Die Ergebnisse der Europawahl in Lichtenberg Wahlbericht und erste Analyse (Stand: 27. Mai 2014) - Sebastian Schlüsselburg stellv. Bezirksvorsitzender

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Die Ergebnisse der Europawahl in Lichtenberg Wahlbericht und erste Analyse (Stand: 27. Mai 2014) - Sebastian Schlüsselburg stellv. Bezirksvorsitzender
Sebastian Schlüsselburg       sebastian.schluesselburg@die-linke-lichtenberg.de
stellv. Bezirksvorsitzender

 Die Ergebnisse der Europawahl in Lichtenberg
        Wahlbericht und erste Analyse
             (Stand: 27. Mai 2014)
Die Ergebnisse der Europawahl in Lichtenberg Wahlbericht und erste Analyse (Stand: 27. Mai 2014) - Sebastian Schlüsselburg stellv. Bezirksvorsitzender
Sebastian Schlüsselburg                       sebastian.schluesselburg@die-linke-lichtenberg.de
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   1. Vorbemerkung:

   In Lichtenberg waren am 25. Mai 206.162 Wahlberechtigte zur Wahl des 8. EU‐
   Parlamentes aufgerufen. Dieser Wahlbericht befasst sich vorrangig mit den
   Wahlergebnissen im Land Berlin und insbesondere im Bezirk Lichtenberg. Diese müssen
   miteinander in Beziehung gesetzt werden um aussagekräftige Einordnungen zu erhalten.
   Zusätzlich soll ein ebenfalls ein vergleichender Blick auf die Ergebnisse der AHW 11 und
   der BTW 13 geworfen werden.

   2. Zusammenfassung des Wahlergebnisses und erste Bewertung:

   a) Vorläufiges Ergebnis Bezirk Lichtenberg

   Quelle: Landeswahlleiterin Berlin (vorläufiges Ergebnis Bezirk Lichtenberg)
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   b) Wahlbeteiligung in Berlin und Lichtenberg

EUW 2014           37,2 Prozent       EUW 2009           26,8 Prozent      + 10,4 Prozent

Der Anstieg der Wahlbeteiligung war in Berlin bundesweit nach Brandenburg am
zweithöchsten. Dafür gibt es vor allem drei Gründe: Zum einen ist insgesamt ein moderat
steigendes Interesse an EU‐Politik zu verzeichnen.

Darüber hinaus fand in Berlin gleichzeitig der Volksentscheid um die Zukunft des
Tempelhofer Feldes statt. Dies hatte offensichtlich einen mobilisierenden Effekt auch für die
Europawahl. Wer schon ins Wahllokal geht und die Wahlzettel ausgehändigt bekommt
macht dann auch von seinem Wahlrecht in beiden Fragen gebrauch. Zum dritten darf auch
die Abschaffung jeglicher Prozenthürden bei der Europawahl nicht außer Acht gelassen
werden. Es ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass einige Wähler, insbesondere kleiner
Parteien eine zusätzliche Motivation zur Stimmenabgabe hatten.
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c) Vorläufiges Ergebnis Land Berlin:

d) Wahlbeteiligung Berlin:

EUW 2014           46,7 Prozent        EUW 2009        35,1 Prozent     + 11,6 Prozent
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e) Wahlergebnisse nach Stimmbezirken:

                      Quelle: Morgenpost.de

Betrachtet man die Ergebnisse in den hier nach Briefwahlergebnissen geclusterten
Stimmbezirken ergibt sich folgendes Bild:

DIE LINKE kann alle Stimmenbezirke mit Ausnahme des Wahlkiezes 6A in Karlshorst
(zugehörige Wahllokale 619 – 622) und des Wahlkiezes 5A im Kaskelkiez bzw. Teile des
Weitlingkiezes (Wahllokale 512 – 519) gewinnen. Gegenüber der AHW11 bedeutet dies
selbst bei der niedrigeren Wahlbeteiligung und der prozentualen Verluste (s.u.) die
Verteidigung bzw. Rückgewinnung aller Abgeordnetenhauswahlkreise. Selbst in den Dörfern,
den Altbaugebieten im Wahlkreis 3 (Alt‐HSH), dem Wahlkreis 4 (Rathausviertel, Frankfurter
Allee Nord) und dem Wahlkreis 5 (Münsterlandplatz, Marie‐Curie‐Allee) gingen die
Stimmbezirke von der SPD zurück an DIE LINKE. Landesweit liegen 6 der insgesamt 10 besten
Stimmbezirke der LINKEN im Bezirk Lichtenberg (3 in Friedrichsfelde Süd, 3 in Neu‐
Hohenschönhausen). Die CDU, die bei der BTW13 noch 6 Stimmbezirke erobern konnte geht
zumindest bei der geclusterten Betrachtungsweise leer diesmal leer aus.
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f) Erste Bewertung des Lichtenberger Ergebnisses:

Für die beiden Parteien der Großen Koalition auf Landes‐ und Bundesebene ergibt sich bei
der EW14 ein differenziertes Bild:

Die SPD gewinnt 3 Prozent hinzu und kann damit leichte Zugewinne verbuchen. Auch an
absoluten Stimmen kann sie ein Plus von 5.955 Stimmen verbuchen. Sie hat insoweit von der
gestiegenen Wahlbeteiligung profitiert und konnte mehr Stammwähler erreichen als bei der
vorangegangenen Europawahl. Setzt man dieses Ergebnis in Relation zum Ergebnis der
Landespartei müssen einige einschränkende Bewertungen vorgenommen werden:
Landesweit gelang der SPD ein Plus von 5,2 Prozent. Die Lichtenberger SPD hat von diesem
positiven Landestrend nur unterdurchschnittlich profitieren können, obwohl sie im
Wahlkampf mit der aus dem eigenen Bezirk stammenden Spitzenkandidatin zu punkten
versuchte und den Wahlkampf im Bezirk insoweit auch personalisieren konnte. Sie hatte
einen Vorteil gegenüber den anderen Bezirksparteien aus uneingeschränkter Verbindung
von Person, Programm und Partei und hat daraus nur unterdurchschnittlich Kapital schlagen
können. Im Verhältnis zum Bundestrend, wo die SPD ein Plus von 6,5 Prozent erreichen
konnte, fällt das Ergebnis der Lichtenberger SPD noch behutsamer aus. Berlinweit ist es vor
Friedrichshain‐Kreuzberg (18,4 Prozent) das zweitschlechteste Ergebnis aller SPD‐
Bezirksverbände.

Die CDU gewinnt 0,2 Prozent hinzu, kann damit aber keinen signifikanten Zugewinn
verzeichnen. An absoluten Stimmen konnte sie 3.021 Stimmen hinzugewinnen und somit
auch leicht von der gestiegenen Wahlbeteiligung profitieren. Im Unterschied zur SPD gelingt
es der Lichtenberger CDU sogar entgegen dem Landestrend (‐ 4,3 Prozent), wenn auch nur
minimal, zuzulegen. Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis der Bezirks‐CDU als robuster zu
bewerten als das der Bezirks‐SPD: sich gegen den negativen Bundes‐ und Landestrend der
eigenen Partei zu behaupten ist keine Kleinigkeit. Das bestätigt insoweit den seit der
Bundestagswahl 2013 zu beobachtenden Trend einer Bezirks‐CDU, der es zunehmend besser
gelingt ihre Ressourcen zu nutzen und verhältnismäßig stärker von der Präsenz im
Bezirksamt zu profitieren als die SPD. Genau wie bei der SPD ist das Lichtenberger Ergebnis
landesweit das nach Friedirchshain‐Kreuzberg (7,7 Prozent) das zweit schlechteste Ergebnis.
In Lichtenberg konnten also die Parteien der großen Koalition auf Landes‐ und auf
Bundesebene die vorbezeichneten Zugewinne verbuchen, wobei dies der SPD nur deutlich
unterdurchschnittlich gelingt, während die CDU gegen den Trend minimal gewann.

DIE LINKE konnte mit 33,3 Prozent ihre traditionell dominante Stellung im Bezirk behaupten
und liegt damit 12,9 Prozent vor der zweitplatzierten SPD. Dies bedeutet einen prozentualen
Verlust gegenüber der EW09 von 7,1 Prozent. An absoluten Stimmen konnten 3.238
hinzugewonnen werden auf insgesamt 25.150. Insoweit gelang es der Partei vor dem
Hintergrund der gestiegenen Wahlbeteiligung mehr Stammwähler an Urnen zu bringen als
noch vor 5 Jahren. Von der gestiegenen Wahlbeteiligung konnte DIE LINKE jedoch im Bezirk
nicht ausreichend profitieren. Landesweit betrachtet erreicht DIE LINKE in Lichtenberg
erneut das beste Ergebnis. Allerdings gilt das auch für die Verluste ggü. der EW09. Damit
gelingt es der LINKEN im Bezirk nicht vom positiven Landestrend (+ 1,5 Prozent) zu
profitieren. Eine Erklärung dafür ergibt sich aus der Bewertung der Wähler nach der
Wichtigkeit der Europawahl gegenüber Wahlen auf anderen politischen Ebenen:
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Nur 66 Prozent aller repräsentativ befragten Wähler geben an, dass die für sie wichtigen
Entscheidungen im Europaparlament getroffen werden. Der Bundestag und mit etwas
Abstand die Landtage bleiben in der Wahrnehmung der Wähler die für sie wichtigen
Entscheidungsorten. Das untermauert auch die Wahlbeteiligung, die bei Bundestagswahlen
traditionell am höchsten ist, gefolgt von den Wahlbeteiligungen bei Landtagswahlen.

