser Maßnahmen ist es, asymptomatische Ausscheider zu identifizieren und gegebenenfalls von
  anderen Tieren zu separieren sowie verstärkte Hygienemaßnahmen zu ergreifen.

  Hinweis für Gruppenhaltung/Tierheime/Pensionen/Zuchten

  Reinfektionen mit T. foetus sind ein häufiges Problem in Tierheimen, größeren Katzenzuchten und Tierpensionen.
  Sobald bei einem Tier eine Infektion nachgewiesen wird, muss dieses behandelt und von der Gruppe isoliert wer-
  den. Darüber hinaus müssen sämtliche Katzen der Gruppe getestet und bei positivem Ergebnis behandelt und iso-
  liert werden. Die pauschale Behandlung aller Katzen mit Ronidazol unabhängig von einem Test, ist bedenklich, da
  trächtige und säugende Kätzinnen sowie sehr junge Katzen nicht mit Ronidazol behandelt werden sollten. Ferner
  steigt das Risiko, dass Nebenwirkungen zum Tragen kommen, statistisch mit zunehmender Anzahl behandelter
  Katzen. Werden allerdings nur die Katzen mit Diarrhö oder bestätigter Infektion behandelt, ist dies im Allgemei-
  nen ineffektiv, wenn die betroffenen Tiere nicht aus der Gruppe genommen und isoliert werden.

                                                                   Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 9
2 . 3 I S O S P O R A S P P.

  Prävention                                                         • Futter- und Trinkgefäße täglich mit heißem Wasser
  Die Manifestation klinischer Symptome steht oft in direktem          säubern oder bei > 40 °C in der Spülmaschine
  Zusammenhang mit der Haltungsform (hohe Tierzahl und/                reinigen.
  oder Besatzdichte). Quelle für Reinfektionen können bereits        • Katzentoilette täglich mit heißem Wasser säubern
                                                                       und anschließend gründlich abtrocknen, ggf.
  wenige chronische bzw. therapieresistente Fälle sowie asym-
                                                                       des-infizieren.
  ptomatische Ausscheider sein.
                                                                     • Katzenboxen täglich mit heißem Wasser säubern
                                                                       und anschließend gründlich abtrocknen, ggf. desin-
  Sinnvolle Maßnahmen zur Verhinderung der Übertragung auf             fizieren.
  andere Tiere und zur Prophylaxe einer Reinfektion sind:            • Decken/Kissen heiß waschen (> 40 °C).
                                                                     • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der
  • Aufsammeln von Kot und Entfernung des Kotes im                     Spülmaschine > 40 °C reinigen.
    geschlossenen Plastikbeutel über den Hausmüll.
                                                                     • Da T. foetus auch Kühlschranktemperaturen nicht
  • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten                    überlebt, können Gegenstände, Decken usw. auch
    Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender                   entsprechend gekühlt werden.
    vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz
    von Dampfstrahlern (> 40 °C).
  • Oberflächen grundsätzlich sauber und trocken                     2.2.5. Zoonotische Bedeutung
    halten.
                                                                     T. foetus hat keine zoonotische Bedeutung.

 2.3
  2.3.1. Biologische Grundlagen
                                             Isospora spp.

  Arten
  Die Arten der zur Gattung Isospora gehörenden Kokzidien            innerhalb weniger Tage zu sporulierten, infektiösen Stadien.
  sind streng wirtsspezifisch. Beim Hund sind 3 Arten bekannt:       Die Ausscheidung der Oozysten mit dem Kot (Patenz) variiert
  I. canis, I. ohioensis und I. burrowsi. I. ohioensis und I. bur-   meist zwischen 1 und 4 Wochen.
  rowsi sind morphologisch nur schwer zu differenzieren, so-
  dass sie häufig als I.-ohioensis-Komplex bezeichnet werden.        Nagetiere, Wiederkäuer und einige andere Tierarten können
  Bei der Katze parasitieren I. felis und I. rivolta.                als paratenische Wirte in den Entwicklungszyklus involviert
                                                                     sein. Nach Aufnahme sporulierter Oozysten bilden sich bei
  Lebenszyklus                                                       diesen Wirten in verschiedenen Organen intrazelluläre Ruhe-
  Tiere infizieren sich im Allgemeinen direkt durch Aufnahme         stadien (Dormozoiten), die in den paratenischen Wirten min-
  sporulierter Oozysten aus der Umwelt. Der Erreger vermehrt         destens 2 Jahre infektiös bleiben und ihre Entwicklung erst
  sich in den Zellen der Dünn- und Dickdarmschleimhaut. Nach         fortsetzen, wenn sie mit dem Beutetier von Hund oder Katze
  einer Präpatenz von 6-10 Tagen gelangen die unsporulierten         aufgenommen werden. Nach Aufnahme von Dormozoiten
  Oozysten mit dem Kot in die Außenwelt und entwickeln sich          kann die Präpatenz verkürzt sein.

