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WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 news.wko.at/kmu
Österreichs KMU im Überblick 249.000 kmu beschäftigen 1,7 Mio. Menschen Im Jahr 2015 haben 62.000.000.000 € die österreichischen KMU Waren im Wert von mehr als 62. Mrd. € exportiert Unternehmen Beschäftigungsanteil 22,1 % Kleinstunternehmen 0–9 Beschäftigte Die KMU sind 99,6 Arbeitgeber für über 65 % der Kleinunternehmen 10–49 Beschäftigte 23,7 % KMU unselbständig Beschäftigten Mittlere Unternehmen 50–249 Beschäftigte 19,9 % 0,4 % Großunternehmen Großunternehmen 250 und mehr Beschäftigte 34,4 % 2 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
96,4 % aller Ausbildungsbetriebe sind KMU. KMU bilden 64 von 100 Lehrlingen aus. Das sind 55.000 Lehrlinge. 62,8 % der Umsätze erwirtschaften KMU KMU tätigen 60,7 % der Investitionen 401 Mrd. € Umsatzerlöse WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 3
Vorwort Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) prägen die österreichische Wirtschaft. Im Jahr 2015 zählten rund 248.800 Unternehmen bzw. 99,6 % der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft zu den KMU. Seit 2008 haben diese per Saldo mehr als 61.000 zusätzliche Arbeitsplätze für selbstständig und unselbstständig Beschäftigte geschaffen. Die Umsätze sind um mehr als 10 % gestiegen, die Bruttowertschöpfung um fast 16 %. Damit beschäftigten KMU fast zwei Drittel der heimischen Erwerbstätigen und tragen in etwa 60 % zu den Umsätzen, der Wertschöpfung und den Bruttoinvestitionen der gewerblichen Wirtschaft bei. Die vorliegende Broschüre „Wirtschaftskraft KMU“ liefert eine umfassende Datenbasis zu Be- deutung und Entwicklung der österreichischen kleinen und mittleren Unternehmen. Zudem wird das Thema Bürokratie analysiert. Der große Einfluss der Bürokratie auf KMU impliziert, dass Bürokratieabbau weiter forciert werden muss, um die unternehmerische Freiheit zu erhöhen und dadurch den Wirtschaftsstandort Österreich attraktiver zu machen. Weitere zentrale Bereiche zur Förderung von KMU und Unternehmertum in Österreich umfassen Investitionen und eine moderne Unternehmensfinanzierung, Innovationen und Digitalisierung, Internationalisierung sowie die finanzielle Entlastung von Unternehmen. Zudem gilt es, der Wirt- schaft die notwendigen Fachkräfte zu sichern. Wichtige Forderungen in diesen Bereichen ebenso wie bereits erzielte Erfolge finden sich in dieser Broschüre. 4 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
Rahmenbedingungen unternehmerfreundlich gestalten 1 2 3 4 5 Inhalt 1. Executive Summary 5 2. KMU prägen unsere Wirtschaft 11 2.1 Welche Bedeutung haben KMU für die österreichische Wirtschaft? 11 2.2 Wie haben sich die österreichischen KMU bis heute entwickelt? 12 2.3 Wie positionieren sich österreichische KMU im internationalen Vergleich? 14 2.4 Wie gestaltet sich die betriebswirtschaftliche Situation österreichischer KMU? 15 2.5 Welche Rolle spielen KMU als Arbeitgeber und Lehrlingsausbildner? 16 2.6 KMU und Digitalisierung 18 2.7 KMU und Innovation 19 2.8 KMU und Internationalisierung 20 3. Bürokratie 21 3.1 Bürokratie-Begriff 21 3.1.1 Bürokratie und Unternehmer 21 3.1.2 Unterscheidung in Bürokratiebereiche 22 3.2 Small Business Act (SBA) 23 3.3 Bürokratie in Zahlen 25 4. Rahmenbedingungen unternehmerfreundlich gestalten 29 4.1 Forderungen 29 4.2 Erfolge 32 5. Anhang 35 Definition KMU 35 Entwicklung der österreichischen KMU 35 Branchenvergleiche 36 KMU im internationalen Vergleich 38 Betriebswirtschaftliche Situation und Entwicklung der KMU 39 KMU als Arbeitgeber und Lehrlingsausbildner 42 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 5
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Executive Summary 1 2 3 4 5 1. Executive Summary Die österreichische Wirtschaft wird von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) geprägt. 99,6 % aller Betriebe der gewerblichen Wirtschaft haben weniger als 250 Beschäftigte und zählen damit zu den KMU. Diese rund 248.800 Unternehmen beschäftigten 2015 mehr als 1,7 Mio. selbstständig und unselbstständig Erwerbstätige und erzielten Umsätze in der Höhe von rund 401 Mrd. Euro sowie eine Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten von mehr als 99 Mrd. Damit gaben die KMU 2015 fast zwei Drittel aller Beschäftigten innerhalb der gewerblichen Wirtschaft einen Arbeitsplatz und haben 63 % zu den Erlösen sowie 59 % zur gesamten Wertschöpfung beigetragen. Zudem entfielen 61 % aller im Jahr 2015 getätigten Bruttoinvestitionen (rund 16 Mrd. Euro) auf KMU. Darüber hinaus spielen die heimischen KMU für die Lehrlingsausbildung eine wichtige Rol- le, denn sie bilden fast zwei Drittel der Lehrlinge der gewerblichen Wirtschaft aus (2015: rund 54.600). Das duale Ausbildungssystem in Österreich gilt international als Vorzeigemodell. Innerhalb der KMU handelt es sich beim Großteil (2015: rund 85 %) um Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern. Die Beschäftigten von KMU verteilen sich relativ gleichmäßig auf die einzelnen Größenklassen. Im Jahr 2015 arbeiteten rund 24 % in Kleinbetrieben mit 10 bis 49 Beschäftigten, rund 22 % in Kleinstunternehmen und rund 20 % in mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Arbeitnehmern. Die meisten Lehrlinge werden von Kleinunternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten ausgebildet (2015: 32 %). Der höchste Anteil des Outputs entfällt auf die mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten (2015: 27 % der Umsätze, 23 % der Bruttowertschöp- fung und 30 % der Bruttoinvestitionen). Für den Zeitraum 2008 bis 2015 zeigt sich eine dynamische Entwicklung der Beschäftigten (+3,7 %) sowie der Umsätze (+10,2 %) und der Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten (+15,5 %) von österreichischen KMU. Das Wachstum bei den Beschäftigten und der Wertschöpfung ist zu- dem höher ausgefallen als im EU-Durchschnitt.1 Die Ergebnisse aus dem WKO Wirtschaftsbarometer von 2017 zeigen eine deutlich verbesserte Stimmung bei den KMU. Im Frühjahr 2017 haben die Unternehmer das Wirtschaftsklima erst- mals seit dem Frühjahr 2011 wieder mehrheitlich positiv eingeschätzt. Auch im Herbst 2017 zeigt sich im Vergleich 2016 eine deutliche Verbesserung. Die heimischen KMU erzielten im Bilanzjahr 2015/16 im Durchschnitt eine Umsatzrentabilität in Höhe von 3,6 % der Betriebsleistung. Das bedeutet, dass die Unternehmen je 100,00 Euro Umsatz einen durchschnittlichen Gewinn (vor Ertragssteuern) in Höhe von 3,60 Euro erwirtschafteten. Im Zeitverlauf sind die Renditen tendenziell gestiegen. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote lag bei 30,4 % und somit über dem aus betriebswirtschaftlicher Sicht anzustrebendem Mindestricht- wert von 30 % und hat sich im 5-Jahesvergleich kontinuierlich verbessert. 1 Für die Umsätze liegen keine vergleichbaren Daten vor. WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 7
