Die Bewohner in Marsow, Görshagen, Schlackow und Vietzke zu Beginn des 17. Jahrhunderts
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Die Bewohner in Marsow, Görshagen, Schlackow und Vietzke zu Beginn des 17. Jahrhunderts In diesem Essay soll der Versuch unternommen werden, anhand von diversen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts überlieferten Dokumenten eine Übersicht über die damaligen Bewohner im Kirchspiel Marsow und in Vietzke zu erlangen. Als Referenzjahr dient das Jahr 1611, in dem in Marsow eine Kirchenvisitation durchgeführt wurde. In der erhalten gebliebenen Abschrift des dazugehörigen Visitationsberichts werden erstmals einige „Pfarrkinder“ aus Marsow, Görshagen und Schlackow namentlich genannt. Dieser Essay liefert auch erste Einblicke in die Umbrüche in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als diverse Bauernhöfe zu den Junkernhöfen gelegt worden sind und die Grundherren – unter anderem getrieben durch die Temperaturabsenkungen im Rahmen der Kleinen Eiszeit – dazu übergegangen waren, ihre wirtschaftliche Basis durch die Gründung von Schafzuchten zu verbessern. Eine weitergehende Betrachtung dieser Entwicklungen und der Folgen des Dreißigjährigen Kriegs für die Bewohner in den genannten Gutsdörfern soll hier jedoch nicht vorgenommen werden, stattdessen widemt sich dieser Artikel in erster Linie der Rekonstruktion der in diesen Gutsdörfern in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts lebenden Familien. 1
Einleitung. Marsow, das heute polnische Marszewo, ein kleines Bauerndorf im vormaligen Schlawe-Stolper Land Hinterpommerns liegt etwa fünf Kilometer von der Ostseeküste entfernt, auf dem westlichen Ende eines eiszeitlichen Endmoränen-Höhenrückens, der bereits früheren Siedlern gute Lebensbedingungen geboten haben dürfte, dokumentiert ist zum Beispiel eine ehemalige slawische Rundburg am Marsower See [1], die um das Jahr 1000 entstanden sein könnte. In bester „Ökotopengrenzlage“ konnte in den feuchten Niederungen Vieh gehalten werden und oberhalb des Dorfes gab und gibt es bis heute für den Ackerbau gut geeignete Flächen. Zudem konnte die Ernährung der hier lebenden Menschen schon immer durch Fischerei im Marsower See, im nahen Vietzker See sowie auf der Ostsee sinnvoll bereichert werden. Messtischblätter von 1892, dargestellt sind u.a. Marsow, Vietzke, Vietzker Strand, Göshagen und Schlackow Die nächstgelegenen Städte waren die ehemaligen Hansestädte Stolp, das über Stolpmünde einen Zugang zur Ostsee hatte, das im Landesinneren gelegene Schlawe und schließlich das östlich von Marsow, an der Einmündung der Wipper in die Ostsee gegründete Rügenwalde, zeitweise Sitz der pommerschen Herzöge. Die Marsower Kirche dürfte, wenn man ihre Architektur als Maßstab nimmt, um die Mitte des 14 Jahrhunderts erbaut worden sein. Zu Beginn des uns interessierenden 17. Jahrhunderts gehörte sie zum Kirchenkreis Rügenwalde, Pastor war von 1600 bis 1638 der einer wohlsituierten Patrizierfamilie in Köslin entstammende Petrus Schweder (um 1570–1638) und zum Kirchspiel gehörten zu dieser Zeit die beiden benachbarten Gutsherrendörfer Görshagen und Schlackow sowie der Gutssitz der Familie von Puttkamer in Vietzke. Die von Puttkamers sind ein sich auf die Swenzonen zurückführendes Adelsgeschlecht, das in Hinterpommern vielfach begütert war. Lehnsherren über die genannten Güter waren die von Puttkamers des Astes Vietzke- Pansin, zu Beginn des 17. Jahrhunderts war dies Peter von Puttkamer, der gemäß dem Lehnsbrief von 1607 mit „ganz Vietzke, Marsow, Goershagen und einem Viertel Schlackow“ belehnt war [2]. 2
Vietzke war bereits seit Jahrhunderten Stammsitz der Familie, auch Marsow gehörte seit alters her den von Puttkamers, während Görshagen („Georgshagen“) wahrscheinlich erst im 15. Jahrhundert durch den Gutsherren Georg von Puttkamer gegründet [2] und der Anteil Schlackow vielleicht erst im 16. Jahrhundert erworben wurde[2]. Ein weiterer Teil an Vietzke gehörte gemäß der Hufenmatrikel von 1628 mit fünf Kossäthen („C.“) und einem Krug („Kr.“) zur „Probstey“ im „Butowischen Ampt“ [3]. Anders als die in Vietzke lebenden Grundherren waren diese Bewohner nach Lanzig und nicht nach Marsow eingepfarrt. Wahrscheinlich ist dieser Anteil an Vietzke an die von Puttkamers gegangen, als die Länder Butow und Lauenburg nach dem Tod des letzten pommerschen Herzogs 1637 an Polen gefallen sind. Die beiden anderen Anteile an Schlackow gehörten mit einem kleineren Anteil den von Kleists in Krolow, während der größte Anteil den von Belows in Pennekow gehörte. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts sind zuerst Vietzke und dann Schlackow vollständig in den Besitz der von Puttkamers übergegangen. Angaben zu Vietzke gemäß Hufenmatrikel von 1628 [3] Die vier Dörfer Vietzke, Marsow, Görshagen und Schlackow waren noch zum Zeitpunkt der Bauernbefreiung im Eigentum der Familie von Puttkamer, bis dahin vielfach zwischen den jeweiligen Erben aufgeteilt und ausgehandelt. Nur für wenige Jahre war der Anteil Marsow B zwischen 1745 und 1786 im Besitz derer von Zitzewitz [2], die mit den von Puttkammers eng verwandt und verschwägert waren. Während der Familienstammbaum der von Puttkamers vergleichsweise gut dokumentiert ist und weit in die Vergangenheit reicht, treten uns die ersten „Untertanen“ des Kirchspiels Marsow erstmals mit der Kirchenmatrikel von 1611 aus dem Dunkel der Vergangenheit entgegen [4], wenn wir von der singulären Nennung eines Klaus Block aus Marsow in einem Stolper Dokument des Jahres 1536 absehen [5]. Besondere Bedeutung erhalten solche Dokumente auch dadurch, dass das Kirchenbuch Marsows nach Ende des Zweiten Weltkriegs unwiderbringlich verloren gegangen ist. Bevor wir uns jedoch mit den frühen Bewohnern in den Gutsdörfern beschäftigen, wollen wir zunächst noch einen kurzen Blick auf die Familie Peter von Puttkamers in Vietzke sowie den damals zuständigen Pastoren werfen. Die von puttkamerschen Grundherren. Die Belehnung Peter von Puttkamers mit den Gütern in Vietzke, Görshagen, Marsow und Schlackow wurde in der Einführung erwähnt, bereits 1575 war er von gesamter Hand belehnt worden [2]. Peter war der jüngste Sohn der Eltern Jacob von Puttkamer und Katharine von Ramel [2,6], seine vier älteren Brüder waren wahrscheinlich nicht vermählt, jedenfalls haben sie keine Erben hinterlassen [2,6]. Verheiratet war Peter mit Anna von Below, einer Tochter von Werner von Below zu Peest und Dubberzin und einer Dorothee von Carnitz [2,6]. Peter und Anna hatten vier Söhne und drei Töchter1 [2,6]. Deren Lebensdaten sind bislang nicht vollständig überliefert, können jedoch aus den überlieferten Daten der 1 Eine im von puttkamerschen Familienbuch von 1878/89 genannte mögliche vierte Tochter Clarina ist sehr sicher mit einer Tochter von Peters Sohn Werner verwechselt worden. 3
