Siegener Pädiatrietag 2013 - Leitung Prof. Dr. med. Rainer Burghard - DRK Kinderklinik Siegen
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5. Siegener Pädiatrietag 2013 Leitung Prof. Dr. med. Rainer Burghard Chefarzt Abteilung Kinder – u. Jugendmedizin/ Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin DRK-Kinderklinik Siegen Die Lebensqualität für Kinder verbessern. Das ist unser Auftrag.
Programm • 9.00 Uhr - Begrüßung und Einführung Prof. Dr. Rainer Burghard • 9.15 Uhr- Ambulante Notfallversorgung cerebraler Krampfanfälle und des Status epilepticus Phillip Wolf • 9.45 Uhr - Neuroradiologie – unverzichtbares diagnostisches Instrument zur Lösung neuropädiatrischer Probleme Dr. Burkard J. Irnich • 10.15 Uhr - Zöliakie – neue Wege zur Diagnose Dr. Christoph Herder • 10.45 Uhr - Kaffeepause
Programm • 11.00 Uhr- Das „späte Frühgeborene“ – ein bisher unterschätztes Problem? Wolfgang E. Boehm • 11.30 Uhr - Kinderzahngesundheit und Kinderzahnheilkunde unter prophylaktischen Aspekten Nadine Berginski • 12.00 Uhr - Proteinurie und Hämaturie – orientierende Diagnostik in Praxis und Klinik Prof. Dr. Rainer Burghard • 12.30 Uhr - Mittagspause mit Imbiss • 13.15 Uhr Aufgaben und Arbeitsweise der Ärztlichen Beratungsstelle zur Prävention von Missbrauch und Vernachlässigung Kathrin Felske, Antje Maas-Quast • 13.45 Uhr - Posttraumatische Belastungsstörung: Therapie - Hoffnungen – Grenzen Miguel Hoffmann
Programm • 14.15 Uhr - Minimalinvasive Kinderchirurgie – was ist möglich, was ist sinnvoll? Dr. Stefan Beyerlein • 14.45 Uhr - Autistisch-undiszipliniertes Denken in der Medizin – Folgen und Wege zu seiner Überwindung Prof. Dr. Rainer Burghard • 15.30 Uhr - Zusammenfassung und Abschluss des wissenschaftlichen Programms Prof. Dr. Rainer Burghard
5. Siegener Pädiatrietag 2013 Proteinurie und Hämaturie – Orientierende Diagnostik in Praxis und Klinik Prof. Dr. med. Rainer Burghard Chefarzt Abteilung Kinder – u. Jugendmedizin/ Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin DRK-Kinderklinik Siegen Die Lebensqualität für Kinder verbessern. Das ist unser Auftrag.
Ursachen der Hämaturie bei Kindern • Körperliche Belastung • Familiäre benigne Hämaturie (TBMD) • Harnwegsinfektionen • Idiopathische Hypercalciurie/Nephrocalcinose • Nutcracker-Syndrom • Gerinnungsstörungen • Tubulo-interstitielle Nephritis • Zystische Nierenerkrankungen • Hereditäre Nephritis (Alport-Syndrom) • Malignome • Proliferative chronische Glomerulonephritiden
Hämaturie – Diagnosesicherung • > 5 Erythrocyten/µl im nicht zentrifugierten Mittestrahlurin • Sensitivität von Teststreifen 5-10 Erythrocyten/µl 150 µg/l freies Hämoglobin • bei symptomloser Mikrohämaturie: 3 positive Urinproben innerhalb von 4 Wochen
Hämaturie – Prävalenz • Makroskopische Hämaturie 1,3/1000 Patienten in der allgemeinpädiatrischen Praxis • Mikroskopische Hämaturie 3 % - 4 % der 6-15 jährigen Schulkinder 1 % bei mehr als 2 Kontrollen (Teststreifen) Davon 1/3 mit positivem Testergebnis nach 6 Monaten Ingelfinger JR et al (1977) Pediatrics 59: 557 – 561 Vehaskari VM et al (1979) J Pediatr 95: 676 - 684