10 ESCCAP-Empfehlung
2 . 3 I S O S P O R A S P P.

Epidemiologie/Vorkommen                                                  2.3.2. Klinische Symptomatik
Isospora-Arten von Hund und Katze sind weltweit verbreitet.
Oozysten sind im Kot klinisch erkrankter und subklinisch infi-           I. canis und I. felis verursachen bei Hunden- und Katzenwel-
zierter Tiere nachzuweisen. Zur Erstinfektion kommt es meist             pen Durchfälle, die in schweren Fällen blutig sein können
während der Saugphase im Alter von 3-8 Lebenswochen.                     und gelegentlich zum Tod führen. Klinische Symptome und
Folglich tritt die überwiegende Anzahl klinischer Fälle bei              Erkrankungen sind häufig mit viralen, bakteriellen oder hel-
Hunde- und Katzenwelpen < 4 Monaten auf. Ältere Tiere in-                minthologischen Begleitinfektionen vergesellschaftet. Bei
fizieren sich meist durch Aufnahme infektiöser Oozysten aus              einer Futterumstellung (z. B. bei Jungtieren von Milch auf
der Umwelt, die in der Außenwelt mehrere Monate infektiös                Festnahrung) kann möglicherweise vermehrt Diarrhö als Sym-
sind und vermehrt in Haltungsformen mit hoher Tierzahl und/              ptom auftreten. Wie bei vielen Kokzidien-Infektionen tritt
oder Besatzdichte auftreten. Auch eine Infektion über die Füt-           Durchfall meist kurz vor Beginn der Oozysten-Ausscheidung
terung von rohem Fleisch (z. B. beim BARFen), das zuvor nicht            auf. Es gibt aber, vor allem bei älteren Tieren, auch sehr viele
ausreichend eingefroren oder erhitzt wurde, ist möglich.                 symptomlose Ausscheider.
Nach Reinfektion scheiden die Tiere im Allgemeinen nur we-
nige Oozysten aus und sind klinisch inapparent.                          2.3.3. Diagnose

                                                                         Der Nachweis von Oozysten erfolgt in einer Kotuntersuchung
                                                                         im Flotationsverfahren. Die Morphologie der verschiedenen
                                                                         Isospora-Oozysten wird in Tabelle 1 beschrieben.

                                   Größe (µm)                     Form              Hülle
 Isospora*                                                                          dünn, farblos oder
                                                                                    leicht bräunlich
 bei Katzen:
 I. felis                          45 x 33                        ovoid
 I. rivolta                        26 x 24                        rund-oval
 Bei Hunden:
 I. canis                          39 x 32                        rund-oval
 I. ohioensis                      24 x 20                        rund-oval                                     * In frischem Kot enthalten
 I. burrowsi                       21 x 18                        rund-oval                                     die Oozysten von Isospora
                                                                                                                spp. einen großen Sporont,
 Cryptosporidium                                                  rund-oval         dünn, farblos, gefleckt     in älteren Kotproben
 C. parvum                         5.0 x 4.5                                                                    (> 12 Stunden) können zwei
                                                                                                                runde Sporozysten gesehen
 C. canis                          5.0 x 4.7
                                                                                                                werden.
 C. felis                          3.2-5.0 x 3.0-4.5 **
 Toxoplasma gondii (Katze)         12.4 x 10.5                    rund              dünn, farblos               ** Hierzu liegen unter-
                                                                                                                schiedliche Informationen
 Neospora caninum (Hund)           12.0 x 10.5                    rund              dünn, farblos               vor.

 Hammondia                                                                          dünn, farblos               *** Verschiedene Arten mit
 bei Katzen: H. hammondi           11.4 x 10.6                    rund                                          morphologisch nicht zu dif-
                                                                                                                ferenzierenden Sporozysten
 bei Hunden: H. heydorni           11.9 x 11.1                    rund                                          bei Hunden und Katzen;
                                                                                                                sehr dünnwandige Oozys-
 Sarcocystis***                                                                                                 ten, Ruptur während der
                                                                                                                Darmpassage und Freiset-
 Oozyste                           11 x 8 (Katze)                 rund              sehr dünn, farblos
                                                                                                                zung zweier vollständig
 Sporozyste                        14 x 10 (Hund)                 ovoid             dick, farbig                sporulierter Sporozysten.
Tabelle 1: Charakteristika der Oozysten verschiedener Kokzidien

                                                                            Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 11
2 . 3 I S O S P O R A S P P.