vorherigen bzw. nachfolgenden Generationen recht gut abgeschätzt werden. Unsicherheiten bestehen zudem bei den Partnerschaften der Kinder. Nach Sichtung der vorliegenden Dokumente 2, ergibt sich folgende Übersicht: Nr. Vorname Lebensdaten P artner Lebensdaten Hoc hzeit Anmerkungen Peter 1550 g - 1619 g Below von Anna 1574 g - >= 1644 1594 g Gutsbesitzer 1 Jacob 1598 g - nicht bekannt na na na na wohl früh gestroben 2 Catharine 1600 g - nicht bekannt Glasenapp von Felix 1580 g - > 1641 d 1620 g Tochter Esther hat 1641 geheiratet, Ehemann war Guttsbesitzer zu Pollnow, Natzlaff und Anteil Gramenz 3 Werner 1602 g - 01.05.1684 Natzmer von Erdmuth 1620 g - > 1666 g 1640 g Gutsbesitzer, Landrat 1628 - 1663 4 Joachim 1604 g - 12.01.1671 nicht bekannt nicht bekannt 1620 g - 28.01.1685 1637 g Gutsbesitzer, ggf. zwei Mal verheiratet, Tochter Puttkamer von Ursula Barbara 1632 g - 28.01.1685 1652 g Anna Dorothea 1638 geboren, die beiden weiteren Söhne erst 1653, daher ggf. zwei Ehen, Ursula Barbara wohl zudem Schwester von Catharine Elisabetz (siehe Nur. 6) 5 Dorothee 1607 g - 1628 d Kleist von Matthias 04.04.1602 - 1637 d 1627 d wohl gestorben nach Geburt der Tochter Dorothea (geb. 1628), Ehemann war Geheimer Rat, Hof- gerichtsrat und Landvogt zu Greiffenberg 6 Casper 1608 g - < 1662 g Puttkamer von Catharine Elisabeth 1628 g - > 1665 g 1648 g Gutsbesitzer, ggf. zwei Mal verheiratet Tab. 1: Die Familie von Puttkamer des Astes Vietzke-Pansin zu Beginn des 17. Jahrhunderts [2,6] Festzuhalten bleibt, dass Peter zwischen 1611 und 1628 gestorben sein muss, da er in der Kirchenmatrikel von 1611 noch als Patron genannt wird [4], in der Hufenmatrikel von 1628 [3] jedoch Peters Witwe als Gutsbesitzerin von „Vitzke und Marsow“ [3]. Während Sohn Jacob wohl früh verstoben sein dürfte, haben Werner, Joachim und Casper das Erwachsenenalter erreicht, jeweils eine eigene Familie gegründet [2,6] und die zu Vietzke gehörenden Familiengüter in den beiden Verträgen zur Erbteilung von 1637 [8] und 1644 [9] unter sich aufgeteilt. Dem jüngsten Bruder Casper sind dabei erst im zweiten Vertrag „eigene“ Untertanen zugeordnet worden. Pastor Petrus Schweder. In der Kirchenmatrikel von 1611 ist „Petrus Schwederus aus Lauenburg“ als der für das Kirchspiel Marsow zuständige Pastor dokumentiert [4], nach einem Eintrag in Wikipedia soll er das Amt von 1600 bis 1638 innegehabt haben [10]. Er dürfte das vierte Kind von dem Kösliner Ratsherren Hans Schweder und dessen Frau Anna Freter gewesen sein. Diese hier wohl erstmals getroffene Annahme findet ihre wichtigsten Bestätigungen in der Übereinstimmung seines Namens mit dem einen derer Söhne, aufgeführt im nachfolgenden Stammbaum [11], den dazu passenden Lebensdaten sowie der Herkunft aus gebildeter Familie. Ausschnitt aus dem Stammbaum der Familie Schweder aus Cöslin. Angenommen wird, dass Pastor Petrus Schweder aus Marsow mit dem Sohn gleichen Namens des Ratsherren Hans Schweder aus Köslin identisch ist. 2 Neben den von puttkamerschen Familienbüchern [2,6] sind dies ein Testament von Gertrud von Puttkamer aus dem Jahr 1665, einer Tante von Caspers Ehefrau Cahtarine Elisabeth [7], sowie die Erbteilungsverträge von 1637 [8] bzw. 1644 [9]. 4
Sein nächstälterer Bruder Heinrich wurde 1568 geboren, eine um zwei Jahre später angenommene Geburt von Petrus um 1570 würde gut zu seinem sonstigen Lebenslauf passen. Wie auch sein Onkel gleichen Namens, der als Namenspatron einer der Taufpaten gewesen sein dürfte und eine enge Verbindung zur neuen evangelischen Glaubensrichtung hatte, er war ein Schüler Martin Luthers [11], weshalb die Laufbahn unseres Petrus Schweder wohl schon früh vorbestimmt gewesen ist. Es wird auch kein Zufall gewesen sein, dass Petrus Schweder im Jahr 1600, wohl nach seinem Studium sowie einer vielleicht ersten Tätigkeit als Priester in Lauenburg wieder in der Nähe seiner Verwandten in Köslin und Schlawe leben wollte. Und schließlich wird es noch weniger Zufall gewesen sein, dass wir in der 1630 von Petrus Schweder eigenhändig neu verfassten Kirchenmatrikel einen Hans Ducherowen als Bauern in Schlackow dokumentiert finden [12], der mit Sicherheit ein Verwandter seiner Schwägerin Gertrud Ducherow war, da dieser Nachname ansonsten nicht in der Gegend von Schlackow bzw. Marsow tradiert ist. Man könnte vermuten, dass Petrus Schweder es diesem Hans Ducherowen ermöglicht hat, in seinem Kirchspiel zumindest vorübergehend Unterschlupf vor einer anderweitig vielleicht noch schlimmer wütenden Soldateska des Dreißigjährigen Kriegs (1618 – 1648) zu finden. Nachdem Wallenstein 1625 den dänischen König Christian IV. geschlagen hatte und 1627 zum Herog von Mecklenburg ernannt worden war, war er kurz darauf in Pommern einmarschiert und hat das gesamte Herzogtum nach der Kapitulation des pommerschen Herzogs durch seine Kaiserlichen besetzen lassen. Die mit einer solchen Besatzung einhergehende Drangsal für die Bevölkerung ist hinlänglich bekannt und vielfach beschrieben worden. Bewohner gemäß der Kirchenmatrikel von 1611. Kommen wir nun endlich zu den sonstigen Bewohnern im Kirchspiel Marsow. Auf Anordnung der beiden pommerschen Herzöge Bogislaw XIV. und Georg II. wurde in Marsow im Sommer 1611 eine Kirchenvisitation durchgeführt [4], an der die Kirchenvertreter Andreas Grantzin und Johan Hagemeister sowie Rüdiger Otto [von] Glasenapp und Paul [von] Below teilgenommen haben [4]. Neben einer Inventarisierung von Kirchengut, der Festlegung von Gebühren, einer Reihe von Anweisungen für den Pastoren, seine Kirchenvorsteher und schließlich die gesamte Gemeinde enthält dieses Dokument die Namen diverser Bewohner in den drei Gutsdörfern Marsow, Görshagen und Schlackow, die damals entweder als Kirchenvorsteher benannt waren, Schulden bei der Kirche hatten oder aber Pachtzinsen für das ihnen Kirchturm in Marsow, Aufnahme von 2018 von der Kirche zur Verfügung gestellte Land zu zahlen hatten [4]. Nachfolgend die Tabelle mit den in der Kirchenmatrikel von 1611 namentlich genannten Bewohnern im Kirchspiel Marsow, angegeben in der jeweiligen Reihenfolge ihrer Nennung: 6
Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Sc hulden bzw. Zinsen bzw. Anmerkungen P ac htfläc he P ac htzins Gutsbesitzer 1 Puttkamern Peter Vietzke Gutsbesitzer - - überliefert auch aus Familienbuch der von Puttkamer P astor 1 Schwederus Petrus Marsow Pastor - - überliefert auch aus Wikipedia K irc henvorsteher ("Diac oni") 1 Lübbechen Lucas Marsow nicht genannt - - 2 Bartes Peter Marsow nicht genannt - - 4 Burow Paul Görshagen nicht genannt - - 5 Stockmann Hanß Görshagen nicht genannt - - 6 Raßke Jacob Görshagen nicht genannt - - 7 Bolte Tohmas Schlackow nicht genannt - - 8 Hoffmeister Martin Schlackow nicht genannt - - Sc huldner 1 Hoppen Martino nicht genannt nicht genannt 12 fl 36 ßl 2 Lübbechen Lucas Marsow nicht genannt 11 fl 33 ßl siehe oben, ggf. identisch 3 Selcke Peter Marsow nicht genannt 3 fl 16 ßl 10 ßl 4 Raßcke Jürgen nicht genannt nicht genannt 14 fl 43 ßl 5 Bartes Paul nicht genannt nicht genannt 1 fl 3 ßl 3 ßl 6 Selcke Jacob Pustamin nicht genannt 4 fl 12 ßl 7 Stockmann Hanß Görshagen nicht genannt 14 fl 16 ßl 43 ßl siehe oben, ggf. identisch 8 Stockmann Carsten nicht genannt nicht genannt 12 fl 36 ßl 9 Bolte Hans Schlackow nicht genannt 20 fl 1 fl 12 ßl 10 Bartes Hanß Marsow nicht genannt 12 fl 36 ßl siehe oben, ggf. identisch 11 Schulte Carsten Marsow nicht genannt 4 fl 12 ßl 12 Wulff