Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar

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Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
Erdgas und Biomethan
im künftigen Kraftstoffmix.
Handlungsbedarf und Lösungsansätze
für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr.
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
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Herausgeber:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
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10115 Berlin
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Fax: +49 30 726165-699

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Internet:
www.dena.de

Redaktion:
Dirk Peters
Dr. Christian A. Rumpke
Dorothee Saar
Oliver Braune

Abschnitte zum Thema Biomethan mit fachlicher Unterstützung durch das
Deutsche BiomasseForschungsZentrum gemeinnützige GmbH (DBFZ)

Layout:
PROFORMA Gesellschaft für Unternehmenskommunikation mbH & Co. KG

Druck:
Ruksaldruck GmbH und Co. KG

Stand:
Februar 2010

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem
Zustimmungsvorbehalt der dena.

ISBN:
978-3-9812787-8-1

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Fotos:
Dalkia GmbH, DVGW e. V., EnviTec Biogas AG, Volkswagen AG

Mit freundlicher Unterstützung der erdgas mobil GmbH.
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
Inhaltsverzeichnis.

1     Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen.                      4

2     Hintergrund.                                                   6

2.1   Herausforderungen.                                              6
2.2   Politischer Rahmen.                                             7
2.3   Ziele und Stand der Etablierung von Erdgas im Kraftstoffmix.    8
2.4   Ansatz der Studie.                                              9

3     Vorteile von Erdgas und Biomethan als Kraftstoff.              10

3.1   Klimawirkung.                                                  10
3.2   Umwelteigenschaften.                                           13
3.3   Rohstoffverfügbarkeit.                                         14

4     Zentrale Handlungsfelder.                                      18

4.1   Fahrzeugangebot und -vermarktung.                              18
4.2   Anschaffungs- und Unterhaltskosten.                            20
4.3   Tankstelleninfrastruktur.                                      22

5     Kundenspezifische Anforderungen.                               24

5.1   Private Nutzer.                                                24
5.2   Kommerzielle Nutzer.                                           25
5.3   Öffentliche Nutzer.                                            26

6     Maßnahmen zur beschleunigten Marktdurchdringung.               28

7     Quellenverzeichnis.                                            30

8     Abbildungs­verzeichnis.                                        31

9     Abkürzungen.                                                   31

                                                                          3
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
1 Zusammenfassung und
      Handlungsempfehlungen.
       Die Energie- und Klimasituation erfordert eine stärkere               Die Beimischung von Biomethan kann die Klima-, Um-
    Diversifizierung von Kraftstoffen und Antrieben.                      welt- und Ressourcenvorteile steigern.
    Absehbar steigende Energiepreise, die Begrenztheit des im             Durch die Einspeisung von in Deutschland erzeugtem Bio-
    Verkehrssektor bislang dominanten Energieträgers Erdöl so-            methan in das bestehende Erdgasnetz und die Nutzung im
    wie ambitionierte Klimaschutzziele erfordern die Einführung           Verkehr lassen sich Klimawirkung, Umwelteigenschaften und
    alternativer Kraftstoffe und Antriebe. Vor diesem Hintergrund         Rohstoffverfügbarkeit weiter verbessern. Mit einer 20-prozen-
    werden weltweit bzw. innerhalb der EU auch Erdgas und Bio-            tigen Beimischung können die CO2-Emissionen im Vergleich
    methan als Kraftstoff forciert. So geht die Kraftstoffstrategie       zu Benzin um 39 Prozent gesenkt werden, beim Einsatz von
    der Bundesregierung 2004 von einem Potenzial von Erdgas als           reinem Biomethan je nach Betrachtungsweise sogar um bis zu
    Kraftstoff von mindestens 0,5 bis 1 Prozent in 2010 und 2 bis 4       97 Prozent. Dabei sind die zur Erzeugung von Biomethan be-
    Prozent in 2020 aus. Dieses entspricht rund 1,4 Mio. Fahrzeugen       nötigten Ressourcen noch lange nicht ausgeschöpft. Selbst im
    in 2020.                                                              Falle der Erreichung des genannten 4-Prozent-Zieles könnten
                                                                          sämtliche Erdgasfahrzeuge im Jahr 2020 theoretisch mit reinem
       Die Ziele für den Anteil von Erdgas und Biomethan als              Biomethan betrieben werden. Sowohl für die Anrechnung von
    Kraftstoff sind noch nicht erreicht.                                  Biomethan auf die Biokraftstoffquote als auch die steuerliche
    Die Potenziale von Erdgas und Biomethan als Kraftstoff werden         Besserstellung ist eine Zertifizierung der eingesetzten Mengen
    trotz ausgereifter Technik bislang nicht ausgeschöpft: Ende           gemäß der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung erforder-
    2009 betrug der Anteil von Erdgas als Kraftstoff am Gesamt-           lich.
    kraftstoffverbrauch nur 0,3 Prozent, in Deutschland werden ak-
    tuell lediglich 85.000 der insgesamt rund 50 Mio. Fahrzeuge mit           Zur Marktdurchdringung müssen sich alle beteiligten
    Erdgas betrieben. Die Ziele für 2010 werden lediglich zu einem        Akteure zu einer konkreten „Roadmap“ verpflichten.
    Drittel erreicht. Die Potenziale können bis 2020 nur gehoben          Ein Grund für die bisher – auch im weltweiten Vergleich – re-
    werden, wenn es gelingt, den Bestand an Erdgasfahrzeugen um           lativ schleppende Etablierung von Erdgas als Kraftstoff ist das
    jährlich 29 Prozent zu vergrößern. Hierzu ist insbesondere ein        Fehlen einer gemeinsamen Maßnahmendefinition zwischen
    wachsender Anteil von erdgasbetriebenen Nutzfahrzeugen er-            den beteiligten Akteursgruppen und einer verbindlichen
    forderlich. In der EU zeigen Länder wie Schweden oder Italien,        Umsetzung. Zwar zeichnen sich einige Akteure durch Einzel-
    dass eine solch schnelle Marktentwicklung möglich ist.                initiativen aus. Letztlich aber zielen Politik bzw. Staat, Mineral-
                                                                          ölwirtschaft mit ihren Tankstellennetzen, Gaswirtschaft (inkl.
       Die Eigenschaften von Erdgas sprechen für eine be-                 Biomethanproduzenten), Hersteller und Händler von Fahrzeu-
    schleunigte Etablierung im Verkehrssektor.                            gen sowie Forschungsinstitute mit jeweils unterschiedlichen
    Erdgas weist unter den fossilen Kraftstoffen die geringsten CO2-      Interessenlagen unabgestimmt auf die Nachfrager ab. Dabei
    Emissionen auf – mit seinem Einsatz können im Vergleich zu            wird wichtigen Kundenanforderungen vielfach noch nicht ziel-
    Benzin rund 24 Prozent dieses Klimagases vermieden werden.            gruppenscharf entsprochen.
    Auch bei den Schadstoffen wie Ruß und Stickoxiden schneidet
    es deutlich besser ab als Benzin oder Diesel. Erdgas als Kraftstoff   Die Studie skizziert, welche Maßnahmen die relevanten Akteure
    trägt zur Diversifizierung der Ressourcen im Verkehrssektor bei       umsetzen müssten, um die mit dem Einsatz von Erdgas und
    und erweitert das Portfolio der Energielieferländer.                  Biomethan im Verkehrssektor verbundenen Potenziale voll
                                                                          ausschöpfen zu können. Wenn sämtliche Akteursgruppen diese
                                                                          Maßnahmen untereinander verbindlich abgestimmt haben
                                                                          und parallel in einem Monitoring-Prozess realisieren, können
                                                                          Erdgas und Biomethan neben anderen Antriebstechnologien
                                                                          ihren Beitrag zur beschleunigten Diversifizierung des Kraft-
                                                                          stoffmix und zum Klimaschutz leisten.

4   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
Abbildung 1: Maßnahmenempfehlung für Akteure

  Staat / Politik sollten

                                ein klares Signal über die Fortführung der Kraftstoffoptionen Erdgas und Biomethan geben
                                sowie entsprechende Rahmenbedingungen über das Jahr 2018 hinaus festlegen,

                                die deutsche Kraftstoffstrategie auch in diesem Sinne und unter Beachtung der Beimischungs-
                                option Biomethan aktualisieren,

                                Ermäßigung der Energiesteuer für Erdgas bzw. Biomethan als Kraftstoff fortsetzen und
                                CO2-basiert etwa gegenüber Flüssiggas / Autogas differenzieren,

                                Preisauszeichnung der unterschiedlichen Kraftstoffe an Tankstellen auf eine einheitliche Be-
                                zugsbasis stellen und damit verbraucherfreundliche Transparenz für Energiepreise herstellen,

                                Ausbau des Netzes von Erdgastankstellen auch an Bundesautobahnen forcieren,

                                technologieneutrale Kategorie „Hocheffizienz-Fahrzeug“ einführen, z. B. durch Energielabel,
                                zur differenzierten, auch ordnungsrechtlichen Bevorzugung energieeffizienter Fahrzeuge,

                                energieeffiziente Dienstwagen steuerlich bevorzugen.