Verteilung der Unternehmen nach Größenklassen 0-9 10-49 50-249 250 und mehr Beschäftigte Unternehmen 85 13 2 0,4 Beschäftigte insgesamt 22 24 20 34 Lehrlinge 12 32 21 35 Umsatzerlöse 15 21 27 37 Bruttowertschöpfung 15 21 23 41 zu Faktorkosten Bruttoinvestitionen 12 19 30 39 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Basisjahr 2015 Auf Grund des Erfassungsumfangs der Leistungs- und Strukturstatistik (ÖNACE B-N, S95) kann es zu Untererfassungen einzelner Sparten/Fachverbände in der Auswertung nach der Kammersystematik kommen. Dies betrifft in der Auswertung nach Sparten insbesondere die Bereiche Tourismus und Frei- zeitwirtschaft sowie Gewerbe und Handwerk. Quelle: Statistik Austria Der Anteil, der KMU, der Informations- und Kommunikationstechnologien nutzt, ist in Österreich fast durchwegs höher als im EU-28-Durchschnitt, jedoch deutlich niedriger als bei österreichi- schen Großunternehmen. Beinahe jedes Unternehmen (ab 10 Beschäftigten)2 verfügt über einen Internetzugang. 88 % aller österreichischen KMU hatten 2016 bereits eine eigene Homepage (gegenüber 77 % bei KMU im EU-Durchschnitt und 99 % aller Großunternehmen in Österreich). Fast die Hälfte der österreichischen KMU mit mindestens 10 Beschäftigten hat 2016 soziale Me- dien genutzt. Jeweils mindestens 40 % haben zudem ERP-Softwarepakete bzw. Software-Lösun- gen wie Customer Relationship Management verwendet. 58 % aller heimischen KMU ab 10 Beschäftigten haben im Zeitraum 2012 bis 2014 Innovationen durchgeführt. Der Anteil ist desto höher je größer die Unternehmensklasse ist und in Österreich höher als im EU-Durchschnitt (KMU: 48 %). Differenziert nach Innovationsarten meldeten die meisten KMU organisatorische Innovationen (36 %) bzw. Prozessinnovationen (31 %). Jeweils rund 29 % haben Produktinnovationen und Marketinginnovationen durchgeführt. Die Innovationsausgaben der österreichischen KMU beliefen sich im Jahr 2014 auf mehr als 3 Mrd. Euro. 59 % davon wurden für unternehmensinterne Forschung und experimentelle Ent- wicklung verwendet, rund 26 % für den Erwerb von Maschinen, Ausrüstung, Software und Ge- bäuden für Innovationen. 2 Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten werden nicht erhoben. 8 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
Executive Summary 1 2 3 4 5 Die österreichischen KMU haben 2015 Waren im Wert von rund 80 Mrd. Euro importiert und Güter im Wert von mehr als 62 Mrd. Euro exportiert. Dies sind rund 61 % aller Einfuhren bzw. rund 48 % aller Ausfuhren. Der größte Anteil entfiel auf mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten. Der Außenhandel von KMU erfolgt großteils mit EU-Ländern. Auf diese entfielen 2015 jeweils rund drei Viertel des Import- bzw. Exportwertes. Gegenüber 2012 sind die Einfuhren von KMU um 0,9 % zurückgegangen und die Ausfuhren um 5,5 % gestiegen. Staatliche und gemeinschaftliche Regelungen bieten KMU eine Struktur und einen Ordnungs- rahmen, in dem sich Unternehmertum erfolgreich entfalten kann. Der Themenbereich „Bürokra- tie und Unternehmertum“ hat in der öffentlichen und politischen Diskussion und in den Medien einen zentralen Platz eingenommen – vielfach im Kontext der Vereinfachung bzw. Entlastung von bürokratischen Aufgaben. Durch die Erfüllung von Verwaltungsleistungen entsteht für die Unternehmer üblicherweise ein zeitlicher und monetärer Aufwand. Laut WKO Wirtschaftsbarometer vom Herbst 2017 nennen besonders viele Unternehmen (82 %) Rechtsvorschriften, die das Arbeitsrecht und die Arbeitszeit betreffen, als Verursacher von Bürokratie. Arbeitsschutz und Gesundheit, Steuergesetzgebung und Genehmigungsverfahren bzw. Betriebsanlagen folgen auf den nächsten Plätzen. Als Beispiel sei der Bekleidungshandel in Österreich genannt. Bei Unternehmen unter 10 Mit- arbeitern sind durchschnittlich 0,9 Mitarbeiter teilweise und 0,3 Mitarbeiter ausschließlich mit bürokratischen Aufgaben betraut. In Unternehmen mit 10 und mehr Mitarbeitern beläuft sich die Zahl auf 3,4 Mitarbeiter die teilweise, und auf 2,4 Mitarbeiter, die ausschließlich mit bürokrati- schen Aufgaben betraut sind; und der Bekleidungshandel ist eine Branche, die keinen speziellen Regelungen (z.B. Verarbeitung gefährlicher Stoffe; Hygienevorschriften etc.) unterworfen ist. Entwicklung der KMU, Veränderung 2015 gegenüber 2008 in % Beschäftigte insgesamt 3,7 Umsatzerlöse 10,2 Bruttowertschöpfung 15,5 zu Faktorkosten 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Auf Grund des Erfassungsumfangs der Leistungs- und Strukturstatistik (ÖNACE B-N, S95) kann es zu Untererfassungen einzelner Sparten/Fachverbände in der Auswertung nach der Kammersystematik kommen. Dies betrifft in der Auswertung nach Sparten insbesondere die Bereiche Tourismus und Frei- zeitwirtschaft sowie Gewerbe und Handwerk. Quelle: Statistik Austria WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 9
Der „Small Business Act“ für Europa erfasst die zentrale Rolle der kleinen und mittleren Unter- nehmen (KMU) für die Wirtschaft der Europäischen Union. Zwei der zehn Grundsätze betreffen explizit KMU und Bürokratie. Der Zielerreichungsgrad auf Länderebene lässt sich jährlich den erscheinenden „SBA Factsheets“ entnehmen: Unternehmertum, Handelsfreiheit, persönliche Freiheit, Rechtssystem und Rechtsstaatlichkeit, politische Stabilität und der Schutz der Eigen- tumsrechte im Land werden als Stärken des Wirtschaftsstandorts Österreich identifiziert. Als Schwachpunkte gelten eine hohe Steuerbelastung, hohe Sozialversicherungsbeiträge, die Ko- sten für Bürokratie („Red Tape“), Gesetze, Verordnungen und Gesetzgebung, und die Nachhal- tigkeit der öffentlichen Finanzen. Dazu kommen die Größe der Regierung und die Art und Weise, wie europäisches Rechts umgesetzt wird („Golden Plating“). 10 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
