Wirtschaft - IHK Arnsberg
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wirtschaft MAGAZIN DER IHK ARNSBERG 16 - City Lab Südwestfalen: Engagement für attraktive Citys 37 - Bachelor Professional: IHK überreicht erste Zeugnisse MÄRZ/APRIL 2022 www.ihk-arnsberg.de Konjunktur: Mit Schwung und Sorgen 03+04/2022 Foto: am - stock.Adobe.com
editorial Wenn 453 Meter fehlen Dass seit Jahrzehnten die Investiti- halt des Mitarbeiterstamms. Auch onen in unsere Infrastruktur extrem am Hellweg und im Sauerland sind vernachlässigt worden sind, ist mitt- die Folgen spürbar. Schließlich ist lerweile weithin bekannt. Irgendwie die einstmalige „Königin der Auto- konnte man deshalb fast schon er- bahnen“ auch für unsere Region die warten, dass uns das „Leverkusener wichtigste Nord-Süd-Verbindung. Brücken-Problem“ ereilt. 2015/16 Das trifft vor allem den Güterver- ist der Raum Lippstadt mit der nur kehr, der sich jetzt zeit- und kos- zeitweisen Sperrung der B 55-Lippe- tenaufwändig neue Routen suchen brücke noch mit einem blauen Auge muss. Die ohnehin schon gestörte davongekommen. Jetzt aber hat die Verlässlichkeit des LKW-Verkehrs Region Südwestfalen mit der Rah- nimmt damit weiter ab. „ Andreas Rother IHK-Präsident medetalbrücke der Sauerlandlinie Für viele Betroffene ist die Situati- tatsächlich eine nachhaltig und vor- on auch deshalb zermürbend, weil aussichtlich langanhaltende Störung es erkennbar keine schnelle Lösung des Verkehrssystems erreicht. gibt, weil die wirkliche Perspektive Es sind gerade einmal 453 Meter, fehlt. Den politisch Verantwortli- die wegen nicht mehr ausreichender chen bleibt da kaum etwas übrig, Tragfähigkeit von heute auf morgen als den größtmöglichen Druck zu stillgelegt werden mussten. Jeder entfachen, damit schnell geplant Jeder einzelne einzelne Meter kommt uns nun teu- und noch schneller gebaut wird. Meter kommt er zu stehen. Der Bauzustand der Die IHK Arnsberg steht dabei an der Brücke ist ein Desaster und die Situ- Seite der Nachbarn im Märkischen uns teuer ation exemplarisch für die Anfällig- Kreis und im Kreis Olpe. Gemein- zu stehen. keit unseres Infrastrukturnetzes, für sam mit den IHKs in Hagen und das es oft keine akzeptablen Aus- Siegen, den Kreisen und den Un- weich-Alternativen gibt. Nun quält ternehmerverbänden werden wir sich der Fernverkehr im besten Fall politisch alles tun, damit kein Tag großräumig über Köln und Kassel, verloren geht, bis die A 45 wieder leider aber auch durch Lüdenscheid unter Verkehr geht. Denn jeder Tag, und das Umland. Anwohner sind an dem uns fehlende 453 Meter als genervt, Händler und Gastronomen Wirtschaftsraum und in der Lebens- bangen um ihre Existenz, Indust- qualität massiv beeinträchtigen, ist rie und Logistik beklagen massiv ein verlorener Tag. eingeschränkte Erreichbarkeit mit Folgen für Lieferketten und Inves- Ihr titionen und der Sorge um den Er- Andreas Rother wirtschaft 03+04/2022 1
I N H A LT titelthema I konjunktur Die Konjunktur geht dy- namisch ins neue Jahr. 4 Mit viel Schwung in ein herausforderndes Jahr C o ro n a - M a ß n a h m e n , 8 Preisanstiege, Lieferengpässe und Pandemie Preisanstiege und Liefer- belasten sehr unterschiedlich 14 Gestiegene Energiepreise bedrohen engpässe sorgen aber für Wettbewerbsfähigkeit einen Dämpfer. Foto: donvictori0 - stock.Adobe.com Seite 4 unternehmen & region 16 City Lab Südwestfalen: Gemeinsames Engage- ment für die Attraktivität der Innenstädte 19 A 45-Brückensperrung im Raum Lüdenscheid: Wichtige Information für alle Speditionen und Fernfahrer 20 Regionale 2025: Projekte aus Werl und Freuden- berg können loslegen 23 Auszeichnung für Produktqualität und Engagement 24 25 Jahre Globuli-Schmuckladen Foto: Michael Bahr REGIONALE 2025: Projekte aus Werl und Freudenberg können los- politik 25 KMU sollen auch über Corporate Sustainability legen. Seite 20 berichten 28 Digitalpolitik in der EU: Das erwartet die Unternehmen 2022 30 Unsichere EU-Schweiz-Beziehungen 33 Aus Berlin und Brüssel news & service 34 Das IHK-Jahr 2021 in Zahlen und Fakten 36 Forum Berufsbildung am 30. März 2022 37 IHK Arnsberg überreicht erste „Bachelor Professional“-Zeugnisse 38 EU fördert Schutz des geistigen Eigentums bei Foto: Ampezzan/IHK KMU 39 Europa mit hohen Ambitionen beim Die IHK Arnsberg hat die ersten Zeugnisse mit dem Abschluss „Ba- Klimaschutz chelor Professional“ überreicht. Seite 37 40 Corona-Pandemie: Finanzverwaltung verlängert Steuererleichterungen 41 Luc Frieden: „Warenverkehr in Zukunft unter allen Umständen schützen“ 42 Ein großes Bündel neuer Rechtsvorschriften 43 Diskussion über die Koalitionsvereinbarung: Energie-Import als Auffanglösung 44 Erbschaftsteuer: Ausnahmeregelung soll Nachbesteuerung verhindern 47 Arbeitsjubilare 47 Sachverständigenwesen 48 IHK-Börsen Foto: MQ-Illustrations – stock.adobe.com rubriken 1 Editorial Die EU fördert den Schutz geistigen Eigentums bei kleinen und 64 Im nächsten Heft/Impressum mittleren Unternehmen. Seite 38 2 wirtschaft 03+04/2022
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titelthema I konjunktur Mit viel Schwung in ein herausforderndes Jahr „Die Konjunktur am Hellweg und im Sauerland geht dynamisch in das neue Jahr, hat aber zuletzt an Schwung verloren. Corona-Maßnahmen, Preisanstiege und Lieferengpässe sorgen für einen Dämpfer. Die Unternehmen stecken aber die Herausforde- rungen insgesamt gut weg“, erläuterte Präsident Andreas Rother die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage Mitte Januar. Die vierte Pandemiewelle führte wieder zu einer Spaltung der wirtschaftlichen Entwicklung. An der Umfrage, die zwischen dem 20. Dezember und 12. Januar stattfand, nahmen rund 475 Unterneh- men teil. 4 Foto: donvictori0 - stock.Adobe.com wirtschaft 03+04/2022
