Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940-1945 Ausstellung - Dr. Hans Schafranek 2021 - VHS
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Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Ausstellung D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Einleitung · Te i l 1 D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 1 Nationale Mythen vs. historische Tatsachen Anteil und Tätigkeiten der ÖsterreicherInnen Main d´Oeuvre Immigré und Travail Allemand Politische Mythen er weisen sich mitunter als Auch Hunderte Österreicher und Österreicherin Als wichtigstes Sammelbecken des Widerstandes außerordentlich zäh, langlebig und wirkmächtig. nen fanden sich in den Reihen der Résistance, von Immigranten und Flüchtlingen aus ganz Eu- In Österreich erschütterte die Waldheim-Debatte wobei als Ergebnis jüngster Forschungen beson ropa fungierte die in 17 Sprachgruppen geglie- (1986/87) die bis dahin staatstragende These von ders zwei Aspekte bemerkenswert erscheinen: derte MOI (Main d´Oeuvre Immigré). Österreich als »erstem Opfer des Nationalsozia Der weib liche Anteil lag mit schätzungsweise Der deutschsprachige Teil der MOI trat unter der lismus« bis in die Grundfesten. Um dieselbe Zeit 25 Prozent signifikant höher als in Österreich (10 Bezeichnung Travail Allemand (TA) auf. An der geriet, hierzulande weitestgehend unbemerkt, in bis 15 Prozent). In noch weitaus höherem Maße Spitze des TA stand ein Dreierkopf, bestehend aus Frankreich ein anderes mythenumranktes Nar waren ÖsterreicherInnen mit jüdischen Wurzeln Franz Marek (Kommunistische Partei Österreichs), rativ ins Wanken, nämlich die bis dahin kaum an der Résistance beteiligt. Wahrscheinlich betrug Otto Niebergall (Kommunistische Partei Deutsch- hinterfragte Vorstellung eines nationalen, patrio ihr Anteil mindestens 70 Prozent. lands) und Artur London (Kommunistische Partei tischen, autochthonen Charakters des französi Vereinzelt oder gruppenweise agierten Österreiche der Tschechoslowakei). schen Widerstandes gegen die deutsche Besat rInnen in den verschiedensten Tätigkeitsfeldern des zungsmacht im Zweiten Weltkrieg. Unterhalb des Leitungsgremiums des Travail Alle Widerstandes. Etwa bei den zumeist kommunis- mand agierten die »Inter«, eine Abkürzung für Tatsächlich war die französische Résistance in vie- tisch dominierten Partisanenverbänden (FTP, FTP/ Interregionale oder Interdepartementale Instruk len Bereichen transnational. In besonders hohem MOI) oder im sogenannten »Rettungswiderstand« teure. Die »Inter« stellten das wichtigste Binde Maße wurde sie von spanischen Republikanern für bedrohte Juden und Jüdinnen, der vor allem glied zwischen der TA-Leitung und jenen Wider getragen, die im Februar/März 1939, bei Ende des von zionistischen Untergrundorganisationen getra- stand skämpfern dar, die sich in zivilen oder Spanischen Bürgerkrieges, zu Hunderttausenden gen wurde; bei der Fluchthilfe aus Internierungs militärischen Dienststellen der deutschen Besat- nach Südfrankreich flüchteten und in Lagern in- lagern oder spektakulären Befreiungsaktionen aus zungsmacht »einbauen« ließen und Französisch terniert wurden. Eine erhebliche Rolle spielten in Gefängnissen; bei der Fälschung und Weitergabe sprachen. Zumeist als Dolmetscher beschäftigt, der Folge auch italienische Exilanten und osteuro- von Personalpapieren jeglicher Art – eine unver- konnten sie oft wertvolle Informationen sammeln päische Immigranten großteils jüdischer Herkunft. zichtbare Grundlage jeglicher Untergrundtätigkeit. oder – vereinzelt – Wehrmachtssoldaten für den Auch einige Wehrmachtsdeserteure fanden den Widerstand gewinnen. Weg in die Résistance. Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Einleitung · Te i l 2 D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 2 Deutschsprachige Untergrundzeitung des TA TA-Aktivitäten bis nach Südfrankreich oder Vereinnahmung der österreichischen Wider- standsaktivitäten, die im nachhinein häufig der Auch die wichtigste deutschsprachige Untergrund Nach der Besetzung der bis dahin »freien Zone« KPD zugeschlagen wurden. zeitung in Frankreich (»Soldat im Westen«) wurde durch die Wehrmacht (November 1942) wurden unter der Ägide des TA hergestellt und verbreitet. die genannten Strukturen und Tätigkeitsfelder Widerstand nicht nur im Rahmen des TA An der »Basis« operierten die aus drei bis fünf des TA auf Südfrankreich ausgedehnt, das orga- Einige der genannten Widerstandsformen (unter Personen bestehenden »Streugruppen«, die z. B. nisatorische Zentrum befand sich in Lyon, und als österreichischer Beteiligung) waren kein aus- untertags in großer Zahl Flugblätter aus fahren- Pendant zum »Soldat im Westen« erschien der schließliches Spezifikum des TA, sondern wur- den Straßenbahnen warfen. Den österreichischen »Soldat am Mittelmeer«. den auch von Gruppierungen anderer politischer Aktivisten kamen bei illegalen Propaganda-Tech- Österreichische Beteiligung relativ stark Provenienz (Zionistischer Widerstand, Trotzkisten) niken gelegentlich auch Erfahrungen aus dem praktiziert: etwa die individuelle antimilitaristische Kampf gegen den »Austrofaschismus« zugute. Bei allen erwähnten TA-Strukturen und -Aktivitä Agitation unter Wehrmachtsangehörigen oder der ten war der österreichische Anteil gewichtiger als Höchst riskante »Mädelarbeit« »Einbau« in Institutionen der Besatzungsmacht. der deutsche. Dieses durch sorgfältiges Quellen Hier sei etwa – als spektakulärstes Beispiel – auf Die wohl gefährlichste und exponierteste Form studium verifizierte Fazit wurde in der DDR-His die Biographie von Paula Kaufmann verwiesen. des Widerstandes bestand in der so genannten toriographie systematisch unterschlagen und ins »Mädelarbeit«, bei der junge Mädchen und Frauen Gegenteil verkehrt. In allen einschlägigen DDR- (fast ausnahmslos Jüdinnen) an einzelne Wehr- Darstellungen findet sich eine Marginalisierung machtssoldaten herantraten, um deren politische Einstellung zu sondieren und sie gegebenenfalls mit illegalem Material zu versorgen. Die Gefahr der Denunziation war hier allgegenwärtig. Auch an der wichtigsten deutschsprachigen Untergrundzeitung Orte, in denen die 18 Österreicherinnen und Österreicher im Das geteilte Frankreich nach dem Waffenstillstand (»Soldat im Westen«) waren Österreicher maßgeblich beteiligt Widerstand aktiv waren (blau) und Orte mit Internierungslagern (rot) mit Hitlerdeutschland am 22. Juni 1940 Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: DÖW Ludwig (»Luigi«) Beer D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 3 Geboren am 27. März 1919 in Wien. Ab 1933 Tisch brigadisten ins Internierungslager Gurs überstellt. versah. Beer entschloss sich daraufhin zur Flucht lerlehre. Mitglied im Arbeiterturnverein, befreun- Im April 1941 nach Mont-Louis in den Pyrenäen und fand einen Unterschlupf bei seiner Tante det mit dem nachmaligen Spanienkämpfer Robert verlegt. Anna Ecker in Wien-Margareten. Löffler. Mit Löffler 1935 Beitritt zu einer von Theo Flucht und halblegaler Aufenthalt in der unbesetz- Trotz der damit verknüpften Bedrohung nahm er dor Prager initiierten Gruppe des KJV (Kommu ten Zone. Um die Jahreswende 1941/1942 über- in den folgenden Monaten regen Anteil an den nistischer Jugendverband) in Wien-Döbling. 