Die Bedeutung externer Effekte und öffentlicher Güter in der österreichischen Fussball-Bundesliga
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Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Die Bedeutung externer Effekte und öffentlicher Güter in der österreichischen Fussball-Bundesliga Erich Thöni#, Dieter Haas Universität Innsbruck, Österreich # Adresse der Autoren: Institut für Finanzwissenschaft Universität Innsbruck Universitätsstrasse 15/4 A-6020 Innsbruck Austria Tel.: +43 512 507 Durchw. 7154 bzw. 7173 Fax: +43 512 507 Durchw. 2988 e-mail: erich.thoeni@uibk.ac.at bzw. dieter.haas@uibk.ac.at 1
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Die Bedeutung externer Effekte und öffentlicher Güter in der österreichischen Fussball-Bundesliga Abstract: Die wachsende ökonomische Bedeutung des Sports im allgemeinen und des Fussballs im speziellen lässt grundsätzliche Überlegungen über die im Zusammenhang auftretenden externen Effekte und öffentlichen Güter relevant werden. Am Beispiel der österreichischen Fussball-Bundesliga zeigt sich, dass im Fussball diese Phänomene weitläufig und vielschichtig anzutreffen sind und nur – wenn überhaupt – durch entsprechende institutionelle und strukturelle Veränderungen, die in dem Beitrag auch konkret vorgeschlagen werden, in den Griff zu bekommen sind. JEL classification: L 22, L 83 Keywords: Öffentliche Güter, Externalitäten, Profi-Sport, Fussball in Österreich 2
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 1. Einführung Seit Mitte der sechziger Jahre hat sich der Sportsektor und insbesondere der professionelle Team-Sport in fast allen Industrieländern zu einem wichtigen Wirtschaftsektor entwickelt, dessen Bedeutung weiterhin rasant im Zunehmen begriffen ist. Diese Entwicklung hat auch vor Österreich nicht Halt gemacht, wo sich etwa die Budgets der Fussball-Vereine in der obersten Spielklasse der Ein-Milliarden-Schilling Grenze nähern und gerade jüngst wieder Saison-Besucherzahlen für die Spielzeit 1999/2000 veröffentlicht wurden, die jenseits der Millionen-Marke liegen. 1 Trotz dieser im internationalen Vergleich gering erscheinenden absoluten Dimension (die Vereine der deutschen Bundesliga hatten in der gleichen Saison einen Gesamtetat von geschätzten 5,2 Mrd. Schilling und einen Zuschauerschnitt von über 30.000 pro Spiel) 2 , ist die relative Bedeutung dieser Zahlen nicht zu unterschätzen. Trotz der offensichtlichen wirtschaftlichen Bedeutung des Sportsektors spielen ökonomische Diskussionsbeiträge zu diesem Thema, vor allem in der deutschsprachigen Literatur, immer noch eine untergeordnete Rolle. Vorwiegend in der angelsächsischen Literatur finden sich zahlreiche ökonomische Beiträge zum professionellen (Team)-Sport. 3 Viele dieser Beiträge gehen allerdings von den in Nordamerika bzw. England geltenden und für Europa wenig relevanten Rahmenbedingungen aus, wodurch ihre Aussagekraft im kontinental-europäischen Kontext nur als beschränkt bezeichnet werden kann. In Europa – und in noch viel stärkerem Maße in Österreich – wird professioneller Team-Sport häufig von weitgehend immer noch gemeinnützigen Vereinen angeboten, die satzungsgemäss in erster Linie sportliche, aber auch soziale Ziele verfolgen und nicht dem idealtypischen Bild eines gewinnmaximierenden Akteurs entsprechen, wenn auch im Zuge der Professionalisierung in den letzten Jahren verstärkt – zumindest die Absicht - zu erkennen ist, dass Profisportabteilungen ausgegliedert werden. Es jedoch auch unabhängig von der Organisationsform zu vermuten, dass im Bereich des Profi-Sports und besonders in der Fussball-Bundesliga Externalitäten und die Charaktereigenschaften öffentlicher Güter vielfach anzutreffen sind. Dieser Frage soll nun im Folgenden am Beispiel der österreichischen Fussball-Bundesliga nachgegangen werden. Sollte die Produktion oder der Konsum eines Gutes externe Effekte verursachen oder das produzierte Gut die Charaktereigenschaften eines öffentlichen Gutes aufweisen, sind Marktversagen und allokative Ineffizienz die aus ökonomischer Sicht relevanten 1 Vgl. Der Standard, 31.Mai/1. Juni 2000, S. 37 2 Vgl. IWD-Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, 32, 1999 3
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Konsequenzen. In diesem Fall wird die marktliche Bereitstellung von Gütern nicht, oder nur in sub-optimalem Umfang, zustandekommen, da sich für einen gewinnmaximierenden Unternehmer die Anreize zur Produktion verringern. Dies ergibt sich einerseits aus der Tatsache heraus, dass bei öffentlichen Gütern das Ausschlussprinzip versagt; dieses angebotsseitige Merkmal eines öffentlichen Gutes bewirkt, dass auch diejenigen Konsumenten in den Genuss eines Gutes kommen können, die zu dessen Bereitstellung gar nichts beitragen. Andererseits gibt es bei öffentlichen Gütern das nachfrageseitige Merkmal der Nicht-Rivalität im Konsum, was bedeutet, dass ein und dasselbe Gut von mehreren Konsumenten nutzbar ist, ohne dass sie sich im Konsum beeinträchtigen. 4 Sollte die Produktion eines Gutes mit positiven (negativen) Externaltäten verbunden sein, ist die Ausbringungsmenge - bezogen auf das gesellschaftliche Optimum - zu niedrig (zu hoch). Der dahinter stehende Grund ist, dass externe Effekte Wirkungen auf die Kosten- und Nutzenfunktion anderer Wirtschaftssubjekte darstellen, die nicht über den Marktmechanismus abgegolten werden (und somit aus einzelwirtschaftlicher Sicht eines Unternehmers bei der Produktion auch nicht berücksichtigt werden). 5 Externe Effekte sind aber nicht ausschliesslich auf der Produktions- und somit Angebotsseite zu finden; auch im Konsum können Externalitäten entstehen, die wiederum mit der Nicht-Rivalität in Zusammenhang stehen. Je mehr Externalitäten mit einem Gut verbunden sind, umso ausgeprägter ist die Nicht-Rivalität im Konsum und somit die Charaktereigenschaft eines öffentlichen Gutes anzutreffen. 6 Nachdem beim Zuschauersport im Allgemeinen und beim professionellen Fussball im Speziellen Öffentlichkeitskomponenten und Externalitäten in vielfältiger Hinsicht vermutet werden, ist es das Ziel dieses Beitrags – ausgehend von der österreichischen Fussball- Bundesliga – zu untersuchen, ob, in welchen Bereichen und in welchem Umfang im Bereich der Profi-Fussballmannschaften mit öffentlichen Gütern und externen Effekten zu rechnen ist. Nach einer kurzen Einführung in die Besonderheiten der Team-Sportindustrie wird zunächst die Vereinsebene, dann die Ligaebene und schliesslich der Kontext mit anderen ökonomischen Akteuren beleuchtet. 3 Vgl. Scully (1989) und (1995) sowie Fort und Quirk (1995) als Überblick 4 Heinemann (1995) unterscheidet zusätzlich zum Angeführten noch Klub-Güter (Nicht-rein öffentliche Güter), die dadurch gekennzeichnet sind, dass jeder, der eine Zugangsberechtigung zu einem bestimmten Klub hat, das Gut beliebig intensiv nutzen kann. Dritte, die keine Mitgliedschaft haben, werden von der Nutzung ausgeschlossen. 5 Vgl. Heinemann, K.: „Einführung in die Ökonomie des Sports.“ Schorndorf, 1995, S. 238 ff. 6 Vgl. Thöni, E.: „Sport und Ökonomie: Kosten-Nutzen-Analyse als Entscheidungshilfe für Sport(Gross)- veranstaltungen.“ In: Schimmelpfeng Review, Heft 33, Frankfurt/M., 1984, S. 89-92 4