KMU prägen unsere Wirtschaft 1 2 3 4 5 2. KMU prägen unsere Wirtschaft 2.1 Welche Bedeutung haben KMU für die österreichische Wirtschaft? Kleine und mittlere Unternehmen, d. s. Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten, domi- nieren die österreichische Wirtschaft. Im Jahr 2015 zählten mehr als 248.800 bzw. 99,6 % aller Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Österreich zu den KMU. Diese beschäftigten mehr als 1,7 Mio. Personen bzw. fast zwei Drittel aller selbstständig und unselbstständig Erwerbstätigen. Bei den meisten KMU (rund 85 %) handelt es sich um Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern. Die Beschäftigten von KMU verteilen sich relativ gleichmäßig auf die einzelnen Größenklassen. Rund 24 % arbeiten in Kleinbetrieben mit 10 bis 49 Beschäftigten, rund 22 % in Kleinstunternehmen und rund 20 % in mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Arbeitnehmern. Unternehmen und Beschäftigte 2015 Unternehmen Beschäftigte insgesamt Absolut Anteil in % Absolut Anteil in % 0-9 Beschäftigte 211.892 84,8 572.353 22,1 10-49 Beschäftigte 31.790 12,7 613.649 23,7 50-249 Beschäftigte 5.131 2,1 514.193 19,9 0-249 Beschäftigte (KMU) 248.813 99,6 1.700.195 65,6 250 und mehr Beschäftigte (GU) 1.090 0,4 889.817 34,4 Gesamte gewerbliche Wirtschaft 249.903 100,0 2.590.012 100,0 Auf Grund des Erfassungsumfangs der Leistungs- und Strukturstatistik (ÖNACE B-N, S95) kann es zu Untererfassungen einzelner Sparten/Fachverbände in der Auswertung nach der Kammersystematik kommen. Dies betrifft in der Auswertung nach Sparten insbesondere die Bereiche Tourismus und Frei- zeitwirtschaft sowie Gewerbe und Handwerk. KMU = Kleine und mittlere Unternehmen GU = Großunternehmen Quelle: Statistik Austria Die KMU erzielten im Jahr 2015 Umsätze in der Höhe von 401 Mrd. Euro und eine Bruttowert- schöpfung zu Faktorkosten von mehr als 99 Mrd. Euro. Dies sind rund 63 % der Erlöse und rund 59 % der Wertschöpfung der gewerblichen Wirtschaft in Österreich. Zudem tätigten die KMU 2015 mit mehr als 16 Mrd. Euro fast 61 % der gesamten Bruttoinvestitionen. Innerhalb der KMU entfiel der höchste Anteil des Outputs auf die mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten (2015: 27 % der Umsätze, 23 % der Bruttowertschöpfung und 30 % der Bruttoinvestitionen). WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 11
Output in Mio. Euro 2015 Umsatzerlöse Bruttowertschöpfung Bruttoinvestitionen zu Faktorkosten Absolut Anteil in % Absolut Anteil in % Absolut Anteil in % 0-9 Beschäftigte 95.044 14,9 25.974 15,5 3.316 12,3 10-49 Beschäftigte 131.722 20,6 34.914 20,8 5.074 18,8 50-249 Beschäftigte 174.716 27,3 38.459 22,9 8.008 29,7 0-249 Beschäftigte (KMU) 401.483 62,8 99.347 59,2 16.399 60,7 250 und mehr Beschäftigte (GU) 237.708 37,2 68.471 40,8 10.600 39,3 Gesamte gewerbliche Wirtschaft 639.190 100,0 167.818 100,0 26.999 100,0 Auf Grund des Erfassungsumfangs der Leistungs- und Strukturstatistik (ÖNACE B-N, S95) kann es zu Untererfassungen einzelner Sparten/Fachverbände in der Auswertung nach der Kammersystematik kommen. Dies betrifft in der Auswertung nach Sparten insbesondere die Bereiche Tourismus und Frei- zeitwirtschaft sowie Gewerbe und Handwerk. KMU = Kleine und mittlere Unternehmen; GU = Großunternehmen Quelle: Statistik Austria 2.2 Wie haben sich die österreichischen KMU bis heute entwickelt? Im Zeitraum 2008 bis 2015 sind die Anzahl der Beschäftigten um 3,7 %, die Umsätze um 10,2 % und die Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten um 15,5 % gestiegen. Hier sind in allen KMU- Größenklassen Zuwächse zu beobachten. Die Anzahl der KMU ist um 1,3 % zurückgegangen. Der Rückgang ist ausschließlich auf Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten zurückzuführen.3 Die Bruttoinvestitionen liegen 2015 um 11 % unter dem Niveau von 2008. Eine Ausnahme stellen hier die mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten dar, die 2015 um fast 14 % mehr Investitionen tätigten als 2008. Eine detaillierte jährliche Betrachtung zeigt für die Anzahl der Unternehmen, die Beschäftigten, die Umsätze sowie die Bruttowertschöpfung der österreichischen KMU – nach Rückgängen im Krisenjahr 2009 – zwischen 2010 und 2014 fast durchwegs eine positive Entwicklung. Während die Wertschöpfung der KMU im Jahresvergleich 2014/15 weiter gestiegen ist, ist es bei den üb- rigen Indikatoren zu Rückgängen gekommen. Bei den Bruttoinvestitionen zeigt sich eine gegen- sätzliche Entwicklung. Diese konnten sich nach einem Einbruch während der Wirtschaftskrise in den Folgejahren kaum erholen, wobei das Wachstum zwischen 2014 und 2015 am höchsten ausfiel. 3 Unternehmen ohne unselbstständig Beschäftigten werden erst ab einem Jahresumsatz von mehr als 10.000,– Euro in die Statistik einbezogen. Deshalb ist die Entwicklung der Anzahl der Unternehmen in diesem Bereich mit Vorsicht zu interpre- tieren, da es hier auch zu „Registereffekten“ kommen kann. 12 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
KMU prägen unsere Wirtschaft 1 2 3 4 5 Entwicklung der KMU, 2008–2015 (Index: 2008=100) 120 110 100 90 80 Index: 2008=100 70 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Unternehmen Beschäftigte Umsatz Bruttowertschöpfung Bruttoinvestitionen Auf Grund des Erfassungsumfangs der Leistungs- und Strukturstatistik (ÖNACE B-N, S95) kann es zu Untererfassungen einzelner Sparten/Fachverbände in der Auswertung nach der Kammersystematik kommen. Dies betrifft in der Auswertung nach Sparten insbesondere die Bereiche Tourismus und Frei- zeitwirtschaft sowie Gewerbe und Handwerk. Quelle: Statistik Austria Der Wirtschaftsbarometer von 2017 zeigt eine deutlich verbesserte Stimmung bei den KMU. Im Frühjahr 2017 haben die Unternehmer das Wirtschaftsklima erstmals seit dem Frühjahr 2011 wieder mehrheitlich positiv eingeschätzt. Im Herbst 2017 hat sich der Saldo aus positiven und negativen Antworten in Hinblick auf das bisherige Wirtschafsklima noch weiter erhöht. Sowohl für die vergangenen als auch für die kommenden 12 Monate melden die KMU im Herbst 2017 für die Beschäftigung, die Gesamtumsätze, die Auftragslage, die Kapazitätsauslastung so- wie das Investitionsvolumen mehrheitlich eine positive Entwicklung. Im Vergleich zu den Antwor- ten vom Herbst 2016 ist überall eine deutliche Verbesserung festzustellen. Wirtschaftsklima KMU, Herbst 2017 (Saldo aus positiven und negativen Antworten) 60% 40% 20% 0% -20% -40% -60% 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Wirtschaftsklima bisher Wirtschaftsklima erwartet Quelle: WKO Wirtschaftsbarometer, Herbst 2017 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 13
