BERICHT 2019 - FABLAB ZUG

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BERICHT 2019 - FABLAB ZUG
Bericht 2019

  März 2020
BERICHT 2019 - FABLAB ZUG
1. Ein FabLab in Zug besteht, und bleibt bestehen

Seit der ersten Eröffnung des FabLabs im März 2019 im «Nordpol», konnten wir einen steten
Mitgliederzuwachs beobachten, was die Vermutung nach dem grossen Interesse in der Bevölkerung
bestätigte. Auch bei der Neueröffnung im Dezember 2019 an der Oberallmendstrasse 18 in Zug war der
Andrang und das Interesse mit mehr als 100 Besuchern sehr gross.

                                                                Abbildung: Neueröffnung des FABLABZUG an
                                                                der Oberallmendstrasse 18 in Zug. Viele
                                                                Interessenten kamen vorbei um sich einen
                                                                Eindruck von den neuen Räumlichkeiten zu
                                                                verschaffen.

Die positiven Berichte der Zeitungen unterstreichen das Interesse und bestätigen, dass wir uns auf dem
richtigen Weg befinden. Im Jahr 2019 haben die Zuger Zeitung und die Zuger Woche zwei Mal einen
langen Artikel publiziert, dazu kamen Beiträge in ZugKultur und ZentralPlus. Digital vernetzt sich das
FabLab Zug über die eigene Webseite www.fablab-zug.ch, einen Instagram- sowie Facebook Account.
Die Webseite verzeichnete im ersten Jahr 3000 Nutzer, was bedeutet, dass die Seite von 3000
verschiedenen Geräten aufgerufen wurde. Facebook eignet sich, um lokal Informationen und Einblicke
zu gewähren und Events zu promoten. Die FabLab Zug Facebookseite verzeichnet nach dem ersten Jahr
150 Abonnenten. Instagram ist eine Plattform, welche zum teilen Visueller-Daten global genutzt wird.
Über unseren Instagram-Account veröffentlichten wir im ersten Jahr 80 Beiträge. Die besten davon
erreichten rund 550 Personen. Nach einem Jahr verzeichnet dieser Kanal 530 Abonnenten. Zur
vereinsinternen Kommunikation wurden WhatsApp Chatgruppen gegründet. Auf diesem Weg treten
Vereinsmitglieder untereinander in Kontakt, interne Infos werden getauscht und die einzelnen
Vereinsorgane organisieren sich dadurch. Nebst den fast 150 Mitgliedern (inkl. Stipendien) zählen wir
181 Subscribers für unseren Newsletter «FabNews», welcher im letzten Jahr 5 Mal verschickt wurde
und allgemeine Neuigkeiten, Einladungen zu Ausstellungen, zu Mitglieder-Apéros und zum Betrieb
verbreitet. Die Austrittsrate ist sehr gering, und wir verzeichnen auch schon 4 spontane Google
Rezensionen mit einem Bewertungsdurchschnitt von 5/5. Das FABLAB ZUG ist nun bei www.fablab.ch
erwähnt und auffindbar, und auch als offizielles FabLab bei der internationalen Website www.fablabs.io
registriert.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                              2
BERICHT 2019 - FABLAB ZUG
Der Umzug und Neuaufbau war eine grosse Herausforderung, mit vielen anstrengenden, aber auch
schönen Momenten. Im Unterschied zum ersten Aufbau, haben sich die Mitglieder aktiv beteiligt, auch
an der Gestaltung und am Konzept. Während dieser eher «organische» Prozess etwas länger dauerte (3
Monate), führte er zu einer tragenden Vereinsstruktur, und einem «Ownership» unter den Mitgliedern.
Ende Jahr 2019 formte sich ein «Support Team» nebst den FabLab Managern. Die Mitglieder aus dem
Team übernehmen bestimmte Aufgaben und unterstützen so den FabLab Manager. Für den Verein eine
Möglichkeit um seine Mitglieder mehr aktiv einzubeziehen.

Abbildung: Alle machen mit! Unser FABLAB wird großartig! Die Mithilfe der Mitglieder war essenziell, um das FABLABZUG
aufzubauen und in Betrieb zu nehmen.

