Demokratie einRÄUMEN Zum Potenzial der Lernraumgestaltung für eine partizipative Schulkultur
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Demokratie einRÄUMEN Zum Potenzial der Lernraumgestaltung für eine partizipative Schulkultur Kontakt: dr.raum.k@fsg.lernsax.de www.bildungsfunken.de, www.europaverbinden.de
Ablauf Video Teil 1: https://youtu.be/-KjvNRiI9cE Video Teil 2: https://youtu.be/JIlO4UWSxTc 1. Einstieg 2. Was ist ein Raum? 2.1 Raumbegriff 2.2 Zur sozialen und kommunikativen Konstruktion von Räumen 3. Was ist ein Bildungsraum? 3.1 Definition 3.2 Inklusiver ‚Lernraum Sprachen und Kulturen‘ – ein Projekt 4. Zum Potenzial von Räumen für die Schulentwicklung 4.1 Inklusion 4.2 Beobachtungsmethoden 4.3 Sensibilisierungsmethoden 5. Ausblick 2
2.1 Raumbegriff „Der vermessbare Raum mit seinen Ausdehnungen, Eigenschaften und relationalen Strukturen wird überlagert von einem erlebten Raum, der mit Bedeutung belegt ist und der dem hinreichend sozialisierten Besucher vermittelt, was von ihm erwartet wird, wenn er sich dort aufhält. So werden Räume durch institutionalisierte Verhaltenserwartungen zu sozialen Räumen, die Nähe, Distanz, Privatheit, Öffentlichkeit, erwünschte Normierung oder Vielfalt von Verhaltensmöglichkeiten zum Ausdruck bringen.“ (Kahlert 2013, S. 10) → Der selbe Raum kann von ein und derselben Person verschieden erlebt werden (vgl. ebd. S. 11) 4
2.2 Zur sozialen und kommunikativen Konstruktion von Räumen Raum als soziale Konstruktion: „Das Subjekt fasst [...] im Rahmen seines Handelns von ihm wahrgenommene Flächen, Gegenstände, Pflanzen, Tiere, aber auch andere Subjekte sowie deren Handlungsweisen und soziale Ordnungen auf eine bestimmte Weise zusammen, es ordnet sie dem Raum A zu schreibt ihm so bestimmte Bedeutungen zu und entwickelt auf dieser Grundlage bestimmte raumbezogene Wirklichkeitsdeutungen und zu gleich Handlungsweisen.“ (= ‘Syntheseleistungen’ nach Löw 2001) (vgl. Christmann 2016: 97) Externalisierung der subjektiven Wirklichkeitsdeutungen (vgl. ebd. 97-98): - implizit: non-verbales kommunikatives Handeln: z.B. Nutzung und Gestaltung des Raums) (= ‘Spacing’ nach Löw 2001) - explizit: verbales Kommunizieren über den Raum 5
2.2 Zur sozialen und kommunikativen Konstruktion von Räumen „die kommunikative Herstellung intersubjektiver Raumkonstruktionen in einem Sozialzusammenhang“ (Christmann 2016: 98) und deren Objektivierungen “in Form von gemeinsamen Handlungsroutinen, materialen Raumgestaltungen [...] und durch die Entwicklung einer gemeinsamen raumbezogenen Sprache“ (ebd. 98-99) → Konstruktion von Wissen bzw. raumbezogener Wirklichkeit(en), weitere Institutionalisierungen (raumbezogene Handlungsroutinen, soziale und materielle Strukturen) und Legitimierungen (vgl. ebd. 99) 6
3.1 Was ist ein Bildungsraum? Definition „Bildungsräume im Sinne umbauter Räume entstehen, wenn in einem mehr oder weniger begrenzten Teil eines materiellen Raumgefüges (Seminarraum, Garten, Höhle, Museum, Theater usw.) pädagogisch-andragogisch gehandelt wird, also Lernarrangements angeboten werden, aber auch, wenn sich z.B. auf der informellen Ebene Lernprozesse ergeben. [...] Insofern kann im funktionalen wie im intentionalen Sinne prinzipiell jeder Raum zu einem pädagogischen Raum werden.“ (Fell 2015, S. 42) → konstruktivistisch gesehen sind „Bildungsräume stets nur Ermöglichungsräume“ (ebd. S. 48) 7
3.2 Inklusiver Lernraum ‚Sprachen und Kulturen‘: Projekt • Leitfrage: Wie können Lernumgebungen gestaltet werden, um barrierearmes Erlernen fremder Sprachen und Kulturen zu ermöglichen? • Maßnahmen: • Einrichtung eines Inklusiven Lernraums Sprachen und Kulturen (Zielgruppe: Studierende, Lehrende, Schüler*innen) • Seminare zur Didaktik der romanischen Sprachen seit WS 2017/18: inklusive Projekte mit Förderschule und Gymnasium bzw. Oberschule • Staatsexamensarbeiten zu raumdidaktischen Fragestellungen (z.B. Raumvorstel- lungen von Lernenden, raumdidaktische Förderung des Schreibens und Sprechens) • Studentische Projekte (z.B. Konzept eines Snoezelen-Wagens) • Initiation eines Netzwerks von Wissenschaftlern und Lehrkräften Film zum Inklusionsraum am ZLSB: https://www.youtube.com/watch?v=yBF2b1j_xSw Podcast: https://tu-dresden.de/zlsb/publikationen/podcasts 8
