Die Behandlung des hohen Cholesterins
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Volkshochschule Die Behandlung des Siegen-Wittgenstein hohen Cholesterins Haus des Gastes Bad Laasphe Top oder Flop? Der Mensch in unserer Mitte 29. September 2019 Hans-Peter Hobbach Kreisklinikum Siegen Medizinische Klinik III Kardiologie und Internistische Intensivmedizin Kreisklinikum Siegen GmbH
Veröffentlicht am 25.10.2016 (2016 10 18 arte Doku) arte Cholesterin, der große Bluff Kreisklinikum Siegen GmbH
Der große Cholesterin-Bluff Eier, Butter, Fette: Davor schürten Lebensmittelindustrie- und Pharmaindustrie jahrzehntelang die Angst – und verdienen daran. Vom Mythos Cholesterin. Kreisklinikum Siegen GmbH
Wie lautet die Antwort? Wir wissen, dass eine jahrzehntelange Statintherapie das Risiko kontinuierlich reduziert sowie gut verträglich und sicher ist. Es gibt wenig in der Medizin, was wir so gut wissen wie diese Tatsache. Kreisklinikum Siegen GmbH
Warum müssen wir über solche Dinge diskutieren? Der Glaube an die Therapie & die Therapietreue (“Compliance oder Adhärenz”): • Vetrauen: Verhältnis Patient - Arzt • Verstehen: Wissen über die Erkrankung Wissen über die Therapie • Therapieerfolg: Subjektive und objektive Erfolge Kreisklinikum Siegen GmbH
Entschuldigung: Es bleibt nicht aus, dass ich ein paar Abbildungen aus medizinischen Studien zeigen muss. Lassen sie sich bitte NICHT irritieren und nehmen nur die Information auf (z.B. 15% weniger Herzinfarkte Schlaganfälle oder Tod durch Herz- und Gefäßerkrankungen) Unterbrechen sie mich bitte bei Fragen und Unklarheiten! Kreisklinikum Siegen GmbH
Kardiovaskuläre Risikofaktoren Kardiovaskuläre Risikofaktoren nicht beeinflussbare Genetische Veranlagung ♂ Alter Östrogene bis Geschlecht Menopause ♂ beeinflussbare Nikotin Nikotin + Pille ♂ Hypercholesterinämie ♂ Arterielle Hypertonie ♀ Diabetes mellitus ♀ (x 2,6) (x 1,8) Übergewicht ♀ Bewegungsmangel ♀ Beruflicher Stress ♂ Kreisklinikum Siegen GmbH
Wie wirkt das Cholesterin auf das Herz? Zu viel Cholesterin im Blut führt zu Ablagerungen in den Gefäßwänden und somit zu Verkalkung und Verhärtung der Gefäße: Arteriosklerose. Die fatalsten Folgen: Arterie Herzinfarkt, periphere Ablagerungen Der Blutfluss ist arterielle Verschlusskrankheit teilweise unterbrochen und Schlaganfall. Kreisklinikum Siegen GmbH
Häufigsten Todesursachen in Deutschland Insgesamt ca. 125.000 Menschen verstarben 2018 in Deutschland an den Folgen einer koronaren Herzkrankheit! ca. 50.000 Menschen verstarben 2018 in Deutschland an einem akuten Herzinfarkt! Kreisklinikum Siegen GmbH
Wie erkenne ich ein erhöhtes Cholesterin: • Ein erhöhter Cholesterinspiegel macht keine Beschwerden. Deswegen bleibt er oft unbemerkt. • Der Cholesterinspiegel wird durch eine Blutanalyse bestimmt. • Es empfiehlt sich, den kostenlosen zweijährlichen Gesundheits-Check für Menschen ab 35 Jahren beim Hausarzt wahrzunehmen. Kreisklinikum Siegen GmbH