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 2. Die Produktionsstruktur im Team-Sport 2.1. Besonderheiten der Team-Sport Produktion Die Produktion von Team-Sport weist einige Besonderheiten auf, darunter die Tatsache, dass bevor eine Mannschaft gegen eine andere antreten kann, diese erst einmal formiert werden muss (1. Stufe im Produktionsprozess). Auch ist es notwendig, eine zweite, gegnerische Mannschaft zu bilden, um gemeinsam das Gut „Unterhaltung“ durch ein Spiel gegeneinander produzieren zu können (2. Stufe des Produktionsprozesses). Es zeigt sich, dass es Unterschiede zwischen der Produktion in einem kompetitiven Markt und im Team-Sport gibt, die in der Literatur als „Louis-Schmelling Paradox“ 7 oder „assoziative Konkurrenz“ 8 bezeichnet werden. In einem kompetitiven Markt ist die ideale Marktposition aus der Sicht des einzelnen Unternehmens das Monopol, oder eine ähnlich marktbeherrschende Stellung, um so den Gewinn zu maximieren. Man kann also die Position eines Unternehmens als umso besser bezeichnen, je geringer oder unbedeutender die Konkurrenz ist und dementsprechend wird ein Unternehmen versuchen in eine derartige Position zu gelangen. 9 Im Team-Sport ist eine Monopolstellung für einen einzelnen Verein in keiner Weise wünschenswert und sinnvoll, denn es sind für die „Sportproduktion [zumindest] zwei Unternehmen, zwei Vereine notwendig, um komplementär das ´sportliche Gut´, das Spiel, zu produzieren.“ 10 Ein Verein alleine ist also in der Lage nur einen Teil der für die Produktion notwendigen Faktoren zu stellen, um ein einzelnes Spiel zu veranstalten; nun ist aber ein einzelnes Spiel ohne die Einbindung in eine Meisterschaft einerseits mit hohen Transaktionskosten für die Vereine verbunden, andererseits ist es weder aus der Sicht des einzelnen Vereins noch aus der Perspektive der Zuschauer allzu interessant. Deshalb ist man im modernen (Team)-Sport dazu übergegangen, Wettbewerbe zu veranstalten, die in verschiedenste institutionelle Ausformungen (Ligen, Cups, Wettkampfserien) eingebettet sind. Derartig ausgestaltete „Rennen um eine Meisterschaft“ haben den Vorteil, dass sie für die Zuschauer Zusatznutzen stiften indem zusätzliche Einheiten des Gutes „Unterhaltung“ produziert werden, da Spiele nicht mehr nur isoliert zu betrachten sind, sondern durch die 7 Neale, W.C.: „The Peculiar Economics of Professional Sports.“, Quarterly Journal of Economics 78 (February 1964): 2, S. 1 8 Heinemann, K. (1995), S. 186 9 Vgl. Neale, W.C. (1964), S. 1-3 10 Büch, M.-P.: „Modell und Realität der Fussball-Bundesliga – eine ökonomische Betrachtung.“ Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 1979, 99, S. 448 5
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Zusammenführung der einzelnen Spiele in einer Meisterschaft die Vergleichbarkeit gewährleistet ist. 2.2. Die Liga und das „Meisterschaftsrennen“ Die Produktion eines „Meisterschaftsrennens“ stellt quasi eine dritte Produktionsstufe dar und die Mannschaften, die daran teilnehmen gehen mit ihren Gegnern ein Abhängigkeitsverhältnis ein11 . Um im Rahmen eines „Meisterschaftsrennens“ die Transaktionskosten zu senken und nicht jedes Spiel einzeln ausverhandeln und terminisieren zu müssen, wird die Institution „Liga“ geschaffen. 12 Die Bundesliga, als der Veranstalter der österreichischen Meisterschaft, agiert als Kartell und ist im ökonomischen Sinn einem natürlichen Monopol13 sehr ähnlich, denn einerseits macht es keinen Sinn den österreichischen Meister im Fussball in zwei oder mehreren parallelen Meisterschaften zu ermitteln, wo am Ende nicht klar ist, wer der „wahre“ Meister ist und andererseits kann von relativ hohen Fixkosten und sinkenden Grenzkosten bei der Produktion einer Meisterschaft ausgegangen werden; des weiteren gibt es durch das Bundesligaregulativ und die Notwendigkeit der sportlichen Qualifikation für die entsprechenden Liga-Levels (Relegation) keine Möglichkeit des freien Markteintrittes, um das Gut professionelle Fussball-Unterhaltung im Rahmen der Bundesliga - oder auch parallel dazu - anzubieten. 14 2.3. Das institutionelle Arrangement „Sportverein“ Besondere Beachtung ist den Produzenten im europäischen und somit auch im österreichischen Profi-Team-Sport zu schenken. Österreichische Bundesligateilnehmer sind, obwohl sie heute über – im Vergleich zu früheren Jahren – enorm gewachsene Budgets verfügen und damit auch ein entsprechendes Risiko verbunden ist, grossteils immer noch wie vor hundert Jahren (als bezahlter Sport noch lange kein Thema war) „Idealvereine“ 15 . Diese Idealvereine stellen die „sportliche Ertüchtigung [...], [sowie] die geistige und charakterliche Bildung der Mitglieder, die Jugendbetreuung und dergleichen“ 16 in den – zumindest 11 Damit ist angesprochen, dass Fussball-Vereine einerseits in ein Produktions- und Vermarktungssystem eingebunden sind, andererseits die Ligaorganisation auch dazu beiträgt, dass diverse Rechte des einzelnen Vereins eingeschränkt und der Liga übertragen werden müssen. Somit kommt es zu weitreichenden Interdependenzen zwischen Vereinen und der Liga, die auch weitreichende Konsequenzen für die wirtschaftliche Situation der teilnehmenden Akteure haben. 12 Vgl. Franck, E.: „Die ökonomischen Institutionen der Teamsportindustrie. Eine Organisationsbetrachtung.“ Wiesbaden (Gabler), 1995, S. 8-9 13 Vgl. dazu Lazaroff (1983), Newson (1984) und Topkins (1949) 14 Zu diesem Punkt muss angemerkt werden, dass ein natürliches Monopol durch sinkende Grenzkosten in der Produktion gekennzeichnet ist, was im Falle der Fussball-Bundesliga sicher der Fall ist, da ein zusätzliches Spiel vernachlässigbar geringe Kosten verursacht. Ausserdem sei auf Versuche in den USA hingewiesen, Konkurrenzligen in verschiedenen Sportarten zu etablieren, was sich retrospektiv als erfolglos herausstellte. 15 Franck, E. (1995), S. 208 16 Franck, E. (1995), S. 208 6
