Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...

 
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Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
Empfehlungen zur Behandlung
   von Parasiten und Mykosen bei
kleinen Heimtieren (Kleinsäugern)
Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die Schweiz,
                           Erste Ausgabe – Juli 2021

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Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
PRÄAMBEL                                                                                                                                                                                                                                                                                                     I N H A LT

 Präambel
 Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die im Juli 2021 überarbeitete Fassung der Adaption der europäischen ESCCAP-           Einführung ..................................................................................................................................................................        4
 Empfehlung Nr. 7 zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern), erstellt in Kooperation von
 ESCCAP und dem nationalen Partner:                                                                                                  Individuelle Faktoren, welche die Gesundheit von Heimtieren beeinflussen können..........................................                                                            5

                                                                                                                                1.   Kaninchen ................................................................................................................................................................... 6
    • Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA                                                                      1.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Hauskaninchen.................................. 7
                                                                                                                                     1.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen.................................................................................................................. 12
                                                                                                                                     1.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen............................................................................................................... 14
 An der vorliegenden schweizerischen Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung waren folgende Autoren beteiligt:
                                                                                                                                2.   Ratten ..........................................................................................................................................................................   15
    • Prof. Dr. med. vet. Manuela Schnyder, Dip. EVPC, Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich,
                                                                                                                                     2.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Ratten...............................................                                                  16
      Präsidentin ESCCAP Schweiz
                                                                                                                                     2.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen..................................................................................................................                         19
    • Prof. Dr. Caroline F. Frey, Co-Leiterin Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern                       2.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen...............................................................................................................                          21
    • Prof. Dr. Peter Deplazes, Dip. EVPC, Leiter Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich
                                                                                                                                3.   Mäuse ..........................................................................................................................................................................    22
    • PD Dr. med. vet. Walter U. Basso, Dip. EVPC, Institut für Parasitologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern
                                                                                                                                     3.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Mäusen.............................................                                                    23
    • Dr. méd. vét. Barbara Knutti, Spezialistin für Gestütsmedizin, Corcelles près Payerne                                          3.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen..................................................................................................................                         25
    • Dr. med. vet. Claudia Nett-Mettler, Präsidentin Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin SVK-ASMPA                      3.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen...............................................................................................................                          27

                                                                                                                                4.   Gerbils (Wüstenrennmäuse).......................................................................................................................................                    28
                                                                                                                                     4.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Gerbils...............................................                                                 29
                                                                                                                                     4.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen .................................................................................................................                         30
                                                                                                                                     4.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen...............................................................................................................                          31

                                                                                                                                5.   Meerschweinchen.......................................................................................................................................................              32
                                                                                                                                     5.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Meerschweinchen.............................                                                           33
                                                                                                                                     5.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen..................................................................................................................                         37
                                                                                                                                     5.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen...............................................................................................................                          38

                                                                                                                                6.   Goldhamster................................................................................................................................................................         39
                                                                                                                                     6.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Goldhamstern...................................                                                        40
                                                                                                                                     6.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen..................................................................................................................                         42
                                                                                                                                     6.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen...............................................................................................................                          44

                                                                                                                                7.   Chinchilla.....................................................................................................................................................................     45
                                                                                                                                     7.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Chinchillas.........................................                                                   46
                                                                                                                                     7.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen..................................................................................................................                         48
                                                                                                                                     7.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen...............................................................................................................                          49

                                                                                                                                8.   Frettchen......................................................................................................................................................................     50
                                                                                                                                     8.a. Häufig auftretende oder klinisch bedeutsame Parasitosen und Mykosen bei Frettchen...........................................                                                   51
                                                                                                                                     8.b. Therapie bei Parasitosen und Mykosen..................................................................................................................                         54
                                                                                                                                     8.c. Prävention bei Parasitosen und Mykosen...............................................................................................................                          56

                                                                                                                                     Hintergründe von ESCCAP ........................................................................................................................................ 57

                                                                                                                                     Danksagung ................................................................................................................................................................ 58

2 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                                                              Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 3
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
EINFÜHRUNG                                                                                                                                                                                                                            INDIVIDUELLE FAKTOREN

                                                                                                                                    Individuelle Faktoren, welche die Gesundheit
 Einführung                                                                                                                         von Heimtieren beeinflussen können

 Ein Parasiten- oder Pilzbefall kann nicht nur bei grösseren Säu-   Es gibt nur wenige Substanzen, die in der Schweiz zur Be-       Jede Tierart sowie jedes Tier benötigt eine auf ihre/seine in-        Hygiene
 getieren, sondern auch bei Kleinsäugern schwere Krankhei-          handlung von Parasitosen oder Mykosen bei Kleinsäugern          dividuellen Bedürfnisse zugeschnittene Haltung und Pflege.
 ten und Leiden verursachen. Die vorliegenden Empfehlungen          zugelassen und erhältlich sind. Da somit in der Regel ein       Manche der folgenden Faktoren können eine intensivere Be-             Ein guter Hygienestandard sollte bei der Tierhaltung selbst-
 geben einen Überblick über häufige oder bedeutsame Parasi-         Therapienotstand besteht, sind entsprechende Arzneimittel       handlung oder Überwachung erfordern als andere.                       verständlich sein. Käfige oder Boxen sind sauber zu halten,
 ten und Pilze, die bei als Heimtiere gehaltenen Kleinsäugern       gemäss den arzneimittelrechtlichen Vorschriften über die                                                                              und mit Kot oder Urin verunreinigte Einstreu ist zu wechseln,
 in der Schweiz und angrenzenden Ländern auftreten können.          Umwidmungskaskade anzuwenden (Off-Label-Anwendung).             Tier                                                                  um das Risiko von (Re-)Infektionen gering zu halten.
 Die von diesen Erregern für Wirtstiere und TierhalterInnen
 ausgehenden Risiken werden besprochen sowie praktikable            Sofern ein zoonotisches Risiko besteht, wird dies im Text an-   Art, Alter, Herkunft, Anamnese und der gegenwärtige Ge-               Ebenso sind Futter- und Trinkgefässe regelmässig zu reinigen;
 Massnahmen zur Behandlung und Prävention vorgestellt.              gesprochen. Grundsätzlich ist eine Exposition der Tierhalter-   sundheitszustand des Heimtieres sind wichtige Informationen,          täglich sollte frisches Trinkwasser angeboten werden. Kleine
                                                                    Innen gegenüber potenziell mit Zoonose-Erregern infizierten     die es zu berücksichtigen gilt. Manche Heimtierarten sind für         Heimtiere können, falls sie unhygienisch gehalten werden,
                                                                    Heimtieren oder der mit diesen kontaminierten Umgebung          bestimmte Erkrankungen anfälliger als andere. Bestimmte               von Fliegenmadenbefall betroffen sein.
 Die Liste der in den Empfehlungen ge-
                                                                    durch entsprechende Massnahmen zu begrenzen. Immun-             (Begleit-)Infektionen sind prädisponierend für Parasiten- oder
 nannten Parasiten und Mykosen ist nicht                            geschwächte oder an bestimmten Krankheiten leidende             Pilzbefall oder verschlimmern die Krankheitssymptome.                 Ernährung
 erschöpfend, enthält aber die am häu-                              Personen sollten über etwaige Gesundheitsrisiken, die von
                                                                    Zoonose-Erregern ausgehen könnten, durch die Tierärztin/        Haltungsform und Umgebung                                             Eine schlechte oder nicht artspezifische Ernährung kann dazu
 figsten in Mitteleuropa auftretenden                               den Tierarzt aufgeklärt werden.                                                                                                       führen, dass Heimtiere für Parasiten oder Pilzbefall und für
 und klinisch bedeutsamsten Erreger.                                                                                                In Gruppen oder im Freigehege gehaltene Tiere haben mögli-            deren Auswirkungen anfällig werden. Qualitativ hochwertige
                                                                    Informationen über verfügbare Publikationen oder Fachbü-        cherweise ein höheres Infektionsrisiko als Einzeltiere bzw. Tie-      Nahrung einschliesslich potenziell notwendiger Vitamin- und
                                                                    cher zu Parasitosen oder Mykosen bei kleinen Heimtieren sind    re, die reine Wohnungstiere sind. Bei gemeinsamer Haltung             Mineralstoffergänzung wird bei erkrankten Tieren als die Ge-
                                                                    über ESCCAP Schweiz zu erhalten.                                von Kleinsäugern und anderen Tieren (z. B. Hund, Katze) im            nesung unterstützend angesehen.
                                                                                                                                    Haushalt kann es zu einer wechselseitigen Übertragung be-
                                                                                                                                    stimmter Parasiten- und Hautpilzarten kommen. Käfiggrösse             Region und Reisen
                                                                                                                                    und Einstreu sollten für die jeweilige Tierart angemessen und
                                                                                                                                    von guter Qualität sein. Kleinsäuger sollten stets in einem gut       Das Übertragungsrisiko kann von örtlichen Gegebenheiten
                                                                                                                                    belüfteten, trockenen und zugfreien Bereich gehalten werden           abhängen; beispielsweise kommen einige Parasitenarten en-
                                                                                                                                    und vor extremen Temperaturen geschützt sein.                         demisch in bestimmten Regionen vor, in anderen aber nicht.
                                                                                                                                                                                                          Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Heimtiere während
                                                                                                                                                                                                          des Urlaubs in ein Endemiegebiet mitgenommen, zeitweilig
                                                                                                                                                                                                          in einer Tierpension untergebracht oder auf Ausstellungen
                                                                                                                                                                                                          präsentiert werden.