  2.3.4. Bekämpfung                             THERAPIE UND PRÄVENTION
  In einem Wurf unterliegen die Geschwister eines mit Isospora spp. infizierten Welpen einem hohen Infektions-
  druck, auch dann, wenn sie selber noch keine Oozysten ausscheiden. Eine Behandlung im frühen Infektionsstadi-
  um ist daher wichtig, um eine rasante Vermehrung pathogener intestinaler Stadien mit der Produktion und Aus-
  scheidung zahlreicher Oozysten zu unterbinden. Empfohlen ist die Behandlung aller empfänglichen Tiere, die mit
  dem infizierten Tier Kontakt hatten/haben.

  Für Hunde ist ein Kombinationspräparat aus Toltrazuril und Emodepsid zur Behandlung von Mischinfektionen aus
  Kokzidien und Nematoden zugelassen. Eine Umwidmung für Katzen kann bei entsprechender Indikation vorge-
  nommen werden. Die empfohlene Dosierung bei Hunden ist 9 mg Toltrazuril/kg KGW, bei Katzen 18 mg Toltra-
  zuril/kg KGW. Eine einmalige Gabe von Toltrazuril reduziert die Oozysten-Ausscheidung erheblich. Wird sie noch
  während der Präpatenz verabreicht, wird die Oozysten-Ausscheidung noch weiter vermindert und der durch die
  Infektion verursachte Durchfall weitgehend vermieden. In Zuchten/Beständen mit wiederkehrenden Ausbrüchen
  klinischer Erkrankungen durch Isospora-Infektionen sollte jeder Wurf je 1 x in der 3., 5. und 7. Lebenswoche behan-
  delt werden, um die Infektion zu kontrollieren und stufenweise zu reduzieren. Alle Hunde in der Gruppe sollten
  gleichzeitig behandelt werden. In sehr seltenen Fällen können auch erwachsene Tiere, ohne klinische Symptome
  zu zeigen, Oozysten ausscheiden. Es bleibt daher eine Frage des Ermessens, ob auch ältere Tiere mitbehandelt
  werden. Um den Behandlungserfolg zu überprüfen, empfiehlt sich eine Diagnostik mittels Kotuntersuchung im
  Flotationsverfahren, da damit der Grad der Oozystenausscheidung festgestellt werden kann.

  Wichtig: Ist aus außerordentlichen Grün-                         • Aufsammeln von Kot und Entfernung im geschlosse-
                                                                     nen Plastikbeutel über den Hausmüll.
  den eine Umwidmung von Toltrazuril-
                                                                   • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten
  Präparaten vom Nutztier auf Hund oder                              Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender
                                                                     vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz
  Katze notwendig, dürfen stets nur orale                            von Dampfstrahlern (> 60 °C).
  Präparate für Wirbeltiere angewendet                             • Futter- und Trinkgefäße täglich mit kochendem
  werden, niemals jedoch eine Lösung zur                             Wasser säubern oder bei > 65 °C in der Spülmaschine
                                                                     reinigen.
  Gabe über das Trinkwasser beim Geflü-                            • Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser säu-
  gel, da Geflügel-Formulierungen bei Säu-                           bern und anschließend gründlich abtrocknen.

  gern stark ätzend auf Schleimhäute wir-                          • Decken/Kissen regelmäßig heiß waschen (> 65 °C).

  ken.                                                             • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der Spül-
                                                                     maschine > 65 °C reinigen.
                                                                   • Kratzbäume gründlich absaugen und reinigen.
  Toltrazuril ist wirksam gegen die Vermehrung von Kokzidien
  und verhindert die Oozysten-Ausscheidung. Klinische Symp-        • ggf. Desinfektion von Flächen/Gegenständen mit
  tome, die durch Schädigung der Darmschleimhaut bereits vor         geeigneten Desinfektionsmitteln (auf Kresol-Basis).
                                                                     Die aktuelle Desinfektionsmittelliste der Deutschen
  der Behandlung entstanden sind (z. B. Durchfall), kann die
                                                                     Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) mit ent-
  Behandlung mit Toltrazuril nicht beseitigen. In diesen Fällen      sprechenden Präparaten kann angefordert werden
  können unterstützende Behandlungsmaßnahmen angezeigt               unter www.dvg.net.
  sein. Ziel der Behandlung gegen Isospora ist es, die Oozysten-
                                                                   • Frisches Fleisch nur nach ausreichendem Erhitzten
  Ausscheidung in die Umwelt zu minimieren und dadurch das           (70 °C Kerntemperatur über 5-10 Min.) bzw. nach
  Risiko einer Reinfektion und Infektion anderer empfänglicher       mind. 4 Tage langem Einfrieren bei - 20 °C verfüttern
  Tiere zu verringern. Neben der Gabe von Toltrazuril ist es         (z. B. beim BARFen)
  wichtig, Hygienemaßnahmen durchzuführen:
                                                                   2.3.5. Zoonotische Bedeutung
  • Behandlung aller Tiere in einem Haushalt/Bestand,
    unabhängig davon, ob klinische Symptome vorliegen
    oder nicht.                                                    Isospora spp. hat keine zoonotische Bedeutung.

