Biosphäre und Klimawandel - Ausbildungsseminar "Wetter und Klima" - WS 2012/2013 Martin Hohlneicher 31.02.2013
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Biosphäre und Klimawandel Ausbildungsseminar „Wetter und Klima“ – WS 2012/2013 Martin Hohlneicher 31.02.2013
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Die Photosynthese 2.1 Ort der Photosynthese 2.2 Die Lichtreaktion 2.3 Die Dunkelreaktion 3. Die Bedeutung der Photosynthese 4. Rückkopplungsprozesse 4.1 Biogeochemische Rückkopplungsprozesse 4.2 Biogeophysikalische Rückkopplungsprozesse 5. Einfluss des Klimawandels auf die Biosphäre 5.1 Einfluss auf die Meere 5.2 Einfluss auf das Festland 5.3 Baumsterben durch den Klimawandel 2
1 Einleitung Die meisten der Planeten in unserem Sonnensystem haben wie die Erde eine „Lithosphäre“ (Gesteinshülle) und eine „Atmosphäre“ (Gashülle). Auch Wasser in flüssiger (Hydrosphäre) und gefrorener Form (Kryosphäre) kann man noch in geringen Ausmaßen finden, wie zum Beispiel seit einiger Zeit auf dem Mars nachgewiesen. Nach bisherigem Kenntnisstand einzigartig auf der Erde ist jedoch die sogenannte Biosphäre. Wie der Name (von gr. Bios = Leben) schon andeutet, handelt es sich hierbei um die Schicht, die die Gesamtheit allen Lebens auf der Erde darstellt. Die Biosphäre umfasst jegliche Art von lebender Biomasse, also alle Pflanzen, Tiere und natürlich auch die Menschen. Diese Schicht lässt sich jedoch nicht genau abgrenzen, weil sich Leben auf der Erde in alle vorher genannten Sphären ausgebreitet hat. So findet man in über 5000 Meter Höhe in Gebirgen wie den Anden genau noch so Lebensformen, wie in 11000 Metern Meerestiefe im Marianengraben. Die gesamte Energie, die zur Bildung von Biomasse benötigt wird, hat letztendlich ihren Ursprung in der Sonneneinstrahlung. Hierbei bilden nun überwiegend Pflanzen das erste Glied in der Nahrungskette, weil sie diese Strahlungsenergie durch Photosynthese direkt nutzen können. Für die Leistung dieses Prozesses stellen die Umweltbedingungen, wie zum Beispiel die Temperatur oder die CO2-Konzentration in der Atmosphäre einen wichtigen Faktor dar. Im Folgenden wird die Funktionsweise der Photosynthese erklärt und aufgezeigt in welchem Zusammenhang die Biosphäre mit Klimaveränderungen steht, die zum Beispiel durch den von Menschen hervorgerufenen Klimawandel verursacht werden. Abbildung 1: Die Biosphäre ist auf der Erde verbreitet in die Lithosphäre, Hydrosphäre, Atmosphäre und Kryosphäre. 3
2 Die Photosynthese Der Brockhaus bezeichnet die Photosynthese als „Grundlegende Stoffwechselreaktion chlorophyllhaltiger Organismen, die nach Absorption von Licht zur Synthese einer energiereicheren organischen Verbindung führt. (…)“ Dies ist also ein biochemischer Vorgang, der die Lichtenergie der Sonne in chemische Energie in Form von organischen Molekülen (Zucker) umwandelt. Photosynthese wird von allen Pflanzen und Algen und zum Teil auch von manchen Bakterienstämmen (z.B. Cyanobakterien) betrieben. Photosynthetische Lebewesen zählen zu den autotrophen Organismen (= Selbsternährer), da sie in der Lage sind ihre Nahrung aus anorganischen Verbindungen der Umgebung selbst herzustellen. Sie bilden die Quelle sämtlicher organischer Verbindungen für nicht autotrophe Lebewesen (Mensch, Tier, Pilze) und ernähren daher letztlich die gesamte Biosphäre. Die einzigen Stoffe, die die Pflanzen zum Überleben benötigen, sind Wasser (sowie darin gelöste Mineralien aus dem Boden) und Kohlendioxid aus der Umgebungsluft. Mithilfe der Lichtenergie der Sonne können sie daraus Zucker herstellen. Des Weiteren entsteht noch Sauerstoff als "Abfallprodukt“. Die pflanzliche Photosynthese lässt sich daher in folgender Reaktionsgleichung zusammenfassen: hν 6CO2 + 6H2O → C6H12O6 + 6O2 Kohlenstoffdioxid und Wasser wird mit Lichtenergie in Zucker (Glucose) und Sauerstoff umgewandelt. 