Fehlerquellen des Harnstreifentests • Falsch positiver Test Hämoglobinurie (intravasale Hämolyse) Myoglobinurie (Rhabdomyolyse) Oxidierende Substanzen im Urin Nitrit in höheren Konzentrationen • Falsch negativer Test Reduzierende Substanzen (Ascorbinsäure) Konzentrierter Urin Formalin Proteinurie
Erythrocytenzylinder
Dysmorphe Erythrocyten
Glomeruläre und Nichtglomeruläre Hämaturie • Nichtglomeruläre Hämaturie > 90 % eumorphe Erythrozyten • Glomeruläre Hämaturie > 30 % dysmorphe Erythrozyten > 5 % Akanthocyten
Hämaturie - klinische Präsentation und weiterführende Diagnostik • Hämaturie mit assoziierter Harntraktsymptomatik • Hämaturie mit Symptomen einer Nephritis • Isolierte Mikrohämaturie ohne klinische Symptomatik • Unklare Hämaturie
Hämaturie mit assoziierter Harntraktsymptomatik • Nichtglomeruläre Hämaturie mit Dysurie, Pollakisurie, Dranginkontinenz, Flanken- oder Bauchschmerzen • Mögliche Ursachen: Harnwegsinfektionen/Zystitis/Urethritis Uro-/Nephrolithiasis Idiopathische Hypercalciurie (Calcium/Kreatinin-Ratio im Urin > 0,7 mmol/mmol) Nutcracker-Syndrom
Hämaturie mit Symptomen einer Nephritis • Glomeruläre (makroskopische) Hämaturie mit Ödemen, Hypertension, Oligurie, Nierenfunktionseinschränkung • Mögliche Ursachen Postinfektiöse Glomerulonephritis Purpura Schönlein-Henoch IgA-Nephropathie Membranoproliferative Glomerulonephritis Systemischer Lupus erythematodes Wegener Granulomatose, Polyangiitis Hämolytisch-urämisches Syndrom Rapid-progressive Glomerulonephritis Goodpasture-Syndrom • Notwendige serologische Diagnostik ASLO, Anti-DNase-B, ANA, dsDNA-AK, C3, C4, CH50, pANCA, cANCA, Anti-GBM-AK
Isolierte Mikrohämaturie ohne klinische Symptomatik • Keine klinische Symptomatik, keine Proteinurie, unauffällige bildgebende Diagnostik, normale Nierenfunktion, negative immunologisch-serologische Diagnostik • Mögliche Ursachen Benigne familiäre Hämaturie (TBMD) Alport-Syndrom Idiopathische Hypercalciurie IgA-Nephropathie • Notwendige Diagnostik Familienuntersuchung (Eltern, Geschwister) Hörtestung Calcium/Kreatinin-Ratio < 0,7 mmol/mmol Nierenbiopsie
Unklare Hämaturie Nierenbiopsie, wenn… • Assoziation mit Signifikanter Proteinurie Persistierendem Komplementschwund ANCA-positiver Vasculitis Nierenfunktionseinschränkung Familienanamnese mit Hinweis auf Alport-Syndrom Rezidivierende Makrohämaturie Asymptomatische persistierende glomeruläre Mikrohämaturie > 12Monate, wenn Eltern und/oder Arzt beunruhigt sind im Hinblick auf Diagnose und Prognose
Ursachen der Proteinurie bei Kindern • Belastungsproteinurie • Orthostatische Proteinurie • Febrile Proteinurie • Isolierte, persistierende, lageunabhängige Proteinurie • Diabetische Nephropathie • Hyperfiltration nach Nephronverlust (Refluxnephropathie) • Arterielle Hypertension • Steroidsensibles nephrotisches Syndrom (MCNS) • Steroidrefraktäre proliferative Glomerulopathien (FSGS) • Angeborene und erworbene Tubulopathien (Cystinose, aTIN)
Pathologische Proteinurie • Proteinausscheidung ≥ 4 mg/m2/h • Protein/Kreatinin-Ratio ≥ 200 mg/g ≥ 0,2 mg/mg • Streifentest ≥ 1 + (≥ 30 mg/dl)
Glomeruläre und tubuläre Proteinurie