titelthema I konjunktur Foto: Becker/IHK Stellten die Ergebnisse der Konjunkturbefragung vor (von links): IHK-Präsident Andreas Rother (ahd GmbH & Co. KG, Ense), Stefan Severin (IHK-Geschäftsbereichsleiter), Martin Ansorge (EGGER Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co. KG), Johannes Trippe (Franz Trippe GmbH, Schmallenberg), Alexander Hennecke (stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer), Volker Gode (Lott Handelsgesellschaft, Zweigniederlassung Lippstadt der Leffers GmbH & Co.KG), Andreas Deimann (Hotel Deimann GmbH & Co. KG, Schmallenberg) und Josef Freund (Josef Freund Transporte, Landartikel- und Baustoffgroßhandel GmbH & Co. KG, Anröchte). „ D er IHK-Konjunkturklimaindikator, Die Lage hat sich seit vergangenem Herbst der die Lage und Erwartungen der leicht verschlechtert. Das Niveau bleibt aber Unternehmen zusammenführt, fällt hoch. Die Industrie ist nahezu unverändert um fünf Punkte, bleibt aber mit 115 Punk- gut ausgelastet, die Bauwirtschaft konnte ten deutlich im positiven Bereich. „Der Er- noch zulegen, der Großhandel hat etwas holungspfad, der nach dem Konjunktur-Ein- nachgegeben. Uneinheitlich ist das Bild im bruch im Frühjahr 2020 begann, hat eine Dienstleistungsbereich. Überwiegend gut Der Erholungspfad leichte Delle bekommen“, so Alexander fällt das Urteil in den unternehmensnahen hat eine leichte Hennecke, stellvertretender IHK-Hauptge- Sparten aus, eher schlecht bei den haushalts- schäftsführer. nahen Diensten und im Einzelhandel. Wäh- Delle bekommen. An der Wirtschaft im IHK-Bezirk gehen die rend der Lebensmitteleinzelhandel nach wie aktuellen Herausforderungen nicht vorbei. vor gut frequentiert ist, leidet der Facheinzel- Alexander Hennecke In den Konjunkturklima- indikator gehen sowohl Bewertungen der aktu- ellen Lage, als auch die Zukunftserwartungen ein. Mit 115,3 Punkten liegt er über der Marke von 100 Punkten, die die Schwelle zum Null- wachstum markiert. 6 wirtschaft 03+04/2022
handel unter den 2G-Bedingungen. Ebenfalls wie der Konflikt zwischen der Ukraine und hart getroffen ist das Gastgewerbe. „Die seit Russland. dem Herbst nach und nach verschärften Co- Bei der Frage nach den Konjunkturrisiken rona-Maßnahmen und der Ausfall vieler Ver- zeigt sich die größte Sorge bei den Energie- anstaltungen in der Vorweihnachtszeit haben und Rohstoffpreisen (80 % Nennungen). die Situation im Gastgewerbe drastisch ver- Dahinter wird der Fachkräftemangel (67 %) schlechtert“, verdeutlichte Präsident Rother. als Gefahr für die weitere wirtschaftliche „Die Standhaftigkeit vieler Gastwirte ist be- Entwicklung genannt. Es folgen Arbeitskos- wundernswert. Dennoch zermürben die sich ten (44 %), wirtschaftspolitische Rahmen- „ ständig verändernden Corona-Schutz-Maß- bedingungen (35 %) und der Inlandsabsatz nahmen viele in der Branche.“ (27 %). „Die Corona-Pandemie hat nur kurz Die Erwartungen an die nächsten 12 Mo- die Aufmerksamkeit vom Fachkräftemangel nate sind in etwa auf dem Niveau des ver- abgelenkt. Doch die Bedeutung des The- gangenen Herbstes. „Stärker noch als das mas ist nicht zu unterschätzen. Noch nie Pandemiegeschehen sorgen Preisentwick- zuvor haben zwei Drittel unserer Betriebe lungen und Engpässe bei Rohstoffen und den Fachkräftemangel als akutes Risiko für Zulieferteilen für Unsicherheiten“, stellte ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung be- IHK-Volkswirt Stefan Severin fest. Von einem zeichnet“, hob Alexander Hennecke hervor. Die Stand- hohen Auslastungs-Niveau kommend ist die Dennoch plant die Mehrheit der Betriebe mit haftigkeit vieler Bauwirtschaft die Branche mit den schlech- einem weiteren Beschäftigungsaufbau. Aller- testen Erwartungswerten. Eher pessimistisch dings erschwert der Engpass an verfügbaren Gastwirte ist sind der Einzelhandel, die Verkehrswirt- Fachkräften den Personalaufbau. Vor diesem schaft und das Gastgewerbe. Die Industrie, Hintergrund gehen das Gastgewerbe und die bewundernswert. die Dienstleistungen und der Großhandel Verkehrswirtschaft davon aus, dass sie ihre Andreas Rother sind mehrheitlich zuversichtlich. Belegschaften verkleinern müssen. Die Exporterwartungen haben sich verbes- Die Investitionsplanungen für das neue sert. Sowohl Industrie als auch Großhandel Jahr sind vielversprechend. Abgesehen vom gehen von steigenden Ausfuhrzahlen aus. Gastgewerbe wollen alle Branchen zulegen. Demnach dürfte der Export im kommenden Zwar wird dabei vor allem ein Stau an Er- Jahr wieder eine stabile Größe darstellen. satzinvestitionen abgebaut (58 % Nennun- „Allerdings hält das außenwirtschaftliche gen) und angesichts von Lieferengpässen Umfeld weiter große Herausforderungen und und Fachkräftemangel umfangreich in Rati- Risiken bereit“, erläuterte Stefan Severin. Er onalisierungen (40 %) investiert, aber viele nennt das weltweite Pandemiegeschehen, Unternehmen geben auch wieder an, ihre Lieferschwierigkeiten, Transformation zu Kapazitäten zu erweitern und die Produktin- Klimaneutralität und internationale Krisen novation voranzutreiben (je 36 %). bec Die Energie- und Roh- stoffkosten sind das größte Risiko für die wei- tere konjunkturelle Ent- wicklung. Aber auch das Risiko Fachkräftemangel steht auf Rekordhoch. wirtschaft 03+04/2022 7
titelthema I konjunktur Foto: MB.Photostock – stock.adobe.com Das Gastgewerbe, die personennahen Dienstleister und der Facheinzelhandel leiden unter den Corona-bedingten Einschränkungen. Preisanstiege, Lieferengpässe und Pandemie belasten sehr unterschiedlich Der Blick in die Branchen zeigt ein sehr unterschiedliches Lage- und Erwartungsbild. Während in der Industrie vor allem Lieferengpässe die gute Stimmung dämpfen, sind es im Verkehrssektor und Gastgewerbe die fehlenden Fach- und Arbeitskräfte. Energie- und Rohstoffkosten belasten fast die ganze Wirtschaft. Vor allem viele Einzel- händler, Dienstleister und besonders Gastronomen leiden weiter unter den Pandemiebedingungen. Industrie: Rohstoffverfügbarkeit Betriebsstoffen und Vorprodukten. Zu- limitiert hohe Produktion dem erschweren die enormen Preisstei- gerungen die Entwicklung. 78 Prozent Die Lage in der Industrie hat sich leicht der Unternehmen melden, dass sie da- verschlechtert, bleibt aber insgesamt auf von „in erheblichem Umfang“ betroffen einem guten Niveau. Die Nachfrage ist sind. 46 Prozent sagen, dass sie von den hoch, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Lieferengpässen „erheblich betroffen“ Limitiert wird die Produktion durch die sind. Diese Entwicklungen wiederum be- begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen, deuten für 84 Prozent der Unternehmen 8 wirtschaft 03+04/2022