1935 schritt Beer mit gefälschten Personalpapieren, die Untergrundaktivitäten der Widerstandsgruppe, und 1937 zwei kurze Haftstrafen. ihn als Elsässer auswiesen, die Demarkationslinie die eine Reihe von Flugschriften herstellte und Am 13. März 1938 flüchteten Beer und Löffler aus und fuhr nach Paris. Als einer der ersten TA-Akti Kontakte zu zahlreichen Betrieben unterhielt. Wien, überquerten – als Touristen getarnt – das visten in Nancy (Lothringen) in eine Dienststelle Am 24. August 1943 wurde er bei einem Treffen Silvretta-Gebirge und kamen so in die Schweiz. der Wehrmacht »eingebaut«. Nach Kontakten mit vier KP-Anhängern am Bennoplatz verhaftet. Bei Basel gelangten sie, gemeinsam mit Egon mit französischen Widerstandskämpfern, die kurz Von den Mitarbeitern des Kommunismus-Referats Steiner, illegal über die französische Grenze. zuvor aufgeflogen waren, von der französischen (IV A) der Gestapo schwer gefoltert, besonders Über Paris und Perpignan kam Beer am 17. April Polizei verhaftet, gelang Beer die Flucht. von Kurt Schmidl und Eduard Tucek. Tags darauf 1938 nach Figueras (Katalonien), einem ersten Mitte Februar 1943 kehrte Beer, gemeinsam mit wurde auch Anna Ecker verhaftet, in den folgen- Sammelpunkt der Spanien-Freiwilligen. In der XI. Josef Meisel, Mara Gincburg und Anna Pecznik, als den Tagen weitere Gruppenmitglieder. In ter nationalen Brigade der Transmissionskom- französischer Zivilarbeiter getarnt, nach Wien zu- panie zugeteilt. Im September 1938 verwundet. Am 8. April 1944 Deportation in das KZ Dachau mit rück. Seine Personalpapiere lauteten auf »Francis dem Vermerk »Rückkehr unerwünscht«. Außen Seit Februar 1939 im südfranzösischen Internie Bertrand Renaud«. Auf dem Arbeitsamt erkannte kommando in der Porzellanmanufaktur Allach. rungs lager Argelès-sur-Mer. April 1939 zusam- er einen früheren Gefängniswärter aus dem Lan- Am 20. September 1944 in Dachau erhängt. men mit dem Gros der österreichischen Inter desgericht, der nunmehr bei der Gestapo Dienst Wie viele Spanienkämpfer kam Beer in Ludwig Beer wurde 1943 auf dem Im April 1944 wurde Beer in Ludwig Beer musste Zwangsarbeit in der Porzellanmanufaktur Allach verrichten das Internierungslager in Gurs Bennoplatz in Wien verhaftet das KZ Dachau deportiert Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: Collection Mélanie Berger-Volle Melanie Berger D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 4 Geboren am 8. Oktober 1921 in Wien als Tochter treuen« Kommunisten als »Gestapo-Agenten« 21-jährige wegen »kommunistischer und anar- von Abraham und Eugenie Salomon. Erlernter diffamiert und denunziert, etwa durch Namens- chistischer« Aktivität zu 15 Jahren Zwangsarbeit Beruf: Miedermacherin. nennung einzelner Personen in der illegalen Un- und 20 Jahren Aufenthaltsverbot. Sie war im tergrundpresse. Frauengefängnis »Les Beaumettes« in Marseille In der Folge des VII. Weltkongresses der Kommu inhaftiert. 1943 Krankenhausaufenthalt wegen nistischen Internationale (1935) und dem Über- Im März 1938 emigrierte Melanie Berger illegal Gelbsucht. Von dort befreite sie am 15. Oktober gang zur Volksfront-Strategie konstituierten sich über das »Altreich« nach Belgien. In Antwerpen 1943 in einer spektakulären Aktion ein RK-Kom- in vielen kommunistischen Parteien oppositio engagierte sie sich in der Auslandsorganisation mando, dem auch Georg Scheuer angehörte. nelle Fraktionen und Gruppen, die gegen diesen der Revolutionären Kommunisten, der u. a. auch Melanie Berger lebte danach in Lyon. politischen Schwenk auftraten. Aus dem Kommu Georg Scheuer angehörte. Im Frühjahr 1939 gin- nistischen Jugendverband (KJV) bildete sich eine gen Berger und Scheuer nach Paris. Nach der Sie betätigte sich bis Kriegsende bei den RK und oppositionelle Gruppe um Georg Scheuer und Internierung Scheuers in Les Milles hielt sich Me- nahm ihre frühere Agitationstätigkeit wieder auf. Karl Fischer, die um die Jahreswende 1935/36 lanie Berger in Clermont-Ferrand auf. Dort hatte Mehrere Reisen von Lyon nach Paris, um anti ausgeschlossen wurde. Sie trug den Namen Re sie die Aufgabe, Verbindungslinien zwischen faschistisches Material zu transportieren, insbe- volutionäre Kommunisten Österreichs (RKÖ) und einzelnen Stützpunkten (Antwerpen, Les Milles, sondere Aufrufe, um Wehrmachtssoldaten zur bekannte sich zu internationalistischen und trotz- London, Zürich) zu koordinieren. In Montauban Desertion zu motivieren. Melanie Berger blieb kistischen Positionen. Heftige Kritik an den Mos- traf Melanie Berger wieder auf ihren damaligen nach Kriegsende in Frankreich. kauer Schauprozessen. Lebensgefährten Georg Scheuer. Trotz scharfer Verfolgung durch die Behörden Im Jänner 1942 Verhaftung wegen antinazisti- des »Ständestaats« wurden diese oppositionell- scher Propaganda. Am 18. Dezember 1942 ver- kommunistischen Organisationen von den »linien urteilte das Sondergericht in Toulouse die damals Melanie Berger wurde zu 15 Jahren Haft im Frauen- Georg Scheuer, der Lebens- In »Les Milles« wurde Georg Scheuer interniert Nach ihrer Befreiung aus dem Gefängnis in Marseille verfasste Melanie gefängnis »Les Beaumettes« in Marseille verurteilt gefährte von Melanie Berger, Berger einen Bericht, der – unter voller Namensnennung(!) – in der war an ihrer Befreiungsaktion Untergrundzeitung Spartakus veröffentlicht wurde beteiligt Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: GFH Lolly Eckhard D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 5 Lolly Eckhard (ur- Im Jänner 1944 brachte Max Windmüller (»Wester ihrem konspirativen Treffpunkt überrascht