LDL-Cholesterin: Als Träger des höchsten Cholesterinanteils ist das LDL maßgeblich für die Entstehung von Arteriosklerose verantwortlich. Die Höhe des LDL-Cholesterins ist direkt mit den Risiken für Herzinfarkt und Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. LDL-Cholesterin = das „schlechte“ Cholesterin. Es sollte möglichst niedrig sein. LDL – „Lass‘ Das Lieber“ Kreisklinikum Siegen GmbH
Bedeutung der LDL-C-Senkung für die Sekundärprävention vaskulärer Ereignisse Eine Metaanalyse mit 90.056 Patienten zeigte, dass eine LDL-C-Senkung um 1 mmol/l (≈ 40 mg/dl) zu einer 21%-igen Reduktion von vaskulären Ereignissen führt. 50% Statin-Studien Reduktion vaskulärer Ereignisse 40% 30% 21% Gefäß-Ereignisse: 20% Durch eine Herz- oder Gefäßerkrankung bedingter Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, 10% Revaskularisation (Bypass, PTCA) 0% 0,5 1,0 1,5 2,0 mmol/l ≈ 20 ≈ 40 ≈ 60 ≈ 80 mg/dl Senkung LDL-Cholesterin Cholesterol Treatment Trialists' (CTT) Collaborators. Efficacy and safety of cholesterol-lowering treatment: prospective meta-analysis of data from 90.056 participants in 14 randomised trials of statins. The Lancet 2008;366(9493):1267-78.; Cannon CP, et al. Ezetimibe Added to Statin Therapy after Acute Coronary Syndromes. N Engl J Med 2015 Jun 3;372(25):2387-97. Kreisklinikum Siegen GmbH
Charakterisierung des LDL-Rezeptors Nobel-Preis: Goldstein und Brown (1985) M.S. Brown J.L. Goldstein Kreisklinikum Siegen GmbH
HDL-Cholesterin: Das HDL-Cholesterin hingegen ist ein Schutzfaktor für die Gefäße. Niedrige Werte des HDL-Cholesterins deuten auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin. HDL-Cholesterin = das „gute“ Cholesterin. Die Höhe des HDL lässt sich allerdings durch Medikamente nicht beeinflussen. HDL – „Hab Dich lieb“ Kreisklinikum Siegen GmbH
Triglyceride: Erhöhte Triglycerid-Werte begünstigen vor allem dann Arteriosklerose, wenn gleichzeitig hohe LDL- und niedrige HDL- Cholesterin-Werte vorliegen. Niedrige Triglycerid-Spiegel schützen vor Erkrankungen der Gefäße. Besser als LDL-Cholesterin in der Risikobewertung und Therapiekontrolle ist das Non-HDL-Cholesterin (Ges. Cholesterin minus HDL-Cholesterin), insbesondere bei hohen Triglycerid-Werten (Zielwerte immer + 30 mg/dl) Kreisklinikum Siegen GmbH
Lp(a), der eigenständige Risikofaktor: • Einmalige Bestimmung Lp(a) bei Therapiebeginn (≥ 30 mg/dl) The Emerging Risk Factors Collaboration, JAMA 2009;302:412-423 Kreisklinikum Siegen GmbH
ESC Score System: Hypercholesterinämie Systematic COronary Risk Evaluation” (SCORE) system SCORE Diagramm: 10-Jahres Risiko für eine tödliche kardiovaskuläre Erkrankung (CVD), basierend auf folgenden Risikofaktoren: • Alter Das Risiko eines 45- • Geschlecht jährigen Mannes mit • Rauchen hohem Risikoprofil ist genauso hoch wie das • systolischer eines 65-Jährigen Blutdruck Mannes mit idealem • Gesamt- Risikoprofil (2%). Cholesterin Kreisklinikum Siegen GmbH Alberico L. Catapano et al. Eur Heart J 2016;eurheartj.ehw272