Von den, im vorhergehenden Gesuch erwähnten, drei Phasen (Aufbau-, Anlauf-, Betriebsphase)
befindet sich das FabLab Zug jetzt in der Betriebsphase. Ende 2019 zählte das FabLab Zug 65 Mitglieder,
und bis Mitte Februar 2020 sind weitere 10 dazugekommen. Im Durchschnitt akquirierte der Verein 6-
7 Mitglieder pro Monat. Wenn man die dreimonatige Umzugszeit weglässt, erhöht sich der Schnitt auf
9 Mitglieder pro Monat, was im Bereich des ursprünglich budgetierten Mitgliederzuwachs (10
Mitglieder pro Monat im ersten Jahr) liegt.

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                                                                                                         70
                                                                                                 65

                                                                                56       57
                                                                        51
                                                                48
                                                       42
                                               39
                                       35
                              27
                      19

      0       0
   Jan 19 Feb 19 Mär 19 Apr 19 Mai 19 Jun 19 Jul 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20

Abbildung: Kumulativer Verlauf der Mitglieder pro Monat. Eröffnung: 9. März 2019 bis 12. Februar 2020.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                                                3
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Erwartungsgemäss besteht der Verein zu 87% aus Menschen aus dem Kanton Zug, während wir auch
Mitglieder aus den Kantonen AG, LU, ZH und SZ verzeichnen. 77% dieser Mitglieder bezahlte direkt
online mit der Kreditkarte – dies ist wichtig, da sich so der administrative Aufwand verringert. Die
Verlängerung von Jahresmitgliedschaften wird auf diesem Weg automatisiert, wodurch das Versenden
von Briefen, Einzahlungsscheinen und Infomails zu einem grossen Teil wegfällt.

                                                     Die Herausforderung, Frauen zu akquirieren hat
                                                     sich leider bestätigt:
           73.33%

                                                     Fast 75% unserer jetzigen Mitglieder sind
                                                     Männer. Wir hoffen, dass wir durch gezielte
                                                     Projekte wie das diesjährige Textil-Projekt die
                                 26.67%              Neugier der Frauen im Kanton noch mehr
                                                     wecken können.

           Männer                Frauen

Im Sommer 2019 hat uns die «Bossard Philanthropy» Unterstützung im Rahmen von 70 Stipendien
(Jahresmitgliedschaften + Guthaben für Maschinenbenutzung) für Jugendliche und Studierende
zugesprochen. Dies eröffnet uns eine tolle Möglichkeit, um weitere Vereinsmitglieder zu gewinnen und
das Vereinswachstum im Jahr 2020 gezielt anzugehen und umzusetzen. Das Ziel der Stipendien ist, mehr
Projekte und Mitglieder zur gleichen Zeit zu akquirieren. Die Stipendienvergabe verzögerte sich wegen
des Umzugs und Wiederaufbaus etwas, wird aber im Jahr 2020 strukturiert angegangen. Auch hier
möchten wir die Vergabe so gestalten, dass wir Frauen in diesem Bereich fördern.

Auch können wir bestätigen, dass das FabLab von den Mitgliedern gebraucht wird. Die Daten der
Maschinennutzung zeigen, wie, welche und wie oft die Mitglieder die Maschinen brauchen. Seit
Eröffnung bis Anfang Februar 2020 waren die Maschinen 593 Stunden in Betrieb. Natürlich konnte die
Maschinennutzung während des Umzugs und des Neuaufbaus von September bis November 2019 nicht
gehalten werden. Die klaren Maschinen-Favoriten sind die Laser Maschine und der 3D Druck.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                               4
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140
Vinyl Cutter   10.32%                                         120

                                                              100
  Ultimaker                         44.44%                     80

                                                               60
      Laser                     38.49%
                                                               40

                                                               20
     Konica    3.57%
                                                                 0

 FormLabs2     3.17%

           0.00% 10.00% 20.00% 30.00% 40.00% 50.00%

Abbildung: Ein Rückblick zu der Maschinennutzung im FabLab Zug. Während der Laser und der 3D Druck die Favoriten sind,
zeigt sich auch tendenziell eine allgemeine Zunahme der Benutzung der Maschinen, was sich mit unseren Beobachtungen
deckt.