4 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                                         Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 5
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
1. KANINCHEN                                                                                                                                                 1. KANINCHEN

                                        1.a.                                           HÄUFIG AUFTRETENDE ODER
                                                                                       KLINISCH BEDEUTSAME PARASITOSEN
                                                                                       UND MYKOSEN BEI HAUSKANINCHEN

 1.
                                        Dieses Kapitel betrifft nur Kaninchen, die als Hobbytiere gehalten werden. Es befasst sich nicht mit Kaninchen, die der Lebensmit-
                                        telgewinnung dienen sollen, da bei diesen Tieren besondere rechtliche Vorschriften bezüglich Haltung und Arzneimittelanwen-
                                        dung zu beachten sind.
                            KANINCHEN
                                        Tabelle 1: Parasiten- und Pilzarten beim Kaninchen

                                                            ENDOPARASITEN
                                                            Nematoden                  Passalurus ambiguus, Graphidium strigosum, Trichostrongylus retortaeformis
                                                            Bandwürmer                 Cittotaenia ctenoides, Mosgovoyia pectinata

                                                            Bandwurmfinnen             Finnenstadien von Taenia pisiformis (Cysticercus pisiformis) und Taenia serialis
                                                                                       (Coenurus serialis)
                                                            Protozoen                  Eimeria spp., Giardia spp., Toxoplasma gondii

                                                            EKTOPARASITEN
                                         PARASITEN
                                                            Flöhe                      Spilopsyllus cuniculi, Ctenocephalides spp.

                                                            Fliegenmaden               Lucilia sericata u. a.

                                                            Läuse                      Haemodipsus ventricosus

                                                            Milben                     Cheyletiella parasitivorax, Psoroptes cuniculi, Leporacarus gibbus, Demodex
                                                                                       cuniculi, Sarcoptes scabiei, Notoedres cati, Ornithonyssus bacoti
                                                            Schildzecken               Ixodes spp. u. a.

                                                            Systemische Mykosen        Encephalitozoon cuniculi, Pneumocystis oryctolagi
                                         MYKOSEN
                                                            Hautmykosen                Trichophyton mentagrophytes-Komplex, Microsporum canis

                                        ENDOPARASITEN
                                        Bei Kaninchen können prinzipiell verschiedenste Wurmarten               Passalurus ambiguus hat keine zoonotische Bedeutung.
                                        auftreten, wobei diese dann zumeist im Magen-Darm-Trakt
                                        zu finden sind.

                                        Nematoden

                                        Der am häufigsten bei Hauskaninchen vorkommende Nema-
                                        tode ist Passalurus ambiguus („Pfriemenschwanz“ oder „Ma-
                                        denwurm“). Er parasitiert im Blinddarm und im Dickdarm.
                                        Geschlechtsreife Stadien sind etwa 0,5–1 cm lang; weibliche
                                        Exemplare sind am dünn und lang ausgezogenen Hinterende
                                        erkennbar. Ein hochgradiger Befall kann Juckreiz am Anus,
                                        Rektalprolaps, vermehrte Unruhe und bei Jungtieren redu-
                                        zierte Gewichtszunahme verursachen, jedoch verläuft der
                                        Befall meist inapparent. Die Diagnose wird durch den Nach-
                                        weis der typischen Eier (Abb. 1) mittels Perianalabklatsch (Kle-
                                        bestreifenmethode) oder Kotuntersuchung gestellt. Die Eier              Abb. 1: Ei von Passalurus ambiguus (ca. 100 µm lang) sowie
                                        sind wie bei den meisten Pfriemenschwanzarten asymetrisch               Oozysten von Eimeria spp.
                                        und mit einer Polkappe ausgestattet.

6 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                              Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 7
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
1. KANINCHEN                                                                                                                                                                                                                                           1. KANINCHEN

