BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld

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BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
BEUYS‘ KÜCHE
BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
alexia
                     frommherz
    Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht

Individuelles & Kollektives Arbeitsrecht
  Betriebsverfassungsrecht . Tarifrecht
                                                                      
         Haus Neuenhofen. Uerdinger Straße 593, 47800 Krefeld
            Telefon 0 21 51 / 50 17 57 . Telefax 0 21 51 / 50 17 58
                                                                                         Uraufführung
        info@alexia-frommherz.de       www.alexia-frommherz.de
                                                                            Beuys‘ Küche
                                                                          Konzeption Sebastian Blasius
                                                                      Mit Texten von Christoph Klimke,
                                                                        Björn SC Deigner und anderen
BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
Beuys‘ Küche (Uraufführung)
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                  Konzeption Sebastian Blasius
                  Mit Texten von Christoph Klimke, Björn SC Deigner und anderen

                         Mit: Jannike Schubert | Philipp Sommer | Eva Spott
                              Paul Steinbach | Ronny Tomiska | Bruno Winzen

                                  Inszenierung................................... Sebastian Blasius
                                  Bühne, Kostüme & Videokonzept..... Caspar Pichner
                                  Dramaturgie.................................... Martin Vöhringer
                                  Regieassistenz................................. Alla Bondarevskaya
                                  Inspizienz........................................ Petra Hackbarth
                                  Soufflage.......................................... Martina Schröder
                                  Regiehospitanz................................ Fabian Hagen
                                  Beleuchtungsmeister...................... Guido Pyczak
                                  Bühnenmeister................................ Lutz Vorberger
                                  Ton................................................... Stephan Ecklebe, Jan Idrogo
                                  Video................................................ Conan Fildebrandt-Stracke, Peter Issig
                                  Requisite.......................................... Peter Heckmanns, Ute Schwerdtfeger

                                                   Bei der Chor-Aufnahme in Teil I und Teil VI wirkten außerdem mit:
                                                   Paula Emmrich, Esther Keil, Adrian Linke
                                                   und die Mitglieder des Jugendclubs
                                                   Arne Hommes, Leander Kulms, Erika Schelenberg, Nele Rembold
                                                   Sprecher der Aufnahme in Teil V: Fabian Hagen

                            PREMIERE
                            Theater Krefeld am 30. Januar 2021 (LiveStream)
                            Theater Mönchengladbach in der Spielzeit 21/22

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BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
Live Schnitt & Stream: Nils Voges (sputnic.tv)
Kamera: Lukas Spijkermans und Malte Brinkmann (bildmühle)

Aufführungsrechte:                                                                         Beuys‘ Küche
schaefersphilippenTM, Theater und Medien GbR (Christoph Klimke)
sowie für Der Verkünder beim Autor Björn SC Deigner                                        I. Tasten, was der Mensch ist (Prolog)
Vorstellungsdauer: ca. 80 Minuten                                                            Text: Sebastian Blasius

                          Technische Direktion: Rainer Lauwigi                             II. o.T. („Zeige Deine Wunde”)
               Assistent der technischen Direktion: Guido aus dem Siepen                     Text: Christoph Korn
                Werkstatt: Dirk Peltzer | Produktionsleiter: Harald Stieger
               Bühne KR: Lutz Vorberger, Georg Rütsch, Daniel Schäfer                      III. Der Verkünder
        Beleuchtung KR: Guido Pyczak, Gaëtan De Blecker, Stefanie Rodewies                   Text: Björn SC Deigner
           Bühne MG: Gregor Tusch, Carsten Eichstädt, Peter Kampendonk                       (zusätzlicher Text: Anne Tismer)
   Beleuchtung MG: Jörg Wiegand, Susann Förster, Jürgen Hecker, Tobias Wagener
     Requisite: Peter Heckmanns | Ton: Andreas Reichenheim | Video: Peter Issig            IV. Permanente Konferenz
        Maske: Frank Baumgartner | Leiterin der Kostümabteilung: Ina Schotes                 Text: aus Gesprächen mit Franziska Marie Gramss,
                    Gewandmeisterin Damen: Anja Katharina Funke                              Ursula Knoll, Robin Liebwerth, Thomas Lüttger
                    Gewandmeisterin Herren: Kathrin Beutelspacher                            und Justus Spott
          Kostümassistentin: Tsvetelina Brinkmann Scavone / Anne Weiler                      sowie von Kaja Draksler
           Garderobenabteilung: Peter Schmitz | Fotografie: Matthias Stutte
                                                                                           V. Requiem
             Aus urheberrechtlichen Gründen sind Bild- und Tonaufnahmen nicht gestattet.     Text: Christoph Klimke
             Wir bitten Sie, vor der Vorstellung Ihre Mobiltelefone auszuschalten.

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BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
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                                            Requiem
                            Von Christoph Klimke

                            1.                                                      auf seinem Posten
                            Aus dem Dunkeln                                         am Haupthebel
                            getastet einst                                          geht er unbeirrt
                            zuvor zurecht geschossen                                vor lauter Glück
                            keine ewige Ruhe                                        stromaufwärts zurück.
                            lachst Du Licht her
                            eine andere Währung                                     3.
                            Sehnsucht indianisch                                    Stromaufwärts zurück
                            verankern unsichtbar                                    entzündet ein Traum
                            Rhizome verwurzeln                                      verliert sich
                            mich ansichtig                                          nie beim Erwachen
                            allen Verschwindens                                     Blitzableiter Aggregat
                            auf ewig.                                               auch strahlt aus der Tiere
                                                                                    Götterwelt rede
                            2.                                                      mit mir Kojote
                            Auf ewig                                                antworte totes
                            verloren                                                Langohr verrate
                            im Sonnengold                                           dein Geheimnis Pferd
                            barme ein Hirte sich                                    nicht in Zukunft
                            der letzte zeigt                                        erinnert ihr
                            seine Wunde                                             menschenlos
                            bis zur Asche                                           euch.
                            verbrannt närrisch
                            künftig dennoch

