Wirtschaft - IHK Arnsberg

 
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Wirtschaft - IHK Arnsberg
wirtschaft
                 MAGAZIN DER IHK ARNSBERG
                                                           16 -	City Lab Südwestfalen:
                                                                Engagement für attraktive Citys

                                                           37 -	Bachelor Professional:
                                                                 IHK überreicht erste Zeugnisse

                 MÄRZ/APRIL 2022    www.ihk-arnsberg.de

                                    Konjunktur:
                              Mit Schwung und Sorgen
03+04/2022

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Wirtschaft - IHK Arnsberg
Wirtschaft - IHK Arnsberg
editorial

                                          Wenn 453 Meter fehlen
                                             Dass seit Jahrzehnten die Investiti-   halt des Mitarbeiterstamms. Auch
                                          onen in unsere Infrastruktur extrem       am Hellweg und im Sauerland sind
                                          vernachlässigt worden sind, ist mitt-     die Folgen spürbar. Schließlich ist
                                          lerweile weithin bekannt. Irgendwie       die einstmalige „Königin der Auto-
                                          konnte man deshalb fast schon er-         bahnen“ auch für unsere Region die
                                          warten, dass uns das „Leverkusener        wichtigste    Nord-Süd-Verbindung.
                                          Brücken-Problem“ ereilt. 2015/16          Das trifft vor allem den Güterver-
                                          ist der Raum Lippstadt mit der nur        kehr, der sich jetzt zeit- und kos-
                                          zeitweisen Sperrung der B 55-Lippe-       tenaufwändig neue Routen suchen
                                          brücke noch mit einem blauen Auge         muss. Die ohnehin schon gestörte
                                          davongekommen. Jetzt aber hat die         Verlässlichkeit des LKW-Verkehrs
                                          Region Südwestfalen mit der Rah-          nimmt damit weiter ab.

                  „
                        Andreas Rother
                          IHK-Präsident   medetalbrücke der Sauerlandlinie            Für viele Betroffene ist die Situati-
                                          tatsächlich eine nachhaltig und vor-      on auch deshalb zermürbend, weil
                                          aussichtlich langanhaltende Störung       es erkennbar keine schnelle Lösung
                                          des Verkehrssystems erreicht.             gibt, weil die wirkliche Perspektive
                                             Es sind gerade einmal 453 Meter,       fehlt. Den politisch Verantwortli-
                                          die wegen nicht mehr ausreichender        chen bleibt da kaum etwas übrig,
                                          Tragfähigkeit von heute auf morgen        als den größtmöglichen Druck zu
                                          stillgelegt werden mussten. Jeder         entfachen, damit schnell geplant
                 Jeder einzelne
                                          einzelne Meter kommt uns nun teu-         und noch schneller gebaut wird.
                 Meter kommt              er zu stehen. Der Bauzustand der          Die IHK Arnsberg steht dabei an der
                                          Brücke ist ein Desaster und die Situ-     Seite der Nachbarn im Märkischen
                 uns teuer                ation exemplarisch für die Anfällig-      Kreis und im Kreis Olpe. Gemein-
                 zu stehen.               keit unseres Infrastrukturnetzes, für     sam mit den IHKs in Hagen und
                                          das es oft keine akzeptablen Aus-         Siegen, den Kreisen und den Un-
                                          weich-Alternativen gibt. Nun quält        ternehmerverbänden werden wir
                                          sich der Fernverkehr im besten Fall       politisch alles tun, damit kein Tag
                                          großräumig über Köln und Kassel,          verloren geht, bis die A 45 wieder
                                          leider aber auch durch Lüdenscheid        unter Verkehr geht. Denn jeder Tag,
                                          und das Umland. Anwohner sind             an dem uns fehlende 453 Meter als
                                          genervt, Händler und Gastronomen          Wirtschaftsraum und in der Lebens-
                                          bangen um ihre Existenz, Indust-          qualität massiv beeinträchtigen, ist
                                          rie und Logistik beklagen massiv          ein verlorener Tag.
                                          eingeschränkte Erreichbarkeit mit
                                          Folgen für Lieferketten und Inves-        Ihr
                                          titionen und der Sorge um den Er-         Andreas Rother

wirtschaft 03+04/2022                                                                                                    1
Wirtschaft - IHK Arnsberg
I N H A LT

titelthema I konjunktur                                                                                  Die Konjunktur geht dy-
                                                                                                         namisch ins neue Jahr.
 4 Mit viel Schwung in ein herausforderndes Jahr                                                         C o ro n a - M a ß n a h m e n ,
 8	Preisanstiege, Lieferengpässe und Pandemie
                                                                                                         Preisanstiege und Liefer-
    belasten sehr unterschiedlich
14	Gestiegene Energiepreise bedrohen                                                                    engpässe sorgen aber für
    Wettbewerbsfähigkeit                                                                                 einen Dämpfer.
                                                                   Foto: donvictori0 - stock.Adobe.com                          Seite 4

unternehmen & region
16	City Lab Südwestfalen: Gemeinsames Engage-
       ment für die Attraktivität der Innenstädte
19	A 45-Brückensperrung im Raum Lüdenscheid:
       Wichtige Information für alle Speditionen und
       Fernfahrer
20	Regionale 2025: Projekte aus Werl und Freuden-
       berg können loslegen
23	Auszeichnung für Produktqualität und
       Engagement
24 25 Jahre Globuli-Schmuckladen                                                                                           Foto: Michael Bahr

                                                       REGIONALE 2025: Projekte aus Werl und Freudenberg können los-
politik
25	KMU sollen auch über Corporate Sustainability      legen.                                              Seite 20
      berichten
28	Digitalpolitik in der EU: Das erwartet die
      Unternehmen 2022
30 Unsichere EU-Schweiz-Beziehungen
33	Aus Berlin und Brüssel

news & service
34	Das IHK-Jahr 2021 in Zahlen und Fakten
36	Forum Berufsbildung am 30. März 2022
37	IHK Arnsberg überreicht erste
      „Bachelor Professional“-Zeugnisse
38	EU fördert Schutz des geistigen Eigentums bei
                                                                                                                             Foto: Ampezzan/IHK
      KMU
39	Europa mit hohen Ambitionen beim                   Die IHK Arnsberg hat die ersten Zeugnisse mit dem Abschluss „Ba-
      Klimaschutz                                      chelor Professional“ überreicht.                      Seite 37
40	Corona-Pandemie: Finanzverwaltung verlängert
      Steuererleichterungen
41	Luc Frieden: „Warenverkehr in Zukunft unter
      allen Umständen schützen“
42	Ein großes Bündel neuer Rechtsvorschriften
43	Diskussion über die Koalitionsvereinbarung:
      Energie-Import als Auffanglösung
44	Erbschaftsteuer: Ausnahmeregelung soll
      Nachbesteuerung verhindern
47	Arbeitsjubilare
47	Sachverständigenwesen
48 IHK-Börsen

                                                                                                         Foto: MQ-Illustrations – stock.adobe.com
rubriken
 1 Editorial                                          Die EU fördert den Schutz geistigen Eigentums bei kleinen und
64		 Im nächsten Heft/Impressum                       mittleren Unternehmen.                               Seite 38

2                                                                                                                     wirtschaft 03+04/2022
Wirtschaft - IHK Arnsberg
Unsere Netze mit                                                                                                                                                    Die ersten
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                                                                                                                                                                                          0€
                                                                                                                                                                                                                                **

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Basispreis des Tarifes nicht mehr rechnerisch 0,00 € beträgt. Für alle Anbieter gemeinsam gilt: Im Aktionszeitraum entfällt für die vorgenannten Tarife das einmalige Bereitstellungsentgelt von 69,90 €. Mindestlaufzeit 24 Monate, danach
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Vodafone Hessen GmbH, Vodafone Nordrhein-Westfalen GmbH, Vodafone Deutschland GmbH bzw. der Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH waren. Anbieter der Kabel-Produkte in NRW, Hessen und BW sind: in NRW die
 wirtschaft
Vodafone          03+04/2022
           NRW GmbH,    in Hessen die Vodafone Hessen GmbH & Co. KG, in BW die Vodafone BW GmbH, alle Aachener Straße 746–750, 50933 Köln. Ansonsten ist Anbieter die Vodafone Deutschland GmbH, Betastraße 6–8, 85774 Unterföhring.3
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Wirtschaft - IHK Arnsberg
titelthema I konjunktur

        Mit viel Schwung in
        ein herausforderndes Jahr
        „Die Konjunktur am Hellweg und im Sauerland geht dynamisch in das neue Jahr, hat aber
        zuletzt an Schwung verloren. Corona-Maßnahmen, Preisanstiege und Lieferengpässe
        sorgen für einen Dämpfer. Die Unternehmen stecken aber die Herausforde-
        rungen insgesamt gut weg“, erläuterte Präsident Andreas Rother die
        Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage Mitte Januar. Die vierte
        Pandemiewelle führte wieder zu einer Spaltung der
        wirtschaftlichen Entwicklung. An der Umfrage, die
        zwischen dem 20. Dezember und 12. Januar
        stattfand, nahmen rund 475 Unterneh-
        men teil.