2.1 Ort der Photosynthese Im Prinzip kann man sagen, dass die Photosynthese überall dort stattfindet, wo Pflanzen grün sind, also meist in den Blättern. Deren Sinn besteht unter Anderem darin eine möglichst große Oberfläche zur Aufnahme von Sonnenenergie zu schaffen. In Abbildung 2 sieht man den Querschnitt eines typischen Pflanzenblattes. An der Blattunterseite befinden sich Spaltöffnungen über die der Gasaustausch (Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid) geschieht. Darüber befindet sich das Schwammgewebe, in dem die Leitungen für Wasser und Nährstoffe eingelagert sind. An der meist sonnenzugewandten Oberseite bilden die sogenannten Palisadenzellen eine dichte Schicht. Vor allem in diesen Zellen befinden sich die Chloroplasten, das sind diejenigen Organelle in denen die Photosynthese stattfindet. Abbildung 2: Schematischer und mikroskopischer Querschnitt eines Pflanzenblattes 4
In jeder Zelle sind zwischen 30 und 40 dieser Chloroplasten eingelagert. Pro Quadratmillimeter Blattfläche befinden sich in etwa eine halbe Million dieser Organellen. Ein Chloroplast besitzt als äußere Hülle eine doppelte Membranschicht, die einen mit Flüssigkeit gefüllten Raum, das sogenannte Stroma, einschließt. Die innere der Membranen weist zum Zweck der Oberflächenvergrößerung vielerorts tiefe Einstülpungen auf, so dass sich ein System aus miteinander verbundenen Membransäckchen, den sogenannten Thylakoiden, ausbildet. Die einzelnen Thylakoiden wiederum stapeln sich zu sogenannten Grana auf. Der sich innerhalb der einzelnen Thylakoiden befindliche Raum wird als Thylakoidlumen bezeichnet. In den Thylakoidmembranen befindet sich der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll. Die Chlorophyllmoleküle absorbieren das eingestrahlte Sonnenlicht, welches die Photosynthese antreibt. Abbildung 3: Aufbau eines Chloroplasten Obwohl die der Photosynthese zugrunde liegende Reaktionsgleichung sehr einfach aussieht, handelt es sich dabei um einen höchst komplexen biochemischen Prozess, der aus einer Abfolge zahlreicher Teilreaktionen besteht. Im Wesentlichen lässt sich der Prozess jedoch in zwei nebeneinander ablaufende Schritte aufteilen, die man als Lichtreaktion und Calvin- Zyklus (oder auch Dunkelreaktion) bezeichnet. 2.2 Die Lichtreaktion Als Lichtreaktion bezeichnet man die lichtabhängige Primärreaktion, die in den Thylakoidmembranen abläuft. Die von den Chlorophyllmolekülen absorbierte Lichtenergie wird aufgewendet, um Wasser zu spalten. Der dabei frei werdende Sauerstoff verlässt als Nebenprodukt die Zelle, während die Elektronen und Protonen dazu benutzt werden, ein Molekül NADP+ (Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat) zu NADPH zu reduzieren, welches die Elektronen für die nachfolgenden Reaktionen zwischenspeichert. Des Weiteren wird energiearmes ADP (Adenosindiphosphat) zu energiereichem ATP (Adenosintriphosphat) phosphoryliert. ATP stellt die universelle chemische Energiewährung lebender Zellen (sowohl pflanzlicher als auch tierischer) dar und dient der kurzfristigen Versorgung der Zelle mit Energie. 5
