Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für andere Themen - GöfaK Medienforschung

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Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für andere Themen - GöfaK Medienforschung
Nachrichtenmonitor März 2020
Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für
andere Themen

Im März sind neben der Ausbreitung des Coronavirus, den beschlossenen
Gegenmaßnahmen und den gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Auswirkungen der
Pandemie nur wenige andere Themen in der Berichterstattung präsent. Insgesamt konnten
lediglich vier weitere Top-Themen in den untersuchten Hauptnachrichtensendungen
Tagesschau (20 Uhr), heute (19 Uhr), RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten, die nicht direkt
oder indirekt mit dem Coronavirus in einem Zusammenhang stehen, identifiziert werden:
Mit großem Abstand auf dem zweiten Rang liegt mit insgesamt 69 Minuten die erneute
Flüchtlingskrise an den Grenzen der EU. Auf dem siebten Platz mit 17 Minuten landen die
US-Vorwahlen und den achten Rang belegt die Einigung auf Waffenruhe im syrischen Idlib
(14 Minuten). Die Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen Anfang März landet mit
insgesamt elf Minuten auf dem zehnten Rang.

Abbildung 1
Top-Themen in den Fernsehnachrichten, März 20201
in Minuten

(1)   Untersuchungszeitraum: 01.–31. März 2020.
      Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell, Sat.1 Nachrichten.

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Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für andere Themen - GöfaK Medienforschung
Die übrigen Ränge gehen an Themen mit Bezügen zur Corona-Krise, allen voran auf dem
ersten Platz die Verbreitung und die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in
Deutschland (269 Minuten). Doch diese Darstellung der Top-Themen erfasst nicht
vollständig, wie stark die Corona-Krise andere Themen aus der Berichterstattung verdrängt
hat. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die Beiträge mit einem Bezug zum Coronavirus im
Zeitverlauf über den gesamten März. Anders als bei den Top-Themen werden hier keine
Einzelthemen erfasst, sondern alle Beiträge, die in einem Zusammenhang mit dem Virus
stehen.

Abbildung 2
Beiträge mit Bezug zum Coronavirus im Zeitverlauf, März 20201
Zeitumfang in Prozent

(1)   Untersuchungszeitraum: 01.–31. März 2020.
      Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell, Sat.1 Nachrichten, Tagesthemen, heute journal.
(2)   Am 13.03.2020 wurde eine Sondersendung zum Coronavirus von RTL aktuell ausgestrahlt, die nicht mit in der
      Erhebung berücksichtigt wurde.

Während zu Beginn des Monats der Anteil der Sendezeit aller Formate mit Bezug zum
Coronavirus noch bei 15 bis 25 Prozent liegt, steigt er anschließend kontinuierlich an:

      -   Ab dem sechsten März beträgt der Anteil bereits über 40 Prozent, nachdem in Italien
          umfangreiche Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen, erste Tote in
          anderen europäischen Ländern gemeldet und die ersten Reisewarnungen innerhalb
          Europas ausgesprochen werden sowie die Infektionszahlen in Deutschland steigen.

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Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für andere Themen - GöfaK Medienforschung
-   Am neunten März werden im Zusammenhang der Pandemie die ersten Toten
          deutscher Nationalität gemeldet.
      -   Ab dem 13. des Monats werden erste, restriktive Maßnahmen zur Eindämmung in
          Deutschland beschlossen und der Anteil liegt bei über 85 Prozent der gesamten
          Nachrichtenzeit. Ab diesem Zeitpunkt hat die Berichterstattung in den
          Nachrichtensendungen ihren Höhepunkt erreicht und bleibt auf diesem hohen
          Niveau bis zum Ende des Monats.

Werden die zeitlichen Verläufe der verschiedenen Formate einzeln betrachtet, fällt zunächst
die insgesamt ähnliche Verlaufskurve auf und die Annäherung aller untersuchten
Sendungen auf einem sehr hohen stagnierenden Level in der zweiten Hälfte des Monats.

Abbildung 3
Beiträge mit Bezug zum Coronavirus im Zeitverlauf, März 20201
Zeitumfang in Prozent

(1)   Untersuchungszeitraum: 01.–31. März 2020.
      Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell, Sat.1 Nachrichten, Tagesthemen, heute journal.
(2)   Am 13.03.2020 wurde eine Sondersendung zum Coronavirus von RTL aktuell ausgestrahlt, die nicht mit in der
      Erhebung berücksichtigt wurde.

Dabei beginnen die Nachrichten am ersten März mit einem unterschiedlich hohen Anteil,
den das Coronavirus am Berichterstattungsumfang hat. Bei den beiden öffentlich-
rechtlichen Hauptnachrichten liegt der Anteil bei unter zehn Prozent, während die Sat.1
Nachrichten hier bereits über 40 Prozent der Nachrichten für das Coronavirus reservieren.

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Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für andere Themen - GöfaK Medienforschung
Die übrigen Formate beginnen mit etwas über zehn Prozent. Bei Sat.1 bleiben die
Nachrichten anschließend zunächst auf einem ähnlichen Niveau und machen, zusammen
mit RTL aktuell, den ersten sprunghaften Anstieg am sechsten des Monats nicht mit. Erst am
neunten, dem Tag an dem es die ersten deutschen Opfer gab, springt der Anteil der
Berichterstattung bei RTL um über 40 Prozent. Die beiden Nachrichtenmagazine entwickeln
sich zu Beginn des Monats noch recht dynamisch und schwanken zwischen zehn und 60
Prozent (Tagesthemen) und 15 und 85 Prozent (heute journal). Doch der Trend geht bei
allen Formaten in die gleiche Richtung und stagniert ab dem zwölften März auf hohem
Niveau. Die wenigen Ausreißer nach unten lassen sich durch die Auslagerung der Corona-
relevanten Themen in aktuelle Spezialsendungen erklären. So strahlte RTL am 13. März eine
Sonderausgabe zur Corona-Krise aus, die nicht mit in die Erhebung einfloss.