Primärprävention: Jährliches Risiko für ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis von ca. 1%; Intermediäres Risiko, KEINE kardiovaskuläre Erkrankung Kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall N = 12.705 - 24% Kreisklinikum Siegen GmbH Yusuf S et al. for the HOPE-3 Inverstigators, N Engl J Med 2016;374:2021-2031
Sehr hohes Risiko • Dokumentierter kardiovaskulärer Erkrankung (Myokardinfarkt, ACS, stabile Angina, PTCA, ACB-OP, Schlaganfall, TIA, pAVK, PTA, ausgeprägte Plaquebildung in den Koronararterien oder supraaortalen Gefäßen > 50% Stenose) • Diabetes mellitus Typ II mit Endorganschaden (z.B. Proteinurie) oder in Kombination mit drei Major- Risikofaktor (Nikotin, arterielle Hypertonie, Dyslipidämie) oder Typ I (> 20 Jahre) • Ausgeprägte chronische Niereninsuffizienz Stadium 4 und 5 (GFR < 30 ml/min/1,73 m2) • Kalkuliertes 10-Jahres Risiko für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis nach SCORE ≥ 10% • Familiäre Hypercholesterinämie mit einer kardiovaskulären Risikokategorien: Erkrankung oder einem weiteren Major-Risikofaktor (Nikotin, arterielle Hypertonie) Alberico L. Catapano et al. Hohes Risiko • Ausgeprägter singulärer Risikofaktor (Gesamt-Cholesterin > Eur Heart J 2016;eurheartj.ehw272 310 mg/dl, LDL-Cholesterin > 190 mg/dl; arterielle Hypertonie ≥180/110 mmHg) • Isolierte familiäre Hypercholesterinämie • Diabetes mellitus Typ II ohne Endorganschaden, ≥ 10 Jahre, plus ein anderer Risikofaktor • Moderate chronische Niereninsuffizienz Stadium 3a und 3b (GFR 30-59 ml/min/1,73 m2) • Kalkuliertes 10-Jahres Risiko für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis nach SCORE 5 bis
Hypercholesterinämie: Primäre Zielwerte ESC guidelines Nur ca. 30% der Patienten in Deutschland erreichen die empfohlenen LDL-C-Zielwerte. Empfehlung Empfehlungsgrad Evidenzlevel Für Patienten mit einem sehr hohen kardiovaskulären Risiko (bestehende kardiovaskuläre Erkrankung, Typ-2 Diabetes mit Organschäden, moderate/schwere chronische Nierenerkrankung, FH mit weiterem Risikofaktor oder ein SCORE* Level ≥ 10%): I (I; IIa) A (C; C) Reduktion des Ausgangswertes um mindestens 50% UND LDL-Cholesterin < 55 mg/dl (< 1,4 mmol/l) Für Patienten mit einem sehr hohen kardiovaskulären Risiko UND einem zweiten kardiovaskulärem Ereignis innerhalb von 2 Jahren IIb B LDL-Cholesterin < 40 mg/dl (< 1,0 mmol/l) Für Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko (Akkumulation mehrerer Risikofaktoren und/oder ein SCORE* Level ≥ 5% < 10%): I A Reduktion des Ausgangswertes um mindestens 50% UND LDL-Cholesterin < 70 mg/dl (< 1,8 mmol/l) Für Patienten mit einem moderaten kardiovaskulären Risiko (SCORE* Level ≥ 1 bis ≤ 5%): IIa A LDL-Cholesterin < 100 mg/dl (< 2,6 mmol/l) Für Patienten mit einem niedrigen kardiovaskulären Risiko (SCORE* Level < 1%): IIb A LDL-Cholesterin < 116 mg/dl (< 3,0 mmol/l) Kreisklinikum Siegen GmbH
Änderung des Lebensstils: Kreisklinikum Siegen GmbH