 Bandwürmer                                                                                                                                                                                              EKTOPARASITEN
 Adulte Bandwürmer (Cittotaenia ctenoides, Mosgovoyia pec-          Bei einzeln gehaltenen Hauskaninchen spielt die Kokzidiose
                                                                                                                                                                                                         Flöhe
 tinata u. a. Arten) sind bei Wildkaninchen im Dünndarm recht       kaum eine Rolle. Klinisch verlaufende Kokzidiosen werden
 häufig anzutreffen. Dagegen tritt Bandwurmbefall bei Haus-         fast nur bei Kaninchen beobachtet, die in Gruppen und unter
                                                                                                                                                                                                         Ein Befall mit Spilopsyllus cuniculi (europäischer Kaninchen-
 kaninchen nur sehr selten und dann i. d. R. in Freigehegen auf.    unhygienischen Bedingungen gehalten werden, denn die-
                                                                                                                                                                                                         floh) wird bei Wildkaninchen häufig angetroffen, ist aber bei
 Grund dafür ist der indirekte Lebenszyklus der Bandwürmer,         se Bedingungen begünstigen starke Infektionen. Vor allem
                                                                                                                                                                                                         Hauskaninchen sehr selten und nur in Freigehegen mit Kon-
 in dem Moosmilben als Zwischenwirte eingeschaltet sind. Der        Jungtiere sind betroffen. Eine Initialinfektion führt i. d. R. zu
                                                                                                                                                                                                         takt zu Wildkaninchen denkbar. Diese wirtsspezifischen Flöhe
 Befall bleibt asymptomatisch.                                      einer Immunität, die vor klinischen Auswirkungen weiterer
                                                                                                                                                                                                         befallen vor allem die Ohrmuscheln und sind u. a. Vektoren
                                                                    Ansteckung mit derselben Eimeria-Art schützt.
                                                                                                                                                                                                         des Myxomatose-Virus.
 Diese kaninchenspezifischen Bandwürmer haben keine zoo-
 notische Bedeutung.                                                Eine Darmkokzidiose kann zu Verdauungsstörungen (wässri-
                                                                                                                                                                                                         Dagegen sind Hauskaninchen gelegentlich mit Hunde- und
                                                                    ger Durchfall, auch Obstipation, Tympanie), Fressunlust und
                                                                                                                                                                                                         Katzenflöhen (Ctenocephalides spp.) befallen, insbesondere
 Hauskaninchen sind gelegentlich Zwischenwirte für einige           Gewichtsverlust führen. Sie ist meist eine Faktorenkrankheit;
                                                                                                                                                                                                         dann, wenn im Haushalt auch Hunde oder Katzen leben. Die-
 Bandwurmarten von Fleischfressern und beherbergen Finnen.          eine gleichzeitige Infektion mit bakteriellen oder viralen Er-
                                                                                                                                                                                                         se Flöhe können sich überall im Fell des Wirtstieres befinden;
 Dies kann vor allem bei Freilandhaltung auftreten. Kaninchen       regern verschlimmert die Symptomatik. Die Leberkokzidiose
                                                                                                                                                                                                         stärkerer Befall verursacht Hautreaktionen und erhebliche Un-
 infizieren sich dort durch Aufnahme von Bandwurmeiern, die         verursacht ein ähnliches Krankheitsbild, allerdings kann es
                                                                                                                                        Abb. 2: Eimeria-Oozyste, hier von Eimeria intestinalis           ruhe. Die Diagnose eines Flohbefalls basiert auf dem Nach-
 von Endwirten (z. B. Katze, Fuchs, Hund) mit dem Kot ausge-        auch zu Ikterus, Hepatomegalie und Aszites kommen. Insge-
                                                                                                                                        (27 x 18 µm gross)                                               weis von Flöhen oder Flohkot, beispielsweise durch Verwen-
 schieden wurden. Dies kann auch bei Hobbytieren passieren,         samt hängen das Auftreten und die Schwere einer Erkran-
                                                                                                                                                                                                         dung eines Flohkamms.
 wenn sie mit frischem Grün gefüttert werden. Die Cysticercus       kung von der Eimeria-Art, der Infektionsstärke, dem Immun-
 pisiformis genannten Finnen der Taenia pisiformis finden sich      status des betroffenen Tieres sowie Begleitkeimen ab.
                                                                                                                                                                                                         Fliegenmaden
 als kleine Bläschen meist subserös in Leber, Netz oder Gekrö-
 se. Die Coenurus serialis genannten Finnen der Taenia serialis     Die Diagnose eines Eimeria-Befalls erfolgt mittels Kotunter-
                                                                                                                                                                                                         Maden (Larven) von Schmeissfliegen, z. B. von der metal-
 sind im Muskel- oder Unterhautgewebe, vereinzelt auch hin-         suchung durch mikroskopischen Nachweis von Oozysten
                                                                                                                                                                                                         lisch-grünen Goldfliege Lucilia sericata, können bei Hauska-
 ter dem Augapfel zu finden. In der Regel verursachen Finnen        (Abb. 2). Ungeübte Untersucher verwechseln Eimeria-Oo-
                                                                                                                                                                                                         ninchen während der warmen Sommermonate eine Myiasis
 keine gesundheitlichen Probleme. Bei einem Befall der Orbita       zysten bisweilen mit den sehr häufig und in grosser Zahl im
                                                                                                                                                                                                         verursachen. Die Fliegenweibchen werden durch kot- oder
 können sie chirurgisch entfernt werden.                            Kaninchenkot anzutreffenden Sporen des apathogenen Hefe-
                                                                                                                                                                                                         urinverschmutztes Fell angelockt. Sie legen dort oder in klei-
                                                                    pilzes Cyniclomyces guttulatus (Saccharomycopsis guttulata)
                                                                                                                                                                                                         ne bestehende Hautwunden ihre Eier ab. Die aus den Eiern
 Ein Infektionsrisiko durch betroffene Kaninchen besteht für        (Abb. 3). Es sei betont, dass ein alleiniger Oozystennachweis
                                                                                                                                                                                                         geschlüpften Maden dringen in die Unterhaut ein und verur-
 TierhalterInnen nicht.                                             nicht beweist, dass Verdauungsstörungen durch die Eimeria-
                                                                                                                                                                                                         sachen zum Teil grossflächige und tiefe Wunden. Betroffene
                                                                    Infektion verursacht wurden oder werden.
                                                                                                                                                                                                         Kaninchen werden schnell apathisch, und bei nicht unver-
 Protozoen
                                                                                                                                                                                                         züglich behandeltem, hochgradigem Madenbefall kommen
                                                                    Gelegentlich werden im Kot von Hauskaninchen Giardia-Zys-
                                                                                                                                                                                                         Todesfälle vor. Die Diagnose erfolgt adspektorisch durch Ma-
 Eimerien zählen zu den am häufigsten nachzuweisenden En-           ten (8–10 µm) gefunden, doch gibt es keine Hinweise für eine
                                                                                                                                                                                                         dennachweis in den Hautwunden.
 doparasiten der (Haus-)Kaninchen. Mehrere Eimeria-Arten            klinische Bedeutung dieses Dünndarmflagellaten.
 sind bekannt, wobei E. intestinalis und E. flavescens die patho-
                                                                                                                                                                                                         Läuse
 gensten Arten sind und bei massiver Infektion eine Darmkok-        Die zoonotische Bedeutung der bei Kaninchen vorkommen-              Abb. 3: Sporen des Hefepilzes Cyniclomyces guttulatus
 zidiose verursachen (traditionell wird eine Eimeria-Infektion      den Giardia-Genotypen ist bislang unklar.                           (Saccharomycopsis guttulata) (8–10 µm lang, zigarrenförmig)
                                                                                                                                                                                                         Ein Befall mit der wirtspezifischen Lausart Haemodipsus ven-
 als Kokzidiose bezeichnet). Die Art Eimeria stiedai befällt das
                                                                                                                                                                                                         tricosus kommt bei Hauskaninchen nur selten vor. Starker
 Gallengangsepithel und führt zur Leberkokzidiose. Kaninchen        Kaninchen können wie andere Säugetierarten als Zwischen-
                                                                                                                                                                                                         Lausbefall, der u. a. zu hochgradigem Juckreiz, Haarverlust
 infizieren sich durch orale Aufnahme der umweltresistenten         wirte für Toxoplasma gondii dienen. Die Infektion verläuft
                                                                                                                                                                                                         und Anämie führt, deutet auf eine verwahrloste Tierhaltung
 Oozysten, die zuvor von infizierten Tieren mit dem Kot ausge-      üblicherweise latent, selten führt sie zu einer systemischen
                                                                                                                                                                                                         hin. Die Diagnose basiert auf dem Nachweis der Läuse oder
 schieden wurden und in der Aussenwelt binnen weniger Tage          Erkrankung mit Fieber, Pneumonie oder auch zentralnervösen
                                                                                                                                                                                                         Nissen im Fell.
 Ansteckungsreife erreichten.                                       Störungen.

 Eimeria-Arten des Kaninchens sind wirtsspezifisch; sie können      Für TierhalterInnen besteht beim Kontakt mit Toxoplasma-
 also nur Kaninchen, nicht aber andere Tierarten infizieren und     infizierten Kaninchen kein Ansteckungsrisiko.
 haben auch keine zoonotische Bedeutung.
8 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                                        Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 9
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
1. KANINCHEN                                                                                                                                                                                                                                        1. KANINCHEN

                                                                                                                                    MYKOSEN
  Milben                                                                                                                            Systemische Mykosen                                                 Hautmykosen

  Ein Befall mit Pelzmilben der Arten Cheyletiella parasitivorax                                                                    Encephalitozoon cuniculi ist ein intrazellulärer Erreger, der       Die Ring- oder Glatzflechte der Kaninchen wird meist durch
  und Listrophorus gibbus ist bei Hauskaninchen recht häufig                                                                        nach heutigem Kenntnisstand eng mit Pilzen verwandt ist.            Hautpilze aus dem Trichophyton mentagrophytes-Komplex
  festzustellen. Er verläuft i. d. R. symptomlos; allerdings kann                                                                   Die Ansteckung erfolgt oral über Sporen, die von infizier-          verursacht; Microsporum canis tritt nur selten auf. Die Pilz-
  starker Cheyletiella-Befall zu Alopezie und schuppiger Der-                                                                       ten Tieren mit dem Urin ausgeschieden wurden. Meist liegt           sporen sind in der Aussenwelt sehr resistent. Die Ansteckung
  matitis führen. Die relativ grossen Milben (ca. 500 µm) sind                                                                      eine latente Infektion vor. Die Encephalitozoonose kann bei         erfolgt durch direkten Tierkontakt, über sporenkontaminierte
  mit blossem Auge als „wandernde Schuppen“ im Fell sicht-                                                                          Kaninchen aber altersunabhängig auch eine schwere, dann             Einstreu und sehr leicht auch bei der Pflege mit kontaminier-
  bar oder lassen sich im Klebestreifenpräparat nachweisen                                                                          i. d. R. unbehandelt tödlich endende Erkrankung hervorrufen,        ten Utensilien. Besonders bei Jungtieren treten klinische Sym-
  (Abb. 4).                                                                                                                         wobei zentralnervöse Störungen (Kopfschiefhaltung, Ataxie,          ptome auf, wobei kreisförmige, schorfige Alopezie-Areale im
                                                                                                                                    Lähmung; Abb. 6) vorherrschen; gelegentlich tritt eine pha-         Kopfbereich typisch sind (Abb. 7), Juckreiz fehlt. Die klinische
  Cheyletiella parasitivorax ist beim Umgang mit betroffenen                                                                        koklastische Uveitis oder Niereninsuffizienz auf. Die Ätiolo-       Verdachtsdiagnose lässt sich durch den mikroskopischen
  Tieren auf Menschen übertragbar und verursacht dann eine                                                                          gie des geschilderten Krankheitsbildes ist intra vitam meist        Nachweis der Pilzsporen im Hautgeschabsel (KOH-Methode)
  juckende Dermatitis.                                                                                                              schwierig festzustellen; klinische Symptome können zusam-           oder durch Pilzkultur bestätigen (Abb. 22).
                                                                                                                                    men mit dem serologischen Nachweis spezifischer Antikör-
  Psoroptes cuniculi ist eine heutzutage selten bei Hobbytie-                                                                       per zu einer tentativen Diagnose führen. Der Nachweis von           Diese Hautpilze sind zoonotisch bedeutsam; ihre Übertra-
  ren anzutreffende Räudemilbe, deren Prädilektionsstellen der                                                                      Sporen im Urin ist mittels Spezialfärbung oder PCR möglich,         gung erfolgt vorwiegend durch Körperkontakt mit betrof-
  Ohrgrund und die Ohrmuscheln sind. Massenbefall verur-            Abb. 4: Cheyletiella parasitivorax                              gelingt aber nicht zuverlässig.                                     fenen Tieren. Sie verursachen beim Menschen ein ähnliches
  sacht eine exsudative, borkig-krustöse Dermatitis (Ohrräude;                                                                                                                                          Krankheitsbild wie bei Tieren.
  Abb. 5), starken Juckreiz und bisweilen Kopfschiefhaltung.                                                                        Encephalitozoon cuniculi ist auf Menschen übertragbar und
  Bakterielle Sekundärinfektionen komplizieren das Krankheits-                                                                      kann bei immungeschwächten Personen schwere Erkrankun-
  geschehen. Das klinische Bild ist pathognomonisch; Psorop-                                                                        gen mit tödlichem Ausgang verursachen.
  tes-Milben können im äusseren Gehörgang otoskopisch oder
  mikroskopisch im Ohrgeschabsel (KOH-Methode) nachgewie-                                                                           Pneumocystis oryctolagi und andere Pneumocystis-Arten
  sen werden.                                                                                                                       besiedeln als Kommensale die Lungen von Kaninchen. Der
                                                                                                                                    Befall ist i. d. R. latent; bei immungeschwächten Tieren oder
  Psoroptes-Milben haben keine zoonotische Bedeutung.                                                                               Jungtieren nach dem Absetzen wurde gelegentlich eine inter-
                                                                                                                                    stitielle Pneumonie beobachtet.
  Die Tropische Rattenmilbe (Ornithonyssus bacoti) kommt ori-
  ginär bei Nagetieren vor (siehe Kapitel 2.a.), kann aber auch
  andere Säugetiere einschliesslich Kaninchen befallen. Diese
  blutsaugenden, Juckreiz auslösenden Milben sind auf der
  Haut der Wirtstiere und in der Umgebung der Tiere (Einstreu,
  Käfigeinrichtungen) zu finden (Abb. 13).                                                                                                                                                             Abb. 7: Glatzflechte (Trichophytie) bei einem jungen Kanin-
                                                                    Abb. 5: Psoroptes-Räude bei einem Kaninchen                                                                                        chen
  Ornithonyssus bacoti ist ein Zoonose-Erreger und verursacht
  beim Menschen eine juckende Dermatitis.                           Beide Arten sind Zoonose-Erreger und können beim Men-
                                                                    schen eine juckende, Krätze-ähnliche Hauterkrankung verur-
  Demodex cuniculi ist ein äusserst seltener Parasit der Hauska-    sachen.
  ninchen, der i. d. R. keine Symptome oder lediglich vermehrte
  Hautschuppenbildung verursacht.                                   Schildzecken