Thomaß Marsow nicht genannt 5 fl 15 ßl P äc hter 1 Puttkammere Peter nicht genannt Gutsbesitzer 1 Hufe 38 ßl 2 Burowen Chim Marsow nicht genannt nicht genannt 24 ßl 3 Bartsch Martin Marsow nicht genannt nicht genannt 32 ßl 4 Stockmann Martin Schlackow nicht genannt nicht genannt 42 ßl Wüste Höfe 1 nicht genannt nicht genannt nicht genannt nicht genannt nicht genannt na durch Gutsbesitzer in Gebrauch Tab. 2: Die in der Kirchenmatrikel von 1611 genannten Personen aus dem Kirchspiel Marsow (Ausnahme: Jacob Selcke aus Pustamin) [2,6] Diese Übersicht spiegelt naturgemäß nur einen kleinen Teil der damaligen Bewohner in den Gutsdörfern wider, ganz abgesehen davon, dass wiederum nur die Namen männlicher Bewohner überliefert sind. Die ungefähre Anzahl der damals in den Gutsdörfern lebenden Familien sowie weitere wahrscheinliche Familiennamen lassen sich jedoch unter Hinzuziehung der Hufenmatrikel von 1628 [3] und insbesondere den im Staatsarchiv Stettin archivierten Unterlagen der Familie von Puttkamer aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit guter Wahrscheinlichkeit rekonstruieren. In erster Linie dienten diesem Zweck die folgenden Dokumente: ▪ 1611 - erste Kirchenmatrikel [4] ▪ 1628 - Hufenmatrikel3 [3] ▪ 1630 - zweite Kirchenmatrikel, eigenhändig verfasst von Pastor Petrus Schweder [12] ▪ 1637 - erster Vertrag zur Erbteilung der Güter zwischen den drei Söhnen Peter von Puttkamers, Werner, Joachim und Casper von Puttkamer [8] ▪ 1642 - Vertrag zur Übertragung dreier von belowscher Höfe in Schlackow an die von Puttkamers [13] ▪ 1644 - zweiter Vertrag zur Erbteilung [9] Dabei enthalten die beiden Verträge von 1637 und 1644 umfassende Verzeichnisse der männlichen Bewohner in den von puttkamerschen Dörfern, die damit Rückschlüsse auf die Bauern- und Kossäthenstellen zu Beginn des 17. Jahrhunderts ermöglichen und um die in den weiteren Dokumenten erwähnten Bewohner ergänzt werden. 3 In dieser Hufenmatrikel wurde jeglicher steuerbarer Besitz an Heger- und Landhufen, Häusern, Buden und Keller auf Hackenhufen umgerechnet, weshalb die Angaben über die Anzahl an Hackenhufen leider keinen Rückschluss auf die bewirtschafteten Flächen zulassen. Interessant sind die Angaben zu den generellen Besitzverhältnissen, den Kossäthen, Schäfern und Schmieden. 7
Bewohner in Görshagen. Beginnen wir unsere Zeitreise mit einem Blick auf die Bewohner Görshagens. Im Vertrag zur Erbteilung von 1637 sind 10 Görshagener Bauern verzeichnet [8], die dort je einem der beiden Gutsherrensöhne Werner bzw. Joachim von Puttkamer zugeordnet sind. Dem jüngsten Bruder Casper wurden erst mit dem zweiten Erbteilungsvertrag von 1644 einige der Untertanen Joachims überantwortet [9]. Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Q uelle Gutsbesitzer Anmerkungen 1 Schulten Simon Görshagen Bauer 1637 Joachim von als bei Joachim Erstgenannter ggf. einer der Älteren 2 Pagels Simon Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Joachim von - 3 Raßken Marten Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Joachim von 1644 an Casper von Puttkamer 4 Boldtes Hans Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Joachim von - 5 Hartke Carsten Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Werner von als bei Werner Erstgenannter ggf. einer der Älteren 6 Schulte Pagel Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 7 Hartke Jochim Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 8 Stockman Jurgen Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 10 Neubuser Jacob Görshagen Bauer 1637 Puttkamer Werner von - Puttkamer Tab. 3: Die im Erbteilungsvertrag von 1637 genannten Bauern in Görshagen [8] Die Anzahl von 10 Bauern korrespondiert recht gut mit der geforderten jährlichen Abgabe von 11 Scheffeln an Roggen „von Jörgeshagen“ an den Pastoren gemäß der Kirchenmatrikel von 1611 [4]. Da die Kirchenmatrikel von 1630 dokumentiert, dass in Görshagen „ein jedes Pfarrkindt wie zu Marsow, an Mißkorn 1 Sch[effe]ll Rocken und Habern“ abzugeben hatte [12], so kann daraus geschlossen werden, dass es 1611 mit Sicherheit noch 11 Bauern in Görshagen gegeben hat.4 Das Delta von einem Hof erklärt sich sehr wahrscheinlich dadurch, dass die Grundherren zwischen 1611 und 1628 aus einem der vormaligen Bauernhöfe in Görshagen eine Schäferei gemacht haben dürften. Die von Puttkamers wären damit einem generellen Trend gefolgt, der vor dem Hintergrund der sinkenden Ernteerträge infolge der Temperaturabsenkungen in Europa während der sogenannten Kleinen Eiszeit zu sehen ist. Philipp Blom schreibt dazu in seinem Buch „Die Welt aus den Angeln“ [14], wenn auch exemplarisch mit Blick auf England: „Gegen Anfang des 17. Jahrhunderts verschärften sich diese Auseinandersetzungen. Immer mehr Grundbesitzer wollten die finanziellen Ausfälle durch wetterbedingt schlechte Ernten ausgleichen, indem sie ihre Commons auf Wollproduktion umstellten. Schafe sind genügsam und brauchen kaum Pflege, und gute Wolle erzielte hohe Preise in der aufstrebenden englischen Wollindustrie […], aber die Schafzucht auf den Enclosures genannten ehemaligen Commons entzog Zehntausenden die Lebensgrundlage.“ Die Vorgehensweise der Junker bei der Einrichtung einer Schäferei wird im Hinblick auf Schlackow in der Hufenmatrikel von 1630 kurz und knapp beschrieben [12], wo es dazu heißt: „Der Juncker Werner Puttkamer zu Vietzke erbsessen hat Chim Stöckman Paurhoff zu Schlakow zum Ackerhoff oder vielmehr zur Schäfferey gemachet […] .“ Während ein Schäfer in der Kirchenmatrikel von 1611 noch keine Erwähnung findet [4], wird ein solcher in der Hufenmatrikel von 1628 [3] erwähnt und in der Kirchenmatrikel von 1630 wird erstmalig die jährliche Abgabe eines Schäfers gegenüber dem Pastoren schriftlich festgehalten [12]: „Gibt alles Jahr einen guten Käse, undt von einem Schafe die Wolle.“ 4 Im Vertrag zur Erbteilung von 1644 werden erneut 10 Bauern für Görshagen erwähnt, wenn wir annehmen, dass der dort zusätzlich erwähnte Carsten Prange kein Bauer gewesen ist. 8
Da wir also wissen, dass ▪ es bereits 1628 einen von puttkamerschen Schäfer gegeben hat (Hufenmatrikel von 1628) ▪ 1630 eine Schäferei in Schlackow entstanden ist (siehe vorstehend zitierten Exzerpt aus der Matrikel von 1630) und ▪ in den beiden Erbverträgen die beiden Schäfereien in Görshagen und Schlackow dokumentiert sind, so kann dies nur bedeuten, dass die von Puttkamers zunächst zwischen 1611 und 1628 eine erste Schafzucht in Görshagen gegründet hatten, bevor 1630 die zweite Zucht in Schlackow hinzugekommen ist. Während in der Matrikel von 1630 eindeutig dokumentiert ist, dass in Schlackow Chim Stöckman der Leidtragende gewesen ist [12], kann man für Görshagen nur vermuten, dass in diesem Fall ein weiterer Stockmann-Hof betroffen war. Während wir aus der Matrikel von 1611 Hanß Stockmann aus Görshagen kennen und gleichfalls der direkt nach ihm genannte Carsten Stockmann in Görshagen gelebt haben dürfte, gab es in dieser Familie 1637 nur noch den von einem Jurgen Stockmann bewirtscchafteten Bauernhof.5 Werfen wir nun einen Blick auf diejenigen Familien, die wahrscheinlich um 1611 auf den angenommenen 11 Bauernstellen in Görshagen saßen. Dafür stellen wir in der nachfolgenden Tabelle die drei in der Matrikel von 1611 namentlich dokumentierten Bewohner Görshagens – die wir als Bauern annehmen wollen –. die acht Bauern aus dem Verzeichnis des Erbteilungsvertrags von 1637 sowie den vorerwähnten Peter Burow gemeinsam in einer Tabelle dar. Wenn wir nun die dort grau hinterlegten Personen von 1637 naheliegend als Söhne der drei je davor stehenden Bewohner mit demselben Familiennamen von 1611 annehmen und davon ausgehen, dass einer der beiden Stockmann-Hof zur Schäferei gemacht worden ist, so ergibt sich die gesuchte Anzahl von 11 Bauernstellen für das Jahr 1611. Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Q uelle Anmerkungen 1 Boldtes Hans Görshagen Bauer 1637 - 2 Burow Paul Görshagen Bauer 1611 - Burow Jochim Görshagen Bauer (?) 1637 ggf. Sohn von Paul 1611 Burowen Peter Görshagen Käther 1637 ggf. weiterer Sohn von Paul 1611 3 Hartke Carsten Görshagen Bauer 1637 - 4 Hartke Jochim Görshagen Bauer 1637 - 5 Neubuser Jacob Görshagen Bauer 1637 - 6 Pagels Simon Görshagen Bauer 1637 - 7 Raßke Jacob Görshagen Bauer (?) 1611 - Raßken Marten Görshagen Bauer 1637 - 8 Schulten Simon Görshagen Bauer 1637 - 9 Schulte Pagel Görshagen Bauer 1637 - 10 Stockmann Carsten nicht genannt Bauer 1611 ggf. Carten oder Hanß Vater von Jurgen und einem Kossäthen 11 Stockmann Hanß Görshagen Bauer 1611 Hans Stockman aus Vietzke 1637 Stockman Jurgen Görshagen Bauer (?) 1637 ggf. Sohn von Carsten oder Hanß 1611 Tab. 4: Gesamtübersicht der vermeintlichen Bauern in Görshagen gemäß Kirchenmatrikel von 1611 [4], den Bauern gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8], unter Berücksichtigung des Bewohners Peter Burow (siehe Text) Dabei werden einige wenige der 1637 verzeichneten Bauern die Höfe bereits 1611 bewirtschaftet haben, in den meisten Fällen werden dies aber ihre Väter oder andere Verwandte gewesen sein, vereinzelt vielleicht auch andere Familien. 5 Wenn die Stockmann 1611 nur einen Hof bewirtschaftet haben sollten, könnte alternativ ein Hof der Familie Burow zur Schäferei gemacht geworden sein, da in den Verträgen von 1637 und 1644 ein Peter Burowen aus Görshagen überliefert ist, der dort nicht unter den Bauern verzeichnet ist und zu dem es im Vertrag von 1644 lediglich heißt [9]: „Peter Burowen mit seinem Kathen zugelegten Landt und Kindern“. 9
Zu denjenigen Bauern, die bereits 1611 einen Hof gehabt haben könnten, gehören: ▪ Simon Schultzen als erstgenannter Bauer in dem Verzeichnis der Bauern Joachim von Puttkamers aus dem Erbteilungsvertrag von 1637 und und damit wohl einer der älteren Bauern, ▪ Carsten Hartke, für den dies analog gilt, nur dass er ein Bauer Werner von Puttkamers war sowie ▪ Jochim Hartke, da dieser als Vater des Knechts gleichen Namens aus der Liste der „Knechte / Jungen“ von 1637 anzunehmen ist und dieser Sohn wohl mit demjenigen „Jochim Hartke“ aus „Jörgeshagen“ identisch ist, dessen Hochzeit mit Ilse Wockenfuss aus Mützenow am 16. November 1640 überliefert ist6 [15]. Daraus lässt sich ein Geburtsjahr für den Vater um 1584 abschätzen7. Generell ist davon auszugehen, dass die Höfe im Regelfall an Mitglieder der eigenen Familie der nachfolgenden Generation übertragen wurden. Dies bestätigt die nachfolgende Übersicht, in der die Bauern Görshagens von 1611 und 1637 mit denjenigen späterer Bewohnerverzeichnisse für Görshagen verglichen werden. Herangezogen werden hierfür die Bauern gemäß der Blankenseeschen Hufenklassifikation von 1717 [16] sowie diejenigen Bauern, die wir aus dem Vertrag zur Separation der Güter in Görshagen von 1818 kennen [17]. Für zwei Familien, die Buhrows und die Raschkes, darf man von einer durchgängigen Bewirtschaftung der Höfe zwischen 1611 und 1818 ausgehen, für die beiden Hartke-Höfe und den einen der Neubüser-Höfe ist dies zumindest zu vermuten, so dass wahrscheinlich immerhin 5 der 9 im Jahr 1818 noch in Bauernhand befindlichen Höfe über zweihundert Jahre hinweg von einer Generation an die nächste übertragen worden sind. Bauern (?) 1 6 1 1 Bauern 1 6 3 7 Bauern 1 7 1 7 Bauern 1 8 1 8 1 Beckmann Joachim 1 Boldtes 1 Boldtes Hans 2 Burow Paul 2 Burow Jochim 1 Buhrow Jochim 2 Burow nicht genannt 3 Hartke 3 Hartke Carsten 2 Hartcke Carsten 3 Hartke Joachim 4 Hartke Jochim 4 Hartke Jochim 3 Hartcke Marten 4 Hartke Johann 5 Neubuser 5 Neubuser Jacob 4 Neubüser Jacob 5 Neubüser Jacob 7 Neubüser Marten 6 Pagels 6 Pagels Simon 6 Pagel Simon 7 Raßke Jacob 7 Raßken Marten 7 Raßke Jochim 8 Raschke Joachim 8 Schulten 8 Schulten Simon 9 Schulz Jacob 9 Schulte Pagel 9 Schulte Pagel 10 Stockmann Carsten 10 Steckmann Jürgen 8 Steckmann Jochim 11 Stockmann Hanß 9 Steckmann Marten Tab. 5: Mögliche Bauern in Görshagen im Jahr 1611 (siehe Text) sowie Bauern gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8], Hufenmatrikel von 1717 [16] und Rezess von 1818 [17] Bewohner in Marsow. Damit wenden wir uns nun Marsow zu, wo 1611 14 Bauern gelebt haben sollten, wenn wir die jählirche Abgabe von 14½ Scheffeln an Roggen an den Pastoren gemäß der Kichenmatrikel von 1611 zugrunde legen und den ½ Scheffel den beiden Kossäthen zuschreiben8 [4], deren Anzahl wir aus der Hufenmatrikel von 1628 kennen [3]. Die Anzahl von 17 Marsower „Pfarrkindern“ ergibt sich wiederum, wenn wir von den nach der Matrikel von 1611 von den Pfarrkindern insgesamt abzugebenden 42 Scheffeln an Hafer 11 den Bewohnern aus Görshagen zuschreiben und 14 den Bewohnern aus Schlackow9. 6 Kichenbuch Mützenow, von dem sich eine Abschrift erhalten hat. Die Daten finden sich in der Datenbank GEDBAS. Jochim und Ilse sind nach dieser Quelle am 2. März 1648 Eltern einer Anna Hartke geworden, die jedoch nur wenige Wochen alt geworden ist. 7 Das Geburtsjahr des jüngeren Jochim mit 1614 angenommen und das des Vaters um 1584 wäre dieser 1611 27 Jahre alt gewesen. 8 Den Kossäthen stand generell nur ein Viertel der Fläche eines Bauern zur Verfügung, auch dokumentiert in der Hufenmatrikel von 1628. 9 Angabe in der Matrikel von 1630, siehe unter Schlackow. 10
Zusätzlich zu den 14 Bauern und 2 Kossäthen wurde also offensichtlich ein weiterer Bewohner zu den Pfarrkinder gezählt. Jedenfalls korrespondiert die Anzahl von 14 Bauern wiederum recht gut mit den sonstigen Daten zu den Marsower Bauern. Beginnen wir erneut mit einem Blick auf den Erbteilungsvertrag von 1637, in dem scheinbar 15 Bauern für Marsow dokumentiert sind [8]. Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Jahr Gutsbesitzer Anmerkungen 1 Raßken Jochim Marsow Bauer 1637 Joachim von - 2 Burowen Jacob Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von "mitt [Lutke] Hanses Hoff" 3 Bartes Hans Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von - 4 Bartes Dinnies Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von - 5 Pagel Thomas Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von - 6 Rien Drewes Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von ggf. 1644 an Casper v. P. mit Bauer Hanß Raßke 7 Wulff Drewes Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von - 8 Rien Jurg Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von 1644 an Casper von Puttkamer 9 Bartes Marten Marsow Bauer 1637 Puttkamer Joachim von - 10 Grote Hans Marsow Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 11 Stokman Pagel Marsow Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 12 Bartes Carsten Marsow Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 13 Pagel Hans Marsow Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 14 Hase Jacob Marsow Bauer 1637 Puttkamer Werner von - 15 Schulte Jochim Marsow Bauer 1637 Puttkamer Werner von - Puttkamer Tab. 6: Bauern in Marsow gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8] Allerdings können wir hier nicht ganz so sicher sein, ob es sich tatsächlich um 15 traditionelle Bauernstellen gehandelt hat, denn aus der Matrikel von 1611 ist überliefert, dass ein Chim Burowen und ein Martin Bartsch von der Kirche Land gepachtet hatten, um dieses zu bewirtschaften [4]. Martin Bartsch begegnen wir erneut als dem letztgenannten Bauern „Marten Bartes“ in dem in obiger Tabelle dargestellten Verzeichnis der Bauern Joachim von Puttkamers (siehe Position 9) [8]. Da er jedoch bei der Neuverteilung der Bauern gemäß dem Erbteilungsvertrag von 1644 nicht mehr genannt wird [9] und sich nach dieser Neuverteilung nur noch eine Summe von 14 Bauern ergibt, ist wohl davon auszugehen, dass der Pastor das Land nach Martins anzunehmenden Tod zwischen 1637 und 1644 entweder zurückerhalten hat (wenig wahrscheinlich) oder dieses vielmehr an die Junker gefallen ist (sehr wahrscheinlich).10 Bei dem an Position 2 stehenden Jacob Burow wiederum könnte man vermuten, dass er zunächst in den Pachtvertrag des als Vater angenommenen Chim Burowen von 1611 eingetreten ist. Definitiv ist ihm die - wohl vormals wüst gewesene - Hofstelle übertragen worden, die zuvor von Lutke Hans bewirtschaftet worden war, der vermutlich kurz vor 1637 gestorben ist11 [8]. Damit saß Jacob Burow wohl nicht auf einer der traditionellen Bauernstellen. Diese Annahme findet ihre Bestätigung auch darin, dass der Hof nach seinem Tod zunächst auf den Kossäthen Hans Blok übertragen wurde und in der Folge auf dessen Sohn Jochim12 sowie dessen Brüder [8,9]. Dies, obgleich der 1637 und auch 1644 aus Marsow überlieferte Knecht Jochim Burow mit Sicherheit ein Sohn von Jacob Burow bzw. Enkel von Chim Burow gewesen ist und der natürliche Nachfolger auf einer „traditionellen“ Bauernstelle gewesen wäre. 10 Nach dem Rezess von 1832 hat die Kirche zu diesem Zeitpunkt nur noch über die Fläche eines Halbbauern verfügt [19], auch wenn der damalige Pastor Luckow immerhin noch weiß, dass es ehemals Kirchenbesitz in Marsow gegeben haben soll [19]. 11 Es wird angenommen, dass der wüste Hof „Lübke Hans Bartz“ aus dem Vertrag von 1644 [9] mit dem in der Kirchenmatrikel von 1630 dokumentierten wüsten Hof des dort genannten, vormaligen Besitzers Chim Bartz identisch ist [12] und dieser nach dem Tod von Chim Bartz vorübergehend zunächst von Lucas Lübbechen („Lübke“, überliefert aus der Kirchenmatrikel von 1611 [4]) und dann von Lutke Hans (überliefert aus dem Vertrag von 1637 [8]) zur Bewirtschaftung übergeben worden war. 12 Sicherlich identisch mit dem im Kirchenbuch Mützenow dokumentierten Vater der dort am 13.02.1653 geborenen Thrina Block [15]. 11
Eine Seite aus dem Erbteilungsvertrag von 1637 [8], unten mit den Bauern Joachim von Puttkamers in Görshagen bzw. Marsow 12
Wenn wir jetzt die beiden Höfe von Marten Bartes und Jacob Burow nicht als „traditionelle“ Hofstellen berücksichtigen, stellt sich nunmehr die Frage, ob es damit 1637 nur 13 traditionelle Bauernhöfe gegeben hat? Für die Zeit nach 1637 ist jedenfalls anzunehmen, dass aus den beiden 1611 verpachteten Kirchenlandstücken um 1644 eine neue Bauernstelle entstanden ist, da es in Marsow 1644 und unverändert 1812 – gemäß der damals aufgestellten Steuerklassifikationsliste [18] (siehe nebenstehende Abbildung) – 14 Bauern in Marsow gegeben hat und aus den Rezessverträgen von 1832 eindeutig überliefert ist, dass die Kirche zu diesem Zeitpunkt nur noch „ungefähr so viel Land wie ein Halbbauer“13 besaß [19] und damit definitiv deutlich weniger als noch 1611. Naheliegend wäre zu vermuten, dass die oben erwähnte Familie Blok auf den Hof von Jacob Buhrow gezogen ist und diesem Hof ein Teil des bisherigen Kirchenlands dauerhaft übertragen wurde. Wenn wir auf die Zeit vor 1637 blicken, so ist gleichfalls eine Bauernstelle zu addieren, da wir aus der Kirchenmatrikel von 1630 wissen, dass kurz zuvor der Hof eines Jacob Rasken aus Marsow zum Junkerhof gelegt worden ist [12], der im Übrigen mit demjenigen „Jacob Raschke“ identisch sein könnte, der gemäß den Kirchenbuch von Mützenow am 22. Oktober 1627 eine Garde Möller geheiratet hat [15]. Die weiter oben erwähnte Anzahl von 17 Pfarrkindern ergibt sich schließlich, wenn zu den 14 Bauern auch die beiden Kossäthen (oder die beiden Pächter von Kirchenland?) sowie der als Verwalter des Gutshofs angenommene Martino Hoppen (siehe weiteren Text) dazu addiert werden. Werfen wir jetzt, analog zu Görshagen, einen Blick auf die möglichen Bauernfamilien im Marsow des Jahres 1611, indem wir wiederum die Personen aus der Kirchenmatrikel von 1611 und die Bauern aus dem Erbteilungsvertrag von 1637 gemeinsam in einer Tabelle darstellen, in diesem Fall unter zusätzlicher Berücksichtigung des Bauern Jacob Rasken. Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Jahr Anmerkungen 1 Bartes Hanß Marsow Bauer (?) 1611 zwei Nennungen 1611 Bartes Hans Marsow Bauer 1637 2 Bartsch Martin Marsow Bauer (?) 1611 ggf. ohne eigenes Land, sondern einzig als Pächter Bartes Marten Marsow Bauer 1637 3 Bartes Paul Marsow (?) Bauer (?) 1611 Bartes Carsten Marsow Bauer 1637 4 Bartes Peter Marsow Bauer (?) 1611 Bartes Dinnies Marsow Bauer 1637 5 Burowen Chim Marsow (?) Bauer (?) 1611 Burowen Jacob Marsow Bauer 1637 ggf. ohne eignes Land, sondern als Pächter, zudem "mitt Hanses Hoff" 6 Grote Hans Marsow Bauer 1637 als bei Werner v. P. erstgenannter Bauer ggf. einer der Älteren 7 Hase Jacob Marsow Bauer 1637 8 Hoppen Martino Marsow (?) Verwalter (?) 1611 9 Lübbechen Lucas Marsow Bauer (?) 1611 ggf. ohne eigenes Land, sondern Bewirtschafter des ehemals wüsten Hofes 10 Pagel Thomas Marsow Bauer 1637 Pagel Hans Marsow Bauer 1637 11 Raßcke Jürgen Marsow (?) Bauer (?) 1611 Raßken Jacob Marsow Bauer 1630 um 1630 zum Junkernhof gelegt 12 Raßken Jochim Marsow Bauer 1637 als bei Joachim v. P. erstgenannter Bauer ggf. einer der Älteren 13 Rien Drewes Marsow Bauer 1637 Rien Jurg Marsow Bauer 1637 14 Selcke Peter Marsow Bauer (?) 1611 15 Schulte Carsten Marsow Bauer (?) 1611 Schulte Jochim Marsow Bauer 1637 16 Stokman Pagel Marsow Bauer 1637 17 Wulff Thomaß Marsow Bauer (?) 1611 Wulff Drewes Marsow Bauer 1637 Tab. 7: Gesamtübersicht der vermeintlichen Bauern und des Verwalters in Marsow gemäß Kirchenmatrikel von 1611 [4] und der Bauern gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8], unter Berücksichtigung des vormaligen Bauern Jacob Raßken (siehe Text) 13 Der wüste Hof wird hingegen nicht nur im Vertrag zur Erbteilung von 1644 erwähnt, sondern auch noch im Rezess von 1832. Wahrscheinich ist er durchgängig vom puttkamerschen Ackerhof in Marsow verwaltet worden. 13