und sprünglicher Name: weel-Gruppe«) sie nach eigenen Angaben über verhaftet. Ein Mitglied der Gruppe war an der Zusammentreffen mit der Wienerin Meta Lande in Paris Yael Burstein), wur die grüne Grenze nach Belgien und von dort Schweizer Grenze gefasst worden, bei ihm hatten de am 22. Oktober 1923 in Wien geboren. Sie weiter nach Frankreich. Lolly Eckhard gelangte die Behörden die Adresse gefunden. emigrierte im Dezember 1938 in die Niederlande, schließlich nach Paris, wo sie frühere Mitstreite Lolly Eckhard war drei Monate im Polizeigefängnis engagierte sich in der zionistischen Hachschara, rInnen (darunter die ebenfalls aus Wien stam- Fresnes (Paris) inhaftiert. Dort erfuhr sie von der einer breiten Bewegung, die u. a. mit der beruf- mende Meta Lande) aus Holland traf. Sie gehörte Inhaftierung Paula Kaufmanns und Max Wind- lichen Qualifizierung (Landwirtschaft und Hand- einer Widerstandsgruppe an, die für jüdische müllers. Ab 8. August 1944 Einzelhaft, kurze Zeit werk) wichtige Voraussetzungen für die geplante Flüchtlinge aus Holland Lebensmittelkarten, Pa- später erlebte sie die Befreiung. Auswanderung nach Palästina schaffen sollte. piere, Kleidung und Unterkünfte besorgte. Diese Flüchtlinge wurden über Paris nach Toulouse und Nach 1945 lebte Lolly Eckhard in Israel. Lolly Eckhard arbeitete von Juni bis Dezember von dort über die Pyrenäen nach Spanien ge- 1941 bei einer jüdischen Familie in Amsterdam schleust. als Haushaltshilfe, danach als Pflegerin in einer Nervenheilanstalt für jüdische Patienten in Apel- Die Gruppe stand in Verbindung zum Maquis doorn. Im Juli 1942, als die Deportationen in den (»Armée juive«), der die Fluchthilfeaktionen ma- Niederlanden begannen, tauchte sie unter. Mit teriell unterstützte. Im April 1944 wurden Lolly gefälschten Papieren kam sie nach Friesland, wo Eckhard, Kurt Reitlinger, Ernst Hirsch (Ver bin sie ca. sieben Monate blieb und in einem katho- dungsmann zum Maquis) und andere Mitglieder lischen Pfarrhaushalt arbeitete. der Gruppe von zwei Gestapobeamten in Zivil in Lolly Eckhard arbeitete in der Nervenheilanstalt Eine Gruppe der »Armée juive« der Resistance Lolly Eckhard war im Polizeigefängnis Fresnes (Paris) Apeldoorn inhaftiert Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Elisabeth Eidinger D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 6 Geboren am 19. Dezember 1913 in Wien. Elisa- tober 1938 Österreich und fuhr über die Schweiz wurde am 24. März 1943 verhaftet und zwei beth Eidinger (geb. Altmann) entstammte einer nach Paris. Ihren Familienangehörigen war be- Monate später hingerichtet. wohlhabenden jüdischen Familie, ihr Vater war reits einige Monate zuvor die Ausreise gelungen. Elisabeth Eidinger wurde im April 1943 von der Prokurist der Österreichischen Chemische Werke Bis Mai 1939 gehörte sie dem von Tilly Spiegel MOI übernommen und arbeitete drei Monate als AG und später Direktor der Allgemeinen Glüh geleiteten überparteilichen »Cercle culturel autri- Sekretärin im illegalen Hauptquartier des ZK der lampenfabrik AG. chien« an. Dann musste sie Paris verlassen und Kommunistischen Partei Frankreichs. Anschlie- Bis zum 17. Lebensjahr »vollkommen unpolitisch«, hielt sich bis April 1942 in Nizza auf, wo sie im ßend bis zu ihrer Abreise aus Paris (4. Dezember erwuchs ihr späteres Engagement in der Arbeiter Jänner 1940 Alfred Eidinger heiratete. Sie hielt 1945) bei der Österreichischen Freiheitsfront. Nach bewegung vor allem aus der Rebellion gegen Schulungen ab, betrieb Solidaritätsarbeit für die der Befreiung war eine ihrer Aufgaben die Arbeit das Elternhaus. Jänner 1934 Beitritt zur illegalen in Lagern Internierten und beteiligte sich an der mit österreichischen Kriegsgefangenen. Jänner KPÖ. Matrizenzeichnerin in einer Druckerei. Im Herstellung von Flugzetteln und Zeitungen. 1946 bis Februar 1950 in der Kaderabteilung des September 1935 wurde sie nach der Genesung ZK der KPÖ beschäftigt. Im Sommer 1942 überschritt sie illegal die De- von einem schweren Unfall Stefan Kaufmann und markationslinie zwischen der unbesetzten und Von August 1954 bis zu ihrer Pensionierung im Dr. Alfred Eidinger (Arzt), ihrem späteren Mann, besetzten Zone und hielt sich sechs Monate in April 1974 leitete sie die Redaktion der vom zugeteilt. Streng konspirative Arbeit in Eidingers Bordeaux auf, wo sie und ihr Mann unter der Bund demokratischer Frauen herausgegebenen Gruppe als Sekretärin im so genannten »Militär Ägide des interregionalen Instrukteurs (»Inter«) Zeitschrift »Stimme der Frau«. Elisabeth Eidinger apparat« der KPÖ und u. a. an der Herstellung der Josef Meisel in deutschen militärischen Dienst starb am 18. Oktober 1979. Zeitung »Der Rote Soldat« beteiligt. stellen als Dolmetscher und in anderen Funk Nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deut tionen »eingebaut« waren. Alfred Eidinger ver- sche Reich verließ Elisabeth Altmann am 26. Ok- sorgte in der Folge verletzte Partisanen in Paris, Dr. Alfred Eidinger, Alfred Eidinger studierte Nizza im Jahr 1942 Platzkonzert der deutschen Wehrmacht in Bordeaux Bestätigung von Jacques Duclos Ehemann von Elisabeth Medizin an der Universität (Vorsitzender der französischen KP) Eidinger Wien für Elisabeth Eidinger, ausgestellt am 13. Oktober 1945 (DÖW) Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Max Goldberger D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 7 Geboren am 12. August 1904 in Wallern (Bezirk Als einer der letzten Schutzbündler emigrierte Ab Jänner 1943 bei den kommunistischen Parti- Grieskirchen). Max Goldberger wuchs unter sehr Goldberger am 9. November 1935 in die UdSSR sanen (FTP/MOI). Teilnahme an zahlreichen Aktio ärmlichen Verhältnissen auf, die Mutter musste und fand eine Beschäftigung als Sportlehrer im nen gegen die deutsche Besatzungsmacht in St. zehn Kinder durchbringen. 