  Die Grabmilbenarten Sarcoptes scabiei und Notoedres cati          Befall mit Schildzecken (Ixodes spp.) tritt nur bei Kaninchen
  kommen bei Kaninchen sehr selten vor, können dann aber            auf, die Auslauf im Freiland haben bzw. dort gehalten wer-
  eine Körperräude verursachen. Betroffene Tiere leiden unter       den.
  Juckreiz und zeigen Hyperkeratose und schuppige Krusten an                                                                        Abb. 6: Kopfschiefhaltung bei einem Kaninchen mit Ver-
  Kopf, Ohren und distalen Gliedmassen.                                                                                             dacht auf eine Encephalitozoon cuniculi-Infektion

10 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                                     Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 11
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
1. KANINCHEN                                                                                                                                                                                                                                        1. KANINCHEN

 1.b.
                                                                                                                                Weitere Ektoparasiten

                                                 THERAPIE BEI PARASITOSEN                                                       Lausbefall beim Kaninchen kann mit Imidacloprid (s. o.) be-            logischen Symptomen wird zudem der Einsatz von Dexame-
                                                 UND MYKOSEN                                                                    handelt werden.                                                        thason empfohlen, um die lokale Entzündung einzudämmen.
                                                                                                                                                                                                       Auch Physiotherapie wird als wichtige Begleitmassnahme
                                                                                                                                Gegen Pelzmilben oder Räudemilben sind nach Literaturan-               angesehen.
                                                                                                                                gaben makrozyklische Laktone wie Ivermectin (2 x 0,2–0,4
                                                                                                                                mg/kg Körpergewicht subkutan in zweiwöchigem Abstand),                 Hautmykosen sind nicht einfach zu behandeln. Meist ist eine
                                                                                                                                Doramectin (1 x 0,2–0,3 mg/kg subkutan), Moxidectin (0,2–              Kombination aus systemisch und topisch zu verabreichenden
                                                                                                                                0,3 mg/kg oral oder subkutan, Wiederholung nach 10 Ta-                 Antimykotika angezeigt. Eine systemische Behandlung er-
  In der Schweiz existieren nur wenige Arzneimittel, die zum     Protozoen
  Einsatz bei Kaninchen zugelassen sind. Die Mehrzahl der Me-                                                                   gen) oder Selamectin (s. o.) wirksam (jeweils Umwidmung).              folgt mit Itraconazol (2,5–10 mg/kg Körpergewicht oral über
  dikamente muss über die Umwidmungskaskade (Off-Label-                                                                         Psoroptes-Befall ist auch mit Fluralaner (1 x 25 mg/kg Kör-            7 Tage; Umwidmung). Zur topischen Therapie stehen Enilco-
                                                                 Sofern eine (metaphylaktische) Behandlung der Kokzidiose
  Anwendung) angewendet werden.                                                                                                 pergewicht oral; Umwidmung) erfolgreich zu bekämpfen. Bei              nazol- und oder Miconazol-haltige Präparate zur Verfügung
                                                                 notwendig erscheint, kann zwischen mehreren Substanzen
                                                                                                                                schwerem Ohrmilbenbefall sollten zusätzlich Analgetika und             (jeweils Umwidmung). Ob die eine oder die andere Substanz
                                                                 und Behandlungsregimen gewählt werden:
  Nematoden                                                                                                                     ggf. Antibiotika (bei bakteriellen Sekundärinfektionen) verab-         verwendet wird, hängt von der Bereitschaft der Tierhalter-In-
                                                                                                                                reicht werden. Es empfiehlt sich, vor dem Akarizideinsatz die          nen ab, die Tiere entsprechend den Anwendungsempfehlun-
                                                                 • Das Sulfonamid Sulfadimethoxin ist in einer Dosis
  Zur Behandlung eines Befalls von Kaninchen mit Passalurus                                                                     Ohren mit einem milden Antiseptikum zu reinigen und von                gen zu baden oder zu shampoonieren. In jedem Fall sollte die
                                                                   von 40 mg/kg Körpergewicht/Tag bei Kaninchen zur
  oder anderen Nematoden wird die fünftägige orale Anwen-                                                                       überschüssigem Ohrenschmalz zu befreien. Keinesfalls sollten           topische Behandlung mindestens zweimal pro Woche erfol-
                                                                   Behandlung der Kokzidiose zugelassen. Die Behand-
  dung von Fenbendazol in der Dosis von 20 mg/kg Körperge-                                                                      jedoch festhaftende Krusten und Beläge entfernt werden, da             gen. Dabei sind die Tiere vor Unterkühlung zu schützen und
                                                                   lungsdauer beträgt 5–7 Tage. Bei Tieren mit einer
  wicht/Tag empfohlen (Umwidmung); das Behandlungsregime                                                                        dies sehr schmerzhaft ist. Sämtliche Kontaktkaninchen sind in          sorgfältig nach der Behandlung abzutrocknen. Miconazol-
                                                                   Leberschädigung wird allerdings davon abgeraten,
  ist gegebenenfalls nach 14 Tagen zu wiederholen. Zusätzlich                                                                   die Behandlung von Räude- und Pelzmilben einzubeziehen,                Suspensionen können täglich bei kleineren Hautveränderun-
                                                                   Sulfonamide zu verabreichen.
  sind die Boxen gründlich zu reinigen und zu desinfizieren.                                                                    und die Umgebung der Tiere sollte gründlich dekontaminiert             gen verwendet werden. In einer Gruppe sollten alle Tiere un-
                                                                 • Amprolium (Umwidmung) wird zweimal täglich mit
                                                                                                                                werden.                                                                abhängig vom klinischen Bild behandelt werden.
                                                                   jeweils 25 mg/kg Körpergewicht über 5–7 Tage oral
  Prinzipiell können auch andere, beispielsweise für Hund oder     eingesetzt.
  Katze zugelassene nematodizid wirkende Anthelminthika bei                                                                     Die Therapie einer Wundmyiasis besteht in der mechani-                 Die Dauer der antimykotischen Behandlung richtet sich nach
                                                                 • Toltrazuril (Umwidmung) ist Therapiestudien zufolge
  Kaninchen angewendet werden, wobei dann die jeweils für                                                                       schen Entfernung der Fliegenmaden sowie anschliessender                den Ergebnissen der Pilzkulturen: Die Therapie sollte erst
                                                                   in der Dosis von 2,5–5 mg/kg Körpergewicht/Tag an
  Hund/Katze empfohlene Dosis zu verwenden ist (Umwid-                                                                          Wundreinigung mit einem Antiseptikum. Nach Literaturan-                nach zwei negativen Kulturen abgebrochen werden. Da die
                                                                   3–5 aufeinanderfolgenden Tagen oder mit je
  mung).                                                                                                                        gaben führt Nitenpyram (1 mg/kg Körpergewicht oral; Um-                Pilzsporen sehr widerstandsfähig und langlebig sind, ist eine
                                                                   10–25 mg/kg Körpergewicht zweimal im Abstand von
                                                                                                                                widmung) zu einer raschen Abtötung der Fliegenlarven. Es               gründliche Desinfektion von Käfig, Häuschen, Pflegeutensili-
                                                                   5–7 Tagen oral anzuwenden; alternativ kann es über
  Bandwürmer                                                                                                                    ist darauf zu achten, auch eine mögliche Grunderkrankung               en etc. notwendig. Dafür kann es in grösseren Tiergruppen
                                                                   das Trinkwasser (25 ppm = 25 mg/Liter Wasser) über
                                                                                                                                (Durchfall, Cystitis, Bissverletzungen) zu behandeln.                  hilfreich sein, zusätzlich zur individuellen Behandlung das
                                                                   mehrere Tage angeboten werden.
  Beim Vorliegen eines Bandwurmbefalls ist Praziquantel das                                                                                                                                            Gehege zweimal wöchentlich für einige Monate mit einer
                                                                                                                                Zecken werden mit einer Zeckenzange entfernt.                          Enilconazol-Lösung (50 mg/m2) zu besprühen, um das Risiko
  Mittel der Wahl bei allen kleinen Heimtieren. Es wird in der   Flöhe
  Einmaldosis von 10 mg/kg Körpergewicht oral verabreicht                                                                                                                                              von Reinfektionen zu verringern.
  (Umwidmung); bei Bedarf erfolgt 10 Tage später eine zweite                                                                    Zur Behandlung der Encephalitozoon-Infektion wird der Ein-
                                                                 Zur Behandlung eines Flohbefalls bei Hauskaninchen ist Imi-
  Behandlung.                                                                                                                   satz von Fenbendazol in der Tagesdosis von 20 mg/kg Körper-            TierhalterInnen sollten bei der Behandlung Einweghandschu-
                                                                 dacloprid (1 x 10 mg/kg Spot-on) ein zugelassenes Präparat.
                                                                                                                                gewicht oral über 4 Wochen empfohlen. Damit ist manchmal               he und Schutzkleidung benutzen sowie danach Kleidung und
                                                                 Keinesfalls sollten wegen möglicher neurologischer Neben-
                                                                                                                                eine Linderung bestehender Krankheitssymptome zu errei-                Schuhe gründlich waschen und desinfizieren.
                                                                 wirkungen bis hin zu Todesfällen Phenylpyrazole (Fipronil,
                                                                                                                                chen; der Erreger wird aber i. d. R. nicht eliminiert. Bei neuro-
                                                                 Pyriprol) bei Kaninchen angewendet werden. Zusätzlich ist es
                                                                 – wie in der Hunde- und Katzenhaltung – sinnvoll, die Um-
                                                                 gebung mit einem Biozid (Insekten-Entwicklungshemmer) zu
                                                                 entwesen, um den Lebenszyklus der Flöhe dauerhaft zu un-
                                                                 terbrechen.