2.3 Wie positionieren sich österreichische KMU im internationalen Vergleich? Österreichische KMU haben sich im EU-Vergleich in den vergangenen Jahren dynamischer ent- wickelt. Besonders deutlich zeigt sich der Unterschied bei den Indikatoren Beschäftigung und Bruttowertschöpfung. Die EU-weite Beschäftigung in KMU lag 2015 1 % unter dem Vorkrisen- niveau des Jahres 2008, während in österreichischen KMU um 8 % mehr Personen beschäftigt waren als 2008. Die Steigerung der Bruttowertschöpfung fiel in Österreich mit +17 % gegenüber dem Jahr 2008 ebenfalls deutlicher aus, als im EU-Durchschnitt (+9 %). Gesamtwirtschaft: Entwicklung der Anzahl der Unternehmen, Beschäftigung, Bruttowertschöpfung von KMU in Österreich und den EU-28, 2008–2015 (Index 2008=100) KMU Österreich KMU EU-28 KMU Österreich KMU EU-28 KMU Österreich KMU EU-28 Anzahl der Unternehmen Beschäftigung Bruttowertschöpfung 115 117 110 110 109 108 109 105 100 99 95 90 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Der angeführte Index beruht auf der Datenbasis des „Annual Report on European SMEs 2016/2017“ der Europäischen Kommission und bezieht sich auf Daten der marktorientierten Wirtschaft (ÖNACE Abschnitte B-N) ohne Abschnitt K, welche nicht direkt mit den Auswertungen nach Kammersystematik im vorliegenden Bericht vergleichbar sind. Im Gegensatz zu den Daten nach Kammersystematik sind etwa auch die freien Berufe inkludiert. 2015: Schätzwert Quelle: Eurostat, DIWecon, Annual Report on European SMEs Unterteilt nach Wirtschaftssektoren zeigt sich folgendes Bild: Im Produktionsbereich war die Entwicklung in Österreich deutlich besser als im EU-Durchschnitt. Hier lagen alle betrachteten Indikatoren (Unternehmen, Beschäftigte, Wertschöpfung) 2015 über dem Niveau 2008. Im EU- Durchschnitt hat ausschließlich die Anzahl der Unternehmen wieder den Stand von 2008 er- reicht. Insbesondere die Beschäftigung, aber auch die Bruttowertschöpfung liegt bislang noch (deutlich) unter dem Vorkrisenniveau. Der Dienstleistungsbereich hat sich zwischen 2008 und 2015 sowohl in Österreich als auch in den EU-28 positiv und besser als die Produktion entwickelt. In Hinblick auf die Beschäftigung und Wertschöpfung ist das Wachstum in Österreich höher ausgefallen. Die Anzahl der Unternehmen ist im Jahresvergleich 2008/15 per Saldo im EU-Durchschnitt etwas stärker gestiegen. 14 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
KMU prägen unsere Wirtschaft 1 2 3 4 5 2.4 Wie gestaltet sich die betriebswirtschaftliche Situation österreichischer KMU? Ertragssituation Der größte Kostenblock in KMU4 sind Materialaufwendungen bzw. der Handelswareneinsatz. Dieser Posten belief sich im Jahr 2015/16 im Durchschnitt auf rd. 47 % der Betriebsleistung. Auf Rang 2 folgen die Personalkosten, die rund 23 % betrugen. Nach Abzug von Fremdleistungen, Abschreibungen und sonstigen Aufwendungen und Berücksichtigung sonstiger Erträge und des Finanzergebnis, verblieb ein durchschnittliches Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Höhe von 3,6 %.5 67 % der KMU erreichten im Bilanzjahr 2015/16 die Gewinnzone, 33 % schrieben Verluste. Kosten- und Ertragsstruktur der KMU 2015/16 in % Betriebsleistung 100,0 Materialaufwand -46,7 Fremdleistungen -10,9 Sonst. Erträge +2,7 Personalkosten -22,6 Abschreibungen -3,3 Sonst. Aufwand -15,1 Finanzerträge +0,4 Finanzaufwand -1,0 EGT +3,6 % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Erträge Aufwendungen/Kosten Anmerkung: Gewerbliche Wirtschaft exkl. Banken und Versicherungen Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank Finanzierungssituation Für das langfristige Bestehen eines Unternehmens ist neben einem positiven Betriebsergebnis vor allem eine solide Eigenkapitalausstattung erforderlich. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte die Eigenkapitalquote zumindest 30 % betragen. Die KMU der gewerblichen Wirtschaft erreichten im Bilanzjahr 2015/16 im Durchschnitt eine Eigenkapitalquote von 30,4 %. Banken sind in Österreich wesentliche Kapitalgeber der kleinen und mittleren Unternehmen. Im Bilanzjahr 2015/16 beliefen sich die Bankverbindlichkeiten im Durchschnitt auf knapp 29 % des Gesamtkapitals. Im Bilanzjahr 2015/16 verfügten mehr als drei Viertel der österreichischen KMU über ein positi- ves Eigenkapital. Auf der anderen Seite ist knapp ein Viertel der KMU überschuldet, hat also kein positives Eigenkapital. 4 Die vorliegende Analyse beruht auf etwa 65.700 Jahresabschlüssen von bilanzierenden kleinen und mittleren Unterneh- men (KMU) der gewerblichen Wirtschaft (ohne Sparte Bank und Versicherung). 5 Um die Vergleichbarkeit mit Kapitalgesellschaften, bei denen die Personalaufwendungen ein Geschäftsführerentgelt bein- halten, herzustellen, wird bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften für das Basisjahr 2015/16 ein kalkulatori- scher Unternehmerlohn in der Höhe von 35.674 Euro angesetzt. Dieser orientiert sich an den Kollektivverträgen mehrerer Sektoren. WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 15
Kapitalstruktur der KMU 2015/16 in % des Gesamtkapitals Eigenkapital 30,4 Sozialkapital 3,3 Bankverbindlichkeiten 28,6 Erhaltene Anzahlungen 9,5 Lieferverbindlichkeiten 4,1 Sonstiges Fremdkapital 23,9 Passive Rechnungsabgrenzung 0,3 Anmerkung: Gewerbliche Wirtschaft exkl. Banken und Versicherungen Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank Wie hat sich die betriebswirtschaftliche Situation der österreichischen KMU in den letzten Jahren verändert? Die österreichischen KMU erwirtschafteten im Zeitverlauf tendenziell steigende Renditen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) in Prozent der Betriebsleistung betrug in den Jahren 2011/12 bis 2015/16 durchschnittlich zwischen 2,9 % und 3,8 %. Der Betriebserfolg (vor Finanzergebnis) lag zwischen 3,9 % und 4,4 %. Auf Grund des sehr niedrigen internationalen Zinsniveaus sind die Finanzaufwendungen im Betrachtungszeitraum kontinuierlich gesunken. Die Eigenkapitalausstattung der KMU konnte im Zeitablauf kontinuierlich verbessert werden. Die Eigenkapitalquote der analysierten KMU ist von 29 % im Jahr 2011/12 auf 32 % im Jahr 2015/16 angestiegen. Entwicklung der Rentabilität und Eigenkapitalquote der KMU 2011/12 bis 2015/16 in % 5 Betriebserfolg Umsatzrentabilität Eigenkapitalquote 35 30 31 32 4 4,3 4,4 31 4,1 29 30 4,1 3,9 3,8 25 3 3,4 3,2 20 3,0 2,9 15 2 10 1 5 0 0 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 Kohortenauswertung: Nur jene Unternehmen werden berücksichtigt, für die Bilanzen für alle Jahre vorliegen. Anmerkung: Gewerbliche Wirtschaft exkl. Banken und Versicherungen Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank 2.5 Welche Rolle spielen KMU als Arbeitgeber und Lehrlingsausbildner? Das duale Ausbildungssystem in Österreich gilt international als Vorzeigemodell. KMU sind die wesentlichen Träger dieses Modells, denn sie bilden fast zwei Drittel der heimischen Lehrlinge aus (2015: rund 54.600). Die KMU stellen zudem den Großteil der Arbeitsplätze zur Verfügung. 2015 waren knapp 1,5 Mio unselbstständig Beschäftigte in kleinen und mittleren Betrieben tätig. Das sind 62 % aller Mitarbeiter der gewerblichen Wirtschaft in Österreich. 16 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