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                                                                                                wirtschaft 03+04/2022
Wirtschaft - IHK Arnsberg
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Wirtschaft - IHK Arnsberg
titelthema I konjunktur

                                                                                                                  Foto: Becker/IHK

Stellten die Ergebnisse der Konjunkturbefragung vor (von links): IHK-Präsident Andreas Rother (ahd GmbH & Co. KG, Ense), Stefan
Severin (IHK-Geschäftsbereichsleiter), Martin Ansorge (EGGER Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co. KG), Johannes Trippe (Franz Trippe
GmbH, Schmallenberg), Alexander Hennecke (stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer), Volker Gode (Lott Handelsgesellschaft,
Zweigniederlassung Lippstadt der Leffers GmbH & Co.KG), Andreas Deimann (Hotel Deimann GmbH & Co. KG, Schmallenberg)
und Josef Freund (Josef Freund Transporte, Landartikel- und Baustoffgroßhandel GmbH & Co. KG, Anröchte).

„                          D
                                   er    IHK-Konjunkturklimaindikator,         Die Lage hat sich seit vergangenem Herbst
                                   der die Lage und Erwartungen der            leicht verschlechtert. Das Niveau bleibt aber
                                   Unternehmen zusammenführt, fällt            hoch. Die Industrie ist nahezu unverändert
                           um fünf Punkte, bleibt aber mit 115 Punk-           gut ausgelastet, die Bauwirtschaft konnte
                           ten deutlich im positiven Bereich. „Der Er-         noch zulegen, der Großhandel hat etwas
                           holungspfad, der nach dem Konjunktur-Ein-           nachgegeben. Uneinheitlich ist das Bild im
                           bruch im Frühjahr 2020 begann, hat eine             Dienstleistungsbereich. Überwiegend gut
Der Erholungspfad          leichte Delle bekommen“, so Alexander               fällt das Urteil in den unternehmensnahen
hat eine leichte           Hennecke, stellvertretender IHK-Hauptge-            Sparten aus, eher schlecht bei den haushalts-
                           schäftsführer.                                      nahen Diensten und im Einzelhandel. Wäh-
Delle bekommen.               An der Wirtschaft im IHK-Bezirk gehen die        rend der Lebensmitteleinzelhandel nach wie
                           aktuellen Herausforderungen nicht vorbei.           vor gut frequentiert ist, leidet der Facheinzel-
Alexander Hennecke

In den Konjunkturklima-
indikator gehen sowohl
Bewertungen der aktu-
ellen Lage, als auch die
Zukunftserwartungen
ein. Mit 115,3 Punkten
liegt er über der Marke
von 100 Punkten, die
die Schwelle zum Null-
wachstum markiert.

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Wirtschaft - IHK Arnsberg
handel unter den 2G-Bedingungen. Ebenfalls       wie der Konflikt zwischen der Ukraine und
hart getroffen ist das Gastgewerbe. „Die seit    Russland.
dem Herbst nach und nach verschärften Co-           Bei der Frage nach den Konjunkturrisiken
rona-Maßnahmen und der Ausfall vieler Ver-       zeigt sich die größte Sorge bei den Energie-
anstaltungen in der Vorweihnachtszeit haben      und Rohstoffpreisen (80 % Nennungen).
die Situation im Gastgewerbe drastisch ver-      Dahinter wird der Fachkräftemangel (67 %)
schlechtert“, verdeutlichte Präsident Rother.    als Gefahr für die weitere wirtschaftliche
„Die Standhaftigkeit vieler Gastwirte ist be-    Entwicklung genannt. Es folgen Arbeitskos-
wundernswert. Dennoch zermürben die sich         ten (44 %), wirtschaftspolitische Rahmen-

                                                                                                 „
ständig verändernden Corona-Schutz-Maß-          bedingungen (35 %) und der Inlandsabsatz
nahmen viele in der Branche.“                    (27 %). „Die Corona-Pandemie hat nur kurz
   Die Erwartungen an die nächsten 12 Mo-        die Aufmerksamkeit vom Fachkräftemangel
nate sind in etwa auf dem Niveau des ver-        abgelenkt. Doch die Bedeutung des The-
gangenen Herbstes. „Stärker noch als das         mas ist nicht zu unterschätzen. Noch nie
Pandemiegeschehen sorgen Preisentwick-           zuvor haben zwei Drittel unserer Betriebe
lungen und Engpässe bei Rohstoffen und           den Fachkräftemangel als akutes Risiko für
Zulieferteilen für Unsicherheiten“, stellte      ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung be-
IHK-Volkswirt Stefan Severin fest. Von einem     zeichnet“, hob Alexander Hennecke hervor.      Die Stand-
hohen Auslastungs-Niveau kommend ist die         Dennoch plant die Mehrheit der Betriebe mit
                                                                                                haftigkeit vieler
Bauwirtschaft die Branche mit den schlech-       einem weiteren Beschäftigungsaufbau. Aller-
testen Erwartungswerten. Eher pessimistisch      dings erschwert der Engpass an verfügbaren     Gastwirte ist
sind der Einzelhandel, die Verkehrswirt-         Fachkräften den Personalaufbau. Vor diesem
schaft und das Gastgewerbe. Die Industrie,       Hintergrund gehen das Gastgewerbe und die      bewundernswert.
die Dienstleistungen und der Großhandel          Verkehrswirtschaft davon aus, dass sie ihre    Andreas Rother
sind mehrheitlich zuversichtlich.                Belegschaften verkleinern müssen.
   Die Exporterwartungen haben sich verbes-         Die Investitionsplanungen für das neue
sert. Sowohl Industrie als auch Großhandel       Jahr sind vielversprechend. Abgesehen vom
gehen von steigenden Ausfuhrzahlen aus.          Gastgewerbe wollen alle Branchen zulegen.
Demnach dürfte der Export im kommenden           Zwar wird dabei vor allem ein Stau an Er-
Jahr wieder eine stabile Größe darstellen.       satzinvestitionen abgebaut (58 % Nennun-
„Allerdings hält das außenwirtschaftliche        gen) und angesichts von Lieferengpässen
Umfeld weiter große Herausforderungen und        und Fachkräftemangel umfangreich in Rati-
Risiken bereit“, erläuterte Stefan Severin. Er   onalisierungen (40 %) investiert, aber viele
nennt das weltweite Pandemiegeschehen,           Unternehmen geben auch wieder an, ihre
Lieferschwierigkeiten, Transformation zu         Kapazitäten zu erweitern und die Produktin-
Klimaneutralität und internationale Krisen       novation voranzutreiben (je 36 %).     bec

                                                                                                Die Energie- und Roh-
                                                                                                stoffkosten sind das
                                                                                                größte Risiko für die wei-
                                                                                                tere konjunkturelle Ent-
                                                                                                wicklung. Aber auch das
                                                                                                Risiko Fachkräftemangel
                                                                                                steht auf Rekordhoch.

wirtschaft 03+04/2022                                                                                                   7
Wirtschaft - IHK Arnsberg
titelthema I konjunktur

                                                                                                Foto: MB.Photostock – stock.adobe.com

Das Gastgewerbe, die personennahen Dienstleister und der Facheinzelhandel leiden unter den Corona-bedingten Einschränkungen.

Preisanstiege, Lieferengpässe und
Pandemie belasten sehr unterschiedlich
Der Blick in die Branchen zeigt ein sehr unterschiedliches Lage- und Erwartungsbild. Während in der Industrie vor
allem Lieferengpässe die gute Stimmung dämpfen, sind es im Verkehrssektor und Gastgewerbe die fehlenden
Fach- und Arbeitskräfte. Energie- und Rohstoffkosten belasten fast die ganze Wirtschaft. Vor allem viele Einzel-
händler, Dienstleister und besonders Gastronomen leiden weiter unter den Pandemiebedingungen.