Die Absorption von Licht geschieht hauptsächlich über die Pigmente Chlorophyll a und b, und verschiedene Carotinoide, welche in den Thylakoidmembranen verankert sind. Abbildung 4: Absorptionsspektren der Pigmente Chlorophyll a, Chlorophyll b und der Carotinoide. Die meiste Absorption erfolgt im blauen und roten Wellenlängenbereich, Licht im grünen Bereich wird reflektiert, wodurch Pflanzen grün erscheinen. Abbildung 5: Chlorophyll a und b unterscheiden sich nur durch einen Rest am Porphyrinring, was zu einem leicht unterschiedlichen Absorbtionsvermögen führt. Über die Phytolkellte sind die Pigmente an der Thylakoidmembraninnenseite verankert. Diese Pigmente schließen sich zu hunderten zu sogenannten Lichtsammelkomplexen (oder auch Lichtsammelfallen) zusammen. Wird ein Farbstoffmolekül durch ein einfallendes Photon in einen angeregten Zustand gebracht, so kann es seine Energie strahlungsfrei auf benachbarte Moleküle übertragen. Die Anregungsenergie kann so in Form eines Exzitons durch den Komplex wandern, bis es auf ein Reaktionszentrum trifft. Dort befindet sich ein spezielles Paar Chlorophyll a-Moleküle, das schließlich nicht nur die bloße Anregungsenergie, sondern auch ein Elektron an einen primären Elektronenakzeptor weitergibt. 6
Abbildung 6: Schematische Darstellung des Lichtsammelkomplexes und des Reaktionszentrums Lichtsammelkomplex und Rekationszentrum werden zusammen als Photosystem bezeichnet. In Pflanzen treten zwei verschiedene Photosysteme auf, die bei verschiedenen Wellenlängen Absorptionsmaxima aufweisen. Das zuerst entdeckte Photosystem I absorbiert bei 700nm am stärksten, Photosystem II bei 680 nm. Die Reaktionen beginnen mit der Absorption eines Photons im Photosystem II. Das Pigment im Reaktionszentrum P680 wird daraufhin oxidiert, indem es ein Elektron an einen primären Elektronenakzeptor abgibt. Das so oxidierte Chlorophyll wird dadurch zu einem starken Oxidationsmittel, das bestrebt ist, die elektronische Fehlstelle wieder aufzufüllen. Sein hohes Redoxpotential liefert somit die Triebkraft für die Spaltung von Wassermolekülen. Die dabei frei werdenden Elektronen werden auf das Reaktionszentrum übertragen, wo sie den Platz derjenigen Elektronen einnehmen, die an den primären Elektronenakzeptor abegeben wurden. Die bei der Spaltung entstandenen Sauerstoffatome verbinden sich zu O2-Molekülen und werden als Nebenprodukt der Photosynthese freigesetzt. Die vom Wasser noch übriggebliebenen H+-Ionen verbleiben im Chloroplast. Sie werden später noch zur Synthese von ATP und NADPH gebraucht. Die durch die Lichtabsorption angeregten Elektronen werden nun vom primären Akzeptor des PSII über eine Elektronentransportkette zum Photosystem I transportiert. Die Funktionsweise dieser Transportkette beruht darauf, dass die Elektronen in einer Abfolge von Redoxreaktionen auf immer stärker wirkende Reduktionsmittel übertragen werden. Während die Elektronen die Kette passieren, wird ein Teil ihrer Energie benutzt, um ATP zu erzeugen, welches später in der Zuckererzeugung gebraucht wird. Wenn die Elektronen das PSI erreichen, füllen sie Elektronenlücken im Reaktionszentrum P700 auf, welches vor ihrer Ankunft analog zum Reaktionszentrum P680 aufgrund der Absorption eines Photons Elektronen an einen primären Akzeptor abgegeben hat. Diese Elektronen werden wiederum über eine Elektronentransportkette weitergeleitet und an das Protein Ferredoxin übertragen. Ein Enzym übergibt dann je zwei Elektronen und ein Proton (aus der Wasserspaltung) an ein Molekül NADP+, welches somit zu NADPH reduziert wird. Auf diese Weise werden die energiereichen Elektronen im NADPH gespeichert. Dieses Reduktionsmittel wird dann zusammen mit ATP in der nun folgenden Dunkelreaktion zur Zuckersynthese benötigt. 7