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 satzungsmässigen - Mittelpunkt. Tatsächlich stellt aber die Unterhaltung einer Profi- Mannschaft ein grosses finanzielles Risiko dar, wofür entsprechend qualifizierte und dafür adäquat entlohnte Mitarbeiter notwendig sind. Es kann also durchaus davon ausgegangen werden, dass es sich beim Verein um ein institutionelles Arrangement handelt, das sui generis zahlreiche Vorteile 17 bietet und auch auf Grund der gesetzlichen Rahmenbedingungen zumindest in der Vergangenheit für die Bundesligisten als vorteilhaft erschien. Aus heutiger ökonomischer Sicht ist allerdings auf die vielen Quellen für Ineffizienzen durch die Vereinskonstruktion zu verweisen, da „die Anreizstruktur in Vereinen [...] nicht in besonderem Maß geeignet [ist], zu einem rationalen, planvollen wirtschaftlichen Verhalten zu motivieren.“ 18 Die erst kürzlich durch Liquiditätsmangel erzwungenen Vereinsauflösungen in der österreichischen 1. Division (2.Liga) können als Indiz dafür gesehen werden, dass von der Organisationsform „Idealverein“ Anreize für die Vereinsverantwortlichen ausgehen, die dem wirtschaftlichen Betrieb einer Profi-Mannschaft entgegenstehen. Darauf soll im nächsten Abschnitt genauer eingegangen werden. 3. Der Verein Der „Idealverein“ unterscheidet sich von anderen institutionellen und rechtlichen Arrangements zunächst dadurch, dass er nicht auf einen wirtschaftlichen, sondern einen ideellen Zweck ausgerichtet ist. Der Betrieb einer Profi-Mannschaft ist ein Geschäftsbetrieb, der dem Nebenzweck der Mittelbeschaffung dienen kann, nicht aber muss. Die in diesem Bereich eingenommenen Mittel stehen weder dem Vorstand noch den Vereinsmitgliedern zu, sondern erhöhen entweder das Vereinsvermögen oder werden in Form eines verbesserten Leistungsangebots durch den Verein an die Mitglieder weitergegeben. „Der Verein ist eine demokratische Mitgliederorganisation“ 19 , deren Mitglieder einen Vorstand zur alleinigen Wahrung ihrer Interessen – sowohl bezüglich des Vereins als Ganzes als auch seiner Neben- Geschäftsbereiche – wählen. Der Vorstand hat in sämtlichen Bereichen des Vereins das Koordinationsrecht, seine Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und sie haften persönlich für die von ihnen getroffenen Entscheidungen. Des Weiteren ist die Mitgliedschaft in einem Verein freiwillig, man kann jederzeit ein- und austreten, jedoch erwirbt man mit dem Eintritt keinerlei Eigentumsrechte am Verein, die beispielsweise in weiterer Folge handelbar wären. Die Profi-Sportabteilung bzw. entsprechende Teilbereiche 20 können für sich alleine 17 Vgl. dazu Heinemann, K. (1995), S. 69-76 18 Heinemann, K. (1995), S. 55 19 Franck, E. (1995), S. 209 20 Als Teilbereiche sind hier etwa die vom SV Salzburg bereits sehr früh - später aber auch vom FC Tirol - vollzogenen Marketing-GmbH Gründungen angesprochen. Diese Gesellschaften unterscheiden sich aber 7
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 genommen durchaus unter der Prämisse der Gewinnerzielung arbeiten, was speziell bei GmbHs (der FC-Tirol hat seit Sommer 2000 eine im Firmenbuch eingetragene Spielbetriebs- GmbH) und Aktiengesellschaften (der SV Salzburg wurde Anfang 2000 von der Salzburger Sport AG übernommen) der Fall sein dürfte. Dem gemeinnützigen Verein als Ganzes kann jedoch nicht unterstellt werden, er verhalte sich wie ein gewinnmaximierender Unternehmer, sondern er agiert unter der Prämisse der Nutzenmaximierung. 21 Als Nutzen im Zusammenhang einer Profi-Fussballmannschaft kann die Minimierung der Ordnungsziffer des Tabellenplatzes 22 definiert werden, wobei dem finanziellen Gleichgewicht als Nebenbedingung eine nicht unwesentliche Rolle zukommt. 3.1. Das Problem fehlender Eigentumsrechte Der Vorstand eines österreichischen Vereins überwacht die im Zuge des Profi-Fussballs anfallenden Einnahmen und Ausgaben, jedoch hat er kein Gewinnaneignungsrecht an sich, sondern ein eventuell entstehender Gewinn steht dem „Idealverein“ zu; für eventuelle Verluste besteht hingegen eine persönliche Haftung durch die Vorstandsmitglieder. Gerade im Zusammenhang mit der Werbewirksamkeit eines Bundesliga-Vereins bietet sich ein ideales Betätigungsfeld für nach Prestige, Ehre, Einfluss, Gestaltungschancen und Aufmerksamkeit strebende Akteure (etwa in der medienwirksamen Funktion des Präsidenten, Managers oder auch eines Vorstandsmitglieds). Diese Akteure werden nun versuchen, die von ihnen gewünschte Selbsterfüllung auf Kosten des Vereins zu finanzieren. Die Kosten dafür werden sozialisiert, es handelt sich also um einen externen Effekt. Eine der tragenden Säulen von Vereinen ist die ideologische Verbundenheit und natürlich auch das Vertrauen (etwa der Mitglieder in die Umsetzung ihrer Interessen durch den Vorstand). Sollte sich die Notwendigkeit der Kontrolle oder Beschränkung des Vorstandes ergeben, ist dies prinzipiell durch die Mitgliederversammlung möglich. Jedoch gilt es zu beachten, dass der für jedes einzelne Mitglied aus der Kontrolle entstehende Nutzen sehr gering ist und noch dazu die Charaktereigenschaften eines Club-Gutes hat, denn die Kontrolle käme auch jenen Vereinsmitgliedern zu Gute, die sich nicht an der Kontrolle beteiligen. Im Gegensatz dazu fallen beispielsweise in amerikanischen Profi-Klubs die Verfügungsrechte (Zugangs-, Nutzungs-, Ertrags-, und Veräusserungsrecht) den Eigentümern zu, wovon Anreize zur effizienten Überwachung (bis zu dem Punkt, wo die Grenzkosten dem insofern von der Spielbetriebs-GmbH als sie einerseits keine umfassenden Möglichkeiten haben auf Vereinsentscheidungen einzuwirken und andererseits auch nicht im Besitz der Spieler-Transferrechte sind. 21 Dies ist in Kontrast zu Mannschaften aus dem angelsächsischen Raum zu sehen, die als Aktiengesellschaften geführt werden, wodurch gewinnmaximierendes Verhalten unterstellt werden kann. 22 Vgl. Büch, M.-P. (1979), S. 448 8
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Grenznutzen der Kontrolle entsprechen) der Klubtätigkeiten ausgehen. 23 Beim „Idealverein“ wird das Nutzungs- und Zugangsrecht bezüglich der Vereinseinrichtungen und –aktivitäten durch die Zahlung des Mitgliedsbeitrag erworben (Club-Gut), ein Ertragsrecht auf der Ebene des Individuums ist allerdings nicht vorgesehen, da einzelne Mitglieder keine Anteile am Verein erhalten. Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich einen Verein zu verkaufen, denn „weder der Vorstand, noch die Mitglieder halten irgendwelche Anteile [...], die sie am Kapitalmarkt liquidieren könnten.