Ertragseinbußen und steigende Kosten, einer regen Bau- und Renovierungstätig- für 73 Prozent längere Liefer- und Warte- keit aus. Der sogenannte Cocooning-Ef- zeiten und für 71 Prozent einen höheren fekt wird anhalten“, bekräftigt Martin Planungsaufwand. Ansorge. Besonders positiv ist die Lage in der Die Hauptsorge der Industrie gilt der Elektrotechnik. Dort bewerten 59 Prozent Preisentwicklung und Verfügbarkeit von der Unternehmen ihre Lage mit „gut“ Energie- und Rohstoffen. 94 Prozent se- und nur fünf Prozent mit „schlecht“. hen darin das größte Konjunkturrisiko. 38 Doch auch in den übrigen, für die Region Prozent gehen davon aus, dass sich die wichtigen Bereichen wie dem Maschinen- Versorgung mit Rohstoffen frühestens in bau (54 % „gut“; 14 % „schlecht“) und der zweiten Hälfte 2022 verbessern wird. der Metallindustrie (59 % „gut“; 19 % Ebenfalls Sorgen bereitet mit 63 Prozent „schlecht“) ist die Situation überaus gut. Nennungen der Fachkräftemangel. Es „ Im Holzgewerbe fällt die Lageeinschät- folgen Arbeitskosten (41 %) und „wirt- zung mit 96 Prozent „gut“ (die übrigen schaftspolitische Rahmenbedingungen“ vier Prozent melden „befriedigend“) be- (36 %). Inlands- (23 %) und Auslands- merkenswert positiv aus. Das Urteil ist nachfrage (20 %) sind im Laufe des letz- damit noch einmal besser als im Herbst. ten Jahres etwas aus dem Fokus gerückt. Die Ertragslage hat sich bei 79 Prozent Die Investitionsplanungen wurden verbessert. Der Auftragsbestand ist bei deutlich ausgeweitet. 36 Prozent planen 76 Prozent gut und bei 24 Prozent befrie- mehr, zehn Prozent weniger zu inves- Wir mussten digend. Von Preisanstiegen sind 79 Pro- tieren. Bei den Investitionsmotiven liegt zent erheblich betroffen. Ergebnisse, die zwar der Ersatzbedarf (53 %) vorn. Aller- Lieferzeiten Martin Ansorge, kaufmännischer Leiter dings puschen auch die übrigen Motive darstellen, die des Unternehmens Egger Holzwerkstoffe (Rationalisierung (50 %), Produktinno- in Brilon, bestätigt: „Wir befinden uns vationen (45 %), Kapazitätsausweitung auch unseren seit Mitte 2020 in einer Sonderkonjunk- (45 %) und Umweltschutz (41 %) die In- tur, weil die Menschen es sich zuhause vestitionsplanungen. Kunden wehtaten. schön machen. Die Lage ist ausgespro- Martin Ansorge chen gut.“ Mit Herausforderungen in den Bau: Voll ausgelastet, Lieferketten muss sich jedoch auch Egger aber von Preisanstiegen belastet auseinandersetzen, in beide Richtungen. „Wir mussten Lieferzeiten darstellen, die Die Lage im Baugewerbe hat sich im Ver- auch unseren Kunden wehtaten“, berich- gleich zu den vorherigen Befragungen tet Ansorge. Gleichzeitig habe es beson- noch einmal verbessert. Kein Betrieb ist ders im letzten Jahr Verwerfungen bei unzufrieden. Mehr als jeder zweite Betrieb der Beschaffung von Rohstoffen gegeben. hat volle Auftragsbücher. Allerdings geben Chemie, Lacke und Leime stehen bei Eg- inzwischen auch 18 Prozent an, dass ihr ger neben dem Rohstoff Holz besonders Auftragsbestand schlecht ist. In den Befra- im Fokus. In den letzten Monaten sind gungen zuvor waren nur einzelne Unter- enorm steigende Energie- und Transport- nehmen mit der Auftragslage unzufrieden. kosten hinzugekommen. Johannes Trippe vom Bauunternehmen Die Erwartungen in der Industrie haben Trippe in Schmallenberg stimmt zu: „Die sich seit Herbst verbessert. Die Nachfra- Baukonjunktur ist in den vergangenen Jah- ge wird als weiter stabil eingeschätzt. Die ren ausgesprochen gut. Die Pandemie hat- Erwartungen an das Auslandsgeschäft te wenig Einfluss, da wir draußen arbeiten sind zuletzt wieder gestiegen. 22 Prozent und bei den öffentlichen Auftraggebern erwarten mehr Exporte in den kommen- Bedarf da ist.“ Bei den gewerblichen Auf- den zwölf Monaten, zehn Prozent weni- traggebern sieht er jedoch Risiken: „Auch ger. „Wir gehen im Jahr 2022 weiter von hier ist der Bedarf da, aber wenn Umsätze wirtschaft 03+04/2022 9
titelthema I konjunktur zum Beispiel wegen Lieferschwierigkeiten sonders dynamisch. Die Auftragsbücher einbrechen, können Bauaufträge schnell sind gut gefüllt, die Nachfrage sehr gut wegkippen.“ und die Erträge ebenfalls. Doch Preisstei- Von Preissteigerungen sind drei Viertel gerungen und Lieferschwierigkeiten wir- der Baubetriebe in erheblichem Umfang ken sich auch hier deutlich aus. 83 Pro- betroffen und auch das verbliebene Viertel zent der Großhändler sind von hohen gibt einen mittleren Umfang an. Ebenso Preisen, 49 Prozent von Lieferengpässen gehen die Lieferengpässe an der Branche in „erheblichen Umfang“ betroffen. Das nicht vorbei. 63 Prozent sehen sich erheb- führt bei 81 Prozent zu Ertragseinbußen, lich und weitere 29 Prozent im mittleren 77 Prozent müssen längere Wartezeiten Umfang betroffen. Diese Herausforderun- einplanen. Kaum weniger Sorgen berei- gen sorgen für Ertragseinbußen und stei- tet das Fehlen von Fachkräften (64 %). gende Kosten (79 % Nennungen) sowie Es folgen Arbeitskosten (55 %) und wirt- „ längere Wartezeiten (75 %). „Schüttgüter schaftspolitische Rahmenbedingungen sind ein großes Problem, denn sie wer- (44 %). den teils kontingentiert. Im vergangenen Der Großhandel ist eher optimistisch. Jahr gab es beispielsweise Engpässe bei Auch er sorgt sich um die Preisentwick- Rohren und Betonteilen. Lange Lieferzei- lung und die Verfügbarkeiten von Ener- ten können Baumaßnahmen stoppen und gie und Rohstoffen. Rund 80 Prozent der die Leerläufe sorgen für weniger Effizi- Unternehmen sehen in diesem Aspekt ein enz. Auch die hohen Energiekosten lassen Konjunkturrisiko. Jeweils ein Drittel pro- Lange Liefer- Ergebnisse negativ ausfallen“, erläutert gnostizieren das Ende der Lieferengpässe Johannes Trippe die Herausforderungen für das 2. Halbjahr 2022 oder für 2023. 29 zeiten können seiner Branche. Prozent geben jedoch an, keine Einschät- Baumaßnahmen In das neue Jahr geht das Baugewerbe zung abgeben zu können. wieder pessimistisch. Etwa ein Drittel er- Vorrang haben Investitionen in den Er- stoppen und die wartet schlechtere Geschäfte, gleichwohl satzbedarf (67 %). Doch geben immerhin Leerläufe sorgen für von einem hohen Ausgangsniveau kom- 34 Prozent der Großhändler an, in Pro- mend. Die Risiken für die Branche sind duktinnovationen und 28 Prozent in Ka- weniger Effizienz. zuvorderst der Fachkräftemangel (92 % pazitätserweiterungen zu investieren. 33 Johannes Trippe Nennungen) und die Energie- und Roh- Prozent werden rationalisieren. stoffpreise (91 %). Sorgen vor einem Ein- bruch der Inlandsnachfrage haben die Einzelhandel: Betriebe nicht mehr (16 %, Jahresbeginn Pandemie belastet Fachhandel 2021 73 %). Mit 41 Prozent setzt ein relativ großer Teil der Betriebe auf eine Verbesse- Im Einzelhandel ist das Bild differenzier- rung der Rohstoffversorgung im zweiten ter. Der Lebensmitteleinzelhandel ist wei- Halbjahr 2022. Weitere 24 Prozent rech- terhin, wie auch während der gesamten nen erst 2023 mit einer Verbesserung. Pandemiezeit, gut frequentiert. Hinge- Nachdem die Baubranche im vergange- gen bremsen die politisch verordneten nen Jahr die Investitionsausgaben zurück- Restriktionen – vor allem 2G – deutlich gefahren hatte, holen die Betriebe nun den Facheinzelhandel. Dieser Bereich, kräftig nach. Sie investieren vorrangig in der bereits in den Lockdownphasen über- den Ersatzbedarf (77 %) und in die Ratio- aus stark belastet war, muss nun wieder nalisierung (50 %). Umsatzeinbußen bei gleichzeitig steigen- den Personalaufwendungen angesichts Großhandel: der Kontrollpflichten zu Impf- und Test- Volle Auftragsbücher, hohe Preise nachweisen verkraften. Volker Gode vom Modehaus Leffers in Lippstadt bestätigt Der Großhandel zeigt sich weiterhin be- einen deutlichen Kundenrückgang im Ja- 10 wirtschaft 03+04/2022