1928 bis 1931 ange- Moskauer Schutzbund-Kinderheim. Etienne, Lyon und Villeurbanne bis zur Befreiung lernter Verkäufer bei der österreichischen Kon- Ende August 1944. Nach Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges sumgenossenschaft in Wien und in der Steier- und Absolvierung eines Offizierslehrganges zu- Über Auftrag der KPÖ ließ er sich im November mark, später als Volontär (Gemeindesekretär) sammen mit anderen Spanienfreiwilligen im Mai 1944 in den Reservestand versetzen und fuhr in Leoben-Donawitz, Aushilfsarbeiten bei ver 1937 nach Spanien. Nach Reorganisierung der über Italien nach Jugoslawien. Kommandant des schiedenen Baufirmen, in einer Papierfabrik und Internationalen Brigaden (Sommer 1937) nahm in Belgrad aufgestellten 4. Österreichischen Frei- bei der ÖBB. er an allen militärischen Operationen der XI. Bri- heitsbataillons. Rückkehr nach Wien, bis April Von 1921 bis 1923 bei der Sozialistischen Arbeiter- gade teil, zuletzt als Kompaniechef im 2. Bataillon 1946 beim Grenzschutz. Anschließend bis Juli jugend (SAJ), von 1923 bis 1934 Mitglied der SDAP. »Edgar André«. Am 9. Februar 1939 überschritt er 1953 Leiter des Polizeikommissariats Wieden. Seit 1927 auch Angehöriger des Republikanischen die spanisch-französische Grenze, anschließend in Februar 1956 Emigration in die DDR. Gestorben Schutzbundes, bei der Alarmabteilung. Teilnahme den Internierungslagern St. Cyprien, Gurs und Le am 16. Dezember 1981 in Berlin. am Februaraufstand 1934 in St. Michael (Ober- Vernet. Im Oktober 1942 »auf Anraten der Partei« Sein älterer Bruder Josef (geb. 1900) nahm gleich- steiermark). Einige Monate inhaftiert. Nach der aus Vernet geflüchtet, da man seine Auslieferung falls am Spanischen Bürgerkrieg teil, kehrte 1939 Haftentlassung Beitritt zur illegalen KPÖ. Juli 1934 an die Deutschen befürchtete. In der Folge ille- in die UdSSR zurück und wurde im Oktober 1941 Flucht in die Tschechoslowakei. Längerer Aufent- gale Arbeit bei der österreichischen Parteigruppe von Angehörigen des SD in Charkow erschossen. halt in Brünn. in Lyon (Deckname »Walter Sommer«). Parade des Freiheitsbataillons vor dem FFI-Ausweis mit Foto Bestätigung für Louis Dugret Villeurbanne während der deutschen Besatzung Zehn Wochen vor der Befreiung, am 14. Juni Parlament in Wien (DÖW) lautend auf den Nom de über seine Tätigkeit in der 1944, wurde Max Goldberger zum Hauptmann guerre Goldbergers Résistance (DÖW) befördert (DÖW) Dugret (Bundesarchiv Berlin) Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Josef Gradl D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 8 Geboren am 19. Juni 1914 in Wien. Schlosser Lyon, beteiligte sich Gradl an verschiedenen Ak- mal für 16 Stunden. Damit waren jedoch seine gehilfe in der Werkstatt des Vaters. tionen im Rahmen des TA (Travail Allemand). Im Torturen noch keineswegs beendet. Er konnte Juli 1943 organisierte er zur Mittagszeit in einem sich aus dem als Notgefängnis dienenden Keller Seit Dezember 1932 KPÖ. Teilnahme an den Park eine große »Streuaktion« (Flugblätter), ohne befreien, doch erkannte ihn auf der Straße der Februarkämpfen 1934. Zwischen 1933 und 1936 zu ahnen, dass sich unmittelbar gegenüber die Gestapobeamte Hans Held. Er schoss Gradl nach, war Gradl aus politischen Gründen fünfmal in Zentrale der Lyoner Gestapo befand. wobei dessen Oberschenkelknochen zer trüm haftiert. Nach 1934 im illegalen, stark kommu- mert wurde. Dass er nicht transportfähig war, nistisch beeinflussten Autonomen Schutzbund. Im Dezember 1943 kam Gradl, getarnt als fran- dürfte ihm das Leben gerettet haben. Mit Hilfe Seit 24. Dezember 1936 in Spanien, wurde er zösischer Zivilarbeiter (»Joseph Gramont«), mit eines Arztes konnte Gradl am 12. August 1944 der MG- Kompanie im 3. Bataillon der XI. Bri- einem Transport nach Graz und von hier aus in von slowenischen Partisanen befreit werden. Er gade zugeteilt. Teilnahme an den Kämpfen am die Vereinigten Aluminiumwerke Sterntal bei musste jedoch aus dem ersten Stock des Laza- Jarama und in Guadalajara (März 1937). Ab Mai Pettau (heute: Ptuj), in den annektierten Teil Slo- retts springen, wobei der Knochen erneut brach. 1938 MG-Instruktor in einem katalanischen Aus- weniens. bildungslager. Bis Kriegsende versteckten ihn die Partisanen. Auch er wurde ein Opfer jener flächendeckenden Aufgrund der schweren Verletzungen musste ihm Seit Februar 1939 in französischen Internierungs- »Operation«, die Gestapo-Mitarbeiter zur Zerschla das Bein amputiert werden. lagern: St. Cyprien, Argelès-sur-Mer, Gurs, Le Ver- gung des TA und der »Fremdarbeiterlinie« in net und Mont-Louis. 1941 zeitweilig »Parteibeauf- Paris, Lyon und der »Ostmark« durchführten. Die Nach 1945 war Gradl Beamter der Polizeidirektion tragter« für eine vor allem aus Spanienkämpfern Wiener Gestapo entsandte drei Mitarbeiter nach Wien. Verstorben am 26. August 1989. bestehende Gruppe von Holzfällern und Köhlern Pettau, die Gradl am 8. Juli 1944 verhafteten. in den Pyrenäen. Auch Jan Gredler und Josef Von Karl Wolf tagelang gefoltert, verlor Gradl bei Meisel gehörten zu dieser Gruppe. Ab 1942 in den Verhören mehrmals das Bewusstsein, ein- Kampf am Jarama Schlacht um Guadalajara Skizze von Josef Gradl zu einer Pettau/Ptuj in den 1940er-Jahren Ärztliches Zeugnis des Publikation über den »Streuaktion« in Lyon vom Juli 1943 Krankenhauses Pettau Anteil der Deutschen (DÖW) vom 24. Mai 1945 und Österreicher in (DÖW) der Résistance Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Johann (auch: Jan) Gredler D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 9 Geboren am 15. Jänner 1909 in Wattens (Tirol). Interbrigadisten Februar 1939 Grenzübertritt und Zusammenarbeit mit französischen Widerstands- Bäckergehilfe in Wien 16. Internierung in St. Cyprien, April 1939 in Gurs. kämpfern zu organisieren und ständige Verbin- dung zu halten. Gredler war Zeuge, als Grossmann Seit der Weltwirtschaftskrise 1929 arbeitslos, Von Gurs am 5. Juni 1940 nach Le Vernet über- bei einem Sprengstoffanschlag französischer Par- schlug sich Gredler in mehreren Bundesländern stellt, dem Internierungslager mit dem härtesten tisanen lebensgefährliche Verletzungen erlitt. mit Gelegenheitsarbeiten durch, zunächst in Hall Regime. Da Gredler eine Auslieferung an die Nazis ein, wo er bei der Elektrifizierung der Eisenbahn befürchtete und in diesem Fall aufgrund seiner Ende 1944 gelangte Gredler zusammen mit einer als Anstreicher beschäftigt war. 1930 Beitritt politischen Vergangenheit schärfste Repressalien Reihe von österreichischen Widerstandskämpfern zur KPÖ. Am 1. Mai 1933 versuchten in Altheim zu gewärtigen hatte, flüchtete er 1941 aus Ver- nach Jugoslawien und gehörte dem 2. Österreichi- (Oberösterreich) Nationalsozialisten ein von Kom- net und schloss sich einer Gruppe von österrei- schen Freiheitsbataillon an, das im April 1945 auf munisten bewohntes Haus zu erstürmen. Bei chischen Kommunisten an, die in Cazaux-Debat, Initiative von Othmar Strobl in Belgrad entstand, einem Schusswechsel wurde