  Tankstellen bzw. Gaswirtschaft sollten

                                Erdgas als Marke durch z. B. einheitliche Kennzeichnung über alle Tankstellenmarken hinweg
                                etablieren und durch einheitliche Tankkartensysteme zugänglicher machen,

                                Tankstellennetz in Abhängigkeit von der Nachfrage koordiniert ausbauen,

                                verstärkt Biomethan zur Verwendung im Verkehrssektor einspeisen und
                                gemeinsam vermarkten,

                                Zertifizierungssystem für den Einsatz von Biomethan im Kraftstoffmarkt gemäß
                                der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung aufbauen.

  Fahrzeughersteller und -händler sollten

                                wesentliche Marken, Segmente bzw. Anwendungsfelder mit Erdgasfahrzeugen abdecken,

                                Marketing und Vertrieb für Erdgasfahrzeuge intensivieren.

  Forschungsinstitute sollten

                                Kostenstruktur bei erdgasrelevanten Fahrzeugkomponenten durch Forschung verbessern,

                                Klimavorteile von Biomethan als Kraftstoff aufzeigen und in Demonstrationsprojekten
                                verifizieren.

  Alle Akteure sollten

                                durch angepasste Preispolitik oder Incentivierung die Anschaffungskosten von
                                Erdgasfahrzeugen unter das Niveau von Dieselfahrzeugen senken,

                                verstärkt über Erdgas als alternativen Kraftstoff bzw. Antrieb informieren,

                                Erdgasfahrzeuge in ihren eigenen Flotten einführen – auch bzw. gerade
                                im Nutzfahrzeugbereich.

                                                                                                                               5
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
2		 Hintergrund.

    2.1 Herausforderungen.

    Die hohen Kraftstoffpreise des Jahres 2008 geben einen Vor-         Dabei zeigen die Abbildungen 2 und 3, dass die CO2-Emissionen
    geschmack darauf, welchen zentralen Herausforderungen               aufgrund wachsender Verkehrsleistung seit 1990 nur gering­
    sich der bislang fast ausschließlich vom Erdöl abhängige Ver-       fügig gesunken sind, der Endenergieverbrauch sogar gestiegen
    kehrssektor in Zukunft stellen muss. Endlichkeit und regionale      ist. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gilt es, den Ab­
    Begrenztheit der Ressource Erdöl führen zunehmend zu einem          schied vom Zeitalter der fossilen Brennstoffe vorzubereiten (1).
    Anstieg der Preise für diesen Energieträger – auch infolge von      Zu dessen Erreichung gibt es zwei schlüssige Strategien: Ener-
    Wirtschaftswachstum und steigendem Motorisierungsgrad in            gieeffizienz und erneuerbare Energien.
    Ländern wie China oder Indien.
                                                                        Bei der dazu nötigen Diversifizierung von Kraftstoffen und An-
    Gleichzeitig muss auch der Verkehrssektor seine Bemühungen          trieben können auch Erdgas und Biomethan (zu Erdgasqualität
    zur Minderung des CO2-Ausstoßes verstärken, um die vereinbar-       aufbereitetes Biogas, Synonym: Bio-Erdgas) eine bedeutende
    ten Klimaschutzziele zu erreichen. Die sektorübergreifenden         Rolle spielen. Trotz ihrer technischen und infrastrukturellen
    Reduktionsziele des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental           Verfügbarkeit bedienen diese Energieträger bislang aber nur
    Panel on Climate Change) lauten minus 25 bis 45 Prozent für die     einen Nischenmarkt. So machen Erdgasfahrzeuge im Jahr 2009
    Industrieländer von 1990 bis 2020. Die Bundesregierung bekräf-      gerade einmal 0,2 Prozent des Gesamtmarkts aus. Der Anteil
    tigt das Ziel einer 40-prozentigen Treibhausgasreduktion (1).       von Erdgas am Kraftstoffverbrauch beträgt 0,3 Prozent.

    Abbildung 2: CO2-Emissionen im Verkehr                              Abbildung 3: Endenergieverbrauch im Verkehr
    in Deutschland (2)                                                  in Deutschland (3)

    CO2-Emissionen in Mio. t                                            Endenergieverbrauch in Mrd. kWh
     200
                                      10           9
     180                  11                                            900
               12
                                                             8     8                                   101
     160                                                                800                                         105          125       128
                                                                                            96
     140                                                                700
                                                                                 76
     120                                                                600
     100                                                                500
              150         161        169         166        147   144           505         614        647          638          602       594
      80                                                                400
      60                                                                300
      40                                                                200
      20                                                                100
       0                                                                  0
             1990        1994        1998        2002   2006 2007               1990       1994        1998        2002         2006 2007

             Schienen- und Luftverkehr, Binnenschifffahrt                      Schienen- und Luftverkehr, Binnenschifffahrt
             Straßenverkehr                                                    Straßenverkehr

                                                                                                               Quelle: Fotolia – Werner Hilpert

6   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
2.2 Politischer Rahmen.

Die Rolle von Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix         hanced environmental friendly vehicle) sind in einigen Aspek-
wird mittlerweile auf verschiedenen politischen Ebenen adres-         ten ambitionierter als die bestehende Euro V-Norm für Nutz-
siert:                                                                fahrzeuge, in Bezug auf Stickoxide und Partikelausstoß jedoch
                                                                      identisch. Ab Januar 2013 wird im Rahmen von Euro VI eine Re-
   Maßnahmen der EU zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls.               duktion der Partikelemissionen um 66 Prozent sowie die Redu-
Ausgehend von den globalen Klimaschutzzielen des Kyoto-Proto-         zierung der NOx-Emissionen auf ein Fünftel gegenüber Euro V
kolls wurden auch in der EU für den Verkehrssektor Maßnahmen          erforderlich. Eine zusätzliche Vereinbarung zur Begrenzung
zur Einsparung von Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen)            der Partikelzahl wird ab diesem Zeitpunkt ein geschlossenes Fil-
auf den Weg gebracht. Neben der Verlagerung auf alternative           tersystem verlangen. Mit diesen Vorgaben sind sowohl bei Pkw
Kraftstoffe wie Erdgas fördert die EU auch den verstärkten Ein-       und Nutzfahrzeugen Kostensteigerungen bei Dieselfahrzeugen
satz von Biokraftstoffen, zu denen auch Biomethan gehört.             zu erwarten, die die gegenwärtigen Kostendifferenzen zu Erd-
                                                                      gasfahrzeugen verringern können.
Die Richtlinie 2009 / 28 / EG sieht vor, bis 2020 einen Anteil von
20 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen zu              Kraftstoffstrategie der Bundesregierung.
decken und die Energieeffizienz um 20 Prozent zu steigern (4).        Im Rahmen ihres Fortschrittsberichts zur Nationalen Nachhal-
Die Richtlinie legt weiterhin bis 2020 einen Anteil erneuerbarer      tigkeitsstrategie hat die Bundesregierung 2004 eine Strategie
Energien von 10 Prozent am Endenergieverbrauch des Ver-               zur weiteren Diversifizierung von Kraftstoffen im Verkehrssek-
kehrssektors für alle Mitgliedstaaten fest.                           tor entwickelt (6). Die Rolle von Erdgas als Kraftstoff wird dabei
                                                                      sowohl hinsichtlich der vorhandenen Klimaschutzpotenziale
   EU-weite CO2-Regulierung für Pkw und leichte                       als auch mit Hinweis auf die Verfügbarkeit der ausgereiften
Nutzfahrzeuge.                                                        Technik und einer umfassenden Infrastruktur betont.
Im Dezember 2008 einigten sich die Europäische Kommission,
Rat und Parlament auf einen Kompromiss hinsichtlich der               Die Kraftstoffverwendungsmatrix, die der Erstellung der Kraft-
künftigen Begrenzung der CO2-Emissionen der Pkw-Neuwagen-             stoffstrategie zugrunde liegt, geht von einer Steigerung des
flotte. Dieser sieht vor, ab 2012 stufenweise den Durchschnitts-      Anteils von Erdgas am Gesamtkraftstoffmarkt auf 0,5 bis 1 Pro-
ausstoß von Neuwagen auf 120 gCO2 / km zu begrenzen. In der           zent in 2010 sowie auf einen Anteil von 2 bis 4 Prozent in 2020
Verordnung wird ab 2020 ein Ziel für die Neuwagenflotte von           aus. Beide Abschätzungen werden nach aktuellem Stand bei
95 gCO2 / km festgelegt (5). Die EU-Kommission hat einen Vor-         Weitem verfehlt.
schlag für eine vergleichbare Richtlinie für leichte Nutzfahr-
zeuge vorgelegt. Er sieht ebenfalls die stufenweise Einführung        Die neue Bundesregierung hat für die 17. Legislaturperiode
eines Grenzwerts vor: beginnend ab 2014 mit einem Durch-              eine breit angelegte und technologieoffene Überarbeitung der
schnittswert von 175 g, der bis 2020 auf 135 gCO2 / km sinken soll.   Kraftstoffstrategie in ihrer Koalitionsvereinbarung angekün-
                                                                      digt (1).
Die Pkw-Richtlinie beinhaltet mehrere Bonusregelungen, die
bei der Ermittlung des CO2-Ausstoßes angerechnet werden                  Biokraftstoffquotengesetz.
können. So sieht sie eine Minderung um 5 gCO2 / km durch die          Das Biokraftstoffquotengesetz vom 18. Dezember 2006 dient
Beimischung von Biokraftstoffen, zu denen auch Biomethan              der Umsetzung entsprechender EU-Vorgaben in nationales
zählt, vor. Auch der Vorschlag für die leichten Nutzfahrzeuge         Recht. Es bringt durch Änderung des Bundesimmissions-
beinhaltet Regelungen dieser Art.                                     schutzgesetzes sowie Energie- und Stromsteuergesetzes die
                                                                      stufenweise Beimischung von Biokraftstoffen in Diesel- und
   Abgasstandards für Pkw und Nutzfahrzeuge.                          Ottokraftstoffe auf den Weg (Anteil von 6,25 Prozent bis Ende
Im September 2009 ist die Abgasstufe Euro 5 für Pkw in Kraft ge-      2014). Das Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstof-
treten. Die folgende Stufe Euro 6 wird ab 1. September 2014 gel-      fen vom 15. Juli 2009 hat zum Ziel, Konkurrenzen um Anbauflä-
ten. Nachdem mit Euro 5 bereits NOx- und Partikelemissionen           chen zu vermeiden und den Ausbau der Biokraftstoffe stärker
deutlich abgesenkt werden, stellt die weitere NOx-Reduktion           auf die Minderung der Treibhausgasemissionen auszurichten.
eine besondere Herausforderung für Dieselfahrzeuge dar. Auch          Im Zuge dessen ermöglicht die Novelle die Anrechnung von
für schwere Nutzfahrzeuge verschärfen sich die Standards: Die         Biomethan bei Beimischung zu Erdgas sowie als Reinkraftstoff
gegenwärtig als freiwilliger Standard geltenden EEV-Werte (en-        zur Erfüllung der Quote. Damit kann Biomethan den Verände-