Änderung des Lebensstils • Ernährung • 90% des Cholesterins werden im Körper selbst produziert (1-2 g/die) • Cholesterinresorption 0,1 bis 0,3 g/die, maximale Steigerung auf 0,5 g/die (entspricht 30-60% des in der Nahrung enthaltenen Cholesterins) • Bewegung • HDL-Cholesterin kann um bis zu 10% gesteigert werden • Gewichtsreduktion • LDL-Cholesterin fällt um 8 mg/dl pro 10 kg Körpergewichtsreduktion. • HDL-Cholesterin steigt um 0,4 mg/dl pro Kilogramm Gewichtsreduktion Wichtige Basis, aber eingeschränkte Wirksamkeit Kreisklinikum Siegen GmbH
Zusammenhang zwischen BMI und Mortalität: Berechnet sich aus Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht < 20 Untergewicht; 20-25 Idealgewicht; 25-30 Übergewicht; >30 Adipositas JAMA. 2016;315(18):1989-1996 Kreisklinikum Siegen GmbH
Körperliche Aktivität vermindert die negative Effekte einer sitzenden Tätigkeit: 35,5 MET = 60-75 Minuten stärkeres körperliches Training Kreisklinikum Siegen GmbH
Ausdauertraining: Bewegung (mögliche LDL-Cholesterin- Senkung: 5 %) • 30 Minuten moderat, 5 Tage die Woche z. B. Joggen, schnelles Gehen, Wandern, Schwimmen, Radfahren oder • 20 - 30 Minuten mit spürbarer Belastung, mind. 3 Tage die Woche z. B. Joggen, Ergometer Mäßiges Krafttraining nur ergänzend (kein Bodybuilding! Pressatmung erhöht den Blutdruck!) Kreisklinikum Siegen GmbH
Gesunder Lebensstil schützt auch bei hohem genetischem Risiko vor KHK: 55.685 Teilnehmer Favorable lifestyle: kein Nikotin, BMI
Familiäre Hypercholesterinämie - Diagnosekriterien: • Extreme Hypercholesterinämie d.h. LDL-C >190 mg/dl oder Ges.-C >310 mg/dl • Eigenanamnese der vorzeitigen KHK • Befunde der körperlichen Untersuchung (Xanthome, Arcus lipoides corneae) • Familienanamnese der vorzeitigen KHK oder Hypercholesterinämie • Vorhandensein einer pathogenen Variante eines Gens, welches mit FH in Verbindung gebracht wird Kreisklinikum Siegen GmbH
Vererbung: Mehr als 150 Gene sind inzwischen bekannt, die den Spiegel der Blutfette beeinflussen. Dabei gibt es Genvarianten, die das Cholesterin senken, und solche, die das Cholesterin erhöhen. Verdächtig ab LDL- Cholesterinwerte >190 mg/dl, diese können bis über 1.000 mg/dl ansteigen! Kreisklinikum Siegen GmbH
Familiäre Hypercholesterinämie (FH): Genetische Ursachen der FH Die FH ist ein autosomal codominater Erbgang mit >700 identifizierten Mutationen heterozygote FH (heFH) • nur eines der beiden Allele ist von einer Mutation betroffen • Inzidenz 1 : 200* • LDL-Spiegel etwa 2-fach erhöht (190 - 400 mg/dl) homozygote FH (hoFH) • beide Allele sind von der entsprechenden Mutation betroffen • Inzidenz 1 : 650 000* • LDL-Spiegel stark erhöht (> 1.000 mg/dl) Nordestgaard et al.; Eur Heart J, 2013 Dec;34(45):3478-90a. doi: 10.1093/eurheartj/eht273 Kreisklinikum Siegen GmbH
Erhöhtes Arteriosklerose-Risiko bei FH-Patienten: FH-Patienten haben im Alter von 40 Jahren Arterien wie 80-jährige Gesunde heFH (n=315) Kontrolle (n=118) Kontrolle heFH LDL 130 mg/dl 280 mg/dl IMT Verdickung mm/p.a. 0,004 0,009 IMT: intima media thickness (Intima Media Dicke) de Groot E et al. : Measurement of arterial wall thickness as a surrogate marker for atherosclerosis. Circulation. 2004;109:III-33-38 Kreisklinikum Siegen GmbH