Raum-Vorstellungen von Schüler*innen Anna Gretschel, Staatsexamensprojekt 11
Projekte zur Raumgestaltung an der TU Dresden 12
Simulation globale „Au Café de l‘étudiant“ (Klasse 10, SPÜ WS 2018/19) 13
Staatsexamensprojekt Laura A. Gonzalez 14
Staatsexamensprojekt Julia Küchler 15
4.1 Zum Potenzial von Räumen für die Schulentwicklung: Inklusion • Alteritätserfahrung/Interkulturelles Lernen: − Fremdverstehen: authentische Erfahrungen und Kommunikationssituationen − Perspektivwechsel: diachron und synchron (Ort, Personen, Lerngruppe) − Mehrsprachigkeit/Codes: Multisensorik, ‚Sprache‘ des Raumes/der Gebäude • Lernerorientierung: − affektive Dimension des Lernens, „Erfolge im Sinne einer guten Feedbackkultur sichtbar“ machen (Surkamp 2017: 316), Praxis & Reflexion, Kreativität − Diagnostik der Lernausgangslagen und des Lernprozesses als Voraussetzung für individuelles Feedback, Förderpläne, Portfolio etc. statt Defizitorientierung − Differenzierung: lernzieldifferentes Arbeiten, individuelle Bezugsnorm, variable Lernhilfen (z.B. förderliche Medien, einfache Sprache) − Selbstregulierte & kooperative Lernformen: z.B. Stationenlernen, Projektarbeit • Problem-/Kompetenzorientiertes Lernen: − Lernaufgaben/Task Based Learning: differenzierte Kompetenzentwicklung am gemeinsamen Gegenstand (zu epochaltypischen Schlüsselfragen) • Soziales Lernen: Rolle der sozialen Beziehungen innerhalb der Lerngruppe und zwischen Lernenden und Lehrpersonen (vgl. Schlaak 2015: 60) • Zugänglichkeit: Jeder Ort kann jederzeit zum Lernort werden • … 17
4.2 Zum Potenzial von Räumen für die Schulentwicklung : Beobachtungsschwerpunkte - Bewegungen von Schüler*innen (Bewegungsprotokoll) - Bewegungen der Lehrperson (Bewegungsprotokoll) - Interaktionen zwischen Objekten und Personen - Lehrer-Schüler-Interaktion: Nähe vs. Distanz, Körperhaltungen (Skizze, Foto) - Blickbeziehungen (Skizze z.B. in Sitzplan) - Sitzordnung - Gestaltung der Arbeitsplätze (Skizze, Foto) - Lautstärke (Lautstärkeherde) - Lichtverhältnisse Schulkultur: - Schüler*innen zeigen ihre Lieblingsorte (Film, Fotos) - … 18
• Beispiel für ein Beobachtungsprotokoll 19
• Beispiel für ein Beobachtungsprotokoll Info-Veranstaltung SPÜ F/S/I TU Dresden 20 Didaktik der romanischen Sprachen
• Beispiel für ein Beobachtungsprotokoll 21
Beispiel für ein Beobachtungsprotokoll Info-Veranstaltung SPÜ F/S/I TU Dresden 22 Didaktik der romanischen Sprachen
4.3 Zum Potenzial von Räumen für die Schulentwicklung : Sensibilisierungsmethoden - Interaktionen zwischen Objekten und Personen: Bewusstmachung verschiedener Wahrnehmungen - Lehrer-Schüler-Interaktion bzw. Blickbeziehungen: Erprobung und Reflexion verschiedener Sitzordnungen, Nutzung von Raumteilern (Spanische Wände, Vorhänge, …) - Gestaltung der Arbeitsplätze (zu Hause, Schule): Vergleich und Reflexion (Lernstrategien) - Lautstärke (Lautstärkeherde): Audioaufnahme bzw. Lärmampel, Geräusche notieren, Reflexion über verschiedene Wahrnehmungen - … 23
4.3 Zum Potenzial von Räumen für die Schulentwicklung : Sensibilisierungsmethoden - Schüler*innen zeigen ihre Lieblingsorte im Schulgelände (Film, Fotos): Vergleich und Reflexion (Was macht diese Orte aus ?) - Découverte sensitive: Schüler*innen dokumentieren verschiedene Orte bzw. ihre diesbzgl. Emotionen/Assoziationen - Identifizieren von Grenzen bzw. Barrieren (Fotos, Skizze, Karte): Dokumentation und Reflexion - Raumerkundungen mit reduzierter Mobilität bzw. Wahrnehmung (z.B. Ertasten eines Lernorts) - Erproben verschiedener Lichtquellen - Allgemein: Einbeziehen der Schüler*innen in Forschung - … 24