                                                                                                                                           7
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
rungsdruck im Bereich der flüssigen Biokraftstoffe reduzieren.             Änderungen zur gezielten Förderung der Einspeisung von
    Für die Anerkennung des Einsatzes von Biomethan im Rahmen                  Biomethan ins Erdgasnetz in Kraft. In der geänderten Gasnetz-
    des Biokraftstoffquotengesetzes sind nachhaltige Erzeugung,                zugangsverordnung wurde das Ziel formuliert, entsprechend
    Umwandlung und Transport nachzuweisen. Hierfür muss das                    dem in Deutschland vorhandenen Potenzial eine Einspeisung
    Biomethan über ein von staatlicher Seite anzuerkennendes Sys-              von 6 Mrd. m3 Biomethan jährlich bis 2020 und 10 Mrd. m3 Bio-
    tem zertifiziert werden. Diese Zertifizierung muss ab 1. Juli 2010         methan jährlich bis 2030 zu ermöglichen. Dies entspricht etwa
    verbindlich nachgewiesen werden und stellt auch eine Voraus-               60 Mrd. kWh bzw. 100 Mrd. kWh. Dieses Volumen schafft die
    setzung für die steuerliche Besserstellung dar.                            Basis für den Einsatz von Biomethan als Kraftstoff.

       Integriertes Energie- und Klimaprogramm der
    Bundesregierung.
    Im Zuge der Umsetzung des Integrierten Energie- und Kli-
    maprogramms der Bundesregierung traten am 12. April 2008

    Abbildung 4: Bestandsentwicklung der Erdgasfahrzeuge in Deutschland (7)

    Anzahl Erdgasfahrzeuge
    90.000
    80.000
    70.000
    60.000
    50.000
    40.000
    30.000
    20.000
    10.000
           0
                1996    1997      1998      1999       2000      2001    2002      2003     2004     2005      2006    2007     2008     2009

    2.3 Ziele und Stand der Etablierung von Erdgas
    im Kraftstoffmix.

    Von allen in Deutschland im Straßenverkehr zugelassenen                    samtkraftstoffverbrauch von 0,3 Prozent (8). Zur Abdeckung
    50 Mio. Fahrzeugen werden aktuell ca. 85.000 mit Erdgas be-                von 1 Prozent, wie ihn die Kraftstoffverwendungsmatrix für
    trieben. Dieser Bestand setzt sich zu etwa 80 Prozent aus Pkw              2010 anstrebt (6), ist der Absatz von ca. 540.000 t bzw. 7 Mrd.
    und 20 Prozent aus Nutzfahrzeugen zusammen, darunter ca.                   kWh Erdgas an den Tankstellen erforderlich. Für 4 Prozent in
    1.800 schwere Nutzfahrzeuge und Busse (7). Abbildung 4 zeigt               2020 sind etwa 2,2 Mio. t bzw. 28 Mrd. kWh nötig.
    die Bestandsentwicklung seit 1996. Demnach hat sich das jähr-
    liche Wachstum von 20 Prozent in 2008 auf etwa 10 Prozent in               Die Potenzialziele der Kraftstoffstrategie selbst sind mit einem
    2009 halbiert.                                                             Anteil von 2 Prozent bis 2010 bzw. 10 Prozent bis 2020 deutlich
                                                                               ambitionierter, der Abstand zur realen Situation ist also noch
    Der Absatz von Erdgas als Kraftstoff betrug im Jahr 2009 etwa              wesentlich größer. Dies macht deutlich, dass eine Anpassung
    1,7 Mrd. kWh. Das entspricht einem Anteil von Erdgas am Ge-                der Steuerungsinstrumente dringend erforderlich ist. In dem

    Abbildung 5: Notwendige Absatzentwicklung von Erdgas/Biomethan als Kraftstoff zur Erreichung der Zielpotenziale 2020 (25)

    Absatz CNG / Biomethan in Mrd. kWh / a
     30                                                                                                                                  28,1
     25                                                                                                                       21,3
     20                        Ziel 2010: 1 % des Kraftstoffbedarfs
                                                                                                                   16,5
                               als CNG / Bio-Erdgas (7 Mrd. kWh)                                        12,8
     15
                                                                                              9,9
     10                                                                 6,0        7,7
                                     2,8        3,5           4,6
       5       1,7      2,1
       0
               2009     2010        2011        2012          2013      2014      2015       2016       2017       2018       2019       2020

8   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
Maße, in dem die auf Erdgas und Biomethan bezogenen Ziele            2.4 Ansatz der Studie.
unterschritten werden, wird der Druck auf andere Kraftstoffal-
ternativen wie flüssige Biokraftstoffe zunehmen.                     Die mittlerweile auf nationaler und internationaler Ebene
                                                                     formulierten Ansätze zum Einsatz von Erdgas und Biomethan
Die Gaswirtschaft hat sich für 2020 ein Mischungsverhältnis          als Kraftstoff unterstreichen, dass diese Technologie zur Errei-
Erdgas zu Biomethan von 80:20 für den Kraftstoffmarkt als            chung der Klimaschutzziele auch langfristig relevant ist. Frag-
Ziel gesetzt (8). Die dazu für die
Kraftstoffnutzung erforderliche Abbildung 7: Relevante Akteursgruppen bei der Etablierung alternativer Kraftstoffe und Antriebe
Menge an Biomethan entsprä-
che etwa 5,6 Mrd. kWh bzw.                                            Fahrzeughersteller
9,3 Prozent der Menge, die auf                                        und -händler
Grundlage der Gasnetzzugangs-
verordnung in 2020 insgesamt
ermöglicht werden soll.

                                           Staat /                                                                        Forschungs-
Die Abbildungen 5 und 6 verdeut-           Politik                                                                        institute
lichen die erforderliche Entwick-                                                 Kunden
lung des Verbrauchs von Erdgas
als Kraftstoff sowie des Bestandes
an Erdgasfahrzeugen. Ausgehend
vom bestehenden Fahrzeugmix                                       Tank­                                 Gaswirt-
müsste der Fahrzeugbestand zur                                    stellen                               schaft
Erreichung des 4-Prozent-Zieles
in 2020 auf rund 1,4 Mio. Fahrzeu-
ge anwachsen, auf damit etwa 2,6 Prozent des derzeitigen Fahr-       lich ist, ob die Beteiligten auf dem Weg sind, die gesetzten Ziele
zeugbestands. Das wären etwa 1,1 Mio. Pkw, 250.000 leichte und       zu erreichen. Als besonders schwierig entpuppt sich dabei die
ca. 30.000 schwere Nutzfahrzeuge.                                    große Anzahl unterschiedlicher Akteursgruppen, die zur Zieler-
                                                                     reichung beitragen sollen (vgl. Abbildung 7): Hersteller und
Jährlich müssten dafür ca. 29 Prozent des jeweiligen Vorjahres-      Händler von Fahrzeugen, Forschungsinstitute, Gaswirtschaft
bestands der Erdgasneufahrzeuge neu zugelassen werden – fast         (inkl. Biomethanproduzenten), Mineralölwirtschaft mit ihrem
eine Verdreifachung der Wachstumsrate gegenüber 2009.                Tankstellennetz, Politik und letztlich die Endkunden mit stark
Wird der bestehende Fahrzeugmix in der Erdgasflotte beibehal-        differenzierten Mobilitätsbedürfnissen.
ten, wäre das gleiche Wachstum für Pkw, leichte und schwere
Nutzfahrzeuge nötig. Entsprechend könnte eine Erhöhung des           Die vorliegende Studie spiegelt den Status quo von Erdgas und
Anteils der Nutzfahrzeuge aufgrund ihrer höheren Verbräuche          Biomethan im Verkehrssektor wider. Dabei zeigt sie auf, welche
den Druck auf die Pkw-Flotte bei der Erfüllung der Kraftstoffzie-    Hemmnisse in Deutschland durch welche Akteursgruppe be-
le mindern.                                                          seitigt werden müssen, um diesen Alternativen mehr Raum im
                                                                     künftigen Kraftstoffmix zuzumessen.