Familiäre Hypercholesterinämie (FH): Hochrisikopatienten: FH Patienten erleiden früher und häufiger kardiovaskuläre Erkrankungen 1,0 Überleben ohne Herz-Kreislauferkrankung 0,8 Nicht-betroffene Verwandte 0,6 (n=1087) N543H/2393del9 LDL-R-Mutation 0,4 (n=124) alle anderen FH-Mutationen (n=484) 0,2 0 0 20 40 60 80 Alter (Jahre) M. A. Umans-Eckenhausen et al., Circulation 106, 3031 (2002). Kreisklinikum Siegen GmbH
Familiäre Hypercholesterinämie - Symptome: Xanthelasmen Xanthome Bildquelle: Leonardo da Vinci: La Gioconda; 1503; Lisa del Giocondo im Alter von 24 Jahren (Louvre, Paris) Kreisklinikum Siegen GmbH
Familiäre Hypercholesterinämie - Symptome: Xanthelasmen: Lipidablagerungen im Augenlid Xanthelasmen sind gelbe oder rote, scharf begrenzte Einlagerungen von Cholesterin in der Haut. Häufig findet man die meist auf beiden Gesichtshälften auftretenden Xanthelasmen oberhalb der Augen an der nasalen Seite der Augenlider (Xanthelasma palpebrarum). Oft bilden sie sich nicht mehr zurück. Behandlung z.B. mit Trichloressigsäure Bildquelle: www.dr-leber.de/xanthelasmen Klose G, et al., "Familiäre Hypercholesterinämie: Entwicklungen in Diagnostik und Behandlung," 111(31-32), 523 (2014). Kreisklinikum Siegen GmbH
Familiäre Hypercholesterinämie - Symptome: Arcus lipoides cornae: Lipidablagerungen in den Randbereichen der Hornhaut “Greisenring“ Bildquelle: www.enacademic.com Klose G, et al., "Familiäre Hypercholesterinämie: Entwicklungen in Diagnostik und Behandlung," 111(31-32), 523 (2014). Kreisklinikum Siegen GmbH
Familiäre Hypercholesterinämie - Symptome: Xanthome: Lipidablagerung unter der Haut Verbreiterung der Kutane Xanthome bei einem Achillessehnen bei FH durch Kind mit hoFH tendinöse Xanthome Xanthome sind an sich harmlose, orange-gelblich schimmernde, knoten- bis plaqueartige Fettablagerungen in der Haut. Sie entstehen durch Fettstoffwechselstörungen, überwiegend bei erhöhtem Cholesterinspiegel. Klose G, et al., "Familiäre Hypercholesterinämie: Entwicklungen in Diagnostik und Behandlung," 111(31-32), 523 (2014). Kreisklinikum Siegen GmbH
Statine Nach Aufnahme eines LDL-C-Partikels wird der LDL-C-Rezeptor bis zu 100 mal recycelt und sorgt für die Aufnahme und den Abbau des LDL-Cholesterins im Hepatozyt Statine hemmen das Schlüsselenzym (HMG- CoA-Reduktase) der Cholesterinsynthese in den Zellen. • Cholesteringehalt in der Zelle sinkt • Vermehrte Expression von LDL-Rezeptoren Modifiziert nach: Lambert G, et al. The PCSK9 decade. J Lipid Res 2012 Dec;53(12):2515-24 Kreisklinikum Siegen GmbH
Therapeutische Aequivalenzdosierung von Statinen Alberico L. Catapano et al. Eur Heart J 2016;eurheartj.ehw272 Kreisklinikum Siegen GmbH
