Covid 19 Wo stehen wir ? Welche Therapie ist in welcher Situation empfohlen?
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Covid 19 Wo stehen wir ? Welche Therapie ist in welcher Situation empfohlen? Bild: L. Graf von Bickendorf Dr. Nikola Bangemann Chefärztin für Senologie und Systemische Gynäkoonkologie
Grund für diese Fortbildung: Die Lausitz ist eine der am stärksten von „Covid Delta“ betroffenen Regionen Deutschlands Am CTK: Gefühlt jede zweite Tumorpatientin unter der Therapie betroffen - trotz vorausgegangener Impfung Geburtshilfe: Inzidenz unter den Schwangeren erheblich zunehmend 70% der aufgenommenen Covid positiven Pat. hatten Therapiebedarf. 1 Patientin aus dem CTK befindet sich an der ECMO 1 Patientin ist nach Geburt in Herzberg nach Verlegung in Berlin verstorben
Was macht Covid ? .....Aber schwer Betroffene leiden an: - Endothelitis, Bei den meisten - disseminierte Infizierten: Gerinnungsaktivierung Banale Infektionserscheinungen mit - schwere FieberPneumonie. - CARDS (covid assoziiert respiratoryDistress syndrome), - In gravierenden Fällen kommt es zu einem Zytokinsturm mit generalisierten Mikrothromben, kardialer Belastung und Multiorganversagen. - Covid 19 kann besonders im Fettgewebe persistieren - Schwangere haben im Einzelfall gravierendere Verläufe (5,7-34,5%) Bild wiesbadener Kurier BioRxiv: "SARS-CoV-2 infects human adipose tissue and elicits an inflammatory response consistent with severe COVID-19." The New York Times: "The Coronavirus Attacks Fat Tissue, Scientists Find."
Möglichkeiten der Primärprävention • Hygiene • Maskenpflicht • Vermeidung von größeren Menschengruppen • Lüften... Ab abgeschlossenen 1. Trimenon: Impfung mit mRNA Wirkstoffen (Biontech, Johnson/ Johnson, Moderna) Booster nach 3-6 Monaten Todimpfstoff Novawax ?! Vorgesehen: Impfpflicht
Was ist anders an Omikron ?! Austausch von 37 Aminosäuren im Spikeprotein - Entzieht sich weitgehend dem Immunschutz durch Impfungen oder - vorausgegangene Infektionen - Wirkung von Todimpfstoffen wie Novavax: noch unklar - Vorhandene passive Antikörpertherapie weitgehend unwirksam M.Hoffmann The Omicron variant is highly resistant against antibody-mediated neutralization – implications for control of the COVID-19 pandemic, Cell (2022)
Optimale Frühtherapie = Risikogruppen erkennen und geeignete Therapie einleiten, um desolate Verläufe zu verhindern 1. Welche Patienten haben ein besonderes Risiko? 2. Was ist speziell in der Schwangerschaft zu beachten? 3. Welche Therapie ist abhängig von der Krankheitssituation 4. zu empfehlen? 5. Wann muss die stationäre Einweisung erfolgen?
Besonderes Risiko ist anzunehmen: v Für Frauen mit Diabetes mellitus (auch GDM!) v Für schwangere nicht geimpfte Patientinnen v Für Schwangere mit GDM, SIH, Präeklampsie, IUGR v Für Adipöse v Für Patientinnen mit unzureichenden Impfschutz v Für Patientinnen mit Abwehrschwäche v Für nicht Geimpfte von > 60 LJ v Für Frauen mit Hypertonie oder kardiovaskulären Erkrankungen v Für Betroffene mit pulmonaler, hepatischer oder renaler Vorerkrankung v Für Betroffene mit thromboembolischen Vorerkrankungen
Zu beachten in der Schwangerschaft: - Die Endothelitis kann auch zu Thrombosierungen in der Plazenta führen - Frauen mit Covid 19 sind als Risikoschwangere zu betrachten und müssen entsprechend intensiv betreut werden (Doppler, Biometrie) : - Das Risiko für Präeklampsie und PRES ist durch Covid erhöht - Das Risiko für intrauterinen Fruchttod und Frühgeburtlichkeit ist erhöht (2-3x) - Die Indikation für eine Antikörpertherapie ist großzügig zu stellen, bei zusätzlichen Risiken auch als Expositionsprophylaxe Empfehlungen zu SARS COV2 in Schwangerschaft, Geburt , Wochenbett 11/ 2021 DGGG DGPM DGPGM DGPI
Welche Therapie wann? - Antikörpertherapie: ? - Antivirale Medikation? - Heparinisierung: wann und womit? - Hospitalisierung: Indikation?