“ 24 3.2. Die Konsequenzen von Investitionsentscheidungen Vereine treffen Entscheidungen bezüglich einer Vielzahl von Investitionen, etwa im Bereich der Spieler, der Trainer, der Nachwuchsarbeit oder auch Investitionen in Trainings- beziehungsweise Spielstätten. Von besonderem ökonomischem Interesse ist vor allem der erste Punkt, die Investition in Spieler, auf die im Folgenden genauer eingegangen werden soll. Wenn wir nun unterstellen, dass österreichische Bundesligavereine versuchen den sportlichen Erfolg unter Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts zu maximieren, werden sie eine ständige Erhöhung ihrer Spielstärke anstreben. Dabei ist aber nicht die absolute Spielstärke von Bedeutung, sondern die relative; also die Spielstärke eines Vereins im Vergleich zu seinen Konkurrenten innerhalb der Bundesliga. Verstärkt sich eine Mannschaft durch den Einsatz besserer Produktionsfaktoren und erhöht somit ihre relative Spielstärke, geht die Spielstärke der anderen Mannschaften in der Bundesliga relativ zurück, was eine negative Externalität für die Konkurrenten darstellt. Weiters ist zu beachten, dass die relative Spielstärke ein Outputaspekt ist, dessen Einfluss auf die Erlöse eines Vereins sehr erheblich ist, wodurch die Folgen des externen Effektes weitreichender sind als oft vermutet wird. 25 Bei Vorliegen negativer externer Effekte wird sich ein einzelner Verein verstärken, bis die privaten Grenzkosten dem privaten Grenzerlös aus einer Verstärkung entsprechen, wobei dies zu einem ineffizient hohen Spielstärkeniveau führt 26 . Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass die sozialen Verstärkungskosten nicht berücksichtigt werden, die von den anderen Vereinen getragen werden müssen, da sich „ein Klub, der einen anderen überholt, [...] selber 23 Vgl. Franck, E. (1995), S. 207-212 24 Franck, E. (1995), S.209 25 Vgl. Franck, E. (1995), S. 150-151. Szymanski und Kypers (1999) zeigen anhand ihrer Untersuchungen den Zusammenhang zwischen Einnahmen, Ausgaben und Ligaposition, wenn sie auch davon ausgehen, dass Erfolg käuflich ist, indem Mehrausgaben automatisch zu Positionsverbesserungen führen und diese Mehreinnahmen zur Folge haben. Diese Kausalverknüpfung wäre allerdings auch in etwas anderer Form denkbar. 26 In der Literatur wird in diesem Zusammenhang auch von einem ineffizienten „Rattenrennen“ gesprochen. Vgl. zu diesem Begriff Akerlof, G. (1976), S. 599-617 sowie Franck und Müller (2000). 9
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 so einen grösseren Erlösanteil [sichert], [...] aber keinen Anlass [hat], die so verursachten Erlöseinbussen [...] der überholten [Vereine] in seinem privaten Kalkül zu berücksichtigen.“ 27 Negative Externalitäten sind auch mit einem einseitig entschiedenen Rückzug eines oder mehrerer Vereine aus dem „Meisterschaftsrennen“ verbunden, denn dieser hat Einnahmen- ausfälle bei den übrigen in einer Liga vertretenen Vereinen zur Folge, die zumeist aufgrund der finanziellen Situation der ausscheidenden Vereine nicht kompensiert werden können. Auch der Kauf oder Verkauf eines sogenannten Starspielers hat Externalitäten zur Folge; wird ein Spieler dieser Kategorie beispielsweise in der Wintersaison von einem Verein verkauft, wird das Interesse des Publikums nicht nur bei den Heim- sondern auch bei Auswärtsspielen zurückgehen, wodurch es zu Mindereinnahmen für die jeweiligen ausrichtenden Heimmannschaften kommt. Umgekehrt verhält es sich beim Kauf eines derartigen Spielers; in diesem Fall ist davon auszugehen, dass das Zuschauerinteresse aufgrund der Teilnahme eines Ausnahmeathleten steigen wird und die jeweiligen Heimmannschaften höhere Einnahmen erzielen können, was einem positiven externen Effekt entspricht. Diese ceteris-paribus Analyse lässt aber zunächst ausser Acht, dass durch das Engagement eines herausragenden Spielers als Produktionsfaktor eine Veränderung der Tabellenposition28 möglich ist, die sich verstärkende Mannschaft also beispielsweise die Qualifikation für einen europäischen Klubbewerb schaffen kann. Man kann erwarten, dass davon ein Anreiz ausgeht eine Mannschaft zu verstärken, auch wenn die Erträge aus der Verstärkung teilweise innerhalb der Liga sozialisiert werden. Auch bieten die, aus Teilnahmen an europäischen Bewerben, fliessenden Gelder die Möglichkeit einen Teil der entstehenden positiven externen Effekte zu internalisieren. 29 Rosen und Sanderson zweifeln diese Form der Internalisierung an und verweisen darauf, dass im Falle der Verpflichtung eines Starspielers mitunter auch negative Externalitäten für die gegnerischen Vereine innerhalb einer Liga entstehen können30 , worauf in weiterer Folge im Zusammenhang der Rangexternalitäten noch genauer eingegangen wird. Eine weitere potentielle Quelle für Externalitäten liegt in der gemeinschaftlichen Produktion des Gutes „Meisterschaftsunterhaltung“ durch Vereine und die Bundesliga; daraus ergibt sich, 27 Franck, E.: „Zur Organisation von Sportligen – Übersehene ökonomische Argumente jenseits von Marktmacht und Kollusion.“ In: Die Betriebswirtschaft 60, 1999, Heft 4, S. 541 28 Vgl. dazu die Ausführungen von Szymanski und Kuypers (1999) über den Zusammenhang zwischen der Präsenz eines einzigartigen Produktionsfaktors, der einen Wettbewerbsvorteil begründet, und der Tabellenposition sowie den Einnahmen. S. 204-244 29 Vgl. Büch, M.-P. (1979), S. 449 30 Nach der Ansicht von Rosen und Sanderson (2000) müssen die anderen Vereine nun eine defensive Strategie einschlagen, um ihre relative Tabellenposition zu halten, was zu erheblichen Kosten ihrerseits führt. 10
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 dass einzelne Vereine durch ihre Handlungen31 den Ruf der Bundesliga beträchtlich beeinflussen und „weil jeder Klub, der Beiträge zur Wahrung der Integrität, zum Markenschutz der Liga und zur Normierung leistet, im wesentlichen einen [...] [positiven] externen Effekt für die anderen erzeugt [...]“ 32 besteht in diesem Bereich die Gefahr von Unterproduktion. Auf Vereinsebene ist im Leistungserstellungsprozess, der wie schon eingangs erwähnt ein gemeinschaftlicher Produktionsprozess der einzelnen Teammitglieder im Zusammenspiel mit einem gegnerischen Team ist, ein ähnlich gelagertes Problem zu erkennen. Bei diesem gemeinschaftlichen Produktionsprozess ist es nicht oder nur sehr schwer möglich die Beiträge jedes einzelnen Akteurs zu messen, wodurch es für einen Spieler durchaus rational ist, seinen Arbeitseinsatz zu verringern, denn so fällt ihm der Nutzen aus der Leistungsverminderung in voller Höhe zu, wogegen er die dadurch entstehenden Kosten auf seine Mannschaftskollegen sozialisieren kann. 33 Nach dem Wegfall der Ablösesumme nach Vertragsablauf im Zuge des Bosman-Urteils 34 , konnte man sich in Österreich nach langen Verhandlungen auf eine - nach Alter und Leistungsnachweis abgestufte - Ausbildungsentschädigung für Amateur- bzw. Nachwuchs- spieler35 einigen. Dies stellt einen ersten Schritt dar, externe Effekte im Bereich der Spielerausbildung zu internalisieren, denn die Qualität der einem Verein zur Verfügung stehenden Produktionsfaktoren ist nicht exogen vorgegeben; vielmehr wird sie wesentlich durch Selektion und Training beeinflusst. Dabei entsteht aber das Problem, dass die im Training erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten im motorischen, taktischen und technischen Bereich nur teilweise vereinsspezifisch sind und vom Spieler zu jedem anderen Verein mitgenommen werden können. Sollte ein Spieler nach genossener Ausbildung den Verein verlassen, kommt es also zu einem Spillover von Humankapital, dessen Internalisierung etwa durch eine entsprechende Zahlung an den ausbildenden Verein möglich ist. 31 An dieser Stelle sei exemplarisch nur etwa das Ausscheiden aus dem „Meisterschaftsrennen“ aufgrund ungenügender finanzieller Basis, Absprachen über den Ausgang von Spielen, oder auch die Verflechtung von verschiedenen Meisterschaftsteilnehmern über Sponsoren als Beispiele für Ursachen negativer Externalitäten erwähnt. 