12 ESCCAP-Empfehlung
2.4
                                                                                     2 . 4 C R Y P T O S P O R I D I U M S P P.

                                          Cryptosporidium spp.

2.4.1. Biologische Grundlagen                                    2.4.2. Klinische Symptomatik

Arten                                                            Bei immunkompetenten adulten Tieren verläuft die Infekti-
Bei Hunden und Katzen wurden drei Cryptosporidium-Arten          on meist asymptomatisch. Katzen- und selten auch Hunde-
beschrieben: C. parvum, C. canis und C. felis, die nur mole-     welpen können an wässriger, manchmal faulig riechender
kularbiologisch zu differenzieren sind, da die Oozysten sehr     Diarrhö erkranken, unter der sie einige Tage oder gelegent-
klein (ca. 5 µm) und morphologisch nicht zu unterscheiden        lich auch Wochen leiden. Der Durchfall setzt häufig einige
sind.                                                            Tage nach Beginn der Oozysten-Ausscheidung ein. Weitere
                                                                 Symptome sind Abdominalschmerzen, Vomitus und erhöhte
Lebenszyklus                                                     Körpertemperatur. In den meisten Fällen kommt es zu einer
Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme von Cryptospo-        spontanen Heilung.
ridium-Oozysten. Nach Vermehrung im Darm werden 2-
14 Tage nach Infektion unmittelbar infektiöse Stadien mit        2.4.3. Diagnose
dem Kot ausgeschieden.
                                                                 Mittel der Wahl zur Diagnose sind kommerziell erhältliche
Epidemiologie/Vorkommen                                          Tests zum Nachweis von Kopro-Antigen, die auch bei gerin-
Cryptosporidium-Oozysten sind in der Außenwelt lange in-         ger Oozysten-Ausscheidung geeignet sind. Darüber können
fektiös und werden nur von wenigen Desinfektionsmitteln          Cryptosporidium-Oozysten in Kotausstrichen mithilfe be-
abgetötet. Die aktuelle Desinfektionsmittelliste der Deutschen   sonderer Färbemethoden (Ziehl-Neelsen, Safranin/Heine =
Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) mit entsprechend       Negativfärbung) als kleine, runde, durchsichtige, pinke oder
empfohlenen Desinfektionsmitteln kann angefordert werden         orange Stadien mikroskopisch nachgewiesen werden. Die
unter www.dvg.net.                                               Morphologie der verschiedenen Cryptosporidium-Oozysten
                                                                 wird in Tabelle 1 beschrieben.

   2.4.4. Bekämpfung                             THERAPIE UND PRÄVENTION
   Für eine Behandlung der Cryptosporidiose stehen für Hunde und Katzen keine zugelassenen oder als wirksam
   beschriebenen Wirkstoffe zur Verfügung. Da die Infektion in den meisten Fällen spontan abheilt, steht eine symp-
   tomatische Behandlung im Vordergrund (Flüssigkeitsersatz, Spasmolytika).

   Cryptosporidium-Oozysten haben eine hohe Widerstandsfähigkeit, sodass strenge hygienische Maßnahmen emp-
   fohlen werden, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Empfohlen sind folgende Maßnahmen:
   • Aufsammeln von Kot und Entfernung im geschlossenen Plastikbeutel über den Hausmüll.
   • Gründliche Reinigung aller fäkal kontaminierten Oberflächen (Böden und Wände) mit anschließender
      vollständiger Abtrocknung, optimal ist der Einsatz von Dampfstrahlern (> 60 °C).
   • Futter- und Trinkgefäße täglich mit kochendem Wasser säubern oder bei > 65 °C in der Spülmaschine reinigen.
   • Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser säubern und anschließend gründlich abtrocknen.
   • Decken/Kissen heiß waschen (> 65 °C).
   • Spielzeug mit kochendem Wasser oder in der Spülmaschine > 65 °C reinigen.
   • Kratzbäume gründlich saugen und reinigen.
   • ggf. Desinfektion von Flächen/Gegenständen mit geeigneten Desinfektionsmitteln (auf Kresol-Basis).
      Die aktuelle Desinfektionsmittelliste der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) mit
      entsprechenden Präparaten kann angefordert werden unter www.dvg.net.

