Bekämpfung von Würmern (Helminthen) bei Hunden und Katzen - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 1, Juli 2014
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Bekämpfung von Würmern (Helminthen) bei Hunden und Katzen Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 1, Juli 2014 1
PRÄAMBEL Präambel Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die im Juli 2014 überarbeitete Fassung der deutschen Adaption der euro- päischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 1 zur Bekämpfung von Würmern (Helminthen) bei Hunden und Katzen, erstellt in Kooperation von ESCCAP Deutschland e.V. und den nationalen Partnern: • Bundestierärztekammer e.V. (BTK) • Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) • Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (DVG) • Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin der DVG (DGK-DVG) • Österreichische Tierärztekammer (ÖTK) An dem Update der vorliegenden deutschen Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung beteiligte Autoren waren: • Prof. h.c. (KazATU) Dr. Christian Bauer, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Fachbereich Veterinär- medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen • Dr. Rolf Brahm, Fachtierarzt für Kleintiere, Dortmund, Vertreter der BTK • Prof. Dr. Arwid Daugschies, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig • Prof. Dr. Manfred Kietzmann, Dipl. ECVPT, Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover • Prof. Dr. Barbara Kohn, Dipl. ECVIM, Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin • Prof. Dr. Andreas Moritz, Dipl. ECVIM, Vertreter der DGK-DVG, Klinik für Kleintiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen • Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin, Vorsitzender ESCCAP Deutschland e.V. • Prof. Dr. Christina Strube, PhD, Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover • Dr. Burkhard Wendland, Fachtierarzt für Tierärztliche Allgemeinpraxis, Gross Koeris, Vertreter des bpt 2 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 3
I N H A LT Einleitung.......................................................................................................................................................................... 6 1. Individuelle Faktoren: Alter, Nutzung, Haltung, Ernährung und Reisen.......................................................................... 7 2. Strategische Bekämpfung............................................................................................................................................ 8 3. Spulwürmer (Toxocara spp.)......................................................................................................................................... 9 4. Bandwürmer............................................................................................................................................................. 12 4.1. Echinococcus spp............................................................................................................................................... 12 4.2. Taenia spp.......................................................................................................................................................... 14 4.3. Dipylidium caninum............................................................................................................................................ 14 5. Herzwürmer (Dirofilaria immitis)................................................................................................................................ 14 6. Hautfilarien (Dirofilaria repens).................................................................................................................................. 15 7. Lungen-/Herzwürmer (Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis)........................................................................... 16 8. Peitschenwürmer (Trichuris vulpis).............................................................................................................................. 17 9. Hakenwürmer........................................................................................................................................................... 18 10. Diagnose .................................................................................................................................................................. 18 11. Resistenzen............................................................................................................................................................... 19 12. Bekämpfung von Parasitenstadien in der Umwelt....................................................................................................... 19 13. Prävention zoonotischer Parasitosen.......................................................................................................................... 20 14. Schulung von Praxisteam, Tierbesitzer und Öffentlichkeit........................................................................................... 21 Tabelle 1A: .Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Intestinale Rundwürmer (Nematoden) ..........................22 Tabelle 1B: .Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Bandwürmer (Zestoden) ...............................................22 Tabelle 1C: .Charakteristika wichtiger Würmer bei Hunden in Europa: Extraintestinale Rundwürmer (Nematoden) ..................23 Tabelle 2: Risikofaktoren für wichtige Würmer bei Hunden in Europa...................................................................................24 Tabelle 3: Charakteristika wichtiger Würmer bei Katzen in Europa: Intestinale Rundwürmer (Nematoden) und Bandwürmer (Zestoden) ................................................................................................................................25 Tabelle 4: Risikofaktoren für wichtige Würmer bei Katzen in Europa ....................................................................................26 Tabelle 5: Wurmbefall bei Hunden: Klinische Symptome, Untersuchungsmaterial und Diagnose ..........................................27 Tabelle 6: Wurmbefall bei Katzen: Klinische Symptome, Untersuchungsmaterial und Diagnose.............................................28 Hintergrund von ESCCAP........................................................................................................................................................29 4 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 5