                                Industrie: Rohstoffverfügbarkeit             Betriebsstoffen und Vorprodukten. Zu-
                                  limitiert hohe Produktion                  dem erschweren die enormen Preisstei-
                                                                             gerungen die Entwicklung. 78 Prozent
                          Die Lage in der Industrie hat sich leicht          der Unternehmen melden, dass sie da-
                          verschlechtert, bleibt aber insgesamt auf          von „in erheblichem Umfang“ betroffen
                          einem guten Niveau. Die Nachfrage ist              sind. 46 Prozent sagen, dass sie von den
                          hoch, die Auftragsbücher sind gut gefüllt.         Lieferengpässen „erheblich betroffen“
                          Limitiert wird die Produktion durch die            sind. Diese Entwicklungen wiederum be-
                          begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen,            deuten für 84 Prozent der Unternehmen

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Ertragseinbußen und steigende Kosten,         einer regen Bau- und Renovierungstätig-
für 73 Prozent längere Liefer- und Warte-     keit aus. Der sogenannte Cocooning-Ef-
zeiten und für 71 Prozent einen höheren       fekt wird anhalten“, bekräftigt Martin
Planungsaufwand.                              Ansorge.
  Besonders positiv ist die Lage in der         Die Hauptsorge der Industrie gilt der
Elektrotechnik. Dort bewerten 59 Prozent      Preisentwicklung und Verfügbarkeit von
der Unternehmen ihre Lage mit „gut“           Energie- und Rohstoffen. 94 Prozent se-
und nur fünf Prozent mit „schlecht“.          hen darin das größte Konjunkturrisiko. 38
Doch auch in den übrigen, für die Region      Prozent gehen davon aus, dass sich die
wichtigen Bereichen wie dem Maschinen-        Versorgung mit Rohstoffen frühestens in
bau (54 % „gut“; 14 % „schlecht“) und         der zweiten Hälfte 2022 verbessern wird.
der Metallindustrie (59 % „gut“; 19 %         Ebenfalls Sorgen bereitet mit 63 Prozent
„schlecht“) ist die Situation überaus gut.    Nennungen der Fachkräftemangel. Es

                                                                                            „
  Im Holzgewerbe fällt die Lageeinschät-      folgen Arbeitskosten (41 %) und „wirt-
zung mit 96 Prozent „gut“ (die übrigen        schaftspolitische Rahmenbedingungen“
vier Prozent melden „befriedigend“) be-       (36 %). Inlands- (23 %) und Auslands-
merkenswert positiv aus. Das Urteil ist       nachfrage (20 %) sind im Laufe des letz-
damit noch einmal besser als im Herbst.       ten Jahres etwas aus dem Fokus gerückt.
Die Ertragslage hat sich bei 79 Prozent         Die Investitionsplanungen wurden
verbessert. Der Auftragsbestand ist bei       deutlich ausgeweitet. 36 Prozent planen
76 Prozent gut und bei 24 Prozent befrie-     mehr, zehn Prozent weniger zu inves-
                                                                                            Wir mussten
digend. Von Preisanstiegen sind 79 Pro-       tieren. Bei den Investitionsmotiven liegt
zent erheblich betroffen. Ergebnisse, die     zwar der Ersatzbedarf (53 %) vorn. Aller-     Lieferzeiten
Martin Ansorge, kaufmännischer Leiter         dings puschen auch die übrigen Motive
                                                                                            darstellen, die
des Unternehmens Egger Holzwerkstoffe         (Rationalisierung (50 %), Produktinno-
in Brilon, bestätigt: „Wir befinden uns       vationen (45 %), Kapazitätsausweitung         auch unseren
seit Mitte 2020 in einer Sonderkonjunk-       (45 %) und Umweltschutz (41 %) die In-
tur, weil die Menschen es sich zuhause        vestitionsplanungen.                          Kunden wehtaten.
schön machen. Die Lage ist ausgespro-                                                       Martin Ansorge
chen gut.“ Mit Herausforderungen in den                Bau: Voll ausgelastet,
Lieferketten muss sich jedoch auch Egger         aber von Preisanstiegen belastet
auseinandersetzen, in beide Richtungen.
„Wir mussten Lieferzeiten darstellen, die     Die Lage im Baugewerbe hat sich im Ver-
auch unseren Kunden wehtaten“, berich-        gleich zu den vorherigen Befragungen
tet Ansorge. Gleichzeitig habe es beson-      noch einmal verbessert. Kein Betrieb ist
ders im letzten Jahr Verwerfungen bei         unzufrieden. Mehr als jeder zweite Betrieb
der Beschaffung von Rohstoffen gegeben.       hat volle Auftragsbücher. Allerdings geben
Chemie, Lacke und Leime stehen bei Eg-        inzwischen auch 18 Prozent an, dass ihr
ger neben dem Rohstoff Holz besonders         Auftragsbestand schlecht ist. In den Befra-
im Fokus. In den letzten Monaten sind         gungen zuvor waren nur einzelne Unter-
enorm steigende Energie- und Transport-       nehmen mit der Auftragslage unzufrieden.
kosten hinzugekommen.                         Johannes Trippe vom Bauunternehmen
  Die Erwartungen in der Industrie haben      Trippe in Schmallenberg stimmt zu: „Die
sich seit Herbst verbessert. Die Nachfra-     Baukonjunktur ist in den vergangenen Jah-
ge wird als weiter stabil eingeschätzt. Die   ren ausgesprochen gut. Die Pandemie hat-
Erwartungen an das Auslandsgeschäft           te wenig Einfluss, da wir draußen arbeiten
sind zuletzt wieder gestiegen. 22 Prozent     und bei den öffentlichen Auftraggebern
erwarten mehr Exporte in den kommen-          Bedarf da ist.“ Bei den gewerblichen Auf-
den zwölf Monaten, zehn Prozent weni-         traggebern sieht er jedoch Risiken: „Auch
ger. „Wir gehen im Jahr 2022 weiter von       hier ist der Bedarf da, aber wenn Umsätze

wirtschaft 03+04/2022                                                                                         9
titelthema I konjunktur

                     zum Beispiel wegen Lieferschwierigkeiten       sonders dynamisch. Die Auftragsbücher
                     einbrechen, können Bauaufträge schnell         sind gut gefüllt, die Nachfrage sehr gut
                     wegkippen.“                                    und die Erträge ebenfalls. Doch Preisstei-
                       Von Preissteigerungen sind drei Viertel      gerungen und Lieferschwierigkeiten wir-
                     der Baubetriebe in erheblichem Umfang          ken sich auch hier deutlich aus. 83 Pro-
                     betroffen und auch das verbliebene Viertel     zent der Großhändler sind von hohen
                     gibt einen mittleren Umfang an. Ebenso         Preisen, 49 Prozent von Lieferengpässen
                     gehen die Lieferengpässe an der Branche        in „erheblichen Umfang“ betroffen. Das
                     nicht vorbei. 63 Prozent sehen sich erheb-     führt bei 81 Prozent zu Ertragseinbußen,
                     lich und weitere 29 Prozent im mittleren       77 Prozent müssen längere Wartezeiten
                     Umfang betroffen. Diese Herausforderun-        einplanen. Kaum weniger Sorgen berei-
                     gen sorgen für Ertragseinbußen und stei-       tet das Fehlen von Fachkräften (64 %).
                     gende Kosten (79 % Nennungen) sowie            Es folgen Arbeitskosten (55 %) und wirt-