Der in der Kirchenmatrikel bei den Schuldnern der Pfarre an erster Stelle (!) genannte „bey Ehre Martino Hoppen“ wird hier als Verwalter des junkerlichen Ackerhofs in Marsow angenommen14, womit er vielleicht zu den Pfarrkindern gezählt worden ist und demgemäß jährlich ein Scheffel an Hafer an den Pastoren zu entrichten hatte, jedoch als Verwalter des von puttkamerschen Hofes von der Abgabe an Roggen befreit gewesen sein wird. Wenn wir wiederum für die grau hinterlegten Bauern annehmen, dass sie der je nachfolgenden Generation angehörten bzw. mit der Person gleichen Namens von 1611 identisch waren, so ergibt sich für Marsow die gesuchte Anzahl von 14 Bauern bzw. auch 17 Pfarrkindern, ohne dass wir wissen, ob die hier in der Tabelle aufgeführten Marten Bartsch und Chim Burow oder vielleicht stattdessen die beiden Kossäthen als Pfarrkinder gezählt wurden. Generell haben wir bei dieser Betrachtung angenommen, dass ▪ die 1611 in der Kirchenmatrikel für Marsow genannten bzw. vermutlich zu Marsow gehörigen Bewohner Bauern waren15 (siehe z.B. Thomaß Wulff), ▪ diejenigen Bauernfamilien, die erstmals 1637 erwähnt werden, bereits 1611 eine Bauernstelle hatten (siehe z.B. Jacob Hase von 1637), ▪ die 1611er bzw. 1637er Bauern gleichen Familiennamens Vater und Sohn waren (siehe z.B. Thomaß und Drewes Wulff, bei gleichem Vornamen könnte es sich auch um dieselbe Person gehaldet haben, siehe z.B. Hans Bartes) und nur der Vater 1611 eine Hofstelle hatte und ▪ die 1637 dokumentierten Bauern Drewes und Jurg Rien bzw. auch Thomas und Hans Pagel jeweils Vater und Sohn waren16 und nur der Vater 1611 eine Hofstelle besaß. Für diejenigen Bauern, für die 1637 erwachsene Söhne anzunehmen sind sowie für diejenigen, die in den beiden Verzeichnissen der Gutsherren Werner und Joachim von 1637 an je erster Stelle genannt sind und die daher sicherlich zu den älteren, erfahreneren Bauern gehörten, bestehen immerhin gute Chancen, dass sie bereits 1611 auf einer „eigenen“ Hofstelle saßen. Neben Drewes Rien und Thomas Pagel gehören in diese Gruppe Hans Grothe17 sowie Jochim Raßken18. Generell gilt natürlich, wie für Görshagen, dass die Verhältnisse 1611 davon abweichend gewesen sein können. Trotzdem vermittelt die Übersicht einen guten Eindruck davon, welche (Bauern-)Familien mit hoher Wahrscheinlichkeit um 1611 in Marsow gelebt haben dürften. Und für den Fall, dass einige wenige der genannten Familien 1611 noch keinen Hof in Marsow bewirtschaftet haben sollten, finden wir sie spätestens in den Bauernlisten von 1637. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Besitzverhältnisse wird deutlich, dass es in Marsow über den Zeitraum von etwa 200 Jahren hinweg mehr Veränderungen gegeben hat als in Görshagen. 14 Bestätigt durch die Angabe, dass der „Hopfenhof“ nach dem Separationsvertrag für Marsow von 1832 auf herrschaftlichem Gelände lag [19]. 15 Wenn wir von erwähntem Martino Hoppen absehen. Für Lucas Lübbechen ist zudem anzumerken, dass er vielleicht der Vorgänger von Lutke Hans und Jacob Burow auf der wüsten Hofstelle war. 16 Rien: Drewes wird in der Liste der Bauern im Vertrag von 1637 vor Jurg genannt. Pagel: Thomas wird der ältere von den beiden Pagels gewesen sein. Zunächst wird er in den Listen der Bauern im Vertrag von 1637 bei Joachim von Puttkamer relativ früher genannt als Hans bei Werner von Puttkamer, dann wird Thomas bei der Neuverteilung der Bauern zwischen Joachim und Casper von Puttkamer 1644 nicht mehr erwähnt, stattdessen ein Peter Pagell, den wir als weiteren Sohn von Thomas annehmen dürfen - und der identisch mit dem im Kirchenbuch Mützenow als Vater einer Maria Pagel genannten Peter Pagel sein dürfte - und schließlich ist Thomas als Vorname nach 1637 kaum noch in Gebrauch. 17 Mit einem angenommenen Sohn gleichen Namens gemäß Vertrag von 1637, dort zudem an erster Stelle bei den Bauern Werner von Puttkamers genannt. 18 In diesem Fall bei den Bauern Joachim von Puttkamers an erster Stelle genannt. 14
Steuerklassifikationsliste für Marsow von 1812 [18] 15
Nachfolgend sind wieder die Bauern aus den Listen von 1611 (gemäß obiger Annahmen), dem Erbteilungsvetrag von 1637 [8], der Hufenmatrikel von 1717 [12] sowie in diesem Fall der Steuerklassifikationsliste von 1812 [18] gegenübergestellt. Bauern (?) 1 6 1 1 Bauern 1 6 3 7 Bauern 1 7 1 7 Bauern 1 8 1 2 1 Bartes Hanß 1 Bartes Hans 1 Barts Jacob 1 Barts Jacob 2 Bartes Paul 2 Bartes Dinnies 2 Bartz Ziemen 2 Bartz Johann 3 Bartes Peter 3 Bartes Carsten 3 Barts Simon 4 Burowen Jacob 4 Grote Hans (?) 5 Grote Hans 5 Hase 6 Hase Jacob 4 Haase Andreas 5 Hartke Friedrich 6 Lübbechen Lucas 3 Neubiser Jacob 6 Neubüser Peter 4 Neubiser Marten 7 Notzke Martin 7 Pagel Thomas (?) 7 Pagel Hans 8 Pagel Thomas 8 Raßcke Jürgen 9 Raßken Jochim 5 Roschen (Witwe) Jacob 9 Raßken 10 Rien Drewes 10 Rien Drewes 6 Riehn Jochim 8 Riehn Michael 11 Rien Jurg 11 Selcke Peter 12 Schulte Carsten 12 Schulte Jochim 7 Schult Paul 13 Stokman 13 Stokman Pagel 8 Steckmann Jacob jun. 9 Steckmann Johann 9 Steckmann Jacob sen. 10 Steckmann Johann 10 Steckmann Hanß 11 Steckmann Martin 11 Steckmann Marten 12 Steckmann Peter 12 Steckmann Marten 133 Steckmann Peter 13 Steckmann Peter 14 Wulff Thomaß 14 Wulff Drewes 14 Wulff Marten 14 Wulff Joachim Tab. 8: Mögliche Bauern in Marsow im Jahr 1611 (siehe Text) sowie Bauern gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8], Hufenmatrikel von 1717 [16] und Steuerklassifikationsliste von 1812 [18] Demnach sind im Falle Marsows nur 5 der insgesamt 14 überlieferten Höfe über den Zeitraum zwischen 1611 und 1812 in vermutlich ein und derselben Familienlinie geblieben. Es ist ganz offensichtich, dass spätestens ab Beginn des 18. Jahrhunderts insbesondere die Familie Steckmann eine erhebliche Rolle bei den Bauernfamilien in Marsow gespielt hat. Interessant auch, dass wir 1812 keinen einzigen Familiennamen finden, den wir nicht bereits aus einer der Bewohnerlisten von 1637 kennen würden, dem Namen Notzke werden wir noch begegnen, wenn wir uns mit Vietzke beschäftigen. Wenden wir uns noch den beiden Kossäthen in Marsow zu, in der Erbteilung von 1637 [8] werden ein Hans Blok und ein Jurgen Prange genannt, im Kathen von Jurgen Prange hat außerdem noch ein Jacob Schulte gelebt19. Sie dürften bereits damals jeweils über eine Acker- und Wiesenfläche von je knapp 6 ha verfügt haben, die etwa einem Viertel derjenigen Fläche eines Bauernhofs mit 24 ha entsprach, die Angaben sind dem Rezess von 1832 entnommen [19]. Da eine Familie Blok sonst in keinem der Gutsdörfer dokumentiert ist, aber wohl schon lange in Marsow lebte – wir hatten eingangs auf den 1536 dokumentierten Klaus Block verwiesen [5] – , Hans Blok zudem 1644 bereits Söhne im Erwachsenenalter hatte20, wurde einer der beiden Kossäthenhöfe sicher schon 1611 von der Familie Block bewirtschaftet. Und da wir 1637 sonst auch keine Pranges kennen, wird der zweite Kossäthenhof wahrscheinlich schon 1611 von einem Mitglied dieser Familie bewirtschaftet worden sein. 19 „Jurgen Prange mit seinem Katen Hoffe und Wong. Jacob Schulte“ 20 Wenn wir den Hofnachfolger Jochim Block aus dem Vertrag von 1644 mit seinen Brüdern naheliegend als solche anerkennen. 16