EINLEITUNG 11. . I INNDDI IVVI IDDUUEELLLLEE FFAAKKTTOORREENN Einleitung In Europa können Hunde und Katzen von einer Vielzahl ver- Die vorliegende Empfehlung basiert auf aktuellen wissen- 1 Individuelle Faktoren: Alter, Nutzung, Haltung, Ernährung und Reisen Je nach Alter, Haltungsform, Ernährung und Nutzung von • im Freien lebende Hunde und Katzen sowie solche, schiedener Helminthen (Nematoden, Zestoden und Tremato- schaftlichen Erkenntnissen. Teilweise werden weiterführende Hund und Katze müssen Diagnostik, Medikation und Präven- die unbeaufsichtigten Auslauf haben, den) infiziert werden. Die wichtigsten Spezies werden in den Studien notwendig sein, um umfassendere oder konkretere tion individuell vorgenommen werden. Bestimmte Faktoren • Hunde und Katzen, die gemeinsam mit anderen Tabellen 1 und 3 zusammengefasst. Aussagen zu bestimmten Teilaspekten machen zu können. können ein intensiveres Monitoring und/oder eine frequen- Tieren gehalten werden, ESCCAP sammelt in diesem Sinne weitergehende wissen- tere Entwurmung erforderlich machen, während andere ein • Jagdhunde. Einige dieser Parasiten haben eine größere Bedeutung als an- schaftliche Studien und weist bis zu deren Ergebnissen in der weniger intensives Vorgehen rechtfertigen können. Bei der dere aufgrund vorliegenden Empfehlung auf noch offene Fragestellungen Erstellung des Maßnahmenplans sollten unter anderem fol- Ernährung hin. gende Aspekte berücksichtigt werden (siehe auch Tabellen 2 • Hunde und Katzen mit Zugang zu wilden Nagetieren, a) ihrer Prävalenz, und 4): Mollusken, rohem Fisch oder rohem Fleisch ein- b) ihrer Pathogenität für den Wirt, Im Sinne der besseren Lesbarkeit dieser ESCCAP-Empfehlung schließlich Viszera, Kadavern und nicht ausreichend Alter, Zucht erhitzten oder gefrorenen Schlachtabfällen haben werden im Folgenden unter anderem Helminthen als „Wür- • Hunde- und Katzenwelpen tragen im Allgemeinen c) ihres zoonotischen Potenzials, ein höheres Risiko als andere Tiere. mer“, Medikamente zur Behandlung gegen Helminthen als ein höheres Risiko, an parasitären Infektionen zu d) einer Kombination dieser Gründe. „Anthelminthika“ und die Anwendung dieser als „Entwur- erkranken und diese zu übertragen, als adulte Tiere. Wohnort und Reisen mung“ bezeichnet. • Gravide Hündinnen können Toxocara canis und lak- • Tiere, die in endemischen Regionen leben oder diese Ziel dieser für Deutschland adaptierten ESCCAP-Empfehlung tierende Hündinnen T. canis und den in Deutschland besuchen (z. B. Urlaub, Tierpensionen, Hunde- und sehr selten vorkommenden Hakenwurm A. caninum Katzenausstellungen, Leistungsprüfungen etc.), ist es, einen aktuellen Überblick über die in Europa relevan- auf ihre Welpen übertragen und sich darüber hinaus tragen ein erhöhtes Risiko, sich mit den in diesen ten parasitischen Helminthen (Würmer) zu geben sowie einen selbst bei den Welpen infizieren (Superinfektion). Regionen endemischen Parasiten zu infizieren. Schwerpunkt auf ihre Bedeutung innerhalb Deutschlands zu • Laktierende Kätzinnen können T. cati auf ihre Welpen Auf Basis der spezifischen Voraussetzungen eines Tieres soll- legen. Darüber hinaus werden konkrete Maßnahmen emp- übertragen. fohlen, die Infektionen mit diesen Parasiten sowie Erkrankun- ten Art und Umfang von Diagnostik, Prävention und Medika- gen bei Tieren und/oder Menschen verhindern oder minimie- tion im Rahmen unten stehender Empfehlungen individuell Haltungsform, Nutzung ren sollen. ausgewählt werden. Inwieweit die gewählten Maßnahmen Folgende Hunde- und Katzengruppen tragen ein höheres Risi- für eine Bekämpfung eines Wurmbefalls ausreichend und ko als einzeln im Haus gehaltene Kleintiere: geeignet sind, klärt sich über eine Diagnostik, anhand derer Diese ESCCAP-Empfehlung umfasst Maßnahmen zur Diag- nostik, Prävention, Metaphylaxe und Therapie von Infektio- • Hunde und Katzen in Zwingern/Katzenzuchten oder der Erfolg der Prävention oder Medikation überprüft werden Tierheimen, kann. nen bei Hund und Katze, Maßnahmen zur Prävention einer Übertragung von Hund und Katze auf andere Tiere oder den Menschen, Maßnahmen zur Reduktion einer Umweltkonta- mination sowie Hinweise zur Information von TierhalterInnen. Rohfleischfütterung (Barfen) Über rohes Fleisch und Innereien (z. B. Leber, Lunge) können verschiedene Parasiten auf Hunde und Katzen übertra- gen werden. Dazu zählen unter anderem der kleine Hundebandwurm Echinococcus granulosus, der Einzeller Neo- spora caninum und bei der Katze auch Sarcocystis spp. sowie der Erreger der Toxoplasmose (Toxoplasma gondii). Wie hoch das Risiko ist, dass sich Hunde und Katzen über rohes Fleisch mit diesen und anderen Erregern anstecken, ist bisher unbekannt. Sicher ist nur, dass es möglich ist und immer wieder vorkommt. Dies heißt jedoch nicht, dass Hunde und Katzen aus parasitologischer Sicht grundsätzlich nicht roh ernährt werden dürfen. Wichtig ist nur, dass das Fleisch vor dem Verfüttern ausreichend tief und lange eingefroren wird, um enthaltene Parasitenstadien sicher abzutöten. Gewährleistet ist dies aber nur, wenn das Fleisch mindestens eine Woche bei -17 ° bis -20 °C tiefgefroren bleibt. Wer nicht weiß, ob das von ihm gekaufte Fleisch diese Voraussetzungen erfüllt, selber kein entsprechendes Einfrieren gewährleisten kann, aber dennoch roh füttern möchte, der sollte bei seinem Vierbeiner alle 6 Wochen eine Kotuntersuchung vornehmen lassen oder aber ihn mit einem gegen Spul- und Bandwürmer wirksamen Pro- dukt entwurmen. Denn: Auch wenn das Risiko einer Ansteckung über rohes Fleisch nicht besonders hoch ist, so können die gesundheitlichen Folgen möglicher Infektionen für Tier und Mensch erheblich sein. Ein Schutz vor über das Barfen übertragbaren Protozoen ist durch die Anwendung von Antiparasitika nicht möglich. 6 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 7
2 . S T R AT E G I S C H E B E K Ä M P F U N G 3. SPULWÜRMER 2 Strategische Bekämpfung Wesentliche Maßnahmen bei der Bekämpfung von Wurmbe- Sämtliche Hunde und Katzen sind über die gesamte Lebens- Katze Parasit Relevanz in Risiko bei Pathogenität Zoonose- fall bei Hunden und Katzen in Deutschland sind: zeit durch eine fachgerechte Diagnostik, Medikation und Prä- Deutschland Auslandsreisen für das Tier risiko • Tierärztlich verordnete Maßnahmen gegen Endo- vention vor Infektionen mit Würmern und deren Folgen zu Spulwürmer (Toxocara spp.) ++ ++ ++ + parasitenbefall bei Hund und Katze (Diagnostik, schützen. Hakenwürmer (v.a. Ancylostoma tubaeforme) (+) ++ ++ (+) Medikation, Prävention). Echinococcus multilocularis ++ ++ - + • Hygienemaßnahmen, insbesondere regelmäßiges Eine therapeutische Behandlung ist immer dann not- Entfernen von Hunde- und Katzenkot, um eine Kon- Dipylidium caninum ++ ++ + (+) tamination der Umgebung mit infektiösen Parasiten- wendig, wenn bei Hund oder Katze ein Wurmbefall Taenia spp. + + (+) - stadien zu verringern. diagnostiziert wird. Voraussetzung für eine sachge- Herzwürmer (Dirofilaria immitis) (+) ++ + + • Ernährung mit kommerziellen oder ausreichend Lungen-/Herzwürmer + ++ ++ - rechte Behandlung ist die Identifikation des Parasiten. erhitzten (10 Min., Kerntemperatur 65 °C) oder vorab (Aelurostrongylus abstrusus) gefrorenen (1 Woche, -17 bis -20 °C), selbst zuberei- Einer Behandlung sollten entsprechende Maßnahmen 3 teten Futtermitteln zur Vermeidung von Infektionen - kein/e, + gering/e, ++ mäßig/e, +++ hoch/hohe mit Parasiten, die durch rohes Fleisch oder Fisch über- zur Prävention folgen. tragen werden. • Vermeidung einer Aufnahme von wilden Nagetieren, Verschiedene Helminthen stehen bei Hunden und Katzen in- Kadavern, Schlachtabfällen usw. nerhalb Deutschlands unterschiedlich im Fokus, je nachdem, ob sie schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen können, Spulwürmer (Toxocara