nuar: „Die Frequenzen sinken bei uns, Dienstleistungen: aber die Kunden kaufen sehr gut.“ Erhebliche Unterschiede innerhalb Preissteigerungen und Lieferschwierig- der Branche keiten wirken sich auch im Einzelhandel deutlich aus. 60 Prozent sind von Preisan- Die Dienstleistungsbranche meldet über- stiegen, 62 Prozent von Lieferengpässen wiegend eine gute bis befriedigende Ge- in „erheblichem Umfang“ betroffen. Je- schäftslage. Jeder zweite Betrieb stützt weils 74 Prozent verzeichnen Ertragsein- sich bei seiner Einschätzung auf volle bußen oder müssen längere Wartezeiten Auftragsbücher und auch die Ertragsla- einplanen. ge hat sich weiter verbessert. Von Preis- Beim Blick in die Zukunft bleibt der anstiegen und Lieferschwierigkeiten sind Einzelhandel überwiegend pessimistisch. die Dienstleister im Vergleich mit den an- Mehr als ein Drittel erwartet eine Ver- deren Branchen am geringsten betroffen. „ schlechterung der Lage. Die Preissteige- Nur 32 Prozent kämpfen mit Preisanstie- rungen bei Energie und Rohstoffen sehen gen in erheblichem Umfang, während es auch sie als große Gefahr für die weite- über alle Branchen hinweg 66 Prozent re konjunkturelle Entwicklung. Mehr als sind. Dennoch sorgt die Situation bei zwei Drittel der Betriebe geben dies als zwei Dritteln für Ertragseinbußen. Konjunkturrisiko an. Erhebliche Unterschiede gibt es je- Der Einzelhandel investiert vorrangig in doch zwischen den unternehmensnahen den Ersatzbedarf (56 %) und an zweiter Dienstleistern und den personennahen Stelle in die Produktinnovation (31 %) Dienstleistern. Während auf der einen Wir müssen und die Kapazitätsausweitung (29 %). Seite 66 Prozent ihre Lage mit „gut“ be- die Innenstadt „Wir müssen die Innenstadt spannend werten, sind es auf der anderen Seite halten und investieren, um Menschen 60 Prozent, die ihre Lage als „schlecht“ spannend halten in die Geschäfte zu holen. Handel und bezeichnen. Ursächlich für die schlech- Gastronomie gehören hier zusammen“, ten Bewertungen sind die vierte Pande- und investieren, motiviert Volker Gode. Er betont, dass miewelle und die damit einhergehenden um Menschen in der Einzelhandel nicht nur mit dem On- Beschränkungen für die personennahen line-Handel im Wettbewerb steht: „Wir Dienstleister. die Geschäfte konkurrieren mit allen Freizeitaktivitäten. Die Dienstleister gehen optimistischer zu holen. Unser Ziel ist daher, dass die Menschen in das neue Jahr als die übrigen Branchen. ihre Freizeit bei uns verbringen wollen.“ Die größten Risiken für die weitere wirt- Volker Gode Der Vergleich des Kon- junkturklimas in den Branchen gibt deutlich die Wellen der Pande- mie wieder. wirtschaft 03+04/2022 11
titelthema I konjunktur schaftliche Entwicklung sieht die Branche en nicht zu beliefern. Die Fahrer würden im Fachkräftemangel (65 %) und in den am Wochenende nicht fahren wollen und Energie- und Rohstoffpreisen (54 %). sollten dies auch nicht, sorgt er sich um Die Bereitschaft zu investieren hat die Arbeitsbelastung seiner Mitarbeiter. sich noch einmal leicht verbessert. Das Die Erwartungen der Branche sind nach Hauptmotiv für Investitionen bleibt die einem verhaltenen Jahr 2021 wieder in Ersatzbeschaffung (52 %) gefolgt von den negativen Saldo gerutscht. 30 Prozent der Produktinnovation und der Kapazi- der Betriebe erwarten eine Verschlechte- tätsausweitung (je 36 %). Bei den perso- rung, nur elf Prozent eine Verbesserung nennahen Dienstleistern herrscht jedoch der Geschäftsentwicklung. Neben der weiterhin eine deutliche Zurückhaltung Pandemie-Entwicklung fallen zwei Kon- bei den Investitionen. junkturrisiken in der Verkehrsbranche besonders ins Gewicht: 92 Prozent fürch- „ Verkehr: Preisanstiege ten Nachteile durch die Entwicklung der drücken die Erträge Energie- und Rohstoffpreise und 81 Pro- zent durch den Fachkräftemangel. Beide Die Wirtschaftslage der Verkehrsunter- Risiken haben in den vergangenen zwölf nehmen hat sich im Vergleich zu den Monaten stark an Bedeutung gewonnen. beiden vorhergehenden Umfragen zwar Im ersten Halbjahr 2022 rechnet kaum ein leicht verschlechtert. Im Vergleich mit Unternehmen mit einer Verbesserung der dem Jahresbeginn 2021 und dem Krisen- Rohstoffversorgung, 23 Prozent hoffen Wir haben einen jahr 2020 zeigt sich die Branche aktuell auf das zweite Halbjahr, weitere 22 Pro- noch zufrieden mit ihrer Geschäftslage. zent auf 2023, 44 Prozent können keine Berufskraftfahrer- 31 Prozent bezeichnen ihren Auftragsbe- Einschätzung abgeben. Notstand. stand als gut, 52 Prozent als befriedigend. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr Die Ertragslage gestaltet sich wie schon 2020 hatte die Verkehrsbranche ihre In- Josef Freund sen. ein Jahr zuvor schwierig. Bei 42 Prozent vestitionen deutlich reduziert. Nun will hat sie sich verschlechtert und bei 22 eine Mehrheit der Unternehmen wieder Prozent verbessert. Ursächlich sind auch mehr Geld in die Hand nehmen. Fast aus- die jüngsten Preisanstiege, von denen 82 schließlich handelt es sich bei den Inves- Prozent erheblich und die restlichen 18 titionen um den Ersatz von Fahrzeugen Prozent im mittleren Umfang betroffen und Produktionsmitteln (91 % Nennun- sind. Lieferschwierigkeiten belasten die gen). Josef Freund sieht aber auch Risi- Branche zwar auch, aber unterdurch- ken bei den Investitionen: „Wenn ich mit schnittlich im Vergleich mit den anderen Lieferzeiten für LKWs von eineinhalb Branchen. Jahren planen muss, weiß ich nicht, wie Josef Freund Senior, vom gleichnami- sich die Konjunktur entwickeln wird.“ gen Anröchter Unternehmen für Trans- porte, Landartikel und Baustoffgroßhan- Gastgewerbe: Omikron hat del, stellt die großen Herausforderungen Situation radikal verändert heraus: „Personal, Material und Energie.“ Der für seine LKWs erforderliche Kraft- Die seit dem Herbst nach und nach stoffzusatz AdBlue habe sich seit Jahres- verschärften Corona-Maßnahmen und beginn um 200 Prozent verteuert. Schütt- der Ausfall vieler Veranstaltungen in der güter würden teilweise kontingentiert Vorweihnachtszeit treffen das Gastgewer- und seien nicht verfügbar. Fahrer seien be erneut hart. Zwei Drittel beurteilen in regional keine zu finden. „Wir haben ei- der Gastronomie wie im Beherbergungs- nen Berufskraftfahrer-Notstand“, bekräf- gewerbe die aktuelle Lage mit schlecht. tigt er. Wochenend- und Nachtbaustellen, Dies bestätigt auch Andreas Deimann wie im Straßenbau häufig gefordert, sei- vom Hotel Deimann in Schmallenberg. 12 wirtschaft 03+04/2022