Blick auf den ehemaligen Gutshof in Schlackow, Aufnahme von 2018 Bewohner in Schlackow. Kommen wir jetzt zu Schlackow, wo die Verhältnisse allein dadurch etwas komplizierter sind, als dass wir es hier zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit drei verschiedenen Grundherren zu tun haben und wir somit aus dem von puttkamerschen Bewohnerverzeichnissen von 1637 zunächst nur deren Bauern überliefert sind [8]. Nach dem erwähnten Lehnsbrief von 1607 war Peter von Puttkamer mit einem Viertel an Schlackow belehnt ]2], gemäß der Hufenklassifikation von 1628 gehörte ein weiterer Anteil Lorentz von Kleist aus dem zu Marsow benachbarten Krolow [3] und der größte Anteil den Erben von Tonnies von Below aus dem gleichfalls in Nachbarschaft zu Marsow liegenden Pennekow [3]. In der Kirchenmatrikel von 1630 werden ein „Jochim [von] Below“, ein „Felix [von] Below“ und ein „Johan Jürgen [bzw.] Johan Georg [von] Below“ erwähnt, letzterer soll kurz zuvor „in der Frembde im Ka[mpf] gestorben“ sein21 [12]. Analog zu Görshagen und Marsow finden wir in nachfolgender Tabelle zunächst die von puttkamerschen Bauern aus dem Erbteilungsvetrag von 1637 [8]: Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Jahr Gutsbesitzer Anmerkungen 1 Bolte Hans Schlackow Bauer 1637 Werner von Puttkamer - 2 Hase Jochim Schlackow Bauer 1637 Werner von Puttkamer - Tab. 9: Von puttkamersche Bauern in Schlackow gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8] Glücklicherweise gibt Petrus Schweder in der zweiten Kirchenmatrikel von 1630 weitergehende Informationen zur Anzahl der Bauern in Schlackow, wenn es dort heißt [12[: „Diß Dorff gibt an Mißkorn den Rocken nach den Huffen, an Habern jedes Pfarrkindt 1 Sch[effe]ll. Undt sindt in demselben 14 Paurhöffe gewesen, izt aber [sind davon] 3 [zu herrschaftlichen] Ackerhofen gemachet, daß also noch 11 Paurhöffe sein. Undt bekommet der Pastor [… von diesen] 19 Sch[effe]ll Rocken, sollten aber 24 sein, weil 5 Sch[effe]ll die Pauern dem Pastoren vor- enthalten warümb u: auß was Macht und Befehl ist dem Pastoren unbewußt weil er gar keine Nachrichtung davon hat: daran die Caspeljunckern Schuldt haben.“ Aus dieser Klage erfahren wir, dass dem Pastoren „ursprünglich“ 24 Scheffel an Roggen zustanden. Da die Bauern ihm aber bereits nach der Kirchenmatrikel von 1611 nur noch 19 Scheffel an Roggen abzuliefern hatten, ▪ werden 1611 wohl gleichfalls 14 Bauern in Schlackow gelebt haben und 21 Auf der Plattform Geneanet finden wir den Antonius (Tönnies) von Below aus Pennekow, mit den Söhnen Joachim (gest. 1676) und Felix (1594-1644), während der wohl dritte und offensichtlich im Krieg gefallene Bruder Johann Georg dort nicht überliefert ist. 17
▪ referenziert die höhere Abgabe von 24 Scheffeln offensichtlich auf die Zeit vor 1611 und wohl nach 1600 (Beginn der Tätigkeit von Petrus Schweder als Pfarrer in Marsow). Aus der Angabe einer Abgabe von 24 Scheffeln ist naheliegend anzunehmen, dass in Schlackow zur Jahrhundertwende noch 16 Bauern mit vielleicht je 1½ Hufen ausgestattet waren, wenn wir davon ausgehen dürfen, dass den Bauern zu dieser Zeit noch eine je gleich große Fläche an Land zur Verfügung stand. Diese Anzahl ergibt sich zwanglos, wenn wir zu den 14 Bauernstellen vor 1630 die beiden in der Matrikel von 1630 als wüst bezeichneten Bauernstellen der vormaligen Besitzer Chim Krüger und einem Schöneggen Schlackow zuordnen22. Bei einer Belehnung mit einem Viertel an Schlackow für Peter von Puttkamer könnte dieser demgemäß um die Jahrhundertwende 4 Bauernstellen in Schlackow besessen haben, Gleiches mag für die von Kleists aus Krolow gegolten haben, während die von Belows vielleicht mit 8 Bauernstellen an Schlackow beteiligt waren. Nachdem also bereits vor 1611 zwei Höfe zu den Junkern gelegt worden sind, kamen 1630 drei weitere Bauernhöfe hinzu. Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über dieses zweite Bauernlegen. Betroffen waren die Ausführungen von Petrus Schweder zum Bauernlegen des Hofes von Chim Stöckmann nach der Kirchenmatrikel von 1630 [12] Höfe von Peter Burowen, Jochim Hoffmeister und Chim Stöckmann, aus dessen Hof die Schäferei Werner von Puttkamers in Schlackow hervorgegangen ist. Chim Stöckmann dürfte dabei mit einem der beiden als Knecht bezeichneten Jochim Sto(c)kmans von 1637 identisch sein [8]. Nr. Name Vorname Roggen Hafer Gerste Anmerkungen 1 Burowen Peter 1 Scheffel 1 Scheffel - zum Junkernhof gelegt 2 Below von Jochim 1 Scheffel 1 Scheffel - für den Burowenschen Hof 3 Hoffmeisster Jochim 2 Scheffel 1 Scheffel - Hof aufgeteilt, eine Hälfte zum Junkernhof gelegt 4 Burow Carsten 1 Scheffel nicht genannt - hat den 1/2 Hof Hoffmeisters erhalten 5 Below von Felix - - - hat die 2. Hälfte übernommen, verweigerte die Abgabe 6 Stöckmann Chim 1 1/2 Scheffel 1 Scheffel - Hof zur Schäferei gemacht 7 Puttkamer von Werner 1 1/2 Scheffel 1 Scheffel - hat die Abgaben inkl. Pacht von Stöckmann übernommen Tab. 10: Vom Bauernlegen in Schlackow um 1630 betroffene Bauern sowie die dazugehörigen Patronen [12] Aus dieser Tabelle geht außerdem hervor, dass die Bauern 1630 nicht mehr über je gleich große Flächen zur Bewirtschaftung verfügten. Wenn die Bauern ursprünglich je 1½ Hufen beackert haben sollten, so werden wohl schon in der ersten Runde des Bauernlegens vielleicht vier der Bauern zusätzlich um je ½ Hufe erleichtert worden sein (10 x 1½ Hufen + 4 x 1 Hufe = 19 Hufen, entsprechend der dem Pastoren zustehenden Abgabe von 19 Scheffeln an Roggen). Wegen der 2 Hufen des Hoffmeister-Hofs im Jahr 1630 wird es zudem weitere Änderungen in den Besitzverhältnissen gegeben haben, die wir allerdings nicht mehr nachvollziehen können. Da die von Puttkamers 1642 einen Anteil der von Belows an Schlackow erworben haben [13], wollen wir in der nachfolgenden Tabelle alle Namen derjenigen Bewohner Schlackows zusammenfassen, die wir aus diesem Vertrag, den beiden Kirchenmatrikeln von 1611 [4] und 1630 ]12] sowie dem Erbteilungsvertrag von 1637 [8] kennen, um einen Eindruck von den damals in Schlackow lebenden Familien zu erhalten. Die zusätzliche 22 Der ehemals wüste Hof eines Chim Bartz lag vermutlich in Marsow, siehe dort. 18