spp.) • Angebot von frischem Trinkwasser. ein besonderes Zoonoserisiko bergen oder eine hohe Präva- Auch wenn das Risiko eines Wurmbefalls bei Tieren bestimm- lenz in Deutschland und beliebten Reiseländern deutscher ter Altersstufen und Haltungsformen größer ist als bei ande- TierhalterInnen aufweisen. In den unten stehenden Übersich- ren Tieren, ist bei Hunden und Katzen aller Altersstufen und Infektionen mit Spulwürmern (Toxocara spp.) kommen sowohl Ob der Darm eines Tieres mit geschlechtsreifen Stadien be- ten findet sich eine entsprechende Einteilung: Haltungsformen eine Infektion mit bestimmten Wurmarten bei Welpen als auch bei adulten Hunden und Katzen vor. Bei fallen ist, lässt sich nur über regelmäßige Kotuntersuchungen möglich. adulten Tieren führt ein Befall nur selten zu klinischen Sym- klären. Hundewelpen können allerdings bereits, noch bevor ptomen, bei Welpen dagegen können Spulwürmer schwere eine Diagnose mittels Kotuntersuchung überhaupt möglich Erkrankungen hervorrufen. ist, im Mutterleib oder über die Muttermilch hochgradig mit Hund Toxocara canis infiziert worden sein. Bei Katzenwelpen ist Zudem verfügen Spulwürmer über ein erhebliches zoonoti- eine Infektion über die Muttermilch ebenfalls möglich, eine Parasit Relevanz in Risiko bei Pathogenität Zoonose- sches Potenzial. Im Menschen kann es nach oraler Aufnahme pränatale Infektion dagegen ausgeschlossen. Toxocara spp. Deutschland Auslandsreisen für das Tier risiko infektiöser Spulwurmeier zu einer somatischen Wanderung produzieren enorme Mengen an sehr langlebigen Wurmeiern Spulwürmer (Toxocara spp.) +++ +++ ++ ++ von Larven (Larva migrans visceralis) kommen. Werden bei und verdienen damit bei Hunden und Katzen über alle Alters- Hakenwürmer (v.a. Uncinaria stenocephala) + ++ ++ + dieser somatischen Wanderung Nervenbahnen, Auge und/ stufen hinweg Beachtung. Echinococcus multilocularis ++ ++ - +++ oder Gehirn des Menschen befallen, kann dies ernsthafte ge- sundheitliche Folgen haben. Echinococcus granulosus (+) ++ - +++ Dipylidium caninum + + - + Taenia spp. + + (+) (+) BEKÄMPFUNG/MEDIKATION Herzwürmer (Dirofilaria immitis) (+) ++ +++ + Hautfilarien (Dirofilaria repens) + ++ + + Kotuntersuchungen Lungen-/Herzwürmer (Angiostrongylus vasorum, ++ ++ ++ - Im Prinzip ist eine regelmäßige Diagnostik mit anthelminthischer Behandlung nur bei positivem Nachweis eines Crenosoma vulpis) Spulwurmbefalls einer routinemäßigen Entwurmung vorzuziehen. Kotuntersuchungen sollten in den unten auf- Peitschenwürmer (Trichuris vulpis) + ++ + (-) geführten Intervallen durchgeführt werden. Allerdings besteht die Einschränkung, dass über Kotuntersuchungen nicht sicher verhindert werden kann, dass bis zu einer Diagnose (zwischen den Untersuchungen) über mehrere - kein/e, + gering/e, ++ mäßig/e, +++ hoch/hohe Wochen infektiöse Eier ausgeschieden werden. Auch kann selbst bei negativem Kotprobenbefund nicht mit abso- luter Sicherheit davon ausgegangen werden, dass ein Tier nicht mit Spulwürmern infiziert ist. Ursache kann z. B. eine präpatente Infektion oder die Ausscheidung von nur wenigen Spulwurmeiern und somit ein Unterschreiten der Nachweisgrenze der koproskopischen Untersuchung sein. 8 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 9
3. SPULWÜRMER 3. SPULWÜRMER ESCCAP-Schema zur individuellen Entwurmung Risikogruppen Hund / Katze Tier hat freien Auslauf • Hundewelpen sollten beginnend im Alter von • Gesichert ist, dass mit einer monatlichen Entwur- Ja Nein 2 Wochen mit einem geeigneten Anthelminthikum mung eine Patenz von Toxocara spp. weitgehend behandelt werden (siehe Vetidata-Liste auf ausgeschlossen werden kann, da die Präpatenz bei Risikogruppe A Auslauf ohne Kontakt zu www.esccap.de). Anschließend wird die Behandlung Toxocara spp. etwas über 4 Wochen liegt. Eine mo- Nein 1 bis 2 x im Jahr gegen Aufsicht Artgenossen, die nicht im Nein in 2-wöchigen Abständen bis 2 Wochen nach dem natliche Entwurmung kann daher in Einzelfällen – Spul- und Bandwürmer behandeln gleichen Haushalt leben Absetzen wiederholt. bei hohem Infektionsrisiko (zahlreiche Infektions- oder Kotuntersuchung möglichkeiten, regelmäßig unbeaufsichtigter Aus- • Katzenwelpen sollten beginnend im Alter von Ja Ja lauf) und engem Kontakt in Familien mit Kleinkin- 3 Wochen mit einem geeigneten Anthelminthikum dern – angezeigt sein. Eine monatliche Entwurmung behandelt werden (siehe Vetidata-Liste auf kann aus diesem Wissen heraus jedoch nicht pauschal Risikogruppe D www.esccap.de). Nach bisher vorliegenden Erfah- Tier frisst Aas oder Tier frisst Beutetiere empfohlen werden. Vielmehr gilt es für jedes Tier Ja den Kot von Artgenossen Nein oder geht mit auf die Jagd rungen empfiehlt sich auch hier die fortlaufende eine individuelle Risikobewertung vorzunehmen und 12 x im Jahr gegen Behandlung in 2-wöchigen Abständen bis dann zu entscheiden, falls dies als erforderlich einge- Spul- und Bandwür- 2 Wochen nach dem Absetzen. schätzt wird, zu welchen Zeitpunkten eine Entwur- mer behandeln oder Ja Nein mung des betreffenden Patienten erfolgen soll. Kotuntersuchung* • Säugende Hündinnen und Kätzinnen sollten gleich- zeitig mit der ersten Behandlung ihrer Nachkommen behandelt werden, da sie parallel zu ihren Welpen Risikogruppe C Risikogruppe B Hinweis: Kann das individuelle Risiko eines Tieres nicht eindeutig patente Infektionen entwickeln können. eingeschätzt werden, sollte mind. 4 x im Jahr Kot untersucht oder 12 x im Jahr gegen 4 x im Jahr gegen • Für die Behandlung trächtiger Hündinnen mit dem Das ESCCAP-Schema auf Seite 11 dieser Empfehlung dient entwurmt werden. Denn Studien haben belegt, dass 1-3 Entwur- Bandwürmer, 4 x im Jahr Spul- und Band- Ziel, eine pränatale Infektion der Welpen zu ver- mungen im Durchschnitt keinen ausreichenden Schutz bieten. gegen Spul- und Band- würmer der Ermittlung individueller Kotuntersuchungs- bzw. Entwur- hindern, gibt es in Deutschland keine zugelassenen würmer behandeln behandeln oder mungsfrequenzen für einzelne Hunde und Katzen. * Katzen sind für Echinococcus spp. vergleichsweise ungeeignete Wirte. Bei Befall kommt es nur selten und oder Kotuntersuchung Kotuntersuchung Präparate. Ein Schutz der Welpen konnte jedoch dann nur gering zur Eiausscheidung. Die Eier sind ferner laut einer experimentellen Untersuchung nicht infektiös. Ein Zoonoserisiko kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Es liegt daher im nachgewiesen werden mit z. B. der 2-maligen An- Ermessen von der Tierärztin/des Tierarztes und der Tierhalterin/des Tierhalters, ob monatlich untersucht/ behandelt werden soll. wendung von makrozyklischen Laktonen um den 40. und 55. Trächtigkeitstag bzw. der täglichen Der exakte individuelle Infektionsstatus und der Erfolg Anwendung von Fenbendazol ab dem 40. Trächtig- der Behandlungen können nur über Kotuntersuchun- ZUSÄTZLICHE BEHANDLUNGEN keitstag. Spulwürmer gen ermittelt werden. Ohne Diagnostik lassen sich die Für adulte Hunde und Katzen stellt ESCCAP Folgendes Welpe Hunde im Alter von 2 Wo., Katzenwelpen im Alter von 3 Wo., anschließend alle fest: individuelle Situation eines Tieres und die daraus re- 14 Tage bis 2 Wo. nach Aufnahme der letzten Muttermilch Trächtige