32 Franck, E. (1999), S. 535 33 Vgl. Franck, E. (1999), S. 533-534 34 Urteil vom 15.12.1995 (Aktenzahl: C-415/93) betreffend den Königlichen Belgischen Fussballverband und Jean-Marc Bosman. In: Rec.1995 des Europäischen Gerichtshofes, p.I-4921. 35 Vgl. Regulativ für die dem ÖFB angehörigen Vereine und Spieler. Beschluss des Bundesvorstandes vom 25.2.2000, gültig ab 1.6.2000 11
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 4. Die Liga Der österreichischen Bundesliga kommt als Veranstalter der österreichischen Vereins- meisterschaft, neben einer Koordinations- und Kontrollfunktion, auch eine Regulierungs- funktion zu, die unter anderem auch die Aufgabe enthält, ein möglichst ähnliches Leistungsniveau unter den teilnehmenden Vereinen zu gewährleisten. Dass diese Aufgabe von der Bundesliga wahrgenommen wird, ist deshalb sinnvoll, da für die einzelnen Vereine der Spannungsgrad 36 einer Meisterschaft ein öffentliches Gut darstellt, zu dessen Erstellung sie keinen Anreiz haben einen Beitrag zu leisten. Dem Spannungsgrad eines Positionswettbewerbes kommt eine bedeutende Rolle zu, denn die Spannung ist „die zentrale marktrelevante Eigenschaft des Konumgutes `Wettkampfspiel´“ 37 . Daraus ergibt sich, dass die Nachfrage nach dem Gut „Meisterschaftsunterhaltung“ umso grösser sein wird, je höher die erwartete Qualität des Outputs und je unsicherer der Ausgang eines Spieles ist. 38 4.1. Anreize zur Kontrolle Das oben auf Vereinsebene angesprochene Kontrollproblem stellt sich analog auf der Ebene der österreichischen Bundesliga als Veranstalter der nationalen Vereinsmeisterschaft. Nachdem hier seitens der Bundesligafunktionäre Informationslücken bezüglich der Tätigkeiten der einzelnen Vereine bestehen, wird es auch in diesem Fall auf seiten der Ligafunktionäre zu Trittbrettfahrerverhalten kommen, da die Wirkungen eventuell implementierbarer Informations- und Kontrollinstrumente gleichfalls für jene Funktionäre vorteilhaft sind, die sich nicht an deren Umsetzung beteiligen. Eine sich daraus ergebende Konsequenz, ist die Tatsache, dass immer wieder Lizenzierungen von Vereinen durch den Senat 5 der Bundesliga erteilt werden, deren wirtschaftliche Leistungsfähigkeit stark in Zweifel stehen. Was dabei aber oft vernachlässigt wird, ist das Zusammenspiel zwischen dem Ruf einer Liga und den teilnehmenden Vereinen. Ist etwa die Bundesliga für eine spannende, hochwertige und glaubwürdige Meisterschaft bekannt, so wirkt sich dies – ceteris paribus – positiv auf die Bundesliga-Vereine aus und deshalb muss es ein Anliegen der Liga (aber auch der Vereine) sein, die Integrität der Meisterschaft sicherzustellen. 36 In der Literatur wird unter Spannungsgrad einer Meisterschaft die Ausgeglichenheit der einzelnen Spiele und die damit verbundene Unsicherheit des Ausganges, aber auch die Punkteabstände zwischen den Mannschaften in der Tabelle verstanden. 37 Frick, B.: „Kollektivgutproblematik und externe Effekte im professionellen Team-Sport“ In: Horch, D. (Hrsg.): Professionalisierung im Sportmanagement, S. 145 12
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 4.2. Spielstärkenausweitung und die Gefahr von „Rattenrennen“ Oben wurde auch gezeigt, dass es für einen einzelnen Verein aus seiner individuellen Sicht durchaus rational ist in zusätzliche Spielstärke zu investieren, um seine Siegwahrscheinlichkeit erhöhen und so die Ordnungsziffer seines Tabellenplatzes reduzieren zu können. Auf Liga-Ebene führen solche individuell rationalen Entscheidungen allerdings zu kollektiver Irrationalität, denn der sich verstärkende Klub wird – im Verhältnis zur Konkurrenz – stärker. Die Konkurrenten innerhalb der Liga werden relativ schwächer, was als Rangexternalität39 bezeichnet wird. Ein Überholmanöver hat einerseits sportliche Konsquenzen für die anderen an einer Meisterschaft teilnehmenden Mannschaften (sie werden weniger Erfolg haben), andererseits wird auch deren finanzielle Situation verändert (die Gewinnaussichten werden sich verschlechtern). Die bisher dargestellten Effekte sind unabhängig von den konkreten Ligaregelungen zu sehen, in Österreich ist allerdings zu vermuten, dass die Gefahr eines ökonomisch ineffizient hohen Ressourceneinsatzniveaus in besonderem Masse besteht. Die Gründe dafür sind zunächst im (abhängig vom Tabellenplatz) stark unterschiedlichen Erlöspotential im österreichischen Profi-Fussball zu suchen. In der österreichischen Bundesliga können eigentlich für bessere Mannschaften nur die ersten drei (bis maximal vier) Plätze vom finanziellen Standpunkt her interessant sein, da hiermit die Qualifikation für einen internationalen Bewerb im nächsten Jahr erreicht wird und durch Erfolge entsprechende Einnahmen möglich sind; für Abstiegskandidaten bietet ein Platz oberhalb der Abstiegszone einen Erlössprung. Die „Verlockung des Jackpots“ – also das Erreichen jener Plätze mit entsprechenden Einnahmenaussichten - ist so gross, dass bei den Vereinsverantwortlichen der Vereine alles Erdenkliche unternommen wird, die jeweiligen erstrebenswerten Erlössprünge zu erreichen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn nur das Erreichen einer bestimmten Plazierung für die getätigten Investitionen (beispielsweise in die Mannschaft) werterhaltend ist. In diesem Fall „werden [die Clubverantwortlichen] durch die Situationslogik dazu verleitet, den ökonomischen Wert der Altinvestitionen zumindest teilweise `zu retten`, indem sie `koste es was es wolle` in dem eskalierenden Rennen um den anvisierten Rang bleiben und die Risikobereitschaft erhöhen.“ 40 38 Gärtner und Pommerehne (1984) zeigen anhand einer Untersuchung der Nachfrage nach Spielen des Hamburger SV, dass fast zwei Drittel der Varianz der Zuschauerzahlen allein durch die Tabellenposition der beiden Mannschaften und den Ruf der Gastmannschaft erklärt werden. 39 Vgl. Franck, E. (1995), S. 150 ff. 40 Franck, E.; Müller, J.C.: „Kapitalgesellschaften im bezahlten Fussball – Einige in der Umwandlungs- diskussion meist übersehene verfügungsökonomische Argumente.“ In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Ergänzungsheft 2/1998, S. 131 13