Auch intensive Statin-Therapie führt nicht immer zum Ziel! 25,0 25,7% der Patienten mit LDL-C-Werten < 55 mg/dl [1,8 mmol/l]. 37,1% der Patienten mit LDL-C-Werten ≥ 70 mg/dl [1,8 mmol/l]. 20,0 19,2 18,0 15,2 15,0 Anteil Patienten (%) 13,3 10,0 8,2 8,3 n = 4.162 5,6 Atorvastatin 80 mg/die 5,0 3,2 3,2 1,7 2,1 1,4 0,1 0,5 0,0 Erreichter LDL-C-Wert (mg/dl) Wiviott et al for the PROVE-IT TIMI-22 Investigators: Can low-density lipoprotein be too low? The safety and efficacy of achieving very low low-density lipoprotein with intensive statin therapy: a PROVE IT-TIMI 22 substudy. Am J Cardiol. 2005;46(8):1411-16. Kreisklinikum Siegen GmbH
IMPROVE-IT: Mittlerer LDL-C-Wert nach 1 Jahr (ITT und OT) n=18.144; ACS vor 10 Tagen; OT: LDL-C 50-100 mg/dl; ITT: LDL-C 50-125 mg/dl; Therapie: 40 mg Simvastatin +/- 10 mg Ezetimib, zwei LDL-C-Werte >79 mg/dl, Simvastatin auf 80 mg/die LDL-C-Werte nach 1 Jahr 100 (2,6) Simva OT: LDL-C 69,5 mg/dl (1,8 mmol/l) Simva ITT : LDL-C 69,9 mg/dl (1,8 mmol/l) EZE+Simva OT: LDL-C 52,5 mg/dl (1,4 mmol/l) EZE+Simva ITT: LDL-C 53,2 mg/dl (1,4 mmol/l) 90 (2,3) OT: Δ LDL-C 17,0 mg/dl ITT: Δ LDL-C 16,7 mg/dl LDL-C mg/dl (mmol/l) 80 (2,1) (0,44 mmol/l) (0,43 mmol/l) Simvastatin 70 (1,8) ITT OT 60 (1,6) Ezetimib/Simvastatin ITT 50 (1,3) OT ITT: Intent-To-Treat-Populatoin; OT: On-Treatment-Population. 40 (1,0) QE 4 1 2 3 4 5 6 7 8 Monate Jahr Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Randomisierung Zeit seit Randomisierung Cannon CP, et al. Ezetimibe Added to Statin Therapy after Acute Coronary Syndromes. N Engl J Med 2015 Jun 3;372(25):2387-97. Ezetimib inaktiviert den Cholesteroltransporter im Kreisklinikum Siegen GmbH Dünndarm und hemmt die Cholesterinresorption um 50%.
Inzidenz von Myopathien durch Statine Inzidenzrate muskuläre Symptome + Rhabdo- ~ 0,001 % Sehr stark erhöhte CK* > 40 x ULN myolyse muskuläre Symptome + erhöhte CK > 10 x ULN Myopathie / Myositis 0,01 bis 0,1 % muskuläre Symptome Myalgien 7 bis 29 % Stroes E et al. Statin-associated muscle symptoms: impact on statin therapy - European Atherosclerosis Society Consensus Panel Statement on Assessment, Aetiology and Management European Heart Journal 2014 Kreisklinikum Siegen GmbH
Therapieschritte bei Dyslipidämie 500 12 Ernährungsumstellung Mono- 400 LDL-Cholesterin (mmol/l) therapie LDL-Cholesterin (mg/dl) 9 LDL-Apherese 300 Kombinations- 6 therapie 200 3 100 0 0 Therapieschritte adaptiert nach: Z. Reiner, et al., "ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: the Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Atherosclerosis Society (EAS)," Eur. Heart J. 32(14), 1769 (2011). Kreisklinikum Siegen GmbH
Nach Aufnahme eines LDL-C-Partikels wird der LDL-C-Rezeptor bis zu 100 mal recycelt und sorgt für die Aufnahme und den Abbau des LDL-Cholesterins im Hepatozyt Kreisklinikum Siegen GmbH Modifiziert nach: Lambert G, et al. The PCSK9 decade. J Lipid Res 2012 Dec;53(12):2515-24
Die Bindung von PCSK9 (proprotein convertase subtilisin/kexin type 9) an den LDL- Rezeptor verhindert das Recycling des Rezeptors, die Rezeptordichte auf dem Hepatozyt nimmt ab und reduziert den Abbau des LDL-Cholesterins Statine erhöhen die Synthese und den Export von PCSK9 Kreisklinikum Siegen GmbH Modifiziert nach: Lambert G, et al. The PCSK9 decade. J Lipid Res 2012 Dec;53(12):2515-24