Abbildung 6: Notwendige Bestandsentwicklung zur Erreichung der Zielpotenziale 2020 (25)

Anzahl Erdgasfahrzeuge in Mio.
1,6
                                                                                                                               0,03
1,4
1,2                                                                                                                            0,25

1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
       0,07       0,09       0,11       0,14       0,18       0,28       0,31       0,4       0,51       0,66       0,85       1,12
0,0
       2009       2010       2011       2012       2013       2014       2015       2016       2017      2018       2019       2020
          Anzahl Pkw         Anzahl leichte Nutzfahrzeuge         Anzahl schwere Nutzfahrzeuge

                                                                                                                                          9
Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix - Handlungsbedarf und Lösungsansätze für eine beschleunigte Etablierung im Verkehr - VEW Saar
3 Vorteile von Erdgas und Biomethan als Kraftstoff.
     Die Etablierung von Erdgas als Kraftstoff ist hauptsächlich aus                  bekannt als Autogas, weist lediglich Reduktionspotenziale in
     den Aspekten Klimaschutz, Luftreinhaltung und Diversifizie-                      der Größenordnung von rund 14 Prozent auf.
     rung der Rohstoffbasis sinnvoll. Aus Sicht des Nutzers kommen
     Vorteile durch günstigere Betriebskosten hinzu (vgl. Kapitel 4).                 Weitere Potenziale zur THG-Reduktion ergeben sich bei Erd-
                                                                                      gas nach CONCAWE aus einer Beimischung von Biomethan
     3.1 Klimawirkung.                                                                bzw. der Nutzung von reinem Biomethan im Fahrzeug. Im
                                                                                      Vergleich zu Benzin sinken die Treibhausgasemissionen bei
     Erdgas bzw. Methan (CH4) ist die einfachste Kohlenwasserstoff-                   einer 20-prozentigen Beimischung um bis zu 39 Prozent und
     verbindung. Das Molekül verbrennt an der Luft mit bläulicher,                    beim Einsatz von reinem Biomethan z. B. aus Trockenmist um
     nicht rußender Flamme zu Wasser und CO2. Durch das Kohlen-                       bis zu 97 Prozent. Damit sind die Emissionswerte mit denen der
     stoff-Wasserstoff-Verhältnis von 1:4 entsteht dabei weniger CO2                  Brennstoffzellentechnologie oder von rein batteriebetriebenen
     als bei der Verbrennung von beispielsweise Benzin.                               Elektrofahrzeugen vergleichbar – vorausgesetzt, Strom und
                                                                                      Wasserstoff werden regenerativ erzeugt.
        Treibhausgasbilanz.
     In der Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) von Fahrzeugantrieben                     Abbildung 8: Treibhausgasemissionen WTW des Erdgasantriebs
     werden die Emissionen von Treibhausgasen wie Methan oder                         im Vergleich (9)
     CO2 von der Rohstoffquelle (englisch: „well“) über den Fahr-
     zeugtank („tank“) bis zum Antrieb („wheel“) bilanziert, also                         Otto-Saugmotor (Erdgas bi-fuel)*            124
     Well-to-Wheel (WTW). Die Treibhausgasemissionen werden
     anschließend in CO2-Äquivalente (CO2äq) umgerechnet. Nach                            Diesel Direkteinspritzer mit Partikelfilter          156
     der CONCAWE-Studie (9) hat Erdgas ein Treibhausgasminde-
                                                                                          Otto-Saugmotor (Benzin)                              164
     rungspotenzial gegenüber Benzin und Diesel vor allem im Be-
     reich Tank-to-Wheel (TTW), wohingegen sich die Well-to-Tank-
                                                                                      0               50               100               150     gCO2äq / km
     Anteile (WTT) ähneln (vgl. Abbildung 8).
                                                                                          TTW       WTT
     Beim Vergleich der Kraftstoffe wird deutlich, dass Erdgas inner-                 * Erdgas über 4.000 km Pipeline transportiert; Werte von 2010
     halb der Gruppe der fossilen Kraftstoffe das größte Potenzial
     zur Reduzierung von THG-Emissionen besitzt. Im Vergleich zu                      Unter Anwendung des Substitutionsverfahrens können zusätz-
     Benzin können die Emissionen um bis zu 24 Prozent gesenkt                        lich noch die vermiedenen THG-Emissionen „gutgeschrieben“
     werden (vgl. Abbildung 9). Liquified Petroleum Gas (LPG), auch                   werden. Bei der Biogasproduktion auf Basis von Gülle oder

     Abbildung 9: Treibhausgasemissionen WTW unterschiedlicher Kraftstoffe (9) (25)

     THG-Emissionen WTW in gCO2 äq / km
     200
                                                          -24 %   -39 %      -97 %                                  174
     180        164*
                               156
     160
                                               141
     140                                                  124
     120                                                                                    111
                                                                  100                                    95
     100
                                                                                                                                               75
      80
      60
      40
      20                                                                          5                                               8                      5
        0
                                                                            as as

                                                                             et it

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                                                                 (E as g)
                                                                                    n

                                                                                    )
                                          ga
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                                                                           ds itä
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                                                                            er ,
                                                           er ( Bi ng)
                                                                         om s m
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                                                                                om

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                                                                                ha

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                                                                     W run

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                                                                               m
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                                                                     i-f e
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                                                                   % rdg

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                                                                         a
                                                                       Bi
                                                              20 E

                                                                     W

                                                                       E
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                            Fossile Kraftstoffe                               Biokraftstoffe                                   Elektroantriebe
     * Referenzfahrzeug: Ottomotor (Benzin, Saugmotor), Verbrauch: 7 l / 100 km

10   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
Klärschlamm werden klimaschädliche Methan- und Lachgas-                            Treib­hausgasminderungspotenzial von 35 Prozent. Die Verwen-
emissionen vermieden. Für einen Fahrzeugantrieb auf Basis von                      dung von Rest- und Abfallstoffen zur Erzeugung von Biomethan
Biomethan kann sich nach dieser Methode ein Maximalwert                            führt zum einen zu vergleichsweise geringen THG-Emissionen
in einem Mix aus Gülle / Klärschlamm / Trockenmist von minus                       und stellt zum anderen mit Blick auf die Diskussion um Flächen-
167 Prozent laut CONCAWE gegenüber der Referenz von Ben-                           konkurrenzen einen vielversprechenden Ansatz dar.
zin und Diesel ergeben (9). Die Vermeidung der Methan- und
Lachgasemissionen ist bisher nicht eindeutig quantifizierbar. In                   Schon ab einer nur 20-prozentigen Beimischung der verschie-
der Richtlinie 2009 / 28 / EG sowie der BiokraftNachV werden sie                   denen Biomethanoptionen zum Erdgas erreicht der Mix Minde-
daher nicht „gutgeschrieben“.                                                      rungspotenziale von 30 Prozent und mehr.

   Treibhausgasminderung durch Beimi-        Abbildung 10: THG-Minderungspotenzial von Bio-Erdgas gegenüber der fossilen
schung von Biomethan.                        Referenz (11)
Die Frage, ob und in welchem Maße Biokraft-
stoffe zur Minderung des vom Menschen
verursachten Treibhauseffekts beitragen, ist  Bio-Erdgas I (5 % Gülle, 35 % Bioabfall, 60 % Nachwachsende Rohstoffe) 64 %
Gegenstand kontrovers geführter umwelt- und
klimapolitischer Diskussionen. Insbesonde-    Bio-Erdgas II (10 % Gülle, 90 % Nachwachsende Rohstoffe)           59 %
re die Umwandlung natürlicher Flächen in
Agrarland zum Anbau von Energiepflanzen,      Bio-Erdgas III (50 % Gülle, 50 % Nachwachsende Rohstoffe)               64 %
ineffiziente Produktionsprozesse und der
Einsatz fossiler Energie können das THG-      Erdgas mit 20 % Bio-Erdgas I          31 %
Minderungspotenzial und den erhofften bzw.
erwarteten positiven Umwelteffekt reduzieren, Erdgas mit 20 % Bio-Erdgas II       30 %
sogar negieren.
                                                     Erdgas mit 20 % Bio-Erdgas III            31 %
Vor diesem Hintergrund wurden im Jahr 2009
mehrere gesetzliche Regelwerke sowohl auf          0%           10 %          20 %        30 %        40 %           50 %      60 %    70 %
europäischer als auch auf nationaler Ebene         fossile Referenz Benzin / Diesel gemäß BiokraftNachV liegt bei null Prozent
verabschiedet. Die EU „Erneuerbare Energien
Richtlinie“ (2009 / 28 / EG) (4), die Biostromnachhaltigkeitsver-          Es lässt sich festhalten, dass Biomethan sowohl nach CONCAWE
ordnung (BioStNachV) (10) und die Biokraftstoffnachhaltig-                 als auch gemäß Richtlinie 2009 / 28 / EG sowie BiokraftNachV ein
keitsverordnung (BiokraftNachV) (11) definieren für flüssige und           im Vergleich zu anderen Biokraftstoffen und elektrischen An-
gasförmige Kraft- und Brennstoffe Nachhaltigkeitskriterien                 trieben gutes THG-Minderungspotenzial aufweist.
und Grenzwerte für ein nicht zu unterschreitendes THG-Minde-
rungspotenzial. Die in Abbildung 10 dargestellten unterschied-                 Primärenergieeffizienz.
lichen Bereitstellungskonzepte von Biomethan (Bio-Erdgas                   Abbildung 11 zeigt, dass alle fossilen Kraftstoffe pro Kilometer
I–III) (12) erreichen und übertreffen das mindestens geforderte            mehr oder weniger den gleichen Energiebedarf aufweisen,