„
                     längere Wartezeiten (75 %). „Schüttgüter       schaftspolitische    Rahmenbedingungen
                     sind ein großes Problem, denn sie wer-         (44 %).
                     den teils kontingentiert. Im vergangenen         Der Großhandel ist eher optimistisch.
                     Jahr gab es beispielsweise Engpässe bei        Auch er sorgt sich um die Preisentwick-
                     Rohren und Betonteilen. Lange Lieferzei-       lung und die Verfügbarkeiten von Ener-
                     ten können Baumaßnahmen stoppen und            gie und Rohstoffen. Rund 80 Prozent der
                     die Leerläufe sorgen für weniger Effizi-       Unternehmen sehen in diesem Aspekt ein
                     enz. Auch die hohen Energiekosten lassen       Konjunkturrisiko. Jeweils ein Drittel pro-
Lange Liefer-        Ergebnisse negativ ausfallen“, erläutert       gnostizieren das Ende der Lieferengpässe
                     Johannes Trippe die Herausforderungen          für das 2. Halbjahr 2022 oder für 2023. 29
zeiten können
                     seiner Branche.                                Prozent geben jedoch an, keine Einschät-
Baumaßnahmen           In das neue Jahr geht das Baugewerbe         zung abgeben zu können.
                     wieder pessimistisch. Etwa ein Drittel er-       Vorrang haben Investitionen in den Er-
stoppen und die      wartet schlechtere Geschäfte, gleichwohl       satzbedarf (67 %). Doch geben immerhin
Leerläufe sorgen für von einem hohen Ausgangsniveau kom-            34 Prozent der Großhändler an, in Pro-
                     mend. Die Risiken für die Branche sind         duktinnovationen und 28 Prozent in Ka-
weniger Effizienz.   zuvorderst der Fachkräftemangel (92 %          pazitätserweiterungen zu investieren. 33
Johannes Trippe
                     Nennungen) und die Energie- und Roh-           Prozent werden rationalisieren.
                     stoffpreise (91 %). Sorgen vor einem Ein-
                     bruch der Inlandsnachfrage haben die                      Einzelhandel:
                     Betriebe nicht mehr (16 %, Jahresbeginn            Pandemie belastet Fachhandel
                     2021 73 %). Mit 41 Prozent setzt ein relativ
                     großer Teil der Betriebe auf eine Verbesse-    Im Einzelhandel ist das Bild differenzier-
                     rung der Rohstoffversorgung im zweiten         ter. Der Lebensmitteleinzelhandel ist wei-
                     Halbjahr 2022. Weitere 24 Prozent rech-        terhin, wie auch während der gesamten
                     nen erst 2023 mit einer Verbesserung.          Pandemiezeit, gut frequentiert. Hinge-
                       Nachdem die Baubranche im vergange-          gen bremsen die politisch verordneten
                     nen Jahr die Investitionsausgaben zurück-      Restriktionen – vor allem 2G – deutlich
                     gefahren hatte, holen die Betriebe nun         den Facheinzelhandel. Dieser Bereich,
                     kräftig nach. Sie investieren vorrangig in     der bereits in den Lockdownphasen über-
                     den Ersatzbedarf (77 %) und in die Ratio-      aus stark belastet war, muss nun wieder
                     nalisierung (50 %).                            Umsatzeinbußen bei gleichzeitig steigen-
                                                                    den Personalaufwendungen angesichts
                                      Großhandel:                   der Kontrollpflichten zu Impf- und Test-
                          Volle Auftragsbücher, hohe Preise         nachweisen verkraften. Volker Gode vom
                                                                    Modehaus Leffers in Lippstadt bestätigt
                       Der Großhandel zeigt sich weiterhin be-      einen deutlichen Kundenrückgang im Ja-

10                                                                                           wirtschaft 03+04/2022
nuar: „Die Frequenzen sinken bei uns,                    Dienstleistungen:
aber die Kunden kaufen sehr gut.“               Erhebliche Unterschiede innerhalb
  Preissteigerungen und Lieferschwierig-                    der Branche
keiten wirken sich auch im Einzelhandel
deutlich aus. 60 Prozent sind von Preisan-    Die Dienstleistungsbranche meldet über-
stiegen, 62 Prozent von Lieferengpässen       wiegend eine gute bis befriedigende Ge-
in „erheblichem Umfang“ betroffen. Je-        schäftslage. Jeder zweite Betrieb stützt
weils 74 Prozent verzeichnen Ertragsein-      sich bei seiner Einschätzung auf volle
bußen oder müssen längere Wartezeiten         Auftragsbücher und auch die Ertragsla-
einplanen.                                    ge hat sich weiter verbessert. Von Preis-
  Beim Blick in die Zukunft bleibt der        anstiegen und Lieferschwierigkeiten sind
Einzelhandel überwiegend pessimistisch.       die Dienstleister im Vergleich mit den an-
Mehr als ein Drittel erwartet eine Ver-       deren Branchen am geringsten betroffen.

                                                                                           „
schlechterung der Lage. Die Preissteige-      Nur 32 Prozent kämpfen mit Preisanstie-
rungen bei Energie und Rohstoffen sehen       gen in erheblichem Umfang, während es
auch sie als große Gefahr für die weite-      über alle Branchen hinweg 66 Prozent
re konjunkturelle Entwicklung. Mehr als       sind. Dennoch sorgt die Situation bei
zwei Drittel der Betriebe geben dies als      zwei Dritteln für Ertragseinbußen.
Konjunkturrisiko an.                            Erhebliche Unterschiede gibt es je-
  Der Einzelhandel investiert vorrangig in    doch zwischen den unternehmensnahen
den Ersatzbedarf (56 %) und an zweiter        Dienstleistern und den personennahen
Stelle in die Produktinnovation (31 %)        Dienstleistern. Während auf der einen        Wir müssen
und die Kapazitätsausweitung (29 %).          Seite 66 Prozent ihre Lage mit „gut“ be-
                                                                                           die Innenstadt
„Wir müssen die Innenstadt spannend           werten, sind es auf der anderen Seite
halten und investieren, um Menschen           60 Prozent, die ihre Lage als „schlecht“     spannend halten
in die Geschäfte zu holen. Handel und         bezeichnen. Ursächlich für die schlech-
Gastronomie gehören hier zusammen“,           ten Bewertungen sind die vierte Pande-       und investieren,
motiviert Volker Gode. Er betont, dass        miewelle und die damit einhergehenden        um Menschen in
der Einzelhandel nicht nur mit dem On-        Beschränkungen für die personennahen
line-Handel im Wettbewerb steht: „Wir         Dienstleister.                               die Geschäfte
konkurrieren mit allen Freizeitaktivitäten.     Die Dienstleister gehen optimistischer     zu holen.
Unser Ziel ist daher, dass die Menschen       in das neue Jahr als die übrigen Branchen.
ihre Freizeit bei uns verbringen wollen.“     Die größten Risiken für die weitere wirt-    Volker Gode

                                                                                           Der Vergleich des Kon-
                                                                                           junkturklimas in den
                                                                                           Branchen gibt deutlich
                                                                                           die Wellen der Pande-
                                                                                           mie wieder.

wirtschaft 03+04/2022                                                                                         11
titelthema I konjunktur

                     schaftliche Entwicklung sieht die Branche     en nicht zu beliefern. Die Fahrer würden
                     im Fachkräftemangel (65 %) und in den         am Wochenende nicht fahren wollen und
                     Energie- und Rohstoffpreisen (54 %).          sollten dies auch nicht, sorgt er sich um
                       Die Bereitschaft zu investieren hat         die Arbeitsbelastung seiner Mitarbeiter.
                     sich noch einmal leicht verbessert. Das          Die Erwartungen der Branche sind nach
                     Hauptmotiv für Investitionen bleibt die       einem verhaltenen Jahr 2021 wieder in
                     Ersatzbeschaffung (52 %) gefolgt von          den negativen Saldo gerutscht. 30 Prozent
                     der Produktinnovation und der Kapazi-         der Betriebe erwarten eine Verschlechte-
                     tätsausweitung (je 36 %). Bei den perso-      rung, nur elf Prozent eine Verbesserung
                     nennahen Dienstleistern herrscht jedoch       der Geschäftsentwicklung. Neben der
                     weiterhin eine deutliche Zurückhaltung        Pandemie-Entwicklung fallen zwei Kon-
                     bei den Investitionen.                        junkturrisiken in der Verkehrsbranche
                                                                   besonders ins Gewicht: 92 Prozent fürch-