12 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                                     Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 13
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
1. KANINCHEN                                                                                                                                                                                              2 . R AT T E N

1.c.                                         PRÄVENTION VON PARASITOSEN
                                             UND MYKOSEN

  Dem Auftreten von Parasiten- und Pilzinfektionen wird durch
  Haltungs- und Hygienemassnahmen sowie, falls erforderlich,
  präventivem Arzneimitteleinsatz vorgebeugt.
                                                                   In der Hobbyhaltung von einzelnen Kaninchen ist es unwahr-
                                                                   scheinlich, dass Kokzidiose zu einem klinischen Problem wird.
                                                                   Regelmässige tägliche Reinigung von Käfigen und Austausch
                                                                                                                                    2.
                                                                                                                                     RATTEN

                                                                   von Einstreu helfen, die Umgebung vor der Kontamination
  Grundsätzlich sollten neue, in den Bestand verbrachte Kanin-     mit Eimeria-Oozysten zu schützen.
  chen zweifelhafter Herkunft oder mit unbekannter Anamnese
  stets für einige Zeit separat in Quarantäne gehalten werden,     Studienergebnisse deuteten darauf, dass einer Encephalitozo-
  bevor sie Kontakt mit bereits vorhandenen Tieren bekommen.       on-Infektion durch Verabreichung von Fenbendazol (20 mg/
  Einstreu und Futter sollten von guter Qualität sein. Von Ka-     kg Körpergewicht/Tag oral über 7–14 Tage, viermal im Jahr;
  ninchen genutzte Grünflächen sind vor Hunden, Katzen und         Umwidmung) vorgebeugt werden kann. Dieses Behandlungs-
  Füchsen zu sichern. Auch sollte kein Grünfutter von Wiesen       regime kann für Kaninchen bei erhöhtem Infektionsrisiko
  verfüttert werden, zu denen Wildkaninchen Zugang haben.          (beispielsweise Teilnahme an Ausstellungen) sinnvoll sein. Vor
  Wenn Kontakt mit Hund oder Katze besteht, kann es sinnvoll       einer noch längeren Dauer dieser Medikation wird gewarnt,
  sein, diese mit einem Zestodizid zu medikieren, um etwai-        da dies bei Kaninchen zur Knochenmarksuppression führen
  gem Finnenbefall bei Kaninchen vorzubeugen sowie gegen           könnte.
  Flohbefall zu behandeln. Kaninchenkäfige und -gehege sind
  regelmässig zu säubern, denn Haltung auf urindurchnässter,       Indem die Kaninchen in den Stall gebracht werden und ihr
  kotverschmutzter Einstreu ist ein prädisponierender Faktor für   Fell sauber gehalten wird, können sie vor Schmeissfliegenbe-
  das Auftreten von Fliegenmadenbefall (Wundmyiasis).              fall geschützt werden. Dies gilt vor allem in Zeiten mit war-
                                                                   mem, feuchtem Wetter.

14 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                    Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 15
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
2 . R AT T E N                                                                                                                                                                                                                                                   2 . R AT T E N

  2.a.
  Tabelle 2: Parasiten- und Pilzarten bei Ratten
                                                   HÄUFIG AUFTRETENDE ODER
                                                   KLINISCH BEDEUTSAME PARASITOSEN
                                                   UND MYKOSEN BEI RATTEN

                                                                                                                                                                                                              EKTOPARASITEN
                      ENDOPARASITEN
                                                                                                                                                                                                              Flöhe
                      Nematoden                 Trichostrongylus spp., Heterakis spumosa, Syphacia muris, Aspiculuris tetraptera
                      Bandwürmer                Rodentolepis nana (syn. Hymenolepis nana), Hymenolepis diminuta, Cataenota-                                                                                   Ratten in Hobbyhaltung sind, vor allem wenn im gleichen
                                                enia pusilla                                                                                                                                                  Haushalt Hunde oder Katzen leben, gelegentlich mit Hunde-
                                                                                                                                                                                                              und Katzenflöhen (Ctenocephalides spp.) infestiert. Wenn
                      Protozoen                 Giardia spp., Chilomastix spp., Trichomonas spp., Entamoeba muris, Spironucleus
                                                muris, Eimeria spp., Cryptosporidium spp., Sarcocystis spp., Toxoplasma gondii                                                                                Kontakt zu Wildratten besteht, ist auch ein Vorkommen des
                                                                                                                                                                                                              Europäischen Rattenflohs (Nosopsyllus fasciatus; Abb. 9)
   PARASITEN          EKTOPARASITEN                                                                                                                                                                           denkbar.
                      Flöhe                     Nosopsyllus fasciatus, Ctenocephalides spp.
                                                                                                                                                                                                              Flohinfestationen gehen mit stumpfem Fell, Alopezie und
                      Läuse                     Polyplax spinulosa
                                                                                                                                                                                                              Juckreiz einher. Sekundäre bakterielle Infektionen, Hypersen-
                      Milben                    Radfordia ensifera, Notoedres muris, Trixacarus diversus, Demodex ratticola,                                                                                  sitivität und Anämie können bei Massenbefall das klinische
                                                Psorergates rattus, Ornithonyssus bacoti                                                                                                                      Bild verschlimmern.
                      Zecken                    Ixodes spp. und andere Schildzecken                                                    Abb. 8: Ei von Hymenolepis sp. (ca. 60 x 80 µm gross, eine
                                                                                                                                       Sechshakenlarve enthaltend)                                            Da Flöhe nicht wirtsspezifisch sind, können sie auch den Men-
                      Systemische Mykosen       Encephalitozoon cuniculi, Pneumocystis spp.
   MYKOSEN                                                                                                                                                                                                    schen befallen.
                      Hautmykosen               Trichophyton mentagrophytes-Komplex, Microsporum spp.                                  Protozoen