einer der Angreifer, einem winzigen Dorf (heute 31 Einwohner) in jedoch militärisch nicht mehr zum Einsatz kam. Franz Ertl, getötet und zwei Arbeiter sowie ein den Pyrenäen, halblegal als Holzfäller und Köhler Nach dem Krieg kurzfristig im Polizeidienst, Mit- unbeteiligtes Kind schwer verletzt. Der in diese arbeiteten und lose Kontakte mit der österreichi- arbeiter der »Volksstimme«; später im Werkschutz gewalttätige Auseinandersetzung involvierte Jan schen Parteileitung in Toulouse unterhielten. der SMV bei den Ölfeldern um Zistersdorf. Nach Gredler wurde wegen Totschlags zu 18 Monaten dem Staatsvertrag 1955 aus politischen Gründen Mit der Besetzung Südfrankreichs durch die Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung der Haft entlassen. Wehrmacht (November 1942) verlagerte sich der Emigration in die Tschechoslowakei. Schwerpunkt der illegalen Tätigkeit nach Lyon. Gredler starb am 24. Juni 1995 in Strasshof an Seit Juni 1938 im spanischen Bürgerkrieg, XI. Gredler »illegalisierte« sich und stand u. a. in der Nordbahn. Internationale Brigade. Mit dem Gros der bis zu- Verbindung mit Oskar Grossmann und Paul Kess- letzt in Spanien verbliebenen österreichischen ler. Seine Aufgabe bestand vor allem darin, die Artikel in der Liste von Angehörigen des II. Österreichischen Zufluchtsort für eine Gruppe von Liste der Österreicher in Cazaux-Debat (DÖW) Toulouse: Standort der illegalen »Salzburger Wacht« Freiheitsbataillons in Jugoslawien 1945 (DÖW) Kommunisten: Cazaux-Debat in den Parteileitung der KPÖ (1940/1941) vom 2. Mai 1933 Pyrenäen Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Oskar Grossmann D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 10 Geboren am 6. Februar 1903 in Teplitz-Schönau. im EKKI löste ihn im Herbst 1935 Ernst Fischer ab. Am 27. Mai 1944 verübten französische Wider- Ab 1919 Mitglied des Kommunistischen Jugend- Grossmann emigrierte anschließend nach Prag standskämpfer des Maquis »Carmagnole-Liberté« verbandes (KJV), dessen Zentralkomitee er seit und gehörte dort dem leitenden Parteizirkel der in einem Vorort von Lyon einen Sprengstoff 1921 angehörte. 1920 bis 1922 Delegierter des KPÖ an. anschlag, der einer Gruppe von deutschen Wehr- KJV im Arbeiterrat Wien-Brigittenau. Seit 1922 machtssoldaten galt. Oskar Grossmann, der sich Als sich die politische Situation in der Tschecho Mitglied der KPÖ. Leiter der Kommunalabteilung zufällig in der Nähe befand, wurde bei der De slo wakei kritisch zuspitzte, emigrierte der in und später Redakteur der »Roten Fahne« in Wien. tonation schwer verletzt und erblindete. Wodurch Prag ansässige Teil der Parteileitung und auch die Gestapo auf ihn aufmerksam wurde, ist un- 1932 entsandte ihn die KPÖ nach Moskau, wo er Grossmann nach Paris. Während im Septem- bekannt, jedenfalls brachte sie Grossmann in ein als KPÖ-Vertreter beim EKKI (Exekutiv-Komitee der ber 1939 ein Großteil dieser Spitzenfunktionäre Krankenhaus und begann ihn zu befragen, wobei Kommunistischen Internationale) fungierte. Unter die Seine-Metropole verließ und sich via Italien sie ihn – so die allerdings nicht überprüfbare Dar- dem Pseudonym »Alexander Schönau« verfasste und Jugoslawien in die UdSSR durchschlug, blieb stellung einiger Mitkämpfer – angeblich in dem Grossmann eine Darstellung der Februarkämpfe Grossmann in der französischen Hauptstadt. Glauben beließ, er hätte »Genossen« vor sich. 1934 mit dem Titel »Der Aufstand des österreichi- Ab 1942 führende Tätigkeit im Widerstand, im schen Proletariats«, die weite Verbreitung fand. Nach etwa einem Monat in die Gestapozentrale Rahmen des TA (Travail Allemand), vor allem im Grossmann schrieb zahlreiche Artikel in der Basler von Lyon überstellt, wo der als »Schlächter von Raum Lyon. Grossmann war nach der Besetzung »Rundschau« und in anderen kommunistischen Lyon« bekannt gewordene Klaus Barbie residierte. Südfrankreichs durch die Wehrmacht leitender Re- Zeitungen. In diesen Folterkellern verliert sich Oskar Gross- dakteur der Untergrundzeitung »Soldat am Mittel- manns Spur. 1935 nahm er als Delegierter am VII. Weltkon- meer«, deren Herausgabe von der DDR-Historio- gress der Kommunistischen Internationale in graphie fälschlicherweise der KPD zugeschrieben Moskau teil. Als österreichischen Parteivertreter wurde. Oskar Grossmann Fragebogen für Mitarbeiter des E.K.K.I (Exekutivkomitee war auch Redakteur der Kommunistischen Internationale) 4. Juni 1932, Klaus Barbie, Chef der Gestapo, der »Roten Fahne« Kaderakt Oskar Grossmann, RGASPI (Moskau) Hôtel Terminus, Sitz der Gestapo in Lyon der »Schlächter von Lyon« Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Anna Grün D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 11 Geboren am 21. September 1889. Im November Alban eine Anstellung als Fürsorgerin. Mit der Montluc, wo sie u. a. auf Paul Kessler stieß, der 1918 Gründungsmitglied der Kommunistischen Hilfe eines katholischen Geistlichen (Père Ré so misshandelt worden war, dass sie ihn zunächst Partei Deutsch-Österreichs (KPDÖ). 1922 Wahl in millieux) baute Anna Grün in den Bergen der nicht erkannte. Die nächste Station war eine Ein- die Reichsvertretung (erweitertes ZK) der KPÖ. Umgebung Lyons ein Erholungsheim in einem zelzelle der Frauenabteilung des Gefängnisses Nebengebäude des Pfarrhauses auf, das zahlrei- von Fresnes. Anschließend kam Anna Grün nach Anna Grün redigierte die Frauenseite der »Roten chen Kindern von jüdischen und anderen politi- Drancy, unmittelbar vor der Deportation nach Fahne« und gehörte ab 1923 der Frauenzentrale schen Emigranten einen Unterschlupf bot. Auschwitz von den Alliierten befreit. der KPÖ an. 1924 Mitglied des neu gegründeten Politbüros. 