KMU prägen unsere Wirtschaft 1 2 3 4 5 Innerhalb der KMU sind die meisten unselbstständig Beschäftigten und Lehrlinge den Kleinun- ternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten zuzurechnen. Zwischen 2008 und 2015 hat sich die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten in KMU um 3,7 % erhöht. Dies ist auf Unternehmen mit 10 bis 249 Arbeitnehmern zurückzuführen, in Kleinst- unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern ist der Beschäftigtenstand nahezu unverändert geblieben. Die Lehrlingszahlen sind demgegenüber um mehr als 27 % zurückgegangen. Diese rückläufige Entwicklung zeigt sich in allen KMU Größenklassen. Unselbstständig Beschäftigte und Lehrlinge 2015 Unselbstständig Beschäftigte davon: Lehrlinge Absolut Anteil in % Absolut Anteil in % 0-9 Beschäftigte 371.423 15,7 10.171 12,1 10-49 Beschäftigte 589.381 25,0 26.841 32,0 50-249 Beschäftigte 511.870 21,7 17.569 20,9 0-249 Beschäftigte (KMU) 1.472.674 62,3 54.581 65,0 250 und mehr Beschäftigte (GU) 889.512 37,7 29.420 35,0 Gesamte gewerbliche Wirtschaft 2.362.186 100,0 84.001 100,0 Auf Grund des Erfassungsumfangs der Leistungs- und Strukturstatistik (ÖNACE B-N, S95) kann es zu Untererfassungen einzelner Sparten/Fachverbände in der Auswertung nach der Kammersystematik kommen. Dies betrifft in der Auswertung nach Sparten insbesondere die Bereiche Tourismus und Frei- zeitwirtschaft sowie Gewerbe und Handwerk. Quelle: Statistik Austria Eine Berechnung des Indikators „Lehrlinge je 1.000 unselbstständig Beschäftigten“ unter- streicht die große Bedeutung der KMU für die Lehrlingsausbildung. In KMU entfielen im Jahr 2015 rund 37 Lehrlinge auf 1.000 unselbstständig Beschäftigt gegenüber 33 in Großunterneh- men. Am höchsten war der Wert mit 46 Lehrlingen je 1.000 Erwerbstätigen in Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten. Lehrlinge je 1.000 unselbstständig Beschäftigten 2015 0-9 Beschäftigte 27 10-49 Beschäftigte 46 50-249 Beschäftigte 34 KMU insgesamt 37 250 und mehr Beschäftigte 33 Gesamte gewerbliche Wirtschaft 36 0 10 20 30 40 50 Auf Grund des Erfassungsumfangs der Leistungs- und Strukturstatistik (ÖNACE B-N, S95) kann es zu Untererfassungen einzelner Sparten/Fachverbände in der Auswertung nach der Kammersystematik kommen. Dies betrifft in der Auswertung nach Sparten insbesondere die Bereiche Tourismus und Frei- zeitwirtschaft sowie Gewerbe und Handwerk. Quelle: Statistik Austria WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 17
2.6 KMU und Digitalisierung Als Digitalisierung wird die zunehmende Durchdringung aller Lebensbereiche – insbesondere jedoch von Betriebsabläufen – mit Informations- und Kommunikationstechnologien bezeichnet. Für Unternehmen aller Größenklassen ist Digitalisierung von großer Bedeutung, um potenzielle Wettbewerbsvorteile nutzen zu können und konkurrenzfähig zu bleiben. Beinahe jedes Unternehmen (ab 10 Beschäftigten)6 in Österreich und EU-weit verfügt über einen Internetzugang. Der Anteil von Unternehmen mit einer Website ist ebenfalls sehr hoch. 2016 hatten 88 % aller österreichischen KMU ab 10 Beschäftigten eine eigene Homepage. Im EU- Durchschnitt lag der Anteil bei 77 %. Demgegenüber verfügten 99 % aller Großunternehmen in Österreich über eine Website. Der Anteil der heimischen KMU, bei denen online Käufe mindestens 1 % der Käufe ausmachen, ist deutlich höher (2016: 33 %) als jener, bei denen online Verkäufe mindestens 1 % zu den Um- sätze beitragen (2016: 15 %). Zudem zeigt sich, dass fast die Hälfte der österreichischen KMU mit mindestens 10 Beschäftig- ten soziale Medien genutzt hat und jeweils mindestens 40 % ERP-Softwarepakete (um Informa- tionen innerhalb der Sachabteilungen auszutauschen) bzw. Software-Lösungen wie Customer Relationship Management verwendet haben. Demgegenüber haben 17 % kostenpflichtige Cloud Computing Dienste über das Internet bezogen. Insgesamt ist der Anteil der KMU, der Informations- und Kommunikationstechnologien nutzt, in Österreich fast durchwegs höher als im EU-28-Durchschnitt, jedoch deutlich niedriger als bei österreichischen Großunternehmen. Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien 2016, Anteil der Unternehmen in % 97 Unternehmen mit Internetzugang 99 100 77 Unternehmen mit Website 88 99 Unternehmen mit online Käufen 24 33 (mindestens 1% der Käufe) 43 Unternehmen mit online Verkäufen 17 15 (mindestens 1% des Umsatzes) 42 44 Unternehmen, die soziale Medien nutzen 49 75 Unternehmen, die ERP-Softwarepakete 34 40 verwenden* 93 Unternehmen, die Software-Lösungen wie 32 43 Customer Relationship Management 70 Unternehmen, die kostenpflichtige Cloud 20 17 Computing Dienste über Internet beziehen 35 0 20 40 60 80 100 KMU EU-28 KMU Österreich Großunternehmen Österreich * Daten von 2015. Quelle: Eurostat, Europäische Erhebung über den IKT-Einsatz in Unternehmen 6 Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten werden nicht erhoben. 18 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
KMU prägen unsere Wirtschaft 1 2 3 4 5 2.7 KMU und Innovation 58 % aller österreichischen KMU ab 10 Beschäftigten haben im Zeitraum 2012 bis 2014 Innova- tionen durchgeführt. Der Anteil steigt mit zunehmender Unternehmensgröße. So liegt der An- teil der innovationsaktiven Großunternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitern bei mehr als 89 %. EU-weit ist der Anteil der Unternehmen, der zwischen 2012 und 2014 Innovationen getätigt hat, niedriger als in Österreich (z. B. KMU 48 % in den EU-28 versus 58 % in Österreich). Differenziert nach Innovationsarten haben die meisten heimischen KMU organisatorische In- novationen (36 %) bzw. Prozessinnovationen (31 %) durchgeführt. Jeweils rund 29 % meldeten Produktinnovationen und Marketinginnovationen. Fast die Hälfte der KMU mit Produkt- und/oder Prozesssinnovationen arbeitete mit Kooperationspartnern zusammen, am häufigsten mit Zulie- ferunternehmen von Ausrüstungen, Rohstoffen, Vorprodukten oder Software. Innovationsaktive Unternehmen in % 2012–2014 54,1 Alle Innovatoren 58,0 10-49 Beschäftigte 45,0 74,5 Produktinnovatoren 28,9 50-249 Beschäftigte 61,5 Produktinnovatoren 20,2 58,0 mit Marktneuheiten KMU ab 10 Beschäftigten 48,0 Prozessinnovatoren 30,9 89,3 250 und mehr Beschäftigte 78,1 organisatorische 35,5 Innovatoren 59,5 Gesamt Marketing- 49,1 28,7 innovatoren 0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 Österreich EU-28 KMU ab 10 Beschäftigten Quellen: Statistik Austria, Eurostat, Community Innovation Survey (CIS) 2014 haben die österreichischen KMU ab 10 Beschäftigten mehr als 3 Mrd. Euro für Innovationen aus- gegeben. 59 % davon wurden für unternehmensinterne Forschung und experimentelle Entwicklung verwendet, rund 26 % für den Erwerb von Maschinen, Ausrüstung, Software und Gebäuden für Inno- vationen. Im Vergleich dazu entfielen bei Großunternehmen ein höherer Anteil der Innovationsausga- ben auf interne F&E (rund 74 %) und ein geringerer auf den Erwerb von Maschinen etc. (rund 13 %). Aufteilung der Innovationsausgaben in % 2012–2014 59,1 unternehmensinterne F&E 74,4 Erwerb von Maschinen, Ausrüstung, 25,8 Software und Gebäuden für Innovationen 13,4 9,1 Vergabe von F&E-Aufträgen an Dritte 7,4 Weiterbildungsmaßnahmen für 3,2 Innovationen, Markteinführung von 2,4 Innovationen, Design und andere Erwerb von anderem externen Wissen von 2,8 Dritten 2,5 0 20 40 60 80 KMU ab 10 Beschäftigten Großunternehmen Quelle: Statistik Austria, Community Innovation Survey (CIS) WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 19