Nebst dem doppelten Aufbau und Eröffnung des FabLab Zug und der Mitgliederakquise, konnten
weitere spannende Resultate erzielt werden:

Wissen vermitteln und weiterentwickeln
Als Grundlage für die Förderung der FabLab Zug Plattform und dem Ziel des Wissensaustausches haben
wir den Mitglieder-Apéro eingeführt, welcher monatlich stattfindet. Ein inoffizieller Rahmen, wo
Mitglieder, Neu-Mitglieder oder auch Interessierte willkommen sind. Dieser wurde stets von 10-20
Leuten besucht. Ausserdem haben unsere Mitglieder spannende, multidisziplinäre Projekte gestartet,
wie zum Beispiel das Projekt der FabLabBox. Das ist ein mit Sensorik ausgestattetes Mini-Gewächshaus,
welches via Computer gesteuert wird. Die Sensoren liefern Daten zu den Wachstumsbedingungen wie
Luftfeuchtigkeit, CO2-Gehalt, Temperatur, PH-Wert und Wachstumsfortschritt. Via Aktoren können
diese Bedingungen wiederum gesteuert werden. So können pflanzenspezifische Klimabedingungen
geschaffen werden um beispielsweise die eigenen Küchenkräuter, Salatsprossen oder Gemüse in der
eigenen Wohnung wachsen zu lassen. Tag-Nachtkreisläufe und Jahreszeiten können via LED-
Leuchtmittel in verschiedenen Lichtspektren simuliert werden. Menschen aus verschiedenen
Spezialgebieten finden hier zusammen und treiben das Projekt gemeinsam vorwärts. Ausserdem gab es
Platz für Initiativen der Mitglieder um ihr spezifisches Wissen zu teilen, zum Beispiel in Bezug auf das
CAD Programm Fusion 360. Eine Einführung zur Bernina Näh- und Strickmaschine konnte auch
angeboten werden, welche durch den offiziellen Vertreter gegeben wurde.

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Abbildungen: Die «FabLabBox» bietet neue Möglichkeiten rund um
                                                    das Thema Pflanzenanbau in einem computergesteuerten Mini-
                                                    Gewächshaus. Wie wächst der Anbau am besten, am schnellsten?
                                                    Was braucht es dazu?

Kreativität und Innovation fördern, und Perspektiven bieten
Das LampLab Projekt reflektiert die zentrale Aufgabe des FabLab Zug. 10 Mitglieder (viele davon Laien)
trafen zusammen, um je eine Lampe für den persönlichen Gebrauch herzustellen. Begleitet von einem
Elektriker und einer Designerin, konnten Schritt für Schritt, über 5 Monate, die Lampenprototypen im
FabLab entstehen, und anschliessend im Zugorama von Mitte Dezember 2019 bis Mitte Februar 2020
ausgestellt werden. Beeindruckend waren die Vielfalt und Kreativität, sowie die professionelle
Ausführung der Produkte.

Abbildung: Vernissage im Zugorama und zwei Lampen-Prototypen welche im Rahmen des Projekts entstanden.

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Neu gibt es im FabLab Zug eine grössere analog-Werkstatt, mit teils grossen industriellen Maschinen,
welche durch Vereinsmitglieder zur Verfügung gestellt wurden. Dies erlaubt neben der digitalen
Produktion ein vielseitiges Schaffen mit Holz, Metall und Textilien und geht auf Bedürfnisse ein, welche
Besucher und Mitglieder äusserten. So können wir im 2020 Filz als neues Material im FabLab Zug
produzieren, was wiederum eine Vielfalt von neuen Kombinationsmöglichkeiten eröffnet. Auch ist es
uns nach längeren Nachforschungen gelungen, eine PLA «shredding» und «recycling» Maschine im
FabLab auszuleihen, damit interessierte Mitglieder das recyclen von PLA weiterentwickeln und vielleicht
permanent im FabLab einführen können. Das FabLab Zug wird im Moment von zwei Start-Ups
regelmässig genutzt, um Prototypen zu entwickeln und Produkte zu verfeinern. Das FabLab profitiert
von dieser regelmässigen und Teils intensiven Nutzung der Maschinen, auch weil die Start-Ups ihre
Erfahrungen (mit neuen Materialien, Maschineneinstellungen, etc.) protokollieren und somit für alle
weiteren Mitglieder zur Verfügung stellen.