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BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
4.                         wissen ehemals             nehmen die eigenen
Euch                       auf uns kommt es an        Hunde Witterung auf
prophezeit er              stell Dir vor              da ihr Herr und
den Dachschaden            jetzt erinnern wir         Hirsch nun
schütze ein Hut            an das Unbekannte          immer mehr staunt.
einer Krone gleich         eine Flaschenpost
aus Steinen und Eichen     vielleicht werfe ich       7.
reden vom Getier           sie zurück ins Meer        Immer mehr staunt
am Altrhein                aus Schwalben              Aktaion sieht sich
fault Nebel                stell Dir vor              im Spiegel verhirscht
an Pappeln Weidengeäst     die Flügel brennen         das Wasser rot
ein Kind in aller Ruhe     ein Engel                  zerfleischen ihn jene
seine Worte verschlungen   auf Messers Schneide.      Tiere doch du
auf dem Weg                                           ganz ruhig rettest
in die Geschichten         6.                         solchen Schrecken
aus Angst ein Schrei       Auf Messers Schneide       in keine Nacht
dann zum Lobe              nachhaltig veruntreut      glaubt an Wunder
was bleibt.                Himmel und Erde            als sähest Du
                           todesfürchtig wartet       jedes Bild zum
5.                         jeder Richter verurteilt   ersten mal Dich.
Was bleibt                 zu werden ohne
stell Dir vor              Schonung gibt es
Finsternis Dämon           noch etwas anderes
einer Unterwelt            sieh nur allein
Zufluchtslose              Aktaions Verstand
auf dem Markt              ist weiter ganz
verlustig fliehen          Mensch rufen die
vor Schmelze Glut          Freunde seinen Namen

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                                          Eine Herausforderung
                             Von Johannes Cladders

                             ///// Besondere Anlässe machen uns hellhörig. Das, worüber man sonst leicht hin-
                             weglas, stellt sich uns plötzlich in den Weg. Der massiven gusseisernen Skulptur
                             "Doppelfond" von 1954 hatte Joseph Beuys einen Text beigegeben, der – vor dem
                             Objekt liegend – den Charakter einer Inschrift trägt: "Die Eisenklötze sind dewegen
                             so schwer, dass ich mich nicht leichtfertig aus dieser Hölle entferne". Die Klötze ste-
                             hen im Werkkontext seiner frühen Kruzifixe, und die Inschrift lässt sich auf diesen
                             Themenkreis hin deuten. Doch jetzt, nach dem Tod von Beuys, spricht sie uns auch
                             autobiographisch an. Werk und Leben von Joseph Beuys waren zutiefst von Verant-
                             wortung geprägt. Er nahm sie in wörtlichem Sinn als Pflicht zur Antwort. Es fragen
                             sich gerade in diesen Tagen nicht nur seine Freunde und Künstlerkollegen, sondern
                             auch eine erstaunlich breite Öffentlichkeit, welche er denn gegeben habe. Selbst für
                             seine Bewunderer war sie nicht einfach, ganz zu schweigen von denen – sie stellten die
                             grosse Mehrheit – ‚ die in ihm nur den Mann mit Hut, den Veranstalter spektakulärer
                             Happenings oder nicht mehr als den Scharlatan sahen.

                             ///// Joseph Beuys hielt sich nicht an überkommene Begriffe, umso stärker jedoch an
                             unverzichtbare Werte. Sein Kunstbegriff – er nannte ihn den "erweiterten" – umfasste
                             mehr als die herkömmlichen Disziplinen. Er suchte nicht einen neuen Stil oder Ismus,
                             sondern die Veränderung im Menschen. Seine zahlreichen politischen Aktivitäten waren
                             nicht Utopie, als die sie von sich als gestanden fühlenden Praktikern belächelt werden
                             konnten. Sie waren Kunst in dem hohen Verständnis des Wortes, das Beuys ihr zubilligte
                             und erhalten wollte. Er musste sich deshalb gegen inhaltliche Eingrenzungen wehren, die
                             ihr den geistigen Stachel nehmen, sie in Elfenbeintürme rein ästhetischen Vergnügens
                             verbannen, sie in praktische Zuständigkeiten kasernieren oder zu pflegeleichten Gegen-
                             ständen disziplinieren wollen. Kunst ist Leben, Leben ist Kunst, diese so oft und auch

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BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
gern missverstandene Gleichsetzung war die eigentliche und durchgängige Antwort, die
Beuys gab. Er meinte sie verbindlich und schliff ihr kontinuierlich immer neue überra-
schende Facetten. Doch sie musste ihn auch zwischen alle Stühle bringen.

///// Den einen war er Avantgardist, den anderen Reaktionär. Wobei die Fronten oft
merkwürdig wechselten. Doch Beuys war lediglich ein Realist. Und zwar nicht, weil
er die Missverständnisse miteinkalkulierte und sich auch aufreibend um Klarstel-
lung bemühte, wenn er sich hundert Tagen Documenta, ihren Besuchern und Fragen
stellte. Nicht, weil er mit Marktgesetzen, die ihn eigentlich gegen seine Vorstellungen
vereinnahmten, fertig zu werden verstand. Auch nicht, weil er genügend rheinische
Schlitzohrigkeit besaß, Situationen zu meistern. Sondern weil er sich dem Grundsätz-
lichen stellte, und zwar ohne Beschönigung. Er akzeptierte das Transitorische, den
Durchgang zum Tod. Eben diesen Fakt, vor dem wir um des Lebens und Überlebens
willen Barrikaden auf Barrikaden türmen: den Kult und das Kultische, die Kultur und
die Kunst in allen ihren Spielarten von flüchtiger Zerstreuung bis zur pyramidalen
Fortifikation. Die Antwort von Beuys ist entwaffnend.