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Ein weiterer Grund für die Gefahr von Hyperinvestition sind die institutionellen Rahmenbedingungen bei den Vereinen. Wenn man einen „Idealverein“ unterstellt, also Gewinnabsicht explizit ausschliesst, ist davon auszugehen, dass Einnahmenüberschüsse für die Akquisition zusätzlicher Spielstärke verwendet werden. Es liegt somit die Vermutung nahe, dass in Ligen, deren teilnehmende Mannschaften in Vereinsform geführt werden, ohne entsprechend regulierende Eingriffe durch die Bundesliga, die Gefahr eines ineffizient hohen Spielstärkenniveaus besonders gross ist, da die Spirale aus Überholmanövern und Kontern durch die institutionellen Rahmenbedingungen immer von Neuem angeheizt wird 41 - es kommt zu einem ökonomisch ineffizienten „Rattenrennen“. Sollte sich eine Mannschaft nachhaltig vom Rest der Liga absetzen und über längere Zeit eine Führungsposition einnehmen, wie dies in Österreich in der Vergangenheit durch verschiedene Vereine zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder in Ansätzen der Fall war (Rapid Wien, Austria Wien, Tirol und Sturm Graz) 42 , kommt es zu einer weiteren Form eines externen Effekts - der sogenannten Dominanzexternalität43 . Damit ist gemeint, dass im Rahmen eines sportlichen Wettkampfes, unabhängig davon ob als Liga oder Serie organisiert, eine Mannschaft oder einzelne Sportler sich von der Konkurrenz absetzen. Dadurch kommt es zu einer Reduktion des Spannungsgrades, einem damit einher gehenden Zuschauerrückgang und letztlich zu wesentlich schlechteren Erlös- und Gewinnaussichten für die unterlegenen Kontrahenten. 4.3. Instrumente zur Vermeidung von „Rattenrennen“ Um Hyperinvestition und somit „Rattenrennen“, aber auch eine Reduktion des Spannungsgrades zu verhindern stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, deren Gemeinsamkeit darin liegt, dass sie eine Finanzmittel – von finanziell gut ausgestatteten zu finanzschwachen Vereinen - umverteilen. Umverteilung ist deshalb notwendig, weil die Spielstärke der an einer Meisterschaft teilnehmenden Mannschaften aufgrund einer Vielzahl von Faktoren (Stadion, Spieler- und Zuschauer-potential, Betreuer, technische und finanzielle Ressourcen) divergieren kann, was einem möglichst ausgeglichenen Wettkampf entgegensteht. Das erste zur Verfügung stehende Instrument ist ein direkter Transfer von stärkeren Vereinen zu schwächeren; ähnlich einem horizontalen Finanzausgleich, würden in diesem Fall Top-Mannschaften Zahlungen an ressourcen-schwache Mannschaften leisten. 41 Vgl. Franck, E; Müller, J.C. (1998), S. 127 f. 42 In Österreich mag dies ein temporäres Phänomen ohne schwerwiegende Konsequenzen sein, es gibt jedoch Profiligen – wie etwa die Niederländische – die seit jeher durch eine sehr starke Konzentration gekennzeichnet sind. Vgl. dazu Koning, R. H.: „Competitive Balance in Dutch Soccer.“ SOM Research Report 99B04, 1999 43 Vgl. Franck, E.(1995), S. 154 14
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Diese Art der Umverteilung findet in Österreich - zumindest in dieser direkten Form - nicht statt, wenn auch durch die Bundeliga vereinnahmte Gelder (Einrittskartenanteile) so ausgeschüttet werden, dass von ihnen eine gewisse redistributive Wirkung ausgeht. Eine zweite Möglichkeit der Umverteilung besteht darin, dass die Bundesliga die durch sie vereinnahmten Werbegelder entsprechend der inversen Meisterschaftsergebnisse – schlechter abschneidende Mannschaften würden dementsprechend mehr vom „Kuchen“ bekommen – verteilt, was einem vertikalen Finanzausgleich mit horizontaler Wirkung gleichkäme. Ähnliches gilt auch für die von der Bundesliga verkauften Übertragungsrechte. Durch die österreichische Bundesliga vereinnahmte und grossteils wieder an die Vereine ausbezahlte Gelder von Liga-Sponsoren mögen noch ein gewisses Mass an Umverteilung bewirken; bei den Fernsehgeldern jedoch gibt es für jeden Verein einen Sockelbetrag und eine übertragungsabhängige Prämie. In diesem Fall darf sowohl eine Umverteilungswirkung zu Gunsten schwacher Vereine als auch eine produktionsdämpfende Wirkung bezweifelt werden, denn es wird sogar ein Anreiz zur Verstärkung der Mannschaft gesetzt, zumindest bis zu dem Punkt, wo die Grenzkosten gleich dem erwarteten Grenznutzen der Verstärkung (häufigere Übertragung und den damit verbundenen Vorteilen wie Prämien und Medienpräsenz) sind. Abschliessend sei noch auf die Möglichkeit einer Teilung der Eintrittsgelder nach unterschiedlichen Schlüsseln als Ausgleichs- und Investitionsdämpfungsinstrument verwiesen. Dieses in den USA weit verbreitete Instrumentarium wird in Österreich lediglich im Cup-Bewerb angewandt und dürfte eine dementsprechend untergeordnete Rolle spielen. Darüber hinaus bestehen noch weitere Möglichkeiten, Überproduktion zu beschränken und Spannung sicherzustellen; diese kommen allerdings in Österreich gar nicht zur Anwendung. Damit sind in erster Linie Instrumente wie Talentverteilung nach dem IOP-Prinzip 44 , Gehalts- oder Gehaltssummenobergrenzen, wie sie beispielsweise in amerikanischen Profiligen angewandt werden, angespochen. Im Zusammenhang ist allerdings darauf hinzuweisen, dass Franck (1999) für die deutsche Bundesliga die institutionellen Voraussetzungen (etwa gewinnorientierte Klubs als Entscheidungseinheit) für die Wirksamkeit dieser Instrumente als nicht erfüllt ansieht. Weiters bezweifelt er, dass etwa die in Deutschland implementierte Produktionsdämpfungs- und Umverteilungsmassnahme, die paritätische Teilung der Fernseheinnahmen, Wirkung hat. Der Grund dafür liegt in der Nutzenmaximierung der Vereinsvorstände, die diese Fernsehgelder als Subvention auffassen und damit ihr 44 IOP-Prinzip (inverse order picking) bedeutet, dass Nachwuchsamateure, die direkt von den College-Klubs kommen, von Profimannschaften unter Vertrag genommen werden können, wobei der in der Vorsaison letztplazierte Verein als erster das Wahlrecht besitzt. 15