Abbildung 11: Primärenergiebedarf WTW unterschiedlicher Kraftstoffe (9) (25)

Primärenergiebedarf WTW in MJ / 100 km
600                                                                                   543
500
                                                                             367                 396       387
400
300         216*                                            242
                        205        212          211
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100                                                                                                                                       60
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                                         Re Ba(

                                            yc
                                          Gl

                      Fossile Kraftstoffe                                Biokraftstoffe                             Elektroantriebe
* Referenzfahrzeug: Ottomotor (Benzin, Saugmotor), Verbrauch: 7 l / 100 km

                                                                                                                                                     11
wohin gegen Biokraftstoffe tendenziell mehr Energie benöti-                       Treibhausgasminderungskosten.
     gen. Biomethan auf der Basis von Trockenmist hat innerhalb                     Der Erdgasantrieb hat gegenüber den elektrifizierten Antriebs-
     der reinen Biokraftstoffe den geringsten Energiebedarf, ver-                   formen einen eindeutigen Kostenvorteil. Während bei ihm
     glichen mit Ethanol bzw. Biodiesel. Der Primärenergiebedarf                    lediglich Anpassungen am Motor vorgenommen und ein neues
     nach CONCAWE beinhaltet sowohl die fossilen als auch die                       Tanksystem integriert werden müssen, befinden sich die effizi-
     erneuerbaren kumulierten Verbräuche. Dadurch und durch                         enteren elektrifizierten Antriebe noch am Anfang der Entwick-
     die Nutzung von Reststoffen und Abfällen relativiert sich die-                 lung und sind daher erheblich kostenintensiver.
     ser Energiebedarf allerdings (9). Elektrische Antriebe auf Basis
     regenerativen Stromes weisen im Durchschnitt den geringsten                    Die THG-Minderungskosten gegenüber dem Referenzpfad
     Energiebedarf auf.                                                             (Mix aus Otto und Diesel mit ca. 160 g CO2äq / km, Ölpreis von
                                                                                    USD 50 / Barrel) liegen für Erdgas je nach Herkunft zwischen
     In der Abwägung von THG-Minderungspotenzial und Energie-                       387 und 444 Euro pro vermiedener Tonne CO2äq (€ / tCO2äq).
     einsatz stellt ein Mix aus 80 Prozent Erdgas und 20 Prozent Bio-               Sie sind damit günstiger als die von Autogas mit 684 € / tCO2äq
     methan einen vielversprechenden Ansatz für die Gaswirtschaft                   und Hybridantrieben mit über 1.000 € / t CO2äq. Alle flüssigen
     dar. Dieser Mix ist auch aufgrund der aktuellen Kostenstruktur                 Biokraftstoffe sowie Biomethan sind im Vergleich günstiger
     akzeptabel, denn die Marktpreise für Biomethan betragen aktu-                  als Erdgas (vgl. Abbildung 12 nach CONCAWE). Je höher der
     ell noch ein Vielfaches der Erdgaspreise (8).                                  Biomethananteil im Erdgas ist, desto geringer werden auch die
                                                                                    THG-Minderungskosten. Mit 100 Prozent Biomethan sinken sie
                                                                                    auf 104 € / tCO2äq (9).

     Abbildung 12: Treibhausgasminderungskosten und -potenziale nach CONCAWE (9)

     THG-Minderungspotenzial in Prozent
                            wa
                             ss

     200                                                                                                             Erdgas (bi-fuel, EU Erdgasmix)
                                 ol
                                 hi

     180                                                                                                             Erdgas (bi-fuel, 4.000 km Pipeline)
                                   er

                      100 % Biomethan (bi-fuel, Mix Gülle / Klärschlamm / Trockenmist)
                                      ste

     160                                                                                                             Erdgas mit 20 % Biomethan
                                       he
                                        n?

     140
     120
                Flü

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                 ssi
                   ge

      80                                                 Wasserstoff (Brennstoffzelle, 100 % Windstrom)
                      Bi
                       ok

      60
                        ra
                           fts

      40
                            to
                             ffe

      20
                                                              Autogas             Hybrid
        0
            0              200              400     600         800       1.000       1.200      1.400      1.600
            THG-Minderungskosten in € / t CO2äq
            fossile Referenz mit Basispreis 50 USD / Barrel

                                                                                                 Erdgas ist in Bezug auf seine Klimawirkung insbe-
                                                                                                 sondere durch die gute WTW-Bilanz und die mo-
                                                                                                 deraten Minderungskosten eine interessante Op-
                                                                                       tion im künftigen Kraftstoffmix. Durch die Beimischung von
                                                                                       Biomethan können die THG-Emissionen auf ein Niveau sin-
                                                                                       ken, welches den Erdgasantrieb selbst gegenüber Elektro-
                                                                                       und Brennstoffzellenantrieben attraktiv macht – bei gerin-
                                                                                       geren THG-Minderungskosten. Die gesetzlich formulierten
                                                                                       Anforderungen an das THG-Minderungspotenzial werden
                                                                                       dabei von Biomethan deutlich übertroffen.

12   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
3.2 Umwelteigenschaften.

   Luftschadstoffe.                                                                  Lärmemissionen.
Deutsche Innenstädte überschreiten auch in 2009 die gel-                          In Deutschland ist Lärm eine der am stärksten empfundenen
tenden Grenzwerte für die Feinstaubbelastung der Luft. Der                        Umweltbeeinträchtigungen. Nach Erhebungen des Umwelt-
besonders gesundheitsschädliche Anteil im Feinstaub, feine                        bundesamts trägt der Straßenverkehr mit Abstand am meisten
Rußpartikel, stammt zum Großteil aus Dieselfahrzeugen ohne                        zur Lärmbelastung bei (15). Dies gilt insbesondere in den Innen-
Partikelfilter. Auch für die Belastung mit Stickoxiden (NOx)                      städten sowie in Wohn- und Arbeitsquartieren. Das Bundes-
gelten nach EU-Recht ab dem 1. Januar 2010 Grenzwerte, die                        verkehrsministerium legt mit dem Nationalen Verkehrslärm-
gegenwärtig in den meisten deutschen Städten deutlich über-                       schutzpaket II Ziele für eine Minderung der verkehrsbedingten
schritten werden. Für die kommenden Fahrzeuggenerationen                          Lärmbelastung fest. Dazu soll unter anderem mittels neuer
werden mit Euro 6 die Grenzwerte für NOx-Emissionen weiter                        Fahrzeugtechnologie der Straßenverkehrslärm bis 2020 im Ver-
abgesenkt. Dabei bleiben Dieselantriebe gegenüber Benzin-                         gleich zu 2008 um 30 Prozent gesenkt werden.
bzw. Gasantrieben in Bezug auf die NOx-Emissionen weiter
bevorteilt. Problematisch ist der Bestand an Altfahrzeugen, für                   Insbesondere gasbetriebene Nutzfahrzeuge mit Ottomotoren
den eine Nachrüstung von NOx-Nachbehandlungssystemen                              weisen im Vergleich zu Dieselfahrzeugen eine verringerte
nicht infrage kommt. Um die Überschreitung einzudämmen,                           Lärm­emission auf. Eine Vergleichsmessung von Müllsam-
sehen sich immer mehr Kommunen gezwungen, im Rahmen                               melfahrzeugen ergab beim Gasantrieb Lärmemissionen von
von Aktions- und Luftreinhalteplänen Umweltzonen einzurich-                       66 dB(A) im Vergleich zu 71 dB(A) beim Dieselantrieb. Dies ent-
ten, in denen Fahrzeugen mit besonders hohen Abgaswerten                          spricht einer Reduzierung der Lärmbelastung um 25 Prozent
die Zufahrt verweigert wird.                                                      (16). Zu Ergebnissen mit einer Lärmreduzierung von bis zu
                                                                                  50 Prozent kommt auch ein aktueller Feldversuch eines Logis-
Abbildung 13 zeigt relative Messergebnisse auf Grundlage des                      tikbetriebs, den die Grazer Energieagentur betreut (17). Das
Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) (13). Im Vergleich zu                        Erdgas kann auch für ansonsten dieselbetriebene und daher ge-
Benzin- und Dieselmotoren sind die Emissionen von Nichtme-                        räuschintensive Kühlgeräte am Fahrzeug verwendet werden.
thankohlenwasserstoffen (NMHC), NOx und Rußpartikel von
Erdgasmotoren am geringsten, die Kohlenwasserstoffemissio-                        Bislang gibt es für Betreiber kaum Anreize, lärmarme Fahr-
nen (HC) aufgrund von entweichendem Methan am höchsten.                           zeuge zu wählen. Ein gutes Beispiel ist das Land Sachsen: Hier
Dieser Ausstoß von Kohlenwasserstoffen kann u. a. durch die                       wird für die Gewährung eines erhöhten Fördersatzes eine Un-
Ausstattung mit hochwertigen Katalysatoren deutlich gemin-                        terschreitung der geltenden Lärmgrenzwerte um mindestens
dert werden.                                                                      3 dB(A) gefordert.