Aufnahme der Stüwes wird weiter unten erklälrt. Dabei werden die Bewohner denjenigen Grundherren zugeordnet, die vor 1630 für die dazugehörigen Höfe verantwortlich waren, soweit dies überliefert ist. Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Q uelle Anmerkungen von Below 1 Boye Chim Schlackow Bauer 1642 1642 von von Below an von Puttkamer, 1644 nicht mehr erwähnt 2 Burow Carsten Schlackow Bauer 1630 / 1642 1642 von von Below an von Puttkamer 3 Burowen Peter Schlackow Bauer 1630 zu Jochim [von] Below 4 Corobs / Cortze Chim Schlackow Bauer 1642 1642 von von Below an von Puttkamer, 1644 als wüst bezeichnet 5 Hoffmeister Martin Schlackow Bauer 1611 Kirchenvorsteher in Schlackow Hoffmeister Jochim Schlackow Bauer 1630 / 1637 / 1644 1630 bereits gest., Hof geht vor 1644 an von Puttkamer von K leist 6 Ducherowen Hans Schlackow Bauer 1630 zu Lorentz [von] Kleist, wohl ein Verwandter der Ehefrau von Pastor Petrus Schweder von P uttkamer 7 Bartsch Dinnis Schlackow Bewohner 1630 Abgabe von 1/4 Scheffel an Roggen, daher 1630 ggf. Kossäth (?) 8 Bolte Hans Schlackow Bauer 1611 / 1630 / 1637 1611 Schuldner, spätestens 1630 Bauer 9 Hase Jochim Schlackow Bauer 1637 erstmalig 1637 erwähnt 10 Stöckmann Martin Schlackow Pächter 1611 1611 Pächter, sicher zu von Puttkamer Stockmann Jochim / Chim Schlackow Bauer 1611 / 1630 / 1637 Hof um 1630 zur Schäferei gemacht, 1637 Knecht nic ht zuzuordnen 11 Bolte Tohmas Schlackow Bauer (?) 1611 Kirchenvorsteher in Schlackow 12 Krüger Marten (?) Schlackow Pächter 1630 Pächter von Kirchenland 13 Stüwe Hans, Jochim, Michel Schlackow (?) Knechte 1637 ggf. vormals mit einer Bauernstelle in Schlackow? Tab. 11: Gesamtübersicht der vermeintlichen Bauern in Schlackow gemäß Kirchenmatrikel von 1611 [4] und der Bauern gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8] sowie des Kaufvertrags vo 1642 [13] inklusive Zuordnung zu den jeweiligen Patronen Die beiden grau hinterlegten Personen werden hier wieder als Söhne der 1611er Bewohner mit gleichem Familiennamen betrachtet. Aber anders als für Görshagen und Marsow, besteht im Hinblick auf die Anzahl der verbleibenden 14 Personen eine größere Unsicherheit im Hinblick auf die Verhältnisse im Jahr 1611. In diesem Sinne auch folgende Anmerkungen: ▪ Position 14: Hier sind drei Stüwe-Knechte aus dem Verzeichnis von 1637 aufgenommen, da Mitglieder dieser Familie sonst nicht überliefert sind und angenommen werden könnte, dass sie um 1630 von dem Bauernlegen in Schlackow betroffen waren (siehe auch unter dem Absatz „Knechte“ weiter unten). ▪ Position 8: Auch Mitglieder der Familie Bartsch könnten vormalige von puttkamersche Bauern in Schlackow gewesen sein, ohne dass es dafür weitere Anhaltspunkte gibt. Dem dokumentierten Dinnis Bartsch ist wahrscheinlich um 1630 eine Kossäthenstelle zugewiesen worden, entsprechend der benannten Abgabe von jährlich ¼ an Roggen an den Pastoren [12]. ▪ Position 10: Ob die Hases vormals in Schlackow eine „eigene“ Hofstelle hatten, muss gleichfalls unsicher bleiben. Der 1637 dokumentierte Jochim Hase [8] könnte Nachkomme eines von puttkamerschen Bauern gewesen sein, ggf. hatten die Grundherren für ihn zuvor eine neue Bauernstelle in Schlackow geschaffen. Nach dem Erwerb der drei vormals von belowschen Höfe Boye, Burow und Corobs23 gemäß des Kaufvertrags von 1642 [13] sowie der zusätzlich erworbenen Gerechtigkeit am Hoffmeister-Hof vor 164424 gemäß Angabe im Erbteilungsvertrag von 1644 [9] hatte sich von diesen vier zusätzlich erworbenen Höfen im Jahr 1644 offensichtlich nur noch die eine Bauernstelle von Carsten Burow erhalten25 [9]. Dieser Carsten Burow wird in der 23 Wohl Vorfahren von „Cordt“ (siehe z.B. Erbvertrag von 1644 [9]) bzw. „Kuhrt“ (sihe z.B. Steuerklassifikation von 1812 [18]). 24 Gemäß einer entsprechenden Angabe im Erbteilungsvetrag von 1644. 25 Tatsächlich ist im Erbvertrag von 1644 das Legen von 3 Bauernhöfen in Schlackow erwähnt. 19
Matrikel von 1630 „der Junger“ genannt. Er ist damit sicher als Sohn eines Vaters gleichen Namens anzunehmen, der diesen Hof demgemäß um 1611 bewirtschaftet haben könnte26. Wenn wir jetzt noch in das Jahr der Hufenmatrikel von 1717 springen [16], wird noch einmal deutlich, wie sehr gerade Schlackow unter dem offensichtlich mehrfachen Bauernlegen der diversen Junker gelitten hat. Von den wohl mindestens 16 Bauernstellen um die Wende zum 17. Jahrhundert, hatten sich 1717 nur zwei Höfe erhalten: Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Jahr Gutsbesitzer Anmerkungen Bauern nac h der Hufenmatrikel von 1 7 1 7 1 Pagel Hanß Schlackow Bauer 1717 Jochim von Puttkamer - 2 Bolt Jacob Schlackow Bauer 1717 Peter von Puttkamer - Bauern nac h der Steuerklassifikation von 1 8 1 2 Tab. 1 12: Bolt Von puttkamersche Bauern in nicht genannt Schlackow gemäß Schlackow Hufenmatrikel Bauer und Schulze 1717 von 1717 [16] George von Puttkamer Franz Ludwig - 2 Haase Jacob Schlackow Bauer 1717 Franz Ludwig George von Puttkamer - 3 Prange Simon Schlackow Bauer 1717 Franz Ludwig George von Puttkamer - 4 Pagel Peter Schlackow Bauer 1717 Franz Ludwig George von Puttkamer - Bewohner in Vietzke. Nach der Hufenmatrikel von 1628 lebten in demjenigen Anteil Vietzkes, der damals noch zur Probstei des Butowschen Amtes gehörte, 5 Kossäthen und ein Krüger [3]. Ihre Namen sind zwar nicht überliefert, doch finden wir jeweils 6 Kossäthen in den Erbteilungsverträgen von 1637 [8] und 1644 [9], wohl in Nachfolge der bzw. in Übereinstimmung mit den 6 Familien aus genannter Hufenmatrikel. Lediglich der in der Tabelle aufgeführte Hans Stockman hat wohl nur vorübergehend den Hof von Hans Nozken übernommen, bis der Hof wiederum an dessen angenommenen Sohn gleichen Namens vergeben wurde27. Ansonsten könnten die sechs Familien bereits 1628 in Vietzke gelebt haben. Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Jahr Gutsbesitzer Anmerkungen 1 Pagel/Pagell Jochim Vietzke Kossäth 1637 Joachim von Puttkamer 2 Nozke Carsten Vietzke Kossäth 1637 Joachim von Puttkamer 3 Härtke Hans Vietzke Kossäth 1637 Joachim von Puttkamer 4 Kerlin/Corlin Jochim Vietzke Kossäth 1637 Werner von Puttkamer 5 Lubke Jacob Vietzke Kossäth 1637 Werner von Puttkamer 6 Stockman Hans Vietzke Kossäth 1637 Werner von Puttkamer 1637 Nachfolger von Hans Notzken, 1644 nicht mehr erwähnt, stattdessen wieder ein Hans Nozzken Nozken Hans Vietzke Kossäth 1637 na wohl bereits 1637 gestorben Tab. 13: Kossäthen in Vietzke gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8] Einige dieser Familien werden zudem schon 1611 die Kossäthen bzw. den Krüger zu Vietzke gestellt haben, weitergehende Aussagen hierzu lassen sich jedoch nicht treffen. Stränder in Görshagen und Vietzke. Aus den beiden Erbteilungsverträgen sind auch einige Stränder überliefert [8,9], die in Vietzke bzw. Görshagen gelebt haben und in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt sind. Nr. Nac hname Vorname Wohnort Beruf Jahr Gutsbesitzer Anmerkungen 1 Cerlin Jochim Vietzker Strand Stränder 1637 Joachim von Puttkamer 1644 "an der Glovnitz" 2 Bolte Jochim Vietzker Strand Stränder 1637 Joachim von Puttkamer 1644 "an der Glovnitz" 3 Selke Jochim Görshagen Strand Stränder 1637 Joachim von Puttkamer - 4 Grothe Hanß Neuenstrand Stränder 1637 / 1644 Werner von Puttkamer zu Vietzke, Name erst 1644 dokumentiert 5 Hase Jürgen Neuenstrand Stränder 1637 / 1644 Werner von Puttkamer zu Vietzke, Name erst 1644 dokumentiert 6 Bartes Hans Görshagen Strand Stränder 1637 Werner von Puttkamer - Tab. 14: „Stränder“ in Vietzke gemäß Erbteilungsvertrag von 1637 [8] 26 Er ist vielleicht mit demjenigen Carsten Buhrow identisch, der 1623 Schulze in Mützenow war, nachdem er die Witwe des vormaligen Freischulzen Paul Schulte geheiratet hatte [20]. Damit wäre er zum einen in ein Freischulzenamt eingetreten und hätte zum zweiten seinem Sohn die Übernahme des Hofes in Schlackow ermöglicht. 27 Abgeleitet aus den Angaben in den beiden Erbteilungsverträgen von 1637 und 1644. 20
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