 „
                               Verkehr: Preisanstiege              ten Nachteile durch die Entwicklung der
                               drücken die Erträge                 Energie- und Rohstoffpreise und 81 Pro-
                                                                   zent durch den Fachkräftemangel. Beide
                     Die Wirtschaftslage der Verkehrsunter-        Risiken haben in den vergangenen zwölf
                     nehmen hat sich im Vergleich zu den           Monaten stark an Bedeutung gewonnen.
                     beiden vorhergehenden Umfragen zwar           Im ersten Halbjahr 2022 rechnet kaum ein
                     leicht verschlechtert. Im Vergleich mit       Unternehmen mit einer Verbesserung der
                     dem Jahresbeginn 2021 und dem Krisen-         Rohstoffversorgung, 23 Prozent hoffen
Wir haben einen      jahr 2020 zeigt sich die Branche aktuell      auf das zweite Halbjahr, weitere 22 Pro-
                     noch zufrieden mit ihrer Geschäftslage.       zent auf 2023, 44 Prozent können keine
Berufskraftfahrer-
                     31 Prozent bezeichnen ihren Auftragsbe-       Einschätzung abgeben.
Notstand.            stand als gut, 52 Prozent als befriedigend.      Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr
                     Die Ertragslage gestaltet sich wie schon      2020 hatte die Verkehrsbranche ihre In-
Josef Freund sen.
                     ein Jahr zuvor schwierig. Bei 42 Prozent      vestitionen deutlich reduziert. Nun will
                     hat sie sich verschlechtert und bei 22        eine Mehrheit der Unternehmen wieder
                     Prozent verbessert. Ursächlich sind auch      mehr Geld in die Hand nehmen. Fast aus-
                     die jüngsten Preisanstiege, von denen 82      schließlich handelt es sich bei den Inves-
                     Prozent erheblich und die restlichen 18       titionen um den Ersatz von Fahrzeugen
                     Prozent im mittleren Umfang betroffen         und Produktionsmitteln (91 % Nennun-
                     sind. Lieferschwierigkeiten belasten die      gen). Josef Freund sieht aber auch Risi-
                     Branche zwar auch, aber unterdurch-           ken bei den Investitionen: „Wenn ich mit
                     schnittlich im Vergleich mit den anderen      Lieferzeiten für LKWs von eineinhalb
                     Branchen.                                     Jahren planen muss, weiß ich nicht, wie
                       Josef Freund Senior, vom gleichnami-        sich die Konjunktur entwickeln wird.“
                     gen Anröchter Unternehmen für Trans-
                     porte, Landartikel und Baustoffgroßhan-              Gastgewerbe: Omikron hat
                     del, stellt die großen Herausforderungen            Situation radikal verändert
                     heraus: „Personal, Material und Energie.“
                     Der für seine LKWs erforderliche Kraft-         Die seit dem Herbst nach und nach
                     stoffzusatz AdBlue habe sich seit Jahres-     verschärften Corona-Maßnahmen und
                     beginn um 200 Prozent verteuert. Schütt-      der Ausfall vieler Veranstaltungen in der
                     güter würden teilweise kontingentiert         Vorweihnachtszeit treffen das Gastgewer-
                     und seien nicht verfügbar. Fahrer seien       be erneut hart. Zwei Drittel beurteilen in
                     regional keine zu finden. „Wir haben ei-      der Gastronomie wie im Beherbergungs-
                     nen Berufskraftfahrer-Notstand“, bekräf-      gewerbe die aktuelle Lage mit schlecht.
                     tigt er. Wochenend- und Nachtbaustellen,      Dies bestätigt auch Andreas Deimann
                     wie im Straßenbau häufig gefordert, sei-      vom Hotel Deimann in Schmallenberg.

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„Die Ferienhotels konnten sich in den            situation für das Frühjahr ist gut. Und der
Sommer- und Herbstmonaten erholen.               Inlandstourismus wird sich nach der Pan-
Omikron hat die Situation jedoch radikal         demie erholen und langfristig profitieren.
verändert. Weihnachtsfeiern und Urlaube          Die Menschen werden bevorzugt heimat-
wurden abgesagt und die Spontangastro-           nah Urlaub machen.“
nomie ist stark belastet.“ Noch schwie-            Bei der Beurteilung der Risiken stehen,
riger sehe es bei Hotels für Geschäftsrei-       wie in der Vergangenheit, der Fachkräf-
sende aus. Dieser Bereich liege seit zwei        temangel und die Arbeitskosten (beide je
Jahren brach.                                    67 % Nennungen) weit oben. Allerdings
  Als weitere Belastung hinzu kommen             haben die Energie-, Lebensmittel- und
insbesondere die Preissteigerungen, von          Rohstoffpreise deutlich an Bedeutung

                                                                                               „
denen 60 Prozent erheblich und weitere           gewonnen (72 %). Weiterhin ein akutes
32 Prozent in mittlerem Umfang betroffen         Risiko sind die wirtschaftspolitischen
sind. Rund zwei Drittel der Betriebe müs-        Rahmenbedingungen (65 %).
sen dadurch Ertragseinbußen und höhere             Aufgrund der Ertragsrückgänge, der
Kosten hinnehmen. Auch der Planungs-             wieder angespannten Finanzsituation und
aufwand ist bei vielen gestiegen. Die Fi-        der weiterhin unsicheren Pandemiela-
nanzlage hat sich in der Branche wieder          ge stellt die Branche ihre Investitionen
deutlich verschärft.                             hinten an. Hauptmotiv für die verbliebe-
  Bei den Erwartungen an die kommen-             nen Aufwendungen ist der Ersatzbedarf         Der Inlandstouris-
de Geschäftsentwicklung gehen die Ein-           (69 %).                                       mus wird sich
schätzungen auseinander. Während 38                Obwohl oder auch weil durch die Pan-
Prozent eine Verbesserung erwarten, sind         demie die Zahl der Beschäftigten stark        nach der Pandemie
es mit 42 Prozent sogar etwas mehr Be-           zurückgegangen ist, planen die Betriebe       erholen und lang-
triebe, die von einer Verschlechterung           für das neue Jahr eher mit weniger denn
ausgehen. In der Gastronomie überwiegt           mit mehr Mitarbeitern. „Wir haben einen       fristig profitieren.
die Einschätzung, dass die Situation sich        Fach- und Arbeitskräfte-Notstand. Man
                                                                                               Andreas Deimann
nicht so bald verbessert. Andreas Dei-           muss jeden Mitarbeiter festhalten“, be-
mann ist positiv gestimmt: „Die Auftrags-        kennt Andreas Deimann.                bec

   Vielen Dank!

    Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an unserer Konjunkturbefragung bedan-
    ken wir uns sehr herzlich. Nur durch Ihre Unterstützung ist es uns möglich, drei Mal im
   Jahr die Lage und Erwartungen der heimischen Wirtschaft einzuschätzen.
   Die Umfrageergebnisse helfen zudem der IHK-Organisation, regionale oder landes-
   und bundesweite Trends zu erkennen. Sie bieten uns damit Anhaltspunkte für die
   tägliche Arbeit und liefern wichtige Argumente, mit denen wir auf allen politischen
   Ebenen für Ihre Anliegen eintreten können.
   Sie möchten auch an der Konjunkturbefragung teilnehmen? Dann senden Sie
   uns bitte eine E-Mail unter Angabe Ihres Unternehmens (Firma und Anschrift) sowie
   Ihres Ansprechpartners und dessen E-Mail-Adresse an becker-t@arnsberg.ihk.de.
   Ihre Antworten fließen anonymisiert in die Auswertung der IHK Arnsberg und in wei-
   tere Auswertungen der IHK-Organisation ein. Zur Beantwortung unserer Konjunktu-
   rumfrage brauchen Sie nur fünf Minuten. Die Umfrage findet dreimal jährlich statt.
   Den Link zum Fragebogen bekommen Sie per E-Mail.

wirtschaft 03+04/2022                                                                                             13
titelthema I konjunktur

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Die Blitzumfrage der IHK Arnsberg bestätigt einen zunehmenden Wettbewerbsdruck für die Betriebe durch gestiegene Strom- und
Energiekosten.

Gestiegene Energiepreise
bedrohen Wettbewerbsfähigkeit
                          92 Prozent der Unternehmen im Hoch-                sind nur bei 31 Prozent der Betriebe die
                          sauerlandkreis und Kreis Soest sehen               Energiekosten konstant geblieben oder
                          durch die gestiegenen Strom- und Ener-             haben moderat um bis zu 5 Prozent zuge-
Acht Prozent              giepreise   die    Wettbewerbsfähigkeit            legt. Bei dem größten Teil hingegen sind
                          Deutschlands bedroht. Fast zwei Drittel            die Preise teils deutlich angestiegen. 27
befürchten
                          der Betriebe befürchten, dass Standorte            Prozent der Betriebe verbuchten Preis-
sogar existenz-           aufgrund der hohen Energiekosten verla-            anstiege um 5 bis 15 Prozent, weitere 28
                          gert werden. 14 Prozent der Befragten er-          Prozent der Betriebe mussten sogar Kos-
gefährdende               wägen sogar konkret eine Verlagerung des           tensteigerungen von mehr als 25 Prozent
Steigerungen.             eigenen Standorts oder Teile davon. Das            hinnehmen. Die übrigen 15 Prozent lagen
                          sind die zentralen Ergebnisse einer Un-            dazwischen. Über alle Branchen hinweg
                          ternehmensbefragung der IHK Arnsberg,              sehen aufgrund der aktuellen Maßnah-
                          Hellweg-Sauerland. An der IHK-Blitzbe-             men zur Umsetzung der Energiewende 27
                          fragung vom 16. bis 22. Februar haben              Prozent die Versorgungssicherheit ihres
                          408 Unternehmen teilgenommen.                      Unternehmens gefährdet. In der Industrie
                            In den vergangenen zwölf Monaten                 sind es sogar 37 Prozent.

