Chamber Orchestra of Europe Sir András Schiff - Freitag 26.11.21 - Berliner Philharmoniker
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Kammermusiksaal Freitag, 26.11.21, 20 Uhr Serie Internationale Kammerorchester Chamber Orchestra of Europe Sir András Schiff Klavier und Leitung Lorenza Borrani Violine und Konzertmeisterin Clara Andrada Flöte AUSSERGEWÖHNLICHER KLANG – EINZIGARTIGES ERLEBNIS Tauchen Sie ein in die C. Bechstein Welt und begeben Sie sich auf eine Klangreise in unser C. Bechstein Centrum Berlin. Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner P hilharmoniker Andrea Zietzschmann Intendantin der Stiftung Berliner C. Bechstein Centrum Berlin · Kantstraße 17 · 10623 Berlin Telefon +49 (0)30 2260 559 100 · berlin@bechstein.de · bechstein-berlin.de Philharmoniker
Johann Sebastian Bach (1685–1750) Orchestersuite (Ouvertüre) Nr. 2 h-Moll BWV 1067 für Flöte, Streicher und Basso continuo 1. Ouvertüre 2. Rondeau 3. Sarabande 4. Bourrée I – II – I 5. Polonaise – Double – Polonaise 6. Menuett 7. Badinerie Dauer: ca. 25 Min. Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 17 G-Dur KV 453 1. Allegro 2. Andante 3. Allegretto Dauer: ca. 30 Min. Pause 3 Programm
Johann Sebastian Bach • Mitglieder des Chamber Orchesta of Europe Brandenburgisches Konzert Nr. 5 in diesem Konzert D-Dur BWV 1050 Violinen Kontrabässe für Flöte, Violine, Cembalo [Klavier], Streicher und Basso continuo Lorenza Borrani Dane Roberts Lucy Gould Andrei Mihailescu 1. Allegro Sophie Besançon 2. Affettuoso Fiona Brett Flöte 3. Allegro Christian Eisenberger Clara Andrada Matilda Kaul Dauer: ca. 25 Min. Sylwia Konopka Oboen Maria Kubizek Nick Deutsch Stefano Mollo Rachel Frost Wolfgang Amadeus Mozart Fredrik Paulsson Joseph Rappaport Klarinetten Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550 Håkan Rudner Romain Guyot 1. Molto allegro Henriette Scheytt Julien Chabod 2. Andante Martin Walch 3. Menuetto: Allegretto – Trio Elizabeth Wexler Fagotte 4. Allegro assai Mats Zetterqvist Daniel Jemison Christopher Gunia Dauer: ca. 25 Min. Bratschen Pascal Siffert Hörner Tom Dunn Jasper de Waal Claudia Hofert Peter Richards Anna Krimm Riikka Repo Dorle Sommer Violoncelli Die Mitglieder des Chamber Orchestra of Europe William Conway widmen dieses Konzert dem Andenken ihres Ehrenmitglieds Kate Gould Bernard Haitink. Benoît Grenet Sally Jane Pendlebury Dieses Konzert wird Fotoaufnahmen, Die Stiftung Berliner Das Chamber Orchestra of Europe ist ein frei finanziertes gefördert von der Bild- und Tonaufzeich Philharmoniker Orchester und erhält wertvolle Unterstützung von einer nungen sind nicht wird gefördert durch: gestattet. Bitte schalten Reihe privater Spender sowie der Gatsby Charitable Sie vor dem Konzert Foundation. Solistenstellen werden gefördert von Dasha Ihre Mobiltelefone aus. Shenkman, Sir Siegmund Warburg’s Voluntary Settlement, dem Rupert Hughes Will Trust, den 35th Anniversary Friends, den American Friends und vom Underwood Trust. 4 Saison 2021/22 5 Mitwirkende