1926 übersiedelte sie mit ihrem Ehe- Als im Winter 1942/43 die Kinder von einer ande- 1945 Rückkehr nach Wien. Mitbegründerin und mann (Josef Grün) nach Berlin und arbeitete als ren Leiterin betreut wurden, widmete sich Anna Vorstandsmitglied des Bundes demokratischer Fürsorgeassistentin bei der Polizei. Mitglied der Grün neben ihren beruflichen Aufgaben auch Frauen; Eintritt in den Polizeidienst, zeitweilige KPD. 1933 Emigration nach Frankreich. Österrei- anderen illegalen Tätigkeiten: Sie brachte Kinder Leiterin der Polizeifürsorge, Aufbau eines Polizei- chische Vertreterin in der internationalen Frauen- von verhafteten oder gefährdeten Widerstands Kinderheims. organisation »Comité Mondial des Femmes« und kämpfern bei Privatpersonen oder in Klöstern Anna Grün starb am 9. Juni 1962 in Wien. Gründungsmitglied der »Fédération mondiale des unter, transportierte Flugblätter und anderes femmes démocrates«. mehr. Nach Kriegsausbruch fand Anna Grün in einem Im Juni oder Juli 1944 geriet auch Anna Grün in Außenbezirk Lyons Unterschlupf in einem katho die Verhaftungswelle, die das Ende des TA be lischen Frauenheim für alleinstehende Lehrerin- deutete. Schwere Misshandlungen durch den nen und Fürsorgerinnen. Kurze Zeit später erhielt Wiener Gestapo-Beamten Eduard Tucek in Lyon. sie in der nächstgelegenen Pfarrgemeinde St. Überstellung in das Lyoner Militärgefängnis Fort Anna Grün war ein Bericht Anna Grün: Aus der Lyoner Anna Grün war Fürsorgerin in Église Notre-Dame Das Militärgefängnis Fort Montluc Sammellager Drancy, die letzte Station vor Gründungsmitglied Résistance-Bewegung (DÖW) de Saint-Alban und wurde vom Geistlichen Père in Lyon der Deportation nach Auschwitz des Comité Mondial Rémillieux unterstützt des Femmes Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: CC BY-SA 3.0 Karl Hartl D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 12 Geboren am 30. Juni 1909 in Wien. 1928 bis Nach dem »Anschluss« 1938 Emigration nach sammenarbeit mit der französischen Résistance, 1932 Studium an der Hochschule für Welthandel Paris, wo er für kurze Zeit bei der spanischen 1943 Sergeant und Waffenmeister im 3. Regiment (Diplom-Kaufmann), 1930 bis 1934 Philosophie- Botschaft als Rechtskonsulent eine Beschäfti der Francs-tireurs et partisans (FTP). Im Herbst Studium an der Universität Wien. gung fand, bevor die spanische Republik im 1944 nach Auseinandersetzungen mit der loka- Bürgerkrieg unterlag und Franco die Macht er- len Résistance-Leitung für zwei Monate in Puy- 1934 aus politischen Gründen von der Univer- griff. Im August 1939 trat er aus Protest gegen l´Eveque interniert. sität relegiert. Hartl schrieb zwischen 1935 und die gesamtdeutsche Perspektive des AVÖS (Aus 1937, teilweise in Zusammenarbeit mit Sergei Nach 1945 Mitglied der SPÖ und Eintritt in den landsvertretung der österreichischen Sozialisten) Feitelberg, drei Sachbücher für Kinder. Seit 1936 diplomatischen Dienst. 1950 bis 1955 als General aus der Partei aus. verheiratet mit der Ärztin Franziska Grünhut. konsul erster österreichischer Vertreter in Israel. Im September 1939 wurde Hartl Leiter des »Or- 1955 bis 1958 in Wien Kabinettschef des Staats- Hartl trat 1926 der Sozialdemokratischen Arbeiter ganisationskomitees der österreichischen Sozial sekretärs Bruno Kreisky im Außenministerium. partei (SDAP) bei, 1927 dem Republikanischen demokraten« und war in die Verhandlungen über 1958 bis 1963 Botschafter in der Türkei, 1963 bis Schutzbund, dessen technischer Leitung innerhalb die Bildung einer österreichischen Exilvertretung 1968 in Jugoslawien. Von 1968 bis 1974 leitete Wiens er ab 1932 angehörte. Seit 1933 führendes involviert. September 1939 bis Juni 1940 Mit- er die Kulturabteilung im Außenministerium. Mitglied der »Funke«-Gruppe, in der auch Marie arbeit beim französischen Rundfunk und beim Jahoda tätig war. Nach dem Februar 1934 ging Am 19. Mai 1979 in Wiener Neustadt gestorben. »Österreichischen Freiheitssender« in Fécamp diese linke Strömung in den Revolutionären So- (Seine-Maritime). zialisten Österreichs (RSÖ) auf, bei denen Hartl (Deckname »Hermann«) für den Vertrieb der in Im Juni 1940 flüchtete Hartl in den unbesetzten Brünn gedruckten illegalen »Arbeiterzeitung« zu Teil Frankreichs, in das Département Lot, wo er ständig war. sich als Landarbeiter durchschlug. Seit 1942 Zu- Die »Arbeiter-Zeitung« Karl Hartl arbeitete in In Fécamp befand sich der »Österreichische Radio als Medium In Puy-l´Eveque wurde Karl Hartl von der wurde illegal von den 30er-Jahren mit Freiheitssender« für den Widerstand lokalen Résistance-Leitung interniert Brünn nach Österreich Marie Jahoda-Lazars- geschmuggelt feld zusammen Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Otto Heller D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 13 Geboren am 14. Dezember 1897 in Brünn als nach. Mitarbeit im »Spanien-Apparat«. 1938/1939 Wehrmachtsdienststelle »einbauen«, unter dem Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie. schrieb er ein Buch mit dem prophetischen Titel Namen »Raymond Brunet«. Von hier aus konnte »Der Jude wird verbrannt«. Das Manuskript war er Meldungen über Truppenbewegungen und Im Ersten Weltkrieg Gasvergiftung. 1919 bis 1920 bereits fertig gestellt und mit einigen Korrekturen andere Informationen an die Résistance weiter- Sekretär des österreichischen Reichsbildungsamtes von Wieland Herzfelde versehen, konnte jedoch leiten. Heller war auch an der Verbreitung von in der Volkswehr. Studium in Wien und Prag. infolge des Kriegsausbruchs nicht mehr erschei- illegalen Flugschriften (»Soldat im Westen«) be- Ende 1920 Gründungsmitglied der KSČ (deutsche nen. teiligt. Verhaftung am 23. Dezember 1943 in Lille. Gruppe). Redakteur des Reichenberger »Vorwärts« (Zentralorgan der deutschen Gruppe der KSČ), in Ab 17. September 1939 Internierung in Meslay- Mit dem Convoi 77 wurde Heller von Drancy nach Berlin Redakteur der »Welt am Abend«. Kontakte du-Maine (Département Mayenne). Aufgrund der Auschwitz deportiert. Zusammen mit dem unga- mit Egon Erwin Kisch, Franz Carl Weiskopf, Anna Intervention von französischen Intellektuellen ent rischen Kommunisten Arpad Haasz verfasste er Seghers und anderen Schriftstellern. Zwischen lassen, im Mai 1940 neuerlich interniert. Im April innerhalb einer kommunistischen Widerstands- 1929 und 1932 mehrere Reisereportagen über 1941 von der Vichy-Polizei verhaftet und vor ein gruppe um Bruno Baum kurze Lageberichte, die längere Aufenthalte in der UdSSR. französisches Militärgericht in Montauban gestellt, ab Juni 1944 über Kurzwelle aus dem Lager und zusammen mit anderen österreichischen Exilan- aus Krakau zweimal wöchentlich nach London ge- Nach dem Reichstagsbrand Flucht in die Tschecho ten. Trotz Freispruch als »unerwünschter Aus sendet wurden. Am 18. Jänner 1945 im Rahmen slowakei, anschließend Emigration in die Schweiz. länder« in das berüchtigte Internierungslager Le der Evakuierung von Auschwitz nach Mauthausen Mitarbeit an der »Inprekorr« (Internationale Pres- Vernet überstellt. Anschließend im Internierungs überstellt (Häftlings-Nummer 119.829), anschlie- sekorrespondenz). Seit Sommer 1934 lebte Heller lager Les Milles. ßend KZ-Außenlager Ebensee. mit seiner Familie in Moskau, arbeitete als Re- dakteur für die DZZ (Deutsche Zentral-Zeitung). Im Rahmen des Travail Allemand (TA) ließ sich In Ebensee starb Heller am 28. März 1945 an Ab Sommer 1936 Paris, 1937 folgte die Familie Heller als Dolmetscher bei einer deutschen Unterernährung und Phlegmone. Buchcover zu Otto Heller Cover von Otto Hellers 1942 erstellte Liste von Internierten in Le Vernet (DÖW) Der ungarische Kommu- Das KZ-Ebensee im Jahr 1945 »Die rote Fahne am Pazifik«, Buch über Sibirien 1930 nist Arpad Haasz Moskau 1933 Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: Ghetto Fighter's House (GFH), West-Galiläa Paula Kaufmann D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 14 Geb. 5. 