Hündin Für die Behandlung trächtiger Hündinnen mit dem Ziel, eine pränatale Infektion sultierende empfohlene Entwurmungsfrequenz ledig- • Über eine mindestens erforderliche Anzahl an Ent- der Welpen zu verhindern, gibt es in Deutschland keine zugelassenen Präparate. wurmungen unter unterschiedlichen epidemiologi- lich schätzen. Ist das Infektionsrisiko unbekannt oder Ein Schutz der Welpen konnte jedoch nachgewiesen werden mit z. B. der schen Bedingungen stehen derzeit keine gesicherten 2-maligen Anwendung von makrozyklischen Laktonen um den 40. und können Infektionen grundsätzlich nicht durch diagnos- 55. Trächtigkeitstag bzw. der täglichen Anwendung von Fenbendazol ab dem Daten zur Verfügung. Ein- oder zweimalige Behand- 40. Trächtigkeitstag. lungen pro Jahr haben jedoch in epidemiologischen tische Untersuchungen ausgeschlossen werden, sind Studien innerhalb der untersuchten Populationen im Säugendes Tier parallel zur 1. Behandlung der Welpen (s.o.) Durchschnitt keine ausreichende Wirkung gezeigt. mindestens 4 Behandlungen pro Jahr zu empfehlen. Besondere Infektionsrisiken: Sportwett- einmalig max. 4 Wochen vor und 2-4 Wochen nach dem Ereignis kampf, Ausstellung, Tierpension etc. Professionelle Nutzung, z. B. Therapie-, 12 x im Jahr, sofern ein Ausscheiden infektiöser Spulwurmstadien Rettungs- oder Polizeihund garantiert ausgeschlossen werden soll Enges Zusammenleben mit kleinen Kindern 12 x im Jahr, sofern ein Ausscheiden infektiöser Spulwurmstadien oder immungeschwächten Personen garantiert ausgeschlossen werden soll Bandwürmer Flohbefall einmalig bei Flohbefall Reise oder Import in/aus Endemiegebieten Hunde mit hohem Infektionsrisiko 4 Wo. nach Beginn der Reise, dann alle für Echinococcus 4 Wo. bis 4 Wo. nach Rückkehr. Nach Import umgehend Untersuchung und Behandlung Frisst rohes Fleisch/Innereien Hunde, die mit rohem Fleisch ernährt werden, das zuvor nicht ausreichend erhitzt (10 Min., Kerntemperatur 65 oC) oder gefroren (1 Wo., -17 bis -20 oC) wurde, sollten alle 6 Wochen gegen Bandwürmer behandelt werden Herzwürmer Reise oder Import in/aus Endemiegebieten ab Beginn einer möglichen Übertragung bis 30 Tage nach zuletzt möglicher für Herzwürmer Übertragung in monatl. Abständen 10 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 11
4. BANDWÜRMER 4. BANDWÜRMER 4 Bandwürmer 4.1. Echinococcus spp. Pferde-Stamm Die Bandwürmer Echinococcus granulosus und Echinococcus neuesten Untersuchungen unter 0,3% und spielt damit eine multilocularis sind Zoonoseerreger mit großer Bedeutung für untergeordnete Rolle. Maßnahmen zur Bekämpfung dieses Rinder-Stamm die öffentliche Gesundheit. Die von den Endwirten über die Wurmes beim Hund sind daher in Deutschland in der Regel Schweine-Stamm Fäzes ausgeschiedenen Eier sind unmittelbar infektiös. Infolge nicht notwendig. Größeres Interesse besteht unter Umstän- Schaf-Stamm einer Infektion mit E. multilocularis oder E. granulosus kommt den bei Hunden, die aus endemischen Gebieten (Abbildung es beim Menschen zu einer alveolären bzw. zystischen Echi- 2) importiert wurden oder dort auf Reisen waren/gehen. nokokkose mit Zystenbildung in der Leber und/oder anderen Organen, die besonders im Fall einer E.-multilocularis-Infek- Die spezifische Diagnose einer Echinococcus-Infektion tion unbehandelt oft tödlich verläuft. Die Infektion des Men- bei Hunden und Katzen ist schwierig, da die Eier der verschie- schen findet meist über die orale Aufnahme von Wurmeiern denen Taeniiden im Rahmen von Kotuntersuchungen mor- und Proglottiden statt, die infizierte Tiere im Fell tragen oder phologisch nicht zu differenzieren sind. Koproantigentests mit dem Kot ausscheiden. zum Echinococcus-Nachweis oder PCRs zur Identifizierung bestimmter Spezies und/oder Genotypen werden lediglich in E. multilocularis ist in Zentral- und Osteuropa und auch in wenigen spezialisierten Labors durchgeführt. In endemischen Abbildung 2: ganz Deutschland endemisch (Abbildung 1). Hunde sind emp- Echinococcus-Gebieten, also auch in ganz Deutschland, soll- Geografische Verbrei- ten koproskopisch nachgewiesene Taeniiden-Infektionen tung von Echinococcus fänglich für diesen Wurm, in geringerem Maße auch Katzen. granulosus in Europa In der Praxis steht der Befall von Hunden im Vordergrund, stets als potenzielle Echinococcus-Infektionen betrachtet und da Katzen als Wirte für E. multilocularis von untergeordneter zur Abklärung weitere diagnostische Schritte in Speziallabors Bedeutung sind und im Unterschied zu Hunden wahrschein- durchgeführt werden (z. B. Koproantigen-ELISA, PCR). In der lich nur ein geringes zoonotisches Risiko darstellen. Wichtigs- ter Endwirt von E. multilocularis ist der Rotfuchs, natürliche Praxis heißt dies, dass jeder Nachweis von Taeniiden-Eiern beim Hund und bei der Katze weiter auf das Vorkommen von PRÄVENTION Zwischenwirte sind Feldmäuse und andere Nagetiere. Die In- Echinokokken abgeklärt werden sollte, da Echinococcus-Eier Sofern machbar, sollten Hunde keinen Zugang zu wilden Nagetieren haben. fektion von Hund und Katze findet über den Verzehr wilder unmittelbar infektiös sind. Hunde und Katzen sollten kein unbehandeltes rohes Fleisch oder Schlachtabfälle erhalten, sondern ausschließ- Nagetiere statt, die Finnen von E. multilocularis enthalten. lich mit kommerziellem Futter oder ausreichend erhitzter (10 Min., Kerntemperatur 65 °C) oder zuvor gefrorener (1 Wo., -17 bis -20 °C), selbst zubereiteter Nahrung gefüttert werden. Hunde, die nicht entsprechend vorbereitetes E. granulosus ist in Deutschland rohes Fleisch erhalten, sollten alle 6 Wochen gegen Bandwürmer behandelt werden. nur sehr selten anzutreffen. Wich- tigster Hauptwirt ist der Hund. Die Für Hunde mit hohem Infektionsrisiko für E. multilocularis, die z. B. Zugang zu wilden Nagetieren haben, Aasfres- Infektion erfolgt vornehmlich über ser sind (z. B. von toten Nagern), regelmäßig unbeaufsichtigten freien Auslauf haben, jagdlich geführt werden, den Verzehr von Schlachtabfällen, empfiehlt ESCCAP eine monatliche Entwurmung mit einem geeigneten Anthelminthikum (siehe Vetidata-Liste auf Innereien oder Beutetieren, die Fin- www.esccap.de). nen von E. granulosus enthalten. In Hunde, die in Endemiegebiete im Ausland reisen und dort oben genanntes hohes Infektionsrisiko haben, sollten Deutschland werden E.-granulosus- 4 Wochen nach Beginn der Reise und anschließend in monatlichen Abständen bis 4 Wochen nach Rückkehr mit Stadien in Schlachttieren nur sehr einem geeigneten Anthelminthikum behandelt werden. selten angetroffen (in Rindern, sel- Hunde, die aus Endemiegebieten importiert werden und dort oben genanntes hohes Infektionsrisiko hatten, soll- ten auch Schweinen). Die Befallsrate ten umgehend tierärztlich untersucht werden und mit einem geeigneten Anthelminthikum behandelt werden. bei Hunden liegt hierzulande nach Für Katzen gelten grundsätzlich – bzw. aufgrund des stärker ausgeprägten Nagerfangverhaltens ggf. sogar in ver- mehrtem Maße – die für Bandwurminfektionen relevanten Infektionsrisiken. Da Katzen jedoch für Echinococcus spp. vergleichsweise ungeeignete Wirte sind und bei einem Befall mit E. multilocularis nur selten und auch dann ledig- lich geringe Eizahlen ausscheiden und die Eier zudem laut einer experimentellen Untersuchung nicht infektiös sind, stellen sie für die Übertragung dieser Zoonose vermutlich ein minimales Risiko dar. Da aufgrund des gegenwärtigen Wissensstands jedoch ein Zoonoserisiko nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, bleibt es im Ermessen der/ des verantwortlichen Tierärztin/Tierarztes sowie der Tierhalterin/des Tierhalters, ob angesichts der individuellen Abbildung 1: Situation (z. B. Kleinkinder im Haushalt, sehr enger Kontakt zur Katze) dennoch in monatlichen Intervallen diagnos- Geografische Verbreitung von Echinococcus multilocularis in Europa tisch kontrolliert oder, sofern erforderlich, behandelt werden soll. 12 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 13