2.8 KMU und Internationalisierung Im Jahr 2015 haben die österreichischen KMU Waren im Wert von rund 80 Mrd. Euro importiert und Güter im Wert von mehr als 62 Mrd. Euro exportiert. Dies sind rund 61 % aller Einfuhren bzw. rund 48 % aller Ausfuhren. Der größte Anteil entfiel auf mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten. Der Außenhandel von KMU erfolgt großteils mit EU-Ländern. Auf diese entfielen 2015 jeweils rund drei Viertel des Import- bzw. Exportwertes. Gegenüber 2012 sind die Einfuhren von KMU um 0,9 % zurückgegangen und die Ausfuhren um 5,5 % gestiegen. Bei Großunternehmen ist es zu einem Wachstum der Importe von 1,9 % und zu einem Wachstum der Exporte von 6,7 % gekommen. Außenhandel in Mio. Euro 2015 Importe Exporte Absolut Anteil in % Absolut Anteil in % 0-9 Beschäftigte 27.362 20,9 20.792 16,2 10-49 Beschäftigte 20.252 15,5 11.902 9,2 50-249 Beschäftigte 32.511 24,8 29.456 22,9 0-249 Beschäftigte (KMU) 80.125 61,2 62.149 48,3 250 und mehr Beschäftigte (GU) 50.723 38,8 66.564 51,7 Gesamte gewerbliche Wirtschaft 130.848 100,0 128.713 100,0 Quelle: Statistik Austria 20 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
Bürokratie 1 2 3 4 5 3. Bürokratie In der öffentlichen und politischen Diskussion und in den Medien hat die „Bürokratie“ längst einen zentralen Platz eingenommen. Die Attribute reichen dabei von „überbordend“ über „aus- ufernd“ oder „Angst machend“ bis „Luft abschneidend“. Hinweise darauf, dass Verwaltung nicht per se negativ sein muss, kommen üblicherweise nicht zur Sprache. Auch der Notwendigkeit einer (möglichst effizienten) bürokratischen Verwaltung wird relativ selten Platz eingeräumt. Auf eine grundsätzliche Begriffsklärung wird üblicherweise verzichtet. Der folgende Abschnitt widmet sich der Bürokratie im Kontext von Unternehmer in österreichi- schen KMU. Nach einer grundsätzlichen Begriffsabgrenzung wird Bürokratie im Kontext von Unternehmer diskutiert. Im nächsten Schritt erfolgt eine Unterscheidung in unterschiedliche Bürokratiebereiche. Der darauffolgende Abschnitt behandelt den Small Business Act (SBA) und im Besonderen die beiden Grundsätze (III und IV), die sich explizit auf KMU im Kontext bürokratischer Regelungen beziehen. Darauf folgen Erläuterungen zum aktuellen Umsetzungsstand. Im letzten Teil des Kapitels werden unterschiedliche internationale Vergleichsstudien herange- zogen, die das unternehmerische Umfeld Österreichs vor dem Hintergrund von bürokratischen Regelungen und Verordnungen darstellen. 3.1 Bürokratie-Begriff Im wörtlichen Sinne steht der Begriff Bürokratie für die „Herrschaft der Verwaltung“. Bürokratie bezeichnet dabei eine legal-rationale Organisationsform. Diese ist kennzeichnend für jede mo- derne Verwaltung im öffentlich-staatlichen Bereich, sowie auch bei Unternehmen, Betrieben, Verbänden, Parteien oder Kirchen. In einer engeren Definition lässt sich Bürokratie auf die (öffentliche) Verwaltung und alle dazu- gehörigen Institutionen und Organe eingrenzen. Deren Aufgabe ist die Wahrnehmung staatlicher und gemeinschaftlicher Interessen. 3.1.1 Bürokratie und Unternehmer Die allgemeine Definition von Bürokratie ist nur bedingt geeignet, diese aus Sicht von Unterneh- mern greifbar zu machen. Es können keine Aussagen dazu gemacht werden, wie und in welchem Ausmaß Unternehmer im Rahmen der Ausübung ihrer unternehmerischen Tätigkeit mit büro- kratischen Aufgaben konfrontiert sind und wie sie diese wahrnehmen. Bürokratie kann einer- seits als Korsett verstanden werde, das unternehmerische Freiheit einschnürt; gleichzeitig aber auch als ein Handlungsrahmen im Rahmen dessen sich unternehmerische Freiheit entfalten kann. WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 21
Notwendig ist ein Bürokratie-Begriff, der von subjektiver Natur ist und die Perspektive der Un- ternehmer explizit einnimmt: Bürokratie als ein Konstrukt, das alle Vorgänge umfasst, bei denen Verwaltungsleistungen zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben von staatlichen oder halb-staatlichen Institutionen auf die Unternehmen übertragen werden. Dabei sind Unternehmer von Gesetz wegen zur Umsetzung verpflichtet (übergewälzte Bürokratie im Sinne von Kitterer7 und Hen- rich/Kirch8). Verschiedene Autoren sehen in diesem Zusammenhang auch eine „realen Zusatz steuer“.9 Die Erfüllung dieser Verwaltungsleistungen bedingt üblicherweise zeitlichen und monetären Aufwand für die Unternehmen. Sie nimmt einerseits Arbeitszeit und gleichzeitig personelle und monetäre Ressourcen im Unternehmen in Anspruch. Besonders kritisch wird die Situation dann, wenn kosteneffektive Veränderungen (z. B. Lohn- oder Lohnnebenkosten, Bürokratiekosten) auf kompetitive Marktsituationen treffen. 3.1.2 Unterscheidung in Bürokratiebereiche Die bürokratischen Aufgaben, mit denen sich die Unternehmer konfrontiert sehen, lassen sich hinsichtlich unterschiedlicher Kriterien unterscheiden. Sie können anhand von Gesetzen bzw. Verordnungen kategorisiert werden, oder auch nach der Art und Weise, wie die Unternehmer tätig werden müssen. Bürokratische Aufgaben können Steuern (z.B. Abgabe der Erklärungen für Kommunalsteuer bzw. Umsatzsteuer) betreffen, Sozialversicherung (z.B. Beiträge berechnen und abführen, Ent- geltfortzahlung, Jahresmeldung) oder auch allgemeine Dokumentationspflichten (z.B. Grund- lage für Statistiken wie Leistungs- und Strukturerhebung, Intrastat-Meldungen aller Importe). Darüber hinaus haben viele Regelungen im Arbeits- und Sozialrecht (z.B. Kontrollen durch das Arbeitsinspektorat, Evaluierung psychischer Belastung am Arbeitsplatz) ihren Ursprung, wieder andere betreffen das Beauftragtenwesen (z.B. Brandschutzbeauftragte, Sicherheitsvertrauens- person). Bürokratische Aufgaben können in Informationspflichten und in Erfüllungsaufwand unterteilt werden. Informationspflichten betreffen die Handlungsanweisungen einer