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Beim Blick auf die Preisentwicklungen      „Die Unternehmen unterscheiden klar
in diesem Jahr erwarten 88 Prozent der       zwischen kurzfristigen Maßnahmen, um
Unternehmen weitere, großteils kräftige      die rasanten Preisanstiege zu dämpfen,
Preisanstiege. Acht Prozent befürchten       und der langfristigen Energiepolitik“,
sogar existenzgefährdende Steigerun-         stellt IHK-Geschäftsbereichsleiter Stefan
gen. Allerdings können 58 Prozent die        Severin heraus. „Die Wirtschaft steht hin-
gestiegenen Energiekosten nicht an ihre      ter der Energiewende, erwartet jetzt aber
Kunden weitergeben. Weitere 38 Prozent       von der Politik eine konsequente und zü-
geben an, dass sie die Kosten nur teilwei-   gige Umsetzung der notwendigen Maß-
se weitergeben können. Die Strom- und        nahmen. Und das verbunden mit wettbe-
Energiekosten machen bei 18 Prozent          werbsfähigen Strom- und Energiekosten.“
mehr als 10 Prozent vom Umsatz aus. Bei        Die Befragung zeigt auch, dass viele             Mehr als
weiteren 19 Prozent sind es 5 bis 10 Pro-    Unternehmen bereits selbst den Weg der
zent des Umsatzes.                           Energiewende beschreiten. Mehr als je-             jedes zweite
  Die IHK wollte in ihrer Befragung auch     des zweite Unternehmen setzt auf rege-             Unternehmen setzt
wissen, welche politischen Maßnahmen         nerative Energieformen. Knapp 30 Pro-
ergriffen werden sollten, um die Ener-       zent setzen auf Photovoltaik, 16 Prozent           auf regenerative
gieversorgung grundlastsicher, bezahlbar     ganz allgemein auf Ökostrom. Ebenfalls
                                                                                                Energieformen.
und umweltverträglich zu gestalten. Im       eingesetzt werden Blockheizkraftwerke,
Ergebnis erwarten 71 Prozent der Unter-      Erdwärme, Wärme aus Solarenergie, Pel-
nehmen von der Politik, dass sie Steuern     lets, Holzhackschnitzel oder Anlagen zur
und Abgaben auf den Strompreis senkt.        Wärmerückgewinnung.
Mit 41 bis 46 Prozent Zustimmung folgen        An der Befragung haben 97 Industrie-
der Ausbau der erneuerbaren Energien,        betriebe, 34 Großhändler, 50 Einzelhänd-
die Beschleunigung von Planungs- und         ler, 23 Baubetriebe, 31 Gastbetriebe, 112
Genehmigungsverfahren und ein ver-           Dienstleister und 61 Betriebe aus weiteren
stärkter Netzausbau. Nur 13 beziehungs-      unterschiedlichen Branchen teilgenom-
weise 10 Prozent stimmen einer Verlänge-     men. Hauptquellen für Energie bei den
rung der Laufzeiten der Kohlekraftwerke      Befragungsteilnehmern sind Strom (92 %),
und dem Bau von Gaskraftwerken zu.           Erdgas (64 %) und Öl (23 %).          bec

                                                                        Neubau einer Digital-
                                                                        druckerei für die Friedmann
                                                                        Print Data Solution GmbH
                                                                        im Gewerbepark Unipro
                                                                        Gomaringen
                                                                        BMS Industriebau GmbH
                                                                        Alte Heeresstraße 25 59929 Brilon
                                                                        Tel: 02961 980-200
                                                                        www.bms-industriebau.de

wirtschaft 03+04/2022                                                                                            15
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                                                                                                  Foto: Tobias Gebhardt, Stadt Werl.

Modellkommune Werl. Von links: Ingo Borowicz (IHK Arnsberg), Adrian Gruschka (GWS Werl), Lisa Zölzer (FH Südwestfalen),
Torben Höbrink (Bürgermeister Werl).

City Lab Südwestfalen:
Gemeinsames Engagement für die
Attraktivität der Innenstädte
Das Projekt City Lab Südwestfalen        Entdeckungstouren“ beworben, das         len Erlebniswelt angesprochen wer-
befindet sich im Endspurt. Insge-        nun gemeinsam mit der Gesellschaft       den. Für diese sind wir auch dabei,
samt sind 25 Partnerkommunen             für Wirtschaftsförderung und Stadt-      neue Fotos der Stadt zu erstellen,
aus den Bezirken der IHK Arnsberg        entwicklung mbH Werl (GWS Werl)          Videoaufnahmen der Händler be-
sowie der SIHK zu Hagen beteiligt.       umgesetzt wird. Das Projekt beruht       ziehungsweise Imagevideos für die
Seit April 2021 sind Werl und Iser-      auf der bereits bestehenden Image-       Stadt zu drehen oder Audioaufnah-
lohn sogenannte Modellkommunen,          kampagne „Entdecke Dein Werl!“,          men zu produzieren.
die mit den beiden „Kümmerinnen“         die auf Instagram und Facebook           Anja Schulte: Iserlohn hat sich mit
Lisa Zölzer und Anja Schulte fach-       schon existiert. Die Webpräsenz soll     einer Vielfalt an kleineren und grö-
liche Unterstützung bei den jewei-       nun ausgebaut werden und über            ßeren Projektbausteinen beworben.
ligen geplanten Projekten erhalten       das gesamte Angebot von Werl in-         Überzeugend daran war die Kom-
haben. Im Interview mit der wirt-        formieren – von den Händlern, über       bination aus Smart City-Elementen,
schaft berichten die beiden von ihrer    die Gastronomie bis zu den Verei-        städtebaulichen Maßnahmen und
Arbeit aus den Modellkommunen.           nen, Freizeit- und Kulturangeboten.      Digitalisierungsstrategien für die
                                         Dafür wird eine digitale Erlebnis-       innerstädtischen Akteure. So sollen
Welche Projekte sind in den Modell-      welt aufgebaut. Hinter dem Begriff       zum Beispiel Audiotouren in der In-
kommunen geplant?                        verbirgt sich eine innovative Web-       nenstadt für erhöhtes Besucherauf-
                                         site, die eine emotionale Ergänzung      kommen sorgen. Wie auch in Werl
Lisa Zölzer: Werl hat sich damals un-    zur städtischen Website darstellt        ist der Kern des Projektes in Iserlohn
ter anderem mit dem Projekt „Ent-        und zum Entdecken einlädt. Sowohl        der Aufbau einer Website in Form
decke Dein Werl! – Schaffung einer       die Besucher als auch die Werler         einer Stadtplattform, um das gesam-
digitalen Erlebniswelt mit digitalen     Bevölkerung sollen mit der digita-       te innerstädtische Angebot digital

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                                                                                                   Foto: Lisa Thaler, City Lab Südwestfalen

Modellkommune Iserlohn. Von rechts: Anja Schulte (Kümmerin City Lab Iserlohn), Dirk Matthiessen (Leiter Stadtmarketing Iser-
lohn), Stephanie Erben (SIHK zu Hagen), David Lucas(Projektleiter Camalot).

sichtbar zu machen. Damit sollen           nachhaltigen Projektoutput erzielen        generieren können.
vor allem Gewerbetreibende unter-          zu können.                                 Lisa Zölzer: In der Modellkommu-
stützt werden, die nicht mit dem di-                                                  ne Werl ist es das Ziel, die digitale
gitalen Wandel gehen können, weil          Wie sieht die weitere Planung aus?         Erlebniswelt im Laufe der Projekt-
ihnen die notwendigen Ressourcen                                                      phase zu veröffentlichen und noch
dafür fehlen.                              Anja Schulte: Durch den veränder-          entsprechend zu evaluieren, damit
                                           ten Fokus der einzelnen Projektbau-        auch andere Partnerkommunen von
Was wurde bereits umgesetzt?               steine steht jetzt die Website noch        den Projekterfahrungen profitieren.
                                           mehr im Vordergrund. Für das Team          Somit sind wir weiter fleißig mit
Lisa Zölzer: Seit September 2021           des Stadtmarketings bedeutet das           dem Aufbau der Website beschäf-
befinden wir uns in Werl in der            die Erstellung von Inhalten und für        tigt, zwei Fotoshootings stehen noch
Umsetzungsphase: Es haben unter            das City Lab-Team die Entwicklung          aus und die Imagevideos müssen
anderem Auftaktgespräche mit den           der strategischen Ausrichtung. Wie         noch gedreht sowie Audioaufnah-
Agenturen stattgefunden, Fotoshoo-         kann das Projekt langfristig getra-        men aufgenommen werden.
tings wurden durchgeführt, Händ-           gen werden? Wie kann ein nach-
lervideos produziert oder erste Ent-       haltiger Nutzen aus der Website            Wie läuft die Zusammenarbeit mit
würfe der Website erstellt.                entstehen? Um diese Fragen beant-          den Städten?
Anja Schulte: In Iserlohn haben wir        worten zu können, muss jetzt die
die meisten Projektbausteine ange-         Strategie klar definiert werden. Zum       Lisa Zölzer: Die Modellkommunen
stoßen. Die Website ist bereits er-        Thema Verstetigung wollen wir vor-         sind froh, dass wir als personelle
folgreich aufgebaut und muss nun           rangig daran arbeiten, die Prozesse        Unterstützung mit vor Ort sind. Al-
mit Inhalten gefüllt werden, woran         im Hintergrund zu vereinfachen,            lerdings sind wir als Unterstützung
wir gerade zusammen mit knapp              Schnittstellen zu schaffen und ei-         und Vernetzer für die Umsetzung
190 Gewerbetreibenden arbeiten.            nen hohen Grad an automatisierten          des Projektes eingeplant und müs-
Aufgrund der vielfältigen Projekt-         Prozessen zu erreichen. Wir hoffen,        sen manchmal darauf achten, dies
bausteine mussten wir einige Akti-         dass die Stadt und das Stadtmar-           nicht aus den Augen zu verlieren.
vitäten zusammenfassen oder gar            keting so vor allem von unserem            Der wissenschaftliche Part sollte
streichen, um in den nächsten sechs        Projekt profitieren, und wir daraus        nicht vernachlässigt werden.
Monaten einen relevanten und               auch viel Wissen für andere Städte         Anja Schulte: Es wird deutlich, dass