5. HERZWÜRMER 6. HAUTFILARIEN MEDIKATION Bei nachgewiesenem Echinococcus-Befall wird der die Tierhalterin/der Tierhalter über das bereits stattgefundene Infektionsrisiko (welches vor Diagnose und Therapie größer war als zum Zeitpunkt der Beratung) informiert und über das weitere Vorgehen instruiert. Die Hunde werden stationär in der Praxis/Klinik sofort gebadet (Schutzklei- dung), zweimal im Abstand von 24 Stunden mit Praziquantel oder Epsiprantel behandelt und noch einmal gebadet. Die TierhalterInnen werden mit einem Merkblatt über die Entsorgung des Kotes (dicht verpackt über den Hausmüll, der in der Müllverbrennung mündet), die direkt vom Hund ausgehende Kontaminationsgefahr und über serologi- Gegenwärtig gibt es keine Repellenzien/Insektizide, die laut eines kommerziellen Schnelltests in der Praxis. Bei positivem sche Diagnosemöglichkeiten für den Menschen informiert. Zulassung nachweislich eine Übertragung von Herzwürmern Befund sollte differenzialdiagnostisch ein Befall mit wenig pa- verhindern können. Eine medikamentelle Prophylaxe von Herz- thogenen Gewebefilarien berücksichtigt werden. Zu Letzte- Der Erfolg der Therapie wird nach 7-14 Tagen durch eine Kotuntersuchung mittels Koproantigen-ELISA oder PCR würmern konzentriert sich daher auf die Anwendung makrozy- ren zählt auch die Hautfilarie des Hundes, Dirofilaria repens, kontrolliert. klischer Laktone (siehe Vetidata-Liste auf www.esccap.de), die für die kürzlich Hinweise auf ein regionales Vorkommen in wandernde Larven abtöten, bevor diese das Herz erreichen. Deutschland (Brandenburg) veröffentlicht wurden. Auf diese Weise kann zwar nicht eine Infektion, aber ein Be- 4.2. Taenia spp. 4.3. Dipylidium caninum fall mit adulten Herzwürmern und somit die Entstehung von Hunde- und Katzenwelpen aus Endemiegebieten müssen so Die Bandwürmer Taenia spp. führen bei Hunden oder Katzen Dipylidium caninum wird oft als Gurkenkernbandwurm be- Krankheitssymptomen wirksam verhindert werden. Alle der- bald wie möglich nach ihrer Geburt einer präventiven Herz- grundsätzlich nicht zu intestinalen Symptomen. Die Infektion zeichnet. Infektionen gehen bei Hunden und Katzen nur sel- zeit in Deutschland gegen Herzwürmer zugelassenen Produk- wurmbehandlung unterzogen werden (in Übereinstimmung der Zwischenwirte erfolgt durch orale Aufnahme von Band- ten mit klinischen Symptomen wie dem „Schlittenfahren“ te sind für eine monatliche Anwendung vorgesehen (siehe mit den Produktinformationen). wurmeiern, die sich größtenteils zunächst in über die Fäzes einher. Zwischenwirte dieses Bandwurmes sind Flöhe, Läuse Vetidata-Liste auf www.esccap.de). Die Behandlung mit die- vom Endwirt ausgeschiedenen Proglottiden befinden, aus und Haarlinge. Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme sen Produkten sollte daher innerhalb der ersten vier Wochen diesen aber auch in der Umwelt freigesetzt werden. Die den infizierter Insekten. Selten kann sich der adulte Bandwurm nach Beginn einer möglichen Übertragung starten und bis Anus verlassenden reifen Segmente können zu analer Rei- auch beim Menschen etablieren. Die Präpatenz beträgt etwa 30 Tage nach der zuletzt möglichen Übertragung in monat- Ein Diagnose- und Behandlungsschema bei Verdacht zung führen und betroffene Tiere dazu veranlassen, ihr Hin- 3 Wochen. Die Behandlung erfolgt mit einem wirksamen lichen Abständen fortgesetzt werden. Grundsätzlich sollte auf einen Befall mit Herzwürmern sowie weitere Infor- terteil am Boden zu reiben (Schlittenfahren). Besitzer können Anthelminthikum, die Kontrolle durch die Bekämpfung von bei Hunden, die bereits früher dem Risiko einer Dirofilaria- mationen zur Diagnose und Medikation finden sich in teilweise bewegliche Segmente feststellen, die sich um den einem Befall mit Flöhen, Läusen und Haarlingen. Infektion ausgesetzt waren, eine umfassende klinische Unter- Anus ihres Tieres herum befinden. suchung, einschließlich Blutuntersuchung (Tests auf im Blut der ESCCAP-Empfehlung zu „von Vektoren übertrage- zirkulierende Mikrofilarien und Herzwurmantigen), vorge- nen Erkrankungen bei Hunden und Katzen“, die zum 5 nommen werden, um einen Herzwurmbefall zu überprüfen. kostenlosen Download auf www.esccap.de zur Verfü- Empfohlen für die Diagnostik ist die Untersuchung einer Blut- probe in einem spezialisierten Labor oder die Durchführung gung steht. 6 Herzwürmer (Dirofilaria immitis) Hautfilarien (Dirofilaria repens) Derzeit besteht innerhalb Deutschlands für Hunde und Kat- tig kann die Infektion auf den Kanarischen Inseln ganzjährig zen kein nennenswertes Risiko, sich mit Herzwürmern zu übertragen werden. Ein zoonotisches Potenzial ist gegeben, infizieren. Diagnostik, Medikation und Prävention spielen da sich Dirofilaria-Arten beim Menschen nach dem Stich ei- jedoch in den Fällen eine Rolle, in denen die Tiere zwar in ner infizierten Mücke in verschiedenen Organen weiterent- Hautfilarien (Dirofilaria repens) kommen bei Hunden und Kat- nulome nachgewiesen werden. Bei Hunden sind selten auch Deutschland gehalten werden, aber aus dem endemischen wickeln und Granulome verursachen können, die meistens zen vor. Sie werden ebenso wie Herzwürmer (D. immitis) über pustuläre Ausschläge, ulzeröse Läsionen und skabiesartige Ausland stammen oder dorthin reisen. Ein Befall mit Herzwür- jedoch ohne klinische Bedeutung bleiben. Vektoren übertragen (Mücken der Familie Culicidae). Gegen- Dermatitiden in der Haut zu beobachten. mern (Dirofilaria immitis) ist in zahlreichen Ländern Süd- und wärtig gibt es vereinzelt Hinweise auf in Deutschland erwor- Osteuropas verbreitet (Abbildung 3). Die zunehmende Zahl Obwohl auch Katzen potenzielle Wirte für Herzwürmer sind, bene D.-repens-Infektionen bei Hunden z. B. am Oberrhein Gegen adulte D. repens ist gegenwärtig kein Präparat zuge- von Tieren, die in diese Gebiete reisen oder aus diesen Regio- ist ihre Bedeutung als Wirt geringer als die des Hundes. Hin- oder in Brandenburg. In Nachbarländern wie Polen und Ös- lassen. Da die meisten Infektionen klinisch unauffällig sind, ist nen nach Deutschland importiert werden, führt zu lebensbe- zu kommt, dass Katzen seltener auf Reisen ins endemische terreich scheint der Parasit endemisch zu sein (Abbildung 3). eine Therapie in der Regel auch nicht notwendig. Ein Einsatz drohlichen Erkrankungsfällen auch bei Hunden und Katzen in Ausland mitgenommen oder von dort eingeführt werden. Die von makrozyklischen Laktonen in Kombination mit Doxycyclin Deutschland. Relevanz für die deutsche Kleintierpraxis ist daher sehr gering. Eine D.