2.4.5. Zoonotische Bedeutung

Bei C. parvum besteht ein zoonotisches Risiko. Eine Infekti-
onsgefahr mit C. canis und C. felis besteht hingegen in der
Regel nur für immunsupprimierte Personen.
                                                                    Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 13
2.5 TOXOPLASMA GONDII

 2.5
  2.5.1. Biologische Grundlagen
                                            Toxoplasma gondii

  Arten
  Die Gattung Toxoplasma enthält als einzige Art Toxoplasma       Ausschließlich bei Katzen (Endwirt) kommt es zu einer fäka-
  gondii, die sich weltweit in mindestens drei Genotypen mit      len Ausscheidung von Toxoplasma-Oozysten. Eine erstmalige
  verschiedenen Mischformen einteilen lässt. Endwirte sind        Infektion resultiert bei ihnen 18-36 Tage (Präpatenz) später
  ausschließlich Katzen und einige wildlebende Feliden. In sel-   in einer ca. 3 Wochen andauernden Oozystenausscheidung,
  tenen Fällen fungiert der Hund als Zwischenwirt, wobei es bei   deren Maximum in der ersten Woche liegt. Anschließende
  diesem jedoch nur zur Entwicklung extraintestinaler Stadien     Infektionen verlaufen in der Regel ohne erneute Oozysten-
  ohne Ausscheidung von Oozysten kommt. Zwischenwirte             ausscheidung.
  sind vermutlich alle warmblütigen Tiere und Menschen.
                                                                  Epidemiologie/Vorkommen
  Lebenszyklus                                                    In einer in Deutschland durchgeführten Querschnittsstudie
  Toxoplasma gondii tritt in drei Formen auf:                     wurde bei weniger als 1 % der Katzen eine fäkale Ausschei-
                                                                  dung von Toxoplasma-Oozysten festgestellt. Katzen können
  • Oozyste, intestinal und nach Ausscheidung über den            für einige Tage eine große Menge Oozysten ausscheiden. Da-
    Kot in der Umwelt.                                            nach scheiden sie, sofern sie nicht immungeschwächt sind,
  • Tachyzoit, extraintestinal, im Rahmen frischer Infek-         selbst nach einer Reinfektion meist nur noch wenige oder gar
    tionen, keine Relevanz für Übertragung von Tieren             keine Oozysten mehr aus. Aufgrund der hohen Tenazität der
    auf Menschen, Ursache für selten auftretende klini-           Oozysten und der Bedeutung der Zwischenwirte lässt sich die
    sche Erkrankungen bei Tieren.
                                                                  weite Verbreitung von T. gondii dennoch erklären.
  • Zyste, extraintestinal, als Dauerstadien reaktionslos
    im Gewebe (z. B. im Muskel), bei latenter Infektion           Die kleinen Oozysten verbreiten sich leicht und können in
    nachzuweisen.
                                                                  feuchtem Milieu mehrere Monate infektiös bleiben. Mit To-
  Infektionsmöglichkeiten für Katze/Hund:                         xoplasma-Oozysten kontaminiertes Wasser ist ebenso wie
                                                                  kontaminierte feuchte Erde und Futterpflanzen eine wich-
  • Aufnahme sporulierter Oozysten aus der Umwelt.                tige Infektionsquelle für pflanzenfressende Zwischenwirte.
  • Pränatale Infektion (intrauterin), selten auch lakto-         Fleischfressende Zwischenwirte infizieren sich hingegen häu-
    gene Übertragung.                                             fig durch die Aufnahme von Zysten aus dem Gewebe anderer
  • Aufnahme infektiöser Zysten aus dem Gewebe eines              infizierter Zwischenwirte. Kleinnager haben als Reservoirwirte
    Zwischenwirtes (Beutetiere, wie Nager oder Vögel).            von T. gondii epidemiologisch vermutlich keine wesentliche
                                                                  Bedeutung.
  • Aufnahme infektiöser Zysten in abortiertem Material
    oder rohem oder ungenügend erhitztem bzw. nicht
    ausreichend tiefgefrorenem Fleisch (z.B. beim BARFen).

14 ESCCAP-Empfehlung
2.5 TOXOPLASMA GONDII

                                                      Katze als Endwirt von
                                                       Toxoplasma gondii

                                                                                        Extra-
                                     Infektion der                                      intestinale
                                     Katze mit                                          Entwicklung
                                     Oozysten
                                     oder Zysten

                                                Entwicklung im Darm der Katze

  Infektion
  mit Zysten                                                                                              Infektion mit
  im Fleisch                                                                                              sporulierten
                                                                                                          Oozysten

                                   Bradyzoiten
                                   in Zyste
                                                                                       Sporozoit
                                                            Entwicklung im
                                                             Zwischenwirt

© Deplazes, Eckert, von Samson-Himmelstjerna,
  Zahner. Lehrbuch der Parasitologie für die
                                                Tachyzoit                        Tachyzoiten
  Tiermedizin, Enke Verlag, 3. Auflage, 2012.
  Farben wurden angepasst.