Der bloße Blick auf das Ergebnis der Bezirks‐LINKEN gegenüber der Europawahl 2009 reicht
für eine Situationseinschätzung nicht aus. Aufschlussreich ist vor allem ein Bezug zu dem
Ergebnis der vergangenen AHW11, welche für DIE LINKE nach 10 Jahren
Regierungsbeteiligung auf Landesebene und im Umfeld der damals auch medial
aufflackernden Piraten‐Partei eine Zäsur bedeutete: Damals erreichte die Partei bei einer
Wahlbeteiligung von 53,5 Prozent nur 29 Prozent der Zweitstimmen zum Abgeordnetenhaus
(= 31.076 St.) und einen 34,2 Prozent hohen Stimmenanteil bei der BVV‐Wahl (= 37.037 St.).
Bereits bei der BTW13 konnten bei einer Wahlbeteiligung von 67,4 Prozent 47.158
Zweitstimmen (= 34,6 Prozent) eingefahren werden. Betrachtet man zusätzlich noch das
Erststimmenergebnis von 40,3 Prozent (= 54.932 St.) erhält man einen guten Anhaltspunkt
für das Wählerpotential der LINKEN bei höheren Wahlbeteiligungen und einer guten
Verknüpfung aus Partei, Programm und Person. An absoluten Stimmen gemessen besteht
bei einer um 16,3 Prozent niedrigeren Wahlbeteiligung gegenüber der AHW11 nur eine
Stimmendifferenz von 5.926 Stimmen. Diese Werte zeigen, dass gegenüber der AHW11 auch
im Bezirk eine Trendwende bei den LINKEN eingelegt werden konnte. Sie hat sich inzwischen
von der Wahlniederlage 2011 erholt.

Die Grünen kommen nur noch auf 10,2 Prozent und verlieren damit prozentual gegenüber
der Europawahl um 1,7 Prozent. Damit verlieren sie gegenüber dem Landestrend (‐ 4,5
Prozent) unterdurchschnittlich. Ihre Hochburg liegt vor allem im Kaskelkiez und Teilen der
Rummelsburger Bucht. Allerdings sind auch hier Schwankungen in Abhängigkeit der
Wahlbeteiligung und Stärke der LINKEN zu beobachten. Bei der AHW11 eroberten die
Grünen die beiden Stimmbezirke im Kaskelkiez. Dies gelang ihnen schon bei der BTW13 nicht
mehr. Hier lag wieder DIE LINKE vorn. Jetzt, bei der EW14 gingen die Stimmbezirke zurück. In
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diesen Gebieten wird es auch zukünftig ein Kopf‐an‐Kopf‐Rennen zwischen LINKEN, Grünen
und SPD geben.

Die AfD erreicht mit 9,3 Prozent (= 6.938 St.) ein starkes Ergebnis im Bezirk und liegt damit
1,2 Prozent über ihrem Landesergebnis von 7,9 Prozent. Das ist für die AfD das drittstärkste
Bezirksergebnis nach Marzahn‐Hellersdorf (11,7 Prozent) und Treptow‐Köpenick (10,1
Prozent). Sie hat damit gegenüber der BTW13 allerdings (5,5 Prozent = 7.480 St.) stimmen
verloren.

Die AfD speist ihr Wahlergebnis dabei vor allem aus der Enttäuschung über andere Parteien.
Vor diesem Hintergrund kann sie als durchaus als Protestpartei verstanden werden.
Allerdings sind die wahlentscheidenden Motive der AfD‐Wähler solche Themen, die nicht
unbedingt darauf hoffen lassen müssen, dass es sich bei der AfD um eine nur kurzlebige
Protesterscheinung handeln muss:
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Die Frage der Währungsstabilität, der sozialen Sicherheit und der Zuwanderung spielten für
die AfD‐Wähler im Zusammenhang mit einer ausgeprägten Protesthaltung die größte Rolle.
Dabei ist das Thema „soziale Sicherheit“ kein spezifisches EU‐Thema.

   3. Wählerwanderung:

Bezogen auf die Bezirks‐ und Landesebene liegen keine Angaben zur Wählerwanderung vor,
sondern lediglich für die Bundesebene. Vor diesem Hintergrund sei an dieser Stelle auf die
Analyse zur Wählerwanderung von infratest dimap und die entsprechende Einordnung von
Benjamin Hoff und Horst Kahrs verwiesen:

„Zur Berechnung der Wähler/‐innenwanderungsbilanz werden anhand der Ergebnisse der
Fragen nach aktueller und vorheriger Wahlentscheidung Wanderungsströme zwischen den
Parteien bzw. „Haltequoten“ (Wähler/‐in pro Partei, die bei beiden Wahlen die gleiche Partei
gewählt haben) geschätzt. In der Wanderungsbilanz werden Zuzug und Wegzüge sowie
neue Erstwähler/‐innen und Verstorbene in der Bevölkerung berücksichtigt. Weiterhin wird
die Gruppe der Nichtwähler/‐innen einbezogen. Genutzt werden für die Analyse amtliche
Repräsentativstatistiken der letzten Wahlen, amtliche Bevölkerungsstatistiken,
repräsentative Umfragen vor der Wahl und die Wahltagsbefragung. Bei der letztlich
vorgenommenen Wählerstromkonto‐Berechnung für jede Partei werden die Einzelströme
auf 1.000 gerundet. Dadurch ergeben sich Differenzen zum amtlich Endergebnis. Die
Wählerstromanalyse von Infratest dimap spiegelt diese Befunde wieder. Zu beachten ist,
dass für die Europawahl 2014 durch das Institut die Stimmen mit den Zweitstimmen bei der
Bundestagswahl 2013 verglichen wurden. Die Tabelle ist jeweils in den horizontalen Zeilen
wie folgt zu lesen: Die CDU kann naturgemäß mit der CDU keine Wähler/‐innen austauschen,
gibt aber an die SPD 310.000 Wähler/‐innen ab. Diese sind mit einem Minus‐Zeichen (‐)
vermerkt. In der SPD‐Zeile sind diese 310.000 Stimmen positiv saldiert.
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Die AfD gewinnt Wähler/‐innen von allen im Bundestag vertretenen Parteien zuzüglich der
FDP. Am stärksten von den Unionsparteien (470.000) sowie von SPD und Linkspartei. Dass
der Anteil der Wechselwähler/‐innen von der FDP zur AfD gegenüber der Bundestagswahl
vergleichsweise klein ausfällt dürfte damit zu erklären sein, dass die Partei auf die liberale
Kernwähler/‐innenschaft zusammengeschrumpft ist. Im Vergleich zur Gesamtwähler/‐
innenzahl von SPD und Linkspartei nehmen sich die 170.000 bzw. 100.000 Wähler/‐innen,
die zur AfD wechselten, moderat aus. Im Übrigen kann DIE LINKE von Union, FDP und SPD
insgesamt 160.000 Wähler/‐innen hinzugewinnen, darunter 100.000 allein von der Union
und der FDP.

Die SPD gewinnt vorrangig aus dem schwarz‐gelben Spektrum (380.000), muss jedoch
290.000 Stimmen an Grüne, Linke und AfD abgeben.“ (Quelle: Hoff/Kahrs Die Ergebnisse der
Europawahl in Deutschland).

   4. Wer wählte welche Partei?

           a) Wahlpräferenzen nach Geschlecht
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           b) Wahlverhalten Arbeitslose:

           c) Wahlverhalten Arbeiter:
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           d) Wahlverhalten Erstwähler:

   5. Die Nichtwähler:

Mit 51,9 Prozent hat die Gruppe der Nichtwähler die absolute Mehrheit. Von den
bundesweit rund 62. Mio. Wahlberechtigten gingen nur 29.8 Mio. auch zur Wahl. In
Lichtenberg ist dieser Anteil wie gezeigt noch größer.

Der Hauptgrund für die Wahlenthaltung war nach infratest dimap die Ununterscheidbarkeit
der Parteien in der Europapolitik. Diese Aussage ist interessant, belegt sie doch, dass viele
Nichtwähler das politische Geschehen und die Kampagnen aufmerksam verfolgen.
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Gleichzeitig spiegelt es die Wahrnehmung insbesondere der Kampagnen der beiden großen
Parteien CDU und SPD wider. Die CDU setze ähnlich wie zur Adenauer‐Ära voll auf die
Popularität der Kanzlerin, obwohl diese nicht einmal zur Wahl stand. Bei den übrigen
Motiven wurde auf Wohlfühlslogans gesetzt, die auf die Mitte der Gesellschaft abzielte und
vermied, konturrierte Aussagen zu treffen. Alle Gesellschaftsschichten sollten sich
angesprochen fühlen, niemandes Interessen sollten in Frage gestellt werden.

Exakt dieselbe Stoßrichtung verfolgte die Kampagne der SPD. Wahlkampfleiter Matthias
Machnig kopierte im Wesentlichen die von ihm verantworteten Bundestagswahlkampagnen
von 1998 und 2002, als man mit Gerhard Schröder erfolgreich auf die „neue Mitte“ abzielte.
Auch hier wurde auf Wohlfühlaussagen und entsprechende Motive gesetzt sowie auf die
Person Martin Schulz. Entsprechend verwundert es nicht dass viele Wähler und Nichtwähler
den Eindruck hatten, es gebe keinen wirklichen Unterschied jedenfalls zwischen den beiden
großen Parteien.
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