Abbildung 7: Das Zusammenspiel der beiden Photosysteme während der Lichtreaktion 2.3 Die Dunkelreaktion (Calvin-Zyklus) Der Calvin-Zyklus ist eine lichtunabhängige, aber temperaturabhängige Reaktion, welche nun außerhalb der Thylakoide im Stroma der Chloroplasten stattfindet. Die Produkte der Lichtreaktion, ATP als Energiequelle und NADPH als Reduktionsmittel, werden hier verwendet, um aus Kohlenstoffdioxid organisches Material zu bilden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Glucose (Fruchtzucker) oder Stärke, die als Energiespeicher fungiert. Die Dunkelreaktion lässt sich in drei Phasen unterteilen (siehe auch Abbildung 8): 1. Fixierungsphase (Carboxylierung): Ein Molekül Kohlenstoffdioxid bindet enzymatisch an einen sogenannten C5-Zucker, Ribulose-1,5-bisphosphat (RuBP), welcher schon im Chloroplasten vorhanden ist. Dadurch kommt es zur Bildung eines C6-Körpers. Dieses Produkt ist ein instabiles Intermediat aus sechs Kohlenstoffatomen, das sofort in zwei C3-Körper 3-Phosphoglycerinsäure zerfällt. 2. Reduktionsphase: Durch ATP (Phosphorilierung) und NADPH (Reduktion) entsteht Glycerinaldehyd-3- phosphat (G3P) aus dem in weiteren Schritten Zucker und Stärke aufgebaut werden kann. 3. Regenerationsphase: Unter ATP-Verbrauch werden fünf von sechs hergestellten G3P-Molekülen wieder zu RuBP regeneriert. Für den Gewinn von einem Molekül G3P zur Zuckerherstellung werden schließlich drei Kohlenstoffdioxid-Moleküle fixiert, neun ATP-Moleküle und sechs NADPH-Moleküle werden verbraucht. 8
Abbildung 8: Die drei Phasen des Calvinzyklus Abbildung 9: Anschauliche Zusammenfassung der Photosynthese 9
3 Die Bedeutung der Photosynthese Um die Bedeutung der Photosynthese zu verstehen, muss man sich die Auswirkungen auf die Umwelt vor Augen führen. Nahezu der gesamte in der Atmosphäre vorhandene Sauerstoff wurde durch die Pflanzen, vor allem Wälder, und durch das Phytoplankton in den Meeren freigesetzt. Erst dadurch wurde Leben auf dem Festland möglich. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass erst durch die Anreicherung von Sauerstoff in der Stratosphäre die lebenswichtige Ozonschicht gebildet werden konnte, die einen Großteil der UV-Strahlung abschirmt. Abbildung 10: Falschfarbenbild zur Verteilung von Chlorophyll a auf der Erde: Sowohl die Vegetation der Kontinente, als auch das ozeanische Phytoplankton sind dargestellt. Zur Verdeutlichung der Photosyntheseleistung seien hier noch ein Paar Zahlen genannt: • Jährlich werden mehr als 100 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid photosynthetisch fixiert • Daraus resultiert eine Produktion von ca. 250 Milliarden Tonnen Zucker/Kohlehydrate pro Jahr Ca. die Hälfte davon wird in Biomasse umgewandelt, der Rest wird zur Energiegewinnung von den Pflanzen, ähnlich wie auch beim Menschen, wieder zu Kohlenstoffdioxid veratmet (Autotrophe Respiration). Der Rest der gebildeten Biomasse wird durch heterotrophe Respiration, das heißt durch Fremdveratmung in der Nahrungskette oder Verbrennung wieder freigesetzt. • Insgesamt verbleibt etwa eine Gt Kohlenstoff als schwer abbaubare Biomasse durch Ablagerung im Boden zurück und führt zur Bildung fossiler Rohstoffe (z.B. Holzkohle, Torf, Erdgas usw.) In untenstehender Abbildung ist dieser Kreislauf noch einmal anschaulich dargestellt. 10
Abbildung 11: Schematische Darstellung des terrestrischen Kohlenstoffkreislaufs. Die Werte geben Kohlenstoffflüsse in Gt C/Jahr an. 4 Rückkopplungsprozesse In Zeiten des Klimawandels wird es immer wichtiger zu verstehen wie die Biosphäre mit der Umwelt wechselwirkt. Die Photosynthese, damit die Vegetation und die gesamte Biosphäre reagieren zum Teil sehr empfindlich auf Veränderungen in der Kohlenstoffdioxidkonzentration der Atmosphäre, auf Temperaturanstieg und Wassermangel. Es gibt nun verschiedene Rückkopplungsprozesse die solche Wechselwirkungen beschreiben. 11