///// Man hat Beuys den Prediger einer Heilslehre genannt, und er hatte sicherlich auch
eine Gemeinde. Das Transitorische schlägt sich in vielen der von ihm geschätzten Ma-
terialien nieder, Filz, Fett und andern leicht vergänglichen Stoffen. Was geschieht mit
ihnen nun nach dem Tod des Lehrers und Realisators? Den materialen Aspekt darf man
getrost den Restauratoren überlassen, sofern er sich auf Erhaltung verengt. Sollten sich
nun die Mitglieder der Gemeinde verlassen fühlen, war ihr Eintritt eigentlich schon
ein Missverständnis. Denn Beuys war verlässlich. Nicht nur, weil er im persönlichen
Umgang das zu halten pflegte, was man ein Wort nennt. Aber seine Intentionen halten
durch. Nach Beuys wird es Kunst nicht geben ohne Beuys. Und zwar gerade dann, wenn
sie seinem Diktum nicht folgt. Beuys war und bleibt eine Herausforderung. 
             Johannes Cladders' Text erschien am 31. Januar 1986 in der ZEIT, anlässlich des Todes von Joseph Beuys.

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BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
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                        Die Freude, sich zwischen die Stühle zu setzen
           Der Regisseur Sebastian Blasius über seine Arbeit an Beuys‘ Küche
                                                                                                                                                yland hinzu. Am nachhaltigsten war aber ein Besuch im Darmstädter Beuys-Block zu
                                                                                                                                                Studienzeiten, bei dem ich den Assoziationsreichtum und zugleich die große Präzision
                                                                                                                                                der Beuys'schen Arbeit intensiv erfahren konnte, ebenso die Auflösung der Kategorien
           ///// Sebastian Blasius, als zu Jahresbeginn 2020 das Theater Krefeld und Mönchen-glad-                                              von Prozess und Ergebnis. In der Entwicklung einiger meiner früheren Arbeiten spielten
           bach bei Ihnen anfragte, ob sie Interesse hätten, ein Theaterprojekt, „das den Geist von                                             diese Seherfahrungen in Darmstadt eine Rolle, auch wenn man es ihnen nicht angesehen
           Beuys atmet“, mitzugestalten – ein Projekt also, das ausdrücklich keine Szenenfolge aus                                              haben mag.
           Beuys‘ Leben werden sollte und mit seinem Ziel zugleich sehr offen und sehr herausfor-
           dernd formuliert war – was schoss Ihnen da durch den Kopf?                                                                           ///// Was entdeckten Sie, als Sie im Frühjahr 2020 anfingen, den Kontinent Beuys mit
           Einerseits faszinierte mich sofort die Vorstellung, mich im Rahmen einer eigenen Arbeit                                              den Augen eines Materialsuchers für ein Theaterprojekt zu bereisen? Gab es ein Aha-
           explizit mit Beuys beschäftigen zu können, meine Projekte siedeln sich ja immer wieder                                               Erlebnis?
           an der Schnittstelle zur bildenden Kunst an und fragen, was Theater jenseits etablierter                                             Ja, mehrere, aber es waren weniger 'Aha-Erlebnisse' als Stolper- oder Irritationsmomen-
           Vorstellungen sein kann. Zugleich dachte ich schnell an verschiedene Gefahren – es                                                   te, also: Man bereist einen Kontinent, man gräbt sich in Textlektüren ein, setzt sich
           konnte und sollte ja nicht darum gehen, Beuys zu imitieren oder ihm konsequent und                                                   verschiedenen Arbeiten aus, darunter erneut dem Darmstädter Beuys-Block, führt Ge-
           überall hin zu folgen. Wenn man indes von Beuys abweicht, ist man natürlich schnell in                                               spräche mit Expert*innen, Menschen etwa, die über Beuys promoviert haben, wie Mag-
           anderen künstlerischen Gefilden und Diskursen, von denen man sagen müsste: Und hier                                                  dalena Holzhey vom KWM. In diesem Konglomerat stößt man – das ist in anderen Re-
           ist es gerade nicht mehr Beuys, dies fällt hinter ihn zurück, jenes ist Marcel Broodthaers                                           chercheprozessen ja ähnlich – auf Momente, die ein besonderes Interesse erzeugen, weil
           viel näher usw. Ich hatte und habe Respekt vor dieser Bewegung zwischen Demut ge-                                                    sie einen überraschen, anziehen, nicht mehr loslassen, Fragen aufwerfen. Ich habe mich
           genüber Beuys und einem Sich-von-ihm-Entfernen, die mir aber für eine solche Arbeit                                                  z.B. darüber gewundert, dass Beuys abgestritten hat, bei ihm gehe es um eine Auseinan-
           eigentlich zwingend notwendig erscheint.                                                                                             dersetzung mit dem Holocaust, wohingegen sich bei mir entsprechende Assoziationen
                                                                                                                                                immer wieder einstellten – die Materialien wie Fett, Filz, eine mitunter hautähnliche
           ///// Bei Ihrer dann beginnenden Reise zu Beuys, konnten Sie auf frühere Begegnungen                                                 Verwendung des letzteren, die Menschenleere vieler Räume lassen dieses Themenfeld
           mit dem Werk von Beuys zurückgreifen?                                                                                                meines Erachtens aufscheinen. Oder zu beobachten, wie manche der Beuys'schen Be-
           Wenn man in Krefeld aufwächst und sich von Kunst anziehen und irritieren lässt, be-                                                  grifflichkeiten inzwischen eher im Kontext der Neuen Rechten auftauchen, man den-
           gegnet man Beuys ja recht schnell. Ich sah früh die Barraque im Kaiser Willhelm Mu-                                                  ke an den „Aufruf zur Alternative“ in der Frankfurter Rundschau von 1978 oder die
           seum und das Multiple Samuraischwert in der Pax Christi Kirche, ebenso die dortigen                                                  mehrfach geäußerte Annahme, wir lebten nicht in einer Demokratie. Oder an die von
           Arbeiten, die Beuys kontextualisieren, wie jene von Felix Droese, Ewald Mataré und                                                   dem Kunsthistoriker Benjamin Buchloh aufgestellte Behauptung, dass Beuys' privater
           Klaus Staeck. Ich las die Stachelhaus-Biographie, erinnere einen Vortrag von Johannes                                                und öffentlicher Mythos nur im Kontext der Geschichtsvergessenheit im Nachkriegs-
           Stüttgen, mit der Zeit addierten sich Seherfahrungen in Düsseldorf oder Schloss Mo-                                                  deutschland funktionieren konnte. Es waren also v.a. Momente, die eine Reibungsfläche

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BEUYS' KÜCHE - Theater Krefeld
darstellten und Dissonanzen erzeugten, die sich nicht schnell auflösen lassen. Bestenfalls   sich vielmehr als Teil eines Außen, eines Netzwerks, von dem man abhängig ist, be-
setzen sich solche Momente des Ungelösten auch in der Erfahrungsmöglichkeit für die          greift. Dieses andere In-der-Welt-Sein überträgt sich meiner Erfahrung nach auch
Rezipient*innen unseres Theaterabends fort.                                                  beim Zuschauen.