                                                                                                                                       Im (Frisch-)Kot von Ratten und anderen Muriden vor allem
  ENDOPARASITEN                                                                                                                        aus Gruppenhaltung sind mittels spezieller Technik (sog. SAF-
                                                                                                                                       Konzentrationsverfahren) häufig Stadien von Giardia spp.,
  Nematoden                                                           Bandwürmer                                                       anderen Flagellatenarten oder Amöben mikroskopisch nach-
                                                                                                                                       weisbar. Die Infektionen verlaufen i. d. R. subklinisch, können
  Ein Befall mit Pfriemenschwänzen (Syphacia muris, Aspicu-           Ratten können wie andere Kleinnager Zwergbandwürmer
                                                                                                                                       aber zu Durchfall und Abmagerung führen.
  luris tetraptera) tritt bei Ratten vor allem in konventioneller     (Rodentolepis [syn. Hymenolepis] nana, Hymenolepis diminu-
  Gruppenhaltung nicht selten auf; er kommt aber beispiels-           ta) beherbergen, wobei dies in Hobbyhaltung nur selten vor-
                                                                                                                                       Diese Einzeller haben keine zoonotische Bedeutung.
  weise nach Zukauf vom Züchter oder aus einer Zoohandlung            kommt. Bei Rodentolepis nana besteht im Gegensatz zu allen
  auch bei Einzeltieren vor. Pfriemenschwänze parasitieren den        anderen Bandwurmarten die Möglichkeit, dass sich Wirtstiere
                                                                                                                                       Ratten sind Wirte für mehrere Eimeria-Arten (u. a. E. nieschulzi
  Dickdarm und haben einen direkten Lebenszyklus. Adulte              ohne Einschaltung eines Zwischenwirts direkt infizieren, näm-
                                                                                                                                       und E. miyairii im Dünndarm sowie E. separata im Blinddarm).
  Syphacia sind je nach Geschlecht ca. 1,5–5 mm lang und              lich durch Aufnahme fäkal ausgeschiedener Eier, somit ist                                                                               Abb. 9: Nosopsyllus fasciatus (Europäischer Rattenfloh)
                                                                                                                                       Bei Tieren in Hobbyhaltung sind diese Einzeller nur sporadisch
  haben ein lang und dünn ausgezogenes Hinterende, adulte             auch eine Autoinfektion möglich. Der Befall bleibt normaler-
  Aspiculuris sind 2–5 mm lang und haben ein stumpfkegliges           weise inapparent. Die Diagnose erfolgt durch mikroskopische
                                                                                                                                       anzutreffen und haben klinisch keine Bedeutung. Die Diag-              Läuse
                                                                                                                                       nose erfolgt durch koproskopischen Nachweis der Oozysten.
  Hinterende. Syphacia-Infektionen wurden gelegentlich für            Kotuntersuchung und Nachweis der Bandwurmeier (Abb. 8).
                                                                                                                                       Eimeria-Arten der Ratte sind wirtsspezifisch; sie können nur           Lausbefall (Polyplax spinulosa) ist heutzutage bei Ratten in
  Juckreiz im Analbereich, Rektumprolaps sowie bei allgemein
                                                                                                                                       Ratten, nicht aber andere Tierarten infizieren und haben auch          Hobbyhaltung eine Seltenheit. Jedoch können diese blutsau-
  geschwächten Tieren für Gewichtseinbussen verantwortlich            Rodentolepis nana ist ein Zoonose-Erreger, betroffene Tiere
                                                                                                                                       keine zoonotische Bedeutung.                                           genden Parasiten in Gruppenhaltung (z. B. beim Züchter oder
  gemacht, jedoch ist der Befall i. d. R. selbst bei hoher Wurm-      sind eine Infektionsquelle für Menschen, vor allem für Kinder.
                                                                                                                                                                                                              in der Tierhandlung) und bei mangelhafter Pflege in grosser
  bürde klinisch nicht auffällig. Die Diagnose erfolgt durch Ein-
                                                                                                                                       Ratten sind prinzipiell wie andere Säugerarten Zwischenwirte           Zahl auftreten und dann Juckreiz, Unruhe und Anämie ver-
  achweis mittels Analabklatsch (Klebestreifenmethode) oder
                                                                                                                                       für Toxoplasma gondii und können sich beispielsweise durch             ursachen. Die Diagnose ist leicht durch Nachweise der Läuse
  Koproskopie.
                                                                                                                                       Aufnahme sporulierter Oozysten aus Katzenkot anstecken.                und Nissen im Fell zu stellen.
                                                                                                                                       Die Infektion verläuft bei betroffenen Tieren üblicherweise
  Die Pfriemenschwanzarten der Muriden haben keine zoono-
                                                                                                                                       latent.                                                                P. spinulosa ist – wie alle Tierläuse – streng wirtsspezifisch und
  tische Bedeutung.
                                                                                                                                                                                                              somit nicht auf Menschen übertragbar.
                                                                                                                                       Für TierhalterInnen besteht beim Kontakt mit Toxoplasma-
                                                                                                                                       infizierten Ratten kein Ansteckungsrisiko.

16 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                                           Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 17
Empfehlungen zur Behandlung von Parasiten und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) - Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 7 für die ...
2 . R AT T E N                                                                                                                                                                                                                                 2 . R AT T E N

  Milben                                                                                                             Pneumocystis spp. sind kommensale Bewohner der Lunge der              weis der Pilzsporen im Hautgeschabsel (KOH-Methode) oder
                                                                                                                     meisten Nagetiere. Diese atypischen Pilzarten sind sehr wirts-        durch Pilzkultur bestätigen (Abb. 22).
  Die Tropische Rattenmilbe (Ornithonyssus bacoti) ist ein nicht                                                     spezifisch. Pneumocystis carinii und P. wakefieldiae sind bei
  selten bei Ratten und anderen Kleinsäugern vorkommender                                                            Hausratten vorhanden. Eine sekundäre interstitielle Pneumo-           Diese Hautpilze sind zoonotisch bedeutsam; ihre Übertra-
  Ektoparasit. Sie wird beim Zukauf (z. B. aus einer Tierhand-                                                       nie kann auftreten, wenn die Tiere immunsupprimiert oder              gung erfolgt vorwiegend durch Körperkontakt mit betrof-
  lung) eingeschleppt und kann dann aufgrund idealer Vermeh-                                                         aufgrund einer gleichzeitigen Erkrankung geschwächt sind.             fenen Tieren. Sie verursachen beim Menschen ein ähnliches
  rungsbedingungen innerhalb einer Wohnung zu einer Plage                                                                                                                                  Krankheitsbild wie bei Tieren.
  werden. Diese blutsaugenden Milben sind dämmerungsaktiv,
  wenig wirtsspezifisch und können daher auch andere Tiere im                                                        HAUTMYKOSEN
  gleichen Haushalt befallen. Sie verursachen Juckreiz und un-
  ruhiges Verhalten der Tiere. Milbenstadien sind auf der Haut                                                       Ratten können mit Hautpilzen des Trichophyton mentagro-
                                                                   Abb. 10: Polyplax spinulosa. (1–1,5 mm lang)
  der Wirtstiere und in der Einstreu zu finden (Abb. 13).                                                            phytes-Komplexes infiziert sein. Die Pilzsporen sind in der
                                                                                                                     Aussenwelt sehr resistent. Die Ansteckung erfolgt durch di-
  Ornithonyssus bacoti ist ein Zoonose-Erreger und verursacht                                                        rekten Tierkontakt, über sporenkontaminierte Einstreu und
  beim Menschen eine juckende Dermatitis sowie, selten (z. B.                                                        sehr leicht auch bei der Pflege mit kontaminierten Utensilien.
  bei Kindern), asthmatische Reaktionen.                                                                             In den meisten Fällen bleiben die Tiere asymptomatisch, sind
                                                                                                                     aber prinzipiell eine Infektionsquelle für andere Tiere und den
  Ein Befall mit wirtsspezifischen Pelzmilben (Radfordia ensife-                                                     Menschen. Vorhandene Hautläsionen sind typisch und zeigen
  ra) tritt bisweilen auch bei Ratten in Hobbyhaltung auf. Dann                                                      sich als kreisförmige oder diffuse Alopezie an Kopf, Hals oder
  können Juckreiz und vermehrte Schuppenbildung vor allem in                                                         Schwanz (Glatzflechte; Abb. 14); Juckreiz fehlt. Die klinische
  Kopf- und Schulterregion bestehen. Bakterielle Sekundärin-                                                         Verdachtsdiagnose lässt sich durch mikroskopischen Nach-              Abb. 14: Glatzflechte (Trichophytie) bei einer Ratte
  fektionen und kratzbedingte Selbstverletzungen können das
  klinische Bild verschlimmern. Die Übertragung erfolgt durch