Unterteilt werden diese Prozesse in negative und positive Rückkopplungen. Negativ bedeutet, dass sich ein Vorgang, der einer Störung unterlieg, von selbst wieder abschwächt, positiv bedeutet, dass die vorhandene Störung noch verstärkt wird. 4.1 Biogeochemische Rückkopplungsprozesse Der wichtigste biogeochemische Rückkopplungsprozess wird durch das Zusammenspiel der Vegetation mit der CO2-Konzentration der Atmosphäre verursacht. Je nach dem wie stark die Abweichung vom Gleichgewichtszustand ist, kann die Rückkopplung negativ oder auch positiv sein. Abbildung 12: Rückkopplung der Vegetation über den CO2-Gehalt der Atmosphäre Negative Rückkopplung x Eine negative Rückkopplung kann eintreten, wenn sich die Erdoberfläche nur wenig erwärmt. Durch das bei höheren Temperaturen begünstigte Pflanzenwachstum wird von der Vegetation vermehrt CO2 aus der Luft aufgenommen. Die geringere CO2- Konzentration der Atmosphäre hat einen schwächeren Treibhauseffekt zur Folge, so dass sich die Atmosphäre wieder abkühlt und das Pflanzenwachstum gebremst wird. Positive Rückkopplung x Eine starke Erwärmung der bodennahen Atmosphäre kann eine positive Rückkopplung verursachen. Bei sehr hohen Temperaturen kann die Respiration der Vegetation (= Freisetzung von CO2) so stark zunehmen, dass sie mehr Kohlenstoffdioxid an die Atmosphäre abgibt, als sie aufnimmt. Die erhöhte CO2- Konzentration führt zu einem verstärkten Treibhauseffekt, was die Atmosphäre zusätzlich aufheizt. 12
4.2 Biogeophysikalische Rückkopplungsprozesse Abbildung 13: Rückkopplung der Vegetation über den Albedo und den Wasserhaushalt Albedo-Vegetation-Rückkopplung Die Albedo-Vegetation-Rückkopplung ist positiv, d.h. sie verstärkt ursprünglich vorhandene Störungen des Gleichgewichts. Sie stellt einen wichtigen biogeophysikalischen Rückkopplungsprozess dar und ist unter anderem für die Ausbreitung von Wüsten mitverantwortlich. Mit Vegetation bedeckte Flächen besitzen eine geringere Albedo als nackter Boden. So haben Wälder beispielsweise eine Albedo von etwa 10% und Savannen von ungefähr 20%. Zum Vergleich: Helle Sandwüsten haben ein Reflexionsvermögen von rund 50%; eine frische Schneedecke wirft bis zu 90% der eintreffenden Sonnenstrahlung zurück. Die geringe Albedo der Vegetation hat zur Folge, dass ein großer Teil des Sonnenlichts absorbiert wird und in Form von Wärmestrahlung an die unmittelbare Umgebung abgegeben werden kann. Dies führt zu einer Erwärmung der bodennahen Luftschichten, was in der Regel zusätzliches Pflanzenwachstum stimuliert, so dass sich die Vegetation verdichten und ausbreiten kann. Besonders effektiv ist dieser Rückkopplungsprozess in Gebieten mit hohen Albedodifferenzen, wie man sie z.B. bei verschneiten Wäldern in hohen nördlichen Breiten vorfindet. Im Gegensatz hierzu weisen vegetationsarme Gegenden eine hohe Albedo auf. Durch die starke Reflexion der Sonnenstrahlung kann es zu einer Abkühlung der bodennahen Atmosphäre kommen, was in Extremfällen die umgebende Vegetation weiter zurückdrängen kann. Dieser Effekt wird durch die hydrologischen Wechselwirkungen der Vegetation mit der Atmosphäre zusätzlich unterstützt. Hydrologische Wechselwirkungen Die Vegetation hat einen entscheidenden Einfluss auf den Wasserhaushalt der bodennahen Atmosphäre. Ist keine Vegetationsdecke vorhanden, so wird fallender Regen ungehindert ablaufen und im Boden versickern. Die Pflanzen jedoch sind in der Lage den Niederschlag über ihre Wurzeln aufzunehmen und im Pflanzenkörper zu speichern. Bei einer Erwärmung bodennaher Luftschichten verdunstet Bodenwasser 13