Abb. 1: Entwicklungszyklus von Toxoplasma gondii

                                                                    Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 15
2.5 TOXOPLASMA GONDII

  2.5.2. Klinische Symptomatik                                  Katzen als Endwirte (intestinale Toxoplasmose):

  Für die tierärztliche Praxis ist es wichtig, zu unterschei-   • Bei einer intestinalen Infektion mit folgender Aus-
                                                                  scheidung von Toxoplasma-Oozysten treten keine
  den zwischen:
                                                                  klinischen Symptome auf. Betroffene Tiere sind aber
                                                                  als Ausscheider von Oozysten zoonotisch relevant.
  • Katzen als Endwirten (intestinale Toxoplasmose), die
    keine klinischen Symptome zeigen, als Ausscheider
    von Oozysten jedoch zoonotisch relevant sind, und
  • Katzen und Hunden mit einer akuten Infektion                2.5.3. Diagnose
    (systemische Toxoplasmose), die als klinische Patien-
    ten relevant sind, dagegen für den Menschen
                                                                Die Diagnose basiert auf der klinischen Symptomatik und
    keinerlei Risiko darstellen.
                                                                dem Nachweis spezifischer Antikörper im Serum. Bei Katzen
                                                                mit inapparenter Infektion sind Antikörpertiter häufig, aber
  Hunde mit einer akuten Infektion (systemische Toxo-           nicht immer nachzuweisen, sodass die Untersuchung nur im
  plasmose):                                                    positiven Fall aussagekräftig ist. Während der akuten Infekti-
                                                                onsphase kann der Erregernachweis lediglich durch Untersu-
  • Sehr selten, verursacht durch extraintestinale Ent-         chung von Liquor- oder Gewebeproben erreicht werden.
    wicklung (Tachyzoiten).
  • Akut betroffene Tiere stellen keinerlei zoonotisches        Bei Hunden wird eine klinisch manifeste Toxoplasmose se-
    Risiko für den Menschen dar.
                                                                rologisch nachgewiesen und zusätzlich mittels PCR (Liquor)
  • Bei Erstinfektion trächtiger Hündinnen kann es zum          gesichert.
    Abort kommen.
  • Sehr selten treten bei intrauterin und pränatal infi-
                                                                Der Nachweis von Oozysten im Kot der Katze gelingt mit dem
    zierten Welpen direkt nach der Geburt generalisierte
    bzw. zentralnervöse Symptome auf.                           Flotationsverfahren nur sehr selten, da die Hauptausschei-
  • Sehr selten treten bei adulten Hunden akute Krank-          dungsphase sehr kurz ist und anschließend intermittierend
    heitserscheinungen mit neuromuskulären Störungen            und nur unter noch unbekannten Umständen (Reshedding)
    auf.                                                        Oozysten ausgeschieden werden. Die Oozysten sind morpho-
                                                                logisch außerdem identisch mit denen von Hammondia ham-
  Katzen mit einer akuten Infektion (systemische Toxo-          mondi (siehe Tabelle 1).
  plasmose):
                                                                In der Praxis ist eine Diagnose oft dann gefragt, wenn Besit-
  • Sehr selten, verursacht durch extraintesinale Entwick-      zer wissen wollen, ob von dem Tier aktuell eine Gefahr für
    lung (Tachyzoiten).                                         den Menschen ausgeht. Das Untersuchungsschema sowie die
  • Akut betroffene Tiere stellen keinerlei zoonotisches        Interpretation serologischer und koproskopischer Ergebnisse
    Risiko für den Menschen dar.                                sehen folgendermaßen aus und skizzieren drei Risikofälle:
  • Bei intrauterin und pränatal infizierten Katzenwel-         1. sehr geringes Risiko,
    pen treten direkt nach der Geburt klinische Sympto-         2. unklares bzw. sich potenziell kurzfristig änderndes Risiko,
    me einer Infektion auf, die meist tödlich verlaufen.
                                                                3. unmittelbares bzw. hohes Risiko.
  • Gründe für eine klinische Manifestation bei adulten
    Katzen sind ungeklärt, vermutet wird unter anderem
    eine Immunsuppression durch gleichzeitige virale
    Infektion (z. B. FeLV, FIV).
  • Symptome einer systemischen Infektion sind z. B.
    Fieber, Inappetenz, Abdominalschmerzen, Dyspnoe,
    Augenentzündungen und selten zentralnervöse
    Störungen.

16 ESCCAP-Empfehlung
2.5 TOXOPLASMA GONDII

                                   Frage des Katzenhalters:
               „Ist meine Katze aktuell oder in nächster Zeit ein Infektionsrisiko
                          für meine seronegative schwangere Frau?“

                                       Serologische Untersuchung (Toxoplasma-AK)
                                               + 4 Kotuntersuchungen auf
                                            Toxoplasma-Oozysten (= 1 Woche)

                        serologisch positiv /             Katze war früher infiziert und ist wahrscheinlich
                       koproskopisch negativ               aktuell und zukünftig keine Infektionsquelle.