-repens-Infektion ist meistens ein Zufallsbefund bei (gegen die symbiontischen Wolbachien wirksames Antibioti- Sollte der Fall auftreten, dass eine Katze eingeführt oder in ein Operationen. D. repens kann bei Hunden und Katzen die Bil- kum) ist möglich und verringert das Übertragungsrisiko auf Herzwürmer werden über Vektoren übertragen (Mücken der endemisches Gebiet verreisen soll, so sei an dieser Stelle auf dung subkutaner schmerzloser, verschiebbarer Knoten in sub- Hund und Mensch. Kürzlich wurde Moxidectin mit Wirkung Familie Culicidae). In den meisten Teilen Europas, in denen das Herzwurmkapitel der europäischen ESCCAP-Empfehlung kutanen Geweben, in perimuskulären Faszien, in perirenalem gegen frühe Larvenstadien (Prophylaxe) sowie Mikrofilarien die Infektion endemisch vorkommt, dauert die Übertragungs- zur Bekämpfung von Helminthen bei Hunden und Katzen ver- Fettgewebe oder in der Bauchhöhle verursachen. Diese Kno- (Verhinderung der Übertragung auf Mücken) zugelassen. Pa- saison für Herzwürmer im Allgemeinen von April bis Oktober wiesen (www.esccap.org). ten enthalten adulte Parasiten und Mikrofilarien. In Einzelfäl- rasitäre Knoten können chirurgisch entfernt werden. (Schwankungen je nach Klima). In der EU bislang einzigar- len konnten eine noduläre Konjunktivitis und Konjuktivalgra- 14 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 15
7. LUNGEN- / HERZWÜRMER 8. PEITSCHENWÜRMER In Europa ist D. repens der häufigste Erreger der kutanen Di- Weitere Informationen zu Hautfilarien finden sich in der fungieren. Hunde können sich durch orale Aufnahme von pa- orexie und Leistungsintoleranz. Infolge einer Obstruktion rofilariose, vereinzelt wurden aber auch Lungenknoten durch ratenischen Wirten wie Schnecken, Fröschen oder anderen der Lungenarterie und anderer wichtiger Arterien oder einer ESCCAP-Empfehlung zu „von Vektoren übertragenen Er- D. repens verursacht. Die meisten Fälle verlaufen asympto- Amphibien infizieren. Nach oraler Aufnahme von L3 durch- Herzinsuffizienz kann es zu plötzlichen Todesfällen kommen. matisch und bedürfen keiner Therapie; in vielen Fällen wurde krankungen bei Hunden und Katzen“, die zum kostenlo- dringen diese die Darmwand und gelangen in das lymphati- Bei chronischer verminöser Pneumonie treten auch Anorexie die Infektion erst nach der chirurgischen Entfernung eines sen Download auf www.esccap.de zur Verfügung steht. sche System, wo sie sich weiterentwickeln bevor sie ins rechte und Gewichtsverlust, Kachexie und pulmonale Hypertonie Knotens, der Würmer enthielt, Herz und in die Lungenarterie gelangen. Weibliche Würmer auf. Gelegentlich befinden sich Larven und selten auch adulte diagnostiziert. Neben dem klas- beginnen dort nach 38-60 Tagen mit der Eiablage. Die Larven Stadien von A. vasorum in ektopischen Lokalisationen, wie sischen Bild solitärer Lungen- schlüpfen und penetrieren die Alveolen, werden hochgehus- Gehirn, Harnblase, Niere oder vorderer Augenkammer. Die knoten wurden auch Fälle von tet, abgeschluckt und über die Fäzes als L1 ausgeschieden. klinischen Symptome entsprechen den Schädigungen in den Lokalisationen im Auge und in Die Infektion kann ohne Behandlung möglicherweise lebens- befallenen Organen. tiefen Körpergeweben berich- lang bestehen. tet, die gelegentlich einen Tu- Der Therapie dienen makrozyklische Laktone (einmalige Gabe, mor vortäuschen. Die klinischen Manifestationen einer A.-vasorum-Infektion evtl. Wiederholungsbehandlung nach einer Woche) oder bei Hunden sind unterschiedlich. Beschrieben werden natür- von Benzimidazolen (wiederholte tägliche Applikation über lich infizierte Hunde ohne klinische Symptome. Es kann aber 5 Tage bis mehrere Wochen). Bei hochgradigen klinischen auch zu respiratorischen Symptomen infolge einer vermi- Symptomen bzw. Superinfektionen kann eine unterstützende nösen Pneumonie kommen. Mögliche Folgen der Infektion Behandlung mit Antibiotika oder Glukokortikoiden erforder- sind Koagulopathien mit Blutungsstörungen, neurologischen, lich sein. Betroffene Tiere sollten während der Behandlungs- gastrointestinalen oder unspezifischen Symptomen wie An- periode ruhig gehalten werden (mindestens 2-3 Tage). Abbildung 3: Geografische Verbreitung von Dirofilaria immitis und Dirofilaria repens in Europa 8 Peitschenwürmer (Trichuris vulpis) 7 Trichuris vulpis kann bei Hunden zu klinischen Symptomen können. Hochgradige Infektionen führen zu blutigen, schlei- Lungen- / Herzwürmer (Angiostrongylus führen. Trichuris vulpis kommt vor allem in Teilen Zentral- und Südeuropas und unter speziellen Haltungsbedingungen wie migen Fäzes und Durchfall und in der Folge können metabo- lische Störungen wie Hyponatriämie auftreten. vasorum, Crenosoma vulpis) in Zwingern oder Tierheimen vor. Die Umwelt kann in be- trächtlichem Maße und persistent mit infektiösen Eiern kon- Die Diagnose erfolgt über den koproskopischen Nachweis der taminiert sein. Eine solche Kontamination kann anhaltende charakteristischen zitronenförmigen Eier im Kot. Bei nachge- Probleme bereiten, da sich Hunde in einer kontaminierten wiesenem Befall müssen die Hunde möglichst wiederholt mit Angiostrongylus vasorum ist ein Nematode. Seine adulten als Erregerreservoir keine Rolle). Nach neueren seroepide- Umwelt wiederholt reinfizieren können. einem entsprechend wirksamen Anthelminthikum behandelt Stadien besiedeln die Lungenarterien und das rechte Herz miologischen und koproskopischen Untersuchungen sind in (siehe Vetidata-Liste auf www.esccap.de) und aus der kon- von Hunden und anderen Karnivoren (sehr selten Katzen). Deutschland Hunde vor allem in westlichen Bundesländern Infizierte Hunde scheiden Trichuris-Eier mit den Fäzes aus. taminierten Umgebung verbracht werden. Unter Umständen Geografisch kommt A. vasorum in einigen europäischen Län- betroffen, wobei allerdings Seroprävalenzen von unter 3 % Bei Temperaturen über + 4 °C entwickelt sich in den Eiern in- kann es erforderlich sein, kontaminierte Areale im Umfeld der dern vor. Frühere Berichte über isolierte endemische Herde festgestellt wurden. Auch für Crenosoma vulpis scheint das nerhalb von 1-2 Monaten das erste Larvenstadium (L1). Die Hunde umzugraben, auszuheben oder zu betonieren. Befes- werden dabei zunehmend abgelöst durch die Beschreibung Vorkommen bisher in erster Linie auf die westlichen Bundes- Larven sind durch die Eischale geschützt und bleiben in der tigte Areale sollten intensiv gereinigt und desinfiziert werden, ausgedehnterer endemischer Gebiete, in denen Hunde und länder beschränkt zu sein. Umwelt mehrere Jahre infektiös. Hunde infizieren sich durch auf z. B. Erdboden ist dies nicht möglich. Zumindest sollte Wildtiere betroffen sind. Insbesondere Füchse gelten als wich- die orale Aufnahme von Eiern, die infektiöse Larven enthal- aber der potenziell Trichuris-Eier enthaltende Kot täglich ent- tiges Reservoir, aber auch Wölfe, Europäische Otter, Dachse Der Entwicklungszyklus von A. vasorum ist charakterisiert ten. Die Präpatenz beträgt 2-3 Monate, wonach über einen fernt und unschädlich beseitigt werden. und Frettchen können Infektionsquellen sein (Katzen spielen durch verschiedene Schneckenarten, die als Zwischenwirte Zeitraum von bis zu einem Jahr Eier ausgeschieden werden 16 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 17