„Die Ferienhotels konnten sich in den situation für das Frühjahr ist gut. Und der Sommer- und Herbstmonaten erholen. Inlandstourismus wird sich nach der Pan- Omikron hat die Situation jedoch radikal demie erholen und langfristig profitieren. verändert. Weihnachtsfeiern und Urlaube Die Menschen werden bevorzugt heimat- wurden abgesagt und die Spontangastro- nah Urlaub machen.“ nomie ist stark belastet.“ Noch schwie- Bei der Beurteilung der Risiken stehen, riger sehe es bei Hotels für Geschäftsrei- wie in der Vergangenheit, der Fachkräf- sende aus. Dieser Bereich liege seit zwei temangel und die Arbeitskosten (beide je Jahren brach. 67 % Nennungen) weit oben. Allerdings Als weitere Belastung hinzu kommen haben die Energie-, Lebensmittel- und insbesondere die Preissteigerungen, von Rohstoffpreise deutlich an Bedeutung „ denen 60 Prozent erheblich und weitere gewonnen (72 %). Weiterhin ein akutes 32 Prozent in mittlerem Umfang betroffen Risiko sind die wirtschaftspolitischen sind. Rund zwei Drittel der Betriebe müs- Rahmenbedingungen (65 %). sen dadurch Ertragseinbußen und höhere Aufgrund der Ertragsrückgänge, der Kosten hinnehmen. Auch der Planungs- wieder angespannten Finanzsituation und aufwand ist bei vielen gestiegen. Die Fi- der weiterhin unsicheren Pandemiela- nanzlage hat sich in der Branche wieder ge stellt die Branche ihre Investitionen deutlich verschärft. hinten an. Hauptmotiv für die verbliebe- Bei den Erwartungen an die kommen- nen Aufwendungen ist der Ersatzbedarf Der Inlandstouris- de Geschäftsentwicklung gehen die Ein- (69 %). mus wird sich schätzungen auseinander. Während 38 Obwohl oder auch weil durch die Pan- Prozent eine Verbesserung erwarten, sind demie die Zahl der Beschäftigten stark nach der Pandemie es mit 42 Prozent sogar etwas mehr Be- zurückgegangen ist, planen die Betriebe erholen und lang- triebe, die von einer Verschlechterung für das neue Jahr eher mit weniger denn ausgehen. In der Gastronomie überwiegt mit mehr Mitarbeitern. „Wir haben einen fristig profitieren. die Einschätzung, dass die Situation sich Fach- und Arbeitskräfte-Notstand. Man Andreas Deimann nicht so bald verbessert. Andreas Dei- muss jeden Mitarbeiter festhalten“, be- mann ist positiv gestimmt: „Die Auftrags- kennt Andreas Deimann. bec Vielen Dank! Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an unserer Konjunkturbefragung bedan- ken wir uns sehr herzlich. Nur durch Ihre Unterstützung ist es uns möglich, drei Mal im Jahr die Lage und Erwartungen der heimischen Wirtschaft einzuschätzen. Die Umfrageergebnisse helfen zudem der IHK-Organisation, regionale oder landes- und bundesweite Trends zu erkennen. Sie bieten uns damit Anhaltspunkte für die tägliche Arbeit und liefern wichtige Argumente, mit denen wir auf allen politischen Ebenen für Ihre Anliegen eintreten können. Sie möchten auch an der Konjunkturbefragung teilnehmen? Dann senden Sie uns bitte eine E-Mail unter Angabe Ihres Unternehmens (Firma und Anschrift) sowie Ihres Ansprechpartners und dessen E-Mail-Adresse an becker-t@arnsberg.ihk.de. Ihre Antworten fließen anonymisiert in die Auswertung der IHK Arnsberg und in wei- tere Auswertungen der IHK-Organisation ein. Zur Beantwortung unserer Konjunktu- rumfrage brauchen Sie nur fünf Minuten. Die Umfrage findet dreimal jährlich statt. Den Link zum Fragebogen bekommen Sie per E-Mail. wirtschaft 03+04/2022 13
titelthema I konjunktur Foto: peterschreiber.media – stock.adobe.com Die Blitzumfrage der IHK Arnsberg bestätigt einen zunehmenden Wettbewerbsdruck für die Betriebe durch gestiegene Strom- und Energiekosten. Gestiegene Energiepreise bedrohen Wettbewerbsfähigkeit 92 Prozent der Unternehmen im Hoch- sind nur bei 31 Prozent der Betriebe die sauerlandkreis und Kreis Soest sehen Energiekosten konstant geblieben oder durch die gestiegenen Strom- und Ener- haben moderat um bis zu 5 Prozent zuge- Acht Prozent giepreise die Wettbewerbsfähigkeit legt. Bei dem größten Teil hingegen sind Deutschlands bedroht. Fast zwei Drittel die Preise teils deutlich angestiegen. 27 befürchten der Betriebe befürchten, dass Standorte Prozent der Betriebe verbuchten Preis- sogar existenz- aufgrund der hohen Energiekosten verla- anstiege um 5 bis 15 Prozent, weitere 28 gert werden. 14 Prozent der Befragten er- Prozent der Betriebe mussten sogar Kos- gefährdende wägen sogar konkret eine Verlagerung des tensteigerungen von mehr als 25 Prozent Steigerungen. eigenen Standorts oder Teile davon. Das hinnehmen. Die übrigen 15 Prozent lagen sind die zentralen Ergebnisse einer Un- dazwischen. Über alle Branchen hinweg ternehmensbefragung der IHK Arnsberg, sehen aufgrund der aktuellen Maßnah- Hellweg-Sauerland. An der IHK-Blitzbe- men zur Umsetzung der Energiewende 27 fragung vom 16. bis 22. Februar haben Prozent die Versorgungssicherheit ihres 408 Unternehmen teilgenommen. Unternehmens gefährdet. In der Industrie In den vergangenen zwölf Monaten sind es sogar 37 Prozent. 14 wirtschaft 03+04/2022