Bei Vergleichsmessungen eines Fiat Punto im Benzin- und Erd-
gasantrieb wurden auch nicht regulierte Schadstoffe wie das                                    Aufgrund der geringeren Schadstoffemissionen
als krebserregend eingestufte Formaldehyd, Acetaldehyd sowie                                   liegt besonders die Substitution von dieselbetrie-
die Benzene erfasst. Hier zeigt sich, dass die Formaldehyd-Wer-                                benen Fahrzeugen durch Erdgasfahrzeuge nahe
te des Erdgasantriebs um den Faktor 2,5 unterhalb der Werte                          und sollte entsprechend forciert werden. Hierfür kommen
des Benzinantriebs liegen (14).                                                      sowohl Pkw als auch Nutzfahrzeuge für Dienstleistungen
                                                                                     und Verteilerverkehre infrage. Die Emission von Kohlenwas-
                                                                                     serstoffen (Methan) muss kurzfristig auf Benzinniveau
                                                                                     gesenkt werden. Die hierfür erforderliche Technik ist bereits
                                                                                     verfügbar.

Abbildung 13: Schadstoffe ausgewählter Kraftstoffe (13)

in Prozent
                       100                                                  100       100                                     100
100                                                           84,1
                                                       74,6          77,6
 80                          68,4                                                           67,1
                61,8
 60                                             42,4
 40      26,5
                                    18,2
 20                                                                                                9   9,1 4,7
                                                                                                                        0,4         2,9 1,2 0,4
   0
             Nichtmethankohlen­                   Kohlen­wasserstoffe                         Stickoxide                      Partikelanzahl
                 wasserstoffe

    Diesel mit Partikelfilter          Diesel      Benzin Direkteinspritzer              Benzin        Erdgas

                                                                                                                                                     13
3.3 Rohstoffverfügbarkeit.

        Erdgasvorkommen.                                                  Verfügbarkeiten und statische Reichweite.
     Das globale Gesamtpotenzial an konventionellem Erdgas be-         Bemessen an den jährlichen Fördermengen lassen sich statische
     trägt geschätzte 509.000 Mrd. m³bzw. 5,09 Mio. TWh (Stand         Reichweiten der Reserven an konventionellem Erdgas abschät-
     2007). Dieses setzt sich zusammen aus der kumulierten Förde-      zen. Grundlage dieser statischen Betrachtung ist eine konstante
     rung von etwa 86.800 Mrd. m³bzw. 868.000 Mio. TWh Erdgas,         Fördermenge bzw. ein entsprechend konstanter Verbrauch pro
     den Reserven (derzeitig mit technischen Mitteln förderbar) von    Jahr über den Betrachtungszeitraum. In 2007 betrug die För-
     182.800 Mrd. m³ (1,83 Mio. TWh) und den Ressourcen (nach-         dermenge weltweit 3.013,6 Mrd. m³bzw. 30.136 TWh (18). Die
     gewiesen, aber nicht wirtschaftlich förderbar oder geologisch     weltweiten statischen Reichweiten liegen damit bei 61 Jahren.
     erfasst) von 239.400 Mrd. m³ (2,4 Mio. TWh). Die Bundesanstalt    Bei einer Fokussierung der statischen Reichweitenbetrachtung
     für Geowissenschaften und Rohstoffe geht davon aus, dass bis-     auf die für Deutschland relevanten Exportländer ergeben sich
     lang 32 Prozent der nachgewiesenen Reserven und 17 Prozent        auf die Reserven bezogene Reichweiten je nach Land von 8 bis
     des globalen Gesamtpotenzials an konventionellem Erdgas           73 Jahren.
     verbraucht sind (18).
                                                                       Der Vergleich mit dem Energieträger Erdöl – von dem der deut-
     Erdgas hat aktuell einen Anteil von 24 Prozent am Weltprimär-     sche Verkehrssektor bislang zu über 90 Prozent abhängig ist –
     energieverbrauch und folgt damit an dritter Stelle hinter Erdöl   verdeutlicht das zusätzliche Reichweitenpotenzial von Erdgas.
     und Kohle. Größte Erdgasverbraucher weltweit sind die USA,        Das globale Gesamtpotenzial an verfügbarem Rohöl beträgt ge-
     Japan, die Ukraine und Italien, gefolgt von Deutschland auf       schätzte 248.838 Mio. t (157.312 t Reserven und 91.526 Mio. t Res-
     Platz 5. Der Erdgasverbrauch in Deutschland liegt bei 96,3 Mrd.   sourcen). Unter Zugrundelegung der aktuellen Fördermenge
     m³bzw. 960 TWh pro Jahr und hat damit einen Anteil von
     3,2 Prozent am Welterdgasverbrauch (18) (19).

     Abbildung 14: Statische Reichweiten der für Deutschland wichtigsten Bezugsquellen von Erdgas und Erdöl (23)(25)

          61

               41
                                                                                                 Statische Reichweite     Anteil am
                                                                            73
                                                                                                 in Jahren:               deutschen Markt:
                                     26
                          Norwegen                                                                   Erdgas                    Erdgas
                                          8                                                          Erdöl                     Erdöl

                                                                                                 * Dänemark und GB zusammen 2 Prozent
          Welt
                                 26 % 15 %
                                                                                 21                                      71
                                 12
                        Dänemark
          Großbritannien
                              20
                     Nieder-     2 %*
                       lande                                                Russland
                 8 10              12
                         18 %                                              36 % 32 %

                    2 %* 14 %             Deutschland
                                                                                                                    7%
                                                                                            32           Kasachstan

                                                                                       3%
                                                                                            Aserbaidschan
                                                       66

                                                10 %        Libyen

14   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
Exkurs: Liquefied Natural Gas (LNG).

   Der Einsatz der LNG-Technologie ermöglicht, größere Mengen     werden, wo Erdgas bisher ungenutzt in die Atmosphäre ent-
   verflüssigten Erdgases aus entlegenen – oder nicht an das      weicht oder während der Erdölförderung abgebrannt wird. Das
   für Deutschland relevante Pipeline-Netz angeschlossenen –      Verfahren wird in Schweden verwandt, um Tankstellen mit Biogas
   Gebieten zu transportieren. Damit kann die Versorgungssi-      zu versorgen, da hier kein Erdgasnetz vorhanden ist. Mit dem
   cherheit für Deutschland weiter erhöht werden. Zwar sind       Verfahren werden die Reinigung sowie die Komprimierung des
   die Verdichtung des Erdgases am Produktionsort sowie die       Biogases auf 200 bar zur Nutzung an der Tankstelle überflüssig.
   Entspannung am Ort des Verbrauchs sehr energieintensiv,
   dennoch kann sich dieser Prozess beim Transport gerade über
   große Distanzen lohnen. Zudem kann LNG dort produziert

ergeben sich globale statische Reichweiten von rund 40 Jahren.    lein 93 Prozent der deutschen Erdgasproduktion. Die statischen
Gestiegene Rohölpreise bewirken, dass auch unkonventionelle       Reichweiten der für Deutschland aktuell wichtigsten sechs Be-
Öle an Attraktivität gewinnen und zunehmend gefördert wer-        zugsquellen sind der Abbildung 14 zu entnehmen.
den. Dazu zählen Schwer- und Schwerstöl, Ölsande und Ölschie-
fer. Diese Quellen erhöhen die Reichweite entsprechend. Die       Zum Vergleich: Der Importanteil von Erdöl liegt bei 97 Prozent.
Fokussierung der Reichweitenbetrachtung auf die bislang für       Die sechs für Deutschland wichtigsten Rohölbezugsländer sind
Deutschland relevanten Exportländer ergibt Reichweiten je         Russland (32 Prozent), Norwegen (15 Prozent), Großbritannien
nach Land von 8 bis 71 Jahren.                                    (14 Prozent), Libyen (10 Prozent), Kasachstan (7 Prozent) und
                                                                  Aserbaidschan (3 Prozent). Etwa 29 Prozent der Rohöleinfuhren
Die statische Reichweitenbetrachtung liefert allerdings einen     stammen aus britischen und norwegischen Nordseequellen,
theoretischen Wert, der für die praktische Verfügbarkeit der      rund 21 Prozent aus OPEC-Staaten.
Energieträger nur sehr begrenzt aussagekräftig ist. Zum einen
wird zunehmend diskutiert, dass nach Erreichen eines Förder-         Ressourcenverfügbarkeit zur Produktion von Biomethan.
maximums („Peak“ bei rund 50 Prozent der Reserven) der Druck      Langfristig sollte der Kraftstoff Erdgas durch bio- oder thermo-
in den Lagerstätten und damit die Fördermenge drastisch           chemisch erzeugtes Biomethan substituiert werden. Für die
abnimmt. Zum anderen setzt die statische Reichweitenbetrach-      Herstellung dieses erneuerbaren Kraftstoffs kommt eine Viel-
tung eine konstante Nachfrage und Entnahme voraus. Tatsäch-       zahl von Rohstoffen infrage. Abbildung 15 zeigt die Aufteilung
lich wächst aber die Nachfrage nach fossilen Energieträgern.      des technischen Biomassepotenzials Deutschlands, welches im
Der wirtschaftliche Aufschwung von Ländern wie China oder         Jahre 2006 mit ungefähr 1.300 PJ bzw. 361 Mrd. kWh bewertet
Indien mit dort auch massiv steigender Motorisierungsquote        wird. Energiepflanzen haben dabei den größten Anteil, gefolgt
hat diese Dynamik in den letzten Jahren erheblich beschleu-       von Waldholz.
nigt. Insgesamt dürfte aufgrund sinkender Fördermengen nach
Erreichen des „Peaks“ und aufgrund der steigenden Nachfrage       Abbildung 15: Aufteilung des technischen Biomassepotenzials in
wesentlich früher mit einer Verknappung zu rechnen sein, als      Deutschland in 2006 (12)
es die Reichweitenbetrachtung bislang vermuten lässt. Für                                         Stroh
                                                                                                             Energiepflanzen 35 %
                                                                                                  14 %
den Energieträger Erdöl sehen verschiedene Prognosen ein                                                     (2 Mio. ha)
weltweites „Peak Oil“ zwischen 2005 und 2020. In 90 Prozent                     Biogas 1 %
der Ölförderländer sind die Fördermaxima bereits nachweislich                   (übrige)
überschritten. Demgegenüber steht schon seit den 1960er Jah-      Biogas 8 %
ren ein Rückgang der jährlichen Erdölneufunde, seit 1981 liegen   (Reststoffe der
sie unter dem Verbrauch. Für den Energieträger Erdgas wird        Landwirtschaft)
ein weltweites „Peak Gas“ erst zwischen 2020 und 2030 erwartet
                                                                      Altholz
(20)(21)(22).                                                         6%