5. Ausblick 1) Diskutieren Sie mögliche Szenarios für Ihren Lernraum. 2) Definieren Sie die dazu passenden Lernziele und Kompetenzen. 3) Formulieren Sie dafür notwendigen Ressourcen/materiellen Bedarfe. https://docs.google.com/document/d/1ozdJRg18J8PClWARhRuAOWRIrAb99pPFyZQOKlmBDaI/edit Möbelwerk Niesky: https://mwn-online.de/ www.timetex.de/unterrichtshilfen- lernhilfen www.auer-verlag.de/ www.verlagruhr.de 25
5. Ausblick: Raummetaphern • Raummetaphern (vgl. Legutke 2017, 172f.) führen zu alternativen Raumpraktiken, neuen Raumbedeutungen – Trainingsplatz – Kommunikationszentrum – Bühne/Spielraum – Textatelier („das dynamische Verhältnis von Texten der Zielkulturen und Lernertexten“, 173, Lernertexte als Sinnentwürfe ernst zu nehmen) – Fenster zu Welt/Begegnungsraum (interkulturelle kommunikative Kompetenz) – Forschungscenter – Lernwerkstatt (Reflexion des Lernprozesses) – Lehrraum (Präsentationen durch LuL und SuS)
Literaturauswahl Burwitz-Melzer, Eva/Königs, Frank G./Riemer, Claudia/Schmelter, Lars (Hrsg.) (2017): Inklusion, Diversität und das Lehren und Lernen fremder Sprachen. Arbeitspapiere der 37. Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts. Giessener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik, Tübingen: Narr. Caspari, Daniela (2017): „Differenzsensibler Fremdsprachenunterricht – eine Großbaustelle“. In: Burwitz-Melzer, Eva u. a., 43–53. Caspari/Holzbrecher (2016): „Individualisierung und Differenzierung im kompetenzorientierten Französischunterricht.“ In: Küster, Lutz (Hrsg.): Individualisierung im Französischunterricht. Mit digitalen Medien differenzierend unterrichten. Seelze: Klett/Kallmeyer, 7-37. Christmann, Gabriela B. (2015): „Das theoretische Konzept der kommunikativen Raum(re)konstruktion“, in: Christmann, Gabriela B. (Hrsg.): Zur kommunikativen Konstruktion von Räumen Theoretische Konzepte und empirische Analysen. Berlin: Springer, 2015, 89-117. Delius, Katharina/Surkamp, Carola (2017): „Inklusion“. In: Surkamp, Carola (Hrsg.): Metzler Lexikon Fremdsprachendidaktik: Ansätze, Methoden, Grundbegriffe. Berlin: Springer, 139-140. Fell, Margret (2015): „Andragogische Grundüberlegungen zu einer lernförderlichen Gestaltung von umbauten Bildungsräumen“. In: Witter, Wolfgang/ Diettrich, Andreas/ Walber, Markus (Hrsg.): Lernräume. Gestaltung von Lernumgebungen für Weiterbildung. Wiesbaden: Springer Fachmedien, 31-64. Feuser, Georg (2016): „Zur endlosen Geschichte der Verweigerung uneingeschränkter Teilhabe an Bildung – durch die Geistigbehindert-Macher und Kolonisatoren.“ In: Fischer, Erhard & Markowetz, Reinhard (Hrsg.): Inklusion im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Stuttgart: Kohlhammer, 31–73. Gerlach, David (2015): „Inklusion im Fremdsprachenunterricht. Zwischen Ansprüchen und Grenzen von Heterogenität, Fachdidaktik und Unterricht(srealität)“. Fremdsprachen Lehren und Lernen 44.1, 123-137. Kahlert, Joachim/ Nitsche, Kai/ Zierer, Klaus (Hrsg.) (2013): Räume zum Lernen und Lehren. Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. Legutke, Michael (2017): „Lehr- und Lernort“. In: Surkamp, Carola (Hrsg.): Metzer Lexikon Fremdsprachendidaktik. Stuttgart u.a.: Metzler, 171-175. Löw, Martina (2017): Raumsoziologie, 9. Aufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (Erstausgabe 2001) Pfützner, Oliver/Raum, Kristian (2020): „Neue Lehrplan-Perspektiven: inklusiver Fremdsprachenunterricht an der Schnittstelle zwischen Gymnasium und Förderschule.“ In: Die Neueren Sprachen – DNS Jahrbuch 8/9, 43-55. Schlaak, Claudia (2015): Fremdsprachendidaktik und Inklusionspädagogik. Herausforderungen im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit. Stuttgart: ibidem. 27 Surkamp, Carola (2017): Inklusiver Fremdsprachenunterricht: Zum Potential von Literatur und handlungsorientierten Zugängen. In: Burwitz-Melzer u.a. 2017, S. 314-325.
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