Was können wir unseren Patientinnen anbieten? Sehr guter Überblick des „Wie“ und „wann“ aus der Charite´,Ärzteblatt Oktober 2021
Ambulante antivirale Medikation für früh Erkrankte mit Risikokonstellation Remdesivir (Veklury) Nur als Infusion erhältlich. Für Betroffene mit Pneumonie und geringen O2 Bedarf , < 7 Tage Symptome. Keine Verbesserung der Mortalität bewiesen Molnupiravir (Lagevrio). Einbau in Virus-Genom, Produktion von Mutanten, die absterben. Reduktion gravierender Verläufe um etwa 30 % • Können Sie seit 3.1.22 verordnen. Verteilung vom BGM entsprechend medBVSV. • 800mg p.o. (je 4 Tabl) alle 12h für 5 Tage • Mutationen auch in Säugetierzellen nicht auszuschließen. • Schwangerschaft und Stillzeit, Kinder: Kontraindikation!! • Cave Interaktionen!! Paxlovid (Proteasehemmer) voraussichtlich ab Ende Januar Reduktion gravierender Verläufe 88% Nach bisheriger Studienlage wirksamer und ungefährlicher, als Molnupiravir. Paxlovid kombiniert den neuen Wirkstoff Nirmatrelvir mit dem Medikament Ritonavir, das bereits zur Behandlung von HIV-Patienten eingesetzt wird. • Verhindert Vermehrung der Coronaviren. • Möglichst früh nach Symptombeginn für fünf Tage einzunehmen. • Täglich zweimal drei Tabletten • Nicht in Schwangerschaft oder Stillzeit! Interaktionen!!!!
Spike Antikörper Die Antikörper werden über das Bundesgesundheitsministerium im Rahmen der „med BedarfVersorgungsSicherstellungVerordnung“ in bestimmten Apotheken abgegeben. In Cottbus: Über die CTK Apotheke • Die Antikörper dürfen ambulant appliziert werden, auch zuhause... • Eine Postexpositionsprophylaxe kann ambulant appliziert werden, auch zuhause... Problem: Bisher gibt es keine entsprechenden ambulanten Therapiezentren M.Hoffmann The Omicron variant is highly resistant against antibody-mediated neutralization – implications for control of the COVID-19 pandemic, Cell (2022)
AK- indiziert für Personen, bei denen eine verminderte Immunantwort möglich ist und die zudem besondere Risiken aufweisen
Welche Spike Antikörper ?! Ronapreve ?! • Therapie s.c. oder i.V. möglich • Zugelassen für die Postexpositionsprophylaxe: vor allem für Kontaktpersonen mit ungenügenden Impfschutz und Risikofaktoren, optimal bis 3 Tage nach Kontakt mit einer PCR positiven Person • Zugelassen für die frühe Therapie bei o.g. bestehenden Risiken möglichst vor 5 (max 7 ) Tagen nach Beginn einer Symptomatik - Nach bisherigen Erfahrungen gut wirksam gegen die Delta Variante. Aktuelle Studien zeigen jedoch KEINE Wirksamkeit gegen Omikron. Genaue Informationen über alle Therapien auf KBV Praxisinfo Therapie u Prophylaxe mi monokl. AK 1.12.21 Alternativ: Paul-Ehrlich- Institut, Information zur Therapie Covid 19, RKI Corona aktuell 11/21
Welche Spike Antikörper ?! Nach bisherigen Daten auch gegen Omikron wirksam: - Sotrovimab (Xevudy) von GSK: - Verfügbar für die i.V. Therapie - Besonders für Betroffene mit anzunehmenden ungenügenden Impfschutz und bestehenden Risiken, möglichst innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn bzw. innerhalb von 72h nach positiven PCR ab Ende Januar über BGM über Satelitenapotheken (CTK) erhältlich - Keine Indikation für Postexpositionsprophylaxe Genaue Informationen über alle Therapien auf KBV Praxisinfo Therapie u Prophylaxe mi monokl. AK 1.12.21 Alternativ: Paul-Ehrlich- Institut, Information zur Therapie Covid 19
Heparinisierung: Ø Zu welchem Zeitpunkt? Ø Womit ?
Je schwerer die Krankheit, desto höher das thromboembolische Risiko Aber: Bei vorbestehenden Risiken reicht schon eine moderate Erkrankung!