Antikörper gegen PCSK9 erhöhen die Verfügbarkeit des LDL- Rezeptors und senken die LDL-Cholesterin-Spiegel Kreisklinikum Siegen GmbH Modifiziert nach: Lambert G, et al. The PCSK9 decade. J Lipid Res 2012 Dec;53(12):2515-24
Aktuelle Studienergebnisse: Differenz ca. 55-60 mg/dl Kreisklinikum Siegen GmbH
PCSK9 loss of function Mutation und LDL-Cholesterin • PCSK9 loss of function (LOF) Mutationen verringern die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen (KHK-Rate) Afroamerikanische Probanden Wildtyp (n=3.278) 12 Kaukasische Probanden Wildtyp (n=9.223) 30 Frequenz (%) 47% Koronare Herzerkrankung (%) 20 Reduktion (p=0,003) 10 8 0 0 50 100 150 200 250 300 (mg/dl) LDL-Cholesterin Afroamerikanische Probanden mit LOF*-Mutation (n=85) 88% Kaukasische Probanden mit LOF*-Mutation (n=301) 4 Reduktion 30 (p=0,008) Frequenz (%) 20 10 0 0 Nein Ja 0 50 100 150 200 250 300 (mg/dl) loss of function Mutation LDL-Cholesterin Cohen JC, et al.: Sequence variations in PCSK9, low LDL, and protection against coronary heart disease. N Engl J Med. 2006;354:1264-1272. Kreisklinikum Siegen GmbH
Aktuelle Studienergebnisse: Primärer Endpunkt: Kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall, Hospitalisation bei instabiler Angina pectoris, Bypassoperation - 15% Sekundärer Endpunkt: Kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall - 20% Kreisklinikum Siegen GmbH
Primary and Secondary Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery (CANTAB) End Points: Kreisklinikum Siegen GmbH Giugliano RP et al. N Engl J Med ;377:633-643
Was wird es sonst noch geben? Kreisklinikum Siegen GmbH
Bempedoinsäure: wird in der Leber zu ETC-1002-Coenzym A umgewandelt die inhibiert die ATP-Citrat-Lyase und somit die Cholesterinsynthese LDL-Cholesterinkonzentration sinkt, die LDL-Rezeptor-Aktivität wir gesteigert Kreisklinikum Siegen GmbH
Bempedoinsäure: • Kann mit CSE-Hemmern und Ezetimib kombiniert werden • Kann zu Leberwerterhöhung führen • Erhöht die Harnsäure (cave: Gichtanfälle) • Ergänzung und Alternative zur Therapie mit CSE- Hemmern • Dosierung, einmal 180 mg/die (Nilemdo® und Nustendi®) Kreisklinikum Siegen GmbH
Inclisiran: • Eine kleine störende mRNA wird in die Zelle eingeschleust und hemmt die Synthese von PCSK9 in der Leber • Inclisiran senkt das LDL-Cholesterin um ca. 50% • Die zweimalige jährliche subcutane Gabe von 300 mg Inclisiran ist eine mögliche und sichere Therapieoption bei Hypercholesterinämie • Als Nebenwirkung tritt lediglich eine gering vermehrte lokale Hautreaktion an der Injektionsstelle auf • Inclisiran kann problemlos mit CSE-Hemmern kombiniert werden, beide Substanzen zusammen wirken synergistisch • Endpunktstudien müssen jetzt noch den klinischen Nutzen nachweisen Ray KK et al. N Engl J Med 2017;376:1430-1440 FJ Raal et al. N Engl J Med 2020. DOI: 10.1056/NEJMoa1913805 Kreisklinikum Siegen GmbH KK Ray et al. N Engl J Med 2020. DOI: 10.1056/NEJMoa1912387