///// Was waren Ihre Ziele – oder Leitideen – bei der Konzeption des Projektes? Gibt es      ///// Welche Impulse für den Konzeptionsprozess gab der Bühnen- und Kostümbild-
Verknüpfungen mit Ihrer bisherigen Theaterarbeit in den vergangenen zehn Jahren?             ner Caspar Pichner?
Mir wurde recht schnell klar, dass es nicht ein Theaterabend werden soll, der rein           Caspar Pichners Ideen für den Bühnenraum und die Kostüme entstanden und verän-
inhaltlich Themen, die Beuys bearbeitet hat, aufgreift und etwa ihre Aktualität be-          derten sich durch einen gemeinsamen Nachdenkprozess und die gemeinsame Annä-
stätigt, seien es nun ökologische Fragen oder jene direkter Demokratie. Das Radikale         herung an den Beuys-Kosmos. Bezüglich des Raums blieb er dann an der Idee hängen,
an Beuys ist ja der erweiterte Kunstbegriff – einerseits im Rahmen des Museums die           die Bühne als durchlässigen Transit-Ort zu behandeln, so entstand der Ansatz für eine
Erkennungsmerkmale von Kunst zu unterlaufen, andererseits außerhalb der Kunst-               stark verlangsamte Karawane, die in sich mehrdeutig ist – sie nimmt auf Beuys Bezug,
institution alles Mögliche potenziell zur Kunst zu deklarieren – heißt: Auch Denken          aber auch auf anderweitige Fragen des Nomadischen und des Mobilen. Sein Ausgangs-
und Reden können zur Kunst werden, wenn sie als soziale Plastik vorgegebene Vorstel-         punkt war, Objekte zu entwickeln, die über die Inszenierung hinaus eine Schnittstelle
lungen aufbrechen und modifizieren. Dieser Grenzgang hat mich für dieses Projekt             zwischen Theater- und Stadtraum bilden können. So soll jedes Element auf der Bühne,
besonders interessiert, nicht zuletzt, weil eine Reihe meiner früheren Arbeiten sich         im Kostüm- und Maskenbild das Potenzial haben, in anderen Kontexten aufgegriffen
dadurch auszeichnen, die Erkennungsmerkmale dessen, was wir als 'Theater' kennen,            zu werden, und sei es, um als Karnevalswagen Neugier auf die Prozesse hinter den
abzutragen. Manche meiner Projekte hatten eher etwas von einer Tischgesellschaft,            Theatermauern zu wecken.
einer Konferenz, einem Boxkampf oder setzten sich anderweitig zwischen die Stühle.
Dieses 'Abtragen der Erkennungsmerkmale' könnte, so meine Überlegung, ein noch               ///// Im Sommer 2020, fünf Monate vor Probenbeginn, skizzierten Sie eine mögliche
wenig bekanntes Potenzial, etwas Unvertrautes freisetzen, und das ist Beuys sehr nah.        dreiteilige Struktur der Arbeit, mit Prolog und Schlussteil, die sich im Weiteren als
Der Versuch dieses Projekts nun ist, Beuys' künstlerische Prinzipien für das Theater         recht belastbar erwies: Was ist die Besonderheit der jeweiligen Teile, auch in Hinblick
fruchtbar zu machen, unter anderem dadurch, dass sie ihm sein übliches Theater-              auf den Rückbezug zu Beuys?
Sein entziehen. Bei Carl Hegemann las ich neulich den Satz, das wahre Theater sei            Jeder dieser Teile umkreist eine Frage oder ein Prinzip, das an den Beuys'schen Kos-
dasjenige, das im Theater auf das Theater verzichtet. Das ist es. Ein Beispiel wäre, dass    mos andockt und Schnittstellen zu diesem herstellt, ohne die Beuys'sche Ästhetik
wir mitunter mit Texten arbeiten, die nicht das Kunst-Siegel der Hochkultur tragen,          selbst zu wiederholen. Und zwischen diesen Teilen gibt es wiederum Überlappungen
sondern sich aus Statements und Perspektiven der Stadtbevölkerung zusammensetzen.            und Echos. Ein Teil etwa behandelt die Bühne als Transit-Raum, in dem bewusst
Oder: Mit den Schaupieler*innen arbeite ich an einer wenig theatralen Spielweise, an         kaum fixierbare oder memorable Bilder zustandekommen. Dies lässt sich z.B. an die
einer Präsenz, die weniger das Individuum in den Fokus stellt, sondern in der man            Beuys'sche Motivik des Nomadischen rückbinden oder daran, dass in seinen Zeich-

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nungen Motive, bevor sie sich gegenständlich fassen lassen, bereits in etwas anderes
übergehen. Ein weiterer Teil bearbeitet jenes Motiv einer eher protagonistisch auftre-
tendenden Verkünderfigur – also, dass jemand sich mit einer gewissen Hybris hinstellt
und benennt, wie die Dinge seien. Wir versuchen hier allerdings eher einen Echoraum
auf Beuys zu erzeugen, also mit Anklängen an Quellen zu arbeiten, auf die sich Beuys
berief, ebenso mit Verweisen auf heutige, vermeintlich sinnstiftende Verkünderfiguren
in all ihrer Ambivalenz. Der Ansatz eines weiteren Teils ist, jene Idee eines perma-
nenten Gesprächs, bei dem Gedanken zu gesellschaftlicher Veränderung modelliert
werden, aufzugreifen, wie Beuys es beispielsweise bei der documenta 1972 versuchte.
Jenseits der Spezifika arbeite ich an Elementen, die diese Teile verbinden, so wird cho-
risches Sprechen mehrfach eine Rolle spielen, worin sich wieder die Frage nach dem
einzelnen im Verhältnis zum Kollektiven oder zum Umraum wiederfindet.