                                                                                                                     2.b.
  Tier-zu-Tier-Kontakt. Pelzmilben sind durch die Klebestreifen-   Abb. 11: Notoedres muris (ca. 0,4 mm gross)
  methode nachweisbar.

  Eine zoonotische Bedeutung haben sie nicht.
                                                                                                                                                                       THERAPIE BEI PARASITOSEN
  Grabmilben der Arten Notoedres muris (Abb. 11) und Trixa-                                                                                                            UND MYKOSEN
  carus diversus kommen manchmal bei Ratten in Hobbytier-
  haltung vor. Beide Arten führen vor allem im Kopfbereich
  zu warzenähnlichen oder krustösen Hautveränderungen mit
  hochgradigem Juckreiz (Abb. 12). Ein Nachweis dieser Räude-                                                        Medikamente, die zur Behandlung von Parasitosen und My-               ter jeweils an 5 aufeinanderfolgenden Tagen) und Ivermectin
  milben erfolgt mittels Hautgeschabsel (KOH-Methode).                                                               kosen bei Ratten und anderen Nagern eingesetzt werden                 (täglich 3 mg/kg Körpergewicht an 4 Tagen über das Trink-
                                                                                                                     sollen, bedürfen in der Schweiz keiner Zulassung. Jedoch              wasser). Dagegen erwiesen sich Selamectin (Spot-on) und
  Beide Grabmilbenarten sind auf Menschen übertragbar und          Abb. 12: Notoedres muris-Befall bei einer Ratte   stehen keine Medikamente zur Verfügung, so dass Präparate             Moxidectin (oral) gegen Syphacia als unwirksam.
  verursachen dann eine juckende, Krätze-ähnliche Hauter-                                                            umgewidmet werden müssen (Off-Label-Anwendung). Dabei
  krankung.                                                                                                          besteht aufgrund der geringen Grösse der Tiere und ihrer              Zusätzlich sind gründliche Säuberung und Desinfektion von
                                                                                                                     starken Putzaktivität bei topischer Anwendung ein erhöhtes            Käfig, Futternäpfen etc. erforderlich, um Reinfektionen zu
  Schildzecken                                                                                                       Toxizitätsrisiko.                                                     verhindern.

  Schildzecken können im Freien gehaltene Ratten befallen.                                                           Nematoden                                                             Infektionen von Ratten mit Bandwürmern, vor allem mit der
  Diese Zecken heften sich während ihrer Blutmahlzeit für eini-                                                                                                                            zoonotischen Art Rodentolepis (syn. Hymenolepis) nana, sind
  ge Tage an und fallen dann ab. Sie können mit einer Zecken-                                                        Gegen Pfriemenschwanzbefall bei Ratten wurden verschie-               behandlungswürdig. Dafür ist Praziquantel das Mittel der
  zange entfernt werden.                                                                                             dene Wirkstoffe und Behandlungsprotokolle (jeweils Umwid-             Wahl bei allen kleinen Heimtieren. Es wird in der Einmaldosis
                                                                                                                     mung) angewendet, beispielsweise Fenbendazol (täglich 20              von 5–10 mg/kg Körpergewicht zwei- bis dreimal im Abstand
                                                                                                                     mg/kg Körpergewicht direkt oral oder 100–150 mg/kg Fut-               von je 10–14 Tagen subkutan verabreicht (Umwidmung).
                                                                   Abb. 13: Ornithonyssus bacoti (0,5–1 mm gross)
18 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                        Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 19
2 . R AT T E N                                                                                                                                                                                                                                             2 . R AT T E N

  Protozoen                                                        chen) oder Moxidectin (0,5 mg/kg Körpergewicht Spot-on,         gründlich abzutrocknen. Miconazol-Suspensionen können               en etc. notwendig. Dafür kann es in grösseren Tiergruppen
                                                                   2x im Abstand von 10 Tagen) behandelt werden. Alternativ        täglich bei kleineren Hautveränderungen verwendet werden.           hilfreich sein, zusätzlich zur individuellen Behandlung das
  Zur Behandlung von Flagellaten- oder Amöbeninfektionen           können Selamectin, Fipronil oder Permethrin topisch einge-      In einer Gruppe sollten alle Tiere unabhängig vom klinischen        Gehege zweimal wöchentlich für einige Monate mit einer
  bei Ratten kann versuchsweise der Einsatz von Metronida-         setzt werden. Dabei müssen alle Tiere unabhängig vom klini-     Bild behandelt werden.                                              Enilconazol-Lösung (50 mg/m2) zu besprühen, um das Risiko
  zol (2,5 mg/ml) oder Dimetridazol (1 mg/ml) jeweils über das     schen Bild behandelt werden, um eine Eradikation der Milben                                                                         von Reinfektionen zu verringern.
  Trinkwasser für 7–14 Tage erwogen werden. Metronidazol           zu erzielen. Für grosse Tierhaltungen kann Ivermectin über      Die Dauer der antimykotischen Behandlung richtet sich nach
  kann auch mit 10–40 mg/kg Körpergewicht 1x täglich direkt        das Futter verabreicht werden.                                  den Ergebnissen der Pilzkulturen: Die Therapie sollte erst          TierhalterInnen sollten bei der Behandlung Einweghandschu-
  verabreicht werden (jeweils Umwidmung).                                                                                          nach zwei negativen Kulturen abgebrochen werden. Da die             he und Schutzkleidung benutzen sowie danach Kleidung und
                                                                   Bei Ornithonyssus-Befall empfiehlt sich eine zweimalige Ganz-   Pilzsporen sehr widerstandsfähig und langlebig sind, ist eine       Schuhe gründlich waschen und desinfizieren.
  Ein Eimeria-Befall kann, sofern dies metaphylaktisch erforder-   körperbehandlung mit Fipronil im Abstand von 10 Tagen (be-      gründliche Desinfektion von Käfig, Häuschen, Pflegeutensili-
  lich erscheint, mit Amprolium (zweimal täglich jeweils 25 mg/    handschuhte Hand mit Fipronil-Spray anfeuchten und damit