(= Evaporation) und es tritt vermehrt Wasser aus den Spaltöffnungen der Pflanzenblätter aus (= Transpiration). Auf diese Weise steigt die Luftfeuchtigkeit an und sensible Wärme wird in latente Wärme umgewandelt; die Luft kühlt wieder ab, die Rückkopplung ist negativ. Die gestiegene Luftfeuchtigkeit hat außerdem weitere positive und negative Rückkopplungseffekte zur Folge. Da Wasserdampf ein Treibhausgas ist, erhöht sich die Wirkung des Treibhauseffektes und die Temperatur kann zunehmen. Andererseits ist durch den erhöhten Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre die Wolkenbildung begünstigt. Durch die Bildung einer Wolkendecke nimmt die Albedo zu, was sich kühlend auf die Umgebung auswirkt. 5 Einfluss des Klimawandels auf die Biosphäre 5.1 Einfluss auf die Meere Da Meere etwa 70% der Erdoberfläche bedecken, ist es hierbei besonders wichtig den Einfluss des Klimawandels auf die Hydrosphäre und die Folgen für die dortige Biosphäre zu verstehen. Bei Temperaturanstieg und CO2-Zunahme können folgende Veränderungen im maritimen Ökosystem auftreten: Der Temperaturgradient in thermischen Wasserschichtungen kann sich verkleinern. Dies kann dazu führen, dass der Auftrieb von Nährstoffen aus tieferen Meeresschichten (Upwelling) abnimmt, was dann direkt alle Lebewesen betrifft, die über die Nahrungskette in den verschiedenen Stufen davon abhängig sind. Des Weiteren führt erhöhte Temperatur zum zunehmenden Abschmelzen von Meereis in den Polarregionen, was wiederum eine Vielzahl von Lebewesen beeinflusst. Der Wichtigste Aspekt ist jedoch, dass der pH-Wert der Meere durch die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre immer weiter sinkt. Dieser Effekt kommt dadurch zustande, dass der CO2-Partialdruck der Atmosphäre größer ist als der des Meerwassers. Es wird also so lange CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen bis sich die Partialdruckdifferenz ausgeglichen hat. Auf diese Weise werden jährlich etwa neun Milliarden Tonnen CO2 von den Meeren absorbiert, was ca. einem drittel der globalen Emission entspricht. Aus diesem Grund werden Meere auch als sogenannte Kohlenstoffsenken bezeichnet. Die Senkenfunktion wirkt als Puffer und wirkt daher dem Treibhauseffekt in der Atmosphäre entgegen. Messungen haben gezeigt, dass sich der pH-Wert seit der Industrialisierung um etwa 0,11 abgesenkt hat (wobei zu beachten ist, dass es sich hierbei um ein logarithmisches System handelt). All diese genannten Effekte aber vor allem die Versauerung der Meere durch den sinkenden pH-Wert haben einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer und den Zeitpunkt der Blüte von Phytoplankton, welches am Anfang der maritimen Nahrungskette steht. Zudem wird geschätzt, dass Phytoplankton für etwa 50 bis 80 % des vorhandenen Sauerstoffs in der Atmosphäre verantwortlich ist. Seit 1950 wurde jedoch ein Rückgang des Phytoplanktons um ca. 40% festgestellt. Abbildung 14: Phytoplankton 14
Abbildung 15: pH-Wert der oberen 50m Wassertiefe (Stand 2006) Die Versauerung der Meere stellt vor Allem für die zahlreichen kalkskelettbildenden Lebewesen eine erhebliche Gefahr dar. Der Grund dafür ist, dass die Aufnahme von CO2 im Wasser zu Hydrogencarbonaten und freien Protonen (welche den pH-Wert senken) führt. Das Vorhandensein von Hydrogencarbonaten (auch Bicarbonate genannt) erschwert die Bildung von Kalk und führt ab einer bestimmten Konzentration sogar zu dessen Auflösung. Folgende Reaktionsgleichungen sind hierbei von Bedeutung: Die Bildung von Hydrogencarbonationen (HCO3-): Carbonationen (aus gelöstem Kalk) als chemisches