Beim Blick auf die Preisentwicklungen „Die Unternehmen unterscheiden klar in diesem Jahr erwarten 88 Prozent der zwischen kurzfristigen Maßnahmen, um Unternehmen weitere, großteils kräftige die rasanten Preisanstiege zu dämpfen, Preisanstiege. Acht Prozent befürchten und der langfristigen Energiepolitik“, sogar existenzgefährdende Steigerun- stellt IHK-Geschäftsbereichsleiter Stefan gen. Allerdings können 58 Prozent die Severin heraus. „Die Wirtschaft steht hin- gestiegenen Energiekosten nicht an ihre ter der Energiewende, erwartet jetzt aber Kunden weitergeben. Weitere 38 Prozent von der Politik eine konsequente und zü- geben an, dass sie die Kosten nur teilwei- gige Umsetzung der notwendigen Maß- se weitergeben können. Die Strom- und nahmen. Und das verbunden mit wettbe- Energiekosten machen bei 18 Prozent werbsfähigen Strom- und Energiekosten.“ mehr als 10 Prozent vom Umsatz aus. Bei Die Befragung zeigt auch, dass viele Mehr als weiteren 19 Prozent sind es 5 bis 10 Pro- Unternehmen bereits selbst den Weg der zent des Umsatzes. Energiewende beschreiten. Mehr als je- jedes zweite Die IHK wollte in ihrer Befragung auch des zweite Unternehmen setzt auf rege- Unternehmen setzt wissen, welche politischen Maßnahmen nerative Energieformen. Knapp 30 Pro- ergriffen werden sollten, um die Ener- zent setzen auf Photovoltaik, 16 Prozent auf regenerative gieversorgung grundlastsicher, bezahlbar ganz allgemein auf Ökostrom. Ebenfalls Energieformen. und umweltverträglich zu gestalten. Im eingesetzt werden Blockheizkraftwerke, Ergebnis erwarten 71 Prozent der Unter- Erdwärme, Wärme aus Solarenergie, Pel- nehmen von der Politik, dass sie Steuern lets, Holzhackschnitzel oder Anlagen zur und Abgaben auf den Strompreis senkt. Wärmerückgewinnung. Mit 41 bis 46 Prozent Zustimmung folgen An der Befragung haben 97 Industrie- der Ausbau der erneuerbaren Energien, betriebe, 34 Großhändler, 50 Einzelhänd- die Beschleunigung von Planungs- und ler, 23 Baubetriebe, 31 Gastbetriebe, 112 Genehmigungsverfahren und ein ver- Dienstleister und 61 Betriebe aus weiteren stärkter Netzausbau. Nur 13 beziehungs- unterschiedlichen Branchen teilgenom- weise 10 Prozent stimmen einer Verlänge- men. Hauptquellen für Energie bei den rung der Laufzeiten der Kohlekraftwerke Befragungsteilnehmern sind Strom (92 %), und dem Bau von Gaskraftwerken zu. Erdgas (64 %) und Öl (23 %). bec Neubau einer Digital- druckerei für die Friedmann Print Data Solution GmbH im Gewerbepark Unipro Gomaringen BMS Industriebau GmbH Alte Heeresstraße 25 59929 Brilon Tel: 02961 980-200 www.bms-industriebau.de wirtschaft 03+04/2022 15
unternehmen & region Foto: Tobias Gebhardt, Stadt Werl. Modellkommune Werl. Von links: Ingo Borowicz (IHK Arnsberg), Adrian Gruschka (GWS Werl), Lisa Zölzer (FH Südwestfalen), Torben Höbrink (Bürgermeister Werl). City Lab Südwestfalen: Gemeinsames Engagement für die Attraktivität der Innenstädte Das Projekt City Lab Südwestfalen Entdeckungstouren“ beworben, das len Erlebniswelt angesprochen wer- befindet sich im Endspurt. Insge- nun gemeinsam mit der Gesellschaft den. Für diese sind wir auch dabei, samt sind 25 Partnerkommunen für Wirtschaftsförderung und Stadt- neue Fotos der Stadt zu erstellen, aus den Bezirken der IHK Arnsberg entwicklung mbH Werl (GWS Werl) Videoaufnahmen der Händler be- sowie der SIHK zu Hagen beteiligt. umgesetzt wird. Das Projekt beruht ziehungsweise Imagevideos für die Seit April 2021 sind Werl und Iser- auf der bereits bestehenden Image- Stadt zu drehen oder Audioaufnah- lohn sogenannte Modellkommunen, kampagne „Entdecke Dein Werl!“, men zu produzieren. die mit den beiden „Kümmerinnen“ die auf Instagram und Facebook Anja Schulte: Iserlohn hat sich mit Lisa Zölzer und Anja Schulte fach- schon existiert. Die Webpräsenz soll einer Vielfalt an kleineren und grö- liche Unterstützung bei den jewei- nun ausgebaut werden und über ßeren Projektbausteinen beworben. ligen geplanten Projekten erhalten das gesamte Angebot von Werl in- Überzeugend daran war die Kom- haben. Im Interview mit der wirt- formieren – von den Händlern, über bination aus Smart City-Elementen, schaft berichten die beiden von ihrer die Gastronomie bis zu den Verei- städtebaulichen Maßnahmen und Arbeit aus den Modellkommunen. nen, Freizeit- und Kulturangeboten. Digitalisierungsstrategien für die Dafür wird eine digitale Erlebnis- innerstädtischen Akteure. So sollen Welche Projekte sind in den Modell- welt aufgebaut. Hinter dem Begriff zum Beispiel Audiotouren in der In- kommunen geplant? verbirgt sich eine innovative Web- nenstadt für erhöhtes Besucherauf- site, die eine emotionale Ergänzung kommen sorgen. Wie auch in Werl Lisa Zölzer: Werl hat sich damals un- zur städtischen Website darstellt ist der Kern des Projektes in Iserlohn ter anderem mit dem Projekt „Ent- und zum Entdecken einlädt. Sowohl der Aufbau einer Website in Form decke Dein Werl! – Schaffung einer die Besucher als auch die Werler einer Stadtplattform, um das gesam- digitalen Erlebniswelt mit digitalen Bevölkerung sollen mit der digita- te innerstädtische Angebot digital 16 wirtschaft 03+04/2022
unternehmen & region Foto: Lisa Thaler, City Lab Südwestfalen Modellkommune Iserlohn. Von rechts: Anja Schulte (Kümmerin City Lab Iserlohn), Dirk Matthiessen (Leiter Stadtmarketing Iser- lohn), Stephanie Erben (SIHK zu Hagen), David Lucas(Projektleiter Camalot). sichtbar zu machen. Damit sollen nachhaltigen Projektoutput erzielen generieren können. vor allem Gewerbetreibende unter- zu können. Lisa Zölzer: In der Modellkommu- stützt werden, die nicht mit dem di- ne Werl ist es das Ziel, die digitale gitalen Wandel gehen können, weil Wie sieht die weitere Planung aus? Erlebniswelt im Laufe der Projekt- ihnen die notwendigen Ressourcen phase zu veröffentlichen und noch dafür fehlen. Anja Schulte: Durch den veränder- entsprechend zu evaluieren, damit ten Fokus der einzelnen Projektbau- auch andere Partnerkommunen von Was wurde bereits umgesetzt? steine steht jetzt die Website noch den Projekterfahrungen profitieren. mehr im Vordergrund. Für das Team Somit sind wir weiter fleißig mit Lisa Zölzer: Seit September 2021 des Stadtmarketings bedeutet das dem Aufbau der Website beschäf- befinden wir uns in Werl in der die Erstellung von Inhalten und für tigt, zwei Fotoshootings stehen noch Umsetzungsphase: Es haben unter das City Lab-Team die Entwicklung aus und die Imagevideos müssen anderem Auftaktgespräche mit den der strategischen Ausrichtung. Wie noch gedreht sowie Audioaufnah- Agenturen stattgefunden, Fotoshoo- kann das Projekt langfristig getra- men aufgenommen werden. tings wurden durchgeführt, Händ- gen werden? Wie kann ein nach- lervideos produziert oder erste Ent- haltiger Nutzen aus der Website Wie läuft die Zusammenarbeit mit würfe der Website erstellt. entstehen? Um diese Fragen beant- den Städten? Anja Schulte: In Iserlohn haben wir worten zu können, muss jetzt die die meisten Projektbausteine ange- Strategie klar definiert werden. Zum Lisa Zölzer: Die Modellkommunen stoßen. Die Website ist bereits er- Thema Verstetigung wollen wir vor- sind froh, dass wir als personelle folgreich aufgebaut und muss nun rangig daran arbeiten, die Prozesse Unterstützung mit vor Ort sind. Al- mit Inhalten gefüllt werden, woran im Hintergrund zu vereinfachen, lerdings sind wir als Unterstützung wir gerade zusammen mit knapp Schnittstellen zu schaffen und ei- und Vernetzer für die Umsetzung 190 Gewerbetreibenden arbeiten. nen hohen Grad an automatisierten des Projektes eingeplant und müs- Aufgrund der vielfältigen Projekt- Prozessen zu erreichen. Wir hoffen, sen manchmal darauf achten, dies bausteine mussten wir einige Akti- dass die Stadt und das Stadtmar- nicht aus den Augen zu verlieren. vitäten zusammenfassen oder gar keting so vor allem von unserem Der wissenschaftliche Part sollte streichen, um in den nächsten sechs Projekt profitieren, und wir daraus nicht vernachlässigt werden. Monaten einen relevanten und auch viel Wissen für andere Städte Anja Schulte: Es wird deutlich, dass wirtschaft 03+04/2022 17