Musik für Erste unter Gleichen Konzertante Werke von Bach und Mozart Das Konzert, Federzeich- nung von Pier Leone Ghezzi (1674 –1755) Als »Wettkampf« wird das Konzert für Solo und Or- chester immer wieder beschrieben, und der Begriff stimmt zweifellos, wenn man an große romantische Konzerte von Schumann oder Brahms denkt. Die Anfänge allerdings sahen anders aus: Aus einem Ensemble von Gleichberechtigten lösten sich Einzel stimmen heraus, um – eher im Austausch als im Kampf – mit den anderen zu korrespondieren. In konzertanten Werken von Bach und Mozart ist am heutigen Abend zu erleben, wie die Idee der Solo- stimme an Kontur gewann und, kurz gesagt, das In- dividuum zu einer Größe der Orchestermusik wurde. 6 Saison 2021/22
Wann geschieht in der Musikgeschichte etwas zum ers- ten Mal? Eine verwegene Frage, wer wollte sie im Ernst Johann Sebastian Bach beantworten? Johann Sebastian Bachs fünftes Bran- Orchestersuite (Ouvertüre) Nr. 2 denburgisches Konzert wurde gleichwohl zum »ersten Klavierkonzert der Musikgeschichte« ernannt. Dieser Ehrentitel erscheint zwar etwas fragwürdig, denn das »Clavier«, in diesem Falle das Cembalo, teilt sich die So- listenrolle mit der Querflöte und der Violine. Aber allein die Tatsache, dass ein Cembalo aus dem Basso continuo, dem das Klangfundament liefernden Generalbass, er- hoben wurde und eine Solopartie erhielt, war bis dahin »Höre ich den ersten Theil einer guten Ouvertür, so ohne Beispiel und ein musikhistorisches Ereignis – sofern empfinde ich eine sonderbare Erhebung des Gemüths; Bach nicht damals bereits, wie vermutet werden darf, bey dem zweyten breiten sich die Geister in aller Wollust die Ecksätze seines Tripelkonzerts in a-Moll geschrieben aus; und wenn ein ernsthaffter Schluß erfolget, sammlen hatte, dessen Solistengruppe ebenfalls Flöte, Violine und und ziehen sie sich wieder in ihren gewöhnlichen ruhigen Cembalo umfasst. Sitz«, schwärmte der Hamburger Komponist Johann Im Brandenburgischen Konzert Nr. 5 wertete Bach Mattheson, ein Zeitgenosse Bachs. Die Ouvertüre, deren den Status des Cembalos noch einmal auf, als er um Charakter und Grundriss Mattheson beschreibt, war 1720 für eine Aufführung in Köthen die Solokadenz des durch Jean-Baptiste Lully, den ein halbes Jahrhundert Cembalisten im ersten Satz auf üppige 65 Takte aus- vor Bach geborenen Hofkomponisten des Sonnenkönigs dehnte. Aber im Barock öffnete sich ohnehin alle Musik Ludwig XIV., begründet und geprägt worden: Gravitäti- ins Konzertante, wurde zum Wechselspiel der Instrumen- sche Rahmenteile – ihr Markenzeichen ist der punktierte te, die ein Ensemble aus Solisten bildeten, kein anonymes Rhythmus – umschließen einen Binnensatz von zügigem Kollektiv. Auch Mozart trat in seinen Wiener Klavierkon- Tempo, in dem sich die Stimmen nach Art einer Fuge zerten noch als »Erster unter Gleichen« auf, nicht als Herr- gegenseitig vorwärtsjagen. scher unter Lakaien oder als Held unter Feinden. Die Ära der großen Solokonzerte mit ihren imperialen virtuosen Machtdemonstrationen sollte erst lange nach Mozarts Die französische Ouvertüre – festlich, heroisch, Tod anbrechen. pathetisch – reflektiert den Geist des Absolutismus zur Zeit des Sonnenkönigs. Diese Instrumentalform – festlich, heroisch, pathe- tisch – reflektiert den Geist des französischen Absolutis- mus. An den weltoffenen Höfen der deutschen Herzöge und Fürsten zeigte man sich allem Neuen und Extra- vaganten, das aus Frankreich kam, sehr zugetan, auch dem Lully’schen Typus der Ouvertüre. Versailles wirkte geschmacksbildend weit über die Grenzen Frankreichs hinaus, und so schuf auch Johann Sebastian Bach in seiner Zeit als Konzertmeister der herzoglichen Kapelle in Weimar und als Hofkapellmeister im anhaltischen Köthen prachtvolle französische Ouvertüren. Der Name bezeich- nete zu Bachs Zeiten allerdings längst nicht mehr das Ein- leitungsstück allein, sondern zugleich die anschließende Folge verschiedener Tanzsätze, weshalb diese Gattung später unter dem Begriff der Orchestersuite firmierte. 8 Saison 2021/22 9 Werkeinführungen
Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 17 »Alles Ländliche, Idyllen- und Eklogenmäßige, jede ruhige und befriedigte Leidenschaft, jeder zärtliche Dank für aufrichtige Freundschaft und treue Liebe; – mit einem Wort, jede sanfte und ruhige Bewegung des Herzens lässt sich trefflich in diesem Tone ausdrücken«, schrieb Christian Friedrich Daniel Schubart 1784 über die Tonart G-Dur. Wie zum Beweis fand im selben Jahr die Uraufführung des Mozart’schen Klavierkonzerts Nr. 17 in G-Dur bei einem Musikfest auf dem Lande statt, an einem Junitag in Döbling bei Wien, auf dem Besitz der Familie Ployer. Die junge Barbara (oder Babette) Ployer, Ziehtochter des Familienoberhaupts, war Mozarts offen- bar erfreulich talentierte Schülerin: Eigens für sie hatte er diese Freundschaftsgabe – wie zuvor schon das Klavier- Schloss Versailles, wo Jean-Baptiste Lully, Hofkomponist Ludwigs XIV., konzert Nr. 14 in Es-Dur – komponiert. die Gattung der französischen Ouvertüre schuf. Mozart eröffnet das Konzert mit einem klingenden Monogramm. In seinen Köthener Jahren, vor 1722, komponierte Bach die (verschollene) Erstfassung seiner Ouvertüre Man darf annehmen, dass Barbara Ployer ihren Nr. 2 in h-Moll zunächst in a-Moll und mit einer konzertie- Solopart mit dem Ausdruck »zärtlichen Dankes« vorzu- renden Solovioline. Ende der 1730er Jahre bearbeitete tragen wusste. Schon der erste Takt verrät den Urheber, er dieses Werk für Flöte, Streicher und Basso continuo und wenn die Violinen mit einem marschartigen Lieblings- präsentierte es in den Konzerten des Leipziger Colle- rhythmus Mozarts anheben, mit dem er die meisten gium musicum, eines bunt gemischten Ensembles aus seiner 1784 erschaffenen Klavierkonzerte eröffnet: eine Studenten der Universität, Privatschülern des Thomas- Art Künstlermonogramm. Das Thema im letzten Satz kantors, reisenden Virtuosen und Ratsmusikern, die unter könnten die Spatzen von den Dächern pfeifen, und diese Bachs Leitung allwöchentlich in den Sälen eines mon Behauptung ist keineswegs nur metaphorisch gemeint, dänen Leipziger Kaffeehauses auftraten. besaß doch Mozart einen Vogel, einen Star, der diese Tonfolge tatsächlich nachgesungen haben soll. Im Juni 1787, als er den liebgewonnenen Sänger in seinem Garten begraben musste, dachte sich Mozart zum weh- mütigen Abschied eine Elegie aus: »Hier ruht ein lieber Narr, / Ein Vogel Staar. / Noch in den besten Jahren / Mußt er erfahren / Des Todes bittern Schmerz. / Mir blut’t das Herz, / Wenn ich daran gedenke.« 10 Saison 2021/22 11 Werkeinführungen
Johann Sebastian Bach Brandenburgisches Konzert Nr. 5 Christian Ludwig von Brandenburg, Markgraf von Schwedt, der jüngste Sohn des Großen Kurfürsten und Onkel des amtierenden Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I., vereinte in seiner privilegierten Person die Großzügigkeit des Mäzens mit der Passion des musikali- schen Liebhabers. In seinen Privatgemächern im Berliner Stadtschloss ließ er Opern und Oratorien einstudieren – und ebenso die sechs Brandenburgischen Konzerte, die ihm Johann