Blackberry Q10 So funktioniert Merkels Krypto-Handy
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Blackberry Q10 So funktioniert Merkels Krypto-Handy Was es kann, wer es gebaut hat, was es kostet Die Handy-Kanzlerin Merkel sitzt am Mittwoch im Bundestag „Das Ausspähen von Freunden geht gar nicht“, mit diesen legendären Worten reagierte Angela Merkel im Oktober 2013 auf den gerade bekanntgewordenen Späh-Skandal. Jahrelang hatte der US-Geheimdienst NSA das Handy der Bundeskanzlerin abgehört. Damit ist jetzt Schluss. Die Kanzlerin hat ein jetzt hochmodernes Krypto-Handy – ein Blackberry Q10 (ca. 600 Euro). Das Modell gilt als „Wunderwaffe“ gegen jeden Lauschangriff! Am Mittwochmorgen im Bundestag zeigte Merkel ihr Super-Handy als während der Debatte die Kameras auf sie gerichtet waren. Eine versteckte Botschaft nach dem Motto: Guck' mal Obama, „Ausspähen unter Freunden“ geht jetzt nicht mehr?
Kanzlerin Merkel und Arbeitsministerin Andrea Nahles am Mittwoch im Bundestag Wer baut das Krypto-Handy? Mit dem Bekanntwerden der Abhör-Affäre um den US-Geheimdienst NSA und den britischen Geheimdienst GCHQ stieg die Nachfrage nach abhörsicheren Mobiltelefonen. Seit Ende 2013 können Bundeskanzleramt und Bundesministerien beim Telefonieren auf abhörsichere Hochsicherheitstelefone (Krypto-Handy) zurückgreifen. Der Clou: In den Karten-Slot eines handelsüblichen Smartphone des kanadischen Herstellers Blackberry (bevorzugt die Modelle Q10 und Z30) wird lediglich eine „Secusmart Security Card“ gesteckt – ein hauchdünner Verschlüsselungs- Computer entwickelt vom Düsseldorfer Kommunikations-Spezialisten Secusmart. Insgesamt 2500 modifizierte Geräte der Modelle wurden bis Ende 2013 ausgeliefert – Stückpreis 2500 Euro. Das Q 10 ist ein tolles Gerät: Das Display ist ausreichend groß, scharf und hell (3,1 Zoll, 720 x 720 Pixel), das hervorragend verarbeitete Metall-Carbon-Gehäuse liegt gut in der Hand (120 x 67 x 10 mm, 139 g) und der Akku reicht locker, um einen Tag mit dem LTE-Handy arbeiten und spielen zu können. Für Nutzer, die den Q10 zusammen mit einem Blackberry-Server im Firmennetz einsetzen, hat der Q10 noch zwei besondere Extras: Eine Funktion namens „Balance“ trennt peinlich genau zwischen beruflicher und privater Nutzung. So stellt der Blackberry sicher, dass beispielsweise private Mails nicht aus Versehen im Firmen-Postfach landen. Außerdem kann man über den Q10 unterwegs auf Intranet- Inhalte aus dem Unternehmens zugreifen. Für diese Funktion brauchen andere Smartphones erst komplizierte VPN-Apps.
Das Q10 von Blackberry Foto: Hersteller Was kann Merkels Q10? „Krypto-Handys sind heute sexy und man kann sie stolz zeigen", sagt Secusmart-Chef Dr. Hans-Christoph Quelle (50) zu BILD. „Unser Anspruch war es, eine sichereres Smartphone zu entwickeln, das von handelsüblichen Modellen nicht zu unterscheiden ist.“ Dank des Krypto-Chips kann die Bundeskanzlerin nicht nur sicher telefonieren, simsen oder Mails schreiben, sondern erhält über eine verschlüsselte Verbindung zu dem Intranet der Bundesregierung. Der nur ein Quadratzentimeter große Chip (NXP SmartMX P5CT072 Krypto-Controller) wird in die Speicherkarte integriert. Einmal ins Telefon gesteckt, verschlüsselt und authentifiziert die Speicherkarte damit Sprache und Kommunikationsdaten. Zusätzlich bietet sie bis zu 4 Gigabyte Speicherplatz. Einzige Voraussetzung für die abhörsichere Kommunikation: das Gegenüber muss das gleiche Verfahren benutzen.
Über die Software vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zugelassenen „Secusuite“ wird die Krypto-Funktion gesteuert – Kanzlerin und Bundesminister können so zwischen privater und dienstlicher Funktion wechseln. „Die Bundesregierung ist unser bestes Aushängeschild", sagt Hans-Christoph Quelle. „Seitdem statten wir auch andere Regierungen mit abhörsicheren Telefonen aus.” Details darf das Unternehmen aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Vergrößern Dienstag im Bundestag: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zeigt Merkel, was sein Handy kann Foto: dpa Zudem setzt Secursmart durch die verwendete Plattform auf doppelte Sicherheit: Blackberry gilt im Zusammenspiel mit dem kanadischen Firmenserver als sicherstes Smartphone-Betriebssystem. Als einziger Hersteller weltweit, bietet er ein komplett geschlossenes System und „immer eine verschlüsselte Kommunikation“ (laut Blackberry) von Server und Telefon, das für Hacker-Angriffe unempfindlicher ist. Vor allem Manager und Unternehmen vertrauen daher auf das System. Einer der größter Blackberry-Fans: der mächtigste Mann der Welt – US-Präsident Barack Obama (52).
Das Bundeskanzleramt kann seit Ende 2013 auf abhörsichere Hochsicherheitstelefone zurückgreifen Foto: dpa Auch Obama nutzt das Wunder-Handy „Ich bin abhängig davon“, gestand der Obama kurz nach seinem Amtsantritt 2009 gegenüber dem US-Fernsehsender CNBC. Doch damit stieß der Regierungschef, denn man selten sah man ihn im Wahlkampf 2008 ohne sein Blackberry 8830 am Gürtel oder in den Händen, auf heftigen Widerstand bei den Sicherheitsexperten des US-Geheimdienst NSA. Begründung: das Gerät sei für präsidiale Konversationen zu riskant. Vergebens: Obama setzte sich durch, sein Blackberry wird mit einer eigenen Verschlüsselungssoftware abgesichert. Zudem soll in Nähe des „POTUS” (President of the United States of America) stets eine sichere Basisstation vorhanden sein, in die das Smartphone sich exklusiv einbucht.
US-Präsident Barack Obama mit seinem Blackberry-Smartphone Foto: Pete Souza/The White House/dpa Die Handy-Kanzlerin Doch auch für Merkel ist das Handy das wichtigste Arbeitsgerät. Bislang nutze sie vor allem SMS zur Kommunikation, manche Probleme schaffte sie gern mal mit 160 Zeichen aus der Welt. Nicht wenige wichtige Entscheidungen der Kanzlerin wurden in den vergangenen Jahren per Kurznachricht mitgeteilt – versehen mit dem Kürzel „am“. Neben ihrem Krypto-Handy kannte man Merkel vor allem mit ihrem Nokia 6260 Slide, ein ungesichertes Schiebehandy, dass von der CDU bezahlt wird. Damit will sie möglichen Vorwürfen den Boden entziehen, sie könnte Regierungsgelder für Parteikommunikation verwenden. Dieses Telefon soll vom US-Geheimdienst NSA spätestens seit 2002 abgehört worden sein. Unbekannt ist bislang, ob Sie zudem ein Privathandy besitzt, mit dem sie Ehemann Joachim Sauer (65) anruft.
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