Puffersystem: Dies führt zur Reaktionsgleichung für die Kalkauflösung: Die Konzentration der Hydrogencarbonate nimmt natürlicherweise mit der Tiefe des Wassers zu und ab der sogenannten Karbonatkompensationstiefe ist die Konzentration von CO2 im Wasser so hoch, dass keine Carbonationen (CO3-) mehr zur Bildung von Kalk (CaCO3) vorhanden sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass sich ab dieser Tiefe Kalk vollständig auflöst. Durch die Versauerung der Meere steigt nun diese Tiefe immer weiter an (seit der Industrialisierung bereits um 400 Meter auf etwa 3500 Meter Tiefe) 15
Abbildung 16: Schematische Darstellung der Hydrogencarbonatbildung Abbildung 17: Der aktuelle pH-Wert liegt etwa bei einem Wert von 8, die erwartete Änderung führt zu einer starken Abnahme der Carbonationenkonzentration Alle Folgen bei weiterem Absinken des pH-Wertes sind nicht absehbar, aber bereits heute kann man Schäden zum Beispiel an Korallenriffen feststellen. Da diese auch eine Funktion als Wellenbrecher haben, kann der Rückgang von Riffen auch vermehrt zu Überflutungen bestimmter Küstenregionen bei Unwettern führen. 16
5.2 Einfluss auf das Festland Nun zum Einfluss des Klimawandels auf das Leben auf dem Festland. Allgemein lässt sich sagen, dass die Polregionen stärker vom Klimawandel beeinflusst werden als die Äquatorialregionen. Schon die immer stärker abschmelzenden Polkappen zeigen deutlich, welche Ausmaße geringe Temperaturerhöhungen haben. Habitate, z.B. von Eisbären, werden kleiner und können schließlich zum Aussterben dieser Spezies führen. Anders ist dies in Tropischen Regionen, welche eher von der jeweiligen Landnutzung beeinflusst werden. Die geographische Ausbreitung von Vegetation und Tieren hängt aber dennoch stark von Temperatur und Feuchtigkeit ab. Je nach Anpassungsvermögen können dabei Klimaveränderungen in bestimmten Grenzen verkraftet werden. Man geht davon aus, dass sich Ökozonen pro Grad Temperaturerhöhung um ca. 160 Kilometer nach Norden verschieben. Zudem führt es zu einer Verlagerung in höhere Regionen (was logischerweise in Flachland nur begrenzt möglich ist). Solche Verschiebungen machen sich dort am deutlichsten bemerkbar, wo es Übergänge zwischen Ökozonen gibt. Sehr gefährdet sind daher weltweit die mediterranen Gebiete, weil dort die Vegetation schon jetzt an ihre Grenzen stößt. Bei einer Temperaturerhöhung kann es dort dann zur Grasland- oder Wüstenbildung kommen. Eine wichtige Rolle nehmen auf dem Festland die Wälder ein. Diese kann man wie das Meer als Kohlenstoffsenken bezeichnen. Das Kohlenstoffreservoir sämtlicher Waldgebiete der Erde beträgt ungefähr 1000 Gt. Die tropischen Regenwälder sind dabei besonders erwähnenswert. Obwohl die Tropenwälder nur etwa 7 bis 10% der kontinentalen Landmassen bedecken, speichern sie zwischen 40 und 50% des gesamten organischen Kohlenstoffs. Die Senkenfunktion auf dem afrikanischen Kontinent ist hierbei gewaltig: Die Wälder nehmen in etwa genauso viel Kohlenstoffdioxid auf, wie durch die Abholzung freigesetzt wird. Wie bei den Rückkopplungsprozessen gezeigt, könnte aber eine zu starke Erwärmung auch zur Umkehr der Senkenfunktion führen, das heißt, die Wälder würden zu Kohlenstoffquellen werden. Um zu verstehen, warum Wälder als Kohlenstoffsenken fungieren können, andere Vegetationsarten jedoch nicht, muss an dieser Stelle der Unterschied zwischen sogenannten C3- und C4- Pflanzen erklärt werden. Eine erhöhte CO2-Konzentration hat nämlich nicht auf alle Pflanzen die gleichen Auswirkungen. Die Pflanzen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen, die C3- und die C4-Pflanzen, die sich geringfügig in der Art der Photosynthese unterscheiden: C3-Pflanzen: C3-Pflanzen kommen überwiegend in feuchteren und kühleren Regionen vor. Zu ihnen zählen alle Bäume, sowie z.B. Weizen, Reis und Kartoffeln. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass sie bei der Photosynthese den Kohlenstoffdioxid zunächst in einer Verbindung mit 3 Kohlenstoffatomen fixieren. Mit wachsender CO2-Konzentration in der Luft nimmt ihre Photosyntheseleistung zu. C4-Pflanzen: C4-Pflanzen sind in heißeren Regionen anzufinden. Zu ihnen gehören unter Anderem viele tropische Gräser, Zuckerrohr und Mais. Im Gegensatz zu den C3-Pflanzen entsteht bei der Kohlenstofffixierung eine Verbindung mit 4 C-Atomen. C4-Pflanzen können ihre Zellen mit 17
einer erhöhten CO2-Konzentration anreichern, so dass sie unter normalen Bedingungen eine höhere Photosyntheserate als C3-Pflanzen aufweisen. Eine Erhöhung der Kohlendioxid- Konzentration der Luft hat nur eine geringe Wirkung. Abbildung 18: Abhängigkeit der Photosyntheserate von der CO2-Konzentration in der Luft bei C3- und C4-Pflanzen. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre liegt im Moment bei rund 0,03 - 0,04 Vol.-% 18
5.3 Baumsterben durch den Klimawandel Interessant ist es noch die auf den ersten Blick trivial erscheinenden Prozesse zu erwähnen, die bei Temperatur- und CO2-Anstieg und Wassermangel zum Absterben von Wäldern führen können. Da Bäume C3-Pflanzen sind, bewirkt bei ihnen eine Kohlenstoffdioxidzunahme eine Erhöhung der Photosyntheseleistung. Um das notwendige Wasser und auch Mineralien vom Boden in die Blätter zu transportieren, ist es notwendig, dass die Blattspaltöffnungen, die sogenannten Stomata, geöffnet sind. Nur wenn durch diese Öffnungen Wasser verdunsten kann, wird der notwendige Druck aufgebaut, damit Wasser durch das Leitungsgewebe (Xylem) über die Wurzeln nach oben zu den Blättern nachgeführt werden kann. Zudem kann diese Transpiration bei höheren Temperaturen auch zur Kühlung der Pflanze notwendig sein. Auch zur Aufrechterhaltung der erhöhten Photosyntheserate müssen die Spaltöffnungen für den Gasaustausch geöffnet sein. Das bedeutet nun, je höher die Photosyntheserate und die Temperatur, desto höher wird die Sogwirkung für den Wassertransport im Baum. Besonders Bäume in ariden Gebieten sind schon unter normalen Bedingungen am Maximum dieser Sogwirkung für genügend Wassertransport angelangt. Eine weitere Erhöhung z.B. durch CO2-Anstieg, kann zu einer sogenannten Xylem-Embolie führen. Dabei wird die Sogwirkung zu stark und es können über feine Poren Luftbläschen in die Wasserleitungen gelangen, welche dadurch verstopft werden. Als Folge kommt es zum Absterben des Baumes. Abbildung 19 und 20: Wasserhaushalt eines Baumes (links) und Xylem-Embolie (rechts) 19
Ein Institut in Potsdam hat zudem noch folgende Modelle erstellt, die den Vegetationsverlust bei 2 bzw. 5 Grad Erwärmung darstellen. (siehe Abbildung 20) Abbildung 21: Darstellung eines Modells zum Vegetationsrückgang bei 2 bzw. 5 Grad Erwärmung 20
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Photosynthese http://de.wikipedia.org/wiki/Versauerung_der_Meere http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Biosph%C3%A4re_im_Klimasystem http://www.eike-klima-energie.eu/uploads/media/Versauerung_der_Meere_01.pdf http://www.dutchelmdisease.org/EXPERT/DED/CORE/00/01/E2.HTML http://www.williswissensweb.homepage.t-online.de/Biologie/cytologie/18blatt- Dateien/image004.jpg Verschiedene Papers von Herrn Prof. Wolfgang Gebhardt Seminarvortrag Biosphäre I, Buchner, im WS 09/10 21
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