///// Die Texte in den verschiedenen Teilen haben nicht nur verschiedene Urheber, sie
sind auch in ihrer literarischen Form sehr unterschiedlich – wie kam es dazu?
Da diese Bilder recht unterschiedlich sind, war die Vermutung, dass sie auch un-
terschiedlicher Textformen oder Tonalitäten bedürften. So kommt dieses lyrische
Requiem, das Christoph Klimke, auf den das Vorhaben ja zurückgeht, schrieb, nach
jetzigem Stand in jenem Teil vor, der die Bühne und die entstehenden Bilder eher no-
madisch handhabt. Den Verkündertext für das zweite Bild schrieb Björn SC Deigner,
von dem ich mir versprach, dass bei ihm der skizzierte Themenbereich – also jene Am-
bivalenz einer solchen „Verkünderfigur“ – auf Interesse stoßen würde. Weitere Texte
sind bewusst von keiner literarischen Profession geprägt: Für das Gesprächsformat
zu Fragen gesellschaftlicher Veränderung etwa, bat ich die Spieler*innen, Gespräche
mit Leuten ihrer Wahl zu führen. Diese Äußerungen collagierten wir dann zu einem
Szenentext. Hier werden sehr unterschiedliche Perspektiven und Weltanschauungen
hörbar. Die Texte geben den einzelnen Teilen jeweils unterschiedliche Charakteristika
und eröffnen, so hoffe ich, verschiedene Erfahrungsmöglichkeiten. 

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                                          „Ich meine, wenn jemand meine Sachen sieht,
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                                          dann trete ich schon in Erscheinung.“*
                             Joseph Beuys in Krefeld und Mönchengladbach

                             ///// „Was man erleben kann an Beuys, erlebt man am besten in Räumen, die er selber
                             eingerichtet hat“, ist Magdalena Holzhey überzeugt, die über Joseph Beuys promoviert
                             hat und als Sammlungskustodin für die Kunstmuseen Krefeld arbeitet 1 . Viele solcher
                             Räume gibt es nicht, und für Menschen, die Beuys entdecken wollen, rückt Krefeld da-
                             mit in die vorderste Reihe der auf diesem Globus aufzusuchenden Orte. Die Barraque
                             D’Dull Odde, eines der Hauptwerke von Beuys 2 , wurde von ihm selbst im November
                             1971 im Kaiser Wilhelm Museum aufgebaut, sechs Jahre später, im Oktober 1977, wirkte
                             er wiederum persönlich daran mit, die Barraque D’Dull Odde zusammen mit andren
                             seiner Werke in neuen Räumlichkeiten zu einem Beuys-Komplex zu verbinden, fügte
                             dabei den über 600 Objekten des Regals auch ein paar „Substitute“ hinzu. Und 1984,
                             zwei Jahre vor seinem Tod, veränderte Beuys ein letztes Mal eigenhändig die beiden
                             zusammenhängenden Räume im Kaiser Wilhelm Museum, als er seinen 1952 entstan-
                             denen Brunnen installierte und mit der Barraque D’Dull Odde durch einen roten
                             Schlauch verband.3

                             ///// 1971, bei der ersten Einrichtung, war Paul Wember (1913-1987) zugegen, Direktor
                             des Kaiser Wilhelm Museums von 1947 bis 1975. Paul Wember förderte Beuys schon, als
                             dieser noch Schüler an der Düsseldorfer Kunstakademie war. Ende der vierziger Jahre

                             * Dieter Koepplin (Hg), „Joseph Beuys. Werke aus der Sammlung Karl Ströher“ Basel 1969, S.35
                             1
                               Westdeutsche Zeitung (Krefeld), Interview mit Magdalena Holzhey, „Beuys ist Aufklärer und Schamane…“,
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                               Solange die Museen nicht zugänglich sind, kann das schöne Buch „Joseph Beuys. Barraque D’Dull Odde 1961-1967“
                               (Krefeld 1991, Band 3 der Katalogreihe zur Ausstellung „Transit. Joseph Beuys. Plastische Arbeiten und Zeichnungen
                               1947-1985“) zur Annäherung dienen, mit Texten von Gerhard Storck (Nachfolger von Paul Wember als Direktor des
                               KWM) und zahlreichen Fotos von Volker Döhne und Sigwart Korn.
                             3
                               Näheres siehe den Aufsatz von Sabine Röder, „Joseph Beuys und Krefeld – ein chronologischer Überblick“, in:
                               „Joseph Beuys. Räume 1971-1984. Plastiken und Objekte 1952-1974 im Kaiser Wilhelm Museum Krefeld, S. 164-187.