                        serologisch negativ /             Katze war bislang nicht infiziert, ist empfänglich
                       koproskopisch negativ                und kann künftig eine Infektionsquelle sein.

                       serologisch negativ /                   Katze ist aktuell eine Infektionsquelle.
                       koproskopisch positiv

                                                                                       © ESCCAP Deutschland e.V. 2013

Abb. 2: Toxoplasma gondii – Diagnostisches Verfahren

 2.5.4. Bekämpfung                                     PROPHYLAXE UND THERAPIE
 Prophylaxe
 Wichtigstes Ziel ist es, das Infektionsrisiko des Menschen durch eine Einschränkung der Oozysten-Ausscheidung zu
 senken.
 • Ernährung mit Fertigfutter
 • Keine Rohfleischfütterung (z. B. BARFen)
 • bei Katzen Verzicht auf Freigang (mögliche Prophylaxe, aber nicht grundsätzlich empfohlen!)

 Therapie
 Katzen und Hunde mit einer akuten Infektion (systemische Toxoplasmose):
 • Versuch einer Therapie mit Clindamycin: 2 x täglich 10-12 mg Clindamycinhydrochlorid/kg KG p. o. über
     4 Wochen. Im manchen wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden auch höhere Dosierungen empfohlen.
 • Die Behandlung verhindert bei Katzen jedoch eine spätere Oozystenausscheidung nicht. Katzen als Endwirte
     (intestinale Toxoplasmose):
 • Es gibt derzeit keine Arzneimittel, die in praxi gegen intestinale Toxoplasma-Stadien wirken.

                                                                 Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 17
2.5 TOXOPLASMA GONDII

  2.5.5. Zoonotische Bedeutung

  Toxoplasmose ist weltweit eine der bedeutendsten parasitä-     Für schwangere Frauen, bei denen vor der Schwangerschaft
  ren Zoonosen. Das Risiko eines immunkompetenten Erwach-        keine Infektion mit Toxoplasmen erfolgt ist, sowie für Perso-
  senen nach einer Infektion mit T. gondii an einer schweren     nen mit hohem Erkrankungsrisiko, z. B. immunsupprimierte
  Toxoplasmose zu erkranken ist gering. Jedoch können im-        Personen werden folgende Maßnahmen empfohlen:
  mungeschwächte Personen und intrauterin infizierte Kinder
  an einer schweren, bisweilen letal verlaufenden Toxoplas-      Schutz vor Infektion durch Zysten:
  mose erkranken. Diese kann lokal begrenzt sein (im Allge-      • Verzehr von Fleisch nur nach ausreichendem Erhitzen
  meinen: Auge oder Gehirn) oder generalisiert verlaufen. Prä-     (70 °C Kerntemperatur über 5-10 Min.) oder Tiefge-
  natale Infektionen treten dann auf, wenn sich schwangere         frieren (- 20 °C für mindestens 2 Tage).
  Frauen während der Schwangerschaft erstmalig mit T. gondii     • Hygienische Vorsichtsmaßnahmen beim Zubereiten
  infizieren.                                                      von Fleisch, anschließend Händewaschen.
                                                                 • Arbeitsplätze in der Fleischindustrie (Schlachthof,
  Infektionsmöglichkeiten für den Menschen:                        Zerlegebetrieb) beherbergen ein hohes Infektionsrisi-
                                                                   ko (Berufsrisiko) und sind deshalb in der Schwanger-
  • Aufnahme von Zysten beim Verzehr von rohem oder                schaft zu meiden.
    ungenügend erhitztem Fleisch, insbesondere von               • Schwangere Frauen sollten nicht beim Lammen von
    Schwein, Schaf und Ziege; Kontakt mit Plazentage-              Schafen oder Ziegen assistieren, um Kontakt zu
    webe infizierter Schafe oder Ziegen.                           infiziertem Plazentagewebe zu verhindern.
  • Aufnahme von infektiösen, sporulierten Oozysten              Schutz vor Infektion durch Oozysten:
    aus der Umwelt (insbesondere im Rahmen von
    Gartenarbeit, in Sandkästen, durch Aufnahme ver-             • Kein Kontakt zu Katzenkot.
    schmutzten Oberflächenwassers oder beim Verzehr              • Tragen von Handschuhen bei der Gartenarbeit.
    von verschmutztem Gemüse oder Schalentieren).
                                                                 • Kein ungefiltertes Wasser (ohne Trinkwasserqualität)
  • Pränatale Infektion.                                           trinken.

  Wichtig:                                                       • Da Oozysten erst 2-5 Tage nach der Ausscheidung
                                                                   infektiös sind, sollten Katzentoilette und Garten
  • Ausschließlich im Haus gehaltene und                           täglich durch andere, weniger gefährdete Personen
                                                                   von frischem Kot bereinigt werden. Der Kot sollte in
    nicht mit Rohfleisch gefütterte Katzen                         einem verschlossenen Müllbeutel über den Hausmüll
                                                                   entsorgt werden.
    stellen kein Risiko für den Menschen
                                                                 • Reinigen der Katzentoilette mit heißem Wasser durch
    dar!                                                           andere, weniger gefährdete Personen.
  • Für Schwangere, die bereits vor der
    Schwangerschaft mit T. gondii infi-
    ziert waren und einen positiven
    Antikörpertiter aufweisen, besteht
    bezüglich einer Toxoplasma-Proble-
    matik kein Risiko!