9. H A K E N W Ü R M E R 11. RESISTENZEN 10. D I A G N O S E 1 2 . B E K Ä M P F U N G V O N PA R A S I T E N S TA D I E N 9 Hakenwürmer Hakenwürmer verfügen über große Mundkapseln, die ge- Haut zu penetrieren und nach Wanderung im Körper in den der Morphologie des Schwanzes. Um zu überprüfen, ob eine Eine ausführliche, bebilderte Anleitung für die Diag- winkelt zum restlichen Körper des Wurmes stehen, was den Magen-Darm-Trakt zu gelangen. Behandlung erfolgreich war, werden etwa 7-10 Tage nach nostik im Rahmen der Bekämpfung von Würmern bei geläufigen Trivialnamen dieser kleinen Nematoden erklärt. der Behandlung mit Benzimidazolen, wie z. B. Fenbendazol, In Europa sind 3 Spezies von Bedeutung: Ancylostoma cani- Die Adulti sämtlicher Hakenwurmspezies parasitieren, indem oder 3 Wochen nach Behandlung mit makrozyklischen Lak- Hunden und Katzen steht zum kostenlosen Download num (Hund), Ancylostoma tubaeforme (Katze) und Uncinaria sie sich mit der Mundöffnung an die Darmschleimhaut ihrer tonen, wie z. B. Moxidectin oder Milbemycin, erneut Kotpro- auf www.esccap.de zur Verfügung. stenocephala (Hund und selten Katze). U. stenocephala ver- Wirte anheften und die Schleimhautoberfläche schädigen, ben untersucht. Sind weiterhin Larven nachzuweisen, wird trägt kältere Klimata als A. caninum, ist überall in Europa zu um so an Nährstoffe zu gelangen. Ancylostoma spp. saugt eine Überwachung über einen Zeitraum von bis zu 3 Wochen 11 finden und in Zentraleuropa die relevanteste Hakenwurmart Blut und ist auf den darin enthaltenen Sauerstoff angewiesen, empfohlen, je nach Indikation mit wiederholter Behandlung. bei Hunden. A. caninum wird vorwiegend in Südeuropa und während U. stenocephala vorwiegend an der Darmoberfläche bei von dort importierten Hunden nachgewiesen, und A. tu- Gewebebestandteile aufnimmt. Ancylostoma-Spezies können baeforme kommt im gesamten Kontinentaleuropa vor. bei entsprechend starkem oder persistierendem Befall eine sig- nifikante Anämie hervorrufen. Bei Hundewelpen kann eine lak- Resistenzen Die adulten Würmer besiedeln den Dünndarm und durchlau- togene Übertragung von A. caninum zu einer akuten Anämie fen einen direkten Entwicklungszyklus, wobei aus den über und Todesfällen führen. Uncinaria spp. sind weniger pathogen. die Fäzes ausgeschiedenen Eiern Erstlarven schlüpfen, die sich in der Umwelt zum dritten Larvenstadium (L3) entwickeln. Nach Exposition entwickelt sich eine Immunität, die vermut- Werden die L3 von Hunden oder Katzen oral aufgenommen, lich jedoch nicht vollständig ist. Besonders gefährdet sind Bislang gibt es weltweit keine überzeugenden Berichte über onsdruck auf eine dort isolierte Parasitenpopulation zur Folge entwickeln sich daraus im Magen und Darm innerhalb von Tiere, die im Freien gehalten werden bzw. sich regelmäßig Anthelminthika-Resistenzen bei Helminthen von Hund oder haben kann, kann die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung 2-3 Wochen adulte Würmer. Hakenwürmer, insbesondere in Ausläufen bewegen (Zwinger, Tierheim, Tierpension). Die Katze. Die offensichtlich geringe Anzahl an Berichten kann von Resistenzen erhöht sein. die Larven von Ancylostoma spp., können aber auch lakto- Diagnose basiert auf dem Nachweis von Hakenwurmeiern im Hinweis darauf sein, dass Resistenzen in der Tat praktisch gen von Muttertieren auf Welpen übertragen werden. In der Kot. Werden Hakenwurmeier im Kot nachgewiesen, sollten nicht oder nur sehr selten auftreten. Es wird daher empfohlen, die Bekämpfung von Würmern Umwelt frei lebende L3 sind darüber hinaus in der Lage, die entsprechende anthelminthische Behandlungen erfolgen. in größeren Hunde- und Katzenbeständen wie Tierheimen, Auf Basis der Erfahrungen aus der Großtierpraxis, wo Resis- Zwingern, großen Zuchten oder ähnlich intensiven Haltungs- 10 tenzen nachgewiesenermaßen existieren, ist die Wahrschein- formen sorgfältig zu planen und durch Untersuchungen von lichkeit von Resistenzentwicklungen in größeren Hunde- und Kotproben zu begleiten. Ziel ist es, vorhandene Wurmspezies Katzenbeständen wie Tierheimen, Zwingern, großen Zuchten zu diagnostizieren und die Wirksamkeit der getroffenen Maß- oder ähnlich intensiven Haltungsformen vermutlich jedoch nahmen kontinuierlich zu überprüfen. erhöht. Denn immer dort, wo eine simultane Behandlung Diagnose mehrerer Tiere mit demselben Produkt einen hohen Selekti- Patente Infektionen der meisten genannten Helminthen kön- nen durch Kotuntersuchungen nachgewiesen werden. Aus- nahmen sind D. immitis und D. repens, für deren Diagnose eine Blutprobe auf Mikrofilarien, Antigene oder Antikörper (nur Katze) untersucht wird (Tabelle 6 und 7). Koproskopische Untersuchungen zum Nachweis von Wurm- eiern sollten mit einer Probe von mindestens 3-5 g Kot Geeignete Untersuchungsmethoden sind z. B. die modifizier- te McMaster-Methode oder andere Flotationstechniken (Ta- belle 6 und 7). Eier von Askariden, Hakenwürmern, Trichuris spp. und Taeniden sind mikroskopisch leicht zu erkennen. Da Hunde und Katzen Kot aufnehmen können, muss darauf ge- achtet werden, falsch positive Ergebnisse infolge von Kopro- phagie auszuschließen. 12 Bekämpfung von Parasitenstadien in der Umwelt Die Bekämpfung exogener Dauerstadien von Helminthen (Eier, Larven) in der Umwelt und die Reduktion der Ausschei- „Hundeparasiten” befallen sind, und zwar sowohl in ländli- chen als auch in urban geprägten Regionen. Darüber hinaus durchgeführt werden. Um die Nachweissicherheit zu erhö- Zum Nachweis von Larven (L1) im Kot (Lungenwürmer und dung infektiöser Wurmstadien durch Hunde und Katzen ist stellen freilaufende und verwilderte Katzen ein Reservoir für hen, können mehrere Proben z. B. von unterschiedlichen A. vasorum) wird die Baermann-Methode eingesetzt (Ta- wesentlich, um den Infektionsdruck auf Tiere und Menschen die Kontamination der Umwelt dar. Tagen einzeln untersucht werden. Proben sollten stets von belle 6 und 7). In Kotproben können Larven sehr zahlreich (Zoonose) zu minimieren. Die Kontamination der Umwelt frisch abgesetzten Fäzes genommen werden und nicht von vorkommen und verknäult oder sehr aktiv sein. Die Differen- durch Hunde und Katzen findet über eine Ausscheidung von Die exogenen Stadien von Parasiten überleben teilweise über bereits länger im Zwinger oder Auslauf liegendem Kot. zierung basiert auf der Messung der Größe der Larven und Parasitenstadien mit dem Kot statt. Eine Rolle bei der Konta- Monate bis Jahre. Frisch ausgeschiedene Stadien können mination der Umwelt spielen auch Füchse, die sehr häufig mit direkt infektiös sein (z. B. Eier von Taenia und Echinococcus 18 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 19