Sebastian Bach gewidmet hatte. Auch wenn er diesen Genuss nur mit wenigen teilte, rettete der Titelblatt zu Bachs Manuskript der Brandenburgischen Markgraf gleichwohl die Ehre des Berliner Musiklebens. Konzerte mit Widmung an den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt Denn sein Neffe, der zu gröberem Zeitvertreib disponier- te »Soldatenkönig«, hatte zuvor bei seinem Amtsantritt umgehend die preußische Hofkapelle aufgelöst und eingespart. ihrem Empfänger, dem Hohenzollernprinzen Christian Dass das Konzert ursprünglich für Kammer Ludwig, ins Berliner Stadtschloss. ensemble geschrieben wurde, hört man noch Das fünfte Brandenburgische Konzert war kein der Endfassung an. neu komponiertes Werk, als Bach es 1721 nach Berlin übersandte. Wahrscheinlich entstand die ursprüngliche Fassung im Frühsommer 1718, den Bach mit ausgewähl Deren prominenteste Mitglieder fanden ein künst- en Hofmusikern in Karlsbad verbrachte, dem m ondänen lerisches Asyl am Hof zu Köthen, unter der Regierung böhmischen Kurort, damals ein Tummelplatz der Hoch- des »gnädigen und Music so wohl liebenden als kennen aristokratie. Der kränkelnde Fürst Leopold war mit den« Fürsten Leopold, der 1717 den vormaligen Wei- vielköpfiger Entourage angereist. Aus Anhalt wurde marer Hoforganisten und Konzertmeister Bach an die sogar »das Fürstl. ClaviCymbel ins CarlsBad« befördert, Spitze seiner hochgerühmten Hofkapelle berief. Die auf dem Bach mit seinen Musikern möglicherweise das evangelisch-reformierte Konfession des Landesherrn spätere fünfte Brandenburgische Konzert darbot, in erlaubte der Kirchenmusik am Köthener Hof keine Ent- einer Urfassung, die für Querflöte, Solovioline, ein kleines, faltung, und so komponierte der Kapellmeister Bach ein einmanualiges Cembalo und ein Ensemble aus lediglich reiches weltliches Repertoire für seine Instrumentalis- einer Violine, einer Viola und einem Violone als »Tutti« ten: Suiten, P artiten, Sonaten und vor allem Konzerte in bestimmt war. Dieser intime, kammermusikalische Ur- wechselnden, erlesenen und symbolträchtigen Beset- sprung des Konzerts zeigt sich sogar noch in der endgül- zungen. Sechs von ihnen brachte er 1721 in Reinschrift, tigen Version: im langsamen, »Affettuoso« bezeichneten bezeichnete sie auf dem Titelblatt als »Six Concerts Avec Mittelsatz, der wie eine Triosonate mit begleitendem plusieurs Instruments« und versah sie obendrein mit einer Cembalo musiziert wird. ausgiebigen französischen Widmung. Auf dem diploma tischen Weg gelangte die handschriftliche Partitur zu 12 Saison 2021/22 13 Werkeinführungen
Wolfgang Amadeus Mozart Symphonie Nr. 40 Unter allen Symphonien, die Mozart im Laufe von zwei- einhalb Jahrzehnten schuf, finden sich nur zwei in Moll, und beide stehen in derselben Tonart g-Moll: »bang und dunkel fährt es herein, oft genug, aber es ist der Lebens- wind, der durchs Fenster kommt«, sagt dazu der Schrift- steller Albrecht Goes. Der Lebenswind – er durchströmt die Symphonie Nr. 40 mit dem erhöhten Pulsschlag einer »Aria agitata«, einem aus der damaligen Oper vertrau- ten Typus der Arie, wie etwa der liebestolle Cherubino sie in Mozarts Le nozze di Figaro im Überschwang der Gefühle anstimmt: »Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, was ich tue«. Mozart zur Zeit Wann begann je zuvor eine Symphonie derart der Entstehung der Symphonie Nr 40, unruhig schweifend, leise, fast