wirtschaft 03+04/2022                                                                                                                     17
unternehmen & region

unsere Arbeit vor Ort wichtig ist       stellen. Der Wissenstransfer ist für          lung bewirken zu können, sind
und wir werden auch gut von den         uns wichtig. Die TU hat außerdem              Personal und Engagement wichtig.
Kollegen und Kolleginnen in der         ein digitales Schaufenster entwi-               Zudem steht die Digitalisierung
Stadt integriert – manchmal viel-       ckelt und ist damit gerade in der             an einigen Stellen noch am Anfang,
leicht sogar etwas zu gut. Das führt    Probephase. Für dieses Experiment             doch sie wird immer wichtiger.
hin und wieder dazu, dass man als       konnten sich alle Händler aus der             Deshalb setzt das Projekt City Lab
Mitarbeiterin gesehen wird und          Region beziehungsweise unseren                Südwestfalen genau an der rich-
nicht als eine externe Person.          Partnerkommunen anmelden.                     tigen Stelle an. Der Einzelhandel,
                                                                                      aber auch die Handwerksbetrie-
Was gefällt Ihnen an der Arbeit am      Was wünschen Sie sich für dieses              be, Dienstleister und Gastronomen
besten?                                 letzte Projektjahr?                           haben so die Chance, noch digita-
                                                                                      ler zu werden. Zusätzlich können
Lisa Zölzer: Ich finde es toll, kon-    Anja Schulte: Eine erfolgreiche Im-           sie mit ihrer Qualität und ihrem
krete Erfolge sehen und messen          plementierung der Projekte sowie              Service punkten. Diese positiven
zu können. Es freut einen, direkte      die Automatisierung der Prozesse.             Eigenschaften der Unternehmen
Rückmeldung von den Händlern zu         Und ich freue mich auf die wissen-            müssen gemeinsam nach Außen
bekommen, wenn diese zum Bei-           schaftliche Aufbereitung der Ergeb-           transportiert werden. Der Zusam-
spiel an einem digitalen Branchen-      nisse.                                        menhalt der verschiedenen Akteu-
überblick, an Videoaufnahmen            Lisa Zölzer: Ich wünsche mir auch             re ist somit wichtig und auch eine
oder dem digitalen Schaufenster         eine erfolgreiche Umsetzung der               wichtige Erkenntnis für mich aus
interessiert sind. Viel Spaß bereitet   geplanten Projekte mit entspre-               dem Projekt.
mir auch die Arbeit im City Lab-        chender Evaluation, um auch den               AnjaFoto:
                                                                                            Schulte:      Das Südwestfalen/Katrin
                                                                                                Unternehmerverlag sehe auch ich   Kaiser so.

Team, da wir uns über die aktuellen     anderen Partnerkommunen etwas                 Ohne gemeinschaftliches Engage-
Projekte austauschen können und         mit auf den Weg geben zu können.              ment wird es schwierig, die Innen-
so auf neue Ideen kommen.                                                             städte in Zukunft attraktiv zu hal-
Anja Schulte: Zusätzlich gefällt mir    Welche Erfahrungen nehmen Sie                 ten. Ich denke, dass wir durch das
persönlich die Mischung aus For-        aus dem Projekt mit?                          Projekt und gemeinsam mit den
schung und Praxis. Die Arbeit in                                                      Innenstadtakteuren einen Teil dazu
dem Projekt wird so sehr facetten-      Lisa Zölzer: Um etwas in den Berei-           beitragen können, die Attraktivität
reich und dadurch nicht langweilig.     chen Stadtmarketing, Wirtschafts-             der Citys und die Digitalisierung
                                        förderung und Innenstadtentwick-              vor Ort zu steigern.
Wie können andere Kommunen da-
von profitieren?

Anja Schulte: Wir haben über die          Das City Lab Südwestfalen
gesamte bisherige Projektlaufzeit
Workshops für alle Händler aus al-        Das City Lab Südwestfalen ist ein Projekt der IHKs in Arnsberg und Hagen sowie
len Partnerkommunen angeboten             der FH Südwestfalen und der TU Dortmund. Ziel ist es, gemeinsam mit den Innen-
                                          stadtakteuren die Attraktivität und die Aufenthaltsqualität für Einwohner, Besucher,
– aufgrund von Corona häufig digi-
                                          Touristen und zuzugswillige Fachkräfte in den Innenstädten Südwestfalens zu stei-
tal. Dies haben wir auch im dritten       gern. Dabei steht vor allem die digitale und betriebswirtschaftliche Stärkung der in-
Projektjahr weiterhin vor. Spannen-       nenstadtrelevanten Unternehmen aus Einzelhandel, Gastronomie, Ladenhandwerk
                                          und Dienstleistern im Fokus. Die Projektleitung liegt bei Stephan Britten von der IHK
de Workshop-Themen sind zum               Arnsberg. Insgesamt war das aus EFRE-Mitteln der EU geförderte Projekt auf eine
Beispiel Social Media, Suchmaschi-        Laufzeit von drei Jahren ausgerichtet. Im September dieses Jahres wird das City Lab
                                          Südwestfalen enden.
nenoptimierung oder der Aufbau
                                          Die beiden Kümmerinnen, die seit April 2021 die Städte Werl und Iserlohn unter-
einer Website mit WordPress.              stützen und das Projekt City Lab Südwestfalen wissenschaftlich begleiten, sind an
Lisa Zölzer: Zudem möchten wir            der Fachhochschule Südwestfalen angestellt. Lisa Zölzer ist wissenschaftliche Mit-
                                          arbeiterin unter der Leitung von Prof. Dr. Valerie Wulfhorst und im Projekt für den
gemeinsam als wissenschaftliche           Bereich Stadtmarketing und Interessengruppenmanagement mit verantwortlich.
Mitarbeiterinnen unsere Erfahrun-         Anja Schulte ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Competence Center E-Commerce
                                          (CCEC) unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Weber und beschäftigt sich mit dem
gen aus den Modellkommunen
                                          digitalen Wandel und dessen Auswirkung auf die Stadtentwicklung.
teilen und Erfahrungsberichte er-