Schnittstellen und Synergien
Es ist essenziell, dass sich das FabLab Zug vernetzt, Schnittstellen erkennt und Synergien nutzt. Eine
schöne und vielversprechende Partnerschaft hat sich mit dem Verein «Repair Café Zug» ergeben. Im
Jahr 2020 wird das Repair Café viermal im FabLab Zug durchgeführt. Bisher wurden die Räumlichkeiten
zur Verfügung gestellt, doch weitere Synergien zum Thema reparieren, das Wiederherstellen von
kaputten Teilchen, liegen auf der Hand. Im Weiteren fanden erfolgreiche Workshops wie beispielsweise
mit dem Verein «Integrarte» statt, welcher die Integration von jugendlichen Flüchtlingen fördert. Es gab
verschiedene Touren, z.B. für einen informellen Frauentreff (mit 30 Frauen), im Rahmen der Vergabe
der 40. Kulturschärpe des Kantons Zug, für einzelne Schulklassen oder für die Konstrukteur-Lehrlinge
von V-Zug & Siemens.

Abbildungen: Grosser Andrang beim ersten Repair Café im FABLAB ZUG

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Weitere Eindrücke 2019

    Abbildung: Der Verein IntegARTE beim FabLab Zug. Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund experimentieren mit den
                                               verschiedenen Geräten.

                       Abbildung: Eines der vielen Coaching Treffen der Projektgruppe „LampLab“

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Abbildung: Auch bei der ersten Eröffnung war das Interesse in der Bevölkerung überwältigend.
                    Dies spiegelte sich dann auch in der kontinuierlich wachsenden Mitgliederzahl.

     Abbildung: Alle sind im FABLABZUG willkommen, und werden unterstützt ihre Idee in ein Produkt zu verwandeln!

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2. Herausforderungen

Trotz des schnellen Starts und grossen Erfolgs des FABLAB ZUG, kristallisierten sich in diesem ersten
Jahr auch grundlegende Herausforderungen heraus:

⎯ Das Interesse der Menschen ist zwar gross, doch die Hürde, etwas im FABALAB ZUG zu machen
  ebenfalls. Oft haben wir gehört: «das ist super, aber ehrlich gesagt, ich weiss nicht was ich hier
  produzieren soll». Wir haben selbst auch erfahren, dass die Ideen erst mit dem Gebrauch der
  Maschinen und der Beherrschung der Technologie kommen. Darum ist es umso wichtiger,
  gemeinsame Projekte zu entwickeln, die Vernetzung und den Wissenstransfer zu fördern.
⎯ Projekte, regelmässige Einführungskurse, und Coaching einzelner Mitglieder brauchen viel Zeit und
  Ressourcen, sind aber wie oben erwähnt, essenziell um den Zugang zum FABLAB ZUG zu erleichtern.
⎯ Der Gesamtaufwand des FABLAB ZUG, ist für die Vorstandsmitglieder und die 50% Stelle noch zu
  gross, was die Weiterentwicklung des Vereins bremst.
⎯ Finanzielle Herausforderungen sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, da das FABLAB ZUG nun
  Miete zahlen muss, welche ab 2022 den vollen Betrag erreicht.

Diese Herausforderungen können mit der bestehenden Vereinsstruktur und Organisation nicht
zufriedenstellend bewältigt werden. Eine graduelle Umstrukturierung (Rollen und
Verantwortlichkeiten) sowie zusätzliche Einkommensquellen sind nötig, um den Verein langfristig zu
halten. Die Schritte dazu werden im nächsten Kapitel erläutert.

                                                      Abbildung: Wie baut man Ängste und Hürden der
                                                      Besucher und Mitglieder ab? Wie kann man Menschen
                                                      aktivieren und motivieren? «Learning by Doing» zeigte sich
                                                      als wirksame Strategie und wird im FABLAB ZUG gelebt.
                                                      Ganz im Sinne von Walt Disney: «Du wirst es niemals
                                                      wissen bevor du es versucht hast».

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                                    10
3. Ausblick 2020-21: Wachsen und Erwachsen werden

Das breite Interesse in der Bevölkerung motiviert uns, das Projekt immer wieder neu zu überdenken
und weiter zu entwickeln. Sehr glücklich sind wir über die Anfrage zu einem Beitrag in einem möglichen
«TEDx» Event im Jahre 2020. Organisiert wird der Event von der Bibliothek Zug und die Anfrage zur
Mitwirkung zeigt, dass das FABLAB ZUG auch in der Stadt und im Kanton nun als zukunftsorientierte und
kreative Plattform wahrgenommen wird.