Auch die Auftritte der deutschen Politikerinnen und Politiker werden von der Corona-Krise
bestimmt. Wie in den Vormonaten auch führt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Top-20
der deutschen Politikerinnen und Politiker an (137 Nennungen, Zitate oder O-Töne).

Abbildung 4
Top-20 der deutschen Politikerinnen und Politiker in den Fernsehnachrichten, März 20201
Anzahl

(1)   Untersuchungszeitraum: 01.–31. März 2020.
      Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell, Sat.1 Nachrichten, Tagesthemen, heute journal.

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Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für andere Themen - GöfaK Medienforschung
Direkt dahinter folgt Gesundheitsminister Jens Spahn mit 105 Auftritten. Betrachtet man
lediglich die O-Ton-Auftritte der Akteure, so würde, wie bereits im Monat zuvor, Spahn (60
O-Tön) die Kanzlerin (57 O-Töne) auf den zweiten Rang verweisen. Allerdings ist Angela
Merkel angesichts der Krise deutlich präsenter als in den Vormonaten. Im Zuge der
Berichterstattung über das Coronavirus und der zunehmenden Verantwortlichkeit der
einzelnen Bundesländer gelangen einige Landeschefs in die Top-20. Das betrifft den
amtierenden Ministerpräsidenten von Bayern, Markus Söder (Rang drei mit 62 Nennungen,
Zitaten oder O-Tönen) und den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Armin
Laschet (Rang sieben mit 35 Nennungen, Zitaten oder O-Tönen). Mit den starken
Einschränkungen in Deutschland und deren sozialen und wirtschaftlichen Folgen, steigt auch
die Präsenz der verantwortlichen Minister. Neben Finanzminister Olaf Scholz (Rang sechs
mit 41 Nennungen, Zitaten oder O-Tönen), sind hier vor allem der Minister für Arbeit und
Soziales, Hubertus Heil, sowie Peter Altmaier, Minister für Wirtschaft und Energie (beide auf
Rang sieben mit 35 Nennungen, Zitaten oder O-Tönen) zu nennen. Auf dem zehnten Platz
landet der bestplatzierte Oppositionspolitiker, Björn Höcke (mit 25 Nennungen, Zitaten oder
O-Tönen), der vor allem im Zuge der Auflösung des rechten Flügels der AfD auftrat.

Abbildung 5
Parteizugehörigkeit deutscher Politikerinnen und Politiker in den Fernsehnachrichten,
März 20201
Anzahl

(1)   Untersuchungszeitraum: 01.–31. März 2020.
      Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell, Sat.1 Nachrichten, Tagesthemen, heute journal.

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Die Corona-Krise bestimmt die Berichterstattung und lässt wenig Raum für andere Themen - GöfaK Medienforschung
Dementsprechend dominieren die Regierungsparteien die Berichterstattung im Monat
März. Die ersten drei Ränge gehen an die CDU, SPD und CSU, wobei es zwischen den
Regierungsparteien deutliche quantitative Unterschiede gibt. Mit 520 Auftritten von
Politikerinnen und Politikern liegt die CDU mit großem Abstand auf dem ersten Platz, gefolgt
von der SPD mit 251 Nennungen, Zitaten und O-Tönen. Den dritten Platz belegt die CSU mit
137 Auftritten. Auf dem vierten Rang gelangt die AfD (71 Nennungen, Zitate und O-Töne),
gefolgt von den anderen Oppositionsparteien mit einer jeweils ähnlichen Anzahl an
Auftritten (Bündnis90/Die Grünen mit 64 Auftritten, die FDP mit 51 und die Linke mit 44).

Zwar wurde nicht der gesamte Monat nahezu ausschließlich von der Berichterstattung über
die Pandemie bestimmt, dennoch lassen sich einige Verschiebungen in der sonst sehr
stabilen Themenstruktur der Nachrichtensendungen feststellen.

Abbildung 6
Themenstruktur der Fernsehnachrichten, März 20201
Zeitumfang in Prozent

(1)   Untersuchungszeitraum: 01.–31. März 2020.
      Tagesschau 20 Uhr, heute 19 Uhr, RTL aktuell, Sat.1 Nachrichten, Tagesthemen, heute journal.

Die Meldungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus wurden zunehmend politischer, so
dass sich bei den meisten Formaten eine deutliche Erhöhung der Politikberichterstattung
zeigt. Über die Hälfte ihrer Ausstrahlungsdauer sind bei allen Sendungen für diesen
Themenreich reserviert. Dabei rangiert der Anteil zwischen 53 (RTL aktuell) und 75 Prozent

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(Tagesschau). In ähnlichem Maß schrumpft die Berichterstattung über Human-Touch- und
Sportthemen. Dennoch weichen die Angebotsstrukturen nicht vollständig auf, die
Unterschiede in den verschiedenen Gewichtungen der Formate sind weiterhin erkennbar.
So legt RTL aktuell weiterhin ein größeres Gewicht auf Sportthemen als die anderen
untersuchten Sendungen, auch wenn es weniger wettbewerbsbezogene Meldungen sind.

Kontakt
GöfaK Medienforschung GmbH
Lennéstr. 12A
14471 Potsdam
E-Mail: info@goefak.de
www.goefak.de

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