18                                                                                                                wirtschaft 03+04/2022
A 45-Brückensperrung im Raum Lüdenscheid:
Wichtige Information für alle Speditionen
und Fernfahrer
Auf der Autobahn A 45 (Sauer-
landlinie) ist die Talbrücke „Rah-
mede“ beidseitig für den Verkehr
gesperrt: Die Brücke ist nicht mehr
tragfähig, muss abgerissen und an
gleicher Stelle neu aufgebaut wer-
den. Die entsprechenden Planun-
gen werden mit Hochdruck ver-
folgt.
  Das lokale Verkehrsnetz zwi-
schen den Anschlussstellen Lü-
denscheid-Nord und Lüdenscheid
ist völlig überlastet und für die
Aufnahme des LKW-Verkehrs nicht
geeignet. Anwohner, Kunden, Be-
rufspendler, Unternehmen und
Rettungsdienste fahren nur noch
im Schritttempo durch Lüden-                                                                         Foto: Karte: SL Medien GmbH

scheid. Auch andere Streckenab-
schnitte im Märkischen Sauerland
sind aufgrund des Sommer-Hoch-              weiter über die A 1 in Richtung   zur Verfügung.
wassers und anderer Unzuläng-               Hagen (+ 70 km) bzw. in um-
lichkeiten als Ausweichstrecken             gekehrter Richtung.               ---mehr----------------------------------------
nur eingeschränkt nutzbar. Daher         • östlich: ab Gießen über die A     www.ihk-arnsberg.de/a45-um-
ist eine großräumige Umleitung              5 zum Hattenbacher Dreieck,       fahrung
über das Autobahnnetz erforder-             weiter über A 7 bis Südkreuz
lich. Fahrer sollten nicht ungeprüft        Kassel und weiter auf A 44
den Routen-Empfehlungen der                 Richtung Dortmund bzw. in           Wir bringen jedes
Navigationssysteme folgen.                  umgekehrter Richtung.               Blech in Form
  Die IHK Arnsberg appelliert aus        Damit Unternehmen bei Be-
diesem Grund eindringlich an alle      darf auch die sie anfahrenden                       HARTMANN
regionalen Speditionen, Versender      LKW-Fahrer informieren können,
                                       hat die IHK Arnsberg Handzet-
                                                                                           bkanttechnik
und Empfänger sowie Fernfahrer,
                                       tel in verschiedenen Sprachen           ✔ Fensterbankbleche
bei Fahrten aus und in Richtung
                                                                               ✔ Mauerabdeckungen
Frankfurt/Main und Süddeutsch-         (Englisch, Türkisch, Russisch,
                                                                               ✔ Dachabschlussprofile
land, die Sauerlandlinie großräu-      Rumänisch, Polnisch und Nieder-           Garagen und Flachdächer
mig zu umfahren. Hierfür sind          ländisch) mit einer Karte der Um-       ✔ Sonderabkantungen nach Wunsch
folgende Routen im Autobahnnetz        fahrungsstrecken erstellen lassen.      ✔ Aluminium
                                       Diese sollen insbesondere orts-           versch. Stärken und Farben
ausgeschildert:
                                       unkundigen Fahrern das Problem          ✔ Kupfer-, Zinkblech
  •westlich: ab dem Autobahn-                                                   und verzinktes Stahlblech
    kreuz Olpe-Süd über die A 4        vermitteln und die Alternativ-
                                                                                   Möhnestraße 117a · 59755 Arnsberg
    nach Köln und von dort über        routen aufzeigen. Die Handzettel         Tel. 02932/429488 · Fax 02932/429489
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wirtschaft 03+04/2022                                                                                                          19
unternehmen & region

                                                                                                       Foto: Michael Bahr

Der Kurpark in Werl.

Regionale 2025: Projekte aus
Werl und Freudenberg können loslegen
Das Regionale-2025-Projekt der Stadt   und sollen enger miteinander ver-        Heimat, Kommunales, Bau und
Werl „Entschleunigen und wohlfüh-      bunden und so die Aufenthaltsquali-      Gleichstellung. Es fördert das Werler
len“ ist umfangreich und denkt das     tät in der Wallfahrtsstadt erhöht wer-   Projekt mit 3,6 Millionen Euro. Wei-
Konzept einer lebendigen Innenstadt    den. Das Projekt hat nicht nur den       tere Mittel kommen von LEADER.
noch einmal neu. Innenstadt, Kur-      zuständigen Ausschuss überzeugt,         Und auch das Vorhaben der Stadt
und Sportpark werden attraktiviert     sondern auch das Ministerium für         Freudenberg, Stadtgeschichte digital
                                                                                erlebbar zu machen, geht in die Um-
                                                                                setzung. Der Regionale-Ausschuss
                                                                                zeichnete in seiner letzten Sitzung
                                                                                im Jahr 2021 außerdem fünf weitere
                                                                                Vorhaben aus.
                                                                                  Fachkräfte-Wissen sichern, ein
                                                                                neuer Begegnungs- und Experimen-
                                                                                tierraum für Menden, eine autoarme
                                                                                Altstadt für Freudenberg, ein mobi-
                                                                                les Digitallabor für Wittgenstein und
                                                                                eine enge Verknüpfung von Start-ups
                                                                                und Unternehmen in Lüdenscheid:
                                                                                Hinter den ausgezeichneten Projek-
                                                                                ten der Regionale 2025 stecken viel-
                                                                                fältig gedachte Vorhaben aus ganz

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Südwestfalen. Mit der Stadt Werl         und Nutzung des Klostergartens und
und der Stadt Freudenberg bekamen        einer digitalen Stadtplattform sind
zwei Projektträger auch grünes Licht     neue Veranstaltungs-, Spiel- und
vom Regionale-Ausschuss für die          Bewegungsflächen im Kurpark und
Umsetzung.                               neue Bewegungsorte im Sportpark
  „Wir haben in diesem Jahr im           geplant. Die Idee: Indem die Aufent-
Ausschuss über 40-mal Projekte           haltsqualität gesteigert und Angebo-
ausgezeichnet. Trotz der Pandemie        te verbunden werden, profitiert auch
ist also weiterhin viel Bewegung im      der Einzelhandel. Das Vorhaben
Prozess“, bilanzierte Theo Melcher,      wird gefördert aus Städtebauförder-
Landrat des Kreises Olpe und aktu-       mitteln, einzelne Projektbausteine
ell Vorsitzender des Regionale-Aus-      auch über LEADER.
schusses. „Das neben Freudenberg
ausgezeichnete 3-Sterne-Projekt aus      Digitale Stadtgeschichte(n) – Un-
Werl ist ein gutes Beispiel: Innerhalb   sere Heimatgeschichte live erle-
von einem Jahr wurde durch intensi-      ben: Die Freudenberger Altstadt
ve Arbeit aus einer Idee ein umfang-     und die Stadtgeschichte werden für
                                                                                Das
reiches und umsetzungsfähiges Pro-       Gäste bald auf neue Weise erfahrbar.   nach da?
jekt. Ich bin sicher, dass wir 2022,     Möglich macht es das Projekt „Di-        Läuft.
wenn der Regionale erstmals aus          gitale Stadtgeschichte(n) – Unsere
einem Fördertopf der Europäischen        Heimatgeschichte live erleben“, für
Union ein fixer Betrag zusteht, viele    das die Stadt Freudenberg mit den
weitere Projekte mit den Projektträ-     Theatervereinen und Schulen vor Ort
gerinnen und -trägern in die Umset-      zusammenarbeitet. Eine Augmen-
zungsreife bringen werden.“              ted-Reality-Anwendung soll helfen,
  In dem Ausschuss der Regionale         die Geschichten der Menschen und
2025 sitzen Vertreterinnen und Ver-      der Stadt aus den vergangenen Jahr-
treter aus ganz Südwestfalen, der        hunderten viel lebendiger vermitteln
Bezirksregierung Arnsberg sowie          zu können. Die dafür notwendigen
den Ministerien des Landes NRW.          schauspielerischen Szenen werden
Neben den 3-Sterne-Projekten aus         von den Theatervereinen in Freu-
Werl und Freudenberg erhielten           denberg in Zusammenarbeit mit
zwei Vorhaben den zweiten und drei       den Schulen inhaltlich erarbeitet,
Vorhaben den ersten Stern. Zu den        schauspielerisch nachgestellt und
3-Sterne-Projekten gehören:              schließlich in eine App übertragen.
                                         Das Vorhaben wird vom NRW-Hei-
Wallfahrtsstadt Werl – Entschleu-        matministerium im Rahmen der Hei-
nigung und Wohlfühlen: Die Stadt         matförderung mit über 127.000 Euro
Werl plant unter dem Motto „Ent-         unterstützt.
schleunigen und Wohlfühlen“ mit            Auf einem guten Weg zur Umset-
verschiedenen Partnern vielfältige       zung befinden sich die zwei Vorha-
Maßnahmen, die der Innenstadt ein        ben, die vom Regionale-Ausschuss
neues Gesicht verleihen sollen. Weil     den zweiten Stern erhielten. Das be-
die Innenstadt als reiner Einzelhan-     deutet: Sie haben Konzepte für ihre
delsstandort aus Sicht der Stadt aus-    Idee ausgefeilt. Die neu ausgezeich-
gedient hat, möchte Werl sich auf        neten 2-Sterne-Vorhaben sind:
seine Stärken besinnen, diese attrak-
tivieren und besser miteinander ver-     Innovation Factory (Teilprojekt
knüpfen. Neben der Umgestaltung          von Denkfabrik Digital): Mit der
der Fußgängerzone, der Öffnung           „Innovation Factory Lüdenscheid“

                                                                                Wir beraten Sie gerne.
                                                                                www.haro-gruppe.de
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