Während der Sinn und das Ziel des FABLAB ZUG in den nächsten Jahren gleichbleiben, hat sich der
Kontext (v.a. finanziell) verändert. Für die Räumlichkeiten wird neu eine Miete erhoben, welche dank
der grosszügigen Unterstützung des Technologie Clusters Zug, zunächst tief gehalten werden kann,
doch ab 2022 voraussichtlich die volle Höhe erreichen wird. Dies bringt einen zusätzlichen finanziellen
Druck auf das FABLAB ZUG. Somit haben wir neue Strategien entwickelt, um einerseits die zusätzlichen
Kosten zu tragen, andererseits aber auch, um die digitale Produktion – trotz wachsendem Interesse in
der Bevölkerung und Institutionen, einem reifenden Verein und zunehmender Benutzung des FABLAB
ZUG – mit möglichst geringen Ressourcen, weiterhin leicht-zugänglich zu machen.

So haben sich die Ziele des FABLAB ZUG im Vergleich zum Jahre 2019 nicht verändert. Der Ansatz
hingegen wurde dem neuen Kontext angepasst. Die Erwarteten Resultate und Aktionslinien sind auf die
nächsten 2 Jahre projiziert:

    1. Das FabLab Zug bietet niederschwellige Zugänge und Einstiege zur digitalen Produktion.
Wir können nun erfahrungsbasiert bestätigen, dass die Vereinfachung des Zugangs zur digitalen
Produktion einer der zentralen Punkte im Betrieb eines FabLabs ist – wie bereits im Gespräch mit
Professor René Hüsler (HSLU) vor der ersten Eröffnung erörtert. Die Erfahrung fehlt bei vielen
Interessierten, und diese ist zentral, um zu erkennen was für ein Potential in so einem FabLab steckt.
Ängste abbauen, zum Ausprobieren ermutigen und die Mitglieder untereinander vernetzen sind
zentrale Aufgaben die es zu bewältigen gibt.

Aktionslinie 1: Offene Fokusprojekte organisieren und Durchführen
Projekte wie das erwähnte «LampLab» sind zentral, um den Teilnehmern anhand eines in ihrem
Zuhause nutzbaren Produkts, den gesamten Produktionsprozess sowie die Infrastruktur zu zeigen. Es
bewährte sich, diese Projekte für Mitglieder wie auch nicht Mitglieder zu öffnen. Die Teilnehmer waren
selbst überrascht von den Prototypen und die Ausstellung war ein weiteres Highlight.
Wir möchten jedes Jahr mindestens ein weiteres Projekt in diesem Rahmen durchführen (je nach pro-
aktiver Partizipation der Mitglieder, können auch mehrere Projekte stattfinden). Im Jahr 2020 haben
wir somit bereits zwei weitere Projekte lanciert: Eines mit Textilien (Filz, Stoff, etc.) und eines mit dem
Namen «ÜsiZugKunft» welches mit einer Ausstellung im August verbunden wird. Im Februar haben
erfahrene Mitglieder angefangen Einführungskurse zu bestimmten Maschinen (3D, Laser, CNC,
Drehbank) zu geben, was positiv aufgenommen wird und Hürden abbaut. Dies sind weitere Schritte zur
Entwicklung einer offenen Bildungsplattform im FABLAB ZUG.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                                11
Aktionslinie 2: Den physischen Zugang ausserhalb der regulären Öffnungszeiten ermöglichen
Wir haben von Mitgliedern erfahren, dass der physische Zugang «jederzeit» wünschenswert wäre. Vor
allem bei der jüngeren Generation ist dies ausgeprägter, doch auch Start-Ups haben spezifische Zeiten,
welche sich nicht immer mit den Öffnungszeiten decken lassen. Von Seiten des Vorstandes gibt es
Offenheit diesem Wunsch nachzukommen, gleichzeitig aber auch Bedenken betreffend Sicherheit, wie
auch Versicherungsfragen (Unfall und Haftpflicht). Durch unser neues elektronisches Zugangssystem in
Kombination mit dem rege genutzten Mitglieder-Chat, gibt es bereits Möglichkeiten, wie Mitgliedern
der Zugang gewährt werden kann: Nach Absprache mit dem FabLab Manager. Eine digitale Kamera am
Eingang gewährt uns eine weitere Kontrolle wer im FabLab rein- und raus geht. Bei wachsender
Mitgliederzahl und flexibleren Öffnungszeiten werden diese Aspekte des Zugangs – aber auch der
Sicherheit – immer wichtiger. Es ist auch möglich, temporäre Zugänge zu schaffen, also z.B. einer Firma
oder Person, den Zugang für einen bestimmten Zeitraum (max. 6 Monate) über eine App zu erlauben.
Dies werden wir auch im Rahmen der Vermietung des FabLabs ausprobieren (siehe weiter unten).