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kam der am 12. Mai 1921 in Krefeld geborene – und ab Herbst 1921 in Kleve aufgewach-                              Amsterdam. In den fünfziger Jahren wird Joseph Beuys noch drei Mal zur Teilnahme
sene – als Künstler zurück in seine Geburtsstadt. 1948 stellte der Siebenundzwanzig-                              an den Ausstellungen „Kunst des Niederrheins“ in Krefeld eingeladen, 1952, 1955 und
jährige zum ersten Mal im Kaiser Wilhelm Museum aus und zeigte bei der Ausstellung                                1958.
„Niederrheinische Malerei und Plastik der Gegenwart“ zwei Aquarelle und zwei Bron-                                In den 60er Jahren – Beuys wird Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und
zeplastiken 4 . Paul Wember bemühte sich auch darum, Beuys Aufträge zu vermitteln.                                unter anderem durch seine Kunstaktionen bekannt – ist Beuys in Krefeld zunächst
Der erwähnte Brunnen von 1952 wird dazu gehört haben, ein Auftrag der Edelstahl-                                  weniger präsent. „Beuys und das Museum in Krefeld schienen getrennte Wege zu ge-
werke Krefeld anlässlich der Industrieausstellung Rhein-Maas in Amsterdam. In den                                 hen“, wie Sabine Röder schreibt, aber „ein anderer Krefelder Museumsmann stieß in
fünfziger Jahren wird Joseph Beuys noch drei Mal zur Teilnahme an den Ausstellun-                                 die Lücke: Johannes Cladders, langjähriger Assistent von Paul Wember.“
gen „Kunst des Niederrheins“ in Krefeld eingeladen, 1952, 1955 und 1958.                                          Johannes Cladders (1924-2009) arbeitete seit 1957 am Kaiser Wilhelm Museum und
                                                                                                                  wurde 1967 Museumsleiter in Mönchengladbach. Im selben Jahr noch landete er
///// In den 60er Jahren – Beuys wird Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und                               dort mit seiner ersten Ausstellung bereits einen Coup, ermöglicht auch durch die Be-
unter anderem durch seine Kunstaktionen bekannt – ist Beuys in Krefeld zunächst                                   kanntschaft mit Beuys in der Krefelder Zeit: In den Räumen des Mönchengladbacher
weniger präsent. „Beuys und das Museum in Krefeld schienen getrennte Wege zu ge-                                  Museums an der Bismarckstraße fand die erste größere Einzelausstellung von Beuys in
hen“, wie Sabine Röder schreibt, aber „ein anderer Krefelder Museumsmann stieß in                                 einem Museum statt. Eine für Beuys und Mönchengladbach folgenreiche Sache. Zwei
die Lücke: Johannes Cladders, langjähriger Assistent von Paul Wember.“5                                           Drittel der ausgestellten Objekte – Johannes Cladders spricht davon, dass die Aus-
                                                                                                                  stellung „komplett“ erworben wurde – wurden vom Darmstädter Kunstsammler Karl
///// Johannes Cladders (1924-2009) arbeitete seit 1957 am Kaiser Wilhelm Museum                                  Ströher gekauft und kurz darauf Teil des 1970 im Hessischen Landesmuseum Darm-
und wurde 1967 Museumsleiter in Mönchengladbach. Im selben Jahr noch landete er                                   stadt eingerichteten „Block Beuys“ (der umfänglichste der von Beuys selbst instal-
dort mit seiner ersten Ausstellung bereits einen Coup, ermöglicht auch durch die Be-                              lierten Raumkomplexe). In Mönchengladbach bekam die Gegenwartskunst Johannes
kanntschaft mit Beuys in der Krefelder Zeit: In den Räumen des Mönchengladbacher                                  Cladders zufolge großen Auftrieb durch die Ausstellung: „In den von Beuys selbst ver-
Museums an der Bismarckstraße fand die erste größere Einzelausstellung von Beuys in                               fassten Biographien ist die Mönchengladbacher Ausstellung, die in der Ankündigung
einem Museum statt. Eine für Beuys und Mönchengladbach folgenreiche Sache. Zwei                                   lediglich den Namen des Künstlers trug, immer als „Parallelprozess“ bezeichnet. In
Drittel6 der ausgestellten Objekte – Johannes Cladders spricht davon, dass die Aus-                               der Tat (…), die Ausstellung setzte auch in Mönchengladbach einen Prozess in Gang,
stellung „komplett“ erworben wurde7 – wurden vom Darmstädter Kunstsammler Karl                                    der der Stadt einen Platz auf der Kunstlandkarte sicherte und Kräfte mobilisierte, die
Ströher gekauft und kurz darauf Teil des 1970 im Hessischen Landesmuseum Darm-                                    das zunächst für unmöglich gehaltene Wirklichkeit werden ließen, nämlich, dass auf
stadt eingerichteten „Block Beuys“ (der umfänglichste der von Beuys selbst instal-                                dem Abteiberg ein Museumsneubau entstand.“
4
    Vgl. der erwähnte Aufsatz von Sabine Röder, 165. | 5 Sabine Röder, 169.
                                                                                                                  Wie in Darmstadt so wirken auch in Krefeld und Mönchengladbach private Kunst-
6
    Götz Adriani, Winfried Konnertz, Karin Thomas, „Joseph Beuys. Leben und Werk“, Köln 1981, S.183               sammler und Kunstsammlerinnen maßgeblich an der öffentlichen Präsenz von Ge-
7
    Johannes Cladders, „Joseph Beuys und Mönchengladbach“, in: Museumsverein Mönchengladbach (Hg.), „7 Vorträge
    zu Joseph Beuys 1986“, S.17