Triglyceride Patienten mit erhöhten Triglyceriden haben ein erhöhtes Risiko für ischämische Ereignisse und Mortallität Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bei Patienten mit Diabetes mellitus und hohem versus Erhöhte Triglyceridspiegel sind mit einer normalem Triglyceridspiegel trotz erhöhten Mortalität bei Patienten mit Staintherapie zur LDL-Cholesterinkontrolle bekannter KHK assoziiert G.A. Nichols et al Diabetes, Obesity and Metabolism, First published: 17 R. Kempfner et al Circulation 2016;9:100–108 September 2018 Kreisklinikum Siegen GmbH
Triglyceride • Standardtherapie der Hypertriglyceridämie sind CSE-Hemmer (NICHT Fibrate!!!) • n = 8.179 – follow-up 4,9 Jahre • Bekannte KHK oder ≥ 50 Jahre plus Diabetes mellitus plus einen weiteren Risikofaktor • Statintherapie – Triglyceride 135 – 499 mg/dl, LDL-Cholesterin 41 – 100 mg/dl • Primärer Endpunkt: Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall, koronare Revaskularisation, instabile Angina pectoris • Sekundärer Endpunkt: Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall • Hochreine Eicosapentaensäureethylester (EPA) = mehrfach ungesättigte Fettsäuren, gehören zur Klasse der Omega-3- • Fettsäuren und reduzieren den Triglyceridspiegel • Therapie: 2 mal täglich 2g EPA versus Placebo Kreisklinikum Siegen GmbH
Kumulatives Inzidenz von Ereignissen Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, nicht-tödlicher Schlaganfall, koronare Revaskularisation, Schlaganfall instabile Angina pectoris -15% -16% DL Bhatt et al. N Engl J Med 2019;380:11-22. DL Bhatt et al. N Engl J Med 2019;380:11-22. Kreisklinikum Siegen GmbH
Zusammenfassung: • Es besteht kein wissenschaftlicher Zweifel an der Wirksamkeit und Bedeutung der Cholesterinsenkung bei Patienten mit Gefäßerkrankungen • Für jedes 1 mmol/l (40 mg/dl) LDL-Cholesterinsenkung, Reduktion des kardiovaskulären Risikos um ca. 20% • “Je niedriger, desto besser!” • Es gibt keinen Grenzwert, den man nicht unterschreiten darf; am liebsten LDL- Cholesterin < 40 mg/dl! • Zur Verfügung stehende Therapien: Gesunde Ernährung und Bewegung CSE-Hemmer Ezetimib PCSK9- Inhibitoren • Es gibt KEINE Hinweise für negative Auswirkungen bei einer LDL- Cholesterinsenkung auf kleiner 40 mg/dl! • Dies gilt auch bzgl. der Entwicklung einer Demenz (Blut-Liquor-Schranke) • Auch Menschen größer 75 Jahre profitieren von einer Cholesterinsenkung, man sollte sich aber auf eine Sekundärprävention beschränken und mit niedrigeren CSE-Hemmer-Dosierungen starten und hoch titrieren • Weitere Therapieoptionen (Bempedoinsäure, Inclisiran, EPA) stehen vor der Zulassung Kreisklinikum Siegen GmbH
Zusammenfassung: Wir wissen, dass eine jahrzehntelange Statintherapie das Risiko kontinuierlich reduziert sowie gut verträglich und sicher ist. Es gibt wenig in der Medizin, was wir so gut wissen wie diese Tatsache. Kreisklinikum Siegen GmbH
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