                                                                                                                                   2.c.
  kg Körpergewicht über 5–7 Tage oral) medikiert werden. Im        das Tier unter Verschonung von Augen, Maul und Ohr einrei-
  Experiment erwies sich auch Toltrazuril (z. B. 10 mg/kg Kör-     ben; Tiere nicht direkt einsprühen). Alternativ können auch
  pergewicht/Tag an 3 Tagen mit jeweils 3 behandlungsfreien        makrozyklische Laktone wie Ivermectin (0,2–0,4 mg/kg Kör-
  Tagen; Umwidmung) als wirksam. Weiterhin sind Sulfonami-
  de (z. B. Sulfamerazin oder Sulfaquinoxalin, jeweils 1 mg/ml
                                                                   pergewicht oral) oder Selamectin (1 Tropfen aus der kleinsten
                                                                   verfügbaren Pipette mit 6%iger Lösung topisch) verwendet
                                                                                                                                                                               PRÄVENTION VON PARASITOSEN
  Trinkwasser täglich für 2–3 Wochen) möglich (jeweils Umwid-      werden (jeweils Umwidmung). Um die Tropische Rattenmilbe                                                    UND MYKOSEN
  mung).                                                           aus einem Haushalt zu eliminieren, sind zusätzlich zwingend
                                                                   die gründliche Reinigung von Käfigen und Umgebung, Erneu-
  Flöhe                                                            erung der Einstreu und eine Umgebungsbehandlung mit ei-
                                                                   nem akarizid wirkenden Biozid erforderlich. Bei Massenbefall
                                                                                                                                   Dem Auftreten von Parasiten- und Pilzinfektionen wird durch         werden, bevor sie Kontakt mit bereits vorhandenen Ratten
  Ein Flohbefall bei Ratten ist durch Anwendung von Fipronil       kann es sogar notwendig werden, einen staatlich geprüften
                                                                                                                                   Haltungs- und Hygienemassnahmen sowie, falls erforderlich,          bekommen. Einstreu und Futter sollten von guter Qualität
  (7,5 mg/kg Körpergewicht Spot-on) oder Imidacloprid (20 mg/      Schädlingsbekämpfer anzufordern, um eine Ausrottung zu
                                                                                                                                   präventivem Arzneimitteleinsatz vorgebeugt.                         sein. Wenn Kontakt mit Hund oder Katze besteht, kann es
  kg Körpergewicht Spot-on) jeweils im monatlichen Abstand         erreichen.
                                                                                                                                                                                                       sinnvoll sein, diese mit einem Zestodizid und gegen Flohbefall
  oder von Selamectin (15–30 mg/kg Körpergewicht Spot-on,
                                                                                                                                   Grundsätzlich sollten neue, in einen Rattenbestand verbrach-        zu medikieren.
  Wiederholung nach 2 Wochen) zu beseitigen (jeweils Umwid-        Zecken
                                                                                                                                   te Tiere zweifelhafter Herkunft oder mit unbekannter Ana-
  mung). Zusätzlich ist es sinnvoll, die Umgebung mit einem
                                                                                                                                   mnese stets für einige Zeit separat in Quarantäne gehalten
  Biozid (Insekten-Entwicklungshemmer) zu behandeln, um            Zecken können durch die Anwendung von Fipronil (Spray)
  den Lebenszyklus der Flöhe dauerhaft zu unterbrechen.            eliminiert oder mittels einer Zeckenzange entfernt werden.

  Läuse
                                                                   HAUTMYKOSEN
  Gute Behandlungsresultate (jeweils Umwidmung) gegen
  Lausbefall liegen nach topischer Anwendung von Selamectin        Auch bei Ratten besteht die Behandlung von Hautmykosen
  oder Fipronil (jeweils ein Tropfen verfügbarer Formulierungen    üblicherweise aus der Kombination von systemischer und to-
  auf die Halshaut) sowie nach Ganzkörperbehandlung mit            pischer Behandlung (jeweils Umwidmung). Eine systemische
  Fipronil-Spray vor. Ivermectin (0,2–0,4 mg/kg Körpergewicht      Behandlung erfolgt mit Itraconazol (2,5–10 mg/kg Körper-
  subkutan oder oral dreimal im Abstand von je 7–14 Tage)          gewicht oral; Umwidmung). Zur topischen Therapie stehen
  führte zur Eradikation der Läuse. Auch Imidacloprid (topische    Enilconazol- und oder Miconazol-haltige Präparate zur Ver-
  Anwendung, Dosierung s. oben) dürfte wirksam sein.               fügung (jeweils Umwidmung). Ob die eine oder die andere
                                                                   Substanz verwendet wird, hängt von der Bereitschaft der
  Milben                                                           Tierhalterin/des Tierhalters ab, die Tiere entsprechend den
                                                                   Anwendungsempfehlungen zu baden oder zu shampoonie-
  Pelzmilbenbefall bei Ratten kann nach jeweiliger Umwid-          ren. In jedem Fall sollte die topische Behandlung mindestens
  mung beispielsweise mit Ivermectin (0,2–0,4 mg/kg Körper-        zweimal pro Woche erfolgen. Dabei sind die Tiere vor Un-
  gewicht oral oder subkutan, 2–3 x im Abstand von 1–2 Wo-         terkühlung zu schützen und sorgfältig nach der Behandlung

20 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                                                                                                                    Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 21
3. MÄUSE                                                                                                                       1 . I N D I V I D U E L L E F 3A.K M
                                                                                                                                                                     TOÄRUESNE

                                     3.a.                                            HÄUFIG AUFTRETENDE ODER
                                                                                     KLINISCH BEDEUTSAME PARASITOSEN
                                                                                     UND MYKOSEN BEI MÄUSEN

  3.
                                     Tabelle 3: Parasiten- und Pilzarten bei Mäusen

                                                        ENDOPARASITEN

                             MÄUSE                      Nematoden                  Trichostrongylus spp., Syphacia obvelata, Aspiculuris tetraptera, Trichuris muris
                                                        Bandwürmer                 Rodentolepis nana (syn. Hymenolepis nana), Hymenolepis diminuta, Cataenota-
                                                                                   enia pusilla

                                                        Protozoen                  Giardia spp., Chilomastix spp., Trichomonas muris, Spironucleus muris
                                                                                   (syn. Hexamita muris), Entamoeba muris, Eimeria spp., Cryptosporidium spp.,
                                                                                   Klossiella muris, Toxoplasma gondii
                                      PARASITEN         EKTOPARASITEN

                                                        Flöhe                      Leptospylla segnis, Ctenocephalides spp.

                                                        Läuse                      Polyplax serrata

                                                        Milben                     Myobia musculi, Radfordia affinis, Myocoptes musculinus, Psorergates simplex,
                                                                                   Liponyssoides sanguineus, Ornithonyssus bacoti
                                                        Systemische Mykosen        Pneumocystis murina
                                      MYKOSEN
                                                        Hautmykosen                Trichophyton spp.

                                     ENDOPARASITEN                                                         Bandwürmer

                                     Nematoden                                                             Mäuse können wie andere Kleinnager Zwergbandwürmer
                                                                                                           (Rodentolepis [syn. Hymenolepis] nana, Hymenolepis diminu-
                                     Ein Befall mit Pfriemenschwänzen (Syphacia obvelata, Aspicu-          ta) beherbergen, wobei dies in Hobbyhaltung nur selten vor-
                                     luris tetraptera) tritt bei Mäusen vor allem in konventioneller       kommt. Bei Rodentolepis nana besteht im Gegensatz zu allen
                                     Gruppenhaltung nicht selten auf. Er kommt aber beispiels-             anderen Bandwurmarten die Möglichkeit, dass sich Wirtstiere
                                     weise nach Zukauf vom Züchter oder aus einer Zoohandlung              ohne Einschaltung eines Zwischenwirts direkt infizieren, näm-
                                     auch bei Einzeltieren vor. Pfriemenschwänze parasitieren den          lich durch Aufnahme fäkal ausgeschiedener Eier; somit ist
                                     Dickdarm und haben einen direkten Lebenszyklus. Adulte                auch eine Autoinfektion möglich. Der Befall bleibt inapparent.
                                     Syphacia sind je nach Geschlecht ca. 1,5–5 mm lang und                Die Diagnose erfolgt durch mikroskopische Kotuntersuchung
                                     haben ein lang und dünn ausgezogenes Hinterende, adulte               und Nachweis der Bandwurmeier (siehe Abb. 8).
                                     Aspiculuris sind 2–5 mm lang und haben ein stumpfkegliges
                                     Hinterende. Syphacia-Infektionen wurden gelegentlich für              Konsequente Hygienemassnahmen (Reinigung, Desinfektion)
                                     Juckreiz im Analbereich, Rektumprolaps sowie bei allgemein            sind wichtig, um das Übertragingsrisiko zu verringern.
                                     geschwächten Tieren für Gewichtseinbussen verantwortlich
                                     gemacht, jedoch ist der Befall i. d. R. selbst bei hoher Wurm-        Rodentolepis nana ist ein Zoonose-Erreger; betroffene Tiere
                                     bürde klinisch nicht auffällig. Die Diagnose erfolgt durch Ein-       sind eine Infektionsquelle für Menschen.
                                     achweis mittels Analabklatsch (Klebestreifenmethode) oder
                                     Koproskopie.                                                          Protozoen

                                     Die Pfriemenschwanzarten der Muriden haben keine zoono-               Im (Frisch-)Kot von Mäusen vor allem aus Gruppenhaltung
                                     tische Bedeutung.                                                     sind mittels spezieller Technik (sog. SAF-Konzentrationsver-
                                                                                                           fahren) häufig Stadien von Giardia spp. oder Spironucleus
                                                                                                           (syn. Hexamita) muris mikroskopisch nachweisbar. Die Infekti-
                                                                                                           onen verlaufen i. d. R. subklinisch.

22 ESCCAP-Empfehlung Nr. 7                                                                        Behandlung von Parasiten und Pilzinfektionen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern) 23
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