          24                                                                                                                                                                                        25
lierten Raumkomplexe). In Mönchengladbach bekam die Gegenwartskunst Johannes                          ///// In Krefeld erhielt Museumsdirektor Paul Wember 1968 die Anfrage des Privat-
Cladders zufolge großen Auftrieb durch die Ausstellung: „In den von Beuys selbst ver-                 sammlers Walther Lauffs, ihn beim Auf bau einer Sammlung mit Gegenwartskunst
fassten Biographien ist die Mönchengladbacher Ausstellung, die in der Ankündigung                     zu beraten. Ein Jahr zuvor schon hatte Wember für das Kaiser Wilhelm Museum das
lediglich den Namen des Künstlers trug, immer als „Parallelprozess“ bezeichnet. In                    Objekt mit Hasenfell von Joseph Beuys erworben. Durch die Zusammenarbeit mit
der Tat (…), die Ausstellung setzte auch in Mönchengladbach einen Prozess in Gang,                    dem Ehepaar Lauffs „verfügte [Wember] jetzt über wesentlich mehr finanzielle
der der Stadt einen Platz auf der Kunstlandkarte sicherte und Kräfte mobilisierte, die                Mittel als all die Jahre zuvor und musste auch nicht bei jedem Ankauf die Stadt
das zunächst für unmöglich gehaltene Wirklichkeit werden ließen, nämlich, dass auf                    Krefeld um Erlaubnis fragen. (…) Er kaufte in kurzer Folge mehrere bedeutende
dem Abteiberg ein Museumsneubau entstand.“8                                                           Werke von Beuys.“9 Dazu gehörte schließlich 1971 auch das zentrale Werk Barraque
                                                                                                      D‘Dull Odde., das ohne die Sammler*innen Lauffs nicht in Krefeld zu erleben wäre.
///// Wie in Darmstadt so wirken auch in Krefeld und Mönchengladbach private
Kunstsammler und Kunstsammlerinnen maßgeblich an der öffentlichen Präsenz von                         ///// Auch Paul Wembers Nachfolger im Kaiser Wilhelm Museum, Gerhard Storck, war
Gegenwartskunst mit. Notwendiger Weise, denn allein aus eigenen, meist städtischen                    mit Beuys „gut bekannt“10 und so gelang es ihm kurz nach seinem Amtsantritt 1975,
Mitteln könnten die Museen ihren Bestand nicht in wünschenswerter Weise erwei-                        wiederum mit Hilfe des Ehepaars Lauffs, die Plastik Fond IV/4 (1970-74) für das Beuys-
tern. In Mönchengladbach war es vor allem das Moerser Ehepaar Etzold, das ab 1970                     Ensemble anzukaufen. Ein einzigartiges Ensemble, ein Ensemble von Weltrang.11 Und
das Kunstmuseum mit Dauerleihgaben unterstützte, etwa mit Beuys‘ Werk Vitrine                         eines der ganz wenigen, an deren Auf bau Joseph Beuys noch selbst mitgewirkt hat. 
(Wandobjekt) (1951-1963). In den achtziger Jahren, beginnend mit der Eröffnung des                                                                                                                Text von Martin Vöhringer
neuen Abteiberg Museums, kamen Beuys-Leihgaben aus der Sammlung Marx hinzu,
so die monumentale Installation Unschlitt/Tallow (1977), der von Johannes Cladders
in seinem Nachruf auf Beuys (siehe dieses Heft S. 11) erwähnte Doppelfond (54-74) und
das Environment Straßenbahnhaltestelle (A Monument to the Future) (1976). Die Dauer
solcher „Dauerleihgaben“ ist allerdings durchaus relativ. Nachdem Berlin Hauptstadt
des wiedervereinten Deutschlands geworden war, zog etwa der Sammler Marx seine
Werke Anfang und Mitte der neunziger Jahre wieder aus Mönchengladbach ab und
um in die Nationalgalerie / Hamburger Bahnhof. Im Museum Abteiberg weiterhin zu                       9
                                                                                                           Sabine Röder, „Joseph Beuys und Krefeld – ein chronologischer Überblick“, in: „Joseph Beuys. Räume 1971
sehen sind aber z.B. die Werke Aggregat (1962), Lagerplatz (1962-66 / 1982), Revoluti-                     1984. Plastiken und Objekte 1952-1974 im Kaiser Wilhelm Museum Krefeld“, S. 170. Röder führt in ihrem Artikel
                                                                                                           die verschiedenen Werke auf.
onsklavier 1969 (1969) und Poor House Door - A New Beginning is in the Offing (1981).                 10
                                                                                                      11
                                                                                                           Sabine Röder, 177.
                                                                                                           Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war es eine Zeitlang fraglich, ob das Ensemble dem Krefelder Museum erhalten
                                                                                                           bleiben würde, die Dauer der Leihgaben schien nach drei, vier Jahrzehnten ihr Maximum erreicht zu haben. Viele
8
    Johannes Cladders, „Joseph Beuys und Mönchengladbach“, in: Museumsverein Mönchengladbach (Hg.),        Werke anderer Künstler der Sammlung Lauffs wurden auch abgezogen (und mit Millionenerlösen versteigert),
    „7 Vorträge zu Joseph Beuys 1986“, S. 17                                                               aber das Beuys-Ensemble blieb – teils durch Schenkung der Familie Lauffs, teils durch Ankäufe des Landes
                                                                                                           Nordrhein-Westfalen – Krefeld schließlich erhalten.

         26                                                                                                                                                                                                           27
Sebastian Blasius | Konzeption und Regie                                                 Christoph Klimke | Autor
Sebastian Blasius, geboren 1979 in Krefeld, studierte Angewandte Theaterwissen-          Christoph Klimke wurde 1959 in Oberhausen geboren und wuchs auf in Kleve.
schaft in Gießen. Er ist Regisseur, Choreograph und Theaterwissenschaftler und           Er studierte Germanistik und Italianistik in Florenz und Bonn, seit 1984 arbeitet
realisiert Projekte an der Schnittstelle von darstellender, bildender und akustischer    er als freier Schriftsteller. Er ist Verfasser von Erzählungen, Essays, Gedichten,
Kunst, die international Aufmerksamkeit erfahren. Er arbeitet in der freien Perfor-      Theaterstücken und Libretti, außerdem arbeitet er als Übersetzer aus dem Italieni-
manceszene, an Stadttheatern und im Museumskontext. Er befasst sich mit The-             schen. Christoph Klimke schrieb zahlreiche Libretti für Tanztheaterproduktionen
men wie Identität, kulturellem Erbe, dem Verhältnis zwischen Zuschauenden und            von Johan Kresnik, zudem etliche Opernlibretti, u.a.für Johannes Kalitzke (Die
Ausführenden und dem Handlungscharakter von Kunst. Seine Arbeit begreift er als          Besessenen, Theater an der Wien; Pym, Theater Heidelberg), Detlev Glanert (Das
Forschung, die verschiedene künstlerische, theoretische und politische Strategien        Holzschiff, Staatsoper Nürnberg) und Christian Jost (Egmont, Theater an der Wien).
in einen Dialog bringt. In einer Reihe von Inszenierungen an der Grenze von Tanz         Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter das Alfred-Döblin-
und Schauspiel griff Sebastian Blasius auf frühere ikonographische Aufführungen          Stipendium der Akademie der Künste Berlin, der Förderpreis Literatur des Landes
zurück, um diese zunächst zu rekonstruieren und dann mit eigenen Fragestellungen         Nordrhein-Westfalen und der Ernst Barlach Preis für Literatur. Zuletzt erschienen
zu überschreiben. Seit 2014 arbeitet er verstärkt an installativen Performances. Für     im Elfenbein-Verlag der Gedichtband Das Alphabet des Meeres und im Radius-Ver-
Aufsehen sorgte etwa das partizipative Langzeitformat Verhaltet Euch ruhig (2014),       lag 2018 die Erzählung Der Koloss.
in dem er u.a. Erdem Gündüz, den ‚Standing Man‘ vom Taksim Platz dazu einlud,
seinen stehenden, schweigenden Protest im Museumsraum zu wiederholen, so dass            Björn SC Deigner | Autor
dessen Protestgeste hier gleichsam reaktiviert wie musealisiert wurde. Er arbeitet als   Björn SC Deigner wurde 1983 in Heidelberg geboren. Er studierte am Institut für
Dozent an Universitäten und Hochschulen in den Bereichen Theorie und künstleri-          Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Vor und während seines Studiums er-
sche Praxis, unter anderem an der Folkwang Universität der Künste.                       hielt Deigner verschiedene literarische Förderungen, darunter die Einladung zu den
                                                                                         Festivals für junge Theaterautoren interplay europe (Athen) sowie world interplay
Caspar Pichner | Bühnen- und Kostümbild                                                  (Queensland/Australien). Deigner ist Autor, Hörspielmacher und komponiert für
Caspar Pichner studierte an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und entwirft            Hörspiele und für das Theater. Seine Musiken sind u.a. am Schauspiel Frankfurt,
Ausstellungen, Bühnen- und Kostümbilder und Filmausstattungen.                           am Deutschen Theater Berlin und dem Schauspiel Köln zu hören.
Seine Arbeiten waren unter anderem in der Akademie der Künste, im Maxim Gorki            Deigners Autorenhörspiel Sich abarbeiten erhielt eine lobende Erwähnung durch die
Theater Berlin, im Theater Oberhausen, im Tokyo Metropolitan Theatre, auf dem            Akademie der Darstellenden Künste und war für die ARD Hörspieltage 2012 nomi-
Zürcher Theater Spektakel und dem Hongkong Arts Festival zu sehen.                       niert. Die Hörspielfassung von In Stanniolpapier wurde mit der Auszeichnung Hör-
Am Theater Krefeld und Mönchengladbach arbeitet er nach Wolken.Heim (Spielzeit           spiel des Monats bedacht. Deigner wurde 2018 zu den Autorentheatertagen am Deut-
12/13) und Käfig aus Wasser (2015) zum dritten Mal.                                      schen Theater Berlin eingeladen, sowie 2019 zum Heidelberger Stückemarkt.