    2. Das FabLab Zug wächst und es etabliert sich eine stabile Trägerschaft
Uns freut es nicht nur zu erkennen, dass die Mitgliederzahl wächst, sondern auch, dass ein Teil der
Mitglieder aktiv und regelmässig am Geschehen des FabLabs teilnimmt und sich proaktiv einbringt. Die
Zunahme der Mitgliederzahl ist nach wie vor ein wichtiges Ziel, und es bleibt zu beobachten, wie viele
Mitglieder nach einem Jahr die Mitgliedschaft erneuern (wir haben dies im Finanzplan berücksichtigt).

Aktionslinie 1: Neugewinnung der Mitglieder
Die Mitgliedergewinnung hängt auch mit dem Marketing zusammen, so haben wir eine
Marketingstrategie für 2020 definiert, welche uns monatlich zwingt, auf verschiedenen Kanälen für das
FABLAB ZUG zu werben (Litfasssäulen, Kino, Radio, Zeitung, Amtsblatt, etc.). Trotzdem müssen wir auch
erkennen, dass obwohl die Mitgliederzahl im Moment noch stetig wächst, es ein Maximum an
Mitgliedern geben wird, welches wir im Finanzplan bei 225 festgelegt haben, und welches der Verein
am Ende 2021 zu erreichen gedenkt. Darum möchten wir im Jahr 2020 vermehrt Bildungsinstitutionen
einen Anreiz geben, das FabLab zu besuchen. Die genannten Stipendien sollen hier auch als Anreiz
eingesetzt werden. Das Ziel ist es, Langzeitkollaborationen mit Bildungsstätten im Kanton Zug
aufzubauen, um Wege zu finden wie Schulen vermehrt den Zugang ins FabLab bekommen könnten.

Aktionslinie 2: Einbindung der Mitglieder im Vereinsgeschehen
Erfreulich beobachten wir einen reifenden Verein mit einer immer solideren Trägerschaft durch die
Mitglieder. Diese Entwicklung führt dazu, dass nach und nach mehr Verantwortung auf bestehende
Mitglieder übertragen werden kann und so das Bestehen des FabLabs breiter abgestützt ist. Hier sehen
wir grosses Potential, wie das FABLAB ZUG sein Angebot erweitern kann. Ein wichtiger Schritt, um
wiederum mehr Mitglieder anzuwerben. Eine Support-Gruppe wurde Ende 2019 gegründet und wird
2020 formalisiert. Hier werden spezifische Aufgaben und Verantwortungen unter den Teilnehmern der
Support Gruppe verteilt. Ausserdem soll Platz geschaffen werden, damit Mitglieder – falls sie Interesse
zeigen – ihre eigenen Workshops im FabLab anbieten können, zu geringen Kosten, was dem FabLab und
den Mitgliedern zu Gute kommt. Dieser Prozess muss aber in den nächsten 2 Jahren begleitet werden.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                            12
3. Das FabLab Zug deckt seine Kosten bis 2021 durch betriebseigene Erträge sowie mit Hilfe der
       Unterstützung von Finanzpartnern.
Um gesagten Resultate 1 und 2 zu erreichen, müssen wir den Betrieb weiterhin stetig aufrechterhalten.
Öffnungszeiten müssen garantiert sein, Maschinen müssen funktionsfähig sein, Material muss
vorhanden sein. Das FabLab selbst muss unterhalten werden. Die Sicherstellung auf finanzieller Ebene
bildet dazu die Grundlage. Die Betriebskosten und der Personalaufwand müssen garantiert sein.