Behörde, bestimmte Informationen in regelmäßigem oder unregelmäßigem Abstand zu übermitteln. Um Informati- onspflichten gegenüber Behörden handelt es sich beispielsweise bei Steuererklärungen, der Erstellung und Übermittlung von Geschäftsberichten und bei den allgemeinen Verpflichtungen zur Archivierung von Geschäftsunterlagen. Ferner gehören auch Anträge auf Genehmigungen, die Bereitstellung von Informationen wie z.B. Übersichten für die Sozialversicherungsbehörden dazu. Erfüllungsaufwand geht über die reine Informationsübermittlung hinaus. Die Unternehmer sind im Zuge der Erledigung dieser bürokratischen Aufgaben angehalten, tätig zu werden und z.B. psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu evaluieren, Untersuchungen und Registrierungen/ Messungen durchzuführen oder Lohn- und Umsatzsteuer abzuführen. Dabei ist zu beachten, dass etwa die Bezahlung der Lohn- und Umsatzsteuer selbst keinem Bürokratieaufwand zuzu- rechnen ist. 7 Kitterer W. (1989): Kosten der Bürokratieüberwälzung, Neumünster, 1989, S. 32. 8 Henrich/Kirch (1994, S. 73 ff.) in: Schmidt, A. G. (2013). Der Einfluß der Unternehmensgröße auf die Rentabilität von Indu- strieunternehmen (Vol. 76). Springer-Verlag. 9 Dickertmann, D., König, H., und Wittkämper, G. W. (1982). Bürokratieüberwälzung. Stand, Ursachen, Folgen und Abbau. Regensburg, Verlag Recht und Verwaltung, Wirtschaft, S. 156 f. 22 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
Bürokratie 1 2 3 4 5 3.2 Small Business Act (SBA) Der „Small Business Act“ für Europa10 erfasst die zentrale Rolle der kleinen und mittleren Un- ternehmen (KMU) für die Wirtschaft der Europäischen Union. Im SBA werden 10 Grundsätze zur Unterstützung und Förderung von KMU festgelegt. Die Grundsätze III und IV beziehen sich explizit auf KMU im Kontext bürokratischer Regelungen („Red Tape“) und Verwaltung: (III) Regelungen sollten nach dem Prinzip „Vorfahrt für KMU“ gestaltet werden. (VI) Öffentliche Verwaltungen sollen verstärkt auf die Bedürfnisse der KMU eingehen. Vielfach werden Unterschiede zwischen bürokratischen Belastungen von KMU und von Groß- unternehmen deutlich. Administrative Vorschriften führen in KMU im Vergleich zu Großunter- nehmen zu einem verhältnismäßig größeren Aufwand. Studien zufolge kostet eine Regulie- rungsmaßnahme 1,– Euro pro Mitarbeiter für ein Großunternehmen, während im Kleinunternehmen durchschnittlich 10,– Euro pro Mitarbeiter anfallen11. 36 % der KMU innerhalb der EU erklären, dass ihre Geschäftstätigkeit innerhalb der letzten beiden Jahre durch Bürokratie erschwert wurde.12 In Bezug auf Grundsatz III regt die Kommission an, die Auswirkungen aller geplanten Rechtsvor- schriften und Verwaltungsmaßnahmen im Hinblick auf KMU genauestens zu bewerten („KMU- Test“). Die Ergebnisse sind im nächsten Schritt im Rahmen der Erarbeitung von Vorschlägen zu berücksichtigen. Sollten Rechtsvorschriften oder Verwaltungsmaßnahmen vorgelegt werden, werden KMU-Verbände mindestens 8 Wochen im Voraus hinzugezogen, sofern Auswirkungen auf KMU zu erwarten sind. Im Rahmen von Informations- und Meldepflichten sollen spezifische Sonderregelungen, Über- gangsfristen und Ausnahmebestimmungen für KMU eingeführt werden. Auf Bedürfnisse von KMU soll gesondert eingegangen werden und zugleich eine Übererfüllung von europäischen Re- gelungen auf Landesebene („Gold Plating“) vermieden werden. Ziel des SBA ist es, Verwaltungs- lasten für KMU deutlich zu verringern. Der Grundsatz IV verfolgt das Ziel, die Behörden in den Ländern der EU für die Bedürfnisse der KMU zu sensibilisieren. Der unternehmerische Alltag soll für sie so einfach wie möglich gestaltet werden. Dazu sollen im Besonderen elektronische Behördendienste und zentrale Anlaufstellen („One-Stop-Shops“) gefördert werden. Auf diese Weise kann auf Seiten der KMU Zeit gespart werden. Ressourcen für Innovationen und für die Schaffung von Arbeitsplätzen sollen freigesetzt werden. Zielsetzung ist eine gesteigerte Servicequalität bei einer gleichzeitigen Kostensenkung. Der erforderliche Zeitaufwand für die Gründung eines Unternehmens soll auf unter eine Woche sinken. Die Behörden sollen bei KMU nur mehr dann Informationen anfordern dürfen, wenn diese entweder nicht vorliegen oder im Falle einer notwendigen Aktualisierung. Kleinstunternehmen dürfen zur Teilnahme an statisti- schen Erhebungen im Zuständigkeitsbereich der staatlichen, regionalen oder lokalen statisti- schen Ämter maximal einmal in drei Jahren aufgefordert werden – vorausgesetzt der Bedarf an statistischen Daten oder anderen Informationen ist nicht häufiger notwendig. 10 SBA „Small Business Act“ (2008) für Europa, Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen – Vorfahrt für KMU in Europa, KOM (2008) 394, endgültig vom 25. Juni 2008, S. 4. 11 Bericht der Sachverständigengruppe zum Thema „Modelle zur Reduzierung der überproportionalen Belastung kleiner Unternehmen durch öffentliche Regulierung“, Mai 2007. 12 SBA „Small Business Act“ für Europa (2008), Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen – Vorfahrt für KMU in Europa, KOM (2008) 394, endgültig vom 25. Juni 2008, S. 4. WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 23
Es soll in jedem Mitgliedsland Ansprechpartner geben, denen Vorschriften oder Verfahren ge- meldet werden, sofern diese unverhältnismäßig sind oder die Tätigkeit von KMU behindern. Schließlich soll gewährleistet sein, dass KMU alle relevanten Informationen erhalten und alle erforderlichen Verfahren und Formalitäten auch elektronisch abwickeln können. Für Österreich13 können zu Punkt III (Prinzip „Vorfahrt für KMU“) folgende Punkte auf Seiten der Verwaltung erfasst werden: → V ereinfachung der Arbeitszeitaufzeichnung → G enehmigungsfreistellung für ungefährliche Kleinstanlagen und weitere Erleichterungen bei der Betriebsanlagengenehmigung → E rleichterungen bei Verlustverrechnung für Einnahmen-Ausgabenrechner Im Rahmen von Punkt VI (Öffentliche Verwaltung) lassen sich folgende Punkte anführen: → S chaffung elektronischer Behördendienste und „One-Stop-Shops“ → G ewerbeInformationsSystem Austria (GISA) → E lektronische Behördendienste im Bereich der Justiz → E ntbürokratisierungsoffensive Der Zielerreichungsgrad auf Länderebene lässt sich jährlich erscheinenden „SBA Factsheets“14 entnehmen. In der Kategorie „Responsive Administration“ werden Themen der Verwaltung und der Bürokratie zusammengefasst. Bei 5 Indikatoren liegt Österreich besser als der EU-Schnitt, bei 4 Indikatoren ist Österreich schlechter platziert. Dementsprechend hat Österreich den größten Aufholbedarf bei der notwendigen Zeit und den notwendigen Schritten, um ein Unternehmen zu gründen. Diese Vergleiche beziehen sich jedoch auf Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) und im Jahre 2016 auf nur 8,7 % der in Österreich gegründeten Unternehmen, die in diese Kategorie fallen. Auch bei der Anzahl der Zeitpunkte für Steuerzahlungen und bei der Mindesteinlage liegt Öster- reich etwas unter dem Durchschnitt. Deutlich über dem Durchschnitt ist die Effektivität und Kom- petenz von Behörden wenn es darum geht neue und wachsende Unternehmen zu unterstützen. Eine überdurchschnittliche Performance zeigt sich bei der notwendigen Zeit um Steuern zu bezah- len, bei der Belastung durch Verordnungen und Regelungen und bei der Komplexität von admini- strativen Angelegenheiten. In Bezug auf die Vorperioden sind deutliche Verbesserungen erkennbar. 