unternehmen & region unsere Arbeit vor Ort wichtig ist stellen. Der Wissenstransfer ist für lung bewirken zu können, sind und wir werden auch gut von den uns wichtig. Die TU hat außerdem Personal und Engagement wichtig. Kollegen und Kolleginnen in der ein digitales Schaufenster entwi- Zudem steht die Digitalisierung Stadt integriert – manchmal viel- ckelt und ist damit gerade in der an einigen Stellen noch am Anfang, leicht sogar etwas zu gut. Das führt Probephase. Für dieses Experiment doch sie wird immer wichtiger. hin und wieder dazu, dass man als konnten sich alle Händler aus der Deshalb setzt das Projekt City Lab Mitarbeiterin gesehen wird und Region beziehungsweise unseren Südwestfalen genau an der rich- nicht als eine externe Person. Partnerkommunen anmelden. tigen Stelle an. Der Einzelhandel, aber auch die Handwerksbetrie- Was gefällt Ihnen an der Arbeit am Was wünschen Sie sich für dieses be, Dienstleister und Gastronomen besten? letzte Projektjahr? haben so die Chance, noch digita- ler zu werden. Zusätzlich können Lisa Zölzer: Ich finde es toll, kon- Anja Schulte: Eine erfolgreiche Im- sie mit ihrer Qualität und ihrem krete Erfolge sehen und messen plementierung der Projekte sowie Service punkten. Diese positiven zu können. Es freut einen, direkte die Automatisierung der Prozesse. Eigenschaften der Unternehmen Rückmeldung von den Händlern zu Und ich freue mich auf die wissen- müssen gemeinsam nach Außen bekommen, wenn diese zum Bei- schaftliche Aufbereitung der Ergeb- transportiert werden. Der Zusam- spiel an einem digitalen Branchen- nisse. menhalt der verschiedenen Akteu- überblick, an Videoaufnahmen Lisa Zölzer: Ich wünsche mir auch re ist somit wichtig und auch eine oder dem digitalen Schaufenster eine erfolgreiche Umsetzung der wichtige Erkenntnis für mich aus interessiert sind. Viel Spaß bereitet geplanten Projekte mit entspre- dem Projekt. mir auch die Arbeit im City Lab- chender Evaluation, um auch den AnjaFoto: Schulte: Das Südwestfalen/Katrin Unternehmerverlag sehe auch ich Kaiser so. Team, da wir uns über die aktuellen anderen Partnerkommunen etwas Ohne gemeinschaftliches Engage- Projekte austauschen können und mit auf den Weg geben zu können. ment wird es schwierig, die Innen- so auf neue Ideen kommen. städte in Zukunft attraktiv zu hal- Anja Schulte: Zusätzlich gefällt mir Welche Erfahrungen nehmen Sie ten. Ich denke, dass wir durch das persönlich die Mischung aus For- aus dem Projekt mit? Projekt und gemeinsam mit den schung und Praxis. Die Arbeit in Innenstadtakteuren einen Teil dazu dem Projekt wird so sehr facetten- Lisa Zölzer: Um etwas in den Berei- beitragen können, die Attraktivität reich und dadurch nicht langweilig. chen Stadtmarketing, Wirtschafts- der Citys und die Digitalisierung förderung und Innenstadtentwick- vor Ort zu steigern. Wie können andere Kommunen da- von profitieren? Anja Schulte: Wir haben über die Das City Lab Südwestfalen gesamte bisherige Projektlaufzeit Workshops für alle Händler aus al- Das City Lab Südwestfalen ist ein Projekt der IHKs in Arnsberg und Hagen sowie len Partnerkommunen angeboten der FH Südwestfalen und der TU Dortmund. Ziel ist es, gemeinsam mit den Innen- stadtakteuren die Attraktivität und die Aufenthaltsqualität für Einwohner, Besucher, – aufgrund von Corona häufig digi- Touristen und zuzugswillige Fachkräfte in den Innenstädten Südwestfalens zu stei- tal. Dies haben wir auch im dritten gern. Dabei steht vor allem die digitale und betriebswirtschaftliche Stärkung der in- Projektjahr weiterhin vor. Spannen- nenstadtrelevanten Unternehmen aus Einzelhandel, Gastronomie, Ladenhandwerk und Dienstleistern im Fokus. Die Projektleitung liegt bei Stephan Britten von der IHK de Workshop-Themen sind zum Arnsberg. Insgesamt war das aus EFRE-Mitteln der EU geförderte Projekt auf eine Beispiel Social Media, Suchmaschi- Laufzeit von drei Jahren ausgerichtet. Im September dieses Jahres wird das City Lab Südwestfalen enden. nenoptimierung oder der Aufbau Die beiden Kümmerinnen, die seit April 2021 die Städte Werl und Iserlohn unter- einer Website mit WordPress. stützen und das Projekt City Lab Südwestfalen wissenschaftlich begleiten, sind an Lisa Zölzer: Zudem möchten wir der Fachhochschule Südwestfalen angestellt. Lisa Zölzer ist wissenschaftliche Mit- arbeiterin unter der Leitung von Prof. Dr. Valerie Wulfhorst und im Projekt für den gemeinsam als wissenschaftliche Bereich Stadtmarketing und Interessengruppenmanagement mit verantwortlich. Mitarbeiterinnen unsere Erfahrun- Anja Schulte ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Competence Center E-Commerce (CCEC) unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Weber und beschäftigt sich mit dem gen aus den Modellkommunen digitalen Wandel und dessen Auswirkung auf die Stadtentwicklung. teilen und Erfahrungsberichte er- 18 wirtschaft 03+04/2022