18 ESCCAP-Empfehlung
2.6 NEOSPORA CANINUM

2.6
2.6.1. Biologische Grundlagen
                                         Neospora caninum

                                                                  2.6.2. Klinische Symptomatik

Arten                                                             Für die tierärztliche Praxis ist es wichtig, zu unterschei-
In der Gattung Neospora ist für die Kleintierpraxis Neospora      den zwischen:
caninum von Interesse. Für Neospora caninum ist der Hund
                                                                  • Hunden als Endwirten (intestinale Neosporose), die
als End- und Zwischenwirt beschrieben. Möglicherweise
                                                                    keine klinischen Symptome zeigen, aber
kommen auch andere wildlebende Kaniden, wie der Wolf,               als Ausscheider relevant sind.
als Endwirte in Betracht. Als Zwischenwirte dienen außerdem
                                                                  • Hunden mit einer akuten Infektion (systemische Neo-
Rinder, Schafe, Ziegen und Huftiere.
                                                                    sporose), die als klinische Patienten relevant sind.

Lebenszyklus                                                      Hunde mit einer akuten Infektion (systemische
Hunde infizieren sich meistens durch Aufnahme bradyzoiten-        Neosporose):
haltiger Zysten aus dem Gewebe infizierter Zwischenwirte
(vorwiegend Rind). Die Präpatenz beträgt bei natürlichen In-      • Meist bei jungen Hunden (< 6 Monate) nach intrau-
                                                                    teriner Infektion (neonatale Neosporose). Intrau-
fektionen 5-9 Tage, die Patenz im Allgemeinen 11-20 Tage.
                                                                    terin infizierte Welpen zeigen meist im Alter von
Die Oozysten sind für Zwischenwirte erst 1-3 Tage nach der          5-7 Wochen klinische Symptome. Es können mehrere
Ausscheidung infektiös. Bei chronisch mit dem Erreger infi-         Wurfgeschwister mit unterschiedlicher symptomati-
zierten, trächtigen Milchkühen kann es darüber hinaus wie-          scher Ausprägung zu verschiedenen Zeitpunkten er-
derholt auch zu einer intrauterinen Übertragung des Parasi-         kranken. Aber auch adulte Tiere können erkranken.
ten auf die Föten kommen.                                           Zu den Symptomen zählen:
                                                                  • Lähmungen der Hintergliedmaßen, zunehmende
Epidemiologie/Vorkommen                                             Ataxie, Muskelatrophien, Schmerzen in der Lum-
Untersuchungen zeigen, dass sich die meisten Hunde post-            balmuskulatur, Verkürzungen und Schmerzen des
natal infizieren. Die Infektion tritt bei älteren Hunden häu-       Quadrizeps sowie Hals- und Kopfschiefhaltung im
figer auf als bei jungen. Die Tiere infizieren sich meist durch     fortgeschrittenen Erkrankungsstadium. Augenverän-
                                                                    derungen und Schluckstörungen möglich; gelegent-
Aufnahme von infiziertem Abortmaterial vom Rind oder von
                                                                    lich letaler Verlauf.
rohem, erregerhaltigem Rindfleisch (z.B. beim BARFen). Eine
intrauterine Übertragung erfolgt vermutlich erst gegen Ende       • Auch andere neurologische Veränderungen, die
                                                                    keiner anderen Ursache zugeordnet werden können,
der Trächtigkeit.
                                                                    können vor allem bei adulten Hunden auf eine
                                                                    Neosporose zurückzuführen sein.
Oozysten von N. caninum können im Kot infizierter Hunde
                                                                  • Bei älteren Tieren wurden ferner Dermatitis, Myo-
nachgewiesen werden. Die Anzahl an Oozysten variiert von
                                                                    karditis, Pneumonien und Pankreatitis beschrieben.
sehr wenigen bis zu > 100.000 Oozysten/g Kot. N. caninum
gilt als Hauptverursacher von Aborten beim Rind. Aktuelle         • Akut betroffene Tiere stellen keinerlei zoonotisches
                                                                    Risiko für den Menschen dar.
Studien belegen aber, dass der Hund als Überträger via Kon-
tamination von Weiden und Futter praktisch keine Rolle spielt.    Hunde als Endwirte (intestinale Neosporose):

                                                                  • keine klinischen Symptome und als Ausscheider zoo-
                                                                    notisch nicht relevant

                                                                     Bekämpfung von intestinalen Protozoen bei Hunden und Katzen 19
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