14. SCHULUNG VON PRAXISTEAM, 1 3 . P R Ä V E N T I O N Z O O N O T I S C H E R PA R A S I T O S E N TIERBESITZER UND ÖFFENTLICHKIET spp.), andere müssen dagegen bei geeigneten Temperaturen gung von Sand oder Boden und/oder das Abdecken haben kann. Die Infektion des Menschen findet über die • tierärztlich verordnete Maßnahmen wie regelmäßige über einen Zeitraum von Tagen bis zu mehreren Wochen eine und Versiegeln von kontaminiertem Boden mit Beton orale Aufnahme von Wurmeiern statt. Hauptquelle für die angemessene anthelminthische Behandlungen von Entwicklung durchlaufen (z. B. Eier von Nematoden). Die In- oder Asphalt erforderlich machen. Glatte, versiegelte Kontamination der Umgebung mit Wurmeiern ist der Fuchs, Hund und Katze und/oder regelmäßige parasitologi- Oberflächen erleichtern im Allgemeinen die Reini- sche Untersuchungen fektion von Zwischenwirten oder paratenischen Wirten (z. B. möglich ist aber auch ein Infektionsweg mit Wurmeiern, die gung und Desinfektion und sind daher insbesondere Vögel, Nagetiere und Schnecken) kann zu einer verlängerten infizierte Hunde im Fell tragen oder mit dem Kot ausschei- • konsequentes unschädliches Beseitigen von Hun- in Tierheimen und Hundezuchten von Vorteil. den. Menschen mit Kontakt zu Hunden und Katzen sollten de- und Katzenkot sowie unter Umständen weitere Überlebenszeit von Parasitenstadien in der Umgebung der • Um einer hochgradigen Kontamination von Zwin- Maßnahmen gegen eine Umweltkontamination mit Hunde oder Katzen führen. über die Gefahren dieser Zoonosen aufgeklärt werden und gern oder Tierheimen vorzubeugen, sind strenge Wurmstadien Behandlungs- und Quarantänemaßnahmen für Neu- wissen, dass bei bestimmten Personen erhöhte Infektionsrisi- • Wichtigste Voraussetzung zum Schutz vor einer Kon- • Vermeiden einer Exposition, insbesondere von Kin- ankömmlinge unerlässlich. ken bestehen, z. B. bei Personen mit spezifischer verhaltens- tamination der Umwelt sind zweifellos stringente, dern, in mit Wurmstadien kontaminierten Umgebun- • Kinderspielplätze sollten eingezäunt werden, um bedingter (z. B. Säuglinge, Kleinkinder, behinderte Menschen) gen (z. B. Meidung von Hundewiesen, kotkontami- umfassende und durchdachte Maßnahmen, die ein Hunde und Katzen (durch sehr hohe, oben abgewin- oder berufsbedingter (z. B. tiermedizinische Fachangestellte, nierten Gärten oder Spielplätzen bzw. Sandkästen). Ausscheiden von Parasitenstadien durch Hund und Katze minimieren. kelte, engmaschige Zäune) fernzuhalten. Ein Hunde- Tierpfleger, Förster) Exposition. verbot in solchen Arealen ist üblich und sollte strikt • Zur Minimierung infektiöser Wurmstadien in der eingehalten werden. Sandkästen sollten zwischen Wichtige präventive Maßnahmen zum Schutz vor Zoonosen Umwelt wird eine regelmäßige Beseitigung und Ent- dem Gebrauch abgedeckt, der Sand regelmäßig aus- sind: Informationen zu Zoonosen und geeigneten Maßnah- sorgung von Hunde- und Katzenkot empfohlen. Der getauscht werden (1-2 x im Jahr). Kot sollte täglich entfernt werden und nicht in der • persönliche Hygiene (z. B. Händewaschen, Gartenar- men zur Prävention sollten für TierhalterInnen in der Toilette hinuntergespült oder auf den Kompost gege- • Da Trockenheit und ultraviolettes Licht Wurmeier beit mit Handschuhen) ben, sondern über den Hausmüll entsorgt werden. schädigen, können direkte Sonneneinstrahlung und tierärztlichen Praxis leicht zugänglich gemacht wer- • kein Verzehr von rohem, ungewaschenem Gemüse, Da es nahezu unmöglich ist, den Kot freilaufender Trockenlegung ebenfalls einen Beitrag zur Dekon- Früchten oder Pilzen den. Katzen aufzusammeln, ist die gezielte Entwurmung taminierung leisten. Umsichtige Maßnahmen, z. B. solcher Tiere eine geeignete Maßnahme, um das Entfernung von Kot speziell in städtischem Umfeld, 14 Ausscheiden infektiöser Wurmstadien zu minimieren. können ebenso sinnvoll sein wie die Betreuung streunender Hunde und verwilderter Katzen (z. B. in • Da die Eier von Zestoden und Nematoden gegen- Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen). über Umwelteinflüssen sehr widerstandsfähig sind und ein Teil davon im Boden über Monate bis Jahre • Praktische Unterstützungen für die Beseitigung von persistieren kann, ist eine Dekontamination ohne Hundekot, wie z. B. das Aufstellen spezieller Abfall- behälter mit Entsorgungstüten, sollten gefördert Schulung von Praxisteam, Tierbesitzer sehr aufwendige Maßnahmen nicht zu erreichen und in der Fläche nicht vorstellbar. In Tierheimen oder werden. und Öffentlichkeit Zwingern kann dies in bestimmten Fällen die Beseiti- 13 Empfehlungen und Informationen zur Bekämpfung von Wür- sen aufgezeigt und konsequent umgesetzt werden. Dies gilt mern sollten verständlich und einheitlich kommuniziert und nicht nur für die Risiken, denen die eigenen Tiere ausgesetzt Prävention zoonotischer Parasitosen umgesetzt werden. Mit Hilfe von Informationsmaterialien und über verschiedene Medien sollte nicht nur bei Personen, sind, sondern auch für die von Familienmitgliedern und an- deren Menschen, die innerhalb des Aktionsradius dieser Tie- die im (tier)medizinischen Bereich tätig sind, sondern auch re leben. Seriöse Informationsmaterialien und Internetseiten bei TierhalterInnen und in der Allgemeinheit Aufmerksam- sind dabei wertvolle Hilfsmittel. Der Nutzen sinnvoll geplanter keit und Sensibilität für parasitäre Infektionen und das Risiko Entwurmungen und die Notwendigkeit von „Gesundheits- von Zoonosen, einschließlich klinischer Manifestationen beim Checks für Kleintiere“ sollten der allgemeinen Öffentlichkeit Da manche Würmer von Hunden und Katzen auch für den schen Wanderung Nervenbahnen, Auge und/oder Gehirn Menschen, insbesondere bei Kindern, gefördert werden. Eine bekannt gemacht und in Erinnerung gerufen werden (z. B. Menschen infektiös sind, tragen TierärztInnen und Tierhalter- des Menschen befallen, kann dies ernsthafte gesundheitliche enge Zusammenarbeit zwischen Verbänden, TierärztInnen durch eindeutige farbige Plaketten [„TÜV“-Plaketten] für Innen im Rahmen der Bekämpfung von Endoparasiten beim Folgen haben. und ÄrztInnen sollte initiiert und gefördert werden, die Vor- jedes Kalenderjahr). Eine verantwortungsvolle Hunde- und Tier gleichzeitig auch Verantwortung für die Gesundheit des teile einer solchen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Katzenhaltung kann letztlich in entscheidendem Maße dazu Menschen. Ein besonderes Zoonoserisiko besteht bei den Infolge einer Infektion mit Echinococcus multilocularis oder Zoonosen gilt es herauszustellen. beitragen, die Akzeptanz von Hunden und Katzen als Beglei- weit verbreiteten Spulwürmern Toxocara spp., da es hier nach Echinococcus granulosus kommt es beim Menschen zu einer ter des Menschen nachhaltig zu fördern. Zusätzliche Infor- oraler Aufnahme infektiöser Spulwurmeier durch den Men- alveolären bzw. zystischen Echinokokkose mit Zystenbildung TierhalterInnen sollten über potenzielle Gesundheitsrisiken mationen und Quellenmaterial stehen zur Verfügung auf der schen zu einer somatischen Wanderung von Larven kommen in der Leber und/oder anderen Organen, was besonders im durch Parasiten informiert werden, ohne dass diese dramati- Website: www.esccap.de kann (Larva migrans visceralis). Werden bei dieser somati- Fall einer E.-multilocularis-Infektion sogar tödliche Folgen siert werden. Wege der Vermeidung möglicher Risiken müs- 20 ESCCAP-Empfehlung Bekämpfung von Würmern bei Hunden und Katzen 21
Sie können auch lesen