A 45-Brückensperrung im Raum Lüdenscheid: Wichtige Information für alle Speditionen und Fernfahrer Auf der Autobahn A 45 (Sauer- landlinie) ist die Talbrücke „Rah- mede“ beidseitig für den Verkehr gesperrt: Die Brücke ist nicht mehr tragfähig, muss abgerissen und an gleicher Stelle neu aufgebaut wer- den. Die entsprechenden Planun- gen werden mit Hochdruck ver- folgt. Das lokale Verkehrsnetz zwi- schen den Anschlussstellen Lü- denscheid-Nord und Lüdenscheid ist völlig überlastet und für die Aufnahme des LKW-Verkehrs nicht geeignet. Anwohner, Kunden, Be- rufspendler, Unternehmen und Rettungsdienste fahren nur noch im Schritttempo durch Lüden- Foto: Karte: SL Medien GmbH scheid. Auch andere Streckenab- schnitte im Märkischen Sauerland sind aufgrund des Sommer-Hoch- weiter über die A 1 in Richtung zur Verfügung. wassers und anderer Unzuläng- Hagen (+ 70 km) bzw. in um- lichkeiten als Ausweichstrecken gekehrter Richtung. ---mehr---------------------------------------- nur eingeschränkt nutzbar. Daher • östlich: ab Gießen über die A www.ihk-arnsberg.de/a45-um- ist eine großräumige Umleitung 5 zum Hattenbacher Dreieck, fahrung über das Autobahnnetz erforder- weiter über A 7 bis Südkreuz lich. Fahrer sollten nicht ungeprüft Kassel und weiter auf A 44 den Routen-Empfehlungen der Richtung Dortmund bzw. in Wir bringen jedes Navigationssysteme folgen. umgekehrter Richtung. Blech in Form Die IHK Arnsberg appelliert aus Damit Unternehmen bei Be- diesem Grund eindringlich an alle darf auch die sie anfahrenden HARTMANN regionalen Speditionen, Versender LKW-Fahrer informieren können, hat die IHK Arnsberg Handzet- bkanttechnik und Empfänger sowie Fernfahrer, tel in verschiedenen Sprachen ✔ Fensterbankbleche bei Fahrten aus und in Richtung ✔ Mauerabdeckungen Frankfurt/Main und Süddeutsch- (Englisch, Türkisch, Russisch, ✔ Dachabschlussprofile land, die Sauerlandlinie großräu- Rumänisch, Polnisch und Nieder- Garagen und Flachdächer mig zu umfahren. Hierfür sind ländisch) mit einer Karte der Um- ✔ Sonderabkantungen nach Wunsch folgende Routen im Autobahnnetz fahrungsstrecken erstellen lassen. ✔ Aluminium Diese sollen insbesondere orts- versch. Stärken und Farben ausgeschildert: unkundigen Fahrern das Problem ✔ Kupfer-, Zinkblech •westlich: ab dem Autobahn- und verzinktes Stahlblech kreuz Olpe-Süd über die A 4 vermitteln und die Alternativ- Möhnestraße 117a · 59755 Arnsberg nach Köln und von dort über routen aufzeigen. Die Handzettel Tel. 02932/429488 · Fax 02932/429489 A 3 bis Kreuz Leverkusen und stehen im Internet als Download www.hartmann-abkanttechnik.de wirtschaft 03+04/2022 19
unternehmen & region Foto: Michael Bahr Der Kurpark in Werl. Regionale 2025: Projekte aus Werl und Freudenberg können loslegen Das Regionale-2025-Projekt der Stadt und sollen enger miteinander ver- Heimat, Kommunales, Bau und Werl „Entschleunigen und wohlfüh- bunden und so die Aufenthaltsquali- Gleichstellung. Es fördert das Werler len“ ist umfangreich und denkt das tät in der Wallfahrtsstadt erhöht wer- Projekt mit 3,6 Millionen Euro. Wei- Konzept einer lebendigen Innenstadt den. Das Projekt hat nicht nur den tere Mittel kommen von LEADER. noch einmal neu. Innenstadt, Kur- zuständigen Ausschuss überzeugt, Und auch das Vorhaben der Stadt und Sportpark werden attraktiviert sondern auch das Ministerium für Freudenberg, Stadtgeschichte digital erlebbar zu machen, geht in die Um- setzung. Der Regionale-Ausschuss zeichnete in seiner letzten Sitzung im Jahr 2021 außerdem fünf weitere Vorhaben aus. Fachkräfte-Wissen sichern, ein neuer Begegnungs- und Experimen- tierraum für Menden, eine autoarme Altstadt für Freudenberg, ein mobi- les Digitallabor für Wittgenstein und eine enge Verknüpfung von Start-ups und Unternehmen in Lüdenscheid: Hinter den ausgezeichneten Projek- ten der Regionale 2025 stecken viel- fältig gedachte Vorhaben aus ganz 20 wirtschaft 03+04/2022
Nächste Messe: 31.05.-02.06.2022 LogiMAT Südwestfalen. Mit der Stadt Werl und Nutzung des Klostergartens und und der Stadt Freudenberg bekamen einer digitalen Stadtplattform sind zwei Projektträger auch grünes Licht neue Veranstaltungs-, Spiel- und vom Regionale-Ausschuss für die Bewegungsflächen im Kurpark und Umsetzung. neue Bewegungsorte im Sportpark „Wir haben in diesem Jahr im geplant. Die Idee: Indem die Aufent- Ausschuss über 40-mal Projekte haltsqualität gesteigert und Angebo- ausgezeichnet. Trotz der Pandemie te verbunden werden, profitiert auch ist also weiterhin viel Bewegung im der Einzelhandel. Das Vorhaben Prozess“, bilanzierte Theo Melcher, wird gefördert aus Städtebauförder- Landrat des Kreises Olpe und aktu- mitteln, einzelne Projektbausteine ell Vorsitzender des Regionale-Aus- auch über LEADER. schusses. „Das neben Freudenberg ausgezeichnete 3-Sterne-Projekt aus Digitale Stadtgeschichte(n) – Un- Werl ist ein gutes Beispiel: Innerhalb sere Heimatgeschichte live erle- von einem Jahr wurde durch intensi- ben: Die Freudenberger Altstadt ve Arbeit aus einer Idee ein umfang- und die Stadtgeschichte werden für Das reiches und umsetzungsfähiges Pro- Gäste bald auf neue Weise erfahrbar. nach da? jekt. Ich bin sicher, dass wir 2022, Möglich macht es das Projekt „Di- Läuft. wenn der Regionale erstmals aus gitale Stadtgeschichte(n) – Unsere einem Fördertopf der Europäischen Heimatgeschichte live erleben“, für Union ein fixer Betrag zusteht, viele das die Stadt Freudenberg mit den weitere Projekte mit den Projektträ- Theatervereinen und Schulen vor Ort gerinnen und -trägern in die Umset- zusammenarbeitet. Eine Augmen- zungsreife bringen werden.“ ted-Reality-Anwendung soll helfen, In dem Ausschuss der Regionale die Geschichten der Menschen und 2025 sitzen Vertreterinnen und Ver- der Stadt aus den vergangenen Jahr- treter aus ganz Südwestfalen, der hunderten viel lebendiger vermitteln Bezirksregierung Arnsberg sowie zu können. Die dafür notwendigen den Ministerien des Landes NRW. schauspielerischen Szenen werden Neben den 3-Sterne-Projekten aus von den Theatervereinen in Freu- Werl und Freudenberg erhielten denberg in Zusammenarbeit mit zwei Vorhaben den zweiten und drei den Schulen inhaltlich erarbeitet, Vorhaben den ersten Stern. Zu den schauspielerisch nachgestellt und 3-Sterne-Projekten gehören: schließlich in eine App übertragen. Das Vorhaben wird vom NRW-Hei- Wallfahrtsstadt Werl – Entschleu- matministerium im Rahmen der Hei- nigung und Wohlfühlen: Die Stadt matförderung mit über 127.000 Euro Werl plant unter dem Motto „Ent- unterstützt. schleunigen und Wohlfühlen“ mit Auf einem guten Weg zur Umset- verschiedenen Partnern vielfältige zung befinden sich die zwei Vorha- Maßnahmen, die der Innenstadt ein ben, die vom Regionale-Ausschuss neues Gesicht verleihen sollen. Weil den zweiten Stern erhielten. Das be- die Innenstadt als reiner Einzelhan- deutet: Sie haben Konzepte für ihre delsstandort aus Sicht der Stadt aus- Idee ausgefeilt. Die neu ausgezeich- gedient hat, möchte Werl sich auf neten 2-Sterne-Vorhaben sind: seine Stärken besinnen, diese attrak- tivieren und besser miteinander ver- Innovation Factory (Teilprojekt knüpfen. Neben der Umgestaltung von Denkfabrik Digital): Mit der der Fußgängerzone, der Öffnung „Innovation Factory Lüdenscheid“ Wir beraten Sie gerne. www.haro-gruppe.de wirtschaft 03+04/2022 21
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