heimlich? Silberstiftporträt von Dorothea Stock Die rastlos pochenden Achtel der geteilten Violen geben das Tempo vor für den wortlosen Gesang der Violinen, der, kurzatmig und aufgebracht, ziellos um sich selber kreist, eben ganz wie beim aufgebrachten Che- rubino. Wann begann je zuvor eine Symphonie wie das Molto allegro, der kopflose Kopfsatz der g-Moll-Sym- vorbereitet waren«, wie es 1813 in einem Tonkünstler- phonie, derart unruhig schweifend, leise, fast heimlich, Lexikon hieß. Wie sollten die Zeitgenossen auch vor- ganz ohne jeden Anklang an Fest und Fanfare, an »Vor- bereitet sein auf Mozarts g-Moll-Symphonie – auf eine hang auf« und »Aufgepasst«? War das nun eine große Musik, die an die tabuisierten Grenzen der Harmonik Symphonie, bestimmt für die Öffentlichkeit? Musik für rührte, die den vertrauten Satzcharakter eines singenden ein künftiges Zeitalter? Franz Schubert in seinem a-Moll- Allegro in unerhörte Ausdruckswelten trieb und das höfi- Streichquartett und Felix Mendelssohn in seinem Violin- sche Menuett in rhythmischen Spannungen aufrieb? konzert sollten Kompositionen ganz ähnlich eröffnen: mit sehnsuchtsvollen Melodien über figurativ bewegtem Wolfgang Stähr Klanggrund. Gar nicht selten gab es Stimmen, die – anfangs vor- wurfsvoll, später entschuldigend – behaupteten, Mozarts Werke seien zu schwer, zu schwierig, »zu stark gewürzt«, der Komponist sei »ein Meteor am musikalischen Hori- zonte« gewesen, »auf dessen Erscheinung wir noch nicht 14 Saison 2021/22 15 Werkeinführungen
Sir András Schiff Johann Sebastian Bach sei – so Sir András Schiff – sein Lieblingskomponist und gleichzeitig das Zentrum unserer westlichen Musik: »Bach bildet den Höhepunkt. Alle nachfolgenden Komponisten beziehen sich in irgendei- ner Weise auf ihn.« Nach András Schiffs Worten prägt die Auseinandersetzung mit dem Barockkomponisten insgesamt seine Musizierweise – egal, ob er Klavier werke von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann oder Bartók interpretiere. Der aus Budapest stammende Musiker startete seine internationale Karriere 1974 mit dem Gewinn des Ersten Preises beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb. Heute ist er für seine zugleich reflektierte und lebendige Musikzierweise ebenso berühmt wie für seine gefeierten Beethoven- und Bach-Zyklen. Darüber hinaus ist er ein leidenschaftlicher Kammermusiker und gefragter Solist renommierter Orchester, gelegentlich tritt er dabei auch als Dirigent auf. Seit 1989 gehört er zu den künstlerischen Freunden der Berliner Philharmoniker, deren Pianist in Residence er in der Saison 2007/08 war. Auch mit dem Chamber Orchestra of Europe verbindet András Schiff, den Queen Elizabeth II. 2014 in den Adelsstand erhob, eine über 35-jährige künstlerische Freundschaft. »Es ist ein einzigartiges Ensemble, in dem es keine Routine gibt«, schwärmt der Pianist. »Die Musiker kommen aus unter- schiedlichen Ländern und haben unterschiedliche Spieltraditionen gelernt, und dennoch haben sie einen spezifischen Klang entwickelt.« 16 Saison 2021/22 17 Biografien