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Einkaufsbudget maximieren, was dem Sinn einer Produktionsdämpfungsmassnahme diametral entgegen läuft. Es zeigt sich, dass es prinzipiell durchaus Instrumente zur Internalisierung von Rangexternalitäten und zur Vermeidung bzw. Verringerung von ökonomisch ineffizienten Rattenrennen gibt, diese aber in Österreich nicht oder nur in geringem Ausmass eingesetzt werden, sie aber unter den bestehenden Rahmenbedingungen die ihnen zugedachte Wirkung auch gar nicht freisetzen können. Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass - zum einen durch die institutionellen Rahmenbedingungen, zum anderen durch die halbherzige Implementierung von Umverteilungmassnahmen – die Gefahr ruinöser Rüstungswettläufe in der österreichischen Bundesliga besonders gross ist. Auch legen die intensiven Bemühungen amerikanischer Profiligen Hyperinvestition zu bekämpfen die Vermutung nahe, dass übermässige Spielstärkenproduktion in Amerika ein Problem war. Die zaghaften Ansätze in Österreich einen ähnlichen Weg zu gehen, lassen erahnen, dass Überproduktion hierzulande immer noch ein Problem sein dürfte. 45 5. Externalitäten und öffentliche Güter im Zusammenhang mit anderen ökonomischen Akteuren Alleine die Existenz eines Bundesliga-Vereins, aber auch dessen Investitionsentscheidungen können zu erheblichen externen Effekten führen, die nicht auf einen speziellen Verein oder seine Mitbewerber, sondern auf Akteure ausserhalb der Bundesliga, wirken. Die Funktionäre eines Fussballvereins werden ihre Investitionsentscheidungen auf Basis der erwarteten Kosten und Erträge treffen und bis zu jenem Punkt investieren, wo die privaten erwarteten Grenzkosten den privaten erwarteten Grenzerlösen entsprechen. Diese einzelwirtschaftliche Kalkulation bleibt aber unvollständig, denn es wird dabei nicht berücksichtigt, dass Entscheidungen der Vereinsverantwortlichen auch Auswirkungen auf andere ökonomische Akteure haben. So hat beispielsweise die Lage des Innsbrucker Tivoli-Stadions (bzw. dessen Nachfolgebaus) gezeigt, dass die Anreise der Zuseher zu einem Bundesligaspiel zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen und Lärmbelästigungen (zumindest in der unmittelbaren Umgebung des Stadions) führen kann. Sollte es - wie in Innsbruck der Fall - durch Nachfragespitzen zu Kapazitätsproblemen bei der Infrastruktur kommen, besteht seitens der verantwortlichen Gebietskörperschaft (beispielsweise die Stadt Innsbruck) die Notwendigkeit Infrastrukturverbesserungen vorzunehmen, um dem vermehrten Verkehrs- 45 Hier ist das Engagement von Frank Stronach bei der Wiener Austria, der mit enormem finanziellem Aufwand versucht die Mannschaft zu verstärken, um internationale Bewerbe zu erreichen, beispielhaft aus der jüngsten Zeit zu erwähnen. 16
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 aufkommen gerecht werden zu können. Die aufgrund einer Bundesligamannschaft bzw. ihrer Spiele anreisenden Fans werden auch durch diverse Konsumausgaben – etwa für Zubringerdienste, Parkmöglichkeiten, Sport- und Fanartikel, Verköstigung, eventuell Unterbringung – nachfrageseitige Effekte auslösen. Die durch den Konsum verausgabten Gelder erhöhen die Einnahme- und Verdienstmöglichkeiten der regionalen Geschäfte, aber auch das lokale Steueraufkommen. Auch können sich aus dem Betrieb einer Profi-Mannschaft Effekte bezüglich der lokalen oder regionalen Identifikation, der Motivation der Arbeitskräfte oder auch der Gesundheit durch Vorbildwirkungen ergeben. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch die Image- und Werbewirksamkeit einer Bundesligamannschaft für eine Stadt/Region, die von Liveübertragungen und sonstiger medialer Präsenz getragen wird. Auf diese, hier stark verkürzt dargelegten, Zusammenhänge wird nun im Detail eingegangen. 5.1. Tangible Effekte Die Profi-Sportabteilung eines österreichischen Bundesliga-Vereins kann als Unternehmen mittlerer Grösse angesehen werden, das Dienstleistungen im Freizeitsektor auf einer regionalen, teils überregionalen und mitunter auch nationalen Ebene bereitstellt, ihrerseits aber auch Güter und Dienstleistungen nachfragt. Für eine Stadt oder eine Region setzen die Vereinsaktivitäten verschiedene nachfrageseitige Impulse. Hierbei ist anzumerken, dass die absolute Bedeutung dieser Impulse durch in Österreich vergleichsweise kleine Vereine und geringes Zuschauerpotential eher gering ist; ihre relative Bedeutung – gerade für Landeshauptstädte wie Graz, Innsbruck und Salzburg, aber auch regionale Zentren wie Ried – darf hingegen nicht unterschätzt werden: 46 • Um Dienstleistungen bereitstellen zu können, brauchen die Bundesligisten Mitarbeiter - vor allem einmal Spieler, Trainer, Personen im Management oder in der Organisation der Spiele - die für ihre Tätigkeit zumeist entlohnt werden müssen. Die laufenden Ausgaben der Vereine schaffen Einkommen, das vor allem in der Region ausgegeben wird und somit die Nachfrage erhöht. • Bundesliga-Klubs tätigen Investitionen, etwa in Humankapital, und benützen (bzw. investieren in – wenn auch eher selten) Realkapital (Stadion, Trainings-stätten). Unabhängig davon, ob nun die Errichtung und Erhaltung dieser Anlagen in der Verantwortung der öffentlichen Hand oder des Vereins liegt, wird die Nachfrage nach 46 Vgl. Hamm, R.: „Regional Economic Effects of a Major League Soccer Club.“ Paper E-16, Regional Science Association, 37th European Congress, Rome, 1997 17
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 entsprechend notwendigen Vorleistungen zu positiven Einkommens- und Beschäftigungs- effekten in der entsprechenden Region führen. • Ein erfolgreicher Fussball-Klub mit seinen (teilweise mehrmals) wöchentlich statt- findenden Spielen zieht Besucher - teils aus entfernten Regionen - an. Wenn Besucher nun im Zuge ihres Aufenthaltes Geld ausgeben, das sie sonst nicht ausgegeben hätten, geht vom Fussball-Verein ein positiver externer Effekt für die betroffene Region aus. Davon sind erster Linie der Sport- und Fanartikelhandel, anliegende Geschäfte und Verkaufsstände, die Gastronomie, Transportunternehmen, Reiseveranstalter im weitesten Sinn, Parkhäuser sowie verschiedene in der Region befindliche Erholungseinrichtungen betroffen. Damit im Weiteren zusammenhängend ist auch das regionale Steueraufkommen, denn durch die oben angeführten ökonomischen Aktivitäten werden nicht nur die Ausgaben erhöht, sondern auch unmittelbar die Steuereinnahmen der (abhängig von der Zuteilung der Steuerquellen) relevanten gebietskörperschaftlichen Ebene 47 . Im Kontext gilt es aber auch zu beachten, dass die Existenz eines Bundesligavereins mit Belastungen für das Gemeindebudget verbunden ist (Stadionbau und –erhaltung, diverse Förderungen und notwendige Infrastruktur-verbesserungen im Bereich der Anfahrts- und Parkmöglichkeiten sowie den damit verbundenen Opportunitätskosten der alternativen Landnutzung). • Unabhängig von unmittelbaren (Miss)Erfolgen geben Fussballvereine im Allgemeinen und Bundesligisten im Speziellen den diversen Medien wertvollen Berichterstattungsstoff, etwa in der Möglichkeit über Spiele zu berichten, diese zu kommentieren und Tabellenstände wiederzugeben sowie dazwischen vielbeachtete Werbung zu plazieren; somit stellt das von den Vereinen produzierte Gut „Unterhaltung“ eine wesentliche Grundlage für die Verkaufs- und Werbeerlöse der verschiedenen, über den Team-Sport berichtenden, Medien dar. Im Falle der Fernsehberichterstattung kann man davon ausgehen, dass entstehende Externalitäten grossteils durch den Verkauf der Übertragungs- und Verwertungsrechte internalisiert werden. Bei den Printmedien ist mit einer ähnlichen Internalisierung nicht zu rechnen, da sie für das Recht der Berichterstattung nichts bezahlen müssen. Zusätzlich gilt es in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen, dass Medienberichte Einfluss auf die Besucherzahlen und damit die Einnahmen der Vereine haben. 47 Eine entsprechende Untersuchung über die Auswirkungen eines Bundesliga-Klubs auf die ihn beherbergende Gemeinde/Stadt wird gerade am Beispiel des FC Tirol in unserem Haus durchgeführt, allerdings stehen zur Zeit noch keine Ergebnisse zur Verfügung. 18