9. 1920 in Dabrowa Tarnowska (Polen). befasst war. Im Jänner 1944 trat Paula Kaufmann erlangen und Dokumente fotografieren, etwa über Paula Kaufmann kam bereits als Kleinkind mit der OJC (Organisation Juive de combat) bei und den Bau von unterirdischen Bunkeranlagen und ihren Eltern nach Wien und war als Strickerin be- verlegte ihre Tätigkeit nach Paris. Im April 1944 Verteidigungspläne von Paris, ferner Unterlagen schäftigt. wurden einige Mitglieder in Paris verhaftet, so- über Abschussrampen der V1 und V2. Diese In- dass der Rest, unter ihnen Paula Kaufmann, unter formationen gelangten über einen Mittelsmann Nach dem »Anschluss« flüchtete sie in die Nieder großen Mühen nach Limoges auswich. an die Résistance und nach London. lande und plante eine Auswanderung nach Pa- lästina. Zur beruflichen Vorbereitung arbeitete sie Mit Hilfe eines gefälschten Empfehlungsschrei- Durch den Verrat von zwei Spitzeln kam die SIPO ab Dezember 1938 im Werkdorp hachschara (zio- bens, das ihr eine erfolgreiche Tätigkeit in einer Paula Kaufmann auf die Spur. Ihre Verhaftung nistisches Trainingsprogramm) in Wieringermeer Wehrmachtsdienststelle in Rouen bescheinigte, erfolgte am 18. Juli 1944. Paula Kaufmann war (Niederlande). Nach der Liquidierung dieser Ein- wollte sie eine ähnliche Beschäftigungsmöglich- zuerst im Gefängnis Fresnes inhaftiert, ab 11. Au- richtung fand sie Ende 1941 eine Beschäftigung keit bei der Wehrmachtskommandantur in Limo- gust 1944 in Drancy interniert, von wo aus seit in einem jüdischen Krankenhaus (Amsterdam). ges sondieren. Als diese Bewerbung erfolgreich Sommer 1942 fast wöchentlich die Todestransporte verlief, entwickelte Paula Kaufmann noch küh- nach Auschwitz rollten. Kaufmanns Deportation Aufgrund der massenhaften Razzien und Deporta nere Ambitionen. Sie gelangte mittels ihrer gut erfolgte am 17. August 1944 (Convoi 79). Im Jänner tionen von Juden und Jüdinnen lebte sie ab Jänner gefälschten Papiere problemlos nach Paris und 1945 KZ Bergen-Belsen, vier Wochen später nach 1943 als »U-Boot« in Haarlem. Ihre Helfer und meldete sich in der Avenue Foch, 72, dem Sitz Buchenwald/Kommando Raguhn (Häftlings-Nr. Quartiergeber waren Frans und Harry Gerritsen, die der Pariser Gestapo! Paula Kaufmann gelang es, 57.245), zuletzt nach Theresienstadt, wo Paula der so genannten Westerweel-Gruppe angehörten. eine Anstellung in der Bau- und Verwaltungs- Kaufmann im Mai 1945 das Kriegsende erlebte. Dabei handelte es sich um eine niederländische, stelle der SIPO (Sicherheitspolizei) zu erhalten. transnational operierende Widerstandsgruppe, Rückkehr in die Niederlande, 1948 Auswanderung Dort konnte sie äußerst wichtige Informationen die vor allem mit Fluchthilfe für bedrohte Juden nach Herzliah (Israel). 2013 in Tel Aviv gestorben. Der Geburtsort von Paula Kaufmann: Das zionistische Limoges im Jahr 1944 1940–1944 Sitz der Pariser Gestapo Die Befreiung von Theresienstadt, Dabrowa Tarnowska in Polen Trainingsprogramm 1945 Werkdorp Hachschara Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Franz Marek D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 15 Geboren am 18. April 1913 als Efraim Feuerlicht und verschiedene Tätigkeitsbereiche des Wider- Spiegel und Anna Peczenik, aufgrund eines Ver- im galizischen Przemysl. 1914 übersiedelte seine standes ausländischer Kommunisten in Frankreich rats von Uitz etwas außerhalb von Paris durch Familie nach Wien. 1931 bis 1934 Studium an der koordinierte. In Zusammenarbeit mit Antonie Lehr die Gestapo verhaftet. Überführung ins Militär- philosophischen Fakultät der Universität Wien, verfasste Marek fast zur Gänze den »Soldat im gefängnis Fresnes, am 18. August 1944 durch eng befreundet mit Jura Soyfer. Nach dem Fe- Westen«, von dem 30 Nummern nachgewiesen aufständische Franzosen befreit. bruar 1934 trat er der KPÖ bei. Ab Herbst 1935 sind. Die Auflage dieser teils hektographierten, Im August 1945 Rückkehr nach Wien. Seit 1946 Leiter des zentralen Agitprop-Apparats. teils auch gedruckten Untergrundzeitung betrug Mitglied des ZK der KPÖ. Marek war nach eige- zeitweilig 60.000 Exemplare pro Nummer. Im April 1938 Emigration nach Paris. Ab 8. Sep- nem Bekunden ein »glühender Stalinist«, wandte tember 1939 im Lager Meslay-du-Maine (Dépar- Marek war im Rahmen des TA für vor allem für sich jedoch seit Mitte der 1960er-Jahre vom dog- tement Mayenne) interniert. Im April 1940 wurde die illegale Propaganda verantwortlich, ferner in- matischen Parteikommunismus Moskauer Prä- Marek in eine so genannte Prestataires-Kompanie struierte er die »Interregionalen Instrukteure«, die gung ab und verfocht, ähnlich wie Ernst Fischer, (militärischer Arbeitsdienst für Ausländer) auf den »Einbau« von österreichischen Antifaschisten einen Reformkurs. 