Chamber Orchestra of Europe »Die Musik ist größer als der Einzelne« – so lautet das Credo des Chamber Orchestra of Europe, das in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert. Hervorgegangen ist das Ensemble aus dem European Union Youth O rchestra, das Claudio Abbado, Chefdirigent der Berliner Phil- harmoniker von 1990 bis 2002, initiiert und lange Jahre geleitet hat. Das Feuer, das Abbado in den Jugendlichen entzündete, wollten einige der ehemaligen Mitglieder weitertragen, indem sie das Chamber Orchestra of Europe gründeten. Die Formation wurde maßgeblich von Abbados Art des Musizierens geprägt, in der der Gemeinschaftsgedanke eine zentrale Rolle spielte. Mit Abbado realisierte das Orchester preisgekrönte Auf- nahmen, darunter Gioachino Rossinis Oper Il viaggio a Reims und sämtliche Symphonien Franz Schuberts. Doch auch andere Dirigenten haben das Profil des Orchesters geformt: Nikolaus Harnoncourt, Bernard Haitink und Yannick Nézet-Séguin, um nur einige zu nennen. Das Chamber Orchestra of Europe, dessen Mitglieder auch erfolgreich als Solistinnen und Solisten sowie als Leh- rende an Hochschulen arbeiten, gehört zu den besten Kammerorchestern unserer Zeit. Es tritt in aller Welt auf und gastiert seit der Saison 2018/19 regelmäßig auf Einladung der Stiftung Berliner Philharmoniker in Berlin. Eine tragende Säule seines Repertoires ist die Musik der Wiener Klassik. 18 Saison 2021/22 19 Biografien
© Conny Maier, Courtesy of König Galerie © A Gentil Carioca, Maxwell Alexandre Blick auf die Conditio humana Artists of the Year 2021 der Deutschen Bank im PalaisPopulaire Die Auszeichnung „Artist of the Year“ der Deutschen Bank wird zehn Jahre alt. Junge Künstler*innen, die mit Papier oder Fotografie arbeiten, werden seit 2010 durch Ankäufe ihrer Werke für die Sammlung Deutsche Bank, einen Katalog und Einzelausstellungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Anlässlich des Jubiläums werden erstmals drei Künstler*innen ausgezeichnet, die jetzt mit neuen Werken im PalaisPopulaire zu sehen sind. Das gewalt und schwarze Identität. Virtuos in der Farbgebung, kraftvoll und Besondere: Alle drei kamen über ungewöhnliche Wege zur Kunst, nicht ohne Ironie knüpft die Berlinerin Conny Maier an die Traditionen reflektieren elementare Themen wie Gemeinschaft, Spiritualität der französischen Fauvisten und des deutschen Expressionismus an. und Umweltzerstörung. Der 30-jährige Maxwell Alexandre stammt Im Zentrum ihrer Malerei-Installation steht ein riesiges, im wahrsten aus Rio de Janeiros größter Favela. Seine Gemälde, Performances Sinne überwältigendes Triptychon, dem sie den Titel „Dominanz“ und Installationen kreisen um Rassismus, Musik, Religion, Polizei- gegeben hat. Und genau darum geht es auch in ihren Bildern: um den Konflikt zwischen moderner Zivilisation und Natur, die Frage, wer wen beherrscht, die Oberhand behält. Der taiwanesische Künstler Zhang Xu Zhan fertigt für seine Filme und Installationen filigrane Figuren und Landschaften aus Pappmaschee an. Sein immersiver Kosmos ist von märchenhaften Wesen, singenden Tieren und Pflanzen © Zhang Xu Zhan, courtesy of the artist and Project Fulfill Art Space sowie Naturgeistern bevölkert – und transformiert alte Fabeln für das Internetzeitalter. Drei Statements zur Conditio humana, die radikales Um- und Neudenken einfordern. Deutsche Bank „Artists of the Year“ 2021 Maxwell Alexandre – Conny Maier – Zhang Xu Zhan Bis zum 7. Februar 2022 PalaisPopulaire Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de