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 5.2. Intangible Effekte Mit dem Betrieb einer Profi-Fussball Mannschaft sind auch verschiedene Externalitäten verbunden, deren Ausmass nicht quantifzierbar ist, nichtsdestotrotz dürfen sie weder vergessen noch unterbewertet werden. • Damit ist zunächst einmal angesprochen, dass im Zuge der österreichischen Meisterschaft nicht nur der Meister, sondern auch die Teilnehmer an internationalen Bewerben - wie Champions-League und UEFA-Cup - für die nächste Saison ermittelt werden. Wenn auch die Teilnahme österreichischer Mannschaften an internationalen Bewerben nur selten von Erfolg gekrönt ist, so stellt sie dennoch die einzige Möglichkeit dar, sich mit renommierten Klub-Mannschaften aus dem europäischen Spitzenfeld zu messen und durch diese Spiele die Einnahmen zu erhöhen. Die Einnahmen aus erfolgreichen Europa- Cup Bewerben können recht beträchtlich sein und Gratton (1985) zeigt auch, dass Erfolge von Vereinen auf internationaler Ebene positive spinn-offs auf das Zuschauerinteresse bei nationalen Spielen haben. 48 Dabei kann Erfolgen auf der internationalen Bühne die Charaktereigenschaft eines öffentlichen Gutes zugesprochen werden, denn auch Spieler und Mannschaften, die nichts zum Erreichen eines Erfolges beitragen, werden durch ihn profitieren. Internationale Erfolge und ihre Eigenschaften eines öffentlichen Gutes haben eine Parallele auf lokaler Ebene, denn das sportliche Abschneiden einer Profi-Mannschaft beeinflusst eine ganze Region in vielfacher Hinsicht. Gratton und Lisewski (1981) bezeichnen deshalb den Erfolg eines Klubs als ein regionales öffentliches Gut. Wenn man aber von einer starken regionalen Verwurzelung der österreichischen Bundesligavereine ausgeht und die Identifikation der jeweiligen Bevölkerung mit „ihrem Verein“ beachtet, kann alleine die Existenz eines Fussballvereins – und nicht nur sein Erfolg – als öffentliches Gut angesehen werden. Des Weiteren kann davon ausgegangen werden, dass die Existenz eines Bundesliga-Klubs (und speziell sein Erfolg) eine soziale Komponente beinhaltet, da er das regionale Selbstbewußtsein stärkt, das lokale oder nationale Prestige hebt und auch die Motivation der Bürger (speziell der treuen Fans) beeinflußt. 49 • Der Existenz eines erfolgreichen Fussball-Klubs kann auch unterstellt werden, dass von den einzelnen Spielern bzw. der ganzen Mannschaft eine Vorbildfunktion ausgeht, die 48 Gratton (1985) dehnt seine Ausführungen auch auf die englische Nationalmannschaft aus, deren Erfolg bei der Weltmeisterschaft 1966 den langfristigen Abwärtstrend bei den Zuschauerzahlen zumindest kurzzeitig unterbrechen konnte und er mutmaßt, dass der Erfolg einer Liga vom internationalen Erfolg der teilnehmenden Mannschaften abhängt, vor allem von der Nationalmannschaft. 49 Derrick und McRoy (1973) stellten nach Sunderlands Cup-Sieg Einflüsse auf den Regionalstolz, eine Erhöhung der Produktivität, verbesserte Pünktlichkeit und geringere Abwesenheit der Arbeitnehmer, sowie positive Effekte bei Geschäften und Büros fest. 19
Institute of Public Economics Discussion Paper 2000/9 Anreize zur Sport- bzw. Fussball-Ausübung setzt; man kann somit einen Zusammenhang zwischen Bundesliga-Vereinen und dem Wohlbefinden bzw. der Gesundheit der Menschen in einer Region herstellen. • Der Zustrom von Stadionbesuchern hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die natürliche Umwelt. So kommt es im Rahmen der An- und Abreise zu Luftverschmutzung, Lärmbelästigung, aber auch höherer Unfallhäufigkeit - insbesondere in der Umgebung des Stadions. Weiters ist mit Überfüllungserscheinungen (Wartezeiten, Staus) bei der vorhandenen Infrastruktur durch die Austragung von Bundesligaspielen zu rechnen. Mögliche Ausschreitungen und die damit einher gehenden Sicherheitsrisiken sowie die verstärkte Verkehrs- und Lärmbelastung werden dazu führen, dass die Gebiete um das Stadion an Attraktivität verlieren, Mieter und Eigentümer die Gegend verlassen (Verdrängungseffekte) wodurch die Miet- sowie Grundstückspreise fallen werden. Die angesprochenen negativen Effekte werden dann umso grösser sein, je weiter sich das Stadion in dicht verbautem Wohngebiet (wie beispielsweise in Innsbruck oder Salzburg der Fall) befindet. In derartigen Gegenden kommt noch hinzu, dass Land eine derart knappe Ressource ist, dass gross-dimensionierte Parkräume (selbst durch den Bau von Tiefgaragen) nicht bereitgestellt werden können. Verdrängungseffekte ganz anderer Art können sich durch die von der Bundesliga veranstaltete Meisterschaft oder den Erfolg eines einzelnen Vereins ergeben; beispielsweise kann die Medienberichtersattung über diesen Sportbereich so ausgeweitet werden, dass die mediale Präsenz anderer Sportarten eingeschränkt werden muss. Die so entstehenden negativen Externalitäten haben – gerade für Randsportarten - oft schwerwiegende Konsequenzen, da die Sponsorenfindung und damit verbunden die Vereinsfinanzierung erheblich erschwert wird. Ein ähnliches Problem stellt ein überdurchschnittlich gutes Abschneiden eines Fussball-Vereins für andere, in einer Region beheimatete, Vereine und Sportarten dar. Auch in diesem Fall werden vom Fussball-Verein negative Externalitäten ausgehen, da von anderen Sportveranstaltungen Zuseher abgezogen werden und sich damit deren Zuseherpotential wie auch ihre Verhandlungsposition gegenüber Sponsoren verschlechtern. • Strukturelle und institutionelle Voraussetzungen bei den österreichischen Bundesliga- Vereinen haben dazu geführt, dass viele teils hoch verschuldet sind und die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes oft nur durch Mäzenatentum und diverse Unterstützungen seitens der öffentlichen Hand sichergestellt werden kann. An Länder und Gemeinden werden im Zuge dessen immer wieder Forderungen nach Subventionen, Haftungserklärungen sowie Mieterlässen für verschiedenste Trainings- und Spielstätten 20
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