Aktionslinie 1: Personalstelle 50% weiter halten
Die Betriebskosten haben sich durch die neuen Konditionen erhöht. Gemäss unseres angepassten
Finanzplanes 2020-21, kann das FABLAB ZUG ohne finanzielle Unterstützung – trotz wachsender
Mitgliederzahl – noch nicht finanziell bestehen. Eine weitere finanzielle Unterstützung im Jahr 2020 und
möglicherweise 2021 würde aber voraussichtlich den Verein zur finanziellen Nachhaltigkeit führen. Die
Personalstelle 50% hat sich im Jahre 2019 als unersetzlich erwiesen. Damit konnten zwar nicht alle
betriebsrelevanten Arbeiten abgedeckt werden, es gab dem Betrieb aber ein gutes Fundament um sich
kontrolliert und stabil zu entwickeln. Arbeiten wie Koordination, Kommunikation,
Öffnungszeitensicherung, Mitgliederverwaltung und Betreuung, sowie Maschinennutzung und Wartung
wurden teils dadurch abgedeckt. Was darüber hinaus an Arbeit anfiel wurde freiwillig vom Vorstand
übernommen. Während wir die Support Gruppe im Verein aufbauen und strukturieren, ist es essenziell
diese Stelle in den Jahren 2020 & 2021 noch weiterzuführen. Sie hat eine gewisse Ankerfunktion und
gibt dem Projekt und dem Betrieb eine wichtige Struktur.

Aktionslinie 2: Zusätzliche Einkommensquellen
Als zusätzliche Einkommensquelle bieten wir im neuen FabLab Zug 5 Co-Working Spaces an. Wir
konnten bisher einen Platz vergeben und planen im 2020 ein bis zwei weitere Co-Worker zu finden.
Unser erster Co-Worker kommt aus dem Bildungsbereich und beschäftigt sich mit Projekten an der
Schnittstelle von Bildung und Robotik/ICT. Die Synergien sind dabei offensichtlich und der Austausch
äusserst fruchtbar. So gibt es beispielsweise Möglichkeiten, dass das FabLab Zug an der Innerschweizer
Ausscheidung für die World Robotik Olympiade präsent sein kann, es öffnen sich Türchen zu weiteren
Projekten & Events aus dem Bildungsbereich, das interne Netzwerk erweitert sich und Fachwissen kann
angezapft werden (Beispielsweise für die Stipendienvergabe sowie in Bereichen der Lehrer- &
Lehrerinnen Weiterbildung).
Dank dem Impuls von Infinite Elements erstrecken sich die Fühler des FABLAB ZUG Netzwerks auch in
die Privatwirtschaft. Herr Tonazzi besuchte uns im Dezember 2019 und wir führten ein erstes Gespräch
rund um die Interessen von Privatunternehmen an einem Ort wie dem FABLAB ZUG. Vielversprechende
Ideen wurden ausgetauscht und werden im Jahr 2020 konkretisiert. Zum Beispiel wurde an die
Vermietung des FabLab Zugs ausserhalb der Öffnungszeiten gedacht, um entweder einen Event zu
gestalten oder z.B. intensiv an einem Prototyp zu arbeiten. Was im finanziellen Sinne Vorteile bringt,
wirft aber auch Fragen auf bzgl. Sicherheitsaspekte, Kontrolle des Zugangs zu Maschinen,
Versicherungsfälle etc. Wir möchten im Jahre 2020 diese Ideen aber weiter prüfen und in passender
Weise implementieren. Da wir noch nicht sicher sind, wie die Implementation verläuft und wie viel
Einkommen daraus generiert werden kann, waren wir im Finanzplan diesbezüglich noch konservativ.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                             13
Die erwähnten Ziele und Aktionslinien beschreiben die nötigen Schritte, um den Verein weiter natürlich
und nachhaltig wachsen und reifen zu lassen. Um dies zu realisieren, sind wir auf weiterführende
finanzielle Unterstützungen angewiesen.