Konzerttipps Patricia Kopatchinskaja und die Karajan-Akademie Klassik In diesem Konzert der Karajan-Akademie erleben wir unsere Artist in Residence Patricia Kopatchinskaja nicht nur als Geigerin, sondern auch als Dirigentin. Sie eröffnet den Abend mit Heinrich Ignaz Franz Bibers Battalia, einem eindrucksvollen musikalischen Schlachtengemälde aus der Barockzeit, und beendet ihn mit Joseph Haydns humorvoller »Abschiedssymphonie«. Dazwischen spielt erleben sie – unter der Leitung von Stanley Dodds – den Solopart des Violinkonzerts von Márton Illés, einem Schüler von Wolfgang Rihm. So 12.12.21 20 Uhr Kammermusiksaal Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker Patricia Kopatchinskaja Violine und Leitung Karten von 15 bis 35 Euro »Lost Generation«: Musik verfolgter Komponisten Als der 26-jährige Pavel Haas sein übermütiges Streich- quartett »Von den Affenbergen« schrieb, da ahnte er wohl nicht, welch grausames Schicksal ihn nach der Annexion seiner tschechischen Heimat durch das nationalsozialisti- sche Regime erwartete: Verfolgung, Deportation und Tod in Auschwitz. Mitglieder der Berliner Philharmoniker stellen das Quartett in diesem Konzert der Reihe Lost Generation Unterstützen Sie uns beim Kauf vor – neben Werken von Ernst Toch und Hanns Eisler, die hochwertiger Instrumente, bei der den Repressalien der Nazis durch Emigration entkommen konnten. Verbesserung der Ausstattung in Philharmonie und Kammermusiksaal Mi 15.12.21 20 Uhr oder bei der Förderung besonderer Kammermusiksaal Hande Küden Violine · Kotowa Machida Violine und Viola musikalischer Projekte. Allan Nilles Viola · Knut Weber Violoncello Gunars Upatnieks Kontrabass · Mor Biron Fagott Jelka Weber Flöte · Wenzel Fuchs Klarinette Jan Schlichte Schlagzeug Wir freuen uns auf Sie! Karten von 10 bis 26 Euro Freunde der Berliner Philharmoniker e. V. berliner-philharmoniker.de/freunde 23 Konzerttipps
Ticketverkauf • online unter berliner-philharmoniker.de • t elefonisch unter +49 30 254 88-999 Montag – Freitag 9 –16 Uhr • a n der Konzertkasse der Philharmonie Montag – Freitag 15–18 Uhr Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr Hier spielen wir nur für Sie Impressum Newsletter und Social Media Herausgegeben von der Berliner berliner-philharmoniker.de/newsletter Philharmonie gGmbH für die Stiftung instagram.com/BerlinPhil Berliner Philharmoniker facebook.com/BerlinPhil Direktorin Marketing, Kommunikation und twitter.com/BerlinPhil Vertrieb: Kerstin Glasow youtube.com/BerlinPhil Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) Mitarbeit: Stephan Kock, Anne Röwekamp, Hendrikje Scholl · Biografien: Nicole Restle Abbildungen: S. 7 akg-images, S. 10 Invictus SARL / Alamy Stock Foto, S. 13 Wikimedia Commons, S. 15 Granger Historical Picture Ar- chive / Alamy Stock Foto, S. 17 Joanna Bergin, S. 19 Julia Wesely, S. 23 (o.) Stefan Höderath, (u.) privat · Anzeigenvermarktung: Tip Berlin Media Group GmbH, Michelle Thiede, Telefon +49 30 23 32 69 610, anzeigen@tip-berlin.de Artwork: Studio Oliver Helfrich · Layout: Stan Jetzt in Hema · Satz: Bettina Aigner · Herstellung: Hi-Res Reiter-Druck, 12247 Berlin Audio Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten Offizieller Streaming-Partner Einzelheftpreis: 3 Euro der Digital Concert Hall PH 22, 2021/22 digitalconcerthall.com 24 Saison 2021/22
15.9.2021 – 7.2.2022 Deutsche Bank “Artists of the Year” MA XWELL ALEXANDRE CONNY © Conny Maier. Courtesy of König Galerie MAIER ZHANG XU ZHAN
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