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                                         www.tellmann-einrichten.de


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Edison, LED                                                                                     rund um die Uhr schnelle Hilfe bekommen. Rufen Sie uns an, wir
                                                                                                beraten Sie gerne. Servicenummer: 0800 8811220 (gebührenfrei)

                                                                                                Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.
                                                                      EINRICHTEN & GESTALTEN    Regionalverband Niederrhein
                                                                      FRIEDRICH-EBERT-STR. 76   Hellersbergstraße 7
                                                                      41236 MG (RHEYDT )
                                                                      TEL. 0 2166 / 4 80 24     41460 Neuss

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  32                                                                                                                                                          33
Wir kümmern uns.                                         Wir kümmern uns.

Der Niederrhein                                          Der Niederrhein
liegt uns immer                                          liegt uns immer
am Herzen!                                               am Herzen!
Das Leben der                                            Das Leben der
Menschen vor                                             Menschen vor
Ort, ihre Arbeit,                                        Ort, ihre Arbeit,
                                                                                                             Uerdinger Str. 596
ihr Zuhause, ihre                                        ihr Zuhause, ihre                                 47800 Krefeld Bockum
Mobilität.                                               Mobilität.                                        Tel.: 0 21 51 / 59 98 64

                                       Zuhause!                                                 Zuhause!
                                       Wir kümmern uns                                          Wir kümmern uns
     new.niederrhein                   um die Heimat.         new.niederrhein                   um die Heimat.
                                                                                                                                 35
alexia
                                       frommherz
Abbildungsnachweise
Fotos: Matthias Stutte
Titelbild zeigt: Philipp Sommer
S. 2: Paul Steinbach, Ronny Tomiska, Jannike Schubert
S. 6: Jannike Schubert
S. 9: Philipp SommerRechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht
S. 10: Ronny Tomiska
S. 13: Bruno Winzen
S. 18/19: Paul Steinbach, Eva Stott, Bruno Winzen, Jannike Schubert, Ronny Tomiska, Philipp Sommer
S. 21: Paul Steinbach
       Individuelles & Kollektives Arbeitsrecht
S. 22: Ronny Tomiska, Philipp Sommer

         Betriebsverfassungsrecht . Tarifrecht
S. 25: Eva Spott
S. 30: Philipp Sommer, Bruno Winzen

IMPRESSUM
Herausgeber
                          Haus Neuenhofen.
Theater Krefeld und Mönchengladbach         gGmbH Uerdinger Straße 593, 47800 KrefeldGefördert vom:
                              TelefonMichael
                                         0 21 51 Grosse
                                                 / 50 17 57 . Telefax 0 21 51 / 50 17 58
Geschäftsführer: Generalintendant                        · Frank  Baumann
Theaterplatz 3 · 47798 Krefeld · Tel.: 02151/805-0 · Fax: 02151/28295
                         info@alexia-frommherz.de             www.alexia-frommherz.de

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Spielzeit 2020/2021 – Heft 208
Redaktion: Martin Vöhringer
Grafische Gestaltung: Matthias Stutte
Verlag und Anzeigenverwaltung: Wolfgang Heinen Verlag, Bauxhof 16, 41812 Erkelenz
Telefon: (0 24 31) 94 85 461, Telefax: (0 24 31) 94 85 462, E-Mail: email@wolfgang-heinen-verlag.net
Gesamtherstellung: R & H Druckservice, Bergerfeld 2, 41334 Nettetal

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Falls Ihre Ohren mal
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                               2x in Mönchengladbach:
           Konstantinplatz 13 · MG-Giesenkirchen · Tel. 0 21 66 / 1 44 01 74
             Kreuzherrenstraße 5 · MG-Wickrath · Tel. 0 21 66 / 14 61 23
 Mo - Fr 8.30 - 12.30 Uhr und 14 - 18 Uhr · Sa 9 - 13 Uhr · Mi Nachmittag geschlossen

                www.hoerakustik-hamacher.de
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