4. Strategische und Betriebliche Massnahmen zur Erreichung der Ziele

Strategie
Die Öffnungszeiten stellen den physischen Zugang zum FabLab sicher. Vor allem für Neugierige und
Neu-Mitglieder ist es wichtig, fixe Öffnungszeiten garantieren zu können. Unser FabLab ist momentan
am Dienstagabend, Mittwochnachmittag und Abend sowie Donnerstagnachmittag und Abend geöffnet.
Die Personalstelle ist zentral, um die Öffnungszeiten zu garantieren sowie Interessierte einzuführen und
einzubinden. Wir werden neu auch ein definiertes Support Team von interessierten Mitgliedern mit
einbeziehen, welche immer mehr Verantwortung übernehmen können. Dies gibt Raum für die
Personalstelle 50%, sich um Projektentwicklung und Organisation, Marketing, Mitgliederakquise,
Synergien mit dem Bildungs- oder Privatsektor zu kümmern. Die Unterstützung der Mitglieder und
Sicherung der Öffnungszeiten kann dann vermehrt über das Support Team organisiert werden.

                                                   Öffnungszeiten

                           Support Team                                          Zugänge

                                                   Personalstelle
                                                        50%

      Abbildung: Wechselwirkung zwischen den einzelnen Faktoren, welche die Zielerreichung positiv begünstigen.

Das Support Team muss zunächst eingeführt und begleitet werden. Die Möglichkeit Arbeit zu entlöhnen
schafft Verbindlichkeiten und Raum, um den Betrieb zu sichern und zu optimieren. Mit der
Weiterführung der Personalstelle im Rahmen eines 50% Pensums bis Ende 2021 in Verbindung mit der
Zunahme der Einbindung der Mitglieder, können wir Routinearbeiten abdecken, die offiziellen
Öffnungszeiten halten, und die Grundlage für einen offenen, wachsenden und erfolgreichen Betrieb
stellen.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                                          14
Betrieb
Wenn wir unser angepasstes Betriebskonzept wie beschrieben, nach unseren Vorstellungen umsetzen
können, dann ergibt sich daraus folgendes Szenario für den Betrieb des FabLab Zug:

Fixe und flexible Öffnungszeiten (auch Reservationsmöglichkeiten):

     Montag       Dienstag           Mittwoch      Donnerstag          Freitag     Samstag      Sonntag
                                                                                         
                17-21 Uhr          15-21 Uhr     15-21 Uhr                               
                      4h                 6h             6h

Das FABLAB ZUG ist pro Woche an 3 Tagen offiziell und regelmäßig geöffnet. Gesamthaft sind das 16h
fixe Öffnungszeiten (Dunkelgrün). Mit steigenden Mitgliederzahlen und Benutzung des FabLabs ist es
nötig, das FabLab auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten zur Verfügung zu stellen. Dies geschieht
über flexible Öffnungszeiten (Hellgrün). Wir möchten flexible Öffnungszeiten ab 2020 ständig anbieten,
v.a. für Mitglieder, welche eine gewisse Kompetenz in der Maschinenbenutzung vorweisen können. So
wird nicht nur der Zugang erweitert doch auch die Benutzung des FABLAB ZUG steigt, was natürlich
auch sehr wünschenswert ist. Und, wie oben erwähnt, besteht die Möglichkeit das FabLab zu mieten,
z.B. für Events (GVs, Sitzungen, etc.) oder gegebenenfalls temporär für Privatfirmen.

Angepasste Vereinsstruktur:

 Vorstand                  Planung & Strategie
                           Finanzen & Buchhaltung
                           Innovation Entwicklung neuer Inhalte
                           Öffentlichkeitsarbeit
                           Sekretariat
 Lab-Manager (50%)         Innovation Entwicklung neuer Inhalte
                           Marketing / Mitglieder Akquise
                           Einführungskurse
                           Workshops, Events
 Support Team              Betreuung vor Ort während den Öffnungszeiten
                           Führungen
 Mitglieder                Knowhow Sharing, Kollaborationen, Integration, Mitglieder Akquise

Die Vereinsstruktur und Arbeitsaufteilung wurden ebenfalls angepasst, um dem zukünftigen Betrieb
gerecht zu werden. Der Verein gliedert sich nun in 4 Ebenen. Neben Vorstand, Lab Manager und
Mitglieder entsteht nun eine weitere operationelle Ebene: Das Support Team. Mitglieder des Support-
Teams übernehmen Arbeiten freiwillig, aber verbindlich. Sie werden insofern bevorzugt, dass sie einen
eigenen Schlüssel zum FABLAB ZUG bekommen und somit permanent Zugang haben. Einzelne
Arbeitsbereiche sind überschneidend und werden dann gemeinsam gedeckt und koordiniert.

FABLABZUG – Bericht 2019                                                                                  15
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