   Geografische Verteilung.                                           Industrieholz
Die weltweiten Erdgasreserven sind zu 69 Prozent in der soge-         4%
nannten „Strategischen Ellipse“ konzentriert. Diese erstreckt
sich vom Nahen Osten über den Kaspischen Raum bis hin nach
Nordwest-Sibirien. Auf drei Länder innerhalb dieser Ellipse
                                                                                      Waldholz
(Russland, Iran und Katar) entfallen etwa die Hälfte der Welt-
                                                                                      32 %
erdgasreserven (18). Deutschlands wichtigste Bezugsquellen
für Erdgas sind heute Russland (36 Prozent), Norwegen (26 Pro-    Biomasse wird gegenwärtig für die jährliche Bereitstellung
zent), die Niederlande (18 Prozent) sowie Dänemark und Groß-      von 112 Mrd. kWh an Wärme, 37 Mrd. kWh an Kraftstoffen und
britannien (zusammen 2 Prozent). Eigene Vorkommen decken          25,9 Mrd. kWh an Strom eingesetzt (24). Dabei kommt der Ver-
rund 15 Prozent des Bedarfs. Deutschlands größte Erdgasvor-       wendung von holzartigen Biomassen insbesondere im Wärme-
kommen liegen in Norddeutschland. Niedersachsen deckt al-         sektor eine übergeordnete Bedeutung zu.

                                                                                                                                     15
Grundsätzlich stehen für die Biogasproduktion Substrate bzw.           großes Potenzial sowohl hinsichtlich der Einspeisung von Bio-
     Rohstoffe aus dem landwirtschaftlichen Sektor (etwa Ernterück-         methan als auch des weiteren Ausbaus von Erdgastankstellen.
     stände und tierische Exkremente), dem gewerblichen bzw. in-
     dustriellen Sektor (etwa Reststoffe der Lebensmittelherstellung)       Bezogen auf die eingespeisten Biomethanmengen steht
     sowie dem Abfallsektor (etwa organische Klärschlämme oder              Deutschland im weltweiten Vergleich mit rund 180 MW instal-
     Biomüll) zur Verfügung. Die höchsten Potenzialausweitungen             lierter Leistung an erster Stelle. Lediglich Schweden kann mit
     für Biogassubstrate werden in den Bereichen landwirtschaftli-          etwa 35 Biomethanaufbereitungsanlagen, welche jedoch einen
     che Reststoffe und nachwachsende Rohstoffe erwartet, wobei             geringeren Output aufweisen, mithalten. Die Methannutzung
     innerhalb des Energiepflanzenanbaus die deutlich größten               erfolgt hier in erster Linie im Kraftstoffsektor.
     Potenzialzuwächse liegen. Das gesamte technische biogene
     Rohstoffpotenzial für die Biogasproduktion wird für das Jahr           Abbildung 16 zeigt die Wertschöpfungskette des Biomethan-
     2010 auf 156 Mrd. kWh geschätzt.                                       einsatzes. Vor der Einspeisung ist es notwendig, das Biogas zu
                                                                            reinigen und an die geforderten Netzqualitäten anzupassen.
     Grundsätzlich sind im Rahmen der Bereitstellung von Biomasse           Dies umfasst die Entfernung von unerwünschten Begleitstof-
     für die Produktion von Biomethan auch mögliche Konkurrenz-             fen wie Schwefel, Wasser und Kohlendioxid, die Zugabe von
     situationen mit in Betracht zu ziehen. Die Ausweitung des Ener-        Flüssiggas zur Brennwerteinstellung, die Druckanpassung
     giepflanzenanbaus kann regional Konkurrenzen in Bezug auf              sowie die Odorierung, also das Versetzen des Gases mit einem
     die verfügbare landwirtschaftliche Anbaufläche hervorrufen,            Geruchsstoff. Für die Biogaseinspeisung wurden in 2008 / 09
     wobei Pflanzen für die bio-chemische Produktion (Biomethan)            eine Reihe gesetzlicher Erleichterungen geschaffen. Die Novel-
     und die thermo-chemische Produktion (Synthetic Natural Gas             lierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes berücksichtigt die
     bzw. Bio-SNG) unterschiedliche Standortansprüche stellen und           Biogaseinspeisung explizit, etwa durch den Technologiebonus.
     somit eine ergänzende Wirkung besitzen. Die verstärkte Ver-            Zudem konnten mit Hilfe der Gasnetzzugangsverordnung und
     wendung von Biomasse für die Bereitstellung von Wärme und              der Gasnetzentgeltverordnung wirtschaftlich und technisch
     Strom sowie als Kraftstoff ruft eine zusätzliche Nachfrage nach        umstrittene Fragestellungen zugunsten der Biogaseinspeisung
     land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffen als auch Nebenpro-          beantwortet werden.
     dukten, Reststoffen sowie Rückständen hervor. Bislang gibt
     es in Deutschland eine breite Basis an Reststoffen, die für die        Die qualitativen Anforderungen an das einzuspeisende Bio-
     Produktion von Biomethan geeignet und ohne konkurrierende              methan werden für den Einsatz als Kraftstoff in der DIN 51624
     Nutzung sind.                                                          geregelt und durch die Regelwerke der Deutschen Vereinigung
                                                                            des Gas- und Wasserfaches (Arbeitsblätter G260, G262) doku-
         Einspeisung von Biomethan.                                         mentiert.
     Die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und dessen anschlie-
     ßende Einspeisung ins Erdgasnetz erfolgt in Deutschland seit           Biomethan ist aufgrund der erhöhten Erzeugungskosten noch
     2006. Bis Dezember 2009 sind 26 Biomethananlagen ans Netz              nicht mit Erdgas konkurrenzfähig. Es wird derzeit hauptsäch-
     gegangen (25). Zusätzlich befinden sich zahlreiche weitere in          lich in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen nach EEG genutzt.
     Bau bzw. Planung und werden in den nächsten Jahren ihren Be-           Außerdem findet es Verwendung im Wärmesektor. Die direkte
     trieb aufnehmen. Damit wird die Verfügbarkeit von Biomethan            Nutzung als Kraftstoff ist eine weitere Option. Hier gibt es bis-
     auch für den Kraftstoffsektor erhöht. Die vorhandenen Gaslei-          lang eine Aufbereitungsanlage, welche das Biomethan direkt
     tungen in Deutschland weisen eine Gesamtlänge von mehr als             an den Endverbraucher abgibt. Hinzu kommen ca. 100 Tankstel-
     400.000 Kilometer auf. Die flächige Präsenz des Netzes birgt           len, die bilanzielles, beigemischtes Biomethan verkaufen.

     Abbildung 16: Wertschöpfungskette der Einspeisung von Biomethan (25)

                                                                                                  Verkauf / Handel

                                                           Biogasanlage

                                                                                                            Erdgas-                      Strom &
     Landwirtschaft                                                                                         netz                         Wärme
                                                                                                                                         (KWK)

     Organische
     Reststoffe                                                                                                                          Wärme

                                                                                                                           komprimiert
                                      Rückführung der                                                                      auf 200 bar
                                      Gärrückstände als
     Viehwirtschaft                                                                                                                      Kraftstoff
                                      Dünger

                  Biomasseproduktion Logistik             Rohgaserzeugung                 Aufbereitung    Einspeisung           Einsatzfelder

16   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
Dabei ist insbesondere die Einhaltung der Anforderungen
sicherzustellen, die sich durch die Biokraftstoffnachhaltig-
keitsverordnung ergeben. Ab 1. Juli 2010 dürfen demnach nur
Biokraftstoffe vertankt werden, welche nachweislich im Ein-
klang mit den Anforderungen an eine nachhaltige Produktion
erzeugt wurden. Um diesen Nachweis zu erbringen, bedarf es
noch der Schaffung einer zertifizierenden Instanz. Zur Unter-
stützung des Handels mit Biomethan ist es zudem notwendig,
ein Dokumentationssystem zu etablieren, das die verschie-
denen biogenen Eigenschaftsprofile von eingespeistem Bio-
methan lückenlos und zweifelsfrei dokumentiert.