Indikation für die Antikoagulation ermitteln nach Padua Score: Score >=4 Heparinisierung
Score 4: das ist schnell erreicht!!! Also eher früher als später NMH!! Padua Score Beispiel
Heparinisierung bei Covid 19 Infektion* Keine Antikoagulation Ambulant Kein Anhalt für Pneumonie Heparin niedermolekular 4000IE /24h Ambulant Heparin niedermolekular Moderate 4000IE /24h Symptome Heparin niedermolekular Hospitalisiert 4000-6000 IE /24h Gravierende Symptome Heparin niedermolekular 100IE/Kg KG alle 12h *bei Heparinunverträglichkeit: Fondaparinux (Arixtra) V.Carfora Journal of Thrombosis and Thrombolysis (2021) 51:642–648 https://doi.org/10.1007/s11239-020-02242-0
- Hospitalisierung: - Indikation? Der Arzt muss entscheiden... • Dyspnoe / Tachypnoe, O2 Abfall ? • Alter > 60 LJ • Adipositas BMI > 30? • Bronchopulmonale Erkrankung ? • Kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Tumorerkrankung ? • Schwangerschaft plus vorbestehenden Risiken/ Komorbiditäten? (Besonderes Risiko: SIH, Präeklampsie, GDM, Adipositas) • Erhebliches Krankheitsgefühl und rapider Verschlechterung S3 Leitlinie AWMF Pul/Anästh 10/21
- Hilfreich: Alarmscore Ab 3 Punkte: besonders bei vorbestehenden Risiken: Aufnahme
Stationäre Therapie Ø Heparinisierung Ø Dexamethason 6mg Ø Isolierung, je O2 nach Sättigung Ggf.: Spike Antikörper bei früher Infektion und geringer Symptomatik (s.o) Ggf.: JAK Inhibitoren bei geringen Sauerstoffbedarf Ggf.: additive Antibiose bei V.a. Superinfektion Ggf.: IL6 Antikörper (Tocilizumab: Roactrema ) Ggf.: Intensivmedizinische Übernahme und Beatmung
Cortisontherapie = Basis der Coronatherapie sobald O2 Bedarf besteht ü 6mg Dexamethason täglich (oral od. i.v.) für bis zu 10 Tage oder Prednisolon 40mg 1x täglich Mit Indikation zur ANS ü Dexamethason 6mg 4x alle 12h gefolgt von Prednisolon 40mg 1x tgl. für bis zu 10 Tage Oder ü Dexamethason 6mg i.m. 4x alle 12h gefolgt von 6mg p.o. od i.V. täglich bis zu 10 Tage RKI update 11/2021 DGGG update 11/2021
Interleukin 6 Antikörper zur Abschwächung eines drohenden Zytokinsturms Tocilizumab = RoActemra, seit 7.12.21 von EMA gegen Covid 19 Pneumonie in Kombination mit Dexamethason bei zugelassen Indikation: Ø Ausgeprägte pulmonale Hyperinflammation (CRP ≥75 mg/l + SpO2
Therapie mit Tocilizumab Dosierungsvorschlag i.v. (Einmalgabe)1: KG >90kg: 800 mg KG ≤90kg: 600mg KG ≤65kg: 400 mg KG ≤40kg: 8mg/kgKG Dauer: einmalige Gabe i.v. über 1h, einmalige Wiederholung nach 12-24 Stunden möglich: Klinische Einzelfallentscheidung bei hoher entzündlicher AkPvität Vor Therapie: Wesentliche „Nebenwirkung“: Immunsuppression! Chronische Infektionen (Hepatitis, CMV, AIDS, TBC) möglichst ausschließen Akute Infektion ausschließen Gravierende Leberfunktionsstörung ausschließen Ausgeprägte Thrombopenie ausschließen RKI November 2021; DGGG 11/2021
Intensivtherapie: - 50% benötigen wegen ARDS im Verlauf Beatmung - Häufige Probleme: Mikrothrombosierungen, LAE, Thrombosen - Myokardiale Beteiligung, Gefäßveränderungen im kapillären Strombett - Herzrhythmusstörungen, akuten Nierenversagen/ Multiorganversagens AWMF.org Oktober 2021
.... Intensivtherapie: Genau das wollen wir vermeiden. Deshalb versuchen wir, durch Optimierung vorhandener Therapien „vor das Problem“ zu kommen. Wie ?! Das stellen Frau Oberärztin Dr. Treude und Assistenzärztin T. Richter im Folgenden dar!
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