Quantitative Urinproteinanalytik mit „Markerproteinen“ Molekulargewicht Protein/Kreatinin-Ratio (Dalton,dt) (97. Perzentile) Gesamtprotein 200 mg/g Albumin 68.000 20 mg/g Immunglobulin G 160.000 10 mg/g α1-Mikroglobulin 27.000 14 mg/g
Quantitative Urinproteinanalytik mit „Markerproteinen“ Protein/Kreatinin-Ratio TP Albumin IgG α1-MG ________________________________ Selektive glomeruläre PU (Beispiel: MCNS) Unselektive glomeruläre PU (Beispiel: FSGS) Tubuläre Proteinurie ( ) (Beispiel: aTIN)
Klinische Szenarien - intermittierende Proteinurie • Orthostatische Proteinurie Prävalenz bei Adoleszenten 2 % - 5 % • Belastungsproteinurie • Dehydratation • Febrile Proteinurie • Intermittierende Proteinurie ohne erkennbare Ursache Fazit: Das intermittierende Auftreten von Protein im Urin als isolierter Befund ist nicht indikativ für eine Nephropathie
Klinische Szenarien - persistierende Proteinurie • Proteinurie ≥ 1 + (≥ 30 mg/dl) • In Assoziation mit mikroskopischer Hämaturie hochgradig verdächtig auf proliferative Glomerulopathie • Differenzierung selektive/unselektive/tubuläre Proteinurie durch molekulargewichtsbezogene Gelelektrophorese (PAGE) oder Analyse von Markerproteinen (Albumin, IgG, α1-Mikroglobulin) Kosten SDS-PAGE: 33,22 € Kosten Einzelproteinanalyse: 31,47 €
Persistierende Proteinurie Nierenbiopsie, wenn… • Proteinurie von unselektivem Charakter • Nephrotisches Syndrom Proteinausscheidung ≥ 40 mg/m²/h, Protein/Kreatinin-Ratio ≥ 2000 mg/g und atypische Manifestation (Alter!) • Assoziation mit Mikroskopischer (dysmorpher) Hämaturie Eingeschränkter Nierenfunktion Persistierender C3-Komplement-Erniedrigung Klinischer und/oder serologischer Verdacht auf SLE, PSH, ANCA-positive Vaskulitis
Hämaturie und Proteinurie Zusammenfassung • Mikroskopische Hämaturie und eine Proteinurie im nicht- nephrotischen Bereich sind ein häufiges differentialdiagnostisches Problem in der pädiatrischen Praxis • Persistierende Hämaturie und/oder Proteinurie zwingen zu raschen differenzialdiagnostischen Überlegungen, um eine proliferative - potentiell „maligne“ Glomerulopathie - auszuschließen • Die zur Verfügung stehenden diagnostischen Möglichkeiten (Erythrozytenmorphologie, Proteinuriediagnostik) sind auch ohne pädiatrisch-nephrologische Fachkompetenz einfach und kostengünstig zu realisieren • In Zweifelsfällen bleibt die Nierenbiopsie der diagnostische Goldstandard zur ätiologischen Klärung einer unklaren Hämaturie und/oder Proteinurie
5. Siegener Pädiatrietag 2013 Autistisch-undiszipliniertes Denken in der Medizin - Folgen und Wege zu seiner Überwindung Prof. Dr. med. Rainer Burghard Chefarzt Abteilung Kinder – u. Jugendmedizin/ Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin DRK-Kinderklinik Siegen Die Lebensqualität für Kinder verbessern. Das ist unser Auftrag.
Eugen Bleuler (1857 – 1939) • Cover
Karl Popper (1902 -1994)
Mephistopheles „Verachte nur Vernunft und Wissenschaft, Des Menschen allerhöchste Kraft, Lass nur in Blend- und Zauberwerken Dich von dem Lügengeist bestärken, So hab ich dich schon unbedingt.“ Goethe, Faust
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