             Die weltweite geologische Verfügbarkeit von Erd-
             gas ist größer als die von Erdöl. Die statischen
             Reichweiten der sechs für Deutschland wichtigs-
  ten Erdölländer betragen – bezogen auf die Reserven – 10
  bis 70 Jahre. Die Reichweiten der sechs wichtigsten Liefer-
  länder für Erdgas liegen ebenfalls in dieser Größenordnung.
  Eine Nutzung von Erdgas im Verkehr kann daher die Reich-
  weite fossiler Energieträger für den Verkehrssektor in etwa
  verdoppeln (ohne Berücksichtigung einer konkurrierenden
  stationären Nutzung und Veränderungen der weltweiten
  Nachfrage).

  Durch die verstärkte Einbindung von Erdgas in den Kraft-
  stoffmix kann das Portfolio an Energie-Lieferländern auch
  im Verkehrssektor ausgeweitet werden. Ferner kann
  Deutschland durch die Integration von Erdgas im Verkehr
  seine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus teilwei-
  se politisch instabilen Weltregionen reduzieren.

  Die Präsenz von Erdgas als Kraftstoff eröffnet zudem die
  Chance einer sukzessiven Substitution dieses fossilen Ener-
  gieträgers durch Biomethan. Die Erdgasindustrie hat sich
  zum Ziel gesetzt, bis 2020 den Anteil eingespeisten Bio-
  methans auf 20 Prozent zu erhöhen. Zur Produktion dieses
  hochwertigen Kraftstoffs stehen unterschiedliche Quellen
  mit einem breiten Vorkommen zur Verfügung.

  Der Vorteil dieses Kraftstoffs liegt dabei auch in der
  Möglichkeit zur heimischen Produktion und der damit
  verbundenen regionalen Wertschöpfung. Durch die Ein-
  haltung der Kriterien der BiokraftNachV sowie durch die
  Nutzung bislang ungenutzter Reststoffe wird eine „Teller-
  oder Tank“-Problematik vermieden. Durch die verstärkte
  Nutzung von Biomethan im Verkehrssektor kann dessen
  Abhängigkeit von fossilen Energiequellen weiter reduziert
  werden.

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4 Zentrale Handlungsfelder.
     Die wichtigsten Kundenkriterien bei der Entscheidung zum           Stückzahlen von jährlich 10 bis 20 Prozent verzeichnet werden.
     Kauf eines Erdgasfahrzeugs sind das Fahrzeugangebot und            Im Vergleich zum deutschen Pkw-Gesamtbestand in 2009 in
     dessen Vermarktung, die Anschaffungs- und Unterhaltskosten         Höhe von 41,3 Mio. Pkw haben Erdgas-Pkw einen Anteil von
     sowie die zur Verfügung stehende Tankstelleninfrastruktur.         0,2 Prozent (vgl. Kapitel 2.3). Die Hersteller bieten Erdgasfahr-
                                                                        zeuge in unterschiedlichen Klassen an. Die Listenpreise für Pkw
     4.1 Fahrzeugangebot und -vermarktung.                              reichen dabei von ca. 13.500 bis 38.000 Euro. In Abhängigkeit
                                                                        von Leistung (52 bis 163 PS bzw. 38 kW bis 120 kW) und Ver-
     Weltweit werden rund 9,5 Mio. Erdgasfahrzeuge betrieben.           brauch pro Kilometer (4,2 bis 6,1 kg Erdgas) ergeben sich Ge-
     Die höchste Anzahl an Erdgasfahrzeugen außerhalb Europas           samtreichweiten von bis zu 520 km (Bsp. VW Touran) im Erdgas-
     ist u. a. in Argentinien, Brasilien, Indien, China und den USA     betrieb und bis zu 1.000 km einschließlich des Benzinbetriebs.
     zu verzeichnen (vgl. Abbildung 17). Jährlich werden weltweit
     schätzungsweise 1 Mio. Erdgasfahrzeuge neu zugelassen oder         Abbildung 18 gibt einen Überblick über die Serienpalette
     umgerüstet. In Europa sind derzeit etwa 880.000 Erdgasfahr-        von Erdgasfahrzeugen der zwölf absatzstärksten Marken in
     zeuge unterwegs (9 Prozent der weltweiten Erdgasflotte), der       Deutschland in 2009. Trotz einer mittlerweile vorhandenen Dif-
     größte Anteil davon in Italien mit 585.000 Fahrzeugen (26).        ferenzierung der Modelle bleibt das Angebot an Erdgasfahrzeu-
                                                                        gen begrenzt. Insbesondere innerhalb der oberen und unteren
        Pkw-Angebot.                                                    Fahrzeugklassen ist die Modellauswahl für den Kunden einge-
     Erdgas-Serienfahrzeuge sind in Deutschland seit 1994 auf dem       schränkt. So gibt es in den meisten dieser Fahrzeugklassen bis-
     Markt. Seit 2000 kann hier ein nennenswertes Wachstum in den       her nur ein bis zwei Modelle. Effiziente Mini- und Kleinwagen
                                                                        mit Erdgas werden bislang nur von Fiat angeboten. Volkswagen
                                                                        als größter Fahrzeughersteller Europas hat bisher noch kein
     Exkurs: Forschung & Entwicklung.                                   Erdgasangebot für seine erfolgreichen Golf- und Polo-Modelle.
                                                                        Laut Aussage dieses Herstellers sind Erdgasantriebe für diese
     Optimierung Fahrzeugkosten und -gewicht:                           Fahrzeugklassen aber in deren neuer Modulstrategie technisch
     Um den Effizienz- und Kostenvorteil im Betrieb von Erdgas-         vorgehalten und somit vergleichsweise schnell umsetzbar.
     fahrzeugen weiter auszubauen, ist eine Senkung der Materi-         Sechs der zwölf erfolgreichsten Pkw-Marken in Deutschland
     alkosten der Erdgas-spezifischen Komponenten anzustreben.          bieten keine Erdgasfahrzeuge an. So finden Kunden von BMW,
     Dazu zählen auch Aspekte wie die Gewichtsreduzierung zur           Audi, Renault / Dacia, Skoda, Toyota und Peugeot kein Angebot
     Optimierung des Verbrauchs.                                        bei ihrem Stammhändler. Der Kauf eines Erdgasfahrzeugs kann
                                                                        also einen Wechsel der Fahrzeugmarke bedeuten – für marken-
     Effizienzverbesserung der Motoren:                                 loyale Kunden eine große Hürde.
     Downsizing per Turboaufladung kann die Effizienz von Erdgas-
     motoren weiter steigern. Zusätzlich werden auch für Erdgasmo-      Aufstrebende Märkte wie China und Indien können einen Hebel
     toren Konzepte zur zylinderselektiven Ventilsteuerung entwi-       bei der Erhöhung der Marktanteile von Erdgasfahrzeugen – vor
     ckelt, die bei gleichbleibender Leistung den Kraftstoffverbrauch   allem im Kleinwagenbereich – bieten. Bis 2020 werden diesen
     und die CO2-Emissionen um bis zu 25 Prozent senken können.         Märkten Wachstumsraten im Kleinst- und Kleinwagenbereich
                                                                        von 30 Prozent prognostiziert. Damit ist die Erhöhung des welt-
     Hybridisierung:                                                    weiten Bestands an diesen Fahrzeugen von derzeit etwa 15 Mio.
     Durch eine Hybridisierung von Erdgasfahrzeugen kann zusätz-        auf 30 Mio. möglich (27). Schaffen es die in Deutschland operie-
     lich CO2 vermieden werden.                                         renden Hersteller, in diesen Wachstumsmärkten konkurrenzfä-
                                                                        hige Erdgasfahrzeuge anzubieten, werden große Skaleneffekte
     Erdgasdirekteinblasung:                                            möglich, die zu Preisreduktionen bei den Erdgaskomponenten
     Gegenüber konventionellen saugrohreinblasenden Systemen            führen. Diese können wiederum in Deutschland eine Reduktion
     ermöglicht die Direkteinblasung von Erdgas signifikant höhere      des bisherigen Mehrpreises von Erdgasfahrzeugen auf bzw. un-
     Leistungsdichten und geringere CO2-Emissionen der Motoren.         ter das Preisniveau von Dieselfahrzeugen ermöglichen.

     Zumischung von Wasserstoff:                                        Neben dem Fahrzeugangebot ist auch dessen Vermarktung
     Erdgas-Wasserstoff-Gemische können künftig eine Rolle in der       gegenüber privaten, kommerziellen und öffentlichen Nutzern
     Energieversorgung spielen. Beispielsweise kann regenerativ         – besonders im Pkw-Bereich – ein wichtiges Handlungsfeld für
     erzeugter Wasserstoff dem Erdgasnetz zugeführt werden. Da-         Fahrzeughersteller und -händler. Seitens der Kunden besteht
     mit könnte das Erdgasnetz als Transport- und Speichermedium        noch eine weitverbreitete Unkenntnis über Technologie, Um-
     für Wasserstoff genutzt werden.                                    weltvorteile und Wirtschaftlichkeit von Erdgasfahrzeugen.
                                                                        Es gibt gewisse Unsicherheiten gegenüber Gas als Kraftstoff

18   Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix.
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