13 Mittelstandsbericht 2016, https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/BR/III-BR/III-BR_00601/imfname_575446.pdf 14 Die Daten sind der zum Zeitpunkt der Berichtsverfassung aktuellsten Fassung vom November 2017 entnommen: Europäische Kommission, SBA Fact Sheet 2017 Austria 24 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
Bürokratie 1 2 3 4 5 3.3 Bürokratie in Zahlen Österreichische Unternehmer beklagen finanzielle und zeitliche Belastungen, die nicht in di- rektem Zusammenhang mit ihrer unternehmerischen Tätigkeit stehen. Laut WKO Wirtschafts barometer vom Herbst 2017 lassen sich diese in den meisten Fällen auf Rechtsvorschriften zu- rückführen, die das Arbeitsrecht und die Arbeitszeit betreffen (82 % der Nennungen). Regelun- gen betreffend Arbeitsschutz und Gesundheit, Steuergesetzgebung und Genehmigungsverfahren bzw. Betriebsanlagen folgen auf den nächsten Plätzen. Für einen vergleichsweise geringen Anteil an Unternehmen verursachen demzufolge der Konsumentenschutz, die Lebensmittelsicherheit und das Umweltrecht den höchsten Aufwand. Rechtsvorschriften, die die meiste Bürokratie bzw. Probleme verursachen, Anteil der Unternehmen in % Arbeitsrecht und Arbeitszeit 82% Arbeitsschutz und Gesundheit (inkl. Gebäude- und 54% Brandschutzvorschriften) Steuergesetzgebung 53% Genehmigungsverfahren/ 42% Betriebsanlagen Informations-, Veröffentlichungs- und 38% Meldepflichten Umweltrecht 25% Lebesmittelsicherheit 11% Konsumentenschutz 11% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Mehrfachnennungen möglich Quelle: WKO Wirtschaftsbarometer, Herbst 2017 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018 25
In den Augen vieler Unternehmer stellt Österreich einen „bürokratisierten Staat mit unzumutba- ren administrativen Belastungen“ dar. Viele Experten sehen darin eine nicht zu unterschätzende Wachstums- und Innovationsbremse des Wirtschaftsstandortes. Aktuell liegen nur wenige Stu- dien vor, die systematisch den Bürokratieaufwand der Unternehmen einer Branche untersucht haben15: Im Bekleidungshandel sind bei Unternehmen unter 10 Mitarbeitern durchschnittlich 0,9 Mitar- beiter teilweise und 0,3 Mitarbeiter ausschließlich mit bürokratischen Aufgaben betraut. In Un- ternehmen mit 10 und mehr Mitarbeitern beläuft sich die Zahl auf 3,4 Mitarbeiter, die teilweise, und auf 2,4 Mitarbeiter, die ausschließlich mit bürokratischen Aufgaben betraut sind. Dies zeigt bereits die Regelungsdichte auf, zumal der Bekleidungshandel keinen speziellen Regelungen unterworfen ist (z.B. Verarbeitung gefährlicher Stoffe etc.). Im Reinigungsgewerbe fallen rd. 45 Arbeitsstunden pro Monat für die Erfüllung von Informati- onspflichten an. Erfüllungspflichten nehmen durchschnittlich rd. 31 Stunden in Anspruch. Dar- über hinaus sind im Jahresdurchschnitt 4,8 Mitarbeiter ausschließlich mit der Erledigung büro- kratischer Aufgaben beschäftigt. Dazu kommen 5,7 Mitarbeiter, die teilweise mit bürokratischen Aufgaben beschäftigt sind. Verordnungen und Regularien prägen einen Wirtschaftsstandort in zentralem Maße. Aus inter- nationalen Vergleichsstudien lässt sich der Status des unternehmerischen Umfelds Österreich ableiten16. Als Stärken des Wirtschaftsstandorts Österreich werden u.a. Unternehmertum, Han- delsfreiheit, persönliche Freiheit, Rechtssystem und Rechtsstaatlichkeit, politische Stabilität und der Schutz der Eigentumsrechte im Land gesehen. Als Schwachpunkte werden u.a. eine hohe Steuerbelastung, hohe Sozialversicherungsbeiträge, die Kosten für Bürokratie („Red Tape“), Gesetze, Verordnungen und Gesetzgebung, die Nach- haltigkeit der öffentlichen Finanzen, sowie die Größe der Regierung und die Art und Weise, wie europäisches Rechts umgesetzt wird (Stichwort Golden Plating), deutlich. Im folgenden Abschnitt werden Rankings präsentiert und die Entwicklung Österreichs darge- stellt. Diese Rankings stammen aus dem Zeitraum 2014 bis 2017. In insgesamt 3 Rankings gab es eine Verbesserung, in 8 Rankings hat sich Österreich im Vergleich zur jeweiligen Vorstudie verschlechtert. In 2 blieb das Ranking unverändert. Die Mindestanzahl an ausgewerteten Län- dern pro Studie beträgt 28, die maximale Länderanzahl beträgt 209 pro Studie. Im Durchschnitt wurden 96 Länder gegenübergestellt. Die Balken in der Grafik zeigen die Position Österreichs in Bezug auf alle anderen untersuchten Länder. Der rote Balken steht für den Anteil der Länder die hinter Österreich liegen, der graue Balken zeigt den Anteil der Länder die besser als Österreich abgeschnitten haben. Exemplarisch wird jeweils ein Index diskutiert in dem Österreich gut ab- geschnitten hat. Zusätzlich wird ein Index beschrieben in dem Österreich durchschnittlich abge- schnitten hat, und ein Index in dem Österreich schlecht abgeschnitten hat. Der INDEX OF ECONOMIC FREEDOM17 reiht insgesamt 180 Länder anhand von 10 Dimensionen der wirtschaftlichen Freiheit (i.e. unternehmerische, Außenhandels- und monetäre Freiheit, Sta- atsausgaben, fiskalische Freiheit, Eigentumsrechte, finanzielle Freiheit, Einfluss von Korruption und Freiheit am Arbeitsmarkt). Dabei liegt Österreichs Stärke bei Investitionsmöglichkeiten, bei den Eigentumsrechten und bei der Außenhandelsfreiheit. Als Schwächen werden Einkommens- und Unternehmenssteuern und hohe Staatsausgaben identifiziert. Im Vergleich zur Vorstudie 2016 hat Österreich 2 Plätze eingebüßt und liegt nun an 30. Stelle. 15 siehe dazu KMU Forschung Austria (2017): Bürokratie im österreichischen Bekleidungshandel und KMU Forschung (2016): Gebäudereinigung in Österreich. 16 WKÖ, Stabsabteilung Wirtschaftspolitik (2017): MONITORING REPORT 2017 – Österreich in internationalen Rankings, Themenbroschüre „Bürokratie und Regulierung“, Wien. 17 Heritage Foundation & Wall Street Journal (2017): Index of Economic Freedom, http://www.heritage.org/index. 26 WIRTSCHAFTSKRAFT KMU 2018
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