1970 Ausschluss aus der KPÖ. genommen. Ende Juli 1940 Demobilisierung. in zivile und militärische Dienststellen der deut- Von 1970 bis 1979 fungierte er als Chefredakteur schen Besatzungsmacht kontrollierten und die des »Wiener Tagebuch«. Um die Jahreswende 1941/42 überquerte Marek »Eingebauten« mit illegalem Material versorgten. die Demarkationslinie, kehrte ins besetzte Paris Franz Marek verstarb am 28. Juni 1979 in Neu zurück und fungierte als Redakteur des »Soldat Im November 1943 wurde die Tätigkeit des TA kirchen (Oberösterreich). im Westen«. Ab diesem Zeitpunkt gehörte er auch durch eine Verhaftungswelle immens geschwächt, dem Dreierkopf des Travail Allemand (TA) an, der Marek delegierte im April 1944 einen Teil seiner im Sommer 1941 unter der Ägide des PCF bzw. Aufgaben an Eduard Uitz. Am 11. August 1944 der MOI (Main d´oeuvre immigré) entstanden war wurde er, ebenso wie seine Lebensgefährtin Tilly Przemysl, der Geburtsort von Franz Marek An der Universität war Marek Bestätigung des nationalen Militärkomitees der Befreiung von Paris im August 1944 mit Jura Soyfer befreundet Francs Tireurs et Partisans Francais (FTPF), Paris, vom 25. August 1944 (DÖW) Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Josef Meisel D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 16 Geboren am 18. April 1911 in Waag-Neustadtl zu errichten und österreichische Antifaschisten, die aus Auschwitz, Kontakte mit polnischen Partisa- (Slowakei). Tischlerlehre. Ende 1925 trat er dem in Wehrmachtsdienststellen »eingebaut« werden nen. Ende Jänner 1945 kam Meisel nach Krakau, Kommunistischen Jugendverband (KJV) bei, 1929 sollten, mit Untergrundzeitungen zu versorgen und anschließend nach Moskau. Hier konnte er als ers- der KPÖ. Im Februar 1934 an der Verteidigung ihre Berichte entgegen zu nehmen, die er sodann ter Österreicher den führenden KPÖ-Funktionären des Goethehofs beteiligt. Nach der Niederschla- – in Intervallen von jeweils mehreren Wochen – (Johann Koplenig, Ernst Fischer) detailliert über gung des Schutzbund-Aufstands Flucht in die an Marek weiterleitete. Meisels Tätigkeitsbereich den Widerstand in Frankreich und der »Ostmark« Tschechoslowakei. Von Juli 1934 bis Juli 1936 Be- erstreckte sich bis nach La Rochelle. Er betreute Bericht erstatten – seit 1941(!) waren fast alle Ver- such der Internationalen Lenin-Schule (Moskau), in dieser Funktion folgende Widerstandskämpfer: bindungen und zuverlässigen Informationsquellen einer kommunistischen Kaderschmiede. Nach der Alfred Eidinger, Elisabeth Eidinger, Hans Bily, Alfred abgerissen. August 1945 Rückkehr nach Wien. Rückkehr im Oktober 1936 verhaftet und vom Loner, Alfred Ochshorn, Fritz Weiss. 1946 bis 1964 KPÖ-Landessekretär in Niederöster Leiter des Polizeikommissariats Ottakring schwer Im Februar 1943 kehrte Meisel, mit falschen Pa- reich, zwischen 1946 und 1969 gehörte er dem misshandelt. Ein Jahr Haft, anschließend im An- pieren als französischer Zivilarbeiter getarnt, nach Zentralkomitee der KPÖ an. 1970 Ausschluss aus haltelager Wöllersdorf. Österreich zurück, gemeinsam mit Ludwig Beer der KPÖ. Gestorben am 11. Februar 1993 in Wien. Mai 1938 bis Februar 1939 im Spanischen Bürger und anderen. Am 17. Mai 1943 in Wien von der Tragisch verlief das Schicksal seiner Familie: krieg, ab Mai 1939 Belgien. Nach dem deutschen Gestapo verhaftet, gab Meisel trotz einer Reihe Der Vater (Jakob Meisel) lebte seit 1934 in der Angriff Internierung im französischen Internierungs von Folterverhören nichts über die »Fremdarbei- UdSSR und fiel dem stalinistischen Massenterror lager St. Cyprien, aus dem er im Juli 1940 flüchtete. terlinie« preis, sodass die übrigen zur Reorgani- zum Opfer. Ein Bruder, Paul Meisel (1909–1943) 1942 überschritt Meisel mit einem gefälschten Pass sation des kommunistischen Widerstands in die wurde in Auschwitz ermordet. Der zweite Bruder, die Demarkationslinie und kehrte in die besetzte »Ostmark« transferierten Kader zunächst weiter Alexander Meisel (1904–1942) fiel im KZ Sachsen- Zone zurück. Von Franz Marek in Paris beauftragt, als im Untergrund wirken konnten. Am 23. Februar hausen der Shoah zum Opfer. »Inter« von Bordeaux aus verschiedene Stützpunkte 1944 Deportation nach Auschwitz. Juli 1944 Flucht Josef Meisel in Moskau Internierungslager in Wöllersdorf Gestapo-Fotos von Josef Meisel Flucht aus Auschwitz im Jahr 1944 Publikationen von Josef Meisel Bildung und Jugend
Österreicher und Österreicherinnen in der französischen Résistance 1940–1945 Foto: ZPA Alfred (auch: Gottfried) Ochshorn D r. H a n s S c h a f r a n e k · 2021 · TA F E L 17 Geboren am 6. April 1915 in Wien. Alfred Ochs Am 30. Jänner 1943 wurden Ochshorn und zwei Organisationen einen Teil seiner Vergangenheit horns Eltern waren polnische Juden, sie stammten weitere österreichische TA-Aktivisten an ihren Ar- aufdeckten. Nach Aberkennung der US-Staatsbür aus Jagielnich (Galizien). beitsstellen verhaftet, aufgrund der Denunziation gerschaft war Bartesch genötigt, in seine Heimat eines Wehrmachtssoldaten, den Ochshorn zuvor zurückzukehren. 1934 unternahm er eine Maturareise nach Frank- politisch »betreut« hatte. Das Trio kam zuerst für reich, kehrte jedoch anschließend aus politischen In Österreich hatte der Mörder von Alfred Ochs drei Monate ins Fort du Ha (Bordeaux), anschlie- Gründen nicht nach Österreich zurück. Seit Herbst horn indes nichts zu befürchten. Drei Tage nach ßend in die Festung Romainville (bei Paris), und 1936 im Spanischen Bürgerkrieg, zunächst im seiner Einreise meldete sich Bartesch zusammen im Sommer 1943 über das Durchzugslager Saar- Bataillon »Edgar André«. Ab Jänner 1937 wurde mit seiner Frau ordnungsgemäß bei der Polizei in brücken ins KZ Mauthausen. Ochshorn als Sprecher deutscher Sendungen Weyregg, wurde einige Stunden einvernommen (täglich von 22 bis 23 Uhr) bei Radio Madrid ver- Hier ermordete der SS-Schütze Martin Bartesch und anschließend im Polizeigefangenenhaus Wels wendet, auf der Kurzwelle 29,8 des »deutschen am 20. Oktober 1943 bei der so genannten »Kies- in Schubhaft genommen. Aufgrund der skizzier- Freiheitssenders«, der seinen Standort in Pozuela grube« den Widerstandskämpfer (»auf der Flucht ten Vorgeschichte konnte er jedoch nicht abge- del Rey, nordöstlich von Madrid, hatte. erschossen«), der als »französischer Jude« unter schoben werden. Nach wenigen Tagen verließ dem Namen und Geburtsdatum seines Bruders er die Haftanstalt als freier Mann, es folgte auch Nach dem Grenzübertritt (Februar 1939) in fran- Max eingeliefert worden war. keine Anklageerhebung. zösischen Internierungslagern (Gurs, Argelès- sur-Mer). Ab Juli 1942 war er im Rahmen des Der Mörder blieb jahrzehntelang unbehelligt, bis TA (Travail Allemand) aktiv und ließ sich unter 1955 lebte er in Seewalchen, anschließend ließ falscher Identität, d. h. als Franzose getarnt, als er sich in den USA nieder und erlangte 1966 Dolmetscher bei einer deutschen Dienststelle in die amerikanische Staatsbürgerschaft. Erst 1987 Bordeaux »einbauen«. holte ihn seine Vergangenheit ein, als jüdische Blick vom Fort du Ha Richtung Altstadt Die Festung Romainville bei Paris Artikel zum Mörder von Alfred Ochshorn Bericht der Zeitschrift des KZ-Verbandes Bordeaux in der AZ vom 3. Juni 1987 »Mahnruf«, 1987 Bildung und Jugend
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